ERFINDERISCHES KIND MIT UNTERNEHMERGEIST - OTXWORLD Nr. 90 - July/Aug 2016

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ERFINDERISCHES KIND MIT UNTERNEHMERGEIST

INTERVIEW

Ist Gesundheit messbar? Ja, sagt Peter Ohnemus. Er hat ein Navigationssystem für unser Befinden erfunden. Firmen wie Bayer, Takeda, Die Post oder Migros geben diesen Health-Score-Tracker bereits an ihre Mitarbeiter heraus. Und auch immer mehr Krankenkassen nutzen die innovative Plattform, um ihre Kunden zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren. Text: Vivien Wassermann Foto: zVg

Allein in diesem Jahr gewann das Zürcher Startup «dacadoo» mit der gleichnamigen Gesundheits-Plattform erst den BIG Innovation Award 2016 in den USA und im Mai noch den Global Visionary Innovation Leadership Award. Was der Schlüssel zu seiner Innovations-Kraft ist, verrät CEO Peter Ohnemus im Interview. Innerhalb von nur sechs Jahren hat Gründer und CEO Peter Ohnemus «dacadoo» bereits in verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern sowie in den USA zum Erfolg geführt.

Wie entwickeln Sie Innovationen? Peter Ohnemus: Ich war schon immer sehr neugierig. Und wenn mich ein Thema interessiert, lese ich viel darüber und spreche mit Spe­ zialisten. Um innovativ zu handeln, sind mir zwischendurch aber auch intellektuelle Denkpausen wichtig. In diesen gehe ich zum Beispiel zum Wandern oder Skiwandern in die Berge. Ist dabei auch die Idee zur Entwicklung einer Gesundheits-Plattform entstanden? Genau. Als ich eines Tages auf einer Skiwan­ derung in den Alpen war, merkte ich, dass es mir dieses Mal viel einfacher fiel, als noch eine Woche zuvor. Ich dachte, komisch, ich kann nur sagen, wie viele Kilometer ich in welcher Zeit gelaufen bin, aber ich kann meinen Gesundheitszustand im Vergleich zu vorher nicht messen. So kam mir die Frage: Wie kann ich meinen körperlichen Zustand mit etwas Einfachem ausdrücken, was jeder versteht? Wenn ich zum Beispiel sage, heute liegt mein Gesundheitsindex bei 630 von 1000, letzte Woche lag er bei 615, dann kann das jeder nachvollziehen. Dieser Gesundheitsindex bildet quasi die Basis Ihrer Plattform? Ja. Vereinfacht gesprochen basiert der «dacadoo»Gesundheitsindex auf den drei Gesundheitsprinzipien von Leonardo da Vinci: Wer wir sind (Körper), wie wir uns fühlen (psychisches Wohl­be­finden) und wie wir leben (Ernährung und Lebensstil). «dacadoo» hat zweieinhalb Jahre mehr als 100 Millionen klinische Daten an Menschenjahren ausgewertet, zusammen mit vier unabhängigen internationalen Professoren an diesen Formeln geforscht. Der Health-Score besteht entsprechend der drei Säulen aus etwa 100

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verschiedenen Punkten zu Ihrer Gesundheit: Haben Sie Bluthochdruck? Sind Sie Raucher? Wie schlafen Sie? Sind Sie gestresst? Das heisst im Ergebnis beispielsweise, dass, wenn sich Ihr Blutdruck verschlechtert, auch Ihre Punkte im Index sinken. Woher weiss «dacadoo» wie ich mich fühle und wie mein körperlicher Zustand ist? Es stellt Ihnen immer wieder Fragen zu Ihrem emotionalen Befinden. Zudem können Sie mit der «dacadoo»-App für Smartophones 115 verschiedene Sportarten verfolgen und so Ihre Geschwindigkeit oder die gelaufenen Schritte aufzeichnen. Und mit externen Aktivitätsarm­ bändern wie Fitbit oder Withings können Sie Ihre Schlafdaten automatisch aufzeichnen – sofern Sie das möchten. In Zukunft brauchen Sie aber keine Armbänder zu tragen, sondern einfach ein nano-dünnes Pflaster aufzukleben. Dieses misst dann die Schlafqualität oder den pHWert der Haut. Und der «dacadoo»-FeedbackLoop sagt Ihnen zum Beispiel, wenn Sie wieder etwas trinken sollten.

verursacht. Es ist an den Krankenversicherungen, die Kunden zu motivieren, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Sonst sind die Versicherungen irgendwann wegen Inaktivität, Übergewicht und Veralterung der Gesellschaft pleite. Auch für Arbeitgeber ist es natürlich wichtig, dass ihre Mitarbeiter gesund bleiben.

«Um innovativ zu handeln, sind mir zwischendurch intellektuelle Denkpausen wichtig.»

Inwiefern unterscheidet sich «dacadoo» von anderen Gesundheits-Apps? Wir wollten einen weltweiten Gesundheits-Index erstellen. Wir sind also keine einfache SportApp, sondern eine völlig unabhängige Plattform. Und unser Index lernt die ganze Zeit mit immer mehr Daten und Wissen dazu.

Nun plant die CSS Kunden Rabatte zu gewähren, die sich gesund ernähren. Kann man da nicht ein wenig flunkern? Natürlich können Sie Ihr Fitbit auch Ihrem Hund um den Hals hängen oder sagen, dass Sie einen Salat gegessen haben, jedoch in Wirklichkeit eine Salami-Pizza. Aber es ist nicht mein Job zu sagen, ob Sie ein Krankenkassen-Betrüger sind, sondern Sie verfolgen Ihren Gesundheitsindex, weil Sie gesund bleiben und eine hohe Lebensqualität haben wollen. Wir wollen die Menschen motivieren, sich mehr zu bewegen und sich gesünder zu ernähren. Alles andere muss die jeweilige Krankenkasse entscheiden.

Welchen Vorteil haben Unternehmen davon? Gerade für Krankenkassen und Lebensversicherungen ist das Risiko in den letzten Jahren massiv gestiegen. Es gibt viel mehr Menschen mit Übergewicht und Herz-Kreislauf-­Erkran­kungen. 50 Prozent der Krankenkassenkosten sind entsprechend durch einen ungesunden Lebensstil

An welcher Stelle im Innovationszyklus würden Sie Ihre Plattform einordnen? Wir sind nun sechs Jahre unterwegs und ich habe immer gesagt, dass wir zehn Jahre benötigen, um den Health Score zu einem globalen Standard zu etablieren. Wenn man eine Skala von eins bis fünf hätte, würde ich sagen, wir wä-

ren auf 2,5. So werden in den nächsten Jahren noch die Voice-based Services, Health Professional View und nanoplast IoT basierende Tracker dazu kommen. Welche Persönlichkeitsmerkmale muss man haben, um Innovationen voranzutreiben? Ich betrachte mich selbst ein bisschen als Erfinder, aber was am wichtigsten ist: Man muss ein Kind bleiben. Als Kind probiert man alles aus und will wissen, wie die Dinge funktionieren. Als Erwachsener hinterfragt man viel weniger. Mark Zuckerberg zum Beispiel, der Gründer von Facebook – er ist ein neugieriger Mensch, in dem das Kind immer noch lebendig ist. Ein Start-up zu gründen, ist auch risikoreich. Wie gehen Sie mit Niederlagen um? Unternehmer zählen zu den gefährdetsten Berufsgruppen, weil sie die höchsten Höhepunk­­te und die tiefsten Tiefpunkte erleben. Man muss nach Niederlagen mit Freude aufstehen können und sagen «Ich schaffe das». Diese Eigenenergie können sie nur aus sich selbst beziehen. Deswegen mache ich auch immer zwischendurch kreative Denkpausen. Nach einer Niederlage genauso wie nach einem Erfolg. Wie sehen Sie die Zukunft im Gesundheitswesen? Wir werden mit Nanosensoren Kosten senken können. Man sieht es zum Beispiel schon jetzt bei Darmspiegelungen in den USA. Dort gibt es die «Pill Cam», eine Kapsel, die die Patienten zu Hause schlucken. Sie schickt per Bluetooth digitale Bilder – und kostet nur 200 Franken, die Untersuchung im Spital dagegen bis zu 2000 Franken. Ausserdem bin ich mir sicher, dass wir durch Big Data in zehn Jahren Krebs besiegen können.

KURZFACHINFORMATION DicloZ Emulsions-Gel (Inserat Seite 25) Z: Diclofenacum natricum, Alcohol isopropylicus; Conserv.: E216, E218 Excipiens ad emulsionem hydrophilicum. 1 g Emulsions-Gel enthält 10 mg Diclofenac-Natrium. I: Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen bei Sport- und Unfallverletzungen, lokalisierten Formen des Weichteilrheumatismus und zur symptomatischen Therapie der Arthrose von kleinen und mittelgrossen, hautnah gelegenen Gelenken. D: Ab 12 Jahren. 2–4 g DicloZ Emulsions-Gel 3–4×täglich auf die betroffenen Körperpartien auftragen und leicht einreiben. DicloZ Emulsions-Gel sollte nicht länger als 14 Tage angewendet werden. KI: Überempfindlichkeit auf Diclofenac oder einen der Hilfsstoffe (z. B. Isopropanol).Patienten, bei denen Acetylsalicylsäure oder andere nichtsteroidale Antiphlogistika Urtikaria oder akute Rhinitis auslösen. 3. Trimenon der Schwangerschaft. VM: Nur auf intakte Hautflächen, nicht auf Hautwunden bzw. offene Verletzungen auftragen. Augen und Schleimhäute sollen nicht mit dem Präparat in Berührung kommen. Nicht unter Okklusion anwenden. IA: Aufgrund der geringen systemischen Resorption bei topischer Anwendung ist die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen sehr gering. UW: Hautausschlag, Ekzeme, Rötung, Dermatitis, Pruritus. P: Tuben zu 50 g und 100 g. AK: D. ZI: Helvepharm AG, Frauenfeld. Stand der Informationen: April 2012 (SACH.ZTV.16.01.0020). Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch

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