Jahresbericht Ärzte ohne Grenzen Österreich 2013

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im einsatz 2013 jahresbericht Ärzte ohne Grenzen Österreich

Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis

Juan Carlos Tomasi/MSF

Weltweiter Einsatz: Ärzte ohne Grenzen leistet in mehr als 60 Ländern schnell und unparteiisch medizinische Hilfe für rund neun Millionen Menschen in Not.


Wenn vergessene Krisen eskalieren

2013: Das vergangene Jahr war vielerorts von Übergriffen auf Zivilisten und mangelndem Respekt vor medizinischen Einrichtungen geprägt. Dank dem Engagement unserer Teams konnten wir Notleidenden dennoch effektiv und unbürokratisch helfen.

Rainer Fehringer

Einsatzgebiete von Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2013

Einsatzgebiete von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières Unterstützung durch Ärzte ohne Grenzen Österreich und/oder Freiwillige aus Österreich im Einsatz

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien, Postfach 240, Tel.: 01/409 72 76, Fax: 01/409 72 76-40, Spender-Service: 0800 246 292 (gebührenfrei), E-Mail: office@aerzte-ohne-grenzen. at, Website: www.aerzte-ohne-grenzen.at Spendenkonto: PSK, IBAN AT62 6000 0000 9304 0950 Chefredaktion: Florian Lems Verantwortlich: Mag. Irene Jancsy Redaktion: Daniela Ferrari, Katja Ott, Andreas Plöckinger, Horst Schmid MBA, Mag. Barbara Wessely Gestaltung und Pro­duk­tion: buero8 Druck: Druckerei Berger, Horn Auflage: 94.000 Stück, diagnose 2a/2014, Österreichische Post AG / Sponsoringpost, 1020 Wien, GZ02Z030498S. DVR-Nr.: 0778737, ZVR-Zahl: 517860631

Coverfoto: Ein Arzt untersucht ein Kind im Krankenhaus in Madaoua, wo Ärzte ohne Grenzen gegen Mangelernährung und Malaria kämpft. Niger, September 2013.

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Im Jahr 2013 sind zwei chronische Krisen eskaliert, die uns schon seit vielen Jahren beschäftigen. Sowohl in der Zentralafrikanischen Republik als auch im Südsudan mussten die Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) zusätzlich zu den bestehenden Hilfsprogrammen Noteinsätze starten, um tausende Verletzte zu behandeln und hunderttausende Vertriebene zu versorgen. Die Hintergründe Dr. Reinhard Dörflinger, Präsident von Ärzte der beiden Konflikte sind unterschiedlich, die Leidtragenden ohne Grenzen Österreich sind aber dieselben: Zivilpersonen, die zwischen die Fronten geraten und sogar gezielt angegriffen werden – aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer religiösen Überzeugung oder weil sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Große Sorge bereitet uns auch der fehlende Respekt vor medizinischen Einrichtungen: Im Südsudan wurden Krankenhäuser angegriffen, geplündert und zerstört. Und auch in der Zentralafrikanischen Republik wurden Spitäler und Patienten nicht verschont. Trotz der schwierigen Bedingungen konnte Ärzte ohne Grenzen die Hilfe massiv aufstocken; in beiden Ländern sind derzeit mehrere tausend internationale und einheimische Kollegen und Kolleginnen im Einsatz. Zugleich haben wir die unzureichende internationale Reaktion kritisiert und auf mehr Engagement für zwei Krisengebiete gepocht, für die wir schon seit Jahren mehr Aufmerksamkeit fordern. Die dramatische Verschlechterung der Situation, sowohl in der Zentralafrikanischen Republik als auch im Südsudan, verdeutlicht auf

jahresbericht 2013


März » Ärzte ohne Grenzen warnt, dass die humanitäre Hilfe für die Menschen in Syrien unzureichend ist, und ruft alle Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft dazu auf, Hilfe zu ermöglichen.

November » Ein verheerender Taifun verwüstet Teile der Philippinen. Teams von Ärzte ohne Grenzen starten sofort einen umfangreichen Noteinsatz in den am schwersten betroffenen Regionen.

Das Jahr 2013: Einsatz für Menschen in Konfliktgebieten, Katastrophenhilfe und Kampf gegen Malaria

Nyani Quarmyne, Nicole Tung/MSF, Juan Carlos Tomasi, Martina Bacigalupo, Yann Libessart, Pierre Terdjman

Jänner » Im Rahmen der Operation „Serval“ gegen islamistische Gruppen greifen französische und malische Truppen Ziele im Norden Malis an. Ärzte ohne Grenzen fordert Zugang zu Verletzten und ruft zu Respekt vor medizinischen Einrichtungen auf.

Juli » In der Sahelzone beginnt die Regenzeit und somit die Malaria-Saison. In Niger verabreicht Ärzte ohne Grenzen erstmals präventiv MalariaMedikamente an über 200.000 besonders gefährdete Kleinkinder, um sie gegen die Krankheit zu schützen.

tragische Weise, dass wir nicht grundlos immer wieder versuchen, auf vergessene Krisen aufmerksam zu machen. Ganz anders verhält es sich bei Naturkatastrophen, denen deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Im November blickte die Welt gebannt auf die Philippinen, wo der Taifun „Haiyan“ eine Spur der Verwüstung zog. Mit einem Schlag waren hunderttausende Menschen auf Nothilfe angewiesen. Dank jahrelanger Erfahrung konnten unsere Teams in kürzester Zeit in den am schwersten betroffenen Regionen aktiv werden. Sie leisteten medizinische Hilfe, betreuten Betroffene psychologisch und verteilten Hilfsgüter an tausende Familien. Zurück zu den vergessenen Krisen: Diese zu thematisieren war eine wichtige Motivation meines Vorgängers Clemens Vlasich, als er im Jahr 1994 begann, die österreichische Sektion von Ärzte ohne Grenzen aufzubauen. Heuer jährt sich die Gründung zum 20. Mal. Inzwischen hat Ärzte ohne Grenzen sich zu einer der spendenstärksten Hilfsorganisationen in Österreich entwickelt. Allein im vergangenen Jahr konnte das Wiener Büro 125 Einsatzkräfte in Krisengebiete entsenden und 35 Hilfsprogramme in 20 Ländern finanziell unterstützen. Diese unabhängige Hilfe ist nur dank der Unterstützung durch tausende Spender und Spenderinnen möglich. Unabhängigkeit und Unparteilichkeit erlauben es Ärzte ohne Grenzen, auch in Konfliktgebieten zu arbeiten, in denen es nur wenig internationale Hilfe gibt. Etwa in Syrien – wo der Krieg unvermindert anhält. Das Jahr 2013 war von einer weiteren Zuspitzung der Lage für die Bevölkerung geprägt; Millionen Menschen sind auf der Flucht. Trotz enormer Herausforderungen leisten unsere Teams

jahresbericht 2013

August » Somalia: Aufgrund wiederholter Angriffe auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und der Tatsache, dass bewaffnete Gruppen und die zivile Führung diese tolerieren, muss Ärzte ohne Grenzen sich aus dem Bürgerkriegsland zurückziehen.

Dezember » Fast gleichzeitig eskaliert die Situation in der Zentralafrikanischen Republik und im Südsudan. Ärzte ohne Grenzen stockt die Nothilfe in beiden Ländern massiv auf.

humanitäre Hilfe im Konfliktgebiet und in den umliegenden Ländern. Bei Drucklegung dieses Jahresberichts unterhielt Ärzte ohne Grenzen in Syrien fünf Feldspitäler und unterstützte rund 50 Krankenhäuser sowie 80 Gesundheitszentren mit medizinischem Material und Know-how. Dabei werden sowohl Gebiete abgedeckt, die von der Opposition kontrolliert werden als auch solche, die unter Regierungskontrolle stehen. In einem anderen Konfliktgebiet sind wir hingegen an unsere Grenzen gestoßen: Im August 2013 musste Ärzte ohne Grenzen sich aus Somalia zurückziehen, nach 22-jähriger ununterbrochener Tätigkeit in dem Land. Wiederholte Angriffe auf unsere Teams und die Tatsache, dass bewaffnete Gruppen und die zivile Führung diese tolerierten, ließen eine Weiterführung der Arbeit nicht mehr zu. Eine Rückkehr wird erst möglich sein, wenn alle Parteien sich dazu bekennen, die Sicherheit der Helfer und Helferinnen zu gewährleisten. Mehr über unsere Arbeit erfahren Sie in diesem Jahresbericht, in dem wir ausführlich berichten, welche Hilfsprogramme 2013 mit Spenden aus Österreich unterstützt wurden. Den noch detaillierteren Finanzbericht können Sie auf unserer Homepage unter www.msf.at/bilanz einsehen.

Dr. Reinhard Dörflinger

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Einsatzgebiete: Die folgenden Programme von Ärzte ohne Grenzen wurden im Jahr 2013 mit Spenden aus Österreich unterstützt.

Äthiopien: In Afar richtete Ärzte ohne Grenzen aufgrund einer Dürre ein therapeutisches Ernährungsprogramm ein. 4

Äthiopien Medizinische Hilfe und Unterstützung für Flüchtlinge Ade

Ä

thiopien hat zwar einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, viele Menschen haben aber nach wie vor keinen Zugang zu medizinischer Hilfe. Vor allem in abgelegenen Teilen des Landes und in Konfliktgebieten ist die Gesundheitsversorgung unzureichend. Ärzte ohne Grenzen arbeitet deshalb in Krankenhäusern und besucht mit mobilen Kliniken Dörfer und Nomaden, etwa in der Somali-Region im Osten des Landes. Die Hilfe umfasst neben medizinischer Grundversorgung, der Behandlung von Mangelernährung und Geburtshilfe auch die Therapie von Tuberkulose (TB) sowie psychologische Hilfe. In der Amhara-Region konzentriert sich die Hilfe auf eine Krankheit, die vor allem ärmere Menschen betrifft. Viszerale Leishmaniose, oder Kala Azar, gilt als vernachlässigt, weil sich die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für Arzneimittelhersteller wirtschaftlich nicht lohnt. In Abdurafi behandelt Ärzte ohne Grenzen vor allem Patienten und Patientinnen, die zugleich HIV-positiv sind oder an TB leiden. Die Behandlung von Personen mit einfacher HIV/ Aids-Infektion hat das Team 2013 an die Gesundheitsbehörden abgegeben, um sich noch mehr auf die Ko-Infektionen mit Kala Azar

konzentrieren zu können. Das Team behandelt auch mangelernährte Kinder. In der Sidama-Verwaltungszone südlich der Hauptstadt Addis Abeba hat Ärzte ohne Grenzen ein Hilfsprogramm speziell für Mütter und Kinder eingerichtet. Mobile Teams suchen Dörfer auf und bieten medizinische Hilfe. Sie führten 2013 über 10.400 Schwangerschaftsberatungen und Mutter-KindUntersuchungen durch und impften rund 19.000 Kinder. Für Risikoschwangerschaften steht ein eigenes Haus zur Verfügung, in dem Frauen auf die Geburt warten können. Hilfe für Kinder stand auch in Afar im Mittelpunkt, einer Provinz im Nordosten, die von einer Dürre heimgesucht wurde. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen richtete ein Zusatznahrungsprogramm ein und behandelte knapp 1.900 Kinder medizinisch. Ärzte ohne Grenzen hat 2013 weiterhin Flüchtlinge versorgt, die aus Somalia und dem Südsudan nach Äthiopien geflohen sind. So auch in Dolo Ado an der somalischen Grenze, wo Ärzte ohne Grenzen den Flüchtlingen medizinische Hilfe bietet. Das Team betreibt eine stationäre Krankenabteilung, bietet chirurgische Hilfe bei kritischen Geburten und unterhält ein therapeutisches Ernährungszentrum. Das Team impfte hier auch mehr als 12.000 Kinder gegen Masern. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/aethiopien Der Einsatz gegen Kala Azar in Abdurafi und die Hilfe für Flüchtlinge in Dolo Ado wurden 2013 mit 650.000 Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

Juan Carlos Tomasi

Hilfsprogramme 2013


Tristan Pfund, Yann Libessart, Analia Lorenzo

Demokratische Republik Kongo Für viele Menschen in der Demokratischen Republik Kongo ist das Leben ein täglicher Notfall. Vor allem im Osten des Landes leidet die Bevölkerung unter dem jahrelangen Konflikt, nur wenige haben Zugang zu Gesundheitsversorgung. Ärzte ohne Grenzen betreibt in sieben Provinzen Hilfsprogramme, die fast alle medizinischen Bereiche umfassen. Notfallteams helfen Vertriebenen, etwa im Bezirk Ituri, wo Mitte 2013 rund 100.000 Menschen vor Kämpfen flohen. Ärzte ohne Grenzen stellte Trinkwasser zur Verfügung, verteilte Hilfsgüter, verstärkte die Hilfe im Krankenhaus der Stadt Gety und richtete neue Kliniken ein. Sorge bereitet die Zunahme von Masernausbrüchen: 2013 mussten Teams etwa in der Provinz Bas-Uélé auf eine Epidemie reagieren. Sie behandelten 30.000 Erkrankte und impften 190.000 Kinder. Ein Schwerpunkt blieb auch der Kampf gegen die gefährliche Schlafkrankheit. Teams untersuchten in Dörfern in Anga-Dingila und Ango im Norden des Landes mehr als 73.000 Personen und behandelten 1.300 Erkrankte. Weitere Informationen unter www.msf.at/drc Das Notprogramm gegen Masern und der Einsatz gegen die Schlafkrankheit in Anga-Dingila und Ango wurden 2013 mit insgesamt 1,1 Millionen Euro aus Österreich unterstützt. jahresbericht 2013

Haiti

Honduras

Auch Jahre nach dem Erdbeben von 2010 wurde in Haiti keine nachhaltige medizinische Infrastruktur aufgebaut. Viele Kliniken sind privat, die meisten Menschen haben aber nicht die Mittel, um für Behandlungen zu zahlen. Ärzte ohne Grenzen war deshalb auch im vierten Jahr nach dem Beben in Haiti aktiv, betrieb vier Krankenhäuser und kämpfte gegen Cholera. In der Hauptstadt Port-auPrince behandelten die Teams 2013 mehr als 6.400 Patienten und Patientinnen, die an Cholera erkrankt waren. Sie verteilten zudem 5.200 Desinfektions-Kits und klärten 85.000 Menschen über die Krankheit auf. Im Chatuley-Krankenhaus in Léogâne, das ursprünglich als temporäres Spital in Containern eingerichtet wurde, lag der Schwerpunkt neben Unfallchirurgie und Kinderheilkunde vor allem auf der medizinischen Hilfe für Frauen. Am meisten ausgelastet ist die Abteilung für Geburtshilfe, die auf Komplikationen spezialisiert ist. Im Schnitt begleiteten die Teams pro Monat rund 600 Geburten. 2013 wurde damit begonnen, die Gesundheitsbehörden schrittweise auf eine Übernahme der Aktivitäten in Léogâne vorzubereiten.

Honduras hat die höchste Pro-KopfMordrate der Welt: Jeden Tag werden etwa 20 Menschen umgebracht. Die gesamte Bevölkerung ist von der allgegenwärtigen Gewalt betroffen, doch nur wenige Opfer suchen Hilfe auf – aus Angst und weil öffentliche Einrichtungen überfordert sind. Ärzte ohne Grenzen unterhält in der Hauptstadt Tegucigalpa ein Hilfsprogramm, das Betroffenen von (sexueller) Gewalt medizinische Hilfe und psychologische Unterstützung bietet. Mobile Teams besuchen jede Woche 25 Standorte und behandeln Menschen, die auf der Straße leben. 3.100 dieser Patienten und Patientinnen wurden 2013 für weiterführende Behandlungen in Kliniken überwiesen, die ebenfalls unterstützt werden. Im einzigen öffentlichen Spital in Tegucigalpa hat ein Team geholfen, die völlig überforderte Notaufnahme neu zu organisieren. Ein weiterer Schwerpunkt war 2013 ein Einsatz nach dem Ausbruch des gefährlichen DengueFiebers. Im Krankenhaus der Stadt San Pedro Sula behandelte Ärzte ohne Grenzen über 600 erkrankte Kinder.

Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/haiti Die Hilfe im ChatuleyKrankenhaus in Léogâne wurde 2013 mit 930.000 Euro aus Österreich unterstützt.

Demokratische Republik Kongo: Die Teams behandelten zehntausende Kinder gegen Masern.

Haiti: In den Spitälern von Ärzte ohne Grenzen wird den Menschen umfassende medizinische Hilfe angeboten.

Honduras: Medizinische Teams halfen nach einem Ausbruch des Dengue-Fiebers.

Mehr Informationen finden Sie unter www.msf.at/honduras Die Hilfe in Tegucigalpa und der Einsatz gegen das Dengue-Fieber wurden 2013 mit insgesamt 300.000 Euro aus Österreich unterstützt. 5


Hilfsprogramme 2013 Kenia

Kenia: Trotz verschlechterter Sicherheitslage hält Ärzte ohne Grenzen die Hilfe in Dadaab aufrecht. 6

weiterhin ein Krankenhaus und vier Gesundheitsposten im Lager Dagahaley. Das Angebot reicht von Kinderheilkunde, Geburtshilfe und Chirurgie bis hin zur Behandlung von HIV/Aids und Tuberkulose. Zusätzlich führen Teams Schwangerschafts- sowie psychologische Beratungen durch. Im vergangenen Jahr versorgten die Teams mehr als 215.000 Patienten und Patientinnen ambulant. Zudem begleiteten sie 2.600 Geburten und behandelten rund 3.400 mangelernährte Kinder. In Kibera, einem Slum der Hauptstadt Nairobi, bietet Ärzte ohne Grenzen der Bevölkerung kostenlose medizinische Versorgung und die Behandlung von HIV/Aids und Tuberkulose an. Die Teams behandelten hier 2013 knapp 130.000 Patienten und Patientinnen ambulant, mehr als 4.300 HIV-positive Menschen erhielten antiretrovirale Medikamente. In Nairobi unterhält Ärzte ohne Grenzen ein Logistikzentrum, das Hilfsprogramme in der Region – etwa im Südsudan – mit Nachschub beliefert. Ein geringfügiger Teil des österreichischen Beitrags wurde 2013 für diese wichtige Einrichtung verwendet.

Mehr Informationen unter www.msf.at/kenia Die Hilfe in Dagahaley (Dadaab) und das Logistikzentrum in Nairobi wurden 2013 mit insgesamt 1.035.010 Euro aus Österreich unterstützt.

Kirgisistan: umfassende Hilfe für Patienten und Patientinnen, die an Tuberkulose leiden.

Kirgisistan Kirgisistan gehört zu den Ländern mit den weltweit höchsten Raten an einfacher sowie multiresistenter Tuberkulose (TB). Diese Form der Krankheit, auch MDR-Tuberkulose genannt, ist äußerst schwierig zu behandeln, weil die beiden wichtigsten Antibiotika dagegen nicht wirksam sind. Das Gesundheitssystem Kirgisistans ist jedoch in einem schlechten Zustand, und viele Betroffene haben keinen Zugang zur Behandlung. Ärzte ohne Grenzen hat im südwestlichen Bezirk Kara Suu, wo besonders viele Menschen an Tuberkulose leiden, ein Hilfsprogramm eingerichtet, bei dem auch Ko-Infektionen wie HIV/Aids behandelt werden. Einerseits wird das dortige Krankenhaus unterstützt. Da es für Betroffene in den Dörfern aber eine große Hürde darstellt, für die langwierige Behandlung in die Stadt zu reisen, wird versucht, die

Hilfe näher zu ihnen zu bringen. So wird die Tuberkulose-Behandlung vorwiegend ambulant in Kliniken und sogar bei den Patienten und Patientinnen zu Hause angeboten. Die Gemeinden werden bei dieser Strategie stark eingebunden. Da die Therapie von MDR-Tuberkulose langwierig und schmerzhaft ist, bietet Ärzte ohne Grenzen auch psychosoziale Unterstützung für die Betroffenen und ihre Familien an. Im Jahr 2013 starteten mehr als 100 Personen, die an MDR-Tuberkulose litten, ihre Behandlung. Ärzte ohne Grenzen setzte auch das Tuberkulose-Programm in Gefängnissen in der Hauptstadt Bischkek fort, wo die Infektionsrate besonders hoch ist. Seit Projektbeginn im Jahr 2006 behandelte das Team mehr als 2.800 erkrankte Insassen. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/kirgisistan Das TuberkuloseProgramm in Kara Suu wurde 2013 mit 500.000 Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

Tom Maruko (2), Vincent Tremeau

In Kenia ist Ärzte ohne Grenzen vorwiegend für Flüchtlinge und für Bewohner von Slums im Einsatz. Das Land beherbergte Ende 2013 mehr als 600.000 Flüchtlinge, rund 480.000 davon aus Somalia. In den Lagern in Dadaab, wo die meisten somalischen Familien leben, sind die Lebensbedingungen dramatisch. Die Sicherheitslage hat sich seit 2011 ständig verschlechtert, viele Hilfsorganisationen haben sich zurückgezogen. Ärzte ohne Grenzen musste die Aktivitäten ebenfalls reduzieren. Die Teams betreiben aber


Libanon Nothilfe für syrische Flüchtlinge

S

Nagham Awada/MSF, Michael Goldfarb (2)

eit dem Ausbruch des Krieges in Syrien im März 2011 sind mehr als eine Million Menschen in den Libanon geflohen. Das ist eine enorme Belastung für das kleine Land, das normalerweise rund vier Millionen Einwohner hat. Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser sind völlig überfordert, und auch die Wirtschaft leidet stark unter der Flüchtlingswelle. Arbeitslosigkeit und Armut sind angestiegen, die politischen Spannungen nehmen zu. Ärzte ohne Grenzen hat im Jahr 2013 den humanitären Einsatz in mehreren Regionen des Landes stark ausgeweitet. So wurde etwa in der an Syrien grenzenden BekaaEbene, über die der Großteil der Flüchtlinge ankommt, die Hilfe aufgestockt. Ende 2013

Psychologische Unterstützung für Familien aus Syrien. jahresbericht 2013

stieg die Zahl der Flüchtlinge hier auf über 300.000 an. Für Neuankömmlinge ist es schwierig, eine Unterkunft zu finden – die meisten leben in Zelten oder in Rohbauten und auf Baustellen. Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten in der Bekaa-Ebene in vier Kliniken und bieten den Menschen medizinische Grundversorgung an. Sie behandeln auch Patienten und Patientinnen mit chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes; Leiden, die unter den syrischen Flüchtlingen sehr verbreitet sind. Im vergangenen Jahr hat Ärzte ohne Grenzen hier fast 50.000 medizinische Behandlungen durchgeführt und rund 9.000 Menschen mit chronischen Krankheiten versorgt. Zum Schutz vor dem harten

Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge sind prekär.

Libanon: Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien. Seit Ausbruch des Krieges sind über eine Million Menschen in den Libanon geflohen.

Winter verteilten Teams Decken, Öfen und Treibstoffgutscheine an Familien in Not. Auch in der Stadt Tripoli, die mehr als 50.000 Flüchtlinge beherbergt, bietet Ärzte ohne Grenzen kostenlose medizinische Behandlungen an. Die Teams arbeiten in einem Krankenhaus und in drei Kliniken und behandeln in Stadtteilen, die von Konflikten geprägt sind, auch die lokale Bevölkerung. Sie bieten neben medizinischer Grundversorgung auch Familienplanung, Standardimpfungen und die Behandlung chronischer Krankheiten an. Insgesamt behandelten die Teams hier im vergangenen Jahr mehr als 40.000 Patienten und Patientinnen. Bis September leistete Ärzte ohne Grenzen auch psychologische Hilfe, übergab dieses Programm aber an eine andere internationale Organisation, um sich auf die medizinischen Bedürfnisse konzentrieren zu können. Bis zur Übergabe führte das Team 1.300 psychologische Beratungen durch. Psychologische Hilfe stand auch im Palästinenserlager Ain al-Hilweh nahe der Stadt Sidon im Mittelpunkt. In diesem

Lager, das bereits 1948 entstand, leben 75.000 Menschen, zu denen weitere 40.000 palästinensische Flüchtlinge hinzugekommen sind, die aus Lagern in Syrien geflohen sind. Ain al-Hilweh ist überbevölkert, und die Lebensbedingungen sind schlecht. Der ohnehin große Bedarf an psychologischer Unterstützung hat weiter zugenommen: Die Neuankömmlinge haben in Syrien häufig mitansehen müssen, wie Familienmitglieder getötet wurden, und viele haben ihre Unterkunft verloren. Ärzte ohne Grenzen hat das Hilfsprogramm im Lager – das eigentlich schon abgeschlossen war – verlängert und 2013 insgesamt fast 5.000 Patienten und Patientinnen psychologisch betreut. Im Laufe des Jahres hat das Team die Tätigkeiten ausgeweitet und bietet jetzt auch medizinische Grundversorgung an. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/libanon Die Hilfe für Flüchtlinge in der Bekaa-Ebene wurde 2013 mit 870.000 Euro aus Österreich unterstützt. Syrien gewidmete Spenden wurden 2013 für syrische Flüchtlinge im Libanon eingesetzt. 7


Myanmar (Burma) Trotz demokratischer Veränderungen ist die Lage für die Bevölkerung nach Jahrzehnten der Militärherrschaft in vielen Bereichen noch immer schwierig. Das Gesundheitssystem ist in desolatem Zustand, HIV/Aids, Tuberkulose (TB) und Malaria stellen ein großes Problem dar. Jedes Jahr sterben bis zu 20.000 HIV-positive Personen an Begleiterkrankungen, 9.300 Menschen erkranken an schwer zu behandelnder multiresistenter Tuberkulose. Ärzte ohne Grenzen betreibt mehrere Hilfsprogramme und behandelt zehntausende Menschen. 2013 erhielten allein im Bundesstaat Kachin knapp 9.000 HIV-positive Menschen antiretrovirale Medikamente, zudem behandelten die Teams 1.100 Tuberkulose- sowie 2.000 Malariapatienten. Im Bundesstaat Rakhine blieb die Situation zwischen ethnischen Buddhisten und der muslimischen Rohingya-Minderheit angespannt. Zehntausende Menschen lebten in provisorischen Lagern, in die sie 2012 nach Gewaltausbrüchen geflohen waren. Ärzte ohne Grenzen behandelte mehr als 400.000 Patienten und Patientinnen – ungeachtet ihrer Herkunft und Religion. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/myanmar Das Hilfsprogramm für Menschen mit HIV/Aids und Tuberkulose in Kachin wurde 2013 mit 500.000 Euro aus Österreich unterstützt. 8

Niger Neue Strategien gegen Malaria und Mangelernährung

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n Niger kommt es jedes Jahr in den Monaten vor der Ernte zu einem Nahrungsmittelengpass. Die Familien haben ihre Vorräte dann meist aufgebraucht, viele Kinder leiden unter Mangelernährung. In diese Periode fällt auch die Regenzeit, wodurch es zu einem starken Anstieg von Malaria kommt. Eine besonders gefährliche Kombination: Mangelernährung schwächt das Immunsystem, der Körper hat es dadurch schwerer, sich gegen Malaria zu wehren. Das kann speziell für Kleinkinder tödlich enden. Ärzte ohne Grenzen versucht, dieser Gefahr mit einer Doppelstrategie entgegenzuwirken: Während die Teams mangelernährte Kinder in den am schwersten betroffenen Gebieten ambulant oder stationär behandeln, wurden 2013 auch die Präventivmaßnahmen gegen Malaria ausgeweitet. Erstmals gab Ärzte ohne Grenzen während der Regenzeit vier Monate lang Anti-Malaria-Medikamente aus. Mehr als 206.000 Kinder erhielten regelmäßig Tabletten; allein im Bezirk Magaria, in der südlichen Region Zinder, wurden mehr als 100.000 Kinder auf diese Weise geschützt. Die Zahl der Erkrankungen ging hier dar-

Niger: 206.000 Kleinkinder wurden gegen Malaria geschützt. Zugleich wurde ihr Ernährungszustand überprüft.

aufhin um die Hälfte zurück, die schweren Malaria-Fälle sogar um 71 Prozent. Zugleich wurde der Einsatz gegen Mangelernährung fortgesetzt. Ärzte ohne Grenzen betreibt in mehreren Landesteilen therapeutische Ernährungszentren und setzt auch auf präventive Maßnahmen; etwa im Bezirk Madarounfa, wo Zusatznahrung an Kleinkinder verabreicht wird. In der Stadt Zinder unterstützt Ärzte ohne Grenzen das örtliche Krankenhaus. Das Jahr 2013 war in dieser Region ein besonders schwieriges für kleine Kinder: Im Spital in Zinder und jenem in Magaria, das ebenfalls unterstützt wird, mussten fast 13.000 akut unterernährte Kinder stationär aufgenommen werden. In umliegenden Gesundheitszentren wurden zudem 19.000 mangelernährte Kinder ambulant behandelt. Das Team in Zinder konnte die Arbeit im Spital wie geplant Ende 2013 an die Gesundheitsbehörden übergeben, ist aber vorbereitet,

während der „Hungersaison“ rasch wieder tätig zu werden. Ein weiterer Schwerpunkt war 2013 die Hilfe für malische Flüchtlinge, die vor Kämpfen geflohen sind. Ärzte ohne Grenzen versorgte die Flüchtlinge in zwei Lagern in der Tillabéry-Region. Die Teams boten hier medizinische Grundversorgung, Mutter-Kind-Untersuchungen und Impfprogramme an – auch für die ortsansässige Bevölkerung. Insgesamt führte Ärzte ohne Grenzen hier 2013 mehr als 57.000 Behandlungen durch. Im Mai reagierten die Teams auf einen Cholera-Ausbruch. Das Hilfsprogramm in Tillabéry konnte im September schließlich an eine andere Hilfsorganisation übergeben werden. Weitere Informationen unter www.msf.at/niger Das Programm für mangelernährte Kinder in Zinder und die Nothilfe für malische Flüchtlinge wurden 2013 mit insgesamt 1 Million Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

Kaung Htet, Juan Carlos Tomasi

Myanmar: Hilfe für Vertriebene im Bundesstaat Rakhine.


Pakistan

Fathema Murtaza, Yann Libessart

In Pakistan bestehen große Lücken in der Gesundheitsversorgung, vor allem in Konfliktregionen und in abgelegenen Gebieten. Speziell für Frauen und Kinder ist es schwer, angemessene medizinische Versorgung zu bekommen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet in mehreren Provinzen, betreibt Krankenhäuser und unterstützt örtliche Gesundheitseinrichtungen. In der Stadt Peschawar etwa hat Ärzte ohne Grenzen ein Frauenkrankenhaus eingerichtet, in das 2013 rund 3.700 Frauen aufgenommen wurden. In einem Slum der Großstadt Karatschi betreibt die Organisation eine Klinik, in der etwa 35.000 Menschen ambulant behandelt wurden. In den Konfliktgebieten entlang der afghanischen Grenze arbeiten Teams in Spitälern, etwa in Hangu und Timurgara. Sie helfen bei

komplizierten Geburten und führen chirurgische Eingriffe durch. Wo kein internationales Personal arbeiten kann, sind einheimische Teams im Einsatz. In Belutschistan hindern der Konflikt, die Abgeschiedenheit und schlechte Straßenverbindungen die Menschen oft daran, rechtzeitig Hilfe zu suchen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Kinderspital der Provinzhauptstadt Quetta, wo mangelernährte Kinder behandelt werden, sowie im Bezirksspital in Chaman, wo viele afghanische Flüchtlinge leben. Schwerpunkte sind hier Geburts- und medizinische Nothilfe. Auch in den Bezirken Dera Murad Jamali, Jaffarabad und Nasirabad in Ost-Belutschistan behandelt Ärzte ohne Grenzen Mütter und Kinder. 2013 wurden hier mehr als 9.600 mangelernährte Kinder versorgt, 6.000 Schwangere beraten und 7.500 Kinder gegen Masern geimpft. Im September wurde den Teams nach einem Erdbeben in Zentral-Belutschistan der Zutritt zur betroffenen Region verwehrt. Ärzte ohne Grenzen verwendet für die Arbeit in Pakistan ausschließlich private Spenden und akzeptiert keine staatlichen Mittel.

Pakistan: medizinische Hilfe für Frauen und Kinder in Konfliktgebieten und abgelegenen Regionen jahresbericht 2013

Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/pakistan Die Hilfe für Frauen und Kinder in Ost-Belutschistan und das Hilfsprogramm in Chaman wurden 2013 mit insgesamt 400.000 Euro aus Österreich unterstützt.

Papua-Neuguinea: Aufklärung über sexuelle Gewalt und ihre Auswirkungen (hier in Tari) ist ein wichtiger Teil der Arbeit.

Papua-Neuguinea Häusliche und sexuelle Gewalt stellen in Papua-Neuguinea ein großes gesellschaftliches Problem dar. Ärzte ohne Grenzen bietet den Betroffenen an mehreren Orten medizinische und psychologische Behandlungen an. Zur medizinischen Hilfe gehören einerseits lebensrettende Maßnahmen wie Operationen, andererseits geht es auch um die Vorbeugung von übertragbaren Krankheiten wie HIV/Aids oder Hepatitis B. Im Juni 2013 wurde das Projekt in der Stadt Lae wie geplant an die lokalen Gesundheitsbehörden übergeben. Bis dahin hatten die Teams dort seit Jänner 2013 rund 1.200 Menschen psychologisch betreut. Im Krankenhaus in Tari wurden im vergangenen Jahr insgesamt 830 Operationen durchgeführt, die Teams behandelten etwa 10.800 Patienten und Patientinnen ambulant und boten mehr als 2.200 Personen psychologische Betreuung an. In der

Hauptstadt Port Moresby eröffnete Ärzte ohne Grenzen 2013 ein neues Programm – mit dem Ziel, Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene von Gewalt zu schaffen. Hier betreuten die Teams im Laufe des Jahres vorerst 93 Personen psychologisch und führten zahlreiche Schulungen für lokales Gesundheitspersonal durch. Im November veranstaltete Ärzte ohne Grenzen mit den Gesundheitsbehörden ein Symposium zu häuslicher und sexueller Gewalt und konnte so eine breite Öffentlichkeit mit dieser Problematik erreichen. Das Hilfsprogramm von Ärzte ohne Grenzen auf der autonomen Insel Bougainville indes kann demnächst abgeschlossen werden, da sich der Zugang zur Gesundheitsversorgung deutlich verbessert hat. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/papua-neuguinea Die medizinische und psychologische Hilfe in Tari und das neue Programm in Port Moresby wurden 2013 mit 700.000 Euro aus Österreich unterstützt. 9


Hilfsprogramme 2013 Tschetschenien (Russ. Föderation)

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in Taifun von bisher ungekannter Stärke zog am 8. November 2013 ein Spur der Verwüstung durch die Philippinen. „Haiyan“ traf einige der ärmsten Regionen des Inselstaats und zerstörte ganze Landstriche. Nach offiziellen Angaben forderte der Sturm mehr als 6.000 Tote, über vier Millionen Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf. Ärzte ohne Grenzen konzentrierte die Hilfsmaßnahmen vor allem auf schwer zugängliche Gebiete auf den Inseln Leyte, Panay und Samar. Mit Lastwagen, HubDurch die überwältigende Spendenbereitschaft hat Ärzte ohne Grenzen mehr für die Philippinen gewidmete Mittel erhalten, als für den Katastropheneinsatz benötigt wurden. Unterstützer und Unterstützerinnen, deren Spenden nur zum Teil verwendet werden konnten, wurden informiert und um ihre Zustimmung gebeten, die restliche Spende für andere Hilfseinsätze verwenden zu dürfen. Im April 2014 veröffentlichte Ärzte ohne Grenzen den Rechenschaftsbericht „In the Eye of the Typhoon“. Download: www.msf.at/philippinen

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Philippinen: Ärzte ohne Grenzen richtete mobile Kliniken ein, verteilte tonnenweise Hilfsgüter und baute provisorische Krankenhäuser auf, wie hier in der schwer vom Taifun getroffenen Stadt Tacloban.

schraubern und Booten erreichten Teams zerstörte Städte, Dörfer und kleine Inseln, um Nothilfe zu leisten. In der Stadt Tacloban errichtete Ärzte ohne Grenzen ein aufblasbares Krankenhaus, und auch in anderen Städten wie Guiuan und Burauen errichteten Teams Zeltspitäler. Durch den Einsatz von mobilen Kliniken wurden Menschen in betroffenen Dörfern medizinisch versorgt. Bis Ende Februar 2014 haben die Teams mehr als 96.000 Patienten und Patientinnen ambulant behandelt, über 3.700 Operationen sowie 10.400 kleinere Eingriffe durchgeführt. Rund 27.000 Personen wurden psychologisch betreut. Wichtige Arbeit leisteten die Logistikteams: Sie bereiteten Trinkwasser auf und verteilten Hilfsgüter an Menschen, die alles verloren hatten. Bis Ende Februar 2014 erhielten 72.000 Familien Nothilfepakete, mehr als 27.000 Zelte und Wiederaufbau-Pakete wurden verteilt. Dabei wurden auch Lastkähne eingesetzt, um

Familien auf kleinen Inseln mit Baumaterial für den Wiederaufbau ihrer Häuser zu versorgen. Ärzte ohne Grenzen half auch dabei, zerstörte Gesundheitseinrichtungen wieder in Stand zu setzen. Auch auf der Insel Panay konzentrierten sich die Teams auf abgelegene Gebiete. Sie übernahmen die Arbeit in Gesundheitszentren, die zerstört worden waren, und suchten mit mobilen Kliniken Dörfer und Inseln auf. In drei Monaten behandelten sie mehr als 12.500 Patienten und Patientinnen, die Psychologen betreuten rund 3.200 Personen. Ärzte ohne Grenzen versorgte darüber hinaus rund 50.000 Menschen mit Nahrung, bereitete Trinkwasser auf und stellte Notunterkünfte zur Verfügung. Tausende Kinder wurden gegen Masern und Polio geimpft. Mehr Informationen unter www.msf.at/philippinen Der Noteinsatz auf der Insel Panay wurde 2013 mit 317.244 Euro aus Österreich unterstützt.

Das Gesundheitssystem in Tschetschenien hat große Lücken. Das hat zu einer Rückkehr von Tuberkulose (TB) geführt. Ärzte ohne Grenzen hat mit den Gesundheitsbehörden ein TB-Programm eingerichtet, bei dem in bestehenden Kliniken die Diagnose und Behandlung der Krankheit angeboten wird. 2013 begannen 430 Erkrankte ihre Behandlung, 121 davon litten an schwer zu behandelnder medikamentenresistenter TB. Weil die Therapie langwierig ist und oft schwere Nebenwirkungen hat, spielt die psychosoziale Unterstützung von Patienten und Patientinnen eine wichtige Rolle. Psychologische Hilfe ist auch für die vielen Menschen wichtig, die weiterhin unter den Folgen des Konflikts leiden. In der Hauptstadt Grosny und in den Gebirgsregionen hat Ärzte ohne Grenzen deshalb die psychologische Betreuung von Betroffenen fortgesetzt. 2013 wurden mehr als 6.100 Beratungssitzungen durchgeführt. Ein Teil des österreichischen Beitrags wurde für die Koordinierung dieser Hilfsprogramme in Moskau verwendet. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/russische-foederation Das TB-Programm, die psychologische Hilfe und die Koordination der Hilfe in Tschetschenien wurden 2013 mit 500.000 Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

Yann Libessart

Philippinen Noteinsatz nach dem Taifun


Somalia Rückzug nach 22 Jahren

Yann Libessart, MSF

I

m Jahr 2013 musste Ärzte ohne Grenzen eine der schwierigsten Entscheidungen in der Geschichte der Organisation treffen: Im August wurden alle Hilfsprogramme in Somalia eingestellt. Ärzte ohne Grenzen war seit 1991 in Somalia tätig, als der bis heute andauernde Bürgerkrieg begann. Auch über zwei Jahrzehnte später ist die Gewalt in Somalia weit verbreitet, das Gesundheitssystem funktioniert kaum, und die humanitären Bedürfnisse sind enorm. Dennoch musste Ärzte ohne Grenzen sich zurückziehen. Wiederholte Angriffe auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Tatsache, dass bewaffnete Gruppen und die zivile Führung diese tolerierten, ließen eine Weiterführung der Arbeit nicht mehr zu. Zuletzt wurden Ende 2011 zwei Mitarbeiter in der Hauptstadt Mogadischu umgebracht. Ihr Mörder wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt, kam aber nach nur drei Monaten frei. Zwei weitere Mitarbeiterinnen wurden im Oktober 2011 während ihrer Arbeit für somalische Flüchtlinge im kenianischen Dadaab entführt – sie wurden erst nach 21 Monaten Geiselhaft in Südsomalia freigelassen. Vor dem Rückzug arbeitete Ärzte ohne Grenzen in mehreren Regionen des Landes. jahresbericht 2013

Die Teams betrieben Hilfsprogramme in der Hauptstadt Mogadischu, dem Vorort Daynile, in der südlichen Stadt Afgooye sowie in den Orten Balcad, Dinsor, Galkayo, Jilib, Jowhar, Kismayo, Marere und Burao. Die Teams behandelten im ersten Halbjahr 2013 rund 50.000 Patienten und Patientinnen pro Monat. Zu den Leistungen gehörten kostenlose medizinische Grundversorgung, die Behandlung von Mangel-ernährung, Geburtshilfe und Mutter-Kind-Untersuchungen, chirurgische Eingriffe, Impfkampagnen sowie die Bereitstellung von Trinkwasser und Hilfsgütern. In Mogadischu lag der Schwerpunkt auf Hilfe für die vielen Vertriebenen, die vor Dürre, Gewalt und fehlender medizinischer Versorgung im Zentrum und

Wohlauf: Im Juli 2013 kamen Montserrat Serra und Blanca Thiebaut nach 21-monatiger Geiselhaft in Somalia frei.

Somalia: Der Rückzug aus Somalia war eine der schwierigsten Entscheidungen in der Geschichte von Ärzte ohne Grenzen.

Süden des Landes geflohen sind. Ärzte ohne Grenzen unterhielt ein Kinderspital, in dem im ersten Halbjahr mehr als 3.000 mangelernährte Kinder ambulant behandelt wurden. 820 akut unterernährte Kinder mussten stationär aufgenommen werden. Rund 740 weitere Kinder wurden wegen anderer Krankheiten – etwa Masern und Durchfall – behandelt. In Dinsor in Zentral-Somalia hielt Ärzte ohne Grenzen die medizinische Grundversorgung in einem 100-Betten-Krankenhaus aufrecht und bot auch fachärztliche Hilfe an. Zusätzlich half das Team bei Geburten, unterhielt ein therapeutisches Ernährungsprogramm für Kinder und behandelte auch Patienten und Patientinnen, die an den Krankheiten Kala Azar und Tuberkulose

litten. Bis August 2013 behandelte das Team hier 16.200 Menschen ambulant und begleitete rund 650 Geburten. Ärzte ohne Grenzen ist sehr besorgt um das Wohlergehen der Menschen in Somalia, denn sie sind nach wie vor dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine Rückkehr wird aber erst möglich sein, wenn jene, die in Somalia Macht und Einfluss haben, klar unter Beweis stellen, dass sie unabhängige medizinische Hilfe respektieren und mehr unternehmen werden, um die Sicherheit humanitärer Helfer und Helferinnen zu garantieren. Weitere Informationen: www.msf.at/somalia Die Hilfe für Vertriebene in Mogadischu und das Krankenhaus in Dinsor wurden 2013 mit insgesamt 1,5 Millionen Euro aus Österreich unterstützt. 11


Hilfsprogramme 2013 Sudan

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ie Situation im Südsudan hat sich im Laufe des vergangenen Jahres dramatisch verschlechtert. Im Dezember brachen in der Hauptstadt Juba Kämpfe zwischen regierungstreuen Truppen und bewaffneten Oppositionsgruppen aus, die sich rasch auf mehrere Landesteile ausweiteten. Die Folge war eine zusätzliche Verschärfung der humanitären Krise im Südsudan, die Ärzte ohne Grenzen dazu veranlasst hat, die umfassenden Aktivitäten im Land weiter aufzustocken. Ende 2013 waren Nothilfeteams in mehreren Regionen im Einsatz, um Verletzten und Vertriebenen zu helfen. So versorgten Teams in Juba, Awerial und Malakal mehr als 110.000 Menschen, die vor den Kämpfen fliehen mussten. Da die internationale Hilfe im Südsudan aufgrund der Kämpfe reduziert wurde, war Ärzte ohne Grenzen vielerorts die einzige Organisation, die noch medizinische Hilfe bot. So auch in Awerial, wo rund 70.000 Vertriebene aus der umkämpften Stadt Bor Schutz suchten. Die Nothilfeteams richteten hier Kliniken ein und boten den Vertriebenen eine medizinische Grundversorgung. Sie bereiteten auch Trinkwasser für die Menschen auf, die unter erschreckenden hygienischen Bedingungen lebten, und 12

Südsudan: Medizinische Grundversorgung, Impfkampagnen, Hilfe für Flüchtlinge – schon vor dem Ausbruch der Gewalt war der Südsudan eines der größten Einsatzländer von Ärzte ohne Grenzen. Auf dem Bild ein Kind im Flüchtlingslager Yida.

impften Kinder gegen Masern, Cholera, Kinderlähmung und Hirnhautentzündung. Im ganzen Land behandelten die Teams in den ersten drei Wochen nach dem Ausbruch der Gewalt rund 26.300 Männer, Frauen und Kinder und mussten mehr als 1.000 Patienten und Patientinnen stationär aufnehmen. Rund 420 Kriegsverletzte mit Schusswunden wurden in diesem Zeitraum in Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen gebracht, die Teams führten 126 chirurgische Eingriffe durch. Insgesamt waren Ende 2013 etwa 230 internationale Einsatzkräfte im Südsudan tätig, die Seite an Seite mit 2.900 südsudanesischen Kollegen und Kolleginnen Nothilfe leisteten. Die Teams setzten alles daran, auch die regulären Hilfsprogramme so gut wie möglich fortzusetzen. Bereits vor dem Ausbruch der Gewalt gehörte der Südsudan zu den größten Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen. In dem Land, das erst 2011 unabhängig wurde, haben drei von vier

Menschen keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Hinzu kommt eine wenig beachtete Flüchtlingskrise entlang der nördlichen Grenze, wo mehr als 100.000 Menschen in mehreren großen Lagern Schutz vor Kämpfen im Sudan suchen. Ärzte ohne Grenzen betreibt in neun von zehn Bundesstaaten des Landes Hilfsprogramme und bietet hunderttausenden Menschen eine Basisgesundheitsversorgung. Die Projekte decken die unterschiedlichsten Bedürfnisse ab: von Mutter-Kind-Behandlungen, Ernährungsprogrammen und Chirurgie bis hin zu großen Impfkampagnen, der Verteilung von Hilfsgütern und dem Aufbau von Krankenhäusern. Zu den Aufgaben gehört auch die öffentliche Thematisierung der humanitären Krise im Südsudan, über die viele Medien kaum berichten. Mehr Informationen unter www.msf.at/suedsudan Der Bau von Krankenhäusern und weitere Hilfsprogramme im Südsudan wurden 2013 mit insgesamt 1.214.990 Euro aus Österreich unterstützt.

Im Sudan haben viele Menschen keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Trotz Schwierigkeiten, manche Gebiete zu erreichen, war Ärzte ohne Grenzen 2013 in mehreren Regionen tätig. In Darfur arbeiten Teams in Gesundheitszentren und besuchen mit mobilen Kliniken Dörfer; wo keine internationalen Teams arbeiten können, hält lokales Personal die Hilfe aufrecht. Im Jänner unterstützte Ärzte ohne Grenzen die Behörden bei einer Kampagne gegen eine GelbfieberEpidemie, die Ende 2012 ausgebrochen war. Knapp 460.000 Personen wurden geimpft, 250 Erkrankte behandelt. In al-Gedaref kämpft Ärzte ohne Grenzen gegen viszerale Leishmaniose. Die Krankheit, auch Kala Azar genannt, endet unbehandelt oft tödlich. Sie betrifft meist arme Menschen, weshalb sich die Entwicklung wirksamer Medikamente für Arzneimittelhersteller nicht lohnt. 2013 behandelten die Teams rund 450 Betroffene. Seit kurzem werden auch Geburtshilfe, Schwangerschaftsberatung und Mutter-Kind-Untersuchungen angeboten. Bei einem Masernausbruch impfte Ärzte ohne Grenzen 306.000 Menschen und behandelte rund 900 Erkrankte. Mehr Informationen finden Sie unter www.msf.at/sudan Das Kala-Azar-Programm in al-Gedaref wurde 2013 mit 200.000 Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

Yann Libessart

Südsudan Hilfseinsatz trotz Eskalation


Simbabwe: Hilfe und Beratung für HIV-positive Personen

Julie Remy, Yasuhiko Okuno

Simbabwe Simbabwe ist eines der Länder, die weltweit am stärksten von HIV/Aids und Tuberkulose (TB) betroffen sind. Gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden bietet Ärzte ohne Grenzen den Betroffenen eine umfassende medizinische Versorgung an. Etwa in Epworth, einem Vorort der Hauptstadt Harare: Hier behandelte Ärzte ohne Grenzen 2013 mehr als 10.400 HIV-positive Patienten und Patientinnen und versorgte etwa 8.300 von ihnen mit antiretroviralen Medikamenten. Da die Behandlung vieler Patienten an die Gesundheitsbehörden übergeben wurde, ging diese Zahl stark zurück. Auch wurden hier 167 Betroffene sexueller Gewalt versorgt. In Gokwe, einem sehr ländlichen Gebiet, arbeiten Teams in 18 lokalen Gesundheitseinrichtungen. Sie testen Menschen auf HIV und TB und behandeln die Infizierten. Um die Behandlung näher zu die Betroffenen zu bringen, schult Ärzte ohne Grenzen das Personal ländlicher Kliniken, damit diese die Therapie fortführen können. In Harare betreut Ärzte ohne Grenzen zudem psychisch kranke Insassen in Gefängnissen. Weitere Informationen unter www.msf.at/simbabwe Der Einsatz gegen HIV/Aids und Tuberkulose in Epworth wurde 2013 mit 500.000 Euro aus Österreich unterstützt. jahresbericht 2013

Swasiland Einsatz gegen HIV und Tuberkulose

I

n Swasiland hat Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2013 die Einführung neuer Ansätze zur Behandlung von HIV/ Aids und Tuberkulose (TB) weiter vorangetrieben. In dem kleinen Königreich ist jeder vierte Erwachsene HIV-positiv, und auch die Rate der Personen, die sowohl mit HIV als auch mit TB infiziert sind, ist eine der höchsten der Welt. Ein großes Problem ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen an sogenannter DR-TB leiden: einer Tuberkulose-Form, die resistent gegen herkömmliche Medikamente und deshalb schwierig zu behandeln ist. Ärzte ohne Grenzen arbeitet gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden daran, die Behandlung der beiden Krankheiten näher zu den Betroffenen zu bringen. Diese „Dezentralisierung“ der Therapie sieht unter anderem vor, dass das Personal ländlicher Gesundheitsposten geschult wird, wichtige Teile der Behandlung zu übernehmen. In der südlichen Region Shiselweni wurden 2013 außerdem Kliniken mit eigenen „Mini-Labors“ ausgestattet, wodurch auch die aufwändige Diagnose von Tuberkulose und DR-TB für die Menschen besser erreichbar wurde. In dieser Gegend trägt die Aufbauarbeit der vergangenen sechs Jahre nun Früchte: Patienten und

Swasiland: Eine lokale Beraterin informiert eine Frau darüber, warum es wichtig ist, sich auf HIV und Tuberkulose testen zu lassen. Durch die Dezentralisierung der Behandlung bringt Ärzte ohne Grenzen die Therapie näher zu den Patienten.

Patientinnen steht ein Netzwerk aus 22 Kliniken und drei Krankenhäusern zur Verfügung, in denen Teams von Ärzte ohne Grenzen und lokales Gesundheitspersonal arbeiten. 2013 erhielten rund 17.200 HIV-positive Personen antiretrovirale Medikamente, 850 Patienten begannen eine Tuberkulose-Behandlung. 185 davon litten an der medikamentenresistenten Form von TB. Eine wichtige Rolle spielt bei der Behandlung auch die psychosoziale Unterstützung: Die antiretrovirale Therapie dauert ein Leben lang, und die Behandlung von DR-TB ist schmerzhaft und mit schweren Nebenwirkungen verbunden. Motivation, aber auch praktische Unterstützung durch Helfer und Helferinnen in den Dörfern sind daher wichtig. Beim Kampf gegen HIV/Aids wurde in Swasiland im Jahr 2013 indes ein neuer Ansatz eingeführt, der auf die Verhinderung von Übertragungen abzielt. Das Ziel: Perso-

nen, die positiv getestet werden, beginnen sofort mit der Therapie, anstatt (wie international üblich) auf einen bestimmten Schwellenwert zu warten. Dieser Ansatz wird zunächst auf infizierte Schwangere angewendet, um eine Übertragung des Virus auf ihre Babys zu verhindern. Auch in anderen Regionen Swasilands ermöglichte Ärzte ohne Grenzen HIV- und TB-Infizierten kostenlose Therapien. In der Klinik in Matsapha etwa führte das Team 2013 insgesamt fast 45.000 Behandlungen durch, knapp 2.900 der Patienten und Patientinnen erhielten hier antiretrovirale Medikamente. Fast 500 Personen begannen eine TB-Behandlung – vier von fünf waren auch HIV-positiv. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/swasiland Der Einsatz gegen HIV/Aids und Tuberkulose in Shiselweni wurde 2013 mit 1,3 Millionen Euro aus Österreich unterstützt. 13


Hilfsprogramme 2013

Der Tschad ist politisch stabil, doch die Bevölkerung leidet unter Armut, regelmäßigen Ernährungskrisen und Epidemien. Zudem wirken sich die Konflikte in Darfur und der Zentralafrikanischen Republik auch im Tschad aus. In Tissi im Dreiländereck eröffnete Ärzte ohne Grenzen 2013 ein Nothilfeprogramm für Flüchtlinge und tschadische Rückkehrer aus Darfur. Das Team behandelte fast 48.700 Patienten und Patientinnen und nahm rund 1.000 von ihnen stationär auf. Auch versorgte es die Menschen mit Trinkwasser und baute Latrinen. In Massakory setzte Ärzte ohne Grenzen die Arbeit im Kinderspital fort, wo 2013 mehr als 3.000 Kinder behandelt und 1.800 unterernährte Kinder stationär aufgenommen wurden. Am Höhepunkt der Regenzeit mussten die Teams mehr als 40.000 malariakranke Kinder behandeln. Die Behandlung von Geburtsfisteln (einer Verletzung des Geburtskanals) in der Stadt Abéché wurde Ende 2013 an die Gesundheitsbehörden übergeben. Seit Projektbeginn ermöglichte Ärzte ohne Grenzen 960 Frauen chirurgische Eingriffe. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/tschad Die Hilfe für Kinder in Massakory, das Programm zur Behandlung von Fisteln in Abéché und die Versorgung von Flüchtlingen in Tissi wurden 2013 mit insgesamt 1,1 Millionen Euro aus Österreich unterstützt. 14

Zentralafrikanische Republik Eskalation einer chronischen Krise

I

n der Zentralafrikanischen Republik hat sich im Jahr 2013 die bereits seit Jahrzehnten andauernde chronische Krise durch den Ausbruch extremer Gewalt dramatisch verschlechtert. Im März übernahmen zunächst Rebellen die Macht, ab Dezember eskalierte die Gewalt weiter, als verschiedene Milizen einander bekämpften und auch gezielt Zivilpersonen angriffen. Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik bekam im Laufe des Jahres eine immer stärkere religiöse Komponente. Ärzte ohne Grenzen ist seit 1997 im Land tätig und betreibt sieben reguläre Hilfsprogramme. In diesen bieten die Teams den Menschen, die sonst keinerlei Zugang zu medizinischer Hilfe hätten, eine Basisgesundheitsversorgung an. Nach der Eskalation der Gewalt reagierte Ärzte ohne Grenzen mit vier zusätzlichen Nothilfeprogrammen in der Hauptstadt Bangui sowie in den Städten Bossangoa, Bouca und Bria. Im Dezember 2013 waren rund 1.200 einheimische und internationale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Einsatz, die in sieben Krankenhäusern, zwei Gesundheitszentren, 40 Gesundheitsposten und mit mobilen Kliniken etwa 400.000 Menschen kostenlose

Zentralafrikanische Republik: Die seit Jahrzehnten andauernde Krise eskalierte 2013 immer mehr. Im Dezember griff die Gewalt schließlich auch auf die Hauptstadt Bangui über (Bild). Ärzte ohne Grenzen behandelte tausende Verletzte.

medizinische Versorgung zur Verfügung stellten. Um auf die enormen humanitären Bedürfnisse zu reagieren, wurden Anfang 2014 weitere Programme eröffnet; das Personal wurde nahezu verdoppelt. Bevor die Gewalt im Dezember die Hauptstadt erreichte, waren vor allem ländliche Gebiete betroffen. Dramatisch war die Lage etwa in der Stadt Bossangoa, wo Familien aus umliegenden Dörfern Schutz vor Übergriffen suchten. Zehntausende lebten zusammengepfercht auf einem Kirchengelände und in einer Schule, wo sie unter schwierigsten Bedingungen ausharrten. Ärzte ohne Grenzen versorgte die Menschen medizinisch, bereitete Trinkwasser auf und stellte Latrinen zur Verfügung. Seit Mai 2013 behandelten die Teams hier mehr als 30.000 Patienten und Patientinnen ambulant und etwa 650 stationär. 16.000 Malariapatienten wurden

behandelt und fast 8.300 Kinder gegen Masern geimpft. Auch die bestehenden Hilfsprogramme waren von der Gewalt betroffen. So musste in der nordwestlichen Stadt Boguila, wo Ärzte ohne Grenzen ein Spital betreibt, das internationale Personal im April 2013 nach Überfällen evakuiert werden. Die Arbeit konnte später fortgesetzt werden. Das Team in Boguila bietet der Bevölkerung und den Vertriebenen in der Region neben medizinischer Grundversorgung auch Geburts- und chirurgische Hilfe und unterhält Programme gegen Malaria, HIV/Aids und Tuberkulose. 2013 behandelte Ärzte ohne Grenzen hier fast 147.000 Patienten und Patientinnen ambulant und knapp 3.500 stationär. Weitere Informationen finden Sie unter www.msf.at/zentralafrikanische-republik Das Krankenhaus in der Stadt Boguila wurde 2013 mit 300.000 Euro aus Österreich unterstützt.

jahresbericht 2013

William Daniels

Tschad


Zweckgewidmete Spenden Afghanistan: 66 Euro Bangladesch: 9.770 Euro Irak: 50 Euro Mosambik: 10.627 Euro Für Bangladesch und Mosambik gewidmete Spenden werden im Jahr 2014 eingesetzt. Details über die Verwendung und den Vortrag zweckgewidmeter Spenden entnehmen Sie bitte dem Finanzbericht: www.msf.at/bilanz

Internationale Initiativen

Doku-Serie „Dem Leben verschrieben“

Samantha Maurin, Terra Mater Factual Studios

Ein Kamerateam begleitete die Teams von Ärzte ohne Grenzen

Ein österreichisches Kamerateam hat im vergangenen Jahr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen begleitet, um ihre Arbeit in Krisengebieten für die TV-Serie „Ärzte ohne Grenzen: Dem Leben verschrieben“ zu dokumentieren. Zwischen Herbst 2012 und Herbst 2013 besuchten die Filmemacher mehr als zehn Hilfsprogramme und begleiteten die Einsatzkräfte auch nach deren Rückkehr. Die Serie geht der Frage nach, wie Ärztinnen, Logistiker und andere Freiwillige die Situation in Krisenregionen persönlich wahrnehmen und welche Herausforderungen die tägliche Arbeit mit sich bringt. „Wir wollten die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen durch die Augen der internationalen Mitarbeiter beschreiben. Dafür war es wichtig, möglichst nah an ihnen dran zu sein, um so ihre Realität und ihre Motivation zu beschreiben“, erklärt der Regisseur und Kameramann Stefan Tauber. Die von den „Terra Mater Factual Studios“ produzierte, achtteilige Doku-Serie wurde ab Jänner 2014 auf ServusTV ausgestrahlt.

Access-Kampagne Die internationale MedikamentenKampagne von Ärzte ohne Grenzen setzt sich seit 1999 weltweit für den Zugang zu lebenswichtigen Arzneimitteln ein. (www.msfaccess.org) 82.992 Euro DNDi (Drugs for Neglected Diseases initiative) Die 2003 von Ärzte ohne Grenzen mitbegründete Forschungsinitiative DNDi erforscht und entwickelt Arzneimittel zur Behandlung von vernachlässigten Krankheiten. (www.dndi.org) 109.332 Euro Internationaler Fonds Durch diesen Fonds von Ärzte ohne Grenzen werden Innovationen und neuartige Ansätze in den Projektgebieten der Organisation gefördert. 18.669 Euro

Interessierte können einen Zusammenschnitt der Serie beim Spenderservice bestellen (kostenlos): spende@aerzte-ohne-grenzen.at bzw. 0800 246 292

jahresbericht 2013

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IM EINSATZ 2013

Hilfseinsätze: Folgende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Österreich und Zentraleuropa wurden 2013 über die österreichische Sektion in die Einsatzländer geschickt. Danke an alle für ihr Engagement!

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jahresbericht 2013


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jahresbericht 2013

DR Kongo: Demokratische Republik Kongo, ZA Republik: Zentralafrikanische Republik

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Maria Pia Andreatta, Syrien Absam (T), Psychologin

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Miroslav Durila, Syrien Prag (Tschech. Rep.), Anästhesist

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Walid Baba-Ali, Haiti Čadca (Slowakei), Anästhesist

23

Jana Dvoranová, DR Kongo, Kenia, Philippinen Prag (Tschech. Rep.), Administratorin

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Marcus Bachmann, Südsudan, ZA Republik Wien, Projektkoordinator

24

Daniela Ferrari, Südsudan Wien, Personalwesen

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Christa Ilse Baczko, Haiti Pfarrwerfen (S), Anästhesistin

25

Eva Frišová, DR Kongo Prag (Tschech. Rep.), Administratorin

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Ricardo Baumgarten, Südsudan Linz, Architekt

26

Michael Funovich, Papua-Neuguinea Wien, Administrator

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Priska Bedner, ZA Republik Innsbruck, Krankenschwester

27

Marilina Gaspar, Tschad Budapest (Ungarn), Administratorin

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7

Bernhard Benka, Indien, Paraguay Linz, Arzt

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Peter Gaštan, Afghanistan Pezinok (Slowakei), Logistiker

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8

Barbara Blümel, Jemen Salzburg, Labortechnikerin

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Georg Geyer, Tschad, Jemen Wien, Logistiker

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Jaqueline Bock, Südsudan Lamprechtshausen (S), Hebamme

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Gudrun Gradinger, Niger Wien, Logistikerin

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Marianna Bota, DR Kongo, Tschad Ploieşti (Rumänien), Ärztin

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Gudrun Graf, Syrien Klagenfurt, Anästhesistin

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Lucie Brázdová, Südsudan Český Brod (Tschech. Rep.), Hebamme

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Martin Milos Grandtner, Syrien, Jemen Stainz (Stmk.), Chirurg

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Viktor Bukač, Südsudan Prag (Tschech. Rep.), Logistiker

33

Jan Hadrava, Südsudan, Philippinen Zdíkov (Tschech. Rep.), Logistiker

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Theresa Burian, Jemen Wartmannstetten (NÖ), Administratorin

34

Philipp Hlawacek, DR Kongo Altaussee (Stmk.), Finanzadministrator

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Marie Chesnay, Burundi Wien, Hebamme

35

Kristina Höschlová, Afghanistan Prag (Tschech. Rep.), Anästhesistin

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Markéta Chvojková, DR Kongo Prag (Tschech. Rep.), Administratorin

36

Ondřej Horváth, Pakistan Prag (Tschech. Rep.), Logistiker

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Patricie Čížová, Tschad Prag (Tschech. Rep.), Logistik/Administration

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Manuel Hufnagel, Südsudan Langkampfen (T), Logistiker

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Christian Constantin, Guinea Wien, Administrator

38

Klára Janotová, Palästinensische Gebiete Prag (Tschech. Rep.), Logistikerin

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Pavel Dacko, Tschad Olomouc (Tschech. Rep.), Logistiker

39

Lajos Jecs, Afghanistan Budapest (Ungarn), Krankenpfleger

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Petra Digruber, Libyen, Usbekistan Wien, Psychotherapeutin

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Maren Jeleff-Entscheff, Indien Wien, Anthropologin

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Renate Domes, Syrien Wien, OP-Krankenschwester

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Petr Jemelík, Afghanistan Olomouc (Tschech. Rep.), Orthopädischer Chirurg

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Daniel Dräxler, Pakistan Bratislava (Slowakei), Logistiker

42

Klaus Jerlich, Tschad Graz, Wasser- und Hygienespezialist

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Györgyi Juhasz, Pakistan Szentendre (Ungarn), Ärztin Maria Kantilli, Myanmar Wien, Krankenschwester Bernhard Kerschberger, Swasiland Nestelbach (Stmk.), stv. medizinischer Koordinator Jürgen Kerschner, Südsudan Wien, Logistiker Jarmila Klieščiková, Indien Prag (Tschech. Rep.), Ärztin Jitka Kosíková, Bangladesch Sedlec-Prčice (Tschech. Rep.), Krankenschwester Angelika Krenn-Loemba, ZA Republik, Guinea Innsbruck, Krankenschwester Eva Kušíková, Afghanistan Prag (Tschech. Rep.), Anästhesistin Burkhard Labeck, Syrien Voels (T), Chirurg Sigrid Lamberg, Südsudan Hartkirchen (OÖ), Administratorin Karl Lampl, Syrien Lilienfeld (NÖ), Anästhesist Reinhard Lassner, Pakistan Melk (NÖ), Finanzadministrator Katharina Lindner, Jemen Wien, OP-Krankenschwester Marcela Luca, DR Kongo, Tschad Chişinău (Rep. Moldau), Logistikerin Ioan-Radu Lucaci, Jemen Oradea (Rumänien), Medizinischer Teamleiter Franz Luef, Guinea-Bissau, Jordanien Pinggau (Stmk.), Einsatzleiter Peter Lux, Irak, Somalia Prag (Tschech. Rep.), Kinderarzt Petr Macek, Syrien, DR Kongo, Philippinen Prag (Tschech. Rep.), Logistiker Jana Machado, DR Kongo Prag (Tschech. Rep.), Pharmazeutin Judith Mader, Malawi Bregenz, Pharmazeutin Zoltan Magyar, Tschad Budapest (Ungarn), Finanzadministrator 17


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Einsatzkräfte nach Berufsgruppen Prozentuelle Aufteilung (2013)

Medizinische Berufe

Nichtmedizinische Berufe

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ÄrztInnen 29%

Finanz, Personalwesen und andere 19%

Pflegepersonal 13%

LogistikerInnen, TechnikerInnen 23% Hebammen 4%

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LabortechnikerInnen, PharmazeutInnen 7% PsychologInnen, PsychiaterInnen 5%

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jahresbericht 2013


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jahresbericht 2013

DR Kongo: Demokratische Republik Kongo, ZA Republik: Zentralafrikanische Republik

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Mateja Stare, Südsudan Vrhnika (Slowenien), OP-Krankenschwester

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Margaretha Maleh, Irak, Bangladesch Wien, Psychotherapeutin

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Julia Rajko, Haiti, DR Kongo Hévizgyörk (Ungarn), Finanz- und Personalwesen

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Heribert Matzinger, ZA Republik Klosterneuburg (NÖ), Chirurg

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Andreas Ramstorfer, Jemen, Pakistan Wien, Projektkoordinator

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Arnold Mbaasa, Äthiopien Číž (Slowakei), Arzt

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Tanja Rau, Uganda Mödling (NÖ), Ärztin

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Eveline Meier, Südsudan Mödling (NÖ), Ärztin

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Katharina Resch, Irak Wien, Ärztin

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Helena Mikolavcic, Afghanistan Ljubljana (Slowenien), Notfallmedizinerin

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Analee Rothenwänder, Philippinen Oberndorf (S), Ärztin

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Sandra Miller, Irak Saalfelden (S), Krankenschwester

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Petra Růžičková, Südsudan Prag (Tschech. Rep.), Krankenschwester

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Jamal Moallim, Südsudan Bukarest (Rumänien), Arzt

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Ingrid Salazar, Indien Wien, Logistikerin

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Hassan Mugne, Südsudan Wien, Arzt

92

Reena Sattar, Syrien, Südsudan Prag (Tschech. Rep.), Finanzadministratorin

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Maria Munsperger, Südsudan Wien, Personalwesen

93 Martin Schatz, Pakistan, Südsudan Wien, Finanz- und Personalwesen

114

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Catalina Nazarie, Kirgisistan, Philippinen Voluntari (Rumänien), Logistikerin

94

Ursula Schlosser, Südsudan, Kenia, Äthiopien Uttendorf (S), Labortechnikerin

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Joseph Ogollah, Swasiland Bratislava (Slowakei), Pharmazeut

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Margarete Schmitz, Afghanistan Lanzendorf (NÖ), Anästhesistin

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Ralf Ohnmacht, DR Kongo Wien, Logistiker

96

Barbara Schrode, Südsudan Maishofen (S), Krankenschwester

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Basak Ozaltin, Südsudan, Irak, Philippinen Ankara (Türkei), Finanz- und Personalwesen

97

Stefan Schwaiger, Syrien, Südsudan Leobersdorf (NÖ), Logistiker

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Mária Papšová, Türkei, Kirgisistan Považská Bystrica (Slowakei), Finanzadministratorin

98

Andrea Schwarz, Kenia Höchst (V), Hebamme

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78

Eva Petrlíková, Palästinensische Gebiete Prag (Tschech. Rep.), Psychologin

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Tomáš Šebek, Afghanistan Skuhrov (Tschech. Rep.), Chirurg

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Maria Pfeiffer-Vogl, DR Kongo, Tschad Wien, Krankenschwester

100

Eva-Maria Seebacher, Usbekistan Taxenbach (S), Ärztin

121

80

Tanja Piererfellner, Bangladesch Linz, Hebamme

101

Franz Simböck, Papua-Neuguinea, Türkei Geinberg (OÖ), Logistiker

122

81

Richard Platzer, Südsudan Schwaz (T), Logistiker

102

Sophia Simon, DR Kongo Salzburg, Krankenschwester

123

82

Peter Pollak, Syrien Wien, Arzt

103

Jana Škaroupková, DR Kongo Wien, Pharmazeutin

124

83

Sabine Poller, Jordanien Wien, Ärztin

104

Johannes Smonig, Haiti Graz, Anästhesist

125

Christa Rabeck, Georgien Mauerbach (NÖ), Labortechnikerin

105

84

Maria Steinbauer, Afghanistan Graz, Psychiaterin Christian Steininger, Kolumbien Grünbach bei Freistadt (OÖ), Arzt Anja Stemberger, Somalia Ilirska Bistrica (Slowenien), Ärztin Katharina Strand, Libanon Waizenkirchen (OÖ), Ärztin Ana Svitková, DR Kongo, Somalia Bratislava (Slowakei), Kinderärztin Klaus Täuber, Indien Braunau (OÖ), Arzt Karin Taus, Syrien, Myanmar Hohe Wand-Stollhof (NÖ), Krankenschwester Jan Trachta, Syrien Prag (Tschech. Rep.), Chirurg Eszter Varga, Südsudan Budapest (Ungarn), Logistikerin Virag Viniczai, Haiti, DR Kongo, Philippinen Nagylók (Ungarn), Logistikerin Gheorghe Vlajie, Irak Bucharest (Rumänien), Finanzadministrator George Vlase, Südsudan Bucharest (Rumänien), Logistiker Maria Wagner, Syrien Wien, OP-Krankenschwester Dominique Waldau, Tschad Wien, Hebamme Richard Walker, Kirgisistan Prag (Tschech. Rep.), Einsatzleiter Sylvia Wamser, Philippinen, Myanmar Graz, Psychologin Cornelia Welte, Myanmar, Sierra Leone, Südsudan Batschuns (V), Krankenschwester Gheorghe Zastavnitchi, Somalia/Somaliland Chişinău (Rep. Moldau), Chirurg Johanna Zehetgruber, Syrien Salzburg, OP-Krankenschwester

Marek Soos, ZA Republik Bratislava (Slowakei), Logistiker, Administrator 19


SPENDENBILANZ

2013: Ihre Spende im Einsatz

Spender und Spenderinnen: Großartige Unterstützung der Einsätze

Hilfe für Kriegsopfer stand im Zentrum der Finanzierung Ein besonderer Schwerpunkt der finanziellen Beiträge lag 2013 bei den Einsätzen für Opfer von Krieg und Gewalt, insbesondere im Rahmen der großen humanitären Krisen in Somalia, Syrien und Mali. Mit fast 2,9 Millionen Euro wurden vor allem Einsätze in den großen Flüchtlingslagern in den jeweiligen Nachbarländern finanziert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Notversorgung unterernährter Kinder in Ländern der Sahelzone, etwa im Tschad und in Niger. Diese Ernährungshilfe geht Hand in Hand mit einer allgemeinen Gesundheitsversorgung für die Kleinsten: vorbeugende Impfungen gegen Masern, die Behandlung 20

Private Spenden ermöglichen unabhängige Hilfe. Etwa in Gogrial (Südsudan), wo Ärzte ohne Grenzen gegen die hohe Müttersterblichkeit im Einsatz ist.

von Malaria, Durchfallerkrankungen und Atemwegsinfektionen und immer stärker auch innovative Vorsorgemaßnahmen gegen Malaria, wie etwa in Niger (siehe Seite 8). Ein weiterer Schwerpunkt der Finanzierung war der Einsatz gegen HIV/Aids, Tuberkulose und „vernachlässigte“ Krankheiten. So ermöglichten Spenden aus Österreich die Behandlung von HIV-positiven Personen und Tuberkulose-Patienten in Swasiland, Kirgisistan und Myanmar sowie den Kampf gegen die bei uns wenig bekannte, unbehandelt meist tödlich verlaufende Krankheit Kala Azar (viszerale Leishmaniose) in Äthiopien und im Sudan. Stiftungen und Erbschaften: positive Entwicklung Nach wie vor machen die vielen Spenden der knapp 250.000 Unterstützer und Unterstützerinnen mehr als drei Viertel aller Einnahmen aus. Damit steht die Finanzierung der Hilfseinsätze auf einem breiten und stabilen Fundament. Zwei zusätzliche positive Entwicklungen zeichneten das Jahr 2013 besonders aus: Immer mehr Menschen wollen auch nach ihrem Tod Gutes bewirken und bedenken Ärzte ohne Grenzen in ihrem Testament. Spenden aus Erbschaften nehmen seit Jahren stetig zu, 2013 sind sie mit 3,5 Millionen Euro zu einer der wichtigsten Spendenquellen geworden. Stiftungen spielen im österreichischen Spendenwesen hingegen eine geringere Rolle – anders als in vielen anderen Ländern. Umso erfreulicher, dass im vergangenen Jahr die Spendensumme aus Stiftungen erstmals eine Million Euro überschritten hat, nicht zuletzt dank des großen Engagements der Stiftung RED CHAIRity für Wasser- und Spitalsprogramme im Tschad und im Südsudan.

Herzlichen Dank an alle Spender und Spenderinnen für die großartige und treue Unterstützung und für das Vertrauen! jahresbericht 2013

Isabel Corthier

M

ehr als 17 Millionen Euro hat Ärzte ohne Grenzen Österreich im Jahr 2013 für die Vorbereitung und Durchführung der weltweiten Hilfseinsätze aufgewendet. Ein großer Teil davon entfiel auf die medizinische Nothilfe in Somalia, Swasiland, dem Südsudan, im Tschad und in der Demokratischen Republik Kongo. Auch der Einsatz in Haiti wurde weiterhin unterstützt. Mehr als 300.000 Euro wurden als Soforthilfe nach dem Taifun auf den Philippinen zur Verfügung gestellt, weitere Hilfsgelder folgen im Jahr 2014. Die genauen Beschreibungen finden Sie bei den einzelnen Ländern im vorderen Berichtsteil, die Übersicht auf Seite 22. Ermöglicht hat diese Hilfe das große Vertrauen vieler treuer sowie zahlreicher neuer Spender und Spenderinnen: Insgesamt spendeten fast 250.000 private Personen und Firmen eine Gesamtsumme von knapp 24,3 Millionen Euro. Im Jahresabschluss wird rund eine Million Euro davon auf 2014 vorgetragen, da diese größtenteils zweckgebundenen Spenden für den Einsatz auf den Philippinen 2013 nicht mehr eingesetzt wurden. Hingegen wurden 2013 rund 171.000 Euro an zweckgewidmeten Spenden aus früheren Jahren verwendet. Die Gesamterträge der Spenden betragen somit etwas mehr als 23,4 Millionen Euro. Zusätzlich dazu gab es sonstige Einnahmen von fast 98.000 Euro sowie Sachspenden im Wert von rund 121.000 Euro.


2013 (€)

2012 (€)

Ungebundene Spenden, Beiträge, Erbschaften 21.003.595,69 20.705.242,48 Zweckgebundene Spenden 3.262.371,22 557.929,34 – Vortrag gebundene Spenden auf Folgeperioden –1.005.953,61 –79.004,99 + Verwendung gebundene Spenden aus Vorjahr 171.260,00 1.390,00 Sonstiges 97.739,96 174.363,01 Summe Erträge 23.529.013,26 21.359.919,84 Mittelverwendung (Aufwendungen):

2013 (€)

2012 (€)

Beteiligung an Hilfseinsätzen 15.140.131,00 17.805.624,45 Vorbereitung und Unterstützung der Einsätze 1.207.772,38 1.330.781,05 Witnessing und Bewusstseinsarbeit: 656.781,70 561.215,57 Aufwendungen f. d. soz. Auftrag (Social Mission)* 17.004.685,08 19.697.621,07 Spendenwerbung (nähere Details Seite 23) 3.574.178,22 3.475.706,17 Verwaltungsaufwand 941.618,94 879.636,97 Aufwendungen f. andere Aktivitäten (sonst. Kosten) 4.515.797,16 4.355.343,14 Aufwendungen gesamt 21.520.482,24 24.052.964,21 -Auflösung / +Zuweisung Rücklagen 2.008.531,02 -2.693.044,37 * Leistungen nach dem statutarisch festgelegten Zweck gemäß Zuordnung nach Spendengütesiegel

Korrekte Spendenverwendung: Unabhängige Kontrolle Ärzte ohne Grenzen bilanziert gemäß dem Vereinsgesetz 2002 für große Vereine und wendet die gemeinsam vom Wirtschaftsprüfer KPMG und Médecins Sans Frontières entwickelten „MSF International Accounting Ärzte ohne Grenzen Standards“ an. Die unabhängige Abschlussprüfung führte die Grant trägt das SpendengüteThorton Unitreu GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungssiegel ununterbrochen gesellschaft durch, auch die Voraussetzungen für das Österreichische seit dessen Einführung im Jahr 2001. Spendengütesiegel wurden dabei überprüft. Die Verleihung des Spendengütesiegels durch die Kammer der Wirtschaftstreuhänder bestätigt den widmungsgemäßen und wirtschaftlichen Umgang mit den Spenden und eine vorbildliche und einwandfreie Spendenverwaltung. Ärzte ohne Grenzen erfüllt auch alle Voraussetzungen für die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden.

Spendenbilanz: International Ein Teil vom Ganzen. Ärzte ohne Grenzen Österreich ist einer von 23 Mitgliedsverbänden der weltweit größten unabhängigen medizinischen Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (MSF). MSF behandelt in mehr als 60 Ländern fast neun Millionen Menschen. Jährlich veröffentlicht Médecins Sans Frontières einen internationalen Tätigkeits- und Finanzbericht. Die folgenden Daten stammen aus dem Bericht 2012. Der Bericht 2013 erscheint im Sommer 2014. Die internationale Selbstverpflichtung von Médecins Sans Frontières verlangt, dass mindestens 80 Prozent der weltweiten Aufwendungen für Hilfseinsätze eingesetzt werden. Maximal 20 Prozent dürfen in Öffentlichkeitsarbeit, Finanzbeschaffung und Administration fließen. Im Jahr 2012 wurden von den Gesamtaufwendungen in der Höhe von 944 Millionen Euro mehr als 762 Millionen Euro für die Vorbereitung und Durchführung der Einsätze sowie das Witnessing (Bewusstseinsarbeit) verwendet, das sind 81 Prozent der Ausgaben.

Finanzielle Unabhängigkeit. Médecins Sans Frontières bezieht den Großteil seiner Erträge aus privaten Spenden. Nur so kann eine von Regierungen unabhängige Hilfe geleistet werden. Gerade bei Konflikten wie in Syrien, Afghanistan oder im Jemen ist diese Unabhängigkeit besonders wichtig. 2012 stammten 89 Prozent der Gesamteinnahmen von 938 Millionen Euro aus privaten Spenden.

Erträge: weltweit Öffentliche Gelder 9%

Aufwendungen: weltweit Finanzbeschaffung 13 %

Andere Einnahmen 2%

89 % Private Spenden

Administration 6 % Witnessing und humanitäre Initiativen 4 %

77 % Hilfseinsätze (inkl. Vorbereitung)

Quelle: Médecins Sans Frontières Activity Report 2012

Mittelherkunft (Erträge)

Der ausführliche Finanz- und Prüfbericht kann jederzeit im Wiener Büro eingesehen werden. Detaillierte Informationen zur Spendenbilanz 2013 von Ärzte ohne Grenzen Österreich sowie den internationalen Activity Report (englisch) senden wir Ihnen gerne zu. Tel.: 01/409 72 76, Fax 01/409 72 76 40, E-Mail: office@aerzte-ohne-grenzen.at. Web-Download: www.aerzte-ohne-grenzen.at/bilanz

jahresbericht 2013

21


Spendenbilanz  2013 Hilfseinsätze nach Regionen

Asien 16 % Afrika 67 %

Europa + Naher Osten 9 % Amerika 8 %

Hilfseinsätze nach Ländern Land Beteiligung in Euro Äthiopien

650.000

Dem. Republik Kongo

1.100.000

Haiti

930.000

Honduras

300.000

Kenia

1.035.010

Kirgisistan

500.000

Libanon

870.000

Myanmar (Burma)

500.000

Niger

1.000.000

Pakistan

400.000

Papua-Neuguinea

700.000

Philippinen

Die Auslöser für Hilfseinsätze Bewaffnete Konflikte 30% Endemien & Epidemien 30% Fehlende medizinische Versorgung 38% Naturkatastrophen 2%

317.244

Russische Föderation

500.000

Simbabwe

500.000

Somalia

1.500.000

Sudan

200.000

Südsudan

1.214.990

Swasiland

1.300.000

Tschad

1.100.000

Zentralafrikanische Republik Andere Länder

300.000 11.894

Access, DNDi & Innovationsfonds 210.993

Mittelverwendung 5,6% Vorbereitung und Unterstützung der Einsätze

3,1% Witnessing und Bewusstseinsarbeit

70,3%

Beteiligung an Hilfseinsätzen

16,6% Spendenwerbung

22

4,4% Verwaltungsaufwand

Mittelverwendung Beteiligung an Hilfseinsätzen Insgesamt unterstützte die österreichische Sektion von Ärzte ohne Grenzen 35 Einsätze in 20 Ländern und verwendete mehr als 15,1 Millionen Euro für die medizinische und humanitäre Nothilfe. Vorbereitung und Unterstützung der Einsätze Folgende Fachabteilungen von Ärzte ohne Grenzen Österreich beschäftigen sich ausschließlich mit der Vorbereitung und Unterstützung der weltweiten Hilfseinsätze. Die Abteilung Human Resources macht die Einsätze durch die Rekrutierung und das Training von Fachpersonal erst möglich. Im Jahr 2013 leisteten 125 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Österreich und Zentraleuropa in 37 Ländern insgesamt 167 Hilfseinsätze, die teilweise schon 2012 begonnen wurden. Zusammengerechnet betrug ihre Einsatzzeit 530 Monate. 58 Prozent aller Einsatzkräfte kamen aus medizinischen Berufen, 42 Prozent aus nichtmedizinischen wie Logistik, Technik, Personal- und Finanzwesen. Die Human-Resources-Abteilung organisiert auch internationale Weiterbildungen und unterstützt Schulungsaktivitäten direkt in den Einsatzgebieten. Die Programm-Abteilung (Delegate & Programme Support) leistet direkte Unterstützung für die Hilfsprogramme und arbeitet an technischen Innovationen. Schwerpunkte waren im Jahr 2013 Analysen, Strategieentwicklung und Beratung für Ernährungsprogramme. Ein anderer Bereich,

der weiterentwickelt wurde, war die satellitengestützte Geoinformatik. Sie ermöglicht raschere und effizientere Hilfe, etwa bei großen Flüchtlingsströmen und bei der Trinkwasserversorgung in trockenen Gebieten. 2013 wurden Hilfsprojekte in Dadaab (Kenia) und im Südsudan auf diese Weise unterstützt. Auch für andere Einsätze wurden spezifische Lösungen bereitgestellt. So wurden in haitianischen Gesundheitseinrichtungen Analysen durchgeführt, die zur Verbesserung des Abwassermanagements beitragen. Die Qualität der Einsätze wird von der Evaluierungsabteilung (Evaluation Unit) gewährleistet. Evaluierungen ermöglichen durch Rückblicke oder Zwischenbilanzen die kritische Betrachtung, ob die Ziele erreicht und die Mittel angemessen eingesetzt wurden. Jeder Einsatz stellt die Teams vor neue Herausforderungen; die Evaluierung hilft dabei, gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse in neuen Situationen anzuwenden. Die Wirksamkeit und Effizienz der Hilfe für die Patienten wird dadurch laufend gesteigert. Ein Hauptthema 2013 war die Dezentralisierung der Behandlung von HIV/Aids und Tuberkulose, von den Spitälern hin zu ländlichen Gesundheitsposten. Der Zugang betroffener Personen zur Gesundheitsversorgung wurde dadurch deutlich verbessert. Aufwendungen 2013: 1.208.000 Euro

„Witnessing“ und Bewusstseinsarbeit Die Situation in den Einsatzgebieten aufzuzeigen sowie vergessene Krisen und vernachlässigte Krankheiten international jahresbericht 2013


zum Thema zu machen zählt ebenfalls zu den Aufgaben von Ärzte ohne Grenzen. Die regelmäßige Information der Öffentlichkeit findet durch Medienarbeit, Publikationen, Online-Berichterstattung und Social Media, Vorträge und Veranstaltungen sowie durch das Jugendprogramm „Break the Silence“ statt. Im Jahr 2013 startete die Kommunikationsabteilung eine Reihe von „Public Talks“, in denen in insgesamt fünf österreichischen Städten brisante Themen der humanitären Hilfe mit dem Publikum diskutiert wurden. Mit mehreren Präsentationen des Films „Access to the Danger Zone“ wurde auf den schwierigen Zugang der Hilfsteams zu Menschen im Krieg aufmerksam gemacht. Aufwendungen 2013: 657.000 Euro

Spendenwerbung (in Euro) Neuspender 391.000 11% Spendenbriefe 775.000 22% Digital, Telefon, Straßenwerbung 1.005.000 28% Öffentlichkeitsarbeit 36.000 1% Allgemeine Aufwendungen 279.000 8% Personalkosten 887.000 25% Spenden-Administration 201.000 5% Aufwendungen 2013 3.574.000 Spendenerträge 2013 23.431.000

Private Spenden sind in Österreich die einzige Quelle zur Finanzierung der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen. Daher wird große Aufmerksamkeit auf die langfristige Sicherstellung dieser Einnahmen gelegt. Ärzte ohne Grenzen ist bestrebt, die Aufwendungen für die Spendenwerbung in einem guten Verhältnis zu den erzielten Erträgen zu halten: Jeder ausgegebene Euro soll etwa sechs Euro an Spenden erbringen. Weiters ist die Balance jahresbericht 2013

zwischen der Betreuung bestehender und der Gewinnung neuer Spender und Spenderinnen wichtig, um auch in Zukunft die Finanzierung der Einsätze sicherzustellen. 2013 wurden elf Prozent aller Aufwendungen in der Spendenbeschaffung zur Gewinnung von rund 31.000 neuen Spendern eingesetzt. Weitere 22 Prozent finanzierten Aussendungen an bestehende Spender. 28 Prozent wurden für Telefon- und OnlineProgramme sowie Straßenwerbung und acht Prozent für allgemeine Aktivitäten eingesetzt. fünf Prozent flossen in Bürokosten, Bankspesen und Adressenverwaltung. Die Personalkosten machten 25 Prozent der Aufwendungen aus. Ein Drittel der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen war im direkten Spender-Service tätig und stellte sicher, dass alle Spenden korrekt verbucht wurden. Die anderen waren für die Betreuung bestehender Spender und der Gewinnung neuer Spender verantwortlich. Aufwendungen 2013: 3,6 Millionen Euro

Dem stehen Spendeneinnahmen in der Höhe von 23,4 Millionen Euro gegenüber.

Verwaltungsaufwand Zur Verwaltung zählen Finanz- und Personalverwaltung, Management, Vorstand und Verein sowie Teile des Sekretariats und auch dieses Jahresberichts. Die Aufwendungen beinhalten auch die anteiligen Kosten von 240.000 Euro für das Internationale Büro von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Genf. Aufwendungen 2013: 942.000 Euro

Personalaufwand Die Personalkosten sind Teil der jeweiligen Abteilungsausgaben (siehe Mittelverwendung). Insgesamt waren im Wiener Büro 54 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angestellt sowie 2,7 temporäre freie Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen beschäftigt (Jahresdurchschnitt). Personalaufwand nach Abteilungen Human Resources 17% Delegate & Programme Support 7% Evaluierungsabteilung 9% „Witnessing“ u. Bewusstseinsarbeit 11% Spendenwerbung 37% Verwaltung und Management 19%

Bonuszahlungen oder freie Gehaltsverhandlungen sind nicht vorgesehen. Die Gehaltsstruktur ist in vier Berufsbilder gegliedert, die wiederum neun Gehaltsgruppen beinhalten. Zur Vereinfachung der Darstellung wird das tatsächliche Monatsbruttogehalt des Berufsbildes „Management“ und das der übrigen Belegschaft von Ärzte ohne Grenzen Österreich auf Basis von 40 Wochenstunden mit Stand 31. Dezember 2013 dargestellt. Gehaltsstruktur Management (7 Personen) Geschäftsführer, AbteilungsleiterInnen Euro 3.344 bis 5.027

Personalaufwand 2013: 2,5 Millionen Euro

Geschäftsführung Seit 2011 ist Mag. Mario Thaler Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich. Per Jahresende 2013 betrug das Monatsbruttogehalt für die Geschäftsführung 5.027 Euro. Vorstand Die Vorstandsmitglieder werden von der Generalversammlung gewählt und sind ehrenamtlich tätig. Sie erhalten außer einer reinen Kostenrückerstattungen, z. B. für Reisekosten, keine Aufwandsentschädigung. Nur der Präsident des Vorstands, Dr. Reinhard Dörflinger, erhielt eine Aufwandsentschädigung. Sein durchschnittliches monatliches Honorar 2013 betrug 1.469 Euro. Gehaltsstruktur Ärzte ohne Grenzen Österreich hat ein fixes Gehaltsschema für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Belegschaft Service, SachbearbeiterInnen, SpezialistInnen Euro 1.800 bis 3.955

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

Organisation Vorstandsmitglieder (Stand Juni 2013) Dr. Reinhard Dörflinger (Präsident) Margaretha Maleh (Vizepräsidentin) Dr. Florian Breitenecker Corinne Grafl Ondrˇej Horváth Dr. Irena Janoušková Peter Lamatsch

Im Sinne des Spendengütesiegels verantwortlich für Spendenverwendung Der Vorstand Datenschutz Gisela Azocar

Ärzte ohne Grenzen Österreich ist Mitglied bei folgenden Dachverbänden Beirat in Finanzfragen AG Globale Verantwortung, Mag. Wolfgang Eilenberger IGO, FVA, NPO-Institut, Geschäftsführung NGN-Netzwerk Mag. Mario Thaler

23


charta Ärzte ohne Grenzen

Médecins Sans Frontières

Ä

Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis

Matthias Steinbach

rzte ohne Grenzen ist eine private internationale Organisation. Die meisten Mitarbeiter und Mit­ar­beiter­in­nen sind Ärzte und Pflegekräfte, aber auch Vertreter zahlreicher anderer Berufe unterstützen die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen aktiv. Sie verpflichten sich zu folgenden Grundsätzen: Ärzte ohne Grenzen hilft Menschen in Not, Opfern von natürlich verursachten oder von Menschen geschaffenen Katastrophen sowie von bewaffneten Konflikten, ohne Dis­kriminierung und ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen oder politischen Ü ­ berzeugung. Im Namen der universellen medizinischen Ethik und des Rechts auf humanitäre Hilfe arbeitet Ärzte ohne Grenzen neutral und unparteiisch und fordert völlige und ungehinderte Freiheit bei der Ausübung seiner Tätigkeit. Die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen verpflichten sich, die ethischen Grundsätze ihres Berufsstandes zu respektieren und völlige Unabhängigkeit von jeglicher politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Macht zu bewahren. Als Freiwillige sind sich die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen der Risiken und Gefahren ihrer Einsätze bewusst und haben nicht das Recht, für sich und ihre Angehörigen Ent­schäd­i­gungen zu verlangen außer diejenigen, die Ärzte ohne Grenzen zu leisten imstande ist.


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