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„Ärmel hochkrempeln und los geht’s“
Reda Mostafa, Pre-Sales Business Director, und Nathanael Milker, Market Director Sales, stellen dem Leistungsversprechen des renommierten Systemanbieters die Bedürfnisse der Prozessindustrie gegenüber.
mit ihrer Hierarchie von SPS über MES bis hin zum ERP die sogenannte World of Records, Back-End-Systeme, wenn Sie so wollen. Über ThingWorx verknüpfen wir diese Datensilos untereinander und stellen die Echtzeitkonnektivität zu den Maschinen beziehungsweise Sensordaten auf der OT-Ebene her. ThingWorx öffnet das Tor zur World of Engagement, wie wir es nennen, zur Befähigung von Mitarbeitern durch rollenbasierte Apps:
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• Engineering-connected Apps
• Maintenance-connected Apps
• Managemente-connected Apps
• Operation-connected Apps
Auf Basis der Namur Open Architecture (NOA) entsteht so ein innovatives Ökosystem an Anwendungsfällen für einen Betreiber. Dabei positionieren wir uns sehr OT-nah.
Herr Milker, welche Use Cases könnten Sie sich vorstellen? Milker: Ehrlich gesagt, tausende! Es muss ja kein aufwendiges Programm sein, sondern viele kleine Apps, sagen wir, eine auf Stand gehaltene Inventarliste oder eine Übersicht über die Notfallduschen in einem Anlagenabschnitt, oder wo die Fahrräder für die Anlagentechniker stehen. Eben so, wie wir es von unserem Smartphone her kennen. Nur sind die Apps untereinander und mit den Back-End-Systemen synchronisiert.
Hierbei werden die Daten sowohl aus den Systemen gelesen – und somit dem Benutzer in Echtzeit zur Verfügung gestellt – als auch in einige der Back-End-Systeme zurückgespielt, beispielsweise für die Ablage von Berichten oder das Initiieren von Workflows im ERP-System. Natürlich stimmen wir uns hierbei eng mit den Kunden bezüglich der Datensicherheit ab.
Ein anderes Beispiel bezieht sich auf Steuerungen. Derzeit arbeiten wir am Konzept „Modul Type Package“ (MTP, NAMUR/VDI) mit, um die Orchestrierung modularer Anlagen zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, damit die Innovation im Bereich SCADA der Prozessindustrie zu fördern, um dadurch neuen Wettbewerb mittels IoT zu schaffen und zukünftig berücksichtigt zu werden.
Und welches Geschäftsmodell haben Sie sich ausgedacht?
Die Grundidee besteht aus zwei Aspekten: Erstens, dass die Eigentümer und Betreiber derartige Apps in einem unternehmensweiten App-Store ihren produzierenden Einheiten selbst zur Verfügung stellen. Wichtig dabei ist, dass sich jede App für sich rechnet. Bei der Produktivschaltung werden die Apps lizensiert. Zweitens braucht es Partnerschaften. Als IoT-Anbieter sind wir der Meinung, dass es ohne einen Open Mindset nicht geht. Daher arbeiten wir mit allen notwendigen Marktteilnehmern zusammen, um die Ziele der Anlageneigentümer und -betreiber zu erreichen. Der Erfolg in der IT-Branche findet langfristig gesehen nicht mehr über proprietäre Systeme statt, sondern über die Art und Weise, wie mittels Standards und
Herr Mostafa, mit welcher Strategie versucht PTC in der Prozessindustrie zu reüssieren?
Mostafa: Ganz einfach, wir wollen mit unserer technologischen Kompetenz überzeugen – und mit unseren Lösungen kreativ und neuartig auftreten. PTC liefert eine Plattform, mit der die Unternehmen auf Basis von bereits vorhandenen CAE-Systemen wie auch PIMS-Systemen und den dort abgelegten, strukturierten Daten selbst Applikationen entwickeln können, um so die eigenen Prozesse zu optimieren.
An welche Zielgruppe wenden Sie sich?
Es kommt drauf an. Wir arbeiten meistens mit den neu geschaffenen Digitalisierungsteams, die ihre eigenen Geschäftsbereiche mit neuartigen Lösungen unterstützen wollen, eng zusammen.
Und wie positioniert sich Ihr Unternehmen inhaltlich?
Alle Aktivitäten von PTC in dieser Hinsicht orientieren sich an der Automatisierungspyramide. In unserer Nomenklatur symbolisiert die Automatisierungspyramide
Wie kommen Sie an die Daten heran? Wichtig sind exisitierende Standards. Die Prozessindustrie beschäftigt sich in Interessensgruppen wie der NAMUR seit vielen Jahren, damit Standards zu definieren, um eine Interoperabilität zu schaffen. ThingWorx liest solche Standards system- und steuerungsübergreifend aus.
… Ein Beispiel würde helfen … DEXPI ist eine Initiative für die Prozessindustrie, welche ein neutralisiertes Austauschformat auf Basis der ISO-Norm 15 926 entwickelt. Für PAN zum Beispiel haben wir in wenigen Tagen einem gängigen CAE-Systems das DEXPI XML P&ID entnommen und mit Daten aus einem PIMS-System in Kontext gesetzt.
Systemoffenheit Kreativität gewinnbringend umgesetzt werden kann. Einer unserer wichtigsten Partner ist zum Beispiel Microsoft mit Azure.
Herr Mostafa, wie verhält es sich mit dem Datenmanagement? Sorgen diese ganzen Apps nicht für ein schönes Chaos am Ende, bei dem keiner mehr weiß, was bereits erstellt wurde und wozu es gut ist?
Mostafa: Nein, das glaube ich nicht. Selbstverständlich bedarf es eines zentralen Application Managements zur Erstellung und Verwaltung der konfigurierten Applikationen. Aber zurück zu Ihrer Frage zum Datenmanagement: Es werden ja keine neuen Dokumente erzeugt, sondern lediglich kontextbezogene Sichten auf Basis von aktuellen Daten. Gut, wenn es um Analytics-Apps geht, werden durchaus Daten abgespeichert, weil zum Beispiel Zeitreihen (Historians) untersucht wurden. Aber das ist dann auch ganz bewusst gewollt. Im Grunde genommen schaffen wir einen Orchestrierungslayer mit ThingWorx, der den Benutzern alle notwendigen Informationen und Daten zum benötigten Zeitpunkt zur Verfügung stellt.
Für mich klingt das alles ein wenig spacig, alles andere als nach oldschool. Herr Milker, liege ich da falsch?
Milker: Nein, ganz und gar nicht. In der Tat wenden wir uns zunächst an Geoffrey Moores Early Adopters1 Unsere Idee ist dabei – und dies ist ein ganz wichtiger Punkt – dass in Zukunft die Unternehmen selbst Applikationen erstellen, um die eigenen Prozesse zu optimieren. Es geht uns um die digitale Kompetenz im eigenen Hause. Die jungen Menschen in der Prozessindustrie warten doch nur darauf, an der Digitalisierung teilzuhaben! Spannend wird dabei sein, zu sehen, wie neue Geschäftsmodelle entstehen, etwa indem bestimmtes Know-how über Apps an heutige
Konkurrenten weitergereicht wird und diese zu Kunden werden. Ich sehe aber nicht nur eine veränderte Wettbewerbssituation durch IoT-Anwendungen, ich sehe auch im IT-Markt starke Veränderungen eintreten, gerade wenn es um zukünftige Anlagensteuerungen geht, insbesondere, wenn die Anlagen modular aufgebaut sein werden. Wir arbeiten konkret mit Anlagenbetreibern zusammen, wenn es darum geht, statische, statische Steuerungs- und Historiensysteme sukzessive zu erweitern beziehungsweise zu ersetzen. Dies ist zwar ein steiniger Weg, hat aber erhebliches Einspar- und Umsatzpotenzial für alle Beteiligten. Wir möchten hier ein Klima für Innovation und eine Aufbruchsstimmung erzeugen. Gezielte Partnerschaften helfen uns dabei!
Meinen Herren, vielen Dank für das Gespräch! Und viel Erfolg in der Prozessindustrie!
Interview: Bernhard D. Valnion
(1) de.statista.com/statistik/daten/studie/242591/umfrage/bruttowertschoepfung-der-chemisch-pharmazeutischen-industrie
(2) „Industrie 4.0 – Volkswirtschaftliches Potenzial für Deutschland“, Studie, Bitkom, Fraunhofer IAO, Stuttgart 2014
(3) dexpi.org/wp-content/uploads/2017/08/DEXPI@FiatechShowCase2017-with-videos.pdf
(4) ECONOMIC ENG. 5/2016, Göller, Baden-Baden