Erker 02-12-04-23

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leserbriefe

Stinkende Biogasanlage Zum Leserbrief von Dr. Konrad Wieser Erker 01/12

Medien und selbsternannte Spezialisten verbreiten immer wieder das Gerücht, dass Biogasanlagen stinken, was eine völlig falsche Tatsache ist. Ich plane und baue Biogasanlagen seit knapp zehn Jahren, zudem betreue ich momentan rund 70 Anlagen in Österreich. Keine der Anlagen hat ein Geruchsproblem, nicht einmal jene Anlagen, die direkt neben einem Wellnesshotel oder einem Gasthaus stehen. Die Biogasproduktion funktioniert nur, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist, das heißt, die Anlage muss vollständig geschlossen sein, um überhaupt Gas produzieren zu können. Wie soll es nun also stinken, wenn das gesamte System geschlossen ist? Mist und Gülle werden bei Anlagen, wie sie in Sterzing entstehen soll, in Übernahmehallen mit Abluftreinigung abgeleert und gelagert. Der Transport des Materials passiert bei verantwortungsvollen Betreibern in geschlossenen Fahrzeugen. Haben Sie schon einmal den Geruch eines Mais- oder Grassilos bemerkt, den es an fast jedem Bauernhof gibt? Wenn Mais- oder Grassilage richtig siliert und abgedeckt gelagert wird, kommt es auch hier nicht zum viel gefürchteten Gestank. Zudem tun die Betreiber alles für eine ordnungsgemäße Lagerung, denn sonst verliert der teure Rohstoff viel von seiner wertvollen Energie. Ein großer Vorteil der Biogasproduktion ist auch, dass bei der Aufbringung des Gärrestes kaum mehr ein Geruch wahrnehmbar ist, denn ordnungsgemäß vergorenes Material gibt einen Bruchteil der Geruchsstoffe von frischer Gülle ab – somit fallen sogar die wenigen Tage im Jahr, an denen es penetrant nach Gülle riecht, weg. Jeder, der das bezweifelt, soll sich eine Anlage, die Mist, Gülle und 4

landwirtschaftliches Substrat verarbeitet, ansehen und sich selbst davon überzeugen, aber bitte glauben Sie nicht alles, was in Medien und von selbsternannten Spezialisten verbreitet wird. Die österreichische Branche leidet sehr unter den falsch informierten Medien, auch unter Leserbriefen, wie ihn Dr. Konrad Wieser in der Jänner-Ausgabe des Erker verfasst hat, der wahrscheinlich selbst noch nie auf einer Biogasanlage war. Alexander Luidolt, Graz

Lettera aperta al sindaco di Val di Vizze, signor Johann Frei: Spettabile signor sindaco, riprendo la lettera del dottor Konrad Wieser pubblicata sull‘Erker di gennaio in riferimento alla ormai prossima realizzazione dell‘impianto di biogas a sud di Vipiteno. Ho osservato in silenzio l‘evoluzione della vicenda, certa che le tante opposizioni, anche istituzionali, avrebbero quantomeno indotto riflessioni maggiori e magari un differente coinvolgimento delle parti loro malgrado chiamate in causa. Così non è stato, ma a questo punto non mi rassegno in silenzio: ho firmato il preliminare per l‘acquisto di casa mia, all‘imbocco della Val di Vizze (Condominio Alte Mühle) a novembre 2006, quando la realizzazione di questo impianto non era nemmeno stata pensata e di conseguenza i prezzi del mercato immobiliare mi hanno reso necessaria l‘accensione di un mutuo trentennale ... mese dopo mese i sacrifici di una vita! Ora la realizzazione di quest‘opera, che permetterà a pochi di mettere a frutto anche gli scarti organici dei propri animali, oltre al problema „puzza“ già rimarcato da molti, comporterà invece probabilmente la svalutazione della mia casa e di tutti i miei sacrifici. Non so come intenderanno muoversi gli altri proprietari di immobili in questa zona (ai quali confermo la disponibilità per la formazione di un comitato a tutela dei nostri diritti) ma io avrò cura di seguire gli aggiornamenti del mercato e, di fronte ad un sensibile calo di valo-

re, mi vedrò costretta a chiedere al Comune di Val di Vizze il rimborso del danno causatomi presso le sedi opportune. Dott.ssa Francesca Bertinotti

Der Leserbrief des Kollegen Dr. Konrad Wieser bedarf einer Ergänzung bzw. Richtigstellung: 1. Das Endprodukt der Biogasanlage, sprich vergorene Gülle, die auf die Wiesen ausgebracht wird, stinkt deutlich weniger als unbehandelte Gülle. Dieser positive Nebeneffekt hat zur Folge, dass die Geruchsbelästigung insgesamt, von der während der Vegetationszeit vom Frühjahr bis zum Herbst große Teile des Bezirks betroffen sind, mit Inbetriebnahme der Biogasanlage deutlich verringert wird. Die Hausfrauen im Bezirk werden es danken, wenn sie die Wäsche zum Trocknen wieder im Freien aufhängen können. 2. Die vergorene Gülle ist durch den niedrigeren Nitrit-Ammoniak-Anteil deutlich weniger giftig, wodurch auch die Gefahr einer Boden- und Wasserverseuchung deutlich vermindert wird. Dieser toxikologische Aspekt sollte auch den Amtsarzt von Sterzing interessieren. 3. Der vorgesehene Standort für die Biogasanlage in unmittelbarer Nähe zum Fernheizwerk wurde deshalb gewählt, weil er logistisch gesehen zentral liegt. Zudem sollten durch die Nähe beider Anlagen (Fernheizwerk und Biogasanlage) Synergien besser genutzt werden. 4. Bezüglich des Gülletransports ist die Errichtung von Feldlagern in der Peripherie geplant, wie es auch in der Konvention der Betreibergesellschaft mit der Gemeinde Pfitsch ausdrücklich festgehalten wird. Damit werden die Belastungen für die Bevölkerung durch unkontrollierten Verkehr in Grenzen gehalten. Zudem sollen durch den Neubau der Brücke über den Eisack der Transport auf kürzestem Wege erfolgen und die Wohngebiete von zusätzlichem Verkehr verschont bleiben. 5. Es ist meines Wissens aus Rentabilitätsgründen nicht geplant, Gülle aus Vahrn anzuliefern. Allenfalls

dürfen aus Südtirol stammende pflanzliche Abfälle, wie Apfelreste, angeliefert werden. 6. Die Biogasanlage soll nach dem neuesten Stand der Technik errichtet werden und darf, sofern sie ordnungsgemäß betrieben wird, keine üblen Gerüche emittieren. Die Gemeindeverwaltung und die zuständigen Behörden haben die gesetzliche Verpflichtung, diese Bestimmung und weitere gesetzliche Vorgaben zu kontrollieren und zu überwachen. 7. Der Leserbriefschreiber und auch die politischen Vertreter der Gemeinde Sterzing hätten genügend Gelegenheit gehabt, bei mehreren öffentlichen Informationsveranstaltungen ihre Kritik und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Leider haben sie diese Chance nicht wahrgenommen. Wichtige Kritikpunkte am vorliegenden Konzept der Biogasanlage, die berechtigt sind und in der politischen Diskussion vertieft werden sollten, werden im Leserbrief leider nicht angesprochen, wie die Form der privaten Betreibergesellschaft, die von vielen Bauern abgelehnt wird und mit der sich viele Bauern nicht identifizieren können. Dadurch besteht die Gefahr, dass ein Teil der Bauern die Gülle nicht anliefert, wodurch auch die Sinnhaftigkeit dieses gemeindeübergreifenden Projekts in Frage gestellt wird. Auch wird auf das Grundproblem der Thematik nicht eingegangen, nämlich auf die Tatsache, dass in vielen landwirtschaftlichen Betrieben bezogen auf die Betriebsfläche zu viele Großvieheinheiten gehalten werden und somit zu viel Gülle anfällt. Dies führt zwangsläufig zu Problemen bei der Entsorgung der Gülle und damit auch zu großen Umweltproblemen. Fazit: Gefragt sind weniger Polemik und Panikmache, dafür aber mehr Information für die Bevölkerung sowie mehr Dialog und Diskussion vor allem unter den SVP-Gemeindeverwaltern. Dr. Wilhelm Seppi, Amtsarzt von Pfitsch und Gemeinderat der „Liste Gemeinsam für Wiesen/ Pfitsch“ erker februar 12


leserbriefe

Im Leserbrief von Dr. Konrad Wieser wird behauptet, dass der Betrieb der geplanten Biogasanlage der Biogas Wipptal GmbH zu erhöhten Geruchsbelästigungen für die Stadt Sterzing führen würde. Das trifft sicher nicht zu. Erhebliche Geruchsemissionen in der Landwirtschaft werden seit Jahren durch die Ausbringung von unbehandeltem Mist und Gülle auf den Äckern und Wiesen im gesamten Wipptal hervorgerufen (unbehandelt heißt: nicht in der Biogasanlage behandelt). Durch die Biogasanlage wird genau dieses Problem entschärft. Durch die Vergärung von Mist und Gülle werden 95 Prozent der darin enthaltenen Geruchsstoffe biologisch abgebaut und in Biogas umgewandelt. Die in der Biogasanlage biologisch behandelten Güllen und Miste werden zu einem Gärrest, der einen neutralen oder eher erdigen Geruch aufweist. Dadurch können also

die Gerüche, die bisher bei der Ausbringung anfallen, fast komplett verhindert werden. Geruchsbelästigungen für die Stadt Sterzing sind nicht zu erwarten: Die flüssigen Substrate wie Gülle werden in geschlossenen Tankfahrzeugen transportiert und in Vorratsbehälter gepumpt, ohne dass Gülle mit der Außenluft in Berührung kommt. Für den Festmist ist eine eingehauste Annahmehalle mit geruchsabschließenden Rolltoren vorgesehen, die nur zur Ein- und Ausfahrt geöffnet werden. Für die geplante Gärresttrocknungsanlage ist eine Abluftreinigung vorgesehen, die das beim Trocknungsvorgang freigesetzte Ammoniak auffangen wird. Mit der Planung der Biogasanlage ist ein deutsches Unternehmen beauftragt, das mittlerweile über 40 Biogasanlagen geplant und gebaut hat. Die Projekte dieses Unternehmens zeichnen sich durch sorgfältigste Planung und

präzise Bauausführung aus. Dies gilt nicht nur für die Technik zur Erzeugung von Biogas, sondern im Bereich der Technik zur Vermeidung von Umweltbelastungen. Die Anlagen zeigen im Betrieb höchste Funktionssicherheit, höchste Energieeffizienz, geringe Störungsanfälligkeit und hohe Arbeitssicherheit. Wegen ihrer hohen Qualität waren die Anla-

gen bereits zweimal Sieger beim bundesdeutschen Wettbewerb „Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen“. Hier wird also eine umwelttechnisch hochwertige Anlage gebaut, welche die heute bestehenden Geruchsprobleme im Wipptal erheblich reduzieren wird. Die Biogasanlage wird somit die Probleme der Region wie die

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RaiffeisenInfo Finanzieren und dabei auf Liquidität und Rating achten Die Herabstufung des Staates Italien und das somit geänderte wirtschaftliche Umfeld hat das System der Liquiditätsbeschaffung der Banken nachhaltig verändert. Die Verknappung der Liquidität hat zu steigenden Refinanzierungskosten und in der Folge zu einem Anstieg bei den Zinsaufschlägen geführt. Für die Zukunft eines Unternehmens ist eine gesunde Finanzierung ausschlaggebend. Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: die Finanzierung durch Eigenkapital oder durch Fremdkapital. Prinzipiell muss jeder Unternehmer darauf achten, dass die richtige Finanzierungsform gewählt wird. Im Regelfall sollte das Anlagevermögen eines Betriebes mit langfristigem und das Umlaufvermögen mit kurzfristigem Kapital finanziert werden. Das langfristige Kapital schließt dabei auch das Eigenkapital ein. Falsche Entscheidungen wirken sich in der Regel auf die Liquidität eines Betriebes negativ aus. Liquidität bedeutet, dass fällige Zahlungen mit erzielten Einnahmen laufend gedeckt werden.

Benno Linser Vizedirektor Raiffeisenkasse Wipptal

Außerdem ist das Rating ein wichtiger Faktor für die Finanzierung eines Unternehmens. Rating bezeichnet ein Verfahren, mit dem die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens beurteilt wird. Dabei wird in erster Linie die Bonität des Unternehmens bewertet, also die Wahrscheinlichkeit, mit der es einen Kredit zurückzuzahlen imstande ist. Je höher die Rückzahlungsfähigkeit, desto größer die Sicherheit für die Bank.

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie bei der Veranstaltung mit dem Titel:

„Liquidität und Rating“ am im mit

Donnerstag, 23.02.2012 um 19.30 Uhr Raiffeisensaal der Raiffeisenkasse Wipptal, Neustadt 9, Sterzing Hans Schmiedhofer, Vizedirektor der Raiffeisen Landesbank Südtirol

Der Vortrag wird in deutscher Sprache abgehalten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Melden Sie bitte Ihre Teilnahme in einer Geschäftsstelle der Raiffeisenkasse Wipptal an. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. erker februar 12

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leserbriefe

agrarischen Gerüche, die Gewässerbelastung und die Verkehrsbelastung erheblich entschärfen und die Wohn-, Lebens- und Erholungsqualität unserer Region steigern. Helmut Döhler, Technischer Beirat der Biogas Wipptal GmbH Sterzing

Zum Artikel „Krach um den Pfitscherbach“ Erker 01/12 Die Bürgerliste„Gemeinsam für Wiesen-Pfitsch“ hat Ende Dezember gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien bei der Abstimmung zur Unterschutzstellung eines Abschnitts des Pfitscherbachs den Gemeinderatssaal verlassen, um gegen die Vorgangsweise des Gemeindeausschusses in Zusammenhang mit dem geplanten E-Werk im Pfitscher Talschluss zu protestieren. Wir wollten damit zum Ausdruck bringen, dass wir uns von der bis-

herigen Strompolitik der Gemeindeverwalter distanzieren, da wir seit jeher darauf drängen, dass ein klares, transparentes Gesamtkonzept ausgearbeitet wird, welches das öffentliche Interesse wahrt und die Einbeziehung bzw. Information der gesamten Bevölkerung beinhaltet. Leider hat die Gemeindeverwaltung es vorgezogen, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie hat es abgelehnt, mit jenen Grundeigentümern, die wiederholt Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Gemeinde angekündigt hatten, im Vorfeld das Gespräch zu suchen, um einen eventuellen Konsens zu erreichen. Diese Haltung erschien uns unverständlich, auch weil uns vonseiten des Landeshauptmanns versichert worden war, dass nach wie vor das Einverständnis der Grundeigentümer Voraussetzung für die Zulassung der Projekte zur Erlangung einer Wasserkonzession sei. Durch diese Vorgangsweise des Ausschusses riskiert man, dass die Konzession in die Hände von privaten Personen gelangt

in den mund gelegt

und die Spaltung der Bevölkerung sich verstärkt. Verhandlungen zu einem späteren Zeitpunkt werden sich aufgrund der bisherigen Haltung der Gemeinde voraussichtlich schwierig gestalten. Wir möchten betonen, dass es uns allein darum geht, dass endlich die Gemeinde die Konzession für ein E-Werk erhält, damit die Wertschöpfung aus der Wasserkraft in der Gemeinde bleibt und auswärtige Stromspekulanten ausgeschaltet werden. Silvia Bacca für die Bürgerliste „Gemeinsam für Wiesen-Pfitsch“

Danke an alle Wir möchten uns bei allen, die uns in der letzten Zeit zur Seite gestanden sind, herzlich bedanken. Wir sind berührt von der Solidarität und der Hilfsbereitschaft, die uns von so vielen Menschen in dieser schwierigen Zeit entgegengebracht wurden. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen Personen und Vereinen für den Beistand und die zahlreichen Spenden. Familie Egon Markart, Fiechter in Jaufental

I? A Buspark plotz! Und du?

Zum Leserbrief von Thomas Egger Erker 01/12 Es ist schon erstaunlich, wie empfindlich Oppositionsvertreter Thomas Egger auf berechtigte Kritik reagiert. Er ist offensichtlich der Meinung, dass er selber besser dasteht, wenn er andere schlecht macht. Auch ist er es gewohnt, bei jeder Gelegenheit „auszuteilen“, aber „einstecken“ fällt ihm augenscheinlich sehr schwer. Mit einer solchen Art der politischen Auseinandersetzung disqualifiziert sich Egger ganz von selbst. Christian Egartner, Sterzing

Herzlichen Dank! Wir möchten uns herzlich bei den Freiwilligen Feuerwehren Wiesen, Sterzing, St. Jakob und Kematen sowie beim Weißen Kreuz und bei den Carabinieri für ihren Einsatz bedanken. Ein besonderer Dank gebührt unseren Nachbarn, die sofort zu Hilfe eilten und somit Schlimmeres verhindert haben. Familie Graus, Windischhof in Afens

Billiger Tanken Erker 01/11 I wear amol an Eislaufplotz!

Richtigstellung: Die Gemeinden stellen für billigeres Tanken in Grenznähe keinen Ausweis aus. Interessierte erhalten in ihrer Gemeinde mit der Steuer- bzw. Sanitätskarte und dem Autobüchlein eine Pin-Nummer, die in Verbindung mit der Sanitätskarte verbilligtes Tanken ermöglicht. Die Redaktion

Wos w wear illsch du a n groaß, wenn d mol bisch u ?

fuggerroppe

ted-umfrage

Ergebnis Umfrage Jänner Sind Sie damit einverstanden, dass an Südtirols Schulen die Fünf-TageWoche eingeführt wird?

ja

36,3 %

nein

57,5 %

egal

6,3 %

Die Februar-Frage

Kann das Sparpaket von Ministerpräsident Mario Monti Italien retten?

Stimmen Sie ab auf www.dererker.it! 6

Die Londesregierung hot entschiedn, dass des Neuro-Rehabilitationszentrum im Kronknhaus von Sterzing ungsiedlt weart. Domit isch iatz woll a die Grundversorgung gsichert. In olle Leit, de do dahinter stian, sei gedonkt. erker februar 12


erker februar 12

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aktuell

Blitzschnell durchs Web

Bald soll jeder zuhause oder bei der Arbeit in Hochgeschwindigkeit im Internet surfen können. Bis 2013 werden alle 116 Gemeinden in Südtirol mit Glasfaserkabel verbunden sein. Die ersten 530 Kilometer Leerrohre und 230 Kilometer Glasfaserkabel sind bereits verlegt. In welchen Gemeinden dies bereits der Fall ist und welche demnächst an der Reihe sind, zeigt eine Südtirolkarte auf der Internetseite www. provinz.bz.it/breitband. 30 Millionen Euro investiert die Landesregierung in dieser Amtsperiode in den Ausbau des Breitbandnetzes in Südtirol. Mauls

Förderband in Betrieb Beinahe hatte es den Anschein, das „Bandl“ sei nur gebaut worden, um es wieder abzubauen: Anfang Februar geht es nun doch in Betrieb, das Förderband auf der BBT-Baustelle in Mauls. Dann wird es Ausbruchmaterial über Autobahn, Eisenbahn und Eisack zum Depot nach Genauen transportieren. Material wird ab Sommer auch von einem Förderband im Berginneren durch den Erkundungsstollen nach Aicha geliefert. Rund 600.000 Kubikmeter Stein wollen die Tunnelarbeiter insgesamt aus dem Berg holen. Anfangs Brixner Granit, ostalpines Altkristallin, Tonalit, permische und triadische Sedimente und dann Schiefer. In der Periadriatischen Naht, einem geologisch heiklen Abschnitt nördlich der Baustelle, wird man erst beim Vortrieb ganz genau feststellen, welche Materialien dort vorhanden sind. „Die Geologie“, so BBTBeobachtungsstellenleiter Martin Außerdorfer „ist sehr komplex“. 8

Brenner

Transit steigt wieder 1,85 Millionen LKW-Züge sind 2011 über den Brenner gerollt. Das sind über 5.000 am Tag bzw. etwa 211 in der Stunde. Damit hat der Schwerverkehr über den niedrigsten und billigsten Alpenpass im vergangenen Jahr wieder deutlich zugenommen: Gegenüber dem Vorjahr waren es rund 60.000 Sattelschlepper mehr. Das entspricht einem Plus von 3,5 Prozent. Seit dem Rückgang am Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2008 ist der Schwerverkehr wieder kontinuierlich gestiegen. Nach der Aufhebung des Sektoralen Fahrverbots in Österreich muss nun mit einer weiteren Zunahme gerechnet werden.

Straßenpolizei

Zehn Strafzettel täglich Unerlaubt in Nothaltebuchten geparkt, trotz Verbot gefahren, zu lange am Steuer gesessen: LKW- und Busfahrer mussten 2011 wieder für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung ordentlich die Brieftasche zücken. Nicht besser ging es manchem Autolenker, der zu schnell, ohne Gurt oder mit Handy am Ohr unterwegs war. Summe der 3.466 Strafen: 625.000 Euro. Manche Verkehrsteilnehmer traf es nicht nur mit einer Geldstrafe. 210 Führerscheinbesitzer mussten ihren Lappen abgeben, weil sie zu viel getrunken, zu viel

aufs Gas gedrückt oder andere Kodexregeln übertreten hatten. Immerhin: Die Zahl der Führerscheinentzüge sinkt von Jahr zu Jahr – 2010 waren es noch 45 mehr. 121 Mal rückte die Straßenpolizei bei Unfällen zwischen Brenner und San Michele aus, bei denen zwei Personen starben und 43 verletzt wurden. 161 Unfälle mit Sachschaden hatte 2011 der Verkehrsdienst der Autobahngesellschaft aufgenommen. erker februar 12


Freienfeld

Stille Sadobre Vor zwei Jahren war in der Sadobre noch ein Autohof wie in Brescia Ost geplant. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Vor einem Dreiviertel Jahr sind die Wipptaler auf die Barrikaden gestiegen, verteilten Flugzettel, organisierten einen Protestabend und sammelten über 1.000 Unterschriften. Ihr Feindbild war der Parkplatz mit seinen 300 Stellplätzen im Zollgelände Sadobre in Freienfeld, hatte die Brennerautobahngesellschaft doch angekündigt, aus der Sadobre einen hochmodernen Autohof für LKW zu machen. Wenige Wochen später ist der Aufstand verstummt. Still wurde es auch in der Autobahngesellschaft. Autobahnpräsident Walter Pardatscher sagt auch, warum: „Eine Studie vertieft derzeit, wie in Zukunft die Sadobre verwendet werden soll.“ Die Studie, welche die Neuplanung der Bürogebäude, des Hotels „Top Stop“ und der Parkplätze untersuchen soll, sei noch nicht abgeschlossen. Warum diese Ruhe? Im Laufe der Überprüfungen hätten sich eben neue Varianten ergeben. Und: Man wolle bedacht vorgehen und nichts überstürzen. Dass die Proteste im Wipptal daran nicht ganz unbeteiligt waren, streitet Pardatscher nicht ab. „Wir haben jetzt die Sensibilität der Bevölkerung verstanden und werden Inputs berücksichtigen.“ Inwiefern, erker februar 12

sagte er nicht. Bürgergruppe, Bürgerliste und Freiheitliche hatten mehrmals gefordert, einen Parkplatz mit mehr als 50 Stellplätzen abzulehnen, Wipptaler Gemeinderäte hatten in einer Resolution verlangt, die Stellplätze „drastisch zu reduzieren“. Denn noch mehr Lärm und Abgase verkrafte die Gesundheit der ohnehin verkehrsbelasteten Wipptaler nicht. Pardatscher betont, dass man das Projekt auch ohne Proteste nicht auf die leichte Schulter genommen hätte. „Die ersten Pläne hätten sowieso vertieft werden müssen.“ Derzeit gibt es Kontakte zu Nordtirol und anderen Raststätten entlang der Autobahn, um sie zusammen mit der Sadobre in ein Gesamtkonzept einzubinden. So etwas brauche Zeit. Einen Termin zum Umbau der Sadobre gibt es inzwischen nicht mehr. „Wir haben uns keinen konkreten Zeitrahmen gesteckt“, sagt Pardatscher. Die Zeit dränge aber bei der Neugestaltung der Bürogebäude. Diese stammen aus den 70er Jahren und sind seitdem nicht renoviert worden.

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„Weg der Vollautonomie beschreiten“ SVP-Landesobmann Richard Theiner bei Bezirksversammlung Auf Einladung des SVP-Bezirksausschusses Wipptal referierte SVP-Obmann Richard Theiner unlängst über das Konzept der Vollautonomie: „Unser Ziel ist es, die Autonomie auszubauen und zu einer umfassenden Eigenverwaltung zu gelangen, was aber auch ein Mehr an Verantwortung für die Südtiroler Gesellschaft bedeutet“, so Theiner.

SVP-Landesobmann Richard Theiner (l.) und Bezirksobmann Christian Egartner Über 70 Anwesende, Bürgermeister, Ortsobfrauen und -männer sowie Mitglieder der Ortsausschüsse des Wipptales konnte SVP-Bezirksobmann Christian Egartner begrüßen. „Gerade das Wipptal hat als grenznahe Region eine besondere Sensibilität für diese Thematik, die das Leitbild der SVP für die kommenden Jahre darstellen könnte“, so Egartner. Parteiobmann Theiner skizzierte die Entwicklung der Autonomie vom Pariser Vertrag über das Autonomiestatut bis hin zur Streitbeilegung. „Die Autonomie hat der deutschen und ladinischen Minderheit sprachliche und kulturelle Sicherheit, aber auch Lebensqualität gebracht. Wir dürfen jedoch nicht selbstzufrieden werden, denn Stillstand bedeutet Rückschritt“, bekräftigte Theiner. Als einen Kernpunkt der Vollautonomie bezeichnete Theiner die Finanzhoheit. „Eine echte Finanzhoheit würde es uns ermöglichen, die direkten Steuern selbst festzulegen und zu verwalten. Dies könnte zu mehr Steuergerechtigkeit und zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber benachbarten Regionen beitragen“, erklärte der SVP-Obmann. 10

Ebenso bezeichnete Theiner eine eigene Landespolizei, die Übernahme sämtlicher primärer Gesetzgebungszuständigkeiten, die Abschaffung der Region sowie die Verbesserung des Sprachunterrichts als Herausforderungen im Sinne einer umfassenden Autonomie. „Wir machen den Menschen nichts vor. Eine Vollautonomie ist nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt machbar, und zwar im Einvernehmen zwischen den in Südtirol lebenden Sprachgruppen“, so Theiner, der auch den europäischen Aspekt betonte. „Neue Grenzen zu schaffen ist blanker Irrsinn. Wir müssen jene positiven Entwicklungen, die uns die Europäische Union in den vergangenen Jahrzehnten gebracht hat, wertschätzen und Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit nutzen“, so Theiner. In der anschließenden Diskussion brachten die SVP-Vertreter des Wipptales ihre Zustimmung, aber auch ihre Bedenken zum Ausdruck, insbesondere aufgrund der derzeitigen Reformen auf Staatsebene. Breite Zustimmung herrschte aber darüber, dass die Parteiführung den eingeschlagenen Weg fortführen solle. erker februar 12


Sterzing

Foto: Paul Gschnitzer

Weniger Feinstaub

Sterzing kann aufatmen: Die Luftwerte haben sich seit 2006 im Wipptaler Hauptort deutlich verbessert. 2004 wurden die Feinstaubgrenzwerte in Sterzing noch 28 Mal überschritten, vor sechs Jahren waren es noch 27. Im vergangenen Jahr lagen die Messwerte nur noch an sechs Tagen über dem PM-10Grenzwert. Das von der EU vorgegebene Limit von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft darf derzeit an 30 Tagen überschritten werden. Damit liegt Sterzing nun deutlich darunter. Weit entfernt von der Einhaltung der EU-Grenzwerte ist man, besonders entlang der Brennerautobahn, hingegen beim StickstoffdioxidGehalt (NO2). Entsprechende Maßnahmen auf der Autobahn sollten

erker februar 12

dringend umgesetzt werden, so der Direktor der Umweltagentur Luigi Minach. Da die Zuständigkeit aber beim Ministerium in Rom liegt, scheint die Umsetzung mehr als schwerfällig. Die Ursache der erhöhten NO2Konzentration liegt laut Minach im zunehmenden Verkehrsaufkommen und im Umstand, dass die Dieselfahrzeuge der Klassen Euro 3 und 4 doch mehr NO2 ausstoßen, als laut Emissionsdaten eigentlich vorhergesehen ist. „Völlig unverständlich erscheint in diesem Zusammenhang der Umstand, dass bei der Neuausschreibung der Autobahnkonzession der Umweltaspekt und insbesondere die Grenzwertüberschreitung unberücksichtigt bleiben“, so Minach.

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gemeindestatistik 2011

Wipptal: Ausländer sorgen für Bevölkerungszuwachs

Foto: Martin Schaller

Deutlich positiver Wanderungssaldo/ Geburtenrate rückläufig/ Kirchliche Trauungen nehmen weiter ab/ Zwei Wipptaler hundert Jahre alt

19.541 Personen leben derzeit im Wipptal.

Am 31. Dezember 2011 lebten im Wipptal 19.541 Personen und damit um genau 263 mehr als im Vorjahr. Die Bevölkerungszunahme – erstmals seit vielen Jahren ist die Bevölkerung wieder in allen sechs Gemeinden angewachsen – ist in erster Linie auf die Zuwanderung ausländischer Bürger zurückzuführen, deren Anteil im Bezirk nun bei 8,1 Prozent liegt. Der positive Wanderungssaldo hat gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen (+200), während die Geburtenrate rückläufig war (-19). Trotzdem gab es neuerlich einen Geburtenüberschuss von 53 Personen: 205 Geburten standen 152 Todesfällen gegenüber. Einmal mehr gab es den größten Bevölkerungsanstieg in Sterzing.

2011 ist die Bevölkerung erstmals seit mehreren Jahren wieder in allen sechs Wipptaler Gemeinden angestiegen, besonders stark in Sterzing und in Pfitsch, aber auch am Brenner, wo die Bevölkerung im vergangenen Jahr rückläufig war. Insgesamt hat die Bevölkerung um 263 Personen zugenommen, wovon die Hälfte auf den Zuzug von Personen mit Migrationshintergrund zurückzuführen ist. Jeder dritte Wipptaler lebt mittlerweile in Sterzing; die Bevölkerung hat hier 2011 in etwa gleich stark zugenommen wie im Vorjahr. In den vor Jahren noch von einem starken Rückgang betroffenen Gemeinden Brenner und Franzensfeste konnte die Bevölkerungsabnahme vor allem durch die Migration ausländischer Bürger gestoppt werden.

19.541 Wipptaler

1.592 Ausländer

Von den zu Jahresende registrierten 19.541 Wipptalern waren 9.979 Männer (+141) und 9.562 Frauen (+122). Die Männer sind damit im Bezirk weiterhin deutlich in der Überzahl (+417). Vor zwei Jahren gab es in Sterzing als einziger Wipptaler Gemeinde noch mehr Frauen, heute ist dies in keiner Gemeinde mehr der Fall.

Der Anteil ausländischer Bürger im Bezirk liegt mittlerweile bei 8,1 Prozent (+0,5 %). Er ist im vergangenen Jahr in allen Wipptaler Gemeinden gestiegen (+131); heute leben hier 1.592 ausländische Bürger. Seit 2004, als im Bezirk 761 Ausländer ansässig waren, hat sich der Anteil mehr als verdoppelt. Die EU-Bürger haben

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2011 um 26 Personen zugenommen, die NichtEU-Bürger um 105. Steigt die Bevölkerung im Wipptal heute noch an, ist dies in erster Linie auf die Migration ausländischer Bürger zurückzuführen. Ein deutlicher Zuwachs war 2011 neuerlich in Franzens-

Älteste Gemeindebürger (Stand 31.12.2011)

Brenner Maria Lechner Bernmeister (21.12.1919) Richard Stafler (15.1.1911) Franzensfeste Rosa Maria Pichler (22.3.1918) Josef Taibon (13.1.1922) Freienfeld Katharina Innerebner (27.11.1911) Alois Wieser (22.10.1919) Pfitsch Johanna Hofer (05.03.1915) Heinrich Hofer (16.10.1917) Ratschings Aloisia Baur (18.8.1915) Karl Ungerank (28.6.1919) Sterzing Hermina Angerer (11.8.1912) Edoardo Orrasch (7.11.1918) erker februar 12


Foto: Martin Schaller

Wipptaler Bevölkerung (Stand 31.12.2011) Gemeinde Brenner

Männer 1.094

±10 +5

Frauen 1.020

±10 +16

Einwohner 10 2.114

±10 +21

Franzensfeste

504

+3

478

+4

982

+7

Freienfeld

1.390

+6

1.301

+24

2.691

+30

Pfitsch

1.417

+23

1.398

+31

2.815

+54

Ratschings

2.273

+15

2.136

+25

4.409

+40

Sterzing

3.301

+89

3.229

+22

6.530

+111

Wipptal

9.979

+141

9.562

+122

19.541

+263

EU-Bürger 90

Nicht EU-Bürger 213

gesamt 303

% 14,3

±2010 +9

Franzensfeste

37

187

224

22,8

+24

Freienfeld

91

47

138

5,1

+7

Ausländer Gemeinde Brenner

Pfitsch

59

151

210

7,5

+32

Ratschings

89

62

151

3,4

+15

Sterzing

194

372

566

8,7

+44

Wipptal

560

1.032

1.592

8,1

+131

Abwanderungen

Zuwanderungen

Wanderungssaldo

Brenner

70

83

+13

Franzensfeste

49

59

+10

Freienfeld

97

97

±0

Wanderungssaldo 2011 Gemeinde

Franzensfeste: mit 22,8 Prozent südtirolweit den höchsten Ausländeranteil Deutlich zugenommen haben die ausländischen Mitbürger im vergangenen Jahr in den Gemeinden Pfitsch (+32) und Sterzing (+44). 895 Zuwanderungen

Seit Jahren weist das Wipptal einen insgePfitsch 101 150 +49 samt positiven WandeRatschings 103 133 +30 rungssaldo auf. Im Vorjahr war dieser besonSterzing 275 373 +98 ders hoch (+200) und Wipptal 695 895 +200 erstmals seit langem in Geburten 2011 allen Gemeinden positiv: 895 Zuwanderungen Gemeinde Mädchen Buben gesamt ±10 standen 695 AbwandeBrenner 19 5 24 -2 rungen gegenüber. Im Franzensfeste 7 5 12 ±0 Vergleich zum Vorjahr Freienfeld 21 15 36 +12 waren damit deutlich mehr Zuwanderungen Pfitsch 13 15 28 -3 (+38) und erheblich weRatschings 21 20 41 -16 niger Abwanderungen Sterzing 22 42 64 -10 (-83) zu verzeichnen. Zu Wipptal 103 102 205 -19 zwei Dritteln ist dieser positive WanderungsEheschließungen 2011 saldo auf die Zunahme Gemeinde standesamtlich kirchlich gesamt ±10 von Personen mit MigBrenner 5 8 13 -6 rationshintergrund zuFranzensfeste 3 1 4 -2 rückzuführen. Am deutlichsten zurückFreienfeld 6 4 10 -9 gegangen sind die AbPfitsch 6 7 13 -3 wanderungen in der GeRatschings 9 10 19 -1 meinde Brenner (-52) und in Pfitsch (-30). BeSterzing 22 7 29 +4 sonders positiv war der Wipptal 51 37 88 -17 Wanderungssaldo einmal mehr in Sterzing feste (+24) feststellbar, wo der Ausländeranteil (+98), in Pfitsch (+49), aber auch wieder in Ratmittlerweile bei 22,8 Prozent liegt, während Ein- schings (+30), während sich in Freienfeld die Zuheimische weiter abwandern. Die Kleingemein- und Abwanderungen die Waage hielten. de am Ausgang des Wipptales, wo heute beinahe jeder vierte Bürger einen Migrationshinter- Weniger Geburten grund aufweist, hält südtirolweit den höchsten Ausländeranteil. Hoch ist dieser mit 14,3 Prozent Die Geburten haben 2011 im Wipptal im Vergleich zum Vorjahr um 19 abgenommen. Seit auch in der Gemeinde Brenner. erker februar 12

Jahren schon stagniert die Geburtenrate im Bezirk. Das Wachstum der Wipptaler Bevölkerung ist demnach auf eine anhaltende Zuwanderung zum einen und auf eine ständig älter werdende Bevölkerung zum anderen zurückzuführen. In den sechs Wipptaler Gemeinden kamen im vergangenen Jahr 205 Babys zur Welt: 103 Mädchen (-6) und 102 Buben (-13). Deutlich zugenommen haben die Geburten nach einer Abnahme im Vorjahr nur in Freienfeld. In Brenner, Franzensfeste und Pfitsch stagnierten sie, in Ratschings (-16) und Sterzing (-10) haben sie gegenüber 2010 deutlich abgenommen. Der Namen Lena, Leni, Hanna, Maria, Sofia, Fabian, Daniel und Davide waren im vergangenen Jahr besonders beliebt. 152 Todesfälle Die Anzahl der Todesfälle ist im Wipptal seit Jahren in etwa gleichbleibend. 2011 sind 152 Personen und damit um drei mehr als im Vorjahr gestorben: 16 in Brenner (+2), 15 in Franzensfeste (+9), 18 in Freienfeld (+3), 23 in Pfitsch (-3), 31 in Ratschings (+10) und 49 in Sterzing (-18). Die Differenz zwischen den Geburten (205) und den Todesfällen (152) ergibt für das Jahr 2011 im Wipptal einen Geburtenüberschuss von 53 Personen. Trauungen rückläufig Immer weniger trauen sich: 2011 wurden im Wipptal 88 Paare getraut und damit um 17 weniger als im Vorjahr. Nur noch 37 Paare (-15) haben sich vor dem Traualtar das Ja-Wort gegeben, 51 Paare (-2) schlossen den Bund der Ehe vor dem Standesbeamten. 100 Jahre Katharina Innerebner wurde am 27. November 2011 100 Jahre alt. Die aus Freienfeld stammende Frau ist damit die älteste Wipptaler Bürgerin. Der betagteste Wipptaler ist Richard Staffler aus der Gemeinde Brenner; er feierte am 15. Jänner seinen 101. Geburtstag. lg 13


Nachdem bereits im vergangenen November das diesjährige Haushalts- bzw. Stabilitätsgesetz erlassen worden war, folgte im Dezember 2011 die Monti-Verordnung, mit der einige interessante steuerliche Neuerungen beschlossen wurden. Ein kurzer Überblick über diese und andere fiskalische Neuerungen.

fiskus

Montis

Sparpaket

Steuerlicher Ausblick auf 2012

> Begünstigung bei Kapitalzuweisung und -erhöhung (ACE) Kapital- und Personengesellschaften sowie Einzelfirmen können rückwirkend ab 2011 von der Steuerbemessungsgrundlage einen Betrag in Höhe der fiktiven Eigenkapitalverzinsung (3 Prozent für die Jahre 2011 – 2013) der im Geschäftsjahr getätigten Kapitalerhöhung steuerlich in Abzug bringen. Bei Neugründungen zählt das gesamte Kapital als Erhöhung. Mit dieser Bestimmung soll die Eigenkapitalstruktur der Unternehmen gestärkt werden. > IRAP – Abzug für Personalkosten Ab 2012 kann ein Teil der Wertschöpfungssteuer IRAP (betreffend die Personalkosten) von der Steuerbemessungsgrundlage IRES und IRPEF in Abzug gebracht werden. Für Arbeitnehmer unter 35 Jahren, die vor 2012 mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag eingestellt wurden, erhöht sich der Abzugsbetrag von 4.600 Euro auf 10.600 Euro.

Das Regierungsgebäude in Rom 14

> Absetzbetrag für Energieeinsparung Der Absetzbetrag in Höhe von 55 Prozent für Maßnahmen zur Energieeinsparung auf bestehende Gebäude wird bis 31. Dezember 2012 verlängert. Die elektronische Meldung an die Agentur der Einnahmen (ENEA) ist Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Begünstigung.

amt in Pescara. > Steuerguthaben Aktive latente Steuern aus Steuerverlusten, die den Firmenwert und andere immaterielle Werte betreffen, können unter bestimmten Voraussetzungen in Steuerguthaben umgewandelt werden.

stitut oder die Post erfolgen. Überbringersparbücher dürfen nur mehr bis zu 999,99 Euro enthalten. Bank-, Post- und Zirkularschecks müssen ab einem Betrag von 1.000 Euro die Klausel „nicht übertragbar“ sowie die Angabe des Begünstigten enthalten.

> Gemeindesteuer IMU Ab 2012 ist die neue Gemeindesteuer IMU (imposta municipale > Aufschub Verjährungsfrist > Abzugsbetrag für Bei Inanspruchnahme des Steuer- propria) in Kraft getreten, welche Wiedergewinnungsarbeiten nachlasses 2002 (condono) werden die bisherige ICI (imposta comunale Der Steuerabsetzbetrag für Wieder- die steuerlichen Verjährungsfristen sugli immobili) ersetzt. Voraussetzung für die IMU ist der Besitz von gewinnungsarbeiten bei Wohnge- um ein Jahr verlängert. Immobilien. Unter die Anwendung bäuden wird als endgültige Bestimder Steuer fallen auch die Erstwohmung in den Einheitstext für direkte > Strafe bei Falscherklärungen Steuern aufgenommen. Die Bestim- Die strafrechtlichen Folgen bei Falsch- nung sowie die landwirtschaftlichen mungen sind weiterhin dieselben. erklärungen werden verschärft. Seit Gebäude (Wohn- und WirtschaftsDie höchstzulässigen Spesen für 1. Jänner 2012 sind die Finanzinter- gebäude). Der Normalsatz beträgt die Begünstigung betragen 48.000 mediäre verpflichtet, regelmäßig 0,76 Prozent, wobei die Gemeinden Euro pro Wohneinheit und können eine Meldung an die zentrale Steu- diesen bis zu 0,3 Prozent erhöhen in zehn Jahresraten von der Einkom- erkartei zu machen, mit der die Kon- bzw. reduzieren können. Für die Erstwohnung beträgt menssteuer abgezogen der Normalsatz 0,4 werden. Die Begünstigung > 2012 kommen auf Italiens Bürger im Prozent, wobei dieser gilt auch für den Kauf Zuge des Sparpakets der Regierung Monti von den Gemeinden von Wohneinheiten spürbare Steuererhöhungen zu. wiederum bis zu maxivon Baufirmen, die mal 0,2 Prozent erhöht Wiedergewinnungsarbeiten durchge- tobewegungen sowie für Steuer- bzw. vermindert werden kann. Für führt haben. Abgeschafft prüfungen wichtige Informationen landwirtschaftliche Betriebsgebäude beträgt der Satz 0,2 Prozent; diewurde hingegen die vor gemeldet werden. ser kann von den Gemeinden auf 0,1 Beginn der BauarProzent vermindert werden. Die Gebeiten notwendi- > Verwendung von Bargeld ge Meldung an Seit dem 6. Dezember 2012 wurde meinden können zusätzlich gewisse das Steuer- die Höchstgrenze für die Verwen- Absetzbeträge für die Erstwohnung dung von Bargeld von 2.500 auf beschließen. 1.000 Euro herabgesetzt. Die Übertragung von Bargeld, Überbrin- > Landwirtschaftliche Gebäude gersparbüchern und -papieren ab Bis 30. November 2012 müssen 1.000 Euro muss über ein Kreditin- landwirtschaftliche Gebäude im erker februar 12


fiskus

Gebäudekataster gemeldet sein. > Sondersteuer auf Luxusautos, Yachten und Flugzeuge Die Sondersteuer für PKW mit einer Nennleistung von mehr als 185 KW beträgt 20 Euro/KW. Für 20 Jahre alte Autos ist die Steuer nicht geschuldet. Je nach Alter des Autos (5, 10, 15 Jahre) sind zusätzliche Reduzierungen im Ausmaß von 15, 30 und 60 Prozent vorgesehen. Bei Langzeitmieten ist darauf zu achten, dass diesen keine Scheinverträge zugrunde liegen. Für Yachten, Flugzeuge und Helikopter wird ebenfalls eine Sonder- bzw. Luxussteuer eingeführt, die auf die Größe der Yacht bzw. auf das Startgewicht des Flugzeuges berechnet wird. > Erhöhung der Mehrwertsteuer Sollte es notwendig sein, kann die Mehrwertsteuer ab 1. Oktober 2012 von derzeit 10 auf 12 Prozent bzw. von 21 auf 23 Prozent und ab 1. Jänner 2014 von 12 auf 12,5 Prozent bzw. von 23 auf 23,5 Prozent erhöht werden. > Stempelsteuer auf Kontokorrente Ab 2012 beträgt die Stempelsteuer auf Kontokorrente, Finanzinstrumente und -produkte 34,20 Euro für Privatpersonen und 100 Euro für andere. Beträgt der durchschnittliche Tagessaldo weniger als 5.000 Euro, ist die Steuer nicht geschuldet. > Rückführung von Finanzvermögen Das aus dem Ausland rückgeführte Finanzvermögen (Steuerschutzschild) wird mit einer jährlichen Sonderstempelsteuer in Höhe von 0,4 Prozent belegt. Für die Jahre

erker februar 12

2012 und 2013 beträgt der Satz 1 bzw. 1,35 Prozent. Beträge, die innerhalb 6. Dezember 2011 behoben wurden, unterliegen nur für das Jahr 2012 einer Sondersteuer in Höhe von 1 Prozent. > Steuer auf Auslandsimmobilien In Italien ansässige Personen, die im Ausland Immobilien (Grundstücke, Gebäude) besitzen, müssen rückwirkend ab 2011 eine Steuer im Ausmaß von 0,76 Prozent, berechnet auf den Wert der Immobilie, bezahlen. Als Wert gilt der Kaufpreis und bei dessen Fehlen der Marktwert. Die Steuer ist vom Eigentümer oder Inhaber von Realrechten wie Fruchtgenuss, Wohnrecht und Nutzung geschuldet.

70.000 Euro ein Abzugsbetrag von 252 Euro für zu Lasten lebende Kinder gewährt wird. > Kein Inflationsausgleich bei Renten Für Pensionen ab 1.400 Euro brutto monatlich gibt es für die Jahre 2012 und 2013 keinen Inflationsausgleich mehr. > Anhebung Pensionsalter Das Pensionsalter wird schrittweise angehoben, so dass bis 2018 für Frauen das gesetzliche Pensionsalter bei 66 Jahren liegen wird. > Erhöhung Pensionsbeiträge Die Pensionsbeiträge der Handwerker und Kaufleute werden schrittweise bis auf 24 Prozent erhöht.

> Finanzvermögen im Ausland In Italien ansässige Personen, die Finanzvermögen im Ausland haben, müssen rückwirkend ab 2011 eine Steuer im Ausmaß von 0,1 Prozent abführen. Dies geschieht über die Einkommensteuererklärung. Ab 2013 beträgt die Steuer 0,15 Prozent.

> Öffnungszeiten von Geschäften Die Ladenöffnungszeiten und die Neueröffnung von Geschäften sollen liberalisiert werden. In ganz Italien können demnach die Geschäfte künftig an jedem Tag (auch sonn- und feiertags) Tag und Nacht offen halten.

> Aufwertung von Beteiligungen Die Aufwertung von Beteiligungen kann auf alle Beteiligungen, die innerhalb 31. Dezember 2011 erworben wurden, ausgedehnt werden.

> Analoger Satellitenempfang Am 30. April 2012 wird in ganz Europa der analoge Satellitenempfang abgeschaltet.

> Erhöhung des IRPEF-Zuschlags Ab 2011 wird der regionale IRPEFZuschlag von 0,9 auf 1,23 Prozent erhöht. Dieser kann von den Regionen erhöht bzw. vermindert werden. In Südtirol beträgt der Satz 1,23 Prozent, wobei Einkommen bis zu 15.000 Euro davon befreit sind und für Einkommen bis zu

> Freiberufler Gesellschaften Künftig können Freiberufler, die in Berufsverzeichnisse eingetragen sind (z. B. Rechtsanwälte, Ärzte), ihre Tätigkeit in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ausüben. > Kapitaleinkünfte Der bisherige Steuersatz auf Kapitaleinkünfte in Höhe von 12,5 Pro-

zent ist seit 1. Jänner 2012 auf 20 Prozent erhöht worden. Bei Staatspapieren bleibt der Zinssatz bei 12,5 Prozent, für die Einkünfte aus den Rentenzusatzfonds gilt ein begünstigter Satz von 11 Prozent. > Abfallsystem SISTRI/ MUD Der Termin für das Abfallsystem SISTRI (elektronisches System zur Rückverfolgbarkeit der Abfälle) wurde schon einige Male aufgeschoben. Nun soll voraussichtlich am 2. April die elektronische Abfallmeldung starten. > Absetzbarkeit Studentenwohnungen Wohnungsmieten und Heimkosten für Studenten im Ausland (EU) können ab 2012 im Ausmaß von 19 Prozent bis maximal 2.633 Euro steuerlich abgesetzt werden. Die maximale Steuerersparnis beträgt somit 500 Euro. Dies galt bisher nur für Wohnungen in anderen Provinzen Italiens. Die Wohnung muss mindestens 100 Kilometer vom Wohnort in Italien entfernt sein und sich in jener Gemeinde befinden, in welcher der Student studiert. > Gesetzlicher Zinsfuß Seit 1. Jänner 2012 beträgt der gesetzliche Zinsfuß 2,5 Prozent. Für 2011 betrug dieser 1,5 Prozent, für 2010 betrug er 1 Prozent, bis 2007 betrug er 2,5 Prozent, für 2008 und 2009 betrug er 3 Prozent. Die Erhöhung wirkt sich unter anderem auf die Berechnung des Fruchtgenusses, des nackten Eigentums und der Lebensrenten sowie auf die Berechnung der Zinsen bei freiwilligen Berichtigungen von unterlassenen Steuerzahlungen aus. Klaus Steckholzer

15


politik

„Steuereintreiber des Staates“ Gastwirten? Auch sie werden belastet, wie alle anderen Gewerbetreibenden und Privaten auch. Ministerpräsident Monti hat es verstanden, den Gemeinden die unangenehme Aufgabe zukommen zu lassen, Steuern nicht nur für die eigenen Einnahmen, sondern auch für jene des Staates einzutreiben.

Ein umfangreiches Spar- und Reformpaket der italienischen Regierung soll den Staatshaushalt bis 2013 aufpolieren. Ministerpräsident Mario Monti dreht dafür kräftig an der Steuerschraube. Südtirols Bürger werden zu Blechern, Südtirols Gemeinden zu Steuereintreibern. „Eine unangenehme Aufgabe“, findet Fritz Karl Messner, Bürgermeister von Sterzing. Im Interview mit dem Erker spricht er als Verwaltungsratsmitglied im Rat der Gemeinden über die neue Rolle der Gemeindeverwalter, über harte Zeiten für den Bürger und über Auswirkungen der Liberalisierung auf das Wipptal. Erker: Herr Messner, macht Ihnen Montis Sparpaket Angst oder Hoffnung? Fritz Karl Messner: Der Staat, zu dem wir gehören, befindet sich in einer äußerst schwierigen Situation. Auch in Südtirol müssen wir uns damit auseinandersetzen und damit leben. Italien steckt in enormen Schwierigkeiten und muss alles tun, um einen Staatsbankrott zu vermeiden. Montis Spardekret ist eigentlich ein Einnahmendekret, um die Staatsschulden stufenweise abzubauen. Dies trifft auch Südtirol hart, obwohl unser Land nicht zur Verschuldung beigetragen hat. Es ist noch nicht vollkommen klar, welche Bereiche des Dekretes in Südtirol unmittelbar Anwendung finden. Die Gesetzgebungsbefugnis des Landes ermöglicht in einigen Fällen, innerhalb von sechs Monaten ein eigenes Landesgesetz zu erlassen. Dabei könnte einiges abgefedert und es könnte auf die Besonderheiten Südtirols Rücksicht genommen werden. Die Gemeinden und ihre Bürger werden das Dekret unmittelbar zu spüren bekommen. Das fängt bei der Immobiliensteuer ICI an, die mit 1. Jänner durch die Imposta Municipale Propria IMU ersetzt worden ist. Ursprünglich war die Einführung der IMU 2014 im Zuge des Steuerföderalismus vorgesehen. Die vorgezogene 16

Bürgermeister Fritz Karl Messner: „Noch ist nicht vollkommen klar, welche Teile des Dekretes auch für Südtirol gelten.“ Einführung stellt die Gemeinden vor große Herausforderungen. Bisher durften die Gemeinden die Einnahmen behalten, künftig müssen sie die Hälfte an den Staat abgeben. Wie bei der ICI wird der Besitz von Immobilien einschließlich der Erstwohnung und deren Zubehör besteuert. Die Steuer wird auf der Grundlage der Katastererträge berechnet, die um fünf Prozent und dann um weitere 60 Prozent aufzuwerten sind. Damit ist bereits die Grundlage, auf der die Steuer berechnet wird, erheblich höher. In Sterzing galt bisher ein Hebesatz von 5,5 Promille, in vielen Gemeinden betrug er vier. In Zukunft liegt der Regelsatz bei 7,6 Promille.

wird, ist neu. Es gibt einen Freibetrag von 200 Euro, wobei für bis zu acht Kinder weitere 50 Euro dazukommen. Die soziale Aufgabe sehe ich vor allem in einer bestmöglichen Entlastung der Erstwohnung. Das Problem besteht darin, dass die Einnahmen auf die Erstwohnung die Gemeinden zur Gänze behalten können und jene auf die anderen Immobilien und Grundstücke zu 50 Prozent an den Staat zu überweisen sind. Dies engt den Spielraum der Gemeinden sehr ein. Geringere Einnahmen können sie sich nicht leisten, da sie sonst den Haushaltsausgleich nicht schaffen. Die Gemeinden sind mit dem Monti-Dekret zu Steuereintreibern für den Staat geworden.

Haben die Gemeinden keinen Spielraum? Ein noch zu erlassendes Landesgesetz wird den Gemeinden die Möglichkeit einräumen, zusätzlich zur staatlichen Regelung Befreiungen und Reduzierungen mit Verordnungen zu beschließen. Die Gemeinde kann den Steuersatz bis 4,6 Promille reduzieren oder auf 10,6 Promille erhöhen. Für die Hauptwohnung und deren Zubehör gilt der Hebesatz von vier Promille. Dieser kann um zwei Promille erhöht oder gesenkt werden. Dass die Hauptwohnung besteuert

Auch Bauern werden erstmals zur Kassa gebeten. Für landwirtschaftlich genutzte Betriebsgebäude beträgt der Hebesatz zwei Promille, der von der Gemeinde bis auf ein Promille gesenkt werden kann. Auch diese Mehreinnahmen verbleiben nicht zur Gänze in der Gemeinde. Die Besteuerung vieler landwirtschaftlicher Gebäude ist darüber hinaus äußert schwierig, da diese teilweise noch nicht vom Gebäudekataster erfasst sind. Wie ergeht es den Hoteliers und

Möglich, dass sich die Gemeinden noch mehr verschulden? Gemeinden verschulden sich normalerweise nur durch Investitionen. Die dafür aufgenommenen Darlehen werden jedoch aufgrund der einschlägigen Landesgesetze zur Finanzierung der Gemeinden zu einem erheblichen Teil vom Land getilgt. Dass sich Gemeinden wegen des Sparpaketes noch mehr verschulden, glaube ich nicht. Das Land wird wahrscheinlich den Hahn für Beiträge zurückdrehen. Derzeit sieht es ganz danach aus, dass für künftige Investitionen weniger Geld zur Verfügung stehen wird. Südtirol muss sich erheblich an der Sanierung des Staatshaushaltes beteiligen. Welche Auswirkungen wird die anstehende Liberalisierung auf die Gemeinden haben? Mit der ersten Liberalisierung der Einzelhandelslizenzen vor einigen Jahren gab es wider Erwarten keine dramatischen Folgen. Der Markt hat alles von alleine geregelt. Sorgen bereiten mir vielmehr die Liberalisierung der Öffnungszeiten und die Ausdehnung des Handels auf Gewerbegebiete. Mit dem Monti-Dekret sind nämlich alle Einschränkungen gefallen. Muss sich Südtirol dem beugen, sehe ich vor allem die Nahversorgung in Dörfern gefährdet. Ein Familienbetrieb kann nicht an 365 Tagen rund um die Uhr geöffnet halten. Wenn Geschäfte in Dörfern sterben, in Industriezonen große Ketten öffnen und die Geschäfte in den Zentren nur noch Souvenirgeschäfte sind, sieht es nicht gut für unsere Stadt und den Bezirk aus. Hier ist vor allem der Landesgesetzgeber erker februar 12


gefragt und es ist zu hoffen, dass sich hier Südtirol gegenüber dem Staat durchsetzt. Mit welchen weiteren Folgen rechnen Sie? Derzeit gibt es im Gegensatz zu früher noch zwei Warentabellen: Lebensmittel und Nicht-Lebensmittel. In Zukunft wird es nur noch eine einzige geben. Dies besorgt mich nicht außerordentlich. Weitere Liberalisierungsmaßnahmen beziehen sich auf öffentliche Dienste wie Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie Müllabfuhr und Energie. Diese sollten der öffentlichen Hand, allen voran den Gemeinden und damit dem Bürger vorbehalten sein. Das Referendum zugunsten der Nicht-Privatisierung der Wasserversorgung muss unbedingt respektiert werden. Weitere Liberalisierungen betreffen das Transportwesen, Taxis und Mietwagen. Man hört, dass sich vor allem in den Großstädten die Lobbys dagegen wehren.

Wenn Geschäfte in den Zentren nur noch Souvenirs verkaufen, sieht es nicht gut aus für Sterzing und den Bezirk.“

Seit Jahren steht die Zusammenlegung von Gemeinden als mögliche Sparmaßnahme im Raum. Wie ist Ihre Meinung dazu? Dies müsste im Detail geprüft werden und betrifft, wenn schon, Kleinstgemeinden. In Südtirol wurden schon zur Zeit des Faschismus viele Gemeinden zusammenge-

legt. Im Trentino, wo gleich viele Einwohner wie in Südtirol leben, gibt es immer noch doppelt so viele Gemeinden. Sparpotentiale sehe ich vielmehr in der Zusammenlegung von Strukturen, wie es im Wipptal mit dem Altenheim oder der Kläranlage bereits der Fall ist. Ich befürworte auch einen gemeinsamen Recyclinghof, obwohl sich die anderen Wipptaler Gemeinden noch damit anfreunden müssen. Auch die Um- und Neubauten von Schulen müssen künftig gemeinsam finanziert werden. Zehn Prozent zahlt die Standortgemeinde, 45 Prozent das Land und der Rest muss gemäß Schülerzahlen auf alle Gemeinden des Einzugsgebietes aufgeteilt werden. Für manche ist die Bezirksgemeinschaft eine übergestülpte politische Körperschaft, die in Zeiten des Sparens ohne weiteres aufgelöst werden könnte. Der Gesetzgeber hat bereits vor einiger Zeit die Bezirksgemeinschaften schlanker gemacht. Der Bezirksrat Wipptal besteht aus sieben, der Ausschuss aus drei Mitgliedern. Viel kleiner kann ein demokratisches Organ bei sechs Mitgliedsgemeinden nicht sein. Die Bezirksgemeinschaft ist sinnvoll, weil sie nicht nur delegierte Aufgaben des Landes und der Gemeinden verwaltet, sondern auch Dienste wie Altenbetreuung, Essen auf Rädern, die Leistungen des Sozialzentrums und viele andere anbietet, um die sich sonst jede Gemeinde einzeln kümmern müsste. Ich sehe die Situation ähnlich wie beim Bezirksgericht Sterzing, das

Club der Altbürgermeister Über alte Zeiten plaudern, politisieren und sich ab und zu in der Freizeit treffen: Das wollen künftig ehemalige Südtiroler Bürgermeister tun. Vor kurzem haben sie den Verein Altbürgermeisterclub (ABC) ins Leben gerufen. Unter den Gründungsmitgliedern ist auch Wirtschaftsberater Ferdinand Rainer, Altbürgermeister von Freienfeld. Dem Club kann jeder ehemalige Bürgermeister unhabhängig von Alter und Sprachgruppe beitreten. Es ist der erste Verein dieser Art in Südtirol. erker februar 12

vor einigen Jahren mit Brixen zusammengelegt worden ist. In Sterzing waren drei Beamte und ein Bezirksrichter beschäftigt, in Brixen sind es heute zwei Richter und ein Dutzend Beamte. Gespart wird so nicht. Wenn man schon immer von Bürgernähe spricht, wäre ein Dienst vor Ort in vernünftiger Größe sinnvoller und günstiger.

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Müllabfuhr und Energie sollten der öffentlichen Hand vorbehalten sein.“

Wäre es umgekehrt möglich, dass es irgendwann statt den sechs Wipptaler Gemeinden bald nur noch die Bezirksgemeinschaft gibt? Dies würde den unmittelbaren Bedürfnissen der Bevölkerung nicht Rechnung tragen. Seit alters her gelten die Gemeinden als kleinste demokratische Einheit, die am nächsten am Bürger ist. Wenn schon, würde ich die übergeordnete Region Trentino-Südtirol abschaffen und die wenigen Befugnisse auf die zwei Provinzen Bozen und Trient übertragen. Sparen könnte auch der Staat. Entgegen den EU-Richtlinien leistet er sich heute noch mehrere Polizeiorgane. Wenn Südtirol sich schon am Spardekret beteiligen muss und anbietet, den Polizeidienst und andere Kompetenzen mit all ihren Kosten zu übernehmen, könnte sie der Staat ja abtreten und dadurch seinen Haushalt entlasten.

Interview: rb

Mareit

Neuer SVP-Ortsausschuss

Die SVP hat in Mareit einen neuen Ortsausschuss gewählt. Rudolf Hofer, Kassier Johannes Zössmayr, Schriftführerin Marliese Hofer Leitner, Paul Gschnitzer, Obmann Thomas Siller, Stellvertreter Josef Wurzer, Lorenz Haller und Martin Obex (im Bild v. l.) wollen künftig „Ansprechpartner für die Bevölkerung und die Vereine von Mareit für ortspolitische Anliegen sein und mit Informationsveranstaltungen das Dorfleben bereichern“. 17


titelgeschichte

h c i d n u a n u t r o F , o Fünf Eur eportage von Evelyn M. Wieser Eine R

Mein erstes Ziel: die Trafik. An der Tür hängen leuchtstiftumrahmte Kopien von Gewinnscheinen. 500 Euro hier und da – wenn es so viele schaffen, warum nicht auch ich? Ich frage die nette Dame hinter dem Verkaufstresen, welches Rubbellos das beliebteste ist, und kaufe mir eines. Die ersten fünf Euro sind weg. „Wir verkaufen viele Rubbellose, der Umsatz ist gut. Männer, Frauen, ältere Damen und jüngere Männer, ‚gratta e vinci‘ kaufen alle“, so Tanja Thaler von der Trafik. „Lotto spielen hier nur wenige.“ Gut, dann mache ich das auch nicht, das dauert mir zu lange. Ich bin auf der Suche nach dem schnellen Gewinn. Als ich mit einer Packung Gummibärchen an der Kassa des Lebens18

Wussten Sie schon, dass 500.000 Italiener als spielsuchtgefährdet gelten? Wussten Sie, dass in Südtirol täglich zwei Millionen Euro mit Glücksspiel umgesetzt werden – was bedeutet, dass jeder von ihnen pro Tag 3,90 Euro verspielt? Wussten Sie, dass etwa 5.000 Südtiroler spielsüchtig sind? Und 30 Prozent der spielsüchtigen Patienten im Therapiezentrum Bad Bachgart in Rodeneck einen Suizidversuch hinter sich haben? Wussten Sie nicht? Ich auch nicht. Aber ich habe mich daran gemacht, meine Geldbörse durch Glücksspiel ein wenig zu füllen, und Fortuna zu einem Spiel herausgefordert. Stolze fünf Euro sind mein Startkapital. Mal sehen, wie viel am Ende übrig bleibt. mittelgeschäftes stehe, lachen mir auch hier die bunten Lose entgegen. Noch schnell eines zum Mitnehmen? Die Kassierin berichtet, dass vor allem ältere Herrschaften gerne Rubbellose kaufen und gleich vor Ort ihren Gewinn suchen.

Das Forum Prävention veröffentlichte in einer Broschüre aus dem Jahr 2010 folgende Zahlen: Zwischen 2006 und 2007 hat sich der Umsatz aus dem Verkauf der Rubbellose verdoppelt und ist in den folgenden Jahren bis heute stetig angewachsen. In Zeiten der viel zi-

tierten Wirtschaftskrise scheint das Rubbellos ein Ort der Hoffnung geworden zu sein. Auf meinem Schreibtisch liegt das Los. Welche Möglichkeiten, die sich hier verbergen! Vielleicht liegen noch in diesem Moment 500.000 Euro vor mir. Neues Auto, kein Proerker februar 12


titelgeschichte

blem. Langer Urlaub, kein Problem. Was würde ich mir für eine halbe Million Euro kaufen? Nun will ich es wissen. Erstes Feld, nichts. Zweites Feld, zehn Euro. Was für ein Glück. Und noch einmal zehn Euro. Zwanzig Euro sind mein!

Pro Tag werden an Südtirols Glücksspielautomaten, im Internet bei Online-Glücksspielen und mit Rubbellosen sagenhafte zwei Millionen Euro umgesetzt. Aktueller Stand: ausgegeben fünf Euro, gewonnen 20 Euro, Nettogewinn 15 Euro. „Wenn ich einmal mit dem Spielen angefangen habe, höre ich erst dann auf, wenn kein Geld mehr vorhanden ist. Wenn ich gewinne, spiele ich weiter, um noch mehr zu gewinnen; wenn ich verliere, muss ich weiterspielen, um das verlorene Geld zurückzugewinnen“, erzählt ein Spieler über seine Sucht. Dabei wird den Automatenspielen das größte Suchtpotential zugeschrieben. Der Kick, sofort das große Geld zu machen, ist hier besonders groß. Vor allem alleinstehende bzw. geschiedene Männer ab 30 sollen den blinkenden und klingelnden Automaten verfallen. Auch in Sterzing gibt es zwei Spielhallen. Vom strahlenden Sonnenlicht dieses schönen Wintertages trete ich hinein in das schummrige Halbdunkel der Halle. Direkt vor mir befindet sich eine weiße Wand, auf der das Firmenlogo in 50 Zentimeter großen Buchstaben prangt und

spielsüchtig

Für viele ist es ein Hobby, für viele wird es zur Sucht. Immer mehr Südtiroler verzocken ihr Leben an Glücksspielen wie Einarmigen Banditen, Roulette, Lotto, Toto und Poker. „Die meisten Patienten, die sich im Therapiezentrum Bad Bachgart in Rodeneck behandeln lassen, sind von Spielautomaten in Bars und Gasthäusern süchtig geworden“, so Direktor Helmut Zingerle, der das unkontrollierte Wuchern solcher Spielgelegenheiten kritisiert.

Helmut Zingerle

Diagnose:

„Wenn wir es nicht sch auf Gemeindeebene dieaffen, fügbarkeit der Autom Verate den Lokalen zu reduziern in en, haben wir verloren.“

Erker: Herr Zingerle, warum macht Spielen süchtig? Helmut Zingerle: Beim Spielen gerät man in einen rauschähnlichen Zustand. Dabei wird eine Spannung aufgebaut, die sich schnell wieder auflöst. Der rasche Wechsel von Anspannung, Erwartungshaltung und Auflösung spielt beim Spielen eine wichtige Rolle.

Beim Spieler erkennt man seine Sucht am ehesten daran, dass er viel Zeit am Automaten oder im Casino verbringt, das Geld schnell ausgeht und dass er zunehmend reizbarer und ungeduldig wird.

Und warum ist das Aufhören so schwierig? Wie bei jeder Sucht gewöhnt man sich an diesen Zustand, der zum Zwang werden kann. Inzwischen weiß man, dass auch bestimmte Gehirnregionen dieses euphorische Gefühl wahrnehmen und immer wieder spüren wollen. Obwohl der Spieler weiß, dass es gegen jede Vernunft ist, kann er einfach nicht mehr aufhören.

Wer ist besonders gefährdet? Grundsätzlich alle, die bei ihren ersten Spielerfahrungen das Pech haben zu gewinnen. Die Gewinnserie gaukelt einem vor, eine Methode gefunden zu haben, auf relativ günstige Art das schnelle Geld zu machen. Von der Persönlichkeit her sind jene besonders suchtgefährdet, die ständig Erregung, den Kick und das Risiko brauchen, um sich wohlzufühlen.

Woran erkennt ein Außenstehender einen Spielsüchtigen? Wer betrunken ist, hat eine Fahne, wer Drogen nimmt, bekommt ein verändertes Bewusstsein.

Hat sich die Zahl der Spielsüchtigen in den vergangenen Jahren verändert? Eindeutig ja. Vor zehn Jahren haben vielleicht ein oder zwei Spieler im Jahr bei uns Hilfe gesucht und

gleich darunter ein überdimensionaler Scheck über die Summe von 480.000 Euro (und ein paar Zerquetschte). Ich wende mich nach links und es wird noch etwas dunkler: schwarzer Teppich, schwarze Wände. Die einzigen Lichtquellen sind die Spielautomaten und der Rezeptionsbereich. Erleichtert sehe ich eine junge Frau hinter der Theke und gehe auf sie zu. Ich habe 15 Euro, die ich einsetzen will. Niemand außer mir ist im Raum. Die

freundliche Dame hilft mir gerne. Sie erklärt mir geduldig die Automaten und schließlich entscheide ich mich dafür, mit einem Einsatz von zwei Euro zu beginnen. Pro Tag werden an Südtirols Glücksspielautomaten, im Internet bei Online-Glücksspielen und mit Rubbellosen sagenhafte zwei Millionen Euro umgesetzt. In Italien wurden im Jahr 2011 insgesamt 76 Milliarden Euro durch das Glücksspiel eingenommen – 23,9 Prozent

mehr als im Vorjahr. Damit liegt Italien weltweit an erster Stelle. Kein Zeichen von Wirtschaftskrise in diesem Sektor, ganz im Gegenteil. In Südtirol belief sich der Umsatz durch Glücksspiel im Jahr 2011 auf 700 Millionen Euro. Ich stecke meine zwei Euro in den Schlitz auf der rechten Seite, Obst blinkt hektisch und bunte Zahlenreihen verheißen mir Gewinn und Geld. „Start“ drücken und Sekunden später habe ich die ersten 50

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titelgeschichte sich behandeln lassen. Inzwischen sind es rund 40 oder mehr, wenn man die Vorgespräche dazurechnet.

ten – die zweitgrößte Patientengruppe. Insgesamt haben wir im Suchtbereich rund 170 Patienten aufgenommen, im Psychosomatikbereich 250.

Gibt es Spielsucht schon seit es Spiele gibt? Die Spielsucht gehört zu den ältesten Suchtformen, die wir kennen. Glücksspiele reichen in die Zeit vor Christus zurück, wie Ausgrabungen und Hieroglyphen bestätigt haben.

Wie sieht es bei Jugendlichen aus? Bei Jugendlichen sind die Auswirkungen vielleicht noch nicht so stark ausgeprägt. Sehr viele sind aber in jungen Jahren schon einmal in ein riskantes Spiel hineingeraten, sind aber nicht bereit, eine Behandlung zu machen.

Welche Spiele haben heute besonders hohes Suchtpotential? Vor allem die Spielautomaten, die fast in jedem Gasthaus und in jeder Bar stehen. Unsere Patienten sind vor allem von solchen Glücksspielen süchtig geworden. Natürlich ist auch Roulette oder ein Pokerspiel gefährlich.

In welchen Ländern ist die Spielsucht am höchsten? Italien und die USA gehören zu den spielfreudigsten Ländern der Welt. Aber auch Deutschland und Österreich haben ein gewaltiges Spielsuchtproblem. Wir befinden uns also in guter Gesellschaft.

Was hilft es, Spielhöllen zu verbieten? Ist Spielsucht heilbar? Man kann sich fragen, ob Sucht generell heilbar ist. Ein Verbot allein würde kaum ausreichen. Gesetzlich Meines Erachtens ist sie das nicht. Spielsucht kann wäre es derzeit auch nicht möglich. Auf dem Herzen man zwar mit Abstinenz zum Stillstand bringen. Auf- liegt uns etwas anderes: Wer Automaten in seinem Gastlokal öffnet, sollte sich auch die zuhören und irgendwann Frage durch den Kopf gehen lassen, wie ab und zu wieder ein Suchtgefährdet sind alle, die bei er die Leute davor schützen kann. Das Spiel zu machen, funktioihren ersten Spielerfahrungen funktioniert in den Casinos inzwischen niert aber leider nicht. Wer das Pech haben zu gewinnen.“ etwas besser. Wenn wir es nicht schafsüchtig ist, sollte für den Rest seines Lebens jedes Glücksspiel vermeiden, weil fen, auf Gemeindeebene die Verfügbarkeit der Automaten in den einzelnen Lokalen zu reduzieren, haben jedes Mal die Gefahr eines Rückfalls besteht. wir verloren. Gerade sie haben die Statistik der SpielWaren 2011 in Bad Bachgart mehr Männer als süchtigen stark nach oben getrieben. Frauen in Therapie? Mehr Männer. Das Verhältnis betrug etwa 3:1. Inzwischen sind die Spieler – sie sind durchschnittlich 40 Interview: rb Jahre alt und kommen aus allen Gesellschaftsschich-

Cent verloren. Wieder drücken, wieder verlieren, wieder drücken – 80 Cent gewonnen. In der ersten Minute verliere ich vier Euro, in der zweiten weitere zwei. Irgendwie schade ums Geld. Aber meine Hoffnung lebt. Wahrscheinlich muss ich nur den Automaten wechseln.

In Italien wurden im Jahr 2011 insgesamt 76 Milliarden Euro durch das Glücksspiel eingenommen – 23,9 Prozent mehr als im Vorjahr. In Südtirol belief sich der Umsatz durch Glücksspiele im Jahr 2011 auf 700 Millionen Euro. „Die meisten Spieler kommen täglich“, berichtet meine Spielassistentin. Sie selber spielt nie, aber ihre Klienten sind zum überwiegenden Teil Stammkunden. „Am Monatsanfang kommen viele, nach der Monatsmitte weniger.“ Das erklärt wohl auch, warum ich hier so ganz 20

alleine bin. Der nächste Automat nimmt keine Münzen, nur noch Scheine. Weitere fünf Euro verschwinden. Aber der Stuhl, auf dem ich nun Platz nehme, ist sehr bequem. Rotes Leder, angenehme Rückenlehne. Kein Wunder, dass manche hier ganze Nachmittage verbringen. „Gioca responsabilmente!“, teilt mir diese Maschine mit, bevor sie mein Geld verschlingt. Zwei Spiele verliere ich, dann ein Gewinn. Immer gerade so viel, dass ich dranbleibe. Doch das Blinken und Blitzen verliert an Reiz und die Musik ist mehr als nervtötend. Bei einem Kontostand von 0,59 Euro breche ich ab und hole mir mein Gewinnticket. Als Souvenir. Aktueller Stand: ausgegeben 14 Euro, gewonnen 20,59 Euro, Nettogewinn 6,59 Euro. „Niemand spielt bei uns mit so niedrigen Einsätzen. Hier geht es um 100, 200, 300 Euro.“ Gut, dann wage ich es noch einmal. Die ganz

neuen Automaten sind erst vor zwei Wochen eingetroffen. Breit, noch bequemere Sessel. Getränkehalter und der Geldschlitz in angenehmer Armhöhe. Ein letztes Mal verabschiede ich mich von fünf Euro. „Die meisten Patienten kommen erst nach zehn Jahren Glücksspiel zu uns“, erklärt der Direktor des Rodenecker Therapiezentrums Bad Bachgart, Helmut Zingerle. „Die Sucht als solche ist nicht sofort erkennbar.“ Spielsucht kann man nicht sehen oder riechen, der Übergang vom Spielverhalten mit Spaßcharakter zum problematischen Spielverhalten ist fließend. In Österreich zeigt eine aktuelle Studie der Medizinischen Universität Wien, dass vor allem

bei Jugendlichen die Anzahl der Spieler erschreckend zunimmt. Ich drücke die Starttaste und warte. Nichts. Noch einmal. Ein Blick auf den Bildschirm zeigt, dass ich gewonnen habe, aber wie viel? Langsam zählt die Maschine nach oben: 4, 5, 6, ... 10 Euro gewonnen. Ich bin ein wahrhaftes Glückskind. Mein Kontostand: 13 Euro. Weitere drei Euro verspiele ich, dann lasse ich mir meine zehn Euro auszahlen. Aktueller Stand: ausgegeben 19 Euro, gewonnen 30,59 Euro, Nettogewinn 11,59 Euro. Zwischen meinem Rubbelloskauf und dem Verlassen der Spielhalle ist gerade einmal eine Stunde vergangen und ich habe 16 Euro gewonnen.

Zwischen 2006 und 2007 hat sich der Umsatz aus dem Verkauf der Rubbellose verdoppelt und ist in den folgenden Jahren bis heute stetig angewachsen. Im hellen Sonnenlicht mache ich mich auf den Weg zurück an meinen Schreibtisch. Und stelle mir die Frage: Warum werden manche Menschen zum Spieler? Die Auswirkungen beschränken sich nicht auf den Spieler allein, oft leiden die Angehörigen genau so unter der Sucht. Denn das ganze Leben der Spieler dreht sich um das Spiel, die nächste Möglichkeit zu gewinnen. „Bei der Glücksspielsucht bleibt nicht nur Geld auf der Strecke, sondern ganz viel Vertrauen“, meint eine

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Kampf dem Glücksspiel

titelgeschichte

Wie die Gemeinde Sterzing seine Bürger vor Spielsucht schützen will Seit Beschluss der Landesregierung am 14. November 2011 müssen Spielhallen 300 Meter von Schulen und Jugendzentren entfernt liegen. Das trifft in Sterzing derzeit nicht zu: Nahe der Grundschule „Dr. Josef Rampold“ und dem Oberschulzentrum steht jeweils eine Spielhalle. Schon kurz nach ihrer Eröffnung hatten Bürger dagegen protestiert. Im Oktober 2011 verabschiedete die Gemeinde Sterzing eine Verordnung zum Schutz vor dem Glückspiel. Darin verpflichtet sie sich, die Bauordnung zu überarbeiten. Außerdem: „Betriebe müssen die Spielautomaten oder Geldspielgeräte in abgetrennten Räumen aufstellen und am Eingang ein Schild anbringen, das Minderjährigen die Betretung der Räume und das Benutzen der Geräte untersagt. Die Grundregeln für ein ‚unterhaltsames Spielen’ müssen ausgehängt, Informationsmaterial über die Gefahren des Glücksspiels sowie Kontaktadressen von Beratungsstellen ausgelegt werden. Das Personal muss Kurse zu diesem Thema besuchen. Befindet sich ein Spieler in einem offensichtlich euphorischen, gestörten Zustand und hat die Selbstbeherrschung verloren, sollen die Betreiber eingreifen“, heißt es im Protokoll. Die Verordnung trat am 1. Jänner 2012 in Kraft. Da Spielhallenlizenzen nach fünf Jahren ablaufen, wird auch die Verlängerung der derzeitigen Spielhallen in Sterzing intensiv geprüft werden müssen. Die Kompetenz, Lizenzen für Spielhallen zu genehmigen, liege nach wie vor beim Land, betont Bürgermeister Fritz Karl Messner. Die Gemeinden können dem Land aber eine Stellungnahme zukommen lassen. Das hat sie auch getan: Auf einen Antrag zur Eröffnung eines neuen Spielsaals in Sterzing reagierte die Gemeinde unlängst mit einem negativen Gutachten. Laufen die Lizenzen der bestehenden Spielhallen ab, werde die Gemeinde auch für diese ein negatives Gutachten ausstellen, kündigt Messner an.

betroffene Angehörige. Die finanzielle Lage bedroht häufig die Existenz der Spieler: Konten werden überzogen, Geld zum Leben bleibt kaum. Wie aus dem Teufelskreis herausfinden? Was haben Sie am Donnerstag, den 12. Jänner 2012 um 16.23 Uhr gemacht? Ich war

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Uhr nicht die einzige auf der Casino-Austria-Seite. 16.277 User vergnügten sich bei Blackjack, Roulette, Rubbellosen und allem, was das Spielerherz begehrt. pepe gewinnt gerade 50,00 Euro, jacash erhöht seinen Kontostand von 100 auf 144 Euro in einer Minute und inacrai sahnt just in diesem Moment 200 Euro beim Roulette ab. Es ist 16.24 Uhr, 98 neue User sind dazugekommen und drei Spieler haben 300 Euro erspielt. Da mache ich mit. Ein Rubbellos, das mir „Cash ein Leben lang“ verspricht, ist genau das richtige. Doch bevor ich mich dem Spiel widmen kann, sind jede Menge Daten auszufüllen. Die Casinos Austria wollen wirklich alles über mich wissen. Das erscheint mir dann doch übertrieben und ich verlasse die bunte Welt des schnellen Geldes. Ein Link bringt mich auf die Internetseite www.spielen-mit-verantwortung.de. Mit den folgenden Fragen kann ich prüfen, ob mein Spielverhalten als kritisch einzu-

stufen ist: • Haben Sie beim Glücksspiel schon mehr Geld eingesetzt, als Sie sich eigentlich leisten konnten? • Haben Sie erfolglos versucht, weniger zu spielen? • Werden Sie unruhig oder gereizt, wenn Sie nicht oder weniger spielen? • Hat Ihr Umfeld Sie bereits wegen Ihres Spielens kritisiert? • Haben Sie sich schon einmal wegen des Spielens oder seiner Folgen schuldig gefühlt? • Haben Sie jemals versucht, durch erneutes Spielen verlorenes Geld zurückzugewinnen? • Haben Sie sich bereits Geld geliehen, um spielen zu können? • Haben Sie schon jemals etwas Illegales getan, um an Geld für Ihr Glücksspielen zu kommen? • Haben Sie andere Personen schon um Geld gebeten, um Ihre Spielschulden zu bezahlen? Auf alle Fragen: nein. Und wie sieht es bei Ihnen aus?

im Internet und habe mich bei den Casinos Austria auf deren Homepage umgesehen. Alles ist sehr ansehnlich und benutzerfreundlich, fröhliche Animiermusik dringt aus den Lautsprechern und verbreitet eine wohlig angeregte Atmosphäre. Keiner weiß, was ich gerade tue, niemand wird es je erfahren. Es lockt ein Jackpot von 108.456,33 Euro, eine Bonuszahlung von 55.894 Euro und natürlich jede Menge weiterer Gewinne. Geld, so weit das Auge reicht. Da braucht es Schweineglück, um zu gewinnen. „Wenn Sie einen Fingerhut auf den Rasen eines Fußballplatzes stellen und ein Vogel, der darüber fliegt, genau dort reinmacht, dann haben Sie Ihre Gewinnchance, im Lotto zu gewinnen, berechnet“, lese ich in einem Internetforum über das Spielen. Am 12. Jänner war ich um 16.23 21


narrenhoroskop 2012

Wipptaler2012 Narrenhoroskop Widder 21.03. – 20.04.

Durch Ihre ungemein positive Ausstrahlung und durch Ihre erotisch-sinnliche Wirkung auf Ihre Mitmenschen gelingt es Ihnen immer wieder, Wasser auf Ihre Mühlen zu kehren. Nützen Sie dies ruhig aus für die Knüpfung neuer Kontakte, auch von nur kurzer Dauer, wenn es lohnend ist, und für die Konsolidierung bestehender Beziehungen. Ihre oft waghalsigen Projekte stehen mitunter auf schwachen Beinen und finden nur durch Ihre charmante Überredungskunst letztendlich Anerkennung. Wenn dann etwas schief geht, wie das E-Werk in der Kastellacke, können Sie ja dem zuständigen Landesrat die Schuld geben, denn der hat ja wie immer von nichts gewusst. Gesundheitlich haben Sie auch weiterhin keine nennenswerten Probleme, abgesehen von einem ausgeschlagenen Schneidezahn infolge eines Flaschenwurfes beim nächsten Laternenfest im Juli in Sterzing.

Stier 21.04. – 20.05. Sie werden im kommenden Jahr für das Ehrenzeichen des Landes Tirol vorgeschlagen und bilden damit erstmals eine Ausnahme unter den Kandidaten. Sie sind unbekannt. Sie gehören keiner Partei an. Sie haben nichts außer Ihrer Ehrlichkeit. Sie waren nie Politiker, aber Sie waren ehrenamtlich unterwegs. Sie wissen immer auch später noch, was Sie früher einmal getan oder gesagt haben. Und: Sie werden keine Freude mit dem Blech haben. Schön wird es aber für Sie im Spätherbst, wenn der zuerst unerwartete, dann aber erhoffte Nachwuchs im Haus gesund eintreffen wird. Ein plötzlicher Krankheitsfall in der Familie stellt sich bald als harmlos heraus und dem geplanten Urlaub, diesmal nicht in der Ferne, sondern zu Hause auf der Alm, steht nichts mehr im Wege.

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Zwillinge 21.05. – 21.06. Nur wegen eines simplen Knochenbruchs im laufenden Skiwinter sollten Sie nicht den sich bereits jetzt abzeichnenden Fehler begehen, die Konvaleszenzzeit im Alkohol zu ersäufen. Der Absturz vom Patienten zum Wrack ist nämlich nicht weit. Und da ein Unglück selten allein kommt, denken Sie an Ihren Führerschein, der leicht abhanden kommen könnte! Ihre Beziehung steht auch aus anderen Gründen bereits auf wackeligen Füßen. Höchste Vorsicht ist angesagt. Nützen Sie Ihre nun vermehrte Freizeit für Besorgungen für einsame und bedürftige Menschen. Sprechen Sie den gestressten, oft missverstandenen und zu Unrecht beschuldigten Politikern Trost und Mut zu. Denn sie haben es verdient. Schließlich hat nicht jeder die Möglichkeit, durch ein Wasseroder Windradl sein karges Einkommen aufzubessern.

Krebs 22.06. – 22.07. Dass das zunehmende Alter nicht nur Gutes mit sich bringt, dürfte Ihnen mittlerweile auch schon spürbar klar geworden sein. Nach dem Abendessen fallen Ihnen schon vor den Nachrichten die Augenlider vor Müdigkeit zu und, kaum im Bett, wachen Sie sehr bald wieder auf und leiden unter Schlaflosigkeit. Die senile Bettflucht führt Sie dann unweigerlich an den Kühlschrank, an das Schlecktatl (wo die Schokoladen verstaut sind), an die Schnapsreserven und zum Schluss noch an den Fernseher. Es gäbe aber noch gesündere nächtliche Zeitvertreibe, die Sie versuchen sollten. So sollten Sie beispielsweise alle Schuhe Ihrer Familie putzen. Das ist auch zu nächtlicher Stunde lautlos möglich und schafft rundum Freude. In kargen Krisenzeiten wie dieser könnten Sie sich auch Gedanken darüber machen, wie Sie ohne fremde Hilfe und SELbstständig Ihr Einkommen, SELbstverständlich legal, aufbessern könnten. Schreiben Sie ein Promemoria an den Landeshauptmann, der Ihnen SELbstlos Hilfe angedeihen lassen wird. Denn dieser hat SELtengute Einfälle, SELber wird Ihnen

nämlich nicht viel einfallen. Sollte dies alles nichts nutzen, bleibt Ihnen nur noch die Wahl, die letzten ÜberbleibSEL Ihrer Erbschaft aufzubrauchen. Die SEL Möglichkeit haben Sie immer noch.

che mit Partner zum Essen eingeladen werden.

Waage 24.09. – 23.10.

Löwe 23.07. – 23.08. Im neuen Jahr sollten Sie ärztlichen Beistand in Anspruch nehmen, um endlich das KDW-Syndrom los zu werden. KDW steht für „kau dich wampat“. Und tatsächlich haben Sie andauernd etwas zwischen den Zähnen: süß, sauer, fett und selten mager, aber ständig und viel, jeden Tag. Dass sich dies negativ auf Ihr Äußeres auswirkt, sehen Sie am besten in Ihrem Badspiegel, falls er dazu noch breit genug ist. Auch ist Ihre bisherige sportliche Flexibilität arg beeinträchtigt, was Ihrer beruflichen Tätigkeit nicht gerade förderlich ist. Ihr Vorsatz für 2012 sollte somit FDH, sprich „Friss die Hälfte“, und möglichst viel Bewegung in Gottes freier Natur sein. Sie vermeiden damit, irgendwann zum Außenseiter zu werden und sozial abzusacken.

Jungfrau 24.08. – 23.09. Sie haben Ihre eigene Meinung und die lieben Sie auch immer lautstark zu vertreten. Das sollten Sie auch weiterhin so praktizieren. Nicht alle Wichtigtuer in Ihrem Umfeld verdienen Ihre Aufmerksamkeit. Noch sind Sie gescheiter als sie. Den Saftl-Fetischisten, die Ihnen andauernd in Ihre Ernährung dreinreden wollen, sei zu deren eigener Belehrung gesagt: Der Wein ist die intellektuelle Seite des Essens, und Sie sind halt einmal kein intellektueller Normalverbraucher, sondern spielen in einer höheren Liga. Darüber hinaus sollten Sie Ordnung schaffen in Ihrem vielseitigen Betätigungsfeld, privat wie geschäftlich. Werfen Sie einige Zeitfresser ganz einfach über Bord. So haben Sie auch bei einem Single-Kochkurs schlicht und ergreifend nichts verloren, wo Sie doch mehrmals pro Wo-

In Ihrem ausgeprägten Gesundheitswahn neigen Sie dazu, alles Mögliche in sich hinein zu schütten, was Ihre Apotheke mit oder ohne Rezept hergibt. Aber ersparen Sie sich um Gottes Willen eine Zeckenimpfung! Denn eine Hirnhautentzündung ist bei Ihnen wegen mangelnder Voraussetzung von vorne herein nicht möglich. Außerdem sollten Sie nicht hinter jedem Wehwehchen ein Absterbensamen befürchten. Es geht Ihnen ja blendend. Gehen Sie dafür mehr unter die Leute, machen Sie Ausflüge, besuchen Sie das Stadttheater mit seinen vielen Veranstaltungen, treiben Sie Sport. Das vertreibt Trübsal und negative Grundeinstellung. Stress und Angespanntheit können Sie ablegen, indem Sie viele Arbeiten und Aufgaben an andere abtreten oder delegieren. Sie könnten, wenn Sie nur wollten.

Skorpion 24.10. – 22.11. Die Kneipe ist Ihr Biotop, wo Sie sich wohl fühlen und auch bestens gedeihen. Die Bedienung dort ist Ihr/e SeelsorgerIn und die Theke ist Ihr Dreh- und Angelpunkt. Wie kann ein Mensch allein so viel Durst haben? Unterziehen Sie einmal Ihre Hände einer kritischen Betrachtung. Fällt Ihnen ein beginnendes leichtes Zittern auf? Dann ist es höchst an der Zeit, das neue Jahr mit neuen Vorsätzen zu beginnen. Legen Sie die Leber trocken, bevor es zu spät ist. Trotz dieses menschlichen Gebrechens im Anfangsstadium haben Sie nach wir vor hervorragendes Organisationstalent, was Ihnen besonders am Arbeitsplatz, aber auch im Freundeskreis hohen Respekt und Anerkennung einbringt. Setzen Sie das nicht aufs Spiel! Ihre

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Gesundheit zeigt eh schon erste Knackpunkte, die Sie nicht unterschätzen sollten. Und ein vollgekotztes Stiegenhaus bereits zur Mittagszeit kommt bei Ihren Hausnachbarn nicht gut an, so sehr diese auch Verständnis für Sie haben.

sollten Sie kürzer treten, denn Ihre Mitarbeiter können mit Ihnen beileibe nicht immer Schritt halten.

Wassermann Schütze 23.11. – 21.12. Sie waren früher im Pfarrgemeinderat, noch früher waren Sie MinistrantIn, und jetzt wollen Sie, nach dem Bekanntwerden sexueller Übergriffe einiger Priester, plötzlich aus der Kirche austreten. Das ist nichts als Heuchlerei! Sie suchen nur nach einem Vorwand, sonntags länger liegen bleiben zu können. Mensch, Männer werden ja auch nicht zwangsläufig schwul, nur weil ihre Weiber aus irgendeinem Grund zu spinnen anfangen! Also, lassen Sie sich gefälligst etwas Besseres einfallen! Zu Ihren großen Stärken zählt u. a. auch Ihre Fähigkeit, sich ganz von Ihrer Umwelt abkapseln zu können, um sich so besser sich selbst und Ihren Aufgaben zuwenden zu können. Dadurch wirken Sie aber leider und fälschlicherweise oft als abgehoben und unzugänglich. Geben Sie sich deshalb ab und zu einfach eine kleine Blöße und plaudern Sie aus dem Nähkästchen. Das schafft Freunde.

21.01. – 19.02. Sie machen sich Ihr eigenes Leben zunehmend schwerer. Um ja bloß keine Gefühle zeigen zu müssen, gehen Sie zum Lachen schon in den Keller. Dabei ist es dort so trist wie kaum irgendwo: Außer ein paar Gläsern Marillenkompott aus Großmutters Zeiten und ein paar verstaubten Flaschen Grauvernatsch Silberstückl aus dem vorigen Jahrhundert hat Ihre Katakombe nichts zu bieten. Entrümpeln wäre angesagt. Dasselbe gilt für Sie selber: Werfen Sie im neuen Jahr alte Vorurteile über Bord. Ein Neuanfang in vielen Bereichen Ihres Daseins ist möglich. Schränken Sie das Rauchen ein, denn ganz damit aufzuhören ist bei Ihrer Einstellung noch außer Reichweite. Trinken Sie weniger Super. Buttermilch schützt vor Kopfweh. All dies hätte auch positive Wirkung auf Ihre Partnerschaft, die letzthin nur noch so dahinplätschert.

Fische 20.02. – 20.03.

Steinbock 22.12. – 20.01. In Ihrer heimischen, mit Bettstatt ausgestatteten Mehrzweck-Halle ist seit längerer Zeit keine richtige Bewegung mehr feststellbar. Dafür sollten Sie nicht der Anatomie die Schuld zuschieben, sondern diese in Ihrer zunehmenden Phantasielosigkeit suchen. Wirkungsvoll dagegen eingesetzt werden könnten Stimulatoren wie Rosamunde-Pilcher-Filme im Fernsehen und, wenn das noch nicht reicht, gibt es im einschlägigen Fachhandel Videos mit aussagekräftigen Gebrauchsanweisungen. Aber Vorsicht, denn alte Möbel halten nicht mehr jeder Belastung stand und auch Ihren Nachbarn sollte nicht jedes Geräusch zugemutet werden. Was zu Hause zu kurz kommt, wollen Sie am Arbeitsplatz mit oft zu viel Ehrgeiz und Eifer wettmachen. Aber hier

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Hat Ihre Gemeinde im Zuge der Sparmaßnahmen den Wasserzins zu drastisch angehoben? Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass man es riecht, dass Sie mit Unterwäsche rund fünf Kilogramm mehr wiegen als ohne? So, nun wissen Sie es – und es sollte Ihnen zu denken geben. Vielleicht suchen Sie einmal das Balneum auf. Die Abwässer dort werden direkt in die Biogasanlage eingespeist. Die werden sich über Ihren Besuch aber freuen! Im sentimentalen Bereich Ihres Daseins sollten Sie weniger zurückhaltend sein, sonst stehen Sie immer öfter allein da und das ist nicht gut. Warten Sie nicht darauf, dass man Ihnen Blumen auf einen roten Teppich streut. Tun Sie selber etwas für Ihr Glück. Haben Sie ganz einfach mehr Mut zu neuen Ideen. Althergebrachte Methoden sind häufig der Grund für Rückschläge.

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