Die Zeitlos #10

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Jubiläumsausgabe #10 Sommersemester 2018

DIE ZEITLOS DAS STUDENTENMAGAZIN

issue

#10

JUBILÄUMSAUSGABE WISSEN ON DEMAND

Wie die Digitalisierung die Universitäten verändern könnte

6 MONATE, 4 JAHRE, EIN GANZES LEBEN LANG? Vanlife - drei Geschichten fernab des Instagram-Mainstreams

ES KEAT OANFOCH NO MEHR GSCHMUST

Ein privater und intimer Einblick in das Studentenl(i)eben


WEHRTE LESERIN, WEHRTER LESER, du hältst etwas Besonderes in deinen Händen. Es handelt sich hierbei um die zehnte Ausgabe des wohl besten Studierendenmagazins Innsbrucks, der „Zeitlos“. Für ein unabhängiges Medienblatt ist das ein erstaunlicher Meilenstein. Denn auch für diese Schöpfung mussten in Eigenverantwortung Anzeigenpartnerinnen und -partner gefunden werden, die Ausgabe musste gelayoutet werden und unsere Redakteurinnen und Redakteure mussten neben ihrem Studierendenleben die Artikel schreiben. Ohne all jene, die an dieser Jubiläumsausgabe mitgewirkt haben, gäbe es „Die Zeitlos“ nicht und du hättest nicht ein qualitativ anspruchsvolles Erzeugnis in deinen Händen. Deshalb ein dreifaches „Hurra“ für all die fleißigen „Zeitlosen“. Das Leitthema der „Zeitlos #10“ sind wir. Nenn uns eingebildet, aber es passiert nicht jeden Tag, dass man ein Jubiläum feiern kann. Darum findest du u.a. einen Artikel, der die Geschichte der „Zeitlos“ aufgreift. Wir haben uns auch angeschaut, wie sinnvoll (oder nicht) es ist Jubiläen zu feiern und, passend zu dieser zehnten Ausgabe, was herauskommt, wenn willkürlich zehn Zutaten ausgewählt werden, um daraus ein Menü zusammenzustellen. Natürlich haben wir dich dabei nicht vergessen. Auf den folgenden Seiten findest du deshalb verschiedene Tipps, Kurioses, Zukunftsweisendes und vielleicht so manche Überraschung. So kannst du davon lesen, wie die Universität der Zukunft aussehen könnte, wie man Teile Afrikas am besten mit dem Rad erkunden kann, was es mit dem Vinyl-Trend auf sich hat, welche Sommer-Festivals auf deinem Programm stehen sollten oder welche Orte in Innsbruck sich zum „näher kennenlernen“ besonders gut eignen. Wie immer erhältst du also einen Überblick über die unterschiedlichsten Themen, in und rund um unsre geliebte Alpenmetropole. „Die Zeitlos“ gibt es nun schon seit über sechs Jahren. Und wir haben noch nicht genug. Um dir und deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen mit zeitlosen Inhalten das Studierendenleben in Innsbruck so abwechslungsreich und interessant wie möglich zu Foto: Lorenz Zenleser

machen, sind wir auch immer auf motivierte Menschen angewiesen, die uns unterstützen. Wir sind immer auf der Suche nach Leuten, die sich in den Bereichen Redaktion, Marketing, Design, Eventmanagement, Fotografie, Informatik und vielem mehr aktiv einbringen und unser großartiges Magazin weiterbringen. Wir sehen uns als Ideenwerkstatt, in der man sich kreativ austoben kann und wo alle willkommen sind. Je bunter, desto besser.

Wir suchen Redakteure, Designer, Fotografen, Zeichner, Organisatoren und Marketing‘ler. Wir suchen DICH!

Wenn du also daran interessiert bist, dich in einem oder auch in all diesen Bereichen zu verwirklichen, lass es uns wissen. Schreib uns einfach eine Mail, eine Nachricht über Facebook oder probiere es mit einem Medium deiner Wahl. Wir freuen uns immer über neue Gesichter und insbesondere auf dich. Wir wünschen dir viel Spaß mit unserer Jubiläumsausgabe und würden uns freuen dich bei unseren Redaktionssitzungen willkommen zu heißen.

Janina, Moritz und Matthäus

DIE ZEITLOS - DAS STUDENTENMAGAZIN, Ampfererstraße 29 in 6020 Innsbruck, ZVR: 99701294 SCHRIFTFÜHRER. Ma häus Masè

KASSIERIN. Janina Berkmann

DER HARTE KERN. Felix De Zordo, Ma häus Masè, Tamara Oertel, Ulrich Ringhofer, Moritz Jelting, Veronika Schmidt, Julia Wolfschütz, Bianca Brodbeck, Janina Berkmann, Ju a Stackelberg, Lisa Probst, Antonia Moschin, Katrin Sche änker, Kristina Halabi, Benjamin Masè, Pauline Tagwerker, Tabea Braun, Tjara Boine, Tobias Mulser, Christina Ve orazzi, Veronika Graf, Sophie Winder und Lorenz Zenleser. ARTDIRECTOR. Lorenz Zenleser COVERFOTO. Lorenz Zenleser

DESIGN&LAYOUT. Lorenz Zenleser, Veronika Graf & Sophie Winder EMAIL&ANZEIGEN. medienimperium@diezeitlos.at

HOMEPAGE. www.diezeitlos.at

Unterstützt durch: Alle Inhalte stammen von Studierenden verschiedener Hochschulen und werden frei von den Autoren und Autorinnen gewählt. Wir geben keinerlei Gewähr auf Aktualität, Qualität, Vollständigkeit oder Korrektheit der bereitgestellten Inhalte und Informationen. Haftungsansprüche gegen das Magazin, welche sich auf Schäden ideeller und materieller Art beziehen, die durch die Nutzung oder die Nichtnutzung der angebotenen Information bzw. durch die Nutzung fehlerhafter oder unvolständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Copyright auf alle Inhalte durch den Verein Zeitlos 2018.

Foto: Lorenz Zenleser

OBMANN. Moritz Jelting


Inhaltsverzeichnis Jubiläumsausgabe

Genial Champagner sta Popcorn Die Kochchallenge

34 36 Zügellos Es keat oanfoch no mehr gschmust

Jubiläum Jubiläumsrausch Timeless Zeit(los)strahl

6 7 10

Studieren Wissen on Demand 12 Das umstri ene Comeback 16 Unigeflüster 18

Welt Georgien 20 6 Monate, 4 Wochen, ein ganzes Leben lang 24 Radeln durch Afrika 28

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INHALT

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Trend Put your hands up in the air Styleguide How to stay fit Faszination Vinyl Zapfenstreich

38 40 46 50 52

Jubiläumsausgabe? Seit 10 Ausgaben gibt es bereits die Zeitlos. In unserer Nr. 10 findest du unsere Tipps und Tricks für das Innsbrucker Studentenleben! Die heißesten Locations, die ausgefallensten Sportarten und die kniffligsten Rätsel werden Dich auf den folgenden Seiten in ihren Bann ziehen! Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen oder beim Bilder anschauen und durchblättern!

INHALT

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JUBILÄUMS RAUSCH

TIME LESS

VON KATRIN SCHEFBÄNKER UND TJARA-MARIE BOINE

VON MORITZ JELTING

JUBILÄUM HIER, JUBILÄUM DA! Sie werden in jeder Form gefeiert, egal ob Geburtstag, Hochzeit oder Dienstzeit. Und das auch noch so viel und so oft wie möglich. Natürlich feiere ich auch gern – keine Frage! Aber ist dieses Rambazamba denn wirklich nötig? Jede Feier muss noch größer und spektakulärer sein. Wobei ich noch gar nicht mit den Geschenken angefangen habe. Da kann ich nun wirklich schon ein Lied davon singen! Jedes Mal wieder die große Frage, was du denn dem Feiernden schenken sollst. Wichtig ist dabei noch, dass es auf jeden Fall etwas ganz Besonderes ist und das vorherige Geschenk unbedingt übertrifft. Was nicht zu vergessen ist, das ganze Feiern ist nicht gerade billig. Wäre es da nicht viel einfacher, diese übertriebenen Feierlichkeiten und Präsente einfach wegzulassen? Stattdessen gehst du mit deinen Liebsten ohne großen Aufwand etwas trinken, genießt die gemeinsame Zeit und freust dich über ein kleines Mitbringsel, dass die Geldbörse in Ruhe lässt und dafür von Herzen kommt.

Ich liebe Jubiläen. Genauso wie Hochzeiten, Geburtstage oder andere kleine Feiern, ganz egal. Mit seinen liebsten Menschen zusammen zu sein und die schöne Zeit zu genießen, ist das Allerbeste auf der Welt. Kannst du dir etwas Schöneres vorstellen als deine Freunde um dich herum zu haben, Kuchen zu essen (Kuchen – wahrscheinlich einer der besten Gründe), gute Musik zu hören und euch gegenseitig mit kleinen Geschenken zu überraschen? Ich auf jeden Fall nicht! Das Lächeln auf dem Gesicht eines Freundes, wenn man an seinen ganz besonderen Tag gedacht hat und ihm ein Geschenk überreicht, ist unbezahlbar. Wenn es nach mir ginge, dürfte es jeden Tag einen Anlass zum Feiern geben. Ein neues Jahr, eine bestandene Prüfung, ein Jahrestag – Jubiläen sind da, um gefeiert zu werden und um sich dafür zu belohnen, etwas geschafft zu haben. Nur schade, dass sie immer so schnell vorbei sind. Da hilft nur eins – direkt mit der Planung für die nächste Jubiläums-Party anfangen!

10 AUSGABEN ZEITLOS

Fotos: Moritz Jelting

MITREISSEN LASSEN ODER GEGEN DEN STROM SCHWIMMEN?

Nach 10 Ausgaben, 142 Artikeln und jeder Menge Herzblut sollte es auch einmal erlaubt sein, zurückzublicken. Wir haben uns daran versucht die Anfänge, Gefühle, Rückschläge und Ziele aus sechs Jahren Zeitlos ein bisschen zusammen zu fassen – hübsch betitelt mit unnötigen Anglizismen und einer gewissen Prise Pathos:

TIMELESS BEGINNING Am Anfang stand eine Idee. Was kitschig klingt war tatsächlich so. Die Idee, ein eigenes Studentenmagazin zu gründen, bei dem man unabhängig von größeren Institutionen und anderen Einschränkungen die journalistischen Wege und „irgendwas mit Medien“ einfach mal ausprobieren kann. Ein Produkt, mit dem die trockene Theorie aus den Hörsälen direkt angewendet werden kann. Das, gepaart mit der Tatsache, dass es so etwas in der Form in Innsbruck noch nicht gab, führte im November 2011 zu den ersten Gehversuchen der Zeitlos. Das Magazin sollte dabei keine Informationszeitung für das aktuelle Studentengeschehen sein, sondern zeitlose Themen bieten, welche von Studenten für Studenten ausgewählt und dann auch aus deren Perspektive angegangen werden. Nach

kurzer Zeit wurde am Geburtsort, dem Management Center Innsbruck, jedoch klar, dass für ein solches Unterfangen größer gedacht werden muss. Nach der Gründung des Non-Profit Vereins wurde das Konzept auf alle Universitäten in Innsbruck erweitert und dort fleißig nach motivierten Mitgliedern gesucht. TIMELESS FEELING Bei der Zeitlos zu sein kann man gut mit einem typischen Verein vergleichen. Da gibt es zum einen die Funktion des Vereins, welcher bei der Zeitlos der auszuführende, journalistische Teil ist. Man soll sich ausprobieren können in allem, was mit Medien zu tun. Das heißt Ideen produzieren, Events besuchen, Artikel schreiben, Artikel korrigieren, sich in ReJUBILÄUM

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daktionssitzungen organisieren, layouten, designen, quer denken und dabei stets kreativ bleiben. Man soll möglichst alle medialen Wege ausschöpfen und abtasten können: Radio, Fotographie, Film, Internet – im Grunde sind keinerlei Grenzen gesetzt. Steht das Produkt, ist es damit noch nicht getan. Das Geschriebene und Gestaltete muss auch noch angepriesen, vermarktet und schlussendlich an den Leser, Zuschauer oder Zuhörer gebracht werden. Jeder Release Party, jeder Guerilla-Marketing-Aktion und jedem Versuch, Anzeigenpartner zu gewinnen sollen dabei keinerlei kreative Grenzen gesetzt werden. Zum anderen geht es aber auch, wie in jedem Verein, um die Gemeinschaft. Darüber, sich mit den verschiedensten Leuten, die man sonst evtl. nie getroffen hätte, einig werden zu müssen; Vorschläge zu diskutieren und sich auch einmal überraschen zu lassen. Sei’s in der wöchentlichen Redaktionssitzung oder beim Bierchen danach. TIMELESS STRUGGLE Die Zeitlos ist das, was ihre Mitglieder aus ihr machen. Also ist das oberste Gebot jedes Jahr der studentischen Fluktuation zu trotzen und immer wieder neue motivierte Mitglieder zu finden. Doch nach dieser alljährlichen Hürde kommen viele Weitere: Neues entdecken, den Tücken der Prüfungszeit trotzen, Rückschläge einstecken, innere und äußere Konflikte lösen und dabei stets die Motivation hoch halten. Dass dabei nicht immer alles gut gehen kann ist klar. Doch es soll eben erlaubt sein, Fehler zu machen. Es soll erlaubt sein, aus Fehlern zu lernen. Dank des Non-Profit Charakters steht nicht im Vordergrund, möglichst viel Geld zu scheffeln, sondern den Verein und die Mitglieder weiter zu bringen und dafür zu sorgen, dass es immer weitergehen kann.

TIMELESS GOALS Wobei wir schon beim nächsten Punkt wären: Wo soll das alles hinführen? So wie die Studentenzeit irgendwann einmal endet, so endet für jedes Zeitlos Mitglied auch irgendwann die „Zeitloszeit“. Zu dem Lernprozess gehört deshalb nicht nur sich weiter zu entwickeln und die Zeitlos immer etwas vielfältiger zu machen, sondern auch die Fähigkeit, Gelerntes weiterzugeben und Verantwortungen abgeben zu können. Aber wer weiß, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Viel-

leicht gibt es bald die Zeitlos nicht nur in Innsbruck und die Idee schwappt ein bisschen über die Alpen hinaus. Doch wenn man sich auf eines einigen kann, dann, dass es die Zeitlos auch noch für mindestens 10 weitere Ausgaben geben soll. Vielleicht ja mit genau dieser Person, die das hier gerade liest. Z

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Steckbrief

INTERVIEW MIT

BENJAMIN NICKEL, EINEM DER DREI GRÜNDER DER ZEITLOS.

Zeitlos (Moritz Jelting): Wann kamen dir die ersten Gedanken, ein Studentenmagazin zu gründen? Ben: Ganz am Anfang, als junger, motivierter Student, kam die Idee auf, ein Studentenmagazin zu gründen. Ich habe dann mit meinen Kommilitonen Lisa Gapp und Florian Höhnl gemeinsam angefangen einfach mal Meetings aufzusetzen, Studenten einzuladen und dann hat sich das so ein bisschen von allein entwickelt. Z: Wie kamst du auf die Idee zur ersten Form der Zeitlos? B: Mir hat einfach etwas gefehlt. Ich hab damals als Student von Management, Communication & IT am MCI gedacht, es wäre doch auch ganz nett ein Studentenmagazin für das MCI zu gründen. Relativ schnell haben wir dann gemerkt, dass das noch viel flächendeckender interessant wäre, also nicht nur fürs MCI, sondern für die ganzen Universitäten in Innsbruck. Und, da leg ich auch ein bisschen Wert drauf: die Zeitlos soll ein Studenten-MAGAZIN und keine „Presse“, also keine wöchentliche oder monatliche Zeitung, sein. Sie soll nur einmal im Semester oder Jahr rauskommen und zeitlose Themen aufgreifen, die langfristiger angesetzt sind. Z: Was waren denn die größten Hürden am Anfang? B: Ich glaube das war erst einmal Struktur zu finden, wie man das Ganze angeht, Gelder zu bekommen von den verschiedenen Stellen, um den Druck auch zu finanzieren.

Z: Was hast du denn am meisten gelernt während deiner Zeit bei der Zeitlos? B: Ich hab mich sehr stark auf Netzwerken und Kontakte heranbringen konzentriert, alleine schon, um die Zeitlos erstmal bekannt zu machen. Wir haben uns mit Universitätsprofessoren getroffen, mit Größen von Innsbruck und uns mit denen unterhalten. Wir haben auch wirklich viel Unterstützung dabei bekommen. Mit ihnen zu überlegen: „Wie geh ich strukturierter damit vor?“, „Was sind unsere Ziele?“, „Was für Mehrwert bieten wir jemandem?“, das hat uns dann auch sehr viel geholfen. Das alles auch einfach mal live durchzuführen und nicht nur am theoretischen Beispiel in der Universität, sondern an einem echten Projekt, das war denke ich das Spannendste und da hab ich auch am meisten gelernt. Z: Und wenn du jetzt nach all der Zeit zurückblickst, was hat dir am meisten Spaß gemacht und was am wenigsten? B: Am meisten Spaß hat mir wirklich die Interaktion mit den verschiedensten Persönlichkeiten gemacht. Wir hatten gefühlt aus jedem Studiengang der Universitäten jemanden bei uns dabei. Wir hatten die verschiedensten Leute, die sich teilweise ohne die Zeitlos wahrscheinlich nie kennen gelernt hätten und es hat sich dann auch eine tiefe Freundschaft zwischen vielen entwickelt. Es hat einfach total viel Spaß gemacht, komplett andere Gesichtspunkte zu haben und trotzdem gemeinsam an so einem Projekt zu arbeiten.

Z: Was hat dabei am wenigsten Spaß gemacht? B: Die Umsetzung (lacht). Wenn man eine gute Idee hatte, dann musste man sie meistens auch immer umsetzen und das tat dann immer am meisten weh. Ideen schafft man schnell, aber die Umsetzung ist natürlich immer schwieriger. Sonst war’s eigentlich gar nicht so viel. Eigentlich hat die Zeitlos immer Spaß gemacht, denn es war ja auch immer ein Hobby. Und wenn ein Hobby keinen Spaß macht, dann kann man‘s auch sein lassen. Z: Wie wichtig meinst du, ist der Aspekt, dass die Zeitlos unentgeltlich und ein Non-Profit-Verein ist, was ja von euch von Anfang an so angedacht war? B: Sehr! Wir wollten niemanden dazu bringen für uns zu schreiben, nur damit er dann Geld kriegt, weil es auch um die Gemeinschaft geht und man sich mit der ganzen Sache identifizieren muss. Die Leute kommen nicht hin, weil sie dabei Geld verdienen, sondern sie kommen, um neue Leute kennen zu lernen, um sich zu engagieren, um den Journalistenberuf kennen zu lernen, um sich auszuprobieren. An der Universität hat man eben noch viele Flausen und Ideen im Kopf und auf einmal kann man sich mit ganz verschiedenen Leuten austauschen. Z: Was würdest du der Zeitlos denn für die Zukunft wünschen? B: Ich würde mir wünschen, dass die Zeitlos in ganz Österreich präsent wäre. Und natürlich, dass sie noch lange, lange Zeit bestehen wird. Z: Vielen Dank für das Interview. Z

JUBILÄUM

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ZEIT(LOS)STRAHL

2007 2009

ÜBER 6 JAHRE UND 10 AUSGABEN ZEITLOS …UND WAS SONST NOCH SO PASSIERT IST: VON TAMARA OERTEL UND MORITZ JELTING

ZEITLOS – DAS TIROLER STUDENTENMAGAZIN

WS 2011

NAVIGATE AT MCI

Vor der Zeitlos, gab es bereits eine Zeitlos. Von dem Studentenmagazin, welches am MCI von 2007 bis 2009 zweimal pro Semester herauskam, wurde lediglich der Name übernommen. Ansonsten ging es mit neuem Konzept und komplett neu aufgestelltem Team drei Jahre später von vorne los, wobei jedoch Ehemalige der „ersten Zeitlos“ beratend zur Seite standen.

Das kleine Heft wurde damals allen Erstsemestern des MCIs mitgegeben. Vollgepackt mit nützlichen Tipps für die ersten Schritte im Innsbrucker Studentenleben baute es hauptsächlich das Budget für die erste richtige Ausgabe mit auf.

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1. + 2. AUSGABE

Die Zeitlos Ausgabe #1 hat schon vieles, was es heute immer noch gibt: Die fünf Kategorien Welt, Studieren, Trends, Genial und Zügellos, ein Rezept und eine große Auswahl an zeitlosen Artikeln: vom klassischen Auslandssemesterbericht bis zum besonderen Interview einer Studentin, die nebenbei als Eskortdame jobbt.

youtube

Highlight der Ausgabe Das Interview des amerikanischen Botschafters das es immer noch auf Youtube zu bewundern gibt.

SS 2012 WS 2012

Die Ausgabe #2 führt den Weg weiter und ist mit dem bisher einzigen gezeichneten Titelbild insgesamt eher schlicht gehalten. Mit 20 QRCodes (also auf jeder Doppelseite mindestens einer!) hat man noch auf ein mittlerweile eher aussterbendes, als auf ein zukunftsweisendes Medium gesetzt. Die Zeitlos ist eben zum

1. Olympische Jugend-Winterspiele in Innsbruck

Guttenberg-Affäre Plagiat Hochzeit William & Kate Amy Winehouse stirbt Jahr des Regenwurms 7 Milliardste Erdenbürger (Danica May Camacho)

R.I.P

?

Ausgabe #8 handelte dann vom Ernähren und ernährt werden. Neben Artikeln zu Gewürzen, Asia Take Aways und Veganismus war sogar noch eine Fotostrecke mit Foodporn Bildern dabei. Highlight der Ausgabe Mann mit Stange - der männliche Teil der Zeitlos Redaktion zu Besuch in einem Poledancestudio

Und die Ausgabe #10 hast du hier vor dir liegen. Mach dir also dein eigenes Bild von der Gegenwart!

SS 2018

Highlight der Ausgabe Dass du sie liest!

Tage der Zeitlos an (siehe: Navigate at MCI). Highlight der Ausgabe Ein Stich in(s) Herz, Abschied nehmen von Innsbruck – was vielen von uns wohl irgendwann blüht.

SS 2014

Designtechnisch ähnlich, jedoch thementechnisch ernster geht es in Ausgabe #4 zu. Von Fracking über das Geschlecht im Wandel bis hin zur Philosophie über Freiheit, Gerechtigkeit und Wandel wurde ein breites Spektrum an Themen

Die Ausgabe #9 war ein kleiner Wegweiser für alle, die sich in Innsbruck ein wenig verlaufen haben, sei’s nun, weil sie neu sind, oder schon zu lange da. Mit den perfekten Weggehtipps, einem Kino-Test und den 10 Dos & Don’ts für Erstis knüpfte sie schon fast nostalgisch an die ersten

SS 2015

5. + 6. AUSGABE

Highlight der Ausgabe Freies Radio: Über die Geschichte des freien Radios in Österreich – Ein erster Antastversuch ans Medium Radio.

Reise, Reise, jeder macht’s auf seine Weise. Die Ausgabe #7 ging übers Verlassen von Innsbruck und was man dort so erlebt. Außerdem wurde das Format schon wieder etwas kleiner und handlicher und zum ersten Mal gab es auch eine ausgewachsene Spieleseite.

Highlight der Ausgabe This is Nowhere: Interview mit dem Gründer des heute noch bestehenden Nowhere Stores

YOLO Jugendwort des Jahres

Ai se eu te pego (Michel Teló) Sommerhit des Jahres

Highlight der Ausgabe Hinaus aus Innsbruck: die fünf besten Wanderwege rund um die Alpenmetropole – Weil doch jeder Student in Innsbruck immer sagt: „Ich komm wegen den Bergen“

Ausprobieren da! Highlight der Ausgabe Prokrastination, oder der Morgen danach ein Artikel übers Prokrastinieren, geht’s noch studentischer?!

3. +4. AUSGABE SS 2013 WS 2013

What does the fox say/ Wrecking Ball/ Twerking wird zum Tanztrend/ Harlem Shake Papst Franziskus

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JUBILÄUM

Fotos: Moritz Jelting

Jugendwort des Jahres „I bims“, Amtseinführung Donald Trump, Disney Land Paris wird 25, Dabbing, Alexa, America first, Ehe für alle, Figet Spinner, Despacito

SS 2016

Die Ausgabe #5 erscheint dann erstmals nicht mehr im normkonformen DIN A4 Format, sondern etwas kleiner und rebellischer. Und noch was Neues: das unvergleichbare, heraustrennbare „Studying in the Mountains“ Poster in der Mitte.

abgesteckt.

SS 2017 WS 2017

In der Ausgabe #3 gab es auch endlich mehr und größere Bilder zu sehen. Nach dem bisher doch eher textlastigerem Aussehen war dieses Mal etwas mehr fürs Auge geboten. Erstmals wurde auch den Mitgliedern eine eigene Seite gegeben, stilecht und, wie heute auch noch, mit Portraits in

Die Ausgabe #6 ging dann tatsächlich (fast) nur um das eine: Sex. Mit blanken Brüsten auf dem Cover (wenn auch leicht vom Titel verdeckt) und noch zügelloserem Inhalt sorgt sie für Aufsehen. Das muss sie auch, denn zeitgleich startete unsere Online Präsenz bei www.diezeitlos.at und drei bis

Schwarz/Weiß.

fünf Artikeln pro Woche.

Highlight der Ausgabe Der große Café Test – von dem noch alle fünfCafés heute bestehen! (Strudel Café, Moustache, Zimt & Zucker, Café Sacher und Dinzler)

Highlight der Ausgabe Einmal Sex Bitte: Besuch in einem Bordell – zwei Redakteure wagen den Besuch in einem Innsbrucker Laufhaus.

2014

Unwort des Jahres Lügenpresse, Ice Bucket Challenge, Deutschland wird Fußball-Weltmeister; Conchita Wurst gewinnt den Eurovision Song Contest

2015

Entdeckung von flüssigem Wasser auf dem Mars, The Dress – Die Welt rätselt ob schwarz oder blau, mehrere Tausend drücken mit dem #jesuischarlie ihr Mitgefühl aus

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Wort des Jahres: Postfaktisch, Bob Dylan Nobelpreis Literatur, Pokemon Go Smombies, Leonardo DiCaprio gewinnt mit „The Revenant“ endlich einen Oscar, Brad Pitt ist wieder single.

JUBILÄUM

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Uwe schreckt aus dem Schlaf auf. Er hat verschlafen. Via Smartphone aktiviert er die Kaffeemaschine und läuft ins Bad. Er schaltet den Laptop an, schmiert sich ein Butterbrot und mit dem Brot in der einen und dem Kaffee in der anderen Hand setzt er sich aufs Sofa und loggt sich in die Vorlesung ein. Schon begrüßt ihn die Professorin zur Vorlesung.

WIS SEN ON DEM AND

WIE DIE DIGITALISIERUNG DIE UNIVERSITÄTEN

VERÄNDERN KÖNNTE

Foto: Lorenz Zenleser

VON MATTHÄUS MASÉ

So könnte die Zukunft der universitären Lehre aussehen. Besser gesagt: an manchen Hochschulen wird dies bereits praktiziert, Stichwort E-Learning oder Blended-Learning. Das bekannteste Beispiel dafür ist jenes des Stanford Professors Sebastian Thrun. 2011 meldeten sich zu seiner Onlinevorlesung „Einführung in die künstliche Intelligenz“ 160.020 Menschen aus der ganzen Welt an. Nur 20 davon waren tatsächlich im Vorlesungsraum anwesend. So einfach könnte Bildung sein. Könnte. Denn trotz vereinzelter Lehrveranstaltungsangebote bzw. einzelner Studiengänge ist man von einem flächendeckenden Online-Studienangebot an Universitäten noch weit entfernt und Uwe wird wohl noch länger physisch im Hörsaal präsent sein müssen. Doch geht es nach manchen Experten, so geht der Trend in die Richtung von onlinebasierten Lehrveranstaltungen. In der Digitalisierung sehen sie eher Chancen und Möglichkeiten und weniger Probleme oder Risiken. Zu diesen gehört der IT-Experte Christoph Holz. Er selbst zeigt vor, wie zukünftig Lehrveranstaltungen ablaufen könnten. „Ich bin noch in Vorlesungen mit 1.200 anderen Studierenden gesessen und in den hinteren Reihen musste man gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfen, so gestunken hat es da“, erklärt Holz. Wohl dadurch geprägt absolviert er gerade ein Soziologie-Kurzstudium der etwas anderen Art. „Dieser Kurs läuft über Netflix. Es gibt dabei zwar keinen Abschluss, dafür aber Wissen. Dank der Digitalisierung bin ich dabei in der Lage Kurse von einem leider bereits verstorbenen Professor zu besuchen. Lernen ist geil und es ist ein höchst emotionales Erlebnis“, meint Holz. Das klingt zwar spannend, aber heißt das im Umkehrschluss, dass der Uni-Campus obsolet wird? Dass Lehrende vielleicht einmal von Robotern ersetzt werden? „Nein, ein Roboter wird nie die Rolle eines Professors übernehmen können. Aber die Rolle wird sich ändern. Durch die Neurologie wissen wir, dass 98 Prozent des Lernens im Kopf stattfindet, ohne Interaktion mit anderen. Dafür benötigt es Dozenten die anleiten, die das wissenschaftliche und kritische denken lehren“, ist Holz überzeugt. Ähnlich sieht das der Bildungs- und Medienwissenschaftler Theo Hug, Professor an der Universität Innsbruck. Auch er kann sich nicht vorstellen, dass in Zukunft Roboter Lehrveranstaltungen leiten werden. Allerdings sollte man darüber nachdenken, welche Aufgaben von technischen Assistenzsystemen übernommen werden können. „Dabei geht es nicht nur

um humanoide Roboter, sondern auch um virtuelle Assistenten, Chatbots, Social Bots und in Zukunft auch um sogenannte ‚Nanoroboter‘ oder um Verfahren der synthetischen Biologie, die heute nicht einmal ansatzweise mit Fragen des Lehrens und Lernens an Universitäten in Verbindung gebracht werden“, meint Hug. CHANCEN DURCH DIGITALISIERUNG Der Hochschulsektor wird sich durch die Digitalisierung stark verändern. Noch in den 1990er Jahren erarbeiteten sich die Studierenden das Wissen aus gedruckten Fachbüchern. Heute genügt es einen bestimmten Suchbegriff in den Webbrowser einzutippen, um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Parallel dazu lassen sich Bücher als E-Books downloaden, mit dem Vorteil, dass man so schnell und unkompliziert die neueste Auflage eines Buches erhält und man nicht auf veraltete Literatur zurückgreifen muss. Durch die Digitalisierung und mit der dadurch zunehmenden Vernetzung schreitet auch die akademische Kultur des Teilens voran. „Es lassen sich auch innovative Methoden und neue Formen des Publizierens, der Wissenschaftskommunikation oder des Bildungscontrolling erproben“, ist Hug überzeugt. Nach wie vor ein Problem ist aber der Zugang zu Hochschulen. „Die Digitalisierung bringt uns die Demokratisierung der Gesellschaft, da die Digitalisierung über das Können selektiert und nicht über die Herkunft oder das Vermögen“, meint Holz dazu. Gerade in Österreich stimmt das. Hier gilt, dass akademische Eltern akademisch erfolgreiche Kinder haben, die wiederum Kinder haben, die eine Universität besuchen. Laut Statistik Austria erhält knapp die Hälfte der Kinder akademischer Eltern einen Hochschulabschluss, während lediglich sieben Prozent der Kinder aus hochschulfernen Haushalten einen solchen schaffen. Die Digitalisierung löst diese lineare Entwicklung auf. Denn onlinebasierte Studiengänge sind offen und frei zugänglich, es werden lediglich ein Endgerät sowie eine Internetverbindung benötigt. Klingt zu schön um wahr zu sein? Ist es auch teilweise. Denn der Uni-Campus als Ort der Begegnung, des Austausches und des Diskurses wird wohl bestehen bleiben. Dahinter steckt das Konzept des Blended-Learning, welches die Vorteile von Präsenzzeiten mit jenen des E-Learnings verbindet. Dieses Konzept wird an manchen Hochschulen bereits umgesetzt, wenn auch nicht flächendeckend. Es handelt sich hierbei also STUDIEREN

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manchen Veranstaltungen gelangweilt. Ich war nicht in der Lage alles schnell und sofort aufzunehmen. Ich hatte nicht die Möglichkeit den Lernfortschritt zu verlangsamen“, erzählt Holz und fügt hinzu, dass mit dieser Methode die Lernperformance gesteigert werden kann und man lustvoller lernt. „Wir sprechen immer von der Schulpflicht, aber es muss eigentlich die Lust sein, die wir den Menschen geben. Es muss so sein, dass die Klugen klüger werden und die nicht so Klugen ebenfalls klüger werden.

und Ausprobierens geschaffen werden oder wenn Bedürfnisse von Einzelnen und von Lern- und Forschungsgruppen ernst genommen werden“, sagt Hug.

Foto: Lorenz Zenleser

Univ. - Prof. Theo Hug

„Mit 160.000 Menschen kann niemand in den Diskurs kommen, da unser Neocortex auf die Beziehungspflege von 150 Menschen ausgerichtet ist. Die zehn Menschen am Campus sind also ausreichend“, meint Holz. Die zweite Komponente sieht schon aufregender aus. Sie kann z.B. helfen den eigenen Lernfortschritt besser zu managen. Holz erklärt dies anhand eines Beispiels aus den USA, wo dies in Schulklassen getestet wurde. Über Nacht rechnete dort ein Computer aus, welche Lektion für die jeweilige Person am nächsten Tag am geeignetsten wäre. Kommt man schnell voran, können Lektionen übersprungen werden, hatte man mit einer Lektion Probleme, bekommt man am nächsten Tag eine ähnliche Aufgabe gestellt. „Man hat hier einen individuellen Lernfortschritt. Als Schüler und Studenten habe ich mich in 14

STUDIEREN

Das ist sozusagen die kapitalistische Gleichung in der Digitalisierung“, ist Holz überzeugt. Etwas differenzierter sieht das Theo Hug. Er erklärt, dass Begrifflichkeiten wie Blended-Learning sehr unterschiedlich und vage verwendet werden und mehr versprechen als sie halten können. Und es gibt Widersprüchlichkeiten. „Dazu zähle ich beispielweise Rufe nach freien Bildungsmedien bei gleichzeitiger Medien-Kolonialisierung von Lernwelten oder Forderungen nach internationaler Öffnung, verknüpft mit einem medienkulturellen Imperialismus“, zählt Hug auf. Aber er betont auch, dass es durchaus Potential gibt, insofern digitale Medien zur Erweiterung von Denk- und Handlungsspielräumen von Lehrenden und Studierenden beitragen können. „Vor allem wenn z.B. kreative Räume des Experimentierens

DIE KEHRSEITE DER DIGITALISIERUNG Es scheint so, als gäbe es nur Positives von der Digitalisierung zu berichten. Bei genaueren betrachten aber eröffnet sich auch Negatives. Für Holz ist das die Möglichkeit der Blasenbildung. Gemeint ist damit, dass es zur Bildung vieler kleiner Gruppen kommt, die ähnliche Meinungen und Interessen haben oder ähnliche Medien konsumieren. Dadurch schotten sie sich von anderen Gruppen ab. Dies könnte durch künstliche Intelligenz verstärkt werden und dazu führen, dass sich Parallelgesellschaften entwickeln. Das eigentliche Problem liegt aber tiefer. Denn wir leben in einer technologiegetriebenen Gesellschaft, die aber nur von einer Handvoll Menschen aktiv gestaltet wird, nämlich von jenen, die die Algorithmen schreiben. Diese Algorithmen berechnen dann, wie viel wir etwa für ein Flugticket bezahlen oder wie wahrscheinlich es ist, dass Straftäter rückfällig werden, was sich auf das Strafausmaß auswirken kann. In den USA dienen solche Algorithmen bereits Richtern bei ihrer Entscheidungsfindung. Softwareentwickler sind nicht frei von Meinungen und Vorurteilen und Nutzer solcher Produkte, führt Holz aus, verwenden deren Programme tagtäglich, etwa mit dem Smartphone. „Nehmen wir das Beispiel Facebook: dort gibt es keine Privatsphäre, da diese in der Weltanschauung von Mark Zuckerberg nicht vorkommt und er diese deshalb nicht mitreinprogrammiert hat. Und jene, die damit aufwachsen, werden anhand dieses Tools die Idee der Privatsphäre nicht mehr kennen lernen“, veranschaulicht Holz. Deshalb plädiert er auch, dass das algorithmische Denken stärker gefördert werden sollte. „Das algorithmische Denken muss zur wichtigsten Kulturkompetenz in unserer Gesellschaft werden. Dies ist weit wichtiger als lesen, rechnen und schreiben“, ist er überzeugt. Bildungswissenschaftler Hug geht in seiner Kritik noch weiter und zählt Probleme bei der Überregulierung, dem Datenschutz und der Überwachung auf. Auch kritisiert er den Umstand, dass alle Veränderungen im digitaltechnischen Bereich mit dem Schlagwort Digitalisierung bezeichnet werden, obwohl man einige Veränderungen als Medialisierung – etwa den Wandel in Wissensstrukturen oder in Medienkonstellationen – und Mediatisierung – wie die Durchsetzung von Medienlogiken – beschreiben müsste. DIE UNIVERSITÄT DER ZUKUNFT Es gibt also verschiedene Sichtweisen, wie die Digitalisierung die Universitäten verändern könnte und wie diese Entwickl-

lung zu interpretieren ist. Wie könnte also die Universität der Zukunft aussehen? Für Christoph Holz bleibt sie ein reeller Ort. „Die Akademie braucht einen Ort, wo man sich trifft. Der kann ganz unterschiedlich aussehen, vielleicht wäre es ein Olivenhain. Er soll jedenfalls ein offener Begegnungsraum sein, wo Menschen miteinander in einen Diskurs zu den wichtigsten Themen treten und wo die klügsten Köpfe miteinander die Zukunft gestalten.“ IT-Experte Christoph Holz

Foto: Lorenz Zenleser

weniger um ein Zukunftsszenario, sondern um die Gegenwart. Nach Zukunft hingegen klingt es, wenn Holz von „just-intime-learning“ spricht. Damit meint er, dass es sinnvoll sei immer genau das zu lernen, was man gerade für wichtig hält. Damit kann die Digitalisierung helfen, die, so Holz, den Menschen Freiräume zurückgibt. Dies hat eine persönliche und eine technische Komponente. Zunächst kommt man auf dem Campus in einen persönlichen Diskurs mit anderen.

Konkreter wird Theo Hug. Seine Uni der Zukunft hat sich von der Verschulung, der Ökonomiesierung und der Bürokratisierung verabschiedet und gewährleistet Freiräume für Muße und Kreativität. „Sie plant Ressourcen für Mentoring, Coaching, tutorielle Betreuung und die individuelle sowie kollektive Nutzung von Medien-, Lern- und Forschungswerkstätten ein. Sie fördert dezentralisierte Strukturen und projektorientierte Arbeitsweisen und setzt dabei auf die Vielgestaltigkeit wissenschaftlicher Methoden und Wissensformen. Sie betrachtet digitale Medien nicht als ‚Add-on‘, sondern reflektiert mediale, ökonomische, sozio-kulturelle und politische Kontexte des Wissens konsequent und positioniert sich mit ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre in regionalen und globalen Informationsökonomien und Wissensökologien.“ Z STUDIEREN

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ÖSTERREICH BITTET STUDIERENDE ZUR KASSE VON MATTHÄUS MASÉ

Die neue schwarz, pardon, türkis-blaue österreichische Bundesregierung plant die Wiedereinführung von Studiengebühren. Diese wurden 2008 abgeschafft. Für jene, die berufsbegleitend studieren, wurde dies bereits umgesetzt. Nicht nur bei den Betroffenen sorgt dies für Unmut. Was spricht nun aber dafür, was dagegen? Eine grundsätzliche Gegenüberstellung.

Derzeit gibt Österreich jährlich rund 2,7 Milliarden Euro für all seine UniPRO versitäten aus. Beinahe nichts, wenn man diese Summe mit den fast 1,5 Milliarden Euro vergleicht, welche der ETH Zürich jedes Jahr zur Verfügung stehen. Durch die Einführung von Studiengebühren hätten Universitäten zusätzliches Geld, welches sie zielorientierter einsetzen könnten, z.B. in moderne Infrastruktur oder besseres Lehrpersonal. Dadurch würde die Qualität des Studiums steigen und die österreichischen Hochschulen könnten in den internationalen Rankings zu den besten europäischen Unis aufschließen. Durch die Einführung von Studiengebühren werden in Zukunft auch jene besser gestellten Gesellschaftsschichten zur Kasse gebeten, die bisher unentgeltlich studieren durften. Dies kritisierte bereits Karl Marx 1875 als er feststellte, dass durch den kostenlosen Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen „höhere Klassen ihre Erziehungskosten aus dem allgemeinen Steuersäckel bestreiten.“ Studiengebühren leisten somit einen

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STUDIEREN

Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Akademikerinnen und Akademiker verdienen nach erfolgreichem Uni-Abschluss in der Regel mehr als jene ohne Abschluss. Die Vorteile eines Unibesuchs spiegeln sich somit im Gehalt wieder. Nichts wirkt sich so stark auf das Gehalt aus wie das Bildungsniveau. Deshalb ist es auch nur fair und gerecht, dass Studierende einen Beitrag dazu leisten, dass sie das Privileg des Studierens genießen dürfen. Dass Studiengebühren tatsächlich Menschen von einem Studium ausschließen ist nicht wirklich zutreffend. Während in den gebührengeprägten USA 34 Prozent der Menschen mit Tertiär-Abschluss mindestens einen Bachelor besitzen, besitzen im gebührenfreien Österreich lediglich 15 Prozent einen Bachelor-Abschluss oder mehr. Man könnte somit argumentieren, dass Studiengebühren dazu führen, dass mehr Menschen ein Studium beginnen und dieses auch erfolgreich zu Ende führen. Studiengebühren führen außerdem dazu, dass auch wirklich nur jene Menschen studieren, die das auch wirklich wollen und die bereit sind auch etwas dafür zu bezahlen. Dies würde

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DAS UMSTRITTENE COMEBACK

außerdem dazu führen, dass die Hörsäle nicht überfüllt wären, dass man nicht ewig auf Seminarplätze warten muss und dass man somit sein Studium nicht unnötig und ungewollt in die Länge ziehen muss. Davon würden alle Studierende profitieren. Studiengebühren bewirken demnach, dass das Studieren gerechter wird, da nur jene dazu beitragen müssen, die auch tatsächlich Studieren wollen. Die restliche Gesellschaft wird entlastet. Die Einführung von Studiengebühren ist somit zu begrüßen.

Studiengebühren erschweren den Zugang zu einem Hochschulstudium. CONTRA Kinder, die die ersten in ihrer Familie sind, die ein Studium beginnen wollen, haben es in der Regel schwerer als Kinder von Eltern mit einem akademischen Abschluss. Dies belegen die Zahlen. Häufig können sich weniger privilegierte Familien kaum die Lehrbücher leisten, geschweige denn zusätzliche Studiengebühren. Kinder aus solchen Familien sind es auch in der Regel, die neben dem Studium arbeiten müssen, während die glücklicheren sich ganz auf ihr Studium konzentrieren können und es fristgerecht beenden können. Bereits ab dem Wintersemester 18/19 werden diese zur Kasse gebeten. Dies könnte in der Folge dazu führen, dass arbeitende Studierende länger Studiengebühren zahlen müssen, da sie mehr Zeit für ihr Studium benötigen. Studiengebühren rütteln somit an den Grundpfeilern der Chancengleichheit und benachteiligen einen Teil der Gesellschaft. Häufig wird argumentiert, dass es ja die Möglichkeit von günstigen Studiendarlehen gibt. Hier droht aber die Schuldenfalle.

Beendet man nicht fristgerecht sein Studium, pocht häufig die Bank dennoch auf Einhaltung der Frist und will Bares sehen. Es ist nicht zumutbar, dass Studierende sich schon in dem Alter verschulden und in den ersten Jahren ihres Jobs ihren Studienkredit zurückzahlen müssen. Studieren in Innsbruck ist schon teuer genug. Im Median liegt die Gesamtmiete für Wohnungen und Häuser in der Tiroler Alpenmetropole bei 16 Euro pro Quadratmeter. Dadurch bekommt Innsbruck den Orden für die teuerste Stadt Österreichs. Zum Vergleich: in der zweitteuersten Stadt Österreichs, in Wien, beträgt der Median 14,9 Euro. Vor allem nicht österreichische Studierende, die dafür sorgen, dass die Uni Innsbruck zu den internationalsten Universitäten weltweit gehört, sind davon betroffen, da diese in ihren ersten drei Studienjahren keinen Mietzinsbeihilfe erhalten. Außerdem sind die Lebenshaltungskosten hier höher als andernorts. Wenn man von den kolportierten 500 Euro Studiengebühren ausgeht, die sich die Bundesregierung vorstellen könnte, dann sind das 83 Euro pro Monat mehr, die Studierende berappen müssen. Dies können sich viele einfach nicht leisten. Studiengebühren schließen weite Teile der Gesellschaft aus und führen dazu, dass Universitäten aus ihrem Elfenbeinturmdenken nicht herauskommen. Im Sinne der Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit sind Studiengebühren somit abzulehnen. Z

STUDIEREN

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STUDIEREN

ONS

Sei kein Arschloch. Innsbruck ist ein Dorf und du kannst dir sicher sein, dass du ihn oder sie a) über zwei Ecken kennst und b) man sich noch einmal auf der Straße oder beim Ausgehen trifft. Mach’s lieber mit. Kinder? Geschlechtskrankheiten? Nein danke. no. Ja du bist besoffen, ja du No means no willst es jetzt. Trotzdem solltest du deine Grenzen kennen.

VON JULIA WOLFSCHÜTZ UND FELIX DE ZORDO

Ab in die Dusche. Die Vorlesung mag zwar bereits losgehen, deine Studienkollegen werden dir es allerdings danken.

In einem klassischen studentischen Leben ist eine gute Lern-Ausgehbalance wichtig. So trifft man Studenten während des Semesters in allen angesagten Bars und Clubs Innsbrucks. Bei feuchtfröhlichen Nächten ergeben sich immer wieder neue Bekanntschaften und zu später Stunde, nach einigen Drinks, kommt es manchmal zu der Frage “zu dir oder zu mir?”. Fast jeder ist schon einmal vor der klassischen “One-Night-Entscheidung” gestanden – soll ich oder soll ich nicht?

Emma (20), Ma-

nagement: I met my one-nightstand at school. I think it was one of the stupidest things to do. The morning after was really awkward and we had to go to class together and so it was awful.

Foto: Julia Wolfschütz

Hier scheiden sich die (Studenten)Geister. Für manche scheint es völlig normal und okay andere wiederum scheinen nicht angetan von dem Gedanken mit einem völlig Fremden zu schlafen. Viel zu viele peinliche Situationen könnten entstehen – vor, während aber auch nach dem Sex. Dabei kann ein One-Night-Stand laut Studien durchaus gut für's Ego sein. In einer perfekten Welt ist der One-Night-Stand ein wildes, lustvolles, unerwartetes Abenteuer, das möglicherweise mit einem Frühstück ans Bett und einem leidenschaftlichen Abschiedskuss endet. Oftmals sind One-Night-Stands jedoch durchaus komische, lustige oder peinliche Erlebnisse und man trifft auf die verrückte Mitbewohnerin, komische Sammlerleidenschaften oder eigenartige Haustiere. Auch der Morgen danach kann – im besten Fall – voll von peinlichen Kennenlerngesprächen sein. Doch wie erleben die Innsbrucker Studenten dieses kontroverse Thema? Habt ihr Lust auf neue, fremde Abenteuer oder braucht ihr doch eher ein zweites Date zum besseren Kennenlernen? Wir haben nachgefragt.

BEIM

Tobi (22), Medizin: Zwar keine One-NightStand Geschichte, aber trotzdem witzig: Wir hatten mal so ein Gummi ausprobiert wo vorne ein betäubendes Mittel drin ist, dass deinen Penis länger durchhalten lässt. Danach habe ich ungefähr nie wieder etwas gefühlt, zumindest die nächsten zwei Stunden. Das war ziemlich lustig auf jeden Fall. Ich bin sehr werbeanfällig und muss immer alles ausprobieren.

Franziska (23), Ge-

schichte: Der lustige ONS war, dass er irgendwann um 1 Uhr morgens aufgestanden ist, um zum Klo zu gehen. Als er wieder rauskam stand er meinen drei Mitbewohnern gegenüber, die gerade von irgendeiner Party nach Hause gekommen sind und alles was ich gehört habe war „iiih nicht mein Handtuch“. Drei Sekunden später kam er mit nem Handtuch wieder nach oben gerannt.

Thomas (22), Medizin:

Das ist jetzt wirklich schon lang her als ich sowas hatte. Generell würde ich es nicht mehr machen. Aber man kann ja schließlich auch nicht alles planen.

STUDIEREN

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EIN KLEINER EINBLICK IN ONE-NIGHT-STANDS

A

Trau dich dich.. Du kannst dir auch noch zwei Stunden lang deine Misserfolgsszenarien vor Augen führen, aber dann kannst du dir sicher sein, dass sie oder er schon mit einem anderen nach Hause geht.

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UNIGEFLÜSTER: ZU DIR ODER ZU MIR?

DO’S

T’S

ON D D N

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GEORGIEN

nern unter den Menschen auf der Straße verteilt. Es ist bunt, laut, geschäftig und überall riecht es unglaublich gut nach Essen. Eine der ersten türkischen Köstlichkeiten, die wir tatsächlich probieren, ist Cigköfte, eine Art scharfer, veganer Döner. Die mit Bulgurpaste, Salat und Tomaten gefüllten Weißmehlfladen kosten umgerechnet gerade einmal 60 Cent, weswegen ich mir direkt angewöhne, immer drei davon zu bestellen – zur großen Freude der jeweiligen Verkäufer. Einige Tage später werde ich in der Kleinstadt Kars sogar lachend mit dem Smartphone beim Essen gefilmt und dazu aufgefordert, „Mmmmmh... This is the best Cigköfte!“ in die Kamera zu sagen. Sehr gern geschehen.

VIER FREUNDE, SIEBEN LÄNDER UND KEIN FLUGZEUG: EIN REISEBERICHT

VON JUTTA STACKELBERG

Inn sbr uck

1 Österreich 2

2 Slowakei 3 Ungarn

1

4 Serbien

3

6. September

5 Bulgarien 6 Türkei 7 Georgien 4

Richtig – in Georgien gibt es sie alle nicht. Im September 2017 ging es für mich das erste Mal so richtig weit in den Osten, und zwar mit dem Zug. Bis nach Georgien und zurück.

2. September

„Passport Control!“, brüllt eine erbarmungslos laute Stimme durch unser Zugabteil. Völlig desorientiert schrecke ich aus dem Schlaf. Was? Wo? Warum? Durch meine verquollenen Augen kann ich zunächst nur grelle Neonleuchtröhren erkennen, dann sehe ich die abgewetzten Sitzpolster, auf denen ich liege, und schließlich auch den schlecht gelaunten serbischen Polizeibeamten im Gang, dem ich meine Füße entgegen strecke. Wir befinden uns zwischen Budapest und Belgrad. Es ist dunkel draußen. Das Abteil ist vollgepackt mit Reisenden aller Art – Geschäftsreisende, Großeltern, Jugendliche, Familien, Paare. Nur Unseresgleichen suche ich vergebens. Wir scheinen die einzigen Rucksackreisenden aus Westeuropa zu sein. Während es langsam hell wird, nähern wir uns Belgrad. Wir wissen wenig von dem, was vor uns liegt. Dementsprechend neugierig schnuppern wir in der Luft, als wir vor dem alten Bahnhofsgebäude stehen. Es riecht fremd. Es riecht anders. Es riecht aufregend. Es riecht gut.

4. September

Ich wache auf, als ein rhythmisch schnaufender Jogger an unserem Zelt vorbei rennt. Es ist kalt, viel

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WELT

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Bat

Was haben saubere Toiletten, Regentage, Langeweile und Straßenverkehrsregeln gemeinsam?

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kälter als gedacht. Wir liegen in einem Stadtpark von Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Eine extrem lange Fahrt von Belgrad bis hierher liegt hinter uns. Während einer außerplanmäßigen Pause auf heißen Gleisen mitten in Serbien lernte ich dabei viel über die Gelassenheit und den Humor im Balkan. Beim Gedanken an den Stress, der wohl in einem deutschen ICE ausbrechen würde, wenn dieser ohne jegliche Erklärung mitten auf der Strecke für vier Stunden stehen bliebe, muss ich immer noch schmunzeln – kaum auszudenken, wie viele akkurat gekrempelte Kragen dort geplatzt wären.

5. September „Lass uns einfach so schnell wie möglich durch die Türkei durchreisen, nicht dass wir noch verhaftet werden ... Ja echt, im Moment passiert da sowas anscheinend!“ – kaum zu glauben, dass ich das tatsächlich einmal gesagt haben soll. Istanbul begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel, wunderbar hilfsbereiten Passanten (ganz im Gegensatz zu dem Bankomaten, der gleich mal unsere Kreditkarte futtert), Möwengeschrei über dem Bosporus und natürlich: Çay! Der Schwarztee wird in kleinen Tassen von jungen Män-

Dass wir in Ankara in einer Art Stundenhotel im Rotlichtviertel gelandet sind, wird uns erst zwei Wochen später auf der Rückfahrt so richtig klar werden. Wir sind erst mal einfach nur überrascht und überwältigt von dieser riesigen Stadt: Der deutsch sprechende Restaurantbesitzer, der uns spät abends noch einen vegetarischen Döner nach unseren Wünschen zaubert, die unzähligen bunten Essensstände in der Innenstadt, die gruseligen Erdoğan-Werbeplakate, die freundlichen Verkäufer in den Bäckereien, die einem das zuckrige Baklava förmlich in den Mund legen, sobald man die Teilchen nur länger als zwei Sekunden ansieht ... Wir decken uns mit Essensvorräten ein, denn was vor uns liegt, ist eine Zugfahrt der Superlative: 24 Stunden in einem Sitzabteil, von Ankara bis nach Kars im Osten Anatoliens.

7. September In Kars ist es Ozan, der uns rettet. Er ist der erste türkische Backpacker, den wir treffen und gleichzeitig unser neuer Freund und persönlicher Guide. Spät abends läuft er stundenlang mit uns durch die dunklen Straßen von Kars, auf der Suche nach einem Schlafplatz – und das, obwohl er selbst schon längst einen hat. Ein kleines Hotel, welches leider komplett belegt ist, ist plötzlich doch nicht mehr so komplett belegt, nachdem wir erklären, im Nachbarhotel einchecken

zu wollen. Die jungen Rezeptionisten schlafen auf der Couch, um uns die Zimmer freizugeben. Wir sind heilfroh, dass Ozan die morgige Busfahrt nach Georgien für uns in die Wege leitet, nicht zuletzt weil unsere Türkischkenntnisse kaum über „Tessekülar“ (Vielen Dank), „Merhaba“ (Hallo), „Hayir Et“ (kein Fleisch) und natürlich „Tren“ (Zug) hinausgehen.

8. September Tbilissi. Die Hauptstadt Georgiens. Wir können kaum glauben, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Übrigens ist der Name der Stadt für die Georgier angeblich genauso schwierig auszusprechen wie für uns – früher hieß es offiziell tatsächlich „Tiflis“, was deutlich bequemer im Mund liegt. In einer achtstündigen Busfahrt sind wir über die Grenze in unser Zielland gelangt. Wir staunen über alte, an Jugoslawien erinnernde Hochhäuser inmitten der schönsten Berglandschaft („Das sieht ja aus wie im Tessin!“), über all die Farben in Tbilissi und über die alten Männer auf den Gehwegen, die sich durch nichts in ihren Pokerspielen stören lassen. Ich bin fasziniert von den Märkten, auf denen sämtliches Gemüse, Obst, Trockenfrüchte und seltsame, in Wachs verpackte Nüsse verkauft werden. Während unserer ersten kläglichen Versuche, mit Einheimischen auf Georgisch zu kommunizieren, wird viel gelacht. Die Georgier scheinen Geduld und Zeit en masse zu haben. Für das Zubereiten und Genießen von Essen sowieso. Frische Tomaten, Gurken und Petersilie gehören zum Standard-Repertoire, genauso wie lecker duftendes Weißbrot und Mozzarella-artiger Weichkäse, der zwischen den Zähnen quietscht. 11. September Das erste Mal seit elf Tagen hat sich der

blaue Himmel hinter einigen Wolken versteckt. Wir sind mit einer typischen „Marschrutka“, einem georgischen Sammeltaxi, in den Norden entgegen der russischen Grenze gefahren, um in den Bergen wandern zu gehen. Meine erste Fahrt in der Marschrutka erinnert mich auf ungute Art und Weise an

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kaum wohin mit all meiner Dankbarkeit.

frühere Fahrten in einer „Wilde Maus“-Achterbahn auf dem Jahrmarkt. Mit etwas wackeligen Beinen steigen wir im Bergdorf Stepantsminda (früher: Kazbeg) aus dem Fahrzeug und werden sogleich mit lauten „Juta! Juta!“-Rufen empfangen. Mehrere Taxifahrer möchten uns in ihre Autos laden und für zu viel Geld in die nahegelegene Juta-Schlucht fahren. Gekonnt laufen wir „Ara, Ara, Ara“-sagend (Ara = Nein) durch ihren Pulk hindurch in Richtung Shawarma-Essensbude.

19. September „Gibt es in Georgien eigentlich Bären?“,

fragt Esthers Stimme hinter mir. Ich zwänge mich mit meinem Rucksack unter einem spitzen Ast hindurch. „Hey! Ist das nicht ein Wanderweg, da vorne?“, lenke ich ab und deute mit dem Finger höchstwahrscheinlich auf einen Bärenpfad. Seit etwa einer Stunde laufen wir mehr oder weniger orientierungslos an einem dicht bewachsenen Steilhang im Svaneti-Nationalpark nahe dem Dorf Ushguli entlang. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass unser späterer Taxifahrer auf die Frage, ob es hier tatsächlich Bären gebe, mit einem freundlichen und klaren „Ja“ antworten würde, wäre ich vermutlich nicht so ruhig geblieben. Aber die letzten Tage, in denen wir die kaukasischen Berge durchwandert haben, haben uns von allem Stress befreit. Die Abwesenheit von jeglichem organisierten Tourismus (und damit auch Wanderweg-Beschilderungen) ist spürbar beruhigend. Und die Berge sind unglaublich schön.

14. September „Germany! Yes, Yes, haha! Merkel! Foot-

GEORGIEN-FACTS Amtssprache

Abchasisch

Hauptstadt

Tiflis

Einwohner

ca. 3.7 Mio

Währung

ball!“, lacht unser Host Gogo. Mit offenen Fenstern, lauter prolliger Musik und den Armen lässig an den Fenstern, rasen wir in einem fremden Auto durch Zugdidi im Westen Georgiens. Was ist passiert? Spät abends laufen wir auf der Suche nach einem Schlafplatz am Zuhause unserer Fahrer vorbei und werden schnurstracks hereingebeten. Es wird aufgetischt, sämtliche Nachbarn kommen vorbei, es wird Duschwasser heiß gemacht, eine Waschmaschine für uns angeworfen und ein Bett für uns bereit gemacht. Wir sind perplex und ich weiß

20. September Ich sehe den schwarzen kleinen Hund noch auf die Straße rennen, bevor es einen kleinen Ruck gibt und wir uns panisch und fassungslos anstarren. Unser Taxifahrer verzieht keine Miene. Selten war ich so froh, endlich aus ei-

Lari (GEL)

Nationalfeiertag 26. Mai

26. September „Close de door, pliiiis, close, ok? Ok? Close!

Looook! Close!“, versucht unser Schaffner mir die Funktionsweise unserer Abteiltür zu erklären. Dass ich es längst verstanden habe, interessiert ihn nicht. Wir schaukeln in einem luxuriösen Schlafabteil durch Bulgarien und Rumänien. Zwei extrem leckere Tage in Istanbul liegen hinter uns, und beinahe sentimental genieße ich das wohl letzte warme Börek, welches uns der Schaffner persönlich zum Frühstück bringt.

30 September Wien Hauptbahnhof. Das Erste, was mir auffällt, ist der saubere Boden. Dass es überhaupt Sitzbänke gibt, scheint mir dermaßen übertrieben, dass ich den Kopf darüber schütteln muss. Ich bin überwältigt von all dem unnötigen Reichtum um mich herum. Aber dann kaufe ich mir ein Vollkornbrot. Aaaaah. Willkommen zurück. Z

UTC + 4

ivb.at

Aufstehen, einsteigen, weiterschlafen. Fotos: Jutta Stackelberg

Zeitzone

nem Auto zu steigen wie an diesem schwülen Nachmittag in Batumi am schwarzen Meer. Fünf Stunden sind wir mit dem Taxi von den kühlen Bergen bis in die pulsierende georgische Hafenstadt gefahren.

zur Uni Entspanntester-Ticket. m

mit dem Se

Entgeltliche Einschaltung


6 MONATE, 4 JAHRE, EIN GANZES LEBEN LANG?

Mehr als 700 Tausend Beiträge finden sich auf Instagram unter #homeiswhereyouparkit, #vanlife hat an die 2,5 Millionen Treffer. Erfolgreiche Instagramer auf Reisen teilen ihr Leben täglich mit tausenden Followern und finanzieren es gleichzeitig dadurch. Vanlife ist Trend – aber was steckt eigentlich dahinter? Die Bilder erzählen von Freiheit, schönen Menschen, beeindruckenden Orten, Sonnenaufgängen und Sternenhimmeln – wer liket schon Matsch und Nebel?! Nicht ganz so viel Instagram Fame umgibt die fünf „Vandweller“, bei denen die Zeitlos vorbeigeschaut hat. Dafür haben sie aber umso individuellere Geschichten, ganz ohne beschönigenden Filter, im Gepäck.

VANLIFE – DREI GESCHICHTEN FERNAB DES INSTAGRAM-MAINSTREAMS

VON LISA PROBST

Christl und Udos blau-weißer “Brummi” | Foto: Christl und Udo Obermeier

VANLIFE – WOHER KOMMT’S UND WORUM GEHT’S? Ein Leben auf Reisen, in einem Haus auf Rädern, unabhängig und frei – kurz „Vanlife“. So jung der Name auch klingen mag, die Grundidee des Lifestyles ist mehrere Jahrhunderte alt. Schon die Sinti und Roma lebten in Osteuropa auf Wanderschaft und durch die USA tingelten Planwagen, die ihren Bewohnern die Kosten für ein teures Haus ersparten und Arbeit an verschiedenen Orten ermöglichen sollten. Inzwischen hat sich der Planwagen zum voll ausgestatteten Camper Van, Bulli Bus oder Kombi gewandelt, finanziert wird das Ganze durch Arbeit auf Zeit bei lokalen Firmen, Saisonarbeit oder als „Digital Nomad“ und der zwielichtige Ruf wurde durch ein trendiges Image mit hippem Instagram Profil getauscht. Letzteres gehört heute genauso zum Leben eines sogenannten „Vandwellers“, wie ein Gefährt mit eigenem 24

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Namen sowie dem Motto „Home is where you park it“. Um von den Social-Media-Beiträgen tatsächlich leben zu können, braucht es allerdings nicht nur tolle Fotos, sondern vor allem auch das nötige Know-how, gute Kontakte, Disziplin und ein Fünkchen Glück. VANDWELLER AUF ZEIT „Mobile Unterkunft für Forscher“ betitelt Bene (27) seinen Entwurf, den er für einen Unikurs anfertigt – später taufte er ihn „Fuchsbau“. Seit einer Busfahrt durch die iranische Wüste 2013, spielte der Architekturstudent immer wieder mit dem Gedanken, ein Haus auf Rädern zu bauen. Am Ende seines Masterstudiums wird die Idee schließlich in die Tat umgesetzt: 5000 Euro Budget, ein knackiger Zeitplan, gute Connections und die ein oder andere helfende Hand. Der Entwurf steht dank des Uniprojekts ja bereits. Nur einen Monat später bestätigt die Jungfernfahrt: Der Fuchsbau ist

bereit für die große Reise. Ein halbes Jahr lang erkundet Bene damit Italien, Tunesien, Algerien, Marokko und Spanien. Etwa zwei bis drei Tage verbringt er an einem Ort, bevor es ihn weitertreibt. „Das Rumtingeln ist cool, aber mit der Zeit wird es auch zum Alltag und man merkt, das Leben ist überall gleich.“ Wieder zurück in Deutschland sind erstmal Jobsuche und Arbeitsalltag angesagt. Trotzdem will Bene weiter im Fuchsbau wohnen und wer weiß, vielleicht lässt sich das autarke Heim auf Rädern ja schon bald zur neuen Geschäftsidee ausbauen … KEIN ENDE IN SICHT Für Ariel (22) und Chris (25) beginnt der Tag mit einem gemütlichen gemeinsamen Frühstück, je nach Wetterlage, draußen oder drinnen. Seit Juni 2016 sind die beiden gemeinsam auf Reisen und haben seither fast jede Minute miteinander verbracht. „Wir WELT

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kennen einander unglaublich gut und sind uns viel näher, als wir es in unserem Londoner Leben je hätten sein können“, meint Chris. Die erste Etappe der Tour bewältigt das Paar auf „Friede“ und „Liberta“, ihren treuen Fahrrädern, die sie von Kroatien aus über Spanien bis nach Lateinamerika tragen. In Argentinien werden die Räder schließlich von „Peggy“ abgelöst, einem Van, den Ariel und Chris liebevoll zu einem fahrenden Heim ausbauen. Wobei doch jedes Fortbewegungsmittel seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt: „ Die Berge, schlechte Wasserqualität – ein Leben auf dem Rad in Südamerika ist hart. Beim Van beschäftigen uns eher finanzielle Fragen wie Benzinkosten und der Erhalt. Wir haben bald festgestellt: Je komplexer, egal ob bzgl. Technik, Elektronik etc., etwas ist, umso mehr Stress hat man mit einer Sache.“ Auch die Menschen reagieren anders. Während die Räder mit den acht Taschen als einziges Gepäck großes Erstaunen wecken, überrascht die Leute beim Vanlife lediglich die Entfernung von Zuhause und der Familie. Dabei bedeutet „Zuhause“ für Ariel und Chris nicht die Verbindung zu einem Ort, sondern vielmehr die Verbindung zueinander. Wo und wie man wohnt, ist für das Paar zweitrangig. „Wir leben nach der Philosophie, der Welt so wenig Schaden wie möglich zuzufügen und Gutes zu tun, wo es geht. Ob man dabei in einem Zelt, einem Van, Haus oder Raumschiff wohnt, ist doch völlig egal.“ Ihr Leben ist für Ariel und Chris Entdeckungsreise und Selbstfindung zugleich. Von Chile aus versuchen sie momentan, sich Verdienstmöglichkeiten als Di26

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gital Nomads aufzubauen. Chris möchte Marketingjobs für lokale Betriebe übernehmen während Ariel versucht, ihren handgemachten Schmuck auch online zu vertreiben. Und natürlich soll die Reise weitergehen. Indien, Alaska, der Amazonasdschungel oder am besten die ganze Welt. „Diesen Platz, bei dem wir das Gefühl haben, hinzugehören (falls es ihn denn gibt), haben wir noch nicht gefunden. Bis dahin werden wir so weiterleben und uns einfach von unseren Träumen leiten lassen.“ VANLIFE RETROSPEKTIV Was bedeutet „Zuhause“? Christl (63) und Udo (64) sind sich einig: „Man muss auf Reisen gehen um die Schönheit zu Hause zu sehen und zu respektieren.“ 1976 starteten die beiden ihre erste größere Tour nach Indien und Nepal, im selbst umgebauten VW-Bus. Von da an wird der Jahresurlaub regelmäßig genutzt, um Fernweh und Reisefieber zu stillen. Und dann begegnet das Paar in Costa Rica und Namibia den ersten Weltreisenden mit ihren Fahrzeugen – eine Begegnung mit Folgen. „Im Mai 2007 ging es los, angedacht war ein Jahr, aber dann wurde doch mehr daraus.“ Vier Jahre reisen Christl und Udo in ihrem „Brummi“ schließlich quer über den amerikanischen Kontinent, von Alaska bis in die Antarktis. Finanziert wird die Reise aus Erspartem: „Das Leben spielt sich auf 8m2 ab. Außer Essen, Getränken, Diesel und der Verschiffung braucht man unterwegs nicht viel.“ Über ihre Homepage berichten sie von atemberaubenden Dschungeltouren und Zahnbeschwerden, nervenaufreibenden

Grenzkontrollen und netten Begegnungen. So halten sie auch die anfangs entsetzten und besorgten Familienmitglieder und Freunde auf dem Laufenden. Das „Zurückkommen“ in ihr Heimatdorf in Bayern im November 2011 verbinden Christl und Udo mit gemischten Gefühlen. „Einerseits vermissen wir die Ungebundenheit und das Abenteuer, andererseits sind wir natürlich glücklich, wieder bei der Familie zu sein, die Enkelkinder aufwachsen zu sehen und unser Zuhause zu genießen.“ Auch wenn es gesundheitliche Probleme momentan nicht zulassen, spielen die beiden doch schon länger mit dem Gedanken, wieder auf große Reise zu gehen. Immerhin heißt es schon im letzten Reisebericht auf der Homepage „Ein großer Traum ist für uns zu Ende gegangen, aber wir haben schon wieder am Globus gedreht, da gibt’s noch ein paar weiße Flecken.“ DER TRAUM VON DER GROSSEN WEITEN WELT Vanlife ist Trend und davon träumen mögen viele. Aber egal ob für ein paar Monate oder vielleicht ein ganzes Leben, den endgültigen Schritt in die große weite Welt wagen dann doch nur wenige. Bene, Ariel und Chris, Christl und Udo, – sie alle scheinen diese Leidenschaft zu teilen, die Welt auf eigene Faust zu entdecken. Wenn Fernweh und Abenteuerlust zu groß werden, scheint es keinen Halt mehr zu geben. Und allen, bei denen sie erst noch wachsen müssen, bleiben ja zumindest zahlreiche Instagram-Bilder zum Träumen. Z

Ariel und Chris in ihrem Van “Peggy” …

… und auf ihrem Dach. | Fotos: Ariel und Christopher Garland

Bene und sein Fuchsbau | Foto: Benedikt Weigmann

Einen Platz im Grünen hat sich Bene hier für den Fuchsbau ausgesucht. | Foto: Benedikt Weigmann

Mehr Bilder und Geschichten aus dem Vanlife unserer fünf Vandweller gibt’s unter facebook.com/FuchsbauBaufuchs/ instagram.com/fuchsbau_baufuchs/ www.brummiglobal.de www.tanlinesfortwo.de facebook.com/tanlinesfortwo/ instagram.com/tanlinesfortwo/

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VON ANTONIA MOSCHIN

Als Frauen allein mit dem Rad durch Afrika; ist das nicht gefährlich? Das war durchwegs die erste Reaktion auf den Plan mit dem Rad durch Afrika zu fahren. Wieso ist es in unserer Gesellschaft eigentlich so tief verankert, dass es in Afrika gefährlich ist? Liegt es an den wilden Tieren, die wir unweigerlich mit Afrika assoziieren? Vielleicht an unserem Unverständnis für afrikanische Kulturen? Oder an der medialen, häufig negativen Berichterstattung? Oder ist Afrika einfach gefährlich? Wir haben es ausprobiert und sind im Frühjahr 2017 knapp 3000 km von Ruanda über Tansania und Malawi nach Sambia geradelt. ZUGEGEBENERMASSEN: als ich mit meinem Fahrrad in Ruanda ankomme, habe ich nach all den Warnungen zu Hause auch ein etwas mulmiges Gefühl. Ich glaube, das Wichtigste ist das Losfahren, denn wenn man erst mal auf dem Weg ist, ergibt sich das Meiste von selbst. Zu Beginn haben wir, das sind Helen, Marie und ich, noch keine Ahnung wo uns diese Reise hinführen würde. Kigali, die Hauptstadt Ruandas, ist unser Start und von dort aus soll es weiter Richtung Süden gehen. Burundi fällt aufgrund von politischen Unruhen aus, Tansania liegt direkt auf dem Weg und Malawi und Sambia erscheint uns spannend, weil wir so wenig über diese Länder wissen. Und so entwickelt sich unsere Route. DIE SCHWEIZ AFRIKAS: RUANDA Ruandas Spitzname kommt einerseits durch seine gute wirtschaftliche Situation andererseits aber auch durch die 1000 28

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grünen Berge, die sich über das kleine Land erstrecken. InnsbruckerInnen würden diese wohl eher als Hügel bezeichnen, aber wenn man sie mit dem schweren Gepäck auf dem Rad bezwingen will, fühlen sie sich an wie der Mount Everest. Ruanda ist ungefähr so dicht bevölkert wie Innsbrucks Innenstadt: dicht. Mit dem kleinen Unterschied, dass in Ruanda die Hälfte Kinder sind. Diese sind wirklich überall, was natürlich irgendwie süß ist, aber durchaus verstörend sein kann. Zum Beispiel wenn man an einem vermeintlich stillen Örtchen seine Blase entleeren möchte, sind die neugierigen Augen der Kinder meist nicht weit entfernt. Ganz im Gegenteil zu anderen Situationen, in denen man meint, dass die Räder an den Hängen anfangen rückwärts zu rollen und die Kinder, als

weitere Infos unter diezeitlos.at/das-magazin

2735 km

ALLTAG AUF DEM RAD Am Anfang ist es für das ungeübte Auge schwierig in Dörfern ein Restaurant zu finden, weil wir es so sehr gewohnt sind, dass es für alles ein Schild gibt. Doch bald gewöhnt man sich daran, dass man einfach die erstbeste Person nach Auskunft über Essensmöglichkeiten fragt. In Ruanda, Sambia und Malawi sprechen die Menschen fast überall Englisch. In Tansania dagegen ist es manchmal schwer, aber mit einigen Wörtern Kiswahili kommt man irgendwie durch. Die universelle Sprache des „Finger zum Mund“ führen versteht eh jeder. Das Essen, nun ja: wer Reis, Spinat, Bohnen und eine maisartige Polenta (Ugali) mag, wird es lieben. Für alle anderen gibt es zumindest Erdnussbutter. Die Straßen auf denen wir radeln variieren von ewig staubigen Sandpisten bis zu nagelneuen betonierten Schnellstraßen mit Fahrradstreifen. Manchmal brausen Busse in geisteskranker Geschwindigkeit an uns vorbei, an anderen Orten sehen wir gar keine motorisierten Fahrzeuge. Während in Ruanda und Malawi fast ein Dorf in das andere übergeht, werden die Distanzen in Tansania und Sambia zwischen den Ortschaften größer, so dass wir mehr Wasser mit uns transportieren müssen. In der Nähe von Dörfern Wasser zu finden, ist eigentlich nie ein Problem. Oft gibt es einen Brunnen im Dorf an dem reger Betrieb herrscht. Frauen und Kinder holen mit ihren gelben Kanistern Wasser und füllen gerne unsere vergleichsweise kleinen Wasservorräte auf. In diesen Momenten fühlt man sich dann auch weniger fremd, weil das Bedürfnis nach Wasser uns alle verbindet. So wild man es sich vorstellt mit dem Rad durch Afrika zu fahren, so normal ist es doch irgendwie sobald man unterwegs ist. Früh aufstehen, Sachen packen und los radeln – Mittagessen – und weiter radeln bevor man sich wieder nach einem Schlafplatz umschaut und erschöpft auf die Isomatte fällt. Wir übernachten zunächst auf Campingplätzen, einfachen Hotels und auch mal bei Familien. An einem Abend in Malawi schaffen wir es nicht mehr bis zur nächsten größeren Stadt. Wir fragen vorsichtig bei einer Schule an, ob wir vielleicht unser Zelt hier aufschlagen dürfen. Wir werden gebeten, auf den Schulleiter zu warten. Als er eintrifft stellen wir uns vor

und erzählen von unserer Radreise. Der Schulleiter mustert uns skeptisch. Im nächsten Moment lacht er dann und will alles ganz genau wissen: „And you are really alone?“. Und wir dürfen natürlich unsere Zelte aufschlagen. Es folgen viele ähnliche Nächte in Klassenzimmern, Kirchen, Bibliotheken und Schulleiterzimmer mit vielen schönen menschlichen Begegnungen. Menschen denen man nie begegnen würde, begegnen. Das ist es doch was das Reisen besonders macht. Wir radeln mit Schulkindern und schwer beladenen Bauern, wir kochen in Tansania mit einem malawischen 17-jährigen Hausmädchen, wir trinken mit kongolesischen Flüchtlingen Kaffee. Wir verbringen Zeit mit sambischen Jus Studentinnen, die in WG’s Mein Trekkingrad von der Fahrradmanufaktur (TX400), wir haben es ohne einen einzigen Platten geschafft!

Fotos: Antonia Moschin

RADELN DURCH AFRIKA(S)

ob es das normalste der Welt wäre, mithelfen zu schieben. Da spürt man eine unglaubliche stumme Dankbarkeit für ihre Hilfe. Viele Reisende werden das darauf folgende Dilemma kennen: wir möchten uns bedanken, aber nicht durch Geschenke das ohnehin schon falsche Bild des „reichen Weißen“ verstärken. Wir versuchen es mit überschwänglichem Bedanken. Moralisch richtig oder falsch? Der nächste Tourist wird uns dankbar sein, und die Einheimischen wohl auch, wenn mehr Touristen kommen.

GISENYL GOMA KIGALI KIGOMA MBEYA KARONGA LIVINGSTONIA LILONGWE LUSAKA LIVINGSTON


DIE ZEITLOS

Foto: Florian Mair

DAS STUDENTENMAGAZIN


ICH FINDE NEIN, ist es nicht. Zumindest nicht gefährlicher als anderswo. Man muss sich definitiv informieren und ein Gespür für die Normen der Kulturen bekommen. Doch wie soll man das lernen? In den Medien hören wir etwas über Krieg, Terrorismus und bittere Armut. In dieser Vereinfachung findet sich weder die Komplexität des afrikanischen Kontinents, noch das Leben der meisten Menschen wieder. Es gibt so viele Perspektiven, z.B. unsere hier als Studenten in Innsbruck mit dem ewigen Thema des „wie wird das Wetter morgen und was machen wir?“. Es ist eine wunderbare, aber eben nur eine Perspektive und es gibt noch viele dort draußen, die es lohnt verstehen zu lernen. Um Menschen aus anderen Kulturkreisen bei uns besser zu verstehen und auch um unsere eigene Lebensweise gesund zu hinterfragen. Und das gilt anders herum selbstverständlich genauso, aber derzeit haben wir deutlich bessere Möglichkeit uns auf den Weg zu machen. Am besten natürlich mit dem Rad. Z

why not study at the top? Bachelor · Master · Executive · PhD · Online Business · Management · Recht · Tourismus Kommunikation · Soziales · Gesundheit · IT Engineering

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Technologie

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Life Sciences

CHAMPAGNER STATT POPCORN STV MCI

Foto: Lorenz Zenleser

MIT DEM FAHRRAD DURCH AFRIKA, IST DAS NICHT GEFÄHRLICH?

WILLKOMMEN IM

VON JUDITH RUBATSCHER

LANDESTHEATER

Wer seinen besten Smoking oder sein Cocktailkleid gern mal wieder Gassi führen möchte, der sollte damit nicht bis zur Erstkommunion der kleinen Cousine warten. Auch in Innsbruck sind Elegance und Champaigne zuhause. Man kann sein Erspartes ganz classy am Roulette-Tisch des Casinos verzocken oder sich den Horden der pelztragenden Kultur-Omis anschließen und eine Night out im Tiroler Landestheater genießen. Zu Kinopreisen jagen hier die Superheroes aus Hamlet, Aida und Rigoletto über die Bühne und das in 3D. Ganz ohne Space-Brillen und Kopfschmerzen nachher.

Premium accredited

RAUS AUS DEN SNEAKERS, REIN INS ABENTEUER Trotzig und archaisch wie ein Panther erhebt sich das Tiroler Landestheater mit seinen vier Säulen neben dem futuristischen Würfel, der ab Herbst 2018 “Haus der Musik” genannt wird. Dass sich das Gebäude stumm zur gutbürgerlichen Altstadt Innsbrucks zählt, darin besteht kein Zweifel. Die Fiaker parken in der warmen Jahreszeit gleich vorne links und die Pferde scharren mit hoch erhobenen Schnauzen im Straßenstaub. Kurz, der Studi in leicht aufgerissenen Sneakers fühlt sich in dem Biedermeier-Setting eher fremd. Geben wir der Drama

Mama ausnahmsweise doch eine Chance? Krawatten aus den Untiefen des Kleiderschranks gestöbert, Wuschelhaare kurz durchgebürstet und Expedition X kann starten! DIE „DRAMA MAMA“ STELLT SICH VOR Als Haus mit Geschichte ist das Landestheater seit 1846 eine Kulturfabrik für Produktionen aus den Bereichen Oper, Schauspiel, Operette und Tanztheater. Auf der Bühne tobt eine professionelle Mannschaft, im Orchestergraben lässt das Tiroler Symphonieorchester die Geigenbögen flitzen. Ein Blick auf den Spielplan. Wie wäre es mit etwas kultureller Schonkost

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leben und Auslandssemester in Südafrika machen. Es gibt ganz eindeutig viele Probleme, aber es hat in diesen Gebieten sicher nichts mit dem Elend Afrikas zu tun, das wir meist zu sehen bekommen und mit dem wir häufig Afrika assoziieren. Ich hatte das Gefühl, dass der Lebensstil der Stadtbewohner oft mehr mit dem Leben in Europa zu tun hat, als mit dem Leben der Menschen auf dem Land. In den Städten sind Pizzen, Autos, Smartphones, Unis und Shoppingmalls mit westlichen Produkten allgegenwärtig. In ländlichen Regionen, gibt es genug, aber wenig Auswahl an Lebensmitteln. Dort hat fast jeder ein Handy, aber kein Smartphone.

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www.mci.edu

GENIAL


VORHANG, ÖFFNE DICH! Während die Streicher im Orchestergraben stimmen, können die Ladies noch mal schnell ihren Lippenstift auf der prunkvollen Toilette nachmalen oder es sich in den weichen Polstersitzen gemütlich machen. Es dauert etwas, bis es dunkel wird im Saal und die schweren Samtvorhänge sich langsam öffnen. Man muss kein Kultur-Fuzzie sein und auf Pavarotti stehen, um sich für die bunten Shows aus aufwendigem Bühnenbild, überraschenden Lichteffekten und verrückten Tanzeinlagen begeistern zu können. Wer sich der magischen Welt des Landestheaters hingibt, sollte sich dafür aber Zeit nehmen. Die Aufführungen können in der Länge schon mal an Herr der Ringe rankommen. Aber keine Angst, es gibt eine Pause! Dort wo der Sekt sprudelt und die Abendkleider glitzern, kann man sich für eine halbe Stunde frech unter die Innsbrucker Bourgeoisie mischen und das Stadtgeschwätz belauschen. Muss ja keiner wissen, dass das Fahrrad mit wenig Luft in den Reifen gleich hinten im Park steht.

GRETCHEN FÜRS HANDY Angst, in den Irrungen und Wirrungen des Spielplans den Überblick zu verlieren? Das gesamte Innsbrucker Kulturprogramm gibt es im Pocket-Format fürs Smartphone. Die App “Ticket Gretchen“ informiert österreichweit über Kulturevents in der Nähe. Die Tickets kann man sich direkt über das virtuelle Kartenbüro holen. Außerdem gibt es im Landestheater an jedem Sonntag vor der Premiere eine kostenlose Einführung ins Stück. Also auch der Trailer in 3D. Ihr habt was gefunden, das euch interessiert? Na dann, holt euch schon mal schnell einen Shakespeare oder Puccini to go. Auf die Platzkarten, fertig, los!

MENSTRUATION IST

GIMME, GIMME, GIMME… Die Substanz ist im Blut, das Serotonin steigt und ihr wollt mehr? Mehr roten Vorhangstoff, mehr Bühne, mehr Theater? Macht euch auf die Suche. Drama gibt es noch an so einigen Orten in Innsbruck. In einem kleinen Keller nahe der Rathausgalerien, gut versteckt unter den Bögen, frei und alternativ am Landhausplatz. Mal klein und fein, verrucht oder dunkel, mal mehr oder weniger sneaker-proof. Letztlich liegt es an euch, das Theater zu finden, welches am besten zu euch passt. Probiert es aus, denn auch hier gilt: To try or not to try. That is the question. Z

LUXUS?

Laut der Besteuerung von Tampons, Binden und Co. schon. Denn in Österreich zahlen Frauen für Monatshygieneartikel die gleichen Steuern, wie für Champagner, teure Autos oder Designerschuhe. NICHT JEDE*R KANN SICH LUXUS LEISTEN! Aber wenigstens die Periode soll nanzierbar sein. Deshalb gibt es ab 08.03.2018 gratis Tampons und Binden in jeder Toilette unserer Hochschule. WIE KANNST DU PERSÖNLICH WAS BEWIRKEN? Von #aufstehen wurde bereits eine Petition für die Senkung der Tamponsteuer ins Leben gerufen, die deine öh mci bereits unterstützt. Unterstütze auch du den Appell an den Finanzminister: RUNTER MIT DER TAMPONSTEUER! https://actions.aufstehn.at/runter-mit-der-tampon-steuer?s=action Foto: Lorenz Zenleser

für den Anfang? West Side Story klingt gut, die Wagner-Oper überlassen wir vorläufig noch den Profis. Ihr gehört zu den Studenten, die Hofer-Wein mit Schraubverschluss trinken? Runter mit dem Blutdruck, auch hier funktioniert die Studi-Trickkiste. Eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn werden die Restkarten verkauft und zwar zum Preis von 10 Euro. Somit spielen sie absolut noch in der Liga der Kinokarten.


Die Kochchallenge 10 ZUTATEN FÜR DAS ULTIMATIVE GESCHMACKSERLEBNIS VON KATRIN SCHEFBÄNKER

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht! – Unser Motto für das Rezept dieser Ausgabe. Zehn Zutaten bekam ich vom Zeitlos-Team vorgegeben, mit denen ich ein leckeres 3-Gänge-Menü zaubern durfte. Tomaten, Mozzarella, Steinpilze, Fladen, Thunfisch, Zwiebel, Quinoa, Sojamilch, Garnelen und Haferflocken sollten die Bestandteile sein. Na dann, lasst uns den Kochlöffel schwingen! Hier mein Ergebnis:

Nach meiner kleinen Kochsession kann ich nur sagen, dass ich wirklich positiv überrascht bin, wie einfach auch etwas scheinbar Kompliziertes sein kann. Für alles zusammen benötigte ich nicht länger als eineinhalb Stunden und auch geschmacklich waren die Gerichte wirklich lecker. Es scheint auf den ersten Blick vielleicht ein etwas ausgefalleneres Menü zu sein, aber probiere es einfach selbst einmal aus und du wirst sehen, der Anschein trügt. Besonders die Fladen-Lasagne ist eine perfekte Alternative zur herkömmlichen Variante und noch dazu viel weniger Aufwand. Viel Spaß beim Ausprobieren! Z

Vorspeise

Quinoa-Shrimps Salat 1) 2) 3) 4) 5)

Quinoa waschen und nach Packungsanleitung kochen. 300g Tomaten fein schneiden. Shrimps leicht in Öl anbraten. Quinoa mit kaltem Wasser abspülen und mit den Shrimps und Tomaten vermengen. Nach Geschmack würzen und mit Essig und Öl anrichten.

Zeig uns deine Menüvariante unserer zehn Zutaten und poste diese mit #zeitloskocht auf Instagram!

Hauptspeise

Fladen-Lasagne

Nachspeise

Porridge mit Sojamilch 1) Sojamilch leicht erhitzen. 2) Haferflocken, je nach gewünschter Konsistenz einrühren.

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Fotos: Katrin Schefbänker

1) Die restlichen Tomaten passieren und würzen (oder ein bisschen schummeln und gleich passierte Tomaten kaufen – nicht, dass ich das machen würde). 2) Zwiebeln fein hacken, zusammen mit dem Thunfisch kurz in Öl anbraten und würzen. 3) Mozzarella in feine Scheiben schneiden. 4) Schichtweise Fladen, passierte Tomaten, Thunfisch, Zwiebel und Steinpilze in die Auflaufform geben. 5) Mit Mozzarella bei 150-200 °C Ober- /Unterhitze ungefähr 30 Minuten überbacken.


Foto: Alexander Müller | Offizielles Pressefoto

VON BIANCA BRODBECK

DIE TOP 10 FESTIVALS

Put your hands up in the air!

5 Frequency Festival | Bianca Brodbeck

Jubiläum, Geburtstag oder einfach aus Prinzip: Es gibt viele Gründe zu feiern. Auf Festivals tun wir das sogar tagelang. Weder Matsch oder nasse Zeltböden noch die ohrenbetäubende Lautstärke der Musik halten uns davon ab. Für die Zeit auf dem Festivalgelände sind unsere Hygienestandards auf einmal verschwunden. Ein vergleichsweise kleines Opfer für die zahlreichen Bands! Mittlerweile gibt es ein riesiges Spektrum an Festivals, die sämtliche Musikgeschmäcker abdecken. So fällt es uns schwer zu entscheiden, wo wir hingehen sollen. Deswegen sind hier die Top 10 für einen gelungenen Festivalsommer. 31.05. 02.06.

1) STOABEATZ (WALCHSEE IM KAISERWINKL) Ein Festival zwischen Kühen und Bergen? Genau dafür steht das Stoabeatz. Wenn gerade kein Konzert gespielt wird, kannst du im idyllischen Kaiserwinkl wandern, an einem Yoga-Workshop teilnehmen oder Designer-Produkte auf dem Bazar shoppen. Die modernen Indie-, Pop- und Rock-Klänge der Konzerte, vor allem österreichischer Bands, und die Side-Events hegen die Absicht, traditionelle Werte mit zeitgenössischer Kunst und Musik zu verbinden. 01.06. 03.06.

2) ROCK IM PARK (NÜRNBERG) Der Name ist Programm: Leidenschaft zur Rock-Musik ist der Grund, warum jedes Jahr Zehntausende zu dem Festival strömen. Wer in der internationalen Rock-Szene Rang und Namen hat, trägt auf den Bühnen mit seinen einzigartigen Riffs und Drum-Beats zu der unverkennbaren, energiegeladenen Atmosphäre bei. 22.06. 24.06.

3) DONAUINSELFEST (WIEN) Die Konzerte, die auf der 21 Kilometer langen Donauinsel stattfinden, umfassen sämtliche Musikgenres. In 16 Themeninseln unterteilt, erlebt jeder seine persönlichen Highlights. 38

TREND

Neben dem musikalischen Programm werden zahlreiche sportliche Aktivitäten angeboten. Wem das zu viel Action ist, der kann sich bei Kleinkünsten wie Kabarett amüsieren oder am Flussufer gemütlich seinen Kater vom Vorabend ausschlafen.

19.07. 22.07.

6) NEW ORLEANS FESTIVAL (INNSBRUCK) Louis Armstrong kommt zwar nicht persönlich, aber sein Stil prägt das Jazz-Festival am Landhausplatz merklich. Die Leidenschaft und das Herzblut, mit der die Musiker ihre Konzerte spielen, machen Innsbruck beinahe zu New Orleans. Swingt eure Hüften zu verschiedenen Jazz-Stilen wie Dixieland, tanzt zu Zydeco und lasst afroamerikanischen Gospel-Gesang auf eure Seele wirken. 25.07. 28.07.

05.07. 07.07.

7) RASTA HILL VIBES FESTIVAL (TELFS) Reggae ist mehr als eine Musikrichtung. Es ist eine aus Jamaika stammenden Lebensart, die in Verbindung mit der Glaubensrichtung Rastafari steht. Ein interessanter Fakt ist, dass das Rauchen von Marihuana als religiöses Ritual gilt. Die Klänge und Texte der Musik sind geprägt von den afrikanischen Wurzeln der Künstler und den damit verbundenen Kämpfen in der Vergangenheit.

06.07. 08.07.

02.08. 8) SZENE OPENAIR -

4) ELECTRIC LOVE FESTIVAL (SALZBURG) Für Liebhaber von EDM, Dubstep, House und Techno ist das Electric Love Festival ein absolutes Muss. Internationale Größen der Szene rufen eine solch überwältigende Stimmung hervor. Denn auf dem Festival wirst du so lange abdancen, bis sich deine Füße wünschen, dass sie sich den EDM-Bässen niemals mit einem solch rauschhaften Enthusiasmus hingegeben hätten. 5) BONANZA FESTIVAL (INNSBRUCK) Lasst euch mit Leib und Seele fallen in eine Welt, in der getanzt, gefeiert und einfach gelebt wird. Diese Welt besteht nicht nur aus dem eigentlichen Festival im Freizeitzentrum Rossau. Ab Juni legen auch am Sonnendeck jeden Mittwoch Bonanza-DJs Beats auf, die von Down-Tempo über House bis hin zu Techno reichen. Zu finden ist es am Innufer, genauer gesagt dort, wo eine unverkennbare Duftnote in der Luft liegt…

04.08.

(LUSTENAU, AM ALTEN RHEIN)

Newcomer, regionale und internationale Musiker präsentieren auf zwei Stages überwiegend alternative Musik. Dabei steht der musikalische Austausch zwischen jungen und erfahrenen Bands im Vordergrund. Auf die Beine gestellt wird das mit 20.000 Feiernden vergleichsweise kleine Festival überwiegend von Jugendlichen, die im gemeinnützigen Verein Szene Openair tätig sind.

Nach einem langen Festivalsommer heißt es jetzt Zelte flicken, die Impressionen der erlebten Shows Revue passieren lassen und an deinen Flunky-Ball-Skills zu arbeiten. Das Feiern selbst hört jedoch nicht auf, denn wo könntest du besser trainieren als auf einer WG-Party? 16.08. 19.08.

9) FM4 FREQUENCY FESTIVAL (ST. PÖLTEN) DER Klassiker unter den Festivals, der ins Curriculum jeder Uni gehören sollte. Die Bands geben alles, um feiermotivierte Menschen in den Bann von lauten Gitarren und überdimensionalen Lichtspielen zu ziehen. Ähnlich wie in den FM4 Charts hörst du vor allem Rock, Electro und Hip-Hop. Abgesehen davon kannst du dich mit deiner Crew bei der Flunkyball-Meisterschaft mit den Besten messen. 22.08. 25.08.

10) ZÜRICH OPENAIR (ZÜRICH) Am Stadtrand Zürichs toben sich nicht nur Schweizer Feierwütige noch einmal aus, bevor sich der Festivalsommer dem Ende zuneigt. Auf den drei Bühnen bieten Newcomer und internationale Stars eine Bandbreite an Musikstilen, die sich aus Indie, Electro, Rock und Hip-Hop zusammensetzt. Spür, wie sich deine Füße und Arme im Takt bewegen, und sich dein Körper gänzlich dem Gefühl des puren Lebens hingibt. Z TREND

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Foto: Lorenz Zenleser

STYLEGUIDE

by Lorenz Zenleser & Veronika Schmidt with Will & Theresa


Foto: Lorenz Zenleser

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STY LE GUI DE

KETTE, 1,50 Euro, CYTA

BACK TO THE 70S... ...mit diesem Styleguide beweisen wir, dass coole Klamotten nicht teuer sein müssen. Wir haben uns auf Flohmärkten und in Second-Hand Shops rund um Innbruck herumgetrieben und dort wahre Schätze entdeckt. Das Beste: Jedes Kleidungsstück ist ein echtes Unikat und dazu noch ein richtiges Schnäppchen.

BRAUNE JACKE, 7,20 Euro, Wams

70s-Boho-Chic, 80er-Jahre-Diskokugel oder doch lieber hipper Streetstyle aus den 2000ern? Du hast die Qual der Wahl!

GRAUER ROLLKRAGENPULLI, 2,10 Euro, Wams

GEMUSTERTES HEMD, 2,40 Euro, Wams

BEIGER TRENCHCOAT, 6 Euro, CYTA

HIM

BRAUNE LEDERSCHUHE, 9 Euro, Hafen

HELLBLAUE JEANS, 3 Euro, Hafen

SCHWARZE LEDERBOOTS, 15 Euro, CYTA

Foto: Lorenz Zenleser

BRAUNER LEDERGÜRTEL, 1 Euro, Hafen

Foto: Lorenz Zenleser

GRAUER ROCK, 2,90 Euro, Wams


THE END Foto: Lorenz Zenleser


von altmodisch kann keine Rede sein. Wir sind das nächste Mal sicher wieder einmal dabei.

„WIR HULDIGEN DAS BIER“ Wenn der klassische Yoga-Sonnengruß einem Bier gewidmet wird, dann befinden wir uns bei Bieryoga im Nax. Genauer gesagt, in einem kleinen Raum im Keller der gemütlichen Bier-Bar. Doch diese Fitnessmöglichkeit ist alles andere als gemütlich. Vor unseren weichen Yoga-Matten steht eine Flasche fürstliches Bier, das wir später bei einigen Übungen in den Händen halten. Durch das Gewicht melden sich vor allem die Armmuskeln schnell. Erst nachdem wir im herabschauenden Hund lange und lange voller Sehnsucht auf die geschlossene Bierflasche geblickt haben, dürfen wir uns einen ersten Schluck gönnen. Während des restlichen Trainings leeren wir die gesamte Flasche. Aber nicht in den Pausen, sondern in irgendwelchen Verrenkungen. Das beansprucht unsere Lachmuskeln sehr. Viele der TeilnehmerInnen würden einen klassischen Yoga-Kurs nicht besuchen. Durch die ungezwungene Atmosphäre jedoch besteht die Gruppe aus einer Mischung fast aller Altersklassen. Fazit: Bieryoga ist eine anstrengende, aber sehr spaßige Kombination aus Entspannung, Sport und Vorglühen.

HOW TO STAY FIT ÜBERWINDE DEINEN

INNEREN SCHWEINEHUND!

VON TABEA BRAUN, KATRIN SCHEFBÄNKER, BIANCA BRODBECK

SCHLUSS MIT LUFTMUSKELN Du denkst, Zirkeltraining ist altbacken? McFit beweist das Gegenteil! Die Zeitlos ist für euch beim HIIT-Workout (High Intensity Interval) dabei. Zehn unterschiedliche Übungen bereitet der Trainer für uns vor. Von quälenden Crunches für die Bauchmuskulatur über Liegestützen für die Arme bis hin zum ausdauernden Seilspringen ist für den ganzen Körper etwas dabei. Wir starten mit 50 Sekunden Belastung und 20 Sekunden Pause, um sich kurz zu erholen und zur nächsten Übung zu wechseln. Insgesamt absolvieren wir vier Durchgänge. Den zweiten mit 60 und 20 Sekunden. Den Dritten mit 35 und 10 Sekunden. Und weil wir immer noch nicht genug haben, gibt es noch eine vierte Runde mit 30 Sekunden Schwitzen und 10 Sekunden „Erholung“. Das Beste an dem ganzen Training ist, dass wir zusammen in der Gruppe trainieren. Somit motivieren wir uns alle gegenseitig, die Übungen auch wirklich durchzuziehen. Aber auch der Trainer feuert uns ständig an, um auch das letzte bisschen Kraft noch herauszulocken. Allen in allem macht das HIIT-Workout wirklich sehr viel Spaß und

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Ein unangenehmer Geruch ungeduschter, schweißtriefender Menschen eines überfüllten Fitnessstudios belastet unsere Geruchssinne. Beim Joggen am Inn sind wir so motiviert wie eine faulige Banane im Obstkorb. Stopp! Überwinde deinen inneren Schweinehund! Akzeptiere solche Ausreden nicht länger, denn es gibt zu viele Möglichkeiten. Wir haben fünf Optionen „how to stay fit“ getestet, die alles andere als muffig sind.

SCHWITZEN BIS ZUM UMFALLEN Auf der Suche nach dem richtigen Trainingsprogramm lohnt es sich, auch kleinere Fitnessstudios zu testen. Dies gilt besonders, wenn du dir ein individuelleres Training wünschst. Für einen ersten Einblick waren wir im Basefive dabei. Das Training zielt auf die Fitness des gesamten Körpers ab. Im Mittelpunkt stehen Gruppeneinheiten, doch nach dem gemeinsamen Aufwärmen bleibt Zeit für individuelle Übungen, sei es um Verletzungen beim Skifahren vorzubeugen oder Rückenschmerzen zu bekämpfen. Die Gruppe von zwölf Personen motiviert uns, trotz Anstrengung durchzuhalten. Im Laufe des Trainings absolvieren wir die Übungen teilweise an verschiedenen Stationen. Ähnlich wie beim Zirkeltraining wechselt man diese. Jedoch sorgt ein Umbau der Stationen für mehr Abwechslung. So absolvieren wir unter anderem Klimmzüge, Armstützen, Laufübungen und einbeinige Kniebeugen. Zum Teil nehmen wir Gewichte, Minibands und Medizinbälle zur Hilfe. Zusammengefasst: Wenn du gerne regelmäßig in einer Gruppe trainierst und dir eine persönliche Betreuung wichtig ist, dann bist du hier richtig.

Foto: Tabea Braun

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SCHWING DAS TANZBEIN Wenn der Spaß beim Workout nicht zu kurz kommen darf, ist Tanzen die richtige Wahl. Sogar Sportmuffel finden hier Motivation regelmäßig zu trainieren. Angebote von Breakdance, Jazz Dance und Dance Aerobic über klassischen Paartänzen gibt es in Innsbruck zahlreich. Neben körperlicher Fitness schulst du Balance, Rhythmusgefühl und Koordination. Wir entscheiden uns für den Hip-Hop Kurs im Street Motion Studio. In 75 Minuten lernen wir in einer kleinen Gruppe Grundmoves, tanzen aber auch zu alten und aktuellen Charts. Statt langer theoretischer Einführungen sollen im Kurs die Bewegungen des Trainers so gut wie möglich imitiert werden. Dadurch haben auch neue Teilnehmer die Möglichkeit in den Grundkursen jederzeit einzusteigen. Zudem werden andere Tänze in das Programm integriert; in unserem Fall der Spanish Hustle, ein Paartanz dessen Schrittfolge an Jive oder Disco Fox erinnert. Unser Fazit nach dem Kurs: Man trainiert definitiv den ganzen Körper, hat viel Spaß und konzentriert sich so auf die Schrittfolge und Musik, sodass jede Anstrengung vergessen bleibt. Und alle die anschließend noch nicht genug haben, finden in den Bögen zahlreiche Clubs zum weitertanzen.

I-YA! Uns ist natürlich klar, dass Taekwondo eine Kampfsportart ist, aber was wirklich alles dahintersteckt, entdecken wir erst bei unserem Probetraining. Das erste Zusammentreffen mit Taekwondo Reza ist sofort total familiär, als wären wir schon längst ein Teil der bunt gemischten Gruppe. Nach einem ordentlichen Aufwärmen mit lustigen Spielen und ausgiebigem Dehnen geht es auch gleich zur Sache. Trainer Timur zeigt uns unterschiedliche Kampfstellungen und Kicks, die wirklich anstrengend sind und den gesamten Körper beanspruchen. Dabei geht Timur stets auf jeden seiner Schützlinge individuell ein, motiviert uns alle und gibt Tipps zur Verbesserung. Aber im Taekwondo geht es nicht nur um den ausgleichenden Sport, sondern vielmehr auch um Tradition, Selbstdisziplin und den respektvollen Umgang miteinander. Keiner von uns dachte am Anfang, so viel von diesen zwei Stunden zu lernen. Somit verbeugen wir uns beim Verlassen der Turnhalle respektvoll, gehen mit einem riesigen Grinsen nach Hause und freuen uns schon, wenn wir die nächsten Stunden mit dieser wieder beginnen dürfen. Z Foto: Tabea Braun

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FAS ZINA TION VI NYL

Schallplatten sind in, immer noch. Die Scheiben drehen seit Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Runden auf den Schallplattenspielern dieser Welt, ihre Faszination ist ungebrochen. Doch warum ist das so? Was macht den Reiz der Platten aus? Wir haben uns unter den Schallplattenexperten ein bisschen umgehört.

Side A

VON PAULINE TAGWERKER

s: Foto

“Vinyl is the real deal. I’ve always felt like, until you buy the vinyl record, you don’t really own the album. And it’s not just me or a little pet thing or some kind of retro romantic thing from the past. It is still alive.”

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(Jack White | Sänger und Gitarrist von The White Stripes)

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Side B

„Mich hat die Faszination Schallplatte schon als Kind gepackt“, erzählt Robert Engelmann, Inhaber des NABU Records Store. „Mein Vater hat Schallplatten gesammelt und wir Kinder waren so fasziniert von ihnen, dass wir sie einmal zum Schaufeln in den Sandkasten „entführt“ haben. Das ist natürlich nicht so gut angekommen“, meint er mit einem Schmunzeln. Später hat er sie dann aber zu ihrem eigentlichen Zweck verwendet: dem Hören. Auch Leon Barton, Mitarbeiter beim Downtown Sound Innsbruck ist als Kind das erste Mal mit Platten in Berührung gekommen. Seine Eltern waren eher Kasettenhörer, er jedoch war von den kunstvoll gestalteten Plattencovern so begeistert, dass er sein Taschengeld in sie investierte, obwohl er erst viel später damit begann, zu entdecken, was auf ihnen zu finden war.

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Jetzt, wo Vinyl wieder retro wird, beginnen immer mehr Menschen mit dem Entdecken und die Schallplattenverkäufe steigen wieder an. So haben sie beispielsweise in Großbritannien die Downloadverkäufe überholt. „Musik zu downloaden ist ganz nett, wenn man joggen geht, aber sonst haben die Leute lieber etwas in der Hand“, meint Engelmann. Dem kann auch Barton zustimmen. Er glaubt, dass dieses „In der Hand halten“ etwas ganz Essentielles für die Bedeutung von Vinyl ist, denn die meisten, die Platten kaufen, stellen sie dann ja auch irgendwo hin, wo man sie sehen kann. „So eine Plattensammlung verrät auch ganz viel über die Persönlichkeit eines Menschen“, sagt er. „Wenn man irgendwo eingeladen ist und dann zum Beispiel das Musikregal im Wohnzimmer unter die Lupe nimmt, sieht man ziemlich schnell, was für eine Person hier wohnt.“

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Vinyl wird überleben, darin sind sich beide einig. Etwas das einmal verschwunden ist und sich danach den Weg zurückgekämpft hat, bleibt bestehen. Zudem gibt es einige gute Gründe für den Kauf von Schallplatten. Da ist zum einen die Qualität: „CDs können einfach nicht mit der Qualität von

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Platten mithalten“, lässt Robert Engelmann wissen. „Natürlich gibt es auch unter Platten Unterschiede zwischen Farb- oder Schwarzpressungen. Da haben die Schwarzpressungen eine bessere Qualität. Die farbigen Platten geben dafür optisch mehr her.“ Leon Barton macht auch die Covergestaltung für den Erfolg der Schallplatte verantwortlich. Ein schönes Cover sei oft ein ausschlaggebender Kaufgrund. Dafür hat auch der NABU Record Store Besitzer Engelmann ein Beispiel: „Cover sind schon wichtig. Die Platten von Pearl Jam waren bei mir immer ein Grund dafür, dass ich mit dem Platten-Kaufen nicht aufgehört habe, die haben sich jedes Mal um gute Cover bemüht. Jede Schallplatte, die da rausgekommen ist, hatte so ein Booklet dabei und die waren immer aufwendig und schön gestaltet.“

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Für die, die jetzt selber Lust auf Vinyl bekommen haben, haben beide Experten einen ersten Tipp: „Einen Schallplattenspieler finden!“ Oft entdeckt man sie auf Dachböden, bei Verwandten oder beim nächsten Flohmarkt. „Durchschnittlich muss man mit 200-300€ rechnen bis man das komplette Equipment (Schallplattenspieler, Verstärker und Boxen) gebraucht zusammen hat. Die alten Plattenspieler sind von der Qualität her aber eh viel besser als die neuen.“ Und danach? Musik hören, Musik hören, Musik hören! Downtown Sound-Mitarbeiter Leon Barton empfiehlt zu Beginn vor allem die zeitlosen Klassiker: „Da sind zum Beispiel Pink Floyd, Led Zeppelin, The Beatles oder Marvin Gaye dabei. Auch 80er HipHop oder 70er Funk & Soul sind toll.“ Prinzipiell muss aber jeder selber herausfinden, was er gerne hört und ihn interessiert. Bleibt also zu hoffen, dass die Faszination Schallplatte noch viele Menschen packt. Immerhin hoffen wir Erdenbewohner ja auch darauf, dass wir Außerirdische dafür begeistern können: An Bord der Raumsonden Voyager 1 und 2 befinden sich zwei Golden Records, bespielt mit Musik, Geräuschen und Grußbotschaften. Z TREND

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DAS TRADITIONELLE STARTUP VON CLEMENS ROSNER

Foto: Zapfenstreich

UND FELIX DE ZORDO

Begonnen hat alles lange bevor die beiden geboren wurden. Der Vater von Michael Moser, 30 Jahre, aus Kematen in Tirol hat schon vor vielen Jahren im Keller für den Eigengebrauch und mit eigener Rezeptur einen Likör angesetzt. Das selfmade Produkt ist schon damals ein beliebtes Geschenk bei Familienfeiern und wird dann auch im Studierendenkreis des Sohnes immer bekannter. Einer dieser Studienkollegen ist Max Obergruber, ebenfalls 30 Jahre, aus Weilheim in Bayern. Aufgrund des steigenden Interesses in ihrem privaten Umfeld beschließen Michael und Max sich zusammen zu tun, und zunächst einmal etwas mehr von dem Zaubergetränk für den eigenen Freundeskreis zu produzieren. Kurzer Hand wird in der eigenen Wohnung eine kleine „Miraculix-Küche“ eingerichtet, um allen Wünschen nachzukommen. „Businessplan gab es keinen und wir hatten damals auch weder unternehmerische Ambitionen noch finanzkräftige Unterstützung“, meint Michael. DIE LATSCHE – BERGFÖHRE – BERGKIEFER 52

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PINUS MUGO Die Nachfrage nach dem Latschenlikör steigt und schon bald steht das Duo vor einem grundlegenden Problem. Das Getränk basiert auf dem Aroma der Latschenzapfen. Die stehen allerdings in Tirol unter Naturschutz und dürfen nicht „geerntet“ werden. Woher also die essentiellste und zugleich auch namensgebende Zutat nehmen? Bei einem Almnachmittag auf der Umbrüggleralm kommen die beiden durch Zufall mit dem Geschäftsführer des Naturparks Karwendel ins Gespräch. Der zeigt sich von der Idee und dem Produkt begeistert und bietet Michael und Max eine Kooperation an: die Zapfen, die 17% der Gesamtfläche des Naturparks besiedeln, dürfen in bestimmten Regionen gesammelt werden. Im Gegenzug kommt 1€ pro verkaufter Flasche den Naturschutzmaßnahmen des Parks zu Gute. Durch diesen Deal kommt das Ganze dann erst so richtig ins Rollen. Es folgen Präsentationen bei kulinarischen Genusstagen auf Almhütten und 2016 ein eigener Stand am Christkindlmarkt auf der Hungerburg.

Foto: Felix De Zordo

Der Alpenraum in und rund um Tirol ist bekannt für auf natürlicher Basis hergestellte Spirituosen. Marillen-, Zwetschken- oder Zirbenschnaps sind seit Jahrhunderten aus den Almen und Gasthäusern nicht mehr wegzudenken. Seit knapp zwei Jahren mischen zwei SOWI-Absolventen die „hochprozentigen Szene“ mit ihrem Startup AlpPine Spirits auf.

Das bedeutet ausliefern, Rechnungen schreiben und neue Kundenwünsche erfüllen. „Wir überlegen uns nichts Neues. Wir haben unser Rezept, alle neuen Ideen kommen von unseren Kunden“, sagt Michael Moser und zeigt die neue Geschenkbox aus Zirbenholz. Auch sie wurde auf Wunsch eines Hoteliers in die Produktpalette aufgenommen, genauso wie die 0,02l Stamperlflasche oder ein Namensetikett, das als Sitzplatzkarte eigens auf Wunsch einer Hochzeitsplanerin designt wurde. Trotz des ständig größer werdenden Interesses bleiben Michael und Max ein Duo, das noch immer alles selber macht.

TWO MEN SHOW Das alles schafften die beiden innerhalb der letzten zwei Jahre neben ihren Vollzeitjobs im Sportmarketing. Dies bedeutet viele Abende ansetzen, abfüllen, etikettieren und verpacken.

So sagen sie, können sie immer noch alles selbst steuern, nehmen kein finanzielles Risiko in Kauf und müssen weiterhin „nur“ ihre Freizeit am Abend und an den Wochenenden opfern.

Foto: Zapfenstreich

ZAPFENSTREICH

Zunächst wird ein Einzelunternehmen gegründet, aus dem kurz darauf eine GmbH wird. Die eigene Küche ist zu diesem Zeitpunkt schon längst zu klein für die nächtlichen Abfüllorgien, der hauseigene Keller zu eng für die Lagerung von Kanistern und Verpackungsmaterial. „In meiner Wohnung roch es wie in einem Schnapsfass, der Boden klebte und meine Freundin konnte während unserer nächtlichen Produktion nicht mehr schlafen“, erinnert sich Michael schmunzelnd an das häusliche Abfüllen bis tief in die Morgenstunden hinein. Es brauchte ein Lager und eine Produktionsstätte. In einer ehemaligen Seifenfabrik am Sillufer richten sich die Beiden ein. Lebensmittel- und Hygienebestimmungen, die Lagerung und Besteuerung von Alkohol oder auch die Größe von Europaletten und Normen für Likörflaschen werden für die beiden Jungunternehmer ohne jegliche Erfahrung in der Gastronomie plötzlich zum Thema. Nur um eines müssen sich Michael und Max nicht kümmern: Um die Bekanntheit ihres Latschenlikörs, den sie „Zapfenstreich“ tauften. Der ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Auf Almen, im Seegrubenrestaurant, auf der Umbrüggleralm sowie in einigen namhaften Hotels und seit kurzem auch in allen Tiroler-Regionalregalen eines europäischen Lebensmittelriesens.

DER BESSERE ZIRBENSCHNAPS Offen und ehrlich erzählen die beiden Jungs über ihre Erfahrungen als Unerfahrene, die Erlebnisse mit langdienenden Hüttenwirten und natürlich auch über oft skurrile Unterhaltungen mit Touristen beim Verkosten. Ruhiger werden sie dann, wenn es um den Inhalt der Flaschen geht. „Das bleibt unser Geheimnis!“, sagen sie. Nur so viel sei verraten, es handelt sich um eine Mixtur aus Latschenzapfen, neutralem Alkohol, Zucker und Honig. Diese Zutaten in Kombination ergeben die geschmackvolle Mischung aus scharfem Schnaps und süßlichem Likör mit ca. 31% Alkohol. Noch sind in ihrer neuen Produktionsstätte einige der Riesenkanister gefüllt, die sie über den Frühling bringen sollen. Eng könnte es dann im frühen Sommer werden, meinen sie, aber da geht dann schon wieder die „Erntezeit“ im Karwendel los. Ab Juli ziehen die beiden dann wieder mit Rucksäcken und Taschen los und sammeln im Naturpark ihre wertvollen Latschenzapfen, die dann für den nächsten Winter wieder frisch angesetzt werden. Sollte die Erfolgskurve der beiden weiter so steil nach oben gehen, dann liegt ihr unternehmerischer Zapfenstreich noch in weiter Ferne. Z TREND

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Die spontane Sandra lässt den gondelfahrenden Georg heute nicht nur die Aussicht auf die Berge genießen.

Für die süße Silvia und den adretten Adrian steht die Zeit still, als sie sich auf der WG-Party das

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erste Mal in die Augen blicken.

EIN PRIVATER UND INTIMER EINBLICK IN DAS STUDENTENL(I)EBEN VON TJARA-MARIE BOINE, FELIX DE ZORDO, KRISTINA HALABI, ULRICH RINGHOFER

Der jungfräuliche Joachim ergreift die Chance

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ZÜGELLOS

und nimmt die verführerische Veronika mit nach Hause.

ZÜGELLOS

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Der oberkörperfreie Olaf und die rauchende Ricarda teilen sich nach ihrem ersten One-Night-

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Stand eine Zigarette auf dem Balkon.

Der Theologe Timo kann seine Finger kaum noch vom bärtigen Bert lassen, als sie endlich alleine und ungestört sind.

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Wir wollen mehr. Mehr Liebe, mehr Kuscheln, mehr Küssen, mehr Sex. Deshalb haben wir Innsbrucker Studierende ausfindig gemacht, die uns an ihren romantischen Begegnungen teilhaben lassen. Es lebe die Vielfalt und es lebe die Liebe!

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Bei einem romantischen Film im Metropol Kino lässt die unsichere Ulla ihren wahren Gefühlen endlich freien Lauf. Ihre beste Freundin Franziska hat schon lange auf diesen Moment gewartet.


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Zehnstellige Primzahlen Suche eine möglichst kleine zehnstellige Primzahl, in der alle Ziffern genau einmal vorkommen. Die Zahl darf nicht mit einer Null beginnen!

geben, die alle zehn Ziffern gerade einmal enthält. Party Hart: Die Wahrscheinlichkeit ist null, denn wenn schon einunddreißig Frauen mit ihren Liebe-

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spartnern tanzen, bleibt für die zweidreißigste Dame als Tanzpartner nur noch ihr eigener Liebespartner übrig, und dann würden zweiunddreißig Frauen mit ihren Liebespartnern tanzen. Kreuzworträtsel: 1. Stich, 2. verrueckt, 3. Lampenfieber, 4. Zugvogel, 5. Wasserstoff, 6. Lada, 7. Apfel, 8. Holz, 9. Goldfinger, 10. Weise, 11. Penis, 12. Kopfsteinpflaster, 13. Frühjahr.

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Party hart! Zweiunddreißig verliebte Paare feiern eine Party. Es wird getanzt. Jeder Mann wählt sich unter den zweiunddreißig Frauen seine Tanzpartnerin völlig zufällig aus. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau einunddreißig Frauen mit ihren Liebespartnern tanzen?

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