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Ein Leben für Kunst und Kino Gertie Fröhlich (1930–2020)

EIN LEBEN FÜR KUNST UND KINO:

GERTIE FRÖHLICH (1930–2020)

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1 Gertie Fröhlich, 1970 von Heidi Resch

»sehnaturen … ihren netzhäuten ein vollbad gestatten … also gilt es da, um mitzuhalten, o wimper, was es hält, zu trinken!« Reinhard Priessnitz über Gertie Fröhlichs Arbeiten

Gertie Fröhlich wurde am 29. Juni 1930 in Klástor, einem slowakischen Dorf, als Tochter eines Lehrers und einer Grafikerin geboren. 1944 musste die Familie nach Österreich flüchten. Diese traumatischen Ereignisse, der jähe Verlust der Heimat und die folgenden schweren Kriegsjahre prägten Gertie Fröhlich, die das Geschehene später in vielen Bildern und Zeichnungen thematisierte.

Sie studierte zuerst in Graz an der Kunstgewerbeschule und anschließend in Wien an der Akademie der bildenden Künste Malerei. Als junge Studentin war sie maßgeblich an der Gründung der Galerie St. Stephan beteiligt, der in der Nachkriegszeit die zentrale Funktion zukam, KünstlerInnen Raum und Möglichkeiten zu bieten, die ihnen sonst in Wien verwehrt waren. Langsam, aber sicher entwickelte sie sich zum – einzigen – öffentlichen Treffpunkt der

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österreichischen Avantgarde. Maler wie Arnulf Rainer, Josef Mikl und Wolfgang Hollegha waren ebenso hier anzutreffen wie Vertreter der Wiener Phantasten, Architekten wie Hans Hollein und Wilhelm Holzbauer, aber auch Literaten wie H. C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener, Helmut Qualtinger oder Filmemacher wie Peter Kubelka. Alle dieser Künstler zählten auch zum persönlichen Freundeskreis von Gertie Fröhlich, die in ihrer Wohnung im 1. Bezirk einen begehrten Salon der Wiener Avantgarde betrieb. Jeder, der in der Kunstszene jemand war oder es werden wollte, versammelte sich in den nächsten Jahrzehnten regelmäßig zu Festen, legendären Happenings und Treffen in der Sonnenfelsgasse 11.

Mit Abschluss ihres Studiums begann sie, als freischaffende Malerin und selbstständige Grafikerin zu arbeiten. 1964 wurde das Österreichische Filmmuseum gegründet, für das Gertie Fröhlich die Konzeption und Gestaltung des visuellen Auftritts übernahm. So begann eine inspirierende Auftragsbeziehung, die in 20 Jahren über einhundert einprägsame Plakate und viele andere Drucksorten hervorbringen sollte. Die Arbeit für das Filmmuseum nahm viel Zeit in Anspruch, die Entlohnung war im Vergleich dazu jedoch recht dürftig. Aus künstlerischen und daraus resultierenden finanziellen Gründen nahm Gertie Fröhlich auch weitere Aufträge an. So entstanden in den folgenden Jahren zahlreiche Logos, Corporate Identities, Briefköpfe, Vignetten und mehr, beispielsweise für die Buchhandlung Löcker & Wögenstein, Knorr, die Fluggesellschaft El Al, Rieker Schuh, das Österreichische Kulturinstitut oder die Zentralsparkasse. Sie arbeitete als Kostümbildnerin und nahm als Malerin mit ihren Werken an zahlreichen Ausstellungen teil. Doch ihr kreatives Schaffen beschränkte sich nicht nur auf die Leinwand oder das Papier – für das Katholische Bildungshaus in Salzburg gestaltete sie einen großen Wandteppich, und in den späten 1970er-Jahren begann Gertie Fröhlich Lebkuchenfiguren zu entwerfen, die auch bei André Hellers Jahrmarkt der modernen Kunst »Luna Luna« 1987 in Hamburg ausgestellt wurden. Für ihre hervorragenden gestalterischen Leistungen wurde Gertie Fröhlich 1993 der Professorentitel verliehen. Immer wieder führten mehrmonatige berufliche Aufenthalte sie unter anderem nach New York, Berlin, Stockholm und Ägypten – doch in Wien lebte und arbeitete sie. Gertie Fröhlich verstarb am 17. Mai 2020.

Das Gertie Fröhlich gewidmete »|design|er|leben|« #20 von Heidi Resch ist kürzlich erschienen (siehe Ausgabe 2.2020).

2 Logo für das Österreichische Filmmuseum, 1964 3 Illustration »La Belle et la Bête«, 1972 4 Plakat »Luis Buñuel« für das Österreichische

Filmmuseum, 1969

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