2 minute read
2 WELTEN 1 SEE
from Ausuferungen
by Daniel W
1 See 2 Welten
Advertisement
1 See 2 Welten
Die hohe Nachfrage an Wohnraum am Wasser und das fehlende Bewusstsein für eine langfristige Planungsperspektive in der örtlichen Verwaltung haben die Bauvorhaben immer weiter in den See ragen lassen. Die historischen Ortskerne sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Durch langjährige Vernachlässigung wurden alte Streckhöfe zu Ruinen. Die Bewohner*innen der Seeregion wohnen vorwiegend in zerstreuten Einfamilienhaussiedlungen. Die zwar noch über eigene Verwaltungsgrenzen getrennten Ortschaften Neusiedl am See, Weiden, Gols, Mönchhof und Halbturn sind zu einer großen “Bandstadt” zusammengewachsen. Die Tendenz zu dieser Siedlungsentwicklung wurde bereits im Jahr 2018 festgestellt (vgl. Interview Welterbe). Die langjährige Ausweisung von Baulandwidmungen am Ortsrand haben einen neuen Siedlungskörper geschaffen. Viele als veraltet geltende Einfamilienhäuser aus früheren Generationen stehen mittlerweile leer. Gebaut und gewidmet wird allerdings dennoch weiter. Aktuell ist sogar eine neue Baulandwidmung in der öffentlichen Auflage.
Die neuen und modernen Apartmentanlagen mit Seeblick auf der einen Seite des Schilfgürtels, die leerstehenden Ortskerne auf der anderen Seite. Häuser am Rand für Personen mit Hauptwohnsitz, und Häuser am See für Personen mit Nebenwohnsitz. Ein See, zwei Welten. Für die Bevölkerung der Seeregion sind durch einen immer exzessiver betriebenen Ausbau der Seezugänge paradoxerweise auch immer mehr Bezugspunkte zum See verloren gegangen. Der See gehört den Personen, die sich diesen leisten können. Eine überwiegend wohlhabende Bevölkerungsschicht mit Zweitwohnsitz am See lebt mittlerweile in einer Parallelwelt neben der seit Generationen in der Region beheimateten Bevölkerung. Der Zugang zum Wasser wurde zum
„weil es eine Erinnerung ist, die Identität schafft“ - Herbig
Statussymbol und der See ein Lifestyleprodukt. Ein Segregationsprozess hat stattgefunden.
Eine Geschichte vom Leben am See
Das Boot ist zum Hauptverkehrsmittel am See geworden. Das Leben am Wasser zum Statussymbol. Wer es sich leisten kann, hat sein Feriendomizil mit Seezugang. Viele arbeiten mittlerweile auch direkt von zu Hause aus, denn in der Stadt ist es ihnen zu heiß geworden. Die Lage des Neusiedlersees mit seiner Nähe zu Wien und Bratislava macht den See für viele Personen zum idealen Fluchtort. Für die Bewohner*innen gibt es alles, was sie für ihr Leben brauchen direkt am oder im See. Der Supermarkt ist nun auf einer kleinen Insel vor Neusiedl, nur per Boot erreichbar. Daneben hat sich ein Co-Working Space angesiedelt, wo viele mittlerweile ihre Arbeit verrichten wenn sie nicht in der Stadt sind. Was immer häufiger vorkommt. Am Abend treffen sich viele in ihren Yachtclubs oder den unzähligen Restaurants am See. Ein Paradies für die vielen Neu-Siedler. Den See von “früher” kennt niemand mehr, er ist ihnen nur als “Gatschlackn” bekannt.
Eine Geschichte vom Leben am Land
Das Auto blieb das Hauptverkehrsmittel. Das Leben am Land ist mittlerweile ein gemeinsamer suburbaner Speckgürtel zwischen Wien und Bratislava. Die früher geplante Bandstadt wurde doch, zwar nie in diesem Sinne geplant, vollendet. Von den einstigen historischen Ortskernen sind teilweise nur mehr Ruinen über. Die meisten wurden allerdings sowieso durch Einfamilienhäuser ersetzt, wodurch der Siedlungsraum ein großes Gefüge wurde, ohne lokale Zentren oder Identitäten. Jeder lebt im eigenen Haus, in der eigenen Welt. Der See ist wenigen mehr ein Anliegen. Einige gehen