April 2018
diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit
Mit dem Ski-Doo Richtung Inklusion Seite 06
Diakonissen im Kriegseinsatz Seite 11
Erinnerungen aufleben lassen Seite 16
Zwei Kulturen – zwei Welten Seite 22
01
thema Inklusion
4 Was uns leitet und trägt
Was definiert unsere Identität?
6 Mit dem Ski-Doo Richtung Inklusion Platz im Arbeitsleben finden
02 panorama Diakoniewerk
9 „Jeder Tag hier ist einfach anders“ ∙ Im Kalender notieren! Diakoniefest am 10. Mai ∙ Zur Erinnerung ∙ Diakonissen im Kriegseinsatz ∙ Ausblick Theater Malaria
03 alter
Menschen im
14 Gut informiert über Demenz: Nachmittage für Angehörige ∙ Übernahme Vorsitz der ARGE Mobile Dienste 16 Erinnerungen aufleben lassen
Spannendes Projekt für Demenzerkrankte
04 behinderung 05 international Menschen mit
18 Steirerherzen für Wetzlar ∙ Persönliche Zukunftsplanung: Erster Lehrgang abgeschlossen
Diakoniewerk
22 Zwei Kulturen – zwei Welten
Gelebte Partnerschaft mit Rumänien
12 Spiritualität 13 Porträt 25 Buchtipp ∙ Produkttipp
20 Integrative Beschäftigung: Es ist etwas in Bewegung!
Arbeiten, wo andere auch arbeiten
06 bildung
07 flüchtlinge
08 gesundheit
23 B ildung und Besuchsdienst als Perspektive ∙ Einmal auf die Pauke hauen
26 Stabilisierungsgruppe hilft Flüchtlingen Erlebtes zu verarbeiten ∙ Kochen gegen Heimweh – Kochschule Deutschfeistritz
27 Entwicklungsverzögerung rechtzeitig erkennen ∙ „Einschulungstag“ in der Klinik Diakonissen Schladming
Aktiv für
24 Pflege neu gedacht
Was hat sich durch Novelle geändert?
Aktiv für
Aktiv für
28 Kreuzbandriss: Neue Operations methode macht rasch wieder fit Sport bereits nach drei Monaten
Impressum Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 Gallneukirchen, Tel: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger, Chefredakteurin: Karin Windpessl. Redaktionsteam: Karin Windpessl, Beate Widmann, Stefan Marchewa, Daniela Palk, Daniela Scharer. Fotos: TOM Foto Design (S. 1, 2, 3, 6, 8), Erwin Enzlmüller (S. 5, 13), Jack the Busch (S. 10), Reinhard Winkler (S. 11), Thomas Smetana (S. 12), fotolia.at/Robert Kneschke (S. 15), shutterstock.com/Falcon Eyes (Hintergrund Buchtipp), shutterstock.com/zffoto (Hintergrund Produkttipp), Klinik Diakonissen Schladming (S. 28), PKWD (S. 29), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger&Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Erscheint fünfmal jährlich. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365 S; Diakonie 10/2018
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editorial
Beispiel Schafalm: Menschen mit Behinderung haben ihren Platz im regulären Arbeitsleben gefunden.
Liebe Leserinnen und Leser, Wer sind wir, was leitet und trägt uns? Fragen wie diese sind wichtige Grundlagen für eine Entwicklung. Wir als Diakoniewerk möchten u nsere Diakonische Identität greifbar und erlebbar machen. Im aktuellen „nachgedacht“ geht es daher um die Frage, was uns von anderen Sozial- und Gesund heitsorganisationen abhebt, beziehungsweise worin unsere unverwechselbare Identität liegt. Identität hat auch immer etwas mit Geschichte zu tun. In den kommenden Ausgaben möchten wir das Rad der Zeit zurückdrehen – bis ins Jahr 1918. Das Gedenkjahr ist für uns Anlass, die Aktivitäten des D iakoniewerks im Ersten Weltkrieg zu beleuchten. Wahre Schätze wurden im Archiv zu diesem Thema gefunden und von unserer Archivarin akribisch
aufbereitet. Beginnen wollen wir mit den Diakonissen, die als Lazarettschwestern im Kriegs einsatz waren.
Identität hat auch immer etwas mit Geschichte zu tun. 2018 ist nicht nur ein h istorisches Gedenkjahr, auch die UNBehindertenrechtskonvention feiert ihr 10-jähriges Bestehen. Ein thematischer Schwerpunkt in dieser Ausgabe liegt daher auf der Vereinbarkeit von Arbeit und Behinderung: Was ist gelungen, und was fehlt noch alles am Weg zu einer adäquaten Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt? Viele kleine, integrative Projekte sind es, bei
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enen es bereits geglückt ist, d einige Menschen mit Behinderung in einen regulären Betrieb fix zu übernehmen. Das freut uns, weil es uns zeigt, wie eine an den Fähigkeiten orientierte Förderung gelingen kann. Und es zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Abschließend möchte ich mich bei Ihnen als neue Chefredakteurin der Diakonie vorstellen. Ich freue mich darauf, künftig die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Unternehmen für Sie zusammenstellen zu dürfen! Ihre
Karin Windpessl Chefredaktion April 2018 ∙ diakonie
nachgedacht
Wer sind wir? Was macht uns aus? Das sind zentrale Fragen bei der Entwicklung einer Diakonischen Identität.
Was uns leitet und trägt Was unterscheidet uns als Diakoniewerk von anderen Sozialund Gesundheitsorganisationen? Unterscheiden wir uns wirklich? Und wenn ja: Worin unterscheiden wir uns?
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ohe Fachlichkeit und innovative Betreuungs konzepte strebt nicht nur das Diakoniewerk an, das gehört für andere Organisationen genauso zum Grundgerüst ihrer Arbeit. Gut ausgebildete, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten hier wie dort. In unserem Leitbild stehen einige Inhalte, die auch in denen anderer Anbieter im Sozialund Gesundheitsbereich zu finden sind. Was also unterscheidet uns?
Das Diakoniewerk wird als Anwalt der Schwachen wahrgenommen. „Die Orientierung am christlichen Menschenbild evangelischer Prägung leitet uns. Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar in seinem Personsein, so von Gott diakonie ∙ April 2018
geschaffen, geliebt, bedingungslos angenommen und mit Freiheit beschenkt.“ Dieser Satz aus dem Leitbild beinhaltet in komprimierter Form das, was wir als unsere Diakonische Identität beschreiben. Das, was uns ausmacht bzw. aus machen soll, und was uns unter scheidet bzw. unterscheiden soll.
Diakonische Identität muss spürbar werden Diakonische Identität kann sich aber nicht nur als Satz in einem Leitbild zeigen. Diakonische Identität muss im Alltag spürbar werden, in der Haltung, wie wir den Menschen begegnen, die uns anvertraut sind und für die wir Verantwortung tragen. Und im Umgang miteinander. Cornelia CoenenMarx, die bekannte Theologin und langjährige Führungskraft in evangelischer Kirche und Diakonie in Deutschland, hat acht Merkmale
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für Diakonische Identität in vier Begriffspaaren beschrieben, die leitend sein können: Personalität und Professionalität, Gemeinschaft und Solidarität, Rhythmus und Räume, Ethik und Werte. Ethik und Werte sind in unserem Leitbild verschriftlicht, werden in Aus- und Fortbildung immer wieder thematisiert und auch in der Alltagsarbeit häufig reflektiert und damit „sichtbar“, besser erlebbar. Rhythmen und Räume sind im Diakoniewerk zum Beispiel in regelmäßigen Festen und Feiern und in sehr sorgfältig gestalteten Andachtsräumen zu finden. Aber auch der zeitliche Raum zum Innehalten ist gemeint. Solidarität zeigt sich etwa in unserer Außenwirkung. Das Diakoniewerk wird als Anwalt für die Schwachen in unserer Gesellschaft, für die, die am Rand stehen, wahrgenommen.
Aber wie steht es mit der Gemeinschaft? Sie wird in Andachten und Feiern erlebbar, auch im Alltagsvollzug, wenn beispielsweise eine Besprechung mit einem spirituellen Element begonnen wird. Es geht auch um die Frage, wie wir miteinander umgehen, wie wir uns als Gemeinschaft im Dienst der Nächstenliebe begegnen. Das letzte Begriffspaar Personalität und Professionalität beschreibt die Forderung, dass Professionalität, die wir selbstverständlich brauchen und von den MitarbeiterInnen einfordern, mit einer ganzheitlichen Sicht des einzelnen Menschen verbunden werden muss. Die Klinik Diakonissen Linz ist beispielsweise gerade dabei, mit dem ganzheitlichen Konzept der Spiritual Care noch stärker die seelischen Bedürfnisse der Menschen, die dort begleitet und medizinisch versorgt
werden, wahrzunehmen und darauf einzugehen. Weil die MitarbeiterInnen dort voll mit eingebunden werden, wird damit gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Gemeinschaft in der Klinik geleistet.
Diakonische Identität stärken Mit Dr. Rainer Wettreck haben wir seit Anfang des Jahres eine Persönlichkeit im Vorstand, der die Weiterentwicklung der Diakonischen Identität ein zentrales Anliegen ist. Aufgrund seiner großen Erfahrung und langjährigen Tätigkeit in diesem Bereich, wird Dr. Wettreck wertvolle Impulse einbringen, um die Diakonische Identität zu stärken. Seine Gedanken, Ideen und erste Maßnahmen dazu wird er in der Sommerausgabe der „diakonie“ vorstellen. Unterstützt wird er dabei von den Kolleginnen und Kollegen, die bereits in diesem Bereich tätig sind.
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Wenn es uns gelingt, Diakonische Identität als das, was uns trägt, weiterzuentwickeln und für alle spürbar und erlebbar zu machen, dann haben wir etwas Einzigartiges, was uns unverwechselbar macht.
Ihr
Josef Scharinger April 2018 ∙ diakonie
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thema Inklusion
01 Mit dem Ski-Doo Richtung Inklusion 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention. Eine Bestandsaufnahme im Diakoniewerk. Saskia Dyk
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Zentrale Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die Selbst bestimmung von Menschen mit Behinderung
ndrea Schrempf und Gerhard Baumann fahren mit der Planaibahn, mit dem Ski-Doo geht es weiter auf die Schafalm. Nach einem schnellen Kaffee schlüpfen sie in die Arbeitskleidung und nehmen ihre Arbeit in Küche und Hauswirtschaft auf. „Arbeiten auf der Schafalm taugt mir mehr als in der Werkstätte“, sagt Andrea Schrempf und bügelt mit Kollegin und Hauswirtschaftsleiterin Monika Rohrmoser flink ein Geschirrtuch. Es sind Szenen wie diese, die der Gesetzgeber bei der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention wohl im Kopf hatte: Menschen mit Behinderung haben ihren Platz im Arbeitsleben, anstatt isoliert in Sondereinrichtungen einer Beschäftigung nachzugehen. Ein offenes Umfeld ist die Voraussetzung: „Wir wollten die Integration von Menschen mit Behinderung einfach einmal ausprobieren“, so die Hüttenwirte Heinz und Reinhard Schütter. Seit zehn Jahren ist die UN-Behindertenrechtskonvention (kurz: UN-BRK) in Österreich in Kraft. In
diesem Übereinkommen verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten. Über die Einhaltung wacht ein unabhängiger Monitoringausschuss, der sich aus Menschen mit Behinderung und VertreterInnen von Nicht-Regierungsorganisationen zusammensetzt.
Menschen mit Behinderung sind die ExpertInnen, die ihrem Leben die Richtung geben. Die UN-BRK geht von einer veränderten Sichtweise von Behinderung aus: Weg vom defizitorientierten Einzelschicksal hin zu einer Wechselwirkung zwischen einstellungsund umweltbedingten Barrieren und dem Menschen mit Behinderung. Alle Menschen mit Behinderung genießen (Menschen-)Rechte wie Würde, Nicht-Diskriminierung, volle und wirksame Chancengleichheit und Teilhabe in allen Lebensbereichen und das Recht auf Information. Die UN-BRK zeichnet ein schönes Bild: Alle Menschen profitieren von gesellschaftlicher Vielfalt. Eine zentrale Forderung ist
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die Selbstbestimmung. Menschen mit Behinderung sind die ExpertInnen, die ihrem Leben die Richtung geben. Für die Anbieter von Dienstleistungen wie dem Diakoniewerk bedeutet dies, eine fürsorgliche, paternalistische Haltung aufzugeben und stattdessen eine begleitende, assistierende Rolle einzunehmen.
„Taschengeld“ als Lohn Die Überprüfungen der Fortschritte waren bislang ernüchternd. Menschen mit Behinderung sind nach wie vor großen Armutsrisiken ausgesetzt. In der Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung bildet sich die allgemeine Entspannung am Arbeitsmarkt nicht ab. Immer noch wird die Arbeit von Menschen mit Behinderungen in Werkstätten mit einem „Taschengeld“ abgegolten. Eine zufriedenstellende arbeits-, pensions- und sozialrechtliche Absicherung und die Abgeltung der Arbeitsleistung im Rahmen der Behindertengesetze liegen in ferner Zukunft. Immer wieder geraten Groß-Institutionen in die Schlagzeilen, von selbstbestimmtem Wohnen sind diese noch weit entfernt. Bis zuletzt waren Umsetzung und Finanzierung des neuen Erwachsenenschutzgesetzes (gilt ab 1. Juli 2018) als Ersatz für das entmündigende System der Sachwalterschaft unklar. April 2018 ∙ diakonie
thema Inklusion
Gerhard Baumann und Andrea Schrempf unterstützen bei Tätigkeiten in der Küche und im Haushalt.
Allen Barrieren zum Trotz, die nach wie vor in Köpfen und Gesetzen bestehen, hat sich im Diakoniewerk in den letzten zehn Jahren einiges bewegt. Eine personenzentrierte Haltung sichert die individuelle Gestaltung der Begleitung. Unterstützte Kommunikation ermöglicht Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Dokumente in Leichter Sprache beheben Informations barrieren. Seit 2015 ist Peer-Berater Martin Reidinger aktiv, gewählte InteressensvertreterInnen gestalten aktiv mit. Es gibt ein Inklusives Bildungsprogramm, das sich regen Zulaufs erfreut. Das Fachkonzept Sozialraumorientierung bedeutet eine Hinwendung zu den Ressourcen in der Umgebung von Einrichtungen. Die Grenzen zwischen Einrichtungen und dem sozialen Umfeld werden durchlässig. Christine Geisler, Mitarbeiterin der Werkstätte Schladming, ist eine von ihnen, die diese neue Haltung verkörpert: Sie steht im regelmäßigen Austausch mit den Hüttenwirten auf der Schafalm. Im Stützpunkt in der Werkstätte bespricht sie Fragen und Erlebnisse mit Andrea Schrempf und Gerhard Baumann. Sie freut sich gemeinsam mit dem Leiter Velimir Pantić über die Erfolge: „Es ist schön zu beobachten, wie selbstständig Andrea und Gerhard ihre Aufgaben mittlerweile bewältigen.“ Es braucht soziale Umfelder und Kooperationspartner wie die Schafalm, um die Forderungen der UN-BRK zur gelebten Realität werden zu lassen. diakonie ∙ April 2018
Fotos: TOM Foto Design
Personenzentrierte Haltung
In der Behindertenrechts-Konvention stehen die Rechte von Menschen mit Behinderung. Vor 10 Jahren hat Österreich die Behindertenrechts-Konvention unterschrieben. Darum muss Österreich die Rechte von Menschen mit Behinderung einhalten. Die BehindertenrechtsKonvention sagt: Nicht Menschen sind behindert. Sondern es gibt viele Hindernisse für Menschen. Wegen der Hindernisse können Menschen nicht so leben, wie sie wollen. Die Behindertenrechts-Konvention will, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt leben können. Dem Diakoniewerk ist es sehr wichtig, dass Menschen mit Behinderung ernst genommen werden. Die Wünsche und Bedürfnisse jeder Person stehen im Mittelpunkt. Damit Menschen mit Behinderung mitreden können, gibt es Unterstützte Kommunikation und Leichte Sprache. Außerdem gibt es einen Peer-Berater und eine Interessen-Vertretung. Sie sagen was sich ändern soll. Das Diakoniewerk will, dass Menschen mit Behinderung überall ein Teil sein können. Darum arbeiten zum Beispiel Menschen mit Behinderung in Betrieben.
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Diakoniewerk
panorama
Jobvoraussetzung? Kontaktfreude und einen guten Umgang mit Leuten
„Jeder Tag hier ist einfach anders“ Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialjahres (FSJ) lernt Eva-Maria Ebner die Arbeit im Sozialbereich kennen. Aus der Küche hört man Gelächter und Klappern von Geschirr, in der Holzwerkstatt brummen die Maschinen und in der Medienwerkstatt sitzen die KlientInnen konzentriert bei Rechenaufgaben am Computer. Lebhaft, abwechslungsreich und humorvoll geht es in der Werkstätte des Diakoniewerks in Kirchbichl zu. Diese Vielfalt und Lebendigkeit gefällt auch Eva-Maria Ebner. Die 2 0Jährige absolviert seit einigen Monaten ein Freiwilliges Sozialjahr. „Jeder Tag ist anders. Mal helfe ich in der Küche beim Jause herrichten, mal mache ich mit den KlientInnen kleine Kunstwerke. Heute helfe ich einer Klientin beim Rechnen am Computer“, erzählt die ge lernte Bürokauffrau. Der Umgang mit Menschen war der jungen Wörglerin immer schon wichtig. Nach der Lehre erzählte ihr eine Bekannte von der M öglichkeit des Freiwilligen S ozialjahres. „Es hat gut g eklungen und ich dachte, ich schau’ mir das einfach einmal an“, erzählt sie. Einfach anschauen,
das empfiehlt sie auch a nderen: „Ich find’ das FSJ gut, man kann ausprobieren, ob es einem gefällt und ob man es aushält.“ Denn anstrengend und fordernd sei der Sozialbereich allemal, jeder Tag sei anders und manchmal brauche eine Klientin, ein Klient mehr oder weniger Nähe und Zuwendung. Was man ihrer M einung nach für den Job überhaupt mitbringen muss? „Kontaktfreude und einen guten Umgang mit Leuten. Sonst hat das keinen Sinn“, weiß EvaMaria Ebner.
Fähigkeiten und Talente fördern In der Werkstätte des Diakonie werks in Kirchbichl stellen Menschen mit Behinderung verschiedene Produkte, wie Grillanzünder oder Topfuntersetzer, her. Zur Unterstützung der MitarbeiterInnen ist die Werkstätte immer auch auf Zivildiener und Interessierte am Freiwilligen Sozialjahr angewiesen. Mehr Infos zu den Einsätzen auch in ganz Österreich gibt’s online unter www.spring-ins-leben.at
02 Eva-Maria Ebner unterstützt bei Rechenaufgaben am Computer. Sie mag den Umgang mit den KlientInnen.
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April 2018 ∙ diakonie
Diakoniewerk
panorama Zur Erinnerung
Im Kalender notieren! Diakoniefest am 10. Mai Ein kunterbuntes Programm für Jung und Alt gibt es beim 144. Diakoniefest in und rund um das Haus Bethanien in Gallneu kirchen. Der gemeinsame Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr. Bei unterschiedlichen lustigen Outdoorstationen, einem Rollstuhl parcours und beim Kinderschminken heißt es dann Punkte sammeln für den Spielepass. Live Musik kommt dieses Mal von Zweikanalton und JackTheBusch. Trommelfans aufgepasst: Bei einem Workshop mit der Trommelgruppe des Diakoniewerks ist wieder gutes Rhythmusgefühl gefragt.
Cyberpsychologie: Wie das Internet uns verändert 23. Mai, 19.30 Uhr: Dr. Catarina Katzer, Volkswirtin und Sozial psychologin, gehört zu den führenden ForscherInnen auf dem Gebiet der Cyberpsychologie und Medientechnik. Sie arbeitet als Expertin u. a. für Kommissionen des Europarats und des Deutschen Bundestags. Ort: Pfarrzentrum St. Gallus, Gallneukirchen. diakonie ∙ April 2018
Rosalie Wieser Rosalie Wieser ist im 92. Lebensjahr im Haus Abendfrieden verstorben. 1926, als Tochter einer kinderreichen steirischen Bauernfamilie in der Ramsau am Dachstein geboren, fand sie bereits früh Freude an der Pflege von Kranken, besonders aber von Kindern. Ein Besuch im Martinstift weckte in ihr den Wunsch, mit schwer behinderten Kindern zu arbeiten. 1948 kam sie ins Martinstift, trat 1949 in die Schwesternschaft ein und wurde 1957 als Diakonisse eingesegnet. Schwester „Rosi“ war in verschiedenen Einrichtungen der damaligen Diakonissenanstalt tätig. Ab 1985 übernahm sie die Betreuung der pflegebedürftigen Schwestern in der Krankenabteilung des Mutterhauses. Solange es ihre Kräfte erlaubten, übernahm Rosalie Wieser mit großer Freude und Hingabe die Gartenarbeiten beim Mutterhaus und beim Haus Abendfrieden und sorgte stets für eine bunte Blütenpracht. Ottilie Schrempf In den ersten Jahren war Schwester Ottilie auf verschiedenen Stationen in Gallneukirchen eingesetzt, bevor sie zwischen 1954 und 1957 die Krankenpflegeschule in Stuttgart absolvierte. Die Haupteinsatzorte in ihrem Dienst waren die Diakonissen-Krankenhäuser in Linz und Schladming sowie das Altersheim in Graz. Nach dem Eintritt in den Ruhestand übernahm sie die Verantwortung im damaligen Haus Abendfrieden. Am 1. März ist Schwester Ottilie Schrempf im Alter von 96 Jahren verstorben. Helga Erhardt Wir gedenken Schwester Helga Erhardt, die im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Zeitlebens war ihr Wirken eng mit der Diakonie verbunden. Im Diakonischen Rat begann ihr Wirken 1970 als Mitglied des Diakonischen Rates, sowie ein Jahr später als Referentin für Soziale Dienste und Stellvertreterin des Direktors Pfarrer Ernst Gläser. Vieles an dem sie beide mitgewirkt haben, hat heute noch Bestand: die Einführung des Pflegegelds, die Ausgestaltung des Diakonischen Jahres oder des Zivildienstes, der daraus entstanden ist. Besonders am Herzen lag ihr die Gemeindediakonie. Nach ihrer Pensionierung im Jahre 1994 war Schwester Helga noch bis 1997 Mitglied des Diakonischen Rates.
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Diakoniewerk
panorama
Gedenkjahr 1918 – 2018
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Diakonissen im Kriegseinsatz Evi Obermayr
Österreichweit finden im Gedenkjahr 2018 zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt – für uns ein Anlass auch in der Geschichte des Diakoniewerks um 100 Jahre zurückzublenden und aus verschiedenen Blickwinkeln die Situation der damaligen Diakonissenanstalt am Ende des Ersten Weltkrieges im Rahmen einer Artikel-Serie zu betrachten. Zur Veranschaulichung der Verkehrslage und Infrastruktur vor 100 Jahren einleitend ein Zitat aus dem Jahresbericht der Diakonissenanstalt 1917/1918: „Gallneukirchen liegt eine Stunde Wagenfahrt von der Bahnstation Gaisbach (an der Linz-Budweiser-Bahn) und zwei Stunden Wagenfahrt von Linz entfernt. Zwischen Linz und Gallneukirchen besteht täglich einmalige Postbotenfahrt (…). Gallneukirchen hat ein Postund Telegraphenamt. Telefonnummer der Diakonissenanstalt: Gallneukirchen Nr. 2“.
Schwestern im Kriegseinsatz Während der vier Kriegsjahre wurden insgesamt 90 Gallneukirchner Diakonissen als Lazarettschwestern einberufen – mehr als die Hälfte der Gesamtschwesternzahl. Es war daher abgesehen von den Kriegsnöten durchaus eine Herausforderung trotzdem die vorhandenen Arbeitsbereiche personell abzudecken und
aufrechtzuerhalten. Bereits im Jänner 1915 veröffentlichte das „Evangelische Vereinsblatt“ einen (erfolgreichen!) dringenden Aufruf an junge Frauen „Wir brauchen Nachschub“. Nachschub an Hilfskräften, die in der Arbeit mit den Kindern, den pflegebedürftigen Kranken oder Alten, in der Küche etc. einspringen sollten, um die ausgebildeten Schwestern für den Kriegseinsatz freistellen zu können. Die Einsatzorte waren sowohl Lazarette für verwundete Soldaten in der Nähe der wechselnden Kriegsschauplätze und im Hinterland als auch mobile Epidemiespitäler (Typhus, Ruhr, Cholera, Blattern, Malaria, …), verstreut über die gesamte Habsburgermonarchie. Gerade in den Epidemiespitälern waren die Schwestern ständiger Ansteckungsgefahr ausgesetzt; einige von ihnen erkrankten schwer, Schwester Anna Edelmann starb 1915 in Miskolcz mit 28 Jahren an Typhus. Das „Vereinsblatt“ berichtete regelmäßig und ausführlich über das Schicksal und die Einsatzbedingungen der „Kriegsschwestern“. Ein reger Briefwechsel mit den leitenden Schwestern in Gallneukirchen und Wien war eine wichtige Unterstützung und Stärkung im schweren Dienst, der nicht nur die Versorgung der körperlichen Wunden, sondern auch Seelsorge beinhaltete. Aber auch Konflikte mit Ärzten oder Soldaten mussten bewältigt werden. Die Qualität der Arbeit der gut ausgebildeten Diakonissen fand allgemein Anerkennung, die meisten von ihnen erhielten hohe Auszeichnungen.
Im Schützengraben beim Lazarett Pornczyn – Besuch aus der Heimat.
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„Spann’ den Schirm auf“ wird wieder aufgeführt. Jetzt Karten sichern!
Ausblick Theater Malaria Aufgrund der großen Nachfrage für das Stück „Spann’ den Schirm auf, der Konsumwolf frisst den Lebenslauf“ werden weitere Termine angeboten. Das Theaterstück behandelt die Themen Geborgenheit und Heimat, aber auch den Konsum rausch und dessen Auswirkung auf die Persönlichkeit und das Leben. Die Aufführungen finden im Haus Bethanien statt. Für folgende Termine sind Karten erhältlich: 12., 13. April und 30. Mai, jeweils 19.30 Uhr, 4. Juni um 9.30 Uhr. Tickets gibt es an der Abendkasse und österreichweit in allen Filialen der Erste Bank und Sparkasse oder über ÖTicket.
Integra-Messe in Wels Von 25. bis 27. April findet die IntegraMesse für Pflege, Therapie, Betreuung und Rehabilitation in Wels statt. Als innovative Platt form zur persönlichen Begegnung und Beratung ist die Integra in den letzten Jahrzehnten zu einem Fixpunkt im Kalender für Firmen, Fachkräfte und Betroffene ge worden. Mehr Informationen unter: www.integra.at. April 2018 ∙ diakonie
Leben und
spiritualität So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. (Jakobus 2:17)
Was wir im Diakoniewerk täglich vollbringen, sind Werke der Nächstenliebe, ob wir wollen oder nicht. Dort wo Menschen sich umeinander kümmern, dort wo Randgruppen an Boden gewinnen, dort wo ich mich für Begegnung entscheide, passieren sie. Es ist eine Aufgabe, die uns zur gemeinsamen Lebendigkeit führt, zu einer Identität an den Werken, auch wenn wir sie „nur“ mehr aus Tradition machen. Trotzdem können wir uns fragen: Wie weit sind wir bereit, uns auf den Glauben an Jesus Christus, dem Grund unserer Arbeit, einzulassen? Egal wie tief wir eintauchen wollen in den christlichen Glauben, eines bleibt auf alle Fälle: An unseren Werken erkennt man, für wen und für welche Menschlichkeit wir eintreten. Manfred Schmidhuber, Haus für Senioren Wels
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porträt
Menschen im Diakoniewerk
„Ich möchte die ganze Wirklichkeit wahrnehmen, nichts ausblenden“ Zwischen Theologie und Psychologie: Dr. Rainer Wettreck mag es, Grenzen zu überwinden und Unterschiedliches zu verbinden. Karin Windpessl
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ine Politik der offenen Tür kündigte Rainer Wettreck im Zuge seiner Begrüßung in der Zentrale des Diakoniewerks an. Wer das Büro des neuen Vorstandmitglieds betritt, dem fällt sofort ein Bild ins Auge. In frischem Grün gehalten gibt es ein Zitat von Paul Gerhardt, einem evangelischlutherischen Theologen aus dem 17. Jahrhundert wieder: „Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf’ all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.“
Mensch bleiben Wettreck ist es wichtig, große und wichtige Lebensgedanken ins Heute zu retten und zu über setzen – mit viel Rücksichtnahme auf deren Herkunft und mit Gespür für die heutige Zeit. Mit einem fröhlichen Herz möchte Wettreck seine neue Funktion auch ausüben. „Ich freue mich auf die heraus fordernde Aufgabe und darauf, mit viel Schwung den Vorstandsbereich weiter zu entwickeln“, erklärt Wettreck. Seit Jahresbeginn verantwortet der 57-Jährige die theologisch-diakonische Praxis und damit die Diakonische Identitätsentwicklung im Diakoniewerk. Lange Zeit war Wettreck in Deutschland an der Uniklinik Münster Pfarrer und Pastoralpsychologe. Intensivmedi zin, Onkologie, Chirurgie: Existenzielle Fragen rund um Leben und Sterben haben Wettreck in vielen
Gesprächen mit Teammitgliedern, Betroffenen und Angehörigen beschäftigt und dazu geführt, dass er sich in zwei Büchern mit dem Thema Professionalisierung der Pflege, sowie dem ärztlichen „Mensch bleiben in schwierigen Situationen“ auseinandergesetzt hat. Heute meint er: „Eine gute Versorgungskultur braucht auch eine gute Entscheidungskultur.“
Kritisches Denken Schon immer waren es „die großen Themen“ und ihre Umsetzung, die Rainer Wettreck beschäftigten. Religiöse Erfahrung, kritisches Denken gehören zu seinen Lebens themen. Folgerichtig fiel die Wahl auch in jungen Jahren auf das Studium der Theologie und Psychologie. Das Interesse am Pfarrersein war eine Herzensentscheidung, die Psychologie lieferte wichtiges menschliches und kommunikatives Know-How. Menschen ganzheitlich stärken und ihre Motivationen aufnehmen ist sein Antrieb. „Ich möchte die ganze Wirklichkeit wahrnehmen, nichts ausblenden.“ Dies gilt für ihn auch im Blick auf die Unternehmensführung und den diakonischen Alltag. Wettreck kommt aus Deutschland. Wie sehr lassen sich die beiden Länder vergleichen, beziehungsweise welche Unterschiede gibt es? „Österreich unterschätzt sich oft selbst“, betont Wettreck. „Eine
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Dr. Rainer Wettreck hat lange Zeit im klinischen Bereich gearbeitet.
große Differenziertheit in der Sprache, die menschliche Achtsamkeit und die wertebezogene Innovationskraft beeindrucken mich.“ Und auch der Privatmensch hat das Land kennen- und schätzen gelernt. Segeln im Salzkammergut, Kurzurlaube in der Wachau, Kultur in Linz und Wien stehen an den Wochenenden auf dem Plan. Auch „alles Mediterrane“ ist ein Hobby Wettrecks – sowohl in der Gartengestaltung als auch in der Wahl des Urlaubsortes. Ein Nachzug seiner Frau aus der Pfalz nach Gallneukirchen ist geplant. Wettrecks Söhne haben sich für einen anderen Weg entschieden: beide studieren BWL in Deutschland. Querverbindung gibt es aber auch hier zu Wettrecks Wirken: Unternehmenskultur-Entwicklung unter schwieriger werdenden Bedingungen ist zentrales Thema seiner Aufgabe. April 2018 ∙ diakonie
Menschen im
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Diakonie Dialoge: Verwirrt, verrückt, verloren? Am 29. Juni 2018 mit dem Schwerpunktthema Demenz „Verwirrt, verrückt, verloren?“ ist das Thema der 24. Diakonie Dialoge am Freitag, den 29. Juni von 9 bis 14 Uhr in Salzburg. Psychische Erkrankungen, insbesondere die Demenz stellen unsere Gesellschaft vor neue Aufgaben. Mit unterschiedlichen Zugängen
und Angeboten geht es darum, laufend nach Möglichkeiten zu suchen, Menschen mit Demenz besser verstehen zu lernen und zu begleiten. Zielgruppe der Tagung sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich der Seniorenarbeit sowie Betroffene. Nähere Informationen und Details zum Programm finden Sie unter: www.diakonie-dialoge.at Eine Anmeldung ist bis 6. Juni möglich.
Halt und Orientierung geben bei Demenz und anderen psychischen Erkrankungen ist das Tagungsthema.
Demenz: Wissen schafft Verständnis
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Gut informiert über Demenz: Nachmittage für Angehörige in Graz Erkrankt ein Familienmitglied an Demenz stehen Angehörige vor vielen Herausforderungen: Was bedeutet diese Erkrankung? Wo bekommen wir Unterstützung? Wie meistern wir den Alltag? Ingrid Ferstl kennt als Leiterin der Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz die Situation der Angehörigen gut. In ihren Workshops geht sie gezielt auf die Situation der TeilnehmerInnen ein. „Wissen über die Erkrankung stärkt die Angehörigen. Ausgestattet mit unseren Handlungsempfehlungen und kombiniert mit ihrer Intuition sind die Angehörigen die besten Experten im Umgang mit Demenz“, so Ingrid Ferstl. Die ersten beiden Nachmittage im Haus am Ruckerlberg fanden so großen Anklang, dass dieses Angebot nun regelmäßig fortgesetzt wird.
Haus am Ruckerlberg: Wissen über die Erkrankung stärkt die Angehörigen
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Menschen im
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Übernahme Vorsitz der ARGE Mobile Dienste
Hohe Betreuungsqualität und ständige Aus- und Weiterbildung sind für selbstständige Personenbetreuerinnen unerlässlich.
24h.Betreuung: Weiterbildungs programm „Train to Care“ für PersonenbetreuerInnen
Großes Kino im Haus am Ruckerlberg
Gezielte Aus- und Weiterbildung zur Professionalisierung der Betreuungsleistungen Seit kurzem bietet das Diakonie werk in Kooperation mit dem Verein VITA MOBILE auch in Steyr und Umgebung eine zusätzliche Form der Begleitung von SeniorInnen an. Besonders wichtig ist neben der Qualität der Betreuung auch die Aus- und Weiterbildung der selbstständigen PersonenbetreuerInnen. Um fachlich kompetent und sicher zu handeln, unterstützt und finanziert das Diakoniewerk die Teilnahme am „Train to Care“ Weiterbildungsprogramm. Dieses Programm wurde von
Heuer übernimmt das Diakonie werk Oberösterreich den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Mobile Dienste (ARGE). Insgesamt 14 Sozialunter nehmen und -träger in Oberösterreich sind Teil dieser Arbeitsgemeinschaft, die sich in regelmäßigen Abständen trifft. Aufgaben der ARGE sind u. a. die Koordination und Erarbeitung einer gemeinsamen Position, die Vertretung der Interessen im Bereich der mobilen Gesundheits- und Sozialdienste und die Wahrnehmung in der Öffentlich keit. Franz Stadlbauer übergab seinen Vorsitz als Geschäftsführer des Sozial netzwerks Arcus an den Geschäfts führer für Oberösterreich, Johann Stroblmair.
der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt ins Leben gerufen und bietet eine Fortbildung zu verschiedenen Schwerpunkten. Bei dem ersten Ausbildungs termin in der Slowakei nehmen sechs Personenbetreuerinnen aus dem Diakoniewerk teil. Dieses Training setzt einen Schwerpunkt auf die richtige Kommunikation mit an Demenz erkrankten Menschen. G erade dieser Aspekt wird aufgrund steigender Lebens erwartung die Herausforderung der Zukunft sein. Gut ausgebildete Fachkräfte sind daher in diesem Bereich gefragt.
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Ab sofort kommen Filmfans unter den BewohnerInnen im Haus am Ruckerl berg in Graz voll auf ihre Kosten. Einmal im Monat gibt es Filmklassiker vom Feinsten. Besonders beliebt sind Filme mit Peter Alexander, Gunter Philipp, Hans Moser, Romy Schneider und anderen Filmgrößen. Am Kino buffet gibt es Getränke und Knabbe reien. Jeder Kinonachmittag wird mit eigens entworfenen Film-Plakaten und Eintrittskarten beworben. So zialpädagogin Birgit Ritzinger-Vitar, Pflegeassistent Markus Lernbeiss und die Alltagsmanagerinnen setzen dieses neue Angebot im Haus am Ruckerlberg mit viel Engagement und Kreativität in Szene.
April 2018 ∙ diakonie
Menschen im
alter
Die Ausstellungsstücke im Museum für Geschichte sorgen für viele Gespräche.
Erinnerungen aufleben lassen Eine Kooperation zwischen dem Universalmuseum Joanneum und dem Diakoniewerk Steiermark bringt Menschen mit Demenz ihrer Vergangenheit näher: ein Rundgang durch das Museum für Geschichte. Saskia Dyk
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ieser Reichtum, den sie früher hergezaubert haben!“ schwärmt Frau P., vor der Vitrine mit alten Truhen stehend. Der Besuch von SeniorInnen der Tagesbetreuung Graz im Schaudepot der kultur historischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum ist ein Erlebnis. Das Schaudepot zeigt rund 2 000 historische Objekte aus dem täglichen Leben, beispielsweise Möbel, Musik instrumente oder Geschirr.
Der Ausflug in das Museum ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag. An einem normalen Tag besuchen die älteren Damen und Herren die Tagesbetreuung des D iakoniewerks für Menschen mit Demenz. Sie verbringen gemeinsam den Tag, erleben Abwechslung und erhalten dort Unterstützung, wo es notwendig ist. Die A ktivitäten in der Tagesbetreuung orientieren sich daran, was die Menschen immer schon gerne gemacht haben. Beliebt sind Erzählrunden über alte Zeiten: das erste Auto, das Leben in Graz oder die Familie. Es wird gesungen, gelesen oder gemeinsam gekocht. „Im Mittelpunkt steht das Erhalten der Selbständigkeit“, betont die Leiterin der Tagesbetreuung, Ingrid Ferstl. „Die Schuhe noch selbst zu binden hat viel mit Würde zu tun.“ Abends kehren die Tagesgäste wieder in die eigene Wohnung oder zu ihrer Familie zurück. 2 000 historische Objekte aus dem alltäglichen Leben werden gezeigt – Erinnerungen werden wach
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„Sie haben uns eine wunderschöne Zeit beschert“
Lieder werden angestimmt Menschen mit Demenz sind mit vielen Verlusten konfrontiert: Soziale Kontakte, die Sprache und andere Fertigkeiten n ehmen nach und nach ab. Genuss volles Empfinden, die Freude am Augenblick und Erinnerungen an früher bleiben. Die Ausstellungsstücke im Museum für Geschichte sorgen schon beim Betrachten für viele Gespräche. In der collagenartig präsentierten Sammlung fühlen sich die BesucherInnen in frühere Zeiten versetzt, bereichert durch die eigenen Schätze der Erinnerung. Da tauchen Gedichte auf, Lieder werden angestimmt und Anekdoten erzählt. Astrid Aschacher und Christoph Pietrucha vom Universalmuseum Joanneum ergänzen die Führung mit historischen Details und beantworten viele Fragen.
Menschen im
alter
Geschichte wird begreifbar gemacht Porzellantassen oder Postkarten mit steirischen Motiven werden herumgereicht. „Mir gefällt die Steiermark sehr, aber das ist Ansichtssache“, meint eine Besucherin und gibt die Postkarte vom steirischen Naturjuwel „Grüner See“ an ihre Sitznachbarin weiter. Die G ruppe schlendert durch den letzten Raum, in dem Hüte, Schuhe und Kleider ausgestellt sind. Besonders die Damen diskutieren ausgiebig Absatzhöhe und Hutkrempen. Die rund einstündige Führung mit vielen sinnlichen Impulsen ist hier zu Ende. Ein Herr aus der Runde bedankt sich noch einmal ausgiebig: „Sie haben uns eine wunderschöne Zeit beschert.“ Im Taxi zurück in die Tagesbetreuung machen sich Müdigkeit, aber auch Zufriedenheit bei den SeniorInnen breit. Die Museumsbesuche bedeuten Begegnung, Kommunikation und Entfaltung, wenn die Rahmenbedingungen auf Menschen im Alter abgestimmt sind. „Dass eine Kultur einrichtung speziell auf das Tempo
und die Interessen der Menschen im Alter eingeht, zeugt von Wertschätzung und Respekt“, freut sich Claudia Paulus, Geschäftsführerin des Diakoniewerks Steiermark. Was bewegt das Universalmuseum zu dieser Initiative? „Wir haben als Museum einen gesellschaftlichen Auftrag, daher fördern wir auch ganz bewusst die kulturelle Teilhabe von Menschen mit besonderen Bedürfnissen“, erläutert A ngelika Vauti-Scheucher, zuständig für Inklusion und Partizipation im Joanneum das Ziel der Kooperation. Das Museum sieht sich als herausfordernde Schnittstelle zwischen Sozialem, Kunst und Kultur. Mit diesen Museumsbesuchen, angeregt vom Verein „Culture Unlimited“, eröffnen das Diakoniewerk und das Universalmuseum Joanneum neue Erfahrungswelten für Menschen mit Demenz. Folgetermine in anderen Häusern und Ausstellungen des Joanneums sind geplant. „Das waren bislang unsere schönsten Arbeitstage – im Museum!“, ziehen Vauti-Scheucher und Ferstl auch persönlich Resümee.
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In Graz gibt es ein TagesZentrum vom Diakoniewerk. In das Tages-Zentrum kommen ältere Frauen und Männer. Die Frauen und Männer haben Demenz. Im Tages-Zentrum machen sie viele verschiedene Sachen, zum Beispiel singen, lesen, kochen, plaudern. Am Abend gehen die Frauen und Männer wieder nach Hause. Sie sind nur am Tag im Tages-Zentrum. In Graz gibt es das Museum für Geschichte. Das Museum hat die Frauen und Männer, die ins TagesZentrum gehen, eingeladen. Die Frauen und Männer haben sich dort alte Sachen angesehen, zum Beispiel Geschirr, Musik-Instrumente, Möbel. Es hat ihnen sehr gut gefallen. Die alten Sachen haben sie an früher erinnert. Sie haben dann viel von früher geredet. Alle möchten, dass die Frauen und Männer wieder einmal das Museum besuchen.
April 2018 ∙ diakonie
Begleitung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung Menschen mit
behinderung
Thomas H. ist heute 26 Jahre alt. Als Kleinkind hatte er Schwierig keiten in seiner sprachlichen Entwicklung. Zahlreiche Unter suchungen und Arztbesuche waren nötig, bis im Alter von drei Jahren die Diagnose „Autismus-Spektrum- Störung“ festgestellt wurde. Thomas fällt es schwer, seine Sinneseindrücke zu einem Gesamtbild zu verarbeiten. Das äußert sich in einer Entwicklungsverzögerung und einem Verhalten, das Mit menschen oft nicht nachvollziehen können. Seit er fünf Jahre alt ist, wird Thomas von MitarbeiterInnen des Diakoniewerks begleitet.
Werkstätte Erle ermöglicht Tagesstruktur
Angebote für Menschen mit „Autismus-SpektrumStörung“
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In der Werkstätte Erle findet eine Bündelung der Angebote für Menschen mit „AutismusSpektrum-Störung“ statt. Die in der Werkstätte gelebte Natur- und Erlebnispädagogik ermöglicht Thomas eine sinnvolle Tagesstruktur. Christoph Schütz, Leiter der Werkstätte Erle, erzählt: Thomas konnte mit den MitarbeiterInnen eine gute Beziehung aufbauen und orientiert sich an den wieder kehrenden Arbeiten.“
Wohnen für Menschen mit Autismus Ein Schwerpunkt in der Begleitung des Diakoniewerks Oberösterreich ist auch der Übergang vom Wohnen zu Hause zum Wohnen in einer Einrichtung des Evangelischen D iakoniewerks. Derzeit wohnt T homas noch daheim bei seinen Eltern, aber heuer wird er in der neu geschaffenen Wohneinrichtung in Altenberg einen Wohnplatz finden. Dort entstehen 16 Dauerwohnplätze, ein Kurzzeitwohnplatz und 15 Beschäftigungsplätze. Thomas unterstützt hier ab Jänner 2019 bei der Tier- und Grünraumpflege.
Thomas fällt es oft schwer, Sinneseindrücke zu verarbeiten.
Steirerherzen für Wetzlar Beste Stimmung am Steirerball der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft in Wetzlar! Philipp Hörmann, Harald Eder und Begleiter Gerhard Pagitsch aus der Werkstätte Schladming reisten mit der Schladminger Delegation in die hessische Partnerstadt, um dort ihre Heimat zu vertreten und internationale Freundschaften zu pflegen. Der Tischschmuck, Steirerherzen aus Holz, für rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, stammte aus der Werkstätte Schladming. Die drei Vertreter des Diakoniewerks nahmen zur Abrundung des Programms an einer Besichtigung der Firma Leica teil. Am Tag darauf fand eine Führung durch die Stadt Wetzlar mit anschließenden Magistratsempfang statt. Steirischer Charme wurde in Mittelhessen versprüht.
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Menschen mit
behinderung
Peter Tröscher geht mit einem Klienten auf Entdeckungsreise in die Natur.
LIFEtool Wien rückt Arbeit und Behinderung in den Mittelpunkt
Mobile Begleitung stärkt die Selbstständigkeit Möglichst selbstständig leben zu können, wünschen sich auch Menschen mit Behinderung. Das Diakoniewerk bietet mobile Unterstützung in Tirol. Vor zwei Jahren startete das Diakoniewerk mit der mobilen Begleitung von Menschen mit Behinderung in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel. 12 KlientInnen zwischen 17 und 42 Jahren begleitet das Team von Diakonie.mobil Tirol derzeit im Alltag. Die Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger und körperlicher Behinderung leben zum Teil in ihren eigenen vier Wänden, brauchen aber dennoch regelmäßige Unterstützung. „Unser Team besteht aus Fach
sozialbetreuerInnen und KrankenpflegerInnen, der Fokus liegt aber auf der psychosozialen Begleitung“, berichtet Peter Tröscher, Leiter von Diakonie.mobil Tirol. Die MitarbeiterInnen gehen mit den KlientInnen einkaufen oder zum Arzt, begleiten sie bei Freizeitaktivitäten oder helfen ihnen beim Kochen, Bügeln oder der Körperpflege.
Entlastung für Angehörige Je nach Bedarf können Menschen mit Behinderung das Angebot von Diakonie.mobil nutzen, maximal jedoch 75 Stunden pro Monat. Das genaue Stundenausmaß wird beim Erstgespräch erhoben und von der Bezirkshauptmannschaft jährlich freigegeben, die Personalkosten übernimmt das Land Tirol.
Volles Haus bei einem Vernetzungs treffen der Beratungsstelle LIFEtool Wien: Im Albert-Schweitzer-Haus wurden aktuelle technische Hilfsmittel dem Publikum vorgestellt, außerdem bestand die Möglichkeit, diese in der Beratungsstelle zu testen. Mit Assistierenden Technologien können Menschen mit Behinderungen etwa einen Computer nutzen, einer Arbeit nachgehen und soziale Kontakte pflegen. Wien hat eine Vorreiterrolle: Hier ist der oft geforderte Rechts anspruch auf die Versorgung mit Kommunikationshilfen zum Teil schon Wirklichkeit. „Wünschenswert wäre ein österreichweiter Rechtsanspruch auf die Beratung und den Erwerb von Assistierenden Technologien, wie er in Wien teilweise schon gegeben ist“, betonte Vorstand Dr. Heinz Thaler. Beratung ist ein zentrales Kompetenzfeld von LIFEtool.
Persönliche Zukunftsplanung: Erster Lehrgang abgeschlossen Die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben den Lehrgang Persönliche Zukunftsplanung abgeschlossen. Die Meinung der Gruppe: „Der Kurs hat einen hohen Praxisbezug, gutes Fachwissen über personenzentriertes Denken wird vermittelt. Persönliche Zukunftsplanung bietet ein gutes Handwerkszeug, um wichtige Veränderungen im Leben zu planen und, wenn nötig auch unkonventionelle Unterstützung bei Veränderungen zu organisieren.“ Der nächste Kurs startet am 30. November 2018 (Kursende: 18. Oktober 2019). Informationen zum Kurs und Anmeldemöglichkeit unter: www.diakonie-akademie.at
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April 2018 ∙ diakonie
Menschen mit
behinderung
Integrative Beschäftigung: Es ist etwas in Bewegung! Arbeiten an einem regulären Arbeitsplatz? Für immer mehr Menschen mit Behinderung wird dies möglich. Christiane Löper, Martina Huber, Elisabeth Braunsdorfer
A
rbeiten, wo andere auch arbeiten – ein Wunsch von vielen Menschen mit Behinderung. 10 Jahre UNBehindertenrechtskonvention haben das Selbst- und Fremdbild von Menschen mit Behinderung radikal gewandelt (Lesen Sie mehr zum Jubiläum im „Thema“ auf den Seiten 6 bis 8).
Eine reguläre Arbeitswelt wird durch Kontakte mit anderen erlebbar. Was aber bedeutet Arbeit für Menschen mit Behinderung und wie kann eine an den Fähigkeiten orientierte Tätigkeit im Alltag konkret aussehen? Immer öfter bekommen Menschen mit Behinderung Arbeitsmöglichkeiten in der Gemeinde, in Geschäften oder Betrieben. Eine reguläre Arbeitswelt wird durch Kontakte mit anderen erlebbar. Manche, die lange in einer Werkstätte beschäftigt waren, entscheiden sich, im diakonie ∙ April 2018
Rahmen der Integrativen Beschäftigung zu arbeiten. Integrative Beschäftigung bedeutet, dass die Personen jeden Wochentag in einem Partner-Betrieb a rbeiten. Sie w erden Teil des Teams und gewinnen dadurch wertvolle Kontakte. MitarbeiterInnen des Diakoniewerks suchen aktiv nach Arbeitsplätzen, organisieren Schnuppertage und unterstützen die Personen bei den Tätigkeiten im Betrieb. Jeder gefundene Arbeitsplatz ist dabei ein Erfolg.
Tirol: Jobcoach für Menschen mit Behinderung Das Diakoniewerk Tirol bietet Menschen mit Behinderung in eigenen Einrichtungen sowie bei regionalen Betrieben Beschäftigungsplätze an. Dies zu koordinieren, ist die Aufgabe von Marina Maurer und ihrem Team der Integrativen Beschäftigung in Hopfgarten. Sie klären, wo jemand am besten eingesetzt werden kann. „Menschen mit Behinderung können im Diakoniewerk ent weder in der Werkstätte Kirchbichl, im Kulinarium Kitzbühel, in der
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Berufsvorbereitung Eurotours oder auch im Rahmen der integrativen Beschäftigung Hopfgarten mit arbeiten“, erklärt Maurer.
Mehr als 70 Arbeitsstellen geschaffen Eine ganz normale Arbeitsstelle finden und die eigenen Stärken in einem Betrieb einsetzen, das wollten auch Maximilian F. und Nazmiye C. Die beiden bringen seit vergangenen Jänner ihre Fähig keiten und ihr Können im Rahmen einer Integrativen Beschäftigung im Schloss Weinberg in Kefermarkt,
Menschen mit
behinderung Maximilian F. und Nazmiye C. arbeiten seit kurzem im Schloss Weinberg und „leisten wertvolle Arbeit“, freut sich Markus P. Ladendorfer, Geschäftsführer der Bildungsschlösser Oberösterreich. Gabriele Haghofer (im Bild rechts) steht als Betreuerin zur Seite.
Oberösterreich, ein. Die beiden MitarbeiterInnen unterstützen bei der Zimmerreinigung, in der Vorund Nachbereitung von Veranstaltungen, bei der Grünraumpflege und in der Küche. Maximilian F. und Nazmiye C. leisten wertvolle Arbeit im Betrieb, die Zusammen arbeit f unktioniert sehr gut. Mag. Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer des Diakoniewerks Oberösterreich ist erfreut über die Kooperation mit dem Renaissanceschloss. „Damit ist uns im Sektor Hotellerie ein weiterer Baustein in der Ausweitung
der Integrativen Beschäftigung gelungen. Das Diakoniewerk Oberösterreich begleitet bereits über 70 Menschen in den unterschiedlichen Wirtschafts- und Dienst leistungsbetrieben, in der Gastronomie, im Einzelhandel, im Facility Management und auf Bauhöfen von Gemeinden. Die MitarbeiterInnen leisten einen wichtigen Beitrag und sowohl Menschen mit Behinderung als auch die Unternehmen profitieren davon.“
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Viele Menschen mit Behinderung arbeiten in einer Werkstatt gemeinsam mit anderen Menschen mit Behinderung. Viele Menschen mit Behinderung wollen aber in Betrieben arbeiten. Sie wollen dort arbeiten, wo andere auch arbeiten. Seit ein paar Jahren gibt es die Integrative Beschäftigung. Bei der Integrativen Beschäftigung arbeiten Menschen mit Behinderung in einem Betrieb. Das Diakoniewerk unterstützt die Menschen mit Behinderung in der Arbeit. Zum Beispiel beim ArbeitSuchen, beim Schnuppern, beim Arbeiten selbst. Im Diakoniewerk Tirol gibt es einen Jobcoach. Ein Jobcoach hilft, dass Menschen mit Behinderung einen guten Arbeitsplatz finden. Im Diakoniewerk Oberösterreich arbeiten schon 70 Menschen mit Behinderung in Betrieben. Zum Beispiel auf einem Bauhof von einer Gemeinde, in einem Geschäft oder in einem Kaffeehaus. April 2018 ∙ diakonie
Diakoniewerk
international
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Gemeinsame Austausch- und Kontakt möglichkeiten werden organisiert.
Zwei Kulturen – zwei Welten Eine Partnerschaft zwischen der Neuen Mittelschule des Evangelischen Diakonievereins Salzburg und der Tagesbetreuung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Dumbrăveni (Rumänien) vernetzt junge Menschen verschiedener Kulturen. Daniela Scharer
I
n der Stadt Dumbrăveni leben rund 8 400 Menschen, wobei etwa 13,8 Prozent der Volksgruppe der Roma angehören – überdurchschnittlich viele im Vergleich zu anderen Regionen. Der Alltag ist geprägt von hoher Arbeitslosigkeit, einem Mangel an Perspektiven und Zukunftsaussichten. Aber auch Vorurteilen, Ausgrenzung und Benachteiligung sind Personen der Volksgruppe Roma ausgesetzt. Kinder aus sozial benachteiligten Familien, unabhängig der Ethnie, vernachlässigen zur Unterstützung der eigenen Familien oftmals die Schulbildung.
diakonie ∙ April 2018
Die nun langfristig angelegte Partnerschaft zwischen der Neuen Mittelschule Salzburg und der Tagesbetreuung soll ein Kennenlernen und Vertiefen des Verständnisses für die jeweiligen Alltagsrealitäten möglich machen. Der Austausch soll den SchülerInnen auch verschiedene Traditionen und kulturelle Brauchtümer näher bringen.
Gegenseitiges Kennenlernen
Eine Chance auf Bildung
„Das Kollegium an unserer Evangelischen Neuen Mittelschule verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der schulischen Integration. Entsprechend dem Bildungsniveau der betreuten Kinder in Rumänien, sollen gemeinsame Austauschund Kontaktmöglichkeiten entsprechend geplant werden, im Sinne eines Herantastens. Wir sehen es als längerfristiges Projekt des gegenseitigen Kennenlernens und Beziehungsaufbaus“, hält Mag.a Eva Kothbauer, Geschäftsführerin des Diakonievereins, fest.
„Mit der Eröffnung der Tages betreuung haben wir 2015 gemeinsam mit Partnern aus Salzburg einen wesentlichen Schritt gesetzt, Kindern eine Chance auf Bildung zu geben und ihnen damit ein Entkommen aus der Armutsspirale zu ermöglichen“, unterstreicht MMag. Michael König, Geschäftsführung Diakoniewerk Salzburg.
Was sind Roma? Wie leben sie? Gibt es in Rumänien Supermärkte? Diese Fragen und mehr wurden an Eva Gyerko, Leitung der Tages betreuung, und Ana Popa, Leiterin des Diakoniewerks in Rumänien im Rahmen der Startveranstaltung Ende Jänner in Salzburg gerichtet. Was Armut wirklich heißt, konnte
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hier auch sehr gut begreifbar gemacht werden. Weitere Projekte sind bereits im Laufen: In der Salzburger Schule wird eine Sammelbox für Spielzeug aufgestellt, die danach den rumänischen Kindern übergeben wird. Aber auch ein Spendenlauf wird organisiert: Im Juni laufen die SchülerInnen der Neuen Mittelschule des Diakonievereins Salzburg. Pro gelaufener Runde spenden die LehrerInnen einen Euro, Sponsoren verdoppeln den Betrag.
„Eine Chance auf Bildung“ Die Tagesbetreuung für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteilig ten Familien in Dumbrăveni, Land kreis Sibiu/Rumänien, wird vor allem von Kindern aus Roma-Familien besucht. Durch gezielte schulische Förderung und Vermittlung sozialen Verhaltens und Miteinanders sollen spätere Berufschancen ermöglicht werden. Unterstützt und begleitet wird das Projekt des Diakonie werks von Land und Stadt Salzburg, Rotem Kreuz, Caritas Salzburg und Stift St. Peter sowie von den Salzburger Festspielen und den Salzburger Nachrichten. Mit der Bildungspartnerschaft kommt der EvangelischeDiakonieverein Salzburg als sehr wichtiger Partner hinzu.
Aktiv für
bildung Schuldirektor Karl Winding ermöglicht Tuya Jantsan die Teilnahme am Heimhilfekurs als außerordentliche Studierende an der Schule für Sozial betreuungsberufe im Diakoniewerk.
Bildung und Besuchsdienst als Perspektive Tuja Jantsan ist froh über die Möglichkeit eines Schulbesuchs.
Erfahrungen und Wissen sammeln
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Vor fast zwei Jahren kam Tuja Jantsan nach Österreich. Während des Asylverfahrens lebt sie im Flüchtlingsquartier SalzburgKasern des Diakonievereins. Die Sozialberaterinnen im Quartier vermittelten ihr ein Freiwilliges Engagement sowie einen außerordentlichen Ausbildungsplatz für Heimhilfe an der Schule für Sozialbetreuungsberufe. „In der Mongolei gibt es eine solche Ausbildung nicht“, erklärt Jantsan. Überhaupt sei das Leben dort ganz anders, schwieriger, sagt sie. Obwohl die Sprache noch oft eine Herausforderung darstellt, ist Tuja Jantsan froh über die Möglichkeit des Schulbesuchs. Als außer ordentliche Studentin nimmt sie am Unterricht teil, Prüfungen legt sie aber nicht ab und bekommt daher auch kein Abschlusszeugnis. Hilfreich sei dennoch der Kontakt mit anderen Frauen. „Die österreichischen Frauen sind sehr nett. Sie sagen mir immer, ich muss lernen und sie helfen mir auch“, freut sich Jantsan für die Chance, über ihren Deutschkurs hinaus die Sprache zu üben. Gelegenheit dazu bietet sich
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aber auch im Rahmen ihres frei willigen Engagements. Sie besucht zwei bis vier Stunden pro Woche eine 86-jährige Salzburgerin, geht mit ihr spazieren und einkaufen.
Wartezeit sinnvoll nutzen Wie wichtig es ist, den BewohnerInnen im Flüchtlingsquartier Perspektiven zu geben, weiß Quartiersleiterin Eva NeußlDuscher aus der täglichen Arbeit. „Wir bestärken die BewohnerInnen sehr darin, Deutsch zu lernen, und unterstützen sie, sich freiwillig zu engagieren. Solche Strukturen helfen bei den meisten gut gegen das Gefühl einer sinnentleerten Wartezeit“, erklärt Neußl-Duscher. Umso erfreulicher ist die Kooperation mit der Schule für Sozialbetreuungsberufe. Schuldirektor Dr. Karl Winding ist von diesem Weg überzeugt: „Menschen, die sich für den Sozialberuf interessieren, haben hier eine gute Chance, erste Erfahrungen und Wissen zu sammeln. Gleichzeitig hat es auch den Vorteil, dass sie Deutsch schneller lernen, denn die Sprachkenntnisse sind Voraussetzung für eine ordentliche Ausbildung bei uns.“
April 2018 ∙ diakonie
Aktiv für
bildung
Pflege neu gedacht Die Ausbildungsreform hat ein neues Berufsbild entstehen lassen. Worin unterscheiden sich Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege aber nun genau? Beate Widmann
P
flege und Betreuungsbedarf ändern sich von Grund auf. Menschen werden immer älter, viele Erkrankungen können heute besser behandelt werden als noch vor Jahren – bislang unheilbare Erkrankungen können chronifiziert werden. Eine Entwicklung, die auch Auswirkungen auf den Berufsstand der Pflege hat. Die Nachfrage nach BetreuerInnen steigt. Institutionen sind gefragt, neue Formen der Betreuung zu organisieren, oft ist dies verbunden mit dezentralen Angeboten. Themen wie Sozialraumorientierung spielen eine immer größere Rolle. Vergangenes Jahr ist die Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes in Kraft
Die Ausbildung zur PflegefachassistentIn ist neu im Bildungsprogramm der Gesundheits- und Krankenpflege.
diakonie ∙ April 2018
getreten. Sie reformiert die bisherige Ausbildungsform und führt einen dreistufigen Aufbau der Ausbildung ein. Aber was bedeutet das für (junge) Menschen, die sich im Ausbildungsdschungel zurechtfinden sollten? Wie kann man eine Entscheidung treffen, welcher Beruf der richtige ist? Wo liegen jetzt die Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsausbildungen?
Drei Berufsbilder Die Pflege gliedert sich in: Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und gehobener Dienst für Gesundheitund Krankenpflege. Pflegeassistenz ist eine einjährige Ausbildung. Nach Anordnung des gehobenen Dienstes führt die Assistenz für Gesundheits- und KrankenpflegeAufgaben und Tätigkeiten unter Aufsicht durch. Gefragt ist diese Berufsgruppe vor allem in einem Umfeld das betreuungsintensiv ist, etwa bei der täglichen Körper pflege, beim Waschen, beim Anund Ausziehen oder beim Essen.
In drei Jahren zum Diplom Überschneidungspunkte gibt es hier mit der Pflegefachassistenz, die Ausbildung dauert hier allerdings zwei Jahre. Sie beobachten und überwachen den Gesundheitszustand der PatientInnen und führen, die von der diplomierten Gesundheits- und Kranken pflegerInnen angeordnete Pflegemaßnahmen eigenverantwortlich durch, unterstützen und fördern die Aktivitäten des täglichen Lebens. Diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen haben die Gesamtverantwortung für den Pflegeprozess. Die Ausbildung nimmt drei Jahre in Anspruch. Nähere Informationen zur Ausbildung „Pflege“ gibt es unter: www.krankenpflegeschule-linz.at
Seit letztem Jahr gibt es drei verschiedene Pflegeberufe. Es gibt die Pflegeassistenz, die Pflegefachassistenz und den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. Die Pflegeassistenz darf Menschen pflegen. Die Pflege assistenz darf zum Beispiel Menschen unterstützen beim Waschen, beim Anziehen und Ausziehen und beim Essen. Die Pflegefachassistenz darf auch Menschen Pflegen. Die Pflegefachassistenz darf auch organisatorische Dinge machen. Im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege hat man die Verantwortung für die gesamte Pflege.
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Stimme und Körper als Instrument einsetzen macht Spaß!
Einmal auf die Pauke hauen
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Besuch von OperAktiv! im Kindergarten Graz
Gertrude Pressburger
Eintauchen in die Welt der Klänge bei einem Workshop mit der Oper Graz: Lisa-Christina Fellner von OperAktiv! regte die Kinder an, sich spielerisch mit Stimme und Körper als Instrument auseinander zu setzen. Klatschen, Stampfen, Singen – der ganze Körper wurde zu Musik. Karin Meissl, Schlagwerkerin des Grazer Philharmonischen Orches-
ters, stellte Trommeln, Rasseln und Xylophone vor. Nach Herzenslust experimentierten die Kinder mit lauten, leisen, hohen und tiefen Tönen und Rhythmen. Im Abschlusskonzert bewegten sich kleine Schneeflocken tanzend durch den Raum. Die Sprache der Musik ist gerade ein großes Thema im Kindergarten: Musikpädagogin Martina Tschörner gestaltete eine Woche später mit den Kindern eine Klang-Geschichte zum Thema Freundschaft.
Gelebt, erlebt, überlebt Gertrude Pressburger war zehn Jahre alt, als Hitler in Österreich einmarschierte. Obwohl die jüdische Familie katholisch getauft worden war, musste sie fliehen. Fast sechs Jahre dauerte die Flucht, die 1944 in Auschwitz endete. Gertrude überlebte den Holocaust – Heute meint sie: „Ich bin nicht zurückgekommen, um dasselbe noch einmal zu erleben.“ Preis: 19,60 Euro Erhältlich in der Bücherinsel, Hauptstraße 7, 4210 Gallneukirchen, Tel.: 07235 625 13, lesen@buecherinsel.at
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Ausbildung zum/zur Diplomsozialbetreuer/in Behindertenbegleitung: 2 Semester Ausbildungsstart September 2018 SOB Wels Ausbildung zum/zur Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit: 4 Semester Ausbildungsstart September 2018 Upgrade Pflegefachassistenz: 2 Semester Ausbildungsstart Oktober 2018 * Neu: Aufnahme mit Vollendung des 17. Lebensjahres im Kalenderjahr möglich
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April 2018 ∙ diakonie
Aktiv für
flüchtlinge
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Stabilisierungsgruppe hilft Flüchtlingen dabei Erlebtes zu verarbeiten Krieg, Gewalt, Terror und die ständige Angst vor dem Tod. Mehr als 66 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Auch in Ober österreich hoffen aktuell 10 340 AsylwerberInnen und Menschen mit einem positiven Asylbescheid, sich in ihrer neuen Heimat eine neue Existenz aufbauen zu können. Eine erfolgreiche Ein gliederung in die Gesellschaft erfordert unter schiedliche Maßnahmen. Ein Mosaikstein dabei ist die Stabilisierungsgruppe „Cunabula“, ein Kooperationsprojekt von Diakoniewerk OÖ und OÖ Rotem Kreuz. Durch die Zusammensetzung der Gruppe können die TeilnehmerInnen sich gegenseitig im Umgang mit ihren Problemen unterstützen und voneinander lernen.
Kochen gegen Heimweh – Kochschule Deutschfeistritz Einmal wöchentlich binden sich Pädagogin Christina Kussberger und zwei Jugendliche in Deutschfeistritz (Steiermark) die Schürze um und schnipseln, hacken und rühren den ganzen Vormittag. Im Projekt „Kochschule“ lernen die Jugendlichen neue Lebensmittel und Kochuten silien kennen und erfahren viel über Esskultur, gesunde Ernährung und Hygiene. Die HobbyKöche versorgen das gesamte UMF Quartier am Steinberg mit afghanischen und österreichi schen Speisen. In den Küchengesprächen ist es Kussberger möglich, individuell auf die Themen der Burschen einzugehen. „Über das Kochen er reichen wir auch ruhigere oder schwierigere Ju gendliche“, so Kussberger, „beim gemeinsamen Essen w ollen wir ein Stück Heimat schaffen“.
diakonie ∙ April 2018
Frei-Tags-Treff: Andere Länder, andere Köstlichkeiten
Beim Frei-Tags-Treff kann man Menschen und Kulinarisches aus anderen Kulturen kennenlernen.
Jeder Abend ist einem anderen Land gewidmet Gastfreundschaft und Gemütlichkeit stehen beim Frei-Tags-Treff im Bewohnerservice Salzburg-Süd im Mittelpunkt. Jeder dieser regelmäßig stattfindenden Abende ist einem anderen Land gewidmet, man kann es erzählerisch und kulinarisch kennenlernen. Die Treffen sind eine gute Gelegenheit für alle Reisefreudigen und Kulturinteressierten. Der nächste Frei-Tags-Treff am 13. April, ab 17 Uhr, widmet sich Afghanistan. Eine Stadtteilbewohnerin bereitet kleine Leckerbissen aus ihrer Heimat zu. Die Rezepte der traditionellen Köstlichkeiten werden gesammelt und auf Anfrage gerne weitergegeben. Mehr Infos zu allen Angeboten und Terminen des Bewohnerservice gibt es unter Tel. 0662 632919 oder bws.salzburg-sued@diakoniewerk.at.
Todesangst eines Geflüchteten: „Ich will leben!“ „Der einzige Grund, warum ich meine Heimat verlassen habe, ist es, eine Zukunft zu haben“, erklärt Nashwan Albayati auf den ersten Seiten seines Buches. Mehrmals mündlich bedroht wurde der Iraker in seinem Heimatland. Der 27-Jährige gehört den Sunniten, und damit einer Minderheit an. Auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg zur Uni – immer habe er Angst um sein Leben gehabt. Mit 14 Jahren wurde er schließlich Augenzeuge eines Selbstmordattentäters. Im Jahr 2014, nach seinem Studium, überlegte sich Albayati, wie er aus seinem Land entkommen könnte:
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Nashwan Albayati ist aus dem Irak geflohen. In seinem Buch verarbeitet er seine Erlebnisse auf der Flucht.
„Im Irak gab es keine Zukunft mehr. Ich hatte hier im Irak Todesangst. Ich wollte leben! Ich wollte raus aus diesem Wahnsinn!“ Über einen Schlepper kam er schließlich nach 19 Tagen mit Flugzeug, Boot, Fähre, Bus, verschiedenen Autos und zu Fuß, über tausende von Kilometern in Österreich an. „Todesangst – mein Weg nach Europa“ ist im Innsalz-Verlag erschienen.
Aktiv für
gesundheit
Rechtzeitige, gezielte Therapie kann eine normale Entwicklung ermöglichen.
Entwicklungsverzögerung rechtzeitig erkennen Mit der Therapie möglichst früh beginnen
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Für David war der Start ins Leben kein einfacher: Dank gezielter Therapien im forKIDS Therapiezentrum macht er aber Fortschritte und kann viele seiner Defizite nach und nach ausgleichen. Werdende Eltern hoffen natürlich, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt. Auch wenn in der Schwangerschaft und bei der Geburt alles planmäßig verläuft, zeigen sich in manchen Fällen einige Wochen nach der Geburt Verzögerungen in der Entwicklung. Eine ähnliche Erfahrung machte auch Stefanie P. nach der Geburt ihres Sohnes. „David war immer etwas klein und im Vergleich zu anderen Kindern in der Mobilität etwas weiter hinten.“ Ein Gespräch mit der Hebamme bestätigte sie darin, eine Physio therapeutin aufzusuchen. Diese berichtete ihr vom Start des forKIDS Therapiezentrums in Kitzbühel im Jahr 2016. „Sie hat mir diese Einrichtung empfohlen, weil bis zu diesem Zeitpunkt nichts den gewünschten Erfolg gebracht
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atte. Das Angebot war damals h noch ganz neu“, berichtet die junge Mutter. Mit knapp einem Jahr hatte David noch Schwierigkeiten beim Kopfheben und Sitzen, auch das Essen gelang nicht optimal. „Wir haben uns für eine Kombination aus Physio- und Ergotherapie entschieden, mit ein bis zwei Logo pädiesitzungen“, erklärt die Mutter. Mit Erfolg. Nach sechs Monaten konnten die gesteckten Ziele erreicht werden. Der inzwischen Zweijährige wird aber noch weiter hin einige Stunden Ergotherapie benötigen. Für die Therapeutinnen und Therapeuten steht es im Vordergrund, die Lebensqualität der betroffenen jungen Menschen zu erhöhen. An den neun Therapiestandorten in Oberösterreich, Salzburg und Tirol reicht das Angebot von klinisch psychologischer Behandlung und Psychodiagnostik bzw. -therapie bis zur Physio-, Ergotherapie und Logopädie.
April 2018 ∙ diakonie
Aktiv für
gesundheit „Einschulungstag“ in der Klinik Diakonissen Schladming Die Anforderungen für neue MitarbeiterInnen in einer Krankenanstalt werden immer höher. Um den Einstieg für alle Berufsgruppen zu erleichtern, setzt die Klinik seit Jahren auf einen sogenannten Einschulungstag. Einmal im Quartal stehen mehr als ein halbes Dutzend Referenten zu verschiedenen Themen Rede und Antwort. Auch die Klinikleitung begrüßt alle neuen MitarbeiterInnen persönlich in der Haus- Kapelle und lädt zum gemeinsamen Frühstück ein. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die ‚Neulinge‘ herzlich willkommen zu heißen“ und von Beginn an die diakonische Kultur in unserem Haus zu vermitteln“, so der Geschäftsführer Mag. Peter Stückelschweiger. Von Beginn an die diakonische Kultur vermitteln ist wesentliches Ziel des „Einschulungstages“.
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diakonie ∙ April 2018
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Aktiv für
gesundheit
Kreuzbandriss: Neue Operations methode macht rasch wieder fit Ein innovatives Operationsverfahren bei Kreuzbandrissen macht schnell wieder sportfähig: Bei der RSS-Technik wird das Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt.
Privatklinik Wehrle-Diakonissen: Durch die RSS-Methode kann die Rehabilitations-Phase deutlich verkürzt werden.
Christine Jungbauer
S
chnell wieder sportlich aktiv sein und ihren Beruf ausüben können. Das war der 27-jährigen Eva Karlsböck aus Salzburg besonders wichtig. Beim Skifahren hatte die Physiotherapeutin plötzlich einen brennenden Schmerz im Knie gespürt: „Mir war klar, dass etwas gerissen sein musste und die Magnetresonanztomografie hat dann leider die Ruptur meines vorderen Kreuzbandes bestätigt.“ Diese häufige Verletzung ist bei Hobby- und Spitzensportlern wegen des langsamen Einheilens des neuen Kreuzbandes besonders gefürchtet. So können bis zu neun Monate vergehen, bis wieder gesportelt werden kann.
Sport bereits nach drei Monaten Die von Dr. Gerd Seitlinger entwickelte Operationsmethode mit dem Namen „RRS – Rapid Return to Sport“ kann hingegen die Zeitspanne bis zur vollen Sportfähigkeit deutlich verringern. „Sobald der Patient die Kraft und Koordination wiedererlangt hat, wird er normalerweise bereits nach drei Monaten für Sport freigegeben“, erklärt Dr. Seitlinger. Beim RRS-Verfahren wird eine körpereigene Sehne als neues
Kreuzband in das Kniegelenk eingezogen. Diese wird entsprechend der heute gängigen Technik über Knochenkanäle anatomisch platziert. Zusätzlich wird ein Sicherungsband eingezogen. „Der entscheidende Vorteil dieser Methode ist, dass das Sicherungsband genau im Zentrum des neuen Kreuzbandes liegt, jedoch unabhängig davon verankert wird. So entstehen zwei voneinander unabhängige Konstrukte, die eine stabile Verankerung und ein schnelles Einheilen gewährleisten“, so der Orthopäde. Eva Karlsböcks Knie fühlt sich 13 Wochen nach dem Eingriff stabil an. „Die Operation Ende August ist völlig komplikationslos verlaufen und nach zwei Wochen Schonung konnte ich mit einfachen koordinativen Übungen beginnen“, strahlt die Physiotherapeutin. „Laufen, Radfahren und Trainieren kann ich ohne Probleme und vor kurzem habe ich sogar schon eine Skitour gemacht.“ Auch Dr. Gerd Seitlinger ist vom Genesungserfolg seiner Patientin begeistert: „Wenn ich Frau Karlsböck beim Training zusehe, geht mir das Herz auf. Es ist einfach schön zu sehen, wie rasch sich meine Patienten nach der RRS-OP erholen und wieder aktiv sein können.“
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Im Knie hat jeder Mensch verschiedene Bänder und Sehnen. Die braucht man, damit das Knie gut beweglich und trotzdem auch stabil ist. Ein sehr wichtiges Band im Knie ist das Kreuzband. Wenn man sich das Kreuz band verletzt, muss man operiert werden. Es dauert dann oft lange, bis dass man das Knie wieder gut bewegen kann. Manchmal dauert das sogar 9 Monate bis man wieder Sport machen kann. In der Klinik Diakonissen Salzburg arbeitet Dr. Seitlinger. Dr. Seitlinger ist Orthopäde. Er hat eine neue Methode entwickelt für Kreuzband-Operationen. Bei dieser Operations-Methode kann das Knie viel schneller heilen. Die Patientinnen und Patienten können dann wieder viel schneller das Knie gut bewegen. Sportlerinnen und Sportler können sogar nach 3 Monaten wieder mit dem Sport beginnen. April 2018 ∙ diakonie
bitte Ein herzliches Dankeschön …
Lernhilfe für bessere Zukunftschancen
… an alle SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen Beträgen in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Jede Spende zählt!
Alle Kinder sind neugierig und lernen gerne. Doch manche brauchen besondere Unterstützung und Ermutigung, um ihre schulischen und sozialen Kompetenzen zu entwickeln. In der Lernbrücke Salzburg bekommen Kinder diese Unterstützung, die für viele die Voraussetzung für eine bessere Kindheit und ein Leben mit Zukunft ist. „Nur noch drei Mal schlafen, dann darf ich wieder mit der netten Frau lernen“, erzählt der kleine Kevin voller Vorfreude seinem Vater. Mit der „netten Frau“ meint der 8-Jährige seine Lernbegleiterin in der Lernbrücke Salzburg. Kevin besucht regelmäßig dieses Angebot, um seine schulischen Defizite auszugleichen und bessere Zukunftschancen zu bekommen. Freiwillige Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter unterstützen in der Lernbrücke Kinder beim Lesen, Rechnen oder V okabeln lernen. Gerade für sozial benachteiligte Familien, in d enen das Wissen fehlt, um den Kindern beim Lernen zu helfen, und auch die finanziellen
Mittel für eine bezahlte Nachhilfe nicht vorhanden sind, ist diese kostenlose Unterstützung eine wichtige Hilfe. So auch für Kevins Familie. „Mein Kind soll es einmal besser haben“, wünscht sich sein Vater. Er weiß, dass Bildung der Schlüssel dazu ist. Doch wegen seiner fehlenden Ausbildung kann er seinen Sohn nicht unterstützen. In der Lernhilfe bekommt Kevin die nötige Begleitung und Hilfe von ehrenamtlichen Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern. Mittlerweile ist Kevin mit Ehrgeiz und Freude bei der Sache. Damit noch vielen weiteren Kindern diese kostenlose Art der Lernhilfe geboten werden kann, sind wir dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende für Übungs bücher und pädagogische Spiel materialien. Nur so können wir Kevin und anderen Kindern aus armutsgefährdeten Familien eine bessere Zukunft ermöglichen. Vielen Dank!
Katholische Frauengruppe kocht zugunsten Wohngemeinschaft Die Firmengruppe und die katholische Frauengruppe aus Hopfgarten stellten sich kürzlich in den Dienst der guten Sache. Die Frauen kochten eine Fastensuppe, die Firmlinge verkauften diese im Anschluss an die Messe. Der Erlös kam der Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung des Diakoniewerks in Kirchbichl zugute. Firmen-Weihnachtsgeschenke gespendet Einen besonderen Schritt setzte die IT-Firma Xtention: Sie haben sich dazu entschlossen, von Firmen-Weihnachtsgeschenken abzusehen und stattdessen 5 000 Euro an das Diakoniewerk zu spenden. Spende für Wohnen Kirchbichl Kfz Oberladstätter spendete 800 Euro für Wohnen Kirchbichl – in drei Wohn gemeinschaften bietet diese Wohnform 13 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung ein Zuhause. Virgilbus in Salzburg unterstützt Danke an Café Tomaselli GmbH & CO KG für 1 700 Euro, die dem Virgilbus in Salzburg zu Gute kommt. Der Virgilbus bietet obdach losen Menschen einmal pro Woche eine niederschwellige medizinische Beratung und Basisversorgung. Werkstätte Mauerkirchen sagt Danke! 3 100 Euro gehen von Huber-Wimmer BaugmbH & Co KG an die Werkstätte Mauerkirchen.
Lernbrücke Salzburg: Frühzeitig Defizite ausgleichen für bessere Zukunftschancen
diakonie ∙ April 2018
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verwöhnt mit regionalen Spezialitäten in gemütlicher Atmosphäre. Seien Sie unser Gast im Café & Bistro KOWALSKI. Verlängerte Öffnungszeiten ab 14 Mai: KOWALSKI Linz
KOWALSKI Gallneukirchen
Mo bis Fr 7.45 bis 17 Uhr Sa 7 bis 13 Uhr
Mo bis Sa 8 bis 19 Uhr So 8 bis 17 Uhr
Marktplatz 3 b/d, 4020 Linz geschmack@cafe-kowalski.at
Hauptstraße 3, 4210 Gallneukirchen genuss@cafe-kowalski.at
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