Gesund & Digital/Frank Eisenlohr, 19.05.2015 - 23:45
http://www.bluewin.ch/de/digital/gesund-digital/2015/datenschutz-patientenakte-gesundheit-andrea-belliger.html
Wie viel Datenschutz ist ungesund? nologischen Entwicklung und den Erwartungen der Konsumenten geht die digitale Vernetzung allerdings extrem langsam vonstatten. Unser Gesundheitswesen ist in seiner Struktur und Organisation sehr statisch, und es gibt für die Hauptakteure praktisch keine Anreize, die aktuelle Komfortzone zu verlassen.
Das «Teilen» avancierte für die Welt von heute zu einer sozialen Handlung, die mit einer neuen Wertvorstellung verknüpft ist. Prof. Dr. Andréa Belliger
Prof. Dr. Andréa Belliger, Autorin von «Gesundheit 2.0 - Das ePatienten-Handbuch», spricht im Interview mit Bluewin über die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Bild: ZVG
Konzerne wie Apple oder IBM wollen unsere Gesundheitsdaten. Sie versprechen damit das Gesundheitswesen zu revolutionieren: Bessere und günstigere Medizin im Tausch gegen unsere Daten. Im Interview mit Bluewin spricht Prof. Dr. Andréa Belliger, Schweizer Meinungsführerin im Bereich eHealth und Digitalisierung, über die Chancen und Risiken dieser Entwicklung. Frau Belliger, Sie leiten das Institut für Kommunikation & Führung in Luzern und sind Hochschulprofessorin. Darüber hinaus erforschen Sie die Auswirkungen der Digitalisierung unserer Gesellschaft auf die Gesundheit. Was fasziniert Sie daran? Die brennende Relevanz und der Revolutionsgehalt dieser Thematik! Die Digitalisierung der Gesellschaft in allen Lebensbereichen läuft bereits seit Jahrzehnten. Im Gesundheitswesen ist die Digitalisierung jedoch erst vor wenigen Jahren zum Thema geworden und schreitet zurzeit rasant voran. Teil dieser Entwicklung zu sein, ist unglaublich spannend.
Unser Gesundheitswesen ist in
seiner Struktur und Organisation sehr statisch, und es gibt für die Hauptakteure praktisch keine Anreize, die aktuelle Komfortzone zu verlassen. Prof. Dr. Andréa Belliger Kürzlich haben Apple und IBM ihre Partnerschaft zur Sammlung und Auswertung von Gesundheitsdaten offengelegt. Wie ist diese Meldung bei Ihnen angekommen? Ich dachte: Wow! Endlich ist ein wesentlicher Schritt zum endgültigen Durchbruch der Digitalisierung im Gesundheitswesen getan!
IBM und Apple machen kein Geheimnis daraus, dass sie die Gesundheitsdaten der User zu Geld machen werden. Gehen wir mit unseren Daten unverantwortlich, ja geradezu naiv um? Der Vorwurf, dass Leute, die ihre Fotos auf Facebook stellen, ihr Lauftraining über Apps wie dacadoo mit Kollegen teilen oder ihre Genomdaten auf Plattformen wie 23andme der Forschung zur Verfügung stellen, naiv oder «exhibitionistisch» veranlagt seien, stimmt so nicht. Das «Teilen» avancierte für die Welt von heute zu einer sozialen Handlung, die mit einer neuen Wertvorstellung verknüpft ist. Wir teilen, weil wir darin einen Vorteil sehen. Und wir teilen, weil es in der Komplexität der Welt von heute die Basis für Zusammenarbeit und Vertrauen bildet. Führt dieser Trend nicht zum «gläsernen Patienten»?
Warum wurde dieser Schritt Ihrer Meinung nach noch nicht früher vollzogen? Bereits seit 2007 wird in der Schweiz versucht, mittels einer so genannten eHealth-Strategie die digitale Vernetzung von Ärzten und Spitälern voranzutreiben, um Prozesse zu vereinfachen und die Qualität zu verbessern. Im Vergleich zur tech1
Nicht nur Ärzte und Apotheker wissen, was für den Patienten gut ist. Die aktive Teilnahme des Patienten am Behandlungsprozess könnte auch für mehr Transparenz und Demokratie im System sorgen.