DUHwelt 1/2025

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Foto: Erdmann/DUH

Deutsche

Liebe Leserin, lieber Leser, seit 1975 setzen wir Umweltschutz durch! Politisch fĂ€llt unser JubilĂ€um auf ein Jahr, in dem die Weichen neu gestellt werden: FĂŒr die Mehrheit der Abgeordneten im neu gewĂ€hlten Bundestag hat Klimaschutz keine PrioritĂ€t. WĂ€hrend Union und SPD Vorhaben in den Raum stellen, die vermeintlich wirtschaftlich notwendig sind − etwa den Abschied vom Verbrenner auszubremsen − kann die Klimakrise weiter an Fahrt aufnehmen. Ob sich das verlorene Tempo zum Erreichen der Klimaziele dann aufholen ließe, ist fraglich.

Wenn die neue Bundesregierung versucht, den Umwelt- und Klimaschutz weiter aufzuweichen, tun wir das, wofĂŒr Sie uns kennen: Wir verpflichten sie zur Einhaltung der Gesetze! Auch in den vergangenen Wochen haben wir Druck fĂŒr konkrete VerĂ€nderungen aufgebaut, zum Beispiel fĂŒr eine naturnahe Landwirtschaft − ohne ÜberdĂŒngung oder Pestizide − und fĂŒr die biologische Vielfalt:

In Rheinland-Pfalz gefĂ€hrden Ausnahmegenehmigungen fĂŒr Pestizid-FlĂŒge den streng geschĂŒtzten Mosel-Apollofalter. Indem wir dagegen klagen, kĂ€mpfen wir fĂŒr den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Art und ihren Lebensraum. In anderen FĂ€llen haben wir das Ende der Zulassung hochgiftiger Pestizide erwirkt.

Einen großen Erfolg haben wir vor dem Bundesverwaltungsgericht fĂŒr sauberes Wasser erzielt: Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mĂŒssen nun wirksame Maßnahmen ergreifen, um das Grundwasser im Ems-Gebiet vor weiter steigenden Nitratwerten zu schĂŒtzen. RĂŒckenwind, um bundesweit die ÜberdĂŒngung zu beenden.

Die Summe der vielen notwendigen VerĂ€nderungen, fĂŒr die wir eintreten wie die EinfĂŒhrung der Verpackungssteuer in immer mehr Kommunen, Maßnahmen gegen VerkehrslĂ€rm oder das Verbot weiterer Pestizide zahlen alle auf das gleiche Ziel ein: eine lebenswerte Zukunft fĂŒr unsere Kinder und Enkelkinder!

Es wartet viel Arbeit auf uns. Gemeinsam mit Ihnen werden wir auch auf die neue Bundesregierung Druck machen, den Schutz von Umwelt, Klima, Natur und Menschen umzusetzen!

Ihre

PS: Freuen Sie sich auf unsere JubilÀumsausgabe im Juni! Einen kleinen Vorgeschmack finden Sie am Ende dieser Ausgabe.

Der Mosel-Apollofalter ist ein trauriges Beispiel dafĂŒr, wie grĂŒndlich giftige Agrarchemikalien der Natur schaden können. Wir treten fĂŒr eine naturnahe Landwirtschaft ein: gegen

und Pestizide, gegen industrielle Tierhaltung und fĂŒr artenreiche Kulturlandschaften.

Der vom Global Nature Fund koordinierte Verein Fair Rubber setzt sich fĂŒr faire Kautschuk-Preise und umweltschonenden Anbau ein.

Titel: Der Mosel-Apollofalter lebt an felsigen SĂŒdhĂ€ngen und Weinbergmauern des Moseltals. © Manfred Stoeber/stock.adobe.com

Pestizide vernichten Artenvielfalt

Unsere Klagen fĂŒr besseren LĂ€rmschutz

Im Kampf gegen gesundheitsschĂ€dlichen VerkehrslĂ€rm haben wir gegen Mannheim, Sindelfingen, Baden-Baden und Hameln sowie gegen das RegierungsprĂ€sidium Darmstadt geklagt. Bereits seit Juli 2024 mĂŒssen aktuelle LĂ€rmaktionsplĂ€ne mit konkreten Maßnahmen zur LĂ€rmminderung vorliegen. Die von unserer Klage betroffenen Behörden haben entweder bis heute keine EntwĂŒrfe vorgelegt oder die erstellten PlĂ€ne erfĂŒllen nicht die gesetzlichen Mindestanforderungen der EU.

IMPRESSUM

Nachdem wir bereits im vergangenen Jahr deutschlandweit 25 Rechtsverfahren fĂŒr wirksame LĂ€rmaktionsplĂ€ne eingeleitet hatten, sind unsere aktuellen Klagen vom Februar 2025 nun der nĂ€chste Schritt und stehen beispielhaft fĂŒr zahlreiche ungenĂŒgende LĂ€rmaktionsplĂ€ne im ganzen Bundesgebiet.

Die StĂ€dte Mannheim, Baden-Baden, Hameln und Sindelfingen haben bislang keine aktuellen LĂ€rmaktionsplĂ€ne und teilweise auch keine EntwĂŒrfe oder nicht einmal konkrete

ZeitplĂ€ne zur Erstellung dieser PlĂ€ne. In Hessen sind nicht die Kommunen, sondern die Regierungsbezirke fĂŒr die Erstellung der PlĂ€ne zustĂ€ndig. Der LĂ€rmaktionsplan fĂŒr die zehn Landkreise des RegierungsprĂ€sidiums Darmstadt verfehlt wesentliche Mindestanforderungen. So sind vor allem fĂŒr kleinere StĂ€dte oft keinerlei verbindliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor VerkehrslĂ€rm festgelegt.

Wir fordern schnellstmöglich wirksame LÀrmaktionsplÀne

mit Tempo 30 an Hauptstraßen als LĂ€rmschutzmaßnahme. WĂ€hrend LĂ€rmschutzwĂ€nde, LĂ€rmschutzfenster oder FlĂŒsterasphalt sehr teuer sind, ist Tempo 30 schnell und kostenlos umsetzbar. Im Vergleich zu Tempo 50 wirkt Tempo 30 auf das menschliche Ohr wie eine Halbierung des Verkehrsaufkommens. Das entspricht einer LĂ€rmminderung um zwei bis drei Dezibel.

Laut Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) fĂŒhlen sich 76 Prozent der Menschen in Deutschland von StraßenverkehrslĂ€rm gestört oder belĂ€stigt. Mehr als 16 Millionen Menschen in Deutschland sind LĂ€rmpegeln ausgesetzt, die nachweislich ein Gesundheitsrisiko darstellen.

BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer JĂŒrgen Resch ergĂ€nzt: „Wir ziehen vor Gericht, damit die Menschen endlich besser vor krankmachendem LĂ€rm geschĂŒtzt werden. Mit Tempo 30 lĂ€sst sich die LĂ€rmbelastung an Hauptstraßen deutlich reduzieren. Mit der LĂ€rmaktionsplanung haben die StĂ€dte dafĂŒr einen wirksamen Hebel, solange die Bundesregierung sich weigert, Tempo 30 innerorts zur Regelgeschwindigkeit zu erklĂ€ren.“ (jk)

Zeitschrift fĂŒr Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund ïź Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de ïź V.i.S.d.P.: JĂŒrgen Resch ïź Redaktion: Jutta Kochendörfer (jk), Andrea Kuper (ak) ïź Autorinnen und Autoren: Reinhild Benning, Celina Bittger, Peer Cyriacks, Julia Dade, Kathrin Anna Frank, Helene Freitag (hf), Stefan Hörmann (sh), Marieke Hoffmann (mh), Katharina Kipp (kk), Andrea Kostrowski (ako), Daphne Lenz, Ludwig Lindner (ll), Kristin Mehler (km), Leonie Pilgram, Hanna Rhein (hr), Agnes Sauter, Clemens SchĂŒrmann (cs), Constantin Sittmann (csi), Nora Josefina Wacker (nw), Lennart Wenning (lw), Andrea Wielath ïź Gestaltung: Anke Thiele-Janzen

In DUHwelt-Artikeln verwenden wir in Bezug auf Personen oder ihre Funktionen nicht immer das grammatische Femininum und Maskulinum (z.B. NaturschĂŒtzerinnen und NaturschĂŒtzer) nebeneinander. Dort, wo aus GrĂŒnden der Vereinfachung nur die mĂ€nnliche Form gewĂ€hlt wurde, sind aber dennoch alle Menschen unabhĂ€ngig von ihrem Geschlecht gemeint. ïź Druck: Johnen Druck GmbH & Co. KG, Bernkastel-Kues ïź Anzeigen: Jutta Kochendörfer; es gilt die Anzeigenpreisliste 2025 ïź Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ïź Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ïź Heftpreis: 2,00 Euro ïź Spendenkonto: SozialBank Köln | IBAN: DE45370205000008190002 SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstĂŒtzt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

Hierzulande fĂŒhlen sich 76 Prozent der Menschen von StraßenverkehrslĂ€rm gestört. Tempo 30 reduziert die LĂ€rmbelastung an Hauptstraßen deutlich.

Schmutzige Fracking-Lieferkette

Auf Grundlage des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes haben wir im Februar Beschwerde bei den Energieunternehmen SEFE und EnBW eingereicht. Gegenstand der Beschwerde sind menschenrechtliche und umweltbezogene VerstĂ¶ĂŸe gegen die Sorgfaltspflicht entlang der Fracking-Lieferketten. Bei SEFE GmbH handelt es sich um ein bundeseigenes, bei EnBW in Teilen um ein landeseigenes Unternehmen. Beide haben langfristige LNG-LiefervertrĂ€ge mit dem US-amerikanischen

Konzern Venture Global, der Fracking-Gas aus dem Permbecken im SĂŒden der USA bezieht. Bei der Förderung und VerflĂŒssigung des Erdgases kommt es

zu Luftverschmutzung durch das Abfackeln von Erdgas, dem Einsatz von Ewigkeitschemikalien, Grundwasserverschmutzung in betroffenen Kommunen sowie GefÀhrdung der Belegschaft.

Beide Unternehmen haben wir aufgefordert, Abhilfemaßnahmen zu leisten. Andernfalls werden wir Beschwerde beim Bundesamt fĂŒr Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einreichen.

BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Sascha MĂŒller-Kraenner sagt: „Dass Deutschland auf Fracking-

Gas aus den USA setzt, war direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vielleicht noch nachvollziehbar, angesichts der zweiten Amtszeit von Donald Trump wird es zur Farce: Will man sich erneut energiepolitisch von einem autoritĂ€ren und unberechenbaren PrĂ€sidenten abhĂ€ngig machen? Stattdessen muss die kommende Bundesregierung den Ausbau von Solar, Wind und Batteriespeichern massiv beschleunigen und zugleich die Energieeffizienz in allen Sektoren steigern.“ (jk)

DUH beantragt Verpackungssteuer in 402 StÀdten

Nachdem das Bundesverfassungsgericht die TĂŒbinger Einweg-Verpackungssteuer endgĂŒltig fĂŒr zulĂ€ssig erklĂ€rt hat, haben wir 402 StĂ€dte mit AntrĂ€gen aufgefordert, schnellstmöglich ebenfalls kommunale Verpackungssteuern gegen die Einweg-MĂŒllflut einzufĂŒhren. Damit unterstĂŒtzen wir mehr als 9.000 Menschen, die zuvor bei

einer groß angelegten DUH-Aktion mitgemacht und eine Verpackungssteuer in ihrer Stadt gefordert hatten.

„Je mehr Kommunen eigene Verpackungssteuern einfĂŒhren, desto höher wird der Druck auf die Bundesregierung fĂŒr eine einheitliche Regelung. Wir fordern eine deutschlandweite Einweg-Abgabe auf To-go-Ver-

packungen von mindestens 50 Cent“, so Barbara Metz, BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrerin der DUH. „Die VermĂŒllung von Straßen, PlĂ€tzen und Parks in StĂ€dten Ă€rgert die Menschen tagtĂ€glich und belastet unsere Umwelt. In der Vorreiterstadt TĂŒbingen ist sie im öffentlichen Raum sichtbar zurĂŒckgegangen. Mittlerweile hat TĂŒbingen im VerhĂ€ltnis zur Einwohnerzahl das grĂ¶ĂŸte Mehrwegangebot Deutschlands. Auch wirtschaftlich ist die Steuer ein voller Erfolg: Im Jahr der EinfĂŒhrung hat TĂŒbingen eine Million Euro eingenommen, was die Verwaltungskosten um das Neunfache ĂŒbersteigt. Eine von Gegnern der Steuer befĂŒrchtete Pleitewelle der TĂŒbinger Gastronomie ist ausgeblieben.“

Das Bundesverfassungsgericht hat am 22. Januar 2025 die Klage einer McDonald’s-

Franchisenehmerin gegen die in TĂŒbingen seit 2022 geltende Einweg-Verpackungssteuer abgewiesen. Seither planen immer mehr StĂ€dte solch eine Steuer, darunter Köln, Bonn, Stuttgart, Bremen, Gießen oder Heidelberg. Neben TĂŒbingen erhebt seit 2025 auch Konstanz eine Verpackungssteuer auf EinwegGeschirr. (ak)

Werden Sie aktiv gegen die VermĂŒllung bei Ihnen vor Ort und fordern mit uns die EinfĂŒhrung einer Verpackungssteuer gegen umweltschĂ€dlichen VerpackungsmĂŒll!

www.l.duh.de/vpsteuer

Mission Mosel-Apollofalter

Biologische Vielfalt - oder anders ausgedrĂŒckt: jede Tier- und Pflanzenart, jeder genetische Pool und jeder Lebensraum – spielt im NaturgefĂŒge eine unersetzliche Rolle. Doch die Vielfalt schwindet. Als Hauptverantwortlichen fĂŒr das Artensterben hat die Wissenschaft lĂ€ngst die industrialisierte Agrarwirtschaft identifiziert. Wir wollen lebendige Landschaften mit Bienen, Schmetterlingen, Vögeln, blĂŒhenden Feldhecken und intakten Mooren bewahren. FĂŒr den Schutz des MoselApollofalters und vieler weiterer Tierarten ziehen wir vor Gericht.

ïź von Reinhild Benning, Daphne Lenz, Leonie Pilgram und Jutta Kochendörfer

Nur noch wenige Mosel-Apollofalter leben an den vom Weinbau geprĂ€gten SteilhĂ€ngen der Unteren Mosel. Er ist einer der seltensten und gefĂ€hrdetsten Schmetterlinge Europas. Örtliche NaturschĂŒtzer haben uns zu Hilfe gerufen, denn die Landschaft liegt zwischen Mai und August regelmĂ€ĂŸig unter einem giftigen Nebel. Etwa alle zehn Tage versprĂŒhen Hubschrauber einen Mix aus Pestiziden. Die Gifte treffen nicht allein die Reben, sondern verteilen sich großflĂ€chig und schaden der gesamten Tier- und Pflanzenwelt.

Leider erzĂ€hlt diese Geschichte nur einen kleinen Teil einer bedrohlichen Entwicklung von riesigem Ausmaß. Die Bedrohung heißt Agrarindustrie.

Naturnahe Landwirtschaft ohne giftige Pestizide

Landwirtschaft ohne synthetische DĂŒnger und Pestizide ist der industrialisierten Landwirtschaft in drei entscheidenden Punkten voraus.

Ihr DĂŒnger stammt aus dem Anbau von Leguminosen – pflanzlichen Stickstoffsammlern, aus Mist oder Kompost. So werden optimale Ernten erzielt, allerdings keine HöchstertrĂ€ge. Dagegen folgt der Preis fĂŒr

Fotos: Manfred Stoeber/stock.adobe.com (l.), Tof Locoste/stock.adobe.com (r.)

Getreide, Mais und Reis aus intensivem Anbau stark dem Preis fĂŒr fossile Energie, weil der Ertrag wesentlich von synthetischen DĂŒngern abhĂ€ngt, die mit hohem fossilen Energieaufwand hergestellt werden.

Agrarökologisch bewirtschaftete FlĂ€chen sind resilienter und ertragsstabiler. Denn jahrzehntelang intensiv bearbeitete Böden sind verdichtet und anfĂ€lliger fĂŒr Erosion, sie verlieren an Bodenlebewesen und werden immer unfruchtbarer. Rund 60 Prozent der Böden in Europa sind bereits geschĂ€digt. StĂŒrme, Starkregen und DĂŒrren können bei instabilem BodengefĂŒge regional zu massiven ErnteausfĂ€llen fĂŒhren.

Schließlich stellt das derzeit dominierende intensive Agrarmodell, das auf chemischen Pestiziden basiert, aus wissenschaftlicher Sicht mittelfristig eine Bedrohung fĂŒr die ErnĂ€hrungssicherheit auch in Europa dar, „da die biologische Vielfalt verloren geht, SchĂ€dlinge zunehmen, die Gesundheit der Böden abnimmt und BestĂ€uber, die fĂŒr die landwirtschaftliche Produktion unerlĂ€sslich sind, verloren gehen”, schreibt die EU-Kommission. Umso wichtiger, dass die DUH gegen ÜberdĂŒngung und Pestizidflut kĂ€mpft, zum Wohl des Apollofalters, stellvertretend fĂŒr viele andere Tierarten. »

Der Mosel-Apollofalter ist eine extrem seltene, nur im steilen Moseltal vorkommende Unterartweltweit einzigartig.

KleinrÀumig strukturierte Kulturlandschaften sind artenreicher als Agrar-Monokulturen.

PrĂ€zedenzfall fĂŒr sauberes Wasser

Die LĂ€nder Niedersachsen und NordrheinWestfalen mĂŒssen ambitioniertere Maßnahmen gegen die Nitratbelastung des Grundwassers im Ems-Gebiet ergreifen. Dies folgt aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das wir gemeinsam mit dem BUND erwirkt haben. Das Urteil ist ein

schutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Wir haben aufgedeckt, dass genau dieses Amt RisikoprĂŒfungen nicht ernst nimmt und Marktzulassungen leichtfertig verlĂ€ngert hat.

Giftnebel aus Hubschraubern

Besonders dramatisch: Das BVL genehmigt das Ausbringen bestimmter Pestizide aus

In Deutschlands Regionen mit industrieller Massentierhaltung belasten GĂŒlle und Mist die Böden und das Grundwasser ĂŒbermĂ€ĂŸig mit Nitrat.

Signal an alle BundeslĂ€nder, effektiv gegen die Nitratverschmutzung im Grundwasser vorzugehen. Wir fordern deutschlandweit attraktive Anreize fĂŒr mehr Ökolandbau, fĂŒr Alternativen zur Massentierhaltung und strengere Regeln und Kontrollen, um fĂŒr eine verlustarme DĂŒngung und fĂŒr sauberes Wasser zu sorgen.

Pestizid-Cocktail in der Umwelt

Ein Mix an Fungiziden, Herbiziden, Insektiziden und mehr ist ganzjĂ€hrig in unseren Böden zu finden. Das bestĂ€tigt eine aktuelle Studie der UniversitĂ€t Kaiserslautern-Landau. Das Ergebnis ist erschreckend, aber nicht neu. Die Abbauprodukte der Pestizide belasten lĂ€ngst schon unser Grundwasser und sind in vielerlei Hinsicht gefĂ€hrlich fĂŒr Menschen. Ebenfalls jahrzehntelang ist sich die Wissenschaft einig: Ackergifte stehen in Zusammenhang mit dem Insektensterben.

Trotzdem liegen die Verkaufszahlen von Pestiziden bei fast 70.000 Tonnen pro Jahr, berichtet das Bundesamt fĂŒr Verbraucher-

luftiger Höhe, etwa vom Hubschrauber aus, ohne die Abstandsempfehlungen des Umweltbundesamtes zu beachten. Solche fĂŒr allzu viele Insekten todbringenden GiftFlĂŒge bedĂŒrfen einer Ausnahmegenehmigung, in Rheinland-Pfalz sind sie mit behördlichem Segen zur Regel im Steillagenweinbau geworden. Das wollen wir mit unserer Klage beenden.

FĂŒr Habitate gefĂ€hrdeter Arten und angrenzende Gebiete fordert das Gesetz eine Vorab-PrĂŒfung der Folgen. Diese MĂŒhe macht sich die Landesbehörde jedoch nicht. Im Moseltal hat das die lokale Unterart des Apollofalters an den Rand des Aussterbens gebracht.

Im Boden, im Wasser, in menschlichen Zellen

Pestizide sind allgegenwĂ€rtig und schaden auch der Gesundheit – bei ihrer Anwendung auf den Feldern oder im Forst, als RĂŒckstĂ€nde in Lebensmitteln oder als Abbaustoffe im Trinkwasser. 2024 bescheinigte die europĂ€ische Lebensmittelbehörde EFSA dem Wirkstoff Flufenacet eine hormonschĂ€digende

FĂŒr Gift-FlĂŒge ĂŒber den steilen Mosel-WeinbauhĂ€ngen gibt es regelmĂ€ĂŸige behördliche Ausnahmegenehmigungen. Dagegen klagen wir.

» Wir haben aufgedeckt, dass die zustĂ€ndige Behörde in Rheinland-Pfalz Gift-FlĂŒge buchstĂ€blich ohne RĂŒcksicht auf Verluste genehmigt. Gemeinsam mit NaturschĂŒtzern vor Ort wollen wir den Mosel-Apollofalter mit unserer Klage vor dem Aussterben retten! «

JĂŒrgen Resch BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer

Wirkung. Das „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ wurde jĂŒngst als Berufskrankheit in der Landwirtschaft anerkannt. Aktuell prĂŒft die ECHA, die Chemikalien-Behörde der EU, den Pestizid-Abbaustoff TFA als reproduktionstoxisch einzustufen. Besonders brisant: TFA ist ein PFAS, eine sogenannte

Die Mosel ist der zweitgrĂ¶ĂŸte Nebenfluss des Rheins. In den Steillagen des Tals lebt der Mosel-Apollofalter.

Ewigkeitschemikalie, fĂŒr die es keine praktikablen Methoden gibt, um sie wieder aus der Umwelt zu entfernen.

Wir sind in Deutschland und EU-weit aktiv

Wo mĂ€chtige Pestizidkonzerne lobbyieren und die Behörden rechtswidrig agieren, machen wir Druck ĂŒber die Gerichte. Den Zugang zu solchen Klagen haben wir uns vor dem EuropĂ€ischen Gerichtshof erstritten. So gehen wir auf nationaler Ebene juristisch gegen bestimmte umweltschĂ€dliche, hochgiftige Pestizidzulassungen des BVL vor und auch gegen EU-weite Genehmigungen einzelner Pestizidwirkstoffe. Die DUH darf zudem als „AnwĂ€ltin von Umwelt und Ver-

Übernehmen Sie eine Pestizid-Klagen-Patenschaft Spuren von Pestiziden finden sich in der Landschaft, im Wasser und im menschlichen Körper. Lassen Sie uns der Pestizidflut gemeinsam Einhalt gebieten!

Hier geht es zur Patenschaft: www.l.duh.de/pestizidklagen

brauchern“ in Gerichtsverfahren auftreten, mit denen Pestizidhersteller sich gegen Umweltschutz-Bestimmungen wehren wollen. Um politisch wirksam gegen die mĂ€chtige Agrarlobby vorzugehen, arbeiten wir eng mit anderen VerbĂ€nden zusammen und schließen BĂŒndnisse. NGOs, darunter die fĂŒr den Bienenschutz und Insektenvielfalt aktive Aurelia Stiftung, das Umweltinstitut MĂŒnchen und das EU-weite Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN sind starke Partner. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinland-WestfĂ€lischer Lepidopterologen haben wir Klage gegen die behördliche Genehmigungspraxis fĂŒr Gift-FlĂŒge in Rheinland-Pfalz eingereicht.

Erfolge fĂŒr unsere Natur

Unser Rechtsverfahren gegen den Herbizid-Hammer Roundup PowerFlex hat das Glyphosat-Produkt ins Wanken gebracht: Das BVL hat die Zulassung fĂŒr jenes Mittel von Monsanto jĂŒngst zurĂŒckgerufen. FĂŒr die hochgefĂ€hrlichen Herbizide Elipris und Tactic haben wir fĂŒr 2025 einen vorlĂ€ufigen Verkaufsstopp erwirkt. Beide enthalten Ewigkeitschemikalien. Wir bleiben dran und wollen solche flufenacethaltigen Mittel fĂŒr immer verbieten lassen.

Mit derzeit zwanzig Klagen machen wir Druck gegen Pestizide und bereiten weitere juristische Schritte vor. Die Vision einer naturnahen Landwirtschaft und der MoselApollofalter treiben uns an. »

Mehr Klimaschutz in der Landnutzung

Um seine Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland gesunde WĂ€lder und Moore, die als Kohlenstoffsenken wirken. Die hierzulande lange Tradition, Moore und Feuchtgebiete trockenzulegen, mĂŒssen wir beenden. Denn bei der EntwĂ€sserung und dem Umwandeln in Äcker entweichen Treibhausgase aus den organischen Böden.

Wir machen uns fĂŒr Klimaschutz in der Landnutzung stark, denn er wirkt doppelt: gegen den Klimawandel sowie den Verlust der Artenvielfalt. Von der Bundesregierung fordern wir ein umfassendes Maßnahmen-

» Über das Klimaschutzurteil, das wir fĂŒr gesunde Landschaften erwirkt haben, machen wir Druck auf die neue Bundesregierung. Denn ohne intakte WĂ€lder, Moore und Feuchtgebiete werden wir keine KlimaneutralitĂ€t erreichen. «

paket, darunter ein ambitioniertes Bundeswaldgesetz, verbindliche Ziele fĂŒr das WiedervernĂ€ssen von Mooren sowie eine klare Umsetzung und Finanzierung der Natur-Wiederherstellung.

FĂŒr mehr Klimaschutz im Landnutzungssektor haben wir mit einer unserer Klimaklagen im September 2024 ein rechtskrĂ€ftiges Urteil erwirkt. Die alte Bundesregierung hatte daraufhin zwar auf Revision verzichtet, jedoch kein wirksames Maßnahmenpaket vorgelegt. Deshalb halten wir den Druck aufrecht und haben im Januar einen Vollstreckungsantrag beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingereicht. ïź

Intakte Moore sind Ökosysteme mit einer spezialisierten Tier- und Pflanzenwelt. Zudem speichern sie auch große Mengen an Kohlenstoff und helfen so dem Klimaschutz. Wir treten fĂŒr den Erhalt und das WiedervernĂ€ssen von Moorlandschaften ein.

»Die

Geschichte von Ruth KlĂŒger.

Wie ein kleines MĂ€dchen mit GlĂŒck und Gedichten am Leben blieb.«

Ruth KlĂŒgers beeindruckende Lebensgeschichte soll inspirieren. Kindgerecht aufbereitet, fundiert recherchiert und liebevoll illustriert und erzĂ€hlt – als haptisches Erlebnis zum Immer-wieder-in-die-Hand-Nehmen, zum gemeinsamen Lesen oder als Geschenk!

BĂŒcher ĂŒber Vorbilder, gute Beispiele und beeindruckende Persönlichkeiten.

Naturschutz auf dem Teller

Klimaresiliente und gesunde Ökosysteme sind unsere Lebensgrundlage, sie sind essenziell fĂŒr unser Wohlbefinden und unsere ErnĂ€hrung. Eine zentrale Rolle spielen dabei gesunde Lebensmittel aus naturnaher Landwirtschaft ohne Agrarchemie, die Landschaft, Tiere und Menschen belastet. Wo stehen wir und wohin mĂŒssen sich unser Agrar- und ErnĂ€hrungssystem entwickeln?

Agrarsektor und Klimawandel

Die Agrarwirtschaft ist fĂŒr 7,7% der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich; allein der Tierhaltung entstammen 5,3 %.

Quelle: Umweltbundesamt 2024

Wir klagen fĂŒr Sauberes Wasser

26 % der Messstellen unter Deutschlands landwirtschaftlichen FlĂ€chen ĂŒberschreiten

den EU-Grenzwert fĂŒr Nitrat . Hauptursache ist eine ÜberdĂŒngung mit GĂŒlle und Mist aus der intensiven Tierhaltung. Nitrat belastet Böden, GewĂ€sser und das Grundwasser und verteuert die Trinkwasseraufbereitung.

Wir haben ein Gerichtsurteil erwirkt, das Niedersachsen und NRW verpflichtet, das Grundwasser im Emsgebiet besser vor Nitratbelastung zu schĂŒtzen – ein PrĂ€zedenzfall fĂŒr ganz Deutschland!

Artenvielfalt und Biomasse rĂŒcklĂ€ufig

Ehrenamtliche Insektenkundler aus Krefeld haben ĂŒber 27 Jahre (1989 bis 2016) die Entwicklung der InsektenbestĂ€nde untersucht und einen RĂŒckgang von 76 % der Fluginsekten-Biomasse festgestellt. Aktuellere Studien untermauern dies als deutschlandweites PhĂ€nomen.

Von den bisher bewerteten Insektenarten stehen 42 % als bestandsgefÀhrdet, extrem selten oder bereits ausgestorben oder verschollen auf der Roten Liste.

Moorschutz lohnt sich fĂŒrs Klima

Der FlĂ€chenanteil von WĂ€ldern liegt bei 30 % der LandesflĂ€che, der von intakten Mooren bei 4 %. Das Bundesamt fĂŒr Naturschutz schĂ€tzt, dass die ungleichen FlĂ€chen die gleiche Menge an Kohlenstoff speichern. Hingegen tragen entwĂ€sserte Moore, die in landwirtschaftliche FlĂ€chen umgewandelt wurden, zu 7% der Treibhausgasemissionen Deutschlands bei. Auf der Basis eines Gerichtsurteils, das wir erstritten haben, zwingen wir die Bundesregierung zu natĂŒrlichem Klimaschutz

Quelle: Bundesamt fĂŒr Naturschutz

Kleine Tiere, großer Impact

In Deutschland gibt es 33.000 Insektenarten, das sind rund 70 % aller heimischen Tierarten.

In den Ökosystemen spielen sie eine unersetzliche Rolle:

‱ Sie sind Nahrung fĂŒr viele Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, SĂ€ugetiere, fĂŒr andere Insekten und weitere Tiere.

‱ als BestĂ€uber von Wild- und Nutzpflanzen

‱ fĂŒr die biologische Kontrolle von Schadorganismen

‱ fĂŒr den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch den Abbau organischer Substanz

‱ fĂŒr die GewĂ€sserreinigung

Gute Ernten

Mehr als 75 % der weltweit angebauten Nutzpflanzen fĂŒr unsere ErnĂ€hrung, zum Beispiel Obst, GemĂŒse, Raps und Ackerbohnen brauchen Insekten als BestĂ€uber. Das BMUV gibt den volkswirtschaftlichen Nutzen der BestĂ€ubungsleistung mit geschĂ€tzt 1,13 Milliarden Euro pro Jahr an.

Quelle: Bundesumweltministerium 2023

So viel FlÀche braucht die Tierfuttererzeugung

FĂŒr Tierfutteranbau werden 30 % der landwirtschaftlichen FlĂ€chen genutzt, rund 14 % der gesamten LandesflĂ€che Deutschlands. ZusĂ€tzlich importiert Deutschland Futtermittel, zieht also auch Nutzen aus AnbauflĂ€chen im Ausland, vor allem fĂŒr Soja.

Landwirtschaftlich genutzte FlÀche (17 Mio. ha) in Deutschland

AckerflÀche (12 Mio. ha)

Landwirtschaftliche Nutzung

Futtermittel Pflanzliche Nahrungsmittel

28 % GrĂŒnland 33 % 17 % 8 %

Energiepflanzen Sonstiges (Rohstoffe , Brache)

* AckerflĂ€che inkl. 1 % Dauerkulturen, ** Rohstoffpflanzen, z. B. StĂ€rke- und Ölgewinnung, Ethanol, Arzneipflanzen

Quelle: Statistisches Bundesamt

Nachhaltige ErnĂ€hrung – zu wenig Info?

68 % der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger ab 18 Jahren wĂŒrden sich gerne nachhaltiger ernĂ€hren, bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren wollen das sogar 83 %.

Vielen fehlt aber konkretes Wissen. 27 % der Erwachsenen wissen nicht, dass bei der ErnĂ€hrung ein reduzierter Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Milch und KĂ€se den grĂ¶ĂŸten

Nutzen fĂŒr das Klima hat. 76 % wĂŒnschen sich ein verlĂ€ssliches Klimalabel fĂŒr Lebensmittel.

Quelle: AOK-Umfrage 2024

Erfolgreich gegen Pestizide

Nicht allein die Menge wirkt hochgiftig

Insbesondere Insektizide wirken bereits in niedrigen Konzentrationen hochgiftig –nicht nur fĂŒr die Zielorganismen, sondern auch fĂŒr andere Tiere wie Bienen. In Deutschland werden jĂ€hrlich rund 25.000 t* Pestizid-Wirkstoffe umgesetzt. Auf jedem Hektar landwirtschaftlicher NutzflĂ€che landen durchschnittlich 2,8 kg** Pestizid-Wirkstoffe.

Quellen: *Bundesamt fĂŒr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 2024; **Umweltbundesamt 2024

Die DUH ist in mehr als 20 Gerichtsverfahren aktiv, um Pestizide zu verbannen. Mit Erfolg:

‱ Das BVL hat im November 2024 die Zulassung fĂŒr ein Glyphosat-Produkt widerrufen. Jetzt gehen wir gegen das Aufbrauchen der BestĂ€nde vor.

‱ Im Februar 2025 haben wir 2 Flufenacet-Herbizide gestoppt: Elipris und Tactic dĂŒrfen vorlĂ€ufig weder angewendet noch verkauft werden.

‱ Nachdem wir uns zu einem Verfahren hatten beiladen lassen, mit dem Syngenta die Neuzulassung eines Pestizids erzwingen wollte, zog der Konzern seine Klage zurĂŒck. Auch weiterhin mischen wir uns in Herstellerklagen ein.

BVL = Bundesamt fĂŒr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich die Angaben auf Deutschland.

Wir kĂ€mpfen fĂŒr den Erhalt der GĂ€ubahn

Seit Jahrzehnten verbindet die GĂ€ubahn Millionen Reisende zwischen Mailand, ZĂŒrich, der Bodenseeregion und Stuttgart – und weiter nach Berlin oder Hamburg. Nun soll diese zentrale Bahnverbindung gekappt werden. Wir wehren uns dagegen und fordern deutschlandweit bessere Infrastruktur im Bahnverkehr.

Wenn es nach den PlĂ€nen der Deutschen Bahn AG geht, verlieren ab April 2026 mehr als eine Million Menschen sĂŒdlich von Stuttgart ihre Direktverbindung zum Hauptbahnhof der Landeshauptstadt. Stattdessen sollen sie in Stuttgart-Vaihingen in ĂŒberfĂŒllte S-Bahnen umsteigen.

Die Deutsche Bahn spricht von einer Übergangslösung. Doch Fakt ist: Der Pfaffensteigtunnel, der bis 2032 die Direktverbindung wiederherstellen soll, ist weder fertig geplant noch genehmigt oder gar finanziert.

Die SchĂ€tzungen fĂŒr die Baukosten sind bereits von 900 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Sollte der Tunnel ĂŒberhaupt kommen, wovon wir aktuell nicht ausgehen, rechnen wir mit mindestens fĂŒnfzehn Jahren Unterbrechung der Direktverbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof.

Wir gehen den Rechtsweg

Um diesen infrastrukturellen Kahlschlag zu verhindern, klagen wir. Gemeinsam mit prominenten Bahnexperten wie Benedikt Weibel, dem ehemaligen Schweizer Bahnchef, oder dem bekannten Eisenbahn-Gewerkschafter

Claus Weselsky tragen wir unsere Argumente auch in die Öffentlichkeit. Unser gemeinsames Ziel: Die GĂ€ubahn muss erhalten bleiben.

Wir klagen einerseits darauf, dass der ursprĂŒngliche Planfeststellungsbeschluss eingehalten wird, der eine nur kurze Unterbrechung von wenigen Monaten vorsieht. Hier stehen wir vor dem Berufungsverfahren am Verwaltungsgericht Baden-WĂŒrttemberg in Mannheim. Parallel haben wir einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Anordnung gestellt, um sicherzustellen, dass keine vollendeten Tatsachen geschaffen und die GĂ€ubahn ohne Not bereits im April 2026 vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgetrennt wird..

Nachdem das Stuttgarter Verwaltungsgericht am 13. Februar 2025 die Rechtsauffassung vertrat, die aktuell vorliegenden PlanfeststellungsbeschlĂŒsse S21 enthielten keinerlei zeitliche BeschrĂ€nkungen fĂŒr eine Unterbrechung der GĂ€ubahn, haben wir am 17. Februar 2025 beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt, die betreffenden Teile der Planfeststellung von Stuttgart 21 befristet zu widerrufen. Das Verwaltungsverfahrensgesetz ermöglicht dies, wenn – durch nachtrĂ€gliche Änderungen – das „öffentliche

Interesse gefĂ€hrdet“ wird. Die Umplanung, die GĂ€ubahn ĂŒber einen neuen, nicht finanzierten und noch nicht einmal planfestgestellten Mega-Tunnel, anzuschließen, ist eine solche nachtrĂ€gliche Änderung, die das öffentliche Interesse von mehr als einer Million Menschen im sĂŒdlichen Baden-WĂŒrttemberg und der Schweiz gefĂ€hrdet. Wir rechnen uns hier gute Chancen aus!

Fehlplanung ohne Plan B

Das bisherige Verfahren hat gezeigt, dass die Bahn sogar auf eine dauerhafte bauliche Abtrennung der GĂ€ubahn zusteuert. Weder das Eisenbahn-Bundesamt noch die Deutsche Bahn konnten belegen, dass eine rechtliche Sicherheit fĂŒr den als Ersatz vorgesehenen Pfaffensteigtunnel existiert. Einen Plan B hat die Bahn nicht. Selbst wenn der neue, von Beginn an zu klein geplante Tiefbahnhof tatsĂ€chlich wie geplant 2026 in Betrieb geht, bleibt offen, wie viele ZĂŒge dort fahren können. Seine acht Gleise werden nach heutigem Stand sehr stark ausgelastet sein. Sollte die GĂ€ubahn spĂ€ter wieder angeschlossen

Auf der GĂ€ubahnstrecke verkehrt der Intercity von ZĂŒrich nach Stuttgart, im Hintergrund der Hohentwiel bei Singen.

BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer JĂŒrgen Resch wirkt bei Veranstaltungen gegen die GĂ€ubahnkappung mit wie hier in Stuttgart.

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werden, besteht die Gefahr, dass es dort gar keine freien KapazitĂ€ten mehr gibt. Wir fordern von Bahnchef Richard Lutz, Stuttgarts OberbĂŒrgermeister Frank Nopper und dem baden-wĂŒrttembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann eine Strategie, um den direkten Anschluss der GĂ€ubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof sicherzustellen.

Schiene ist fĂŒr die Verkehrswende unverzichtbar

Die Deutsche Bahn hat angekĂŒndigt, ab 2026 fĂŒr ein Jahr den Stuttgarter Kopf- und Tiefbahnhof faktisch parallel zu betreiben. Besonders in Hinblick auf den angestrebten Deutschlandtakt und die Verdopplung der Fahrgastzahlen begrĂŒĂŸen wir diese Lösung

und fordern, sie als leistungsfÀhigen Bahnknoten dauerhaft zu erhalten.

Statt die eigene Infrastruktur zu zerstören, sollte sich die Deutsche Bahn die Schweizer Bundesbahnen zum Vorbild nehmen. Sie zeigen, wie es geht: PĂŒnktliche, zuverlĂ€ssige ZĂŒge sind dort das RĂŒckgrat des öffentlichen Verkehrs. Örtliche Busse sind an den Bahnhöfen ideal mit dem Zugverkehr vertaktet, so dass auch im lĂ€ndlichen Raum oft kein eigenes Auto mehr nötig ist.

Die Deutsche Bahn und das EisenbahnBundesamt haben deutlich gemacht, dass ihnen nachhaltige MobilitĂ€t in der FlĂ€che nicht wichtig ist. Doch wir werden nicht nachlassen und weiter Druck machen – vor Gericht, in der Politik und mit Hilfe der Öffentlichkeit. Die GĂ€ubahn muss bleiben! (hr, ll) ïź

Retten Sie mit uns die GĂ€ubahn!

Die langjĂ€hrige Abkopplung der GĂ€ubahn vom Bahnnetz wird viele Reisende zu einem Umstieg aufs Auto bewegen – das ist nicht nur unnötig, sondern auch schĂ€dlich fĂŒrs Klima. Wir klagen, um die GĂ€ubahn zu erhalten. UnterstĂŒtzen Sie uns dabei mit einer GĂ€ubahn-Patenschaft!

www.l.duh.de/gaeubahnpatenschaft

IN JEDER AUSGABE:

Ein Schwerpunktthema

BeitrÀge, Interviews, Meinungen aus Praxis, Forschung und Beratung Fachartikel zu Themen der Biobranche Serviceteil

Mit dem Rabatt-Code Heft50 erhalten Sie alle Print- und PDF-Ausgaben der Ökologie & Landbau zum halben Preis (*ausgenommen das aktuelle Heft). Die unabhĂ€ngige Fachzeitschrift fĂŒr ökologische Land - und Lebensmittelwirtschaft

Die Zeit ist reif fĂŒr ein Tempolimit

Die DUH fordert von der neuen Bundesregierung als Sofortmaßnahme fĂŒr Klima und Menschenleben ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h außerorts und Regelgeschwindigkeit 30 km/h innerorts. Wichtige Argumente hierfĂŒr liefert eine neue, bahnbrechende Studie des Umweltbundesamtes vom Dezember 2024. Mit einem stetig wachsenden BĂŒndnis erhöhen wir den Druck auf die Politik, endlich ein Tempolimit einzufĂŒhren.

Lange hatte das Umweltbundesamt (UBA) eine neue Studie zum Tempolimit angekĂŒndigt, im Dezember vergangenen Jahres war es dann endlich so weit. Warum die Studie so wichtig ist? Weil das UBA erstmalig auch das CO2-Einsparpotenzial eines Tempolimits 100 auf Autobahnen ermittelt hat. Das Ergebnis ĂŒbertrifft sogar unsere vorherigen Berechnungen: Sage und schreibe 8,1 Prozent der gesamten Klimagas-Emissionen des Straßenverkehrs könnten ein Tempolimit 100 auf Autobahnen und 80 außerorts einsparen – das sind in absoluten Zahlen 11,7 Millionen Tonnen CO2 jĂ€hrlich. Zum Vergleich: 2023 betrug die KlimalĂŒcke im Verkehr 13 Millionen Tonnen CO2, ein Tempolimit könnte diese LĂŒcke also fast vollstĂ€ndig schließen.

Die UBA-Studie bestĂ€tigt, was wir schon immer gesagt haben: Das Tempolimit ist die wichtigste Klimaschutz-Maßnahme im Verkehrsbereich. Es ist zugleich schnell umsetzbar, sofort wirksam und nahezu kostenlos. Und: Es kann helfen, VerkehrsunfĂ€lle und Leid zu verhindern. Auf unseren Straßen sterben jedes Jahr T ausende Menschen und unzĂ€hlige erleiden schwere Verletzungen. Tempolimits retten hier Leben.

Das betrifft insbesondere auch Tempo 30 innerorts – ein Beispiel von vielen: Im Januar 2024 hat die italienische Stadt Bologna Tempo 30 eingefĂŒhrt. Zum ersten Mal seit 1991 gab es im letzten Jahr keinen einzigen fĂŒr FußgĂ€nger tödlichen Unfall, und die Zahl der Schwerverletzten ging um ein Drittel zurĂŒck.

Wir haben starke Partner

Ein Tempolimit wĂŒnschen sich hierzulande Viele. In unserem Tempolimit-BĂŒndnis arbeiten inzwischen 14 Organisationen zusammen. NeuzugĂ€nge aus den letzten Monaten sind die Gewerkschaft der Polizei, der Sozialverband Deutschland VdK, der FußgĂ€nger-Verband FUSS e.V. und der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Wir freuen uns sehr, dass mit den neuen Mitgliedern die Aspekte der Verkehrssicherheit, der sozialen Gerechtigkeit und des Umweltschutzes nun noch besser im BĂŒndnis vertreten werden als zuvor schon. Mit einer Pressekonferenz haben wir als BĂŒndnis Ende Januar eine starke Medienresonanz erzeugt und so den Druck auf die kommende Bundesregierung

erhöht, ein Tempolimit als Sofortmaßnahme einzufĂŒhren.

Wir werden das Tempolimit durchsetzen – notfalls vor Gericht

Aber was tun, wenn sich auch die neue Bundesregierung weigert, die wichtige Klimaschutzmaßnahme umzusetzen? Dann werden wir ein Tempolimit mit unseren laufenden Klimaklagen gerichtlich durchsetzen. So oder so: Wir machen Druck fĂŒr ein Tempolimit 100/80/30, bis es kommt – fĂŒr Klimaschutz und Menschenleben. (cs) ïź

Tempolimit, JETZT!

Werden auch Sie Teil unserer Aktion fĂŒr ein Tempolimit und unterzeichnen Sie unsere Petition:

www.l.duh.de/tempolimitaktion

Foto: IMAGO/Olaf Schuelke

Automobilindustrie muss Kreislaufwirtschaft mitdenken

Ob Verbrenner oder E-Auto, die Herstellung und Nutzung von Fahrzeugen ist mit einem enormen Verbrauch an Rohstoffen verbunden. Die geplante EU-Fahrzeugverordnung soll erstmals den gesamten Lebenszyklus von Fahrzeugen regulieren und hat somit das Potenzial, mehr Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz in der Automobilwirtschaft zu verankern. Wir begleiten die Erarbeitung dieses EU-Regelwerks.

Zwar bestehen fĂŒr die Entsorgung von Altfahrzeugen EU-weite Regelungen, allerdings gibt es nur wenige Vorgaben fĂŒr Hersteller. Es ist höchste Zeit, die Langlebigkeit und Reparierbarkeit von Fahrzeugen und den schonenden Umgang mit wertvollen Rohstoffen schon in der Konstruktion und im Herstellungsprozess zu berĂŒcksichtigen.

Automobilindustrie – eine der ressourcenintensivsten Branchen

Fahrzeuge bestehen aus Stahl, Kupfer, Leicht- und Edelmetallen, Glas, Textilien und Kunststoffen, deren Herstellung die Umwelt beispielsweise durch einen hohen Energiebedarf belastet. Mit der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrs spielen Batterien eine zentrale Rolle, deren Herstellung aktuell auf Lithium und weitere kritische Rohstoffe angewiesen ist.

Zudem enthalten Fahrzeuge zunehmend komplexe Elektronik mit wertvollen Rohstoffen wie Palladium, Gold, Silber, Platin und seltenen Erden. Der Abbau solcher Metalle

verursacht erhebliche Umweltprobleme, darunter die Zerstörung von NaturrĂ€umen, hohe WasserverbrĂ€uche und giftige AbfĂ€lle. Die Automobilbranche muss dringend die Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft fördern. Diese Ziele verfolgt nun erstmals die EU-Kommission mit ihrem im Juli 2023 veröffentlichten Entwurf fĂŒr eine Fahrzeugverordnung. Wir begrĂŒĂŸen, dass fĂŒr Hersteller von Fahrzeugen in Zukunft mehr Verpflichtungen geplant sind, zum Beispiel in Bezug auf ein hochwertiges Recycling von Altautos. Aus unserer Sicht fehlen im derzeitigen EU-Gesetzesentwurf jedoch wichtige Maßnahmen, die entscheidend fĂŒr einen effizienten Umgang mit Ressourcen sind.

Besser als recyceln: reparieren und lange nutzen

Der Trend zu immer grĂ¶ĂŸeren Fahrzeugen wie SUV ist – neben enormen Folgen fĂŒr das Klima – auch ein Ressourcenproblem. Daher braucht es Herstellerpflichten fĂŒr ein ökologisches Design, damit Autos klein,

effizient und ressourcenschonend gebaut werden. Obwohl Fahrzeuge eigentlich lange als Musterbeispiel fĂŒr eine gute ReparaturfĂ€higkeit und Langlebigkeit galten, ist eine lange Nutzungsdauer durch einen immer komplexeren Aufbau, mehr elektronische Bauteile und Softwareeinsatz in Gefahr. Es braucht daher auch fĂŒr Fahrzeuge ein „Recht auf Reparatur“, das langjĂ€hrige Softwareupdates und Zugang zu gĂŒnstigen Ersatzteilen fĂŒr unabhĂ€ngige WerkstĂ€tten garantiert. ZusĂ€tzlich gilt es, die Nutzung gebrauchter und wiederaufbereiteter Ersatzteile zu stĂ€rken.

BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrerin Barbara Metz und ihr Team kĂ€mpfen fĂŒr ambitionierte Regeln, die Autohersteller zum Ressourcenschutz verpflichten.

Damit am Lebensende möglichst viele Wertstoffe aus einem Fahrzeug zurĂŒckgewonnen werden, setzen wir uns zudem fĂŒr hohe Anforderungen an das Recycling ein. Auch kĂ€mpfen wir fĂŒr verpflichtende Anteile von Recyclingmaterial in neu produzierten Fahrzeugen, zum Beispiel fĂŒr Stahl, Aluminium und seltene Erden. (ako) ïź

Heizen mit Biomethan –eine Sackgasse

Biomethan wird als Alternative zur WĂ€rmepumpe angepriesen. Die Option, bestehende Gasheizungen ohne teure UmrĂŒstung weiter zu nutzen, klingt verlockend. Aber die vermeintlich einfache Lösung fĂŒr eine WĂ€rmewende, bei der nur der Brennstoff angepasst werden muss, birgt Risiken fĂŒr Umwelt und Verbraucher. Die werden hĂ€ufig unter den Teppich gekehrt.

Biogas und Biomethan sind keine Rechtfertigung fĂŒr den Einbau neuer Gasheizungen. Biogas sollte vor allem fĂŒr die Abdeckung von Lastspitzen in der Stromproduktion eingesetzt werden.

Die Frage, wie wir kĂŒnftig heizen, sorgt fĂŒr Kontroversen. Fast jeder zweite Haushalt wird noch mit fossilem Gas beheizt. Um die angestrebte KlimaneutralitĂ€t bis 2045 zu erreichen, muss Deutschland den WĂ€rmesektor dekarbonisieren. Trotzdem ermöglicht das novellierte GebĂ€udeenergiegesetz auch kĂŒnftig den Einbau von Gasheizungen, vorausgesetzt, sie sind “Wasserstoff-Ready“ oder werden anteilig mit Biomasse betrieben. Durch diese ErfĂŒllungsoption droht der Einbau vieler neuer Gasheizungen.

Da Wasserstoff erwartbar in den nĂ€chsten Jahren nicht zur VerfĂŒgung stehen wird, kann aktuell nur Biomethan diese

Anforderung erfĂŒllen. Es kann wie Erdgas ins Netz eingespeist und in bestehenden Heizungen genutzt werden. Diese Option wird die Nachfrage nach Biomethan deutlich steigern, anteilig wird weiter fossiles Gas verbrannt und die dazugehörige Infrastruktur aufrechterhalten. Der Haken ist: Woher dieses zusĂ€tzliche Biomethan kommen soll und welche Kosten damit verbunden sein werden, bleibt unklar.

Biomethan ist kein Allheilmittel

Wie Wasserstoff ist Biomethan in vielen Sektoren einsetzbar. Der Großteil wird zur

Erzeugung von erneuerbarem Strom genutzt. Strategisch wird es vor allem als speicherbare Energie fĂŒr Zeiten benötigt, in denen Wind- und Solarstrom nicht ausreichen. In der chemischen Industrie kann es als Ersatz fĂŒr fossile Gasprodukte verwendet werden. Trotz verfĂŒgbarer und kostengĂŒnstiger Alternativen wird Biomethan auch weiterhin als Lösung im WĂ€rme- und Verkehrssektor beworben.

Die in Deutschland produzierte Menge an Biomethan liegt bei etwa einem Prozent des gesamten Gasverbrauchs. Die erhöhte Nachfrage aus privaten Haushalten, Industrie, dem Verkehrs- und WĂ€rmesektor fĂŒhrt zu einem starken Wettbewerb um die ohnehin begrenzten Mengen. Die Folge sind steigende, unkalkulierbare Preise und Unsicherheiten fĂŒr Verbraucher.

Zudem drohen Haushalten mit Gasheizung höhere Kosten, wenn immer mehr Haushalte auf die WĂ€rmepumpe setzen und so fĂŒr die verbliebenen Kunden das Gas durch die Fixkosten fĂŒr Netzbetrieb und Infrastruktur teurer wird.

Vorsicht bei Biogas-VertrÀgen

Viele Anbieter werben mit Öko- und KlimagasTarifen, die fossiles Gas enthalten. Diese Tarife werden oft lediglich mithilfe von Kompensationsprojekten „grĂŒn“ gerechnet, statt tatsĂ€chlich auf erneuerbare Gase umzusteigen. Gegen solche Greenwashing-Strategien haben wir bereits mehrfach erfolgreich geklagt.

Gesetzeskonforme BiogasvertrĂ€ge hingegen verkaufen neben fossilem Gas anteilig Biomethan. Der Begriff "Biogas" ist irrefĂŒhrend, da dies nur ein Vorprodukt aus der VergĂ€rung von organischem Material wie Mais, GĂŒlle und Abfallprodukten ist, das aber direkt zur Stromerzeugung genutzt werden

kann. Vor dem Einspeisen ins Gasnetz muss dieses Vorprodukt jedoch zu Biomethan aufbereitet werden. In Deutschland gibt es rund 9.000 Biogasanlagen, die Biogas direkt verbrennen und damit Strom generieren, nur etwa 250 verfĂŒgen ĂŒber eine Aufbereitungsanlage, die Biogas in Biomethan umwandelt.

Biomethan: nicht per se nachhaltig

Biomethan kann nachhaltig produziert werden, zum Beispiel aus Abfallprodukten. HĂ€ufig wird aber Mais als Hauptrohstoff in Biogasanlagen eingesetzt. Dessen intensiver Anbau verursacht jedoch Bodenerosion, Wasser- und Luftverschmutzung sowie den Verlust von Artenvielfalt. Eine Ausweitung des Anbaus von Biomasse wie Mais und Holz

ist allein wegen des geringen FlĂ€chenertrags nicht sinnvoll. Biomasse benötigt deutlich mehr Platz als andere Technologien – so kann Photovoltaik auf der gleichen FlĂ€che mehr als das 13-Fache an Energie liefern. Unsere Messungen haben zudem aufgedeckt, dass in Biogasanlagen immer wieder Methanleckagen auftreten. Hier braucht es strengere Gesetzesvorgaben, um solche Emissionen zu verhindern, denn Methan ist ĂŒber 20 Jahre gerechnet mehr als 80-mal klimaschĂ€dlicher als CO2

Politik muss Verantwortung ĂŒbernehmen

Angesichts hoher Produktionskosten und begrenzter Mengen wird Biomethan niemals

„Energiewende fĂŒr alle!“-Gewinnspiel

eine kosteneffiziente Heizlösung fĂŒr Millionen Haushalte sein. Doch die vermeintlich gĂŒnstige Option bremst den Ausbau effizienterer Heiztechnologien aus. Besonders WĂ€rmepumpen und grĂŒne WĂ€rmenetze, kombiniert mit energetischer Sanierung, sind zentrale Maßnahmen fĂŒr eine nachhaltige Zukunft.

Von der Politik fordern wir, den Einsatz von Biomethan mit Blick auf die Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und den Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern auf ein Minimum zu beschrÀnken und primÀr auf die Abdeckung von Lastspitzen in der Stromproduktion zu fokussieren.

Unser Ziel bleibt eine nachhaltige und sozialvertrĂ€gliche WĂ€rmewende. (hf) ïź

Großartige Preise warten auf Sie: Der Hauptgewinn ist eine WĂ€rmepumpe sowie ein Energiespeicher und eine Solaranlage –fĂŒr gĂŒnstigen nachhaltigen Strom und unabhĂ€ngiges Heizen. ZusĂ€tzlich verlosen wir zehn Balkonkraftwerke, mit denen Sie ganz einfach eigenen Solarstrom erzeugen und so die Energiewende selbst in die Hand nehmen können.

Begleitend zum Gewinnspiel bieten wir eine umfassende Informationskampagne rund um die Energiewende. Alle Teilnehmenden erhalten spannende und praxisnahe Einblicke zu den Themen WĂ€rmepumpe, Energie- und WĂ€rmewende. So zeigen wir, wie einfach der Umstieg sein kann. Egal ob Eigenheim oder Mietwohnung – hier kann jeder Teil der Energiewende werden!

Jetzt mitmachen und mit etwas GlĂŒck gewinnen! www.duh.de/mitmachen/gewinnspiel-energiewende

Förderhinweis:

Die WĂ€rmepumpe wird von der Firma Nibe gespendet, die Solaranlage und der Energiespeicher von der Firma sonnen und die Balkonkraftwerke von der Firma Panelretter.

Ökodesign schont Ressourcen

Endlich haben das neue Smartphone, das Tablet und die Digitalkamera etwas gemeinsam: einen einheitlichen Ladeanschluss. Das ist nicht nur ein großer Fortschritt fĂŒr vom Kabelgewirr genervte Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch fĂŒr die Umwelt. Ein gewichtiges Thema bleibt nach wie vor auch ein langes Produktleben aller elektrischen GerĂ€te.

Seit dem Jahreswechsel ist in der gesamten EU fĂŒr viele ElektrogerĂ€te ein einheitlicher USB-C Ladeanschluss Pflicht. Diese sogenannte Ökodesign-Regelung schont Ressourcen, denn sie beendet die Vielzahl an benötigten LadegerĂ€ten im selben Haushalt. Funktionierende ElektrogerĂ€te, deren LadegerĂ€t defekt oder „verschwunden“ ist, mĂŒssen zudem nicht mehr vorzeitig entsorgt werden, wie es bislang oft der Fall war. KĂŒnftig können Verbrau-

cherinnen und Verbraucher dasselbe Ladekabel fĂŒr mehrere GerĂ€te nutzen und neue Smartphones, Digitalkameras, Tablets oder Lautsprecher auch ohne LadegerĂ€t kaufen. Leider ist das Problem lĂ€ngst nicht fĂŒr alle elektrischen GerĂ€te gelöst. So fordern wir einheitliche Lade-AnschlĂŒsse auch fĂŒr Elektrowerkzeuge, GartengerĂ€te und E-Bikes. Und auf dem langen Weg hin zu umweltfreundlicheren ElektrogerĂ€ten ist auch das einheitliche Ladekabel nur ein erster Schritt.

Lang lebe mein Drucker

Wenn ein ElektrogerĂ€t schon nach kurzer Zeit kaputtgeht, ist das ein Ärgernis fĂŒr Verbraucherinnen und Verbraucher. Noch dazu sind viele GerĂ€te schwer zu reparieren oder ihre Reparatur ist viel zu teuer. Je kurzlebiger Toaster, Waschmaschine oder der Laptop, desto rasanter wachsen die Elektroschrottberge. Gleichzeitig werden NeugerĂ€te dann schneller wieder nachgekauft, was einen höheren Ressourcenbedarf verursacht. Die EU-Kommission erarbeitet zwar nach und nach Ökodesign-Vorgaben fĂŒr bestimmte Produktgruppen, doch dieser Prozess dauert lange und lĂ€sst viele ElektrogerĂ€te außen vor.

Wir kĂ€mpfen daher gemeinsam mit dem BĂŒndnis „Right to Repair“ dafĂŒr, dass Regelungen zu Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Softwareupdates, gĂŒnstigen Ersatzteilen und dem Einsatz von Recyclingmaterial ĂŒbergreifend fĂŒr alle ElektrogerĂ€te schnell festgelegt werden. (mh)

Mehr bewegen mit DUHinAktion!

Sie möchten sich gemeinsam mit Gleichgesinnten fĂŒr den Klima- und Umweltschutz engagieren und aktiv mitwirken? Dann ist DUHinAktion genau das Richtige fĂŒr Sie! Ob on- oder offline, fĂŒnf Minuten oder regelmĂ€ĂŸig – werden Sie Teil der DUHinAktionCommunity und erfahren Sie als Erste von spannenden Aktionen! Gemeinsam mit dem Team der DUH und vielen Menschen in ganz Deutschland können Sie uns auf Demos und bei Aktionen den RĂŒcken stĂ€rken, unsere Facharbeit durch investigative Recherchen

unterstĂŒtzen oder online unsere Petitionen unterzeichnen und so unseren gemeinsamen Anliegen eine Stimme geben!

Sie entscheiden, was fĂŒr Sie passt und wie Sie sich einbringen möchten!

Tragen Sie sich in unseren DUHinAktionVerteiler ein und erfahren Sie exklusiv von DUH-Aktionen! Sie haben Fragen? Dann schreiben Sie uns, wir melden uns zurĂŒck! Wir freuen uns auf Sie!

Kontakt: Celina Bittger bittger@duh.de

www.l.duh.de/dwdia

Kantinen können’s

Auch wenn fĂŒr dessen Einsatz eine gesetzliche Pflicht besteht, tun sich viele Gastronomiebetriebe mit Mehrweggeschirr schwer. Dies haben nicht zuletzt unsere Testbesuche Ende letzten Jahres gezeigt. Das verwundert jedoch gerade vor dem Hintergrund, dass in einigen Betrieben die besten Voraussetzungen dafĂŒr vorliegen: in Kantinen.

LÀngst ist der Wunsch nach einem schnellen Coffee-to-go und einem Mittagessen zum Mitnehmen auf den Weg ins nÀchste Meeting auch in den Kantinen an-

beim to-go-Angebot gut umsetzen. Ein paar wenige Kantinen sind bereits konsequente Abfallvermeider: Sie nutzen Mehrweg zu einhundert Prozent.

gekommen. Serviert wird oft in Einweg und zurĂŒck bleibt MĂŒll. Selbst wenn Verbraucherinnen und Verbraucher nach Mehrweg fragen, bekommen sie es selten. Das ließe sich aber Ă€ndern. Insbesondere in Kantinen, die tagtĂ€glich viele hundert Speisen ausgeben und bereits ĂŒber eine SpĂŒlinfrastruktur verfĂŒgen, lĂ€sst sich Mehrweg auch

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WOZU KINDER?

Kinder und Jugendliche sind die politisch ignorierteste Randgruppe der Gesellschaft. Dabei muss diese Minigruppe demnÀchst die vielen Renten bezahlen und den ganzen Laden am Laufen halten. Was muss sich Àndern?

Mit: Aladin El-Mafaalani, Marlene Engelhorn, Arno Frank, Ruth Fuentes, Maja Göpel, Robert Habeck, Celine Keller, Wolf Lotter, Lily Mauch, Luisa Neubauer, Henrike von Scheliha, Stephan Wackwitz und Harald Welzer

Mehrweg ist alltagstauglich

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bieten in der Kantine ausschließlich Mehrweg an: Kundinnen und Kunden bekommen Nudeln, Salat oder Curry in einer Mehrwegbox, mit der sie ihr Essen dort genießen können, wo sie möchten. Beim nĂ€chsten Besuch bringen

sie die Box dann einfach wieder mit. Bereits nach 13 bis 15 UmlĂ€ufen ist solch eine Mehrwegbox einer kunststoffbeschichteten Einweg-Pappbox in punkto CO2-Vermeidung ĂŒberlegen.

Und auch durch weitere Maßnahmen spart die BVG-Kantine Ressourcen und AbfĂ€lle. FĂŒr Milch, Soßen und GewĂŒrze stellt sie MehrwegbehĂ€ltnisse, aus denen man sich die gewĂŒnschte Portion abfĂŒllen kann. DarĂŒber hinaus setzt die Kantine auch fĂŒr die Anlieferung von Lebensmitteln auf Mehrweg. Ähnlich vorbildlich sind die Kantine der Berliner Stadtreinigung und der Bayer Betriebsgastronomie aufgestellt. Einweg lĂ€sst sich vollstĂ€ndig ausmustern – das zeigen die genannten Kantinen. Um auch weitere fĂŒr einen vollstĂ€ndigen Umstieg zu begeistern, bieten wir im Rahmen eines Projektes mit Fokus auf Berlin Beratungen fĂŒr Kantinen an. (nw) ïź

gefördert durch:

Wir können auch anders das aktuelle Buch von Maja Göpel mit Abo-PrÀmie

Wir geben Kantinen Impulse fĂŒr die Abfallvermeidung und Mehrwegnutzung

Helfen Sie den Wildbienen –mit einer Patenschaft!

Die heimlichen Stars der Insektenwelt: Über eintausend Wildbienen-Arten gibt es in Europa. Sie unterscheiden sich in GrĂ¶ĂŸe, Aussehen und Verhalten und sind von einer faszinierenden Vielfalt. Noch! Denn das Bienensterben ist alarmierend und die Folgen sind weitreichend: Ohne Wild- und Honigbienen wĂŒrden viele Pflanzen nicht mehr bestĂ€ubt und NahrungskettenbrĂŒche und geringere Ernten wĂ€ren die Konsequenz.

Mit einer Bienen-Patenschaft stĂ€rken Sie vielfĂ€ltige Landschaften, in denen Wildbienen und andere Wildtiere attraktive LebensrĂ€ume vorfinden. Ihre Spende ermöglicht es uns, Landwirte in den Artenschutz einzubeziehen, nachhaltige StadtbegrĂŒnung zu fördern und politisch fĂŒr starken BiodiversitĂ€tsschutz einzutreten. Wir sind MitgrĂŒnder und akti-

ver Partner im InsektenbĂŒndnis Hannover und machen uns fĂŒr die Umsetzung der Aktionsprogramme Insektenschutz sowie NatĂŒrlicher Klimaschutz stark. Gemeinsam mit weiteren Organisationen verbessern wir so den Schutz und die LebensrĂ€ume fĂŒr Insekten im Stadtgebiet!

Und auch auf europĂ€ischer Ebene rĂŒtteln wir Politikerinnen und Politiker auf,

oben: Die Rote Mauerbiene lebt an WaldrÀndern oder auf -lichtungen, kommt aber auch in GÀrten vor.

links: Hierzulande sind mehrere bodenbrĂŒtende WildbienenArten heimisch.

begleiten kritisch die Umsetzung der Nitratrichtlinie, der Lieferkettenverordnung und anderer Rechtsinstrumente und setzen uns dafĂŒr ein, dass Landwirtschaft neu gedacht wird. UnterstĂŒtzen Sie unsere AktivitĂ€ten mit einer Bienen-Patenschaft!

Schon ab fĂŒnf Euro im Monat können Sie eine dauerhafte Patenschaft ĂŒbernehmen und damit direkt zum Schutz der Bienen beitragen. Sie bestimmen die Höhe Ihres Patenbeitrags selbst und können den Betrag auch jederzeit anpassen. Ab 50 Euro können Sie eine Patenschaft fĂŒr ein Jahr an einen geliebten Menschen verschenken. Dank Ihrer regelmĂ€ĂŸigen und nachhaltigen UnterstĂŒtzung ermöglichen Sie eine langfristige Planung unserer AktivitĂ€ten fĂŒr den Schutz der Wildbienen. Werden Sie BienenPate und helfen Sie uns, wertvolle LebensrĂ€ume zu erhalten. (csi)

Fotos: Hans-JĂŒrgen Sessner (o.), Carola Vahldiek/stock.adobe.com (u.)

Bienen-Patenschaft zu Ostern verschenken und Gutes tun!

Vorteile einer Bienen-Patenschaft

Sie werden Teil einer Bewegung, die sich nachhaltig fĂŒr den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. ist als gemeinnĂŒtziger Verein anerkannt. Ihre Spende an uns ist von der Steuer ab-

Sofern gewĂŒnscht, bekommen Sie unseren Newsletter mit aktuellen Themen und mit Informationen rund um aktuelle Projekte. Es erwarten Sie regelmĂ€ĂŸige Online-Events.

Sie bekommen eine persönliche Spendenurkunde – auch bei der GeschenkPatenschaft möglich.

sonders fĂŒr Insekten interessiert? Ob zum Geburtstag, zum Muttertag oder jetzt als Geschenk zu Ostern: Unsere Geschenk-Patenschaft fĂŒr Wild- und Honigbienen ist genau das Richtige fĂŒr Sie! Damit machen Sie nicht nur Ihren Liebsten eine Freude, sondern setzen auch ein Zeichen fĂŒr BiodiversitĂ€t, bienenfreundliche Landnutzung und Naturschutz.

Sie wollen noch mehr tun? So können Sie helfen:

‱ NistplĂ€tze und Lebensraum schaffen: Wildbienen benötigen Totholz, Steinhaufen und offene BodenflĂ€chen. Wilde Ecken bieten wertvollen Lebensraum und Nahrung – lassen Sie KrĂ€uter blĂŒhen, abgestorbene Stauden ĂŒber den Winter stehen und vermeiden Sie Pestizide.

‱ Regionale Wildpflanzen sĂ€en und pflanzen: Verwenden Sie regionale Wildpflanzen fĂŒr Blumenwiesen, BlĂŒhhecken oder den Balkon, denn unsere Insekten sind an unsere heimische Pflanzenwelt zur Nahrungssuche und Eiablage angepasst.

‱ Insektenfreundliche Beleuchtung: Nachts sollte es draußen so dunkel wie möglich bleiben, um Insekten nicht zu stören.

Weitere Infos und Tipps finden Sie auf unserer Webseite und in unserem Mini-Ratgeber „Hilfe fĂŒr Wildbienen & Co.“!

Begegnung in der Natur

Knapp tausend neue Fördermitglieder sind zwischen Weihnachten und Neujahr der DUH-Familie beigetreten. JĂŒrgen Resch löst nun sein Versprechen ein, mit den Neumitgliedern im Mai und Juni Vogelstimmen-Exkursionen in Radolfzell, Berlin, Hamburg und DĂŒsseldorf durchzufĂŒhren. Bereits im fĂŒnften Jahr besteht diese schöne Tradition nicht nur des Kennenlernens unserer heimischen Vogelwelt. Im Anschluss an die FrĂŒh-Exkursionen lĂ€dt die DUH zu einem regionalen FrĂŒhstĂŒck mit Austausch ĂŒber die aktuellen Umwelt- und Klimaschutzprojekte ein.

Niemand zustÀndig

Kaum ein Landesministerium sieht sich in der Verantwortung fĂŒr die Gestaltung von SchulgelĂ€nden – das Ergebnis sind triste graue AsphaltflĂ€chen, die weder vor Hitze schĂŒtzen noch zum Spielen einladen. Schulhöfe konsequent ans Klima anzupassen ist nicht nur fĂŒr die Gesundheit der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler, sondern auch zur Verbesserung des lokalen Klimas dringend erforderlich. Wir nehmen Bund und LĂ€nder in die Pflicht.

„Die FlĂ€chen der Pausenhöfe mĂŒssen befestigt, staubfrei und schnelltrocknend sein.” So stand es in der DIN 58 125, die bis ins Jahr 1981 maßgebend war und bis heute den Großteil der Schulhöfe mit ihren Beton- und AsphaltflĂ€chen prĂ€gt. Viele dieser in der Nachkriegszeit entstandenen SchulgelĂ€nde wurden seither kaum verĂ€ndert. Aber auch auf den neu geplanten Außenanlagen dominieren oft große einfallslose und grau versiegelte FlĂ€chen. Einladende GelĂ€nde, die die Schulkinder motivieren, sich zu bewegen, grĂŒne RĂ€ume, um sich auch mal zurĂŒckziehen zu können oder schattige PlĂ€tze fĂŒr heiße Sommertage sucht man auf SchulgelĂ€nden meist vergebens.

Diese Gestaltung, die mehr einem Supermarktparkplatz als einem Pausenhof fĂŒr Kinder gleicht, mindert nicht nur die Aufenthalts- und ErholungsqualitĂ€t fĂŒr Kinder und Jugendliche, die zunehmend mehr Zeit auf dem SchulgelĂ€nde verbringen. Sie verschĂ€rft angesichts steigender Temperaturen und extremer Wetterereignisse auch das Risiko von Hitzeinseln und Überflutungen. Eine Studie des European Climate and

Health Observatory zeigt, dass 43 Prozent der Schulen in europĂ€ischen StĂ€dten in Gebieten mit Temperaturen von mindestens zwei Grad ĂŒber der regionalen Durchschnittstemperatur liegen. Zudem befinden sich zehn Prozent der Schulen in potenziell hochwassergefĂ€hrdeten Gebieten. Diese MissstĂ€nde treffen vor allem Kinder und Jugendliche. Sie sind besonders vulnerabel gegenĂŒber den Folgen des

Klimawandels, haben jedoch am wenigsten zu dessen Ursachen beigetragen. WĂ€hrend ihre körperliche und psychische Gesundheit wesentlich sensibler auf Umweltbelastungen und extreme Wetterbedingungen reagiert als die von Erwachsenen, finden die BedĂŒrfnisse von Kindern und Jugendlichen in politischen Maßnahmen zur BewĂ€ltigung des Klimawandels bislang nur unzureichend BerĂŒcksichtigung.

SchĂŒlerinnen und SchĂŒler entdecken ihren im Projekt „10 grĂŒne Schulhöfe fĂŒr ThĂŒringen“ umgestalteten Schulhof.

Fotos: Carolin Ludwig

Schluss mit dem Verantwortungs-Chaos

Seit 2018 zeigen wir in landesweiten Schulhofprojekten, dass klimaangepasste, biodiverse und naturnahe Schulhöfe Mehrfachbelastungen wie Hitze und Starkregen entgegenwirken. Wissenschaftliche Studien belegen, dass zukunftsfĂ€hige SchulgelĂ€nde nicht nur die Gesundheit fördern, indem sie zu mehr Bewegung anregen und dank naturnah gestalteter RĂ€ume stressmindernd wirken, sondern gleichzeitig maßgeblich zur Klimaanpassung und Förderung der BiodiversitĂ€t beitragen können.

Mit einer Anfrage an die Umwelt- und Kultusministerien der LĂ€nder haben wir ein politisches Verantwortungsvakuum aufgedeckt: Kaum ein Ministerium fĂŒhlt sich fĂŒr eine kindgerechte und zukunftsfĂ€hige Gestaltung von SchulgelĂ€nden zustĂ€ndig. Zwar

Mehr Informationen zum Bundeskongress „ZukunftsfĂ€hige SchulgelĂ€nde“ am 14. und 15. Mai 2025 vor Ort in Berlin und 22. Mai online finden Sie hier:

www.duh.de/bundeskongress

Ausschreibung

wird die Relevanz des Themas grundsĂ€tzlich anerkannt. Auf die Frage nach politischer ZustĂ€ndigkeit verweisen die Umweltministerien aber hĂ€ufig auf die Bildungsministerien und umgekehrt – oder sie benennen die Bauministerien oder die kommunale Ebene der SchultrĂ€ger als verantwortlich. In einigen FĂ€llen erfolgte gar keine Reaktion. Lediglich die Bildungsministerien in Bremen und Nordrhein-Westfalen erklĂ€rten sich fĂŒr zustĂ€ndig. Dieses Verantwortungs-Chaos belegt, dass gegenwĂ€rtig keine politische Behörde explizit mit der Aufgabe der Schulhofgestaltung, geschweige denn mit deren zukunftsfĂ€higer Ausrichtung betraut ist.

Gemeinsam gegen „Steinzeit“ auf dem Schulhof

Um klare Verantwortlichkeiten, gesetzliche Mindeststandards sowie finanzielle und

personelle UnterstĂŒtzung fĂŒr Kommunen beim Neu- und Umbau von zukunftsfĂ€higen Schulhöfen flĂ€chendeckend voranzutreiben, starten wir im FrĂŒhjahr 2025 die groß angelegte Kampagne „Mehr GrĂŒn fĂŒr unsere Schulen!”. In einem Offenen Brief fordern wir von den Umwelt-, Kultus- und Bauministerien der LĂ€nder, naturnahe Gestaltung von Schulhöfen als gemeinsame Aufgabe auf die politische Agenda zu setzen, um Schulen und Kommunen mit dieser wichtigen Herausforderung nicht lĂ€nger alleine zu lassen. Im Mai 2025 veranstalten wir in Berlin den Bundeskongress „ZukunftsfĂ€hige SchulgelĂ€nde“. Er dient als Plattform fĂŒr einen konstruktiven Wissens- und Erfahrungsaustausch: Unterschiedliche Akteure der SchulgelĂ€ndegestaltung vernetzen sich, um eine flĂ€chendeckende Umgestaltung der SchulgelĂ€ndelandschaft in Deutschland mit uns voranzutreiben. (kk, lw) ïź

Fordern Sie mit uns „Mehr GrĂŒn fĂŒr unsere Schulen!“

Unterschreiben Sie jetzt unseren offenen Brief und fordern die Bildungs-, Umwelt- und Bauminister der BundeslĂ€nder dazu auf, Verantwortung zu ĂŒbernehmen und verbindliche Regelungen fĂŒr klimafreundliche, biodivers und naturnah gestaltete Schulhöfe zu verabschieden!

www.mitmachen.duh.de/gruene-schulhoefe

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) feiert in diesem Jahr ein ganz besonderes Doppel jubilĂ€um: Im Jahr ihres 50-jĂ€hrigen Bestehens vergibt sie zum 30. Mal den UmweltMedienpreis fĂŒr die herausragede mediale Vermittlung von Umwelt-, Klima- und Verbraucheschutzthemen. Die Auzeichnung soll Ansporn und Förderung sein fĂŒr Medienschaffende, die sich mit der Zukunft unseres Planeten auseinandersetzen und Aufmerksamkeit und Interesse fĂŒr Umwelt- und Klimaschutz wecken. Die Ehrung findet in Berlin statt.

Außerdem wird ein Publikumspreis ausgelobt fĂŒr Menschen, denen es in besonderer Weise gelingt, als Person oder mit ihren Medienprodukten ihr Publikum fĂŒr die genannten Themen zu begeistern. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Vermittlung an junge, digitale oder auch jene Zielgruppen, die nicht mehr ĂŒber klassische Nachrichtenmedien erreicht werden. Die Jury behĂ€lt es sich zudem vor, wieder ein Lebenswerk zu wĂŒrdigen.

Der Preis wird an Journalist*innen, Filmer*innen, Redakteur*innen, Umweltgruppen, Kreative, Autor*innen und Verleger*innen in den Kategorien Text (Zeitung, Zeitschrift, Buch, Blog o.À.), Audio (z.B. Podcast, Hörfunk) und Video (Fernsehen, Film, Online-Videokanal o.À.) verliehen.

Die Preisverleihung findet am 15. Oktober 2025 im Meistersaal, Potsdamer Platz, in Berlin statt. Nominieren Sie jetzt Kandidat*innen! Alle Informationen zur Einreichung und zum UmweltMedienpreis finden

Sie unter:

www.umweltmedienpreis.de

Gib Gummi!

Fahrradreifen, Flip-Flops und Kondome: Naturkautschuk ist in vielen Produkten des tĂ€glichen Lebens enthalten. Oft wird der Rohstoff, der durch das Anritzen des Kautschukbaums entsteht, unter schwierigen sozialen und ökologischen Bedingungen gewonnen. Der Verein Fair Rubber setzt sich fĂŒr faire Preise und umweltschonende Bedingungen in den AnbaulĂ€ndern ein.

Ihr Arbeitstag beginnt am frĂŒhen Morgen: Die Zapferinnen und Zapfer ritzen die KautschukbĂ€ume an und sammeln den Latexsaft. In manchen Regionen Indonesiens liegt das Monatseinkommen fĂŒr die beschwerliche Arbeit unter teils miserablen Bedingungen bei umgerechnet 90 Euro. Mit verantwortlich dafĂŒr sind auch die niedrigen Weltmarktpreise fĂŒr Kautschuk. Um einigermaßen ĂŒber die Runden zu kommen, benötigt eine Familie das Doppelte. Viele mĂŒssen deshalb nachmittags einer weiteren BeschĂ€ftigung nachgehen. Hinzu kommt, dass der Einsatz von Agrargiften die Gesundheit der Menschen gefĂ€hrdet, die den Kautschuk gewinnen und verarbeiten, RĂŒckstĂ€nde in den Gummiprodukten hinterlĂ€sst und die Umwelt schĂ€digt.

Der Verein Fair Rubber hilft, das Einkommen deutlich zu verbessern und unterstĂŒtzt die umweltschonende Produktion von natĂŒrlichem Kautschuk.

Kautschuk-PrĂ€mie fĂŒr mehr LebensqualitĂ€t

In dem 2012 als Multi-Stakeholder-Initiative gegrĂŒndeten Verein Fair Rubber engagieren sich Unternehmen, Nichtregierungs-

organisationen und Einzelpersonen fĂŒr den fairen Handel von Produkten aus Naturkautschuk. Koordiniert wird er vom Global Nature Fund. Das wichtigste Instrument des Fair Rubber e.V. ist das Fair Rubber-Logo fĂŒr Produkte, die den strengen Kriterien des Vereins entsprechen. Unternehmen, die Produkte mit dem Fair Rubber-Siegel anbieten, bezahlen hierfĂŒr eine PrĂ€mie von 50 Cent pro Kilo Trockengummi. Diese PrĂ€mie leitet der Verein an Kleinbauern-Kooperativen und Vereinigungen von Plantagenarbeitern weiter, die den Fair Rubber-Standard erfĂŒllen. Aktuell sind dies 15 Lieferantengruppen aus

den wichtigen HerkunftslĂ€ndern fĂŒr Kautschuk in Indien, Sri Lanka, Malaysia, Indonesien und Thailand. Über zwei Millionen Euro PrĂ€mienbeitrĂ€ge kamen allein im Jahr 2024 zusammen.

Die Zapferinnen und Zapfer kennen die BedĂŒrfnisse vor Ort am besten, deshalb entscheiden sie selbst gemeinsam darĂŒber, wie sie diese PrĂ€mien verwenden. Programme zur Gesundheitsversorgung und Altersvorsorge, StromanschlĂŒsse oder sauberes Leitungswasser, um ihre Wohnsituation zu verbessern oder Direktzahlungen an die Zapfer sind nur ein paar Beispiele.

Nixon mit seinem Vater auf der New Ambadi Plantage in Sri Lanka. Nixon hatte fĂŒr seine Ausbildung ein Stipendium aus der Fair Rubber-PrĂ€mie erhalten und arbeitet heute im Management der Plantage, auf der bereits sein Vater 36 Jahre lang als Zapfer tĂ€tig war.

Fotos: Rubbertrees_malaysia_craigWikimedia (o.), Martin Kunz (u.)

Ertrag eines Tages: Seit drei Uhr morgens hat die Kautschukzapferin BÀume angeritzt und bringt die Latexmilch nun zum SammelbehÀlter.

Schutz der natĂŒrlichen Ökosysteme

Neben sozialen Kriterien, unter anderem gegen Diskriminierung und Kinderarbeit, legt Fair Rubber Wert darauf, dass das Waldmanagement im Kautschukanbau konform mit den Sustainable Development Goals ist. Wasserressourcen und die LebensrĂ€ume seltener und gefĂ€hrdeter Arten mĂŒssen geschĂŒtzt werden. Seit Januar 2025 sorgt Fair Rubber mit einem weiteren Kriterium auf Basis der EU-Gesetzgebung zu entwaldungsfreien Lieferketten fĂŒr den umfassenden Schutz von NaturwĂ€ldern vor Degradierung oder Umwandlung.

Agroforstwirtschaft als SchlĂŒssel zur Nachhaltigkeit

Die Fair Rubber-Kooperative Yayasan Adil Makmur in Indonesien pflanzte letztes Jahr

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Im Februar 2024 wurden die Gummibaumsetzlinge auf der Yayasan Adil Makmur-Plantage gepflanzt. Bereits acht Monate spĂ€ter ĂŒberragen sie die Mitarbeiter, die sie gepflanzt hatten.

rund 7.500 junge Gummibaumsetzlinge, zusĂ€tzlich verschiedene Nutzpflanzen wie Bittermelonen, Auberginen und Bananen als Teil eines vielfĂ€ltigen Agroforstsystems. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Artenvielfalt, er schafft auch nachhaltige Einkommensquellen fĂŒr die lokale Bevölkerung. Außerdem trĂ€gt er zur Verbesserung der Bodengesundheit und der ökologischen WiderstandsfĂ€higkeit bei und fördert die natĂŒrliche SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung. Eine vielversprechende Kombination aus nachhaltiger Landwirtschaft und fairer Kautschukproduktion, die sowohl der Umwelt als auch den lokalen Gemeinschaften zugutekommt. (sh, km)

Achten Sie auf das „Fair Rubber“-Siegel

Durch den Einkauf von Gummiprodukten mit dem Fair Rubber-Siegel können Sie dazu beitragen, die Lebens- und Umweltbedingungen in Kautschukanbaugebieten zu verbessern. Eine Übersicht von Produkten fĂŒr Haushalt, Garten, Bad, Sport und Freizeit aus fairem Handel finden Sie unter www.fairrubber.org

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Der Akrobat der Feuchtgebiete

Er ist ein faszinierender Bewohner von waldnahen Teichen und KleingewĂ€ssern oder feuchten WĂ€ldern, der es versteht, sich den Jahreszeiten anzupassen. Mit seinen leuchtenden Farben und dem eleganten Tanz durchs Wasser wirkt der Bergmolch wie ein Lebewesen aus einer anderen Welt. Zwar ist dieses amphibische Juwel in unseren Breiten gar nicht so selten – aber dennoch bedroht.

ïź von Peer Cyriacks

Wo kommt nun der Berg ins Spiel? Die Antwort: Gar nicht. Der Bergmolch ist keineswegs nur in Gebirgsregionen zu finden. Der Name leitet sich vielmehr von seiner Erstbeschreibung in hochgelegenen Gebieten ab. Wissenschaftlich beschrieben wurde der Bergmolch erstmals 1768 von Josephus Nicolaus Laurenti, einem österreichischen Naturforscher, der als einer der BegrĂŒnder der modernen Herpetologie gilt. Ihm hat der Molch den Artnamen „alpestris“ zu verdanken. TatsĂ€chlich ist die Art jedoch in einer Vielzahl von LebensrĂ€umen anzutreffen, von BergwĂ€ldern bis hin zum Tiefland, wobei sie Landschaften mit WĂ€ldern oder zumindest ĂŒppigen Baum- und Strauchgruppen bevorzugt.

BrÀutigam mit Mut zur Farbe

Der Bergmolch sucht im FrĂŒhjahr kĂŒhle und saubere GewĂ€sser auf, die frei von Fischen sind. Auch große PfĂŒtzen oder wassergefĂŒllte Fahrspuren im Wald dienen als LaichgewĂ€sser. Anders als seinen Molch-Verwandten sind ihm sogar tiefschattige WaldtĂŒmpel geheuer, fließende GewĂ€sser meidet er. Mit eleganten Bewegungen schwimmen die Mini-Drachen durch das Wasser, auf der Suche nach Nahrung oder einem Partner. Dabei

Sowohl Weibchen als auch MĂ€nnchen besitzen eine leuchtend orange Unterseite. Sie soll Fressfeinde abschrecken, leider klappt das aber nicht immer.

ernÀhren sie sich von Kleinstlebewesen wie Wasserflöhen, Insektenlarven oder Kaulquappen. Sie selbst stehen auf dem Speiseplan von Igeln, Störchen, Reihern, Ringelnattern und Fischen.

Fotos:

Akrobatischer Unterwasserakt

Gleich nach Ende der Winterstarre beginnt die Paarungszeit. Von MĂ€rz bis Juni prĂ€sentieren die MĂ€nnchen ihre Wassertracht, ein prachtvolles Hochzeitskleid: Eine leuchtend orange Bauchseite, eine blaue RĂŒckenpartie mit schwarz-geflecktem Look machen sie zu einer Augenweide. Die Weibchen hingegen sind dezent dunkelgrau-braun-grĂŒnlich gefĂ€rbt, aber nicht minder elegant, einen orangen Bauch besitzen auch sie. Mit einem Balztanz beeindruckt Mister Bergmolch seine AuserwĂ€hlte, indem er sich geschickt vor ihr bewegt und ihr Duftstoffe zufĂ€chelt, die er selbst absondert. Nach der Balz folgt ein komplizierter Akt: Er legt Samenpakete am GewĂ€ssergrund ab, welche sie mit ihrer Geschlechtsöffnung aufnimmt. Anschließend heftet sie in mĂŒhevoller Kleinarbeit die befruchteten Eier einzeln an Unterwasserpflanzen oder ins Falllaub. Zwei bis vier Wochen spĂ€ter schlĂŒpfen die Larven, die sich von Algen und spĂ€ter von Wasserflöhen, -asseln und kleinen Krebsen ernĂ€hren. Sofern sie nicht selbst zur Beute von Libellenlarven oder Fischen geworden sind, durchlaufen sie nach etwa vier bis fĂŒnf Monaten die Metamorphose und verlassen das GewĂ€sser.

Steckbrief

Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)

Verwandtschaft: Familie der Echten Salamander (Salamandridae)

Aussehen: GrĂ¶ĂŸe 8 bis 14 cm; flacher, ungezĂ€hnter RĂŒckenkamm; prachtvolles Hochzeitskleid der MĂ€nnchen in der Paarungszeit, sonst braun gefĂ€rbt

Lebensraum und Verbreitung: Teiche, KleingewĂ€sser, feuchte WĂ€lder; weit verbreitet in Mittel-, West- und Teilen SĂŒdosteuropas

Nahrung: Kleinstlebewesen wie Wasserflöhe, Insektenlarven, Kaulquappen, Schnecken

Besonderheiten: Balztanz mit Duftstoffen; manche Populationen neoten

GefĂ€hrdung: Lebensraumverlust durch Trockenlegung, Versiegelung, Pestizide, Austrocknung von GewĂ€ssern durch Klimawandel und Übernutzung. Der langfristige Bestandstrend ist negativ. Die Art ist „besonders geschĂŒtzt“ nach Bundesnaturschutzgesetz und darf demnach nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.

li: Bergmolch-PĂ€rchen bei der Balz. re: Je nach Wassertemperatur schlĂŒpfen die Larven nach zwei bis vier Wochen.

Meist Ende Mai verlassen die Elterntiere das LaichgewÀsser und wechseln in eine unscheinbare Landtracht. Die orange Bauchseite leuchtet dann auch weniger prÀchtig.

Ein Leben in zwei Welten

Nach der Laichzeit kehren die erwachsenen Molche meist an Land zurĂŒck und verbringen den Sommer in feuchten, schattigen Verstecken. Dann wechseln beide Geschlechter ihr Outfit zu einem unscheinbaren Braun. Diese Landtracht macht die TarnkĂŒnstler in der Natur fast unsichtbar. Nachts gehen sie auf die Jagd nach RegenwĂŒrmern, KĂ€fern und anderen kleinen Leckerbissen.

Ihre Körper sind bestens an ein Leben sowohl im Wasser als auch an Land angepasst. Typisch Amphibium. Interessanterweise gibt es auch Populationen, die ganzjĂ€hrig im Wasser leben und juvenile Merkmale wie beispielsweise die Kiemen beibehalten, ein PhĂ€nomen namens Neotenie. Im Herbst suchen die landlebenden Molche ein frostgeschĂŒtztes Winterquartier, um dort bis zum FrĂŒhjahr in KĂ€ltestarre zu verharren.

Trotz ihrer AnpassungsfÀhigkeit sind Bergmolche durch den Verlust ihrer LebensrÀume bedroht. Trockenlegungen von Feuchtgebieten, Pestizide und der Klimawandel setzen den Populationen zu.

Besitzen Sie einen Gartenteich? Den nutzen Bergmolche gerne als Kinderstube, vorausgesetzt, Sie haben sich gegen Fische entschieden. Naturnahe, ruhige RĂŒckzugsorte sollte der Garten aber auch bieten, denn die Molche leben ja monatelang an Land. Die Anlage eines kleinen Gartenteichs und der Verzicht auf Pestizide sind erste Schritte, die lokal viel bewirken können. Vielleicht erblicken auch Sie bald einen Akrobaten in Ihrem Garten. ïź

Faszination und GlĂŒck

Seit einem Jahr leitet die Landschaftsökologin den Fachbereich Naturschutz und Biologische Vielfalt der Deutschen Umwelthilfe. Svane Bender bringt ĂŒber 19 Jahre internationale Leitungs- und Projekterfahrung mit, unter anderem hat sie zwei BiosphĂ€renreservate in Äthiopien mit auf den Weg gebracht. Jetzt will sie den politischen Naturschutz der DUH strategisch voranbringen.

Zur NaturschĂŒtzerin wurde die Ökologin schon als Kind. Wenn in der Nachbarschaft ihres Elternhauses alter Baumbestand gefĂ€llt und Natur- und GartengrundstĂŒcke bebaut wurden, habe sie zunehmend darunter gelitten, erzĂ€hlt Svane Bender. „Das ist noch heute so, wenn Natur zerstört wird. FĂŒr mich war da bald klar: Ich will fĂŒr, in und mit der Natur arbeiten.“

In dem damals an der Greifswalder UniversitĂ€t neugegrĂŒndeten Studiengang ‚Landschaftsökologie und Naturschutz‘ hat sie sich spezialisiert auf Internationalen Naturschutz und Landschaftsökonomie. „Nach dem Studium habe ich dort vier Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zu nachhaltiger Fischerei und Meeresschutzgebieten in Deutschland und international gearbeitet, Themen, die auch in der DUH eine große Rolle spielen.“

Ihr Herz schlĂ€gt von jeher fĂŒr biologische Vielfalt. „Was die Evolution so hervorgebracht hat, die Schönheit und Vielfalt − fĂŒr mich die absolute Faszination und GlĂŒck! Und ich möchte nicht aufwachen und immer weniger Vögel und Insekten vor meiner eigenen HaustĂŒr vorfinden.“

Die Umsetzerin

Als Referentin fĂŒr Naturschutz, spĂ€ter dann Programmleiterin Afrika und Stellvertretende Fachbereichsleiterin Internationales beim NABU hat sie viel erreicht. „Ich habe von Berlin aus BiosphĂ€renreservate in afrikanischen LĂ€ndern mit initiiert, nachhaltiges Ressourcen-Management aufgebaut, Arterfassungen organisiert, lokale NGOs gegrĂŒndet, nachhaltige Einkommensquellen fĂŒr Menschen geschaffen und vor allem immer mit den Menschen fĂŒr den Erhalt ihrer eigenen Natur gearbeitet.“

Sie komme aus dem Grassroot-Naturschutz, sagt sie. Als ihr die Stelle bei der DUH angeboten wurde, sei einer der ausschlaggebenden GrĂŒnde fĂŒr ihren Wechsel nach 18 Jahren die von der DUH

aufgebaute politisch effektive und juristische Kompetenz gewesen, die auf gesetzlich relevante Verankerung abzielt. „Man kann viel Naturschutz im Feld machen, wenn man aber nicht gleichzeitig verbindliche, rechtliche Grundlagen schafft, kann plötzlich die Dampfwalze vorfahren und Natur in Minuten einfach zerstören.“

Natur schĂŒtzen – mit und fĂŒr Menschen

Ihr Fachbereich ist der grĂ¶ĂŸte der DUH, Svane Bender trĂ€gt Personalverantwortung fĂŒr rund 40 Mitarbeitende in den BĂŒros in Berlin, Erfurt, Hannover und Köthen. „In der Zeit, in der ich hier bin, haben wir als Fachbereich viel erreicht wie zum Beispiel die gewonnene LULUCF-Klage oder die Verabschiedung des Nature Restauration Law, das schon auf der Kippe stand. Neben dem laufenden GeschĂ€ft bin ich primĂ€r damit beschĂ€ftigt, den Fachbereich strategisch zu entwickeln, die Teams neu aufzustellen und vermehrt Effizienz und Synergien zu schaffen.“

Auch die Politik nimmt Svane Bender in die Pflicht und treibt die Umsetzung des von der DUH vor Gericht, in Verordnungen oder Gesetzen Erreichten voran. Selbst ÜberzeugungstĂ€terin, will sie auch andere ĂŒberzeugen: „Naturschutz muss wieder mehr Gewicht auf der politischen Agenda erhalten gefordert und getragen von vielen Menschen, die auch sagen ‚Das ist es, was wir brauchen! Nicht das hundertste Produkt, das ich mir kaufe, nein, ich brauche fĂŒr mich den Waldspaziergang am Wochenende und den Natur-See, in dem ich baden kann!‘ “ (ak) ïź

Neben ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung bringt Svane Bender viel Leidenschaft fĂŒr den Naturschutz mit.

Ein Blick in 50 Jahre DUH

Die Deutsche Umwelthilfe feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. FĂŒr das JubilĂ€um hat ein Team aus der Belegschaft die Geschichte der DUH fĂŒr die Website neu aufbereitet. Dabei war auch Julia Dade. Die 27-JĂ€hrige ist zwar schon seit dem Abitur UmweltschĂŒtzerin, aber erst seit neun Monaten bei der DUH. Deshalb war es besonders spannend zu erfahren, welche Lehren sie als „Neue“ aus der intensiven BeschĂ€ftigung mit der Geschichte zieht.

Eine riesige Kette

Die Deutsche Umwelthilfe setzt Umweltschutz durch. Klar, sachorientiert und – wenn nötig – auch gegen heftige WiderstĂ€nde. Das war mein Bild, bevor ich angefangen habe, hier zu arbeiten. Neun Monate und viel Gelerntes ĂŒber die Geschichte der DUH spĂ€ter kann ich sagen: ja, das ist richtig. Aber da ist noch viel mehr, was diese Organisation ausmacht.

Da wĂ€re zunĂ€chst die HartnĂ€ckigkeit. NatĂŒrlich war mir bewusst, dass ein langer Atem nötig ist, wenn man fĂŒr Umwelt- und Verbraucherschutz kĂ€mpft. Dass die DUH aber an Themen wie der Sauberen Luft schon 40 (!) Jahre dran ist und bleibt, ist kaum vorstellbar. Erfolge wie die Diesel-Partikelfilterpflicht, die Aufdeckung von Dieselgate oder die Saubere Luft in unseren StĂ€dten per Klage durchzusetzen, waren ĂŒberhaupt nur möglich, weil sich die DUH-Fachexpertinnen und –experten durch nichts vom Kurs abbringen lassen.

Als ich ĂŒber Hackerangriffe las, die wĂ€hrend der Aufdeckung von Dieselgate den Downloadbereich der DUH lahmlegten und die Millionenklagen und Kampagnen von milliardenschweren Konzernen gegen uns recherchierte, wurde mir bewusst, wie

viel Mut die Kolleginnen und Kollegen aufbringen mussten und Kraft, um trotz allem unsere UnabhÀngigkeit zu wahren.

Besonders im GedĂ€chtnis geblieben ist mir ein zentrale Leitfrage, die der GrĂŒnder und langjĂ€hrige Vorsitzende Gerhard Thielcke fĂŒr die Arbeit der Umwelthilfe prĂ€gte: „Was bringt es wirklich fĂŒr Mensch und Natur?“ Diese Frage richtet unseren Einsatz immer wieder auf konkrete Verbesserungen hin aus wie Dosenpfand, SchulhofbegrĂŒnung oder PlastiktĂŒtenverbot.

Wenn ich auf diese ereignisreiche Geschichte zurĂŒckblicke, kann ich es kaum erwarten, selbst zu weiteren Erfolgen beizutragen. FĂŒr Mensch und Natur. FĂŒr uns alle. ïź

Diesel-Partikelfilter, Umweltzonen, Skandal um Abschalteinrichtungen - wir haben die Themen vorangetrieben.

Sonderausgabe der DUHwelt zum JubilÀum

Liebe Leserinnen und Leser, natĂŒrlich wollen wir 50 Jahre Deutsche Umwelthilfe auch in der DUHwelt gebĂŒhrend feiern und analysieren. Deshalb erwartet Sie Ende Juni eine Sonderausgabe. Darin spannende Geschichten aus der Geschichte der DUH, EinschĂ€tzungen von Wegbegleiterinnen und -begleitern sowie der große Blick mit der GeschĂ€ftsfĂŒhrung nach vorn: Was bedeutet unsere Geschichte fĂŒr unseren Weg in der Zukunft, was können wir erwarten?

50 Jahre auf einer (Web)-Seite.

FĂŒr das JubilĂ€um haben Julia und viele andere Mitarbeiterinnen der DUH die Geschichte unserer Organisation neu aufbereitet. Schauen Sie mal rein und entdecken Sie die bekannten und weniger bekannten Episoden.

www.l.duh.de/geschichte

Julia Dade,
aus PlastiktĂŒten fĂŒhrt 2014 zum Guinness-Weltrekord und unterstreicht unsere Forderung nach einem Verbot von EinwegtĂŒten.

Bitte helfen Sie uns, weiter Druck zu machen fĂŒr einen wirksamen Natur- und Klimaschutz sowie bei der Verteidigung gegen Angriffe auf uns als Teil der Zivilgesellschaft! www.l.duh.de/foerdermitgliedwerden

Foto: DUH/Stefan Wieland

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