Don Bosco Magazin 3/2013

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B 7243 F Deutschland Ausgabe Mai/Juni

3/2013

Die christliche Zeitschrift f체r die ganze Familie

Familie

Oma zu vermieten

Weltweit

Vive el Papa! Zu Besuch in Argentinien

Don Bosco

Sieben Tage Beten

Ruhestand verschoben Warum immer mehr 채ltere Menschen arbeiten


Inhalt

3/2013

6 Arbeiten im Alter: Den verdienten Ruhestand genießen, einfach nichts tun, das wäre für Ingrid Stenz unvorstellbar. Nicht etwa, weil sie weiter Geld verdienen muss, sondern weil sie sich einen erfüllten Alltag wünscht. Stenz ist eine von vielen Seniorinnen und Senioren in Deutschland, die sich ehrenamtlich engagieren.

I m B l i c k p unkt   4 Nachrichten aus Kirche und Welt   5 Warum bestimmt die soziale Herkunft auch weiterhin die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen?

Vive el Papa!: Seiner Heimat Argentinien fühlt sich Papst Franziskus eng verbunden. Besonders die armen und benachteiligten Menschen liegen ihm am Herzen – ebenso wie den Salesianern Don Boscos, die der Papst bereits in Kindertagen in Buenos Aires kennenlernte.

20 Mittendrin Die Verschließung der Welt

Don Bosco

Eine Frage an Simon Rapp

22 Der erste Papst aus Argentinien

Th e ma

26 Im Brennpunkt

6 Ruhestand verschoben Immer mehr Senioren jenseits der 65 Jahre arbeiten –um ihre Rente aufzubessern oder ehrenamtlich. Das DON BOSCO magazin hat zwei von ihnen begleitet.

Fami l i e 14 „Oma, kannst du helfen?“ Wenn Mutter und Vater berufstätig sind und kein KITAPlatz frei ist, springt oft die (gemietete) Großmutter bei der Kinderbetreuung ein.

18 Kolumne Bühnenreif – Kolumne von Gesa Rensmann

19 Hier und dort Mein Spielzeug

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Das DON BOSCO magazin stellt ihn und seine Heimat vor. Zentralafrikanische Republik: Ein Leben ohne Schule

28 „Ich bin dann mal beten!“ Sieben Tage, 168 Stunden – die Benediktbeurer Gruppe „God for you(th)“ startete ein Experiment: Sie lud eine Woche lang zum Beten in die Blaue Grotte ein.

Buntes 34 Post aus Rom 35 Ratgeber Sie fragen, unsere Experten antworten.

36 Kinderseite Wie entstehen Spielfiguren?

38 Preisrätsel Mitmachen und gewinnen!

39 Impressum


Inhalt

„Seit der Papstwahl herrscht hier ein Riesentrubel!“ Seite 25

Liebe Leserin, lieber Leser! Meine Oma ist eine richtige Oma, davon war ich als Kind überzeugt! Sie war für uns Enkel da, hat mit uns gespielt und immer das richtige Essen gemacht. Und am Abend durfte man etwas länger aufbleiben, bis sie dann nach dem Nachtgebet und mit einem lieben Streicheln über den Kopf eine gute Nacht wünschte. Ob das Leben meiner Oma damals leicht oder schwer war, das habe ich als Kind nicht mitbekommen. Sie lebte in einfachen Verhältnissen und war auch zu Lebzeiten des Opas nie weiter als zwanzig Kilometer von unserer Heimatstadt entfernt gereist. Die Woche über wurde gearbeitet und am Sonntag ging man morgens in die Kirche und am Nachmittag in die Andacht. So war das damals. Und heute? Der gesellschaftliche Wandel hat auch das Bild der Omas und Opas verändert. Wer es sich finanziell und gesundheitlich erlauben kann, genießt das Alter, reist, en-

Als Journalist betritt man Wohnzimmer, die man sonst vielleicht nie betreten hätte, lernt Lebensentwürfe kennen, die den Blick auf die Welt verändern. Im Zuge ihrer Recherche besuchte unsere Redakteurin Angelika Luderschmidt zwei ältere Menschen, die mit ihr offen über ihren Alltag sprachen, in dem – aus gänzlich unterschiedlichen Gründen – ein geruhsames Leben im Ohrensessel keinen Platz hat.

gagiert sich ehrenamtlich. Wer sein Leben lang in einer Bindung zu seiner Pfarrgemeinde stand, ist auch im Alter noch aktiv dabei. Genauso gibt es mannigfache andere Entwürfe, die oft von wirtschaftlichen und gesundheitlichen Faktoren bestimmt sind. Für die einen ist das Alter eine Zeit, endlich das zu tun, worauf man in der Arbeits- und Familienphase des Lebens verzichten musste. Andere müssen auch im Alter weiterhin schauen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und Glaube, Religion und Kirche spielen wie im ganzen Leben zuvor nur eine untergeordnete Rolle. Wahrscheinlich war das damals genauso. Wir möchten Ihnen in dieser Ausgabe Geschichten von Senioren heute erzählen. Nur kleine Einblicke, aber vielleicht Anregung genug, um über das Leben im Alter in unserer Gesellschaft und Kirche nachzudenken. Wie sehen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die heutigen Möglichkeiten – vielleicht im Vergleich mit den Erfahrungen mit Ihren Omas und Opas? Schreiben Sie uns – wir freuen uns auf Ihre Berichte.

„Genau wie Finja habe ich es als Kind geliebt, in der Handtasche meiner Oma herumzukramen“, erinnert sich unsere Redakteurin Hannah-Magdalena Pink, die Finja und ihre Großmutter Doris Faßbender in Köln getroffen hat. Die frühere Lehrerin betreut ihre Enkelin an vier Tagen in der Woche, bis die Kleine im August einen Krippenplatz hat.

Mit den besten Wünschen aus München Ihr

P. Alfons Friedrich SDB, Chefredakteur

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Der Papst ist ein Ehemaliger!

1,5 Milliarden Menschen und somit fast ein Fünftel der Weltbevölkerung leben in Konfliktländern. Nicht nur Gewalt gehört für Menschen in diesen Regionen zum Alltag. Laut Entwicklungsministerium (BMZ) seien die Menschen dort im Vergleich zu Menschen anderer Entwicklungsländer auch mehr als doppelt so häufig unterernährt, dreimal so viele Kinder gingen nicht zur Schule.

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Erster nationaler „Eucharistischer Kongress“ in Köln „Herr, zu wem sollen wir gehen?“, lautet das Leitwort des ersten nationalen „Eucharistischen Kongresses“, der von 5. bis 9. Juni 2013 in Köln stattfindet. Fünf Tage lang können Gläubige an Gottesdiensten, Gesprächen oder theologischen Vorträgen teilnehmen. Neben einem vielfältigen Kulturprogramm ist auch ein Jugendfestival geplant. Den Abschluss bildet ein großer Gottesdienst im Rheinenergie-Stadion. Erwartet werden rund 60.000 Teilnehmer. Bisher fanden in Deutschland zwei internationale Kongresse statt, die das Verständnis für die Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche bewusst machen sollten: der 20. Eucharistische Weltkongress 1909 in Köln und der 37. Eucharistische Weltkongress 1960 in München. Veranstaltet wird das Treffen in Köln von der Deutschen Bischofskonferenz. Mehr Informationen finden Sie im Internet unter: www.eucharistie2013.de.

Texte: alu, KNA, Fotos: fotolia, Archiv, VDD, BDKJ Udo Geisler

Gemeinsam mit seinem Bruder besuchte Jorge Mario Bergoglio 1949 das „Colegio Wilfrid Barón“, eine von Salesianerpatern geführte Mittelschule bei Buenos Aires. Der damals Zwölfjährige gehörte in Betragen und Religion zu den besten Schülern in seiner Klasse.

Viel wurde in den vergangenen Wochen über Papst Franziskus berichtet. Kaum etwas blieb unerwähnt: Der Papst trägt orthopädische Schuhe, möchte lieber keine eigene E-Mail-Adresse und wollte laut seiner Schwester nie Pontifex werden. Was bisher nur wenigen bekannt war: Papst Franziskus ist eng mit den Salesianern Don Boscos verbunden, war Schüler einer von Salesianern geleiteten Mittelschule. Jorge Mario Bergoglio besuchte gemeinsam mit seinem Bruder im Jahr 1949 das „Colegio Wilfrid Barón“ in Ramos Mejía bei Buenos Aires. Der damals Zwölfjährige ging in die Klasse 6B und gewann in jenem Jahr den ersten Preis für gutes Betragen und Religion. Mehr zu Papst Franziskus, dessen Heimat Argentinien und seiner Verbindung zu den Salesianern Don Boscos lesen Sie ab Seite 22.


Im Blickpunkt

Anlass zur Missstimmung: der 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

Junge Menschen leiden besonders oft unter Armut: 23 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren gelten in Deutschland als arm.

Seit 2001 wird der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung jeweils zur Mitte einer Legislaturperiode vorgelegt und soll über die soziale Lage und die Einkommensverhältnisse der Menschen in Deutschland Auskunft geben. Als die Bundesregierung den Bericht kürzlich veröffentlichte, äußerten Sozialverbände und Gewerkschaften massive Kritik. Grund für den Unmut war die mehrmalige Überarbeitung des Berichts im Vorfeld und die Streichung einzelner Passagen. Die Opposition warf der schwarz-gelben Koalition vor, den Armutsbericht entschärft zu haben, um die soziale Lage in Deutschland zu beschönigen. Das alarmierende Ergebnis des 500-seitigen Berichts: Die Kluft zwischen Vermögenden und Mittellosen wächst weiter. Rund 10 % aller Haushalte verfügen über 53 % des gesamten Nettovermögens. Die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung verfügen nur über 1 % des Vermögens. Zwischen 14 und 16 % der Bundesbürger sind von Armut bedroht, darunter auch zunehmend junge Menschen. Weitere Informationen zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht finden Sie im Internet unter: www.donboscomagazin.de

eine frage an ...

... Simon Rapp Warum bestimmt die soziale Herkunft auch weiterhin die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen? Der vierte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung belegt: Die junge Generation ist am stärksten von Armut betroffen. Ein Viertel der 19- bis 25-Jährigen ist arm. Im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2012“ weist die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) darauf hin, dass junge Menschen, die nur über geringe Bildung verfügen, um ein Vielfaches mehr armutsgefährdet sind als andere mit Schulabschluss oder Berufsausbildung. Für junge Menschen mit Migrationshintergrund ist das Verarmungsrisiko sogar noch höher. Vor allem die soziale Herkunft hat einen erheblichen Einfluss auf den Bildungserfolg junger Menschen. Ein Blick in europäische Nachbarländer zeigt,

dass auch längeres gemeinsames Lernen sozialer Spaltung entgegenwirkt. Hier hat sich in den vergangenen Jahren noch zu wenig getan. Auch darf es nicht sein, dass Nachhilfeunterricht aus finanziellen Gründen scheitert. Bürokratische Hürden und stigmatisierende Effekte haben verhindert, dass das Bildungs- und Teilhabepaket wirksam Abhilfe schaffen konnte. Schulsozialarbeit als Regelangebot würde alle jungen Menschen unterstützen und dort gezielt fördern, wo Eltern dieser Aufgabe nicht nachkommen können.

Pfarrer Simon Rapp ist seit 2009 Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Der Augsburger Diözesanpriester ist beim BDKJ Ansprechpartner für die Jugendpastoral und Sternsinger, für Freiwilligendienste und für Soldatenfragen.

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N

iemals zuvor haben in Deutschland so viele ältere Menschen gearbeitet wie heute. Die Gründe sind vielfältig: höhere Lebenserwartung, bessere medizinische Versorgung, zu geringe Renten. Das DON BOSCO magazin hat zwei Rentner bei ihrer Arbeit begleitet: Der eine muss weiter Geld verdienen, die andere engagiert sich ehrenamtlich. Texte: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf

2.661Euro 1.637Euro Nettoeinkommen der Haushalte mit Erwerbstätigem über 65

Nettoeinkommen der Haushalte ohne Erwerbstätigen über 65

Einkommensverhältnisse im Alter Im Jahre 2011 verfügten Haushalte mit Erwerbstätigen über 65 Jahre im Schnitt über ein monatliches Nettoeinkommen von 2.661 Euro. Ohne das Einkommen des Erwerbstätigen läge dieses nur bei 1.637 Euro. Etwa ein Drittel von ihnen würde unterhalb der Armutsrisikogrenze liegen. Quelle: DIW Berlin

28 % aller Senioren über 65 üben ein Ehrenamt aus

Senioren im Ehrenamt Nach einer Studie aus dem Jahr 2009 engagieren sich 28% aller Senioren über 65 Jahre in einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Freiwilligensurvey

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Ruhestand v


Thema

verschoben

2035 Nirgendwo gibt es so viele alte Menschen wie in Deutschland

Demografischer Wandel ➜ Laut Prognosen wird Deutschland im Jahr 2035 die weltweit älteste Bevölkerung haben. ➜ Bereits 2050 wird jeder siebte Bundesbürger 80 Jahre oder älter sein. ➜ Im Jahr 2060 werden doppelt so viele 70-Jährige leben, wie Kinder geboren werden. Quelle: Statistisches Bundesamt

2011

2001

760.000 Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter hat sich verdoppelt

Erwerbstätigkeit älterer Menschen in Deutschland Zwischen 2001 und 2011 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen im Rentenalter in Deutschland auf rund 760.000 verdoppelt. In keiner anderen Altersgruppe ist die Zuwachsrate der Erwerbstätigen in dieser Zeit so deutlich gestiegen wie bei den über 65-Jährigen. Quelle: Eurostat

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Thema

Ich muss

arbeiten,

solange ich kann Guntram Mahnke kann von seiner Rente nicht leben. Er gehört zu den Senioren in Deutschland, die gezwungen sind, weiterhin arbeiten zu gehen. Der 69-Jährige hat gleich mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen. Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf

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* Name von der Redaktion geändert

W

enn Don Carlo auf dem Spielplan steht, freut sich Guntram Mahnke*: „Bei dieser Oper werde ich als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.“ Mahnke lacht kurz und greift nach seiner schmalen, schwarzen Aktentasche. Er hat Fotos von damals dabei, als er noch Statist an allen drei großen Münchner Bühnen war: an der Münchner Staatsoper, am Prinzregentenund am Residenztheater. Ein Foto ist bereits vergilbt. Auf dem anderen sieht man einen gewaltigen Krokodilskopf: großes gelbes Maul mit spitzen Zähnen, kugelrunde, rote Augen so groß wie Fußbälle. 15 Jahre ist die Aufnahme alt. Sie zeigt eine Szene aus der Kinderoper „Peter Pan“, die damals unter der Regie von August Everding am Prinzregententheater aufgeführt wurde.


Thema

Job Nummer eins: Seit mehr als 30 Jahren ist Guntram Mahnke Statist an Münchens renommiertesten Bühnen und schlüpft in die unterschiedlichsten Rollen. In der Kinderoper „Peter Pan“, die unter Regisseur August Everding am Prinzregententheater aufgeführt wurde, gab er das gefräßige Krokodil.

Mahnke arbeitet gern als Statist. Er würde den Job auch nicht aufgeben, wenn seine Rente reichte, um davon leben zu können. Der promovierte Kunsthistoriker bekommt nur eine geringe Rente vom Staat. „Das Geld reicht gerade für Pizza für zwei samt Getränken“, sagt der Mann mit dem kurzen, graumelierten Haar nüchtern. Doch in seiner Stimme liegt kein Groll, keine Bitterkeit. Den genauen Betrag möchte er dennoch nicht nennen. Mahnke hat gelernt, zu haushalten, zu rechnen, sparsam zu sein. Er macht das seit Jahren so. Und auch heute – während andere in seinem Alter reisen, ihre Enkel hüten oder anderen Hobbys nachgehen – muss er noch arbeiten. Mahnke hat keine Wahl. Dabei braucht der 69-Jährige nicht viel. „Ich bin eigentlich genügsam. Von der Miete abgesehen, reichen mir 200 Euro im Monat zum Leben“, sagt er und wringt seinen Teebeutel über seiner Tasse aus. In der Pause sitzen er und die anderen Statisten öfter hier in der Theaterkantine – bis sie per Lautsprecher zur nächsten Szene ausgerufen werden. Dann schlüpft Mahnke in die Rolle des Soldaten, des Bediensteten oder eben des Ketzers. Auf der Bühne zieht er Festwagen, rüttelt am Vorhang oder trägt auch einmal ein Bärenkostüm. Früher wurde Mahnke für vier, manchmal fünf Inszenierungen pro Spielzeit als Statist engagiert, stellte sich bei Proben vor, punktete bei Regisseuren dank seiner Statur. Sein Typ war oft gefragt: groß, schlank, ein Gesicht mit lebhafter Mimik. Der berühmte Bühnenbildner Jürgen Rose, der auch für die Inszenierung verantwortlich zeichnet, gab ihm vor zwölf Jahren die Rolle des Ketzers, weil er „so asketisch aussah“. Heute ist für ihn ein guter Monat, wenn wieder einmal am Münchner Nationaltheater „Don Carlo“ auf dem Spielplan steht. Dann gibt es eine etwas höhere Pauschale. In anderen Jobs heißt das „Gefahrenzulage“. 25 Minuten hängt der 69-Jährige mit zwei weiteren Männern an einem hölzernen Pfahl. Neben ihnen, ebenfalls an einen Pfahl gebunden, zwei Statistinnen. Zwischen ihnen und den Flammen nur eine Scheibe. „Oft wird es ganz schön heiß, das muss man aushalten können“, erzählt Mahnke. Im Schnitt wird er heute für zwei Inszenierungen pro Spielzeit eingesetzt. Die rosigen Zeiten sind vorbei, die

»Luxus ist für mich,

wenn ich einen Tag wegfahren kann.« Konkurrenz ist groß. „Heute kommen die Jungen nach. Es ist ein ständiger Verdrängungsprozess. Regisseure ziehen frische Gesichter dem meinigen vor“, sagt Guntram Mahnke und zuckt sachte mit den Schultern. Mahnke ist kein Typ, der mit seinem Schicksal hadert. Stattdessen geht er die Dinge pragmatisch an. Momentan hat der Rentner drei Jobs. Ihm macht das nichts. Er arbeitet gern. Dennoch weiß er nie genau, was er am Monatsende auf dem Konto hat. Wenn an der Staatsoper wieder einmal magere Zeiten anbrechen, ist Mahnke froh, dass dies nicht sein einziger Broterwerb ist. Mit der Volkshochschule hat er einen freien Mitarbeitervertrag und weiß somit zumindest bei diesem Job, wie viel Geld er monatlich verdienen wird. Pro Semester bietet er sechs bis sieben Führungen an, durch Ausstellungen, Museen oder Stadtteile. Er hat einen engen Zeitplan, muss genau takten und planen, wann er wo zu sein hat. Wenn Mahnke etwas Geld zur Seite legen konnte, gönnt er sich auch einmal Kino. Das passiert etwa zweimal im Jahr. „Luxus ist für mich, wenn ich mit meiner Lebensgefährtin einen Tag wegfahren kann, eine Tagesfahrt nach Salzburg etwa. Das kommt aber eher selten vor.“ Letztes Jahr hat das Geld dafür nicht gereicht. Tags darauf: Dunkelblaues Sakko, bunte Krawatte, blau-weiß gestreiftes Hemd – Mahnke eilt an diesem Mittwochmittag schwer bepackt in die Münchner Hypo Kunsthalle. Im Vorraum begrüßt er jeden Teilnehmer der Führung mit Handschlag. Einige von ihnen kennen

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Thema

»Ich habe keine Kinder.

Das Geld reichte nicht, um eine Familie zu ernähren.« und schätzen den Kunsthistoriker, buchen immer wieder Führungen bei ihm. „Herr Mahnke hat ein unglaubliches Wissen und vermittelt große Freude an der Kunst. Wir lernen durch ihn, die Dinge mit einem ganz anderen Blick zu sehen“, sagt eine Teilnehmerin. Knapp 20 Stunden zuvor stand Mahnke noch für das Ballett „La Bayadère“ als Diener auf der Bühne. Heute ist er der, der den Ton angibt, der Kunstinteressierten ein Stück von seinem Wissen über den Architekten, Maler und Designer Karl Friedrich Schinkel abgeben möchte. In der Hand trägt Mahnke drei dicke Bildbände und legt sie vor sich auf den Boden, immer wieder, bei jeder Zeichnung, jedem Exponat, das er gestenreich erklärt. Dabei spricht er frei und sucht stets den Blickkontakt zu seiner Gruppe. Mahnke bereitet sich gründlich auf seine Führungen vor, geht die Ausstellung mehrmals vorher ab, denkt sich eine Route durch die Räume aus, stöbert zu Hause in seiner kleinen Wohnung in seinem riesigen Archiv an Bildbänden und Biografien. Rund 5.000 Bücher hat er

Job Nummer 2: Neben seiner Tätigkeit als Statist am Theater führt der 69-Jährige auch mehrmals die Woche Gruppen durch Ausstellungen und Museen – wie hier in der Hypo Kunsthalle in München.

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auf dem Boden, in den Regalen, in fast jeder Ecke seiner Räume. „Eine Kunsthistorikerkrankheit“. Dass diese akribische Vorbereitung viel Zeit in Anspruch nimmt, Zeit, die nicht entlohnt wird, stört ihn nicht. Bereits im Studium hat Mahnke genau beobachten gelernt, sieht seinen Alltag, sein Umfeld mit offenem, neugierigen Blick. Mahnke ist kein Traumtänzer, er hat seine Lebensentscheidungen auf pragmatischer Basis getroffen: „Ich habe keine Kinder. Das Geld reichte nicht, um eine Familie zu ernähren.“ Damals, Ende der 70er-Jahre, nach seiner Promotion, gab es ein Überangebot an Kunsthistorikern. Über einen Bekannten kam er an eine Drittelstelle in der Abteilung Kunstgeschichte an der Fachhochschule Wiesbaden. Parallel arbeitete Mahnke auch am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. Drei Jahre Pendeln, drei Jahre Anstellung, drei Jahre Einbezahlen in die Rentenkasse. Danach lief der Vertrag – wie üblich – aus. Seitdem ist Mahnke selbstständig. Gelegentlich hält er kunsthistorische Vorträge in einem Seniorenheim in Ottobrunn nahe München. Er tut dies gerne, wenn auch nicht viel Geld dabei rausspringt. Die Frauen und Männer – viele vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre älter als Mahnke selbst – freuen sich über Abwechslung und darauf, noch etwas dazuzulernen. Wie viele andere Selbstständige rechnet der Rentner nicht in Stundenlohn. Einer von Mahnkes Bekannten, ebenfalls Kunsthistoriker, fährt nebenbei Taxi. „Aber ich, ich bin wirklich kein Fahrer“, kommentiert Mahnke schulterzuckend. Die Welt der Klischees und Ängste unserer Gesellschaft, Taxi fahrende Akademiker, schuftende Senioren – Rentner wie Guntram Mahnke und seine Kollegen in Deutschland sind längst ein Teil davon. In wenigen Monaten wird Mahnke 70. Er hat sich in den vergangenen 40 Berufsjahren viele Wege erschlossen, ist in Sackgassen geraten, hat sich Notausgänge gesucht, ist immer in Bewegung geblieben und hat schließlich den richtigen Weg für sich gefunden. Engstirnigkeit, egal ob in „seinem“ Fach, der Kunstgeschichte, oder im Alltag, mag Mahnke nicht. Genauso wenig wie Reue. Dafür fehlt ihm auch die Zeit. Er muss nach Hause, seine Steuererklärung liegt ihm im Magen. Keine Zahl darf falsch sitzen. Das würde wieder ein paar Euro kosten. Geld, das er nur ungern dem Staat schenken würde, wie Mahnke es ausdrückt. Morgen steht er wieder auf der Bühne, zuvor leitet er eine Führung. Er muss weiterarbeiten, noch lange, „bis ich nicht mehr kann“.


Thema

Hausaufgabenhilfe Jeden Freitag zwischen 14 und 16 Uhr hat Ingrid Stenz ihren Terminkalender geblockt. Dann bekommt sie Besuch von Amit. Seit rund einem Jahr hilft die 72-Jährige dem Jungen durch die Grundschule, übt mit ihm lesen und ­schreiben. Das DON BOSCO magazin hat die Rentnerin bei ihrer ehrenamt­ lichen Tätigkeit begleitet. Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf

mit Herz

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ngrid Stenz schält eine Orange. Die Schnitze legt sie auf einen Teller neben ein paar Salzstangen und Waffeleier. Bevor Amit kommt, bereitet die 72-Jährige immer eine kleine Brotzeit samt Naschereien vor. Sie stellt den Teller auf den kleinen Tisch in der Küche, schiebt ein Schreibheft zur Seite und greift nach einem Hustenbonbon, als es klingelt. Stenz öffnet die Wohnungstüre einen Spalt und geht in die Küche zurück. Es ist zehn vor zwei, Amit ist überpünktlich. Ingrid Stenz gehört zu den 28 Prozent der Seniorinnen und Senioren in Deutschland, die sich ehrenamtlich engagieren. Seit gut einem Jahr kommt der Junge mit dem kurzen braunen Haar jeden Freitag für zwei Stunden zu ihr. Dann hilft die Witwe dem Grundschüler bei den Deutschhausaufgaben, kontrolliert seine Schulhefte, übt Diktate mit ihm oder das Aufsagen eines Gedichts. „Eigentlich müsste Amit öfter kommen, er braucht dringend Hilfe. Doch es hapert manchmal schon daran, dass er keine Fahrkarte für die Tram hat“, sagt Stenz.

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Thema

Amits Eltern stammen aus dem Kosovo. Seine Mutter spricht kaum deutsch. Sein Vater ist schwer erkrankt. Amit tut sich schwer in der Schule. „Ich komme gerne hierher, weil ich hier was lerne“, sagt Amit ernst. Der Grundschüler mag Frau Stenz, lässt sich von ihr maßregeln, motivieren, loben, umarmen. Nach gut einem Jahr hat sich ein Gefühl der Vertrautheit eingestellt. Ingrid Stenz macht mit Amit, was sie auch mit ihren eigenen Kindern gemacht hat. Sie zeigt ihm Regeln und Grenzen auf, lehrte ihn „bitte“ und „danke“ zu sagen, legt Wert darauf, dass Amit ordentlich am Tisch sitzt, sich die Hände wäscht, wenn er zur Türe hereinkommt. Amit setzt sich an seinen angestammten Platz in der kleinen Küche, kramt in seiner Schultasche und zieht ein Hausaufgabenheft hervor. Stenz beugt sich über ihn und setzt sich ihre Lesebrille auf. „Was ist das, Amit? Soll das eine Drei sein? Sehr schlampig geschrieben!“ Amit

»Ich mag Kinder

und kann auch gut mit ihnen umgehen.«

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blickt schuldbewusst über seine Schulter und klappt dann schweigend das Deutschbuch auf. Ingrid Stenz hat Übung im Hausaufgabenmachen, kann streng sein, ohne einzuschüchtern. Drei Kinder brachte sie durch die Schulzeit. Ihre Tochter war gerade zwölf, als der Vater plötzlich an Krebs erkrankte. „Ich mag Kinder und kann auch gut mit ihnen umgehen“, sagt die Rentnerin und streicht sich ihr kinnlanges braunes Haar zurück. Stenz hat schon immer geholfen – uneigennützig, unentgeltlich, obgleich das Geld in der Familie knapp war. Auch heute noch packt sie an, wenn Not am Mann ist, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Sie hilft Mitbewohnern des Hochhauskomplexes beim Ausfüllen von Formularen, gießt Blumen bei ihrer Nachbarin, die sich für fünf Wochen in die Kur verabschiedet hat, hütet spontan für zwei Stunden das Kind einer jungen Mutter aus der dritten Etage, die Behördengänge erledigen muss. „Bei 129 Mieteinheiten hat sich ganz schnell rumgesprochen, dass ich helfe. Langweilig wird es nie, irgendwas ist immer“, sagt Stenz und lacht. Die große Sinnfrage, die meist Auslöser für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Alter ist, stellte sich die Rentnerin an ihrem 70. Geburtstag: „Soll’s das jetzt gewesen sein?“ Dreiundzwanzig Jahre war sie Chefsekretärin in der psychiatrischen Abteilung des Münchner Klinikums rechts der Isar, galt dort stets als Rettungsanker und gute Seele des Hauses. Als sie dann nicht mehr arbeitete, fehlte plötzlich etwas. „Ich wollte unbedingt noch etwas Sinnvolles tun. Ich hatte das Gefühl, der Tag ist nicht richtig ausgefüllt.“ Kurzerhand ging Ingrid Stenz dorthin, wo sie zuletzt auf einem Spaziergang an einem Fenster einen Zettel mit der Aufschrift „Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gesucht!“ las. Die zierliche Frau betrat den „Projekt-Laden International“ im Münchner Stadtteil Haidhausen und fragte spontan: „Könnt ihr mich brauchen?“ Die Einrichtungsleiterin nahm ihr Hilfsangebot dankbar an. Nur ein einziges Mal half Ingrid Stenz Amit im Projekt-Laden bei den Hausaufgaben. „Doch das ging gar nicht! Es war einfach viel zu viel Trubel um uns herum.“ 18 Kinder aus vielen Nationen stürmen an vier Nachmittagen die Woche in die kleine Einrichtung in der Metzstraße. Bis 17 Uhr dürfen sie bleiben, machen ihre Hausaufgaben, spielen, backen, kochen. Betreut werden sie von Sozialpädagogen, Ehrenamtlichen und Praktikanten. Rund 20 Ehrenamtliche, davon viele Ältere, engagieren sich im Projekt-Laden. Internationale Mädchengruppen, Frauentreffs, Hausaufgabenbetreuung – das Angebot der Einrichtung des Vereins für Internationale Jugendarbeit ist groß, und immer mehr Kinder und Erwachsene aus der Nachbarschaft nehmen es gerne an. Seit diesem ersten Treffen kommt Amit jeden Freitag zu Stenz nach Hause. Nur das Ticken der kleinen Wanduhr ist zu hören. Amit überlegt. Den Füller im Mundwinkel murmelt er


Thema

»Langweilig wird es nie, irgendetwas ist immer.«

Ehrenamtliches Engagement bei den Salesianern Don Boscos und den Don Bosco Schwestern Ehrenamtliches Engagement für Kinder und Jugendliche bei den Salesianern Don Boscos und den Don Bosco Schwestern hat eine lange Tradition. Eine Mitarbeit ist in vielen verschiedenen Bereichen möglich – sei es in einem der Don Bosco Clubs als Nachhilfelehrer, als Helferin oder Helfer bei Veranstaltungen und Projekten oder in einer Pfarrei. Wenn Sie sich für Jugendliche einsetzen wollen und die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern ehrenamtlich unterstützen möchten, melden Sie sich einfach direkt bei einer unserer Einrichtungen in Deutschland. Welches Haus der Salesianer Don Boscos in Ihrer Nähe liegt, erfahren Sie unter www.donbosco.de/ Einrichtungen. Wenn Sie die Arbeit der Don Bosco Schwestern ehrenamtlich unterstützen möchten, wenden Sie sich per E-Mail an info@donboscoschwestern.de.

K u rz zi t i e rt etwas vor sich hin. Er soll einen Relativsatz formulieren. Amit runzelt die Stirn und sieht konzentriert auf die blaue Tischdecke. Ingrid Stenz beugt sich vor, um ihn besser zu verstehen. „Nicht wieder die Endsilbe verschlucken. Das heißt brenn-en, nicht brenn-n“, mahnt sie. Amit lehnt sich über sein Heft und schreibt langsam, Buchstabe für Buchstabe einen Satz. Mittlerweile sind 30 Minuten vergangen und Amit schreibt mit Kugelschreiber – verbotenerweise. Er hat keine Ersatztintenpatronen dabei. Fünf Sätze hat Amit geschrieben. Die erste Textaufgabe ist geschafft. Nach einer Stunde macht Stenz eine Pause und hält dem Neunjährigen den Teller mit der Orange und den Salzstangen hin. Beide gehen ins Wohnzimmer – wie immer. Amit lässt sich auf die große beige Couch plumpsen und steckt sich einen Orangenschnitz in den Mund. Später wird er noch ein Gedicht aufsagen und bekommt dafür ein dickes Lob. Beim Diktat läuft es weniger gut. Ingrid Stenz gibt Amit die Hausaufgabe, den Text noch einmal zu schreiben. Ob ihn seine Eltern abholen, will Stenz schließlich wissen. Amit zuckt mit den Schultern. Die Rentnerin greift zum Telefon und verschwindet im Wohnzimmer. Amit soll mit der Trambahn nach Hause fahren. Ein Ticket hat er nicht. Stenz geht in die Küche und kramt aus einer Schale eine Streifenkarte. „Die bringst du mir wieder, hörst du!?“ Amit nickt und lacht verlegen.

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Nach dem Tod meines Mannes habe ich nach einer ehrenamtlichen Aufgabe gesucht, bei der ich meine früheren Berufe verbinden kann. Ich mag besonders den persönlichen Kontakt mit den Mädchen. Sie kommen bei mir die Schlüssel holen und wollen unheimlich viel wissen. Die Schwestern sind großzügig und fürsorglich, und ich habe das Gefühl, meine Arbeit hier wird geschätzt.“ Susanne Seifert arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich als Pförtnerin im Studienheim Maria Dominika der Don Bosco Schwestern in München.

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Ich arbeite ehrenamtlich bei Don Bosco, weil ich auf diese Weise weiter in Entscheidungsprozesse involviert bin. Dabei ist die Tätigkeit viel mehr als nur ein Hobby: Der Vorstand trifft sich sechsmal im Jahr, da geht es oft hoch her. Mir macht die Arbeit immer noch große Freude und ich will sie noch so lange machen, wie ich kann.“

Karl-Heinz Müller (91) lebt mit seiner Frau in Bonn. 1981 gründete er Don Bosco Mondo (ehemals Jugend Dritte Welt) mit und übt dort bis heute ehrenamtlich das Amt des Schatzmeisters aus.

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Ich bin seit 1968 im Pfarrgemeinderat in der Pfarrei St. Wolfgang, davon acht Jahre als Vorsitzender. Neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im kirchlichen Bereich interessiere ich mich auch für die gesellschaftspolitischen Entwicklungen und Probleme in meinem Stadtteil. Deshalb kandidiere ich erneut für den Seniorenbeirat der Landeshauptstadt München.“ Andreas Schaumberger (69) lebt im Münchner Stadtteil Au-Haidhausen, wo die Salesianer Don Boscos die Pfarrei St. Wolfgang betreuen, und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen kirchlichen Gremien.

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Oma, hilfst du? Der Countdown läuft: Bis August soll jedes Kind zwischen ein und drei Jahren einen Betreuungsplatz erhalten. Doch noch immer sind vielerorts Kita-Plätze Mangelware. Da trifft es sich gut, wenn die Oma Zeit hat und mit anpackt. Und wenn die Großeltern weit weg wohnen? Dann helfen „Omas auf Zeit“. Das DON BOSCO magazin ist durch Deutschland gereist und war zu Besuch bei einer Leih-Oma und einer „echten“ Großmutter und ihrer Enkelin. Text: Hannah-Magdalena Pink, Stefanie Singer

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ey Finja, Finja, …“, singt Doris Faßbender und beugt sich lächelnd zu ihrer Enkelin im Kinderwagen hinunter. Zur Melodie klopft die ältere Dame mit den Händen auf ihre Knie. Lachend ahmt die Kleine die Bewegung nach. „Finja, schau mal, was ich hier habe. Probier mal!“, fordert Doris Faßbender das Mädchen auf und füttert es mit Suppe. Am Vormittag waren Oma Doris und Finja in der Kölner Innenstadt unterwegs. Jetzt machen die beiden Pause in einem Café am Dom. Weil ihre Tochter nach der Elternzeit wieder in ihren Beruf als Lehrerin zurückgekehrt ist und für Finja erst im August ein Platz in einer Kindertagesstätte frei wird, kümmert sich Doris Faßbender solange um ihre 15 Monate alte Enkelin. An vier Tagen die Woche pendelt die 63-Jährige von ihrem Wohnort ins 30 Kilometer entfernte Köln, um auf ihre Enkelin aufzupassen. „Ich unterstütze meine Tochter gerne beim Wiedereinstieg in den Beruf“, sagt die ältere Dame mit dem kinnlangen braunen Haar. „Ich finde es wichtig, dass auch Frauen mit Familie berufstätig sind.“ Das denkt auch Christa Schiller, Leih-Oma aus Nürnberg. „Die Mütter kommen nicht mehr so leicht in den Beruf zurück, wenn sie so lange für ihre Kinder zu Hause bleiben.“ Und sie selbst habe ja schließlich die Zeit. „Ich bin gerne Leih-Oma“, sagt sie und klopft wie zur Bestätigung dem goldenen Teddybären neben ihr auf dem Sofa auf den Kopf. Bereits seit sechs Jahren stellt sich die 67-Jährige für Familien zur Verfügung, um als „Oma auf Zeit“ Kinder zu betreuen, wenn die Eltern wieder arbeiten möchten. Zwei Kinder aus zwei Familien betreut Christa Schiller derzeit regelmäßig. Zwei Mal sechs Stun-

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den in der Woche verbringt sie mit ihren „Leih-Enkeln“ Junius und Charlotte. Andere Kinder, alle zwischen ein und drei Jahren, betreut sie sporadisch auf Abruf. „Es ist schon toll, die Eltern vertrauen mir das Liebste an: ihr Kind.“ Christa Schiller verschwindet kurz ins Nebenzimmer und kommt mit einer Fotocollage zurück: „Diese Kinder hier hab ich schon betreut“, sagt sie stolz und zählt jeden Namen auf. „Junius, Emma, Charlotte, Lewis, Felix, … “ Zu jedem Kind fällt ihr eine kleine Geschichte ein. Die Frau mit den hellblau geschminkten Augenlidern strahlt. Sie freut sich über die Kleinen. So wie eine „echte“ Oma über ihre eigenen Enkel eben. Doris Faßbender war wie ihre Tochter selbst Lehrerin und hat an einer Berufsschule Organisationslehre und Religion unterrichtet. Seit Ende Januar 2012 ist sie im Ruhestand. Die frühere Pädagogin genießt es, so viel Zeit mit ihrer Enkelin zu verbringen. „Finja kann einen so wunderbar anstrahlen mit ihren braunen Augen“, erzählt die Rentnerin begeistert. Wenn sie morgens ankommt, begrüßt Finja sie schon mit „Mm-ma, Mm-ma“ und die beiden machen „Quatsch“, wie Doris Faßbender es nennt: Sie setzt sich Finjas Mütze auf und zieht eine Schnute, oder die beiden spielen Verstecken. Dass sie an manchen Tagen schon um kurz nach 6 Uhr losfahren muss, nimmt Doris Faßbender gerne in Kauf. „Ich könnte auch bei meiner Tochter übernachten, aber das mache ich nur im Notfall, wenn Finja krank ist. Es ist gut, wenn jeder noch etwas Zeit für sich hat.“ Anfangs musste sich Finja erst daran gewöhnen, dass ihre Mutter arbeiten geht. „Finja jammerte zuerst ein wenig“, erzählt Doris Faßbender. „Aber jetzt klappt das ganz gut mit uns beiden“, sagt sie und lacht.


Fotos: Hannah-Magdalena Pink

Familie

»Ich finde es wichtig, dass auch Frauen mit einer Familie berufstätig sind.« Doris Faßbender, 63 Jahre

Leih-Oma Christa Schiller möchte die richtigen Großeltern nicht ersetzen. „Die meisten der Kinder haben Omas und Opas, aber die wohnen nicht in Nürnberg, sondern weit weg.“ Sie will eigentlich auch nicht Oma genannt werden, aber die Kinder machen es einfach. „Christa-Oma sagt Charlotte zu mir, du bist doch meine liebste Oma“, erzählt sie. Ein wenig Stolz liegt in ihrer Stimme. Wenn Christa Schiller von den Kindern erzählt, verstellt sie oft ihre Stimme und macht ausladende Ges-

ten. „Ich spiel gern ein bisschen Kasperltheater und üb das auch zu Hause.“ Zum Beweis kommen der goldene und ein grauer Teddy zum Einsatz: „Ich hab Hunger“, sagt der eine mit einer tiefen Stimme. „Bald gibt’s was zu essen“, beschwichtigt der andere piepsend. Die Familien können sich bei der Tagespflegebörse in Nürnberg ihre Leih-Oma aussuchen. Dort sind die Seniorinnen und Senioren in einem Katalog mit Foto und Hobbys verzeichnet. Ist die passende Oma gefunden,

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Fotos: Stefanie Singer, privat

große Verantwortung.«

»Als Leih-Oma habe ich eine Christa Schiller, 67 Jahre

stellt die Tagespflegebörse den Kontakt her. Wenn sich Kind und Oma gut verstehen, werden weitere Termine vereinbart. Die Eltern zahlen für jede Betreuungsstunde vier bis sechs Euro an ihre Leih-Oma. Am Einsatztag fährt Christa Schiller meist dann zur Familie, wenn das Kind gerade Mittagsschlaf macht. „Bei Junius warte ich immer, bis er aufwacht, dann gibt’s kurz was zu essen und dann gehen wir raus.“ Sie macht mit den Kindern oft Ausflüge in den Stadtpark, zum Flughafen oder im Winter auf den Christkindlesmarkt. „Oft

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sind wir vier Stunden unterwegs.“ Abends bringt Christa Schiller die Kinder ins Bett, liest eine Geschichte vor oder spielt etwas mit den Kuscheltieren vor. „Zu Junius sage ich dann: Morgen wenn du aufwachst, ist deine Mama wieder da.“ Doris Faßbender beobachtet mit ihrer Enkelin die Passanten, die am Fenster des Kölner Cafés vorüberlaufen. „Da!“, ruft Finja und zeigt aufgeregt auf Kinder, die auf der Straße Tauben füttern. „Die Tauben haben auch Hunger, siehst du?“, erklärt die Großmutter der Kleinen.


Familie

Sie spricht viel mit Finja. Doris Faßbender erzählt ihr Geschichten zu einem Bilderbuch oder erklärt, wo sie beim Spazierengehen gerade entlanglaufen. Es macht ihr Spaß, mit der Kleinen die Welt neu zu entdecken. „Neulich hat Finja bemerkt, dass ihr Schatten sich mit ihr bewegt. Das hat sie sehr fasziniert“, sagt Doris Faßbender und ahmt das staunende Gesicht ihrer Enkelin nach. Als Erinnerung für später schreibt Doris Faßbender stets auf, was Finja Neues gelernt hat. „Das geht so schnell in dem Alter“, sagt sie und streichelt ihrer Enkelin liebevoll über den Kopf. Christa Schiller erlebt regelmäßig mit, wenn Kinder etwas Neues lernen. „Oft ist es eine große Verantwortung für mich“, erzählt sie. Denn ab und zu passiert auch etwas: „Als Junius gerade laufen gelernt hatte, ist er hingefallen und hat sich die Lippe aufgeschlagen“, sagt Christa Schiller. Aber die Eltern haben Vertrauen in ihre Leih-Oma, so etwas könne ihnen genauso passieren. Leih-Oma ist die aktive Rentnerin geworden, weil sie den Ausgleich brauchte. „Die Kinder halten mich einfach fit“, sagt Christa Schiller. 42 Jahre hat sie in einem Reisebüro gearbeitet, hat die Welt bereist und das Leben ausgekostet. „Ich war keine gute Mutter“, sagt sie über sich selbst, „ich hab nur gearbeitet.“ Ihr Sohn hat vier Kinder, sie ist bereits Uroma. „Meine Enkel sehe ich selten, sie wohnen in Regensburg. Wir besuchen uns kaum.“ Ihre Stimme wird leiser, für einen Augenblick hängt sie den Gedanken an die eigene Familie nach. „Aber mir macht meine Arbeit Spaß“, sagt sie schnell. Damit Finja auch Kontakt zu anderen Kindern hat, besucht Doris Faßbender mit ihr zwei Krabbelgruppen. Dienstags geht es zur „Musikwiese“, wo Kinder erste Erfahrungen mit Klang und Bewegungen machen können. Mittwochs ist Krabbelgruppe in der Kindertagesstätte, die Finja ab August besuchen wird. Nach dem Cafébesuch drehen Oma Doris und ihre Enkelin noch eine Runde auf dem Kölner Rathausplatz. Finja setzt sich auf das Pflaster und pult eine Scherbe aus den Zwischenräumen.

„Nein Finja, das ist Bäh. Du kannst dich damit schneiden“, sagt die 63-Jährige bestimmt und hilft der Kleinen beim Aufstehen. „Ich war schon früher eine sehr vorsichtige Mutter“, gesteht Doris Faßbender und lächelt verlegen. „Ich glaube, als Oma hat sich das nicht geändert!“ Sie nimmt ihre Enkelin an der Hand und geht mit ihr ein Stück spazieren. Fröhlich summt die Einjährige vor sich hin. Gegen halb vier treffen die beiden sich mit Finjas Mutter, und Doris Faßbender fährt zurück nach Hause. Morgen um sieben Uhr wird sie wieder in Köln sein und mit Finja Verstecken spielen. Auch Christa Schiller ist für die nächsten Wochen ausgebucht. Neben ihrer Arbeit, wie sie den Leih-OmaDienst nennt, betreut sie auch Menschen mit Demenz, besucht Kranke im Klinikum und setzt sich im Stadtseniorenrat für alte Menschen ein. Jeden Tag hat Christa Schiller einen anderen Termin. „Im Juli wird Charlotte vier, da bin ich zum Kindergeburtstag eingeladen.“ Sie freut sich, dass sie am Familienleben teilhaben kann. „Mein Leben ist immer ausgefüllt gewesen, und das soll auch weiterhin so sein!“

Großeltern – wichtige Stütze bei der Kinderbetreuung Die Betreuung von Enkelkindern ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Generationen. Etwa ein Viertel der 55- bis 69-Jährigen betreut von Zeit zu Zeit Kinder – seien es die eigenen Enkel oder Kinder von Freunden und Bekannten. Im Durchschnitt kümmern sich Großeltern 35 Stunden im Monat um ihre Enkelkinder. Das geht meist nur, wenn die Großeltern in der Nähe leben. Wohnen Oma und Opa jedoch weit weg, können Eltern sich auch eine Oma oder einen Opa „leihen“. Vereine und Organisationen, die Leih-Omas und Leih-Opas vermitteln, gibt es mittlerweile in vielen größeren Städten. Eine Liste der örtlichen Leih-Oma-Dienste erhalten Sie beim Jugendamt.

Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen

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Familie

Kolumne von Gesa Rensmann: überLeben in der Familie

Bühnenreif

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Gesa Rensmann (44) ist Lektorin in einem Fachverlag für Frühpädagogik und Religion. Mit ihrem Mann Kruno Ilakovac (41) und ihren beiden Kindern Jakob (9) und Ines (5) lebt sie in der Nähe von München. Im DON BOSCO magazin berichtet sie regelmäßig aus ihrem familiären Alltag.

Illustration: Mele Brink

Z

u jedem Geburtstag meiner zwei Kinder stehe ich wieder vor der Frage: Was sollen es diesmal für Geschenke sein? Bauklötze, Puppenhaus, Brettspiel? Ach nein, lieber nicht. Nicht, dass ich geizig wäre, es ist nur so, dass die meisten üblichen Geschenke vollkommen verschwendet sind. Jakob und Ines spielen mit allem, nur selten mit Spielsachen. Klar, Wünsche haben sie schon, wenn sie im Spielwarengeschäft sind. Aber erfahrungsgemäß bleiben diese Sachen, einmal ausgepackt, meist irgendwo liegen. Stattdessen braucht Ines meine Schminke und bevorzugt meine Schuhe mit Absatz. Außerdem mag sie am liebsten malen und basteln, und Papier und Stifte haben wir immer im Haus. Jakob braucht überhaupt alles, was der Haushalt hergibt. Wenn er sich eine Idee in den Kopf gesetzt hat, räumt er viele Dinge aus dem Keller ins Wohnzimmer, ergänzt um wichtige Gegenstände aus der Küche, schleppt sein halbes Kinderzimmer herbei und übt sich darin, etwas in Szene zu setzen. Anregungen dafür holt er sich bei den zahlreichen Bühnenstücken, die er im Laufe seines Kinderlebens schon gesehen hat. Weil die ganze Verwandtschaft weiß, wie sehr Jakob die Bühne liebt, bekommt er zum Geburtstag zumeist Eintrittskarten geschenkt. Kasperltheater war seine erste Liebe. Von da an ging es immer weiter: Kindertheaterstücke, Marionettentheater, Operette, Musical, Kabarett. Wenn man mit Jakob

eine Veranstaltung dieser Art besucht, ist das schon an sich ein Erlebnis, denn er saugt jeden Moment in sich auf. Nachdem sich Jakob dann atemlos das Stück angesehen hat, gibt es im ganzen Publikum niemanden, der mit mehr Freude klatscht als er. Das Theater geht dann zu Hause weiter: Tagelang verwandelt sich das Wohnzimmer beispielsweise in den Palast der Königin der Nacht aus der Zauberflöte. Und weil bei so einer Operette immer mehrere Leute mitspielen, muss Ines unbedingt mitmachen. Auch wenn die beiden sich manchmal streiten und Jakob gern den überlegenen älteren Bruder gibt, wenn es ums Theaterspielen geht, bemüht er sich sehr um die Gunst seiner kleinen Schwester. Denn ohne Statisten geht nichts. Ines ist meistens guten Willens, denn immerhin wird sie von ihrem Bruder aufwändig kostümiert („Mama, hast du ein grünes Tuch und einen schwarzen Umhang mit Sternen drauf?“) und fein geschminkt („Mama, ich brauche unbedingt deinen lila Lippenstift und wir müssen Ines‘ Haare grün machen“). Wenn Sie jetzt meinen, ich erzähle das, weil ich stolz auf die kulturellen Höhenflüge meines Kindes bin, ist das nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist: Die wenigsten Eltern würden ein solch chaotisches Wohnzimmer länger als zwei Stunden aushalten. Es gibt schließlich Leute, da kann man bei Tag und bei Nacht anschellen, es ist immer aufgeräumt. Doch wenn bei uns spontan Besuch kommt, muss man schon über eine gehörige Portion Selbstbewusstsein oder Humor oder beides verfügen, um nicht vor Scham im Boden zu versinken. Als meine Nachbarin und mittlerweile gute Freundin Susanne das erste Mal bei uns war, spielte in unserem Wohnzimmer schon seit mehreren Tagen Urmel aus dem Eis. Susanne kam herein, schaute sich um und sagte: „Du kannst aber schon gut loslassen. Ich muss noch lernen, meinen Perfektionismus zu ignorieren. Hier ist ja ein Chaos. Wie hältst du das aus?“ Sie glauben mir nicht? Kommen Sie einmal vorbei. Derzeit läuft bei uns Peter und der Wolf. Es sind noch Restplätze verfügbar.


Hier und dort Ich spiele am liebsten mit meinen bunten Legosteinen. Oft baue ich ganz hohe Türme – bis sie schief werden und dann umfallen, wenn man sie nicht festhält. Hier im Spielzimmer in der Ecke sind meine ganzen Spielsachen in den Kisten. Nur das Aufräumen finde ich manchmal doof. Otto (6) wohnt mit seinen drei Geschwistern und Eltern in Isen in Oberbayern. Momentan misst der Vorschüler 120 cm. Seine selbst gebauten Türme überragen ihn noch.

Fotos: Katharina Hennecke, Don Bosco Mission

Mein Spielzeug

Mein Freund Hani und ich haben ein Lieblingsspiel: Einer rollt den Reifen, der andere läuft nebenher und versucht, hindurchzuspringen. Man kann sich sogar in den Reifen hineinsetzen, während er steht oder rollt – so groß ist er. Jabir (6, links) lebt mit seiner Familie in Jabarona, einem Flüchtlingscamp bei Khartum im Südsudan. Inzwischen – der Südsudan ist mittlerweile ein eigener Staat – leben nur noch die Familien dort, die sich eine Rückreise in ihre Heimat nicht leisten können.



mittendrin

Die Verschließung der Welt

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Text: Tim Slagman; Foto: Andrea Merli

Vielleicht liegen drinnen noch ein paar Bauklötze herum. Gelb, grün, blau, rot, von den Kindern mehr oder weniger sauber gestapelt, zu Türmen, Wänden, dicken Quadern. Doch diese Ordnung ist immer nur eine scheinbare, die hergestellt werden muss, damit sie krachend und umgehend in ein buntes Chaos verwandelt werden kann. Eine schnelle Kinderhand, manchmal genügt vielleicht ein kräftiges Pusten, und aus dem starren Monument wird wieder umgehend ein farbenfrohes Durcheinander. Das bedeutet es auch, erwachsen zu werden: Die Ordnung um ihrer selbst willen herzustellen, ein wenig zumindest, weil es so ganz ohne Ordnung kein Miteinander geben kann und auch keine Verständigung. Bald werden womöglich die israelischen und palästinensischen Kinder, die gemeinsam diesen Kindergarten besuchen, Bauklötze haben, die nicht mehr farbig sind, sondern Buchstaben zeigen. Aleph, Beth, Gimel, die einen werden sie zu hebräischen Wörtern zusammensetzen. Alif, B, T, andere Kinder bauen arabische Wörter. Die Welt erschließt ihnen die Sprache, und mit der Sprache erschließen sie die Welt für sich. Sie werden lernen, wie man den Namen ihres Ortes Al-Eizariya im Westjordanland in der Nähe von Jerusalem schreibt, und wenn sie später immer noch von den Comboni-Schwestern unterrichtet werden, dann erzählen ihnen diese sicher, dass hier einmal ein gewisser Lazarus auf die Welt gekommen ist. Damals hieß ihre Heimat noch Betanien, das bedeutet „Haus der Feigen“. Tatsächlich erkennt man noch ein paar dürre Bäumchen hinter der Mauer, die ihre gerade eben erst erschlossene Welt schon gleich wieder begrenzt. Eine Kinderhand wird nicht genügen, um diese Mauer einzureißen, doch ein wenig mehr Farbe würde man den Kindern von Al-Eizariya schon wünschen.

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Don Bosco

Vive el Papa! Seit 13. März ist Jorge Mario Bergoglio Bischof von Rom. Seiner Heimat fühlt sich Papst Franziskus eng verbunden. Grund genug für das DON BOSCO magazin, den Blick nach Argentinien zu richten. Texte: Ulla Fricke, Marcel Bauer; Fotos: Markus Matzel, Don Bosco Mission, Argenpress, KNA-Bild

Zur Amtseinführung von Papst Franziskus am 19. März auf dem Petersplatz in Rom reisten auch tausende Argentinier an.


Kindheit

Papst Franziskus und die Salesianer Don Boscos Scherzhaft hat man die Argentinier einmal als Spanier charakterisiert, die Italienisch sprechen, sich wie Franzosen kleiden und sich selbst für Engländer halten. Die Masseneinwanderung aus Europa und die Eroberung und Kolonisation des Landes waren entscheidend für die heutige Bevölkerungsstruktur des Landes. Über 90 Prozent der Argentinier sind weiß und Nachfahren von Europäern. Die indianische Urbevölkerung wurde hingegen während der Eroberung des Landes weitgehend ausgerottet. In der Heimatstadt des neuen Papstes, Buenos Aires, und deren Umland lebt mittlerweile annähernd die Hälfte aller Argentinier. Papst Franziskus hat seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung zu den Salesianern. Er war Schüler am „Colegio Vilfried Barón“, einer Schule, die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde (siehe Seite 4 dieser Ausgabe). Noch heute bezeichnet Papst Franziskus einen Salesianer als seinen großen spirituellen Lehrmeister: Pater Enrico Pozzoli. An die gemeinsame Schulzeit erinnert sich Roberto Musante noch gut, der sein Leben ebenfalls dem Glauben widmete und heute als Salesianer in Angola arbeitet. Es ist anzunehmen, dass die besondere Marienfrömmigkeit von Papst Franziskus auf seine Zeit bei Don Bosco zurückgeht. An jedem 24. Mai ließ Franziskus in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires einen großen Strauß frischer

Mittagspause: Als Zwölfjähriger besuchte Jorge Mario Bergoglio die 6. Klasse einer von den Salesianern Don Boscos geleiteten Schule.

Rosen an den Marienschrein der Salesianer im Stadtviertel Almagro bringen und kam selbst oft zum Beten dorthin. Nach seiner Wahl zum Papst berichteten viele Medien auch über die Mitgliedschaft des Papstes im Fußballverein San Lorenzo, der damals ebenfalls von einem Salesianerpriester gegründet wurde.

Geschichte

Die Salesianer Don Boscos in Argentinien

In 117 Einrichtungen an 76 Standorten wirken die Salesianer Don Boscos in Argentinien. Kinder und Jugendliche können dort essen, schlafen und spielen.

Argentinien ist für die Geschichte der Ordensgemeinschaft der Salesianer von entscheidender Bedeutung. Hier landeten 1877 die ersten jungen italienischen Missionare, die noch zu Don Boscos Lebzeiten ausgesandt wurden. Primär sollten sie sich um die vielen italienischen Einwanderer im Land kümmern. Heute sind rund 650 Mitbrüder in Argentinien in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Alleine in Buenos Aires gibt es zahlreiche Jugend- und Sozialzentren. So etwa in La Boca, einem Viertel, das Touristen vor allem wegen seiner pittoresken Hausbemalungen schätzen. Ursprünglich war das Viertel ein Migrantenviertel, in dem vor allem Italiener lebten, die zwischen 1880 und 1930 mit dem Schiff ankamen und sich als Hafenarbeiter hier niederließen. Seitdem hat sich nicht viel verändert: La Boca war und ist das größte und gefährlichste Armenviertel der Stadt. Viele Familien leben in einfachsten Behausungen unter der großen Autobahnbrücke. Die Mehrheit der Menschen überlebt nur durch staatliche Sozialpläne. Eine Chance auf Verbesserung ihrer Lebenssituation haben die wenigsten. Drogenabhängige Kinder, junge Mädchen, die schwanger sind, verlassene Kinder und ältere Menschen, sexueller Missbrauch, Hunger – die Salesianer sind hier mit der Not vieler Menschen konfrontiert, die dringend Hilfe benötigen. DonBoscomagazin 3/2013

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Don Bosco

Tausende Cartoneros ziehen jeden Tag durch Buenos Aires und sammeln dort Kartons, Papier und Plastikflaschen auf, um den Müll dann an RecyclingUnternehmen zu verkaufen.

Buenos Aires

Der Papst der Cartoneros Ein Phänomen, das sehr typisch für Buenos Aires ist, sind die „Cartoneros“, die Müll- und Kartonsammler. Viele Kinder, die sich tagsüber in den zahlreichen Don Bosco Zentren aufhalten, stammen aus den Familien der Cartoneros. Auch Papst Franziskus liegen diese Menschen besonders am Herzen. Unter den Gästen aus aller Welt, die der Amtseinführung des neuen Papstes in Rom beiwohnten, waren auch zwei persönliche Freunde von Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires: Der eine war Sergio Sánchez, Müllsammler in Villa Fiorito, einem Armenviertel am Stadtrand von Buenos Aires, der andere José del Corral, ein Sozialarbeiter der Salesianer. José del Corral trug zum feierlichen Anlass voller Stolz die Uniform der Müllmänner, jenen grünen Kittel der Cartoneros, den er einst dem Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Bergoglio, bei einer Demonstration für soziale Gerechtigkeit übergestreift hatte. José del Corral erzählte, dass der Kardinal alljährlich eine Messe mit den Müllsammlern auf der Plaza Constitutión feierte: „Er war immer auf unserer Seite. Er ist immer bei denen, die gegen soziale Ungerechtigkeit, moderne Sklaverei, Prostitution, Menschen- und Drogenhandel kämpfen. Und das wird auch künftig so sein.“ Nichts symbolisiert den wirtschaftlichen Niedergang Argentiniens so deutlich wie die Heerscharen von Cartoneros, die mit ihren Handkarren durch die Straßen ziehen. Sie gehören zum Bild jeder größeren Stadt. Neben den städtischen Reinigungsdiensten gibt es in der Hauptstadt einige tausend „wilde“ Cartoneros, die keine staatliche Lizenz haben. Viele von ihnen sind Opfer der Wirtschaftskrise vom Dezember 2001, als tausende Unternehmen schließen mussten und über

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Nacht Millionen Menschen arbeitslos wurden. Viele von den Cartoneros waren einst „normale Arbeitnehmer“: Büroangestellte, Kellner oder Handwerker. Heute verdienen sie ihr Geld mit dem Sammeln von Müll. Jede Nacht strömen die Cartoneros aus den Vorstädten in das Zentrum, um im ständigen Wettlauf mit der städtischen Müllabfuhr nach Papier, Kartons und Plastikabfällen zu suchen, die sie zu Kilopreisen an die großen Recycling-Unternehmen verkaufen. Bei den Cartoneros ist Jorge Borgoglio überaus populär, weil er sich als Bischof sehr für die illegalen Müllsammler einsetzte und persönliche Teilnahme an ihrem Schicksal zeigte. José del Corral erzählt von damals, als sich der Kardinal um die Gesundheit seines Sohnes gesorgt hatte, als er erfuhr, dass dieser erkrankt war. „Ich kann mir nicht erklären, wie sich der Bischof einer riesigen Metropole so viele Namen und Schicksale merken konnte“, sagt José del Corral. Außerdem habe der Kardinal, bevor er nach Rom zum Konklave aufbrach, einige von ihnen angerufen und gebeten, für ihn zu beten. Als die beiden Cartoneros ihn als Papst in Rom wiedersahen, hätten sie geweint. Papst Francesco habe sie umarmt und gebeten, zu bleiben, bis er alle Staatsgäste begrüßt habe, denn sie seien seine „liebsten Gäste“.


Ein Jahr lang lebt Leonard Fuchs (unten li.) in Argentinien und absolviert dort seinen Freiwilligendienst mit den Don Bosco Volunteers. In einem Armenviertel in Villa Regina kümmert er sich in einem Jugendzentrum um Kinder und Jugendliche.

Freiwilligendienst

Mein Jahr in Argentinien Mein Name ist Leonard Fuchs. Ich bin 20 Jahre alt und stamme aus Berlin. Derzeit lebe ich in Argentinien und leiste meinen einjährigen Freiwilligendienst mit den Don Bosco Volunteers in Villa Regina, einer Stadt mit rund 35.000 Einwohnern. Sie liegt im Norden Patagoniens. Viele Bewohner hier sind italienischer Abstammung, und die Salesianer sind bereits mehr als 100 Jahre hier tätig. Die meiste Zeit arbeite ich im „Centro Jesus Buen Pastor“, einem Jugendzentrum im Armenviertel „Barrio El Sauce“. Es liegt am äußersten Rand der Stadt. Die Häuser der Menschen sind aus Holz, Backsteinen und Pappe zusammengebaut. Es gibt keine richtigen Straßen, nur Sandwege. Viele Menschen sind arbeitslos, Drogen- und Alkoholmissbrauch sind weit verbreitet. Viele Eltern und Geschwister unserer Kinder sind abhängig. Meine feste Schicht ist von Montag bis Freitag immer nachmittags. Da kommen meist die älteren Kinder. Sie machen im Zentrum Hausaufgaben, singen, basteln, spielen und treiben Sport. Samstags bin ich im Oratorio, das ist ein Spielenachmittag, bei dem wir auch versuchen, ein bisschen Sozialarbeit unterzubringen. Wir behandeln Themen wie Drogen, Respekt, Toleranz, Religion, Diskriminierung. Im Zentrum bin ich Betreuer und großer Bruder zugleich, helfe bei den Hausaufgaben, gebe Computerunterricht, spiele Fußball mit den Kindern und begleite sie einfach. Jeden Abend bin ich im „Hogar Niño Jesús“, einem Heim für Jungen von sechs bis vierzehn Jahren. Ich wohne fast direkt nebenan. Die Kinder haben zu Hause große Probleme, in manchen Fällen wurden sie von der Polizei ins Heim

gebracht, weil die Situation zu Hause zu schlimm ist. In anderen Fällen haben die Eltern kein Geld oder keine Zeit, für ihre Söhne zu sorgen. Die Papstwahl hat natürlich jeden hier vom Hocker gehauen! Hier ist seitdem ein Riesentrubel. Ich erinnere mich, dass wir gerade mit den Kindern Tee getrunken haben, als eine Mitarbeiterin aufgeregt hereinkam und sagte: „Wir haben einen neuen Papst. Er heißt Francisco.“ Daraufhin hielt der Leiter unseres Zentrums eine Rede: „Kinder, das ist ein großer Tag für die ganze Kirche und besonders für uns Argentinier, denn der neue Papst stammt aus unserem Land.“ Danach rief er „Viva la Iglesia“. Die Kinder antworteten mit lauten Rufen: „Viva, Viva el Papa, Viva!“, „Viva los Jovenes, Viva!“ („Hoch lebe der Papst, hoch leben die Jugendlichen!“) Für Heiterkeit sorgt natürlich weiterhin, dass ich als Deutscher in Argentinien bin, während ein anderer Deutscher den Platz für Francisco möglich gemacht hat. ➜ Mehr über seinen Auslandseinsatz und das Projekt Villa Regina erfahren Sie online. Unter www.leoinvillaregina.wordpress.com schreibt Leonard Fuchs regelmäßig über seine Eindrücke von Argentinien und seine Arbeit als Don Bosco Volunteer.

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Don Bosco Brennpunkt

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Zentralafrikanische Republik:

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ie Ereignisse überschlagen sich: Nach dem lang ersehnten Friedensabkommen herrscht in Zentralafrika der Ausnahmezustand. Dabei standen die Zeichen nach jahrzehntelangen Unruhen beinahe auf Frieden: Anfang 2013 trafen sich die zentralafrikanische Regierung unter Präsident FranÇois Bozizé und die Rebellenkoalition Séléka zu Verhandlungen. Die Vereinbarung sah vor, dass Bozizé bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wird und bis dahin eine Regierung der nationalen Einheit einsetzt, zu deren Mitgliedern auch Rebellenführer gehören. Nun haben die Rebellen die Regierung gestürzt. Michel Djotodia, ehemaliger Rebellenführer, hat die Verfassung des Landes außer Kraft gesetzt, das Parlament aufgelöst

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und sich zum Präsidenten ernannt. Bozizé ist mit seiner Familie nach Kamerun geflohen. Der lang ersehnte Frieden, er ist nicht eingekehrt. Stattdessen starben bei dem Putsch rund ein Dutzend südafrikanischer Soldaten. Seitdem wird jeden Tag von Plünderungen berichtet. Für die Kinder und Jugendlichen unter den knapp fünf Millionen Einwohnern sind die Unruhen längst Normalität. Sie kennen es nicht anders. Das Recht auf Bildung wird ihnen verwehrt. Nur drei Prozent aller jungen Menschen besuchen eine weiterführende Schule und haben somit die Chance auf eine bessere Zukunft. Andere schließen sich aus Frustration den Rebellen an – und lernen fürs Leben. Sie kämpfen.

Fotos: laif, Don Bosco Mission; Texte: alu, Ulla Fricke

Ein Leben ohne Schule


Don Bosco Drei Fragen an Bischof Albert Vanbuel

Volontäre

»Dort wo die Kirche präsent ist, gibt es weniger Gewalt.« Seit Jahren erschüttern Aufstände und Staatsstreiche die Zentralafrikanische Republik. Doch Zentralafrika scheint weit weg von Europa und dessen eigenen Sorgen. Gemeinsam mit anderen katholischen Würdenträgern hat Bischof Albert Vanbuel SDB deshalb einen Appell veröffentlicht, in dem sie zum Handeln der Internationalen Gemeinschaft auffordern. Vanbuel, der 1995 als erster Salesianer nach Zentralafrika kam, glaubt, dass nur zwei Dinge helfen, die Lage der Bevölkerung dauerhaft zu verbessern: ein langfristiger Mentalitätswandel und eine bessere Bildung. Seit Jahren bekämpfen sich in Zentralafrika Regierung und Rebellentruppen. Vor Kurzem erreichten die Auseinandersetzungen einen neuen Höhepunkt: Die Rebellen stürzten die Regierung. Was ist der Auslöser für die Konflikte? Wenn man das so genau sagen könnte! Seit ich im Land bin – und das sind nunmehr fast 20 Jahre –, ringt die Bevölkerung um Demokratie. Es gibt einen Kreislauf von scheinbar demokratischen Wahlen, die immer wieder angezweifelt werden. Oppositionsführer putschen sich an die Macht und halten dann ihre Versprechen nicht. Bereits Ende 2012 hatte die Rebellen-Allianz der Séléka drei Viertel des Landes in ihrer Gewalt. Die Rebellen wollten von Anfang an den Präsidenten stürzen, da er Abkommen mit ihnen nicht eingehalten hat. Viele von ihnen kommen aus dem Tschad und dem Sudan. Sie sind Söldner, die außer Krieg nichts gelernt haben.

Worunter leidet die Bevölkerung derzeit am meisten? Seit ich hier bin, habe ich nur zwei Jahre erlebt, in denen es weitgehend friedlich blieb. In meiner Kirche in Kaga Bandoro schlafen jede Nacht rund 450 Menschen. Sie haben Angst vor den Rebellen. Brandstiftung und Vergewaltigungen sind nachts keine Seltenheit und auch Plünderungen und Besetzungen gehören zum Alltag. Zudem leiden die Menschen massiv unter dem totalen Zusammenbruch der öffentlichen Verwaltung, mit dem wir seit zehn Jahren zu kämpfen haben. Seitdem wurde – um nur ein Beispiel zu nennen – keine Geburtsurkunde mehr ausgestellt. Da die Verkehrswege blockiert sind, kommen Hilfsgüter nicht mehr bei den Menschen an, die sie am dringendsten brauchen. Don BaldBosco wird die Bevölkerung Hunger Aktuell leiden, weil keiner seine Felder bestellen kann und die Straßenblockade die Lieferungen verhindert. Wir Bischöfe haben

deshalb einen Protestbrief verfasst, in dem wir auch um humanitäre Hilfe bitten. Wie könnte eine Lösung des Konflikts aussehen und welche Rolle spielt dabei die Kirche vor Ort? Helfen können uns nur ein langfristiger Mentalitätswandel und eine bessere Bildung. Erst wenn die politische Klasse Macht nicht mehr zur persönlichen Bereicherung einsetzt, haben Friede und Entwicklung eine Chance. Ich als Ortsbischof bleibe, solange mich die Bevölkerung braucht. Aber ich wünsche mir mehr jüngere afrikanische Bischöfe, die uns alte Missionare ersetzen. Ich erlebe das jetzige Rebellenbündnis als kirchenfeindlich. Meine letzte Auslandsreise habe ich mehrere Wochen hinausgezögert, bis die Lage stabiler war. Obwohl schon Kirchen niedergebrannt wurden, lässt sich eines beobachten: Dort wo Kirche präsent ist, gibt es weniger Gewalt.

Die Salesianer Don Boscos in Zentralafrika

So können Sie helfen

In der Zentralafrikanischen Republik haben die Salesianer Don Boscos ihre Arbeit 1994 aufgenommen. In der Hauptstadt Bangui sind sechs Salesianer in zwei Einrichtungen tätig. Seit Juli 2005 steht der Diözese Kaga-Bandoro ein salesianischer Bischof vor, Msgr. Albert Vanbuel SDB. Das Bistum von KagaBandoro ist sehr groß – dreimal größer als Belgien –, aber nur dünn besiedelt. Das französischsprachige Land im Herzen Afrikas gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. In Zentralafrika leben rund 4,5 Millionen Menschen, davon sind rund 50 Prozent Christen.

Seit mehr als 40 Jahren kümmern sich Salesianer aus Spanien, Frankreich und Italien um die ärmsten Jugendlichen dieser Region, so auch in Gabun, Kamerun, Tschad, Äquatorial-Guinea und der Republik Kongo. Für weitere Informationen über die Projekte der Salesianer in der Zentralafrikanischen Republik steht Ihnen unsere Projektreferentin Silja Engelbert gerne zur Verfügung. Don Bosco Mission, Sträßchensweg 3, 53113 Bonn, Tel.: 0228/539 65 807, s.engelbert@donboscomission.de www.donboscomission.de

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Ich bin dann mal beten … 168 Stunden lang hat die Benediktbeurer Gruppe „God for you(th)“ zum Gebet in die Blaue Grotte im Kloster Benediktbeuern eingeladen. Simon Kaiser und Benedikt Lochmaier studieren an der Hochschule in Benediktbeuern und verbrachten täglich bis zu vier Stunden im Gebetsraum. Das DON BOSCO magazin hat die beiden in dieser intensiven Woche begleitet. Text: Stefanie Singer, Fotos: sts, godforyouth

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tille. Keine bedrückende Stille, eher angenehme Ruhe. In dem Kiosk-großen Raum mit den dunkelblauen Holzbalken, die eine Dachschräge formen, sitzen rund 15 junge Studenten, besser gesagt sie knien dort und – sie beten. Der Tabernakel gegenüber der schweren blauen Holztür ist geöffnet, das Allerheiligste ausgesetzt. Der Raum im Westflügel des Klosters Benediktbeuern wird Blaue Grotte genannt und ist eigentlich ein Meditationsraum der Jugendherberge. In dieser Woche aber dient der Raum dem Gebet, 24 Stunden, sieben Tage, ohne Unterbrechung. Auch an diesem Freitagabend um 20.30 Uhr – eine Zeit, in der Studenten normalerweise weggehen, ausgelassen feiern. Nicht hier. Nicht heute Abend.


Don Bosco

Laut statt leise: In den gestalteten Stunden wird das Gebet zum einhelligen Gesang. Benedikt Lochmaier (r.) begleitet mit der Gitarre.

„Mich haben diese Tage verändert, ich bin ausgeglichener und ruhiger geworden. Mir ist bewusster, was ich tue und was ich will“, sagt Simon Kaiser. Er studiert im fünften Semester Soziale Arbeit an der Hochschule in Benediktbeuern. Man könnte meinen, dass der 22-Jährige über ein alltägliches Hobby spricht, Sport oder Musik, aber: Er spricht vom Beten. Er sitzt am Küchentisch der „Westbau-WG“, einer Wohngemeinschaft unterhalb der Blauen Grotte. Es ist Samstagmorgen, Brötchen und Brezen liegen auf dem Tisch, Mitstudenten kommen und gehen, Frühstück für alle. Über der WG findet schon seit letztem Sonntag das 24/7-Gebet statt. Auch jetzt in diesem Moment wird gebetet. Simon geht regelmäßig in die Blaue Grotte. Für einige Stunden ist er eingeteilt, denn der Raum muss immer von mindestens zwei Leuten besetzt sein. Rund 60 Freiwillige hatten sich dafür angemeldet. „Meistens sind wir aber nicht nur zu zweit, nachts war ich wirklich überrascht, als sechs oder sieben Leute da waren“, erzählt Simon, in der Hand hält er eine Kaffeetasse, die aufgemalte Schrift ist vom vielen Spülen schon verblichen.

Beten statt Barabend Leises Murmeln. In der Blauen Grotte wird Rosenkranz gebetet. Kurze Impulse dazwischen geben Zeit zum Nachdenken. In der Mitte liegt ein großes Holzkreuz aus zwei hellen Balken, gestützt auf Styroporziegeln. Rote Fußspuren aus Tonpapier führen zum Kreuz. Um den Tabernakel stehen Tische, die mit weißen und roten Tüchern bedeckt sind, rechts dahinter ein weiteres Holzkreuz. An den Wänden entlang befinden sich Stationen zum Gebet. Rote und grüne Strahler beleuchten indirekt den Raum.

Er wirkt gemütlich, nicht wie ein kalter, unpersönlicher Kirchenraum, stattdessen fast wie ein Wohnzimmer. Am Eingang liegen Liederbücher, gleich beginnt der Lobpreis, eine Stunde mit modernen geistlichen Liedern. Die Plätze, etwa 20 Zentimeter hohe, mehr oder minder bequeme Holzschemelchen auf dem Boden verteilt, füllen sich. Ein paar Stühle sind aufgestellt, dort hängt ein Zettel „für über 40-Jährige“. Auch diese sind besetzt. Rosenkränze, Fürbitt- und Taizé-Gebete oder Lobpreise sind sogenannte gestaltete Stunden. Sie werden von Studierenden begleitet. Benedikt Lochmaier zum Beispiel spielt beim Lobpreis Gitarre. Gerade aber kocht der 24-Jährige zusammen mit seinem Mitbewohner Simon Mittagessen in der WG-Küche. Es gibt Kürbissuppe. „Manchmal hätte ich gerne noch mehr Ruhe, denn wenn ich eine Stunde gestalte, bin ich nicht nur für mich selbst im Raum“, erzählt Benedikt. Eine Weile denkt er nach, nur das Messer ist zu hören, das beim Kürbisschneiden auf dem Holzbrettchen wetzt. Dann sagt er: „Und ab und zu hab ich auch meine Tiefpunkte, weil ich dann einfach müde bin.“ Vorsichtig wirft er die Kürbisstücke in den Topf. „Mit der Müdigkeit geht es eigentlich“, sagt dagegen P. Stefan Oster, „die Atmosphäre in der Blauen Grotte trägt mich einfach.“ Der Salesianerpater hat zusammen mit der Gruppe „God for you(th)“ das 24/7-Gebet organisiert. Die Gruppe aus jungen Menschen der Umgebung und Studenten trifft sich normalerweise jeden Sonntagabend, um über die persönliche Beziehung zu Gott nachzudenken, den Glauben zu vertiefen und – um zu beten. „Irgendwann hat dann eine der Studentinnen ein Buch mitgebracht, darin wird von einem 24/7-Gebet in der anglikanischen Kirche berichtet. Und wir stehen in

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God for you(th) „God for you(th)“ ist eine Gruppe von Studierenden und Jugendlichen aus Benediktbeuern und Umgebung. Seit März 2012 trifft sie sich regelmäßig am Sonntagabend, um gemeinsam zu beten und sich über Gott und den christlichen Glauben auszutauschen. Neben den gemeinsamen Treffen hat die Gruppe bereits im September 2012 ein 48-Stunden-Gebet organisiert. Einige Monate später folgte dann das 168-Stunden-Gebet. Das Angebot von „God for you(th)“ richtet sich an junge Menschen zwischen 15 und 35 Jahren – grundsätzlich ist aber jeder willkommen, der über Gott und den Glauben nachdenken möchte. Mehr Informationen finden Sie im Internet unter www.godforyouth.de Gemeinsam statt allein: Wie Simon Kaiser (vorne rechts) kommen auch viele andere in die Blaue Grotte, um am 168-Stunden-Gebet teilzunehmen.

engem Kontakt mit dem Gebetshaus in Augsburg“, erzählt Oster. Dort könnten Menschen jeden Tag im Jahr beten, ununterbrochen. „Das hat unser Team beeindruckt, wir wollten das ausprobieren. Aber wir wollten das nicht nur imitieren“, so Oster weiter. Er lehnt sich im Sessel zurück, die überfüllten Bücherregale des Dogmatikprofessors reichen bis zur Decke. Benedikt steht am Mixer in der WG-Küche. Er schaltet das lärmende Gerät kurz ab. „Geprägt hat mich während der Woche das Gemeinschaftserlebnis. Es ist faszinierend zu erleben, wie andere beten, und das gibt mir Kraft für mein Gebet“, erzählt er. Auch Benedikt ist für das Studium nach Benediktbeuern gekommen, seinen schwäbischen Akzent hat der gebürtige Ravensburger noch nicht abgelegt. In der Blauen Grotte verbringt er in dieser Woche täglich drei bis vier Stunden. „Das wird mir schon fehlen, zwischen den Vorlesungen mal kurz beten zu gehen.“ Energisch wischt Simon die Kürbisspritzer von der Arbeitsfläche, dann streicht er sein glattes dunkles Haar aus der Stirn. Er ist begeistert, 168 Stunden zu beten, ist für ihn mehr als ein Ritual: „Hier geht’s um Gott und um Jesus Christus“, sagt er.

„So eine Aktion polarisiert auch.“ Es ist wieder still. Um Mitternacht sind fünf Personen im Raum, jeder sucht seine Form des Gebets. Leises Rascheln von Buchseiten, jemand blättert in der Bibel nach der Stelle, die er an der Tür aus dem Säckchen voller Papierschnipsel gezogen hat. Ein Stift kratzt auf Papier, ein Mädchen sitzt an der Klagemauer aus weißen Styroporziegeln. Dort kann man auf roten oder grünen Zetteln seine Bitten, Wünsche oder seinen Dank aufschreiben. „Danke für meine Eltern“ steht dort, oder „Bitte für Men-

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schen, die Entscheidungen treffen sollen“. Plötzlich wird die Stille unterbrochen, ganz leise fängt jemand an zu singen „Hevenu shalom aleichem“ – eine Männerstimme, die mit der Zeit lauter wird, fester im Klang. Vorsichtig setzt ein Mädchen mit ein, berührt sitzen die anderen da, unterbrechen ihr Gebet, um zuzuhören. Dann kehrt wieder Stille ein, die man sonst nur von tiefen Nächten auf dem Land kennt. „So eine Aktion polarisiert natürlich“, sagt P. Oster, viele seien berührt, „gerade erst habe ich wieder eine Mail bekommen, in der sich jemand für diese Woche ausdrücklich bedankt.“ Aber es gebe natürlich genauso viel Gegenwind, auch in den eigenen Reihen. „Ein paar meiner Kollegen haben mich sehr zweifelnd angeschaut“, sagt P. Oster, aber er winkt schnell ab. Denn meistens sei nach einer längeren Erklärung der Zweifel weggewischt. „Uns ist die persönliche Erfahrung mit Gott am wichtigsten“, sagt Oster, fast wie zum Gebet faltet er die Hände. „Don Bosco zum Beispiel würde heute auch daran arbeiten, dass junge Menschen in einen lebendigen Gottesglauben hineinfinden“, sagt er. Die Stille ist vorbei. Es ist Sonntag, Tag sieben der Gebetswoche. Die Blaue Grotte platzt aus allen Nähten. Es ist heiß. Der Raum gleicht keinem Wohnzimmer mehr, eher einem überfüllten Partykeller. Der letzte Lobpreis wird angestimmt, Stunde 168 beginnt. Der Gesang schwillt an, auf den etwa 70 Gesichtern kann man Erschöpfung erkennen, aber auch ein zufriedenes Lächeln. Danach folgt ein gemeinsamer Rückblick. „Beten kann ganz schön anstrengend sein“, sagt jemand. Lachen. Einige stimmen zu. „Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragt Oster. Alle sind sich einig: „Neuauflage, sobald wie möglich.“


Don Bosco

Don Bosco Stiftungszentrum

Jahrestreffen 2013 Einen Einblick in die Stiftungs- und Projektarbeit des Don Bosco Stiftungszentrums bietet von 21. bis 23. Juni 2013 das große Jahrestreffen im Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern. Hier haben Stifter, Förderer und Interessierte Gelegenheit zu Austausch und Begegnung unter Gleichgesinnten. Bereits am Vorabend des Treffens, am Freitag, den 21. Juni, findet ein Kamingespräch zum Thema „Jugend – Schöpfung – Bildung“ statt. Das Treffen selbst beginnt am Samstag, den 22. Juni, um 9 Uhr mit Kaffee und Butterbrezen. Ab 9:30 Uhr werden unterschiedliche Vorträge angeboten. So berichten zwei Einrichtungsleiter – Carmen Heck, Don Bosco Nürnberg, und P. Christian Vahlhaus, Don Bosco Sannerz, von ihrer täglichen Arbeit. Die Teilnehmer erwartet außerdem ein Vortrag von Alexander Radwan, CSU-Landtagsabgeordneter. Darüber hinaus berichtet Philipp Hof über Entwicklungen aus dem Don Bosco Stiftungszentrum. Um 15 Uhr können die Teilnehmer verschiedene Exkursionen vor Ort unterneh-

men. So gibt es etwa ein Gespräch mit dem oberbayerischen Heimatpfleger Dr. Norbert Göttler oder eine Führung mit einem Salesianerpater zum Thema „Tagesablauf und Leben im Kloster“. Um 18 Uhr erzählen in „Das Bayerische Schneewittchen“ Heinz-Josef Braun und Stefan Murr das Märchen von Schneewittchen in einer völlig eigenen, sehr komischen Fassung. Der Sonntag steht zur freien Verfügung. Die Teilnehmer des Treffens können Sehenswürdigkeiten besuchen wie das Franz Marc Museum, das Freilichtmuseum Glentleiten, das Haupt- und Landgestüt für Pferdezucht Schwaiganger, den Aussichtsberg Herzogstand oder die bayerischen Seen. Das Organisationsteam ist mit Reisetipps gerne behilflich.

Anmeldung zum Treffen bis 24. Mai bei: Don Bosco Stiftungszentrum Telefon: 089 / 744 200 270 info@donbosco-stiftungszentrum.de Zimmerreservierung bis 24. Mai bei: ZUK Benediktbeuern, Silvia Moser Telefon: 08857 / 88 707 silvia.moser@zuk-bb.de

Wenn auch Sie sich für die Gründung einer eigenen Stiftung interessieren, ein Projekt unterstützen oder an einer Veranstaltung des Don Bosco Stiftungszentrums teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an: Don Bosco Stiftungszentrum Landshuter Allee 11, 80637 München Tel.: 089 / 744 200 270 Fax: 089 / 744 200 300 stiftungszentrum@donbosco.de www.donbosco.de/stiftungszentrum

Don Bosco Aktuell

Basketballer sind Landesvizemeister Essen Die Basketballmannschaft des Don Bosco Gymnasiums (DBG) in Essen hat einen Riesenerfolg erzielt: Nach dem Gewinn der Essener Stadtmeisterschaft und der Regierungsbezirksmeisterschaft standen die Jungen in der Landesfinalrunde NRW. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten und deutlichem Rückstand schaffte das DBG-Team im ersten Spiel noch die Wende und kam zu einem 39:34 Sieg. Bis zum Finale konnten sich die Jungen gegen die Mannschaft aus Paderborn und den Regierungsbezirkmeister aus Münster durchsetzen. Im letzten Spiel mussten sie sich dem Basketball-Internat Schloss Hagerhof, das zwei Jugendnationalspieler in seinen Reihen hatte, letztlich deutlich geschlagen geben. Stolz über das bisher

beste Basketballergebnis einer Don Bosco Mannschaft beim Nachwuchswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ präsentierte das Team anschließend die Silbermedaille und seine Urkunde. Georg Schrepper

Die Basketballer aus dem Don Bosco Gymna­ sium in Essen wurden Landesvizemeister von Nordrhein-Westfalen.

Auszeichnung für Stifterin Berlin Angela Jacobi, seit 2005 Stifterin im Don Bosco Stiftungszentrum, ist am 12. März vor rund 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Show im Axel-Springer-Haus in Berlin mit der „Goldenen Bild der Frau“ ausgezeichnet worden. Die ehemalige Lehrerin und Arzthelferin aus Wolpertswende in Baden-Württemberg setzt sich mit ihrer Stiftung für Straßenund Waisenkinder in Indien ein. Sie schenke den Ärmsten der Welt Hoffnung und Zukunft, heißt es in der Jurybegründung. Deutschlands größte Frauenzeitschrift ehrt mit der Auszeichnung jährlich außergewöhnliche Frauen, die mit „klugem Kopf und ganzem Herzen für hilfsbedürftige Menschen, für Gerechtigkeit und mehr soziales Miteinander kämpfen“. kh/Presse „Bild der Frau“

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Don Bosco

Papstwahl

„Die Wahl hat für die Orden eine große Bedeutung.“

Welchen Eindruck hatten Sie vom ersten Auftritt des Papstes? P. Markus Graulich SDB: Ich hatte einen ganz tiefen Eindruck davon. Diese Demut, mit der er auf den Balkon getreten ist, und zugleich das Selbstbewusstsein, mit vielen Punkten des vatikanischen Protokolls zu brechen, fand ich ungeheuer beeindruckend. In dieser ersten Begegnung hat sich sofort eine tiefe Gläubigkeit gezeigt. Eine sehr bewegende und nicht zuletzt demütige Geste war dann auch, als Papst Franziskus – bevor er den Menschen seinen Segen gab – zuerst das Gebet der Anwesenden erbat. Mit Jorge Mario Bergoglio ist seit 167 Jahren erstmals wieder ein Ordensmann auf dem Stuhl Petri. Welche Be-

deutung hat diese Wahl für Sie als Salesianer und für die Orden generell? Sie hat für das Ordensleben eine große Bedeutung. Der Generalobere erwähnte dies bereits in seiner Botschaft am Tag nach der Wahl. Bei der letzten Synode war vom Ordensleben kaum noch die Rede. Ins Bewusstsein zu rufen, dass es in der Kirche den Ordensstand gibt und es gerade die Ordensschwestern und Ordensbrüder sind, die an die Grenzen gehen, also dahin, wo die normale Seelsorge vielleicht nicht hinkommt, sei es, dass sie mit den Ärmsten der Armen arbeiten, sei es, dass sie geistlich oder materiell helfen, das wird in Papst Franziskus mehr als deutlich, weil er nicht nur Ordensmann ist, sondern auch ein Ordensmann aus Lateinamerika.

Foto: ZDF

Seit dem 14. März ist Kardinal Jorge Mario Bergoglio Papst. Die Zeichen stehen auf Veränderung: Papst Franziskus stammt nicht nur aus Argentinien. Er ist auch ein Ordensmann und hält scheinbar wenig vom vatikanischen Protokoll. P. Markus Graulich SDB kommentierte die Wahl live im Fernsehen. Wir sprachen mit ihm über den ersten Auftritt des Papstes und die Wünsche und Erwartungen, mit denen der Papst nun konfrontiert wird.

Prälat Prof. P. Dr. Markus Graulich SDB – hier links im ZDF-Studio in Rom direkt im Anschluss an die Papstwahl – ist Professor für Grundsatzfragen und Geschichte des Kirchenrechts an der Päpstlichen Universität der Salesianer in Rom.

Was wünschen Sie sich vom Papst? Ich würde mir wünschen, dass er diese geistlichen Impulse fortsetzt und deutlich zu den Menschen spricht. Außerdem würde ich mir wünschen, dass er die vatikanische Liturgie vereinfacht, dass er das Essenzielle in der Liturgie mehr betont, damit sie auch wirklich geistliches Ereignis ist. Interview: Angelika Luderschmidt Das ausführliche Gespräch lesen Sie im Internet unter www.donbosco.de

Don Bosco Aktuell

Vorbereitung für Volontäre

Br. Stefan Sándor wird seliggesprochen

Abschied von P. Schoch

München Interkulturelles Lernen, die Pädagogik Don Boscos oder medizinische Versorgung – die Vorbereitungsseminare der neuen Volontäre aus Baden-Württemberg und Bayern beinhalten viele Themen, um die 24 jungen Menschen auf ihren internationalen Freiwilligendienst in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa vorzubereiten. Das erste Seminar fand Anfang Februar in München statt. Den „Neuen“ standen dabei ehemalige Volontäre mit Rat und Tat zur Die neuen Volontäre freuen sich auf ihren Einsatz. Seite. kal

Vatikanstadt Papst Franziskus hat am 27. März die Anerkennung des Martyriums und die Seligsprechung des ungarischen Salesianerbruders Stefan Sándor gebilligt. Stefan Sándor wurde am 26. Oktober 1914 in Szolnok geboren und legte 1940 seine erste hl. Profess als Salesianerbruder ab. Als der ungarische Staat nach dem Krieg die kirchlichen Güter beschlagnahmte, setzte Br. Sándor sein Apostolat heimlich fort. 1952 wurde er verhaftet und ein Jahr später durch Erhängen hingerichtet. Das Dekret zur Anerkennung von Stefan Sándor als Märtyrer wird nun von der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse vorbereitet. Die Kongregation legt anschließend das Datum für die Seligsprechung fest. ANS

Burgstädt Im Rahmen eines Festaktes am 27. Februar in Burgstädt wurde der langjährige Geschäftsführer und „Gründervater“ der Don Bosco Jugend-Werk GmbH Sachsen, P. Johannes Schoch, in den Ruhestand verabschiedet. Über 20 Jahre leitete er als Geschäftsführer die Einrichtungen in Burgstädt und Dittersdorf/Hartmannsdorf. Ohne seinen Einsatz hätte sich die Einrichtung nicht einen so festen Platz in der Landschaft der Ausbildungseinrichtungen für Rehabilitanden erarbeitet. Im Rahmen der Feier wurden P. Franz-Ulrich Otto und P. Stefan Stöhr als neue Geschäftsführer der Don Bosco Jugend-Werk Sachsen GmbH vorgestellt. Jens Klafki

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Don Bosco

GruSS des General0beren

„Danke für Papst Franziskus“ Als der Name des neuen Papstes verkündet wurde, war Don Pascual Chávez, Generaloberer der Salesianer Don Boscos, selbst unter den jubelnden Menschen auf dem Petersplatz. In seiner Botschaft an die Don Bosco Familie berichtet er, wie er diesen Abend erlebte, und erklärt die Bedeutung des Namens, den der neue Papst für sich ausgewählt hat. Ich hatte die Gnade, auf dem mit tausenden Menschen gefüllten Petersplatz anwesend zu sein, als wir die lang erwartete Nachricht hörten: „Ich verkünde euch die große Freude: Wir haben einen Papst, Jorge Mario Bergoglio, der sich den Namen FRANZISKUS gab.“ Es war der Heilige Geist, der die Kardinäle bei der Wahl des Stellvertreters Christi geleitet hat. Zusammen mit euch allen, liebe Brüder und Schwestern, allen Mitgliedern der Don Bosco Familie und Jugendlichen, sage ich dem Herrn Lob und Dank für das großartige Geschenk, das er uns in der Person von Kardinal Jorge Mario Bergoglio, Jesuit und Erzbischof von Buenos Aires, erwiesen hat. Ich hatte das Glück,

ihn während der Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopats in Aparecida kennenzulernen, und traf ihn später bei der Seligsprechung von Zeffirino Namuncurà. Die Wahl seines Namens, Franziskus, vereinigt in sich einige Charakterzüge des neuen Papstes: die Einfachheit, die Armut und die Authentizität. Gleichzeitig wird der Name zum Programm, denn er sagt Wesentliches darüber aus, was heute die Kirche und ihre Beziehung zur Welt zum Ausdruck bringen soll. Vor der Erteilung des ersten Segens bat Franziskus uns, ihn zu segnen. In einem tiefen Schweigen hat das jeder aus tiefstem Herzen getan und sich vom Geist leiten lassen. Heute bitte ich euch, auf Papst Franziskus die Fülle der Gaben des Geistes

herabzurufen, damit er die Erleuchtung habe, das zu unterscheiden, was der Herr heute von seiner Kirche erwartet, und damit er die Kraft finde, es zu verwirklichen. Im Geist des Glaubens und in großer Hochachtung nehmen wir Papst Franziskus an, wie es Don Bosco getan hätte. Während wir ihn der Sorge und Führung Mariens anvertrauen, versichern wir ihm unsere Verbundenheit, unseren Gehorsam und die Mitarbeit in der Zeit der Neuevangelisierung. Don Pascual Chávez V. SDB, Generaloberer

Don Bosco Aktuell

Jubiläen

Verstorben

25 Jahre Priester: P. Krzysztof Hagedorn (25.5.1988, Haibach), P. Marek Michalak (25.5.1988, Ursensollen), P. Slawomir Niemczewski (25.5.1988, Limbach-Oberfrohna) 40 Jahre Priester: P. Heiner Heim (29.6.1973, Benediktbeuern), P. Helmut Lingl (29.6.1973, Ensdorf), P. Hermann Sturm (29.6.1973, Ensdorf), P. Paul Thörner (29.6.1973, Jünkerath), P. Bruno Lindemann (29.6.1973, Jünkerath), P. Konrad Schweiger (29.6.1973, Regensburg) 50 Jahre Priester: P. Pawel Banot (21.6.1963, Oskarström, Schweden), P. Gerhard Heun (29.6.1963, Calhorn), P. Karl Fox (29.6.1963, Hannover) 60 Jahre Priester: P. Julius Groß (29.6.1953, Köln)

P. Walter Matawa P. Matawa war zunächst am Marianum in Buxheim als Studienpräfekt und als Direktor des Schülerheims in Memmingen tätig. Später übernahm er die Aufgabe des Heimleiters des Don Bosco Jugendwohnheims in Furtwangen. Ab 1982 war er Pfarrer in Schmiechen und Steindorf bei Augsburg. Geboren: 11.04.1953 in Pudlein (Slowakei) Profess: 15.08.1955 Priesterweihe: 29.06.1965 Verstorben: 13.02.2013 P. Michael Koch P. Koch kam bereits mit 15 Jahren als Mariensohn ins Salesianum in München. Nach dem Krieg trat er mit 27 Jahren ins Noviziat

ein und kehrte als Erzieher ins Salesianum zurück. Hier war er später als Wirtschaftsleiter tätig. 1982 übernahm er in einer Münchner Pfarrei die Stelle eines Kaplans. Geboren: 05.03.1921 in Affaltern Profess: 15.08.1950 Priesterweihe: 29.06.1956 Verstorben: 23.03.2013 Sr. Maria Haskamp Sr. Maria war von 1949 bis 1960 in verschiedenen Kindergärten tätig, u.a. in Moers und Essen-Borbeck. Ab 1961 unterrichtete sie in Eschelbach, Scholven und Rottenbuch Hauswirtschaft. Ab 1998 arbeitete sie für die Mission der Don Bosco Schwestern. Geboren: 23.12.1921 in Ehrendorf Profess: 05.08.1948 Verstorben: 21.03.2013

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Don Bosco

p o s t a u s R om

„Lieber arm und gesund als reich und krank?“

ROMA

Die ersten Tage in Rom mit Papst Francesco waren turbulent. Seitdem ist er in den Medien, aber auch in unseren Gesprächen und Reflexionen stets präsent. Bei unseren ersten persönlichen Begegnungen war es nicht nur der feste Händedruck, der überraschte, sondern es sind auch seine Augen, die einen ansprechen und zugleich etwas von seinem Optimismus vermitteln. Doch dürfen wir uns nicht täuschen, dieser Papst ist keiner, der sich mit oberflächlichen Grüßen oder Eventveranstaltungen zufriedengibt. Er ist genauso klar und deutlich wie Benedikt XVI. in seinen Anforderungen an den Klerus und die Ordensleute: Wer im Schiff der Kirche mitfahren will, der muss sich in die Riemen legen! Mit uns Salesianern Don Boscos verbindet der Papst viele gute Erinnerungen an seine Kindheit und seine erste geistliche Begleitung durch Salesianerpriester. Seine früheren kritischen Anmerkungen zur Ausbildung der jungen Salesianer und sein Engagement für die Förderung der Salesianerbrüder sind nicht vergessen. Die von ihm gesetzten Akzente am Palmsonntag und Gründonnerstag, bei denen er auch die jungen Menschen am Rande der Gesellschaft eingeladen hat, aktiv die Kirche mitzugestalten, fordern unsere salesianische Pastoral heraus. Wir müssen Antworten in Form von einladenden Angeboten, von mehr Raum und Zeit für junge Menschen, von besser geschulten Katecheten und Begleitern entwickeln, wenn wir die Maxime des Papstes befolgen wollen. Die Option für die Jugend, welche wir Salesianer bisher sehr alltagsorientiert angegangen sind, passt zur Haltung des Papstes: weg von der Mitleidsrhetorik, hin zu einer Veränderung der Lebenssituation der Menschen. Diözesen und Orden fragen sich, welche Auswirkungen das Glaubensbekenntnis dieses Papstes aus Lateinamerika haben kann, der es sehr ernst nimmt mit seiner Forderung nach Bescheidenheit, Volksnähe, Demut und Barmherzigkeit. Die von Papst Benedikt XVI. reflektierten theologischen, philosophischen und spirituellen Anliegen für eine Welt, in der Gott scheinbar abhandengekommen ist, bekommen in Papst Francesco einen Vermittler, der diese in konkrete Handlungen umsetzen wird – hoffentlich mit etwas mehr Gewicht für die Ortskirchen und die dort engagierten Katholiken. Der Generalobere Pascual Chávez ist zuversichtlich, dass sich das Pontifikat fruchtbar für die Berufe in der Kirche auswirken wird. Er hat dem Papst versprochen, dass die Salesianer alles tun werden, um ihn in seinem Anliegen zu unterstützen, „der Jugend Weisheit und Orientierung weiterzugeben“. Der Generalobere und sein Rat sind sich bewusst, dass das nächste Generalkapitel Anfang 2014 die vom Papst gegebene Wegweisung beantworten muss und sie sich genauso wenig wie Kardinal Bergoglio scheuen dürfen, Verletzungen davonzutragen. „Wenn wir rausgehen auf die Straße, dann können Unfälle geschehen. Aber wenn sich die Kirche nicht öffnet und sich nur um sich selbst schert, wird sie alt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Kirche, die sich beim Rausgehen Verletzungen zuzieht, und einer Kirche, die erkrankt, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftigt, dann habe ich keine Zweifel: Ich würde die erste Option wählen.“ Ihr

Br. Jean Paul Muller SDB

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Br. Jean Paul Muller ist seit 2011 Generalökonom der Salesianer Don Boscos in Rom. In seiner Kolumne für das Don Bosco magazin schreibt der ehemalige Leiter der Missionsprokur in Bonn, welche Themen den Orden aktuell weltweit beschäftigen.


Ratgeber

l e s e rfr a g e

Mein Tipp

Liebesbrief an den Lehrer

Der SPATZ – Das Mit-Mach-Heft für Kinder und ihre Eltern

Als ich neulich das Zimmer meiner Tochter (14) sauber machte, fand ich unter ihrer Matratze einen Liebesbrief an ihren Sportlehrer. Ich sehe den Brief zwar nur als Schwärmerei und glaube nicht, dass meine Tochter ihn ihrem Lehrer geben wird. Dennoch finde ich eine solche Schwärmerei nicht richtig. Soll ich meine Tochter zur Rede stellen und ihr somit auch beichten, dass ich ihren privaten Brief gelesen habe? Monika P., Wiesbaden Sr. Susanne Stachl: Dass Sie das Gefühl haben, in einer Zwickmühle zu sitzen, kann ich gut verstehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihre Tochter es als einen groben Vertrauensbruch wahrnehmen wird, dass Sie ihren intimen Brief gelesen haben. Außerdem wird sie „dicht machen“, wenn Sie sie zugleich zur Rede stellen für den Liebesbrief an den Lehrer. Andererseits wäre es gerade wegen der Vertrauensbasis zu Ihrer Tochter wichtig, dass Sie ihr ehrlich sagen, dass Sie diesen Brief gelesen haben. Vielleicht gelingt Ihnen dies so, dass Ihre Tochter spürt, dass Ihnen dies aufrichtig leidtut? Suchen Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter nach einer Lösung, wie in Zukunft gesichert werden kann, dass Sie ihre Intimsphäre nicht wieder verletzen. Nun zu Ihrer Entdeckung, dass sich Ihre Tochter verliebt hat, und zwar ausgerechnet in einen Lehrer. Das Verliebtsein an sich ist etwas Schönes. Dass es an den Lehrer gerichtet ist, macht das Ziel der Liebe unerreichbar. Das ist für Ihre Tochter schwierig. Hilfreich wäre es, wenn Sie ihr in dieser Zeit eine verständnisvolle Zuhörerin sein könnten. Es ist gut, dass Ihre Tochter für sich die Möglichkeit gefunden hat, sich ihre Gefühle in Form des Liebesbriefes von der Seele zu schreiben – auch wenn wirklich davon abzuraten ist, diesen Brief tatsächlich dem Adressaten zukommen zu lassen. Sr. Susanne Stachl (44), Psychologin mit Schwerpunkt Schulpsychologie, ist Leiterin der Don Bosco Berufsfachschule für Kinderpflege der Regens-Wagner-Stiftung in Rottenbuch.

Haben auch Sie eine Frage an unsere Experten? Dann schreiben Sie uns: Don Bosco magazin Ratgeber, Sieboldstr. 11, 81669 München, leserfragen@donbosco.de Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser Stelle mit Ihrer Zustimmung veröffentlichen; ansonsten bleiben Sie anonym.

Manchmal genügt es schon, ein Heft in die Hand zu nehmen und darin zu blättern, um das Interesse bei Kindern zu wecken. „Mama, was hast du da?“, fragt der Neunjährige. Gemeinsam erforschen wir die April-Ausgabe des SPATZ. Darin findet sich, was wir über den Winter vermisst haben: Farben!! Alles, was bunt ist, ist Thema. Der Filius vertieft sich gleich einmal in die Geschichte über einen Rangordnungsstreit der Farben. „Das ist aber alles nur erfunden, oder?“, fragt er danach vorsichtig. Ganz im Gegensatz zu den nächsten Seiten, wo er allerlei über Blumen erfährt und sicher sein kann, dass nichts erfunden ist. Als Naturbursche interessiert ihn das – und erst das Experiment, Blumen zu färben! Das sollte natürlich sofort zu Hause probiert werden. Leider haben wir keine geeigneten Blumen, aber ich verspreche, diesen Missstand alsbald zu beheben. Ansprechend ist auch die kindgerechte Erklärung des Konklaves. Unvorstellbar für die Mediengeneration: „Was? Die dürfen kein Handy mitnehmen? Und nicht fernsehen? Wie halten die das aus?“ Fragen über Fragen sprudeln aus meinem Sohn heraus. Als ich sie so einigermaßen beantwortet habe, sind wir auf der Rezeptseite gelandet, auf der ein buntes Gemüsegericht abgebildet ist. „Du, Mama, das probieren wir aus!“ Und natürlich am besten gleich ... Doch dazwischen gibt’s für ihn noch ein paar Rätsel zu lösen, während ich mich auf den Weg in den Supermarkt und in die Blumenhandlung mache, um alles einzukaufen, was wir fürs Blumenfärben und Kochen benötigen.

SPATZ – Das MitMach-Heft für Kinder und ihre Eltern Jahresabo: € 24,80 (inkl. Versandkosten) E-Mail: spatz@ donbosco-medien.de www.spatz-heft.de

Bernadette Spitzer (39) ist Journalistin und unterrichtet an einem Gymnasium. Sie hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Wien.

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Hallo Kinder! Vor ein paar Wochen war ich bei einer Freundin zu Besuch. Als ich in ihr Arbeitszimmer geschaut habe, hab ich mich ganz schön gewundert. Dort standen ganz viele Spielfiguren: Ritter in Rüstung und mit Schwertern, daneben große Wurfgeschosse. „Warum hast du die Figuren, obwohl du doch schon ‚groß‘ bist?“, hab ich sie gefragt. Da hat sie eine der Figuren genommen und ein bisschen vorgeführt. Und ich habe mitgemacht. Wir haben alle Fuß- und Armstellungen ausprobiert, sind über den Schreibtisch gehüpft, haben die Geschosse geworfen – das war ein Spaß! Da hab ich verstanden, dass man gar nicht ‚klein‘ sein muss, um Spielfiguren zu mögen. Deshalb steht jetzt wieder eine kleine Plastikfigur auf meinem Schreibtisch: ein Maler. Wie solche Figuren entstehen, habe ich mir neulich einmal angesehen. Ich sage euch, das war vielleicht spannend. Ich war in drei riesigen Hallen. Dort gab es ganz viele Menschen und Maschinen. Tobi und ich durften sogar auf einem Gabelstapler mitfahren. Das hat großen Spaß gemacht! Eure

Steffi & Tobi

Schöne, bunte Spielfiguren-Welt 2.

3.

1.

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1. Wie Teig in einem Förmchen

2. Pausenlos im Einsatz

3. Nobody is perfect

Alle Figuren, wie dieser Zoowärter, sind aus Kunststoff. Siehst du die vielen roten Körnchen? Die sind auch aus Kunststoff. Wenn man die Körner heiß macht, wird eine zähflüssige Masse daraus – fast wie ein Kaugummi. Die kann man dann wie Teig in Formen füllen. Für jedes Tier, jede Figur oder auch Dinge wie Häuser oder Autos gibt es unterschiedliche Gussformen.

Das Erhitzen der Kunststoffkörnchen und das In-die-FormFüllen übernehmen Maschinen. So entstehen pro Tag über zehn Millionen Einzelteile. Das funktioniert deshalb, weil die vielen Maschinen niemals Pause machen und auch nicht schlafen müssen wie wir Menschen.

Schau mal, die drei Affen sehen alle unterschiedlich aus. Denn auch Maschinen können Fehler machen. Oder hast du schon einmal einen weißen Affen gesehen? Manchmal stimmen die Farben nicht. Das kann passieren, wenn wie hier die braune Farbe leer ist und nur weiße Körnchen erhitzt und in die Formen gegossen werden. Bei dem Affen in der Mitte war kurz einmal die hellbraune Farbe leer. Deshalb hat er ein weißes Gesicht.

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Buntes

Rätselspaß Wie viele Papageien haben sich hier zu einem Plausch versammelt?

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Anzahl: ––––– Schreibe die Lösungszahl in eine E-Mail oder auf eine Postkarte und schicke sie bis zum 31. Mai 2013 an: DON BOSCO magazin Kinderrätsel, Sieboldstr. 11, 81669 München magazin@donbosco.de

Unser Preis:

Zu gewinnen gibt es fünf Mal „Mein Tier-Alphabet Memo (Kinderspiel)“

„Stimmzettel“ lautet das Lösungswort aus dem letzten DON BOSCO magazin. Je ein Buch „Pia im Vatikan“ haben Johannes aus Niedereschbach, Amalia aus Igling-Holzhausen, der Kindergarten „St. Bartholomäus“ in Kleineibstadt, Lorena aus Ingolstadt und Laura aus Velburg gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

4.

5. 4. Eine Welt im Kleinen

5. Kisten so weit das Auge reicht

6. Auf dem Weg in die Welt

Sind alle Figuren, Fahrzeuge und Häuser zusammengebaut, werden sie in Kisten verpackt. In so einer Kiste landet auch der braune Affe. Zu dem Affen dazu geben die Frauen auch noch viele andere Tiere, dazu Zäune und Gehege, ein Kassenhäuschen und einen Eisverkäufer.

Das hier ist das Lager. So viele Kartons habe ich noch nie gesehen! Über sieben Stockwerke werden hier alle Figuren aufbewahrt. 40 Meter hoch türmen sich die Schachteln. Das Gelbe am Rand ist ein elektrischer Kran, der durch die Regale saust und bis zur Decke neue Kisten einräumt. Das sieht wirklich gespenstisch aus, weil niemand im Kran sitzt und ihn bedient.

Sogar die Lastwägen sind mit den bunten Figuren bemalt. Hier werden gerade Kartons eingeladen. Die LKW bringen die Figuren dann in Spielwarenläden und Kaufhäuser auf der ganzen Welt.

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Texte: Stefanie Singer, Angelika Luderschmidt; Illustrationen: Liliane Oser; Fotos: P. Gregor Gugala, Playmobil

6.

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Buntes

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r ät s e l

Rätselgitter

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Was tun im Ruhestand? Vervollständigen Sie die Sätze unten und tragen Sie die fehlenden Wörter in das Gitter ein. Die farbig markierten Buchstaben ergeben das Lösungswort.

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1. Auf die Enkel aufpassen als … 2. Sich unentgeltlich engagieren in einem … 3. Schwimmen, Rad fahren, Nordic Walking: in Bewegung bleiben mit … 4. Die Koffer packen und um die Welt … 5. Wenn die Rente nicht reicht: weiter arbeiten, um … zu verdienen 6. Ob Katze, Hund oder Wellensittich: ein … braucht viel Pflege 7. Morgens einfach mal … 8. Musizieren, Zeichnen, Sprachen lernen: sich ein neues … suchen

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Lösungswort

Rätsel: Claudia Klinger; Foto: Archiv

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Herzlichen Glückwunsch! Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel lautete „Osternacht“. Über je ein Buch „Dimensionen. Weg zum Kreuz“ können sich Gerhard Degen aus Regensburg, Christine Braun aus Dingolfing, Maria Blank aus Püttlingen, Sofie Amann aus Geisenfeld und Ute Schubert aus Heuthen freuen.

Zurückgeblättert:

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Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarte oder in eine E-Mail und schicken Sie diese bis zum 31. Mai 2013 an: DON BOSCO magazin, Sieboldstr. 11, 81669 München, magazin@donbosco.de

27. Juni 1912

Kaiser Franz Josef erkennt die Salesianer an. Auf diesen Tag hatten die deutschsprachigen Salesianer im Kaiserreich lange gewartet: „Seine kaiserliche königliche Apostolische Majestät“, Kaiser Franz Josef I., erkannte am 27. Juni 1912 in einem Erlass die Salesianische Kongregation in Österreich staatlich an. Damit wurden die zwölf salesianischen Häuser in Österreich auf gesetzliche Grundlage gestellt. Die Salesianischen Nachrichten berichteten damals: „Durch diesen Erlass wurde den armen Söhnen Don Boscos eine überaus hohe Ehre zuteil. In den staatlichen Rechten und in allen Beziehungen zur Regierung sehen sie sich nun auf

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Miträtseln und gewinnen! Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Mal das Buch „Adagio. Ein lyrisches Konzertprogramm“ von Arno Dähling.

Dort, wo vor 100 Jahren die Jugendlichen aus dem Salesianum in Wien Neuerdberg für „Die Salesianischen Nachrichten“ Modell standen, befindet sich heute noch ein Spielhof.

gleiche Stufe gesetzt mit all den Orden, die zurückblicken können auf eine glorreiche Vergangenheit […].“ Bereits 1887 übernahm Johannes Bosco in dem damals zu Österreich gehörenden Trient ein Jugendheim. 1905 wurde die Provinz „zu den heiligen Schutzengeln“ mit dem Sitz in Os´wie˛cim (Auschwitz) gegründet. Ab 1910 war der Sitz des Provinzials die „Reichshaupt- und Residenzstadt“ Wien.


Service

Gebete – Glauben – Geistesblitze: „Gott inside“ heißt das neue Glaubensbuch, in dem Benediktinerpater Benedikt Friedrich seinen Glauben schildert. Er geht dabei überzeugend auf Einwände und unbequeme Fragen ein. Denn Jugendliche suchen nach Gott – und nach Menschen, die ihnen ihren Glauben authentisch vorleben und vermitteln. Neben persönlichen Erfahrungen, Erklärungen und originellen Gebeten bietet das Buch viel Raum für Geistesblitze und eigene Gedanken, die eingetragen und aufgemalt werden können. Benedikt Friedrich: Gott inside Das Glaubensbuch (nicht nur) für Jugendliche € 12,95, SFr. 18,90*

Die Ausgabe 4/2013 erscheint Anfang Juli.

Im nächsten Heft lesen Sie: rost spenden, • T Hoffnung schenken Seelsorge bei kranken und sterbenden Menschen eltweit • W Brasilien vor dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro inderseite • K Steffi und Tobi helfen bei der Getreideernte.

Tipps aus der Redaktion Impressum Das DON BOSCO magazin erscheint in der Don Bosco Medien GmbH. Verlag und Redaktion: Don Bosco Medien GmbH, Sieboldstraße 11, 81669 München, Tel.: 089 / 48008 360, redaktion@donbosco.de, www.donbosco-magazin.de Herausgeber: Salesianer Don Boscos St.-Wolfgangs-Platz 10 81669 München Tel.: 089 / 48008 421 provinzialat@donbosco.de

*unverbindliche Preisempfehlung

Don Bosco Schwestern Schellingstraße 72 80799 München Tel.: 089 / 38 15 80 31 provinzialat@donboscoschwestern.de Chefredakteur: P. Alfons Friedrich SDB Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia Klinger (in Elternzeit), Angelika Luderschmidt, Hannah-Magdalena Pink, Stefanie Singer (Volontärin), Sophie Lauringer Verwaltung: Angela Gully, Brigitte Sonn­ berger Titelfoto: Klaus D. Wolf Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen aus den Archiven der Don Bosco Medien GmbH und der beiden Orden. Layout: ReclameBüro, München, Gabriele Pohl und Margret Russer Satz: Don Bosco Kommunikation GmbH, München, Joe Möschl

Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Teilen der Auflage liegt der Informationsdienst der Don Bosco Schwestern, das ECHO, bei. Das DON BOSCO magazin erscheint 2013 im 118. Jahrgang. Das DON BOSCO magazin erscheint zweimonatlich. Es wird gegen Entgelt abgegeben.

Abo-Service Provinzialat der Salesianer Don Boscos Adressverwaltung St.-Wolfgangs-Platz 10 81669 München Tel.: 089 / 480 08-457 adressverwaltung@donbosco.de Das DON BOSCO magazin beteiligt sich an der Initiative GOGREEN der Deutschen Post. Dabei wird gemessen, wie viel CO2 beim Transport der Zeitschrift entsteht – und entsprechend in ausgewählte Klimaschutzprojekte investiert. Wir übernehmen Verantwortung, weil wir die Schöpfung schätzen und sie schützen wollen.

Karten mit Fotos und inspirierenden Gebeten sorgen für kurze Unterbrechungen im Alltag und lenken die Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge im Leben. Gebete to go! Die tägliche Dosis Inspiration € 9,95, *sFr. 15,90 Salesianerpater Maximilian Burger (1883 – 1935) war jahrelang in Kolumbien tätig, wo er sich für kranke und benachteiligte Menschen einsetzte. P. Burger arbeitete auch als Architekt und leitete die Bauarbeiten für einige Einrichtungen der Salesianer Don Boscos in Kolumbien. Über sein Leben ist nun ein Buch erschienen: Josef Hochenauer Maximilian Burger (1883 – 1935) Sein Leben und Wirken. Kunstverlag Josef Fink. € 9,80, *sFr. 14,50

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Das bin ich! Mein Name: Angelique Dobbeck Ich bin: 11 Jahre alt Ich wohne in: Chemnitz chule Sonnenberg Ich besuche gerade: die Grunds iner roten Haarsträhne Daran erkennt man mich: an me

itz, weil …

club im Don Bosco Haus Chemn

Spiele öne sch e l vie en ihn mit d un n nge bri mit ter wis sch Ge ine me ich spielen kann. nn, ka en red er imm en ihn mit d un be ha n de un gef e nd reu F dass ich viele me habe. wenn ich Proble man s wa es, l al s au H sco Bo n Do im ten an tik ak Pr n de mit spiele ich spielen kann.

Ich komme gerne in den Kinder

Mir gefällt hier besonders, …

In meiner Freizeit …

Mein größter Traum wäre …

ein eigenes Haus zu haben. Am meisten ärgere ich mich, …

wenn mich manche Jungs ärgern. Wenn ich einen Rat brauche, …

frage ich die Praktikanten. In zehn Jahren …

werde ich eine Familie haben und ein Haus.

k c e b b o D e u q i l e g n Eure A


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