Wilde Frauen

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Dokumentation Wilde Frauen Anna-Lena Thamm



Dokumentation Wilde Frauen Verantwortliche Dozenten: Prof. Hermann Stamm, Prof. Karl Schawelka

Anna-Lena Thamm WS 07/08, VK, 3. Semester



Wilde Frauen Es scheint, dass wir heutzutage besonders viele Rollenbilder aktiver, kämpferischer oder Herrschaft ausübender Frauen hervorbringen, wie die Superwomen, Barbarellas, Engel für Charlie, Xenas etc. belegen. Doch haben solche Frauen mit den von ihnen verkörperten Bruch der gewohnten Geschlechterrollen immer wieder die Gesellschaft fasziniert. Hinter der patriarchalischen Ablehnung von Amazonen schimmert nicht selten eine unverhohlene Sehnsucht durch und werden auf sie die unaussprechbaren Wünsche beider Geschlechter projiziert. Im Projekt soll mit Mitteln der inszenierten Fotografie das Thema aufgegriffen werden, wobei auch Aspekte wie Wesen und Erscheinung oder die Rolle der Medien für die Optionen der Selbstdarstellung einfließen sollen.





Siehst Du mich, seh' ich Dich Kurzbeschreibung Die gezeigte Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Traum und Schlafen. Kann eine Frau, die im realen Leben eher ruhig und unauffällig ist, sich in Traumwelten völlig anders bewegen und auch anders sein - nämlich wild? Sie ist im Traumzustand völlig natürlich und frei. Sie kann all das ausleben, was im realen Leben keinen Platz findet oder was gegen die moralischen Werte der Gesellschaft verstößt. So steht ein ruhiges, entspanntes Gesicht dem wild zerzaustem und bewegtem Haar gegenüber, das sich um den Kopf legt und möglicherweise fast wie ein Schutz wirkt vor dem Eindringen eines Fremden. Kurzes Konzept Die gezeigte Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Traum und Schlafen. Ausgangspunkt war der Kontrast zwischen einem schlafenden und einem wachen Menschen. Auf das Thema der Wildheit bezogen stellte sich mir zunächst die Frage: Dem Traum ist es ja zu eigen, dass einem Individuum keinerlei Grenzen gesetzt werden in Bezug auf sich und andere. Die

Gedanken sind frei, Handlungen müssen nicht durchdacht sein auch nicht logisch, es gibt keinen Aufpasser, keinen, der einen kennt und notfalls zurecht weisen könnte, wenn man Grenzen überschreitet oder aus seiner Rolle fällt. Man kann all das im Traum ausleben, was im realen Leben keinen Platz findet oder was gegen die moralischen Werte der Gesellschaft verstößt. Im Traum ist man ganz bei sich selbst und kein anderer außer man selbst kann Einfluss nehmen auf das Geschehen der Traumwelt. So kann jeder seine wilde Seite ausleben. Dieser Ausdruck kann auch in den Bildern erahnt werden: Fass mich nicht an! Weck mich nicht auf! Aber auch noch viele weitere Aspekte liegen in den Aufnahmen verborgen: Durch die ruhigen Gesichtszüge wirkt es auch unschuldig und zugleich erhaben. Man ist dazu angehalten stiller Beobachter zu bleiben, man darf nicht näher kommen, obgleich man sich eigentlich bereits mitten in einer Intimsphäre befindet und schon recht nah sieht, was sich vor einem darbietet. Man kann die Schlafende bewundern und sie begutachten, man kann erotisch berührt sein durch den leicht geöffneten Mund und das wilde Haar. Auch die bleiche Haut hat etwas magisches und beruhigendes an sich. Wäre die Haut gerötet und die Farben insgesamt

kontraststärker, wäre die Schlafende auch näher bei uns. So wirkt sie eher abwesend und zeigt fast den gleichen Hautton wie eine Tote. Was ihr auch wieder einen gewissen Respekt verschafft. Der Eindruck entsteht: „Sie ist so weit weg von mir und doch so nah.“ Die Aufnahmen zeigen außerdem eine große Bewegtheit durch den Fall der Haare. Sie scheinen eine Richtung vorzugeben, in die sich die Schlafende als nächstes dreht. Sie ist also in Aktion, dennoch unendlich fern vom Leben im Wachzustand. Die Bewegung steht auch für einen „erregenden“ Traum - sie reagiert auf die Bilder, die sie sieht. Vielleicht hat sie sogar einen Alptraum. Nicht zuletzt dient diese Fotoserie auch der Selbststudie. Wie sehe ich eigentlich aus wenn ich schlafe? Es war für mich selbst eine interessante Erfahrung, die Ergebnisse zu sehen, da ich auch versuchte so nah wie möglich an den Zustand des Schlafes heranzukommen. Daher war ich zu dieser Zeit auch allein mit mir, konnte mich bequem hinlegen und konnte warten bis ich die nötige Entspannung hatte, die für die Entstehung der Bilder unumgänglich war. Alle Bilder sind daher auch mit Selbstauslöser entstanden, da eine zweite Person im Raum mich vermutlich beeinflusst hätte - es wäre immer ein


Gefühl des Beobachtet-Werdens dabei gewesen und dann wären die Fotos weniger authentisch. Trotzdem hat die Arbeit den Titel „Siehst Du mich, seh' ich Dich“. Denn der Betrachter steht vor meinen Fotografien und kann viel von mir sehen, er kann unterschiedlich nah herankommen - ich kann mich nicht verstecken oder verstellen. Im Schlaf habe ich keine Kontrolle über mich und meine Bewegungen. Das letzte Foto der Serie zeigt mich dann mit geöffneten Augen, so als wäre ich gerade erst aufgeschreckt, hätte doch etwas gemerkt von der Anwesenheit eines Anderen. Verheißt dieser Blick nun, den anderen zu erkennen in seinem Selbst, so fühlt sich der Betrachter fast ertappt. Er wird enttarnt, ist kein heimlicher Beobachter mehr und wird überrascht durch die plötzliche Präsenz der zuvor Schlafenden. Vielleicht ist aber auch alles nur ein Spiel. Vielleicht weiß die Schlafende genau, dass sie beobachtet wird und nutzt dies aus, z. B. als Lockmittel für einen ganz bestimmten Plan. Sie bringt eine emotionale Seite im Betrachter zum Vorschein, die sie später überlegen machen könnte, nachdem sie aufgewacht ist.

Mögliche Präsentationsformen der Arbeit Die Fotos sollen vermutlich in der Größe 50x70 cm ausbelichtet werden. Nun gibt es verschiedene Überlegungen, wie die Arbeit präsentiert werden könnte, dies richtet sich selbstverständlich auch nach dem Rahmen des Möglichen im Bezug auf Kosten und Standort. So wäre es denkbar die Serie mit einem Beamer im abgedunkelten Raum zu zeigen. Zum einen stände dann die Dunkelheit für die Nacht, wo man ja meist schläft. Aber sie bietet dem Betrachter auch Schutz - er kann nicht beobachtet werden von anderen Beobachtern und kann mit sich und den Bildern relativ ungestört sein. So kann er sich freier fühlen und gelöster reagieren. Außerdem ein Vorteil des Projizierens, die Bilder erscheinen in der richtigen Reihenfolge und können einzeln wirken, vor allem das letzte Foto. An der Tür könnte außen ein Schild mit dem typischen Aussehen, der im Hotel verwendeten Hinweisschilder „Bitte nicht stören“ mit dem Titel und einigen Informationen angebracht sein. Das verweist darauf, dass man eine Intimzone betritt. Wenn es um eine Platzierung an der Wand geht, dann wäre es sinnvoll die Betrachtungshöhe herabzusetzen. Zum einen muss der Rezipient dann eine

andere Haltung einnehmen - nämlich sich zu setzen und gerät dadurch in einen ruhigeren Zustand. Zum anderen läge die Schlafende auch auf dieser Höhe in einem Bett und um sie richtig sehen zu können, müsste sich auch der tatsächliche Beobachter bücken oder in die Hocke gehen. Die Bilder lassen sich nicht so gut betrachten im vorbeigehen - einen Schlafenden betrachtet man nicht flüchtig, wenn man einmal die Chance bekommt, ihn sich länger ansehen zu können. Durch das Sitzen und Verweilen entspannt man sich und kann die Ruhe besser auf sich wirken lassen. Allerdings müssten dann die Raumgegebenheiten so sein, dass der Betrachter ausreichend Abstand gewinnt und dennoch nah genug dran ist. Auch damit er sich nicht umsetzen muss um alle Bilder sehen zu können. Die Bildgröße richtet sich also auch nach dem Abstand zwischen Foto und Rezipient. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang auch, die Schlafphasen durch unterschiedliche Höhen zu symbolisieren. Also besonders tief gehängte Bilder ständen dann für eine tiefe Schlafphase, höher gehängte dann für einen leichteren Schlaf. Das letzte Bild könnte so beispielsweise auf Augenhöhe des Betrachters stehen es wäre ihm gleichwertig, da der Wachzustand nun eingetreten ist.





1. Session

Die Fotos stammen aus dem ersten Versuch, den Zustand des Schlafens zu visualisieren. Es wurden verschiedene Perspektiven und Abstände zu der Schlafenden getestet und anschließend bewertet. Auch mit der

Drehung der Fotos wurde bereits experimentiert. Die Fotos sind daher auch in ihrer Formsprache und den Lichtverhältnissen recht unterschiedlich angelegt.



Erste Experimente

Mögliche Fünferserie. Vordergründig waren dabei die verschiedenen Bewegungsabläufe im Schlaf zu zeigen.


Traumbilder Versuch die wahrgenommenen Bilder des Traums zu visualisieren.


2. Session



3. Session

Bei der dritten Session, wurde bereits eine konkrete Entfernung zur abgebildeten Person gefunden, auch die Lichtverh채ltnisse wurden angeglichen.


Drehbewegungen Ein weiterer Versuch Bewegung darzustellen. Hierbei wurde nur der durch drehen ver채nderte Kopf fotografiert und am Rechner zusammen montiert.


Endauswahl f端r: Siehst Du mich, seh' ich Dich



Extra: Schwebe


Diese Arbeit würde ich eventuell noch zusätzlich ausstellen wollen. Sie ist sehr hell gehalten, mit viel Weißraum und strahlt dadurch eine gewisse Transzendenz aus. Das Fotopaar verkörpert sehr gut den Begriff der Schwebe und des Sich-Fallen-Lassens. Hängt also wiederum auch eng mit dem Traumgefühl zusammen. Die Schwerkraft scheint hier irrelevant zu sein, trotz des Überkopfhängens ist das Gesicht vollkommen ruhig und frei, ganz bei sich. Durch die strahlende Helligkeit wirken die Fotos zudem wie eine Auflösung des Körpers im Licht, was wiederum verschieden interpretiert werden könnte: Als Ewigkeit, Selbsterkenntnis oder auch sexuelle Ekstase.


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