B 7243 F Deutschland
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Die christliche Zeitschrift f端r die ganze Familie
Thema
Leben mit dem Down-Syndrom
Weltweit
Der lange Schatten von Agent Orange
Don Bosco
Ausbildung trotz Handicap
Ganz normal anders
Wie behindertenfreundlich ist unsere Gesellschaft?
Inhalt
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14 Teilhabe und Normalität verstehen Kurt Heller und Heinrich Mittermair unter Inklusion. Ein Gespräch über die Herausforderungen einer gemeinsamen Betreuung von behinderten und nicht behinderten Kindern, fehlendes Verständnis in der Gesellschaft und die große Verantwortung, die die Kirche dabei trägt.
I m B l i c k p unkt 4 Nachrichten aus Kirche und Welt 5 Würden Sie werdenden Eltern zum PraenaTest raten? Eine Frage an Prof. Dr. theol. Eberhard Schockenhoff
Thema 6 „Wir fühlen uns beschenkt, jeden Tag aufs Neue.“ Ein Besuch bei Carolin und David Neufeld. Ihre Adoptivsöhne Alexander und Samuel haben das Down-Syndrom.
22 Der lange Schatten von Agent Orange: Fünf Millionen Vietnamesen sind behindert. Sie gelten in der Gesellschaft als „Kinder des Teufels“. In Thai Binh haben die Salesianer Don Boscos Ausbildungswerke errichtet, um behinderten jungen Menschen einen Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Don Bosco 22 Die Kraft der Hoffnung 30 Jahre nach Agent Orange: Behinderte junge Frauen und Männer bekommen bei den Salesianern im Norden Vietnams die Chance, eine Ausbildung zu absolvieren.
26 Im Brennpunkt Auf der Flucht: Immer mehr Menschen verlassen aus Angst um ihr Leben ihre Heimat Syrien.
28 „Ich bin eben anders als die anderen.“ Als Azubi im Don Bosco Jugend-Werk lernt Robin, mit seiner psychischen Beeinträchtigung besser umzugehen.
Fa m i l ie 14 „Inklusion ist bei uns Alltag.“ Interview mit Kurt Heller, Geistlicher Rat und Leiter, und Heinrich Mittermair, Trägervertreter für den Kinder- und Jugendhilfebereich des St. Josefs-Heims in München
18 Kolumne Brezen und andere feste Nahrung – Kolumne von Gesa Rensmann
19 Hier und dort Meine Band
Buntes 34 Post aus Rom 35 Ratgeber Sie fragen, unsere Experten antworten.
36 Kinderseite Steffi und Tobi besuchen ein Fernsehstudio
38 Preisrätsel Mitmachen und gewinnen!
39 Impressum
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Inhalt
„Komm in die Gänge, ja!? Wir holen dich ab.“ Seite 28
Liebe Leserin, lieber Leser! Kennen Sie Frau Holle, die Gold-Marie und die Pech-Marie? Ich habe dieses Märchen der Gebrüder Grimm nie so richtig gemocht. Warum? Vielleicht wegen der Endgültigkeit, mit der hier ein Mensch ein ewig goldenes Leben führen darf, ein anderer für immer gekennzeichnet ist: „Der hier hat Pech und wird es immer haben!“ Die Folgen einer solchen Festlegung auf einen Status sind fatal, weil es nie eine neue Chance gibt, weil man dem Menschen schon ansieht, was er ist. Wenn unsere Mutter mit uns Kindern unterwegs war, bemerkte ich immer wieder diesen Blick auf unseren behinderten Bruder. Auf meine Frage, „warum schauen die Leute so komisch?“ meinte unsere Mutter nur: „Weil er etwas Besonderes ist!“ Als Kind konnte ich das nicht verstehen. Natürlich war unser Bruder anders als wir; er konnte nicht richtig laufen und sprechen, aber er war doch unser Bruder,
Die Redaktion besucht die Don-Bosco-Statue: Hannah-Magdalena Pink, Katharina Hennecke, Stefanie Singer, Angelika Luderschmidt (v.l.)
Endlich war sie da. Sechs Männer brauchte es, um die 280 Kilogramm schwere und rund 1,60 Meter hohe DonBosco-Statue in die Pfarrei St. Wolfgang in München zu transportieren und sie von einer liegenden in eine aufrechte Position zu stemmen. Ein wenig Ehrfurcht hatten wir vier DON BOSCO magazin-Redakteurinnen, als wir die Bronzestatue zum ersten Mal bewunderten. Dürfen wir sie anfassen? Oder für das Foto lachen? Wir entschieden uns für ein „Ja!“ oder „Zumindest ein bisschen“. Denn auch wir freuten uns über die Ankunft Don Boscos und auf die Zeit, in der wir die Statue in unterschiedliche Städte und Einrichtungen begleiten durften. (Seite 31) Nicht nur die Wallfahrt der Don-Bosco-Statue hielt die Redaktion in den vergangenen Wochen auf Trab. Für das Jahr 2013 haben wir auch etwas am Konzept des DON BOSCO magazins gefeilt. Manchen von Ihnen mag es auf den ersten Blick auffallen: Einige Rubriken fehlen. Dafür sind neue hinzugekommen. Gefällt Ihnen das neue Konzept? Schreiben Sie uns. Wir freuen uns auf Ihre Meinung! Ihre DON BOSCO magazin-Redaktion redaktion@donbosco.de
mit dem wir spielten, der uns ärgerte und wir ihn nicht minder. Wir sahen ihn nicht als unseren „Pech-Bruder“ an, denn wir waren ja auch keine „Gold-Jungs“. Er gehörte einfach dazu. Heute ist er fünfzig Jahre, geht jeden Morgen in eine Behindertenwerkstatt. Er wohnt immer noch im Elternhaus bei der Familie meines Bruders. In unserer Pfarrgemeinde ist er Ministrant und hilft immer wieder mit. Dass es dazu gekommen ist, lag an den Menschen, die ihn begleitet haben, den Eltern, einigen guten Lehrern, der Familie meines Bruders und unserem damaligen Pfarrer, der immer feststellte: „Er gehört dazu!“ Wenn ich heute „Frau Holle“ lese, dann bin ich versöhnter mit diesem Märchen, weil es eben doch nur ein Märchen ist und die Wirklichkeit viel mehr kennt als Gold und Pech. Ihnen einen guten Start in das noch junge neue Jahr und Gottes Segen wünscht im Namen der Kolleginnen der Redaktion Ihr
P. Alfons Friedrich SDB, Chefredakteur
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Papa mobil
42,5 Millionen Menschen waren laut der UN Hilfsorganisation UNHCR im Jahr 2011 auf der Flucht. Dies entspricht in etwa der Bevölkerung von Kolumbien oder Südkorea. Vier von fünf Flüchtlingen weltweit leben in Entwicklungsländern.
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Europäische Kulturhauptstadt 2013 Museen, Hotels, Veranstaltungssäle – in Marseille und Kosice wurde in den vergangenen Jahren fleißig gebaut. Pünktlich zu den Eröffnungsfeiern Anfang 2013 sollen die beiden Städte nun in neuem Glanz erstrahlen. Marseille, die älteste Stadt Frankreichs und Millionenmetropole der Provence, auf der einen, Kosice, die hierzulande fast unbekannte Industriestadt und immerhin zweitgrößte Stadt der Slowakei, auf der anderen Seite – beide tragen 2013 den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Der Titel soll dabei helfen, Kunst und Kultur zu beleben und Kosice und Marseille über die Landesgrenzen hinaus bekanntzumachen. Dafür laden Marseille und Kosice internationale Orchester und Chöre, Sänger und Künstler ein. Das ausführliche Programm finden Sie im Internet unter: www.kosice2013.sk und www.mp2013.fr
Kosice
Marseille
Texte: KNA / lud / UNHCR; Fotos: iStockphoto
Es ist der 12.12.2012: Der Papst feiert Premiere. Als erster Papst der Geschichte schreibt Benedikt XVI. an diesem Tag eine Nachricht auf seinem eigenen TwitterAccount, einem Kurzmitteilungsdienst im Internet. Die Botschaften des Papstes werden in acht Sprachen – darunter Englisch, Italienisch, Deutsch und Spanisch – übersetzt. Mit seinem Vorstoß in die virtuelle Welt will der Papst auch in den Dialog mit der Webgemeinde treten. Twitter-Nutzer können Benedikt XVI. Fragen stellen. „Die Präsenz des Papstes bei Twitter ist ein konkreter Ausdruck seiner Überzeugung, dass die Kirche auf der digitalen Bühne präsent sein muss“, so der Vatikan in einer Pressemitteilung. In Kürze soll es auch eine App, eine Anwendung für Smartphone- und iPhones, geben. Damit können Handynutzer öffentliche Auftritte des Papstes live auf ihrem Mobiltelefon mitverfolgen. Übertragen würden vor allem die wöchentlichen Generalaudienzen, aber auch Begegnungen am Sommersitz Castel Gandolfo, so der päpstliche Rat für soziale Kommunikationsmittel.
Im Blickpunkt
Jeder achte Mensch leidet an Hunger Weltweit ist jeder achte Mensch nicht ausreichend ernährt. Zudem beeinträchtige die Ressourcenknappheit in den Entwicklungsländern den Kampf gegen den Hunger, heißt es im Welthunger-Index (WHI) 2012. Die gute Nachricht: Insgesamt nimmt der Anteil der weltweit hungernden Menscher aber ab. Im Vergleich zum Jahr 1990 habe sich der Wert des WHI um rund ein Fünftel verringert. Der Welthunger-Index wird von fünf Nichtregierungsorganisationen ermittelt. Hierzu gehört neben der Welthungerhilfe auch das International Food Policy and Research Institute (IFPRI).
eine frage an ...
Prof. Dr. theol. Eberhard Schockenhoff: Seit Kurzem ist der Bluttest zur Früherkennung von Down-Syndrom in Deutschland zugelassen. Was raten Sie werdenden Eltern, denen ärztlich empfohlen wird, einen solchen Bluttest vorzunehmen? Bei der Debatte um die Präimplantationsdiagnostik wurde immer betont, es gehe ausschließlich darum, besonders schwerwiegende genetische Erbschäden zu erfassen, die zu Tot- oder Fehlgeburten oder Erkrankungen beim geborenen Kind führen. Der PraenaTest will jedoch nur Kinder mit einem einzigen genetischen Merkmal, nämlich der Trisomie 21, aufspüren. Er stellt eine Art genetische Fahndung nach Kindern mit Down-Syndrom dar, deren Geburt durch einen rechtzeitigen Schwangerschaftsabbruch verhindert werden soll. Dies ist zumindest die gesellschaftliche Erwartungshaltung, deren Druck die Eltern bei ihrer persönlichen Entscheidung ausgesetzt sind. Jedes Paar, das einen PraenaTest vornehmen lässt, sollte sich vor der Zustimmung zum Test die moralische Konfliktsituation bewusst machen, in die ein positiver Befund sie stürzen kann. Ein weiteres Dilemma liegt in der Zweckentfremdung einer medizinischen Diagnose. Sie führt nun dazu, dass die Träger genetischer Risiken ausgesondert werden. Der Schritt in eine selektive Medizin stellt die Logik des ärztlichen Handelns auf den Kopf. Die medizinische Kontrolle der Schwangerschaft ist zudem mit hohen psychischen Belastungen für die wer-
denden Eltern verbunden. Während die Schwangerschaft früher eine Zeit guter Hoffnung genannt wurde, erleben viele Schwangere diese Zeit heute als einen Zustand hoher Verunsicherung. Der Charakter der modernen genetischen Medizin als vorsorgliche Überwachungsstrategie verändert so das Erleben der Elternschaft, indem sie durch den Zwang zur Pränataldiagnostik die Annahme eines Kindes unter Vorbehalt nahelegt. Der Verzicht auf die Nutzung vorgeburtlicher Diagnosemethoden wie des PraenaTests ist deshalb eine verantwortliche Entscheidung. Sie verdient sogar besonderen Respekt und Hochachtung. Der moralische Wert dieser Einstellung liegt in der darin bekundeten Bereitschaft, menschliches Leben ohne Vorbehalt anzuerkennen. Das Motto einer solchen Einstellung gegenüber dem Leben jedes Kindes lautet: annehmen statt auswählen.
Prof. Dr. theol. Eberhard Schockenhoff ist Professor für Moraltheologie an der AlbertLudwigs-Universität in Freiburg i.Br. und seit 2001 Mitglied im Nationalen Ethikrat. ➜ Mehr zum PraenaTest lesen Sie auf Seite 13.
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„Wir fühlen uns beschenkt, jeden Tag aufs Neue!“
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Thema Pirat, Sänger, Formel 1-Pilot – Alexander und Samuel tauchen gern in fremde Welten ein und schlüpfen dabei immer wieder in verschiedene Rollen. Nur eine Rolle konnten die beiden ihren leiblichen Eltern nicht erfüllen: die des „Vorzeigekindes“. Samuel und Alexander haben das Down-Syndrom. Für ihre leiblichen Eltern war die Diagnose ein großer Schock. Für Carolin und David Neufeld hingegen war die erste Begegnung mit ihren beiden Adoptivsöhnen ein unvergessliches Erlebnis. Seitdem ist für das Ehepaar nichts mehr so, wie es war. Das Leben ist zum Abenteuer geworden. Das Don Bosco magazin hat die Familie einen Tag lang besucht.
Samuel geht seit Herbst in die erste Klasse. Er mag Schule. Noch mehr mag er aber sein Piratenschiff.
Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf
„Alexander ist ein echter Entertainer.“ Der Elfjährige gibt oft spontane Konzerte. DonBoscomagazin 1/2013
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Die Schule ist aus. Samuel läuft auf seine Mutter zu, streckt ihr das Arbeitsblatt entgegen, auf dem der Buchstabe „E“ in Blockschrift steht, und strahlt. Schon wieder kann er einen Buchstaben mehr. Seit September geht der Sechsjährige in die Grundschule im kleinen Örtchen Fensterbach im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz. Samuel mag Schule und seine Klassenkameraden und – na klar – seine Lehrerinnen. Zum Abschied umarmt er seine Schulfreundin Jule, drückt ihr einen Schmatzer auf die Wange und läuft mit seiner Mutter in den Flur. Dort setzt er sich auf eine Bank und greift nach seinen Halbschuhen. „Sami, das ist der falsche Schuh. Du musst den anderen für diesen Fuß nehmen“, sagt Carolin Neufeld mit ruhiger Stimme und zieht ihrem Sohn die Mütze auf den Kopf. Samuel lacht. „Wir sind froh, dass Sami hier auf die Schule geht. Hier kann er gemeinsam mit nicht behinderten Kindern aus der Kombiklasse lernen. Die Betreuung ist sehr gut, alles läuft toll“, sagt Carolin Neufeld, während sie mit ihrem Sohn an der Hand zum Auto läuft. Samuel ist von Geburt an behindert. Er hat das Down-Syndrom.
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Jule und Samuel haben oft gemeinsam mit Kindern aus der Partnerklasse Unterricht. Beim Rechnen und Lesen findet der Unterricht in Kleingruppen statt. So können Samuel, Jule und die anderen integrativen Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen.
Rund 1.200 Kinder in Deutschland werden jedes Jahr mit dem Down-Syndrom geboren. Bei dem Syndrom handelt es sich um eine Genmutation, bei der Teile oder das gesamte Chromosom 21 dreifach vorliegen. Deshalb wird das Down-Syndrom auch Trisomie 21 genannt. Eine Krankheit ist das Down-Syndrom nicht. Keine Schmerzen. Kein Leiden. Keine Traurigkeit. Sport, Musik, Buchstabeneinführung und Heimat- und Sachunterricht hat Samuel gemeinsam mit der „Urwaldklasse“ im Nebenraum, einer sogenannten Kombiklasse, in der Kinder der ersten und zweiten Jahrgangsstufe gemeinsam unterrichtet werden. Die Fächer Lesen und Mathematik hat der Erstklässler mit sieben – ebenfalls geistig oder körperlich behinderten – Klassenkameraden zusammen. So können die Lehrer auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen. Samuel und die anderen können in ihrem ganz eigenen Tempo lernen. Die Fahrt von der Schule zum Wohnhaus der Familie im benachbarten Ort Schwarzenfeld dauert nur wenige Minuten. Samuel läuft die Stufen zum Büro seines Vaters
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„Sami lernt gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern.“
Wieder ein Buchstabe mehr: Rennauto-Fan Samuel rast zum ABC. Ein großer Vorteil für Samuels Eltern: Die Schule ist nur wenige Fahrminuten vom Wohnhaus der Familie entfernt.
hinauf. Der blaue Schulranzen auf seinem Rücken wippt fröhlich auf und ab. Wie Dutzende kleine Schiffschaukeln bewegen sich die aufgedruckten Rennautos hin und her. David Neufeld hat seinen Arbeitsplatz direkt neben dem Wohnhaus der Familie. Das Verlagsgebäude liegt auf dem Nachbargrundstück. So kann er auch nachmittags mit seiner Frau kurz einen Kaffee trinken oder mit seinen Söhnen Samuel und Alexander vor dem Abendessen noch etwas Zeit verbringen.
Plötzlich Eltern Spielen, basteln, herumalbern – „bei uns ist immer was los“, sagt Neufeld und streicht Samuel lachend durch das kurze dunkle Haar. „Wenn die Kinder im Bett sind, gehe ich oft nochmal für ein, zwei Stunden ins Büro.“ David Neufeld bückt sich, um nicht mit seinem Kopf an
den Rahmen der Wohnzimmertüre zu stoßen. Seine Frau hat Kaffee gekocht und Käsekuchen gebacken – „zusammen mit Sami und Alex“. Alexander kommt etwas später aus der Schule. Der Elfjährige besucht in Amberg im Heilpädagogischen Zentrum der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung (HPT) die Schule und wird jeden Morgen mit einem Kleinbus abgeholt und gegen 15.30 Uhr wieder vor dem Haus der Familie in Schwarzenfeld abgesetzt. „Leider kann Alex noch nicht richtig lesen. Das liegt sicher auch am Lehrpersonal“, sagt seine Mutter. Ein bisschen ärgert sie das. Die Entwicklung ihrer Kinder, die Fortschritte, die sie jeden Tag machen, liegen nicht immer in der Hand der Eltern. „Wir müssen um vieles kämpfen“, sagt David Neufeld. Wie sein Bruder Samuel hat auch Alexander das Down-Syndrom. Samuel und Alexander sind nicht die leiblichen Kinder von Carolin und David Neufeld. „Wir können keine
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Den richtigen Ton treffen: Viele Menschen sind unsicher, wenn sie auf Menschen mit Down-Syndrom treffen. Alexander ist das egal. Er liebt Gesellschaft und kümmert sich auch um schwächere Klassenkameraden.
„Ich war immer schon begeistert von der zufriedenheit und Liebenswürdigkeit der Kinder.“
Down-Syndrom Nur vier Prozent aller Behinderungen in Deutschland sind angeboren oder treten im ersten Lebensjahr auf. Dabei ist das DownSyndrom (Trisomie 21) eines der meist verbreiteten angeborenen Syndrome. Menschen mit Down-Syndrom tragen in ihren Körperzellen 47 statt der üblichen 46 Chromosomen. Alle drei Minuten wird irgendwo auf der Welt ein Baby mit Trisomie 21 geboren. Insgesamt leben weltweit rund fünf Millionen Menschen – unabhängig ihrer Herkunft – mit Down-Syndrom. Die Häufigkeit ist dabei mit etwa 1 auf 800 Geburten überall gleich. Die Wahrscheinlichkeit für den Gendefekt steigt jedoch mit dem Alter der Mutter. Bei 35-jährigen Schwangeren kommt es statistisch bei etwa einer von 200, bei 40-jährigen bei einer von 100 Schwangerschaften zu einer Trisomie 21. In Deutschland werden jährlich 1.200 Kinder mit Down-Syndrom geboren. In der Bundesrepublik leben geschätzte 30.000 bis 50.000 Menschen mit dem Down-Syndrom. Weitere Infos finden Sie im Internet unter: www.ds-infocenter.de Insgesamt leben weltweit rund fünf Millionen Menschen – unabhängig ihrer Herkunft – mit Down-Syndrom.
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eigenen Kinder bekommen. Aber wir wollten dennoch eine Familie gründen. Bei der Adoptionsstelle haben wir angegeben, dass wir auch Kinder mit Migrationshintergrund oder behinderte Kinder aufnehmen würden“, erzählt David Neufeld, während er sich Kaffee in die Tasse gießt. Wenige Wochen nach dem Antrag hielt das Ehepaar Alexander in den Armen. Das war vor elf Jahren. Carolin Neufeld erzählt gerne von ihren ersten gemeinsamen Augenblicken mit ihren Kindern. Anekdoten, Erlebnisse, Stilblüten – das Leben der Familie ist prall gefüllt und so bunt wie die selbstgemalten Bilder von Alexander und Samuel und die Fotos der Familie, die überall im Haus hängen.
Unsere Eltern haben ganz schön geschluckt Auf Unverständnis sind Carolin und David Neufeld selten gestoßen. Im Ort mögen alle die Familie. „Wenn ich ohne Alexander oder Samuel zur Post oder zum Bäcker komme, werde ich fast gelyncht“, sagt David Neufeld und lacht. In der eigenen Familie war das anfangs anders. „Unsere Eltern haben schon ganz schön geschluckt. Es war schwierig für sie: Plötzlich ist da ein fremdes Kind
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im Haus, noch dazu hat es Down-Syndrom. Das ist aber auch ganz normal, dass da die Großeltern etwas anders reagieren“, sagt David Neufeld und zuckt gelassen mit den Schultern. „Wir konnten unsere Eltern auch gar nicht richtig auf den Familienzuwachs vorbereiten. Es ging ja alles wahnsinnig schnell“, fährt Carolin Neufeld fort und blickt ins Wohnzimmer, wo Samuel seit einer Viertelstunde gefesselt vor dem Fernseher steht. Samuel sieht sich ein Video seines Bruders Alexander an. Beim Krippenspiel im vergangenen Jahr durfte Alexander die Hauptrolle spielen. Seit Monaten steht Samuel jeden Tag vor dem Fernseher und guckt seinem Bruder gebannt zu, wie dieser als Schuster Martin auf der Bühne steht. Als Alexander in die Familie kam, war er gerade einmal sechs Wochen alt. Das Jugendamt suchte händeringend eine neue Familie für den Jungen. Seine leiblichen Eltern wollten kein behindertes Kind. „Ich glaube, dass die allermeisten aus Unwissenheit abtreiben oder ihre Kinder weggeben. Viele Menschen, auch Ärzte, kennen die Wirklichkeit gar nicht, erlauben sich aber zu sagen, dass ein Leben nicht lebenswert ist. Das ärgert mich ungemein, gerade auch, wenn man sich die Entwicklungen in der Pränataldiagnostik ansieht.“ David Neufeld lässt seine Kuchengabel auf den Teller fallen und fährt mit ruhiger Stimme fort: „Genau deshalb ist es wichtig, sichtbar zu sein, rauszugehen. Man muss das Bild, das
die Menschen im Kopf haben, ändern und ihnen zeigen, dass das Leben nicht aufhört, wenn man ein Kind mit Down-Syndrom hat. Im Gegenteil. Es ist ein Riesenschatz. Man bekommt unendlich viel zurück.“ Was bewegt ein Paar, zwei behinderte Kinder zu adoptieren? „Die Frage stellte sich uns gar nicht. Wir haben uns ja bewusst dafür entschieden, auch ‚schwächere‘ bzw. schwer zu vermittelnde Kinder aufzunehmen“, sagt David Neufeld. Und noch etwas erleichterte ihre Entscheidung immens: Carolin Neufeld war früher selbst Erzieherin und hat an einer Schule für geistig Behinderte gearbeitet. „Ich wusste also, was mich erwartet, und war immer schon begeistert von der Grundzufriedenheit der Kinder, von ihrer Ausstrahlung und Liebenswürdigkeit“, sagt die 38-Jährige. Ihr Mann öffnet die Haustüre. Alexander stürmt herein, zieht flink die Schuhe aus und begrüßt die fremden Gäste mit einem kräftigen „Hallo!“. Carolin Neufeld ist inzwischen ins Fernsehzimmer zu Samuel gelaufen und drückt auf die Stopp-Taste. Nach kurzem Protest läuft Samuel in sein Zimmer und setzt sich auf einen kleinen Holzstuhl. Vor ihm auf dem Tisch steht ein braunes Piratenschiff aus Plastik mit einem rotweiß gestreiften Segel. Der Sechsjährige hebt das Schiff hoch und lässt es durch die Wellen gleiten. An diesem Nachmittag müssen die Piraten noch viele Abenteuer bestehen: heulende Stürme, das wilde Meer, das Erklim-
Enge Familienbande: Wenn David Neufeld ohne seine Söhne Alexander und Samuel zum Bäcker kommt, wird er auch einmal geschimpft. Die Menschen im Ort mögen die Familie.
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men des Segels. Von einem Augenblick auf den anderen erschafft Samuel neue, aufregende Welten, taucht in sie ein, lässt den Alltag links liegen. Oft spielt er stundenlang mit Alexander. Die beiden Brüder mögen sich, lieben es, in die Rolle des Kaufmanns hinter dem – von Opa gebauten – Kaufladen zu schlüpfen oder Musikant mit gleich mehreren Instrumenten wie Gitarre oder Tröte zu sein. Das Abenteuer, der Augenblick – stören lassen sich die beiden von niemandem. Eine Rolle konnte Samuel seinen leiblichen Eltern jedoch nicht erfüllen: die des Models. Dabei hatten die beiden schon alles genau geplant: die Laufstegkarriere, das Blitzlichtgewitter. „Unser Sohn war ein absolutes Wunschkind. Und dann das!“ Nach der Adoption schrieb die leibliche Mutter dem Ehepaar einen Brief, in dem sie zu erklären versuchte, warum ihr Kind keinen Platz in ihrem Leben fand. Sie wollte, dass etwas Großes aus ihrem Sohn wird, dass er berühmt wird. Mit der Diagnose DownSyndrom wurde dieser Wunsch zunichte gemacht. „Die Mutter konnte das, was ihr Sohn hat, nicht mal benennen. Nach drei Monaten haben sich die Eltern schließlich entschieden, Samuel abzugeben“, erzählt David Neufeld. Zweifel oder Ängste gab es auch bei der zweiten Adoption nicht. „Bei Samuel wussten wir ja schon, wie’s läuft, hatten bereits mit Alexander Erfahrungen gesammelt, was klappt und was nicht so gut geht. Außerdem hatten wir auch schon ein Netzwerk mit anderen Eltern aufgebaut.“
Urlaub im Ferienhaus Dennoch: Wer ein behindertes Kind hat, muss nicht nur ein gesundes Selbstbewusstsein mitbringen, mitleidige Blicke, taktlose Bemerkungen und eine gehörige Portion Ignoranz aushalten. „Einmal bin ich mit Alexander im Bus gefahren. Da hat uns ein älterer Mann angeschaut und allen Ernstes gesagt: ‚Unter Hitler hätte es sowas nicht gegeben.‘ Ich war so perplex und auch noch ein paar Tage später sprachlos“, sagt Carolin Neufeld und streicht sich ihr rotblondes Haar zurück. Für einen Augenblick verschwindet ihr Lächeln. Schule, Freizeit, Ferien – vieles läuft bei Familie Neufeld anders als in anderen Familien. Carolin Neufeld ist mit ihren Söhnen oft beim Arzt: Logopädie, Ergotherapie, Augenarzt. Trotz dieser regelmäßigen Besuche sind die Eltern froh, dass es Samuel und Alexander so gut geht. Beide haben keine ernsthaften Erkrankungen. Keine Selbstverständlichkeit bei Menschen mit Down-Syndrom, die anfälliger für bestimmte Krankheiten sind, oft etwa von Geburt an einen Herzfehler haben. Ein Abenteuer ist für die Eltern stets auch das Unterwegssein: „Mit unseren zwei ist vieles aufregender.“ Carolin Neufeld streichelt Alexander über die Wange, der sich gerade ein großes Stück Käsekuchen in den Mund
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schiebt. „Wenn Alex eine Taube sieht, läuft er ihr nach. Er sieht dann nichts Anderes mehr. Da müssen wir immer hinterher.“ Urlaub macht Familie Neufeld nur im Ferienhaus. Mit Garten und einem Zaun darum. „Ein Campingurlaub wäre für uns ein Alptraum, einfach deshalb, weil Alex einen schlechten Orientierungssinn hat.“ Viele Probleme, die andere Eltern haben oder sich selbst machen, hat das Ehepaar hingegen nicht. Musikalische Früherziehung, Englischunterricht im Kindergarten, Schwimmabzeichen – der Druck, den Anschluss an die anderen Kinder nicht zu verlieren, ist bei Familie Neufeld kein Thema. Carolin Neufeld erklärt das so: „Ich führe mit anderen Müttern ganz andere Gespräche. Bei uns sind die Kinder automatisch einfach so, wie sie sind. Da freust du dich darüber, was die Kinder können. Leistungsdruck gibt es bei uns nicht, und ich empfinde das als sehr, sehr positiv.“ Alexander will sein Zimmer zeigen und rennt die Stufen zum ersten Stock hinauf. Grün wie seine Hose ist auch der Großteil der Wand seines Zimmers gestrichen. In der Mitte des Raumes stehen zwei Betten. Vor Kurzem hat Samuel sein Bett in das Zimmer von Alexander gestellt. Die beiden wollen auch den Schlaf miteinander teilen. „Alexander kommt öfter nachts zu uns. Dann versuchen wir, konsequent zu sein, und bringen ihn immer wieder rüber in sein Zimmer“, erzählt der Vater. Nun haben die beiden Brüder auch ein Ehebett. „Wie Mama und Papa“, ruft Alexander und schnappt sich die Gitarre, die in der Ecke steht. Der blonde Junge springt aufs Bett und fängt an, aus voller Brust ein Lied zu singen. Dazu nimmt er ein Plastiksaxophon zu Hilfe, hängt es sich um den Hals und bläst hinein. „Alex ist ein echter Entertainer!“
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„Das Unterwegssein ist mit unseren beiden besonders aufregend.“ Vieles läuft bei Familie Neufeld anders als in anderen Familien. „Ich führe mit Müttern von behinderten Kindern ganz andere Gespräche. Leistungsdruck gibt es bei uns nicht, und ich empfinde das als sehr positiv“, sagt Carolin Neufeld.
Carolin Neufeld schmunzelt und stimmt in das Lied ein, das Alexander kurzerhand dem Fotografen gewidmet hat. „Clauuus ist bei uns zu Haaauuus!“ Spontane Konzerte gibt es oft im Hause Neufeld. Und wie wird das Leben für Samuel und Alexander in zehn, in zwanzig Jahren sein? „Unsere Söhne werden uns immer in einem bestimmten Maß brauchen. Unser Job ist, sie loszulassen und in die höchstmögliche Selbstständigkeit zu schicken“, sagt David Neufeld und fügt nachdenklich hinzu: „Die Jungs brauchen auch später einen Schutzraum, in dem sie sich entfalten können. Manchmal grüble ich schon, was wäre, wenn wir einmal nicht mehr da sind. Wer kümmert sich dann um sie?“
Leben im Hier und Jetzt Alexander will seine Erfolge beim Autorennen an der Spielekonsole zeigen. Carolin Neufeld setzt sich neben Alexander aufs Sofa. „Mein Wunsch wäre, dass die beiden einmal ausziehen können und einen Beruf ausüben, der ihnen Spaß macht“, sagt sie. Alexander quietscht vor Freude, legt die Spielekonsole auf seinen Schoß und streckt die Arme zur Decke. Beim Verabschieden sagt David Neufeld: „Wissen Sie, ich fühle mich wirklich beschenkt. Andere müssen acht Bücher von Anselm Grün kaufen, in denen steht, man soll den Augenblick genießen und achtsam sein. Solche Bücher brauchen wir nicht. Wir haben ja Alex und Sami.“ Sami winkt kurz, in der rechten Hand hält er immer noch das Piratenschiff. Und von Alex bekomme ich etwas zum Abschied, was ich noch nie von einem Mann bekommen habe: einen Handkuss.
PraenaTest Seit August 2012 ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz der umstrittene PraenaTest zugelassen. Das neue Bluttestverfahren zur Früherkennung von Down-Syndrom soll zunächst nur bei einem Verdacht auf Down-Syndrom eingesetzt werden, das heißt, wenn bei Routineuntersuchungen wie beim sogenannten Ersttrimesterscreening ein Verdacht auf Trisomie 21 besteht. Durch den Test soll bereits ab der zwölften Schwangerschaftswoche mit Hilfe von DNA-Analysen ermittelt werden, ob beim ungeborenen Kind eine Trisomie 21 vorliegt. Anders als bei anderen Untersuchungen wie etwa der Amniozenthese (Fruchtwasseruntersuchung) ist das Risiko für das ungeborene Kind durch das neue Verfahren äußerst gering, so das Argument der Hersteller. Kritiker, darunter Vertreter von Behindertenverbänden und Kirchen, befürchten jedoch, dass mit der Einführung des PraenaTests behinderte Kinder zunehmend aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden. In jüngster Zeit führt die Zunahme pränataler diagnostischer Verfahren, verbunden mit einem positiven Befund, häufig zu der Entscheidung, die Schwangerschaft abzubrechen. Eine genaue Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen nach Trisomie 21-Diagnose gibt es in Deutschland nicht. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Quote bei 90 Prozent liegt, sich also neun von zehn werdenden Müttern für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, wenn sie die Diagnose Down-Syndrom erhalten. Den rund 1.250 Euro teuren Test müssen die Schwangeren bisher noch selbst bezahlen. Derzeit bieten in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 150 Praxen und Kliniken den PraenaTest an.
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Neben vielen gemeinsamen Aktionen in der Gruppe werden die integrativen Kinder auch einzeln oder in Kleingruppen gefördert. Dies geschieht mit Unterstützung einer Heilpädagogin.
Das Don Bosco magazin sprach mit Heinrich Mittermair, Trägervertreter für den Kinder- und Jugendhilfebereich, und Kurt Heller, Geistlicher Rat und Direktor des St. Josefs-Heims in München, über Chancen und Herausforderungen bei der gemeinsamen Betreuung von behinderten und nicht behinderten Kindern, die Rolle der Kirche und mangelnde Sensibilität in der Gesellschaft. Interview: Angelika Luderschmidt; Fotos: Gregor Gugala
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Inklusion bedeutet Teilhabe und Normalität. Wie wird Inklusion bei Ihnen gelebt? Kurt Heller: Inklusion ist bei uns Alltag. Teilhabe und Normalität sind die beiden Schlüsselbegriffe, die wir den Kindern mitgeben wollen. Ursprünglich ein Kinderheim, umfasst unser Haus heute sieben Einrichtungen: ein Alten- und Pflegeheim, ein heilpädagogisches Kinder- und Jugendheim, eine heilpädagogische Wohngruppe, einen integrativen Kindergarten, einen Hort, eine heilpädagogische Tagesstätte und eine integrative Krippe. In unserem Kindergarten und in der Krippe haben wir jeweils mehrere integrative Gruppen. Dort werden Kinder mit einer geistigen, körperlichen oder seelischen Behinderung gemeinsam mit nicht behinderten Kindern betreut. Sie sprachen gerade von seelisch behinderten Kindern. Ist eine seelische Behinderung ein klar definiertes Krankheitsbild? Heinrich Mittermair: Ja, das ist genau geregelt. Unsere Krippenkinder sind noch sehr klein, also zwischen ein und vier Jahre alt. Wenn Eltern ihr Kind bei uns für einen Integrationsplatz anmelden wollen, müssen sie uns ein entsprechendes kinder- und jugendpsychiatrisches Gutachten vorlegen. Das ist die Basis für die Bezuschussung.
Familie Grundsätzlich kann man bei einer seelischen Erkrankung im Kleinkindalter grob zwei Krankheitsbilder unterscheiden: Bei dem einen ist die Krankheit nach innen gerichtet. Hierbei handelt es sich um verschiedene Formen von Autismus. Andere Krankheiten richten sich nach außen. Hierzu gehört beispielsweise ein ausgeprägtes aggressives Verhalten. Davon gibt es ganz unterschiedliche Ausfächerungen. Auch wenn Schwierigkeiten nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind, ist die Ausgangslage immer sehr problematisch. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der gemeinsamen Betreuung von behinderten und nicht behinderten Kindern? Mittermair: Normalität herzustellen, ist in der Praxis gar nicht so einfach. Behinderte Kinder haben oft Handicaps, das heißt, man muss eine gezielte Förderung anbieten können. Im inklusiven Bereich ist das allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden. In der Gesellschaft ist das Bewusstsein dafür noch immer nicht ausreichend vorhanden. So sind zum Beispiel die Förderstunden für behinderte Kinder in den vergangenen Jahren gekürzt worden. Das ist sehr, sehr schade. Inklusion wird von den Kommunen außerdem oft missverstanden. Sie glauben, mit inklusiven Einrichtungen viel Geld zu sparen, nach dem Motto: „Nun brauchen wir ja keine Sondereinrichtungen mehr.“ Wir sehen das allerdings ganz anders, denn wir glauben, dass die Kinder natürlich eine besondere Förderung brauchen. Diese Förderung muss aber in einem integrativen Rahmen stattfinden. Ohne eine entsprechende Finanzierung geht das nicht.
später in eine Regeleinrichtung, also in einen ganz normalen Kindergarten gehen können. Der gesellschaftliche Nutzen ist groß. Denn eine problematische Karriere kann verhindert werden. Wichtig ist dabei, die Kinder von früh auf gemeinsam in einer Gruppe mit nicht behinderten Kindern zu unterstützen. Heller: Auch für die nicht behinderten Kinder ist die frühkindliche Erfahrung von Behinderung sehr segensreich. Kinder sind lernfähiger als Erwachsene. Sie sammeln bei uns die Erfahrung, dass es ganz normal ist, dass auch behinderte Kinder fester Teil der Gesellschaft sind. Das nehmen sie auch für ihren späteren Lebensweg mit. Kann man wirklich alle Kinder integrieren, gerade wenn es um Kinder mit einer Behinderung geht? Mittermair: Man könnte schon. Man muss sich allerdings überlegen, welche Messlatte man anlegt. Eine gewisse Teilhabe ist auch für sehr schwer behinderte Menschen möglich. Allerdings kostet das viel Zeit und Geld. Und hier muss sich die Gesellschaft entscheiden: Wenn sie Integration und Inklusion möchte, dann kann man enorm viel auf den Weg bringen. Dies bedarf allerdings eines Paradigmenwechsels und deutlicher gesellschaftlicher Veränderungen.
Besonders gern spielt Pontus mit den anderen Kindern draußen im Hof. Pontus hat das Down-Syndrom.
Welche Vorteile hat eine solche gemeinschaftliche Betreuung für die einzelnen Kinder? Mittermair: Wenn man seelisch behinderte Kinder schon früh fördert, ist eine enorme Entwicklung möglich. Teilhabe heißt dann, dass Kinder im Normalfall
»Eine gezielte Förderung ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Das Bewusstsein dafür ist in der Gesellschaft immer noch nicht ausreichend vorhanden.« Heinrich Mittermair (57) ist Diplom-Sozialpädagoge und Trägervertreter für den Kinderund Jugendhilfebereich im St. Josefs-Heim.
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»Die Kirche ist beim Thema Inklusion stark gefordert. Sie hat dabei gegen große gesellschaftliche Widerstände zu kämpfen.« Kurt Heller (65) ist Geistlicher Rat und seit 1985 Direktor des St. Josefs-Heims und 1. Vorsitzender des St. Josefs-Vereins e.V. in München.
Es gibt auch kritische Stimmen von Eltern behinderter Kinder, die gelungene Inklusion im Kindergarten erlebt haben, sich danach aber bei der Schulsuche wieder alleine gelassen fühlen. Ist ein solch geschützter Raum, wie Sie ihn in Ihren Einrichtungen schaffen, auch eine Gefahr für Familien, die ein solches Angebot als selbstverständlich ansehen und sich plötzlich mit einer ganz anderen Realität konfrontiert sehen? Mittermair: Ich glaube nicht, dass der Kindergarten ein Schonraum ist. Fehlende integrative Angebote in Schulen sind nicht das Problem des Kindergartens, also von uns, die wir hier inklusiv arbeiten. Das Problem liegt vielmehr bei den Schulen selbst. Die Entwicklung ist dort manchmal zäh. Das macht den Übergang leider oft schwierig.
St. Josefs-Heim Die erste integrative Kindergartengruppe wurde im St. JosefsHeim im Münchner Stadtteil Haidhausen 1995 eröffnet. Mit der Eröffnung einer integrativen Krippe ein Jahr später reagierte das Haus auf eine Anfrage des Stadtjugendamtes und nahm erstmals seelisch behinderte Kinder auf. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Kleinkinder bei Tagesmüttern untergebracht, die mit der Situation zunehmend überfordert waren. Heute werden im integrativen Kindergarten 80 Kinder, darunter zehn behinderte Kinder, in zwei Regelgruppen und zwei Integrationsgruppen betreut. Dazu kommen drei seelisch behinderte Kleinkinder in der Krippe.
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Vor welchen weiteren Herausforderungen werden inklusive Einrichtungen in Zukunft stehen? Heller: Ein großes Problem wird sein, dass uns schon bald die Erzieherinnen und Erzieher ausgehen werden. Momentan sind wir zwar noch nicht beunruhigt. Aber wie wir hören, suchen viele andere inklusive Einrichtungen händeringend nach Erzieherinnen und Erziehern. Was helfen dann solche Einrichtungen und Häuser wie unsrige, wenn es kein Fachpersonal mehr gibt? Sie sind eine kirchliche Einrichtung. Inwiefern ist es auch Aufgabe der Kirche, sich für Inklusion stark zu machen? Heller: Wenn man so etwas macht wie unser Haus, müssen wir uns immer wieder rechtfertigen und fragen, wo wir als Einrichtung unsere Wurzeln haben. Wir sind ein katholisches Haus und das wollen wir auch leben. Gemäß unseres Leitbildes haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, dass wir unser Leben so ausrichten, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist. Jesus hat die Schwachen, Kranken und Ausgestoßenen integriert und damit wieder zum inkludierten Teil der Gesellschaft werden lassen. Generell muss sich die Kirche aber die Frage stellen: Wenn sie beim Thema Inklusion nicht vorangeht, wer soll es sonst tun? Das muss uns als Kirche doch von unserem Menschenbild wie auch von unserem Gottesbild her unter den Nägeln brennen, dass kein Unterschied gemacht werden darf, ja gemacht werden kann, zwischen Behinderten und nicht behinderten Menschen. Es geschieht da schon sehr viel im kirchlichen Bereich und zwar nicht nur bei der pädagogischen, sondern auch bei der soziologischen Inklusion, also im Erwachsenenbereich. Hier kann aber noch mehr passieren. Die Kirche muss also noch mehr leisten. Heller: Ja, sehr viel mehr. Und das wird nicht leicht. Denn die Kirche hat hier gegen einen großen Widerstand in der Gesellschaft zu kämpfen. Auf der einen Seite stehen die Bemühungen um Inklusion. Auf der anderen Seite gibt es einen ganz starken gesellschaftspolitischen Trend, zunehmend radikal und eigenmächtig über Leben und Tod zu entscheiden. Sehen Sie sich die Entwicklungen in der Pränataldiagnostik an. Hier wird mit entsprechendem technischen Aufwand so früh wie möglich kontrolliert, ob Kinder behindert sind oder nicht, um sie gegebenenfalls auszuselektieren. Es ist eine gewisse „Normalität“ eingetreten – sei es bei Themen wie Pränataldiagnostik, Suizid oder Euthanasie –, mit dem Tod und der Selbsttötung unglaublich leichtfertig umzugehen und auch entsprechende Forderungen an Ärzte zu stellen. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung. Die Kirche ist hier stark gefordert. Wir müssen auftreten, präsent sein und klipp und klar sagen: „Das darf nicht sein!“
Familie Kurz zitiert Inklusion
Grafik: Aktion Mensch
Der sperrige Begriff Inklusion bedeutet so viel wie die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben. Weltweit leben schätzungsweise 650 Millionen Menschen mit einer Behinderung – vier Fünftel von ihnen in Entwicklungsländern. Nur in rund 45 Staaten gab es bisher Vorschriften, die die Rechte behinderter Menschen besonders schützen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb 2001 beschlossen, dass Vorschläge für ein internationales Übereinkommen zur Förderung und zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen entwickelt werden sollten. Mittlerweile haben mehr als 150 Staaten die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) unterzeichnet. Die BRK fordert eine gleichberechtigte, diskriminierungsfreie Teilhabe behinderter Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen wie Bildung, Beschäftigung, Mobilität, Politik, Kultur, Ehe, Familie und Gesundheitswesen. Mit der Unterzeichnung der BRK hat sich auch Deutschland zur Gewährleistung eines inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen verpflichtet. Eltern behinderter Kinder haben somit das Recht darauf, dass ihre Kinder in einer inklusiven Einrichtung betreut und unterrichtet werden. Mehr Informationen finden Sie im Internet unter: www.behindertenbeauftragter.de sowie unter www.aktion-mensch.de/inklusion
Exklusion
Integration
» Ich würde mir Inklusion schon ab dem
Andrea Zehetmair ist seit vier Jahren Erzieherin im St. Josefs-Heim. Sie leitet im integrativen Kindergarten eine Gruppe mit 15 Kindern, von denen fünf eine Behinderung oder Beeinträchtigung haben.
Krippenalter wünschen. Dort gibt es integrative Gruppen bisher leider nur vereinzelt. Generell sind es immer die Gelder, die fehlen. Wir merken das auch in unserer täglichen Arbeit. Wenn jemand von uns krank ist, können die anderen schon gar nicht mehr das machen, wozu wir eigentlich hier sind. Außerdem fehlt die Zeit, die wir für Bürokratie, für Formulare und Anträge aufwenden müssen, bei den Kindern. Das ist schade. Denn die Arbeit mit den Kindern macht große Freude, gerade wenn man die Fortschritte jedes Einzelnen sieht.«
»
Renate Schmucker hat einen elfjährigen Sohn mit Down-Syndrom und arbeitet seit 1984 als Erzieherin im St. JosefsHeim in München.
Inklusion
Ich als Mutter eines Kindes mit DownSyndrom kann es sehr gut nachvollziehen, wenn manche Eltern sich alleine gelassen fühlen. Es kostet einfach unheimlich Energie, für das Recht der eigenen Kinder zu kämpfen. Man muss immer schauen, welche Form von Inklusion am besten für das eigene Kind ist. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass es nur noch integrative Kindergärten gäbe. Außerdem sollte es einen fließenden Übergang zwischen Kindergarten und Schule geben. Denn Integration hört schließlich nicht mit dem Kindergarten auf!«
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Familie
Kolumne von Gesa Rensmann: überLeben in der Familie
Brezen und andere feste Nahrung
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Gesa Rensmann (43) ist Lektorin in einem Fachverlag für Frühpädagogik und Religion. Mit ihrem Mann Kruno Ilakovac (41) und ihren beiden Kindern Jakob (9) und Ines (5) lebt sie in der Nähe von München. Im DON BOSCO magazin berichtet sie regelmäßig aus ihrem familiären Alltag.
Illustration: Mele Brink
K
inder und Essen sind ein unerschöpfliches Thema. Eines, das schon beginnt, bevor der Nachwuchs überhaupt feste Nahrung zu sich nehmen kann. Schon kurz nachdem man als frischgebackene Erstlingsmutter gelernt hat, sein Kind zu jeder Tagesund Nachtzeit zu stillen, nimmt man auf Empfehlung wohlmeinender erfahrener Mütter an einer kurzweiligen Infoveranstaltung zum Thema „Der erste Brei, wie ernähre ich mein Kind richtig?“ teil. Dort erfährt die NeuMama – selbst relativ unterernährt, weil das Stillen so viel Kalorien frisst – dann, wie sie es anstellt, dass ihr Baby seinen Brei erstens gerne isst und zweitens gesund ernährt wird. Zusätzlich gibt es eine Menge Literaturempfehlungen zum Thema Brei und Folgekost. Ich schwöre, ich habe beim ersten Kind alles richtig gemacht. So wirklich nach Lehrbuch und Seminarplan. Vielleicht ist das der Grund, warum Jakob seit sieben Jahren vollkommen eigensinnig isst. Die Frage „Was mag er denn gern?“ erübrigt sich. Gern mag er nur Brezen. Da er in Bayern lebt, hat er damit Glück gehabt. Brezen gibt es hier an jeder Ecke. Die anderen zehn Lebensmittel, die er noch zu sich nimmt, sind nicht wirklich ein Genuss für ihn, aber selbst Jakob sind Brezen allein auf Dauer zu trocken.
Und was machen die Eltern angesichts solcher Mangelernährung? Ganz klar, sie machen sich Sorgen. Mein Mann war lange der festen Überzeugung, man müsse unseren Sohn nur mit der richtigen väterlichen Autorität zu „Es-wird-gegessen-was-auf-den-Tisch-kommt“ verdonnern. Bewirkt hat es nur, dass auch ich appetitlos wurde, weil es stets Streit und Tränen gab. Gegessen hat Jakob dennoch nicht das, was wir wollten. Ich hingegen habe mich jahrelang damit beruhigt, dass man ihn möglichst überhaupt zu nichts zwingen sollte, was Essen angeht, dann wird’s schon. Wurde aber nicht. Jakob ist jetzt neun, und Brezen sind nach wie vor seine Hauptnahrungsquelle. Sämtliche Erziehungsversuche zum Essen sind gescheitert: Keine Drohung, kein Versprechen, keine noch so heiß begehrte Belohnung, kein Streit, keine Lobeshymne – nichts hat gezogen. Auch so schöne Ratschläge von dem berühmten coollässigen Kinder-Fernsehkoch wie „Jedes Kind isst gern, wenn es mithelfen darf“ schlagen bei Jakob fehl. Er will nicht kochen. Nie. Ines isst da ganz anders, nämlich beinah alles. Gern auch alles durcheinander. Kochen und Backen findet sie großartig. Wenn ihre Großmutter aus Kroatien „Kiefle“ macht, bereitet Ines mit Eifer und Hingabe den Teig zu, formt und knetet, schlägt Eier und streicht sie liebevoll auf den Teig, um – nachdem die Kiefle gebacken sind – annähernd das halbe Blech selbst aufzuessen. Während Jakob bis heute noch nicht weiß, wie ein Blumenkohl aussieht, weil es ihn partout nicht interessiert, liebt Ines fast alles, was Essbares auf dem Feld, an Bäumen und Sträuchern wächst und verfolgt mit Neugier das Wachstum der Pflanzen. Und sie kennt sich aus: „Mama“, leitet sie ihren Satz ein, während sie ihr Nürnberger Bratwürstl mit spitzen Fingern am Zipfel vor meinen Augen hin und her baumeln lässt: „Schau mal, mit diesem Zipfel hängt das Würstel am Baum!“ So, jetzt wissen auch Sie endlich, wo die Würstchen wachsen. Pflücken sie sich doch auch mal welche. Guten Appetit!
Hier und dort „Unsere Band gibt es seit zwei Jahren. Wir sind alle ziemlich unterschiedlich, vom Alter her, aber auch, was unsere Vorstellungen, unser Gefühl für Musik und unser Leben angeht. Aber gerade das macht unsere Freundschaft so besonders.“ Maxi (16, 2.v.l.) lebt in Penzberg bei München und ist Drummer der Band „A man called Sophie“. Zur Band gehören auch (v.l.) Doni (16), Erik (17), Luisa (18) und David (19).
Fotos: Parri/Gaddam, Don Bosco Mission
Meine Band
„Ich spiele erst seit ein paar Wochen Trompete. Pater Vincent hat es mir beigebracht. P. Vincent kommt aus Italien und kennt keine DarfurMusik. Deshalb üben wir gerade „Rosamunde“. Ich mag Blasmusik, auch wenn es oft etwas schief klingt, wenn wir alle gleichzeitig spielen.“ Abed (10, Mitte) floh aus den Kriegswirren in Darfur und lebt nun mit rund 120 anderen Jungen in El Obeid im Zentralsudan. Dort leiten die Salesianer eine Berufsschule.
Sichere Seilschaften Die Seilschaft ist gewaltig in Verruf geraten. Wer heute noch auf Seilschaften schwört, dem traut man weitaus Dreisteres zu, als sich nach Mallorca oder Sylt einladen zu lassen. Geografisch irgendwo dazwischen fragte einst ein bayerischer Ministerpräsident seine Amigos: „Freunde zu haben, ist das eine Schande bei uns?“ Nein, eine Schande ist es nicht. Wenn man weiß, dass Freunde und Amigos nicht dasselbe sind. Und wenn man weiß, dass es nicht Zweck einer Seilschaft ist, einander Luxusurlaube und ein paar tausend Euro unter der Hand zu verschaffen.
Text: Tim Slagman; Foto: fotolia / Alexander Rochau
Die Seilschaft im ursprünglichen Sinne ist vielmehr eine denkbar enge Verbindung, so eng, dass sie verlangt, sein Leben in die Hände eines anderen zu legen. Doch wie bringt man am Berg ein solches Vertrauen auf? Dort, wo jeder falsche Griff und jeder falsche Tritt den Sturz in den Tod bedeuten kann? Durch die Erfahrung einer jahrelangen Partnerschaft, sicher. Aber auch durch ein instinktives, gelassenes Sich-Hingeben. Meine Partnerin oder mein Partner wird schon die Fähigkeiten haben, uns beide sicher nach oben zu bringen. Ausschlaggebend dabei sind die Kletterjahre, die Muskeln, die Beine, die Arme. Und die Augen. In Deutschland gibt es nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO etwa 164.000 blinde Menschen. Diese Zahlen sind Schätzungen und sie sind zehn Jahre alt. Die im Dunkeln sieht man nicht. Es sei denn, sie besteigen einen Berggipfel im gleißenden Sonnenlicht, so wie Judith Faltl. Natürlich kann die passionierte Kletterin nicht vorsteigen, nicht das Terrain weiter oben erkunden und nicht den geeigneten Weg auswählen. Den Weg legt sie in die Hände ihrer Kletterpartner – so wie der Mann auf dem Foto, der mit seinem Partner nach wenigen sicheren Tritten den Gipfel erklommen haben wird. Wie dieser Bergsteiger kommt auch Judith Faltl nach und sichert. Ihr Leben legen ihre Partner in Judiths Hände. Jemanden wie sie kann man sich in einer Seilschaft nur wünschen.
mittendrin
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Don Bosco
Vietnam:
Der lange Schatten von
Agent Orange Text: Ulla Fricke; Fotos: B. Weisbrod, Don Bosco Mission
30 Jahre nach Agent Orange, nachdem das toxische Pflanzenschutzmittel in einem heimtückischen Krieg fast eine Million Menschen dahinraffte, erholt sich die Wirtschaft in Vietnam langsam. Doch die Menschen leiden auch heute noch unter den Nachwirkungen des Krieges. Noch immer kommen behinderte Kinder zur Welt. Fünf Millionen Menschen gelten in Vietnam als behindert. Viele von ihnen leben isoliert, ohne Chance auf Bildung, ohne Kontakt zur Außenwelt. Im Norden des Landes bieten die Salesianer Don Boscos behinderten jungen Frauen und Männern die Chance, eine Ausbildung zu machen – und damit die Chance auf ein besseres Leben.
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ietnam, hey – Vietnam! Somebody please stop that war now!“ („Irgendjemand soll bitte diesen Krieg beenden!“), rief Sänger Jimmy Cliff in seinem 1970 veröffentlichten Protestsong. Auch Jahre später schien Vietnam noch immer gelähmt von den kriegerischen und ideologischen Auseinandersetzungen. Mit der wirtschaftlichen Öffnung in den 90er-Jahren geht es mit dem Land zwar langsam bergauf, dafür sprechen zweistellige Wachstumsraten, eine enge Kooperation mit China und attraktive Angebote für Investoren. Doch der Krieg wirkt auf heimtückische Art noch immer fort. 80 Millionen Liter toxische Chemikalien ließen die Amerikaner auf die Felder und Wälder des Landes regnen. Das bekannteste Gift, das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, forderte fast eine Million Opfer. Es ist besonders langlebig, und so treten auch in dritter Generation immer noch schwere Schäden bei Neugeborenen auf. Das hat zur Folge, dass in Vietnam über fünf Millionen Menschen als behindert gelten – annähernd sieben Prozent der Bevölkerung.
Don Bosco In Vietnam sind annähernd sieben Prozent der Bevölkerung behindert. Viele von ihnen leben isoliert, ohne Chance auf eine bessere Zukunft. In Thai Binh, im Norden des Landes, bekommen junge Frauen und Männer mit Behinderung die Chance, eine Ausbildung zu absolvieren. Seit Kurzem leiten die Salesianer Don Boscos dort auch ein Wohnheim.
Rund sechs Monate dauert auch die Ausbildung in der Computerschule. Danach kehren die jungen Frauen und Männer wieder in ihre Dörfer zurück. Dort sind sie oft die Einzigen, die einen Computer bedienen können, und werden deswegen von den Bewohnern oft als eine Art Gemeindesekretär beschäftigt.
Man könnte meinen, das Klima für behinderte Menschen sei besser, je mehr Menschen es betrifft, doch das Gegenteil ist der Fall. Es gibt so gut wie keine staatlichen Heime oder Schulen, die auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind. Behinderte Menschen leben zu 95 Prozent in ihren Familien – oftmals weggesperrt und ohne Kontakt zur Außenwelt. Sie gelten als „Kinder des Teufels“, ihre Existenz wird schlicht verschwiegen. Aufgrund der familiären Isolation ist der Zugang zu Bildung und Ausbildung schwierig. Mehr als die Hälfte der Behinderten kann weder lesen noch schreiben. Nur 25 Prozent haben eine Grundschule besucht. Durch diesen Umstand bleibt ihnen später der Weg in die Berufstätigkeit verschlossen. Frauen mit Behinderung werden daher oft gegen eine hohe Mitgift zwangsverheiratet. In der Arbeit mit behinderten Menschen ist es gerade die katholische Kirche, die sich für sie einsetzt. So wie der Salesianer Peter van De, Bischof der Diözese Thai Binh, zum Beispiel. Zwölf Jahre lang hat er an mehreren Standorten in Nordvietnam kleine Heime und Ausbil-
dungsstätten eingerichtet. In vielen Fällen wurde individuell geholfen: Bischof Peter suchte Familien, um den Behinderten ein Heim zu geben, und kleine Betriebe, in denen sie ihren Fähigkeiten entsprechend angelernt und eingestellt wurden. Im Frühjahr 2012 konnte mit Unterstützung von Spenden aus Deutschland ein Wohnheim gebaut werden. 50 junge Männer und Frauen mit Behinderung können nun in Thai Binh leben und eine Ausbildung machen. Das Spektrum ist breit und reicht von Büroorganisation, Buchhaltung, Fotobearbeitung, PC-Reparaturen, HandyReparaturen, Nähen und Schneidern bis hin zu Friseurhandwerk oder Nagelpflege. Die Ausbildung dauert rund sechs Monate – je nachdem, welche Behinderung der oder die Auszubildende hat.
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Der Salesianer Peter van De, Bischof der Diözese Thai Binh (linkes Foto. re.), richtete in Nordvietnam Heime und Ausbildungsstätten für behinderte junge Menschen ein. Francis Nguyen Van Hoi (Foto re.) half, ein Wohnheim zu errichten.
Wie groß ist die Chance, dass die jungen Frauen und Männer danach auch wirklich eine Arbeit finden? Das kann keiner besser beurteilen als Francis Nguyen Van Hoi. Francis stammt aus Vietnam und war einst selbst Schüler von Bischof Peter. Seit den 80erJahren lebt Francis in München. Francis ist ein guter Geschäftsmann und hat es zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Er wollte dem Leben, das es gut mit ihm meinte, etwas zurückgeben. Nun engagiert er sich für Bischof Peters Kinder, für jene behinderten jungen Menschen in seiner alten Heimat, die vergessen schienen. Ohne ihn gäbe es kein Wohnhaus in Thai Binh. Begeistert spricht Francis von den Erfolgen, von behinderten Menschen, die nun als einzige in ihrem Dorf
einen PC bedienen können und deswegen von den Bewohnern als eine Art Gemeindesekretäre beschäftigt werden. Wer etwa einen offiziellen Brief schreiben muss, kann ihn sich nun von den jungen Frauen oder Männern tippen lassen. „Die Kraft der Liebe ist gewaltig“, sagt Francis, der erlebt, wie die jungen Menschen aufblühen, weil sie der Gemeinschaft nun nicht länger zur Last fallen. All jene, die mit Behinderten arbeiten, wissen, wie viel Kraft es kostet, auch ihr Leid mitzutragen. Denn Francis und die Salesianer können den Jugendlichen zwar eine Ausbildung ermöglichen, doch der Selbsthass, die nächtliche Verzweiflung und die Diskriminierung seitens ihrer Mitmenschen lassen sich nur schwer
china
Hanoi laos
amerika
Länderprofil Vietnam Hauptstadt Hanoi Einwohnerzahl 90 Millionen (Davon gehören ca. 10 Millionen einer Minderheit an. In Vietnam gibt es 54 ethnische Gruppen, u. a. Hmong, Thai, Khmer und Chinesen.) Landessprache Vietnamesisch Religionen/Kirchen Buddhisten (ca. 20 Millionen), Katholiken (ca. 6,2 Millionen), Protestanten (ca. 1 Million), diverse synkretistische Religionen
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thailand
Vietnam
e u r o pa asien
kambodscha
a fr i k a australien SÜDamerika
Die Salesianer Don Boscos in Vietnam 1952 sandte die Provinz Hong Kong zwei Salesianer nach Hanoi, die dort ein Waisenhaus mit 300 Kindern übernehmen sollten. Nachdem Vietnam im Rahmen der Genfer Verträge 1954 geteilt worden war, flohen die Salesianer aus dem kommunis-
Don Bosco
vertreiben. Scheinbar ganz normale Probleme Heranwachsender sind für die jungen Menschen oft schier unlösbar oder zumindest gravierender. Werden sie jemals einen Partner finden? Können sie eine Familie gründen?
„Euer Herz ist nicht behindert“ In solch dunklen Momenten spricht Francis seinen Schützlingen Mut zu: „Ihr seid vielleicht körperlich behindert, nicht aber euer Herz. Ihr habt ein Recht zu lieben.“ Wenn es dunkel wird, kommen oft die Schmerzen. Francis erzählt: „Eines Nachts ganz am Anfang meines Engagements bekam ich einen Anruf von Anh, einer 21 Jahre jungen Frau. ‚Ich möchte mich verabschieden‘, sagte sie. ‚Ich will sterben.‘ Sie hatte gerade das Abitur gemacht. Ich wusste nicht, wie ich sie aufhalten kann, und erzählte ihr von dem Wohnheim, das wir bauen wollten. ‚Ich brauche dabei deine Hilfe, denn du kannst gut lesen und schreiben und ich muss jede Menge Papierkram erledigen, wenn das klappen soll. Bitte warte noch etwas. Der Tod läuft dir nicht weg.‘ Anh schwieg lange. ‚Warum hilfst du uns?‘, fragte sie dann. Ich antwortete ihr, dass auch ich behindert sei, nur sei meine Behinderung nicht sichtbar. Jeder von uns ist behindert.“ Anh fand später einen liebevollen Ehemann und lebt heute mit zwei Kindern in Saigon. Francis muss heute noch oft an diese Nacht denken. Die Nacht, in der er begriff, was Hoffnung bedeuten kann.
tisch regierten, abgeriegelten Norden in das offene Südvietnam. 1959 eröffneten sie ihre erste technische Berufsschule in Saigon mit bis zu 800 Auszubildenden. 1975, nach der Wiedervereinigung des Landes unter kommunistischer Herrschaft, ging das Zentrum, wie auch einige andere Schulen der Salesianer, in staatliche Hand über. Erst nach und nach gründeten die Salesianer in den Randbezirken der Stadt wieder kleine Ausbildungswerkstätten. 2001 erhielten sie von der Regierung die Genehmigung, zwei Ausbildungszentren zu gründen, eins in Tan Ha, Bao Loc District, Provinz Lam Dong, das andere in Phuoc Loc, Provinz Vung Tau. Im Jahr 2003 wurden die beiden Technischen Schulen eröffnet. Heute führen die Salesianer mehr als 24 Zentren und ein Dutzend kleine Gemeinschaften in Vietnam. Die Salesianer Don Boscos sind der einzige Orden, der mit offizieller Autorisierung
Ein langer Weg für Hoa Das Mädchen mit dem rot-schwarzen Shirt ist Hoa. Sie ist 23 Jahre alt. Hoa kann nicht sprechen, auch mit dem Greifen hat sie Probleme. Hoa macht eine Ausbildung zur Computerfachkraft. Das ist bisweilen ziemlich mühsam, denn Hoa kann nur wenige Finger zum Schreiben nutzen, doch ihr unerschütterlicher Optimismus hat ihr schon über manche Frustration hinweggeholfen. Kontakt zu ihrer Familie besteht nur eingeschränkt. 21 Jahre lang war Hoa ein Familienmitglied zweiter Klasse. Ihre Eltern hatten sie im Hinterhof eingesperrt und als billige Arbeitskraft ausgebeutet. Lesen und Schreiben hat sie erst in der Don Bosco Einrichtung gelernt. Noch hat sie wenige Freunde. Die lange Isolation hat sie anderen Menschen gegenüber sehr schüchtern werden lassen. Außerdem leidet sie an unkontrollierten Zuckungen und einem Augenleiden, das oft sehr schmerzhaft ist. Dann vergräbt sie sich am liebsten und frönt ihrer neuen Leidenschaft: Klatschzeitschriften lesen …!
der Regierung tätig ist. Seit 2005 sind auch erste Niederlassungen in Nordvietnam entstanden. Anders als in Deutschland gibt es einen Berufungsboom – die Zahl der jungen Männer, die in den Orden eintreten wollen, ist sehr hoch.
Kontakt Wenn Sie mehr über die Einrichtungen in Vietnam erfahren wollen, wenden Sie sich bitte an Cornelia Brenig von Don Bosco Mission: Don Bosco Mission Sträßchensweg 3, 53113 Bonn Tel.: 0228 / 539 65 76 c.brenig@donboscomission.de www.donboscomission.de
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Don Bosco Brennpunkt
Augenblick der Unbeschwertheit: Ein syrisches Mädchen spielt mit einem kleinen Kind im Akcakale-Flüchtlingscamp im Süden der Türkei. Im Flüchtlingslager nahe der syrischen Grenze leben inzwischen mehr als 10.000 syrische Flüchtlinge. Derzeit sind etwa 115.000 Syrer auf 14 Camps in der Türkei verteilt. Weitere 70.000 leben nach Regierungsangaben außerhalb der Lager bei Gastfamilien.
Auf der Flucht
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äglich werden es mehr: Die Zahl der registrierten syrischen Flüchtlinge und solcher, die für die Registrierung bereits vorgemerkt und in die Nachbarstaaten geflohen sind, ist mittlerweile auf mehr als 450.000 angewachsen. Tendenz täglich steigend. Viele Menschen, die um ihr Leben bangen, haben ihre Heimat bereits verlassen und Zuflucht im Libanon, in Jordanien und in der Türkei gesucht. Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Auch Binnenflüchtlinge sind auf internationale Hilfe angewiesen. So bringt etwa das UN-Flücht-
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kt
lingswerk UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) Hilfspakete in Flüchtlingslager und setzt humanitäre Hilfe für rund eine Million Notleidende um. Insgesamt sind 2,5 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Seit Monaten wird Syrien von schweren Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Baschar al-Assad erschüttert. Mehr als 30.000 Menschen verloren bisher ihr Leben. Rund 200.000 Zivilisten wurden bei den Kämpfen verletzt.
Foto: UNHCR / Anna Branthwaite; www.unhcr.de
Syrien:
un nnp
Don Bosco Drei Fragen an P. Munir El Rai
Volontäre
»Wir müssen den Hass besiegen« Immer mehr Menschen fliehen aus Syrien. Hunderttausende suchen Schutz in Nachbarländern wie dem Libanon, Jordanien oder der Türkei. Die Situation im Land spitzt sich immer mehr zu. P. Munir El Rai, Provinzial der Salesianer im Nahen Osten, besuchte vor Kurzem das von den Kriegswirren erschütterte Land und traf junge Menschen, die sich nach der Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe sehnen. Von ihnen allen hörte er denselben Klageruf: „Haaj“ – Es reicht!
Kürzlich reisten Sie über mehrere Wochen in das vom Bürgerkrieg gebeutelte Syrien. Wie wirkt sich der Krieg auf das Leben der Menschen aus? P. Munir El Rai: Die Situation spitzt sich immer mehr zu. Es herrscht Chaos. Überall sind Straßensperren errichtet. Überall sieht man bewaffnete Panzer. Alle sprechen jetzt die Sprache des Krieges; Kinder kennen die Namen von Waffen und können sogar nach einer Explosion genau benennen, mit welcher Waffe das Unheil angerichtet wurde. Viele junge Menschen haben ihre Hoffnung auf eine eigene Zukunft und auf eine Zukunft für ihr Land verloren. Familien, die aus ihrer Heimat geflohen sind und jetzt in Flüchtlingscamps in Jordanien oder dem Libanon leben oder bei den Salesianern in Syrien Schutz gefunden haben, fühlen sich jetzt zwar sicher. Doch sie machen sich auch große Sorgen
um ihre Angehörigen oder Freunde, die in Aleppo zurückgeblieben sind. Derzeit sind in Syrien 13 Salesianer an vier Standorten tätig. Wie können die Salesianer vor Ort helfen? P. Munir El Rai: Die Gemeinschaft in Damaskus etwa liegt in einem sehr sicheren Stadtgebiet. Vier Salesianer versuchen dort, den Jugendlichen und ihren Familien ein Zeichen der Hoffnung zu geben. Sie organisieren Gesprächsrunden, geistliche Impulse und Freizeitaktivitäten. Das Zentrum ist in den Kriegswirren zu einer Oase des Friedens und der Ruhe, des Teilens und der Gastfreundschaft geworden und wird immer mehr von jungen Menschen aus der Nachbarschaft genutzt. Alle Mitbrüder haben bei meinem Besuch ihre Entscheidung bekräftigt, in Syrien zu Don Bosco Aktuell bleiben und vor Ort den jungen Menschen beizustehen.
Während meiner Reise traf ich mich auch mit vier Salesianern in unserer Niederlassung Kafroun. Wir beschlossen, das Haus nun ganzjährig offen zu lassen, um den vertriebenen Menschen von Aleppo Unterkunft zu gewähren: Momentan sind dort 40 Menschen einschließlich der Familien von Mitbrüdern, unsere ehrenamtlichen Helfer und Mitarbeiter untergebracht. Was brauchen die Menschen in Syrien jetzt am nötigsten? P. Munir El Rai: Es scheint mir zwei große Herausforderungen zu geben: Einmal müssen wir die Bevölkerung in dieser Notsituation unterstützen. Da die Situation in Syrien überwiegend politisch und medial behandelt wird, fehlt es an humanitärer Hilfe. Zweitens ist es nötig, nach so viel Gewalt erfolgreich den Hass zu besiegen, denn das wird letztlich den Frieden zurückbringen.
Die Arbeit der Salesianer Don Boscos in Syrien
So können Sie helfen
Die Salesianer Don Boscos sind seit 1948 in Syrien tätig. 13 Salesianer leiten heute in den Orten Aleppo, Damaskus und dem Bergdorf Karfroun u.a. ein Sozial- und ein Pastoralzentrum. Mit dem Beginn massiver Unruhen reagierten sie vor Ort schnell auf die veränderten Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen: Während die Salesianer bisher im Oratorium, dem Kinder- und Jugendzentrum in Aleppo, ausschließlich bis zu 400 Kinder betreuten, helfen sie dort wie auch in der Hauptstadt Damaskus seit Ausbruch des Bürgerkrieges insbesondere Inlandsflüchtlingen. So lassen sie Kinder und deren Familien bei sich wohnen, versorgen sie mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.
Für weitere Informationen über die Projekte der Salesianer in Syrien steht Ihnen unser Projektreferent Federico Lagi gerne zur Verfügung. Don Bosco Mission, Sträßchensweg 3, 53113 Bonn, Tel.: 0228/539 65 64, f.lagi@donboscomission.de www.donboscomission.de
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Don Bosco
„Ich bin eben anders als die anderen“ Früher war er immer auf dem Sprung, fing mal ein Freiwilligenjahr an und jobbte im Callcenter. Seine Tage hatten keine Struktur, manchmal zog er sich auch einfach zurück, ohne sich bei jemandem zu melden. Als Auszubildender im Don Bosco Jugend-Werk Sachsen lernte Robin, mit seiner psychischen Beeinträchtigung besser umzugehen. Das Don Bosco magazin hat ihn in Burgstädt getroffen. Text: Hannah-Magdalena Pink; Fotos: Andreas Seidel
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m kurz nach 8 Uhr morgens herrscht schon reger Betrieb im Don Bosco Jugend-Werk Sachsen. Bei den Raumausstattern im zweiten Stock werden neue Polster für einen Sessel zugeschnitten, auch in der Verwaltung wird bereits gearbeitet. Robin ist mit der Ausbildungsleiterin des JugendWerks verabredet, um über sein nächstes Praktikum in einem großen Supermarkt zu sprechen. Aber der angehende Einzelhandelskaufmann ist nicht da. Als er auch eine Viertelstunde später nicht im Büro eintrifft, ruft Syndi Winter-Stein ihren Schützling an: Er hat verschlafen. „Komm in die Gänge, ja? Wir holen dich ab“, sagt die gelernte Erzieherin und Diplom-Verwaltungswirtin freundlich, aber bestimmt. Nach einer guten halben Stunde steht Robin etwas nervös in der Tür. Er trägt einen dunkelblauen Parka, seine dunkelblonden Haare sind von der Mütze verwuschelt. Der 25-Jährige ist einer von rund 280 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung, die im Don Bosco Jugend-Werk Sachsen in Burgstädt und Hartmannsdorf, etwa 20 Kilometer entfernt von Chemnitz, eine Ausbildung absolvieren. Seine Einschränkung merkt man Robin zunächst nicht an, denn er hat eine posttraumatische Belastungsstörung, eine psychische Beeinträchtigung, die vermutlich auf traumatische Erlebnisse in seiner Kindheit zurückgeht. „Alte Wunden, die immer wieder aufreißen“, sagt Robin lakonisch, er spricht nicht gerne darüber. Vorsichtig deutet er an, dass er aus schwierigen Familienverhältnissen stammt. Mit 18 zog er in eine eigene Wohnung, weil er es zu Hause nicht mehr aushielt. Bevor er ins Jugend-Werk der Salesianer Don Boscos kam, machte Robin Schwierigkeiten meistens mit sich selbst aus und sprach mit niemandem über seine Sorgen oder Pläne. Nach seinem Realschulabschluss besuchte er ein Wirtschaftsgymnasium, aber nach einem Jahr hatte er keine Lust mehr. Im Internet las er von der Möglichkeit, ein freiwilliges ökologisches Jahr auf einem Bauern-
hof in der Nähe zu leisten. Robin wurde genommen und brach die Schule ab. „Ich war 18, ich hatte die Freiheit, das zu tun. Innerhalb von 24 Stunden war ich jemand Anderes. Wer sollte mich schon aufhalten?“, sagt er und zieht fragend die Schultern hoch.
„Ich lasse mich zu sehr ablenken“ Aber auch sein Freiwilligenjahr warf er einen Monat vor dem offiziellen Ende hin. Warum, kann er sich heute selbst nicht mehr erklären. „Mir war einfach danach“, sagt er und fährt sich mit der Hand durch die Haare. Robin war ständig auf dem Sprung. Immer wieder fing er Praktika oder Jobs an, ging dann aber nicht mehr hin: weil er sich langweilte, weil er verschlafen hatte und es schon viel zu spät war, oder weil er sich – aus Angst, er könne Ärger wegen seiner Fehltage bekommen – nicht mehr hintraute. „Heute denke ich, dass das unnötig war“, sagt Robin nachdenklich, während er die Bündchen seiner Weste zurechtzupft. Wie sich seine posttraumatische Störung auswirkt, ist für Außenstehende nicht immer greifbar. „Ich lasse mich manchmal zu sehr ablenken und nehme einiges komplizierter als andere“, erklärt Robin. „Dadurch bin ich vielleicht in manchen Situationen etwas unbeholfener“, reflektiert er weiter. Dass er eine seelische Beeinträchtigung hat, sagt Robin selten über sich selbst. „Ich bin halt ein bisschen anders als die anderen“, findet er. Über die Agentur für Arbeit kam der damals 23-Jährige schließlich im Rahmen einer RehaWenn Robin zur Arbeit in den Don Bosco Laden bilitationsmaßnahme nach kommt, zieht er zunächst Burgstädt. das rote Hemd, seine Berufskleidung, an (Mitte). Im Laden ist Robin unter anderem für das Teesortiment verantwortlich (rechts). Mit seiner Ausbilderin Sabine Hoyer (links) bespricht er die neuen Sorten.
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Ausbildung und Berufsvorbereitung
Psychische Behinderung
Die Don Bosco Jugend-Werk Sachsen GmbH bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, in hauseigenen Betrieben und Werkstätten einen von 46 durch IHK, Handwerkskammer und dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie anerkannten Ausbildungsberufen zu erlernen. Die Bandbreite reicht von kaufmännischen und handwerklichen Berufen bis hin zum Mediengestalter. Etwa ein Drittel der rund 270 Auszubildenden und 75 Teilnehmer an einer berufsvorbereitenden Maßnahme sind körperlich eingeschränkt, etwa 30 Prozent haben eine Lernbehinderung und 34 Prozent der jungen Menschen haben eine psychische Behinderung.
Nach § 2 des Sozialgesetzbuches IX sind seelische Störungen wie die Folgen eines Traumas oder eine psychische Erkrankung eine Behinderung, „wenn die geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit eines Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und dadurch die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.“
Hier werden die Lehrlinge während ihrer Ausbildung von Sozialpädagogen begleitet. Da die Beeinträchtigungen der Azubis von körperlichen Behinderungen wie Spastiken oder Stoffwechselkrankheiten über Lernbehinderungen bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen wie bei Robin reichen, sind der Einrichtung zudem verschiedene Fachdienste angegliedert. Je nach Bedarf finden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei Psychologen oder, wenn sie eine körperliche Behinderung haben, bei einer Ergotherapeutin weitere Unterstützung.
Feste Strukturen schaffen Robin fühlte sich in Burgstädt erst unsicher. „In der Schule hielt er sich eher fern von den anderen Auszubildenden“, erzählt Ute Jentzsch, die Robin und seine Azubi-Kollegen im Bereich Einzelhandel sozialpädagogisch begleitet. Um sich besser zurechtzufinden, arbeitete Robin zunächst in einem kleinen ruhigen Lebensmittelladen in der Außenstelle des Don Bosco Jugend-Werks in Hartmannsdorf, einem kleinen Ort bei Burgstädt. Zu Beginn der Ausbildung musste sich der heute 25-Jährige wieder an einen normalen Tagesablauf gewöhnen. „Er hatte einen ganz verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus“, erinnert sich Ute Jentzsch. Außerdem vergaß Robin oft Termine und wusste manchmal nicht, welcher Wochentag war. Die Sozialpädagogin erarbeitete dann mit ihm eine feste Wochenstruktur: Montags ist er immer in Burgstädt, um mit seiner Betreuerin und einer Psychologin zu besprechen, wie es gerade in der Ausbildung läuft. Donnerstags hat er Berufsschule und an den anderen Tagen der Woche geht er seiner gewohnten Arbeit nach. Neben der Ausbildung in den Läden und Werkstätten des Don Bosco Jugendwerks können die Azubis pro Aus-
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bildungsjahr ein Praktikum in anderen Betrieben absolvieren. Robin schaute bisher bei einem Großhändler hinter die Kulissen und arbeitete in der Rechnungsabteilung einer Supermarktkette mit. Am liebsten macht Robin jedoch die Verwaltungsarbeit: Bestandspflege, Rechnungen bearbeiten und neue Etiketten erstellen. Wenn ihn aber sein Trauma wieder einholt, zieht Robin sich zurück. „Er kommt dann einfach nicht zur Arbeit oder zur Schule und vergräbt sich zu Hause“, sagt Ute Jentzsch. „Deshalb haben wir mit ihm vereinbart, dass wir ihn anrufen, wenn er zu spät kommt.“ Nach dem ersten Lehrjahr stand es auf der Kippe, ob Robin weiter eine Förderung durch das Arbeitsamt erhält und seine Ausbildung weitermachen kann. Mit Hilfe des Ausbildungsteams des Jugend-Werks überwand er sein Tief. Inzwischen kann Robin recht gut mit seiner Beeinträchtigung umgehen. „Ich habe gelernt, wie ich Probleme nicht nur im Stillen für mich alleine löse, sondern auch mit anderen darüber spreche“, sagt Robin. Jetzt, im dritten Lehrjahr, ist er im Laden Don Bosco GeschenkIdee in Burgstädt eingesetzt. Dass er, wie an diesem Tag, verschläft, kommt nicht mehr so häufig vor wie früher. Für seine Termine hat er einen Kalender. Nachdenklich wird Robin, wenn es um die Zeit nach seiner Ausbildung geht. Er hat sich in der Einrichtung der Salesianer Don Boscos in Burgstädt und Hartmannsdorf nach mehr als zwei Jahren Ausbildung gut eingelebt. „Die Leute kennen mich. Ich muss hier niemandem erklären, wie ich bin.“ Im kommenden August wird er seine Ausbildung beendet haben und muss eine Stelle suchen. „Vielleicht finde ich Arbeit in einer Tankstelle mit einem kleinen Shop. Dafür werden öfter Leute gesucht“, meint er. Ein wenig Sorgen macht ihm, dass er dann den geschützten Raum des Don Bosco Jugend-Werks verlassen muss. „Denn ‚draußen‘ kommt dich niemand abholen, wenn du mal verschlafen hast“, sagt Robin und lacht.
Don Bosco
Wallfahrt der Don-Bosco-Statue
„Don Bosco kommt zu uns“ Vom 28. November bis zum 28. Dezember reiste eine Don-Bosco-Statue mit einer Reliquie des Heiligen durch Deutschland und die Schweiz und machte Station in verschiedenen Einrichtungen der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern. Ausgangsort der Wallfahrt war München, wo sich das Provinzialat der Ordensgemeinschaft befindet. Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde am 1. Dezember in der Pfarrkirche St. Wolfgang in München die Wallfahrt der Don-Bosco-Statue eröffnet. Zahlreiche Gemeindemitglieder, Don Bosco Schwestern und Angehörige weiterer Ordensgemeinschaften waren der Einladung der Salesianer Don Boscos gefolgt. In seiner Predigt griff Provinzialvikar P. Reinhard Gesing, der dem Gottesdienst vorstand, einen Satz des Papstes aus dessen Schreiben „Deus Caritas est“ auf. Darin nennt Benedikt XVI. die Heiligen „die wahren Lichtträger der Geschichte“ und zählt insbesondere auch den Heiligen Johannes Bosco dazu. „Don Bosco ist ein Lichtträger für eine große Zahl junger Menschen geworden, als Priester und Er-
zieher“, sagte P. Gesing. Durch ihre Reise ermutige die Statue die Menschen, selbst zu Lichtträgern nach dem Vorbild Don Boscos zu werden, erklärte P. Gesing. „Denn gerade die Kranken, die Benachteiligten und die Schwachen warten auf dieses Licht. Wenn wir das Licht der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung verschenken, dann wird es ein wenig heller in der Welt.“ Mit diesen Worten schloss der Provinzialvikar seine Predigt. Die nächste Station der Statue nach München war die Pfarrkirche St. Johannes Bosco in Germering, wo über hundert Kinder mit ihren Eltern den Familiengottesdienst besuchten. Am Nachmittag ging es dann weiter zum Gymnasium Marianum in Buxheim. Die Schüler empfingen
P. Reinhard Gesing segnet die Statue während des Gottesdienstes zum Auftakt in München.
die Statue am Montagmorgen mit einem Theaterstück über Don Bosco. Später durften die Schüler sich mit der Statue fotografieren lassen. Noch bis zum 28. Dezember reiste die Statue zu Einrichtungen der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern. Einen ausführlichen Bericht über die Wallfahrt lesen Sie in Ausgabe 2/2013 des DON BOSCO magazins. hmp
Don Bosco Aktuell
Rechtsstreit der „Stiftung Gerini“ ROM Ein römisches Gericht hat im November eine Klage der Salesianer Don Boscos in Italien wegen Millionenbetrugs in einer Erbangelegenheit zurückgewiesen. In dem Rechtsstreit zwischen der Stiftung „Fondazione Gerini“ und Anwälten soll die Stiftung unter Verwaltung der „Direzione Generale Opere Don Bosco“, einer rechtlich selbständigen Niederlassung des Ordens in Italien, nun viele Millionen Euro an einen der Anwälte zahlen. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht ein 2007 abgeschlossener Vertrag mit Neffen des 1990 verstorbenen Alessandro Gerini, die nach dem Tod Gerinis sein Testament angefochten hatten. Nachdem es zwischen den Parteien zu einer Einigung gekommen war, wurde der Schätzwert des Erbes nach oben korrigiert. Hiervon profitierten Vermittler und
die Erben, die 15 Prozent der Gesamtsumme erhalten sollten. Die „Direzione Generale Opere Don Bosco“ prüft derzeit das Urteil und behält sich weitere rechtliche Schritte vor. Von den finanziellen Forderungen betroffen ist nicht die gesamte Ordensgemeinschaft, sondern die Stiftung Gerini. „Für diese Stiftung bürgt allein die ,Direzione Generale Opere Don Bosco‘, eine rechtlich selbständige Niederlassung unseres Ordens in Rom“, erklärte der deutsche Provinzial P. Josef Grünner. Die Deutsche Provinz sei rechtlich selbständig und von möglichen Forderungen nicht betroffen. „Ich garantiere, dass Spenden an unsere deutschen Einrichtungen oder für weltweite Zwecke über die Don Bosco Mission in Bonn weiterhin voll zugunsten junger Menschen eingesetzt werden und von möglichen juristischen Forderungen unberührt bleiben“, so Grünner. red
50 Jahre Pfarrkirche Don Bosco Augsburg Mit einem Gottesdienst und einem Familien-Pfarrfest feierten die Salesianer Don Boscos Anfang Oktober das 50-jährige Weihejubiläum der Pfarrkirche Don Bosco in Augsburg. Zu den Gratulanten gehörten auch Weihbischof Florian Wörner und Dr. Kurt Gribl, Oberbürgermeister von Augsburg. Ulrike Reich
P. Putzer und Weihbischof Wörner beim Gottesdienst
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Don Bosco
Volontäre
Anpacken. Mithelfen. Zeit schenken. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr mit jungen Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in salesianischen Einrichtungen leisten, ist nun der zweite FSJler-Jahrgang aktiv. Die jungen Frauen und Männer arbeiten mit Kindern und Jugendlichen in Jugendwohnheimen, Werkstätten und im Rahmen von Seminaren im Zentrum für Umwelt und Kultur.
Die 29 jungen Erwachsenen arbeiten im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres in verschiedenen Einrichtungen der Salesianer Don Boscos mit, z.B. in Lehrwerkstätten in Helenenberg oder in Wohngruppen in Bamberg.
Zum 1. September 2012 haben 29 junge Frauen und Männer bei den Salesianern Don Boscos ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begonnen. Sie bilden nach den gu-
ten Erfahrungen aus den letzten zwölf Monaten nun den zweiten Jahrgang und sind in folgenden Einrichtungen tätig: Bamberg, Benediktbeuern, Bonn, Chem-
nitz, Ensdorf, Helenenberg, Jünkerath, München, Pfaffendorf-Ebern, Sannerz und Trier. Anfang Oktober trafen sich die neuen FSJler/innen mit dem Team von Don Bosco Volunteers Inland (FSJ-Referentin Claudia Mayer sowie Lisa Gut und Nils Flitter) zur ersten gemeinsamen Seminarwoche in München. Neben dem Kennenlernen standen vor allem Themen wie „Rechte und Pflichten im FSJ“, „Praxisreflexion“ sowie eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Leitlinien zum Arbeiten im Geiste Don Boscos auf dem Programm. Zum Abschluss des Seminars erhielt jede/r – quasi als „Arbeitskleidung“ – eines der beliebten roten Come-toBosco-T-Shirts. Wer an Freiwilligendiensten im Inland (FSJ oder BFD) interessiert ist, kann sich gerne jederzeit bei Claudia Mayer (freiwillig@donbosco.de) oder im Internet unter www.mach-was-sinnvolles.de informieren. Nils Flitter SDB
Don Bosco Aktuell
Visitation der Don Bosco Schwestern
kannte und benannte einfühlsam Stärken wie auch Schwächen im Miteinander und lud ein, mit Freude und Vertrauen den Weg gemeinsam weiterzugehen – auch auf die bevorstehende Fusion mit der österreichischen Provinz hin. Zum Abschluss ihrer Visitation traf Sr. Kathleen sich noch einmal mit den Provinzräten aus Deutschland und Österreich. Sr. Rita Breuer
Sr. Kathleen Taylor (2.v.r.) im Gespräch mit den Provinzräten aus Deutschland und Österreich
Fruchtbare Diskussion
Rottenbuch Vom 25. September bis zum 11. November 2012 war Sr. Kathleen Taylor, Generalrätin aus Rom, als Visitatorin in der Deutschen Provinz der Don Bosco Schwestern unterwegs. Sie lernte in diesen Wochen die Gemeinschaften näher kennen und sprach mit den Schwestern. Sr. Kathleen er-
Benediktbeuern Bei den Benediktbeurer Management-Gesprächen Ende Oktober 2012 debattierten rund 90 Repräsentanten aus Wirtschaft und Wohlfahrtsverbänden darüber, inwiefern sich Gewinnerzielung und gesellschaftlich verantwortliches Handeln miteinander vereinbaren lassen. Impulsgeber für
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die Diskussion waren Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes e.V., und Georg Fahrenschon, Staatsminister a.D. und Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Die Benediktbeurer Management-Gespräche zielen auf einen gedanklichen Austausch von Entscheidungsträgern aus Wirtschaftsunternehmen und sozialen Organisationen. pm/hmp
Vertreter aus Wirtschaft und von Non-Profit-Organisationen trafen sich im Kloster Benediktbeuern.
Don Bosco
Don Bosco Stiftungszentrum
Veranstaltungen des Stiftungszentrums 2013 Förderer, Stifter und solche, die es werden wollen, haben auch 2013 wieder zahlreiche Gelegenheiten, sich auszutauschen und Projekte der Salesianer kennenzulernen. Zu insgesamt acht Veranstaltungen lädt das Don Bosco Stiftungszentrum 2013 ein – darunter eine Stadtführung in Bamberg, zwei Stiftertreffen, eine Stifterreise und zwei Wanderungen. Im Folgenden eine kleine Auswahl: 7. Mai: Stifter laden Stifter ein Bamberg ist UNESCO-Weltkulturerbe und Bischofsstadt. Die Stadt hat über die Region hinaus bekannte Modellprojekte für benachteiligte Jugendliche, wie den „Circus Giovanni“ und die ChanceJugend-Fähre. Heribert Trunk, Stifter der „Chance Jugendstiftung“ im Don Bosco Stiftungszentrum, IHK-Präsident Oberfranken und Unternehmer, zeigt zusammen mit Emil Hartmann, Don Bosco Bamberg, seine Heimatstadt. 22. Juni: Stiftertreffen 2013 Das Stiftertreffen findet 2013 wieder in Benediktbeuern im Zentrum für Umwelt und Kultur statt. Es ermöglicht Begegnung und Austausch mit Gleichgesinnten und gibt Einblick in die Stiftungs- und Projektarbeit.
Wien wird 2013 das Ziel der Stifterreise sein.
1. bis 4. Juli: Stifterreise nach Wien Neben einigen der vielen Sehenswürdigkeiten Wiens lernt die Reisegruppe auch Projekte der Salesianer Don Boscos in der Hauptstadt Österreichs kennen. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Die Reiseleitung liegt in den Händen von P. Herbert Bihlmayer SDB und Carola Holzmann.
18. Oktober: Regionales Stiftertreffen Das Don Bosco Stiftungszentrum lädt zum regionalen Stiftertreffen nach Bonn ein. Die Veranstaltung findet bei der Don Bosco Mission statt. Dort erhalten Teilnehmer einen Einblick in die Arbeit der Salesianer Don Boscos im Ausland.
Wenn auch Sie sich für die Gründung einer eigenen Stiftung interessieren, ein Projekt unterstützen oder an einer Veranstaltung des Don Bosco Stiftungszentrums teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an: Don Bosco Stiftungszentrum Landshuter Allee 11, 80637 München Tel.: 089 / 744 200 270 Fax: 089 / 744 200 300 stiftungszentrum@donbosco.de www.donbosco.de/stiftungszentrum
Don Bosco Aktuell
Seligsprechung Sr. Maria Troncatti Ecuador Am 24. November wurde Sr. Maria Troncatti durch Salesianerkardinal Angelo Amato seliggesprochen. Die 1883 geborene Italienerin und gelernte Krankenschwester gründete als Missionarin in Ecuador eine Ambulanz, aus der später ein Krankenhaus entstand. Sie setzte sich zudem für die Bildung von Kindern und Jugendlichen und für die Überwindung von Spannungen zwischen der weißen und der Urbevölkerung des Landes ein. Als die Situation zu eskalieren drohte, bot sie Gott ihr Leben als Beitrag zur Versöhnung an. Sie starb kurz darauf am 25. August 1969 bei einem Flugzeugabsturz. swö
Jubiläen 50 Jahre Priester: P. Hans-Joachim Rennkamp (11.02.1963, Köln) und P. Heinz Bernhard Schuh (11.02.1963, Köln)
Verstorben Sr. Maria Rüsel Sr. Maria Rüsel lernte schon als Schülerin die Gemeinschaft der Don Bosco Schwestern in Borbeck kennen. 1949 machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin und leitete bis 1971 verschiedene Kindergärten der Schwestern in ganz Deutschland. Seit 1971 war sie in München und Rottenbuch tätig. Geboren: 13.08.1917 in Essen Profess: 05.08.1940 Verstorben: 20.10.2012
Sr. Kreszentia Schmidl Während ihres Ordenslebens wirkte Sr. Kreszentia Schmidl als Köchin in verschiedenen Niederlassungen der Don Bosco Schwestern. Sie war u.a. in Rottenbuch, Burghausen, Eschelbach und Kelheim tätig. Geboren: 21.11.1932 in Zuchering Profess: 05.08.1957 Verstorben: 29.10.2012 Sr. Agnes Langenkamp Mehrere Jahre leitete Sr. Agnes Langenkamp als Oberin die Gemeinschaften in Köln, Scholven und Rottenbuch. Von 1998 an half sie an der Pforte und bei der Versorgung der Kranken in Rottenbuch. Geboren: 08.04.1932 in Mentrup Profess: 05.08.1958 Verstorben: 01.11.2012
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Don Bosco
p o st a u s R o m
SDB – Sind dauernd beschäftigt
ROMA
„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir …“, diesen Song von Tim Bendzko hörend, fragte ich mich, ob wir Salesianer nicht auch gelegentlich so wirken wie der junge Mann in dem Lied, der keine Zeit mehr für die Schönheiten des Lebens hat. Keine andere Kongregation ist so weit auf dem Erdball präsent wie die Salesianer. Und man kann behaupten, dass wir tatsächlich zur Verbesserung der Welt und der Lebenssituation der Menschen beitragen, weil wir stets unterwegs zu den Jugendlichen sind. Sie sorgen dafür, dass unser Leben oft bunt, gelegentlich turbulent und immer spannend ist. So haben wir oft viele Gründe, unsere Abkürzung SDB mit „Sind dauernd beschäftigt“ zu formulieren, denn an Arbeit fehlt es nie. In unserem Generalat in Rom, wo die Fäden der Welt zusammenlaufen, erfahren wir täglich von Ereignissen, welche nie in den Zeitungen und TV-Nachrichten auftauchen und die doch wesentlich die Lage der Menschen beeinflussen. Unsere Antworten können nicht alle Not lindern, doch wo Salesianer, Don Bosco Schwestern und Salesianische Mitarbeiter vor Ort sind, hat bereits die Wende zum Besseren begonnen. Die neuen Präsenzen in Bangladesch, Pakistan, Bulgarien und Aserbaidschan entwickeln sich sehr gut, die Menschen sind dankbar, dass wir nun bei ihnen sind. Solche neuen, aber auch die traditionellen Standorte erfordern Ordensmänner, die ihre ganze Lebensenergie in die Projekte geben. Damit sie dies tun können, braucht es eine gute Grundausbildung und eine Begleitung in Krisen, um den Kompass des Ordenslebens immer wieder auf die Konstitutionen auszurichten – und somit auf Christus. Dies zu ermöglichen in einer Zeit, in der Beziehungen fragil sind und Kritik an Kirche nicht ausbleibt, gehört zu den Kernaufgaben des Generalates in Rom. Dass es bisher gelingt, zeigt die erfreuliche Zahl von mehr als 3.500 jungen Aspiranten, Novizen, Klerikern und Brüdern in unseren Ausbildungszentren weltweit. Das anstehende Jahr 2013 wird spannend, da in allen unseren Provinzen die Provinzkapitel (zur Vorbereitung auf das Generalkapitel 2014) tagen und uns ihre Ergebnisse nach Rom einreichen. Über einzelne Entwicklungen quer über den Erdball werde ich Ihnen im Laufe des Jahres gerne berichten.
Br. Jean Paul Muller ist seit 2011 Generalökonom der Salesianer Don Boscos in Rom. In seiner Kolumne für das Don Bosco magazin schreibt der ehemalige Leiter der Missionsprokur in Bonn, welche Themen den Orden aktuell weltweit beschäftigen.
Ihr Br. Jean Paul Muller SDB
lexikon
Das Generalat Das Generalat der Salesianer Don Boscos befindet sich in Rom, etwas außerhalb an der „Via della Pisana“ gelegen. Es ist der zentrale Verwaltungssitz der Ordensgemeinschaft. Im Generalat residiert auch der Generalobere der Salesianer Don Boscos, Don Pascual Chavéz Villanueva. P. Pascual Chavéz wurde im April 2002 zum Generaloberen ernannt. Er ist der neunte Nachfolger Don Boscos. Unser Autor Br. Jean Paul Muller lebt und arbeitet als Generalökonom ebenfalls im Generalat. Dort finden regelmäßig Sitzungen des Generalrats und andere wichtige Versammlungen der Salesianer Don Boscos, wie zum Beispiel das alle sechs Jahre stattfindende Generalkapitel, statt.
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Ratgeber
l e s e rfr a g e
Mein Tipp
Habe ich falsch reagiert?
Die 50 besten Spiele für mehr Konzentration
Ich (64) habe neulich eine Gruppe von Jugendlichen beobachtet, die mutwillig Straßenlaternen zerschlagen haben. Aus Angst habe ich sie nicht angesprochen. Ich frage mich, ob ich nicht eine Chance verpasst habe, sie zur Vernunft zu bringen? Albrecht R., Stuttgart P. Franz-Ulrich Otto: Ob es sinnvoll gewesen wäre, die Jugendlichen anzusprechen, hängt von der Situation ab. Hätten sie es als Maßregelung empfunden, hätte es sicherlich auch keine Veränderung bei ihnen bewirkt. Hier wäre es zielführender, möglichst nicht über das Fehlverhalten, sondern über positive Wege mit ihnen in Kontakt zu kommen. Oftmals haben Jugendliche keine verlässlichen Ansprechpartner, die Interesse an ihrem Leben haben und im Dialog mit ihnen sind. Aber ohne Gespräch können sich auch keine Werte und Normen entwickeln, bleiben die Jugendlichen sich selbst überlassen. Wenn immer mehr Eltern den Kontakt zu ihren Kindern verlieren, weil sie sich keine Zeit für sie nehmen oder kein Interesse haben, müssen neue Formen gefunden werden, um Jugendliche zu erreichen. Dass gerade in dieser Zeit Gelder für offene Jugendarbeit von öffentlichen Stellen zurückgefahren werden, ist daher nicht zu verstehen. Im Gegenteil, es müssten alle Gemeinwesen (Kommunen, Pfarrgemeinden usw.) verstärkte Anstrengungen unternehmen, junge Menschen zu begleiten. Wenn junge Menschen unsere Zukunft sichern sollen, dann müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, ihnen gute Lebenschancen zu eröffnen und einen konstruktiven Dialog mit ihnen zu ermöglichen. Und dann wird schnell sichtbar, was alles an positiven Ansätzen in jungen Menschen zu entdecken ist.
P. Franz-Ulrich Otto (62), Theologe und Sozialpädagoge, Provinzialvikar der Salesianer Don Boscos, war viele Jahre Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit in Deutschland.
Haben auch Sie eine Frage an unsere Experten? Dann schreiben Sie uns: Don Bosco magazin Ratgeber, Sieboldstr. 11, 81669 München, leserfragen@donbosco.de Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser Stelle mit Ihrer Zustimmung veröffentlichen; ansonsten bleiben Sie anonym.
Das Kind muss Hausaufgaben machen, wetzt aber auf dem Platz herum, weil es sich nicht konzentrieren kann. In der Gruppe potenziert sich die Unruhe. Vor diesem Problem stehen Lehrer wie Eltern. Einen Lösungsversuch bietet das Buch „Die 50 besten Spiele für mehr Konzentration“ von Rosemarie Portmann. Die Spiele sollen fünf Bereiche der Konzentrationsfähigkeit anregen, etwa „um das Denken wach zu halten“ oder „um die Sinne zu schärfen“. Der Belastungstest findet in einer Klasse mit 24 Zehnjährigen, davon 16 Buben, statt. Bereits das erste Spiel klingt vielversprechend: „Zur Ruhe kommen“. Die Kinder müssen sich erst schnell, dann immer langsamer durch den Raum bewegen und schließlich ruhig stehen bleiben. Das funktioniert in der Schulklasse mäßig, weil erst Tische und Sessel zur Seite geräumt und anschließend wieder zurückgeschoben werden müssen. Das verursacht Unruhe. Ich lerne: Es ist besser, so ein Spiel in einer reinen Spielstunde zu spielen. Nächster Versuch: „Feierabend“. Dieses entpuppt sich als ideal für die Schule. Die Kinder bleiben am Platz und machen pantomimisch alles nach, was ich ihnen sage, etwa Luftgitarre spielen. Allmählich werden die Bewegungen ruhiger. Schließlich sollen sich die Kinder setzen, den Kopf auf die Arme stützen, die Augen schließen und „schlafen“. Und siehe da – nach einer Minute „ruhen“ sind sie auf einmal ausgeglichen, müssen die ganze Stunde über nicht mehr zappeln und können sich konzentrieren. Eltern, Lehrer und Pädagogen – freut euch!
Die 50 besten Spiele für mehr Konzentration 3-978-76981938-0 Don Bosco € 5,00
Bernadette Spitzer (39) ist Journalistin und unterrichtet an einem Gymnasium. Sie hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Wien.
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Hallo Kinder! Endlich durfte ich mal ins Fernsehstudio und sogar selbst vor der Kamera stehen. Da war ich ganz schön aufgeregt. Natürlich hab ich mich vorbereitet, aber als die großen Lichter mich geblendet haben und die großen Kameras vor mir gestanden sind, hab ich ganz schnell Lampenfieber bekommen. So nennt man das, wenn man nervös ist, bevor man vor vielen Menschen oder vor der Kamera sprechen muss. „Licht an, Ton ab, Kamera läuft, und bitte“, sagen die Techniker. Dann geht es los. Gar nicht so einfach, wie es im Fernsehen immer aussieht. Shary und Ralph – ihr kennt sie vielleicht aus der Sendung „Wissen macht Ah!“ – sind nicht mehr aufgeregt. Sie stehen jeden Tag vor der Kamera. Vielleicht haben sie ein paar Tipps für mich, dachte ich mir. Deshalb habe ich sie besucht. Und sie zeigen mir und euch, wie das alles funktioniert im Fernsehen. „Und bitte!“ Eure
Steffi & Tobi
Wissen macht Ah!
So entsteht „Wissen macht Ah!“
1. B
evor Ralph ins Fernsehstudio geht und gefilmt wird, muss er ein bisschen gepudert werden, damit sein Gesicht nicht so doll glänzt. Das geschieht in der sogenannten „Maske“.
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ann geht Ralph mit seiner Kollegin Shary ins Studio. Hier stehen mehrere große Fernsehkameras und es hängen ganz viele Scheinwerfer von der Decke. Sie sorgen dafür, dass es ganz hell im Studio ist. Damit der Raum später im Fernsehen nicht so langweilig aussieht, gibt es einen bunten Hintergrund oder der Boden leuchtet. Überall gibt es etwas Spannendes zu entdecken.
Buntes
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J
etzt geht es los: Shary und Ralph erklären etwas für euch und werden dabei gefilmt, das nennt man beim Fernsehen „Drehen“. Manchmal trägt der Kameramann die Kamera dabei wie auf dem Foto auf der Schulter. Eine solche Kamera ist ganz schön schwer!
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N
eben dem Studio befindet sich ein Raum, wo die Requisiteurin Birgit für die Sendung bastelt. Requisiten, das können Gegenstände wie diese Joghurtbecher oder Kostüme für Shary und Ralph sein. Hier zeigt Birgit zwei kleinen Besuchern, was in der nächsten Sendung gebastelt wird. Auf dem rechten Bild seht ihr die Zeigestäbe, die Shary und Ralph oft in der Hand haben, um auf etwas zu deuten.
Mitmachen und gewinnen
Tierquiz Texte: Stefanie Singer; Illustrationen: Liliane Oser; Fotos: Martin Scheffler; WDR/Thorsten Schneider
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ie Fernsehkamera ist an einen Computer angeschlossen. So können die Kollegen von Ralph und Shary sehen, was die beiden vor der Kamera machen. Auf dem Tisch liegt ein Plan mit Ralphs und Sharys Texten, damit alle wissen, welche Szene wann aufgenommen wird. Denn alles, was die beiden sagen, wird genau vorbereitet. Manchmal versprechen sich Shary oder Ralph, oder ein Trick, den die beiden vorführen wollen, funktioniert nicht. Dann muss die Aufnahme noch einmal gemacht werden.
3.
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Shary und Ralph erklären euch jede Woche im Fernsehen die Welt. Immer wieder zeigen sie euch auch Spannendes aus der Welt der Tiere. Wie gut kennst du dich mit Tieren aus? Teste dein Wissen in unserem Quiz. Wenn du die Buchstaben vor der richtigen Lösung der Reihe nach nebeneinander schreibst, erhältst du die Lösung. Viel Spaß beim Knobeln!
1. Welches Tier ist kein Säugetier? p Löwe a Wal s Hase k Pinguin
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6.
Was macht der Storch? l zwitschern e maunzen m kreischen a klappern
Der Hund von Goofy und Micky Maus heißt: m Pluto t Mars r Saturn a Uranus
Wie viele Beine hat eine Spinne? o sechs z vier e acht f zehn
Welches Tier gilt der Redensart nach als schlau? r Fuchs a Elefant d Tiger h Bär
Wie schnell kann eine Giraffe laufen? g 3 km/h a 50 km/h k 140 km/h u 210 km/h
Lösungswort: Schreibe das Lösungswort in eine E-Mail oder auf eine Postkarte und schicke sie bis zum 31. Januar 2013 an: Don Bosco magazin • Kinderrätsel • Sieboldstr. 11 81669 München • magazin@donbosco.de
Unser Preis: Zu gewinnen gibt es fünf Mal das Reimkartenset „Kleine Verse durch das Jahr“ „Postamt“ lautete das Lösungswort aus dem letzten DON BOSCO magazin. Je ein Buch „Wo Jesus lebte“ haben Jana aus Zell, Willi aus Hüfingen, Marlene aus Linden, Christina aus Horgenzell und Ursula aus Nabburg gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!
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?
r ät s e l
Irrgarten Finden Sie den Weg durch das Labyrinth. Die Buchstaben, an denen Sie auf dem richtigen Weg vorbeikommen, ergeben das Lösungswort. E B
L
N I
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A
A B
E U
H
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E
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? ? ? ?
L
N
E S H
I
N
E
Lösungswort
Rätsel: Claudia Klinger
Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarte oder in eine E-Mail und schicken Sie diese bis zum 30. Januar 2013 an: DON BOSCO magazin, Sieboldstr. 11, 81669 München, magazin@donbosco.de
Herzlichen Glückwunsch! Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel lautete „Zimtsterne“. Über je ein Buch „Weihnachtsleuchten. Gedichte und Geschichten zur Advents- und Weihnachtszeit“ können sich Familie Balzer aus Remscheid, Sophia Emmert-Stumpf aus Würzburg, Sebastian Leidmann aus Unterneukirchen, Uschi Troppmann aus Bamberg und Tony Stocker aus Friedrichshafen freuen.
Zurückgeblättert Eine Kirche für Don Bosco „Der Bau schreitet rasch voran“, meldeten die Salesianischen Nachrichten – fast genau heute vor 50 Jahren –, Ende Dezember 1962 von der Baustelle der Don Bosco Kirche, dem „Tempio di Don Bosco“ auf dem Colle Don Bosco bei Turin. Und in der Tat: Bereits vier Jahre nach der Grundsteinlegung konnte in der Unterkirche mit 700 Gläubigen der erste Gottesdienst gefeiert werden.
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Miträtseln und gewinnen! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir fünf Mal den Wandkalender 2013 „A little Extra“ von Conny Wenk aus dem Neufeld Verlag
An der Stelle des Geburtshauses von Ordensgründer Don Bosco ist die Kirche – seit 2010 trägt sie den Ehrentitel Basilika – heute bereits von weitem sichtbar. 80 Meter ist die Kuppel des „Tempio“ hoch, die Länge der Basilika beträgt 110 Meter. Mehr als 20 Jahre nach Vollendung der Unterkirche wurde die Oberkirche des „Tempio“ im Jahr 1984 feierlich eingeweiht. Seit der Erneuerung anlässlich des Jubeljahres 2000 ist sie innen ganz mit Holz verkleidet.
Service
Don Bosco für Kinder Auch große Heilige waren mal klein Heilige – für Kinder sind das geheimnisvolle Leute, die Dinge können, die für „normale Menschen“ undenkbar sind. In vielen Heiligenerzählungen fehlen für Kinder die Anknüpfungspunkte zu ihrem eigenen Alltag. In ihrem Bilderbuch erzählt Eliza Piotrowska die Geschichte von Johannes Bosco ganz anders. Das Buch zeigt den späteren Don Bosco als typischen Jungen, der sich mit seinen Brüdern streitet, träumt und spielt und wie alle Kinder gern etwas besonders gut können möchte. Und der deshalb das Seiltanzen und Zaubern lernt und zum Geschichtenerzähler wird.
Neuerscheinung im Januar ! Don Bosco Ein Heiliger für die Kinder € 8,95 ISBN 978-3-7698-1962-5
Die Ausgabe 2/2013 erscheint Anfang März.
Im nächsten Heft lesen Sie: irche heute und morgen • K Vor 50 Jahren rief das Zweite Vatikanische Konzil dazu auf, sich auf die „Zeichen der Zeit“ einzulassen. Was geschieht mit leeren Kirchenräume heute? Und wo entstehen neue Gotteshäuser? on Bosco vor Ort • D Unterwegs mit der Don Bosco Statue • Kinderseite Steffi und Tobi lernen, wie Spielfiguren hergestellt werden.
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Impressum Das DON BOSCO magazin erscheint in der Don Bosco Medien GmbH. Verlag und Redaktion: Don Bosco Medien GmbH, Sieboldstraße 11, 81669 München, Tel.: 089 / 48008 360, redaktion@donbosco.de, www.donbosco-magazin.de Herausgeber: Salesianer Don Boscos St.-Wolfgangs-Platz 10 81669 München Tel.: 089 / 48008 421 provinzialat@donbosco.de Don Bosco Schwestern Schellingstraße 72 80799 München Tel.: 089 / 38 15 80 31 provinzialat@donboscoschwestern.de Chefredakteur: P. Alfons Friedrich SDB Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia Klinger (in Elternzeit), Angelika Luderschmidt, Hannah-Magdalena Pink, Stefanie Singer (Volontärin), Sophie Wöginger Verwaltung: Angela Gully, Katharina Dietler Titelfoto: Klaus D. Wolf Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen aus den Archiven der Don Bosco Medien GmbH und der beiden Orden. Layout: ReclameBüro, München, Gabriele Pohl und Margret Russer Satz: Don Bosco Kommunikation GmbH, München, Joe Möschl Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn
Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Teilen der Auflage liegt die Beilage „Grüße aus Ensdorf“ des Klosters der Salesianer Don Boscos in Ensdorf sowie der Informationsdienst der Don Bosco Schwestern, das ECHO, bei. Das DON BOSCO magazin erscheint 2013 im 118. Jahrgang. Das DON BOSCO magazin erscheint zweimonatlich. Es wird gegen Entgelt abgegeben.
Abo-Service Provinzialat der Salesianer Don Boscos Adressverwaltung St.-Wolfgangs-Platz 10 81669 München Tel.: 089 / 480 08-457 adressverwaltung@donbosco.de Das DON BOSCO magazin beteiligt sich an der Initiative GOGREEN der Deutschen Post. Dabei wird gemessen, wie viel CO2 beim Transport der Zeitschrift entsteht – und entsprechend in ausgewählte Klimaschutzprojekte investiert. Wir übernehmen Verantwortung, weil wir die Schöpfung schätzen und sie schützen wollen.
Wer war eigentlich Don Bosco? Und was hat er gemacht? Mit dem liebvoll gestalteten Bildkartenset Don Bosco und die Spatzen lässt sich sein Leben für Kinder leicht nacherzählen. Bildkarten für ein Erzähltheater. Don Bosco und die Spatzen. € 11,95
Neuigkeiten aus der Redaktion RED. – der Voloblog Mittlerweile steckt unsere Volontärin Stefanie Singer schon mitten im Redaktionsalltag. Filme drehen und schneiden, Artikel kürzen, „auf R eportage gehen“ – was sie in den ersten Wochen in der REDaktion bereits alles erlebt hat, lesen Sie im Internet unter: www.donbosco-magazin.de/blog
DonBoscomagazin 1/2013
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Das bin ich! Mein Name: Alexandra Baran Ich bin: 19 Jahre alt Ich wohne in: Wolfratshausen ng als: Zierpflanzengärtnerin Ich mache gerade eine Ausbildu inen kurzen Haaren, an meiner Daran erkennt man mich: an me ich immer aufsetze Brille und an meiner Kappe, die erk Ich arbeite im Berufsbildungsw
ldwinkel …
der Salesianer Don Boscos in Wa
auf Empfehlung des Arbeitsamtes
en hn wo he Nä der in mir bei l Tei m zu ch au die be, ha e nd dass ich viele nFhiereur in Wawi (Waldwinkel) selbständiger werden kann. und dass ma en Nach Feierabend … nd reu F n ine me mit che ats qu , rne e l , utz erp imm Z iel isp Be mach ich zum S oder fahre im ommer zum Schwimmen. Mein größter Traum wäre … : ren wä von da i we Z e. um Trä ine e kl ar pa ein r nu ich Eigentlich habe Arbeitsleben und eine Familie ein erfolgreiches Am meisten ärgere ich mich … nder Ki ine e kl wie sich r ode en ößt Gr die d sin sie , ken den die über Leute, ohl sie schon älter sind. verhalten, obw Wenn ich einen Rat brauche, … meiner zu r ode e i il am F r ine me zu ich e geh , eiß rw ite we hr me weil ich nicht in. besten Freund In zehn Jahren … h sein reic g ol erf n use sha rat f ol W in ieb etr enb i il am F m ine me mit möchte ich eiben. und gesund bl
Hier gefällt mir besonders …
Eure Alexandra