12. September 2014 15:31; Akt: 12.09.2014 15:31 Print
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Pensionskassen sollen in Start-ups investieren von Valeska Blank - Der Zukunftsfonds soll mit den Vermögen der Pensionskassen jungen Unternehmern helfen. Kritiker bemängeln das hohe Risiko und befürchten eine Verschwendung der Gelder.. In Bundesbern ist man sich einig: Schweizer Jungunternehmer sollen mehr Kapital bekommen. Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat eine Motion angenommen, dass Pensionskassen einen Teil ihres Vermögens in langfristige, zukunftsgerichtete Anlagen investieren können. Konkret: In Startups, die sonst nicht ans nötige Geld kommen. Das Projekt heisst «Zukunftsfonds Schweiz» und soll von den Vorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherern gemeinsam getragen werden. Hintergrund des Vorstosses von Motionär Konrad Graber ist, dass die Schweizer Pensionskassen auf einem Milliardenvermögen sitzen. Ein bis fünf Prozent dieser Gelder solle über den Zukunftsfonds in Form von Risikokapital an Jungunternehmer fliessen. «Gelder nicht verspekulieren» Auf das Projekt angesprochen, reagieren die Pensionskassen zunächst zurückhaltend. Grundsätzlich sei der Zukunftsfonds zwar eine «interessante Idee», heisst es beim Versicherer Swiss Life auf Anfrage von 20 Minuten. Dennoch scheinen die Vorsor-
chen. Er führt die Firma Blue Lion und fördert Start-ups aus der ICT- und Cleantech-Branche. «Weil in der Schweiz viel Vermögen in Spartöpfen wie Pensionskassen parkiert ist, wäre es nur sinnvoll, wenn ein Teil davon für vielversprechende Jungunternehmen verwendet würde», so Christen.
Schweiz als neues Silicon Valley
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geeinrichtungen skeptisch zu sein. «Investitionen in Startups bergen naturgemäss ein erhöhtes Risiko», sagt Swiss-Life-Sprecher Dajan Roman. Die langfristige Sicherheit der beruflichen Vorsorge müsse im Interesse der Versicherten einen hohen Stellenwert haben. Das hohe Risiko beim Investment in ein Jungunternehmen ist auch für Pensionskassenexperte Werner C. Hug ein Argument gegen den Zukunftsfonds. «Vorsorgegelder sollten nicht verspekuliert, sondern wenn schon für eine höhere Verzinsung der Renten eingesetzt werden», sagt er. Wer in ein Start-up Geld einschiesse, warte oft zehn oder mehr Jahre, bis sich die Investition auszahle. «Das verkraften die Schweizer Pensionskassen
nicht – die goldenen Zeiten sind vorbei», so Hug.
«Zu viel Vermögen parkiert»
Solche Befürchtungen wollen die Befürworter nicht gelten lassen und lenken den Blick in Richtung Übersee. In den USA würden Pensionskassen rund 5 Prozent ihrer Mittel in Risikokapital investieren. Daraus seien beispielsweise Grossunternehmen wie Intel oder Google hervorgegangen. In der Schweiz hingegen kommen gemäss Schätzungen nur magere 0,02 Prozent der Pensionskassengelder jungen Firmen zugute. Für Branchenkenner Gert Christen sind diese Zahlen Grund genug, sich für die Idee des Zukunftsfonds starkzuma-
Die Idee des Zukunftsfonds ist nicht neu und wurde schon vor über 20 Jahren in der Politik diskutiert. Die Motion geht zurück auf ein Konzept von Henri B. Meier. Er ist Ex-Finanzchef von Roche und greift seit mehr als zehn Jahren Schweizer Start-ups unter die Arme. Er verspricht sich viel von seinem Konzept: Wenn in der Schweiz mehr Risikokapital zur Verfügung stehe, könne das Land zum «neuen Mekka der Risiko-Investoren in Europa» werden und «Projekte wie im Silicon Valley» bekommen. Diese Vorstellung hält Start-up-Förderer Christen nicht für überzogen – im Gegenteil: Die Schweizer Jungunternehmer seien oft viel zu bescheiden und müssten den Mut haben, nach den Sternen zu greifen. «Die Schweizer Gründerszene muss sich nicht verstecken und auch den Vergleich mit dem Silicon Valley nicht scheuen», so Christen.