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Theater für Senior*innen
Im Nationaltheater Mannheim finden alle Altersgruppen die passenden Vorstellungen. Im Flugblatt „Theater für Senioren“ werden z. B. die Wünsche von Senioren hinsichtlich Zeit- und Preisgestaltung aufgegriffen. Angeboten werden Opern, Schauspiele, Tanz, aber auch kleine ausgesuchte Kunstgenüsse, wie die Liederabende in der Montagehalle, die beliebten Café Concerte oder auch Kammermusikmatineen und günstige Nachmittagsvorstellungen.
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Theater verbindet – wenn es auch durch die momentanen Sicherheitsbestimmungen etwas distanziert zugeht, so bleibt man doch durch gemeinsame Kulturgenüsse in Verbindung und kann sich unbekümmert dem Theatergenuss hingeben. Spannende und anregende Erblebnisse auf den Bühnen des Nationaltheaters sind auf jeden Fall garantiert. Hier finden sich Uraufführungen ebenso wie Klassiker, Komödien ebenso wie Tragödien.
Wer das kostenlose Flugblatt per E-Mail erhalten möchte, kann sich gerne bei doris.brachmann@mannheim.de dafür anmelden. Weitere Auskünfte erhalten Sie unter Telefon 0621-1680-532.
Kartentelefon 0621-1680-150.
Doris Brachmann Nationaltheater Mannheim
THEATER FÜR SENIOR*INNEN
Letzte Spielzeit am Goetheplatz #Generalsanierung
Wir haben die passenden Vorstellungen für Senior*innen! Fragen Sie an bei Doris Brachmann
(doris.brachmann@mannheim.de)
Tipp: Vor der Generalsanierung wird noch bis Juli 2022 im Theater am Goetheplatz gespielt.
Nationaltheater Mannheim Kartentelefon 0621 1680 150 www.nationaltheater.de
Kurz, aber prägend – Über Schiller, seine „Räuber“ und das Nationaltheater Mannheim
Etwas versteckt im Foyer des Nationaltheaters Mannheim stehen zwei Bronzetafeln, auf denen zu lesen ist: „Das Mannheimer Nationaltheater ist im Jahr 1778 begründet worden. Sein erster Intendant war Wolfgang Heribert von Dalberg, dessen wagemutige und weltoffene Gesinnung dem Theater die gestaltende Kraft gegeben hat. Am 13. Januar 1782 fand die Uraufführung von Schillers JugendDrama ‚Die Räuber‘ statt. Sie brachte dem Mannheimer Nationaltheater unvergänglichen Ruhm. Die Mannheimer Bürgerschaft fühlte sich in Zeiten des Wohlstands und in Zeiten bitterer Not einig in der Liebe zu ihrem Theater und seinen Künstlern. 1839 nahm die Stadt Mannheim die Bühne in eigene Verwaltung. Sie schuf damit das erste stadteigene Theater in Deutschland. 165 Jahre war das Haus am Schillerplatz die Stätte glanzvoller Bühnenkunst gewesen, bis es in der Nacht zum 6. September 1943 in Schutt und Asche sank. [...] Als Symbol des Wiederaufstieges der Stadt nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist Mannheims Bühne an neuer Stätte neu erstanden. Am 13. Januar 1957 erhielt dieses Haus seine festliche Weihe.“
Ein neues Theater deutscher Sprache
Was sind die Gründe für diese ungewöhnlich enge Beziehung einer Stadtgesellschaft zu „ihrem“ Theater? Mitte des 18. Jahrhunderts war das deutsche Bürgertum, das zu Wohlstand gekommen war, aber noch wenig politischen Einfluss besaß, auf der Suche nach eigenen Ausdrucksformen und Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Diese Entwicklung erfasste auch das Theater. Die vorherrschenden Theaterformen an den deutschen Fürstenhöfen jener Zeit waren Dramen in französischer und Opern in italienischer Sprache, die überwiegend von Königen oder Göttern handelten. Das „einfache Volk“ hingegen suchte Zerstreuung in Wirtshäusern und auf Jahrmärkten bei Theaterspektakeln unter freiem Himmel. Die Nationaltheaterbewegung setzte sich dagegen für ein Theater in deutscher Sprache, mit literarischem Anspruch und mit Sujets aus bürgerlichen Lebenswelten ein.
Ein erstes als „Nationaltheater“ bezeichnetes Theaterunternehmen wurde 1767 in Hamburg gegründet, musste seine Pforten mangels Einnahmen jedoch bald wieder schließen. Mannheim war damals ein europaweit anerkanntes Zentrum der Künste und der Wissenschaften. Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, der im Mannheimer Schloss bereits ein Opernhaus betrieb, fing Feuer für dieses neuartige Theater in deutscher Sprache und entschied sich, Ende der 1770er Jahre ebenfalls ein Nationaltheater zu errichten und die besten Schauspieler jener Zeit nach Mannheim zu verpflichten. Das Mannheimer Theater ist damit das älteste heute noch existierende Theater in Deutschland und nach dem Wiener Burgtheater das zweitälteste in Europa, das aus dem Geist der Nationaltheaterbewegung entstanden ist.
1779 wurde Carl Theodor König von Bayern und verlegte seinen Hof nach München. Das Nationaltheater wurde noch einige Jahre von München aus finanziert, bis es 1839 in die Trägerschaft der Stadt übernommen wurde. Damit wurde das NTM zum ersten Theater in städtischer Trägerschaft in Deutschland, und der Stolz auf „ihr“ Theater ist den Mannheimerinnen und Mannheimern bis heute anzumerken. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die Errichtung eines neuen, größeren Theaters geplant wurde. Zum Zeitpunkt der Eröffnung 1957 galt das Nationaltheater, errichtet nach einem Entwurf des deutschen Architekten Gerhard Weber im Geist des Bauhauses, als das modernste und architektonisch fortschrittlichste Theatergebäude in Deutschland. Eröffnet wurde es mit einer Neu-Inszenierung von Schillers „Räubern“ – auf den Tag genau 175 Jahre nach der Uraufführung dieses Stücks in Mannheim.
Soufflierbuch zur Uraufführung von Friedrich Schillers „Die Räuber“ am 13. Januar 1782 in Mannheim. Bild: Andreas Praefcke
Ein dramatischer Paukenschlag
Schiller und Mannheim, das ist eine kurze, aber intensive Begegnung. Schiller hatte mit der Arbeit an den „Räubern“ noch als Schüler begonnen und den Text um 1780, also im Alter von gerade erst 20 Jahren, fertig gestellt. Seine Ausbildung an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, der Militär- und Verwaltungsakademie des Herzogtums Württemberg, neigte sich ihrem Ende zu. Sein Stück lässt sich als Abrechnung mit dem Drill und der geistigen Enge jener Erziehungsanstalt lesen, aber auch als Auseinandersetzung mit heiß diskutierten Fragen der Zeit: Was ist Freiheit? Was bestimmt unser Handeln, und wer unseren Platz in der Welt? In welchem Verhältnis stehen Verstand und Gefühl?
Mit der Geschichte der ungleichen Brüder Karl und Franz Moor entwarf der Mediziner Schiller eine naturwissenschaftlich anmutende Versuchsanordnung: Franz, der jüngere Bruder, fühlt sich benachteiligt und ungerecht behandelt. Er verleumdet daher den älteren Karl, der daraufhin vom Vater enterbt und verstoßen wird. Wie weit lässt sich diese Intrige treiben? Bis zu welchem Grad lassen sich Menschen manipulieren? Karl wendet sich enttäuscht von seiner Familie ab und gründet eine Räuberbande, die die alte Welt und ihre Konventionen in Schutt und Asche legt. Welchen Preis ist er zu zahlen bereit in seinem Kampf um Gerechtigkeit? Das Stück endet in einer Katastrophe: Franz, Karls Geliebte Amalie und der Vater sind tot. Karl übergibt sich selbst der Justiz.
In Württemberg war an eine Veröffentlichung des Stücks, das reichlich sozialen Sprengstoff bot, nicht zu denken. Daher wandte Schiller sich an den Mannheimer Buchhändler Christian Friedrich Schwan, der den Text 1781 zunächst anonym in Buchform herausbrachte, und der wahrscheinlich den Mannheimer Theaterintendanten auf das Stück aufmerksam machte.
Intendant Dalberg entschied sich, das Stück anzunehmen. Er hoffte auf einen Erfolg, schließlich wurde Schiller in einer Rezension des gedruckten Stücktexts als ein „deutscher Shakespeare“ bezeichnet. Zeitzeugen der Uraufführung am 13. Januar 1782 berichten von einem außergewöhnlichen Theaterereignis: „Das Theater glich einem Irrenhaus, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Tür. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht!“ Die Uraufführung der „Räuber“ machte Schiller auf einen Schlag berühmt, so wie sie auch das Mannheimer Theater berühmt machen sollte. Dennoch konnte Schiller an diesen ersten Erfolg in Mannheim nicht anknüpfen. Zwar verpflichtete Dalberg ihn in der Spielzeit 1783/84 als Hausautor am Nationaltheater, doch die hier entstandenen Stücke „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ und „Luise Millerin“, später umbenannt in „Kabale und Liebe“, wurden vom Intendanten abgelehnt und an anderen Orten uraufgeführt. Enttäuscht verließ Schiller Mannheim und sollte nicht mehr zurückkehren.
Mythos „Räuber“
Neben Goethes „Faust“ ist „Die Räuber“ womöglich das bekannteste Theaterstück deutscher Sprache – und bis heute eines der einflussreichsten, das zahlreiche Künstler zu ei-
Szene aus „Die Räuber“ Bild: Hans Jörg Michel