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Ausfahrt Innsbruck

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querbeet

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Das Wetter war definitiv schöner, als man es Mitte November verdient. Blankgeputzt von jeder Flocke Schnee die Innsbrucker Nordkette, ein klarer Himmel spannte sich hinunter nach Süden, gab die Sicht frei weit Richtung Brenner. Und die Sonne trieb den Schweiß auf die Stirne all derer, die die Stadt unten am Inn hinter sich gelassen hatten und mit dem Mountainbike oder zu Fuß sich die Hänge hinaufarbeiteten.

Mittendrin: eine Gruppe der Sektion Tübingen, Fachübungsleiterinnen und Fachübungsleiter. Das perfekte Bergwetter hatte sie nicht überrascht. Waren sie doch meteorologisch bestens vorbereitet worden: durch einen Besuch in der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, wie der österreichische staatliche Wetterdienst etwas umständ - lich heißt (seit diesem Jahr übrigens Geosphere Austria – ob das jetzt eine Verbesserung ist, möge man selbst entscheiden).

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Die Innsbrucker Filiale der ZAMG ist auf das Bergwetter spezialisiert –der Bergwetter-Bericht auf der DAVHomepage zum Beispiel basiert auf der Arbeit des Innsbrucker Teams. Und genau die wollten sich die Tübinger FÜLs einmal angucken.

Als eine interne Fortbildung – und auch als eine Art Betriebsausflug: Die Gruppe der FÜLs ist sehr groß geworden, da kennt man sich manchmal kaum noch. Auch deshalb also der Trip mit gut drei Stunden Anfahrt – der die Organisatorin Cora Mühlhausen drei Jahre Vorbereitung gekostet hatte. Den Grund kennen ja alle, denen die Kurse ausgefallen sind. Auch die ZAMG hatte sich mit geschlossenen Besuchertüren gegen das Virus gestemmt.

Diesen November klappte es kurzfristig, so spontan, dass die arme Cora aus Jobgründen nicht einmal selbst mitkonnte und die Premierengruppe doch eher überschaubar blieb. All denen, die notgedrungen absagen mussten, sei schon mal angedeutet: Da geht wohl wieder was im nächsten Jahr.

Denn, das Fazit sei gleich gezogen: Es waren schöne und interessante Tage. Schon der Besuch am Innsbrucker Flughafen, wo die Tiroler Wetterwarte unter dem Tower untergebracht ist. Die Meteorologin vom Dienst führte ein in die Tücken der Wettervorhersage. Längst ist auch das Innsbrucker Team teilprivatisiert und muss für seine Vorhersagen zahlende Kundschaft finden.

Das sind zum Beispiel die Skigebiete, die wissen wollen, ob und in welcher Intensität sie ihre Schneekanonen schaffen lassen sollen. Oder die Räum- und Streudienste, die rutschige Straßen verhindern möchten. Anders als im Flachland deckt das Innsbrucker Team dabei etliche Höhenstufen ab. Schneit es ganz runter? Auf 1.400, 1.500 Meter? Oder erst ab der 2.000er-Grenze? Das macht im Einzelfall schon große Unterschiede – wenn man sich da festlegen muss und dann daneben liegt, geht das manchen gehörig ins Geld und der oder dem Diensthabenden gehörig an die psychische Substanz. Das steckt man nicht so leicht weg, ließ die Meteorologin durchblicken. Sicher: Heute rechnen die Computer das Wetter durch. Aber schon kleine Änderungen in den Ausgangs- bedingungen können die Modelle ganz unterschiedlich ausfallen lassen (das Wetter ist halt ein chaotisches System), und dann muss sich doch die arme Sau festlegen, die gerade Dienst hat. Es hat schon seinen Grund, dass man erst mal einige Zeit im Team gearbeitet hat, bevor man zum Solo-Dienst eingeteilt wird. Ein spannender Einblick – und ein beruhigender Ausblick: ein stabiles Hoch am Wochenende. Also konnten die Tübinger die Innsbrucker Möglichkeiten weidlich ausnutzen: in der Kletterhalle, einem schon legendär- en Ort, oder ebendraußen: in den Minidolomiten der Kalkkögel, wo der Winter sich schon eingenistet hatte, oder an den Sonnenhängen der Nordkette, wo die Trailrunner ihre Pfade finden und die Einkehrer ihre Alm. Das war das Programm für die Beine. Für die Birne gab es noch die Innsbrucker Alpinmesse, mit vielen Vorträgen und Workshops – auch das eine gute Adresse zur Fortbildung. Also, wie gesagt: Rundum gelungen, dieser Trip. Auf ein Neues!

Text und Bilder: Wolfgang Albers

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