Richard Löwenherz (Leseprobe)

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Eine Geschichte derart rabiat zu beginnen, ist schon etwas ungewöhnlich. Lassen wir nun aber Palästina hinter uns und machen einen schnellen Sprung nach England, dreißig Jahre später! Auch dort herrscht wildes Treiben …

Du kümmerst dich also gut um meinen Hund, ver­sprochen?

Natürlich, Richard! Bei deiner Rückkehr wird er gross geworden sein, du wirst sehen …

Und meine lieben Unter­ tanen?

Auch ihnen wird es an nichts mangeln. Ich kümmere mich um das Volk, als wäre es mein eigenes! Geh in Frieden, Richard, dein Königreich befindet sich in guten Händen!


Danke, John! Was habe ich doch für ein Glück, von meiner Familie so unterstützt zu werden!

Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast!

Bis bald, Bruderherz!

Jaul?!

Ab heute wird draussen geschlafen, du dreckige Töle!

Platz!


St. Jean d’Acre für die einen, Akkon für die anderen. Die Stadt leidet seit über einem Jahr unter der Belagerung der christlichen Armeen und schafft es noch immer, den Eindringling abzuwehren. Wir befinden uns im Jahre 1190 …

Bei Belagerungen und Blockaden gibt es die Belagerten …

Zu Tisch!

Ist das alles? Ja, Papa!

Kaut langsam, Leute! Und betet, dass er reif ist!

Ihr Versager! Lernt erst mal Zielen!


… und auf der anderen Seite natürlich auch die Belagerer …

Richard Löwenherz und Philipp August höchst­ persönlich!

Da wird Saladin ganz schön schmollen!

Höhö!

Konrad von Montferrat, seht dort!

Die Stunden Akkons sind gezählt! Hehe!

Eine Neuigkeit wie diese muss gefeiert werden!

Und wenn die Stadt erst mal gefallen ist, nehmen wir uns ganz Paläs‑ tina vor!

Auf die Könige! Mögen sie uns zum Sieg führen … und zum Kreuz Christi! Falls sie es finden!

Wir geben uns auch mit dem Gold zufrieden!

Wir überlassen euch die Edelsteine, das Gold und alles, was wir finden. Und ihr gebt uns die Reliquien, einverstanden?

Einverstanden.

Und die Reliquien?!

?


Richard, haltet Ihr es für eine gute Idee, an Land zu reiten?

Natürlich, lieber König von Frankreich! Der erste Auftritt ist der, der den grössten Eindruck auf die Soldaten macht!

Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet, ich kann dieses Pferd nicht ausstehen …

Ich schätze Eure Worte, mein Guter! Und ich freue mich, dass Ihr die Führung der christlichen Armeen akzeptiert habt! Das erspart mir zusätzliche Arbeit …

… die in meiner derzeitigen Situation nicht gerade angenehm wäre. Wisst Ihr, ich kann dieses Land nicht ausstehen!

Ach was, ich habe grösstes Vertrauen in Euch!

Mir hingegen gefällt es! Es fasziniert mich jetzt schon!

Ich spüre, dass es mir hier gefallen wird.

Dieser Duft zum Beispiel, ist er nicht köstlich?

Oh, wisst Ihr, meine Nase ist zwar gross, doch mein Geruchssinn nicht der Rede wert!


Euer erster Auftritt, Philipp August …

Hopp!

Jetzt zählt’s!

Mist!

Majes­ täten!

Erstattet uns kurz Bericht, dann wollen wir etwas ruhen.

Palästina …

Hehe!

Im Folgenden fasste Konrad von Montferrat ausführlich die aktuelle Lage zu Beginn jenes dritten Kreuzzugs zusammen. Die Details ersparen wir unseren Lesern lieber, doch für diejenigen, die gerne wissen möchten, was Konrad gesagt haben könnte, gibt es unzählige Bücher zu diesem Thema … Kurzum: Wir haben auf Euch und die Verstärkung gewartet, um nun mit dem Sturman­ griff beginnen zu können!

Und wenn es nach dem Willen des Papstes geht, werden wir nach St. Jean d’Acre bald ganz Palästina besetzen …


Das war’s!

Langsam, Konrad, langsam! Ein Angriff will gut vorbereitet Sein …

Wann greifen wir an? Heute Abend?

Na schön, dann vertagen wir das eben.

Und der Kaiser des römischdeutschen Reichs ist auch noch nicht hier, wenn ich nicht irre! Es wäre doch schade, auf seine 100.000 Mann zu verzichten, oder?

Aber schon ein Zehntel Eurer Truppen würde genügen, um den Feind zu zermalmen!

Hört zu, alter Knabe, wir sind fix und alle! Es wäre also nett, wenn Ihr uns zu unseren Unter‑ ­künften bringen könntet.

Folgt mir!

Ist das vielleicht toll hier! Es gibt Tinte, feines Geschirr und Bücher!

Bis später!

Euer Adjutant wird gleich zu Euch stossen!


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