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NR. 4 // Wintersemester 2013/2014
DIE ZEITLOS DAS DAS STUDENTENMAGAZIN STUDENTENMAGAZIN
WELT:
.fracking kommt
6
studieren: .großstadtdschungel
14
genial: .freie Radios
20
trends: .collection 89
28
zügellos: .der beste Freund des Menschen
34
Allerliebste Leserinnen und Leser,
i
nspiriert vom Spirit der 68er Studentenbewegung fragte mich eine Freundin entsetzt, was denn unsere Generation eigentlich leisten würde, um verkrustete Gesellschaftsstrukturen aufzuweichen. Haben wir einfach zu viel Freiheit und Ablenkung, sodass uns jedes Gefühl der Verantwortung zu Rebellieren fremd bleibt? Oder genügt das fleißige Klicken und Touchen von blau-gefärbten Screens? Immerhin, die Tweeterei hat Anfang Juli 2013 die zweite Revolution in Ägypten unterstützt und vielleicht noch nie dagewesene Menschenmassen mobilisiert. Trotz dieser Themen unpolitisch zu bleiben und keinen Kommentar zu den Wahlen abzugeben (juhu, wir haben ein USP!) bleibt da schon fast eine Herausforderung für uns. Doch weil wir als freies Studentenmagazin leidenschaftlich Frei Schnauze arbeiten, angefangen vom Anzeigenfinden bis zum Zeitlos-Design, freuen wir uns auf viele neue Kritiker und andere Ansichten, die sich bei der Sophia Frisbie, Felix De Zordo, Veronika Milassin nächsten Ausgabe ebenfalls ehrenvoll freiwillig mit einbringen werden, denn genau das macht ein freies Studentenmagazin aus - eine Plattform um Talent und Wahnsinn in der (fast) freien Wildbahn zu erproben. Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß mit den aktuellen Inhalten zu philosophischen (Un-)Möglichkeiten der Freiheit, Gendern und Dritten Geschlechtern sowie natürlich berühmt berüchtigten zügellosen Themen. Auch diesmal dürft ihr euch von Kreativ-Start-Ups unkonventionelle Tipps holen und auch etwas über den Ernst des Lebens wie Freiwilligenarbeit in Uganda lernen. Zeitgleich mit dieser Ausgabe möchten wir uns als Vorsitzende verabschieden und euch für eure Unterstützung danken. Ein Jahr haben wir nun die Geschicke der Zeitlos geleitet, doch nun ist es an der Zeit Anderen die Chance zu geben sich bei uns zu engagieren. Auch du bist herzlich eingeladen dich bei einem unserer Infoabende oder bei der Release-Party über die Zeitlos – Das Studentenmagazin, zu informieren. Mit zeitlosen Grüßen Eure Felix de Zordo und Sophia Frisbie
mit freundlicher Unterstützung von
Impressum © 2013 Die ZEITLOS - Das Studentenmagazin z.Hd. Felix De Zordo Riesengasse 11 6020 Innsbruck ZVR-Nummer: 99701294 Obmann: Felix De Zordo Stellv. Obfrau: Sophia Frisbie Schriftführerin: Veronika Milassin Kassier: Sven Schmidt Gründer: Benjamin Nickel Redaktion: Veronika Milassin, Frank Herb Grafik/Layout: Sebastian Mader
Frank Herb, Sven Schmidt, Sebastian Mader
Wir Danken auch Daniel Grübel, der mit fachmännischen Rat zur Seite stand und Artikel korrigierte.
Ehrenamtliche Mitarbeiter: 37 Annalena Graucob, Ayman Fouda, Barabara Kasl, Benjamin Nickel, Daniel Sparer, Daniel Gruebel, Daniela Schwaiger, David Stecher, David Winkler-Ebner, Elisa Gramlich, Felix De Zordo, Florian Hoenl, Florian Huber, Frank Schulleri, Frank Herb, Hagen Schäfer, Jan-Frederik Ude, Jana Kostunov, Lara Fraisl, Laura Bagehorn, Lisa Hauser, Mahmoud Salama, Miha Veingerl, Mike Lungershausen, Moritz Jelting, Philipp Halder, Raffael Gurschler, Sabine Baumgarten, Sabine Kálóczi, Sebastian Mader, Sophia Frisbie, Sven Schmidt, Tobias Pircher, Tugba Dikmen, Ulrich Ringhofer, Veronika Milassin, Xiny Xiny Yang Homepage: www.dieZEITLOS.at Facebook: www.facebook.com/dieZeitlos Email: office@dieZEITLOS.at Anzeigenverwaltung - Die ZEITLOS anzeigen@dieZEITLOS.at
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DIE DIE ZEITLOS ZEITLOS DAS STUDENTENMAGAZIN DAS STUDENTENMAGAZIN
© Sebastian Mader
Welt
6
.fracking kommt
8 3 9
.was sagt Greenpeace dazu? Wenn Stress einfach nicht satt macht .the Bambi Molesters
11
.talking about my Country…
1
Auslandssemester: Lebenserfahrung oder Schuldenfalle? 14 .großstadtdschungel 7 Interview mit Herrn FH-Professor An17 .geschlecht im Wandel dreas Altmann, Leiter MCI
© Veronika Milassin
.studieren Studieren
19 .uganda 7 Interview mit Herrn FH-Professor Andreas Altmann, Leiter MCI
Es gibt nur eine Regel in der „Wir können: Entwickle den Wind nicht ändern, Fotografie niemals aber die Segel anders setzen.“ einen Film in Hünchensuppe. Aristoteles
Freeman Patterson
© Sebastian Guni
Quotes
Die Ampel steht schon auf Rot,
„Wenn etwas besser werden soll, muss aber wir geben weiterhin Volles anders werden.“
gas.
Georg Christoph Lichtenberg
Achim Steiner (*1961), UNOUmweltschützer
20 .freie Radios
© Lina Herz
.genial Genial
28 .collection 89
IIlike! like! © Lina Herz
22 .gesunde Ernährung - mehr als nur Bio... 4 Festivals in Österreich Inter view 23 .werte in die Wirtschaft mit Enrique Gasa Valga, Chefchoreograph am Landes theater Tirol 24 .hayek
30 .nevermind-clothing
Trends .trends
32 .SQRL (Squirrel)
34 .der beste Freund des Menschen
Zügellos .zügellos
©©B-a-l-a-n-c-e B-a-l-a-n-c-e@@deviantart deviantart
36 .kiffen 3 Wenn Stress einfach nicht satt macht
.welt © Sebastian Mader
.fracking kommt In den USA boomte es schon 2008. Nun wollen Ölkonzerne wie Exxonmobil auch in Europa tief unter die Erde gehen. Die Bürger laufen Sturm. Zu Recht? Ein Artikel von Frank Herb
D
as Fracking ermöglicht Amerika derzeit einen Aufschwung, wie seit Jahren nicht mehr. Frankreich setzte in nur zwei Monaten ein pauschales Frackingverbot durch. In Großbritannien wurde der einzige grüne Ministerpräsident bei Anti-Fracking-Protesten festgenommen. In Deutschland und Österreich wächst der Unmut gegen geplante Projekte. Jede Nation geht anders mit dem Thema um. Manche Ökonomen preisen es, während umweltbewusste Bürger es verteufeln. Doch was ist Fracking eigentlich genau? Beim Fracking wird, wie bei der konventionellen Rohöl- und Gasförderung, ein Bohrer durch das Grundwasser in bis zu 5000 Meter Tiefe getrieben. Unten angelangt, knickt er horizontal ab. In dieses Bohrloch wird, unter Hochdruck eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien geleitet. In der Horizontalen wird das Gemisch dann in das Gestein gepresst, welches dadurch aufsprengt. Zuvor in Gesteinsspalten eingeschlossene Öl- und Gasvorkommen können auf diese Art gefördert werden. Bei jedem Frackingvorgang werden zum Teil mehrere Millionen Liter Trinkwasser verwendet. Ein Großteil des eingepressten Chemikaliencocktails kommt wieder zu Tage und wird als Lagerstädtenabwasser in unterirdische Depots eingelagert. Lagerstädtenwasser enthält neben den eingesetzten Chemikalien auch Spuren des radioaktiven Elements Thorium, wie auch Quecksilber, und anderen aus dem Gestein gelöste Stoffe. Die Methode wirkt brutal und hochgradig umweltschädlich. Enormer Verbrauch von Süßwasser, belastetes Lagerstädtenwasser, Umweltschäden und tektonische Bedenken können diese Technik populistisch wirkungsvoll zum Bösen aufstilisieren. Was ist dran und wie hoch ist das Risiko wirklich? Die zwei Seiten der Medaille Der Trinkwasserverbrauch von mehreren tausend Kubikmetern pro Frackingvorgang schien in Texas, USA, diesen Sommer zu einer Wasserknappheit geführt zu haben. Mehrere Kleinstädte mussten von außerhalb mit dem feuchten Gut beliefert werden. Bei verdorrten Äckern und verdurstendem Vieh mag es fast zynisch klingen, wenn sich Bewohner über mangelndes Wasser für ihren Vorgarten beschweren. Die EPA berichtet, dass lediglich 25% des Wassers für Fracking genützt wird. Die seit über 35 Jahren erste Durststrecke in der Region wird unter anderem dem Klimawandel, exzessiver Landwirtschaft, rasant wachsender Städte und einer gleichzeitigen Dürreperiode zugeschrieben. Fracking benötigt viel Trinkwasser, doch ist es nicht einzige Verursacher. Verfahren, bei denen das Lagerstädtenwasser in einem geschlossenen Kreislauf gefahren wird, würden den Wasserverbrauch drastisch senken. Zeitgleich tüftelt die Montanuniversität in Leoben an einer Frackingmethode basierend auf Maisstärke. Ein geringerer Verbrauch ohne Chemie scheint möglich. p6
Auch das Lagerstädtenwasser würde sich bei effizienter Nutzung reduzieren. Derzeit wird es nach Stilllegung eines Bohrlochs, in dasselbe in die Tiefe gepumpt. Eine Gefahr stellt es dort unten nicht dar, so Exxonmobil. Kein bekannter Frackingriss sei länger als 500 Meter und der Großteil misst unter 50 Meter. Damit liegt eine mehrere hundert Meter dicke Gesteinsschicht zwischen dem Bohrwasser und dem Grundwasser. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe verlangt allerdings mehr Daten für eine sichere Aussage. Auch Geologe Thomas Siepelmeyer hat Bedenken. Die unteren Gesteinsschichten könnten auch ohne Fracking Risse aufweisen und so durch Druck oder Kapillarkräfte das eingelagerte Bohrwasser Richtung Oberfläche befördern. Ob das Grundwasser also auch in den nächsten Jahrzehnten nicht gefährdet ist, bleibt fragwürdig. Langzeitstudien gibt es noch nicht dafür. Auf die Frage eines Journalisten, ob mit den Chemikalien kontaminiertes Wasser schädlich ist, antwortete dieser, dass das nicht relevant sei, da ihr Material ja nie bis zum Grundwasser vordringt. Auf die wiederholte konkrete Frage, ob diese Chemikalien in Berührung mit Wasser Schaden anrichten würden, antwortete er stockend und sichtlich ungehalten: “Den Punkt klär ich nochmal ab.“ In einer anschließenden schriftlichen Stellungnahme wurde von einer schwachen Wassergefährdung gesprochen. Berechtigtes Misstrauen Angeblich sind Umweltschäden für Grundwasser in Pennsylvania, USA, alltäglich. Internetvideos von brennenden Wasserhähnen legen eine Methankontamination nahe. Die Duke Universität hat in Brunnen in Fackinggebieten im Vergleich zu anderen eine 15Mal höhere Methan- und 100Mal höhere Ethankonzentration nachgewiesen. Wie
aussagekräftig die Daten sind, lässt sich schwer beurteilen, da es keine Messungen vor Frackingbeginn gibt. Scheinbar berichteten schon Indianer von dem Phänomen der brennenden Brunnen. Das derzeitige Bergrecht in Deutschland und Österreich verlangt keinen Einbezug der Wasserschutzbehörden und keinen Informationsfluss an die Öffentlichkeit, bestätigt Oliver Kirscher, als Bundestagsabgeordneter. Ölkonzerne können so im Stillen arbeiten. Unwissenheit ängstigt die Menschen und macht sie zu Recht misstrauisch. Aufklärung und Transparenz würden womöglich die Akzeptanz erhöhen. Fracking bedingte Erdbeben würden wiederrum jegliches Vertrauen zerstören. Diese tektonischen Bedenken rüttelten auch die Bewohner in Halter bei Nordrheinwestfalen auf. Tausende Euro teure Risse im Mauerwerk entstanden so, laut Anwohner. Der Seismologe, Torsten Dham, untersucht seit 20 Jahren die Korrelation zwischen Bohrstandorten und tektonischer Aktivität. Nach seinen wissenschaftlichen Ergebnissen gibt es einen direkten Zusammenhang mit den kleinen Beben. Bisher weigern sich die Ölkonzerne für die Schäden aufzukommen. Eine klare Gesetzgebung bei der Haftungsfrage würde das Problem lösen. Experten empfehlen zudem hochsensible Seismometer und selbst bei nicht wahrnehmbaren Beben die Förderung einzustellen. Was wäre, wenn man einen moderaten Trinkwasserverbrauch bewerkstelligen, Lagerstädtenwasser sicher einlagern, Umweltschäden vermeiden und tektonische Aktivität durch Gesteinsproben verhindern könnte? Warum sollte man selbst dann in eine Technologie investieren, die nach Versiegen der Quellen überflüssig ist? Wettbewerbsvorteil auf Kosten der Umwelt Die Internationale Energieagentur berichtet, dass durch Fracking in den USA der internationale Ölpreisanstieg gebremst wurde. Das Hamburgische Wirtschaftsinstitut attestiert durch das billige Gas aus den USA und den damit verbundenen billigen Energiepreisen einen Wettbewerbsvorteil für US-Unternehmen. Sollen wir deshalb wirtschaftsgesteuert uns dem anpassen? Fakt ist auch, dass durch billiges Gas die Nachfrage von Kohle gesunken ist, welche nun heimisch wieder vermehrt verheizt wird, da Abnehmer fehlen. Die Frage zwischen Erneuerbaren oder Fracking ist eine rhetorische. Was ist aber mit der Frage zwischen Kohle oder Fracking? Unter Chinas Erde befinden sich ebenfalls enorm große, frackbare Vorkommen. Was würde jemand der chinesischen Regierung empfehlen, wenn sie die Wahl zwischen Fracking und Kohle hätte? Exportieren wir vielleicht lieber zu diesem Zeitpunkt unsere, unter hohen Umweltstandards erprobte Technologie, anstatt zuzusehen, wie ähnlich in den USA ohne ein nennenswertes Umweltbewusstsein ganze Landstriche verwüstet werden? Die Texas Universität hat in einer, nicht aus der Industrie finanzierten Untersuchung dargelegt, dass Umweltschäden meist durch Schlamperei und nichteinhalten der Vorschriften, entstanden sind. Leiter der Studie, Charles Groat, sagt bei einer Pressemitteilung: “So really any potential dangers are about drilling wells and not about the Fracking itself. It´s a subtle distinction, but a very important one.“ Drilling wells sind dabei die Bohrungen, welche auch bei der konventionellen Förderung eingesetzt werden. Zudem scheinen laut Studie nur 15-25% aller medialen Berichte auf wissenschaftliche Ergebnisse zu stützen. Demnächst soll auch in Weingarten, Österreich, mit den ersten Bohrungen begonnen werden. Ich persönlich bin gegen das derzeitige Fracking. Aber eine langsame, wissenschaftlich gestützte Entwicklung in vorsichtigen Schritten sollte möglich sein. Transparenz der Ölkonzerne, Einbezug der örtlichen Wasser- und Bodenschutzbehörden, Umweltverträglichkeitsprüfungen, strenge Auflagen und eine chemiefreie Methode sind unabdinglich, wenn Fracking jemals überhaupt in irgendeiner Weise praktiziert werden soll. Vielleicht kann Fracking eine Übergangstechnologie darstellen, bis flächendeckend erneuerbare Energien bezahlbar werden. Die Vorkommen laufen keinem davon. Wenn nicht, können wir dennoch Wissen exportieren und so in anderen Fracking zugewandten Ländern Umweltschutzmaßnahmen „Made in Europa“ anbieten. ¶ p7
WELT
.was sagt Greenpeace dazu? 1.
Einige Fachzeitschriften sprechen von einem Wasserrecyclingprozess, mit dem der Süßwasserverbrauch deutlich minimiert werden könnte. Würde ein geringerer Wasserverbrauch die Akzeptanz für Fracking aus Ihrer Sicht erhöhen? Der massive Wassereinsatz ist ein Aspekt, der klar gegen Fracking spricht. Dazu kommt allerdings noch der Einsatz von Chemikalien, mit deren Hilfe die Gesteinsschichten aufgesprengt werden. Bislang gibt es keine Langzeitstudien zu den langfristigen Folgen dieser Methode. Klar ist allerdings bereits jetzt, dass Fracking eine massive Verschlechterung des Grundwassers hervorruft, sowie die Gefahr des Auslösens von Erdbeben in den Gebieten, wo Fracking derzeit bereits durchgeführt wird. Zudem setzt sich Greenpeace für eine Energiewende ein, die ohne gefährliche, viel zu wenig erforschte Fördermethoden auskommt und auf dem Ausbau von Erneuerbarer Energie basiert. Ein solches Energiesystem wird dringend benötigt, um den Klimawandel - soweit dies möglich ist - zu bekämpfen. Dafür müssen die noch vorhandenen, fossilen Ressourcen aber weitestgehend im Boden verbleiben.
2.
Die Mountanuniversität Leoben forscht derzeit an einer chemikalienfreien Frackingmethode. Lediglich Wasser, Sand und Maisstärke würden zum Einsatz kommen. Spricht etwas gegen diesen Ansatz? Bereits seit Jahren wird immer wieder von „clean fracking“ Methoden gesprochen - bis heute liegen keine konkreten Pläne vor, wie ein solches Verfahren in der Praxis angewendet werden kann. Ich denke, dass es sich zu einem großen Teil um - sehr teure - Science Fiction handelt. Dementsprechend sehe ich es als weitaus vernünftiger an, diese Forschungsgelder in den Ausbau von Erneuerbaren zu investieren.
3.
Kein frackingbedingter Riss im Erdreich sei länger als 500Meter und die meisten kleiner als 50Meter. Damit würde bei einer Fracktiefe von 1000+ Meter eine mehrere hunderte Meter dicke Gesteinssichte Gas und eingelagertes Lagerstädtenwasser vom Grundwasser abhalten, so Exxonmobil. Zudem kommt die Universität von Texas in einer Studie unter Leitung Charles Groat zu dem Urteil, dass die meisten Umweltschäden lediglich durch Schlamperei und nicht einhalten der Vorschriften passiert seien. Wie stehen Sie dazu? Schlampereien sind vor allem Eines: das Ergebnis menschlichen Handelns. Dementsprechend kann niemals ausgeschlossen werden, dass es zu Umweltschädigungen kommen kann, die durch menschliches (Fehl-)verhalten hervorgerufen wurden (Insbesondere in einem Sektor, der derart unter einem Kostendruck steht, wie der Energiesektor). Der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen, der etwa die deutsche Bundesregierung berät, geht zudem von einer Reihe von Umweltauswirkungen und -Risiken in folgenden Bereichen aus, die mitnichten durch „Schlampereien“ hervorgerufen werden: Wasser und Gesundheit, Wasserbereitstellung, Oberflächennahe Belastungen, Unterirdische Belastungen, Entsorgung des Flowbacks, Defizite beim Wasser- und Gesundheitsschutz, Luft, Boden und Flächeninanspruchnahme, Biodiversität, Klimabilanz.
4. Angenommen es wären hochsensible Seismometer um das Bohrloch installiert und bei der kleinsten überirdischen Erschütterung p8
würde sofort ein Verbot für weiteres Fracking an diesem Standort erhoben. Wäre dies eine Alternative? Dabei würde es sich meiner Meinung nach um eine Beruhigungspille für die Bevölkerung handeln. Der Eindruck hoher Sicherheitsstandards wird vermittelt. Diese Sicherheit gibt es bei Fracking nicht. In Österreich haben wir etwa die Situation, dass vor allen Fracking-Bohrungen UVPs (Umweltverträglichkeitsprüfungen) durchgeführt werden müssen. Greenpeace kritisiert hier, dass damit eventuellen Bohrungen ein Umwelt-Mascherl umgehängt würde. Deshalb setzen wir uns für ein Fracking-Verbot, etwa nach dem Vorbild Frankreichs oder Bulgariens, ein. 5. Angenommen alle oben genannten Verbesserungen/Punkte könnten wissenschaftlich durchgeführt/belegt werden und zugleich fordern Gesetze die Unternehmen auf Haftung für Schäden jeglicher Art zu übernehmen, Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen, Wasser- und Bodenschutzbehörden zu involvieren und Offenlegung aller eingesetzen Methoden und Chemikalien zu gewährleisten. Was würde noch gegen Fracking sprechen? Siehe oben genannte Punkte. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf verweisen, dass die Atomlobby etwa immer wieder die vermeintliche Sicherheit der Nukleartechnologie darstellt. Gerade in diesem Bereich wird immer wieder auf die hohen Sicherheitsstandards verwiesen, die regelmäßigen Kontrollen und Überprüfungen. Fukushima hat uns vor Augen geführt, dass selbst in einem hochtechnologisierten Land wie Japan diese Technologie in keiner Weise als „sicher“ bezeichnet werden kann. Greenpeace kämpft dagegen an, dass sich beim Fracking eine ähnliche Entwicklung abspielen könnte. 6. Die USA setzen auf Fracking. China vielleicht bald auch? Selbst wenn Fracking bei uns nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden kann, könnte dennoch anderswo unsere Forschung auf diesem Gebiet ökologischen Nutzen haben. Ist es dann nicht von Vorteil, wenn die chinesische Regierung FrackingKnow-How aus einem Umweltbewussten Europa bezieht, als von den USA? Wir setzen uns für Forschung und Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energieträger ein. Europa sollte hier weltweite leadership übernehmen. Hier muss investiert werden, um Technologien voranzutreiben, die die Speicherkapazitäten von Strom aus erneuerbaren Energieträgern erhöhen und, um die bereits existierenden Technologien zur Marktfähigkeit zu bringen. Europa muss hier ein Vorreiter werden und investieren, um wettbewerbsfähig zu sein. ¶
WELT
.the Bambi Molesters An Interview by Veronika Milassin
T
he Croatian Surf-Rock-Band toured with R.E.M., Cramps, The Flaming Sideburns and recently even made it into a new episode of Breaking Bad. They are very well-known in the surf-rock-scene and appeared in magazines like Pitchfork and Rolling Stone. Die Zeitlos was lucky enough to meet them and interview their charismatic bassist and only female-member, Lada Furlan Zaborac. When and how did you actually meet each other? We all lived in the same town, Sisak, close to Zagreb. It’s in the mainland and has nothing to do with the coast but almost everyone in the surrounding countries thinks that all Croatians live on the coast. We met in 1994 when the war was still going on and making music was just a way to do something. Not to be destructive but to be creative. Sisak is a small town and we couldn’t have missed each other since we were all involved in the music scene. Everyone knew everyone. How old were you when you met the guys? Well, I was 17 and the guys were… a bit older (laughs). What was it like to travel with so many guys and being the only girl? It was easy! But they weren’t always easy because they often got drunk a little too early (laughs) but we’ve been together as a band for a long time, almost 20 years, so they are like family at this point. Why the name “The Bambi Molesters”? It was actually a joke. It has nothing to do with molesting or animals or Bambi. One night we were drinking and there was a joke about a friend who was really in love with a girl who had beautiful brown eyes like a deer. He didn’t know her name so he called her ‘Bambi’. He was so in love with her, he was following her around and then somebody said jokingly: “Leave the girl alone, stop molesting her and following her around!” We laughed at the ‘Bambi molester’ and I said: “Ok, that’ll be our name!” At one point we wanted to change it but it was after our second album and it was too late by then. We should’ve done it before. We couldn’t think of a better name, everything seemed stupid…our name is also pretty stupid… I think it’s pretty funny! Well, yeah it’s hard to forget, so that’s cool. How comes you stuck to this genre of music? We started playing 60-ies, garage, punk…we tried out different styles and then at one point we started doing instrumentals and that just clicked with us. We thought that it’s the best way to express ourselves. Did some bands influence you? Yeah, all kinds of bands! We’re from different generations within the band, we listen to different kinds of music but all of us like The Trashmen and surf-rock from the early 60-ies like The Ventures. Then, as we started doing our own stuff, influence came from all around. We tried to find ourselves which I think we managed successfully. We created something that can be recognized as our own. It’s not directly surf… somebody called it instrumental-rock. p9
WELT What would you do if you weren’t a musician? Well, we actually all work. So we all have our university degrees and jobs and jokingly say that we work in order to be able to play music. But you are quite successful! Touring with R.E.M. and being in Rolling Stone… Yeah, we are! But, you know, we all have families and have to work to support them. On the one hand it’s easier to just play and not work but when you think about it, if you work and play then the music part is always fresh to you. You always come back to music as something that’s different from everyday life. That way we don’t get tired of playing. That’s where we are at the moment. Speaking of the moment - I noticed that one of your songs ‘Chaotica’ was used in the final season of Breaking Bad. The song is not quite new though… No, the song is from the album ‘Sonic Bullets: 13 from the Hip’ that was made in 2001 and it’s actually a song where we had a guest star (Peter Buck) from R.E.M. playing. I don’t know, we had luck with this album… Did you know that it’d be on the show? No,no… somebody from Breaking Bad’s production team chose this song for a pretty long scene in the episode ‘Rabid Dog’. I like the way they used it! I think it lasts almost two minutes in the beginning of the show and it was done perfectly! His (Walter White’s) movements were following the song and we are really happy with how they used it because they didn’t use it only for background music but integrated it in a great way into the scene. Your music would actually be a perfect fit for some Quentin Tarantino movies… I could imagine it would too (laughs)! A lot of people say that they could imagine our songs in movies. Do you write your songs with movies and series in mind? No, actually not. Most of the songs are written by Dalibor (guitarist) and also Dinko (guitarist, thereminist). I think writing our songs is like writing poetry because if we’d have vocals it would be like writing prose, telling a story. You have the text, you have the lyrics and you guide the audience and give them a picture. I guess playing instrumental songs gives the audience space to imagine their own story. We try to get people to create their own atmosphere. I think we’re very cinematic. Maybe now, after we got used in Breaking Bad, we’ll get a little bit more recognized in the film industry. We surely hope to hear a lot more from you in the future! Thank you very much for your time! ¶
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.talking about my Country… an Interview about Egypt with Dr. Mahmoud Salama An Interview by Sophia Frisbie
Did you feel uncomfortable or suppressed under the Mubarak Regime?
M
ubarak was not considered a “dictator” if you would have asked people on the streets, because you start to usually realize that somebody is a dictator when things aren´t under control. But I have to say under his power the country was very safe. I myself as a doctor, I could work on emergency duty walking on the streets at 3 a.m. feeling completely safe in the middle of Cairo. Today this is completely impossible. (Back then, maybe the economy wasn´t that good, there weren´t enough jobs, we had problems concerning the law….people were not aware of the political powers, they were more focused on the economy. Nobody was thinking of politics and their political rights, many people assume the revolution in 2011 happened by chance, mainly because of the success in Tunisia. The message was that although the Tunisians didn´t have as many economic problems as we had, they kicked him out. That´s what encouraged many small political groups. However, when people saw the violence by the police they were embarrassed and got angry. People weren´t used to see that such violent scenes on the streets. Today, people are used to seeing violence but back then that was not acceptable for them. The events were happening at fast pace, nobody was prepared, not even the Americans and the government reacted simply unintelligent. I would say without doubt, if Mubarak would name himself for the elections, he would win again.
The world is now getting the impression that Egypt is getting out of control and that violence is taking over all over the place. Regarding the violence, we have to accredit that Egyptians are naturally very calm. Before the revolution even poor people who were suffering from poverty didn´t protest, nothing really ever happened violently. I think in Egypt the majority of the people - like everywhere in the world - are not interested in politics. The groups that are interested are very small they cannot exceed 2-3 % of the Egyptians. However, since the revolution people are more aware. These huge numbers that you saw on the streets during the second revolution were normal people, doctors, students and businessmen. But the political groups like the Muslim Brotherhood are usually not loyal to the country but influenced by external powers. They get money from outside, for instance Saudi Arabia, Iran, Qatar… some from Europe or the US. If you look at how much money is spent since the revolution – these are incredible amounts! From your perspective how is the near-future of the country going to look like? In the next few months the plan is to develop a new constitution, followed by the parliamentary election and then eventually the elections for the new president. According to the plans all three steps take three month each, making up nine - like pregnancy. I expect the violence to stop at one point soon, because it is a small group that is protesting for Mursi
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WELT to get back into power. Of course they get support, from the US and Europe, but their political plans to collaborate with the Muslim Brotherhood are destroyed, he will not come back. Did you feel that the U.S. supported you in the second revolution? No. The U.S. has its agenda in the region, just like Europe. The Middle East was a very important region for the last century - think of the oil from the golf, the Suez-Canal, Israel’s borders, historically the wars between Egypt and Israel, Golf war I & II… many international powers have their stakes in the region. Basically, the U.S. has strong allies with anybody who assists to achieve their goals. They know that Mursi is a weak politician, he hasn´t got enough experience how to rule a country, how to deal with the challenges by the army and the liberal groups. Also, it is known that he is radical. If he would stay in power he would force the people to lead a certain lifestyle comparable to Saudi Arabia or the Iran. So the U.S. had a good chance to transmit their goals by supporting a weak guy. Likewise Mursi was happy to be supported by them. When he was eventually kicked out that was a tragedy for the U.S. and Europe. Now they are trying to find a solution how to keep their agendas working in the region. Can you explain to us the relationship between the U.S. government and the Egyptian military? They are strongly collaborating. However, The military serves the military agenda of the U.S. not the political. A few years ago the U.S. was fighting the Islamist in Afghanistan, Pakistan, Iraq. Now they turned to support them like in Turkey - this is the political part of the agenda. They want to repair what happened as side effects and to appear as friends of the Islamic World, this is the first step. The second step is they will then be able to use these countries to support their agenda. The U.S. cannot get into a war easily, that time is over - nobody would accept this. What you cannot do with wars you can do with politics. It is very important to tell that the “Syria case”, was the major reason why the Egyptian army kicked Mursi out or at least fastened the process. He did a very dirty deal with the U.S. and Europe to change the balance of power. In Syria, of course who is fighting is not only the government against the opposition but also
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many Islamists coming from Iraq, also the Al Qaida, it is a complex situation. So when the U.S. congress said they would supply the opposition with weapons and funds, Mursi told them he could convince young people from religious groups to fight, as an Islamist he would speak in the name of religion and convince Egyptians to fight in Syria. Immediately one week after the congress made the statement, Mursi announced to his supporters to encourage young men to go and fight there. Of course this was a strange situation, in a modern country like Egypt - how can you declare something like that, almost like declaring a war - that was inacceptable. Of course the army is an ally of the U.S. but that was a dirty strategy that annoyed many. What do you think about the future politics in Egypt, will it ever be possible to establish a democracy? Yes it will, it will take time until we reach the same modern democratic level like western countries, maybe 50-100 years. Democracy is like a drug: You have to study your patient very well in order to know what he/she needs. In the context of Egypt, obviously democracy is the right medicine, but how much of it, what doses? You cannot give the full doses at once - that would be toxic! Exactly that is what happened. No doubt we need democracy for development in all terms, nobody would disagree on this but how – that is the issue. Egypt is full of ignorant people, 40 % of the people cannot read or write, 40 % are under the poverty line, (less that 2 $/day). This is a difficult presetting for democracy, because it is not just about elections! You need institutions, culture, political parties, the basis we don´t have. I can say that Egypt must get on the right way
to democracy. That is what happened through the revolution, we are at the beginning of the process. For sure we will never have somebody like Mubarak staying in power for 30 years, or someone who can just hand over power to his son; this was a big win from the revolution. And then you need a good constitution, unfortunately in 2011 that was not given, we couldn´t get further with that one. So what is now important is to establish the basis, the fundament of the house. Otherwise it will collapse, like what happened after two years and if people think democracy is just about elections. 49 % of the people did not support the outcome and the president didn´t know how to harmonize between these two halves, he divided the community. Later on in democratization, once the basis is established, it does not matter so much who is president because the democratic process will clean out itself properly. It will take time until we have the right people in the right positions. I think after one year of Islamists ruling they will not rule again, never ever. This is the third victory. People discovered they are big liars, that they don´t know how to rule a country and how to provide to the people.
rights but still not enough. Although they got these rights, people look at women as inferior. They think they should not have the same freedom like men, for example they cannot travel alone, stay outside, make decisions on their own - they cannot even live on their own. It will take many years to correct that very traditional view. These traditions are really strong, until now and put all blames on the women. Consequently in cases of harassment it would always be the woman´s fault, for instance that she looked sexy or something like that. These criminals think that whatever they do to a woman they will not be blamed because according to the culture it is always the woman´s fault. So if you put this culture next to a bad economic situation and a lack of security, you get a situation like now. Another important point is that when the Islamists came to power they
Can you please have a word on the U.S. agenda in the region alias the Black Box? Well, these people are smart. Seeing the history of their allies in the region, the main rule is that they are dealing with the winners, as long as these people keep the Black Box secret and safe. Although Mubarak was their ally for thirty years, they didn´t make any effort to keep him in position. They had a good alternative: Plan B, the Islamic groups, they were in touch for ages preparing for the case that they might rule. They transferred the black box to the Islamic groups. The U.S. is now trying to figure out who will carry the box after Mursi. What is in there? Of course the peace contract, all information about the Egyptian army, the terrorist groups. Don´t forget all terrorists are originated from the region. Most of the oil is originated from the region as well. Most of wars. There remained a lot of information from the past unannounced, which is part of the box. All strategies and plans dealing with these topics are included. It is not easy to find someone who can carry that. Bad surprises of course are unwanted, for instance that someone popular becomes president who would decide to turn against the U.S. and towards Russia, like what happened in the 60s. That would be a disaster for the world. That would create a competition between Egypt and Israel to gain the most weapons, like what happened in the past. Consequently, a war would be unavoidable, involved would be Russia, China, Iran, Egypt, Israel…it would be a big mess. This is not far from reality, we had this thread for thirty years ago (40s till 70s) before the peace contract. So, of course the U.S. does not want a popular president for Egypt who has a lot of support from the normal people. When is going to be the day that the people can walk on the streets at night without fear? The country must become stable again. That means not just police men on the streets. It means all components must be satisfied, or at least all groups feel satisfied, that means by hope or stroke, if you try to reach consensus, it will become stable. Another possibility is that the Islamists feel disabled to act, like during the Mubarak Regime when he simply kept them away from the communities. In short, either reach consensus or disable them to act. Quite confusing is the link between the revolution and the dropped level of security and safety for women in Cairo. It seems there is an ugly situation developing regarding harassments. Generally, sexual harassment is very common in Egypt. There are many causes for that, first, the lack of education, second, a poor economy and unemployment. Individuals cannot marry when they have a low income so the guys are deprived from sexual satisfaction. The next reason, the acute reason, is the lack of security on the streets, adding that the country generally feels weak, so everybody can do whatever he wants. On the other side there are reasons related to the traditional view of the community towards women: During the last decades women in Egypt got more
even decreased the status of women. If they would have stayed longer in the position they would have entirely stolen the women´s ability to live in freedom. The people who commit harassments are not only Islamists however the Islamists blame the women even more. They don´t allow education for girls or give girls the right to be a child, allowing marriage from the age of nine. So they want them to only act as a wife and bring up children, in that way men have superiority. In many cases of rape, they capture the man and force them to marry. The point is that in this culture virginity is a very serious issue a lady cannot marry if she is not a virgin any more so in cases of rape nobody would marry her, that is why they solve the problem through marriage. Mrs. Mubarak introduced a new law foreseeing the death sentence for rapists and right to abort for the victim. The Islamists want to change this law again. ¶ p 13
STUDIEREN
.studieren © Veronika Milassin
.großstadtdschungel Spektakel Öffis. Vom kleinen Dorf rein in die grosse Stadt. Ein Artikel von Daniela Schwaiger
S
eit einigen Jahren, nämlich seit ich einer akademischen Ausbildung nachgehe, wohne ich in der Großstadt. Innsbruck selbst wird zwar des öfteren als großes Dorf bezeichnet- für mich als Landei war es anfangs aber die größte Metropole. Man bemerke an dieser Stelle, dass mein Heimatdorf ein kleiner Weiler mit 200 Einwohnern ist, welche gemeinsam eine Anzahl von Lebensjahren um die 13.000 zusammenkriegen. In meinem Dorf gibt es schon auch einen Bus. Dieser verkehrt an Wochentagen etwa fünf Mal, am Wochenende drei Mal am Tag. Nicht in der Stunde. Ist aber auch kein großes Problem, denn bei Erika gibt es Milch und Eier, in der Schaukäserei hausgemachte Käseprodukte und das Gemüse und die Tiere wachsen hinterm Haus. Und volllaufen lassen kann man sich auch bei Erika- dem Vorbild der Wirtin höchstpersönlich folgend. Wie dem auch sei- nach meiner Matura (Abitur) verschlug es mich in die große weite Welt, nämlich nach Innsbruck. Dort gibt es Busse, welche alle fünf Minuten verkehren! Nach einem Jahr mit diesem Luxus war es des öfteren eine Zumutung, wenn man vier Minuten an der Bushaltestelle warten musste. Zwar lag dies einerseits im Falle der Bushaltestelle meines Herzens an der sehr freundlichen Frau, welche zu vergessen schien, dass die Antwort auf ihre Frage ,Tschuldigung- deafi Sie wos frogn? Homb Sie vielleicht a boa Cent für mi?‘ stets ,NA!‘ war oder an der noch freundlicheren Dame, die jedem, der ihr Sichtfeld störte, eine mit ihrem Stock verpasste- andererseits kann man es auch darauf schieben, dass der Mensch ein schimpfendes Gewohnheitstier ist und es als Tragödie sieht, wenn der Bus einem vor der Nase wegfährt und man dann einige wertvolle Minuten des stressigen Studentenlebens dem sinnfreien Daseins des Wartens schenken muss. Währenddessen man an all die armen Dorfkinder von daheim denken kann. Oder sich über gewisse davon ärgern, wie beispielsweise über Lena. Lena bekam einst zu Ostern in einem Alter von vier Jahren ein Kindermoped. Und weil der Bus nicht öfter fuhr, fuhr Lena mit dem Kindermoped herum. Den ganzen Tag. Es war ein lautes Kindermoped. Nachdem Lena auf Ponies umgesattelt hatte kam ihr Bruder Sebastian zur Welt. Drei Jahre war wieder Ruhe im Dorf, dann wurde das Kindermoped wieder gestartet. Und schon war der nächste Bus eingefahren, wunderbar! © dieter_titz @ flickr p 14
Einsteigen, hinsetzen, abschalten, fahren. Doch des öfteren ist dem nicht so. Denn manchmal gesellen sich manch lustige Gestalten an den Platz neben, vor oder hinter einem. In den ersten Wochen wurde ich erstmals in meinem Leben mit einer Person konfrontiert, die anscheinend an einer Krankheit litt, von welcher ich zuvor noch nie gehört hatte. Ich wurde früh morgens um halb zwölf im Bus wild beschimpft. Dumme Sau war verhältnismäßig ein eher lieblicher Ausdruck.
Unterstützer hierbei war für mich das Aufkommen von Smartphones. Jetzt ist es nämlich so, dass alle komischen und nicht komischen Leute in der Ubahn auf ihr Smartphone starren und nicht mehr daran interessiert sind, die anderen Mitfahrer anzuglotzen oder anzusprechen. Zumindest nicht im echten Leben.
Dann trifft man auf seiner Reise durch die Stadt manchmal auch auf die eine oder andere alkoholisierte Person. Eine davon hatte an einem Nachmittag im November leicht über den Durst getrunken und verwechselte den fahrenden Bus wohl mit einer Achterbahn. Es ging auf und ab, wuuuuuuhh war sein Kommentar dazu. Auch das Bier in seiner Hand ging auf und ab als es noch zu war. Als es offen war erfolgte eine Bierdusche, welche nicht nur den Herren selbst traf, sondern auch die Frau auf dem nahegelegenen Sitz. Leider war es nicht die Frau mit dem Stock. Deshalb war der einzige, der das lustig fand, der Mann selbst. Nicht einmal der Busfahrer musste lachen- nein. Es blieb rasant stehen, Ende der Achterbahn. Tür auf, plumps, Mann raus, plumps.
Auf Facebook vielleicht! Seiten wie Spotted helfen hierbei.
Das war alles schon recht lustig, doch richtig abgefahren für meinen Geschmack wurde es dann erst, als mich mein beruflicher Werdegang für mein erstes Büropraktikum nach München führte. Hier werden die Dimensionen von Innsbruck leicht übertroffen und es gibt sogar eine Ubahn!
Und wenn dann jemand weiß, wer der Herr war, kann man ihn sogleich anstupsen- perfekt. Aber nicht in der Ubahn! Denn da wird man sonst nur als dumme Sau beschimpft.
Früher war es so, dass ich Angst hatte vor der Ubahn. Als ich mit meiner Mutter in Paris war, wollte ich immer lieber zu Fuß gehen, da mir ,die komischen Leute in der Ubahn‘ Angst machten. Und davonrennen (wie ich es sonst immer pflegte zu tun wenn irgendwo komische Leute waren) ist in einer Ubahn eben auch nicht möglich. Einige Jahre später konnte ich meine Ubahnangst beseitigen. Ein großer
,Neulich um 8.40 in der U3 hab ich dich schnuckeligen Typen mit rotem Rucksack und Hornbrille gesehen. Ausgestiegen bist du am Petuelring. Deine Locken waren braun und du schienst, in dein iPhone (5, weiß) vertieft zu sein. Hoffentlich hast du keine Freundin, mit der du gechattet hast. :( Hilf mir, liebe Community! Ich muss IHN wieder sehen. Ich warte auf dich, Schnuggi. Morgen in der U3!‘
Oder wie damals, als ich am Heimweg von der Arbeit war. Ich, vertieft in ein Buch (denn für mich als wahrer Patriot kommt mir keine deutsche Simkarte in mein Telefon, also kein Internet), saß da auf einem Sitz im hinteren Teil der Ubahn. Rush Hour, daher alles voll. Neben mir der Gang, daneben hatte sich ein Herr um die 70 im Maßanbezahlte Anzeige
Auf zu neuen Ufern Ein Auslandspraktikum ist eine wertvolle Erfahrung und wird mit maßgeschneiderten Förderungen unterstützt. Bei Studierenden und AbsolventInnen sind Berufspraktika im Ausland begehrt. Zum einen, um das eigene Fachwissen zu vertiefen, Berufs- und Lebenserfahrung zu sammeln, Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen, persönliche Kontakte und Netzwerke aufzubauen und um fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen. Zum anderen aber auch, weil diese wichtigen Zusatzqualifikationen in der heutigen Arbeitswelt gefragt sind und jeden Lebenslauf enorm aufwerten. Die Standortagentur Tirol ist in Sachen Auslandspraktika die erste Anlaufstelle in Tirol. Sie berät im Vorfeld und hilft bei der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen. Außerdem bietet sie finanzielle Unterstützung, indem sie entsprechende Stipendien koordiniert. „Die Europäische Union fördert im Rahmen des Leonardo da Vinci-Programms Berufspraktika von AbsolventInnen, mit dem Erasmus-Programm solche von Studierenden. Je nach Zielland, Dauer und Programm stehen Interessierten Förderungen von bis zu 600 Euro pro Monat offen“, weiß Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Dabei können Förderungen für Praktika in allen EU- und EWR-Ländern sowie für solche in der Schweiz und in der Türkei beantragt werden, und das – je nach Programm – für einen Zeitraum von zwei Wochen bis zu einem Jahr. Informieren und durchstarten Das Service der Standortagentur Tirol gibt es ganjzährig und kostenlos. Auf der VISIO, der Bildungsmesse für Lehre, Beruf, Studium und Weiter-
bildung, die vom 6. bis zum 8. November in der Messe Innsbruck stattfindet, berät die Standortagentur Tirol außerdem alle Interessenten auf einem eigenen Stand. „Geförderte Auslandspraktika können bei privaten Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen, bei NGOs oder bei Vereinen absolviert werden. Wer schon einen speziellen Praktikumsplatz im Auge hat, den oder die beraten wir zu möglichen Stipendien. Wer noch auf der Suche ist, dem oder der stellen wir zusätzlich unsere Auslandskontakte zur Verfügung und helfen bei der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen“, so Katharina Schmidhofer, Spezialistin für Mobilitätsprogramme in der Standortagentur Tirol. Wie wertvoll ein Auslandspraktikum ist, weiß Katharina Lechner, die an der Uni Innsbruck Erdwissenschaften studiert: „Als Geologiestudentin wollte ich immer ein Auslandspraktikum absolvieren, im Sommer 2012 war es soweit: Nach sechs aufregenden Wochen und vielen interessanten Erlebnissen am Icelandic Meteorological Office in Reykjavik bin ich um wichtige Erfahrungen reicher und kann dankbar feststellen, dass ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen ist. Die Standortagentur Tirol hat mich finanziell und bei organisatorischen Fragen unterstützt und mir bei der Verwirklichung meines Praktikums sehr geholfen“, ist Katharina begeistert.
Nur eines von „vielen interessanten Erlebnissen“ in „sechs aufregenden Wochen“ - Katharina Lechner bei Feldarbeiten am isländischen Vulkan Hekla. p 15
STUDIEREN zug (nicht Armani, eher vom Hausschneider, gehalten in moosgrünem Cord, kombiniert mit sandfarbenem Tweedjackett) hinplatziert. Ein edler Herr der alten Schule! So schien es zumindest. Sein Verhalten zeigte aber eine gewisse Unzufriedenheit mit der Jugend und allgemein der Menschheit von heute. Fälle von ,früher war alles besser‘ sind keine Seltenheit- in dieser Extremform aber eher unüblich. Was ein Glück ist! Das größte Problem des Herren war es, wie hässlich doch alle Leute heutzutage sind. Immer wieder, wenn jemand die Bahn betrat, wurde er aus dem hintersten Eck zurechtgewiesen, denn der Herr erhob stets die Stimme, um seinen Senf dazuzugeben. Und dieser Senf war kein klassischer bayrischer süßer Senf. Stattdessen waren es Aussagen wie ,so wos schiaches wie di hättns früher aufn Scheiterhaufn gstellt!‘ Jeder war nämlich seiner Meinung nach schiach. Früher hätte es so etwas nicht gegeben. Früher hatte man Stil und Anstand. Früher wäre man nicht einfach in Jogginghosen in die Ubahn gestiegen. Und was diese Frisur dazu soll- grauenhaft! Das fünfzehnjährige Mädchen ihm gegenüber sollte sich doch einen Lehrmeister zulegen und Göthe lesen, um etwas mehr aus sich zu machen als nur eine graue hässliche Maus zu sein. Ich hatte das Glück, nicht wortwörtlich als hässlich beschimpft zu werden, ich war die, die schon betete dass die Menschheit wieder schöner, stilvoller und gebildeter werde in Zukunft, da ich meine Hände im Schoß gefaltet hatte. Natürlich war dem auch so! Was München jedoch von jeder Untergrundbahn, die ich bisher betreten habe, unterscheidet, sind die Fahrer, die sich auch bemerkbar machen. So wird zum Beispiel dazu aufgerufen, sich zusammen zu kuscheln um mehr Platz zu schaffen. Wortwörtlich klingt das so ,so liebe Leidln, ruck ma oi a bissale zommen dass ma oi an Plotz hobn. Die ondan hebn sie bitte gut fest. Los, auf gehts, mia miassn weita!‘ Diese Eigenschaft macht das ganze Spektakel um einiges freundlicher als sonst wo, wobei es sich wahrscheinlich nur um eine Marketingmaßnahme des MVV handelt. Bei einem Ticketpreis von 2,80 pro Zone und Einzelfahrt kann man sich auch ein gewisses Budget für solche Maßnahmen erwarten. In meinem Heimatdorf hingegen fahre ich zum Jugendtarif, und das seit 8 Jahren. Dort kommt man mit 2,80 Euro fast zwei Dörfer weiter. Und Dörfer- das klingt wohl imposanter als Zonen.... ¶
p 16
STUDIEREN
© Project-128 @ flickr
.geschlecht im Wandel Ein scheinbar simpler, dichotomer Begriff wirft bei genauer Betrachtung zahlreiche Fragen auf. Ein Artikel von Elisabeth Schiechtl Mainstreaming und Gleichbehandlung
G
endermainstreaming ist ein Begriff, mit dem die meisten Menschen etwas verbinden können. Er bezeichnet die Chancengleichheit für beide Geschlechter auf allen Ebenen der Gesellschaft. Die Europäische Union hat hierzu eine Kommission zur Gleichstellung der Geschlechter eingesetzt, deren Ziel es ist Frauen und Männer auf wirtschaftlicher Ebene gleich zu behandeln, ihnen den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit zu zahlen, Frauen und Männer in politischen Entscheidungsprozessen ausgewogen zu repräsentieren, geschlechtsbezogene Gewalt zu bekämpfen und auch außerhalb der EU für Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu sorgen. Sichtbarkeit beider Geschlechter wird auch auf der sprachlichen Ebene angestrebt. So ist es gang und gebe, in Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Arbeiten und häufig auch in der gesprochenen Sprache zu gendern. Für viele Aktivistinnen und Aktivisten ist es aber nicht ausreichend, das weibliche und das männliche Geschlecht gleichermaßen zu berücksichtigen. Sie streben eine Transformation der deutschen Grammatik an und so wurde 2007 erstmals im Rahmen der Transgender-Tagung Berlin ein Vorschlag präsentiert. Die sogenannten „Sylvain-Konventionen“ enthalten vier Geschlechter, nämlich weiblich (eine Junge, statt ein Mädchen), männlich (ein Junge), sächlich (ein Junges, statt ein Jungtier) und ein drittes Geschlecht (einin Jungin). Generell zeigt sich eine positive Bilanz, wenn man die steigenden Zahlen von Frauen zum Beispiel im universitären Kontext oder am Arbeitsmarkt betrachtet, aber es eröffnet sich gleichzeitig ein riesiger und scheinbar unerschöpflicher Themenbereich für die Gleichbehandlungsdebatte. Geschlecht und Gesellschaft Die Genderforschung ist eine relativ neue und rasch wachsende Wissenschaftsdisziplin, die sich aus den durch p 17
STUDIEREN leben in Österreich ungefähr 300 bis 400 Transsexuelle Personen, die eine Geschlechtsangleichende Operation hinter sich haben. Hinzu kommen Transgenderpersonen, die mittels Crossdressing in die Rolle des anderen Geschlechts schlüpfen oder zusätzlich dazu durch die Einnahme von Hormonen ihren Körper dem anderen Geschlecht angleichen. Trotz der offensichtlich enormen Diversität ist es in Österreich immer noch Pflicht, ein Geschlecht im Pass anzugeben. Wer dieses ändern will muss ärztliche und psychotherapeutische Befunde vorlegen und sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen, obwohl viele Transpersonen das gar nicht wünschen. Fortschrittlicher zeigt sich Nepal. Der sonst traditionelle Staat hat seit 2013 ein „drittes Geschlecht“ eingeführt, das im Pass neben „männlich“ und „weiblich“ als „andere“ bezeichnet werden kann. Gemeint ist das soziale Geschlecht und schließt alle mit ein, die sich nicht zuordnen können oder wollen.
© See-ming Lee SML @ flickr die Frauenbewegung der 1960er und 1970er Jahre angeregten Women’s Studies in den USA entwickelt hat. Diese befasste sich hauptsächlich mit dem Erleben und Verhalten von Frauen. Ihr Ziel war es, den wissenschaftlichen Androzentrismus, der durch den Ausschluss von Frauen an den Universitäten entstand zu hinterfragen. Heute hat sich daraus eine vielfältige Forschungsrichtung entwickelt, die sich in der Medizin, der Psychologie, den Geistes-, Natur- und Sozialwissenschaften etabliert hat. Sie betrachtet das Geschlecht auf der bio-psychosozialen sowie der kulturellen und der historischen Ebene. Wichtige Begriffe sind „Biological Sex“, „Gender Identity“, „Gender Expression“ und „Sexual Orientation“. Sie alle werden als Kontinuen und relativ unabhängig voneinander beschrieben. Der Begriff „Gender“, um den sich in der Geschlechterforschung alles dreht, meint das soziokulturelle Geschlecht und hat im Deutschen keine genaue Entsprechung. Die Zuordnung erfolgt auf einem Kontinuum von feminin über androgyn bis maskulin. Die meisten Kulturen leben mit einem System der Zweigeschlechtlichkeit, wenngleich es Ausnahmen gibt. Die Hijras in Indien zum Beispiel stellen quasi ein anerkanntes drittes Geschlecht dar. Meist sind sie biologisch männlich oder entmannt, lassen sich aber durch Kleidung und Verhalten nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht eindeutig zuordnen. Vergleichbare Strukturen sind auch in amerikanischen Indianerstämmen, auf der polynesischen Insel Samoa und in der mexikanischen Stadt Juchitan zu finden. In Europa ist eine so genannte Heteronormativität vorherrschend, was bedeutet, dass es lediglich zwei anerkannte Geschlechter gibt. Dieses Geschlecht, entweder männlich oder weiblich, wird mit Geschlechtsidentität und –rolle, aber auch mit sexueller Orientierung gleichgesetzt. Somit ist eine Frau eine Person mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen und mit weiblichem Verhalten, die das männliche Gegenstück begehrt. Wer sich hier nicht eindeutig zuordnen lässt, fällt durch das Raster. Nepal als Vorreiter Eines von ungefähr 1500 Babies kommt mit einem nicht eindeutig weiblichem oder männlichem Geschlecht zur Welt. Schätzungen zu folge sind wahrscheinlich zwischen 2,7 und 1,1 % der Männer sowie 1,3 und 0,4 % der Frauen ausschließlich homosexuell und die Zahl der Homosexuellen Ehen in Deutschland steigt stetig. Wissenschaftler behaupten, dass jeder zweite mindestens einmal im Leben eine bisexuelle Phase durchlebt. Zurzeit p 18
Im Vergleich zur Europäischen Union scheinen die Nepalesen vorausschauender zu denken. Die Integration eines dritten Geschlechts wäre in Anbetracht der realen Situation aber auch bei uns zukunftsweisend. Fest steht, dass wir uns im Wandel befinden und dass durch die Geschlechterdebatte wahrscheinlich mehr Veränderungen angeregt werden, als ursprünglich geplant. ¶ Quellen: http://www.isna.org/faq/frequency http://itspronouncedmetrosexual.com/2011/11/ breaking-through-the-binary-gender-explainedusing-continuums/ http://www.uni-due.de/genderportal/geschlechtergeschichte h tt p : / / w w w.u n i - p r o t o k o l l e . d e / L e x i k o n / Heteronormativit%E4t.html http://www.lsvd.de/recht/lebenspartnerschaft/ statistik.html http://www.stern.de/wissen/gesund_leben/seele/ bisexualitaet-sexuelle-grenzgaenger-521965.html http://www.wien.gv.at/queerwien/deftrans.htm http://diestandard.at/1358304467578/Nepal-DasDritte-Geschlecht-in-Dokumenten http://www.transx.at/Dokumente/Fly09_long.pdf http://www.migrazine.at/artikel/sprache-machtgeschlecht http://ec.europa.eu/justice/gender-equality/index_de.htm http://www.translatemedia.de/grammatikalischegeschlechter-in-verschiedenen-sprachen/
.uganda Ein Land ohne viel Hoffnung bekommt Hilfe für seine Kleinsten. Ein Artikel von Corinna Lex
Viele der Kinder, die wir aus ihren Familien geholt haben, wohnen nun bei uns im Internat, dürfen zur Schule gehen und bekommen genug zu essen. Mit 10.000€ kann in Uganda eine komplette Schule errichtet werden und allein für 10€ im Monat kann man die Patenschaft für ein Kind übernehmen, um ihm so die Chance auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Denn Bildung ist in Afrika der Schlüssel
J
oseph Kony, ein Name der letzten Sommer ein Land in den Mittelpunkt einer viralen Spendenkampagne gerückt hat – Uganda. Die Aktion sollte auf die verschleppten und zu Soldaten ausgebildeten Kinder des Landes aufmerksam machen. In den Medien wurde die Kampagne sehr kontrovers betrachtet. Unbestritten sind jedoch die vielseitigen Probleme, die das Land hat. Auch mit seinem Nachwuchs. Hier sah ich meine Aufgabe. Ich durfte 3 Monate der Hilfsorganisation Kindern eine Chance, mit Sitz in Innsbruck, unter die Arme greifen. Ihr Bestreben ist es, das Wohl der Kinder in Uganda als auch deren Bildung zu verbessern.
zu einer Zukunft mit mehr Möglichkeiten
Vor meiner Ankunft in Uganda wusste ich noch nicht so recht was mich erwarten würde, doch die anfängliche Unsicherheit war direkt verflogen, als mich die Einheimischen sehr herzlich begrüßten . Ich habe mich sehr schnell eingelebt und mich in Zigoti, wo Kindern eine Chance seinen Hauptsitz hat, pudelwohl gefühlt. Mein Aufgabenbereich war unter anderem die Betreuung des Porridge Programms . Wir verteilten Maismehl in den Schulen, um den Kinder eine Mahlzeit zu geben, erwarten aber als Gegenleistung, dass die Lehrer anwesend waren und sich auf den Unterricht vorbereitet haben. Inzwischen gehören 19 Schulen dem Porridge Programm an, von denen sechs unsere eigenen sind. Jede Schule wird einmal pro Woche routinemäßig kontrolliert.?…?Bei solchen Kontrollbesuchen waren meist die Lehrer diejenigen, die uns Magenschmerzen bereitet haben. Teilweise waren sie schlicht und ergreifend zu faul ihre Unterrichtsstunden pflichtgemäß vorzubereiten bzw. abzuhalten. Schulen, die öfter negativ auffallen und sich nicht an unsere Abmachungen halten, werden aus dem Programm entlassen. Andere Schulen könnten sich dann um einen Platz bewerben.. Mein zweiter Aufgabenbereich waren Hausbesuche im Landesinneren. ZweiTage die Woche sind meine afrikanische Mitarbeiterin und ich losgefahren, um Familien zu besuchen, die dringend Unterstützung benötigen. In manchen Fällen hat es gereicht, wenn wir diesen Menschen mit Matratzen, Mosquitonetzen, Essen oder Medikamenten unter die Arme greifen konnten. In anderen Fällen hingegen mussten wir die Kinder, sei es wegen Krankheit oder auf Grund von Verwahrlosung auch aus ihren Familien nehmen. Anfangs ging mir so mancher Anblick noch tief unter die Haut, aber ich habe schnell gelernt Distanz zu wahren, umso bestmögliche, objektive Entscheidungen für die Kinder treffen zu können.
Stefan Pleger und Gabi Ziller haben 2008 die N.G.O „Kindern eine Chance“ ins Leben gerufen. Was sie geleistet haben ist beeindruckend und man merkt auch vor Ort bei der Zusammenarbeit , wie sehr den beiden das Wohl der Kinder am Herzen liegt. Ich persönlich war nicht das letzte Mal in Uganda. Die Erfahrungen dort haben mein Leben bereichert und mir bewusst gemacht, wie gut es uns eigentlich geht, was es bedeutet ein Dach über dem Kopf zu haben und wie wichtig Gesundheit ist. . Außerdem haben meine Eltern die Patenschaft für zwei ganz süße Mädels übernommen, die ich unbedingt wiedersehen muss In Uganda habe ich nicht nur Motorrad fahren gelernt, sondern auch, was es heißt gebraucht zu werden und Trost zu spenden. Auch wenn die Arbeit nicht immer einfach war, macht das Lachen der Kinder alle Anstrengungen wieder wett und bestärkte mich nur noch mehr in meinem Handeln. www.kinderneinechance.at
Dort findest du unsere Kontaktdaten und noch viele weitere Informationen. Eure Corinna ¶ p 19
GENIAL
© Lina Herz
.genial
.freie Radios Selbstgestalten statt Abschalten Ein Artikel von David Winkler-Ebner
„E
in Mann, der was zu sagen hat und keine Zuhörer findet, ist schlimm dran. Noch schlimmer sind Zuhörer daran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat.“ Diese spitze Bemerkung stammt von Bertolt Brecht und bezieht sich auf das seinerzeit noch sehr junge Medium des Hörfunks. Austausch und Dialog In altbekannter Manier zeigt Brecht knapp und bissig das wesentliche Problem des neuen Mediums auf: Das Radioprogramm kann den Ansprüchen seiner breiten und bunten Hörerschaft nicht gerecht werden: zu weit gestreut sind die Interessen, zu verschieden die Ansichten und Meinungen. Doch Brecht belässt es nicht dabei, zu kritisieren, viel mehr entwirft er, ein utopisches Bild von einem Hörfunk, zu dessen Inhalt die Zuhörerinnen und Zuhörer einen wesentlichen Beitrag leisten. Brecht fordert: „Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen.“ Brecht hielt also nichts von einem Radioprogramm, von dem sich der passive ZuhörerInberieseln lässt. Vielmehr verlangte er Austausch und vielstimmigen Dialog – mit anderen Worten: Beteiligung eines aktiven Publikums. In den frühen 30ern des vergangenen Jahrhunderts, als das Radio in vielen Ländern Europas zu einem immer bedeutsameren Propagandainstrument wurde, schien das undenkbar. Doch die Geschichte
Wie wirst du SendungsmacherIn? Die Voraussetzungen, um auf Sendung gehen zu können, sind bei den freien Radios in Österreich stets etwas unterschiedlich. Bei FREIRAD musst du: Mitglied im Verein sein, was bei geringem Einkommen 25, ansonsten 50 Euro kostet ein Radioseminar sowie eine Einschulung zum Medien- und Urheberrecht absolvieren ein Sendekonzept ausarbeiten dich an die Sendevereinbarung halten. Aktuelle Termine bei FREIRAD: Radioseminar: Montag 30/09/ und Mittwoch 02/10/2013, jeweils von 17 bis 22 Uhr Montag 02/12/ und Mittwoch 04/12/2013, jeweils von 17 bis 22 Uhr Einschulung Medien- und Urheberrecht: Montag 14/10/2013, von 17 bis 19 Uhr Dienstag 10/12/2013, von 17 bis 19 Uhr Links: FREIRAD-Homepage: http://www.freirad.at/ VFRÖ-Homepage: http://www.freie-radios.at/ Musiktipp: http://www.mediathek.at/atom/135E620C-00100078-000004A4-135DCBB9
© dreamsjung @ flickr p 20
des Radios in Österreich zeigt: So radikal neu waren Brechts Gedanken gar nicht. Frischer Wind in der Radiowelt 1924, als hierzulande der Hörfunk eingeführt wurde, erhielt die RAVAG, die Radio-Verkehrs-AG, das Sendemonopol. Doch noch vor Sendestart formierte sich bereits Widerstand: Der Freie Arbeiter-Radiobund forderte einen Arbeitersender, der den Ansichten und Interessen der Arbeiterinnen und Arbeitern genüge, was letztlich in einer Phase illegaler Sendetätigkeit, sogenannter Piratensender, mündete. Frischen Wind bekamen die Gegner des österreichischen Rundfunksystems in den 1970ern – getragen von einer europaweiten Freie-Radios-Bewegung, die eine Liberalisierung des Rundfunkmarktes forderte. Jedoch erst als der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am 23. November 1993 das Sendemonopol des ORF für unrecht erklärte, war der Weg für die freien Radios in Österreich geebnet – bis zum tatsächlichen Sendestart sollte es aber noch bis in die späten 1990er dauern. Doch was genau sind „freie Radios“? Grundsätzlich kann man drei Rundfunktypen unterscheiden: öffentlich, kommerziell und nichtkommerziell. Im Zuge der Liberalisierung des österreichischen Rundfunkmarktes, traten zwei Gruppen von neuen Hörfunkanbietern neben dem öffentlich-rechtlichen ORF auf: kommerzielle Privatsender und nichtkommerzielle Sender. Letztere sind gemeinnützig organisiert und nicht profitorientiert. Bei freien Radios handelt es sich um nichtkommerzielle Sender, die sich durch ein weiteres wesentliches Merkmal auszeichnen: den offenen Zugang. Offener Zugang heißt, dass grundsätzlich jeder und jede in freien
Radios zum SendungsmacherIn werden kann. Unabhängig vom Diktat der Quoten, können Ideen und Meinungen geteilt werden, die von der Linie der Massenmedien abweichen. Nicht umsonst sind es die stimmlosen Randgruppen, die die freien Radios besonders ansprechen. Was daraus entspringt ist ein buntes und äußerst vielfältiges Programm, wie es wohl kein anderer Rundfunkanbieter leisten kann – nur eines ist tabu: Diskriminierung jeglicher Art. Damit diese Vielfalt zustande kommen kann, brauchen freie Radios aber vor allem Eines: ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und deren selbstproduzierte Sendungen. Deine Stimme ist gefragt Deinen Beitrag zu einer breiteren Medienlandschaft kannst du in Österreich in einem von 15 freien Radios leisten. Darunter ORANGE in Wien, Radio Helsinki in Graz, das Linzer Radio FRO und mittlerweile seit mehr als zehn Jahren FREIRAD in Innsbruck, das im Großraum auf der Frequenz 105.9 sowie per Livestream im Netz zu empfangen ist. Wer also schon immer davon geträumt hat, live on air zu gehen, ist stets willkommen. Derzeit sind etwa 350 Sendungsmacher und Sendungsmacherinnen bei FREIRAD aktiv . Die nötigen Fertigkeiten dazu lernst du in den regelmäßig abgehaltenen Radioseminaren. Die aktuellen Termine sowie weitere Infos dazu findest du in der Infobox auf der linken Seite. ¶ bezahlte Anzeige
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.gesunde Ernährung - mehr als nur Bio... Ein Artikel von Lisa Hauser
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pätestens, wenn man Hotel Mama verlässt, ist eines der unausweichlichen Dinge die es zu lernen gilt das Kochen. Naja, die meisten schlagen sich ja anfangs recht gut mit Pizza und Nudel durch, doch sobald man das auf den Hüften sieht, oder einem einfach die Lust darauf vergeht, heißt es: „Her mit dem Kochbuch!“ Warum ist es aber so wichtig sich gesund zu ernähren? Reicht es nicht einfach, wenn es schmeckt und man satt ist? Essen ist viel mehr als nur ein Grundbedürfnis der Menschen. Die Frage, was man essen sollte und was nicht, sollte nicht nur Leute mit Gewichtsproblemen interessieren. Die richtige Wahl beim Essen kann vielen Krankheiten vorbeugen, heilend auf den Körper wirken und auch den Gemütszustand beeinflussen. Dass gesunde Ernährung wichtig ist, ist heutzutage größtenteils anerkannt, aber bei der Beantwortung der Frage, was denn nun gesunde Ernährung sei, scheiden sich die Geister. Dementsprechend viele verschiedene Ernährungsformen und sogenannte Diäten gibt es. In kaum einem anderen Bereich in unserem alltäglichen Leben sind so viele verschiedene Meinungen verbreitet wie bei unserer Ernährung. Ich denke hier zum Beispiel an die „Fleisch bringt´s“ Werbung oder an den Hype um die „Light-Produkte“. Ich habe versucht mir einen Überblick über die verschiedenen Ernährungsformen zu verschaffen, und wie soll ich sagen, bin irgendwo zwischen Gemüse, Fleisch und den Energien der Lebensmittel hängen geblieben. Daraus möchte ich 3 Ernährungsformen vorstellen. Als erstes, die Rohkost: Es wird empfohlen so viel wie möglich roh zu essen, da jegliches Erhitzen wertvolle Mineralien in unseren Lebensmitteln abtötet. Man geht davon aus, dass sich schon der Urmensch hauptsächlich von rohem Obst und Gemüse ernährt hat. Diese Ernährungsweise ist allgemein als sehr gesund anerkannt, solange man es nicht übertreibt. Von einer Ernährung, die rein auf Rohkost basiert, ist jedoch abzuraten. Mangelerscheinungen und Verdauungsprobleme sind häufige Folgen,
da unser Körper länger braucht rohes Gemüse und Obst zu verdauen als gekochtes. Die Ernährung nach den 5 Elementen: Basierend auf der Lehre der 5 Elemente - Holz, Feuer, Erde, Wasser und Metall - ist diese Ernährungsform darauf ausgelegt das Gleichgewicht im Körper zu halten. Übernommen wurde diese Ernährungsform aus der traditionellen Chinesischen Medizin. Es werden hierbei Lebensmittel in Yin und Yang eingeteilt. Zwischen diesen beiden Kategorien der Ernährung muss laut Lehre ein Gleichgewicht herrschen um dem Körper alle Stoffe geben zu können die er braucht. Der Bedarf an Yin oder Yang Lebensmitteln ist von Mensch zu Mensch verschieden und muss individuell festgelegt werden. Eine perfekte Kombination zwischen Yin und Yang Lebensmitteln ist die Formel für eine gesunde Ernährung. Die Vegetarische Ernährung: Diese Ernährungsform erfreut sich zur Zeit wieder großer Beliebtheit und gilt selbst unter Kritikern als gesund. Wer vegetarisch lebt, verzichtet auf Fisch und Fleisch. Andere Tierprodukte wie Eier oder Milch können aber genossen werden. Vegetarier leben meist sogar gesünder als Nicht-Vegetarier, da sie im Durchschnitt mehr darauf achten, was sie essen, und Nicht-Vegetarier meistens viel zu viel Fleisch zu sich nehmen. Achtet man als Vegetarier auf eine ausgewogene Ernährung, sind Mangelerscheinungen sehr unwahrscheinlich. Die Liste der verschiedenen Ernährungsformen könnte noch lange fortgesetzt werden. Aber wie macht man es nun richtig? Welche die richtige Ernährung für einen persönlich ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Es lohnt sich aber auf jeden Fall sich mit diesem Thema zu beschäftigen und die Fertiggerichte dann doch im Regal zu lassen. Dein Körper wird es dir danken. ¶
© dungodungv @ flickr
Quellen: www.lecker.de www.zentrum-der-gesundheit.de
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.werte in die Wirtschaft
nigen Unternehmen, die eine schlechte GW-Bilanz vorweisen bzw. erst gar keine anfertigen wollen? Das Konzept der GWÖ ist noch lange nicht fertig und es steht jedem frei, sich mit seinen Gedanken und Ideen einzubringen.
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Die Möglichkeit dazu gibt es auch in Tirol, wo im März 2012 eine regionale Gruppe der GWÖ entstand. In diesem Jahr präsentierten die ersten Pionierunternehmen ihre GW-Bilanzen.
Die GWÖ basiert auf dem gleichnamigen Buch von Christian Felber, der an der Wirtschaftsuniversität Wien lehrt. Nachdem im August 2010 das Buch erschienen ist, entstand eine Bewegung, die seither unaufhörlich wächst. Knapp 1.300 Unternehmen aus 18 Staaten, 3.800 Privatpersonen, zahlreiche PolitikerInnen und Vereine unterstützen derzeit die Idee der GWÖ. Doch was genau versteckt sich hinter der „Gemeinwohl Ökonomie“? Kurz gesagt ist die GWÖ ein alternatives Wirtschaftssystem, das nicht das maximale Gewinnstreben allein zum Ziel unternehmerischen Handelns hat, sondern sich an bestimmten Gemeinwohlkriterien wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung orientiert.
„Die Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz hat dazu beigetragen, unsere gelebten Werte unseren Mitarbeitern und Kunden gegenüber sichtbar zu machen und aufzuzeigen, woran wir noch arbeiten müssen“, sagt Vera Sokol. Sie ist die Geschäftsführerin von innovia, einem Unternehmen, das Menschen mit Lernschwierigkeiten, Behinderungen, Migrationsund Fluchterfahrung bei der Integration in den Arbeitsmarkt begleitet.
irtschafts- und Finanzkrisen, Bankenrettungen und insolventen Staaten – immer mehr Menschen fragen sich: Wohin soll das führen? Die „Gemeinwohl Ökonomie“ (GWÖ) könnte ein alternatives Wirtschaftssystem sein, das nicht nur in der Theorie besteht, sondern bereits jetzt gelebt wird.
Ein Wirtschaftssystem mit Werten Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung wünschen sich 90 Prozent der ÖsterreicherInnen eine neue Wirtschaftsordnung. Einer der Hauptgründe sind die Unstimmigkeiten im Wertegefüge. Während Vertrauen, Liebe und Toleranz für jeden Menschen wichtige Beziehungs- und Erfahrungswerte darstellen, zählen in der Wirtschaft häufig Macht, Konkurrenz und Egoismus. Die derzeitige Wirtschaftspolitik belohnt ein Verhalten nach diesen Werten. Firmen werden skrupellos aufgekauft, Menschen und die Natur ausgebeutet. Viele UnternehmerInnen sind praktisch dazu gezwungen, sich diesem Wertegefüge unterzuordnen, weil sie auf dem Markt sonst kaum eine Überlebenschance hätten. Finanzbilanz VS. Gemeinwohl-Bilanz Am Jahresende stellen die Unternehmen ihre Finanzbilanzen auf, die jedoch keinerlei Aussagekraft über die Qualität der Produkte, der Dienstleistungen oder die faire Vergütung der Angestellten haben. An dieser Stelle kommt das Herzstück der GWÖ ins Spiel - die sogenannte Gemeinwohl-Bilanz. Diese Bilanz orientiert sich an den bereits erwähnten Gemeinwohlkriterien. Konkret geht es unter anderem um ethisches Beschaffungsmanagement, die Qualität des Arbeitsplatzes, die ökologische Gestaltung der Produkte, die gerechte Verteilung des Einkommens und die gesellschaftliche Transparenz des Unternehmens. Ziel der GWÖ ist es, dass die GW-Bilanz in den Fokus der Unternehmen rückt und daraus perspektivisch Steuervorteile und Vorrang bei Auftragsvergaben entstehen. Bei der Erstellung der GW-Bilanz helfen BeraterInnen und anschließend werden die Bilanzen in einem Audit-Verfahren genauer unter die Lupe genommen. Wer AuditorIn werden kann und wie das Audit-Verfahren genau aussehen wird, steht derzeit noch nicht fest, sondern wird in einem demokratisch angelegten Verfahren in Foren und Arbeitskreisen diskutiert. Die Finanzbilanz soll auch weiterhin geführt und Gewinne erwirtschaftet werden. Nur sind sie nicht mehr Ziel wirtschaftlichen Handelns, sondern Mittel für eine faire, gerechte und nachhaltige Wirtschaft. Gewinne sollen nicht mehr an der Börse verspekuliert, sondern zum Beispiel in Nachhaltigkeitsprojekte investiert werden. Jedoch stehen viele Fragen noch offen: Inwieweit soll unternehmerisches Handeln eingeschränkt und reglementiert werden? Und von wem? Dem Staat oder einem Wirtschaftskonvent? Was passiert eigentlich mit denje-
13 Pionierunternehmen in Tirol
Mit von der Partie ist auch die Cammerlanders GmbH, die das cammerlanders am Marktplatz, das löwenhaus am Rennweg und die Geisterburg in Hall betreiben. Ob Unternehmensberater, Rechtsanwalt oder Bäcker – sie alle haben sich entschieden, eine GW-Bilanz zu erstellen. Scheinbar geht es nicht darum, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen, sondern sein Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen und Veränderungspotential zu entdecken. So erstellten Cammerlanders im Rahmen eines Lehrlingsprojektes eine faire, regionale und biologische Sonderspeisekarte. Die Geschäftsführer von innovia machten sich auf die Suche nach neuen LieferantInnen, einer neuen Hausbank und einer neuen Pensionsvorsorge, die mit den Gemeinwohlkriterien übereinstimmen. Zudem stieg die Volkshilfe bei der Betreuung von behinderten Menschen auf Elektroräder um. Die Unternehmen haben also noch eine Menge zu tun. Doch, wie kann man sich aktiv einbringen, wenn man selbst kein/e UnternehmerIn ist? So kannst Du Dich einbringen Die Regionalgruppe Tirol besteht sowohl aus den PionierunternehmerInnen als auch aus Privatpersonen, die sich gerne für die GWÖ engagieren möchten. So wurde zum Beispiel im vergangenen Jahr ein Vortrag von Christian Felber in Innsbruck organisiert. Zudem kann man sich in ganz Österreich in verschiedenen Arbeitskreisen engagieren. Für dich als StudentIn dürfte es besonders interessant sein, dass sich in Innsbruck gerade die erste Regionalgruppe der Jungen GWÖ gegründet hat. Sie diskutieren über einzelne Inhalte der GWÖ, beleuchten diese kritisch und planen kreative Aktionen zu unterschiedlichen Themen. Jede/r, der/die Lust hat, sich einzubringen, ist jederzeit willkommen. Schreib einfach an die E-Mail Adresse junge. gwoe@gmail.com oder schau auf der Facebookseite der Jungen Gemeinwohl Ökonomie vorbei. Mehr Informationen findest Du unter www.gemeinwohl-oekonomie.org. ¶ p 23
GENIAL
.hayek Freiheit, Wirtschaft und Philosophie. Eine Inspiration. Ein Artikel von Katharina Mayer & Sophia Frisbie
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reiheit, was ist Freiheit? Bin ich frei? Besitze ich Freiheiten, besitze ich gar eine komplette Freiheit? Nun, mein Studienfach darf ich frei nach Wunsch wählen, glücklicherweise. Aber wo kann ich die vorgeschriebenen Prüfungen in meinem Verständnis von Freiheit einordnen? Wird mir durch die Vorgabe von Prüfungen ein Stück Freiheit genommen? Werde ich durch dieses Instrument, der Prüfung, welches über mein Weiterkommen entscheidet, nicht eingeschränkt in meiner Freiheit? Denn bedeutet Freiheit nicht einfach, das was ich will, dort zu machen wo ich will und zwar dann wenn ich will? Das Reglement der Prüfung, welches zur Folge haben kann, dass ich mein gewünschtes Studienfach, an dem gewünschten Ort nach einiger Zeit nicht mehr fortführen darf, lässt also meine Freiheit wie eine Luftblase platzen!? Schon in der Antike hat sich Paulus in seinen Briefen (Galaterbrief und Philemonbrief) mit dem Begriff der Freiheit auseinander gesetzt. Im Mittelalter waren Martin Luther mit seiner Denkschrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ und Friedrich Schiller mit seinen Werken „Wilhelm Tell“ und „Die Räuber“ die Vordenker weiterer Philosophen, die sich seit Beginn der Aufklärung intensiv mit dem Begriff Freiheit beschäftigten. John Locke erklärte den Naturzustand für den „Zustand vollkommener Freiheit“. Der Mensch darf nach diesem Verständnis, seine Handlungen frei nach eigenem Willen lenken und über eigenen Besitz und die eigene Person verfügen. Freiheit bedeutet also nach Locke ohne Erlaubnis und Willen eines Dritten handeln und denken zu dürfen. Thomas Hobbes bestätigt diese legitime Interessensdurchsetzung der eigenen Person. Jedoch erkannte er, dass die Ausschöp-
fung der eigenen Freiheit zumeist auch in die Freiheit eines Anderen eingreift. John Stuart Mill erlaubt diesen Eingriff, sollte die eigene Person zu schützen sein oder jemand eines Eingreifens durch Außenstehende bedürfen, um vor der Schädigung durch andere Dritte beschützt zu werden. Hayek betrachtet den Begriff Freiheit mit seiner Definition „Zustand, in dem ein Mensch nicht dem willkürlichen Zwang durch den Willen eines anderen oder anderer unterworfen ist“ von einem anderen Blickwinkel. Er ermöglicht die Beurteilung des Freiheits-Zustands auch von außen. Doch was bedeutet „der Wille eines anderen oder anderer“? Ist nicht auch der Wille Gottes ein Zwang, dem man sich unterwirft? Ist die Luftblasenfreiheit schon wieder geplatzt? Wie kann Freiheit laut Kant „einen Zustand von selbst anfangen“, wenn doch in unserer Welt alles aufeinander aufbaut? Wer garantiert mir unter dem gegebenen Geschrei der Politik, vorherrschenden Lobbyismus und nie verschwindender Werbung, dass ich NICHT dem „Willen eines anderen oder anderer unterworfen“ bin? Dann halte ich mich doch lieber an Rousseau, der meinte Freiheit bedeute „auf eigene Weise zu verehren“. Schließlich scheint „das Verehren“ tatsächlich das Einzige zu sein, über das ich von Anfang an selbst entscheiden kann. Schlussendlich blickt man auf die Tatsachen des Lebens und muss erkennen, dass die absolute Freiheit in keinster Weise vorhanden oder herstellbar ist. Diese nicht neue Erkenntnis scheint dramatisch, aber platzt deshalb die ganze Welt? Nein, denn noch immer befinden sich Menschen auf dieser Welt, die sich auch heute, in einer Zeit der großen Veränderungen und Ablenkungen, mit dem Ausschöpfen der maximal möglichen Freiheit auseinander setzten. Hayek, gestorben 1992 war einer der aktuellsten Schaffenden, die sich nicht nur mit dem reinen Begriff der Freiheit sondern auch mit seinen Externalitäten auseinander setzen. Als Rechtswissenschaftler, Ökonom und Sozialphilosoph prägt er noch immer unsere Zeit und auch unsere Freiheit. So tagte das nach ihm benannte „Hayek Colloquium“ zum dritten Male vom 12.-14.09.2013 in Obergurgl/Ötztat, an seinem langjährigen Urlaubs-
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und Schaffensort. Es versammelten sich neben den Veranstaltern, MCI Management Center Innsbruck, Universität Innsbruck und FriedrichAugust von Hayek Gesellschaft Berlin, hochkarätige Wirtschafts- und Wissenschaftsexperten. Die Eröffnungsrede des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten befasste sich mit den wichtigen Grundbegriffen Hayeks Schaffens – Freiheit, Marktwirtschaft, Wettbewerb und Fortschritt. Herzog fasste zusammen, dass nach Hayeks Vorstellung alle Begriffe auf Freiheit zurückzuführen wären, denn durch wirtschaftlichen Erfolg entstünden neue Ideen und so werde der Fortschritt voran getrieben. Kurz gesagt - ohne Freiheit keine Entwicklung. Schließlich haderte der ehemalige Bundespräsident doch mit dem auf Freiheit aufgebauten Markt, da dieser zwar über eine Selbstregulierungs-, nicht aber über eine Selbstreinigungskraft verfüge. Ein gutes Beispiel sei die aktuelle Wirtschaftskrise, die die Vermutung rechtfertige, dass Wirtschaft kontrolliert sein muss. Auch in den Workshops zur Rolle von Wirtschaft in der Gesellschaft, ließen Theoretiker und Praktiker den Geist des Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek hochleben. Diskussionen über Freiheitsbegriffe und deren Zusammenhang mit der Vernunft des Menschen, dominierten innerhalb und außerhalb verschiedener Vorträge. Vor allem im Workshop „Freiheit in Wirtschaft und Gesellschaft“ führten die Akademiker einen philosophischen Diskurs zum sogenannten Paternalismus, einer volkswirtschaftlichen Strömung die glaubt, dass „Vater Staat“ den Bürger zu richtigen Entscheidungen Schupsen oder auch Zwingen soll. Frau Dr. Horn, die Vorsitzende der Hayek Gesellschaft, kritisiert diese Idee, laut welcher bestimmtes Konsumverhalten aus Schutzbestrebungen heraus unterbunden werden soll. Sie bezweifelt, dass das Staatskonstrukt tatsächlich das Individuum in seiner Nutzenfunktion involviert und es aufgrund der Komplexität des Staates Letztendes schlichtweg schwächt. Im libertären Paternalismus verfügt der Bürger über „Exit Optionen“, ein Beispiel ist die Organspende in Österreich, wo die Widerspruchsregel gilt und folglich eine Rekordhöhe an verfügbaren Organen existiert. Hier ginge der Staat von einer Faulheit des Menschen zu Widersprechen aus, was Horn als Freiheitsentzug und Manipulation bezeichnet. Gilt es hier eher die individuelle Freiheit hochzuhalten oder die Gesellschaft vor kollektiver Selbstschädigung zu schützen? Schließlich kann man dem Paternalismus unterstellen das Individuum als unvernünftig oder nicht gewillt seine Vernunft einzusetzen, darzustellen. Vermutlich sind die Dinge komplexer als ihre Theorie, was sich auch andeutete als der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Investitionsbank, Alfred Steinherr, in seiner „Dinnerspeech“ kritisierte, dass die Öffentlichkeit für die Finanzkrise einen Schuldigen finden wolle. Das globale Ungleichgewicht zwischen Geldmengen und Bruttosozialprodukt ist nach Steinherrs Meinung fahrlässig von oben korrigiert worden. Er argumentiert, dass der Vertrag von Maastricht völlig ungeklärt ließe, „wie man mit Zahlungsbilanz-Ungleichgewichten umgeht“ – solche Lücken zu schließen wäre an sich Aufgabe der Politik. Doch was taten Politiker? Die Frage und die Suche nach der Verantwortung in der Wirtschaft dominiert unsere Gesellschaft. So verständlich wie es sei, dass „immer ein Schuldiger gesucht wird“, so gefährlich sei es, denn am Ende riskiere man eine falsche Reaktion. Im Wesentlichen bestehe das „Problem in Koordinierungsprozessen einer globalen Finanzwirtschaft“, wobei politische Institutionen Anreize setzen und somit auch verantwortlich für das Verhalten der Banken seien. Laut Steinherr soll die europäische Politik ihrer Verantwortung gerecht werden, indem sie weniger detaillierte aber strengere Regulierungen anstrebt. Eine denkbare Lösung um „umstrittene Spekulationen von Banken zu unterbinden“ wäre, diese soweit zu schmälern, dass ihr Geschäft nur mehr daraus besteht Einlagen aufzunehmen – andere Intermediatoren könnten dann die übrigen Aufgaben im Finanzmarkt übernehmen. Schließlich gehe es in der Aufgabe von Banken um die Sicherheit des Geldes der Bürger, weshalb es sinnvoll wäre alle volatilen Geschäfte auszulagern und Investment nicht mehr als Teil des Bankgeschäfts zu betrachten. Somit würde auch das Dilemma, dass Investoren versuchen Regulationen zu umschiffen, gelöst. Steinherr meint, es sei kein Verlust auf so ein konservatives Bankenmodell zu setzen. In einem Vergleich zieht er die Wirtschaft Chinas heran, die auch ohne einen p 25
GENIAL
Unsere Wasserkraft!
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG
starken Banksektor massiv wächst. Die Umsetzung einer solchen Idee verlangt jedoch Strukturveränderung – das ist in einem demokratischen System, das von sehr differenten Prioritäten und individuellen Interessen geprägt ist, nur langsam und schwer möglich. Um ein Fazit zu fassen, ist laut Steinherr, wenn überhaupt, die Politik schuld an der Finanzkrise, deren Aufgabe es sei die richtigen Anreize und Regulierungsmechanismen zu setzen – nicht aber die Gier der Bankiers, denn schließlich seien von der Krise vorwiegend öffentliche Banken betroffen. Die Aussagen und Diskussionen des „Hayek Colloquiums“ haben uns ein normatives Modell entwickeln lassen, welches Überlegungen anstellt in welchem Zusammenhang die Faktoren Freiheit, Wissen, Macht, Verantwortung und Vernunft stehen könnten.
bunden mit Moral – wenn diese denn angewendet werden. Laut Hayek ist deshalb Vernunft eine Bedingung für Freiheit. In welchem Zusammenhang steht die Vernunft also, ist sie gar als Voraussetzung für Freiheit zu sehen? Warum suchen wir auch als vernünftige Menschen nach Rahmen und Regeln, die unsere Freiheit einschränken? Sind wir nicht vernünftig genug, unsere maximale Freiheit selbst zu verantworten? Oder ist die Vernunft schließlich ein untreuer Geselle der uns gar zu oft verlässt? Ist das Plädieren auf Vernunft als Bedingung und Garant für unsere Freiheit also schlichtweg sinnlos? ¶
Die Faktoren stehen in einem Kreislaufmodell zueinander, in welchem der Faktor Freiheit als Ausgangspunkt und Bedingung für die folgenden gilt: Jeder (idealtypisch) freie Mensch hat die Freiheit sich Wissen anzueignen – der, der davon Gebrauch macht erlangt weitere Freiheiten, im Kopf und in der Anwendung. Der, der weiß dieses Wissen geschickt anzuwenden, gewinnt Macht. Der Mächtige hat Privilegien und Möglichkeiten, die im Wesentlichen zu vergrößertem Handlungsspielraum führen. Doch wer größere Freiheiten für Handlungen hat als Andere und damit in fremde Sphären einzuwirken kann, der trägt auch eine gesteigerte Verantwortung. Ein Dilemma ist, dass paradoxerweise gerade der Mächtige die Freiheiten hat sich ohne Konsequenzen besonders verantwortungslos zu verhalten. Das einzig befreiende hieran ist der Glaube an die Vernunft des Menschen, verp 27
I like! © Lina Herz
.trends
.collection 89 A young Estonian designer, Anastassia Ševtšenko, caught our attention with her learning-by-doing-attitude. An interview by Veronika Milassin How and when did you get interested in fashion? I guess there was not any specific turnover point when I decided to step into fashion. From an early age it was just part of what I did in day-to-day activities as my hobby. Still, one of the stepping stones was a present from my grandmother for my 10th birthday: my very own sewing machine. Your brand name is ‘Collection 89’, how did you come up with it and what does it mean? Since my partner and I are both francophiles, we were inspired a lot by French culture. The name of the collection was taken after the year of the Eiffel Tower opening (1889).
communication with models, make-up artists and event organizers. Richard was in charge of financing the whole collection and making the transparent accessories, as well as brainstorming creative ideas with me. What inspired you to create not only women’s clothes but also men’s and children’s? This was our mutual decision with Richard from the beginning. Surprisingly, men inspired us way more than women, maybe due to the fact that men’s collections are often underrepresented. In addition, our goal was to create a desirable collection for the whole public, both, men and women. The idea of adding children’s clothes was a way of showing how our little friends can be as stylish and trendy as their brothers and sisters. Since me and Richard both have younger siblings, we know how easily they tend to take older boys and girls as role models. Thus, we tried to show an example of fashion influence: minimalism, bow ties and transparent accessories. How did winning at the fashion competition ‘Moelennuk’ last year influence you and your work? I must admit my life changed a bit because it added several obligations as well as incredible opportunities. One of the biggest was the opportunity to take part in Estonia’s biggest and most prestigious fashion show called ERKI Fashionshow. This was the opportunity I couldn’t have dreamed about when starting the journey of ‘Collection 89’. In addition, a friend of mine from Baltic Film and Media School made a short movie and introduction clips for ERKI with my collection. Me and Richard were blessed to work with great professionals in different areas. Also, I got several amazing design orders and learned something new with every one of them. I guess the whole experience was about hard work, time management and efficient communication.
When and how did you meet your partner, Richard Lemendik? How are you working together (who is doing/responsible for what)? Me and Richard Lemendik were classmates and in our senior year we decided to collaborate together and take part in a fashion competition called “The Plane of Fashion”. Both of us had never done it before, therefore, it seemed extremely fun, challenging and appealing to us. From the very beginning we set up division of labour. I was responsible for designing a unique collection with all the accessories, sewing the fashion items and p 28
Do you get a lot of support (mentally,financiall y,physically) from family and friends or are you rather relying on yourself and your co-worker? Mostly, I had to rely on myself since the process of sewing consisted mostly of static activities that I had to do myself. But once in a while, when things did not go exactly as planned, mental support was needed. For that I have to say thank you to my easygoing partner who always assured we will make it happen no matter what.
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TRENDS
Who are your favourite designers and do you tend to imitate certain designs of theirs or do you consciously try to avoid that? The most magnificent designs for me have always been very simple and clear, with light colors and a sophisticated look. I think the biggest inspiration is Jil Sander for the perfect minimalism with a kick. There is nothing too overdone in designs, instead they look fresh, classical and outstanding. There is a lot of competition in the fashion world. How are you coping with it? There is a famous quote by Charles Bukowski: “If you’re going to try, go all the way. Otherwise, don’t even start.” I believe in giving your best, putting in a lot of hard work and effort. If you are not ready to risk and fail, you are not ready to win a jackpot. Are you planning to continue to work on your project since you are studying in Austria right now? At the moment I am trying to concentrate on getting a bachelor degree in Business. That means that my project is slightly on pause for now. Still, I do orders from friends in Innsbruck to design and sew them something that they can’t find on store counters. That not only gives me inspiration to plan a new collection of my own but also brings a lot of pleasure between my school days. Also, I have always been open to interesting projects, collaboration offers and opportunities to work with amazing people.
Do you have a plan B for the worst-case (in case a career in the fashion industry does not work out)? If so, what is it? Yes, I have several different plan Bs but I wouldn’t call them worst-case scenarios. They all are ideas that are appealing to me at some level. I believe in finding myself sooner or later doing exactly what is a passion of mine, be it fashion or something else. With your will-power, I am sure you will! Thank you very much for the interview, it was a pleasure to meet you. ¶ Name: Anastassia Ševtšenko E-Mail: a.shevtshenko@gmail.com Age: 20 Country of origin: Estonia Education: Lycée Francais de Tallinn, Management Center Innsbruck (Business and Management) Languages: Estonian, Russian, English, un peu Français p 29
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.nevermind-clothing „Nähe zum Kunden“ ist das neue Schwarz“ Ein Interview von Hagen Schäfer
„made in Bavaria“ setzt als auf das, was andere von Ihnen halten. Im Zuge dessen trafen wir uns mit Manuel Gass, einem der Mitbegründer von NVMC und quetschten ihn ein wenig über das Startup aus, welches er mit zwei weiteren Kumpels betreibt. So jetzt erklärt den LeserInnen doch bitte mal, was euer Startup macht. Griaß eich mitanand.
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in Modelabel im Bereich Snowboarding-Streetwear, das seine eigenen Grenzen anders definiert. Denn den Jungs geht es nicht um Geld, sondern darum zu inspirieren.
Nevermind-Clothing ist ein kleines Label das mehr auf Kreativität und
Also Hagen, Merlin und ich (Manu) haben unser eigenes kleines, dennoch feines Mode-Label namens NevermindClothing gegründet. Unser Label bringt Snow-, Skate-, Surf- und Streetwear an den Mann. Da wir alle drei diese Sportarten betreiben, ist es
uns nahegelegen was in dieser Richtung zu machen. Das witzige dabei ist, dass nur Hagen wirklich in der Modeindustrie gearbeitet hat (Schneiderlehre und danach noch bei „Chiemsee“ gearbeitet). Wie seid Ihr auf die Idee gekommen? Angefangen hat das Ganze mit Hagen Schäfer dem eigentlichen Gründer. Bevor wir drei uns kannten, hat er damit angefangen für das Label Designs zu entwerfen und auch zu produzieren. Als wir drei dann letzten Oktober angefangen haben zu studieren, sind sich witziger Weise drei Studenten über den Weg gelaufen, die von der Idee überzeugt waren und immer noch sind, das kleine Kind „Nevermind-Clothing“ groß zu ziehen. Kennengelernt haben Hagen und ich uns am ersten Tag vom Studium und Merlin ist dann auch gleich über Freunde und Bekannte dazu gestoßen. Richtig ausgeklügelt wurde das Thema natürlich, dem Studentendasein entsprechend, bei ein paar „kreativen“ Bieren zu später Abendstunde. Was ist der Unterschied zu anderen Labels? Welche Philosophie verfolgt ihr? Natürlich haben wir uns anfangs oft die Frage gestellt: „Was macht uns besonders im Gegensatz zu den tausenden anderen großen und kleinen Labels in dieser Sparte?“ Da wir viele Freunde und Bekannte haben, die Profisportler in dem Bereich sind, kennen wir natürlich auch die Schattenseiten der Branche. Die größte p 30
davon ist, dass oftmals der Spaß an der ganzen Sache zu kurz kommt.
Was treibt Euch an bzw. was inspiriert euch?
Daher haben wir uns gesagt: „Do whatever you want, just have fun!“. Egal ob XXXXXL Snowboarder oder Tight-Pants Skater, egal ob Profi oder Amateur, Hauptsache der Spaß steht im Vordergrund und man kann sich später an eine gute Zeit zurückerinnern.
Unser größter Ansporn ist, dass wir genau das machen können was wir uns vorstellen und uns dabei keiner Vorschriften macht. Es ist einfach ein schönes Gefühl, seiner Kreativität keine Grenzen zu setzen und alles was dabei rauskommt, umsetzbar ist.
Es ist nicht der Sport selbst, der uns unheimlich wichtig ist. Es ist der Lifestyle, der damit verbunden ist. Die Art, der Sport, die Freunde und natürlich nicht zu vergessen die Partys. Und genau diesen Standpunkt wollen wir mit unserer Kleidung vermitteln!
Natürlich orientieren wir uns auch an dem, was den Leuten in dieser Sparte gefällt. Aber es ist immer unser eigenes „Markenzeichen“ dabei. Es ist alles einzigartig.
Was befindet sich denn in eurer Angebotspalette?
Woher nehmt ihr euch die Zeit für dieses Projekt?
Kurz und knapp: filmreife Ideen und Entwürfe sind massig da, produziert haben wir leider nur Musterstücke. Unsere Angebotspalette spezialisiert sich auf Streetwear, die sich von Shirts, Caps, Beanies, Hoodies und vielen weiteren Goodies erstreckt.
Leider bleiben meistens nur ein bis zwei Stunden am Abend dafür übrig, um unser Startup weiter nach vorn zu bringen und zu entwickeln. Dennoch stecken wir jede frei Minute in Ideen und Konzepte für das Lable. Hagen und ich führen auch unser eigenes kleines Ideenbüchlein, in dem wir alles reinschreiben, was uns gerade einfällt. Oftmals ist natürlich auch nur Müll dabei, aber aus diesen Gedanken sind schon recht coole Sachen entstanden. Das reicht von Klamotten, über Marketingideen, bis hin zu ganz anderen Konzepten für unser Label. Wir brauchen keinen festen Standpunkt um arbeiten und unseren Gedanken überall freien Lauf lassen zu können.
Was mir selbst besonders gut daran gefällt, ist dass unsere Produkte sowohl in Tight-Cuts (eng, enger, am engsten), in Regular-Cuts, als auch in Baggie-Cuts (nennen wir sie mal die „leger“ gekleideten unter uns) vorhanden sein werden, was davon kommt, dass jeder einzelne von uns einem dieser Typen entspricht. Wir haben auch noch ein Projekt auf Lager, welches wir gern realisieren möchten, dazu aber eine größere Inverstitionssumme von Nöten ist. Das Ganze bleibt jedoch noch unter Verschluss. Wer steht hinter euch? Werdet ihr in irgendeiner Weise unterstützt? Nein. Wir sind absolut „Self-Made“ und möchten das auch beibehalten. Es ist sicherer für uns und wir sind von niemandem abhängig laut unserer Philosophie.
Wo seht ihr euch zusammen mit NVMC in den nächsten Jahren? Das wichtigste ist für uns, dass wir den Spaß an der Sache nicht verlieren. Wir gehen ziemlich gelassen an die Sache ran und machen uns keinen Stress, weil wir keinen Druck (finanziell oder von außen) haben. Alles Step-by-Step. Natürlich wäre es atemberaubend, wenn wir unser kleines Label richtig groß machen können, um davon dann zu leben. Es ist ein langer Weg ans Ziel, dennoch nicht unerreichbar. Und unseren Weg wollen wir mit einer schönen Zeit füllen, bei der wir rückblickend sagen können: Es war zwar nicht alles immer perfekt, aber wir haben unser Bestes gegeben und sind mit dem zufrieden, was wir erreicht haben. Was würdet ihr jemandem raten, der wie ihr eine Idee hat, sich aber nicht traut? Mach es einfach! Es ist eine große Chance die man anderenfalls vielleicht verpasst. Wenn euer Plan dann aufgeht, ist es super. Und auch wenn es nicht klappen sollte, könnt ihr immer noch stolz sagen, dass ihr es versucht habt. ¶
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.SQRL (Squirrel) Oder auch: Recycling für Designer Ein Interview von Alex Gasteiger
Nun zu deinem Projekt SQRL, beschreib uns kurz was die Marke ausmacht, seit wann sie besteht und wie es zu dem Namen kam! SQRL (Squirrel) gibt 2012. Entstanden netten Abend mit
es
seit Anfang ist es aus einem
D
ie Verarbeitung von vermeintlich nutzlosen oder ausgedienten Gegenständen, um ihnen einen neuen Nutzen und oftmals einen gänzlich anderen Verwendungszweck zu geben, wird als Upcycling bezeichnet. Diese Form des Recyclings (Rezyklierung im Neudeutschen) ist in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft ein wichtiges Mittel geworden, um das wachsende Müllaufkommen einzudämmen. Eine besondere Verschmelzung von Upcycling mit einer Art des Schmuckdesigns betreibt seit 2012 Alexandra Gasteiger in Wien. Sie verwendet ausgediente und nicht mehr fahrbare Skateboards, um aus deren Decks, Achsen und Kugellagern Schmuckstücke herzustellen, die somit nicht nur nachhaltig sind, sondern bei denen jede einzelne Halskette, Armreif und Ohrring ein Unikat darstellt. Wir haben uns mit Alexandra getroffen und mit dieser überaus sympathischen jungen Künstlerin über ihr Projekt geredet. Erstmal zu deiner Person. Erzähl uns ein wenig über dich und deinen Werdegang! Mein Name ist Alexandra Gasteiger, ich bin in Kärnten geboren und in einem Tischlerbetrieb aufgewachsen. Nach meiner Matura für Mode und Bekleidungstechnick habe ich entschlossen Schmuck herstellen. Deswegen habe ich mich in Steyr in der HTL für Gold- und Silberschmied angemeldet. Nach zwei Jahren bekam ich Fernweh, habe meinen Koffer gepackt und bin nach Barcelona gezogen. Acht Monate darauf war der Spaß wieder vorbei und ich kam zurück in die Stadt der Schnitzel – Wien. Hier habe ich das Abendkolleg für Schmuckdesign 2012 abgeschlossen. Im November 2010 stolperte ich über das kleine aber feine Atelier V&V in dem ich mich immer noch fast täglich aufhalte. Freunden. Eichhörnchen waren schon seit ich mich erinnern kann, die Tiere mit denen ich mich am meisten verbunden gefühlt habe. Sie sind faszinierend und vielfältig – genau das was meinen Schmuck ausmachen sollte. Zusätzlich würde ich SQRL als nachhaltig, ehrlich, spannend und mit Liebe zum Detail beschreiben. Woher kam eigentlich die Idee alte Skateboards zu verarbeiten und somit eine eigentlich ungenutzte Ressource einem neuen Zweck zuzuführen? Stand dabei der Nachhalp 32
tigkeitsgedanke im Vordergrund, oder war er nur ein angenehmer Nebeneffekt? Als ich 2010 in mein Atelier einzog, war mir durch meine Ausbildungen eingedrillt: „Als Goldschmied arbeitest du mit Metallen.“ Deswegen begann ich Kollektionen aus Silber und teilweise Gold anzufertigen. Da ich natürlich keine Abnehmer für diese Kunst hatte und die Materialien in der Vorfinanzierung doch recht teuer sind, bin ich rasch auf die Idee des Recyclings gekommen. Zuerst wurden Schallplatten zersägt/verformt/ und wieder zusammengehängt. Doch die Spannung des Materials war bald verloren. Ganz zufällig wurde ich wahrscheinlich von meinem Freund und Skateboarder auf die Decks aufmerksam gemachtund so begann die Reise in die Geschichte der geschichteten Schichten. Arbeitest du alleine, oder kriegst du Unterstützung von Freunden, Verwandten oder Kollegen? Woher beziehst du deine Materialien? Meine Freunde und Familie sind sehr wichtig für meine Entwicklung. Mein Freund ist mein Motivator und Unterstützt mich jeder Zeit. Mein Vater (Tischlermeister) war eine wichtige Grundlage und ist auch jetzt noch immer für mich da. Meine Materialien sind alte Skateboards von Freunden, Shops, Teamrider, Skater-WGs deren Keller vollgestopft mit kaputten Boards sind. Welche Stückzahlen kannst du so ganz alleine herstellen? Nutzt du irgendwelche besonderen Hilfsmittel, die dir die Arbeit erleichtern? Im Durchschnitt schaffe ich ca. drei Farben (=drei Kollektionen) in zwei Monaten. Zur Veranschaulichung, die Arbeitsschritte eines Ringes: 1. entgrippen, 2. zerschneiden, 3. die einzelnen Streifen zusammenleimen, 4. einzelne Platten zusammenleimen und pressen, 5. Oberflächen schleifen, 6. laser-
cutten, 7. die äußere und innere Fläche abschleifen (das verbrannte wegschleifen), 8. grundieren (vier Seiten nacheinander) 9. überschleifen, 10. mit Bootslack (für Wasser und UV-schutz) lackieren (eine Seite dauert 24 Stunden zum trocknen). Zur Erleichterung und genaueren Arbeiten benutze ich einen Laser. Der zusätzliche Vorteil des Lasercutters ist der Materialverbrauch. Wenn ich alles mit der Hand herstellen würde, hätte ich viel mehr Materialverlust. Nachdem Lasern sind die Kanten verkohlt. Diese müssen nachgeschliffen, grundiert und lackiert werden. Wie bzw. wo vertreibst du deine Stücke? Kann ich sie im Internet bestellen, bei einem Schmuckhändler oder Skateshop meines Vertrauens? Ich persönlich verkaufe auf Design- und Kunstmärkten, und Skatecontests. Ebenso erhält man SQRL im Stil-laden – Wien, im Etageré – Wien, im Allupcycled – Wien, Block skateshop – Ried, Passboard – Spittal und im Lokál Skateshop – Budapest. Zu guter Letzt noch eine abschließende Frage: Hast du ein Lieblingsstück und wenn ja, warum ausgerechnet dieses? Mein Lieblingsstück von SQRL ist die Kollektion die ich mir selbst aus meinem ersten gebrochen Board hergestellt habe. Mein Lieblingsschmuckstück jedoch ist ein kleines, vergoldetes Eichhörnchen als Brosche, das mir Lili (die Tochter meines Freundes) vom Flohmarkt mitgebracht hat. Vielen Dank für dieses nette Gespräch und noch viel Erfolg mit deinem Projekt! ¶ p 33
© B-a-l-a-n-c-e @ deviantart
.zügellos
.der beste Freund des Menschen Symptothermal? Klar, die Stellung kenn ich noch gar nicht. Dies und anderes über das altbewährte Kondom. Ein Artikel von Frank Herb
L
eonardo da Vinci, Angela Merkel und die drei Musketiere, haben eines gemeinsam. Über alle liefern einschlägige Suchmaschinen dieselbe Anzahl an Ergebnisse, wie zu unserem guten alten Freund – dem Kondom.
Doch wie kam es überhaupt zu unserer modernen Art des Kondoms? Welche Risiken lauern auch heute noch und was muss ich tun, wenn meine Freundin eher die symptothermale Methode bevorzugt? Schon zu Casanovas Zeiten versuchten sich die Menschen bei ihrer amourösen Aktivitäten durch Schafsdärme und tierischen Membranen vor Mitbringseln im Mikrometerbereich zu schützen. Die zuvor eingesetzten Kondome aus gewebtem Stoff boten kaum Schutz. Ein passend geformtes Sieb hätte vermutlich denselben Effekt erbracht. Erst eine Erfindung von Charles Goodyear im Jahre 1855 brachte den Durchbruch. Sein Gummi aus vulkanisiertem Kautschuk ermöglichte den sicheren und bequemen Verkehr – im Bett wie auf der Straße. 1930 machte die Umstellung auf Latex das Verhütungsmittel für jedermann erschwinglich. So brachte die Not, der Syphiliskranken und kinderscheuen Männer den Erfindergeist auf Trab. Heute sind Kondome in vielerlei Ausführung zu finden. Größe, Farbe, Geschmack und Oberflächenbeschaffenheit sind fast keine Grenzen mehr gesetzt. Spermizide wie Nolynol-9 sollen das Risiko einer Empfängnis weiter verringern. Sogar Lokalanästhetikum, wie Benzocain wird der Lümmeltüte beigemischt, um es dem Manne zu ermöglichen, den Akt künstlich zu verlängern. Doch die richtige Anwendung scheint, trotz beiliegender analphabetensicherer Anleitung, manchen immer noch verwehrt zu sein. Microsoft Gründer Bill Gates spricht sich für eine simplere Anwendungsweise und ein verbessertes Design aus. Der Erfinder des Präservativs 2.0 erhält als Ansporn 100.000 Dollar. Von Internetideen, wie der Kondompistole rate ich persönlich allerdings ab. Schon die Lache seines Erfinders ist verheißungsvoll. Dabei gilt es nur wenige, zumeist logische Dinge zu beachten, damit der Spaß auch Spaß bleibt. Denn nichts törnt dermaßen ab, wie ein gerissenes Kondom und das anschließende waswäre-wenn-Gespräch. Wem allerdings das Kondom per se nicht liegt oder gar auf Latex allergisch reagiert, bietet das Internet eine Fülle von Alternativen. Doch auch wenn das Internet im 21. Jahrhundert schon Anleitungen zum Sockenstricken bereithält, sollte dennoch jeder, bei der Erstanwendung einer neuen Verhütungsmethode einen Arzt konsultieren. So gilt eine richtig angewandte symptothermale Methode als sehr sicher und ist seriös wissenschaftlich erforscht und erprobt, um effektiv vor ungewollter Schwangerschaft schützen. Man spricht dabei von einer natürlichen Verhütungsmethode. Eine Auseinandersetzung der Frau mit ihrem Körper ist dabei Pflicht. Viele Frauen erleben dabei eine neue Seite an sich, wenn ihnen bewusst wird zum ersten Mal ohne technische Hilfsmittel selbst diagnostizieren könp 34
nen, ob sie fruchtbar oder unfruchtbar sind. Einzig der Aufwand ist ein wenig größer. Im Gegenzug erhält man allerdings für diese Verhütungsmethode den Segen der Kirche. Seit der Aussage von Papst Benedikt XVI., dass die Benutzung von Kondomen für „begründete Einzelfälle“ erlaubt sei, findet sich die Kirche an einem weiterem Wendepunkt. In seinem Buch, Licht der Welt, könne etwa der begründete Fall sein, dass Prostituierte ein Kondom verwenden, um sich gegen HIV zu schützen. Wo früher Monogamie und Treue als einziges Mittel gegen Geschlechtskrankheiten gepriesen wurde, nähert man sich heute moderneren Möglichkeiten zu. Denn auf das Treue- oder Monogamieversprechen einer flüchtigen Bekanntschaft in zwielichtigen Bars und unter Alkoholeinfluss zu trauen ist, gelinde gesagt, ein wenig naiv. Weitere Fehler die ihr in eurem Interesse vermeiden solltet:
Schon vor dem eigentlichen Sex kann euch ein sogenannter Lusttropfen entfleuchen. Ein direkter Kontakt bei Vorspielarten, wie dem Petting sollte daher vermieden werden. Der Einsatz von ölhaltigen Gleitmitteln, bestimmter Spermizide oder manche homöopathische Behandlungen, die nicht in Kombination mit einem Kondom freigegeben sind, können es unter fünf Minuten durchlässig für z.B. Viren machen. Nach dem Ablaufdatum können Kondome nicht sichtbare Schäden aufweisen und nicht mehr sicher sein. (Ach so…) Die richtige Kondomgröße ist wichtig. Nein, nicht deine Länge du Macho, sondern vielmehr dein Durchmesser ist entscheidend. Sonneneinstrahlung, Hitze, Kälte und mechanische Strapazen wie im Auto der Hosentasche oder dem Geldbeutel gilt es zu vermeiden. Spermizide, wie das oben genannte Nolynol-9, können die Empfänglichkeit für HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten erhöhen. Und schon deine verwichsten Griffel können bei Kontakt mit den weiblichen Geschlechtsteilen eine Schwangerschaft bewirken. Von dem her und aus anderen Umständen – bleibt sauber. ¶
ZÜGELLOS Symptothermal Methode Kombination aus Temperaturmethode und die Zervixschleimmethode. ɔɔ
Pearl-Index bei 0,4 (Maßstab für Sicherheit)
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Symptome lassen auf Eisprung schließen
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Temperatur steigt nach dem Eisprung
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Uterusschleim ändert sich bei Eisprung
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Nach Eisprung Verhütungsloser
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Geschlechtsverkehr möglich
nte DEIN n ö k M O m KOND e s e tecken i s d r R e E t K I Un T GSPOLI LIEBLIN
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ZÜGELLOS
.kiffen Aus der Perspektive eines Eingeweihten. Wie fing alles an und wie endete es? Ein Beitrag von XYZ
A
lles fing mit 14 an. Einer meiner besten Kumpels fragte, ob ich mit ihm ein Tütchen rauchen möchte. So neugierig wie ich damals war, sagte ich sofort zu und wir bauten die Teile. Wir zogen ein paar Mal daran. Zuerst dachte ich: „Das ist ja ein Scheiß! Ich spür gar nichts.“ Aber auf einmal fing mein Blick an zu flimmern und zu wackeln. Alles bewegte sich langsamer und uns war klar, dass wir dieses Gefühl öfters erleben wollen. Viele Kiffer behaupten, man spüre beim ersten Joint nichts. Aber bei uns war es anders. Wir waren gleich beim Ersten so high, dass wir gar nichts mehr auf die Reihe brachten. So nahm alles seinen Lauf. Von da an rauchten wir zwei bis drei Mal die Woche einen. Daraus wurde schnell mehr. Schon nach vier Wochen wurden es jeden Tag ein bis zwei Joints. Aber wir merkten, dass keiner uns so high werden ließ, wie der Ersten. Da Kiffen sich nicht so gut mit den Männchen in grün verträgt, ließ der erste Kontakt mit der Polizei nicht lange auf sich warten. Wir saßen im Häuschen unseres Busbahnhofes, unser Päckchen Gras in der Tasche und rauchten dort unser Tütchen, als auf einmal ein Polizeiwagen vor uns stand. Wir packten unsere Sachen und rannten Richtung Park. Als ich nach hinten schaute, standen meine Kumpels schon alle neben dem Polizeiwagen – also gab ich auf und ging zurück. Da dies der erste Kontakt mit der Polizei war, machte ich sofort den ersten Fehler und vergaß beim Wegrennen den Stoff wegzuschmeißen. Ich wusste, sie würden es bei mir finden. Also legte ich ihnen beide Päckchen direkt auf die Motorhaube und behauptete es gehöre nur mir. Ich weiß bis heute nicht, ob meine Kumpels auch dasselbe für mich getan hätten. Die Polizisten nahmen unsere Daten auf, nahmen das Gras an sich und sagten wir würden Nachricht von der Staatsanwaltschaft bekommen. Keiner von uns ging in der Nacht nach Hause. Wir suchten den Joint, den wir beim Weglaufen weggeschmissen hatten und rauchten ihn zu Ende. Danach gingen wir zu einem Kumpel und übernachteten dort, da wir zu viel Angst hatten es unseren Eltern zu beichten. Es war eine schlimme Nacht, immer im Hinterkopf zu haben morgen alles unseren Eltern erzählen zu müssen. Vor meinen Eltern dann, Puls auf 180 und schweißgebadet vor Angst. Meine Mutter drehte richtig am Rad, aber nach drei Tagen legte sich auch das wieder und es ging weiter wie zuvor. Nach einiger Zeit kam ein Brief von der Staatsanwaltschaft. Das Verfahren gegen uns wurde eingestellt und wir freuten uns alle riesig. Das Verfahren wurde aber nur eingestellt, da ich sechs Pflichttermine bei der Jugendsuchtberatung aufgebrummt bekam und diese Termine auch wahrnahm. Allerdings brachte diese Beratung nicht wirklich etwas. Alles ging weiter wie zuvor, und ich fing an allein zu Hause zu kiffen – einfach um ständig high zu sein. Ich löste mich von meinen alten Freunden, aber meine neuen Freunde waren sicher kein guter Ersatz. Sie hatten einen asozialen Lifestyle, waren nur am Drogen nehmen und bekamen im Leben nichts auf die Reihe. Solche Leute nennt man „Azzlacks“. Zu dem Zeitpunkt verstand ich das aber nicht und verhielt mich selber wie einer von ihnen und lebte auch so. Von da an ging es nur noch bergab in der Schule. Ich muss zugeben, dass ich auch vorher schon stinkfaul war, aber das Kiffen nahm mich vollends ein. Bock irgendetwas für die Schule zu machen hatte ich nicht mehr. Mein Konsum stieg noch weiter an. Drei bis sechs Tütchen am Tag mussten drin sein. Das letzte Schuljahr bestand ich mit Müh´ und Not, aber das Vergangene nicht. Ich saß mitten im Unterricht, als die Schulleitung hereinkam und sagte, ich solle doch mitkommen, sie wollen mit mir über meine Versetzung reden. Ohne groß nachzudenken ging ich mit. Als ich ins Zimmer kam saß p 36
dort meine Mutter mit sehr besorgtem Blick und meinte, die Schule wüsste, dass ich regelmäßig Kiffe und härtere Drogen wie Heroin etc. nehme. Das war für mich die absolute Härte. Das alles basierte auf der Aussage eines Schülers und meinen chronisch roten Augen. Also schickte mich meine Mutter wieder zum Suchtberater und hoffte... aber Nichts änderte sich. Einige Zeit später musste ich in ein Feriencamp, um dort auf meine kleinen Brüder zu achten und so wie ich bin, nahm ich dort natürlich was mit. Schon am ersten Abend flog ich auf und am nächsten Morgen stand die Polizei parat. Ich wurde ohne meine Brüder nach Hause geschickt. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt in Italien im Urlaub und sie musste, wegen mir, nach Hause reisen. Meine Mutter, natürlich wieder schockiert, fuhr mit mir und ihrem Freund nach Österreich in ein Ferienhaus. Sozusagen auf Zwangsentzug. Bei einer Busfahrt lernte ich dort einen Mitarbeiter der Zeitlos kennen. Seitdem ist wieder etwas Zeit vergangen und ich habe einiges kapiert. Egal ob Kiffen oder nicht, ein Leben als „Azzlack“ kann und darf nicht funktionieren. Ich habe verstanden, dass meine kleinen Brüder mich als Vorbild sehen. Sie dürften auf keinen Fall so werden, wie ich es bin. Ich möchte ich mich bedanken, bei meiner großartigen Mutter, die mich nie aufgegeben hat und nie aufgeben wird. Sie ist die Beste und ist immer für mich da. Ohne sie würde Nichts funktionieren und ich werde mein Bestes geben, sie nicht zu enttäuschen. Außerdem möchte ich meiner besten Freundin danken, die immer ein offenes Ohr für mich hat und allen Freunden und Bekannten, die mich unterstützen. ¶
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