Antarktis Fotoreise

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antarktica 2014

Eine Expedition zum 7. Kontinent



Wir haben beschlossen, der schmuddeligen Jahreszeit im Dezember 2014 gen Süden zu entfliehen. Ein bißchen sind wir über unser Wärmeziel hinausgeschossen und ganz weit im Süden gelandet. Eine Reise ins Südpolarmeer, zu Eisbergen, Pinguinen, Walen und von Menschenhand fast unberührter Natur sollte es diesmal sein.

Unser Transportmittel war wieder einmal das Schiff. In diesem Falle das eisverstärkte Expeditionsschiff „Ortelius“. Ein ehemaliges Arbeitsschiff der Russischen Akademie der Wissenschaften mit der Eisklasse 1A. Klein genug, um damit in die antarktischen Buchten zu fahren, groß bzw. stark genug, um im festen Einjahres-Meereis und im losen Packeis zu navigieren. Ein Streik der Lufthansapiloten, der am Tag vor unserer geplanten Abreise begann, brachte noch ein bisschen Spannung in die Reisevorbereitung. Unser Abflug wurde um 24 Stunden vorverlegt, was uns nur noch sehr wenig Zeit zum Packen und Erledigen allerlei nötiger Arbeiten ließ. Zum Ausgleich für diese nervenaufreibenden Stunden hatten wir einen Tag mehr Zeit bei unserem Zwischenstopp in Buenos Aires.



Buenos Aires Die Hauptstadt Argentiniens, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes, ist mit knapp 13 Millionen Einwohnern eine der größten Städte Südamerikas. Da wir uns hier auf der Südhalbkugel und damit im Sommer befinden, herrschen Temperaturen von ca. 28 °C. Das Stadtbild ist geprägt von prachtvollen Gebäuden und schäbigen Wohnblocks gleich nebenan, von viel Autoverkehr und shoppenden Argentiniern. Man tanzt Tango und staunt über Vegetarier.




Das

Paris

Südamerikas

In seiner wirtschaftlichen Blütezeit ab Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg war Argentinien eines der reichsten Länder der Erde. Viele wohlhabende Bürger ließen sich prächtige Stadtpaläste nach französischem Vorbild bauen.



Evita Peron ist allgegenwärtig.

Als sie 1952 im Alter von 33 Jahren an Krebs starb, trauerte ganz Argentinien. Vor allem die Armen liebten die uneheliche Tochter aus der Provinz, die es zur glamourösen Präsidentengattin gebracht hatte. Die Avenida 9 de Julio - mit 20 Fahrspuren Die

breiteste Strasse der Welt. Trotz ihrer

Breite von 140 Metern wirkt sie wegen mehrerer Grünstreifen nicht so protzig. Wenn man schnell unterwegs ist, schafft man die Überquerung in zwei Ampeldurchgängen.

Die Oper, das Teatro Colón,

eines der legendärsten Opernhäuser der Welt. Die Akustik hier gilt als die Beste überhaupt.



Die farbenfrohe Seele von Buenos Aires. Die H채user sind zum Teil aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. K체nstler, Tango, Souvenirs pr채gen den Stadtteil.


La Boca hier ist

alles

BUNT !


La Recoleta

Hier liegen die Reichen und Schรถnen der Stadt begraben


Ein Besuch auf dem Friedhof La Recoleta gehört zum Pflichtprogramm einer Stadttour. Zwölf argentinische Präsidenten und zwei Nobelpreisträger haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Diese können sich die Grabpreise offensichtlich leisten. Zwischen 80.000 und 250.000 $ kostet hier eine Gruft.

Die 1820 angelegte Totenstadt bietet prächtige neoklassizistische Mausoleen unterschiedlichster Architektur. Grabsteine und Skulpturen spiegeln Status und Reichtum der Verstorbenen wieder. Eine regelrechte Pilgerstätte ist die Gruft Evita Perons. Ungewöhnlich ist die Tradition dieses Friedhofs, auf den Namenstafeln nur das Sterbedatum, nicht jedoch das Geburtsdatum zu vermerken.


Kurzbesuch

in der s端dlichsten Stadt der Welt


Ushuaia ist die Haupt-

stadt der argentinischen Provinz Tierra del Fuego ( Feuerland). Sie ist die südlichste Stadt der Erde und liegt am Beagle-Kanal. Das Wort „Ushuaia“ kommt aus der Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet soviel wie „Bucht, die nach Osten blickt“. Leider hatten wir nur einen halben Tag Zeit, uns die Gegend an diesem untersten Zipfel von Südamerika anzuschauen. Eine Gletscherwanderung bei allerschönstem Wetter und phantastischer Weitsicht auf die bis zu 2500 m hohen Ausläufer der Anden überbrückte die Zeit bis zum Einschiffen. Hier hätten wir gerne noch ein paar Tage verbracht.


antarktica

Der antarktische Eisschild ist die größte zusammenhängende Eismasse der Erde, nur etwa zwei Prozent des Kontinents sind eisfrei. Die Antarktis ist mit durchschnittlich 2500 m der Kontinent mit der höchsten durchschnittlichen Geländehöhe. Gleichzeitig befindet sich im Bentleygraben in der Westantarktis auch der tiefste nichtunterseeische Punkt der Erde – er ist fast 2500 m tief. Die tiefste jemals gemessene Temperatur wurde in der Nähe der russischen Station Vostok genommen und betrug minus 93 °C. Zusätzlich wehen in der Antarktis starke Fallwinde – so genannte katabatische Winde – mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h. Zum Glück ist gerade Sommer und wir sind nicht so nah am Pol. Mount Erebus auf Ross Island ist der südlichste aktive Vulkan der Welt, auf Deception Island befinden sich sogar Thermalquellen.

Durch die große Geländehöhe, die extrem niedrigen Temperaturen und dementsprechend wenig Niederschlag ist die Antarktis auch die trockenste Region und somit die größte Wüste der Welt.


Trotz der harschen Lebensbedingungen wimmelt es im Südpolarmeer und den Küstengebieten von Leben, das sich an die extremen Bedingungen angepasst hat. In der Antarktis leben Pinguine, Eisbären sind nur auf der Nordhalbkugel beheimatet.

antarktica Die Region der Arktis hat ihren Namen vom nördlichen Sternbild des Großen Bären (griech. „arktos”). „Ant-Arktis” soll ausdrücken, dass dieses Gebiet antipodisch zur Arktis liegt; also der Arktis „gegenüber”. Die Antarktis ist ein von Eis bedeckter und vom Meer (Südpolarmeer) umgebener Kontinent. Die Arktis ist ein von Kontinenten umgebenes Meer (Nordpolarmeer), auf dem eine mehrere Meter dicke Decke aus mehrjährigem Eis schwimmt. Am Südpol ist es mit durchschnittlich minus 50 °C deutlich kälter als am Nordpol mit einer Jahresmitteltemperatur von minus 18 °C.

In der Antarktis gibt es keine indigene Bevölkerung, im Gegensatz zu den Inuit in der Arktis.



Wir betreten zum ersten Mal den antarktischen Kontinent - man sagt, manche Leute kommen nur hierher, um die Sammlung aller sieben Kontinente vollzubekommen - wir nicht! Es ist eine Faszination in Blau aus Wasser und Eis, dem besonderen Licht und natĂźrlich den groĂ&#x;en Eisbergen.

Ein erhebender Anblick aus Kraft, Geschmeidigkeit und Ruhe. Eine Gruppe von mindestens 13 Orcas zieht an unserem Schiff vorbei. Sie sind wohl gerade alle satt, denn die Pinguine auf der Eisscholle scheinen sie nicht zu interessieren. Orcas werden bis zu 9 m lang und bringen stattliche 6 Tonnen Gewicht auf die Waage.



Zum in die Luft gehen

schรถn!


Beeindruckende Tafeleisberge, die beim Überflug aus dem Heli in ihrer ganzen Größe zur Geltung kommen. Zu den ca. 20 m, die aus dem Wasser ragen, kommen weitere 160 m unter Wasser.



Eisgucken


..

... als Tagesbeschäftigung Es ächzt, es knarzt, es rumpelt, es schiebt und dreht sich. Mal weiß, mal blau, mal über Wasser und mal bis weit unter der Wasseroberfläche zu sehen. Ob laut, ob leise, ob nah oder fern, es fasziniert uns den ganzen Tag.


Meereis spielt eine entscheidende Rolle im Klimasystem der Erde. Aktuellen Beobachtungen zufolge wächst - trotz Klimaerwärmung - die Meereisfläche in der Antarktis an, während sie in der Arktis dramatisch abnimmt. Warum dies so ist, gibt den Wissenschaftlern noch Rätsel auf. Auf bewegter Ozeanoberfläche entstehen zunächst bis zu 2 cm große Eisnadeln oder -plättchen, die sich zu suppenartigem Eisschlamm verdichten. Bei weiterem Wachstum entsteht dann Pfannkucheneis, eine Schicht meist kreisförmiger, bis zu 3 m großer Eisstücke. Ohne Seegang kann Neueis in Form einer geschlossenen Eisdecke entstehen. Auf so einer Eisplatte haben wir uns einen Nachmittagsspaziergang gegönnt und uns von neugierigen Pinguinen begaffen lassen.



Fast ICE


Im Spätherbst - sprich April - kommt das Eis! Nun beginnt das Meer rund um die Antarktis zu gefrieren. Rasend schnell bildet sich ein eisiger Mantel rings um den weißen Kontinent. Das Meereis wächst mit einer Geschwindigkeit von 1,6 km pro Stunde oder rund 100.000 qkm pro Tag. Zum Vergleich: Bayern hat eine Fläche von gut 70.000 qkm.






bis zum letzten Sonnenschein bis nachts um 11 Uhr, ringsum die Stille der m채chtigen Eislandschaft. Wir verharren bis zum letzten Sonnenstrahl an Deck, um diesen perfekten Tag ausklingen zu lassen. Richtig dunkel wird es jetzt im Dezember so kurz vor der Sommersonnenwende nicht mehr. Gegen zwei Uhr nachts taucht die Sonne erneut am Horizont auf.


Sonnenstrahl


Im M채rchenland


der Pinguine


Pinguine soweit das Auge reicht. Dies ist die größte Kolonie von Adeliepinguinen überhaupt, mit ca 120.000 Brutpaaren, d.h. wenn die Jungen geschlüpft sind, tummeln sich da ca. 350.000 Tiere an Land und im Wasser.



Das Südpolarmeer ist Spielplatz und reich gedeckter Mittagstisch für ca. 50 Millionen Pinguine. Kleine Fische, Tintenfische und Antarktiskrill sind die Nahrungsgrundlage der Langstreckenschwimmer.


Geschlafen wird auf der Wasseroberfläche oder stehend auf Eisschollen. So unbeholfen sich Pinguine auch an Land bewegen, so flink sind sie im Wasser. Goldschopfpinguine legen bis zu 10.000 km Strecke im Jahr zurück.


EndloseS

Phantastisches

Hier ruht man


EISLAND

Licht

Vollkommene Stille

tief in sich selbst


Deception Island Deception Island ist eine der Südlichen Shetlandinseln, eine subantarktische Inselgruppe. Die Insel wird durch die Spitze eines aktiven Vulkans gebildet; der bislang letzte Ausbruch fand im Jahre 1970 statt. Sie besteht heute aus dem ringförmigen Rest einer Caldera und hat einen Durchmesser von 14 km. Durch eine im Südosten der Insel gelegene, weniger als 400 m breite Meerenge - Neptuns Blasebalg genannt - können Schiffe in den vom Meer überfluteten inneren Kratersee, Port Foster, gelangen. Durch vulkanische Aktivität liegt die Wassertemperatur dort bei etwa 10 °C. An dem am Außenrand der Insel im Südosten gelegenen Vorsprung Baily Head findet sich heute eine große Brutkolonie von Zügelpinguinen mit geschätzten 50.000 bis 100.000 Brutpaaren.



Sympathische

n e l l e s e G



Don´t eat


Yellow Snow Pinguine brauchen nicht zu trinken. Ihre Flüssigkeit nehmen sie mit ihrer Nahrung auf. Da diese jedoch sehr viel Meersalz enthält, benötigen sie viel Energie dieses Salz wieder auszuscheiden. Wenn Pinguine also die Möglichkeit haben an Süßwasser zu kommen, nutzen sie diese gerne in Form einer Schneemalzeit aus.




r o e k a r D e k La


e k a k S e k a Dr


Auf der Überfahrt durch die Drake Passage zurück nach Feuerland hat das Wetter noch mal gezeigt, was auch im Sommer im Südpolarmeer rund um Kap Hoorn los sein kann. Windgeschwindigkeiten mit bis zu 180 km/h in Böen setzen nicht nur ein sicheres Laufen an Bord (immer mit mindestens einer Hand am Schiff), sondern auch einen robusten Magen voraus. Manch einer hatte richtig Freude am hohen Seegang, viele blieben mit ihrer Tüte lieber in der Koje.



Das Ende einer schönen Reise - nach 11 Tagen auf dem Schiff heißt es nun Abschied nehmen von einem Großteil unserer Mitreisenden aus aller Herren Länder. Wir haben viel gesehen (wenn auch keine Kaiserpinguine), viel erlebt und bei den zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen auch viel gelernt. Das dichte Packeis in der Weddell-Sea hat der Reise den typischen Expeditionscharakter aufgezwungen und ebenso spannend wie unberechenbar gemacht. Aus dem geplanten Tagesablauf entstanden nach und nach meist die Alternativpläne B, C, D, E oder gar F. Für uns perfekt, jedoch keine Reise für Unflexible!

Nach drei Stunden Flug waren wir wieder in Buenos Aires. Dort verwöhnten uns 25° C und herrlicher Sonnenschein. Nach einem Stadtbummel und einem ausgiebigen Steakessen mit unseren deutschen Reisekollegen ging es wieder zum Flughafen und somit zurück nach „Good Old Germany.“ Zum Glück war unser „Winterurlaub im Süden“ damit noch nicht zu Ende. Nach einer kurzen „Waschorgie“ machten wir uns am Mittag des nächsten Tages gleich wieder auf zum Flughafen. 10 Tage Marokko sollten uns die letzten Tage des Jahres mit orientalischem Flair an der Atlantikküste versüßen.



„Man stelle sich ein Land vor, so groß wie Australien und Europa zusammen. Sonniger als Kalifornien und kälter als das Gefrierfach eines Kühlschranks. Trockener als Arabien und höher als die Schweiz. Leerer als die Sahara. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, auf den diese Beschreibung zutrifft:

die Antarktis

– dieser fremde, aber

wunderschöne Kontinent im untersten Teil der Erde.” (J. M. Dukert)

Werbeagentur, Fotografie, Text und Gestaltung: www.delfabbro-grafik.de jd@delfabbro-grafik.de


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