Haitauchen in Südafrika

Page 1

Haitauchen in Südafrika Kapstadt. Drehort unzähliger Heimatfilme des ZDFs. Aber auch kulturell-wirtschaftliche Achse des neuen Südafrikas und Ausgangspunkt für europäische Touristen, die hier ihre ganz persönliche „Jenseits von Afrika“ - Romantik suchen. Viele steigen zunächst in der Long Street ab, wo sich die preiswerten Backpackerherbergen angesiedelt haben und wo man auch zu später Stunde noch unbehelligt die Kantsteine und Spelunken unsicher machen kann. Ein weiterer Vorteil sind die vielen preiswerten Restaurants, der kurze Weg zum Busbahnhof und die hohe Dichte an Reisebüros, die sich auf die europäischen Rucksacktouristen spezialisiert haben. Das legendäre „Cage Diving“, das Tauchen mit dem Großen Weißen Hai, ist unser Ziel. Haie sind gefährlich. Haie töten Menschen. Wer hat nicht den Kinoreißer „Der Weiße Hai“ gesehen? Damals wurden Originalszenen in Südaustralien gedreht, obwohl gerade Gaansbai bei Kapstadt als weltbester Spot für Sichtung des Großen Weißen gilt. Ein paar Fakten: Pro Jahr gibt es etwa sechs Tote durch Haiangriffe, aber pro Jahr werden auch mehr als 100 Millionen Haie durch Menschen getötet! Berüchtigt wurde das „Mexiko-Massaker“ in dem Schutzgebiet Islas las Revillagedos, wo profitgierige Fischer vor den Augen korrupter Beamter den kompletten Bestand wegfischten – nicht zuletzt, um die begehrten Haifischflossen nach Fernost zu exportieren. In Folge hat sich auch der Tauchsportverband PADI stark gemacht im Kampf für die Haie – Suppe, Flosse oder Gebiss sollen bald der Vergangenheit angehören. Der Australier Rodney Fox wurde 1963 Opfer eines Haiangriffs und gilt seitdem als Experte und vehementer Schützer des Großen Weißen: In dem Unterwasserstreifen „Deep Blue, White Death“ von 1968 filmte er bereits Weiße Haie aus einem Käfig heraus und war später auch bei der Verfilmung des Schockers „Der Weiße Haie“ als Berater tätig. Noch in den 80er Jahren war dieser spektakuläre Nervenkitzel, zusammen mit einem Großen Weißen im „Big Blue“ zu treiben, nur wenigen Auserwählten mit gefülltem Bankkonto zugänglich. Die Zeiten ändern sich: Heute spaziert man in ein Reisebüro in Kapstadt, zahlt umgerechnet zwischen 80,00 und 90,00 Euro, und findet sich am nächsten Morgen in der Bucht von Gaansbai wieder. Zunächst wird gemeinsam gefrühstückt, die Gruppe beschnuppert sich, es sind etwa ein Dutzend ausländische Haifreunde in der Runde. Das Geschäft mit den knorpeligen Räubern scheint zu brummen. Mit Traktoren werden draußen die hochseetauglichen Boote in den rauen Südatlantik gehievt, der Tidehub ist zuweilen gewaltig. Insgesamt sechs Boote laufen an diesem Morgen aus. Ziel: Der sechs Seemeilen entfernte, 100 Meter lange Kanal von Dyers Island, als „Shark Alley“ weltberühmt geworden. Heimat und Futterstelle von Pelzrobben und unzähligen Weißhaien, diesen monströsen Fressmaschinen mit perfekter Präzision. Die Stimmung an Bord ist gespannt, fast alle spähen angestrengt nach der berühmten Dreiecksflosse, wollen „ihn“ als erstes sichten. Es sind Haifreaks und Fotografen unter der Gruppe, aber auch normale Backpacker auf dem Wege nach Botswana oder Mosambik. Der Anker fällt, das Boot schaukelt in der Dünung. Die Crew beginnt mit ihrem Spiel: Es wird reichlich Fischblut und Thunfisch im Wasser verteilt, eine Robbenattrappe aus Holz treibt im Schlepp und der Käfig wird zu Wasser gelassen. Die ersten tauschen nervöse Blicke, andere können es kaum erwarten und springen über die Bordwand in den schaukelnden Käfig, der am Boot festgemacht ist. Es werden heute andere Zellen verwendet als in den alten Filmen, in denen einsame Taucher auf den Meeresgrund absacken und dabei von tollwütigen Bestien attackiert werden. Nein, in der Neuzeit verwenden die geschäftstüchtigen Südafrikaner Gehäuse, die bis zu sechs Personen auf einmal fassen und die nur noch an der


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.