Beniyork: Vom Fischerdorf zur Wolkenkratzerstadt

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VOM FISCHERDORF ZUR WOLKENKRATZERSTADT BENIYORK

FOTOGRAFIEN VON DAMARIS BETANCOURT

In Arbeit

Beniyork: Vom Fischerdorf zur Wolkenkratzerstadt

Benidorm, für viele eine hässliche und charmlose Stadt, hat sich seit den 1970er Jahren zum beliebten Reiseziel für Tausende von Menschen jeden Alters aus aller Welt entwickelt: die Benilovers.

Die heute als „New York des Mittelmeers“ bekannt, ist eine spanische Provinzstadt am Ufern des Mittelmeers mit 70.450 Einwohnern. Sie ist auch die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern pro Einwohner in der Welt und die zweite Stadt mit den meisten Wolkenkratzern pro Quadratmeter ebenfalls in der Welt, nur hinter New York. Der Wohnturm Intempo, der vom Architekturbüro Pérez-Guerras entworfen wurde, ist mit 202,5 Metern und 47 Stockwerken das höchste Wohngebäude der Europäischen Union.

Bis in die frühen 1950er Jahre war die Stadt eine kleine Ortschaft mit etwa 6.000 Einwohnern, deren Hauptwirtschaftszweig der Thunfischfang war. Aber die Knappheit der Fänge - 1952 wurde eine der grössten Thunfischfänge geschlossen, almadrabas auf Spanisch genannt - und das Fehlen wirtschaftlicher Alternativen führten zu einem drastischen Wandel. Benidorm begann, nach einer Alternative für die Zukunft zu suchen, die angesichts der hervorragenden Umweltbedingungen schliesslich in der Tourismusindustrie bestand. So begann die Transformation der Stadt.

Mit diesem neuen Plan liess die Stadt das idyllische und beschauliche Bild einer Stadt am Meer hinter sich, um sich in das zu verwandeln, was Experten als mediterranes Manhattan bezeichnet haben: eine Hochhausstadt, in die jedes Jahr Tausende von Menschen kommen, um im Sommer, Winter, Herbst oder Frühling zu entspannen. Denn der Stadtstrand - oder die aus dem Strand gemachte Stadt - kennt kaum Jahreszeiten: Sie hat das ganze Jahr über eine Belegungsrate zwischen 75 und 85%.

Benidorm, ein intelligentes und nachhaltiges Reiseziel

Im Jahr 2019 waren in Benidorm 16 Millionen Hotelbetten belegt, was seine Position als viertwichtigstes Reiseziel in Spanien bestätigt. Die Stadt zeichnet sich jedoch durch ihren nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen aus, z.B. mit den Wasserressourcen. Der Wasserverbrauch ist heute derselbe wie 1975, obwohl sich die Bevölkerung in der Zwischenzeit verfünffacht hat. Hinzu kommen ein Modell für nachhaltige Mobilität und ein umfangreiches Netz an erneuerbaren Energien zur Versorgung der Hotelanlagen.

Eine Architektur, die es zu entdecken gilt

Benidorm hat einen negativen Ruf wegen der übermässigen Zunahme von Hochhäusern ohne grosse architektonische Raffinesse. Wenn wir jedoch aufmerksam durch die Stadt gehen, werden wir Gebäude und Räume finden, die im Gegensatz zu dieser Aussage stehen. Im Gegensatz zum bombastischen neoklassizistischen Stil des Parc de l‘Aigüera von Ricardo Bofill gilt das Hotel Bali, das mit seinen 186 Metern Höhe das höchste Hotel Europas ist und eine unbestreitbare ästhetische Harmonie aufweist, als Paradigma der Hochhausarchitektur. Der Paseo Poniente, eine Promenade, die die Wellen des Meeres am Strand simuliert und von dem renommierten Architekten Carlos Ferrater entworfen wurde, ist für seine Schönheit und Funktionalität bekannt.

Der Ursprung der Legende

Im Jahr 1953 fuhr Pedro Zaragoza, der damalige Bürgermeister von Benidorm, mit seiner Vespa fast 500 Kilometer von seinem Büro zum Palacio del Pardo, dem ehemaligen Sitz der spanischen Regierung. Er hatte eine doppelte Aufgabe: Er wollte der Exkommunikation entgehen und den Diktator Francisco Franco - und seine Frau - davon überzeugen, dass der Bikini keineswegs eine Sünde ist, sondern ein wichtiger Bestandteil eines neuen Tourismusmodells, das später als „Sonne und Strand“ bezeichnet wurde.

Benidorm war eine Inspiration für viele Künstler, wie die Filmemacher Bigas Luna («Golden Balls˙, 1993, mit Javier Bardem) oder Isabel Coixet («It Snow in Benidorm», 2020, mit Timothy Spall). Seit 1959 findet hier das Benidorm International Song Festival statt, das vom San Remo Festival inspiriert wurde. Ein Event, das, unter anderen spanischen Musikern, den bekannten Sänger Julio Iglesias hervorgebracht hat.

Eine Dokumentation über Benidorm

Martin Parr ergötzt sich in seiner fotografischen Serie von 1997 «Benidorm», an der schrillen Ästhetik von schwabbeligen und extrem gebräunten Rentnern, die unter der sengenden Sonne liegen. Siebzig Jahre nachdem der Bikini fast überall auf der Welt üblich geworden ist, und Benidorm eine monumentale und innovative urbane Transformation durchlaufen hat, um sich als eines der wichtigsten touristischen Ziele in Europa zu etablieren, verdient die Stadt auch einen wohlüberlegten, aufrichtigen Blick, fernab von Klischees und vorgefassten Meinungen.

Zürich, April 2023

BENIYORK _ VOM FISCHERDORF ZUR WOLKENKRATZERSTADT In Arbeit
Bilder wurden im Februar 2023 in Benidorm, Spanien, fotografiert.
2023 Damaris Betancourt www.damarisbetancourt.com
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