Aerzteblatt - 2012

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Dtsch Arztebl 2012; 109(44): A-2208 / B-1800

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Medica 2012, Telematik: Gesundheits-IT zum Anfassen

dungen gezeigt.

Elektronische Prozesse sollen die medizinische Versorgung unterstützen und optimieren. Die Kongressmesse in Düsseldorf ermöglicht einen Blick auf die Trends.

Mobile Anwendungen für schnelle Entscheidungen Der Trend hin zu mobilen Anwendungen in der Medizin setzt sich nicht zuletzt durch den Siegeszug von Tablet-PCs und Smartphones weiter fort. Daten, die für eine Entscheidungsfindung benötigt werden, sollen künftig direkt am Krankenbett oder am Ort, an dem sie benötigt werden, zur Verfügung stehen, so die Vision. An der Umsetzung wird sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor intensiv gearbeitet.

Von den insgesamt etwa 4 500 Ausstellern der weltgrößten Medizinmesse präsentieren im November in Düsseldorf circa 400 Aussteller innovative Health-IT-Lösungen für die ambulante und stationäre medizinische Versorgung sowie für die Patientenfernüberwachung. Neu auf der Medica ist in diesem Jahr die „FutureCare“, ein in Kooperation mit dem IT-Branchenverband Bitkom organisierter Gemeinschaftsstand zu aktuellen Entwicklungen und Lösungen für die IT-unterstützte medizinische Versorgung (Halle 15/A15). Die auf den Rundgängen dargestellten Use Cases beinhalten unter anderem Beispiele für den Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des Heilberufeausweises im Krankenhaus. So wird das Szenario der Patientenaufnahme mit eGK ins Krankenhaus präsentiert, ebenso das Verschlüsseln und

Signieren mit qualifizierter Signatur und Gesundheitskarte. Gezeigt wird auch, wie man mit der neuen Karte Zugang zum Krankenkassenportal erhält und wie der „eKiosk“ in der Krankenkassengeschäftsstelle funktionieren könnte. Ein anderes Szenario ist der Versichertenstammdatendienst im Wartezimmer und in der Apotheke. Sämtliche dieser Anwendungen sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass die gesetzlichen Krankenkassen bis Jahresende 70 Prozent ihrer Versicherten mit den neuen Karten ausgestattet haben werden – eine gesetzliche Vorgabe, die mehrere Kassen sogar vorzeitig erfüllen. Nach der flächendeckenden Kartenausgabe können weitere Anwendungen folgen. So sollen im „Online-Rollout der Stufe 1“ nach dem Beschluss der Betreibergesellschaft Ge-

matik zunächst das Versichertenstammdatenmanagement und die qualifizierte elektronische Signatur getestet werden, bevor in der zweiten Stufe Dienste wie das Notfalldatenmanagement erprobt werden. Weitere Anwendungen betreffen die Arzt-zu-Arzt-Kommunikation sowie die mögliche Umsetzung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Arztpraxis, Krankenhaus und Apotheke. Auch die optimierte Medikamentenausgabe auf Krankenhausstationen steht auf dem Programm, ebenso wie der Einsatz von mobilen Endgeräten in der Klinik und in der ambulanten Versorgung. Das Thema Apps – mobile Applikationen – wird unter anderem am Beispiel der ambulanten Pflege mit Smartphone-Anwendungen aufgegriffen. Darüber hinaus werden wie in den Jahren zuvor telemedizinische Anwen-

Mit dem Thema befasst sich unter anderem auch die „Entscheiderfabrik“ auf ihrem Gemeinschaftsstand „LiveView“ im Rahmen ihrer Projektpräsentationen (Halle 15/B49). Die „Evaluation von mobilen Endgeräten für den Einsatz bei mobiler Visite, bei Pflege und in anderen Szenarien“ lautet eines der fünf IT-Schlüsselthemen, deren Ergebnisse anlässlich der Medica vorgestellt werden. Die „Entscheiderfabrik“ dient als Austausch- und Projektplattform von Führungskräften aus Krankenhäusern, Industrie und Beratungsunternehmen, um den IT-und Medizintechnikeinsatz in Krankenhäusern voranzutreiben und zu optimieren (www.guig.org). Ein neues Element im Rahmen des Medica-Health-IT-Forums, der Telematiksparte der Messe, ist darüber hinaus der „AppCircus“, den die Messe zusammen mit dem spaniSeite 1


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schen Unternehmen dotopen veranstaltet: Junge Entwickler von Startups erhalten Gelegenheit, in Kurzpräsentationen Anwendungsprogramme für mobile Geräte vorzustellen, die eigens für den Gesundheitsbereich konzipiert worden sind (http://appcircus. com/competition/AppCircus-on-Health-with-MEDICA). Bereits am Markt vertreten mit einer App-gestützten Monitoring-Anwendung für Privatkunden ist die Deutsche Telekom zusammen mit dem Schweizer Unternehmen Quentiq: Seit Anfang 2012 können die Nutzer über eine kostenfreie App, ein Smartphone und andere vernetzte Geräte wie Digitalwaage oder Blutdruckmessgerät ihr Ernährungsverhalten, Stresssituationen, Schlafphasen oder Aktivitäten detailliert aufzeichnen. Eine Fitness-App bietet eine Auswahl von Sportprogrammen an und errechnet beispielsweise anhand der gemessenen Dauer und Strecke, wie intensiv die Aktivität gewesen ist. Im Rahmen einer Kooperation mit der AOK Nordwest können Versicherte der Krankenkasse ein Jahr lang kostenfrei die Plattform nutzen und ihren Gesundheits- und Fitnesszustand mit dem „Quentiq Health Score“, einer Zahl zwischen 1 und 1 000, einfach und spielerisch in Echtzeit ermitteln und verfolgen.

der Telemedizin ermöglicht die im Rahmen der nordrhein-westfälischen Landesinitiative eGesundheit.nrw vom ZTG – Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen entwickelte Plattform unter www.telemedizin24.de. Sie informiert über Servicezentren, Portalkliniken, Ärzte und Krankenversicherer, die in telemedizinische Projekte involviert sind oder Produkte, Dienstleistungen, Schulungen etc. anbieten (Halle 15/G16). Als Koordinator der Landesinitiative baut das Kompetenzzentrum in Bochum zudem seit 2012 eine eigenständige Abteilung für Telemedizin auf (www.egesundheit.nrw.de). Diese befasst sich unter anderem mit der Erarbeitung von Standards für elektronische Akten im Gesundheitswesen, mit der Einführung elektronischer Heilberufs- und Berufsausweise (elektronisches Gesundheitsberuferegister) und mit der Etablierung von Telemedizinanwendungen. Zentrales Projekt ist die Modellregion Ostwestfalen-Lippe, die vom Gesundheitsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird.

Aus Sicht der Industrie ist die Telemedizin vor dem Hintergrund des Demografieproblems ein zukunftsträchtiges Marktsegment. So baut etwa die Deutsche Telekom ihr Engagement im Gesundheitswesen kontinuierlich aus und hat seit 2010 das strategische Geschäftsfeld Gesundheit bei Telemedizin ergänzt bis- der Tochter T-Systems angesiedelt. Zudem ist mit dem herige Versorgung Versorgungsstrukturgesetz Einen Überblick über Einsatz- seit Anfang 2012 endlich auch möglichkeiten und Projekte eine Grundlage für die Ab-

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rechnung telemedizinischer Leistungen vorhanden. „Die Bundesregierung hat den Ausschuss, der den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) festlegt, verpflichtet, bis zum 31. März 2013 zu prüfen, inwieweit telemedizinische Leistungen in den Katalog aufgenommen werden können“, freut sich Dr. Axel Wehmeier, Leiter Konzerngeschäftsfeld Gesundheit. „Wir brauchen die Telemedizin als Ergänzung zur bisherigen Versorgung schneller als gedacht“, ist er überzeugt.

Sturzerkennung integriert und bei Bedarf gegebenenfalls Alarm auslöst. Gemeinsam mit den Lahn-Dill-Kliniken und dem niederländischen IT-Unternehmen Portavita hat das Unternehmen im Raum Gießen-Wetzlar darüber hinaus ein Projekt zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung gestartet. Im Zentrum steht eine elektronische Patientenakte, die für alle am Versorgungsprozess Beteiligten die Dokumentation vereinfachen soll. Die webbasierte Akte lässt sich per Tablet-PC von unterwegs oder am Patientenbett aufrufen und mit Dateneinträgen versehen (Halle 15/E34 und G40).

Unter anderem startet das Unternehmen gemeinsam mit dem Roten Kreuz und dem Schweizer Uhrenhersteller Limmex einen mobilen Notrufdienst. Die Uhr mit einge- Die mobile Patientenakte kommt somit – wenn auch nur langsam – voran. Aus Sicht der Industrie ist für diese wie für viele andere medizinische Anwendungen eine sichere Telematikinfrastruktur erforderlich. „Wenn wir in Verbünden arbeiten wollen und in ländlichen Regionen den jetzigen Standard der medizinischen Versorgung aufrechterhalten wollen, dann brauchen wir Telemedizin – und dazu benötigen wir die sichere Telematikinfrastruktur, die mit der Einführung der Die Notrufuhr des Schweizer Uhren­ elektronischen Gesundheitsherstellers Limmex sendet per Knopfdruck einen Hilferuf an bis zu zehn hinterlegte karte verbunden ist“, meint Nummern. Foto: Limmex beispielsweise Bernhard Calbautem Mini-Handy am Hand- mer, Vorstandsvorsitzender gelenk holt in Notsituationen des Bundesverbands Gesundschnelle Hilfe per Knopfdruck heits-IT und Leiter des IT-Ver(www.limmex.com/de/de/ triebs Healthcare Deutschland products). Im nächsten Jahr bei Siemens. plant das Unternehmen zudem, ein neues Hausnotrufsystem auf den Markt zu bringen, das eine sensorbasierte Seite 2


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