Diakonie 04/2017

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Oktober 2017

diakonie Die Zeitschrift f체r N채chstenliebe in unserer Zeit

Sozialraumorientierung ver채ndert unsere Organisation Seite 06

Pflege und Betreuung neu denken Seite 16 Lohn und Pension Seite 20 Rasche Hilfe f체r NotfallpatientInnen Seite 29


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thema Sozialraumorientierung

4  Von einer VERsorgenden zu einer MITsorgenden Gemeinschaft Es braucht neue Lösungen

6  Wie Sozialraum­orientierung unsere Organisation verändert

02 panorama Diakoniewerk

9  45. Martinstift-Symposion ∙ Neuer Kulinarischer Hotspot ∙ 140 Jahre Einsegnung der ersten Diakonissen in Österreich ∙ Freiwillige sind wertvolle Bereicherung

Auf dem Weg zum Netzwerkpartner

03 alter

Menschen im

14  „Geblitzdingst“: Moderne Poesie gegen das Vergessen ∙ Tag der Altenarbeit ∙ Fachkräfte aus dem Diakoniewerk sind gefragt! 16  Pflege und Betreuung neu denken Ein gutes, langes Leben ermöglichen

04 behinderung 05 international Menschen mit

18  Inklusive Partnerschaftsreise ∙ Hoch hinaus ∙ Eine gute Kooperation ging in die Verlängerung

Diakoniewerk

22  Erfolgreiche Wissensbrücken

Knowhow-Transfer zwischen Österreich und Bosnien-Herzegowina

12  Spiritualität 13  Porträt 24  Buchtipp ∙ Produkttipp

20  Lohn und Pension

Kollektivvertrag als Lösung?

06 bildung

07 flüchtlinge

08 gesundheit

23 M esse Jugend & Beruf ∙ Kindergarten Gosau startet mit Krabbelgruppe

26  Schwimm-Meister lehrt anderen Flüchtlingen Deutsch

27  Klinik Diakonissen Schladming – Neue Homepage ∙ 10 Jahre Therapiezentrum Pinzgau

Aktiv für

25  Das Leben auf Papier verewigt

Aktiv für

Kami Shahi ist kompetenter Deutsch­ lehrer und erfolgreicher Sportler

Biographiearbeit

Aktiv für

29  Rasche Hilfe für ­NotfallpatientInnen

Regelmäßiges Schockraumteamtraining

Impressum Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 G ­ allneukirchen, Tel.: 07235 632 51, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger. Chefredakteurin: Andrea Brummeier. Redaktionsteam: Andrea B ­ rummeier, Susanne Kunze, Stefan Marchewa, Daniela Palk, Daniela Scharer. Fotos: Manuela Chalupar (S. 1), Nadja Meister (S. 2 oben links, 5), Thomas Smetana (S. 2, 15, 16), Brigitte Feichtenschlager (S. 2 unten links, 25), Klinik Diakonissen Schladming (S. 2 unten rechts, 29), Karin Hofbauer (S. 3, 6, 8, 21), ra2 Studio Fotolia.com (S. 9), Kletterpark Schöttl (S. 11 unten), shutterstock.com/Vitaliy Kyrychuk (S. 12), 09-weckworte Lars Ruppel (S. 14), enwag Wetzlar (S. 18 unten), Johann Hammer (S. 19 oben), TOM Foto Design (S. 19 unten), Wolfgang Winkler (S. 22), shutterstock.com/wk1003mike (S. 24, Hintergrund unten links), shutterstock.com/Anton_Medvedev (S. 24, Hintergrund unten rechts), Reinhard Winkler (S. 28 unten), DELTA RIED (S. 29 links), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Erscheint fünfmal jährlich. Diakoniewerk ­Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. ­Sponsoring Post! GZ 02Z032365 S; Diakonie 25/2017

diakonie ∙ Oktober 2017

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editorial

Regionale Wohnkonzepte orientieren sich an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen, denken alle Altersgruppen mit und binden die Möglichkeiten des umgebenden Sozialraums mit ein.

Liebe Leserinnen und Leser, wie können wir in einer Gesellschaft des langen Lebens Bedingungen schaffen, die nicht nur den älter werdenden Menschen ein gutes Leben ermöglichen ­sondern auch der jüngeren ­Generation? Was braucht es, um unsere Gesellschaft unter diesen ­Bedingungen zukunfts­fit zu ­machen? Die ­Diakonie Österreich hat dazu im September ein 10 PunkteProgramm vorgestellt, an dessen ­Erarbeitung das ­Diakoniewerk ­großen Anteil hatte. Es fordert, Pflege und Betreuung neu zu denken, um die Lebens­qualität von Menschen im Alter sicher­ zustellen (siehe Seite 16). Auch der Vorstandsvorsitzende des Diakoniewerks, Mag. Josef ­Scharinger, nimmt dieses Thema im „nachgedacht“ (Seite 4) auf. Er stellt fest, dass sich Pflegeplanung und deren Finanzierung noch viel zu wenig an die Bedürfnisse der Menschen HEUTE angepasst habe. Damit ist die Politik gefordert zu handeln, aber auch die G ­ esellschaft

und somit wir alle, ­damit wir von einer VERsorgenden zu einer ­MITsorgenden ­Gemeinschaft ­werden können.

Pflege und Betreuung müssen neu gedacht werden. Die Bedürfnisse der Menschen – über alle Altersgrenzen hinweg, mit und ohne Behinderung – im Blick zu behalten, ist auch die Grundlage der Sozialraumorientierung, wie sie in dieser Ausgabe aus der Sicht des Diakonie­werk Oberösterreich verstanden wird. Sozialraum­orientierung verändert eine Organisation, es geht nicht mehr darum, alles selbst zu machen sondern Netzwerkpartner zu gewinnen, mit denen gemeinsam Angebote gebündelt und weiter­entwickelt werden („­thema“ ­Seite 7).

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Die Bedürfnisse der Menschen müssen auch in der Diskussion um Lohn und Pension für Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt stehen (Seite 20). Einfache, ­schnelle Lösungen gibt es nicht, allein deswegen, weil die Rahmenbedingungen in Österreich sehr unterschiedlich sind. Aber der Blick über die Grenzen zeigt, dass es bereits bemerkenswerte Praxis­ modelle gibt. Darüber hinaus finden Sie noch weitere interessante Beiträge in dieser Oktober-Ausgabe. Ihre

Andrea Brummeier Chefredaktion

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nachgedacht

Von einer VERsorgenden zu einer MITsorgenden Gemeinschaft Es braucht neue Konzepte und Strukturen für die Begleitung von Menschen im Alter

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nsere Gesellschaft ist individueller und heterogener, bunter und vielfältiger geworden. Auch die Ansprüche der Menschen im Alter haben sich in den letzten Jahr­zehnten stark verändert. Die Hochaltrigkeit und damit verbundene Einschränkungen, die Zunahme von Menschen mit fortgeschrittener Demenz, die Forderungen nach einer individueller auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmten Begleitung und Pflege, eine dichte Betreuungs­ situation am Ende des Lebens – für all diese Herausforderungen sind neue Antworten erforderlich. Es braucht Betreuungs- und Pflege­ formen, die sich mehr an den Bedürfnissen der Menschen im Alter orientieren; neue Wohnkonzepte für Menschen mit hohem Pflegebedarf, ein Wohnen, das in das Gemeinwesen integriert und alltagstauglicher, bürgernäher organisiert ist. Kurz – es braucht eine MITsorgende anstelle einer VERsorgenden Gemeinschaft!

Es braucht neue Lösungen * kleinstrukturiertes Wohnen in sehr alltagsorientierter Atmosphäre mit max. 12 Bewohne­ rInnen pro Haus­ gemeinschaft

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Gesellschaftspolitisch geht es um eine gute Gestaltung des langen Lebens bzw. des Lebens mit ­Demenz, angepasst an die Bedürfnisse der Menschen im Alter HEUTE. Pflegeplanung und

deren Finanzierung verharren in Österreich jedoch im Wesentlichen auf dem Stand der 80er Jahre. Der Einführung des Pflege­ geldes sind nur wenige Reformen und bescheidene Erhöhungen gefolgt. Während also die Politik der Entwicklung hinterherhinkt, haben findige I­ mmobilienmakler die „Pflege­immobilie“ bereits als Zukunftsmarkt für Kapitalanlagen entdeckt.

Die Ansprüche der Menschen im Alter haben sich sehr verändert. Nach wie vor werden konventionelle Pflegeheime eröffnet, während im Diakoniewerk schon vor über zehn Jahren die ersten Hausgemeinschaften* in Österreich bezogen wurden. Auch wenn sich vieles verbessert hat, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ein Großteil der Betroffenen das Heim als Lösung nicht will.

Nachfrage für Unter­stützungs­ leistungen steigt 80 % der heute Pflegebedürftigen werden nach wie vor im familiären Umfeld betreut – dieses Netz wird aus mehreren Gründen brüchiger

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und daher steigt die Nach­frage nach Unterstützung. Mobile Betreuung setzt hier ebenso an wie die Angebote der Tagesbetreuungen. Während erstere bereits ganz gut verfügbar ist, leider ohne Wahlmöglichkeit des Anbieters, sind Tagesbetreuungen nur unzureichend entwickelt und ­finanziert. Erfahrungen im Diakonie­werk zeigen, wie wertvoll diese für Menschen im Alter und ihre Angehörigen sind. Die Leistungen der 24h-Betreuung, zu denen seit Jänner 2017 auch das Diakoniewerk Beratungsleistungen anbietet, sind hingegen eher eine Lösung für Menschen aus der Mittelschicht, die das auch finanzieren können.

Wohnmodelle mit Zukunft Was aber, wenn ein Wohnen im eigenen Zuhause aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich ist? Die alleinige Lösung kann und darf nicht mehr Pflegeheim lauten. Menschen wollen möglichst autonom leben, jedoch in einer gewissen Sicherheit, vielleicht allein wohnen, aber nicht vereinsamen. Selbständigkeit, Fähigkeiten und Potentiale der Menschen müssen mehr in den Blickpunkt rücken. Mit dem Konzept der Hausgemeinschaften für Menschen mit Pflegebedarf hat das


Es geht um eine gute Gestaltung des langen Lebens (siehe auch Seite 16).

Diakoniewerk als erster Anbieter in Österreich bereits 2005 Schritte in diese Richtung gesetzt, aber auch Hausgemeinschaften müssen sich weiterentwickeln: hin zu kleineren Organisationsformen, eingebettet in einen Sozialraum, der nicht vor der Tür der Hausgemeinschaft Halt macht, sondern die Menschen in sich aufnimmt und ihnen seine Angebote zur Verfügung stellt. So wie etwa in der Mehr Zeller Nachbarschaft in Bad Zell/OÖ, wo sich rund um das dortige Haus für Senioren eine lebendige MITsorgende Gemeinschaft entwickelt hat. Oder in der Kleeblattstruktur, die das Diakoniewerk derzeit entwickelt: einem Kleinverbund aus Hausgemeinschaften, eingebunden in die örtliche Struktur, der auch für kleine Gemeinden umsetzbar ist. Wohnungen mit Betreuung (die ersten wurden 2007 in Wels errichtet) sind eine Wohnform, die ein

hohes Maß an Eigenständigkeit und Betreuungsangebote auf Anfrage bieten. Im Quartierskonzept, das das Diakoniewerk in Salzburg, Wien und Gallneukirchen verwirklicht bzw. verwirklicht hat, ist der Gedanke der MITsorgenden Gemeinschaft am deutlichsten verankert: Menschen jeden Alters, mit und ohne Pflegebedarf, mit und ohne Behinderung, leben in einer Miet- oder Eigentumswohnung eines öffentlichen Bauträgers, mit dem das Diakoniewerk gemeinsam die Quartiersidee umsetzt. Wohnen im Viertel, mit Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen in erreichbarer Nähe, mit einer Wohnkoordination des Diakoniewerks, die die BewohnerInnen und ihre Bedürfnisse und Angebote vernetzt und Betreuungsleistungen dann vermittelt, wenn sie notwendig werden. Alter gehört in die Mitte der Gesellschaft! Aus unserem diakonischen

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Selbstverständnis heraus sind wir aufgefordert, den Anspruch von Menschen auf ein gutes Leben im Alter, auf Teilhabe an unserer Gesellschaft und auf Selbstbestimmung mit kreativen Ideen zu unterstützen – auch und gerade für Menschen mit hohen Einschränkungen und mit Demenz.

Ihr

Josef Scharinger Oktober 2017 ∙ diakonie


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thema

Sozialraumorientierung

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Wie Sozialraum­orientierung unsere Organisation verändert Die Entwicklung des Diakoniewerks hin zur Sozialraumorientierung bricht die Grenzen des großen Sozialträgers auf. Ein wichtiger Schritt in Richtung Netzwerk und Kooperation.  Julia Minichberger

M

aßgeschneiderte Lösungen und Wahlfreiheit für alle Kundinnen und Kunden – das ist das Ziel des ­Diakoniewerk Oberösterreich. Erreicht werden soll es durch die verstärkte Orientierung am Sozialraum, also dem unmittel­baren Umfeld, und durch die Nutzung bestehender Strukturen und Netzwerke. Die Rolle von Sozialorganisationen wie dem Diakoniewerk verändert sich zum regionalen Netzwerkpartner, der bestehende Kräfte hebt, bündelt und entwickelt.

Vernetzung von jung und alt – zum beiderseitigen Vorteil

„Das Angebotsspektrum soll bunt sein und zu den ­jeweiligen Bedürfnissen der Menschen passen. Dabei ist das stationäre Angebot genau so bedeutend wie ­alternative Betreuungsformen“, ­erklärt Geschäftsführer Mag. ­Gerhard ­Breitenberger.

Beitrag zur solidarischen Gesellschaft Als klassisches Beispiel für Sozial­raumorientierung gilt die ­integrative Beschäftigung für Menschen mit Behinderung. Vor zwanzig J­ ahren wurde im Diakoniewerk noch ein eigener Streichelzoo am Linzerberg in Engerwitzdorf gegründet, damit Menschen mit Behinderung natürliche Begegnungen mit Tieren erfahren können. Heute würde das Projekt anders

Bestehende Kräfte der Netzwerkpartner heben, bündeln und entwickeln

voll sind und geschätzt werden. Im Hinblick auf Seniorinnen und ­Senioren kann dies bedeuten, dass sie ihre Fähigkeiten und ­Ressourcen in der unmittelbaren Nachbarschaft einbringen. Im Projekt „Lebendige Nachbarschaft“ (LeNa, Gemeinde Engerwitzdorf) etwa leben Seniorinnen und Senioren in ihren barrierefreien und alters­gerechten Wohnungen Tür an Tür mit jungen Familien und vernetzten sich. Mütter freuen sich, wenn die Nachbarin als „Ersatz­ omi“ ­gelegentlich auf die Kinder aufpasst und erledigen im Gegenzug gerne die eine oder andere ­Besorgung für sie.

Bedürfnisorientiert aussehen. Jetzt orientiert man sich am bestehenden Umfeld, erkundigt sich, ob ein Zoo oder ein Landwirt in der Nähe Hilfe benötigt und klärt die Bedarfe ab. Man erfindet das Rad nicht neu, sondern leistet einen Beitrag zur solidarischen ­Gesellschaft, in der jede/r ihre/ seine Fähigkeiten genau dort einbringt, wo sie benötigt werden. Das schließt Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter nicht aus, denn auch sie möchten Leistungen erbringen, die sinn-

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Die Bedürfnisse der Gesellschaft spiegeln sich auch in den ­Anfragen von Gemeindevertretern und öffentlichen E­ inrichtungen an das ­Diakoniewerk wider. Die Mittagsverpflegung der Kindergarten­kinder oder „Essen auf Rädern“ werden in einigen Orten bereits durch ehren­ amtliche ­Mitarbeite­rInnen von anderen gemein­wesen­orientierten ­Organisationen (z. B. Rotes Kreuz) geleistet, produziert werden die Speisen in E­ inrichtungen des ­Diakoniewerk Oberösterreich. Oktober 2017 ∙ diakonie


thema

Sozialraumorientierung XXX Bildtext XXX Bildtext XXX Bildtext XXX Bildtext Die verschiedenen Angebote ermöglichen, nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen gut alt werden zu können.

Auch die Nachfrage von Bauträgern nach flexiblen Be­ treu­ungsleistungen durch Diakonie­werks-­ExpertenInnen für selbstständig w ­ ohnende ­SeniorInnen und ­Menschen mit Behinderung steigt beständig. Neben Wohnprojekten in Bad Hall, Bad Zell, Braunau, Engerwitzdorf, Gallneukirchen, Linz und Wels werden nun auch in Traunkirchen am Standort Forstpark 25 barriere­ arme Wohnungen mit Betreuung entwickelt. Diese Diese regionalen Wohnkonzepte orientieren sich an den vielfältigen Wünschen sowie Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen und denken alle Altersgruppen mit. Hat man vor einigen Jahren noch erwartet, dass die öffentliche Hand ein breites Angebot für Menschen im Alter und Menschen mit Behinderung stellen muss, geht man jetzt zusätzlich den Weg der Individualisierung. Im Hinblick auf SeniorInnen kann das passende Angebot für manche der Wohnplatz in einer Hausgemeinschaft, für manche die eigene Wohnung mit Betreuungsdienstleistung durch Fachkräfte sein. Diese Angebote schaffen ein Umfeld, im dem Menschen, begleitet durch verschiedene Leistungen des Diakoniewerks, nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen leben und gut alt werden können. Damit künftige Fachkräfte in der Begleitung von Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter auf diese und künftige Anforderungen vorbereitet sind, ist Sozialraumorientierung ein Leitthema, mit dem sich Studierende in den diakonie ∙ Oktober 2017

Schulen für Sozialbetreuungs­ berufe des Diakoniewerks intensiv auseinandersetzen.

Fit für die Zukunft „Das Diakoniewerk Oberösterreich sieht sich in der Rolle des Mit-Gestalters einer inklusiven, solidari-

schen Gesellschaft und geht mit Tradition und Innovation in die Zukunft. Das bedeutet vor allem, über die Grenzen der Institution hinaus zu denken, in die Rolle des Netzwerk­partners zu schlüpfen und sich beständig weiterzuentwickeln“, erklärt Geschäftsführer Dr. Johann Stroblmair.

Das Diakoniewerk Oberösterreich will den Sozialraum mehr nutzen. Das bedeutet, dass die Umgebung mehr mit einbezogen wird. Das bedeutet auch, dass mehr Partner in der Umgebung gesucht werden. Das Diakoniewerk muss nicht alles selber anbieten. Zum Beispiel: Wenn jemand mit Tieren arbeiten möchte, dann wird nicht ein eigener Zoo gebaut. Sondern man fragt einen Zoo oder einen Bauern in der Nähe, ob sie Hilfe brauchen. Ein anderes Beispiel ist ein Projekt in Engerwitzdorf, das Lebendige Nachbarschaft heißt. Dort wohnen Menschen, die sich gegenseitig helfen. Zum Beispiel passen ältere Menschen auf die Kinder einer Familie auf. Dafür hilft die Familie den älteren Menschen beim Einkaufen. In der Zukunft wird es viele unterschiedliche Angebote brauchen. Manche Menschen wollen in einem Heim wohnen, andere wollen lieber zu Hause von einem Pflegedienst betreut werden. Das Diakoniewerk versucht solche Angebote weiter zu entwickeln, damit Menschen so leben und wohnen können, wie sie es möchten.

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Diakoniewerk

panorama

45. Martinstift-Symposion Schein und Sein – die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention auf dem Prüfstand

Freitag, 20. Oktober, 9 bis 15 Uhr Brucknerhaus Linz Infos und Karten: www.martinstift-symposion.at Im Oktober 2008 hat Österreich die UN-Behindertenrechtskonvention als einer der ersten Staaten ratifiziert. Was hat sich seither verändert? Hat sich die tatsächliche Situation von behinderten Menschen verbessert und was ist noch zu tun? Diesen Fragen widmen sich die ReferentInnen des Martinstift-Symposions 2017.

Neues aus verschiedenen Arbeitsbereichen

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Prof. Dr. Georg Feuser Was wir nicht wollen oder vermögen, deklarieren wir als Ausnahme, die die Regel bestätigt. Kritische Anmerkungen zum Paradoxon selektierender Inklusion MMag.a DDr.in Ursula Naue Die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Spannungsfeld zwischen Verpflichtung und Ressourcendiskussion Karin Schaubmaier Möglichkeiten – Wirklichkeiten UN Behindertenrechtskonvention, ein Spannungsfeld für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf in Einrichtungen Prof.in Dr.in phil. Anne-Dore Stein „Die Möglichkeit ist nicht die Wirklichkeit – doch auch sie ist eine Wirklichkeit …“ (Antonio Gramsci) – über die Entwicklung professioneller Identität am und im Widerspruch Gunther Trübswasser Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – eine vorläufige Bilanz der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Plattform Zukunft: Seele & Gesellschaft Die Diakonie Akademie (DiAk) startet mit der Reihe „Plattform Zukunft“ in ihre zweite Saison. Die DiAk möchte damit die Auseinandersetzung mit relevanten gesellschaftspolitischen Themen fördern und lädt ein, nicht nur den jeweiligen Impulsvortrag anzuhören, sondern sich auch aktiv in die anschließende Diskussion einzubringen. Diesmal steht die Reihe unter der Überschrift: Seele & Gesellschaft. Die ersten Termine: Mi. 11. Oktober: „Kollektiv neurotisch“ Referent: Dr. Christian Kohlross, Kulturwissenschaftler, Psychotherapeut; Ort: Haus Bethanien, Gallneukirchen Mi. 6. Dezember: „Die Zukunft der Spiritualität“ Referentin: Dr.in Katharina Ceming, Professorin Universität Augsburg, Publizistin; Ort: Kath. Pfarrsaal, Gallneukirchen

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Diakoniewerk

panorama Oberin Schw. Helga Sikora vor der Informationstafel über die erste Diakonisse, Elise Lehner.

Neuer Kulinarischer Hotspot Mit 16. August 2017 hat am Linzer Südbahnhofmarkt ein weiteres Café & Bistro KOWALSKI seinen Betrieb aufgenommen. Wer es besucht, wird von der Vielfalt des kulinarischen Angebotes überrascht sein: Ob Frühstück, kleiner Imbiss oder Mittagsmenü – die Gäste werden mit köstlichen vegetarischen und veganen Speisen, liebevoll und kreativ angerichtet, verwöhnt. Eine Linzer Gastro-­Kritikerin hat sich in einem Artikel schon als Fan ­geoutet … Im Inneren des Lokals begeistert eine Kunstwand, für die Motive der Künstlerin Gertraud Gruber zu einem großen Ganzen zusammengefügt wurden und die so ein florales, harmonisches Stimmungsbild ergeben. Gertraud Gruber lebt und arbeitet im Diakoniewerk, als Inspirationsquellen dienen ihr Vorlagen aus Prospekten und Zeitungen, wobei sie sich auf Themenbereiche wie Tiere, Pflanzen, Menschen oder Technik konzentriert. Vorbeischauen lohnt sich! Marktplatz 3 b/d, Linz, geöffnet Montag bis Freitag: 7.45 bis 15.45 Uhr www.cafe-kowalski.at  Einladendes Ambiente im neuen KOWALSKI in Linz.

140 Jahre Einsegnung der ersten Diakonisse in Österreich Das Diakoniewerk begeht 2017 ein besonderes Jubiläum Mit der Einsegnung der ersten beiden jungen Frauen in das Amt der Diakonisse begann am 4. Oktober 1877 die Mutterhaus-Diakonie in Österreich. Ludwig Schwarz, der erste evangelische Pfarrer von Gallneukirchen, gründete nach dem Vorbild der von Theodor Fliedner in Kaiserswerth geschaffenen Diakonissen-Anstalten auch in Österreich ein Diakonissenhaus. Oberschwester Elise Lehner, die erste Diakonisse Österreichs, ist mit der Geschichte des „Vereins für Innere Mission“, dem heutigen Diakoniewerk, eng verbunden. Gemeinsam mit Elisabeth Obermeir nahm sie 1847 im Stuttgarter Mutterhaus die Ausbildung zur Diakonisse auf, am 4. Oktober 1877 wurden sie in Thening zum

Diakonissendienst eingesegnet. 1884 wurde Elise Lehner als erste Diakonissen-Oberin eingeführt. Es war ein bescheidener Anfang, als im Gallneukirchner Pfarrhaus einige Räume zur Verfügung gestellt wurden, um kranke und alte Menschen aufzunehmen. In den nächsten Jahren kamen weitere Schwestern dazu und das Pfarrhaus wurde zum ersten DiakonissenMutterhaus ausgebaut, bis 1909 das heutige Haus Bethanien ­eröffnet wurde. An der Seite von Senior Ludwig Schwarz und der nachfolgenden Rektoren sind der Aufbau der Diakonissen­arbeit in Österreich und die Entwicklung des Diakoniewerks mit das Verdienst von Elise Lehner. Ihr Lebensmotto „Die so im Elend sind, führe ins Haus.“ (Jesaja 58,17) begleitete sie stets dabei.

Hoher Besuch aus der Politik Einen Einblick in die Angebote des Diakoniewerks bekamen Ende August Gesundheitsministerin Dr.in Pamela Rendi-Wagner im Haus für Senioren Wels, Sozialminister Alois Stöger im Haus für Senioren Mauerkirchen und der OÖ. Landeshauptmann, Mag. Thomas Stelzer, in verschiedenen Einrichtungen in Gallneukirchen. Mit den Vorständen des Diakoniewerks, Mag. Josef Scharinger und Dr. Heinz Thaler, und den Geschäftsführern des Diakoniewerks Oberösterreich, Dr. Johann Stroblmair und Mag. Gerhard Breitenberger, wurden Fragen der zukünftigen Entwicklungen in der Senioren- und in der Behindertenarbeit diskutiert. Wichtig waren den PolitikerInnen aber auch die Begegnungen mit den Menschen, die in den Einrichtungen des Diakoniewerks wohnen und arbeiten.

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Diakoniewerk

panorama Feiertagsquartett als „Geburtstagszuckerl“ Mit beschwingter Musik von den Jazz Gipsies sowie einer Ausstellung von Anita Reifenauer-Renger feierte das Bewohnerservice Aigen & Parsch heuer seinen 15. Geburtstag. Das Fest war aber auch Anlass, das eigens angefertigte Feiertagsquartett vorzustellen. Entstanden ist das Spiel in einem Deutschkurs für Frauen im Bewohnerservice Aigen & Parsch, einer Einrichtung des Diakoniewerks in Salzburg. In erster Linie ging es darum, Deutsch zu üben und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der kulturellen Feste kennen zu lernen. „Aus den verschiedenen Erzählungen haben wir dann gemeinsam ein Quartett erstellt und es freut mich sehr, dass Anita Reifenauer-Renger die einzelnen Feste illustriert hat“, erzählt Christine Czuma, Deutschlehrerin im Bewohnerservice und Ideengeberin des Spiels. Das integrative Spiel soll auf unterhaltsame Weise das gegenseitige kulturelle Verständnis fördern. Einige Exemplare stehen noch zur Verfügung, Infos unter Tel. 0662 62 5008.

Herzlich willkommen im Diakoniewerk! 39 Diakonisch Freiwillige und sechs europäische Freiwillige haben ihre Arbeit begonnen.

Freiwillige sind wertvolle Bereicherung Am 5. Dezember wird alljährlich der Internationale Tag des Ehrenamts gefeiert. 852 Freiwillige sind derzeit im Diakoniewerk tätig, im Diakoniewerk Salzburg sind es allein 554! Grund genug, auch auf diesem Weg einmal wieder ein großes DANKE zu sagen! Ohne Menschen, die sich freiwillig engagieren, wären viele Leistungen, die die Lebensqualität der begleiteten Menschen im Diakoniewerk erhöhen, nicht möglich.

Spielerisch mehr über die Feiertage und die Kultur in Österreich lernen

Nicht mitgerechnet in den oben­ genannten Zahlen sind die Diakonisch Freiwilligen, von denen 39 Anfang September in verschiedenen Bereichen begonnen haben. Außerdem sind seit diesem Zeitpunkt sechs TeilnehmerInnen am Europäischen Freiwilligendienst – aus der Türkei, Deutschland, Litauen, Italien, Russland und Spanien – im Diakoniewerk tätig.

Flüchtlingsarbeit Deutschfeistritz: Ein bewegter Sommer Einen bewegten Sommer verbrachten die Jugendlichen in Deutschfeistritz. Nach einem intensiven Basis-Bildungsprogramm durch den Verein „Isop“ im vergangenen Schuljahr und einem rauschenden Sommerfest waren den jungen Männern nur zwei freie Wochen vergönnt. Danach gestalteten die MitarbeiterInnen des Vereins „DA in der Region“ Deutschkurse während der Ferienzeit. Damit auch der Freizeitspaß nicht zu kurz kommt, initiierte Maria Moser, pädagogische Leitung, mit den Jugendlichen einen Workshop zur Sommergestaltung. Sie entschieden sich für einen Ausflug auf den Grazer Hausberg Schöckl, wo sie im Kletterpark

ihre motorischen Fähigkeiten, Schwindelfreiheit und Teamwork erprobten. Erfreuliche Aussichten: Im Herbst startet dann wieder die bewährte Bildungs-Kooperation mit dem Verein „Isop“.

Freiwillige sind nach wie vor ­gesucht, vor allem in der Flüchtlings­ arbeit, im Besuchsdienst und bei ­Veranstaltungen. Informationen bei Mag.a ­Isabel Beuchel, 07235 65 505 1813, i.beuchel@diakoniewerk.at

Teamwork erproben im Klettergarten

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Leben und

spiritualität Herzstärkend

Als Titel dieses Impulses habe ich den Namen eines Instagram Profils gewählt. Im Untertitel dieses Bilderblogs wird auf eine Stelle aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser (Kol. 2,2) v­ erwiesen. „Auf dass ihre Herzen ermahnt und ­zusammengefasst werden in der Liebe und zu allem Reichtum des ­gewissen Verständnisses, zu ­erkennen das Geheimnis Gottes, des Vaters, und Christi.“ Was denkt sich ein Christ im 21. Jahrhundert, wie er im sozialen Netzwerk die Herzen ermahnen und zusammen­fassen kann? Das ­Instagram Profil „herzstaerkend“ versucht dies mit einer Kombination aus Bildsprache und kurzen Impulsen. In meinem InstagramProfil erscheinen von Zeit zu Zeit kurze Botschaften. Sie erheitern, ermutigen und „stärken“. Unterschrieben sind diese erbaulichen Sätze mit „Gott“. Ein paar Beispiele gefällig? •  Ich schenke dir Frieden. •  Ich habe große Träume für dein ­Leben. •  Hab keine Angst, denn ich bin bei dir. •  Ich bin deine Kraft. •  Ich habe tausend gute Gedanken über dich. •  Ich liebe dich. Bei mir haben die Impulse Wirkung gezeigt. Sie stärken mein Herz. Sie ermahnen mich, mehr zu vertrauen, mehr zu glauben, mehr zu beten – einfach mehr zu leben. Probieren Sie es aus! Diakon Hannes Stickler Verwaltungsleiter Klinik Diakonissen Schladming www.instagram.com/herzstaerkend

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porträt

Menschen im Diakoniewerk

Diakonie erlebbar machen Diakon Günther Wesely, zuletzt verantwortlich für den Bereich Diakonische Identitätsentwicklung, hat in den 29 Jahren seiner Tätigkeit im Diakoniewerk viel bewegt.  Andrea Brummeier

S

einen ersten Kontakt zum Diakoniewerk hatte Günther Wesely bereits als Konfirmand 1969 bei einem Besuch im Diakoniewerk. Das hat ihn wohl geprägt, denn nach einer handwerklichen Ausbildung entschloss er sich, in den Sozialbereich zu wechseln und für ein Praktikum im Wohnhaus Friedenshort in Gallneukirchen ins Diakoniewerk zurückzukehren. Das Praktikum benötigte er für die Ausbildung zum (evangelischen) Diakon im fränkischen Rummelsberg nahe Nürnberg, die neben der theologischen auch eine Sozialausbildung beinhaltet. Das christlich-diakonische Menschenbild prägt sein Leben und ist für ihn auch in den folgenden Berufsjahren handlungsleitend.

(Wieder-) Einstieg ins Diakoniewerk Nach Abschluss der Ausbildung, während der er seine Frau Lenore

kennenlernte, kehrte der gebürtige Seewalchener 1980 nach Ober­ österreich zurück. Sein Interesse galt zunächst der Kinder- und Jugendarbeit und so übernahm er die Leitung der Evangelischen Jugend Oberösterreich. 1988 wechselte er dann ins Diakoniewerk als Mitarbeiter in der Öffentlichkeits­ arbeit. „Mir war der Kontakt zu den Menschen mit Behinderung immer sehr wichtig. Darum habe ich mich dann 1999 für den Förderbereich beworben, den ich bis 2004 leitete“, erklärt Günther Wesely. Berufsbegleitend absolvierte er die Sozialmanagement-Ausbildung an der damaligen Diakonie Akademie Berlin und ein Diplom-Studium Diakoniewissenschaft an der Universität Heidelberg. Außerdem unterrichtete der Vater zweier Töchter 17 Jahre lang an der Schule für Sozialbetreuungsberufe Behindertenbegleitung/Behindertenarbeit in Gallneukirchen „Management und Organisation“.

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Das christlich diakonische Menschenbild war und ist für Günther Wesely prägend.

Nach einigen Monaten als Bereichsleiter Arbeit in der Behinderten­ arbeit wechselte er schließlich in den Bereich Fortbildung und Seelsorge. Zu seinen Aufgaben gehörten u. a. Personalauswahl, ­Leitung der Führungs­kräfte-Lehrgänge sowie die Geschäfts­führung der ­Diakonie Akademie (DiAk). 2014 übernahm er schließlich neben der Geschäftsführung der DiAk die Stabsstelle ­Diakonische Identitäts­entwicklung, die direkt dem ­Vorstand zuge­ ordnet ist.

Neu orientieren Auf was er sich in der Pension am meisten freut? „Für meine fünf ­Enkelkinder ein aktiver Opa zu sein!“, lacht er. „Weitere Pläne habe ich noch nicht gemacht. Ich möchte jetzt einmal Abstand gewinnen und mich neu orientieren. Dann wird man sehen, wie tätig meine Frau und ich den Ruhestand wirklich gestalten wollen.“  Oktober 2017 ∙ diakonie


Menschen im

alter

„Geblitzdingst“: Moderne Poesie gegen das Vergessen Poetry Slammer Lars Ruppel zeigt mit „Weckworte“ einen alternativen Zugang zum Thema Demenz auf. Anlässlich des Weltalzheimertages am 21. September lud ihn das Diakoniewerk zu Workshops nach Gallneukirchen, Salzburg und Wels ein.

Menschen im Alter ein gutes, langes Leben ermöglichen

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Der mehrfache deutsche PoetrySlam-Meister Lars Ruppel engagiert sich im Rahmen seines Projektes „Weckworte“ seit Jahren für Menschen mit Demenz, geistiger und seelischer Behinderung, Schizophrenie, Trisomie 21 sowie Jugendliche mit auffälligem Verhalten. „Das Ganze beruht auf der Idee, ein Gedicht so vorzutragen, dass jeder im Raum, unabhängig von seinem körperlichen und geistigen Zustand, davon profitieren kann“, so Lars Ruppel. Ruppel trägt wesentlich dazu bei, dass das Thema Demenz auch im Poetry Slam aufgegriffen wird. In diesem zeitgemäßen Dichterwettstreit treten Poeten gegeneinander an und das Publikum entscheidet durch Applaus oder Jurywertung, wer gewinnt. In seinen Weckworte-Workshops in Einrichtungen des Diakoniewerks in Gallneukirchen, Salzburg und Wels lernten SchülerInnen, Pflegende, Angehörige und Interessierte, wie man Gedichte für Menschen mit Alzheimer oder geistiger Behinderung vorträgt. Im Vordergrund standen die Begeisterung für Sprache, das spielerische Erfahren der eigenen darstellerischen Möglichkeiten und der Abbau von Berührungsund Vortragsängsten. Zusätzlich zu den Workshops fand in Wels eine Lesung statt, bei der Lars Ruppel Gedichte aus seinem Buch „Geblitzdingst“ vortrug und zur anschließenden Diskussion einlud.

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Weitere Veranstaltungen Der Weltalzheimertag war Anlass für weitere Veranstaltungen zum Thema Demenz. So inszenierte das SOG Theater aus Wiener Neustadt auf Einladung des Diakoniewerks im Theater der Tribüne Linz das Stück „­Fliegenfischen oder Herr Bert und der Fetzenfisch“. In Mauerkirchen stellte Autorin Petra Fercher ihr Buch „Brücken in die Welt der D ­ emenz“ vor. Auf Einladung der Demenzberatung des Diakoniewerks Salzburg schilderte Demenzexpertin Ilona Bürk in ihrem Vortrag „Der Mann in meinem Zimmer – Wie verstehe und begleite ich Menschen mit Demenz?“ Erfahrungen aus ihrer Arbeit als Pflegedienstleiterin. Im Haus am Ruckerlberg Graz findet am 3. Oktober eine Lesung mit der ehemaligen ORF-Moderatorin Christine Brunnsteiner statt. Die sozial engagierte Autorin mit der steiermarkweit beliebten und bekannten Radiostimme wird ihr Publikum mit heiteren Lebens­ betrachtungen erfreuen.  Lars Ruppel zeigt, wie man auch zu Menschen mit Demenz den Zugang über Gedichte findet.


Menschen im

alter

Wie zufrieden sind die BewohnerInnen? Das Diakoniewerk fragt nach.

Verbesserung und Weiterentwicklung der Angebote

Fachkräfte aus dem Diakoniewerk sind gefragt!

Wie zufrieden sind BewohnerInnen und Angehörige mit den Angeboten? Um dies zu erfahren, führt das Diakoniewerk in regelmäßigen Abständen Befragungen durch. Damit beauftragt ist das unabhängige Meinungsforschungsinstitut „market“ in Linz, das die (anonymen) Daten erhebt und die Auswertung vornimmt. Die Ergebnisse sind sehr hilfreich, um die Angebote laufend zu verbessern und weiterentwickeln zu können. Diesmal findet die Befragung in den Häusern für Senioren statt. Anfang Oktober werden BewohnerInnen und Angehörige die Fragebögen erhalten, die dann bis 27. Oktober an das Institut „market“ zurückgesendet werden können.

Beim Pflegekongress in Wien (30. 11. – 1. 12. 2017), DER Fachveranstaltung für Pflegende in Österreich, wird die Direktorin der Schule für Sozial­ betreuungsberufe Altenarbeit in Gallneukirchen, Mag.a Susanne Kunze, einen Fachvortrag halten. Dieser beschäftigt sich mit den Ausbildungen der Schulen für Sozialbetreuungs­ berufe unter besonderer Berück­ sichtigung der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes.

Tag der Altenarbeit Den alljährlich in Oberösterreich stattfindenden Tag der Altenarbeit am Freitag, 6. Oktober, nutzt das Haus für Senioren Mauerkirchen, um von 9 bis 12 Uhr BesucherInnen Einblick in die Angebote für Menschen im Alter im Bezirk Braunau zu geben und die Haus­gemeinschaften im Haus für ­Senioren Mauerkirchen vorzu­stellen. In der Schule für Sozialbetreuungsberufe im Haus kann man als Gasthörer am Unterricht teilnehmen und einfache Tätig­keiten in der Praxiswerk­

stätte ausprobieren. Information und Anmeldung bei Johannes Strasser, 07724 5048 214 oder j.strasser@diakoniewerk.at

Während einer Themenwoche zu Demenz im Kardinal König Haus in Wien (7. – 14. 10. 2017) wird Mag. Dr. ­Alexander Aschenbrenner, Geronto­psychologischer Fachdienst im Diakoniewerk Salzburg, ein Vernetzungstreffen moderieren, in dem es um Beratung von Angehörigen von Menschen mit Demenz geht.

Die Studierenden der Schule für Sozialbetreuungsberufe Altenarbeit in Gallneukirchen sind am Tag der Altenarbeit ins Bezirksaltenheim Pregarten eingeladen, um den in der Schule entwickelten Demenzweg interessierten BesucherInnen vorzustellen und auf die Ausbildung Fach-SozialbetreuerIn Altenarbeit aufmerksam zu machen.

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Oktober 2017 ∙ diakonie


Menschen im

alter

Pflege und Betreuung neu denken Auf dem Weg zu einer Gesellschaft des langen Lebens  Daniela Scharer

U

nsere Gesellschaft verändert sich demographisch. Das ist ein Fakt, der quantitativ und qualitativ umfassend beschrieben und bekannt ist. Verbunden mit dieser Veränderung hin zu einer Gesellschaft des langen Lebens braucht es entsprechende ­Schritte, damit wir diesen Weg in eine gute Richtung gehen.

Dieser Weg hat zwei Ziele im Fokus: •  die Absicherung und Ver­ besserung der Lebensqualität für Menschen im Alter •  und die Gestaltung dieses ­Wandels mit und für die jüngeren Generationen. Es braucht daher Maßnahmen und Schritte, die sowohl Menschen im Alter als auch nachfolgende Generationen im Blick haben und sie gleichermaßen involvieren. Es geht dabei um die Gesellschaft als Ganzes, die ein gutes, langes Leben ermöglicht. Die Maß­ nahmen dürfen sich nicht allein auf „­Pflege“ beschränken. diakonie ∙ Oktober 2017

Generationenpolitik ist eine Querschnittsaufgabe – sie ist mehr als Sozial- und Gesundheitspolitik. Es geht genauso auch um ­Wohnen und Lebensräume, ­Mobilität, ­Bildung und ­Ausbildung, Wirtschaft und Nahversorgung. Folgende 10 Punkte sind für das Diakoniewerk auf dem Weg zu ­einer solidarischen Gesellschaft des langen Lebens leitend:

1. Wir werden älter und das ist gut so! Politik für Menschen im Alter bedeutet ­Generationenpolitik. Daher setzen wir uns für eine Gesellschaft ein, die die demographische Veränderung als Chance für alle ­Generationen sieht.

2. V om Anti-Aging zum Pro-Aging! Altern gehört zur Entwicklung des Menschen, ist Teil unseres Alltags und wird bejaht – bis zum Lebensende.

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3. W ir brauchen ein ­ mitsorgendes Netz! Wir brauchen nicht nur ein versorgendes, sondern auch ein mit-sorgendes Netz. Dazu ­müssen Menschen – ob hauptberuflich oder im bürgerschaftlichen Engagement – für die verantwortungsvolle Gemein­ wesenarbeit motiviert und ­qualifiziert werden. Diese Koordinationstätigkeit kann nicht zum finanziellen Null-Tarif gelingen.

4. A lltag und Wohnen ins Zentrum rücken! Auf sich verändernde An­ sprüche müssen wir mit neuen Angeboten reagieren. Neue Wohn­konzepte für Menschen mit hohem Pflegebedarf sind hier zentral. Und: Wohnen, das ins Gemeinwesen integriert, das alltags- und bürgernäher organisiert ist.

5. Wir alle brauchen Pflege, von Beginn an bis ins Alter! Pflegebedürftigkeit ist neu zu


Menschen im

alter

Es braucht Maßnahmen, die sowohl Menschen im Alter als auch nachfolgende Generationen im Blick haben.

definieren. Sie darf sich nicht nur an körperlichen Einschränkungen und Defiziten orientieren, sondern soll Selbständigkeit als Maß der Pflegebedürftigkeit in den Blick nehmen; ebenso wie psycho-soziale, kognitive und kommunikative Dimensionen und Aspekte der sozialen Teilhabe & Gestaltung des Alltagslebens. Und der Ermöglichung eines würdigen Abschieds.

6. Demenz. Ich bin mehr! Menschen mit Demenz benötigen mehr Freiheit. Das führt zu mehr Individualität, mehr Wohlbefinden und damit auch zu einer höheren Lebensqualität der Angehörigen und Mitarbeitenden. Das bedeutet aber zugleich, dass die Betreuenden – professionelle Mitarbeitende wie Angehörige und das weitere soziale Umfeld – dabei quantitativ wie qualitativ unterstützt werden müssen, diese Freiheit zuzusichern.

7. Hospiz. Recht statt Gnade! Es braucht einen Rechtsanspruch auf Palliativ- und Hospizversorgung. Für die Finanzierung sind klare Zuständigkeiten und ein echtes Bekenntnis zum Ausbau von Palliativ- und Hospiz­angeboten im mobilen und stationären Bereich notwendig. Ausreichende und stabile finanzielle Ausstattung ist für die Koordination und Ausbildung der essentiellen Freiwilligen­ netzwerke unerlässlich.

8. (Aus)Bildung macht den Unterschied! Wissen ist eine wichtige Grundlage, die demographischen Veränderungen gut bewältigen zu können – sowohl auf individueller Ebene als auch gesamtgesellschaftlich. Daher sind professionelle Ausbildung, Fort- und Weiterbildung sowie

niederschwellige Beratung und Informationsweitergabe wichtig und müssen ausgebaut werden. Adäquate Personalschlüssel mit angemessener Entlohnung sind die Basis für qualitative Pflege und Betreuung.

9. Angehörig. Zugehörig. Sich zugehörig und durch Angehörige gestützt zu wissen, sind wesentliche Merkmale der Lebensqualität. Zugleich müssen pflegende Angehörige intensiv und vielfältig entlastet sowie neue sozial­räumliche Formen der Unterstützung durch das soziale Umfeld etabliert werden.

10. Und was ist uns das wert? Ein Umbau des Pflegesystems und seiner Finanzierung sind notwendig, um zukünftig

l­eistbare und gute Pflege möglich zu machen. Neben Geldleistungen braucht es Investitionen in ein breiteres und größeres Dienstleistungsangebot, um die Pflegelücke tatsächlich zu schließen. ­Außerdem: Pflege lohnt sich! 70 % der Ausgaben in der Pflege fließen via Steuern und Sozialversicherung an die öffentliche Hand zurück! Diese 10 Punkte sollen für uns wegweisend sein hin zu einer guten Gesellschaft des langen Lebens.

Das vollständige 10-PunkteProgramm finden Sie als Download auf: www.diakoniewerk.at/de/­ wissenswertes-seniorenarbeit

Wir Menschen werden immer älter. Für die Zukunft ist es wichtig, dass die Lebens-Qualität für alte Menschen hoch bleibt. Und dass es auch den jungen Menschen dabei gut geht. Die Diakonie hat 10 Punkte aufgeschrieben, die für die Zukunft wichtig sind. So soll ein gutes und langes Leben möglich sein. Hier drei Beispiele: 1. Pflege müssen wir neu verstehen. Es geht nicht nur um die körperliche Pflege. Es geht auch darum, wie man im Alltag dabei sein kann und selbständig sein kann. 2. Menschen mit Demenz brauchen mehr Freiheit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Angehörigen müssen unterstützt werden, damit Menschen mit Demenz die Freiheit bekommen. 3. Es braucht eine gute Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu gehören auch gute Fortbildungen. Es müssen auch genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Einrichtung im Dienst sein.

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Sequenze Italia Menschen mit

behinderung

27 Künstlerinnen und Künstler aus Österreich und Italien waren Teil der „Sequenzen 2017“, die im italienischen Sabbioneta stattfanden. Eine Woche lang wurde ­gemeinsam gelebt, gearbeitet und ­geschaffen. Ausgangsposition waren die ­speziellen künstlerischen ­Methoden, mit denen die einzelnen TeilnehmerInnen arbeiten und die Wechselwirkung, in der sie mit der Herangehensweise der anderen KünstlerInnen stehen. Aus dem Diakoniewerk nahmen Gertraud Gruber, R ­ osemarie Heidler und Jutta Steinbeiß in Begleitung von Arno Wilthan teil.

Die Werke, die dabei entstanden, wurden am Ende der Woche bei einer Vernissage im Palazzo Ducale präsentiert. Vom 19. bis 29. September waren sie in der Galerie Tacheles & „Projekt: Zentrale 14“ in ­Gmunden ausgestellt. Die Broschüre zum Projekt kann unter atelier@diakoniewerk.at bestellt werden. Bei den diesjährigen Sequenzen waren neben KünstlerInnen des Diakoniewerks, der Lebenshilfe Gmunden und der Caritas/St. Pius auch italienische KünstlerInnen sowie freischaffende KünstlerInnen aus Österreich und Italien vertreten.

Ganz vertieft in den künstlerischen Arbeitsprozess

Inklusion geht uns alle an!

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Inklusive Partnerschaftsreise Auf Einladung der Stadt Wetzlar, Partnerstadt von Schladming, machten sich Harald Eder, Rudolf Bauregger und Velimir Pantić aus der Diakoniewerks-Werkstätte als Teil einer Schladminger Delegation auf die Reise nach Mittelhessen. Am Info-Stand der Stadt und des Tourismusverbands Schladming am traditionellen Ochsenfest informierten Harald Eder und Rudolf Bauregger über die Besonderheiten der Region, erzählten über die Special Olympics und führten interessante Gespräche. Besondere Freude hatten die BesucherInnen mit den Wetterblumen aus Holz, angefertigt in der Werkstätte Schladming. Auch Kontakte zur Lebenshilfe Wetzlar wurden aufgefrischt. Ein Besuch der Werkstätte und des Wohnhauses war trotz des dichten Programms möglich. Eine Lebenshilfe-Delegation hatte das Diakoniewerk in Schladming bereits im Frühjahr im Rahmen der Special Olympics Winter Games 2017 besucht.

Rudolf Bauregger und Harald Eder (vorne) informierten über ihre Heimat am Ochsenfest in Wetzlar. Im Hintergrund (v. l. n. r.): KarlHeinz Kräuter, Partnerschaftsdezernat Wetzlar, Beate Egli, Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg, Hansjörg Stocker, Tourismusverband Schladming Geschäftsführung, Isabell Kurz, Kulturamt Wetzlar.

diakonie ∙ Oktober 2017

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Menschen mit

behinderung

Thomas H. durfte gemeinsam mit seiner Mutter den Flug genießen.

Eine gute Kooperation ging in die Verlängerung

Hoch hinaus Flugtag zugunsten von Menschen mit Behinderung

Aus der guten Kooperation mit den Special-Olympics-Veranstaltern und der Stadtgemeinde S ­ chladming entstand ein Projekt, das noch lange über das Großereignis hinausreicht. Die Sonderausstellung „Heart rocks“ im Stadtmuseum zeigte bis Ende September die Geschichte der Spiele. Das Herz, das vor dem Museum aufgestellt ist, wurde von den MitarbeiterInnen der Werkstätte Schladming bemalt, ein Film über das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung gedreht. Innovativ auch die Gestaltung der Sonderschau: Durch die Ausstellung führt ein Leitsystem aus Piktogrammen der Unterstützten Kommunikation. Verantwortlich dafür: Die MitarbeiterInnen mit Behinderung der Werkstätte, die die passenden Symbole auswählten und in den Räumen des Museums anbrachten. So können sich auch Menschen mit schwerer Beeinträchtigung in der Ausstellung gut zurecht finden. Ein gemeinsamer Workshop mit SchülerInnen der NMS Schladming zum Thema „Kommunikation ohne Barrieren“ rundete das Projekt ab.

Der 4. Lyoness Child & Family Foundation Kinderflugtag Ende Juni bot Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Gelegenheit, einen Rundflug mit einem Helikopter über die Landschaft Oberösterreichs zu erleben. Schauplatz war das Gelände der Whisky Destillerie und Café Lounge Peter ­Affenzeller in Alberndorf/OÖ. Mehr als 60 Menschen mit ­Behinderung des Diakoniewerks mit ihren Familien und Begleitpersonen fanden sich ein, um den Traum vom Fliegen zu erleben. „Mit dem Flugtag wollen wir den Kindern ein ­unvergessliches Erlebnis bereiten, an das sie sich noch lange erinnern werden“, erklärte Nina ­Passegger, Obfrau des Grazer Vereins ­Lyoness Child & Family ­Foundation. Tatkräftig unterstützt wurde der Verein vom Firmen­inhaber der W ­ hisky Destillerie Peter ­Affenzeller, der Einkaufsgemeinschaft ­Lyoness sowie dem Rotary Clubs ­Gallneukirchen-Gusental. Über 30 freiwillige Helfer waren an diesem Tag im Einsatz, um den Kindern neben dem Flugbetrieb einige zusätzliche Spiel- und Spaß-Aktivitäten zu bieten. „Es war so super“, strahlte der 11-jährige Thomas H., nach seinem Flug über das ganze Gesicht.

Gelebte Inklusion Schon als Kind hat Christina E., Bewohnerin in der Einrichtung des Diakoniewerks in Lambach/ OÖ, ihre Mutter zu den Goldhauben begleitet und träumte davon, selbst einmal Mitglied zu sein. Anfang 2017 ging dieser Wunsch in Erfüllung. Sie wurde sehr herzlich und wertschätzend aufgenommen und ist seither ein verlässliches und stolzes Mitglied der Goldhau-

bengruppe Lambach. Bei diversen Veranstaltungen, bei denen auch Christina E. tatkräftig mithalf, waren die Goldhaubenfrauen mit Kuchenbuffets vertreten und sammelten durch den Verkauf Spenden für einen guten Zweck. Der Erlös der letzten Veranstaltung in Höhe von 400 Euro ging an Christinas Wohngemeinschaft in Lambach. Bei der Spendenübergabe wurden die Goldhauben nun ihrerseits mit Kaffee und Kuchen in der Wohngemeinschaft verwöhnt und lernten so auch Christina E.s MitbewohnerInnen kennen und schätzen.

Mitarbeite­ rInnen aus der Werkstätte Schladming hatten die Sonder­ ausstellung „Heart rocks“ maßgeblich mitgestaltet.

Zu Gast in der Wohngemeinschaft

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Menschen mit

behinderung

Lohn und Pension Die Debatte um die Entlohnung von Menschen mit Behinderung  Christiane Löper

M

enschen mit Behinderung, die in Werkstätten des Diakoniewerkes arbeiten oder an einem integrativen Arbeitsplatz unterstützt werden, erhalten keinen Lohn, sondern ein kleines Entgelt – eine Art Taschengeld. Wie hoch ist das? Warum haben sie keinen Anspruch auf Pension? Wer die Orientierung an der Behindertenrechtskonvention ernst nimmt, kommt um eine kritische Hinterfragung der gängigen Praxis nicht herum.

Unterschiedliche Regelungen Aber eines nach dem anderen. Die Regelung des Entgelts ist je nach Bundesland unterschiedlich und variiert, z. B. je nach dem, welchen Tätigkeiten eine Person nachgeht und wie viele Stunden pro Woche sie arbeitet. In Werkstätten oder Tageszentren kann es bis maximal 100 Euro, in der integrativen Beschäftigung je nach Bundesland, Betrieb und Tätigkeiten bis zu 400 Euro reichen.

1 Vgl.

Stellungnahme des Menschenrechts­beirats zum Reformbedarf der Beschäftigungs­therapie­ werkstätten,2014; Bericht der Volks­ anwaltschaft an den Nationalrat und an den Bundesrat, 2014

2 https://samhall.se/

in-english/

diakonie ∙ Oktober 2017

Gleichzeitig haben Menschen mit Behinderung den Anspruch auf unterschiedliche ­finanzielle Hilfen, z. B. Familienbeihilfe, Mindest­sicherung, Pflegegeld, oder Waisenpension und erhalten Unterstützungsleistungen, z. B. durch einen Wohnplatz. Auch hier unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Landesgesetze die Beträge. Das „Taschengeld“

unterscheidet sich von einem regulären Lohn nicht nur aufgrund der geringen Höhe, sondern vor allem auch, weil damit kein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis verbunden ist. Egal wie lange eine Person in einer Werkstätte gearbeitet hat, hat sie im Alter keinen Anspruch auf eine Pension.

Die Regelung des Entgelts variiert je nach Bundes­land und Tätigkeit. Kritik am derzeitigen System Professor Dr. Klaushofer, Leiter des Österreichischen Instituts für Menschenrechte und Professor an der Universität Salzburg, betont die menschenrechtliche Problematik des Themas. Seine Hauptkritikpunkte am gängigen System beziehen sich auf die abgeschottete Arbeitswelt der Werkstätten, die Intransparenz des Taschengeldsystems, das Spannungsverhältnis zur Ausbeutung, die fehlende Anerkennung als Arbeitnehmer und die damit zusammenhängende fehlende soziale Absicherung. Außerdem gibt es kein Recht auf eine Arbeitnehmervertretung und keine kollektivvertraglichen Rechte. Auch der Menschenrechtsbeirat und die Volksanwaltschaft und ihre Kommissionen haben in der Ver-

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gangenheit wiederholt kritisiert, dass die Arbeit, die von Menschen mit Behinderung geleistet wird, rechtlich als Therapiemaßnahme eingestuft wird. Das Konzept der „Beschäftigungstherapie“ gilt heute, wo der Fokus auf Ressourcen statt Defizitorientierung liegt und in der UN-Behindertenkonvention das Recht auf Arbeit festgelegt ist, längst als veraltet und steht begrifflich der Anerkennung der von Menschen mit Behinderung geleisteten Arbeit im Weg. 1

Kollektivvertrag als Lösung? Was könnte ein Kollektivvertrag für Menschen mit Behinderung verändern? Das Land Oberösterreich stellt dazu Überlegungen an. Die Idee: Die oben genannten unterschiedlichen Einkommensquellen von Menschen mit Behinderung könnten durch ein kollektivvertragliches Entlohnungssystem ersetzt werden, das Taschengeld würde wegfallen. Mit diesem Lohn wäre ein Pensionsanspruch verbunden, das System wäre transparenter und übersichtlicher. Dazu werden Berechnungsmodelle geprüft – ob solch ein System realisiert wird, bleibt offen. Desideria Mayer, Sprecherin der Interessenvertretung im Diakoniewerk Oberösterreich, findet die Diskussion interessant, sieht sie aber auch skeptisch: „Wir diskutieren immer wieder darüber,


Menschen mit Behinderung wollen für ihre Arbeit besser entlohnt werden.

dass wir für unsere Arbeit wenig Lohn bekommen. Wir wollen mehr verdienen! Aber wir wollen nicht, dass wir dann höhere Abgaben zahlen müssen und uns am Ende dann sogar weniger übrigbleiben könnte.“ Die Angst, Beihilfen zu verlieren, ist groß. Gerade auch bei Menschen mit Behinderung, die bereits spüren, dass sie mit steigendem Alter mehr Unterstützung brauchen werden. In den Überlegungen, wie ein Lohn inklusive Sozialversicherungsbeiträgen gestaltet sein könnte, lohnt ein Blick nach Schweden. Dort sind Menschen, auch mit Mehrfachbehinderungen, bei dem staatlichen Unternehmen Samhall beschäftigt und erhalten einen Tariflohn nach eigenem Kollektivvertrag.2 Die Belegschaft ist zu 90% in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes tätig und erhält vor Ort direkte Begleitung. Es gibt somit durchaus bereits Praxismodelle abseits der Taschengeld- und Beihilfenlogik.

Menschen mit Behinderung verdienen in einer Werkstätte oder bei einer integrativen Arbeit wenig Geld. Sie bekommen auch keine Pension. Professor Klaushofer kennt die MenschenRechte gut. Er sagt: „Menschen mit Behinderung sollen mehr Lohn bekommen. Sie sollen auch eine Pension bekommen.“ Das Land Oberösterreich macht sich auch Gedanken darüber. Menschen mit Behinderung könnten einen Kollektiv-Vertrag bekommen. Das würde bedeuten: Sie erhalten jeden Monat einen Lohn und sie bekommen wenn sie alt sind eine Pension. Desideria Mayer von der Interessen-Vertretung sagt: „Es ist wichtig, dass wir Menschen mit Behinderung mehr verdienen. Es ist auch wichtig, dass wir keine Unterstützung verlieren, wenn wir sie brauchen!“

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Oktober 2017 ∙ diakonie


Diakoniewerk

international

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Aktuell besuchen 41 Kinder, davon sieben mit Behinderung und sieben aus sozial benachteiligten Familien, den Kindergarten Livno.

Erfolgreiche Wissensbrücken Das Projekt Wissensbrücken zwischen den Kindergärten Sunčani most Mostar, Sunčani most Livno und dem Diakoniewerk ermöglicht einen Knowhow-Transfer und gibt auch Anstöße für die soziale Entwicklung in Bosnien-Herzegowina.  Andrea Brummeier

S

eit 2002 betreibt das ­Diakoniewerk den integrativen, multiethnischen ­Kindergarten Sunčani most in Mostar/Bosnien-Herzegowina, der seither als Vorzeigeprojekt für ­Integration und Völkerverständigung gilt. Nach wie vor gibt es dort für Bosniaken, Kroaten, Serben ­eigene ­Kindergärten und Schulen. Sunčani most nimmt seinen Namen „Sonnenschein­brücke“ als Auftrag wahr, in dem er diese Trennung überwindet und stattdessen Brücken der Toleranz und des Verständnisses zwischen Kindern verschiedener Ethnien, mit und ohne Behinderung, baut. Davon profitieren auch die Familien.

Robert Bosch Stiftung und BMEIA unterstützen Der Erfolg motivierte zu einem zweiten Projekt in Livno, einer Kleinstadt ca. 120 km von Mostar entfernt. Integration von Kindern mit Behinderung im vorschulischen Bereich ist in Bosnien-­Herzegowina diakonie ∙ Oktober 2017

noch kaum umgesetzt, es ­fehlen ­lokale Fortbildungen und Reflexions­möglichkeiten. „Wir haben daher nach Wegen gesucht, wie das pädagogische Knowhow und die Erfahrungen der Kindergärtnerinnen in Mostar, ebenso wie die fachliche ­Expertise aus den ­integrativen Kindergärten in Gallneukirchen, die damals in Mostar die Basis für die ­erfolgreiche Entwicklung gelegt hatte, dem Kindergarten Livno möglichst rasch zu Gute kommt“, ­berichtet Nicole Bachinger-Thaller, ­Leiterin des Projekts „Wissensbrücken“. „Dank der großzügigen ­finanziellen Unterstützung durch die ­deutsche Robert Bosch Stiftung und das österreichische Bundes­ministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) konnten wir das ­umsetzen.“

und Praxistagen in Gallneukirchen vertieft. In Diskussionen mit den Fachkräften des Diakoniewerks konnten Eindrücke reflektiert, ­Erfahrungen ausgetauscht und offene Fragen bearbeitet werden. Schließlich wurden in Livno selbst die Erfahrungen mit einer ­erfahrenen Kindergarten­pädagogin aus Gallneukirchen reflektiert. Diese evaluierte nicht nur die ­praktische pädagogische Arbeit mit den Kindern, sondern auch die ­organisatorischen Strukturen vor Ort und gab wertvolle Rück­ meldungen, an deren Umsetzung im Anschluss gearbeitet wird. „Dank der Wissensbrücken hat sich der Kindergarten innerhalb kurzer Zeit ein fundiertes Fachwissen erworben“, freut sich BachingerThaller über den Erfolg.

Praxiserfahrungen Ein intensiver Austausch der Leiterinnen der Kindergärten vor Ort war ein erster „Brückenpfeiler“. Es folgten Praxistage im Kindergarten Mostar, wo die Kinder­ gartenpädagoginnen aus Livno das pädagogische Konzept kennen lernten und praktische Erfahrungen in der Begleitung von Kindern mit Behinderungen erwarben. Dieses Wissen wurde bei einem Workshop

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Wissensbrücken •  Herbst 2016 Praxistage im Kindergarten Mostar •  November 2016 Eröffnung Kindergarten Livno •  Dezember 2016 Workshop und Praxistage in Gallneukirchen •  April 2017 Evaluierungsworkshop mit Expertin in LIvno


Aktiv für

bildung

Kostenlose Lernbegleitung nun auch im Flachgau Freiwillige LernbegleiterInnen gesucht! Mit der Lernbrücke bietet das Diakoniewerk Salzburg Kindern aus Familien, in denen Zeit, Geld oder Platz zum Lernen nicht ausreichen, die Möglichkeit einer kosten­losen Lernhilfe. Dabei unterstützen freiwillige LernbegleiterInnen die PflichtschülerInnen bei ihren Lernund Hausaufgaben. Einmal pro Woche erhalten die Kinder so eine individuelle Betreuung, bei der sie auch das eigenständige Lernen trainieren.

Qualitätsvolle Ausbildung für einen erfüllenden Beruf

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in der Stadt Salzburg noch weiter vergrößern und benötigt hierfür Menschen, die ihre Fähigkeiten für diese Art der Lernhilfe zur Ver­fügung stellen. Wenn Sie Interesse an einem Engagement als freiwillige/r LernbegleiterIn haben, melden Sie sich unter Tel. 0664 50 17 934 oder per Mail an karin.dietinger@diakoniewerk.at  LernbegleiterInnen unterstützen bei Lern- und Hausaufgaben

Nach einigen erfolgreichen Jahren in der Stadt Salzburg kann die Lernbrücke nun dank einer Förderung des Landes Salzburg in den Flachgau ausgebaut werden. „Eine erste Erhebung zeigte bereits, dass auch hier der Bedarf an kostenloser Lernbegleitung groß ist“, ­berichtet Karin Dietinger, Koordinatorin der Lernbrücke Flachgau. Derzeit ist die Lernbrücke auf der Suche nach Freiwilligen, die sich in St. ­Gilgen, Thalgau, Wals-Siezenheim und Bergheim als LernbegleiterIn ­engagieren möchten. Aber natürlich soll sich die Lernbrücke auch

Messe Jugend & Beruf Die Schulen für Sozialbetreuungsberufe und das Bildungs­ zentrum Diakonissen Linz sind auch heuer wieder auf der Messe Jugend & Beruf in Wels vertreten – eine perfekte Gelegenheit, sich von Fachkräften und SchülerInnen aus erster Hand über die Ausbildungen zu informieren. 11. bis 14. Oktober, Mi und Do bis 15 Uhr, Fr bis 17 Uhr, Sa bis 16 Uhr, Messegelände Wels

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Oktober 2017 ∙ diakonie


Aktiv für

bildung

Kindergarten Gosau startet mit Krabbelgruppe

Erfolgreicher Ausbildungsabschluss

Der Kindergarten Gosau startet im Herbst mit einer Krabbelgruppe für Kinder im Alter von 18 Monaten bis 3 Jahren, deren Eltern berufstätig, arbeitssuchend oder in Ausbildung sind. Die Gruppe wird zusätzlich zu den beiden bestehenden Kindergartengruppen angeboten. Die Krabbelgruppe ist werktags von 7.30 bis 12 Uhr geöffnet, der Kindergarten werktags von 7 bis 16 Uhr. Kinder, die das 3. Lebensjahr vollenden, wechseln in eine der zwei Kindergartengruppen. Freie Plätze in der Krabbelgruppe sind ab Dezember verfügbar. Kinder ab drei Jahren können bereits im Herbst in den Kindergarten einsteigen. Auskunft und Anmeldung ist über die KindergartenLeitung Silvia Reiter (Tel. 0664 882 417 82 oder kindergarten.gosau@diakoniewerk.at) möglich.

Rund 400 Personen schlossen an den Schulen für Sozialbetreuungsberufe des Diakoniewerks und im Bildungszentrum Diakonissen Linz ihre Ausbildung in den Bereichen Fach- oder DiplomSozialbetreuerInnen Altenarbeit bzw. Behindertenarbeit/Behindertenbegleitung, Gesundheits- und Krankenpflege und Heimhilfe ab, und können nun im Seniorenbereich, im Krankenhaus oder mit Menschen mit Behinderung arbeiten. Gut ausgebildete Fachkräfte in diesen Bereichen sind am Arbeitsmarkt gefragt und die meisten der Absolventen haben bereits während der Ausbildung oder gleich danach eine Jobzusage erhalten.

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Aktiv für

bildung

Das Leben auf Papier verewigt Während seiner Ausbildung zum Fach-Sozialbetreuer Altenarbeit an der Schule für Sozialbetreuungsberufe Wels entdeckte Josef Löckinger seine Leidenschaft für die Biographiearbeit.  Brigitte Feichtenschlager

D

ie Geschichten aus der Nachkriegszeit, die ihm die BewohnerInnen des Bezirksalten- und Pflegeheimes in Esternberg erzählen, möchte Josef Löckinger sammeln und in einem Buch veröffentlichen. Der Enzenkirchener startete 2012 seine zweijährige Ausbildung an der SOB Wels. Im Zuge seines Fachprojekts „Lebenserinnerungen“ befasste er sich erstmals mit der Vergangenheit einiger BewohnerInnen und brachte diese zu Papier. „Es war mir ein großes Bedürfnis, mit meiner Arbeit etwas ‚Bleibendes‘ zu schaffen. Für uns und die nachfolgenden Generationen ist es von großem Wert, diese Geschichten niederzuschreiben“, sagt Löckinger und ergänzt: „Allein wenn sie vom Krieg und dem Wiederaufbau berichten, bekommt man Gänsehaut. Sie mussten viele harte Zeiten bewältigen.“ Eine Bewohnerin schilderte ihre Zeit als Magd im Stift Reichersberg, als sie 50 Kühe per Hand melken und mit dem Stier zu Fuß nach Ried gehen musste. Eine andere Biographie handelt von einer Sonderschullehrerin, die gleich nach dem Krieg unterrichten musste.

Kompetente Ausbildung Diese Erzählungen und Erfahrungen will der 33-Jährige für ein Buch sammeln, damit diese nicht in

Vergessenheit geraten. Der FachSozialbetreuer Altenarbeit ist nach wie vor in Esternberg tätig und nebenbei auch leidenschaftlicher Mundartdichter. „Durch meine Ausbildung wurde ich noch mehr bestärkt, dieses Vorhaben durchzuführen. Ich war zuvor 15 Jahre lang als Tischler tätig und bin jetzt auf meine Berufung gestoßen, dank einer kompetenten und vielseitigen Ausbildung in Theorie und Praxis.“ „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn wir vergessen, was wir gelernt haben“, zitiert Schuldirektorin Nina Mathis den britischen Politiker Edward Frederick Lindley Wood

(1881 – 1959) und ergänzt: „In unseren Ausbildungen legen wir besonderen Wert auf Fachkompetenz, vor allem aber auch auf die Weiterentwicklung der Sozial­kompetenz und der eigenen Persönlichkeit. Dies wird ermöglicht in der umfassenden theoretischen und praktischen Bildung, die Türen bis über die Grenzen hinaus öffnet.“ Nächster Ausbildungsstart Februar 2018: SOB Gallneukirchen, FachSozialbetreuerIn Altenarbeit, Anmeldungen ab sofort möglich www.diakoniewerk.at und www.zukunftsberufe.at

Josef Löckinger hat eine Ausbildung zum Sozial-Betreuer in Wels gemacht. Während seiner Ausbildung hat er ein Projekt gemacht. Er hat die Lebensgeschichten von alten Menschen in einem Seniorenheim aufgeschrieben. Diese Lebensgeschichten möchte er nun in einem Buch zusammenfassen. Herrn Löckinger ist es ganz wichtig, dass die Geschichten und Erlebnisse der alten Menschen nicht vergessen werden. Herr Löckinger schreibt dieses Buch, damit auch andere Menschen diese Geschichten lesen können.

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Aktiv für

flüchtlinge

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Kami Shahi ist nicht nur kompetenter Deutsch­ lehrer sondern auch erfolgreicher Sportler.

Schwimm-Meister lehrt anderen Flüchtlingen Deutsch Kami Shahi ist seit drei Jahren in Österreich und gibt seit dem Vorjahr anderen AsylwerberInnen Deutschunterricht. Nebenbei ist er auch erfolgreicher Landesschwimm-Meister im Behindertensport.  Elisabeth Braunsdorfer

Ä

ußerst schnell unad fast akzentfrei buchstabiert Kami Shahi seinen Namen. Der 42-Jährige ist seit 2014 in Österreich, seit dem Vorjahr wartet er in Salzburg auf einen positiven Asylbescheid. Seine Deutschkenntnisse sind beeindruckend, selbst Dialekt versteht er schon recht gut. „Ich habe einige Jahre meiner Jugend in Deutschland gelebt. Deshalb habe ich mir jetzt mit der Sprache leichter getan“, erklärt er. 1992, nach dem Golfkrieg, kehrte er in den Iran zurück. Shahi arbeitete in der Metallverarbeitung, stellte Werkzeug her. Schließlich wurde die Situation für ihn im Iran zu gefährlich, er begab sich erneut auf die Flucht.

Größter Wunsch: in Freiheit leben Um die Zeit des Asylverfahrens sinnvoll zu nutzen, setzt sich Kami Shahi als freiwilliger Sprachtrainer für andere Flüchtlinge ein. „Ich gebe täglich mindestens zwei diakonie ∙ Oktober 2017

Stunden Unterricht, mal in Lehen, mal im Andräviertel“, erzählt er. Die Aufgabe strukturiert seinen Tag und freut ihn. Neben dem Deutschtraining geht er auch gerne schwimmen und fühlt sich im ­Verein Flamingo gut aufgehoben.

Kami Shahi würde sich über ein Bleiberecht freuen. Dass er eine Beinprothese trägt, fällt auf den ersten Blick auch nicht auf. Die Behinderung schränkt ihn zwar ein, aber mindert seine Lebensfreude keineswegs. „Ich bin sogar Landesmeister im Schwimmen für Menschen mit Behinderung“, berichtet Shahi. Drei Medaillen hat er heuer errungen. Er ist stolz auf seine Leistung, aber noch mehr würde er sich über ein Bleiberecht freuen. Was er sich denn für die Zukunft wünsche? „Ich

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möchte in Freiheit leben, meinen Beruf ­weiter ausüben. Auch eine HTL würde mich ­interessieren“, sagt Shahi.

SprachtrainerInnen gesucht „Ohne Deutschkenntnisse ist eine erfolgreiche Integration schwer“, erklärt Maria Hagenauer, Koordinatorin des Projekts Sprachtraining im Freiwilligennetz. Im Auftrag von Stadt und Land Salzburg ­organisiert das ­Diakoniewerk regel­mäßige Deutsch­trainings im ­gesamten Bundesland. „Wir ­begleiten selbst über 100 Freiwillige und unterstützen in den Gemeinden auch private Initiativen“, erklärt Hagenauer. Das ­Diakoniewerk bietet dafür Schulungen an und stellt Lern­ materialien zur Verfügung. „Ganz wichtig für die Freiwilligen ist aber auch der Austausch untereinander und wir freuen uns, wenn sich jemand bei uns informiert oder auch mitmachen möchte“, so Hagenauer.


Aktiv für

gesundheit Neue OPs, neue Terasse

„Sie bauen auf uns. Wir bauen für Sie!“ Auf dem Weg zur topausgestatteten Expertenklinik

Hohe Fachkompetenz im Dienste der Menschen

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In der Klinik Diakonissen Linz ­erwartet die PatientInnen ein einzig­artiges Gesamtpaket aus Spitzenmedizin, moderner Aus­ stattung, Wohlfühlambiente, besten Therapien und umfassendem Service. „Wir selbst haben hohe Ansprüche an uns und sind daher stets bemüht, unser Angebot zu verbessern. Schon in den letzten Jahren haben wir vieles verändert, damit unsere Patienten bei uns noch besser aufgehoben sind“, erklärt der Geschäftsführer und Ärztliche Leiter, Prim. Dr. Josef F. Macher. So wurde die komplette Radiologie umgebaut, mit neuen Geräten ausgestattet und in freundliche Räume verlegt. Eine neue Station ist errichtet worden, in deren freundlich gestalteten Zimmern sich die PatientInnen rundum gut aufge-

hoben fühlen. Die Cafeteria wurde modernisiert. „In den Monaten Juni 2017 bis Dezember 2018 bauen wir das Haus weiter in eine ­moderne Expertenklinik um“, skizziert ­Macher die Pläne. „Wir errichten einen komplett neuen OP-Bereich mit vier hochmodernen OP-Sälen und einen großen Aufwachraum mit Intensivstation. Zusätzlich wird mit der Gestaltung einer neuen Terrasse auf dem Dach der Radiologie begonnen.“ Dort entsteht ein schöner Erholungsraum für PatientInnen und deren BesucherInnen, der zum Entspannen und zum gemütlichen Beisammensein einlädt. Vor allem PatientInnen, welche in einem Zimmer ohne eigenen Balkon liegen, werden sich darüber freuen. Die geplante Fertigstellung wird Ende 2018 sein. Das gesamte Investitions­volumen beläuft sich auf rund 7 Millionen Euro.

Klinik Diakonissen Schladming – Neue Homepage Die Homepage der Klinik Diakonissen Schladming hat ab sofort ein neues, frisches Erscheinungsbild mit zeitgemäßen technischen Lösungen – Responsive Webdesign. Das bedeutet: Jede Seite wird nicht starr und unveränderlich angezeigt, sondern passt sich in ihrem Erscheinungsbild dem Endgerät – Smartphone, Tablet, Laptop, 27-Zoll-Bildschirm – an. Die Seite wirkt immer harmonisch, die Menüs bleiben im Blickfeld. Das Layout der Website ist so flexibel gestaltet, dass es immer eine gleichbleibende Benutzerfreundlichkeit bietet und der komplette Inhalt einer Seite mit wenigen Klicks aufgenommen werden kann. Die englische Version folgt vor der Wintersaison.

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Oktober 2017 ∙ diakonie


Aktiv für

gesundheit 10 Jahre Therapiezentrum Pinzgau

Therapiezentrum Pinzgau blickt auf erfolgreiche Arbeit zurück.

Seit 2007 führt das Diakoniewerk Salzburg in Zusammenarbeit mit der Caritas Salzburg im Caritas Dorf St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße das Therapiezentrum Pinzgau. Das breite Angebot an Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Heilpädagogischem Voltigieren richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborener oder früh erworbener Beeinträchtigung, Behinderung oder Entwicklungsverzögerung. Die Therapiekosten werden mit fast allen Sozialversicherungen direkt abgerechnet. Mit Freude kann auf viele Therapieerfolge zurückgeblickt werden: Kinder konnten neue Bewegungen

erlernen, Entwicklungsrückstände wurden aufgeholt, der Einstieg in die Schule hat geklappt, das Kind kann nun verständlich sprechen oder sich mittels einer „Unterstützten Kommunikation“ mitteilen, Verhaltensauffälligkeiten besserten sich, das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit sind gestiegen … Zusätzlich wurden viele Elterngespräche, Elternberatungen, Hilfsmittelversorgungen und Kontakte zu Netzwerkpartnern (Ärzte, Frühförderung, Kindergärten, Schulen) durchgeführt. Dieser Erfolg wurde am 22. September im Rahmen eines Nachmittags der offenen Tür im Dorf St. Anton gefeiert.

Eine szenische Vision von

THEATER MALARIA Gallneukirchen, Hauptstraße 3 21.10. 19:30 Uhr Premiere 24.10. 19:30 Uhr 2.11. 19:30 Uhr 3.11. 10:00 Uhr 9.11. 10:00 Uhr 10.11. 10:00 Uhr 29.11. 19:30 Uhr 30.11. 19:30 Uhr 6.12. 19:30 Uhr 7.12. 19:30 Uhr Kartenpreise 18,- / 10,- Euro Verkauf in allen Sparkassenfilialen online https://goo.gl/cqTQ86

www.diakoniewerk.at/spanndenschirmauf

diakonie ∙ Oktober 2017

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Foto © Reinhard Winkler/2017

im HAUS BETHANIEN (Veranstaltungssaal)


Aktiv für

gesundheit

Beim Schockraum­ teamtraining werden die Abläufe perfektioniert.

Rasche Hilfe für NotfallpatientInnen Mit einem regelmäßigen Schockraumteamtraining setzt die Klinik Diakonissen Schladming Maßnahmen, um in Notfallsituationen bestens gerüstet zu sein.  Martin Reif

D

urch die geographische Lage in einer der bedeutendsten Urlaubs­regionen und zusätzlich an einer der Hauptverkehrsrouten Österreichs sind die MitarbeiterInnen der Klinik ­Diakonissen Schladming immer wieder mit schwer- und schwerstverletzten PatientInnen konfrontiert. „Notfallsituationen gelten allgemein als hektisch, zeitkritisch und äußerst komplex“, so Prim. Dr. Christian ­Kaulfersch, ­Leiter der Abteilung Unfall­chirurgie. „Fach­liche Einzelkompetenz ist dafür zu wenig, es braucht perfekt ­funktionierende Teams.“

Eingespieltes Team Betroffene PatientInnen werden vom Notarztteam in den „Schockraum“ der Klinik gebracht, wo es in den ersten Minuten darum geht, die lebensbedrohlichen Verletzungen rasch zu erfassen und schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, um das Überleben der PatientInnen sicherzustellen. Das Schockraumteam besteht aus MitarbeiterInnen der Unfall­ chirurgie, einem Anästhesisten und Pflegekräften sowie einer Radiologie­technologin. Die Teams müssen eingespielt sein, um die Versorgung von kritischen PatientInnen zu gewährleisten.

Realitätsnahe Simulation Im Rahmen von Schockraum­ trainings, die in der Klink regelmäßig stattfinden, werden NotfallpatientInnen realitätsnahe durch Puppen simuliert, die von einem externen Trainerteam gesteuert werden. So können lebensbedrohliche Atemund Kreislaufprobleme, schwerste Verletzungen im Brust-, Bauch- und Beckenbereich, an Armen und Beinen sowie viele weitere kritische Zustände simuliert werden.

Das handelnde Schockraumteam wird bei der Versorgung des „Notfallpatienten“ von drei Kameras gefilmt, um im Anschluss an das Training den simulierten Notfall ­anhand der Videoaufzeichnungen im Team mit Trainern zu besprechen. Auch Werte, Emotionen und ­Gefühle im Team werden analysiert. Das fachliche Wissen wird mit den dynamischen, emotionalen und sozialen Abläufen verknüpft und kann so in der Praxis umgesetzt werden.

In die Klinik Diakonissen in Schladming kommen immer wieder Patientinnen und Patienten mit sehr schweren Verletzungen. Ein schwer verletzter Mensch kommt als erstes in den Schock-Raum. Dort arbeiten Ärzte und Pflegepersonen. So ein Notfall ist sehr stressig für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei einem Notfall ist es ganz wichtig, dass alle gut zusammenarbeiten. In der Klinik Diakonissen in Schladming werden solche Situationen regelmäßig geübt. Dafür wird eine spezielle Puppe verwendet, bei der schwere Verletzungen nachgeahmt werden. Die Übung wird gefilmt. Danach wird besprochen, was gut gelaufen ist und was man besser machen könnte.

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Oktober 2017 ∙ diakonie


bitte Ein herzliches Dankeschön …

Weihnachtskarten-Aktion 2017 Der Verkaufserlös der diesjährigen Weihnachtskarten, die von künstlerisch tätigen Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk gestaltet wurden, soll KlientInnen, die in den Werkstätten am Linzerberg in Engerwitzdorf individuell begleitet werden, zu Gute kommen. Ein wichtiges Gemeinschaftsprojekt der Werkstätten Linzerberg ist die „Erlkönigin“, eine Marke mit einer breiten Produktpalette, bestehend aus nachhaltig produzierten, regionalen Lebensmitteln. Besonders engagiert in der Herstellung dieser Produkte sind Menschen mit Autismus. Für sie stellen die nötigen Tätigkeiten, wie das Pflücken der Blüten und das Mischen der Zutaten, genau strukturierte, wiederkehrende Abläufe dar, die ihnen Orientierung geben. Um dieses Projekt ausbauen zu können, muss die Küche der Werkstätten entsprechend ausgestattet und adaptiert werden. Mit dem diesjährigen Erlös des Weihnachtskartenverkaufs soll genau das ermöglicht werden, um für Menschen mit Autismus die individuelle und intensive Begleitung, die sie brauchen, weiterhin gewährleisten zu können.

Helfen Sie mit! Bitte unterstützen Sie uns und die Menschen in den Werkstätten am Linzerberg in Engerwitzdorf mit Ihrer Spende (beigefügter Erlagschein) oder dem Kauf von Weihnachtskarten (Motivauswahl, Preise und Bestellung unter: www.diakoniewerk.at/ weihnachtskartenshop). Mit den in dieser Ausgabe beigelegten Weihnachtskarten 2017 möchten wir uns für Ihre Unterstützung ganz herzlich bedanken. Mögen die Karten Ihnen und jenen Menschen, die sie von Ihnen erhalten, viel Freude bereiten. Die Weihnachtskarten 2017 können Sie bestellen unter: www.diakoniewerk.at/ weihnachtskartenshop

Unsere Karten werden nach den strengen Richtlinien von FSC produziert, die sozialund umweltverträgliche Waldwirtschaft garantieren.

Spendenkonto: Sparkasse Oberösterreich BIC: ASPKAT2LXXX IBAN: AT822032000000257700

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… an alle SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen Beträgen in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Jede Spende zählt!

Kostenloser Leihbus Das Wohnhaus Bad Leonfelden freut sich, dass das Autohaus Bad Leonfelden mit Geschäftsführer Thomas Hammerschmid die Urlaubsreise der BewohnerInnen nach Schladming mit einem kostenlosen Leihbus und die Übernahme der Tankkosten unterstützt hat. Spende für Behindertensport Zugunsten der Sektion Behindertensport des SV Gallneukirchen veranstaltete der Rotary Club Gallneukirchen-Gusental bereits zum 10. Mal das Lauf-Event „LAUF MIT“ unter dem Motto „Zusammen sind wir stark“. Der Reinerlös: 5 600 Euro. „LAUF MIT“ hat in den vergangenen 10 Jahren insgesamt über 55 000 Euro dem Behindertensport zur Verfügung gestellt! Rotary spendet 1 000 Euro Mit diese Spende ermöglicht der Rotary Club Wels den BewohnerInnen des Haus für Senioren Wels den Besuch von Tanzveranstaltungen und schenkt damit Lebensfreude und schöne Momente. Sonnenschirme für Werkstätte Wartberg 500 Euro spendeten die Kaufleute der Interessengemeinschaft Tragweiner Straße in Wartberg an die Werkstätte des Diakoniewerks für neue Sonnenschirme. Unterstützung der Behindertenarbeit Die Landjugend Oberneukirchen-WaxenbergTraberg (OÖ) spendete dafür 389,20 Euro, Firma Bender Werkzeug GmbH in Schwertberg (OÖ) und Firma R. Großfurther GmbH, Utzenaich (OÖ) spendeten 100 bzw. 200 Euro. Therapeutische Hilfsmittel Machowetz & Partner Baumanagement GmbH in Linz spendete für die Anschaffung eines Therapie-Tandems 1 500 Euro.


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waldheimat@diakoniewerk.at www.hotel-waldheimat.at


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