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Tanzquartier Wien 22/23
“W ir freuen uns auf eine spannende neue Saison: Die kuratorische Rolle der Künstler ist immer wichtiger geworden. Ästhetische oder poetische künstlerische Praktiken lassen sich nicht mehr von politischer Arbeit trennen. Choreographie und Performance sind wegweisende Methoden, um dystopische Szenarien zu bekämpfen und neue Visionen zu schaffen.” Bettina Kogler & Christa Spatt
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Tashweesh (arabisch für “Störgeräusch") ist ein interdisziplinäres Kunstfestival, das sich darauf konzentriert, feministische Bewegungen zusammenzubringen und eine Plattform für künstlerische Praktiken und Forschung im Zusammenhang mit intersektionalem Feminismus in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika zu schaffen. Nach Stationen bei L'Art Rue in Tunis im September und bei Beursschouwbourg in Brüssel Anfang Oktober kommt Tashweesh vom 7. bis 15. Oktober ins Tanzquartier Wien. Das vielfältige Programm mit Performances, Vorträgen, Diskussionen, Workshops, Filmen, bildender Kunst und einer Party steht für den Wunsch, trotz kultureller Unterschiede Gemeinsamkeiten zu finden. Ziel ist es, Themen wie Geschlechterstereotypen, queere Utopien, öffentlicher Raum, aktivistische Strategien und feministische Revolutionen zu beleuchten.
Eröffnet wird das Festival mit einem Vortrag der indischen Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan über Gender Studies und postkoloniale Theorie (7. Oktober). Zu den weiteren Höhepunkten gehört Rima Najdis MultimediaPerformance “I Grew an Alien Inside of Me”, die auf zwei lebensverändernden autobiografischen Ereignissen basiert – der Geburt eines Kindes und der Teilnahme an einer Revolution (7./8. Oktober). Und die in Wien lebende iranische Choreographin Ulduz Ahmadzadeh verbindet in ihrer Performance “TARAB" die jahrtausendealte vorislamische Tanz und Musikkultur der persischen Hochebene mit zeitgenössischen Tanzelementen, um über koloniale Dynamiken und die Rolle der Frau zu reflektieren (13./14. Oktober).
Uraufführungen durch österreichische Künstler: Ophelias Erben und alternative Formen der Gemeinschaft
Fluktuation, Reflexion, Reproduktion, Heilung und Gewalt: Mit einer multidisziplinären, generationsübergreifenden Besetzung ist Florentina Holzingers “Ophelia's Got Talent" eine physische Studie über die Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert. Die Bühne: ein nasses Terrain. Ob im Schwimmbad, im Sumpf oder im Moor, Ophelias Erben müssen sich dem Unvermeidlichen stellen (21.–23. und 25./26. April). Das neue Gruppenstück “SOILED" des NESTROYPreisträgers Michael Turinsky entmystifiziert den utopischen Traum unserer Zivilisation vom perfekten, unendlich produktiven Körper und erforscht gleichzeitig alternative Formen der Gemeinschaft (3./4. März). Das tänzerische Erbe steht im Mittelpunkt des Quartetts “Hedera helix" von Elizabeth Ward, das Zeit und Ort überschreitet und die Prinzipien der barocken Landschaftsgestaltung und des postmodernen Tanzes aufgreift (25./26. November). Und die neueste künstlerische Arbeit von
Alix Eynaudi, die in Zusammenarbeit mit dem Musiker Han-Gyeol Lie und dem TQWeigenen Tanzensemble PARASOL entstand, ist eine spekulative Sammlung von Liedern und Tänzen, die auf der Idee einer Bibliothek basieren (16./17. Dezember).
Philipp Gehmacher und Katalin Erd” odi werden den Raum der TQW Halle G für ihr Projekt “TOGETHER THE PARTS" in einen Ort der Begegnung verwandeln: eine Zusammenkunft künstlerischer, performativer und physischer Praktiken (11.–13. und 18.–20. November). Oleg Soulimenkos “Sleeping Duty" reflektiert über körperliche und sensible Erinnerungen sowie über die Nachwirkungen alltäglicher Bewegungen. Seine vier Performer verwandeln funktionale Körperhaltungen in etwas völlig anderes (2./3. Dezember). Samuel Feldhandler erforscht die Beziehung zwischen Tanz und Musik in Form von Sonaten (10./11. Februar). Und Claudia Bosse bohrt in ihrem neuesten Werk in Gestein und Sedimenten, um den Steinen und Knochen und ihren Erinnerungen buchstäblich auf den Grund zu gehen (24./25. Februar).
Internationale Koproduktionen: Neue Lebensformen und unheimliche Doppelgänger
Samira Elagoz' preisgekrönte Filmperformance erzählt die Geschichte einer dystopischen Liebesbeziehung zwischen zwei Transmännern am Ende der Welt. Gleichzeitig hebt sie herkömmliche Geschlechterstereotypen auf (28./29. Oktober). Die Schweizer Choreographin Alexandra Bachzetsis ist international bekannt für ihre interdisziplinäre Praxis an der Schnittstelle von bildender und darstellender Kunst. In der kommenden Saison wird sie im TQW gleich zwei Gruppenstücke zu den Themen unheimliche Doppelgänger (“Chasing a Ghost”, 9./10. Dezember) und die Darstellung von Körpern als Objekte eines begehrenden Blicks (“2020: Obscene”, 20./21. Jänner) präsentieren. Das neue Solo “A Plot / A Scandal" der dominikanischameri kanischen Choreographin Ligia Lewis erzählt auf emotionale Weise von Rassismus und Sklaverei, indem es historische, politische, persönliche und mythische Erzählungen miteinander verknüpft und so die Grenzen der Darstellung austestet (17./18. Februar). Und in “Islands", einer archaischfuturistischen Choreografie für 13 Tänzer der renommierten schwedischen Tanzkompanie Cullberg, entführt uns Jefta van Dinther an einen Ort jenseits von Raum und Zeit, wo neue nichtmenschliche Lebensformen koexistieren können (23./25. März).
Arbeiten am Schnittpunkt verschiedener Kunstdisziplinen: Kooperationen mit MAK, Wien Modern und Musikverein Wien
Kooperationen mit Ausstellungshäusern und anderen Kultureinrichtungen sind fester Bestandteil des Programms des TQW. Sie verdeutlichen, wie Künstlerinnen und Künstler heute an der Schnittstelle verschiedener Kunstsparten arbeiten. Zur Saisoneröffnung wird Doris Uhlich eine performative Installation in der Säulenhalle des Museums für Angewandte Kunst präsentieren. In diesem Galerieraum wird sie die existenzielle Substanz Schleim neu beleuchten und eine verwirrende Atmosphäre aus Ekel und Faszination schaffen (2. und 4. Oktober). Auch ein Dialog zwischen Tanz und zeitgenössischer Musik wird im Rahmen von Wien Modern initiiert: Eine neue Komposition von Mark Barden wird Ligia Lewis' Solo begleiten, das von Whitney Houstons Musik inspiriert ist (4./5. November). In dieser Saison gibt es aber auch die erste Kooperation zwischen TQW und Musikverein Wien: Die Performance “All Around" der Choreographin und Tänzerin Mette Ingvartsen und des Schlagzeugers Will Guthrie besteht aus rotierenden und kreisenden Bewegungen, Rhythmen und Tempi, die eine ekstatische und tranceartige Intensität erzeugen (12./13. März).