Dezember 2017
diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit
„Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Seite 06
Poesie als Brücke Seite 16
Selbstbestimmt wohnen Seite 20
Tomosynthese: Die neue 3D-Mammografie Seite 28
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thema Luthers Worte heute
4 Die Rechte von Menschen mit Behinderung wahren Gleichberechtigung fördern
6 „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Was hat Luther damit gemeint?
02 panorama Diakoniewerk
9 Reformationsfest auf dem Wiener Rathausplatz ∙ Doppelte Ehrung für Schwester Helga Sikora ∙ GRAWE Award 2017 für Sarah Schmölzer ∙ „Wo geht’s hier zum Film?“
03 alter
Menschen im
14 Eine Tür der Hoffnung ∙ Handy, Tablet & Co – Hilfe für SeniorInnen ∙ Menschen mit Demenz im Museum für Geschichte 16 Poesie als Brücke
Grenzen der Sprachwelten überwinden
04 behinderung 05 international Menschen mit
18 Kunst macht sichtbar ∙ Der LIFEtoolTerminkalender 2018 ist da! 20 Selbstbestimmt wohnen – wer will das nicht!?
Diakoniewerk
22 Neue Chancen am ersten Arbeitsmarkt in Rumänien Gesetzesänderung birgt auch Herausforderungen
12 Spiritualität 13 Porträt 29 Buchtipp ∙ Produkttipp
Neue Wohnformen in Salzburg und Oberösterreich
06 bildung
07 flüchtlinge
08 gesundheit
23 P lattform Zukunft: „Seele & Gesellschaft“ ∙ Neues aus den Kindergärten Sunčani most
26 Förderung von Asylwerbenden
27 Wenn Ballspielen plötzlich geht
Aktiv für
Aktiv für
Angebote zur erfolgreichen Eingliederung
25 Am Puls der Zeit
Aktiv für
28 Tomosynthese: Die neue 3D-Mammografie Brustkrebsvorsorge
Neue Ausbildung zur Pflegefachassistenz
Impressum Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 G allneukirchen, Tel.: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger. Chefredakteurin: Andrea Brummeier. Redaktionsteam: Andrea B rummeier, Susanne Kunze, Stefan Marchewa, Daniela Palk, Daniela Scharer. Fotos: Fotolia emilijamanevska (S. 1), Karin Hofbauer (S. 2 oben links, 5, 29 unten), PKWD (S. 2 unten rechts, 28), Andreas Brandl S. 3, 6, 8), shutterstock.com/orangeberry (S. 5), Sparkasse OÖ (S. 10 links), GRAWE/Ralph König (S. 11 oben), shutterstock.com/Jaroslaw Grudzinski (S. 12), ÖBW (S. 14), Margit Kundigraber (S. 15 unten), shutterstock.com/Vitaly Korovin (S. 29 Hintergrund links), shutterstock.com/ Katerina Planina (S. 29, Hintergrund rechts), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Erscheint fünfmal jährlich. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365 S; Diakonie 32/2017
diakonie ∙ Dezember 2017
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editorial
„Jeder ist seines Glückes Schmied“ – dieser Spruch stimmt nicht in jedem Fall. Wenn Menschen in Armut und prekären Verhältnissen leben, aus denen sie ohne Hilfe nicht entfliehen können, dann sind sie angewiesen auf ein DU, das unterstützt – voraussetzungslos, ohne eine Gegenleistung zu fordern. So wie Luther sagt, dass wir uns die Gnade Gottes nicht verdienen können, sondern sie ausschließlich geschenkt wird.
Liebe Leserinnen und Leser, in der letzten Ausgabe der „diakonie“ in diesem Jahr gibt uns MMag. Michael König, Geschäftsführer des Diakoniewerk Salzburg, im „thema“ (Seite 6) ein paar Gedanken zu Martin Luthers letzten Worten mit in die Adventzeit. Vielleicht denken wir daran, wenn wir im Weihnachtstrubel in den Städten Menschen sehen, die betteln, um in ihrem Heimatland überleben zu können. Und die auf unsere Unterstützung angewiesen sind, ohne eine Gegenleistung erbringen zu können. Im „nachgedacht“ beschäftigt sich der Vorstandsvorsitzende des Diakoniewerks, Mag. Josef Scharinger, diesmal mit den Rechten von Menschen mit Behinderung. Diese sind vor zehn Jahren in der UN Behinderten rechtskonvention festgelegt worden. Doch auch wenn sich in den vergangenen Jahren bereits vieles positiv verändert hat, sind wir als Gesellschaft und
als Diakoniewerk gefragt, uns noch mehr im Sinne der Gleichberechtigung für Menschen mit B ehinderung einzusetzen. Selbstbestimmtes Wohnen ist ein Beispiel, wo Gleichberechtigung und Selbstbestimmung konkret gelebt werden können und wo auch das jeweilige Umfeld gefordert ist, mit zu unterstützen (Seite 20).
Wir sind gefordert, uns für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung einzusetzen.
mit G edichten und Liedern überraschend schnell mit Menschen mit Demenz in Kontakt zu kommen, lesen Sie auf Seite 16. Ich hoffe, es ist uns gelungen, durch die Artikel und Meldungen in dieser Ausgabe der „diakonie“ wieder die Vielfalt der Arbeit und der Themen im Diakoniewerk abzubilden. Viel Freude beim Lesen! Ich wünsche Ihnen eine ruhige, besinnliche Advent- und Weihnachtszeit und alles Gute für das kommende Jahr 2018 Ihre
Einen interessanten und faszinierenden Zugang zu Menschen mit Demenz z eigte der deutsche Poetry Slamer Lars Ruppel bei Vorträgen und Workshops anlässlich des Weltalzheimertages in verschiedenen Einrichtungen des Diakoniewerks auf. Wie er es schafft,
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Andrea Brummeier Chefredaktion
Dezember 2017 ∙ diakonie
nachgedacht
Die Rechte von Menschen mit Behinderung wahren Wir sind als Gesellschaft und besonders als Diakoniewerk gefragt, uns im Sinne der Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung einzubringen.
Vor genau 10 Jahren haben die Vereinten Nationen mit der UN- Behindertenrechtskonvention einen Vertrag unterzeichnet, in dem die Rechte von Menschen mit Behinderung weltweit festgelegt wurden. Österreich hat diesen Vertrag am 26. September 2008 unterzeichnet. Die Anerkennung dieser Rechte führte zu einer neuen Sichtweise, weg von der Fürsorge, dem paternalistischen „ich weiß, was für dich gut ist“, hin zu einer Haltung und darauf basierenden Dienstleistung, die auf die Bedarfe der einzelnen Personen abgestimmt ist und die von den Betroffenen immer stärker eingefordert wird. Menschen mit Behinderung werden als Expertinnen und Experten für ihr Leben und ihre Bedürfnisse wahrgenommen. Professionelle Helferinnen und Helfer unterstützen sie dabei, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen, immer orientiert an den Möglichkeiten und Fähigkeiten der jeweiligen Person. Diese Haltung haben wir auch im Leitbild des Diakoniewerks verankert: „Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar in seinem Personsein, so von Gott geschaffen, geliebt, bedingungslos angenommen und diakonie ∙ Dezember 2017
mit Freiheit beschenkt.“ Diese personale, diakonische Anerkenntnis ist die Basis aller weiteren Überlegungen und professionellen Ableitungen.
Menschen mit Behinderung werden als ExpertInnen für ihr Leben wahrgenommen. Mehr Teilhabe bedeutet mehr Verantwortung Um Teilhabe an der Gesellschaft für Menschen mit Behinderung verwirklichen zu können, sind vier Faktoren von grundlegender Bedeutung: Mit-Wissen, MitEntscheiden, Mit-Erleben, Mit-Tun. Unterstützte Kommunikation und Texte in Leichter Sprache werden bereits vielfach genutzt, um Kommunikationsbarrieren zu überwinden und Wissen zu vermitteln. Die systematische Zusammen arbeit mit InteressenvertreterInnen fördert das Mit-Entscheiden ebenso wie der Einsatz von PeerBeraterinnen und -Beratern, die aus ihrer eigenen Erfahrung heraus die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen gut verstehen und
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sie dabei unterstützen können, ihre Ziele und Vorstellungen umzusetzen und auch mehr und mehr Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Mit-Erleben und Mit-Tun werden durch Angebote der Integrativen Beschäftigung, gemeindezentriertes Wohnen und durch innovative Betreuungsmethoden, auch für Menschen mit hohem Unter stützungsbedarf und heraus forderndem Verhalten, gefördert. Das Konzept der Sozialraum orientierung verändert die Aufgabe der Institutionen in diesem Zusammenhang noch einmal nachhaltig – nicht mehr alleiniger Dienstleister zu sein, sondern unter Einbeziehung des Sozialraums Teil eines unterstützenden Netzwerks zu werden und dieses zu koordinieren. Es geht darum, alle AkteurInnen im Sozialraum bzw. im Sozialraum vorhandene Ressourcen so zu nutzen, dass sie ein Mit- Erleben und Mit-Tun für Menschen mit Behinderung ermöglichen.
Fehlende oder nicht ausgeschöpfte Ressourcen Erste Schritte in diese Richtung sind gemacht, doch sind noch
Arbeiten in einem Betrieb wie dem ReVital-Shop begünstigt Integration und Inklusion.
Liebe Leserinnen und Leser,
lange nicht alle Möglichkeiten dafür ausgeschöpft. In Zeiten knapper werdender Budgets fehlt es an Ressourcen, um manche Rechte von Menschen mit Behinderung adäquat umsetzen zu können. Es braucht die Einsicht und den Willen der Politik, dass Menschen mit Behinderung Rechte haben wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger und dass dies auch etwas kostet. Es gibt aber auch noch andere Ressourcen, die im Sozialraum vorhanden sind, z. B. familiäre Beziehungen, NachbarInnen, ArbeitskollegInnen in der Integrativen Beschäftigung, (ehemalige) MitschülerInnen, Freiwillige, Angebote der Vereine, Schulen, Kirchengemeinden, Kooperationen mit ansässigen Unternehmen und vieles mehr. Es braucht das professionelle Engagement, aber genauso das individuelle Engagement im Sozialraum.
Vielfalt der Angebote und größtmögliche Wahlfreiheit für die Menschen, die wir begleiten. Diese Vielfalt umfasst sowohl klassische als auch neue, innovative Dienstleistungen. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln, um bestmöglich die Bedarfe der Menschen, die wir begleiten, zu erfüllen. Dafür stehen wir nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa im Austausch mit NetzwerkpartnerInnen und versuchen, voneinander zu lernen.
ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu, in dem wir im Diakoniewerk einige Projekte erfolgreich neu „auf Schiene“ bringen, aber auch Bewährtes weiterentwickeln durften. Auch kritische Ereignisse waren zu bewältigen. Es gab auch einiges zu feiern – nicht zuletzt das Fest in Wien zu 500 Jahre Reformation, an dem wir als Diakoniewerk aktiv beteiligt waren. Dafür sind wir dankbar. Jetzt im Advent hoffen wir, dass es da und dort möglich wird, inne zu halten und sich auf das zu besinnen, was uns durch Weihnachten verheißen wird. Wir wünschen auch Ihnen, dass Sie diese Zeit für sich finden. Eine gesegnete Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr 2018. Ihre
Mag. Josef Scharinger
Dr. Heinz Thaler
Vielfalt und Wahlfreiheit
Ihr
Für die Zukunft gilt es, noch stärker auf die Rechte und Wünsche der Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Im Diakoniewerk setzen wir auf
Josef Scharinger
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thema
Luthers Worte heute
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„Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Die letzten Worte von Martin Luther und was sie uns heute sagen können. Michael König
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ach dem Tod eines für uns bedeutsamen Menschen fragen wir als Trauernde oftmals nach seinen letzten Worten. Wir geben diesen zuletzt gesprochenen oder geschriebenen Worten besondere Bedeutung, oder wir suchen nach möglichen Deutungen für uns. Claudia Stöckl fragt ihre Gäste in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ oftmals: „Was sollen Ihre letzten Worte sein?“ Wir glauben, dass diese letzten Worte die Lebensessenzen eines Menschen nochmals in verdichteter Weise sichtbar machen oder vielleicht so etwas wie eine „Botschaft“ für uns beinhalten können. Es überraschte mich, als ich vor einiger Zeit die letzten Worte von Martin Luther las, von ihm in der Nacht vor seinem Tod selbst aufgeschrieben: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“
Für Armuts reisende aus Rumänien ist das Betteln wichtiger Teil des Lebens unterhaltes.
Was ist gemeint? Ich frage mich seitdem immer wieder einmal, was Luther mit diesem Satz wohl gemeint haben könnte und ob uns sein Schlusssatz auch für unsere Situation heute etwas
sagen könnte. Wir können versuchen, Luthers letzte Worte aus seinem theologischen, historischen, sozialen, geistigen und wohl auch persönlichen Lebenskontext heraus zu deuten. Luther kann wohl nicht gemeint haben, dass wahrlich alle Menschen Bettler sind. Der Satz würde dann wenig Sinn ergeben. Auch wenn Armut im 16. Jahr hundert ein Massenphänomen war: Nicht alle Menschen waren Bettler. Ich glaube daher, Luther wollte uns damit etwas anderes sagen.
Voraussetzungslos wird uns Gottes Liebe geschenkt.
liches DU, auf ein Gegenüber, das ihnen etwas gibt, ohne dass sie irgendeine Form der Gegenleistung bieten können. Luther hat sich in seinem theologischen Werk zentral mit dem Begriff der Gnade beschäftigt. Nicht durch fromme Werke, durch eigene Leistungen oder durch Ablässe können wir uns die Liebe Gottes „verdienen“ und das Geheimnis Gottes ergründen, meint Luther. Wir sind vielmehr Empfangende der Liebe Gottes. Voraussetzungslos wird uns diese geschenkt. Es gibt allerdings ein aktives Moment in diesem Mensch-Gott-Bezug: Das Sich-Öffnen und Offen-Halten für diese Erfahrung der Liebe Gottes.
Angewiesen auf ein DU Die Verständnisspur, die sich mir auftut, geht von jenen Menschen aus, die heute auf Salzburgs Straßen und Plätzen sitzend um ein Almosen betteln. Sie wenden sich mit ihrer geöffneten Hand und manchmal auch mit ihrem erwartungsvollen Blick an uns vorübergehende Menschen. Sie sind angewiesen auf ein mensch-
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Auch bettelnde Menschen sind in keiner rein „passiven“ Position, wenn sie betteln. Sie halten ihre Hand aktiv geöffnet für die Gabe ihrer Mitmenschen. Ich glaube, dass das der eigentliche Verständniskern der letzten Worte von Luther ist: Wir können uns Gott gegenüber nichts verdienen, aber wir können etwas tun, dass Dezember 2017 ∙ diakonie
thema
Luthers Worte heute XXX Bildtext XXX Bildtext XXX Bildtext XXX Bildtext Manchmal sind Menschen auf Unterstützung angewiesen – ohne Gegenleistung erbringen zu können.
die „Gnade Gottes“ in uns wirksam werden kann. Wir können uns – so wie das die Geste bettelnder Menschen ist – bereithalten für das Wirken Gottes in und an uns. Dieser Gedanke, mehr in säkularen Bezügen ausgedrückt, könnte bedeuten: Wir sind immer wieder angewiesen auf ein DU, das uns stützt, fordert und fördert, ohne immer gleich eine Gegenleistung bringen zu können.
Ohne Gegenleistung Die geöffnete Hand bettelnder Menschen ist für mich so gesehen ein Symbol für das menschliche Leben – natürlich nur in einem Aspekt: Menschliches Leben lässt sich nicht nur in Kategorien von Geben und Nehmen, von gleichwertigen Austauschbeziehungen, von „Leistung und Gegenleistung“ erfassen. Wir sind nicht nur selbst bestimmte Gestalter unseres Lebens, wir sind nicht immer unseres eigenen Glückes Schmied. Manchmal sind wir einfach nur Angewiesene auf ein DU, das uns hilft, ohne Gegenleistung, gerade in Zeiten von Krisen und Not, während der Erfahrung von Krankheit oder eines Unglücks. Manchmal bleibt einem Menschen mitunter nur mehr die Haltung des wartenden Bittens, des Erhoffens, dass uns das gegeben werde, was uns gut tut, was wir nötig haben, was wir zum Leben brauchen. Nicht immer steht es in unserer Macht, dass wir das auch bekommen. diakonie ∙ Dezember 2017
Luthers letzter Satz ist für mich als Mensch des 21. Jahrhunderts ein Stachel, der das Nachdenken über das eigene Sein in die Tiefe führt. Ist das wirklich wahr, dass ich in gewisser Weise ein „Bettler“
bin? Angenehm, geschweige denn leichtgängig, finde ich diesen Gedanken nicht. Ich fremdle mit diesem Gedanken, aber genau das Fremde daran ist es, das zum Nachdenken anregt.
Martin Luther hat vor seinem Tod gesagt: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Was könnte Martin Luther damit gemeint haben? Vielleicht hat Luther gemeint, dass wir uns die Liebe Gottes nicht verdienen können, sondern wir die Liebe Gottes immer geschenkt bekommen. Bettler bekommen Geld auch geschenkt. Aber damit Bettler Geld bekommen, müssen sie die Hand offen aufhalten. Erst dann kann jemand Geld hineinlegen und sie unterstützen. Die Bettler können nichts zurückgeben. Vielleicht hat Luther gemeint, dass wir auch offen sein müssen für die Liebe Gottes. Die Liebe Gottes spüren wir zum Beispiel, wenn uns jemand unterstützt. Manchmal können wir Menschen nur hoffen, dass wir die Unterstützung bekommen, die wir brauchen. Wir möchten uns gerne selbst um alles kümmern, was wir brauchen. Aber manchmal brauchen wir Unterstützung, ohne dass wir etwas zurückgeben können. Dann sind wir Menschen Bettler. Vielleicht hat Luther das gemeint.
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Diakoniewerk
panorama Reformationsfest auf dem Wiener Rathausplatz „Reformation bewegt. Seit 500 Jahren und auch heute!“
Ein Streifzug durch die Regionen und Arbeitsbereiche
Mit diesen Worten eröffnete Bischof Dr. Michael Bünker das Fest zum 500-jährigen Reformationsjubiläum. Tausende Menschen folgten der Einladung und feierten gemeinsam am Wiener Rathausplatz. Egal, ob auf der Hauptbühne, der Bühne im Rathauspark, im Rathauskeller oder an einer der anderen Stationen – überall sah man fröhliche Gesichter. In 38 Pagodenzelten informierten evangelische Einrichtungen und die Diakonie über ihre Aktivitäten. Rund 1 000 Personen wirkten an der Veranstaltung mit. Das Diakoniewerk und die Diakonie De La Tour verkauften an einem gemeinsamen Stand Produkte, die von Menschen mit Behinderung hergestellt werden und die regen Zuspruch fanden. An einem weiteren Stand erhielten Interessierte Informationen über die unterschiedlichste Arbeitsfelder der Diakonie. MitarbeiterInnen der Kunstwerkstatt M edien verschenkten Schokolade mit selbst gestalteten Reformationsfest-Motiven auf Banderolen, die vor Ort ausgedruckt wurden. Im Rathauspark begeisterten die LiteratInnen des Theater Malaria mit ihrer Speed Dating Lesung. Auch die Trommelgruppe sorgte gemeinsam mit WIFF LaGrange und Liz Müller für tolle Stimmung. Ein gelungenes Fest bei strahlendem Wetter und ausgelassener Stimmung.
Advent, Advent …
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In diesem Jahr finden Sie wieder einen drei Meter großen Original Wichern Adventkranz aus dem Diakoniewerk in Linz vor der Martin Luther Kirche, in Ramsau/Dachstein vor der Ev. Kirche und in Salzburg vor der Christuskirche. Die diesjährige Winterkampagne der Diakonie Österreich stellt ab 1. Dezember 24 „Orte der Hoffnung“ vor, darunter fünf aus dem Diakoniewerk, an denen HoffnungsträgerInnen der Diakonie arbeiten. Jeden Tag ein Ort mehr auf: blog.diakonie.at Begleiten Sie uns auch mit dem Online-Adventkalender jeden Tag im Advent, entzünden Sie mit uns gemeinsam eine Kerze am Online- Adventkranz und nehmen Sie die Chance wahr, eines der handgefertigten Produkte, hergestellt von Menschen mit Behinderung in unseren Werkstätten, zu gewinnen. Gleich unter www.adventkranz.diakoniewerk.at registrieren und eines von mehr als 40 sinnvollen Produkten gewinnen. Auch heuer findet wieder der Gallinger Advent rund um Haus Bethanien, katholische und evangelische Kirche in Gallneukirchen statt: 15. – 17. Dezember.
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Dezember 2017 ∙ diakonie
Diakoniewerk
panorama
Zur Erinnerung: Diakonische Schwester Magdalene Brink
Diakoniewerk-Produkte für Ethikfonds-Kunden der Sparkasse OÖ Nachhaltig Wohlstand zu sichern, Menschen in Not zur Seite zu stehen und gesellschaftspolitisch wichtige Projekte zu unterstützen – dieses nachhaltige und ethische Denken spiegelt sich bis heute in Unternehmenskultur und Produktpalette der Sparkasse OÖ wider. Mit dem neuen Fonds „s EthikMix“ stärkt die Sparkasse OÖ ihre Vorreiterrolle beim Thema Ethik in der Veranlagung und trägt dem Trend „Investieren aus Überzeugung“ Rechnung. Diesen ethischen Veranlagungsgedanken führt die Sparkasse Oberösterreich noch weiter und schenkt im Zuge der Produkteinführung den Kunden bei jedem Kaufabschluss eine Espressotasse oder Duftkerze aus dem DiakoniewerkSortiment dazu und unterstreicht damit die über lange Jahre bestehende Partnerschaft auf Augenhöhe.
G. Gutmayer, Vorstandsbüro Sparkasse OÖ; H. Walzhofer, Vorstandsdirektor Sparkasse OÖ, H. Trichtl und W. Wolfinger, Werkstätte Wartberg/ Diakoniewerk; J. Scharinger, Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk (v. l. n. r.) Diese Marketingmitteilung der Sparkasse Oberösterreich wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt. Wir weisen darauf hin, dass der Prospekt und die Wesentlichen Anlegerinformationen (KID) gemäß InvFG der in dieser Publikation genannten Fonds entsprechend den Bestimmungen des InvFG erstellt, auf der Homepage unter www.s-fonds.at veröffentlicht worden sind, wichtige Risikohinweise enthalten, und die alleinige Verkaufsunterlage darstellen. Die Prospekte und die Wesentlichen Anlegerinformationen (KID) stehen – jeweils in der geltenden Fassung in deutscher Sprache – dem interessierten Anleger kostenlos bei der Sparkasse Oberösterreich Kapitalanlagegesellschaft mbH sowie bei der Allgemeinen Sparkasse Oberösterreich Bank AG (Verwahrstelle) zur Verfügung und sind auch auf www.s-fonds.at abrufbar. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben den geschilderten Chancen auch Risiken birgt.
Am 21. Oktober ist Sr. Magdalene Brink nach längerer Krankheit im 71. Lebensjahr verstorben. Die gebürtige Wuppertalerin (D) kam 1970 als Mitarbeiterin in das damalige hauswirtschaftliche Anlernheim Waldheimat. Im Diakonissen- Krankenhaus Linz (heute Klinik Diakonissen) absolvierte sie berufsbegleitend die Stations gehilfinnenausbildung und war dann von 1978 bis 2000 in der Waschküche des Anlernheims Waldheimat beschäftigt. Am 26. November 1983 wurde sie als Probeschwester, 1989 als Schwester in die Diakonische Schwesternschaft aufgenommen. Ab August 2000 bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie im Haus Abendfrieden. Ihr Lebensmotto war Ps. 23, 28.
Doppelte Ehrung für Schwester Helga Sikora Goldenes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich und das Kronenkreuz der Diakonie als Wertschätzung für die langjährige Oberin der Diakonissen Viel zu feiern gab es für Schwester Helga Sikora in diesem Herbst: Am 6. Oktober wurde sie 80 Jahre alt. Sie blickt nun auf 66 Jahre ihres Lebens in der Diakonissengemeinschaft und im Diakoniewerk zurück. Für ihre Arbeit wurde Schwester Helga am gleichen Tag von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer im Rahmen eines Festaktes im Linzer Landhaus mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Eine Woche später durfte sie dann auch noch im Rahmen eines Gottesdienstes in der Christus kirche in Gallneukirchen das
Kronenkreuzverleihung in der Christuskirche in Gallneukirchen (v. l. n. r.): Mag. Josef Scharinger, Oberin Schw. Helga Sikora, Mag. Michael Chalupka, Dr. Heinz Thaler.
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Kronenkreuz aus den Händen von Diakonie-Direktor Mag. Michael Chalupka entgegennehmen. Schwester Helga betonte jedoch bei beiden Ehrungen, dass sie diese nicht als Einzelperson, sondern als Anerkennung der Arbeit aller Diakonissen entgegen nimmt. Bei der anschließenden Feier im Haus Bethanien gratulierten zahlreiche langjährige WeggefährtInnen von Schwester Helga, darunter die Vorstandsmitglieder des Diakonie werks, Mag. Josef Scharinger und Dr. Heinz Thaler, aber auch der ehemalige Rektor Dr. Gerhard Gäbler mit Gattin.
Diakoniewerk
panorama Preisträgerin Sarah Schmölzer mit GRAWE Generaldirektor Mag. Klaus Scheitegel, Vater Franz Schmölzer und Dr. Franz HarnoncourtUnverzagt, GRAWE Ehrenpräsident und Juryvorsitzender (v. l. n. r.).
„Wo geht’s hier zum Film?“
GRAWE Award 2017 für Sarah Schmölzer Sportlerin aus der Tagesstätte Moserhofgasse ausgezeichnet Ihr starker Wille und die große Leidenschaft für den Sport waren für eine unabhängige Jury ausschlaggebend, am 3. November den GRAWE Award der Grazer Wechselseitigen Versicherungs AG an die vielseitige Athletin Sarah Schmölzer zu vergeben. Die mehrfache Special Olympics Medaillengewinnerin (Eisschnelllauf, Roller Skating, Schwimmen) nahm die Auszeichnung aus den Händen des GRAWE Ehrenpräsidenten Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt entgegen.
Immer an Sarahs Seite: Vater und Trainer Franz Schmölzer, der sich an die ersten Schritte seiner Tochter am Eis erinnerte und welche Wirkung dieser Sport auf die Entwicklung seiner Tochter ausübte. Beim Festakt in Graz waren auch WegbegleiterInnen, FreundInnen und KollegInnen aus der Tagesstätte Moserhofgasse des Diakoniewerks anwesend. Der GRAWE Award wurde zum fünfzehnten Mal an Persönlichkeiten vergeben, die sich um Bereiche wie Soziales, Sport, Wissenschaft oder Kunst und Kultur verdient gemacht haben.
Bei den diesjährigen Familientagen der Special Olympics Österreich in Schladming war auch die Werkstätte des Diakoniewerks wieder aktiv: MitarbeiterInnen mit Behinderung gestalteten für interessierte Familien Führungen durch die Werkstätte. Mit Hilfe von Unterstützter Kommunikation, also iPad, Talker und Symbolen, präsentierten die VertreterInnen der Werkstätte ihre spannenden Arbeitsbereiche in der Produktion, im Büro oder im Verkauf. Ein Film darüber, wie Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung am besten klappt, fand bei den BesucherInnen ebenso großen Anklang. Auch im Schladminger Stadt-Museum waren die UK-ExpertInnen der Werkstätte im Einsatz: Engagierte Schülerinnen und Schüler lernten im Rahmen eines Workshops alles über das Miteinander-Kommunizieren mit und ohne Worte.
ExpertInnen-Wissen aus dem Diakoniewerk gefragt Das Altersforschungszentrum (Institute for Applied Research on Aging IARA) der Fachhochschule Kärnten veranstaltete zum zweiten Mal eine Fachtagung mit dem Schwerpunkt Altern in ruralen Lebenswelten. Soziale Potentiale, Innovationen und technische Möglichkeiten einer guten Zukunft des Alterns, vor allem in ländlichen Räumen, wurden durch Plenarvorträge angeregt, in Symposien vertieft, durch aktuelle Initiativen untermauert und gemeinsam diskutiert. Die Projekte „Mehr Zeller Nachbarschaft“ und „LeNa“ (Lebendige Nachbarschaft) des Diakoniewerks wurden von einer Jury als Vorzeigeprojekte ausgewählt, die im Rahmen der Tagung präsentiert werden sollten. Die Expertinnen Daniela Palk und Verena Traunmüller von der Projektentwicklung der Diakoniewerk Syncare GmbH diskutierten mit den Tagungsgästen anhand dieser Projekte über den Aufbau von Selbstunterstützungspotenzialen und Partizipation in der Nachbarschaft sowie aktives Gestalten des demografischen Wandels durch die Vernetzung eines Seniorenheims mit lokalen AkteurInnen der Gemeinde Bad Zell.
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Großes Interesse an der Arbeit der Werkstätte Schladming bei den Familientagen
Dezember 2017 ∙ diakonie
Leben und
spiritualität Fehlerkultur
Ich möchte mit einer biblischen Geschichte beginnen. „Jesus und die Sünderin“ heißt sie. Darin geht es um eine Frau, die bei einem Fehltritt ertappt worden war und über die nun (nach geltendem Recht) geurteilt werden sollte. Jesus stellt in die angespannte Atmosphäre hinein die Frage: Wer von euch ist fehlerlos? Sie mussten alle beschämt zugeben: niemand. Die Anklage wurde fallen gelassen. Wohlgemerkt: Es geht dabei nicht darum, den Fehler zu verharmlosen oder schön zu reden. Es geht aber darum, den fehlerhaften Menschen nicht aus dem Auge zu verlieren: Er (oder sie) behält, auch im schuldhaften Handeln oder im schicksalhaften Versagen, unverlierbar die menschliche Würde! Es kann auch bei uns nicht darum gehen, dass man den Anspruch erhebt, unsere Arbeit müsse fehlerfrei sein. Das wäre unmenschlich – denn keiner ist, wie gesagt, davor gefeit, Fehler zu machen. Es kann auch nicht nur um ein gutes Fehlermanagement nach geschehenem Missgeschick gehen, so notwendig ein solches auch ist. Fehlerkultur, wie ich sie verstehe, ist eigentlich eine weitere gute Möglichkeit, das unserer Arbeit zugrunde gelegte christliche Menschenbild nicht aus dem Auge zu verlieren. Pfarrer Dr. Thomas Pitters, Diakonische Identitätsentwicklung
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porträt
Menschen im Diakoniewerk
„Man bekommt so viel zurück!“ Rotraud Falk und DI Olav Kerp berichten über ihre Motivation, in ihrer Freizeit für andere da zu sein. Andrea Brummeier
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ch habe es in meinem Leben so gut getroffen, ich wollte etwas an die Allgemeinheit zurückgeben“, erklärt Rotraud Falk aus Linz. Anlässlich ihres 60. Geburtstags wollte sie keine Geschenke sondern bat um Spenden, die sie dann an das Diakoniewerk übergab. Aber sie wollte auch selbst tätig werden. Im Wohnhaus Mühle für Menschen mit Behinderung in Gallneukirchen wurde sie damals so herzlich aufgenommen, dass sie gleich dort „hängen blieb“ – ganze 17 Jahre lang!
Gehört zur Familie „Ich hatte sofort eine gute Beziehung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, besonders zu Viktoria. Sie habe ich dann vor allem in ihrer Freizeit begleitet. Die ersten zehn Jahre kam ich einmal die Woche, später dann zweiwöchentlich. Wir haben viel gemeinsam unternommen“, berichtet sie. Für Viktoria und die anderen gehörte Rotraud Falk in all den Jahren „zur Familie“. Auch mit den Mitarbeitenden hat sie sich immer gut verstanden, trotz Mitarbeiterwechsels. „Mit einigen bin ich nach wie vor in gutem Kontakt, auch wenn sie nicht mehr im Wohnhaus arbeiten“, freut sie sich.
einmal monatlich für zwei bis drei Stunden auf Besuch. Ich bin ja nach wie vor gerne dort“, sagt sie.
Nicht immer leicht DI Olav Kerp ist seit zwei Jahren in Salzburg freiwillig tätig. „Ich bin durch meine Frau dazu gekommen. Sie hat schon vorher eine Volksschulklasse einige Jahre beim Lesen begleitet. Dann hörte sie von der Lernbrücke des Diakoniewerks Salzburg und hat dort ihre Mitarbeit angeboten. Nachdem ich durch entsprechende Lektüre schon erfahren habe, wie Kinder durch Lerndefizite in der Volksschule ihre Zukunft verbauen, dachte ich, ich mache das Gleiche wie meine Frau und unterstütze ein Kind.“ Beide bekamen Kinder aus derselben Schule. Doch während sich Frau Kerp bei ihren beiden
motivierten tschetschenischen Schülerinnen über schöne E rfolge freuen konnte, hatte es ihr Gatte weit schwerer. Der Bub, den er betreute, kam aus einer sehr schwierigen Familiensituation, die ihm k einen Halt bot. So gab es zwar am Anfang ermutigende Ansätze für ein besseres Lernen, doch ohne die Unterstützung des Zuhauses blieben Olav Kerps Bemühungen ohne Erfolg, so dass er die Arbeit schweren Herzens beendete. Mutlos ist er deswegen jedoch nicht: „Ich möchte gerne weiterhin freiwillig tätig sein, die Begleitung von Flüchtlingen würde mich sehr interessieren.“ Kontakt geknüpft hat er schon. Rotraud Falk und Olav Kerp genossen am Freiwilligentag den Austausch mit anderen.
Doch nun wurde ihr die Verantwortung doch ein wenig zu viel. Beim Freiwilligentag in Gallneukirchen im November ist sie offiziell als Freiwillige verabschiedet worden. „Ich komme aber weiterhin etwa
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Eine Tür der Hoffnung Menschen im
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Hohe Fachkompetenz im Dienste der Menschen
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25 Jahre Tagesbetreuung Salzburg-Gnigl „Vor 25 Jahren ist eine Tür der Hoffnung, der Geborgenheit und der Liebe aufgegangen!“ So beschreibt Christa Ruff, die seit 1995 einmal die Woche die Tagesbetreuung des Diakoniewerks in Salzburg-Gnigl besucht, ihre Erfahrungen in einem Gedicht anlässlich der 25-Jahr-Feier am 6. November. Das maßgeblich von der Stadt Salzburg unterstützte Angebot stellt für SeniorInnen eine unverzichtbare Alternative zum Wohnen in einer Einrichtung dar. Die Tagesbetreuung, untergebracht im Sozial- und Gesundheitszentrum St. Anna, ist Teil eines Kompetenz-Netzwerks: Im Haus befinden sich zusätzlich ein Stützpunkt der Demenzberatung des Diakoniewerks Salzburg, ambulante Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie. In St. Anna stand außerdem die Wiege der Stadtteilarbeit Gnigl&Schallmoos.
„Damit wir die Tagesbetreuung mit den künftigen räumlichen Erfordernissen weiterentwickeln und die Wirkung in den Stadtteil auch für die Zukunft nicht nur erhalten s ondern auch ausweiten können, ist ein Neubau unumgänglich“, blickt MMag. Michael König, Geschäftsführer Diakoniewerk Salzburg, in die Zukunft. Der Neubau ist unmittelbar angrenzend an das Sozial- und Gesundheits zentrum geplant.
Geschäftsführer Michael König, Bürgermeister-Stv.in Anja Hagenauer und Manfred Hörwarter, Leiter Tagesbetreuung Gnigl (v. l. n. r.)
Landespreis „Taten statt Worte“ – ÖBW unter den ersten drei Die Initiative zur Gleichstellung von Männern und Frauen in der Arbeits welt „Taten statt Worte“ zeichnet alle zwei Jahre frauen- und familien freundliche Betriebe aus. Das Team der Österreichischen Blindenwohlfahrt (ÖBW) hat sich heuer erstmals in der Kategorie Non-Profit-Organisationen für den Landespreis beworben. Für den Sieg als frauen- und familien freundlichstes Unternehmen hat es (noch) nicht ganz gereicht, jedoch für eine Nominierung unter die ersten drei!
Freude über die Auszeichnung
diakonie ∙ Dezember 2017
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Menschen im
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Kostenlose Beratung und Tipps zu Fragen rund um neue Medien gibt es in den Bewohnerservices in Salzburg.
Handy, Tablet & Co – Hilfe für SeniorInnen Die Angebote rund um „Handy, PC, Tablet & Co“ speziell für SeniorInnen in den Bewohnerservices des Diakoniewerks Salzburg erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ein gerne genutztes Angebot sind die PC-Infogruppen immer am letzten Freitag im Monat im Bewohnerservice Aigen & Parsch. „Zwei Freiwillige helfen kostenlos bei Fragen rund um Computer, Tablet oder Handy, denn oft sind es nur ganz kleine Anwenderfragen, die geklärt werden müssen, damit die Geräte wieder einwandfrei benutzt werden können“, erklärt Sozialarbeiterin Sylvia Neureiter. Auch in den anderen Bewohnerservices, die das Diakoniewerk im
Auftrag der Stadt Salzburg führt, bekommen SeniorInnen Hilfe bei Fragen rund um die digitale Welt. Die HelferInnen stellen meist kostenlos ihr W issen zur Verfügung, oft können aber auch die MitarbeiterInnen selbst weiterhelfen. Ein Experiment wagte Anfang Oktober das Bewohnerservice Itzling & Elisabeth-Vorstadt: SeniorInnen waren dort eine ganze Woche lang eingeladen, auf Konsolen und PCs zu zocken und in die Welt der Computerspiele einzutauchen.
Ansichtssachen: Menschen mit Demenz im Museum für Geschichte „Dieser Reichtum, den sie früher hergezaubert haben!“ schwärmt Frau P. vor der Vitrine mit den alten Truhen. Ein Besuch von Tagesgästen des Haus am Ruckerlberg im Schaudepot der kunsthistorischen Sammlung des Landesmuseums Joanneum in Graz war ein genussvolles Erlebnis.
Hospiz und Palliative Care im Haus am Ruckerlberg Als eines von 26 Häusern in der Steiermark unterzog sich das Haus am Ruckerlberg dem Zertifizierungs prozess durch den Hospizverein Steiermark. Eine sensible und würdevolle Begleitung der BewohnerInnen auf ihrem letzten Weg hatte im Haus am Ruckerlberg immer schon einen hohen Stellenwert. Im Rahmen der Zertifizierung wurden zusätzlich rund 80 % der MitarbeiterInnen entsprechend dem Hospizgedanken geschult. Auch ehrenamtliche KollegInnen des Hospizvereins sind im Haus tätig. Neu hinzugekommen ist der Vorsorgedialog: BewohnerInnen formulieren im achtsamen Austausch mit geschulten MitarbeiterInnen ihre Wünsche und V orstellungen für die letzte Lebensphase. Die Verleihung des Zertifikats erfolgte durch Dr. Trautgundis Kaiba, Dkfm. Ruth Feldgrill-Zankl und Monika Benigni (Hospizverein Steiermark) im Rahmen eines Festaktes.
In der collagenartig gestalteten Sammlung von Alltagsgegenständen wie Mobiliar und Geschirr fühlten sich die Tagesgäste in frühere Zeiten versetzt, bereichert durch die eigenen Schätze der Erinnerung. Die Ausstellungsstücke sorgten für Gesprächsimpulse, die KulturvermittlerInnen machten die Geschichte auch begreifbar: Porzellantassen oder Postkarten mit steirischen Motiven gingen die Runde. „Mir gefällt die Steiermark sehr, aber das ist Ansichtssache“, meinte eine der Besucherinnen. Mit dieser Kooperation eröffnen das Universalmuseum Joanneum und das Diakoniewerk Steiermark neue Erfahrungswelten für Menschen mit Demenz, Folgetermine sind geplant.
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Menschen im
alter
Poesie als Brücke Grenzen der Sprachwelten zu Menschen mit Demenz überwinden Nicole Bachinger-Thaller
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u sprechen und verstanden zu werden ist für uns etwas ganz Selbstverständliches. Wie wäre unser Leben ohne Sprache? Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein drückt das so aus: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Jede/r von uns lebt demnach in den Grenzen jener Welt, die sie/er sprachlich erfassen und teilen kann.
*Poetry Slam: literarischer Vortragswettbewerb, in dem in einem festgelegten Zeitraum selbstverfasste Texte vorgetragen werden. Lars Ruppel ist einer der bekanntesten Vertreter dieses Genres.
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In der Begleitung von Menschen, bei denen es aus unterschiedlichen Gründen sprachliche Hürden gibt, stehen die MitarbeiterInnen täglich vor Herausforderungen. Gerade Menschen mit Demenz sprechen oft nicht mehr dieselbe Sprache. Die Fähigkeit, sich verbal auszudrücken ist eingeschränkt, teilweise kommen beim Gegenüber Worte an, deren Bedeutung unklar ist. Wie können wir die Grenzen der Sprachwelten der Menschen, die wir begleiten, überwinden?
Mit Worten „auf-wecken“ In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, Sprache nicht nur als Werkzeug zu sehen, sondern auch als kreatives Medium der Kunst. In der Vergangenheit, wo Lesen und Schreiben nur wenigen möglich war, wurden wichtige Informationen mündlich weitergegeben. Die Schar der ZuhörerInnen wuchs, je kreativer, fesselnder und berührender die Informations weitergabe erfolgte. Gedichte und Lieder wurden zu Unterhaltungs elementen der Sprache und sind es noch heute. Dieses Wissen treibt auch den deutschen Poetry Slammer* Lars Ruppel an. „Durch ein Projekt in einer Pflegeeinrichtung erfuhr ich, wie groß das Bedürfnis der Menschen nach Poesie war, aber wie schwer sich manche Pflegenden beim Vortrag taten. Diese Lücke wollte ich durch Begeisterung der Pflegenden für die Poesie
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s chließen.“ Lars Ruppel hat über seine Freude an Gedichten einen Weg zu Menschen mit Demenz entdeckt. In der Begleitung von Menschen mit Demenz erleben wir, wie diese Lieder mitsingen, obwohl bei normalen Gesprächen die Worte nicht mehr verfügbar zu sein scheinen. Lars Ruppel erlebte dies auch beim Vortragen von Gedichten. Weckworte nennt er das, wenn Gedichte die Sprachfähigkeit von Menschen mit Demenz erwecken.
Gedichte erwecken die Sprachfähigkeit von Menschen mit Demenz. Poesie ganzheitlich erleben Seit Kindesbeinen sind wir von Reimen und Gedichten umgeben, die Reime und ihre Melodie bleiben oft unbewusst ein Leben
Menschen im
alter
Lars Ruppel, hier im Haus Elisabeth in Gallneukirchen, zeigt auf, wie durch Gedichte und Lieder Wege zu Menschen mit Demenz gefunden werden können.
lang gespeichert. Diese Erkenntnis nutzt Lars Ruppel und teilt sein Wissen und seine Begeisterung für Poesie auch mit MitarbeiterInnen der Seniorenarbeit. „Mit einzelnen Wörtern, an die Bewohner und Bewohnerinnen gerichtet, hatte er sich deren Aufmerksamkeit gesichert“, erzählt Peter Kumar, Leiter Seniorenarbeit UrfahrUmgebung. In Häusern für Senioren des Diakoniewerks in G allneukirchen, Wels und Salzburg fanden Workshops, geführt von Lars Ruppel, mit MitarbeiterInnen und BewohnerInnen statt. Sylvia Boubenicek, Leitung der Tages betreuung in Wels, berichtet, dass sie im Anschluss die Gedichte an ihre KollegInnen ausgegeben habe, um diese in den Tagesplan einzubauen. Lars Ruppel lebte aber nicht nur die Kraft der Poesie vor, sondern zeigte auch, wie über kurze körperliche Berührungen
der BewohnerInnen während der Vorträge Kontakt hergestellt und so die Poesie ganzheitlich erlebt werden kann.
Die richtigen Worte finden Weckworte funktionieren aber nicht nur bei Menschen mit Demenz. In Gallneukirchen haben auch junge AsylwerberInnen, die selbst noch keinen großen Wortschatz in Deutsch haben, im Zuge ihrer Ausbildung im sozialen Bereich an den Workshops teil genommen. Auch diese Personengruppe konnte erfolgreich und begeistert begonnene Gedichte fertig reimen. Die Melodie und der Rhythmus erleichtern für alle das Finden der richtigen Worte. Lars Ruppel zeigte uns mit seinen Weckworten einen weiteren kommunikativen Weg, um die Brücken in die Welt der Menschen mit Demenz aufund auszubauen.
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Manchmal wollen Menschen mit Demenz etwas sagen, aber ihnen fallen die richtigen Wörter nicht ein. Viele Menschen mit Demenz können sich aber sehr gut an die Texte von Liedern erinnern. Sie können Lieder, die sie von früher kennen, richtig mitsingen. Viele Menschen mit Demenz können sich auch sehr gut an Gedichte und Reime von früher erinnern. Wenn sie ein paar Wörter von einem Gedicht oder Reim hören, werden sie ganz aufmerksam. Oft können Menschen mit Demenz dann das Gedicht oder den Reim weiter aufsagen. In den Häusern für Senioren im Diakoniewerk haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Seminar gelernt, wie sie mit Gedichten und Reimen mit Menschen mit Demenz Kontakt aufnehmen können.
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Menschen mit
behinderung
Kunst macht sichtbar Kunst und Kultur im Diakoniewerk „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ (Paul Klee) In diesem Sinne rückt das Diakoniewerk die Kunst von Menschen mit Behinderung in zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen in den Blickpunkt. Zentral ist dabei die erfolgreiche Vernetzung der Kunstschaffenden des Diakoniewerks mit Gleichgesinnten anderer Organisationen sowie aus der freien Szene. Die Werke der KünstlerInnen des Ateliers sind bzw. waren bei der
Die Angebote orientieren sich immer wieder neu an den Bedürfnissen.
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Art Brut Dauerausstellung „Kunst Sammlung“ in Hartheim, der Fotoausstellung „Über Kopf“ in der Galerie Kulturformen in Linz, der „Sequenzen Finissage“ in der Galerie Tacheles in Gmunden, der „insider&outsider art“-Ausstellung in der Galerie3 in Klagenfurt sowie im Rahmen der Ausstellung „Drei“ im Therapiezentrum des Diakoniewerks zu sehen. Die Mitglieder des Theater Malaria begeisterten Ende September mit ihren Texten beim Reformations jubiläum in Wien und spielen derzeit ihr viel umjubeltes, neues Stück „Spann’ den Schirm auf, der Konsumwolf frisst den Lebens lauf“ im Haus Bethanien in Gallneukirchen.
„Drei“ stellen derzeit im Therapie zentrum in Gallneukirchen aus.
Erfolgreiche Kooperation mit Firma Internorm Fenster und Türen von Internorm werden in Containern transportiert, in denen die Glaselemente mit Federstangen gesichert sind. Da sich die Maße der Container mittlerweile verändert haben, wurden ca. 900 bisher verwendete Federstangen unbrauchbar. Die Firma Stapler-Center, die mit der Wartung und Reparatur der Flurförderfahrzeuge von Internorm am Standort Traun beauftragt ist, vermittelte den Kontakt zur Schlosserei der Werkstätte Linzerberg des Diakoniewerks in Engerwitzdorf. Dort fragte Internorm an, ob es eine Lösung für die Weiterverwendung der Federstangen geben könnte. Den Mitarbeitenden der Schlosserei gelang es, die Federstangen so zu verlängern, dass alle 900 Stück nicht den Weg zum Schrottplatz antreten mussten, sondern weiterhin als Transportsicherung für Fenster und Türen auch in den neuen Containern verwendet werden können.
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Menschen mit
behinderung
Johanna Schröttenhamer berät und begleitet.
LIFEtool Graz erweitert Angebot Workshops, Beratung, Begleitung Mit einem erweiterten Angebot präsentiert sich die Beratungsstelle LIFEtool in Graz, die auf Unterstützte Kommunikation und Adaption von Computerarbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung spezialisiert ist. LIFEtool-Beraterin Johanna Schröttenhamer bietet neben Informationen zu Hilfsmitteln auch Begleitung über einen längeren Zeitraum. Denn bis ein Hilfsmittel im Alltag gute Anwendung findet, tauchen am Weg dorthin viele Fragen auf. „Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen: Der Anwender oder die Anwenderin des Hilfsmittels, aber auch Eltern, Lehrpersonal oder Kolleginnen und Kollegen – alle sollen gut über Einsatz und Funktion des Geräts informiert sein, und das braucht seine Zeit“, erläutert Schröttenhamer. Workshops, Beratung zur Finanzierung und der Verleih von Geräten sind ebenso möglich. Details zu Angebot und Preisen: www.lifetool.at/graz
Der LIFEtool-Terminkalender 2018 ist da! Der Kalender mit Symbolen von LIFEtool ist mehr als nur ein Ringbuch, in dem Termine eingetragen und geplant werden können. Für Menschen, die sich nicht selbst sprachlich mitteilen können, ist so ein Kalender auch eine hervor ragende Möglichkeit, anderen Menschen mithilfe von Symbolen
und/oder Fotos von ihren Erlebnissen zu berichten und zu erzählen, wie der Tag in der Schule war, oder was sich am Wochen ende alles ereignet hat. Der Planer ist somit sowohl geeignet für schriftliche Notizen als auch für das Einkleben von persönlichen Bildern und Piktogrammen. Die ersten Seiten wurden in Anlehnung an das Ich-Buch gestaltet. Im mittleren Teil entspricht jede Seite einem Tag, weiter hinten bleibt noch Platz für persönliche Notizen. Bestellt werden kann der Kalender unter www.lifetool-solutions.at
GALA und Werkstätte Bad Wimsbach feierten Vor 20 Jahren als „Außengruppe“ gestartet, hat sich der später in „Garten und Landschaft“ (GALA) umbenannte integrative Arbeits bereich des Diakoniewerks in Engerwitzdorf/OÖ zu einem gefragten Dienstleistungsbetrieb entwickelt. Die Idee, für Menschen mit Behinderung wertvolle Arbeitsplätze in der freien Natur zu schaffen, ist voll aufgegangen, und das Serviceangebot wurde ständig erweitert. Zu den Arbeits bereichen zählen Acker- und Obstbau, Garten- und Grünraumpflege für Unternehmen, Gemeinden und Privat personen, Waldwirtschaft inklusive Christbaumplantage, Grabpflege und innerbetriebliche Schneeräumung. Der selbst produzierte Apfelsaft erfreut sich in der Region hoher Beliebtheit. Das Jubiläum feierte das 30-köpfige Team mit Kunden, Partnern und Angehörigen. Die vor zehn Jahren gegründete Werkstätte Bad Wimsbach hatte ebenfalls Grund zum Feiern. Dass sie sich in diesem Zeitraum zu einem wichtigen Teil der Bad Wimsbacher Gemeinschaft entwickelt hat, zeigen unter anderem die rund 100 integrativen Workshops, die in den vergangenen Jahren mit Kinder- und Jugendgruppen aus der Region in der W erkstätte durchgeführt wurden. Mehr als 60 Personen mit und ohne Behinderung arbeiten in der Werkstätte und in den angeschlossenen integrativen Beschäftigungsangeboten (Hornbach Wels, Eurospar, Bauhof).
Der Planer hilft auch, sich mitzuteilen.
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Menschen mit
behinderung
Selbstbestimmt wohnen – wer will das nicht!? Neue Wohnform für Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk Oberösterreich und im Diakoniewerk Salzburg Isabel Beuchel
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eder Mensch möchte selber entscheiden, wie er w ohnen will. Die einen ziehen eine Wohnung in der Stadt vor, andere wohnen gern am Land und anderen wiederum gefällt das L eben auf einem Bauernhof sehr gut.
Frau F. genießt ihr neues Zuhause.
Dieser Wunsch nach einem selbstbestimmten Wohnen wurde schon lange von Menschen mit Behinderung, die im D iakoniewerk leben, geäußert. „Ich möchte allein leben und nicht mehr mit anderen zusammen.“ „Ich bin erwachsen und möchte in einer eigenen Wohnung leben.“ Das Recht auf diese Entscheidung im Sinne einer unabhängigen Lebensführung steht im Artikel 11 der UN Behindertenrechtskonvention.
Wie kann dies möglich werden ohne eigenen Lohn und bei den derzeitigen Mietpreisen? Die folgenden Beispiele zeigen – es geht!
Diakoniewerk Oberösterreich Das Diakoniewerk Oberösterreich startete in diesem Jahr gemeinsam mit dem Land Oberösterreich ein innovatives Pilotprojekt, um Selbstbestimmt Wohnen im Sozialraum umzusetzen. Geplant ist, dass bis Ende des Jahres zwölf Personen mit Behinderung in verschiedenen Orten in Oberösterreich selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung leben. Die Wohnungen sind 36 bis 40 m² groß. Die Kosten werden von den Personen selbst getragen – von der Miete bis zur Einrichtung. Ist dies mit dem persönlichen Einkommen (z. B. Pflegegeld, Beschäftigungslohn, Pension) nicht möglich, wird nach Zuschussmöglichkeiten gesucht (z. B. Wohnbeihilfe, Bedarfs orientierte Mindestsicherung, außerordentlicher Zuschuss). Eine Grundvoraussetzung für Selbstbestimmt Wohnen ist, dass die Person selbst ihren Unterstützungsbedarf einschätzen und mitteilen kann. Dieser wird regelmäßig zwischen ihr als AuftraggeberIn und den MitarbeiterInnen des Diakoniewerks
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besprochen. Die Begleitung durch MitarbeiterInnen kann bis zu acht Stunden in der Woche in Anspruch genommen werden. Unterstützt wird z. B. in den Bereichen Haushalt, Freizeitgestaltung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Sollte eine Person pflegerische Hilfe benötigen, die über die persönliche Basisversorgung hinausgeht, kann sie zusätzlich Mobile Pflegedienste anfordern.
Unterstützungsbedarf selbst einschätzen und mitteilen zu können, ist Voraussetzung. Gute Erfahrungen Frau F. lebt seit April in ihrer eigenen Wohnung in Engerwitzdorf. Auf die Frage, wie es ihr dort geht, hat sie vor allem die erhöhte Selbstbestimmung im Alltag hervorgehoben. „Ich kann mir selber Abendessen machen und so spät heimkommen, wie ich will.“ Auch die Kontakte zur Nachbarschaft erlebt sie sehr positiv. „Wir helfen uns gegenseitig, wenn mal Lebens mittel ausgegangen sind. Die Nachbarn helfen mir beim Tragen der schweren Einkaufstaschen, wenn sie mich sehen.“ Frau F. benötigt Unterstützung durch
Mehr Entscheidungs freiheit und Selbstbestimmung im Stützpunkt wohnen Salzburg.
die MitarbeiterInnen des Diakonie werks bei Facharztbesuchen und im Umgang mit den vorhandenen finanziellen Mitteln. „Ich muss noch besser mit Geld umgehen lernen. Ich schreibe mir jetzt immer auf, für was ich Geld brauche.“ Frau F. ist vielseitig interessiert und in gutem Kontakt mit Familie, Freunden und ihrer christlichen Gemeinde. „Ich mache A usflüge mit meiner Gemeinde und bekomme Besuch von Freunden. Dieses Wochenende gehe ich in ein Herbstkonzert.“
Das Schönste: Selbst entscheiden Die 28-jährige Frau T. wohnte vorher bei ihrer Mutter im Salzburger Stadtteil Taxham. Sie fuhr von dort aus zu ihrem Arbeitsplatz im Schulbuffett im BRG Salzburg. Im Juni 2017 bezog sie ihre eigene Wohnung im Freiraum Gneis. „Ich habe mich von Anfang an in meiner Wohnung sehr wohl gefühlt. Meine beste Freundin P. wohnt gleich nebenan. Ich habe
bei meiner Mama im Haushalt bei allem geholfen und somit ist es mir nicht schwer gefallen, jetzt die Hausarbeit selbst zu übernehmen. Die meisten Dinge erledige ich alleine, nur bei der Wäsche und beim Kochen brauche ich die U nterstützung von den Mitarbeitern im Stützpunkt, die auch immer für mich da sind. Das Schönste für mich ist, alles selber entscheiden und bestimmen zu dürfen, wann ich schlafen gehe oder fernsehe.“
Diakoniewerk Salzburg Im Sinne von Selbstbestimmt wohnen wurden auch im Diakonie werk Salzburg insgesamt 22 Wohnungen für Menschen mit Behinderung in den Stadtteilen Aigen und Gneis geschaffen. Für das gesamte generationenübergreifende und nachbarschafts fördernde Quartierskonzept sowie für das so genannte „Stützpunktwohnen“ für Menschen mit Behinderung ist das Diakoniewerk Salzburg verantwortlich. Ziel dieses innovativen Wohn- und Begleitkonzepts für Menschen mit Behinderung ist es, die individuelle Sinnfindung in den Lebensbereichen Wohnen, Arbeit, Freizeitgestaltung und soziale Beziehungen zu ermöglichen.
Menschen mit Behinderung möchten selber entscheiden, wo und mit wem sie wohnen. Viele möchten in einer eigenen Wohnung leben. Das Diakoniewerk Oberösterreich möchte, dass 2017 12 Menschen in einer eigenen Wohnung leben können. Wichtig dabei ist: Sie müssen sagen können, welche Unterstützung sie brauchen. Sie müssen alles selber bezahlen. Das Diakoniewerk Salzburg unterstützt 22 Menschen in eigenen Wohnungen. Die Wohnungen sind im Stadt-Teil Aigen und im Stadt-Teil Gnigl. Menschen, die in einer eigenen Wohnung leben, finden es schön, alles selber bestimmen und entscheiden zu dürfen. Zum Beispiel: Schlafen gehen, wann sie wollen. Nach Hause kommen, wann sie wollen.
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Diakoniewerk
international
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Die Kooperation mit der Firma Transilvania Pack & Print in Sura Mica bewährt sich bereits seit Herbst 2013.
Neue Chancen am ersten Arbeitsmarkt in Rumänien Veränderte gesetzliche Regelungen bringen aber auch große Herausforderungen für Menschen mit Behinderung mit sich. Ana-Maria Popa
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as Gesetz 448/2006 regelt den Schutz und die Förderung der Rechte von Menschen mit Behinderungen. Durch eine Eilverordnung der Regierung wurden die Bestimmungen zur Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung betreffend der Ausgleichstaxe verändert, um die Integration von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Konkret bedeutet dies, dass sowohl private als auch öffentliche Arbeitgeber mit über 50 MitarbeiterInnen, die keine Menschen mit Behinderung beschäftigen, nun verpflichtet sind, monatlich einen Betrag abzuführen, der dem garantierten Mindestbruttoeinkommen (€ 318,52) entspricht, multipliziert mit der Anzahl der nicht geschaffenen Arbeitsplätze (zu erfüllende Quote von 4 % der Belegschaft). In Rumänien ist die offizielle Anstellung und Zahlung des Mindestgehalts Gesetz. Die Form der sog. „Integrativen Beschäftigung“ wie
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sie in Österreich umgesetzt wird – Zahlung von Taschengeld gemäß Fähigkeitsorientierter Aktivität – ist nicht möglich.
oder auch oft nicht die geeigneten Kompetenzen mitbringen – Barrieren, die auch die potentiellen Arbeitsgeber thematisieren.
Die Herausforderungen
Diakoniewerk begleitet
Private, aber auch öffentliche Arbeitgeber sind nicht d arauf vorbereitet, Menschen mit Behinderung anzustellen – zum einen, weil es dafür aus ihrer Sicht keine geeigneten Arbeits plätze gibt, und zum anderen, weil die Gesetzgebung es bis dato ermöglichte, entsprechend der Ausgleichstaxe Dienstleistungen von geschützten, akkreditierenden Werkstätten anzukaufen. Dies wurde durch die neuen gesetzlichen Regelungen abgeschafft und wird geschützte Werkstätten auch zur Schließung zwingen.
Das Diakoniewerk sieht seine Rolle in der Auswahl, Evaluierung und Anleitung von Menschen mit Behinderung für den e rsten Arbeitsmarkt. Dazu braucht es K ooperationsverträge mit den betroffenen Unternehmen und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Sozialamt und Arbeitsagentur. Ein Konzept zur Berufsvorbereitung bzw. Beratung ist in Ausarbeitung.
Eine weitere Herausforderung stellt auch die geringe Bereitschaft seitens der Betroffenen dar, sich auf dem Arbeitsmarkt „integrieren zu lassen“, da sie oft mit negativen Erfahrungen konfrontiert waren
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Unsere Zielsetzungen: 1. Die Integration von Menschen mit Behinderung in ein Arbeitsumfeld auf dem freien Arbeitsmarkt 2. Die Schaffung von Arbeits plätzen in Unternehmen, die auf die Interessen und Fähigkeiten der Betroffenen zugeschnitten sind
Aktiv für
bildung
Plattform Zukunft: „Seele & Gesellschaft“ Aufgrund des Erfolges im letzten Jahr – rund 500 Interessentinnen und Interessenten besuchten die sechs Veranstaltungen – wird die Vortragsreihe heuer fortgesetzt. Das Leitthema, das sich wie ein roter Faden durch die diesjährigen Vorträge zieht, lautet „Seele & Gesellschaft“.
Bildungsvielfalt für alle Altersstufen
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Mit der „Plattform Zukunft“ will die Diakonie Akademie, das Bildungsinstitut des Diakoniewerks, den Leitsatz „Wir wollen die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen“ aus dem Leitbild des Diakoniewerks noch mehr zum Leben erwecken. Ziel ist es, einerseits namhafte R eferentInnen, die sich mit aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, einzuladen und andererseits Menschen zu gewinnen, die den Vortragenden nicht nur gerne zuhören, sondern auch kritisch reflektieren und mitdiskutieren.
Die nächsten Termine Mi. 6. Dezember, 19.30 Uhr: „Die Zukunft der Spiritualität“ Referentin: Prof.in Dr.in theol., Dr.in phil. Katharina Ceming, Universität Augsburg, freiberufliche Seminarleiterin und Publizistin. Pfarrzentrum St. Gallus, Gallneukirchen Mi. 24. Jänner, 19.30 Uhr „Immer schneller, immer mehr …“ Referent: Dr. Werner Beutelmeyer, Gründer und Geschäftsführer des renommierten Linzer Markt forschungsunternehmens „market“ Haus Bethanien, Gallneukirchen
Bildungsvielfalt auf einem Blick Ab sofort ist der neue Folder „Ausbildung für’s Leben“ erhältlich, der einen Überblick über die Ausbildungsvielfalt im Diakoniewerk gibt und Wege für Bildungskarrieren im Sozial- und Gesundheitsbereich aufzeigt. Über office@diakoniewerk.at bzw. die Telefonnummer 07235 65 505 kann der Folder angefordert werden.
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Aktiv für
bildung
Neues aus den Kindergärten Sunčani most In Livno (Bosnien-Herzegowina) gibt es seit kurzem kein (verkehrstechnisches) Hindernis mehr für die Kinder, den Kindergarten Sunčani most zu besuchen. Mithilfe eines gebrauchten Autos, das das Diakoniewerk nach Livno überstellt hat, können nun alle Kinder – mit und ohne Behinderung –, die sonst keine Möglichkeit hätten, in den Kindergarten zu gelangen, von zuhause abgeholt und wieder zurückgebracht werden. Die Stadt Livno übernimmt den Fahrtendienst. Gedacht ist der Transport insbesondere für Kinder, deren Eltern sie nicht selbst zum Kindergarten bringen können, aber auch für Kinder aus sozial schwachen Familien. Zehn Kinder aus dem Kindergarten Sunčani most in Mostar besuchten Ende Oktober ein aufregendes Ereignis: Olympische Spiele der besonderen Art, veranstaltet vom Pädagogischen Institut Mostar, dem Institut für Bildung und der Sportabteilung der Stadt. Besonderes Highlight: Die Kinder von Sunčani most durften das Olympische Feuer in die Sporthalle tragen! Viel Spaß hatten die Kinder an der besonderen Olympiade in Mostar.
SOB-Direktor Dr. Karl Winding (l.) mit den deutschen Gästen
Vom Norden Deutschlands nach Salzburg Schulkooperation ermöglichte Auslandspraktikum Sechs Schülerinnen der „Berufsbildenden Schulen“ (BBS) aus Einbeck, nahe Hannover, absolvierten ein Praktikum im Haus für Senioren Salzburg. Möglich macht diese Kooperation ein ErasmusAustauschprogramm zwischen der Einbecker Schule und der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) des Diakoniewerks in Salzburg. Seit dem EU-Projekt „Coordination of Volunteers“ (COVO), das die SOB vor einigen Jahren mit Partnern aus Deutschland, Estland, Lettland und Polen koordiniert hat, findet sich die SOB Salzburg in relevanten Datenbanken, und so
Ausbildung im Diakoniewerk – hier werden Sie kompetent beraten! Tag der offenen Tür SOB Gallneukirchen 19. Jänner, 8.30 – 15.30 Uhr Infoabende SOB Gallneukirchen: 23. Jänner, 18 Uhr 7. März, 18 Uhr 25. April, 18 Uhr SOB Mauerkirchen: 21. März, 19 Uhr SOB Ried/Innkreis: 6. März, 19 Uhr Diplom-SozialbetreuerInnen BB
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kam der Kontakt zwischen den beiden Schulen zustande. Die sechs Einbecker Schülerinnen praktizieren im Rahmen ihrer Ausbildung der Heilerziehungspflege, wo in Niedersachsen auch ein Pflicht-Praktikum in Altenarbeit vorgesehen ist. Weil die sechsköpfige Gruppe gleichzeitig in ein und demselben Haus arbeitete, war trotz 700 Kilometern Entfernung ein mehrtägiger Besuch der Einbecker Lehrenden, inkl. praktischer Prüfungen, möglich. Eine Fortsetzung der Kooperation im kommenden Jahr wird von allen Beteiligten angestrebt.
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12. März, 19 Uhr Fach-SozialbetreuerInnen BB SOB Wels: 20. März, 19 Uhr Infostunden SOB Salzburg: 20. November und 11. Dezember 2017, 8. Jänner, 22. Jänner, 5. Februar und 19. Februar 2018, jeweils 9 – 10 Uhr www.zukunftsberufe.at
Aktiv für
bildung
Am Puls der Zeit Neue Ausbildung zur „Pflegefachassistenz“ im Bildungszentrum Diakonissen Linz gestartet Beate Widmann
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it der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes 2016 wurde u.a. ein neues Berufsbild für die Gesundheitsund Krankenpflege geschaffen. „PflegefachassistentInnen“ sind zweijährig ausgebildet und werden künftig intensiv mit den diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerInnen zusammen arbeiten und die Pflege nach Anordnung eigenverantwortlich übernehmen. Mit dieser Ausbildung haben SchulabgängerInnen mit zehn positiv abgeschlossenen Schulstufen nach wie vor die Möglichkeit, eine qualifizierte Ausbildung in der G esundheitsund Krankenpflege zu absolvieren und danach in einem interessanten und patientennahen Arbeitsbereich professionell tätig zu sein.
aufgrund ihrer Vorbildung mit dem 2. Ausbildungsjahr beginnen können. Alle wollen sich nicht nur beruflich fortbilden, sondern auch mit erweiterter Fachkompetenz künftig in der Gesundheits- und Krankenpflege tätig sein. Sie werden zu den ersten 36 ausgebildeten „PflegefachassistenInnen“ in Oberösterreich gehören. Alle sind hochmotiviert und bringen sich mit ihrer beruflichen Erfahrung
qualitätsvoll in die Ausbildung ein. „Die Teilnehmenden wollen sich weiterentwickeln, das spürt man. Das sind beste Voraussetzungen für eine gelingende Ausbildung“, so eine der Lehrkräfte. Informationen im Bildungs zentrum direkt, telefonisch 0732 7675 575 oder auf www.krankenpflegeschule-linz.at bzw. www.zukunftsberufe.at
Die ersten künftigen „PflegefachassistentInnen“ haben begonnen.
Mit Pioniergeist Am Bildungszentrum Diakonissen Linz hat am 15. Oktober die erste Ausbildung gestartet. Ein neues Berufsbild in der Ausbildung mitzuprägen, ist eine schöne Aufgabe. Gemeinsam mit dem Ausbildungszentrum am Klinikum Wels sind wir die ersten, die mit der Ausbildung „Pflegefachassistenz“ gestartet sind. Mit einer großen Portion Pioniergeist ist es gelungen, nicht nur die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, sondern eine Ausbildung „mit Leben“ zu erfüllen.
Hochmotiviert 18 bisherige PflegeassistentInnen sind derzeit am Bildungszentrum Diakonissen Linz in Ausbildung zur „Pflegefachassistenz“. Sie haben
Es gibt einen neuen Beruf für den Gesundheits-Bereich. Der Beruf heißt PflegeFachassistenz. Die Pflege-Fachassistentinnen und Pflege-Fachassistenten arbeiten zum Beispiel in einem Krankenhaus. Sie haben sehr viel Kontakt mit den Patientinnen und Patienten. Damit man PflegeFachassistentin oder Pflege-Fachassistent werden kann, muss man eine Ausbildung machen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Damit man die Ausbildung machen kann, muss man mindestens 17 Jahre alt sein und vorher 10 Jahre lang in die Schule gegangen sein. Die Ausbildung ist ganz neu. Seit Oktober 2017 gibt es die Ausbildung im Bildungs-Zentrum Diakonissen Linz.
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Aktiv für
flüchtlinge
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Förderung von Asylwerbenden Die Stabilisierungsgruppe „Cunabula“, der Orientierungslehrgang sowie die Potenzialanalyse sind erfolgreiche Angebote, die vom Diakoniewerk Oberösterreich in Kooperation mit anderen Organisationen sowie dem Land Oberösterreich umgesetzt werden. Julia Minichberger
E Im Rahmen der Potenzial analyse wurden Kompetenzen und Fähigkeiten getestet.
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ine erfolgreiche Eingliederung von Asylwerbenden bzw. Menschen mit positivem Asylbescheid in die Gesellschaft erfordert unterschiedliche Maß nahmen. Die Stabilisierungsgruppe „Cunabula“, ein Kooperations projekt des Diakoniewerks mit dem Roten Kreuz Oberösterreich, ist ein niederschwelliges Angebot für Asylwerbende zur psychischen Stabilisierung. In schonender
Weise wird den Teilnehmenden das Traumakonzept näher gebracht, damit sie die Möglichkeit haben, ihr eigenes Erleben einzuordnen, eigene Ressourcen und Stärken wieder zu spüren und „Boden unter den Füßen“ zurück zu gewinnen.
Sozialberuf als Option? Der zweisemestrige Orientierungslehrgang mit Deutschschwerpunkt soll Asylwerbende für einen Beruf im Sozialbereich begeistern. Bei Interesse und Eignung besteht im Anschluss die Möglichkeit, eine Ausbildung zum/zur FachSozialbetreuerIn Altenarbeit oder Behindertenarbeit nach dem OÖ. Sozialberufegesetz zu beginnen. Ziel ist es, danach einen
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Arbeitsplatz in einer Einrichtung für Seniorinnen und Senioren oder in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung zu finden. Im vergangenen S ommer haben erstmals TeilnehmerInnen d iesen Lehrgang erfolgreich abgeschlossen. Drei der Absolventinnen und Absolventen wurden daraufhin in die Schule für Sozialbetreuungsberufe aufgenommen und b esuchen seit Herbst die Ausbildung zum/zur Fach-Sozialbetreuer/in Altenarbeit. Zwölf Personen, a ufgeteilt auf drei Klassen, b esuchen derzeit den zweiten Lehrgang, der im Herbst begonnen hat.
Stärken und Fähigkeiten finden In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Oberösterreich organisierte das Diakoniewerk Potenzialanalysen für jugendliche Asylwerbende mit dem Ziel, aufgrund der individuellen Stärken und Interessen eine passende Ausbildung zu finden. Neben den sprachlichen und rechnerischen Voraussetzungen wurden auch das Langzeitgedächtnis, die Raumvorstellung und das mechanischtechnische Verständnis getestet. Am Ende des Tages bekamen die Teilnehmenden ein individuelles Kompetenzprofil sowie eine Infomappe mit möglichen weiteren Schritten.
Aktiv für
gesundheit
Die Therapeutinnen legen viel Wert darauf, dass den Kindern die Therapie auch Spaß macht.
Erfolge durch umfassende Therapiekonzepte
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Wenn Ballspielen plötzlich geht Vor einem Jahr startete der Pilotbetrieb im forKIDS Therapie zentrum Kitzbühel. Die ersten Erfolgsgeschichten zeigen, dass dieses integrierte Therapieangebot noch gefehlt hatte. Pusteübungen mit Strohhalmen, Seilkraxeln, auf einem Bein hüpfen oder mit bunten Stiften großzügig auf einen Spiegel kritzeln – es ist wichtig, dass kindgerechte Therapieangebote auch Spaß machen. Davon sind die Therapeutinnen im forKIDS Therapiezentrum Kitzbühel überzeugt. „Wenn die Kinder gerne mitmachen, geht viel mehr weiter und das erleben wir jeden Tag in unserer Arbeit“, erklärt forKIDS-Leiterin Judith Völlenkle. Zusätzlich wird auch viel Wert darauf gelegt, dass die Eltern und das Umfeld der Kinder eng miteinbezogen werden.
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Wie effektiv und wertvoll dieser Therapieansatz ist, wissen die E ltern der siebenjährigen Magdalena aus Jochberg zu schätzen. Das Mädchen hat wegen ihrer Epilepsie Schwierigkeiten bei der Augen-Hand-Fuß-Koordination. „Magdalena konnte nicht auf einem Bein hüpfen und auch Ballfangen ging nicht. Umso schöner war es für uns als Familie, als sie nach einem halben Jahr Therapie plötzlich Ballspielen wollte“, erzählt ihre Mutter Sabine. Neben der Physio- und Ergotherapie im forKIDS Therapiezentrum haben die Eltern aber auch zuhause viele Übungen mit Magdalena gemacht – mit Erfolg.
Dezember 2017 ∙ diakonie
Aktiv für
gesundheit
Tomosynthese: Die neue 3D-Mammografie Die Privatklinik Wehrle-Diakonissen in Salzburg genießt in Sachen Brustkrebsvorsorge einen besonders guten Ruf. Die neue 3D-Mammografie verbessert die Früherkennung bei dichtem Brustgewebe enorm. Christina Jungbauer
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ber 120.000 Mammografien in den letzten 20 Jahren: Nicht zuletzt aufgrund dieser langjährigen Erfahrung ist die Radiologie der Privatklinik WehrleDiakonissen Teil des nationalen Vorsorgeprogramms „früh erkennen“. Als zertifizierte Einrichtung für Brustkrebsfrüherkennung erfüllt man strenge Qualitätsauflagen und legt viel Wert auf modernes medizintechnisches Equipment. „Unser neues, volldigitales Mammografie-System ist nun auch mit Tomosynthese ausgestattet, die im Gegensatz zur herkömmlichen Mammografie eine Serie von Millimeter-Schichtaufnahmen erzeugt. Diese ermöglichen eine pseudo-dreidimensionale (3D) Darstellung der Brust“, freut sich Primar Dr. Rudolf Kaiser, leitender Radiologe an der Privatklinik Wehrle-Diakonissen.
Präzise Darstellung Bei besonders dichtem Brust gewebe können so Überlagerungen von Gewebestrukturen ausgeblendet und das Brustdrüsengewebe besser dargestellt werden. Die hohe räumliche Auflösung schafft eine besonders gute Bildqualität, die hilft, kleinste, nicht tastbare Knoten, Tumore und Verkalkungen, die auf diakonie ∙ Dezember 2017
Bösartigkeit hinweisen können, festzustellen. Die Tomosynthese läuft wie eine klassische Mammografie ab, wobei während der Untersuchung die Röntgenröhre in einem Winkel von 15 Grad über die Brust schwenkt und dabei in wenigen Sekunden präzise Bilder anfertigt. „Die Strahlenbelastung liegt immer deutlich unter den aktuell gültigen Grenzwerten“, betont Primar Kaiser. Zusätzlich zur Mammografie wird immer ein Ultraschall durch geführt. Alle Mammografie-Bilder werden im Rahmen des Früh erkennungsprogramms von zwei Fachärzten für Radiologie gesondert nach dem vier-AugenPrinzip ausgewertet.
„Wir freuen uns, dass wir Mammografie und Tomosynthese als Kassenleistung anbieten können“, sagt Primar Kaiser. „Mit ihrer freigeschalteten E-Card kann jede Frau ab 40 kostenlos zu dieser wichtigen Vorsorge untersuchung kommen.“
Informationen Privatklinik Wehrle-Diakonissen, Standort Aigen Radiologie – Mammografie Guggenbichlerstraße 20, 5026 Salzburg Tel.: 0662 63 85 640 www.pkwd.at/mammografie
In Salzburg gibt es die Privat-Klinik WehrleDiakonissen. Dort können Frauen eine Vorsorge-Untersuchung für Brust-Krebs machen lassen. Bei der Vorsorge-Untersuchung wird die Brust einer Frau genau untersucht. Dazu wird eine Mammographie gemacht. Das ist eine spezielle Untersuchung, bei der ein Gerät Bilder von der Brust der Frau macht. Zwei Ärztinnen und Ärzte sehen sich die Bilder genau an und können dann sagen, ob die Brust gesund ist. In der Privat-Klinik WehrleDiakonissen gibt es jetzt ein neues Gerät. Damit können noch bessere Bilder von der Brust gemacht werden. Die Untersuchung heißt Tomosynthese.
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Meine schönsten Weihnachtslieder
Glassterne
Über 18 beliebte Weihnachtslieder wie „Lasst uns froh und munter sein“ und „Oh Tannenbaum“ laden zum Anhören und Mitsingen ein! Mit dem audiodigitalen Lernsystem tiptoi® erleben Kinder eine wunderbare, musikalische Adventszeit und erkunden spielerisch Traditionen & Wissenswertes rund um Weihnachten! Preis: 20,60 Euro
Schmücken Sie Ihren Christbaum heuer mit unseren Glassternen aus der Werkstätte Bad Wimsbach. Jeder einzelne Stern wird in liebevoller Handarbeit hergestellt und ist daher in Form und Farbe einzigartig.
Erhältlich in der Bücherinsel, Hauptstraße 7, 4210 Gallneukirchen, Tel.: 07235 625 13, lesen@buecherinsel.at
Zu bestellen in unserem Onlineshop unter www.diakoniewerk-shop.at
Wählen Sie aus 3 Modellen und 4 Farben. Größe: ca. 6 bis 7 cm, Preis: 4 Euro
vielfalt
Kreative Geschenkideen – handgefertigt und in Top-Qualität Onlineshop des Diakoniewerks holt Handwerkskunst von Menschen mit Behinderung vor den Vorhang und bietet kreative Produkte, die Freude machen. Weihnachten naht! Wer auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für Familie oder Freunde ist, kann dies im Onlineshop des Diakoniewerks ganz bequem von zuhause aus tun. Weiterer Vorteil: Es kann rund um die Uhr eingekauft werden. Die Produkte des Onlineshops werden von Menschen mit Behinderung in den Werkstätten des Diakoniewerks mit viel Engagement und Kreativität, mit unterschiedlichen Materialien in ausgezeichneter Qualität Produkte aus den Werkstätten: formschön und handgemacht
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und von Hand angefertigt. Das passende Geschenkpapier und die Geschenkanhänger gibt es auch gleich dazu. Diese wurden ebenso mit Motiven von Kunstschaffenden im Diakoniewerk gestaltet wie die Geschirrserien und die beliebten „kleinen Feiern“, die das vielfältige Sortiment im Onlineshop ergänzen. Die Produkte werden nach der Bestellung von den Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung in der Macherei der Kunstwerkstatt in Gallneukirchen verschickt und kommen so direkt ins Haus. Vorbeischauen lohnt sich: www.diakoniewerk-shop.at Dezember 2017 ∙ diakonie
bitte Ein herzliches Dankeschön … … an alle SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen Beträgen in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Jede Spende zählt!
Tierisch gute Sache Die Tiermotive der Künstlerin Johanna Rohregger, die im Atelier des Diakoniewerks arbeitet, sind mehr, als man auf den ersten Blick erkennen mag. Hinter Schmetterling, Katze und Ziegenbock stecken zukunftsweisende Projekte. Der Schmetterling symbolisiert im übertragenen Sinn die „Schmetterlinge im Kopf“ von Menschen mit Demenz, die in der Tagesbetreuung liebevolle und kompetente Begleitung erhalten. Der Ziegenbock steht für „Bock aufs Leben“, und damit für Kinder in Rumänien, die mit Hilfe von Bildungsprojekten bessere Zukunftschancen erhalten. Und die Katze steht unter dem Motto „Sag’ Löwe zu mir“ für den Mut von Menschen mit Behinderung, die in der integrativen Beschäftigung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Mit Ihrer Spende für diese „Tierisch gute Sache“ können Sie gerade jetzt zu Weihnachten doppelt helfen. Sie unterstützen nicht nur unsere zukunfts weisenden P rojekte, sondern Sie können d amit auch einem lieben M enschen ein besonderes Geschenk machen: Vom „Schmetterlinge im Kopf“-Rucksack, über die „Sag’ Löwe zu mir“-Tasche bis zum „Bock aufs Leben“-T-Shirt. Lesen Sie mehr dazu in der beiliegenden Broschüre „Tierisch gute Sache“ oder auf www.diakoniewerk-spenden.at
Besondere Geschenkideen, die auch noch helfen!
Werkstätte Schladming freut sich über 500 Euro Ringhofer Energiesysteme in Schladming bot Kunden an, ihr Auto kostenlos mit Strom aus alternativer Energie zu laden. Anstelle der Bezahlung wurde um eine Spende gebeten, die der Werkstätte Schladming zu Gute kommen sollte. 500 Euro waren der Lohn der guten Tat. Spende für Therapiematerial Firma Steifmüller, Hohenauer & Partner GmbH aus Kundl spendete 1 000 Euro für Therapiematerial in der Werkstätte Kirchbichl. „Lehrlingswallfahrt“ unterstützt Tagesstätte Moserhofgasse In der Steiermark gibt es seit zehn Jahren die „Lehrlingswallfahrt“ von BerufsschülerInnen nach Mariazell. Jeder Lehrling spendet dabei für einen wohltätigen Zweck einen Euro. Die heurige Kollekte in der Höhe von 700 Euro wurde anlässlich des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ in ökumenischer Verbundenheit dem Diakoniewerk überwiesen. Konkret wird damit die Finanzierung einer Hundetherapie für Menschen mit Behinderung in der Tagesstätte Moserhofgasse in Graz unterstützt. Ankauf eines Therapierades Smart/System Vertriebs GmbH aus Linz spendete 200 Euro für den Ankauf eines Therapierades. 500 Euro von Fa. Hössl Fa. Hössl GmbH aus Gallneukirchen spendet 500 Euro für die Arbeit des Diakoniewerks.
diakonie ∙ Dezember 2017
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YOU’LL NEVER WALK ALONE. Der Keine Sorgen Schutzengel Wir lassen Sie nicht im Stich.
Mit Hilferuf App
Das Auto springt nicht mehr an? Sie haben sich zu Hause ausgesperrt? Ein Unfall zwingt Sie im Urlaub zur vorzeitigen Heimreise? Ihr PC hat einen Virus? Wir helfen Ihnen in Notsituationen rasch und kompetent weiter. Bei Gefahr oder einer Bedrohungssituation können Sie mit der Hilferuf-App eine Gesprächsverbindung zum Schutzengel aufbauen, der Sie so lange wie nötig begleitet. Mit den GPS-Daten kann der Schutzengel bei Bedarf Hilfe organisieren bzw. die Polizei verständigen. Nähere Infos unter neverwalkalone.at
Die neue Schutzengel-App - Alle Leistungen und Services Ihres Schutzengels sofort zur Hand - Inklusive gratis Hilferuf-Funktion für alle Privatkunden - Kostenlos für iOS und Android zum Download
nachrichten.at
Was uns am Herzen liegt:
Ihre Gesundheit!
Lesen Sie alles Neue und Wichtige aus der Welt der Gesundheit jeden Mittwoch in der Beilage der OĂ–Nachrichten. Zudem erfahren Sie in unseren Magazinen Aktiv leben und Gesundheit plus noch vieles mehr, das zu Ihrem Wohlbefinden und damit auch zu Ihrer Lebensfreude beitragen kann. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! Das Beste fĂźr Sie.
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