R A N Z L E N K . D E R E N T W I R KL I C H T E B L I C K
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Herausgegeben von Johannes S chmidt
Städtische Galerie Dresden Kunstsammlung
Städtische Wessenberg Galerie Konstanz
Wir danken für die Unterstützung der
Vor wor t und Dank
Franz Lenk Biografie
Barbara Stark und Johannes S chmidt
Katalog: Frühwerk bis 1929
Die Himmel so leer. Das Bild der Landschaft im Werk von Franz Lenk Barbara Stark
Franz Lenk Was ich will Michael Kicherer
Katalog: Werke 1930– 1932
Die Gruppe »Die Sieben«
Katalog: Werke ab 1933
Der Müllhaufen als Memento mori. Die Stillleben von Franz Lenk Barbara Stark
Franz Lenk als Por trätist Johannes S chmidt
Franz Lenk als Künstler im NS Regime Balance zwischen Konsens und Konflik t Johannes S chmidt
Katalog: Werke ab 1945
Werkverzeichnis
Literatur
Archivalien · Leihgeber
Fotonachweis · Impressum
Franz Lenk zählt zu den herausragenden Ver tretern eines neuen Realismus , der sich in Deutschland Anfang der 1920er Jahre entwickelte. Diese Kunstrichtung, die nach einer be rühmt gewordenen Ausstellung, die 1925 in der Mannheimer Kunsthalle stattfand, den Namen »Neue Sachlichkeit« erhielt, löste den Expressionismus ab Der Begriff »Neue Sachlichkeit« beinhaltet dabei durchaus Gegensätzliches und versammelt so unterschiedliche künstlerische Positionen wie die sozialkritischen Bilder eines O tto Dix , George Grosz oder Georg S cholz , Alexander Kanoldts konstruierte, abweisende Stadtarchitekturen, Carl Grossbergs seelenlose Maschinenparks, Georg Schrimpfs und Theo Champions lyrische Romantizismen, Christian S chads, Jeanne Mammens und Richard Zieglers kühl analysierende Laszivität oder Ger ta Overbecks, Grethe Jürgens und Hannah Nagels eindringliche Milieuschilderungen Franz Lenk, 1898 in Langenbernsdor f in S achsen geboren, stammte aus bäuerlichen Ver hältnissen. Diese ländliche Herkunft sollte sein Weltbild und sein künstlerisches S chaffen entscheidend prägen. Nach einer Lehre als Lithograf studier te er 1916 an der Dresdner Kunstakademie S ein durch den Kriegsdienst unterbrochenes Studium schloss er 1924 ab Mit dem Umzug nach Berlin begann 1926 Lenks künstlerischer Aufstieg: Er nahm an Aus stellungen in Deutschland, Nor wegen, den Niederlanden und den USA teil, schloss sich 1932 mit Theo Champion, Adolf Dietrich, Hasso von Hugo, Alexander Kanoldt, Franz Radziwill und Georg S chrimpf zusammen zur Gruppe »Die Sieben« und wurde 1933 als außerordentlicher Professor für Landschaftsmalerei an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst Berlin berufen. Er geriet jedoch bald in kritische Distanz zum NS Regime; 1939 legte er sein Lehramt nieder, um sich nach Orlamünde in Thüringen zurückzuziehen 1939 wurde der Künstler eingezogen und nahm für kurze Zeit als Kriegsmaler am Polenfeldzug teil Nach Orlamünde zurückgekehrt, zog er sich endgültig in die innere Emigration zurück. 1944 flüch tete Lenk vor dem Krieg zu Freunden nach Wilhelmsdor f bei Ravensburg, um 1948 nach Fell bach und 1959 nach S chwäbisch Hall überzusiedeln, wo er zeitweilig als städtischer Kultur beauftragter tätig war und 1968 starb Franz Lenks künstlerischer Durchbruch er folgte Ende der 1920er Jahre und auch in der Zeit des Nationalsozialismus war er er folgreich tätig. Die Themen seiner Bilder Por träts, Still leben und immer wieder Landschaf ten , vor allem aber sein malerischer S til ließen sich scheinbar konflik tlos mit den ideologischen Vorgaben der neuen Machthaber vereinen. Tatsächlich neigte Lenks Kunst nach neusachlich nüchternen Anfängen schon um 1930 einer neuromantischen Haltung zu, die jedoch bei genauer Betrachtung weitaus weniger idealisierend ist, als es auf den ersten Blick scheint Nach 1945 ver folgte der Künstler unbe irr t den eingeschlagenen Weg, auch wenn er sich angesichts der wachsenden Dominanz der Abstraktion in Westdeutschland zunehmend isolier t sah.
Obwohl Franz Lenk zu den herausragenden neusachlichen Malern zählt , in keiner Abhand lung über diesen Stil fehlt und seine Gemälde und Grafiken nicht nur in deutschen Museen und S ammlungen ver treten sind, kommt seinem Werk nicht die Aufmerksamkeit zu, die es verdient Die 1976 erschienene, von der Kölner Galerie von Abercron herausgegebene »Re trospektive mit Dokumentationen« stellte die erste wegweisende Veröffentlichung über Franz Lenk dar. 1986 legte Susanne Thesing eine Monografie über den Künstler vor. 2019 er schien anlässlich einer Lenk Ausstellung bei der Galerie Bayer in Bietigheim Bissingen ein von Michael Kicherer ver fasster Katalog. Lenk Ausstellungen in Museen fanden seit Län gerem nicht mehr statt. 2017 erinnerte letztmals das Hällisch Fränkische Museum in Schwä bisch Hall an den Maler
Die Städtische Galerie Dresden und die Städtische Wessenberg Galerie Konstanz haben sich zusammengetan, um das Leben und Werk von Franz Lenk wieder in Erinnerung zu rufen. Dresden ist Lenk durch seine Studienzeit biografisch verbunden, am Bodensee hielt er sich 1931 erstmals auf und besuchte die Gegend bis zu seinem Tod immer wieder Im Zentrum von Ausstellung und Publikation steht nicht nur Lenks künstlerische Entwick lung, sondern auch seine ambivalente Haltung in den Jahren 1933 bis 1945 wird analysier t und im Kontext der Zeitereignisse bewer tet . Weitergehende biografische und kunsthisto rische Erkenntnisse, unter anderem zum Umfeld des Künstlers, wie zur Gruppe »Die Sieben«, seine Freundschaf t mit G eorg S chrimpf oder seine regelmäßige Teilnahme an den Aus stellungen des Carnegie Instituts in Pittsburgh, USA , werden thematisiert. Zentrale Aspekte seines Schaffens Stillleben, Porträt und vor allem die Landschaftsdarstellung aber auch die Deutung seiner Kunst vor dem Hintergrund seiner theoretischen S chriften stehen im Fokus der Darstellung. Unser Ausstellungsvorhaben stieß auf überaus positive Resonanz , wäre aber ohne die all seits er fahrene Unterstützung nicht möglich gewesen Illona und Mira Lenk, den Enkelinnen des Künstlers, sowie Michael Kicherer, der das Werkverzeichnis erarbeitet , sind wir zu be sonderem Dank verpflichtet . Ohne die mit ihnen geführ ten Gespräche, den umfassenden Einblick, den sie uns in den Lenk Nachlass gewährten und ihre große Hilfsbereitschaft wären unsere Forschungen weniger ertragreich gewesen Michael Kicherer hat zudem einen lesens wer ten Beitrag für den Katalog ver fasst . Zahlreiche Leihgaben aus öffentlichen und privaten S ammlungen wurden uns für die Aus stellung zugesagt Wir danken allen Leihgebern sehr her zlich für ihre B ereitschaf t , uns zu unterstützen, und für das Ver trauen, das sie unserer Arbeit entgegenbringen D aneben sind uns viele Menschen und Institutionen bei unseren Forschungen und der schrittweisen Umsetzung des Projekts mit Rat und Tat zur S eite gestanden. Sie alle mögen sich in unseren Dank eingeschlossen fühlen, denn ein Vorhaben wie dieses hat uns zumal in den schwierigen Corona Zeiten vor nicht alltägliche Herausforderungen gestellt Dass es überhaupt zu einer Kooperation kam, verdanken wir Rainer Wandel, Konstanz , der bei den Häusern seit langem freundschaf tlich verbunden ist und eine Zusammenarbeit an regte Johannes Schmidt, Kustos für Malerei an der Städtischen Galerie Dresden, war nicht nur für die Konzeption und Ver wirklichung der S chau in Dresden verant wor tlich, sondern übernahm auch die sachkundige Redaktion des Kataloges. Denise Walther besorgte des sen ansprechende G estaltung und dem D eutschen Kunst verlag danken wir für die Auf nahme des Buches in sein Programm
D ass dieser Katalog überhaupt möglich wurde, wäre jedoch ohne die großzügige Förde rung der Ernst von Siemens Kunststiftung nicht möglich gewesen, denn aus eigenen Mit
teln hätten wir die Publikation nicht realisieren können. Dank der gewährten Unterstützung können die neu gewonnen Erkenntnisse zu Franz Lenks Leben und Werk dauerhaft gesichert und einer breiten Ö ffentlichkeit zugänglich gemacht werden
Ein Projekt wie dieses kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten konstruktiv zusammenwir ken. Vor allem die kleinen Teams unserer Häuser, die stets bescheiden im Hintergrund wirken, haben wieder maßgeblich zu seiner Umset zung beigetragen. Ihnen gebühr t einmal mehr unser Dank
Wir wünschen den Ausstellungen in Dresden und Konstanz viel Er folg und hoffen, dass sie dazu beitragen, Franz Lenks qualitätvolles Werk bekannter zu machen und seinen Namen for tan als feste Größe in der deutschen Kunstgeschichte zu verankern
Dr. Gisber t Porstmann
Direktor der Städtischen Galerie Dresden
Dr. Barbara Stark
Leiterin der Städtischen Wessenberg Galerie Konstanz
Abb. 1 Unbekannter Fotograf, Franz Lenk zeichnend in Frankreich, 1917
Abb. 2 Unbekannter Fotograf, Franz Lenk in Dresden, 1920
1 8 9 8 F ra n z E r i c h L e n k w i rd a m 21 J u n i i n L a n g e n bernsdor f im Landkreis Zwickau in bäuerlichen Ver hältnissen geboren und evangelisch getauf t . D er Vater Eduard Franz Lenk (1861 1922) ist Landgendarm und Gemeindediener, die Mutter Anna Auguste Lenk, geborene Kästner (1858 1943). Franz Lenk hat zwei äl tere G eschwister, den 1891 geborenen Bruder Hans Walter und die 1893 geborene Schwester Martha Elsa 1912 Er beginnt eine Lehre als Dekorationsmaler, die er nach einem halben Jahr abbricht . Stattdessen ab solvier t er eine Ausbildung zum Lithografen in Crim mitschau, die er 1915 abschließt 1916 Ein Nachbar unterstützt ihn finanziell, sodass er ein Studium an der Dresdner Kunstakademie aufneh men kann. Er beginnt zu Ostern 1916 auf Probe in der A n fa n g s k l a s s e b e i R i c h a rd M ü l l e r Au f A n t ra g d e s Va ters , der seine bescheidenen Vermögensverhält nisse of fenlegt , erhält er eine Freistelle. Ein halbes Jahr später wird er zum Militärdienst eingezogen 1916–1918 Lenk leistet Kriegsdienst als Kartenzeichner und Infanteris t an der Wes t front , u. a. in Le C ateau Cambrésis, Frankreich (Abb. 1). Nach der Entlassung
vom Militär meldet er sich Ende November 1918 an der Dresdner Kunstakademie zurück. 1919–1920 Ab Januar 1919 setzt er sein Studium in der Zeichenklasse von Richard Müller fort (Abb 2) Im Win tersemester 1919/20 lässt er sich beurlauben auf grund »besondere[r] Verhältnisse«, wie er 1921 schreibt. Später erwähnt er, dass er geflohen ist vor dem »köst lichste[n] Unsinn in ernster Maske«1 der unter seinen Kommilitonen dominierenden Avantgarde Strömun gen. Möglicher weise bestand der Grund auch darin, dass Lenk einen Auftrag der Stadtverwaltung Werdau a n g e n o m m e n h a t te, z we i S ta d ta n s i c h te n f ü r d e n S tadtverordnetensaal des dor tigen Rathauses zu malen (Abb. 3). Mit den Bildern sollten die Porträts des Kaisers und des sächsischen Königs ersetzt werden Wohl anlässlich von deren Übergabe zeigt Lenk vom 3. bis 8. November 1920 eine Ausstellung »Aquarelle und Oelstudien von der Nordsee, aus Thüringen, aus dem Felde u aus der Heimat des Künstlers Por träts, Po r t rä t s t u d i e n , S t i l l e b e n , I n te r i e u r s , Pa s te l l b i l d e r, Zeichnungen, Kompositionen u.v. m.« im Kleinen S aal der Festhalle auf dem S chützenplatz in Werdau. S ein
Abb.
Franz
ehemaliger Zeichenlehrer Karl Or th würdigt ihn mit einer Rezension in der Werdauer Zeitung. Am 26. No vember 1920 bedank te sich der Werdauer Bürger m e i s te r b e i L e n k f ü r d e n » d a u e r h a f te n p rä c ht i g e n S chmuck« und die » treffliche Leistung«.
1921 Am 22 Januar heiratet Lenk in Dresden die neun Jahre ältere Charlotte Süßemilch (1889 1976) und be zieht mit ihr im Norden der Stadt eine Wohnung in der Marsdorfer Straße 10. Er beginnt mit dem Führen eines A r b e i t s b u c h s , i n d e m e r s e i n e Ö l b i l d e r u n d d e re n Ve r b l e i b e i n t rä g t sowie maltechnische D etails no t i e r t . I n d e s s e n A b s c h r i f t ve r m e r k t e r s p ä te r »1 9 21 hatte ich ein Atelier in Dresden, Wilder Mann, darin die meisten der Bilder entstanden sind «2 Damit ist wohl seine Wohnadresse gemeint , die er auch bei seiner Wiederanmeldung an der Kunstakademie angibt .
Zum Wintersemes ter 1921/22 set z t er sein S tudium fort Von Richard Müllers Klasse wechselt er in die Mal klasse von Richard Dreher und wenig später in die von Ferdinand Dorsch und Max Feldbauer. Die Akademie stellt ihm ein Atelier in der Zirkusstraße Möglicher weise lernen sich Lenk und O tto Dix in dieser Zeit an der Kunstakademie kennen.
1922 In seinem Arbeitsbuch vermerkt Lenk die Entste hung von 47 Bildern, davon 35 Landschaften, vier Por träts und acht Stillleben.
1 9 2 3 Im August unternimmt Lenk eine S tudienreise nach Bayern
1924 An der Akademie druckt Lenk Lithografien (Abb 4)
Im Mär z unternimmt er eine S tudienreise ins Vogt land. Zum S ommersemester wechselt er als Einzel
s c h ü l e r z u Ro b e r t S te r l . D e m S p ä t i m p re s s i o n i s te n verdank t er sicher nicht unwesentliche Impulse für seine Auseinandersetzung mit der Landschaftsmale rei, notier t aber später in seinem Arbeitsbuch »Mit Sterl kein Verstehen«. Am 13 Juni wird seine Ehe geschieden
Abb.
Im August reist Lenk nach Frankfurt, Darmstadt, in den Odenwald und noch einmal ins Vogtland Im Novem ber zieht er in den Dresdner S tadtteil Klot zsche und heiratet am 13. November die Buchhalterin Anneliese Hoernecke (1900 1988).
1925 Mitte März bis Ende Mai fertigt Lenk Studien von Sandgruben in der Dresdner Heide sowie Waldstudien im Vogtland an. Zu Ostern beendet er sein Studium. Mit seiner Frau zieht er im August in den Voror t Lausa nördlich von Dresden (Abb 5)
1 9 26 F ra n z L e n ks Aq u a re l l e u n d Ze i c h n u n g e n , fa s t ausschließlich Landschaftsmotive, werden im Januar in einer ersten Einzelausstellung im Graphischen Ka binett des Kunstsalons Emil Richter in Dresden ausge stellt . D er Dresdner Anzeiger sieht eine »beachtliche Ent wicklung in wenigen Jahren« und beschreibt die gezeigten Motive: »Er zgebirgshäuser, B äche, B ahn dämme, Brücken, S andgruben, Flußufer, Bergwiesen, Weiden, S andabhänge, Wasser tümpel. Aus allem ist aber das Leben entschwunden: abenteuerliche Bäu me, die kaum mehr Rinde führen, als let z te Zeugen eines vergangenen Werdens, an stillen Wassern Baum stümpfe mit bloßgelegten Wur zeln, die keine Kraf t mehr saugen, öde Sandgruben, leblos daliegende, ge
spenstisch vom Licht beschienene Hausdächer.«3 Die Dresdner Neuesten Nachrichten attestieren dem jun gen Künstler : »Er ist seiner stillen, biedermeierischen Natur von den zaghaften ersten Versuchen an bis zu den letzten Leistungen stets treu geblieben, unbeirr t durch das Rumoren, das ihn während seiner Studien jahre umgab.«4 Im Juni und Juli arbeitet Lenk in Dres den erneut an S andgruben Motiven aber auch an Blumenbildern und Interieurs
Im August zieht Lenk mit seiner Frau nach Berlin Ein Atelier findet er in der Lüt zowstraße. Im S eptember arbeitet er in einer Maler firma in Dresden. Mit dem verdienten Geld reist er im Oktober zu Studien nach Thüringen und ins Vogtland
1 9 2 7 Von Januar bis Anfang Mär z hält sich Lenk in Dresden auf. Von Mai bis Juli reist er auf die Insel Am rum Arbeitsaufenthalte im Vogtland und in der Um gebung von Dresden schließen sich an.
1928 Im Januar bezieht Lenk ein neues Atelier in Ber lin Friedenau, Odenwaldstraße 24 Er zeigt in der Berliner Galerie Hirzel & Spanier Aqua relle und Zeichnungen. Die lokale Presse nimmt erst mals Notiz von ihm, lobt seine Auf fassung als : »ehr fürchtiger Realismus« und wertet: »Franz Lenk: etwas
für Feinschmecker Etwas für die, die mit ihm wis sen, was aquarellieren heißt .«5 Auch anlässlich einer Ausstellung der B erliner S ecession findet er B each tung: »Ein Unbekannter, Franz Lenk, zeigt mit einem Häuser Bild, daß er etwas kann und er verspricht viel«, schreibt Bruno E . Werner in der Zeitschrift Die Kunst für alle 6
Im April unternimmt Lenk erneut Studienreisen nach Dresden und ins Vogtland, im S ommer reist er noch einmal ins Vogtland. Im Juli notier t er in seinem Ar beitsbuch: »Einschneidende Umstellung in der Mal technik Folgende Bilder nur in Mischtechnik gemalt « Damit ist eine Untermalung in Tempera und darüber der Aufbau von Öllasuren entsprechend der Rezeptur nach Max Doerner gemeint
Im August hilf t Lenk bei der Vorbereitung der Jur y freien Ausstellung Berlin, an der er sich auch als Aus steller beteiligt Er zeigt fünf Ölbilder und acht Arbei ten auf Papier Für sein Gemälde »Eisbahn« erhält er den ersten Preis der Berliner Volks Zeitung (Abb. 6). Ende August , Anfang S eptember fer tigt er auf dem Rittergut Rothschönberg in S achsen S tudienzeich nungen von S chweinen an Der bisher behauptete Zusammenschluss der Gruppe
»Die Sieben« im Jahr 1928, wohl zurückgehend auf die Erster wähnung im Katalog Abercron 1976, S 21, ist an zuzweifeln. >> siehe Eintrag 1931.
1929 Im März tritt Lenk in den Verein Berliner Künstler ein und nimmt an der Vereinsausstellung Das Gesicht von Berlin sowie der jährlichen Herbstausstellung im Vereinshaus Tiergartenstraße teil Es entstehen noch mals einige druckgrafische Arbeiten.
Außerdem nimmt Lenk an der von der Künstlervereini gung De Onafhankelijken (Die Unabhängigen) organi sier ten Ausstellung Nieuwe Zakelijkheid (Neue S ach lichkeit) von Mai bis Juni im Stedelijk Museum in Am sterdam teil.
Ende Mai bis Mitte Juni unternimmt er eine Reise nach Thüringen, u a nach Weida und Orlamünde Im August folgen Studien im Bereich der Rüdersdorfer Kalkwerke östlich von B erlin. Hier interessieren ihn alte Ziegel öfen und neue Kalkschachtöfen als Bildmotive Lenk wird von der Galerie Neumann Nierendor f unter Ver trag genommen, löst diesen Ver trag jedoch schon im Januar 1930 wieder auf Man bleibt in Verbindung, doch das Verhältnis scheint sehr wechselhaft gewe sen zu sein.7
Paul Ferdinand S chmidt charak terisier t Lenks »Er z gebirgslandschaft« in der Herbstausstellung des Ber liner Vereins bildender Künstler als » fast ohne Atmo sphäre (Typus der sogenannten neuen Sachlichkeit)«.8 Zum Jahresende notier t Lenk in seinem Arbeitsbuch »Auf vielen Ausstellungen Er folge und zahlreihe Ver käufe.«
1930 Mitte Juni bis Anfang August unternimmt er eine ausgedehnte S tudienreise nach Nürnberg, Dinkels bühl, Nördlingen und Harburg, auf die Schwäbische Alb sowie die Donau entlang bis Dürnstein in der Wachau Lenks S chaffen findet immer mehr Resonanz , insbe sondere sein Weg jenseits künstlerischer Moden fin det zunehmend Anklang Die Frankfurter Nachrichten stellen sein Werk vor : »Es entspricht dem Bedür fnis unserer Zeit nach Einfachheit und Aufrichtigkeit, wenn in den letzten Jahren immer deutlicher Tendenzen an die Ober fläche treten, die schon einmal vor 100 Jah ren, in der Frühromantik , ihre s tilbildende Kraf t be währ t haben. […] Die Sprache der […] Landschaf ten d i e s e s Kü n s t l e r s h a t e i n e n K l a n g , d e r a u f h o rc h e n lässt [ ] Das alles, mit klarer, har ter Handschrift ge staltet , ist Geist vom Geiste Friedrichs, ein Realismus hintergründiger Ar t«.9
In der Zeitschrift Die Kunst für alle erscheint ein Auf sat z von Bruno E . Werner, der ebenfalls be sonder s Lenks Landschaf ten her vorhebt . 10 Auch Velhagen & K l a s i n g s M o n a t s h e f te w i d m e n i h m e i n e n a u s f ü h r l i chen Ar tikel mit sieben farbigen Abbildungen und sehen in ihm »einen der begabtesten Vertreter des um eine Erneuerung der deutschen Malerei sich bemühen den jüngeren Künstlergeschlechts «11
Mit Er folg stellt Lenk im Kunstverein Zwickau und im Greizer S ommerpalais aus.12
1931 Im Februar zeigt die B erliner G alerie Neumann Nierendor f eine Einzelausstellung mit Werken Lenks B a ro n E d u a rd vo n d e r H eyd t ka u f t z we i G e m ä l d e. Oscar Bie schreibt: »Ein Muster der neuen Sachlichkeit [ ] sehr wohltuend, einmal einer solchen Naturschilde rung zu folgen, die ohne Pose und S chöngeisterei die Wahrheit sucht und findet .«13
Vom 20. Mai bis 26. August unternimmt Lenk eine Stu dienreise nach Süddeutschland Er besucht Heilbronn, das Neckarbergland, das obere Donautal, die Region Heuberg, den Hegau, den Bodensee und das Wilhelms dor fer Moor bei Ravensburg. D or t lernt er den Wil helmsdorfer Pfarrer Friedrich Hartmann Zeller kennen, der einer seiner treuesten S ammler wird und mit dem ihn lebenslange Freundschaft verbindet (Abb. 7). Währenddessen zeigt der Kunstverein Frankfur t am Main im Juli die Ausstellung Die deutsche Neuroman tik in der Malerei der G egenwar t, an der auch Lenk beteiligt ist .
In der Zeitschrift Die Kunst für alle veröffentlicht Lenk im S eptember den Aufsatz »Was ich will«, in dem er selbstbewusst seinen Werdegang und sein persönli ches Verhältnis zur Natur beschreibt und seine intui tive Kunstauffassung darlegt: »Es kümmert mich nicht, ob es andere Maler anders oder ebenso machen oder gemacht haben Im Ringen um den Ausdruck [ ] ent steht von selbst die Sprache. Ob man das Ergebnis davon ›Naturalismus ‹, ›Verismus ‹ oder ›Neue S ach lichkeit‹ nennt , ist mir vollständig gleichgültig «14 Im Oktober unternimmt Lenk nochmals eine Studien reise an den Rhein nach Kaub und Rüdesheim für zwei Auftrags Landschaftsbilder,15 sowie nach Plauen und Langenbernsdor f
I m H e r b s t e nt w i c ke l t e r zu s a m m e n m i t d e m M a l e r Hasso von Hugo und Richar t Reiche, Konser vator und künstlerischer Leiter des Barmer Kunstvereins sowie Leiter der B ochumer G emäldegalerie, die Idee einer Gemeinschaf tsausstellung neusachlicher Maler. Am 24. November versendet Reiche ein Rundschreiben an die Künstler der späteren Gruppe »Die Sieben« I m D eze m b e r f i n d et i n D e ss a u d i e Au ss te l l u n g D i e s t i l l e L a n d s c h a f t m i t We r ke n vo n T h e o C h a m p i o n , Franz Lenk, Werner S cholz und Georg S chrimpf statt . Kurz darauf spricht Richar t Reiche in einem Brief an die Maler der »Sieben« die Adressaten einzeln an und dankt für die allgemeine Akzeptanz des Titels »Aus s te l l u n g d e r S i e b e n « z u r 1 9 3 2 g e p l a n te n S c h a u i m Kunstverein Barmen Dies stellt einen zeitigeren Zu sammenschluss der Gruppe infrage.16 1932 Im Januar ist Lenk an der Ausstellung Nyere Tysk Kunst Maleri og Skulptur im Kunstnernes Hus in Oslo beteiligt 17 Die Schau wird danach in Bergen, Stavanger und Malmö, im Mai 1932 in Kopenhagen und anschlie ßend in Köln gezeigt . 18 Gemeinsam mit Theo Champion, Adolf Dietrich, Hasso vo n H u g o, A l exa n d e r Ka n o l d t , F ra n z Ra d z i w i l l u n d Georg Schrimpf nimmt Lenk an der Wanderausstellung Neue deutsche Romantik Die Gruppe ›Die Sieben‹ teil, die ab 6 März 1932 in der Städtischen Gemälde galerie Bochum eröffnet und danach bis Herbst 1932 in Barmen, Krefeld, Köln und Düsseldor f zu sehen ist . Gezeigt werden 150 Werke, es erscheint ein Katalog mit Tex ten von Richar t Reiche und Richard Biedr zy n s k i . D a n a c h w i rd d i e S c h a u n u r m i t We r ke n vo n Champion, Lenk, Kanoldt und Radziwill in den Kunst
vereinen in Kiel und Parchim gezeigt Weitere geplante Stationen in Aachen, Münster und Mülheim/Ruhr ent fallen, weil Lenk seine Werke für andere Ausstellungen abziehen muss . Er hatte 27 Werke, darunter 13 G e mälde präsentiert (z B Kat 30, Abb S 114 und Kat 37)
I m G e l e i t tex t d e s Ka ta l o g e s w i d e r s p r i c h t Re i c h e einem Gruppenzusammenhang: »Die Ausstellung ver dankt ihr Entstehen einer Anregung der jüngsten an ihr beteiligten Maler Aufgrund der Ver wandtschaf t ihres künstlerischen S chaffens hatte der Unterzeich nete die Herren Hasso von Hugo und Franz Lenk zu einer gemeinsamen Ausstellung im Barmener Kunst verein eingeladen Fast zwangsläufig ergab sich aus den Verhandlungen der Wunsch und das B edür fnis , über den Kreis dieser beiden Künstler hinaus einmal alle deutschen Maler, die heute erkennbar im gleichen Geiste tätig erscheinen, zu einer ersten gemeinsamen Kundgebung aufzurufen. Die daraufhin […] zur Mitbe teiligung aufgeforder ten Herren Champion, Dietrich, Kanoldt, Radziwill und Schrimpf sind der Einladung gern gefolgt .« (Abb. 8). Die Werke von Lenk und S chrimpf werden als »Kernstücke« der Schau, zwischen der nai ven Malerei Dietrichs und dem expressionistisch ge prägten Radziwill angesehen 19 Curt Gravenkamp schreibt über »Die deutsche Neuro mantik in der Malerei der Gegenwart« und betont den
nationalen Aspekt dieser Entwicklung: »Vom Westen Europas, von Frankreich her, ist die abstrakte Bewe gung ausgegangen, im Her zen Europas, in Deutsch l a n d , g ew i n n t e i n We l t b i l d l a n g s a m s e i n e Fo r m , i n dem durch tiefste Ergründung des S cheinbaren sich das Wesen der Dinge zu läutern beginnt«. Er betont auch den Aspekt des Ausdrucks für den Wunsch nach gesellschaftlicher Befriedung: »daß es durch das Me dium dieser Malerei seit langem wieder möglich ist , unsere Welt wahr und schön zugleich zu sehen« 20 Im Mai zieht Lenk mit seiner Frau nach Berlin Charlot tenburg, Kaiserdamm 20, in die ehemalige Wohnung des Galeristen Karl Nierendor f.
Von Juni bis August unternimmt er erneut eine Studi enreise nach Heilbronn, Engen im Hegau, an den Bo densee (Meersburg und Reichenau) und in das Wil helmsdor fer Hochmoor. Anschließend reist er nach Reichenbach in S chlesien und ins Eulengebirge Am 31. Oktober sendet die Funk Stunde Berlin ein Ge spräch Lenks mit dem Kunstkritiker Richard Bie »Neuer Horizont über der Landschaft Ein Gespräch über Ma lerei« 21
Die Kunsthütte Chemnitz zeigt eine Einzelausstellung mit Werken von Franz Lenk.
Karl Nierendorf eröffnet am 23 November seine neuen G alerieräume am Lüt zowufer 19a mit einer Ausstel lung von Ölgemälden und Aquarellen Lenks . Er zeigt Motive vom Bodensee, aus dem Frankenland und aus Schwaben, vom Erzgebirge, Rhein und aus dem Hoch moor. B aron von der Heydt er wirbt Lenks G emälde »S chwäbische Landschaft« aus der Ausstellung und schenkt es der Nationalgalerie Berlin Cur t Glaser schreibt im B erliner B ör sen C ourier : Er sieht Lenk als »Außenseiter des Daseins, dessen tüch tiges Handwerk längst von den technischen Appara ten [ ] in Frage gestellt worden ist« und wer tet : »so gut man es verstehen kann, daß es nicht wenige Zeit genossen gibt , die die aus unserer stürmisch beweg ten Gegenwar t sich in solche Formen zurückträumen m ö c hte n , w i e d i e s e B i l d e r s i e i h n e n b i ete n , h i e r i s t doch nicht mehr unser Reich und unsere Zeit .«22 Im D ezember bereitet Gustav Har tlaub von Mann heim aus eine Wanderauss tellung Die Welt aus der Nähe bzw Beschauliche Sachlichkeit vor: »Gegenüber den gegenwär tig verbreiteten reaktionären Tenden zen zu einer sentimental altmeisternden Heimatkunst
Abb. 9 Titelseite 31 International Exhibition of Paintings, Carnegie Institute Pittsburgh, 1933
Abb. 10 Aus der Kunstsammlung von Franz Lenk: Hermann Saftleven (Rotterdam 1609– 1685 Utrecht) ohne Titel (Berglandschaft), ohne Jahr Tusche, Feder, laviert, 21,2 × 33,3 cm, Privatbesitz
[…] soll der Beweis erbracht werden, daß es heute in den verschiedenen deutschen Landesteilen eine pro vinzgebundene, insofern starke heimatliche Malerei gibt, die, obgleich nicht unbeeinflusst von den Roman tikern, dennoch durchaus zeitgemässen Charakters is t und von for t schrittlichen, auf rein küns tlerische Qualität gerichteten Kräften getragen wird «23 Franz Lenk gehör t zur ersten Künstlerliste Aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten kommt die S chau nicht zustande 1933 Auf der Grundlage des am 7 April erlassenen Ge setzes über die Wiederherstellung des Berufsbeam tentums werden Professoren der Berliner Vereinigten S taatsschulen für freie und angewandte Kunst ent lassen Die Leitung der Schulen übernimmt ab 10 April Max Kutschmann. In einer Denkschrift an den neuen Minister für Wissen schaf t , Er ziehung und Volksbildung, B ernhard Rus t , versichern Erich Heckel, Franz Lenk und Karl Schmidt Rottluff am 4. Mai im Namen einer größeren Gruppe von Künstlern ihren Willen zur »künstlerischen Mitar beit am neuen Staat«, kritisieren jedoch gleichzeitig die ersten Äußerungen der NS Kulturpolitik.
Am 15. Juni kommt Lenks Sohn Thomas zur Welt. Von Juli bis S eptember nimmt Lenk an der vom NS S tudentenbund organisier ten Ausstellung 30 D eut sche Künstler in der Galerie Ferdinand Möller in Berlin teil. Diese wird nach drei Tagen von Reichsinnenmi n i ster Frick geschlossen, kur z darauf aber wieder eröffnet, wobei der NS Studentenbund nicht mehr als Veranstalter auftritt Zum 1. August erhält Lenk eine außerordentliche Pro fe s s u r f ü r L a n d s c h a f t s m a l e re i a n d e n Ve re i n i g te n Staatsschulen Berlin In der Folge wird Lenk mit Aus stellungsangeboten überhäuft .
In Westermanns Monatsheften erscheint der Beitrag »Franz Lenk« von Franz Linde Der Blick der Kunstkri tik hat sich bereits geänder t : nicht mehr die Frage nach Romantik oder Sachlichkeit wird diskutier t, son dern die Betonung liegt auf der Heimatverbundenheit Lenks, der Traditionsverbundenheit und Solidität sei ner Maltechnik sowie auf der Unabhängigkeit seiner Kunst von den »Moden« der Avantgarde.24
Am 15 November wird Franz Lenk als Repräsentant für die Malerei in den Präsidialrat der Reichskammer für bildende Künste der neugegründeten Reichskul
turkammer berufen. Er erhält zahlreiche Gratulatio nen, u a von Baron von der Heydt und O tto Dix Bald schon wird er von vielen Künstlerkollegen mit Bitt schriften bestürmt .
Er freundet sich mit Georg S chrimpf an, der fast zur gleichen Zeit wie er nach Berlin kam, wo er als Profes sor an die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung nach Berlin S chöneberg berufen worden war. Lenk lädt O tto Dix zur Beteiligung an einer Ausstel lung im Vereinshaus B erliner Künstler ein, die er für Januar 1934 kuratiert, und versichert ihm seine Unter s tüt zung »daß wir nun die Dinge bald in Ordnung bringen werden« 25
Mit einem Landschaf tsbild nimmt Lenk erstmals an der jährlichen International Exhibition of Paintings am Carnegie Institute in Pittsburgh/USA teil (Abb 9) Ver mittlerin dessen war Charlotte Weidler, die bis 1933 als Kunstkritikerin für das Kunstblatt und das Berliner Tageblatt tätig war und seit Mitte der 1920er Jahre als Repräsentantin des Carnegie Institutes in Deutsch land arbeitete Auch in den Folgejahren bis 1938 is t Lenk dor t regelmäßig ver treten.
1934 Lenk zieht mit der Familie nach Berlin Wilmers dor f, Mannheimerstaße 7 Er wird Mitglied im D eut schen Künstlerbund Die Reichsfachschaf ts Leitung für Maler, die er mit der Berufung in die Reichskultur
kammer übernommen hatte, gibt er wieder ab. G e genüber Dix äußer t er sich erleichter t über den so ge wo n n e n e n Ze i tg ew i n n f ü r d i e M a l e re i 26 B e re i t s i m M a i wird er jedoch vom Propagandaministerium als Beisitzer in die Filmoberprüfstelle berufen 27 Das Amt bekleidet er bis 1937
Die Künstler vereinigung Dresden lädt ihn zur Mitglied schaft ein. Lenk sagt im Juli ab.
In der Zeitschrift Die Kunst für alle erscheint der Bei trag »Zum S chaffen Franz Lenks« von Friedrich Har t mann Zeller. Der Autor stellt Bescheidenheit und Be harrungsvermögen Lenks heraus und betont das Au thentische seiner Bilder: »aus der Natur heraus gelebte und erlebte, geschaute und gestaltete Herausholun gen des Wesens der Natur nach der G anzheit aller ihrer nicht nur sichtbaren, sondern überhaupt sinnlich wahrnehmbaren Eindrücke« 28
Die G alerie C ommeter in Hamburg richtet Lenk eine Einzelausstellung aus, die anschließend in der Kunst halle Allenstein sowie in Königsberg und Danzig ge zeigt wird
Lenk sammelt in be scheidenem Maß e Werke Alter Meister und des 19. Jahrhunder ts (Abb. 10). Dabei ist ihm die Kölner G alerie Abels behilflich, mit der er ge legentlich eigene Werke gegen alte Kunst tauscht Im Juni und Juli hält sich die Familie Lenk zusammen
mit dem Ehepaar S chrimpf und dem Maler Ernst Al fred Mühler zum Malen am Bodensee auf. Lenk trifft sich mit O tto Dix und die beiden arbeiten gemeinsam vor der Natur
Lenk ist einer der 37 Unterzeichner von Joseph Goeb bels’ »Aufruf der Kulturschaffenden« vom 17. August
1 9 3 4 , d e r H i t l e r i n d e r Vo l ks a b s t i m m u n g ü b e r d a s Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches unterstützt. Neben Lenk unterschreiben u. a. Ernst Barlach, Erich Heckel, Georg Kolbe, Mies van der Rohe, Emil Nolde, Wilhelm Fur twängler und Richard Strauss 29
Trotz der Lehre und seiner Ämter nimmt Lenk an zahl reichen Ausstellungen teil. Er ist u. a. an der deutschen Ausstellung bei der Biennale in Venedig beteiligt so wie mit den Gemälden »S cheinwer fer« (1927, Kat 18), »Regenlandschaft« (1932) und »Bodensee« (1932, Kat.
3 6 ) , L e i h g a b e n a u s d e r S a m m l u n g Ed u a rd vo n d e r Heydt , an der Ausstellung Neue deutsche Malerei im Kunsthaus Zürich (21.6. 15.7.).
Aus der Großen Berliner Kunstausstellung 1934 erwirbt das Propagandaministerium Lenks »Märkische Land schaft« 30 Für sein Gemälde »Bayerische Landschaft« erhält er eine Auszeichnung des Carnegie Institute.31
S ein Gemälde »Aus Niedersachsen« dient als Illustra tion in dem von Carl Lange und Ernst Adolf Dreyer herausgegeben S ammelband D eutscher G eist Kul turdokumente der G egenwar t des Leipziger Voigt länder Verlags.
1935 Am 30 Januar eröffnet die Galerie Nierendorf die Ausstellung Zwei deutsche Maler. O tto Dix und Franz
Abb. 13 Unbekannter Fotograf, Franz Lenk mit Studenten beim Sommerkurs in Orlamünde, 1936
Abb 14 Unbekannter Fotograf, Franz Lenk und Otto Dix in Orlamünde (im Vordergrund Thomas Lenk und Nelly Dix), 1936
Abb. 15 Otto Dix, Neujahrs karte an Franz Lenk, 1935: »Unsere gemeinsame Land schaftsmalerei im Lichte der Kritik«, Privatbesitz
Lenk (Abb. 12 u. 15). Die Ausstellung ist er folgreich, wird verlänger t und durch G emälde von Theo Champion er weiter t Im April wird sie in der Galerie Commeter in Hamburg gezeigt . Eine dritte offizielle Station in der S tädtischen Kunstsammlung Danzig wird von deren Direktor Walter Mannowsky abgesagt Die Werke wer den nur einem geladenen Kreis gezeigt »Für welchen von beiden war die Gesellschaft des an deren gefährlicher? fragt die D eut sche Allgemeine Zeitung und beantwortet diese Frage mit der Einschät zung zu Lenk: »Daß er wenig problematisch ist, das ist Gewinn und Nachteil in einem.«32 Paul Ferdinand S chmidt lobt ein »zur Stimmung hin über weisendes Ver wischen des knochigen Gerüsts« von Lenks Bildern »Bei diesem Künstler dar f es nicht heißen: näher heran an die Natur, sondern ernsthaft sich von ihrer Unerbittlichkeit ein wenig zu entfernen, um die notwendige Lockerung zu er fahren« 33 Im März wird Lenk vom Propagandaministerium in die Auswahljur y für die Ausstellung Berliner Kunst in der