GEHOBENE GASTFREUNDSCHAFT OHNE TITEL BURGEN, SCHLÖSSER UND GEBÄUDE FLUIDE KOMMUNIKATION
PROJEKTE
KUNST IM HAUS BETHANIEN ENTDECKEN
D
ank der OÖ. Landessonderausstellung 2015 war es dem Diakoniewerk möglich, das Haus Bethanien in einer qualitätsvollen Weise für eine moderne und zeitgemäße Nachnutzung vorzubereiten, sodass die im Haus arbeitenden und wohnenden Menschen optimale Rahmenbedingungen für ihre Arbeits- oder Lebenssituation vorfinden. Für den spannenden Dialog von Kunst und Architektur wurde dem Diakoniewerk ein Budget für „Kunst am Bau“-Projekte vom Land Oberösterreich zur Verfügung gestellt. Zielsetzung von „Kunst am Bau“ ist ein gleichberechtigtes, partnerschaftliches Miteinander von Architektur und Kultur in öffentlichen Gebäuden. Mit den vier Kunstinstallationen ist dem Diakoniewerk ein anspruchsvolles Vorhaben gelungen. Die Objekte sind ästhetisch und sensibel integriert und stehen im Einklang mit dem Haus Bethanien. Kunst soll auch im Alltag spürbar sein. Die Projekte der oberösterreichischen Künstlerinnen und Künstler und der Kunstschaffenden des Diakoniewerks sollen die Auseinandersetzung mit Kunst fördern und damit auch die Wertschätzung für ihre Arbeiten steigern.
4 KUNST IM HAUS BETHANIEN
GEHOBENE GASTFREUNDSCHAFT DECKENGESTALTUNG CAFE & BISTRO KOWALSKI A ND REA S
ST RAUSS
Unter dem Titel „Gehobene Gastfreundschaft“ wurde von Andreas Strauss ein Konzept realisiert, bei dem Sessel – an einem Seilzugsystem befestigt – bis knapp unter den Plafond des Raumes gezogen wurden. Die Sessel schweben wie eine Wolke über den Gästen des Café & Bistro KOWALSKI im Haus Bethanien. Durch das Seilsystem können die Möbel jederzeit realer Bestandteil des Gastraumes werden und so Platz für noch mehr Gäste und somit ein Mehr an Gastfreundschaft schaffen. Die Leichtigkeit dieser wolkenartigen Installation schafft darüber hinaus einen visuellen Glanzpunkt und eine besondere Akustik im Raum.
ANDREAS STRAUSS Künstler, Architekt, Designer aus Ottensheim Seine Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit Zwischenräumen im öffentlichen Raum, unter anderem durch die Zweckentfremdung städtischer Alltagsobjekte.
6 KUNST IM HAUS BETHANIEN
OHNE TITEL TEXTILE RAUMINSTALLATION STIEGENHAUS M A RIA
T REM L
Die sechs eigenständigen Textilnetze von Maria Treml stehen in einem rhythmischen, dynamischen Verhältnis zueinander und bilden so wieder ein großes Ganzes im Stiegenhaus des Haus Bethanien. Durch die Überschneidungen und Einblicke werden differenzierte Raumsituationen geschaffen. Das Objekt erstreckt sich über drei Ebenen des Gebäudes und ermöglicht je nach Standpunkt für die Betrachterin/den Betrachter unterschiedliche Perspektiven. Sowohl von unten nach oben als auch umgekehrt und seitlich ergeben sich spannungsvoll kaleidoskopische Ein-, Aus- und Durchblicke. Diese Netzwerke stehen für ein Miteinander-Arbeiten, Sich-Vernetzen, In-Beziehung-zueinander-Treten und vermitteln Ruhe und Ausgewogenheit.
MARIA TREML Textil-Künstlerin aus Altmünster Treml ist bekannt für ihre zahlreichen textilen Großprojekte und Rauminstallationen sowie Auftragsarbeiten im privaten und öffentlichen Raum.
8 KUNST IM HAUS BETHANIEN
BURGEN, SCHLÖSSER UND GEBÄUDE MOBILE TRENNWAND VERANSTALTUNGSSAAL ERIKA
STAUDI N G E R ,
N ATAL I A
M Ü L L E R
Auf der mobilen Trennwand des Veranstaltungssaals wurden fünf bildnerische Arbeiten der Künstlerin Erika Staudinger von Natalia Müller zu einem großen Ganzen arrangiert. Grundlage für die gestalterische Umsetzung sind architektonische Gebilde, weshalb Staudinger dem Objekt den Titel „Burgen, Schlösser und Gebäude“ gab. Sie malt mit einem harten Bleistift oft stundenlang in ihre Motive hinein und beansprucht dadurch das Material sehr. Das intensive Bearbeiten des Papiers und die dadurch entstehenden reliefartigen Strukturen ergeben komplexe lineare Verdichtungen. Durch die Vergrößerung der Sujets wurde eine völlig neue und spannende Sicht auf die Arbeiten von Erika Staudinger ermöglicht.
ERIKA STAUDINGER Künstlerin Die Kunstwerkstatt, Diakoniewerk Ihre Werke befinden sich teils in Privatbesitz, teils in der Sammlung von Arnulf Rainer und im Museum der Moderne Salzburg. NATALIA MÜLLER Mitarbeiterin Die Kunstwerkstatt, Diakoniewerk Die akademische Künstlerin begleitet Menschen mit Behinderung dabei, ihr eigenes Können zu erkennen, sich im Kunstschaffen weiterzuentwickeln und zu präsentieren.
10 KUNST IM HAUS BETHANIEN
EINWIRKUNGAUSWIRKUNG – FLUIDE KOMMUNIKATION BETON- UND GLASOBJEKT HAUPTEINGANG CHRISTO PH RAF F E TS E D E R G UNT ER Z EH E T N E R , G E R H AR D
P ÖTS C H E R
Ausgehend vom architektonischen Konzept des Haus Bethanien wurde von Christoph Raffetseder ein korrespondierendes Objekt geschaffen. Er hat die Materialien Beton – als Träger von Tradition – und Glas – das die Neudefinition des Gebäudes und Beweglichkeit symbolisieren soll – für seine Arbeit aufgegriffen.
CHRISTOPH RAFFETSEDER Künstler aus Gallneukirchen Zeichnungen und Comics zeichnen seine Arbeiten aus. GERHARD PÖTSCHER GUNTER ZEHETNER
Die Oberfläche des Betonelements ist strukturiert durch die Arbeit des Künstlers Gunter Zehetner. In diese Struktur ist das Relief einer Brailleschrift eingearbeitet, die den Satz des blinden Künstlers Gerhard Pötscher transportiert: „Ein Relief ist das, was man begreifen kann. Das ist eine erhabene oder aufgeschwollene Geschichte. Irgendwie kann man es damit vergleichen, aber nicht ganz.“
Künstler Die Kunstwerkstatt, Diakoniewerk
Das Wechselspiel der beiden Künstler bildet die kongregative Verbindung des Betonelements. Der Glaskörper dient als Bildträger und Projektionsfläche für farbige Inseln und kleine Szenen und soll die Betriebsamkeit des Hauses widerspiegeln und Ruhe und Ausgewogenheit vermitteln.
Zehetner bearbeitet die Reliefs von Pötscher und füllt die Flächen zwischen den Braillepunkten mit einem unveränderten, rhythmischen Bewegungsduktus aus.
Der gänzlich erblindete Pötscher reflektiert seine eigene Neuorientierung und die des Haus Bethanien in Phantasie- und Realgeschichten in Brailleschrift.
HAUS BETHANIEN Das Haus Bethanien ist ein Symbol für die mehr als 140-jährige Geschichte des Diakoniewerks, die 1874 mit der Gründung des damaligen „Evangelischen Vereines für Innere Mission“ unter Pfarrer Ludwig Schwarz und den ersten Diakonissen Elise Lehner und Elisabeth Obermaier aus Thening ihren Anfang genommen hat. Dieses war mehr als 100 Jahre das Mutterhaus, die Heimat, der Einkehrort der Diakonissen, der einzigen evangelischen Schwesternschaft – einer ordensähnlichen Gemeinschaft, die sich als Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft verstanden hat. Von diesem Haus wurden die Schwestern ausgesendet oder haben zur Gänze hier gewohnt, weil ihr Wirkungsort in unmittelbarer Nähe war. Hierher sind sie zurückgekehrt, um sich von ihrem herausfordernden Dienst in der Gemeinschaft der Schwestern zu erholen und geistlich zu stärken. Der West flügel des Hauses stand von Anfang an auch anderen als Zufluchtsort zur Verfügung. Mit dem Zu-Ende-Gehen der Diakonissentradition hat das Mutterhaus ein Stück weit seine Funktion verloren, doch ist es auch in Zukunft dem sozialen Engagement und Wirken gewidmet. Beschäftigungsangebote für Menschen mit Behinderung, eine Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz, Wohnen für Menschen im Alter und Räume für die Schulen für Sozialbetreuungsberufe des Diakoniewerks werden hier dem Erbe der Diakonissen, der Pionierinnen der Sozialen Arbeit des Diakoniewerks, gerecht.
HAUS BETHANIEN Diakoniewerk Hauptstraße 3, 4210 Gallneukirchen Telefon 07235 63 251; office@diakoniewerk.at Rechtsträger: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen
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