Fünf Werkalltage am Zürisee: Fischerei Ruf

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DIE FISCHEREI RUF

FOTOGRAFIEN VON DAMARIS BETANCOURT

WATERPROOF:

FÜNF WERKALLTAGE AM ZÜRISEE

DIE FISCHEREI RUF

Der Zürichsee, ein wunderschönes Gewässer im Süden der Stadt, ist eines der beliebtesten Naherholungsgebiete für Einheimische und Besucher.

Im Sommer verbringen Tausende von Menschen hier Stunden, um mit Freunden zu entspannen, Sport zu treiben oder einfach die langen Sonnentage zu geniessen.

Gibt es aber auch ein produktives Leben am Zürichsee? Um die Antwort zu finden, habe ich fünf Tage lang fünf Unternehmen besucht, die vom Zürichsee leben: Die Kibag, die Werft, die Seepolizei, die Fischerei Ruf und die Wasserversorgung.

Aus dieser Reise ist diese Geschichte entstanden, die ich Ende 1998 - zu meinem Glück - in einem sonnigen und warmen Herbst fotografiert habe.

*Die Serie wurde 1999 in der Shedhalle der Roten Fabrik in Zürich ausgestellt.

Die Fischerei

Text von Nathalie Rufer

Die Fischgründe des Zürichsees sind ergiebig. Das wird nie so deutlich, wie wenn Verena Ruf in ihren Verarbeitungsraum hinter der Garage stundenlang Flechen mit gezieltem Schlag von Kopf und Schwanz trennt, ausnimmt und filettiert. An guten Tagen kommen so an die hundert Kilogramm Felchen zusammen, dazu im besten Fall noch 80 Kilogramm Egli. Eine stolze Menge, aber Verena Ruf winkt sofort ab.

Das Fischen sei ein unsicheres Geschäft, die Schwankungen enorm und die Planung deshalb unmöglich. Euphorie passt nicht in die Atmosphäre im Meilibachdörfli. Die Frau geht zwar mit vollem Engagement ihrem Geschäft nach, strahlt aber auch eine gewissen Härte aus; Prägung durch einen Alltag mit unglaublich strenger Handarbeit, Marktfrauentätigkeit, und dem Anspruch, als Mater Familias, die Bedürfnisse von drei Generationen befriedigen zu können.

Walter Ruf entschied sich 1976, nach Jahren als Werkzeugmechaniker im Gaswerk der Stadt Zürich, das Angebot der Fischereiaufsehers anzunehmen: der fanatischer Hobbyfischer tauschte die Angelrute mit dem Fischernetz und wurde Besitzer einer Fischereipacht auf dem Zürichsee. Seitdem bestimmen Egli, Felchen, Hechte und Saiblinge nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Familie.

Verena Ruf war von Anfang an mit von der Partie und übernahm die Verarbeitung und Vermarktung- Sohn Rolf wollte zunächst nicht wissen vom Frühaufstehen. Nach einer Kochelehre und einer Saisonstelle in einem leeren Restaurant zog es den Junior aber auch auf dem See, und seither fischen Vater und Sohn gemeinsam, jeder allerdings mit eigenem Schiff und eigener Pacht.

Vierundzwanzig Patenten sind auf dem Zürichsee vergeben. Fischfang ist ein geregeltes Geschäft. Netzgrösse, Fangzahlen und Schonzeiten sind genau festgelegt, und im übrigen sollen Fischer nicht nur fischen, sondern auch hegen. Die Natur spielt bisweilen die Nebenrolle.

Brutpflege des Fischereiaufsehers ist unabdingbar: Der Laich von Felchen wurde nämlich natürlicherweise kaum noch überleben am Zürichsee, dafür ist der Grund zu schlammig. Wenn Fischer Ruf denn sogar in Dezember, während der Schonzeit, sein Boot im Oberrieden startklar macht, geht er auf Laichfang. Das heisst, er holt so vielen Felchen an Land, dass genügen Brut für eine nächste Aufzucht vorhanden ist.

Und wenn Walter Ruf mal so richtig die Nase voll hat vom See und den Felchen, dann nimmt er die Angelrute hervor und fischt in einem Bach nach einer richtige Forelle - Werkalltag am See.

Alle Bilder wurden 1998 auf dem Zürichsee aufgenommen.

Text von Nathalie Rufer / © 2024 Damaris Betancourt www.damarisbetancourt.com

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