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Inklusives Naturerleben ist im Kommen

Naturpädagogik

EU-weit leben 80 Millionen Menschen mit einer mehr oder minder schweren Behinderung; das entspricht 15 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union. 2018, als fünf europäische Umweltschutzorganisationen gemeinsam das Projekt „Natur ohne Barrieren“ ins Leben riefen, gab es nur wenige Angebote für ein Naturerleben, das den speziellen Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe in vollem Umfang entgegenkam.

Drei Jahre Projektarbeit haben viel bewegt: Der Global Nature Fund (GNF), der das Projekt gemeinsam mit der ungarischen Gewässerschutzinitiative LBDCA, der polnischen Umweltschutzorganisation ETNA, dem österreichischen Umweltdachverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband umgesetzt hat, zieht eine positive Bilanz. „Zu Projektbeginn gab es in Naturschutzgebieten kaum Angebote für Menschen mit Mobilitätseinschränkung“, erklärt Katja Weickmann, die das Projekt für den GNF geleitet hat. „Und auch kommunikative Aspekte wurden bisweilen eher außer Acht gelassen, denn Barrieren betreffen nicht nur die Bewegung. Menschen mit einer Seh-, Hör- oder Lernbehinderung waren daher von vielen Angeboten der Naturerfahrung ausgeschlossen. Wir freuen uns sehr, dass wir im Rahmen des Projektes viele Naturschutzzentren bei wichtigen und innovativen Schritten auf dem Weg zu einem Naturerleben begleiten konnten, das alle Menschen einschließt.“

Projektmaterialien und Naturlehrpfade

Menschen mit Behinderung haben als Expertinnen und Experten in eigener Sache an „Natur ohne Barrieren“ mitgearbeitet. Resultat des gemeinsamen Forschens, Recherchierens und Ausprobierens ist ein Fundus an Informationsmaterialien: Mehrere Leitfäden geben Tipps zur Gestaltung von Exkursionen und Bildungsprogrammen und zum Abbau physischer und kommunikativer Barrieren. Die Veröffentlichungen haben dabei stets auch die begrenzten Ressourcen vieler Umweltbildungszentren und Naturparks im Blick. „Wir zeigen, dass man oft bereits mit bescheidenen Mitteln einen Zugang zur Natur schaffen kann, der alle Menschen teilhaben lässt“, so Weickmann.

Was der Global Nature Fund und seine Partner vermitteln, trägt in der Praxis Früchte. Naturpädagoginnen und -pädagogen in mehreren EU-Ländern haben Lehrpfade anhand der Projektmaterialien analysiert und neue Konzepte für einen inklusiven Zugang entwickelt. Ob mit Führungen in Gebärdensprache im jungen Nationalpark Schwarzwald, Audio-Informationsständen im Zoobotanischen Garten Torún in Polen oder dem barrierefreien Zugang zum Baumkronenweg Bachledka im slowakischen Tatra-Gebirge: Europaweit gibt es immer mehr Angebote, die zeigen, dass mit Mut, Willen und Kreativität ein erfüllender Zugang zum Naturerleben für Menschen mit Behinderung kein Traum bleiben muss.

(vk) ■

Barrierearme bzw. -freie Webseite in vier Sprachen: www.nature-without-barriers.eu

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