Dienstag, 22.11.2011 Peter Ohnemus mit E-Health-Firma zurück im IT-Business
Schweizer Investor, Schweizer Software, Schweizer Rechenzentrum und internationale Lancierung: Mit viel Swissness wurde gestern die mobile Plattform Quentiq lanciert, die über die persönliche Gesundheit Auskunft gibt und sie bewertet. Wer seine persönlichen Gesundheitsdaten in Freizeit und Beruf inklusive Bewegungs- und Ruhezeiten im Griff haben will, soll dafür die ab dem 1. Dezember verfügbare App der Quentiq Health Score nutzen. Das jedenfalls meinte Quentiq-Firmengründer und Verwaltungsratspräsident Peter Ohnemus bei der gestrigen Lancierung der Kommunikationsund Bewertungsplattform für den persönlichen Gesundheits-Check. Der gebürtige Däne Ohnemus ist kein Unbekannter der hiesigen ICT-Branche und kennt das Auf und Ab des Unternehmertums bestens: Unter anderem war er Gründer der einstigen SQL AG, die er zu Beginn der Neunzigerjahre an Sybase verkaufte, fabrizierte später mit seiner Fantastic Corporation in der Dotcomblase einen Riesen-Flop und hat dann 2003 mit Asset4 eine Finanzplattform für nachhaltiges Management in börsennotierten Unternehmen erfolgreich aufgegleist, die er 2009 an Thomson Reuters verkaufte. Jetzt, zwei Jahre später, hat er mit Quentiq erneut grosse Ambitionen. Quentiq Health Score Der patentierte Quentiq Health Score verspricht, den Gesundheitszustand eines Einzelnen durch eine einmalige Zahl bestimmen zu können. Dazu werden auf einer Plattform sportlichen Aktivitäten, Fitnessanstrengungen und Lebensgewohnheiten wie Essen und Trinken sowie physiologischen- und Selbstbeurteilungen zusammengefasst und in Echtzeit ausgewertet. Interessant ist die Plattform zum einen, weil sie mit zahlreichen derzeit bereits verfügbaren Biosensoren ohne manuelle Dateneingabe Blutwerte, den Puls oder Schlafgewohnheiten und Gewicht integrieren kann. Andererseits kann sich der jeweilige Nutzer eine eigene Community mit Freunden, Arbeitskollegen oder innerhalb der Familie aufbauen, in der er seinen Health Score vergleichen und womöglich sogar bei gemeinsamen Aktivitäten verbessern kann. Was sich wie Zukunftsmusik anhört, die beispielsweise Krankenkassen erlauben könnte, anhand des Health Score und keineswegs anhand konkret erfasster Daten Bonussysteme wie bei der Autoversicherung einzuführen, ist in Teilen bereits bekannte Technik. So existiert rein auf die Bewegung zugeschnitten, aber ebenfalls mit Community-Funktionen versehen, etwa die Plattform Smartrunner.
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Zielpublikum: Alle Smartphone-User Ohnemus liess allerdings an der gestrigen Präsentation keinen Zweifel daran, dass Quentiq insbesondere durch den integrierten Health Core jetzt schon weit über die Möglichkeiten von Konkurrenzplattformen hinausgeht. Da auch in Unternehmen die Work-Life-Balance immer mehr zum Thema werde, könnte auch hierfür der Health Score ein wichtiger Baustein werden. Grundsätzlich adressiert die Plattform jeden der bisher rund 500 Millionen Smartphone-Nutzer weltweit. Derzeit läuft die Plattform aber erst auf dem iOS des iPhone. Absehbar sei aber bereits eine Version für Blackberry und eine Android-Version, sagte Entwicklungs-Chef André Naef gegenüber inside-it.ch. Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung ist allerdings, dass sich möglichst schnell eine grosse Community bilde. Ob das gelingt, müsse sich erst noch zeigen. Derzeit sind für die Abo-Nutzung der Plattform rund 10 Franken im Monat fällig, Kinder nutzen sie gratis und Jugendliche ab 13 Jahren erhalten genauso einen Sondertarif wie diejenigen, die ein Abo lösen. Hinzu kommt dann der Kauf der jeweiligen Biosensoren, von denen viele im Durchschnitt mit 50 bis 70 Franken zu Buche schlagen. Allerdings kann man sofort und ohne Zusatzkosten mit Basisdaten wie Grösse, Gewicht und etwa Auskünften zur Krankengeschichte in der eigenen Familie starten - richtig interessant wird es natürlich erst, wenn man beispielsweise auch die Blutanalyse oder das Gewicht nahtlos, also ohne manuelle Eingabe, in die Bewertung mit einbeziehen kann. Schweizer Software und Rechenzentrum Entwickelt wurden die Algorithmen für die Plattform von Prof. Dr. Laurence Jacobs, der hauptsächlich in theoretischer Physik, angewandter Mathematik, Computerwissenschaften und Medizin forscht und lehrt. Auf deren Basis wurde die Serverplattform, der iPhone-Client und die Verschlüsselungstechnik von der Zürcher Ergon Informatik entwickelt. Patrick Burkhalter, CEO von Ergon, wollte gegenüber inside-it.ch das Projekt zwar nicht beziffern, sprach aber von einem "sehr schönen Auftrag". Quentiq ist derzeit mit rund 15 Mitarbeitenden bei Ergon eingemietet und soll gemäss Verwaltungsrat schnell auf 30 Mitarbeitende wachsen. Die neuen Angestellten sollen insbesondere den Verkauf ankurbeln. Bis 2016 will Ohnemus schon rund 200 Personen beschäftigen, wie er sagte. Betrieben wird die Plattform übrigens "in einem Rechenzentrum im Gotthard", wie er sagte. Viel Konkretes war Ohnemus auch nicht zu den Kunden zu entlocken - weder für die Schweiz, wo auch der Hosting-Partner unbekannt ist, noch für die anderen Länder nannte Ohnemus Kunden beim Namen. Heute wird die Plattform in München für Deutschland gelauncht, wo die Plattform von der Deutschen Telecom gehostet wird. Morgen findet dann auch der Launch für Österreich in Wien statt. Noch im Dezember soll in England ein erster Kunde live gehen auch hier blieb Ohnemus allerdings vage und sprach nur von einem grossen "Gesundheits- und Fitness-Anbieter" oder doch eine "Krankenhauskette", wie
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Laurence Jacobs im Gespräch beim Apéro sagte. Kein Wunder also, dass es auch zur USA lediglich hiess, "die Gespräche mit potentiellen Interessenten sind weit fortgeschritten". Vorerst heisst es also noch abwarten. (Volker Richert)
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