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Nachhaltigkeit
EU-Gesetzgebung gegen importierte Entwaldung ausgebremst Für die Produktion von Soja, Kakao, Palmöl oder Leder werden allzu oft Wälder zerstört. Eine Initiative der EU gegen den Import von Entwaldung ist aber ins Stocken geraten. Lobbygruppen der Industrie bringen sich in Stellung. Sie wollen die Gesetzesvorschläge so weit wie möglich schwächen.
ie Wälder der Erde schrumpfen in atemberaubendem Tempo. Dabei sind sie für unser Überleben unentbehrlich. Sie schützen nicht nur unser Klima, sie beheimaten auch eine ungeheure Vielfalt von Pflanzen und Tieren und sichern die Lebensgrundlage zahlreicher indigener und traditioneller Gemeinschaften. Im Schnitt werden pro Stunde etwa 800 Fußballfelder Wald vernichtet, vor allem in den Tropen. Rund 80 Prozent der weltweiten Entwaldung geht auf die Ausweitung der Landwirtschaft zurück, etwa für den Anbau von Palmöl oder Sojafuttermitteln. Ein großer Teil dieser Agrarprodukte wird für den Export, zum Beispiel in die EU produziert. Ohne es zu wissen, konsumieren oder nutzen wir tagtäglich Fleisch, Kaffee oder Autoreifen, die zur Zerstörung von Regenwäldern und Verletzung von Menschenrechten beigetragen haben. Bis heute gibt es weder in Deutschland noch in der Europäischen Union verbind-
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liche Vorgaben für Unternehmen, um diese importierte Entwaldung zu stoppen. Diese Produkte können weiter ungehindert auf dem EU-Markt gelangen.
mit einer Menschenrechtsverletzung wie einer Gesundheitsschädigung stehen. Biodiversitätsverlust und Klimaschäden, etwa durch Waldzerstörung, bleiben komplett unberücksichtigt.
Deutschlands Lieferkettengesetz lässt Waldschutz unberücksichtigt
EU-Gesetze unter Beschuss
Das im Juni verabschiedete deutsche Lieferkettengesetz ist zwar ein erster wichtiger Schritt hin zu verantwortungsvolleren Lieferketten. Allerdings hatten Wirtschaftsverbände wie der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) oder der Verband der Automobilindustrie (VDA) zusammen mit dem Wirtschaftsflügel von CDU/CSU und Wirtschaftsminister Altmaier bis zuletzt starken Druck ausgeübt und das Gesetz massiv ausgehöhlt, so dass es nun bloß einen kleinen Teil der Lieferkette abdeckt. Umweltbelange werden bis auf wenige Ausnahmen nur dann berücksichtigt, wenn sie im konkreten Zusammenhang
Während in Brasilien weiter Wälder für Fleisch, Leder und Sojafutter brennen und in Südostasien für Palmöl oder Naturkautschuk gerodet werden, wurde das für diesen Sommer erwartete europäische Lieferkettengesetz verschoben. Eigentlich hatte die EU-Kommission angekündigt, darin verbindliche Sorgfaltspflichten für alle auf dem EU-Markt tätigen Unternehmen sowohl in Bezug auf Umweltschutz als auch Menschenrechte festschreiben zu wollen. Das Vorhaben ist aber nun unter Beschuss geraten. Zum einen durch den EU-Normenkontrollrat, der die Verhältnismäßigkeit des Gesetzes anzweifelt, zum
Foto: Victor Moriyama/Rainforest Foundation Norway
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