22. Mai 2016 22:25; Akt: 22.05.2016 22:25
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Wer gesund lebt, soll weniger zahlen CSS-Chefin Philomena Colatrella will Kunden, die sich gesund ernähren, mit Rabatten belohnen. Sie fordert ausserdem ein Vetorecht bei Medikamentenpreisen. Wer viel Sport treibt und sich gesund ernährt, ist aus Sicht der Krankenkassen ein Traumkunde. Der Krankenversicherer CSS hat deshalb letztes Jahr ein Produkt getestet, das Kunden einer Zusatzversicherung mit einem Rabatt von 12 Franken belohnt, wenn sie täglich 10‘000 Schritte gehen. Längerfristiges Ziel: die Kosten bei den Prämien senken. Das Rabattmodell werde im Sommer nun definitiv eingeführt, so die neue CSS-Chefin Philomena Colatrella im Interview mit der «Sonntagszeitung».
äusserte sich die neue CSS-Chefin. Die Krankenkassen müssen ihrer Ansicht nach für Medikamente bezahlen, die nicht mehr wirtschaftlich sind. Sie fordert den Bund daher auf, den Leistungskatalog mit neuen Tests und häufiger zu überprüfen. Heute schreibe das Gesetz zwar vor, dass Leistungen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein müssten, um vergütet zu werden. «Aber eine wirkliche Überprüfung der Leistungen und der Preise findet heute nicht statt», sagte sie.
Die studierte Juristin erklärt: «Wir wollen das Angebot ausweiten auf weitere Bewegungsarten wie Velofahren und Schwimmen. Wir können uns auch vorstellen, ein Rabattangebot für Kunden einzuführen, die sich nachweislich gesund ernähren.» Wie genau eine Überprüfung der Ernährung der Kunden stattfinden würde, sagte Colatrella im Interview nicht. Da das Experiment mit dem Schrittezählen ein grosser Erfolg gewesesen sei, gehe sie aber davon aus, dass dies auch beim Essen gut klappen würde.
Deshalb fordert Colatrella: «Wir wollen, dass die Schweiz für alle Leistungen, die von der Grundversicherung bezahlt werden, wissenschaftliche Wirksamkeitstests durchgeführt werden.» Erste Schritte des Bundesrats begrüsse sie sehr. «Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr Kosten werden uns belastet.» Zudem kritisiert sie, dass Pharma und Krankenversicherer heute bei den Medikamentenpreisen mit «ungleichen Spiessen» kämpften. «Pharmahersteller können Beschwerde einreichen, wenn sie mit der Preisgestaltung nicht einverstanden sind.» Die Versicherer hätten dagegen kein Vetorecht, wenn ein aus ihrer Sicht unwirtschaftliches Medikament in die Grundversicherung kommt.
Health Score auf dem Smartphone Für ihr Rabattexperiment beim Schrittezählen arbeitete die CSS mit der Firma Dacadoo zusammen. Hauptprodukt des Unternehmens aus Zürich: Ein Fitness-Portal inklusive Mobil-
Wer viel Sport treibt und sich gesund ernährt, ist aus Sicht der Krankenkassen ein Traumkunde. «Wir können uns auch vorstellen, ein Rabattangebot für Kunden einzuführen, die sich nachweislich gesund ernähren», erklärt Philomena Colatrella von der CSS.
telefon-Anwendung, auf dem die Nutzer ihre Angaben zu Geschlecht, Alter, Grösse und Gewicht eingeben. Aus diesen Daten berechnet Dacadoo einen «Healthscore», der den Gesundheitszustand des Nutzers in einem Wert zwischen 1 und 100 ausdrückt. Treibt ein Nutzer viel Sport und isst er gesund, kann er den Score verbessern. Es gilt: je höher, desto besser.
Ohnemus erklärte kürzlich im Interview mit der «Handelszeitung»: «Für die Zukunft planen wir, eine Funktion anzubieten, durch welche die App beim Gang in den Supermarkt registriert, welche Produkte eine Person einkauft.» Das System registriert somit, ob man sich gut ernährt und passt den Health Score automatisch an – genau das, was Colatrella beabsichtigt.
Die CSS könnte für die Überprüfung der Essgewohnheiten der Kunden wohl erneut mit Dacadoo kooperieren. CEO Peter
Vetorecht bei den Medikamenten Nicht nur zu Prämienrabatten, auch zu Medikamentenpreisen
Mit Material der Agentur SDA.