ANDREAS GURSKY
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„Fotografie ist bei Andreas Gursky weniger ein Medium der Abbildung, sondern vielmehr – entgegen unseren Sehgewohnheiten – ein Medium zur Konstruktion von Wirklichkeit. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Ansammlung von Menschen und den Stätten ihrer Zusammenkunft, auf den Strukturen der globalisierten Welt sowohl der Produktion, des Handels als auch des Konsums und der Freizeitgesellschaft.“
– Bernhard Mendes Bürgi
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ÜBERBLICK
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KURZBIOGRAFIE Andreas Gursky, der am 15. Januar 1955 in Leipzig geboren wurde, ist einer der bekanntesten Fotografen auf dem internationalen Kunstmarkt. Vor allem das Fotografieren mit Großformartkameras, das große Ausstellungsformat und die digitale Nachbearbeitung bzw. Bildmanipulation zeichnen seine Werke seit spätestens den frühen 1990ern aus. Nun aber der Reihe nach. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren Fotografen, allerdings waren Beide im klassischen Bereich der Berufsfotografie und Werbefotografie tätig. So spielte die Fotografie im Kunstsektor in seiner Familie, wie auch allgemein in der deutschen Gesellschaft in den 1970er Jahren, eine sehr untergeordnete Rolle. 1978 beschloss Gursky ein Studium an der Universität-Gesamthochschule Essen in dem Studiengang der Visuellen Kommunikation zu belegen und schloss dieses drei Jahre später erfolgreich ab. Daran angeschlossen präzisierte er seine Fotografenkenntnisse mit einem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Bernd und Hilla Becher, welches er 1987 abschloss. Damit zählt Andreas Gursky zu den Fotografen der Düsseldorfer Photoschule. In allen Arbeiten von Gursky sind einige, wenn auch nicht alle, Grundsätze, welche Bernd und Hilla Becher lehrten, wieder zu finden. Die Bedeutendsten sind 1) die museale Präsentation seiner Werke, 2) die Tatsache, dass der Abzug zum eigentlichen Werk wird und 3) dass eine Edition in
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EINLEITUNG
begrenzter Auflage publiziert wird. Weiterhin verlagert Gursky Grundsätze wie die Serialität, Anonymität, Massenhaftigkeit ins Inne des Bildes, dessen Gegenstände er durch Manipulation ins tendenziell Endlose vervielfältigen kann. In allen seiner Werke ist eine hohe Distanz zu spüren, er fototgrafiert immer aus Entfernung, oft aus erhöhter Perspektive. Gursky selbst hat des öfteren seine Arbeitsweise mit der eines Malers verglichen. Es geht ihm nämlich um das einzelne Bild und weniger um die Serie, was allerdings im Wiederspruch zu den Bechers und deren dokumentarisch verpflichteten Fotografie steht. Gursky Selbstverständnis als ‘Maler-Fotograf‘ tritt seit 1992 noch deutlicher hervor: Seitdem operiert er mit digitalen Bildern, die er offenkundig, nahezu demonstrativ, bearbeitet.
Desweiteren sind in fast allen Werken von Anderes Gursky Menschen, oder Spuren von Menschen zu erkennen. Er fotografiert Stätten der Zusammenkunft und befasst sich mit dem Verhältnis von Mensch und Raum. In den letzten Jahren hat Gursky seine Locationwahl von Deutschland, über Europa zu weltweiten Locations erweitert. Gleich zwei seiner Werke wurden als jeweils teuerstes Foto der Welt versteigert, dabei erzielte das Werk „Rhein II“ rund 4,3 Millionen US-Dollar. Damit ist Gursky – zumindest finanziell gesehen – der erfolgreichste Fotograf weltweit. [Nachfolgende Zitate stammen von Andreas Gursky selbst.]
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Abstraktion, Strukturen, Oberflächen
Reale Motive, freie
Interpretationen von
Distanz
Bild
unendliche Fortsetzbarkeit
Großformat
Horizontale
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Motiv: Ans Stätten ihr
Architek
Wied
GRUNDSĂ„TZE VON ANDREAS GURSKY
e Komposition
n Orten Blick von oben
sammlung von Menschen und den rer Zusammenkunft
dmontage
ktur und Landschaft
derholung
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AUSTELLUNGSPRINZIP
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WERKE
Paris, Montparnasse, 427 x 187 cm, 1993
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„Es ist fast mehr die Erinnerung an den Ort. Ja, genau. Erinnerung ist gut ausgedrückt. Man hat ein Ort gesehen, so wie man ihn jetzt auch verbal beschreiben würde, und in der Literatur ist das auch eigentlich immer gültig, auch wenn faktisch bestimmte Einzelheiten übertrieben sind oder dazu gedichtet. Also kann Literatur als sehr wahrhaft wahrgenommen werden, auch wenn es den Tatsachen bis ins Detail nicht der Wahrheit entspricht. Bei der Fotografie fängt man direkt an zu monieren: ‚Das ist doch gar nicht so‘. Insofern ist es eigentlich gar keine reine Photographie, was ich mache.“ Bundestag 165 x 240 cm 1998
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Rhein II, 360 x 190 cm, 1999
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99 Cent II, 307 x 207 cm, 2001
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„Ich will meine Motive so aussehen lassen, als könnte ich sie überall aufgenommen haben. Die Orte sollen nicht spezifisch beschrieben werden, sondern eher wie Metaphern funktionieren. Es geht mir um globale Perspektiven, um heutige Sozialutopien.“
Pyongyang IV 307 x 215,5cm 2007
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Kamiokande, 222 x 357cm, 2007
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„Meine Bilder sind ja eigentlich immer Interpretationen von Orten. Also ich Arbeite mit realem authentischen Material, aber Komponiere ganz frei.“
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Hamm – Bergwerk Ost 223 x 307 cm 2008
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Daniel Schmitt Semester IV, SS 2014 Fachkolloquium VK I: Information und Kommunikation Dozent: Julio Rondo 26
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