Diagnose - 4/2016: Einsatz gegen Mangelernährung

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Österreich Hilfe beginnt im Kopf

Österreichische Post AG, Sponsoring-Post GZ02Z030498S, Verlagspostamt 1020 Wien, Gesamtkosten dieser Informationszeitschrift: 56 Cent (inkl. Produktion und Porto)

KADIR VAN LOHUIZEN

Nr. 4/2016

Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreich

Thema Einsatz gegen Mangelernährung Syrien Von der Welt verlassen


Update 1 Syrien & Jemen: „Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal sind eine nicht verhandelbare Grenze. Als solche muss sie auch in allen militärischen Handbüchern und Regelwerken klar und verständlich deklariert werden.“ Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen

PAULO FILGUEIRAS

Dringende Forderung: Joanne Liu appeliert an den UNO-Sicherheitsrat, Angriffe auf Spitäler zu stoppen (September 2016).

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Haiti: Nach dem Hurrikan Der tropische Wirbelsturm „Matthew“ hat in Haiti große Verwüstung verursacht. Hunderte Menschen sind gestorben, viele weitere wurden verletzt. Der Zugang zu den Dörfern in den am stärksten betroffenen Gebieten war nach dem Sturm schwierig. Viele Menschen wurden verletzt. Durch verunreinigtes Trinkwasser kam es zu einem Choleraausbruch. Ärzte ohne Grenzen hat die Hilfe in Haiti aufgestockt. Fast 90 internationale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind im Einsatz, um den Betroffenen zu helfen. In den ersten drei Wochen nach dem Hurrikan behandelten die Teams rund 2.500 Patienten und Patientinnen, zusätzlich versorgten sie 230 Cholera-Patienten. Mobile Kliniken wurden in entlegene Gebiete entsandt, Logistik-Teams errichteten Wasser-Reservoirs und verteilten rund 900.000 Tabletten zur Desinfektion von Wasser – eine wichtige Maßnahme, um der Verbreitung von Cholera entgegenzuwirken. Zunächst wurden rund 50 Tonnen an Hilfsgütern in den Karibikstaat geschickt. Ärzte ohne Grenzen leistet bereits seit vielen Jahren umfangreiche Hilfe in Haiti.

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■ Einsatzländer

von Ärzte ohne Grenzen

JOFFREY MONNIER/MSF

Weitere Informationen: www.msf.at/haiti

■ Einsatzkräfte aus Österreich derzeit auf Einsatz

Mobile Hilfe: Auch Hubschrauber sind im Einsatz, um entlegene Gebiete zu erreichen. Viele Straßen sind unpassierbar (Haiti, Oktober 2016).

Diagnose 4/2016


Editorial

ANNIE MCNICOLL/MSF

Margaretha Maleh Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Österreich

Engagement: 416.000 Menschen setzten sich namentlich für die Preissenkung ein (Zentralafrikanische Republik, März 2015).

Impfschutz: Erfolgreiche Kampagne Eine wichtige Kampagne von Ärzte ohne Grenzen hat jetzt zu einem ersten Erfolg geführt: Das Pharma-Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) senkt die Preise für seinen Pneumokokken-Impfstoff. Im April hatte Ärzte ohne Grenzen die Unterschriften von rund 416.000 Menschen aus 170 Ländern an GSK und Pfizer übermittelt. Inhalt Sie hatten die beiden einzigen Hersteller des Impfstoffs in einer Petition dazu Update 2 Aktuelle Meldungen Inhalt aufgefordert, die Preise zu senken. Die 3 Editorial Impfung rettet Kindern in Krisengebie Schwerpunkt ten das Leben: Die durch Pneumokok 4 Revolution durch Erdnusspaste ken ausgelöste Lungenentzündung ist die häufigste Todesursache bei Kindern 7 Interview: Mangelernährung weltweit. 8 Infografik Ein Angebot von Pfizer lehnte Bericht Ärzte ohne Grenzen hingegen ab: Das 10 Lage in Syrien 11 Gestrandet in Serbien Unternehmen wollte ein Kontingent Intern seines Impfstoffs spenden, statt den 12 Hilfe beginnt im Kopf Preis zu senken. Ärzte ohne Grenzen 13 E-Mail aus Amman besteht weiter auf einer Preissenkung Spenden des Pneumokokken-Impfstoffs, damit 14 Sportliche Kinder in ärmeren Regionen auch Unterstützung 15 Service künftig geimpft werden können. Die medizinische Arbeit sollte nicht von der Barmherzigkeit von Pharmakonzernen abhängen, sondern langfristig durch faire Preise unterstützt werden, so die Forderung.

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Weitere Informationen: www.msf.at/afairshot

IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien, Postfach 240, Tel.: 01/409 72 76, Fax: 01/409 72 76-40, E-Mail: office@aerzte-ohne-grenzen.at, www.aerzte-ohne-grenzen.at DVR-Nr.: 0778737, ZVR-Zahl: 517860 631 Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT43 2011 1289 2684 7600 Spender-Service: Tel.: 0800 246 292 Chefredakteur: Florian Lems Mitarbeit: Mag. Eva Hosp, Mag. Patricia Otuka-Karner, Dr. Klaus Täuber Grafisches Konzept und Produktion: buero8 Druck: Berger, Horn Erscheinungsweise: viermal jährlich Auflage: 124.000 Stück Gesamtkosten dieser Informationszeitschrift: 56 Cent (inkl. Produktion und Porto) Coverfoto: Eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen betreut ein mangelernährtes Kind in Lashkar Gah, Helmand (Afghanistan, Juni 2016).

Diagnose 4/2016

Die Angriffe stoppen Angriffe auf Krankenhäuser sind zur Normalität geworden. Das dürfen wir nicht akzeptieren.

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rinnern Sie sich, als im Oktober 2015 unser Krankenhaus in der afghanischen Stadt Kundus vom US-Militär bombardiert wurde? Wir forderten unabhängige Ermittlungen, doch es gab nur eine interne militärische Untersuchung. Politische oder rechtliche Konsequenzen gab es nicht. Seither ist ein Jahr vergangen, und leider müssen wir berichten, dass solche Angriffe traurige Normalität geworden sind. Allein in Syrien und im Jemen wurden in zwölf Monaten über 75 von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhäuser angegriffen. Das humanitäre Völkerrecht schreibt klar vor, dass medizinische Einrichtungen besonderen Schutz genießen; dennoch werden diese im Rahmen zynischer Militärstrategien gezielt angegriffen. Über die Folgen berichtet auf Seite 10 unser Syrien-Einsatzleiter. Während wir alles daran setzen, weiterhin medizinische Hilfe für Menschen in Konfliktgebieten zu leisten, versuchen wir, den politischen Druck zu erhöhen: Wir brauchen klare Zusagen, dass sich Regierungen, Militärs und bewaffnete Gruppen an die grundlegendsten Kriegsregeln halten. Unsere Botschaft: Stoppt Angriffe auf Spitäler. Ein anderes Thema, das uns derzeit sehr beschäftigt, ist der Boko-Haram-Konflikt und die dadurch ausgelöste Ernährungskrise in Nordnigeria. Hunderttausende Menschen, die aus ihren Dörfern fliehen mussten, erhalten zu wenig Hilfe. Vor allem die Jüngsten leiden: Es gibt Gebiete, in denen jedes dritte Kind schwer mangelernährt ist – und somit vom Tod bedroht. Wir haben unsere Hilfe massiv ausgeweitet. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir: Mit der richtigen Behandlung erholt sich ein Kind relativ rasch. Im Schwerpunktthema dieser DIAGNOSE-Ausgabe zeigen wir, wie unser Einsatz gegen Mangelernährung konkret funktioniert.

Ihre Margaretha Maleh, Präsidentin

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Schwerpunkt

Revolution durch Erdnusspaste rasch – ohne Hilfe kann Mangelernährung für ein Kind jedoch rasch lebensbedrohlich werden. Ist ein Körper mangelernährt, bekommt er zu wenige Nährstoffe. Dies führt zu einer Schwächung der inneren Organe, des Herz-Kreislauf- und des Immunsystems. Aufgrund der mangelnden Versorgung mit Nährstoffen wird auch die Haut oft in Mitleidenschaft gezogen, was zu Wunden führen kann. Die Auswirkungen davon hat die Krankenschwester Eleonore Bauer miterlebt. „Ein kleines Mädchen hatte komplett offene Beine, auch an Popo und Rücken war großteils keine Haut mehr“, berichtet die Wienerin, die ein halbes Jahr im Ernährungszentrum im Krankenhaus der Stadt Berbérati in der Zentralafrikanischen Republik gearbeitet hat. „Dazu kam noch Durchfall. Man kann sich vorstellen, dass der Verband dementsprechend oft schmutzig war.“ Eleonore Bauer und ihr Team bemühten sich, die Wunden der kleinen Christelle bestmöglich zu versorgen. Leider vergeblich: „Das kleine Mädchen entwickelte eine Blutvergiftung, an der sie zwei Tage später auf der Intensivstation starb.“

Mangelernährung. Im Nordosten Nigerias kämpfen Ärzte ohne Grenzen derzeit gegen eine massive Ernährungskrise. Die Teams setzen in solchen Situationen eine effiziente Form der Behandlung ein – die nach langer Überzeugungsarbeit endlich Standard ist. Besonders hart trifft es die Kleinsten, die Kinder unter fünf Jahren: Sie wachsen nicht mehr normal, sind anfälliger für Krankheiten und verlieren ihren Appetit. Ihr Leben gerät rasch in Gefahr. Die Lage in Nordnigeria ist kritisch. Doch es ist nicht die einzige Krise, in der die Teams von Ärzte ohne Grenzen mit den Folgen des Mangels konfrontiert sind. Mangelernährung ist in vielen Regionen ein chronisches Problem, ihre Behandlung daher ein wichtiger Bestandteil der Hilfsprogramme. Die Therapie ist effektiv und hilft

Fertignahrung Erdnusspaste: Kinder erholen sich rasch, wenn sie richtig behandelt werden (Nigeria, Juli 2016).

eines Kindes ist ein großer Verlust. Glücklicherweise erzielt Ärzte ohne Grenzen aber gerade bei Mangelernährung meist sehr gute Erfolge. Die therapeutische Fertignahrung, die Ärzte ohne Grenzen heute

*Name geändert

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Diagnose 4/2016

LOUISE ANNAUD/MSF

Revolution der Hilfe. Der Tod BENOIT FINCK

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ährend wir Holz suchten, wurden wir von Männern mit Gewehren bedroht. Wir haben große Angst. Und wir haben nichts zu essen, das ist ein ernstes Problem für unsere Kinder.“ So beschreibt Aissa Mudu* den Alltag für sie und ihre fünf Kinder. Ihre Familie lebt seit fast drei Jahren im Vertriebenenlager Beni Shiekh im Bundesstaat Borno, im Nordosten Nigerias. Die Lebensbedingungen sind sehr schwierig – eine Folge des Konflikts zwischen Boko Haram und der nigerianischen Armee. Hunderttausende Menschen wie Aissa Mudu und ihre Kinder haben Zuflucht in Städten oder Vertriebenenlagern gesucht, die vom Militär kontrolliert werden. Sie sind völlig auf Hilfe von außen angewiesen. Doch davon gibt es nicht genug. Mancherorts sind 15 Prozent der Kinder, die Ärzte ohne Grenzen untersucht hat, schwer mangelernährt. In der Stadt Banki ist sogar fast jedes dritte Kind betroffen.


Lebensrettende Hilfe: Familien, die vor der Gewalt in Nigeria fliehen, leben unter schwierigsten Bedingungen. Akut gefährdete Kinder werden mit Spezialmilch behandelt (Kamerun, Juni 2016).

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Auf der Flucht: Kinder in einem Lager in Beni Shiekh werden im Rahmen eines Screenings gewogen und untersucht (Nigeria, August 2016).

verwendet, wurde um 2005 entwickelt. Sie stellt eine echte Revolution dar: Es handelt sich um eine Erdnusspaste, die mit Milchpulver, Vitaminen und Mineralstoffen angereichert ist. Wird die Fertignahrung regelmäßig eingenommen, erholen sich die Kinder binnen weniger Wochen. Da sie in kleinen Päckchen verpackt ist und nicht weiter zubereitet werden muss, kann die Fertignahrung den Müttern in Wochenrationen mit nach Hause gegeben werden. Durch diesen ambulanten Ansatz können mehr Kinder behandelt werden: Ihnen bleibt eine stationäre Aufnahme in einem Ernährungszentrum erspart.

Dramatische Lage in Nigeria HUNGER. AUFGRUND DES KONFLIKTS MIT DER BOKO HARAM SIND IN DEN LÄNDERN RUND UM DEN TSCHADSEE MEHR ALS 2,7 MILLIONEN MENSCHEN AUF DER FLUCHT. IHRE LAGE IST BESORGNISERREGEND – VOR ALLEM KINDER SIND AKUT GEFÄHRDET.

BENOIT FINCK/MSF

Als die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Juli erstmals die betroffenen Gebiete im Bundesstaat Borno in Nordnigeria erreichten, trafen sie auf verzweifelte Menschen. Sie waren sehr lange von jeglicher Hilfe abgeschnitten und leiden in großem Ausmaß unter Hunger. Vor allem viele Kinder sind akut mangelernährt. Wie viele bereits gestorben sind, ist unklar. Allein in der Stadt Maiduguri leben 1,1 Millionen Vertriebene. Es sind zwei informelle und elf offizielle Lager entstanden. Die Menschen sind auf Hilfe von außen angewiesen. Anfang September stellten die Teams von Ärzte ohne Grenzen fest, dass auch hier 20,8 Prozent schwer und 37,3 Prozent moderat mangelernährt waren. Ärzte ohne Grenzen hat einen umfangreichen Noteinsatz gestartet. Manche Gebiete sind jedoch wegen der schlechten Sicherheitslage nach wie vor unerreichbar.

Intensivstation: Patienten und Patientinnen in kritischem Zustand werden stationär behandelt (Nigeria, Juli 2016).

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IKRAM N‘GADI

MOHAMMED SANABANI

Gefährdet: Viele Kinder wie Arwa sind im Jemen von Mangelernährung betroffen, einer direkten Folge des Konflikts (Jemen, August 2016).

Positive Entwicklung. Das war nicht immer so. Früher verwendeten viele Hilfsorganisationen minderwertige Mais-Soja-Mischungen. Erst nach umfangreichem Lobbying, maßgeblich durch Ärzte ohne Grenzen, wurde die therapeutische Fertignahrung als Standard in Ernährungskrisen eingeführt. Doch nicht immer können Kinder mit dieser Fertignahrung behandelt werden. Leidet ein Kind zusätzlich an einer Krankheit, wird es stationär aufgenommen und zunächst auf der Intensivstation versorgt. Der Körper muss sich erst wieder an Nahrung gewöhnen, die Kinder bekommen daher zunächst angereicherte Spezialmilch. Oft müssen sie mit einer Magensonde

ernährt werden. In acht kleinen, über 24 Stunden verteilten Mahlzeiten wird die Kalorienmenge langsam erhöht. Schlägt die Therapie an und trinkt ein Kind wieder selbst, erhält es therapeutische Fertignahrung und kann schließlich entlassen werden. Einige Zeit kommt es noch wöchentlich zur Kontrolle. Insgesamt hat Ärzte ohne Grenzen allein im vergangenen Jahr rund 181.600 mangelernährte Kinder stationär oder ambulant in Ernährungsprogrammen behandelt. Auch die Kinder von Aissa Mudu erhalten inzwischen Hilfe: Ärzte ohne Grenzen hat im Juli 2016 einen umfangreichen Noteinsatz in Nordnigeria gestartet und stockt die Hilfe laufend auf. In der Stadt Banki etwa wurden in den ersten zwei Tagen über 4.900 Kinder mit therapeutischer Nahrung versorgt und gegen Masern geimpft, 3.600 Familien haben Nahrungshilfe erhalten. Der Einsatz der Teams von Ärzte ohne Grenzen allein reicht aber nicht aus; die Organisation hat deshalb Alarm geschlagen und fordert mehr internationale Hilfe für die Menschen in Nordnigeria. Krisenherde weltweit. Auch wenn

akute Mangelernährung effizient behandelt werden kann – die Ursachen von Hunger und Mangel werden dadurch nicht beseitigt. Das zeigt sich im Jemen, wo seit über einem Jahr ein Konflikt tobt. Von den Auswirkungen ist auch der Diagnose 4/2016


Thema

Kleiner Kämpfer. Ähnliche Auswirkungen hat auch der Konflikt in Pakistan, wo Ärzte ohne Grenzen ebenfalls Ernährungsprogramme betreibt. Die irische Ärztin Aisling Semple erzählt von ihrem Patienten Bilal, der mit seiner Großmutter in das Kinderspital von Quetta kam, der Hauptstadt der unruhigen Provinz Belutschistan. Am Land hindern militärische Gruppen und Kämpfe die Menschen am Zugang zur Hilfe. „Als wir um Bilals Gitterbettchen standen, war uns allen gleich klar, dass dieses Kind unter Kwashiorkor leidet“, erzählt Ärztin Semple. „Das ist eine Form schwerer Mangelernährung. Nicht nur seine Arme und Beine waren stark angeschwollen, sondern auch sein ganzes Gesicht entstellt. Seine Augen waren so stark zugeschwollen, dass er sie kaum öffnen konnte.“ Doch wie sich bald zeigte, war Bilal ein kleiner Kämpfer. Sein Heilungsprozess war zwar langsam, allmählich gingen die Schwellungen aber zurück. „Als ich nach zwei Wochen wieder auf die Station kam, sah ich seine Großmutter mit einem hübschen kleinen Jungen in den Armen“, berichtet seine Ärztin. „Es dauert ein paar Minuten, bis ich ihn erkannte.“ Es war Bilal. Diagnose 4/2016

„Es ist ein Teufelskreis“ HINTERGRUND. STÉPHANE DOYON WAR JAHRELANG ALS ERNÄHRUNGSEXPERTE IM RAHMEN DER MEDIKAMENTENKAMPAGNE VON ÄRZTE OHNE GRENZEN TÄTIG. DERZEIT LEITET ER DAS BÜRO IM SENEGAL. IM GESPRÄCH ERKLÄRT ER DIE URSACHEN UND BEHANDLUNGSMETHODEN VON MANGELERNÄHRUNG. Warum sind Kinder anfälliger für Mangelernährung als Erwachsene? Kinder sind im Entwicklungsstadium, da kann Mangelernährung sehr kritisch sein. Vom Moment ihrer Geburt an wachsen sie ständig, ihr Gehirn entwickelt sich, ihre Bewegungsfähigkeit nimmt zu. All diese Entwicklungen brauchen ein bestimmtes Maß an richtigen Nährstoffen, sozusagen dem richtigen Treibstoff für ein Kind. Deshalb braucht es eine ausgewogene Ernährung, um gesund zu wachsen. Was passiert, wenn der Körper nicht genug Nahrung bekommt? Wenn der Körper nicht ausreichend Nährstoffe bekommt, schwindet zuerst der Fettanteil und danach die Muskeln. Mangelernährung schwächt den Körper und in der Folge auch das Immunsystem. Die Menschen werden anfälliger für Krankheiten, weil der Körper keine Abwehrkräfte mehr hat. Dadurch wird der Krankheitsverlauf verschlimmert, oft kommt es zu Komplikationen. Es ist ein Teufelskreis. Wie behandelt Ärzte ohne Grenzen Mangelernährung? Wir führen üblicherweise Screenings durch, also Untersuchungen, bei denen wir Fälle von Mangelernährung identifizieren und die Kinder in Ernährungsprogramme aufnehmen. Vor rund zehn Jahren fand hier eine wahre Revolution statt. Davor musste jedes Kind stationär in einer Klinik aufgenommen und behandelt werden. Sie erhielten dort

therapeutische Milch, eine Mischung, die etwa 1994/95 entwickelt worden war. Das Problem war allerdings, dass die Kinder eben stationär behandelt werden mussten. Es gab zu wenige Kliniken und zu wenige Betten, um eine ausreichende Versorgung zu

zu Hause zu behandeln. Was bedeutet das konkret? Wenn wir jetzt Kinder vorfinden, die mangelernährt sind, müssen nur ein oder zwei von zehn Kindern ins Krankenhaus überstellt werden. Das ist nur nötig, wenn sie zusätzlich krank sind und eine Behandlung brauchen. Alle anderen können zu Hause versorgt werden und kommen nur zu wöchentlichen Untersuchungen in die Klinik. Gibt es Erfolgsgeschichten in der Behandlung? Ja. Zum Beispiel, wenn ich ein Kind in meinen eigenen Armen in eine Klinik trage und mir

„Die heutige Behandlungsmethode ist nicht aufwendig, kostengünstig und zeigt sehr rasch Fortschritte.“ MSF

einjährige Essa Ibrahim aus dem Städtchen Amran betroffen: Der kleine Bub wurde bereits drei Mal wegen Mangelernährung behandelt. Zuletzt im Krankenhaus Al Thawra in Hodeidah, das von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wird. „Essa wurde immer schwächer und dünner. Es war schrecklich, ihn vor mir schwinden zu sehen“, erzählt seine Mutter. Sie verkaufte ihren Ehering, um sich den Transport ins Spital leisten zu können. Dort nimmt das Team pro Monat rund 50 schwer mangelernährte Kinder auf. Nicht immer kommen die Eltern rechtzeitig; manchmal können sie sich die Reise ins Krankenhaus nicht leisten, oder der Konflikt hindert sie daran.

Voller Einsatz: Ernährungsexperte Stéphane Doyon hat die Folgen von Mangelernährung oft persönlich miterlebt (2016).

ermöglichen. Das änderte sich, als ein Ernährungsexperte eine Paste aus Erdnüssen entwickelte, die auch Milch, Öle und alle wichtigen Nährstoffe enthält. Das Wichtige daran ist, dass diese Paste in einem Beutel verpackt ist, aus dem die Kinder direkt essen können und sie nicht weiter zubereitet werden muss. Dadurch war es plötzlich möglich, die Kinder

kaum vorstellen kann, dass es überleben wird. Und dann aber sehe, dass die Therapie rasch anschlägt. Wenn das Kind dann schon eine Woche später wieder gehen kann und ich zwei Wochen später mit ihm spiele. Das sind große Erfolge. Die heutige Behandlungsmethode ist nicht aufwendig, kostengünstig und zeigt sehr rasch Fortschritte.

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Thema

Mangelernährung behandeln

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enn Menschen über einen längeren Zeitraum nicht genug Nahrung haben oder bei der Ernährung wichtige Nährstoffe fehlen, entsteht Mangelernährung. Besonders Kinder sind davon betroffen. Mangelernährung wird durch das Verhältnis von Größe und Gewicht gemessen. Dafür gibt es Tabellen, die weltweit gültig sind. Es gibt aber noch eine andere Methode, Mangelernährung zu messen: das sogenannte MUAC-Band.

(Originalgröße)

Das MUAC-Armband Eine heute übliche Methode, um Mangelernährung zu messen, ist das sogenannte MUAC-Armband, das steht für „Middle Upper Arm Circumference“. Damit wird der Oberarmumfang der Kinder gemessen. Liegt dieser bei weniger als 115 Millimetern ist dies ein Zeichen für schwere Mangelernährung und das Kind braucht dringend Hilfe. Je nach Farbe behandeln die Teams von Ärzte ohne Grenzen betroffene Kinder unterschiedlich. Wenn das Armband einen Wert innerhalb der grünen Zone anzeigt, ist das Kind nicht mangelernährt.

Ein Kind wird gewogen, um Mangelernährung zu messen.

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Schwere Mangelernährung 50

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Schwere Mangelernährung mit Komplikationen Die am schwersten von Mangelernährung betroffenen Kinder werden stationär in einem Ernährungszentrum behandelt. Sie sind oft apathisch und haben keinen Appetit. In acht kleinen Dosen bekommen sie über 24 Stunden verteilt angereicherte Milch, manchmal über eine Magensonde. Wenn sie wieder selbstständig essen können, erhalten sie therapeutische Fertignahrung. Diese Erdnusspaste ist mit Milchpulver, Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Manche Kinder bleiben bis zu vier Wochen im Krankenhaus. Sobald es ihnen besser geht, wird ihre Behandlung zu Hause fortgesetzt. Einige Zeit kommen sie noch wöchentlich zur Kontrolle.

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Je nach Ergebnis der Messung erhalten mangelernährte Kinder die Diagnose moderate oder schwere Mangelernährung.

Moderate Mangelernährung

Risiko

Schwere Mangelernährung Durchmesser eines Kinderarmes (Originalgröße)

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Schwere Mangelernährung ohne Komplikationen

Moderate Mangelernährung

Kinder, die mangelernährt sind, aber keine zusätzlichen medizinischen Probleme wie Infektionen, Durchfall oder Malaria haben, werden ambulant betreut. Einmal pro Woche werden sie in einer Klinik untersucht. Sie erhalten bei dem Besuch therapeutische Fertignahrung für die folgende Woche. Diese Fertignahrung ist lange haltbar und benötigt keine weitere Zubereitung.

Kinder, die moderat mangelernährt sind, erhalten Nahrungsergänzungsmittel auf Milchbasis. Sie nehmen diese Ergänzungen mit ihrer üblichen Mahlzeit zu Hause ein.

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Bericht

GHAITH YAQOUT AL-MURJAN

Von der Welt verlassen Syrien. Carlos Francisco ist Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen für Syrien. Er beschreibt die dramatische Lage in den umkämpften Gebieten, wo nur noch wenige Ärzte Kriegsverletzte und Kranke behandeln.

Dramatische Situation. Francisco war Zeuge, wie der Krieg Syrien in einem noch nicht bekannten Ausmaß zerstörte, in den vergangenen Wochen besonders den Ostteil der Stadt Aleppo. Er hat erlebt, wie täglich Menschen bei Luftangriffen getötet wurden und wie die wenigen verbliebenen Ärzte verzweifelt um das Leben ihrer Patienten und Patientinnen kämpfen. In Ost-Aleppo gab es im Oktober nur noch 35 Ärzte, von denen nur sieben Kriegsverletzte operieren konnten. Das Personal arbeitet in den acht verbliebenen Krankenhäusern so viele Schichten, wie möglich; die Ärzte wissen, dass

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Syrien Fläche 185.180 km2 Einwohner 17,06 Millionen (2014) Hauptstadt Damaskus

Ärzte ohne Grenzen vor Ort Ärzte ohne Grenzen unterstützt alle verbliebenen Krankenhäuser in Ost-Aleppo (Stand Ende Oktober: acht Spitäler). Landesweit unterstützt die Hilfsorganisation mehr als 150 Gesundheitszentren und Kliniken. Im Norden Syriens betreibt Ärzte ohne Grenzen selbst sechs medizinische Einrichtungen. Ärzte ohne Grenzen versorgt auch Vertriebene in Syrien.

LOUISE ANNAUD / MSF

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twa 250.000 Menschen leben im belagerten Osten der Stadt Aleppo, ohne Hoffnung auf Hilfe oder Flucht“, berichtet Carlos Francisco, der seit Jänner 2015 die Projekte von Ärzte ohne Grenzen in Syrien leitet. „Erst wurden die umliegenden Gebiete getroffen, dann die in die Stadt führenden Straßen, dann Krankenhäuser, die Wasserversorgung, Wohngebiete und Rettungsausrüstung.“ Francisco berichtet von einer Stadt, die vom fünfjährigen Krieg erschöpft ist. Und die mit dem Beginn der Belagerung im Juli von jeder Hilfe abgeschnitten wurde. „Die Stadt wird vor unseren Augen verwüstet und dem Erdboden gleichgemacht.“

Schwierige Bedingungen: Ein Arzt versorgt ein Kind in einem von Ärzte ohne Grenzen unterstützen Spital im Osten der Stadt Aleppo (Syrien, August 2016).

ihre Fähigkeiten überall gebraucht Auch hier sind die Hilfsmöglichkeiten sehr begrenzt. Einsatzleiter werden. Francisco berichtet, wie die Teams Ärzte ohne Grenzen unterstützt den Zugang zu den Menschen rund die Helfer und Helferinnen in den um die Stadt Maskan verloren umkämpften Gebieten so gut wie haben, als die syrische Armee die möglich. Nach Aleppo konnten die Stadt einnahm und das KranTeams in den vergangenen kenhaus durch Beschuss zwölf Monaten jedoch nicht beschädigt wurde. „Es ist reisen. „Wir haben derzeit schwierig zu erfahren, nicht die Möglichkeit, wie viele Vertriebene dort in irgendeiner Weise dort sind. Manche sind selbst zu helfen“, bedauert Richtung Idlib geflohen, Francisco. Auch für die Carlos Francisco ist Einsatzleiter von da es dort mehr Vertrievon der Regierung konÄrzte ohne Grenzen benenlager gibt, aber trollierten Regionen hat für Syrien. viele leben auch einfach Ärzte ohne Grenzen seit auf den Feldern und schlafen unter Beginn des Konflikts keine ErlaubBäumen.“ nis, um dort tätig zu sein. „Aber in Die Menschen in Ost-Aleppo einigen von der Opposition kontrolhaben hingegen nicht einmal diese lierten Gebieten können wir arbeiMöglichkeit – zu fliehen. Francisco: ten, beispielsweise im ländlichen „Sie sind gefangen in einer Stadt, Raum rund um Aleppo und in Al die den Schrecken des syrischen Salamah, wo wir ein Krankenhaus Krieges verkörpert und in der alle betreiben.“ erdenklichen Arten von tödlichen Ärzte ohne Grenzen hilft auch Waffen eingesetzt werden.“ Vertriebenen innerhalb Syriens. Diagnose 4/2016


Bericht

Gestrandet in Serbien Flucht. Nach den Grenzschließungen sind viele Menschen entlang der Balkanroute gestrandet. Ihre Situation ist von Hoffnungslosigkeit und Willkür geprägt. Patricia OtukaKarner hat die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Serbien begleitet.

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Patricia Otuka-Karner arbeitet in der Kommunikationsabteilung von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Gewalt an der Grenze. Ärzte ohne

Grenzen ist seit November 2014 in Serbien tätig und leistet den Betroffenen Hilfe. Die Einsatzorte der Teams passen sich den Fluchtrouten der Menschen an. In Belgrad bieten die Teams mit einer mobilen Klinik medizinische Versorgung: Neben einem Arzt und

ACHILLEAS ZAVALLIS

PATRICIA OTUKA-KARNER

ie Balkanroute ist zwar offiziell geschlossen, „aktiv“ ist sie aber noch immer. Nach wie vor fliehen Menschen aus ihrer Heimat Afghanistan, Pakistan, Irak oder Syrien. Die Gründe sind oft ähnlich: So erzählt ein 17 Jahre alter Afghane aus Kundus, dass seine Familie von den Taliban bedroht wurde und er daher die Schule abbrechen musste. Er war fünf Monate unterwegs, um nach Serbien zu gelangen. Eigentlich will er weiter nach Deutschland, wo er Verwandte hat.

Ob ihm das gelingt, ist fraglich. Denn seit die ungarische Regierung im Juni härtere Grenzmaßnahmen gesetzt hat, sitzen tausende Menschen in Serbien fest. Sie leben meist unter schwierigen Bedingungen, oft im Freien, haben kaum Zugang zu Hilfe. Viele berichten unseren Teams, dass sie aus Ungarn zurückgedrängt wurden, oft mit Gewalt. Rund 5.700 Flüchtlinge, Migranten und Migrantinnen sind in Serbien gestrandet, etwa 200 kommen täglich neu ins Land. Die Flüchtlingslager sind voll, mehrere hundert Menschen schlafen auf den Straßen von Belgrad. Die bevorstehenden Wintermonate verschlechtern ihre Situation zusätzlich.

PATRICIA OTUKA-KARNER

Balkan: Die Einsatzorte von Ärzte ohne Grenzen passen sich den Fluchtrouten an. Oben: Eine mobile Klinik in Belgrad (links, Oktober 2016) und Bapska (September 2015). Unten: Flüchtende auf dem Weg zur Grenze (Oktober 2016).

Diagnose 4/2016

einer Krankenschwester kümmern sich auch kulturelle Vermittler und Übersetzer um die Patienten und Patientinnen. Außerdem ist eine Psychologin mit im Team. Der Bedarf an psychologischer Betreuung ist sehr hoch: Viele der Geflüchteten haben Gewalterfahrungen gemacht. Sie sind oft der Grund ihrer Flucht, doch auch entlang der Fluchtroute sind die Menschen häufig von Gewalt betroffen. Ein 16-jähriger Afghane berichtete mir, dass er an der Grenze zwischen der Türkei und Bulgarien von der bulgarischen Polizei angehalten und verprügelt wurde. „Sie haben uns mit Hunden verjagt, deshalb mussten wir uns im Wald entlang der Grenze verstecken. Acht Tage waren wir dort. Nachdem uns das Essen ausgegangen ist, haben wir begonnen, uns von Blättern zu ernähren.“ Auch in Subotica, direkt an der serbisch-ungarischen Grenze, sind die Teams im Einsatz. Hier sitzen ebenfalls immer wieder Menschen fest, trotz der kühlen Temperaturen leben sie in selbst gebauten Unterkünften. Auch hier behandeln unsere Teams Patienten und Patientinnen, die unter Schmerzen, Symptomen akuter Angst und Hoffnungslosigkeit leiden. Sie berichten von Misshandlungen durch die Polizei, Schlägen, Bissen von Polizeihunden, Tränengas und Elektroschocks. „Ich habe vier Mal versucht, die Grenze zu überschreiten. Das letzte Mal war vor drei Tagen“, sagt ein 18-Jähriger aus Pakistan. „Wir waren in einer Gruppe, die ungarische Polizei hat uns abgefangen und zurückgedrängt.“ Einer der jungen Männer hat eine große Wunde am Bein und wurde medizinisch betreut. Auch wenn die Umstände schwierig sind – der Einsatz der Teams von Ärzte ohne Grenzen gibt den Menschen Hoffnung. Sie werden wieder als Menschen wahrgenommen.

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Intern

Hilfe beginnt im Kopf

Schülern und SchülerInnen, um die Belagerung der syrischen Stadt Aleppo und die Bombardierung von Krankenhäusern“, erklärt JarosNitsch. „Es gibt für jedes Alter passende Themen und Möglichkeiten, aktiv zu werden.“ So organisierte ein Schülerteam der Handelsakademie BFI Wien jüngst einen Infostand über Ärzte ohne Grenzen am Tag der offenen Tür ihrer Schule. Die Neue Mittelschule Seitenstetten richtete im Frühjahr einen Benefizlauf für medizinische Hilfe aus, im Schloss Hetzendorf musizierten im Sommer Volksschulkinder zugunsten von Ärzte ohne Grenzen. In der Steiermark haben zwei Schulen einen schülerübergreifenden Workshop zu Äthiopien organisiert.

Jugendaktion. Seit Ärzte ohne Grenzen die Initiative Break the Silence 2004 ins Leben rief, haben sich tausende junge Menschen in Österreich mit vergessenen Krisen auseinandergesetzt – in der Schule, in der Jugendgruppe oder privat.

Themenspezifisch. Inzwischen be-

steht die Initiative seit zwölf Jahren und hat bereits tausenden jungen Menschen in Österreich die Mög-

Griechenland 2016

BRUNO FERT

Niger 2016

NICHOLE SOBECKI

Notunterkünfte Menschen auf der Flucht brauchen Schutz vor Hitze, Kälte und Nässe und einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen. Vielleicht erreichen sie ein bestehendes Flüchtlingslager oder finden Zuflucht in einer Hütte oder einem Haus. Wenn nötig verteilt Ärzte ohne Grenzen Zelte, Platikplanen oder anderes Material für den Bau einer einfachen Unterkunft.

ANNE BOHER

Medizinische Versorgung Das Immunsystem von Menschen auf der Flucht ist häufig durch Stress und Mangelernährung geschwächt. Das Risiko zu erkranken ist daher hoch. Ärzte ohne Grenzen behandelt Atemwegsinfektionen, Durchfall- und Hauterkrankungen, die durch fehlenden Zugang zu sauberem Wasser entstehen, sowie – in tropisch feuchten Gebieten – Malaria. Verletzungen durch Krieg und Gewalt erfordern in vielen Gebieten auch chirurgische Hilfsprogramme. Besondere medizinische Fürsorge brauchen schwangere Frauen und Kinder. Ärzte ohne Grenzen führt große Impfkampagnen gegen Masern und andere Infektionskrankheiten durch, um die Ausbreitung von Epidemien in Flüchtlingslagern zu vermeiden. Hatten die Menschen in ihrem Heimatland oder auf ihrer Flucht längere Zeit keinen Zugang zu Medikamenten, muss Ärzte ohne Grenzen oft auch chronische Krankheiten wie Diabetes behandeln. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten in Krankenhäusern oder kleineren, einfach eingerichteten Gesundheitsstationen. Sie kommen mit mobilen Kliniken direkt zu den Menschen oder versorgen die Flüchtlinge gleich nach der Rettung aus Seenot auf Schiffen.

Trinkwasser, Toiletten und Waschmöglichkeiten Der Zugang zu Trinkwasser und Wasser für die Körperhygiene ist wesentlich für die Gesundheit. Gibt es keine natürlichen Trinkwasserquellen, bereiten die Teams von Ärzte ohne Grenzen Wasser auf oder transportieren Trinkwasser in Lastwagen zu den Menschen. Pro Person und Tag sollten 20 Liter Wasser zum Trinken, Kochen und für die Körperpflege zur Verfügung stehen. (zum Vergleich: 135 Liter Wasser verbraucht eine Person in Österreich durchschnittlich pro Tag). Zur Vermeidung von Epidemien ist eine ausreichende Anzahl an Toiletten erforderlich. Pro 20 Personen sollte es mindestens eine Toilette geben. Häufig stellen Hilfsorganisationen einfache Plumpsklos bereit.

Südsudan 2012

Hilfe für Menschen auf der Flucht Türkei/Syrien 2016

Versorgung mit Nahrung und Hilfsgütern Auf der Flucht können die Menschen kaum etwas zum Essen mitnehmen. Sie sind auf die Verteilung von Lebensmitteln angewiesen. Sind viele Kinder mangelernährt, richtet Ärzte ohne Grenzen Ernährungszentren ein. Dort erhalten sie spezielle Fertignahrung, die sie rasch wieder zu Kräften kommen lässt. Welche Hilfsgüter darüber hinaus an die Menschen verteilt werden, hängt vom Bedarf ab. Es können zum Beispiel Hygieneartikel, Wasserbehälter, Decken, Kochgeschirr oder – in Malariagebieten – Moskitonetze sein.

Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen fliehen müssen. Derzeit sind mehr als 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Ärzte ohne Grenzen hilft ihnen in ihren Heimatländern und in den Nachbarländern, auf den Fluchtrouten und in Europa. Die Teams leisten vorallem medizinische und psychologische Hilfe. Bei Bedarf übernimmt die Organisation auch andere Aufgaben.

Ärzte ohne Grenzen versteht sich auch als Sprachrohr für Menschen in Not und prangert Missstände an, wenn die Teams in den Einsatzgebieten Zeugen davon werden. Ärzte ohne Grenzen fordert sichere und legale Fluchtwege, damit Menschen um Asyl ansuchen können, ohne auf der Flucht ihr Leben riskieren zu müssen.

Malta 2009

JULIE REMY

Krieg, Vertreibung, Verfolgung, Armut.

JUAN CARLOS TOMASI/MSF

I

ch bin davon überzeugt: Hilfe beginnt im Kopf,“ erklärt Marion Jaros-Nitsch, die für den Jugendschwerpunkt von Ärzte ohne Grenzen verantwortlich ist. Aus diesem Grund wurde die Initiative Break The Silence gegründet: Das Projekt thematisiert die Anliegen der Organisation unter Jugendlichen – und schafft so Bewusstsein für die Bedeutung humanitärer Hilfe. Selbst aktiv zu werden, spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn immer wieder treten Jugendliche an Ärzte ohne Grenzen heran und fragen, ob sie etwas gegen die Not von Menschen in Krisengebieten tun können. Sie wollen sich engagieren, wissen aber nicht, wie. Erwachsene können spenden oder manchmal auch selbst tätig werden – für Kinder und Jugendliche kommt das jedoch nicht in Frage. Mit Break the Silence wurde deshalb Raum für ihr Engagement geschaffen.

Psychologische Hilfe Viele Flüchtlinge verkraften die Flucht, die vorangegangenen Erlebnisse und die Unsicherheit nur schwer. Manche haben Angehörige verloren oder Gewalt erfahren. Angstzustände, Depressionen, Panikattacken oder Aggression können die Folgen sein. Betroffen sind oft auch Kinder. Ärzte ohne Grenzen bietet daher auch psychologische Hilfe an und unterstützt dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

Break the Silence ist die Jugendaktion von Ärzte ohne Grenzen Österreich. Ziel ist, dass junge Menschen sich über die Arbeit der Organisation informieren, ihr Wissen weitergeben und so die Öffentlichkeitsarbeit von Ärzte ohne Grenzen konkret unterstützen. Ob Infostand, Aktionstag oder Projekt an der Schule, in Vereinen wie den Pfadfindern oder über Social media etc. Infos und kostenloses Material: www.break-the-silence.at

19.09.16 14:04

Kostenlos bestellen: Schulplakat über Hilfe für Menschen auf der Flucht: marion.jaros@vienna.msf.org

lichkeit gegeben, sich für Ärzte ohne Grenzen einzusetzen. Das geschieht in Projekten, die von den Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden – mit Unterstützung durch Ärzte ohne Grenzen. Die Themen sind vielfältig: „Dabei kann es etwa um den Zusammenhang zwischen Wasser und Gesundheit gehen – zum Beispiel in einer Volksschule. Oder, bei älteren

Humanitärer Kongress

„Forced to Flee – Humanity on the Run“ Der 4. Humanitäre Kongress Wien findet am 3. März 2017 an der Universität Wien statt. Ziel des Events ist es, durch konstruktive Analyse und Diskussionen die Ursachen und Folgen von Flucht und Vertreibung zu beleuchten. In Podiumsdiskussionen mit namhaften Experten und Expertinnen sowie Interessierten, aber auch Betroffenen wird die wichtige Rolle der humanitären Hilfe sowie humanitärer Werte thematisiert. Ziel ist es, einen Beitrag zu langfristigen Lösungen zu leisten. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Informationen: www.aerzte-ohne-grenzen.at/humanitaerer-kongress-wien

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Schweigen brechen. Pro Jahr wer-

Die Jugendaktion von

plakat_msf_flucht_ENDE.indd 1

N THE RUN

HUMANITY O

3rd March 2017

www.humanitariancongress.at University of Vienna

In collaboration with

den durchschnittlich 25 Initiativen umgesetzt. Gemeinsam ist ihnen die Auseinandersetzung mit humanitärer Arbeit und den Prinzipien von Ärzte ohne Grenzen. „Sich über vergessene Krisengebiete zu informieren und diese Infos auch weiterzugeben, ist wesentlich. Es geht tatsächlich darum, das Schweigen zu brechen“, so Marion Jaros-Nitsch. „Immer wieder erlebe ich, wie Kollegen und Kolleginnen von ihren Hilfseinsätzen zurückkommen und verwundert sind, wie wenig man hier darüber hört, was in den Einsatzgebieten passiert.“ Genau hier setzen die Jugendaktionen an. So unterstützen Schüler und Jugendliche zugleich die Öffentlichkeitsarbeit von Ärzte ohne Grenzen. Vor allem aber sind die Jugendprojekte für die Kinder und Jugendlichen lehrreich. Lehrerin Renate Gonaus vom Bundesrealgymnasium Tulln betont: „Am wichtigsten ist uns Lehrerinnen, dass unsere Schüler und Schülerinnen lernen, uneigennützig und selbstständig zu helfen. Dazu hat unser Projekt mit Ärzte ohne Grenzen beigetragen.“

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Weitere Informationen: www.break-the-silence.at

Diagnose 4/2016


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Klaus Täuber Der oberösterreichische Arzt arbeitet derzeit in einem Spital in Jordanien.

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Für Ärzte ohne Grenzen derzeit im Einsatz

E-Mail aus Amman DER ARZT KLAUS TÄUBER AUS OBERÖSTERREICH IST FÜR ÄRZTE OHNE GRENZEN IN JORDANIEN IM EINSATZ. DER 75-JÄHRIGE BERICHTET ÜBER SEINEN ALLTAG IM KRANKENHAUS AL MOWASAH.

Marcus Bachmann, Südsudan Wien, Einsatzleiter Ursula Berndt, Haiti Wien, Pharmazeutin

Mein Arbeitsplatz befindet sich im Krankenhaus Al Mowasah. Es liegt in Marka, im östlichen und ursprünglicheren Teil von Amman. Das Spital ist ausschließlich auf rekonstruktive, also auf wiederherstellende Chirurgie spezialisiert und behandelt schwer und schwerstverletzte Menschen aus der gesamten Region. Denn in vielen der umliegenden Länder herrschen Konflikte, etwa in Syrien, im Irak oder im Jemen. Viele Patienten und Patientinnen kommen mit schlecht versorgten Verletzungen, infizierten, nicht heilenden Wunden. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil davon sind Frauen und Kinder. Viele von ihnen haben schwere Verbrennungen erlitten, die langwieriger plastisch-chirurgischer Behandlungen bedürfen. Diese können sich über mehrere Jahre erstrecken. So stammt der derzeit am längsten in Behandlung stehende Patient aus dem Jemen und wird seit November 2014 betreut.

Kani Biyoudi, Zentralafrikanische Republik Prag (CZ), Administratorin Lucie Brazdova, Libanon Cesky Brod (CZ), Hebamme Anna Deutsch, Nigeria Wien, Administratorin Sidy Diallo, Niger Wien, Arzt Gabriele Dopler, Tschad Waizenkirchen, Administratorin Nina Egger, Haiti Graz, Hebamme Monika GattingerHolböck, Libanon Salzburg, Psychologin

Ärztlich versorgt werden unsere Kranken von vier orthopädischen und einem plastischen Chirurgen, einem Spezialisten für Gesichts- und Kieferchirurgie sowie drei Anästhesisten und Anästhesistinnen. Ergänzt wird das Team durch zahlreiche Physiotherapeuten. Mit der Dauer des Aufenthalts der Patienten und Patientinnen steigt der Bedarf an psychologischer Betreuung enorm, wofür ein Psychiater und mehreren Psychologen und Psychologinnen zur Verfügung stehen. Wir Einsatzmitarbeiter sind für die Umsetzung der Standards von Ärzte ohne Grenzen, Weiterbildung und Schulung sowie die Optimierung der alltäglichen Abläufe verantwortlich.

Wohl am stärksten betroffen gemacht hat mich bisher die große Zahl von Kindern und jungen Menschen, die unschuldig bleibende Schäden erlitten haben, wie Amputationen, Versteifungen oder Verbrennungsnarben. Sie sind für ihr weiteres Leben gezeichnet – trotzdem blicken sie meist optimistisch in die Zukunft.

Mit vielen herzlichen Grüßen, Klaus Diagnose 4/2016

Barbora Habanova, Ukraine Strancice (CZ), Administratorin Michael Hagleitner, Jordanien St. Johann i. T., Krankenpfleger

Diese Auflistung beinhaltet nicht alle Einsatzkräfte.

Unsere Patienten sind nicht nur Verletzte, viele haben auch einen erhöhten Blutdruck, andere sind zuckerkrank, manchmal auch übergewichtig oder herzkrank oder haben psychosomatische Beschwerden. Meine Aufgabe ist es, die lokalen Kollegen und Kolleginnen in internistischen Belangen zu unterstützen und ihnen Behandlungsrichtlinien in die Hand zu geben. Dadurch soll die Wartezeit für die oft schmerzgeplagten Patientinnen verkürzt werden.

Paul Grohma, Uganda Wien, Gesundheitsaufklärung

Zsofia Laszlo, Zentralafrikanische Republik Budapest (HU), Gesundheitsaufklärung

Ioan-Radu Lucaci, Bangladesch Oradea (RO), Leiter des medizinischen Teams Dusan Mach, Jemen Nove Mesto na Morave, Anästhesist

Andrea Marchart, Usbekistan Wien, Pharmazeutin Herbert Matzinger, Zentralafrikanische Republik Kongo Klosterneuburg, Chirurg Berend Jan Meijer, Mexiko Wolkersdorf, Projektkoordinator Razvan Panait, Zentralafrikanische Republik Bukarest (RO), Administrator Maria Papsova, Italien Povazska Bystrica (SK), Finanzkoordinatorin

Lajos Jecs, Libanon Szolnok (HU), Krankenpfleger

Vaclav Pech, Libanon Prag (CZ), Labortechniker

Markus Koglgruber, Demokratische Republik Kongo Wien, Logistiker

Sidy Diallo Der Arzt aus Wien ist in einem Notprogramm im Niger im Einsatz.

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Renata Machalkova, Südsudan Bratislava (SK), Administratorin

Lenka Pazicka, Ukraine Krmelin (CZ), Administratorin

Jarmila Kliescikova, Myanmar Prag (CZ), medizinische Leiterin

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Andrea Lisa, Südsudan Prag (CZ), Administratorin

Stanislav Havlicek, Südsudan Prestice (CZ), Pharmazeut

Jana Karolyiova, Papua Neuguinea Prag (CZ), Pharmazeutin

Anna Deutsch Die Wienerin ist als Administratorin in einem Ernährungsprogramm in Nigeria tätig.

Veronika Polcova, Swasiland Prag (CZ), Ärztin Jan Pouza, Afghanistan Brno (CZ), Logistiker

Vera Schmitz Die Krankenschwester arbeitet in einem Ernährungsprogramm in Nigeria. Bernadette Schausberger, Sierra Leone Wien, Gesundheitsaufklärung Daniela Schmiedhuber, Südsudan Perg, Administratorin Vera Schmitz, Nigeria Wien, Krankenschwester Bernadette Schober, Südsudan Rossleithen, Projektkoordinatorin Gerhard Schreiner, Kirgisistan Graz, Logistiker Kristina Skender, Demokratische Republik Kongo Osijek (HR), Pharmazeutin

Josef Prochazka, Kirgisistan Kolin (CZ), Logistiker

Eszter Varga, Demokratische Republik Kongo Budapest (HU), Logistikerin

Anna-Theresa Rainer, Südsudan Innsbruck, Krankenschwester

Yasmin Weber, Guinea-Bissau Wien, Ärztin

Auf Einsatz gehen: www.msf.at/auf-einsatz-gehen

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EVELYN HRONEK

Spenden

Aktiv: Diese Kärntnerinnen verbinden sportliches mit sozialem Engagement. Ein hilfreicher Einsatz für Ärzte ohne Grenzen.

Sportliche Unterstützung für die Einsatzteams Mitwirken. Eine Gruppe engagierter Unterstützerinnen sammelt seit zwölf Jahren Spenden für Ärzte ohne Grenzen. Eine Erfolgsgeschichte aus Kärnten.

Gemeinsam handeln Mit Freude helfen Ob mit sportlicher Motivation im Laufverein, bei einem Benefizkonzert oder beim weihnachtlichen Punschstand – eine Spendenaktion zu organisieren und sich persönlich für eine gute Sache einzusetzen, macht Spaß. Es gibt viele Möglichkeiten, Spenden für Ärzte ohne Grenzen zu sammeln. Als Privatperson, Verein oder Unternehmen – Ihre Unterstützung hilft. Machen Sie sich stark für Notleidende; machen Sie mit Ihrer Spendenaktion in Ihrem Familien-, Freundes- und Kollegenkreis auf die weltweite Arbeit von Ärzte ohne Grenzen aufmerksam. Humanitäre Hilfe braucht Menschen, die hinschauen und handeln. Wir beraten Sie gerne, wie Sie eine Spendenaktion organisieren können. www.aerzte-ohne-grenzen.at/ initiative

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ordic Walking ohne Grenzen“ – so lässt sich eine bemerkenswerte Initiative beschreiben, die zwei Unterstützerinnen ins Leben gerufen haben. Die beiden Kärntnerinnen haben eine Gruppe gegründet, die gemeinsam Sport betreibt – und zugleich die weltweite medizinische Nothilfe unterstützt. Doch der Reihe nach. Alles begann im Jahr 2004, als zwei Freundinnen beschlossen, sich regelmäßig zum Nordic Walking am Kreuzbergl zu treffen, dem Klagenfurter Hausberg. Bald begleiteten auch andere Naturliebhaber die beiden bei ihren Touren durch den Wald. Irgendwann hatten die beiden Organisatorinnen die Idee, die gemeinsame Aktivität zu nutzen, um Spenden zu sammeln. „Ich wollte in meiner Pension etwas Gutes tun. Wir kommen beide aus dem Gesundheitsbereich, deshalb wollten wir eine medizinische Hilfsorganisation unterstützen“, erinnert sich Elisabeth Germ. Damals

habe es in Kärnten zwar einige Spendeninitiativen gegeben, doch keine zugunsten von Ärzte ohne Grenzen. Deshalb beschlossen die diplomierte Krankenschwester und ihre Mitinitiatorin, die Ärztin Monika Jelen-Srienc, eine Spendenaktion für die Organisation zu starten. „Wir finden es wichtig, dass Ärzte ohne Grenzen Menschen unterstützt, wenn diese medizinische Hilfe brauchen, egal aus welchem Grund. Diese weltweite Hilfe wollten wir unterstützen.“ Erfolgreiche Initiative. Inzwischen hat sich die Idee der beiden Klagenfurterinnen zu einer erfolgreichen Initiative entwickelt: Die „Sportgruppe“, wie sie sich selbst nennt, besteht aus knapp 50 aktiven Mitgliedern, die sich jeden Montag in zwei Gruppen treffen. Das Prinzip ist einfach: Jeder kann mitmachen – gegen eine freiwillige Spende. Auf diese Weise

wurden in den vergangenen zwölf Jahren schon mehr als 32.000 Euro gesammelt, die in die Hilfsprogramme von Ärzte ohne Grenzen geflossen sind. „Wir sind inzwischen eine nette Runde, die auch andere Aktivitäten unternimmt. Manchmal kochen wir gemeinsam, oder wir treffen uns einfach zum Plaudern“, berichtet Elisabeth Germ. Einmal pro Jahr wird ein Vortrag organisiert: Mit Unterstützung des Wiener Büros von Ärzte ohne Grenzen wird eine Mitarbeiterin eingeladen, die über ihren Hilfseinsatz berichtet. Meist wird auch ein Film über die aktuellen Einsätze der Organisation gezeigt. „So sehen wir auch gleich, wie unsere Spenden eingesetzt werden“, erklären die engagierten Unterstützerinnen. Ob sie einen Tipp für andere Spender und Spenderinnen haben, die überlegen, eine Spenden-Initiative ins Leben zu rufen? „Ja – einfach machen!“ Diagnose 4/2016


uns: hen Sie ien So erreic 1020 W frei) aße 10, tr rs o b b e ühren Ta 6 292 (g 4 2 0 0 Tel.: 08 76-42 409 72 uns: -grenzen.at Fax: 01/ ie ne S eichenerzte-oh0 Wieannk Soseprr ende@ae 10, 10E2rs te B i) : ß hren7fr6e00 rstra konto 2 (gebü bo TaS penden 246 29 89 2684 2 1 1 1 0 0 2 8:0AT43 0N l.: A TeIB 76-42 4 09 7 2 zen.at Fax: 01/ ne-gren erzte-oh a @ e k d n n a spe Erste B 7600 nkonto: 9 2684 Spende 1 0 1 1 28 2 3 4 T A IBAN:

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Antonia Rau

Die Wienerin war zuletzt in Nigeria im Einsatz. Sie ist überzeugt: „Jeder Mensch in Not hat ein Recht auf Hilfe.“ Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch. Ärzte ohne Grenzen wirkt weltweit. Wirken Sie mit. Erste Bank IBAN AT43 2011 1289 2684 7600

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