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Bayerisches Staatsballett “Neue Wege in München”
“SCHMETTERLING” © RAHI REZVANI
Unter der neuen Leitung von Laurent Hilaire startet das Bayerische Staatsballett in die Spielzeit 2022/23. Neben einem Auftragswerk von Alexei Ratmansky im Dezember 2022 zu Tschaikowski-Ouvertüren, steht im Frühjahr 2023 erstmals ein Werk von Paul Lightfoot und Sol León auf dem Programm.
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Ein besonderes Weihnachtsgeschenk erwartet die Ballettfans am 23. Dezember 2022. Choreograph Alexei Ratmansky präsentiert (aktuell noch unter dem Arbeitstitel) Tschaikowski-Ouvertüren ein Auftragswerk für das Bayerische Staatsballett. Ratmansky ist bekannt für seine intensive Auseinandersetzung mit dem überlieferten Repertoire des klassischen Balletts und für seinen fantasievollen Umgang mit tradierten Formen. Nun nimmt er mehrere Ouvertüren von Pjotr I. Tschaikowski als Ausgangspunkt für seine choreographische Reflexion über den klassischen Tanz. Im Zentrum dieser Uraufführung steht für den Choreographen wie sich tradiertes Schrittmaterial und der Körperausdruck im Verlauf der Zeit wandeln und welches tänzerische Spiel sich daraus ableiten lässt. Zu den titelgebenden Ouvertüren. Tschaikowskis zählen unter anderem die Konzert-Ouvertüren zu Hamlet, Der Sturm und Romeo und Julia. Die Musikalische Leitung des Bayerischen Staatsorchesters hierbei wird Mikhail Agrest übernehmen. Gespannt darf man auf das Bühnenbild von Jean-Marc Puissant sein, der den ihm zur Verfügung stehenden Bühnenraum mit Schleiern und anderen raumtrennenden Elementen bearbeiten wird. Damit übersetzt er bildlich die Kernidee der “Ouvertüre”, das Eröffnen und Ankündigen, durch ein fortschreitendes Enthüllen und den Aufbau von Erwartungen.
Das zweite Highlight der Münchner Ballettsaison steht für Ende März 2023 auf dem Programm: Der zweiteilige Ballettabend Schmetterling des international renommierten Choreographen-Duos Sol León und Paul Lightfoot eröffnet die Ballettfestwoche 2023. Schmetterling umfasst die Gruppenstücke Silent Screen und Schmetterling. Erstmals sind damit Werke von León und Lightfoot beim Bayerischen Staatsballett zu sehen. Das Publikum erwartet dabei ein emotional bewegender und berührender Tanzabend, der sich – schmetterlingsgleich – um die menschliche Existenz zwischen Lebenslust und Todesbewusstsein entwickelt und entfaltet. In Schmetterling tauchen aus hellen und dunklen Erinnerungen Bilder auf, die in tänzerische Figuren übersetzt werden und dem Publikum erlauben, eigene Zeiterfahrungen mit dem Geschehen auf der Bühne zu verbinden. In verschiedenen tänzerischen Konstellationen lassen Sol León und Paul Lightfoot eine ganze Reihe von Liebesgeschichten erscheinen. Die elektronische Musik dazu ist ein Mix aus den 69 Love Songs der IndieRock-Band The Magnetic Fields und Kompositionen von Max Richter. Für die zweite Choreographie dieses Ballettabends, Silent Screen, hat sich das Choreographen-Duo von Stummfilmen inspirieren lassen, in denen es, wie im Ballett, um zwischenmenschliche, nonverbale Verständigung geht. Die verschiedenen Szenen, umrahmt von Videoprojektionen, folgen quasi einer Traumlogik, werden von den Tänzerinnen und Tänzern zu einer Aufnahme von Philip Glass umgesetzt.
Auf dem weiteren Spielplan für die Ballettfestwoche 2023 stehen zwischen dem
31. März und dem 8. April 2023 im Nationaltheater München die Höhepunkte der laufenden Saison, wie die Handlungsballette Ein Sommernachtstraum von John Neumeier, Romeo und Julia von John Cranko und Cinderella von Christopher Wheeldon. Außerdem zeigt das Ensemble den mehrteiligen Abend Passagen mit drei Werken der aktuell vermutlich bedeutendsten Namen in der Choreographen-Landschaft: Dawson, Goecke, Ratmansky. David Dawsons Affairs of the Heart zum gleichnamigen Violinkonzert von Marian Mozetich und Marco Goeckes bewegend-tiefgründiges Sweet Bones’ Melody entstanden 2022 für das Bayerische Staatsballett. Alexei Ratmanskys Bilder einer Ausstellung zu Modest Mussorgskis Klavierkonzert ergänzt dieses Panorama des aktuellen Tanzgeschehens. Der Tänzernachwuchs der Ballettakademie München und der HeinzBosl-Stiftung präsentiert sich wie jedes Jahr im Rahmen der Heinz-Bosl-Matinee.
Klassisch geht es im Mai mit einer Aufführungsserie von Coppélia weiter. Die charmant-witzige Geschichte eines Tüftlers, der eine Holzpuppe zum Leben erwecken will zeigt das Staatsballett in der detailreichen und mit Finessen gespickten Choreographie von Roland Petit. Darauf folgt die Wiederaufnahme von Patrice Barts opulent ausgestattetem Handlungsballett La Bayadère. Letzteres wird nach fünfjähriger Pause wieder in München zu erleben sein. Die Münchner Inszenierung zeichnet sich durch das von japanischer Ästhetik geprägte Bühnen- und Kostümbild des Designers Tomio Mohri aus. Dieses umgeht die klischeehaften Repräsentationen indischer Kultur, die zuletzt anhand verschiedener Inszenierungen im Rahmen postkolonialer Theorieansätze Diskussionen ausgelöst haben.
Zum Auftakt der Münchner Opernfestspiele im Juni präsentiert Hilaire die neue Serie Sphären.01 im Prinzregententheater. Etablierte Choreograph:innen treten hierbei in einen spannenden Dialog mit jungen Tanzschaffenden und stellen sich deren frischen, jungen Ideen.
PREMIEREN DER SPIELZEIT 2022/23: 23. Dezember 2022 Tschaikowski-Ouvertüren 31. März 2023 Schmetterling 23. Juni 2023 Sphären.01 31. März bis 8. April Ballettfestwoche 2023
“CINDERELLA” – MADISON YOUNG, JINHAO ZHANG © SERGHEI GHERCIU
“PASSAGEN – SWEET BONES’ MELODY” – RAÚL FERREIRA, MARTA NAVARRETE © C. QUEZADA