1
Alain Claude Sulzer
ANNAS MASKE
Libretto fĂźr die gleichnamige Oper von David Philip Hefti
(deutsch / english)
(nach der gleichnamigen Novelle)
2
Originallibretto von Alain Claude Sulzer English translation by Ben Fergusson
Seite 3 page 33
3
Personen
Anna Sutter, Sängerin Aloys Obrist, Dirigent Pauline, Zofe Gustav, Annas Sohn Putlitz, Intendant Albin Swoboda, Tenor Heid, Inspektor Weitbrecht, Bildhauer Assistent Weitbrechts Herren
Ort und Zeit: Stuttgart 1910
4 PROLOG DAS HOCHZEITSFOTO
Beim Fotografen
PAULINE, HEID Pauline und Heid posieren in entsprechender Kleidung für Ihr Hochzeitsfoto. Zwischen ihnen steht auf einem Sockel ein Grammophon mit ausladendem Trichter.
HEID
Uns hat eine Stimme vereint, die Stimme der Liebe, des Leids –
PAULINE
Und als sie verstummt war –
HEID
Selbst als sie verstummt war –
PAULINE
Und als sie verstummte –
HEID
Und als sie verstummte, war sie stärker denn je. Sie knüpfte das Band –
PAULINE
Sie hat uns verbunden –
HEID
Das Leid und der Schmerz wogen leichter als sie –
PAULINE
Sie hat uns verbunden, über Tränen hinweg
HEID
Über Schmerz, über Kummer –
PAULINE
Sie hat unsere Liebe durch Zufall gestiftet –
HEID
Durch einen furchtbaren Mord.
PAULINE
Der furchtbare Mord hat die Liebe gezeugt –
5 HEID
Ohne Mord keinen Blick –
PAULINE
Keine zärtliche Regung –
HEID
Aneinander vorbei.
PAULINE
Einander versäumt. Und niemals gesehn.
HEID
Ich wär’ nie gekommen –
PAULINE
Du wärst nie gekommen, hätt’ dich nie gesehn –
HEID
Ich wär nie gekommen, hätt’ dich nie gesehn – Keine Fügung.
PAULINE
Keine Hochzeit. Doch dank Anna –
HEID
Das war Schicksal.
PAULINE
Das war Schicksal.
HEID
So wiegt uns die Stimme sanft hin und zurück, durch die Zeit vor dem Mord –
PAULINE
Nach dem Mord –
HEID
So wiegt uns die Stimme.
PAULINE
Und trägt uns.
HEID
Und hält uns.
PAULINE
Und hat uns vereint.
HEID
Sie hat uns vereint.
Greller Magnesiumblitz des Photographen, danach Dunkelheit.
6 I. DIE KOPFABSCHNEIDER
Annas Schlafzimmer PAULINE, GUSTAV, WEITBRECHT, SEIN ASSISTENT, später HEID
Die Teppiche sind zusammengerollt. Die tote Anna liegt auf dem Bett. Sie trägt ein einfaches Leinenhemd. An den Wänden Blutspuren. Utensilien, die der Maskenabnahme dienen. Das Bett wird von Weitbrecht und seinem Assistenten in die Mitte des Zimmers geschoben, so dass sie es bequem umrunden können. Der Assistent hebt den Kopf der Toten, entfernt das Kopfkissen, und ersetzt es durch ein Tuch. Er streicht ihr Haar glatt nach hinten. Im weiteren Verlauf der Szene bindet Weitbrecht – oder sein Assistent – Annas Haar mit einem Stück Stoff hinter ihrem Kopf zu einem Knoten zusammen. Augenlider und Lippen werden zugedrückt. Gips aus einer Schale wird dünn über das Gesicht gelöffelt. Dann wird ein Faden von der Stirnmitte über den Nasenrücken zum Mund und bis zum Kinn gelegt. Danach wird ein stärkerer Gips angemacht und auf die erste Schicht aufgetragen.
PAULINE
Ich hätte ihm die Tür nicht öffnen dürfen!
GUSTAV
steht am Fenster und schaut hinaus. Die vielen Leute.
PAULINE
Ich hätte ihm niemals die Türe öffnen dürfen.
GUSTAV
Pauline, wo ist Mutter?
PAULINE
Mutter liegt dort.
WEITBRECHT
zu seinem Assistenten: Öffne das Fenster, schau nicht hinaus. Die Menge
soll nicht wissen, wo wir uns befinden.
7 GUSTAV
Sing, Mutter, sing!
PAULINE
Nein, deine Mutter singt nicht mehr. Mein armer Bub. Das Sutterle ist tot. Das arme Sutterle.
GUSTAV
deutet auf Weitbrecht. Wer ist der Mann? Was will er von der Mutter?
PAULINE
Er nimmt die Totenmaske ab.
GUSTAV
entsetzt: Die Totenmaske?
WEITBRECHT
zum Assistenten: In Wien nennt man uns Kopfabschneider.
ASSISTENT
spricht: Das sagt er jedes Mal.
PAULINE
Dass ewig etwas von ihr bleibe. Ihr letztes Antlitz. Sanft und schön. So sanft, so schön.
GUSTAV
Ist Mama tot?
PAULINE
Sie ist den letzten Weg gegangen.
WEITBRECHT PAULINE
So bringen Sie mir endlich Wasser, Magd!
Ich bin die Zofe, nicht die Magd.
WEITBRECHT
Ich brauche frisches Wasser, Heilandsack. Die Totenstarre tritt gleich
ein. Los! Wasser! PAULINE
Nur nicht so heftig. Ab.
GUSTAV
tritt näher heran.
WEITBRECHT
Schau, das ist eine Tote. Und so berühmt, dass ich den Auftrag habe,
sie zu verewigen. So eine schöne Frau. Sie hatte schwarzes Haar, glühende
8 Augen. Die Züge etwas grob, die Brauen buschig. Die kannte jeder in der Stadt. GUSTAV
Was machen sie mit ihr?
WEITBRECHT
Sie schläft. Sie schläft. Nun hat sie ihren Frieden mit der Welt. Das ist
nur Gips, ein wenig Gips. PAULINE
zurück mit einem Krug Wasser. Geh von der Toten weg, mein Bub.
WEITBRECHT
Wir nehmen das Gesicht, es wird für immer festgehalten. Das ist mehr
wert als ein Porträt. Für jeden, der bezahlt, die Totenmaske Anna Sutters. Reissender Absatz nicht nur in Stuttgart. Das wäre ja gelacht. PAULINE
Ihr Wasser.
WEITBRECHT PAULINE
Wo denken Sie denn hin, ich bin ein Fräulein.
WEITBRECHT PAULINE
War ihre Herrin das nicht auch?
Das Sutterle war etwas anderes.
WEITBRECHT PAULINE
Ist das Ihr Kind?
Sie hat ein Kind.
Sie war ein freier Geist wie Carmen. Und das ist Annas Bub, ihr ein und alles, der Gusti. Hätt ich die Tür doch nicht geöffnet. Dann wär’ es nicht geschehen. Sie war so schön und lebenslustig und so begabt und voller Herzensgüte. Nun schlägt ihr Herz nicht mehr. Ich sollte mich zusammenreißen vor dem Kind.
9 WEITBRECHT
Nun muss die Maske trocknen, und morgen ist sie fertig. Ein schöneres
Antlitz werden sie so schnell nicht finden. Ich bin – ganz unbescheiden – ein Meister meines Fachs. GUSTAV
Nie mehr? Nie mehr?
PAULINE
Nein, Gustav, nein. Ein traurig’ End’.
HEID
tritt in Polizeiuniform auf.
WEITBRECHT
Der Polizist!
HEID
Ich bin Inspektor. Sind Sie Pauline?
PAULINE
Jawohl.
HEID
Und das ist Anna Sutters Bub?
PAULINE
Jawohl, der Gustav.
HEID
Ich habe ein paar Fragen. Nur keine Angst, Sie haben nichts zu fürchten. Ich mach es kurz. Nur ein paar Fragen zu Anna und zum Tathergang.
PAULINE
Was kann ich Ihnen schon erzählen? Sie haben ja gesehen, was geschehen ist.
HEID
Es gibt noch mehr als das, was man mit eigenen Augen sieht. Folgen Sie mir bitte.
PAULINE
Zur Polizei?
HEID
Nein, nein. Wir setzen uns in den Salon.
PAULINE
Komm, Gusti. Wir gehen mit der Polizei.
Die Szene versinkt im Dunkeln.
10 II. ES BESTEHT KEINE HOFFNUNG AUF WIEDERANSTELLUNG
Das Büro des Intendanten
PUTLITZ, OBRIST, später ANNA MIT MASKE
PUTLITZ
arbeitet am Schreibtisch.
OBRIST
tritt auf. Er trägt einen Vollbart.
OBRIST
erregt: Ich muss Sie sprechen!
PUTLITZ
Sie müssen? Sie tun es schon. Ganz gegen meinen Willen. Wer hat sie bloß hereingelassen? Was will er denn schon wieder, Obrist? Sie sind hier nicht –
OBRIST
Ich bitte Sie ergebenst – lassen Sie mich sprechen – ich will nur eines, ich will dirigieren.
PUTLITZ
Beruhigen Sie sich, Obrist. Wir sind erwachsene Männer. Sie kennen mich, Sie kennen unser Repertoire. Wir haben nicht auf Sie gewartet, das wissen Sie. Sie wollen doch nicht etwa Operetten dirigieren?
OBRIST
Baron! Ich täte alles.
PUTLITZ
Ich sehe keine Möglichkeit.
OBRIST
Baron! Ich würde alles tun, was man von mir verlangt. Und wenn es Operette wäre. Eindringlich: Ich würde alles tun!
11 PUTLITZ
Es tut mir leid, es gibt keine Vakanz an meinem Haus, das wissen Sie, ich wiederhole mich ungern. Keine Vakanz, kein Dirigat! Es tut mir leid.
OBRIST
Ich habe diesem Haus gedient. Drei Jahre lang.
PUTLITZ
Sie haben Ihre Zeit gehabt, sie ist verstrichen. Als Dirigent kann ich sie nicht mehr brauchen. Keine Verwendung. Versuchen Sie’s in Bayreuth. Ich dulde hier in Stuttgart kein Gerede, schon gar nicht den Skandal!
OBRIST
Skandal? Man redet nicht nur über mich. Auch Anna –
PUTLITZ
Kein Wort gegen die Sutter! Ich will nichts hören! Die Sutter ist mehr wert als zehn von Ihrer Sorte. Anna ist unentbehrlich. Sie sind ersetzbar, Obrist, Sie sind ersetzt. Gehen Sie zurück nach Weimar, bleiben Sie dort! Anna gehört dem Publikum, nicht Ihnen. Das Publikum will Anna, braucht Anna, und nicht Sie! Allein das Publikum, Punktum.
OBRIST
Ich schwöre, mich ihr auf fünfzig Meter nicht zu nähern.
PUTLITZ
Ich brauche keinen weiteren Fuchtler, schon gar nicht einen, über den die Leute sich das Maul zerreißen. Ich brauche Ihre Schwüre nicht. Sie sind ein Künstler, meinetwegen, ich bin Geschäftsmann. Ruin ist gut, so lang die Künste davon handeln, nicht aber für mein Haus. Ich bin dem König und der Stadt verpflichtet.
ANNA MIT MASKE erscheint im Hintergrund als Geist, für die Anwesenden unsichtbar.
12 OBRIST
Anna ist eine wunderbare Sängerin. Ein wunderbarer Mensch. Wenngleich –
PUTLITZ
– wenngleich ein wenig flatterhaft. Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen. So sind die Sängerinnen nun einmal!
OBRIST
Ich liebe Anna, mir ist nichts wichtiger als Annas Glück.
PUTLITZ
Dann reisen Sie so schnell wie möglich ab. Lassen Sie Anna in Frieden, damit hier wieder Ruhe einkehrt.
OBRIST
Ich liebe Anna.
PUTLITZ
Er wiederholt sich, wie in der Oper, guter Mann.
OBRIST
Ich kann nicht anders.
PUTLITZ
Er ist ein Mann, benehm’ er sich wie einer.
ANNAS STIMME
im off beginnt zu vokalisieren.
PUTLITZ UND OBRIST horchen auf. OBRIST
Ein Ton genügt, und man ist hingerissen.
PUTLITZ
Dass sie an unserem Haus singt, ist ein Geschenk der Götter. Seit sie die Carmen singt, haben wir hier volles Haus.
OBRIST
Verfluchte Carmen! Verfluchtes Weib.
ANNAS STIMME
im off vokalisiert.
OBRIST und PUTZLITZ OBRIST
verstummen.
Sie übt für heute Abend. Ob Carmen oder nicht, ob Salome, ach einerlei. Ich liebe Anna mehr als sie mich lieben will. Dass sie es kann, weiß ich. Wer wüsst’ es besser? Das ist der Fluch, der auf uns lastet. Ich bin ein Häuflein Elend,
13 wenn ich nur an sie denke und sie nicht innigst an mich drücken darf. Ich liebe sie sogar als Carmen, Sie wissen, wie ich diese Oper hasse. PUTLITZ
Obrist, lassen Sie jetzt gut sein, verlassen Sie mein Haus! Ich will Sie hier nicht länger sehen. Auch nicht im Publikum. Schon gar nicht heute Abend in der Salome. Dies ist mein letztes Wort. Ab.
Kurzes Zwischenspiel, Anna mit Maske verschwindet.
III. LETZTER VERSUCH EINES VERZWEIFELTEN
Annas Garderobe
Ein Klavier. Ein Spiegel. Noten. Die echte Anna erscheint vokalisierend.
ANNA und OBRIST
ANNA
erstaunt: Dich erwartete ich nicht! Was willst du, Aloys?
OBRIST
Du weißt es, Anna. Wen erwartest du?
14 ANNA
Heut Abend ist Premiere.
OBRIST
Ich liebe dich. Ich brenne, Anna! Wehe, es drängt sich einer zwischen uns. Nein, keiner wage es. Die Liebe –
ANNA
Die Liebe ist ein Wort. Es ist so groß, wie man es macht. Wie oft hab ich es schon deklamiert in diesem Haus, in dem sie jeden Abend neu entflammt wie jener Vorhang, der so manches Opernhaus in Schutt und Asche legte.
OBRIST
Für mich kann sie nur einmal brennen, nur einmal, Anna! Nur für dich.
ANNA
Die Liebe ist ein Triller. Ein hohes C, ein D. Man steigt empor. Dann kommt man wieder runter. Man schwebt. Man fällt. Sie hat nicht mehr Bestand als eine Pirouette, und dauert nicht viel länger als ein Walzer. Ein Eis, das in der Sonne schmilzt. Die Sonne, die am Abend untergeht. Der Mond, der schwindet. Vier Akte. Eine Oper. Der Vorhang fällt. Es war doch schön. Nun ist’s vorbei. Die Liebe hat bunte Flügel, das weißt du doch.
OBRIST
Der Vorhang fällt, was willst du damit sagen?
ANNA
Anna ist müde.
OBRIST
Müde? Ist dir nicht wohl?
ANNA
Mir ist sehr wohl, du aber Aloys, du machst mich elend.
OBRIST
Liebst du mich nicht?
ANNA
Ach, Aloys.
OBRIST
Hast du mich je geliebt?
ANNA
Ich habe dich geliebt. So wie ich lieben kann, hab ich geliebt. Ich liebe immer.
15 OBRIST
Und jetzt? Liebst du mich immer noch?
ANNA
Und jetzt ist jetzt.
OBRIST
Ich will es wissen. Anna, ich muss es wissen. Sag mir die Wahrheit!
ANNA
Willst du die Wahrheit wirklich hören? Wirklich wissen?
OBRIST
Nein! – Ja!
ANNA
Heut Abend wird Salome gespielt. Heut abend bin ich Salome. Und morgen Carmen. Und übermorgen, wer weiß, wer ich dann bin.
OBRIST
Und ich?
ANNA
Du bleibst der gute Aloys.
OBRIST
Ein Mann von Ehre.
ANNA
Ein Mann von Ehre? Der seine Frau mit einer Sängerin betrog?
OBRIST
Anna, hör auf. Du tust mir weh. Du tust es, weil du weißt, wie weh es tut.
ANNA
Du bist vielleicht ein Mann von Ehre, doch ich bin ehrlich. Ich schau der Wahrheit ins Gesicht wie morgens in den Spiegel. Was sehe ich? Und was siehst du? Was sieht mein kleiner Gustav, was sieht Pauline, meine Zofe? Es sieht wohl jeder etwas anderes. Sei lieb und – bitte – lass mich allein. Addio, guter Aloys, addio! Zeit zu gehen. Es fehlt dir doch nicht an Beschäftigung?
OBRIST
Anna, noch einmal: Liebst du mich noch?
ANNA
Ich liebe das Leben, die Oper, die Bühne, den Gustav, die Liebe...
OBRIST
Du liebst mich nicht?
ANNA
Man hat dir dieses Haus verboten, stimmt’s?
16 OBRIST
Wer sagt das?
ANNA
Der Pförtner sagt’s.
OBRIST
Der Pförtner?
ANNA
Wenn du jetzt gehst, ist es zu deinem Besten. Mach dir das Leben nicht so schwer.
OBRIST
Warum wirst du nicht meine Frau? Ich zieh dich aus dem Sumpf.
ANNA
schneidend:
OBRIST
Du würdest endlich ehrbar und Gustav hätte einen Vater.
ANNA
Was redest du?
OBRIST
Heirate mich. Ich lege dir die ganze Welt zu Füssen.
ANNA
Bist du verrückt geworden? Wie sprichst du denn mit mir? Du sprichst, als ob
Sumpf, Aloys! ?
ich deine Hedwig wäre. Geh du zu deinem angetrauten Weib und lasse mich in Frieden mit deinen Heiratsplänen! Du bist verheiratet, ich bin ledig. OBRIST
Ich lass’ mich scheiden.
ANNA
Ich will dich nicht. Ich will dich nicht. Geh, auf der Stelle, geh. Verlasse diesen Raum. Ich will dich nicht mehr sehen. Ich liebe meine Freiheit. Das ist es, was ich liebe, die Freiheit. Geh.
OBRIST
Zwischenspiel
ab.
17 IV. DA HAT SICH WOHL JEMAND EINEN SCHERZ ERLAUBT
ANNA und PAULINE
PAULINE
kommt mit einem großen Tablett, darauf der Kopf des Jochanaan für die Abendvorstellung. Noch ist das Requisit unter Seidenpapier verborgen. Anna, hier ist der neue Kopf! Der alte war arg ramponiert. Er hat heute Premiere.
ANNA
Sieht aus wie eine Torte! Entfernt das Papier, erschrickt, als sie den Kopf enthüllt Mein Gott! Was ist denn das? Der Kopf fällt vom Tablett und rollt über die Bühne.
PAULINE
Was denn?
ANNA
Hat sich da jemand einen Scherz erlaubt? Das ist ja Obrists Kopf!
PAULINE
Obrist? Finden Sie, Anna? Es ist Jochanaans Kopf, das neue Requisit.
ANNA
nähert sich dem Kopf und hält ihn an den Haaren hoch. Schau doch, Pauline. Ist das nicht Aloys? Und warum ist er nicht festgeklebt? Der Kopf muss halten. Denn wenn er runterfällt wie jetzt, lachen die Leute.
PAULINE
Tatsächlich, eine gewisse Ähnlichkeit besteht!
ANNA
Ein Scherz des Maskenbildners wohl. Ein schlechter Scherz. Obwohl er keinen Bart trägt. Scherz oder Zufall?
PAULINE
Ich weiß nicht. Ich bringe ihn zurück. Sie sollen einen neuen modellieren.
18 ANNA
Bis heute Abend? Das ist unmöglich. Unheimlich ist sie doch, die Ähnlichkeit. Als ob es Obrist wäre. Er war ja eben da. Ich habe ihn gerade fortgeschickt. Sein Kopf kann es nicht sein. Lacht Lass mich allein, ich muss mich vorbereiten.
PAULINE
Ich nehm’ ihn mit.
ANNA
Nein, lass ihn hier. Du hast ja recht. Es ist nicht Aloys, es ist Jochanaan.
PAULINE
ab
V.
ANNA
allein mit dem Kopf. Ein Scherz? Ein Zufall? Scherz oder Zufall? Ich habe deinen Mund geküsst. Bist du das, Aloys, oder wer sonst? Jochanaan? Wann hab’ ich dich zuletzt geküsst? Es war kein bitterer Geschmack auf deinen Lippen, nein nichts bleibt übrig, ich erinnere mich kaum. Es schmeckte nicht nach Liebe und nicht nach Lust, schon lange nicht mehr. Du kamst, du gingst. Ich bleibe. So ist das Leben, Aloys. Wir sind zu alt für eine junge Liebe, zu alt. Du riechst nach Leim und Pappe, Aloys, du sturer Kopf. Ja, so betrachtet ist mir etwas bang vor dir. Ein wenig bang vor mir auch und dem, was ich dir angetan hab. Falsche Hoffnung, Sehnsucht, Trennung. Mit diesen halbgeschlossenen Augen, der blauen, ungesunden Haut, dem Blut am Hals machst du mir Angst. Der Maskenbildner ist ein Meister seines Fachs. Ein abgeschlagener Kopf. Ich bin
19 kein junges Mädchen mehr. Ich bin jetzt neununddreißig. Wie alt war die Prinzessin Salome? Sehr jung, sehr jung, unschuldig noch. Wie schön ist die Prinzessin Salome, wie schön. Ich aber bin frei. Ich brauche keinen Täufer und auch sein Haupt nicht.
VI.
ALBIN
tritt auf mit einem Blumenstrauß.
ANNA
beiseite: Schon kommt der nächste. Zu ihm gewandt: Herr Swoboda! Sie bringen Blumen? Etwa für mich?
ALBIN
Ich – ich – verehre Sie, verehrtes Fräulein, als Künstlerin und Mensch.
ANNA
Mein Gott, Sie sind so jung und unerfahren.
ALBIN
Ich springe heute ein.
ANNA
Für wen?
ALBIN
Ich sing für Rosenmayer den Prinzen Naraboth.
ANNA
Ist er denn krank?
ALBIN
Er hustet seit zwei Tagen.
ANNA
Der hustet immer. Wie hübsch die Blumen sind. Auf zur Orchesterprobe! Heut Abend ist Premiere. Der König kommt und seine Königin! Wir müssen unser Bestes geben. Denn unser Bestes ist unser Kapital.
ALBIN
Ob ich Sie wohl um etwas bitten darf?
20 ANNA
Ja, bitte, um was denn?
ALBIN
verstummt.
ANNA
Sie wollten etwas sagen?
ALBIN
Ich wollte – kann nicht – die Worte – fehlen mir.
ANNA
Nur Mut, mein neuer Narraboth. Des Königs Tochter wird dich nicht köpfen lassen.
ALBIN
Aus der Entfernung bewundere ich sie. Und aus der Nähe – lieb ich dich. Ich möchte deine Hände küssen.
ANNA
Du bist so jung.
ALBIN
Du bist so schön!
ANNA
So jung....
ALBIN
So schön....
ANNA
Dann küsse mich, nicht meine Hände.
ALBIN
küsst Annas Hände und geht vor ihr in die Knie. Die Hände...
ANNA
Nun geh. Lass mich allein –
ALBIN
Wann darf ich wiederkommen?
ANNA
Wann immer ich es dir erlaube.
ALBIN
ab.
21 VII.
Es wird dunkel. Derselbe Ort, zu einer anderen Tageszeit, an einem anderen Tag.
ANNA
allein. Sie sieht sich um. Sie betrachtet sich im Spiegel /blättert im Klavierauszug /schlägt beim Memorieren der Carmen dann und wann eine Note auf dem Klavier an / geht auf und ab /macht sich zurecht. Am Ende trägt sie das Kostüm der Carmen. Ich spüre einen Hauch Vergangenheit und Zukunft. Albin, ich liebe deine Jugend, Du bist unschuldig wie die Gegenwart, die uns verlässt, kaum haben wir an sie gedacht. L'ON M'AVAIT AVERTIE
QUE TU N'ÉTAIS PAS LOIN.
Ich spüre einen Anflug Alter. Ich schaue in den Spiegel. Was sehe ich? Ich weiß es nicht. Der Spiegel zeigt die Gleiche nur einmal. Kein zweites Mal. SON ÂME RESTE INFLEXIBLE; ENTRE ELLE ET TOI... TOUT EST FINI! Wendet sich um, als stünde jemand hinter ihr Ist jemand da? Nein, niemand ist da. Nur Nachtgedanken. L’AMOUR EST UN OISEAU REBELLE.... Wie könnte ich dich noch lieben, Aloys, du hast die Luft verbraucht, die ich zum Atmen brauche. Hast mich verschlingen wollen. Warum nur denke ich so oft, ich werde Carmens Schicksal teilen? Hab ich geträumt? Träum ich? Als
22 wär’ ich auf der Bühne. Man ruft mich? Wer ruft mich? Ich höre nichts. Ich stehe auf der Bühne. LIBRE ELLE EST NÉE ET LIBRE ELLE MOURRA! Applaus. Der Vorhang fällt.
VIII. ES WIRD GEFEIERT
ANNA, PAULINE, PUTLITZ, ALBIN, HERREN IM FRACK, später OBRIST
Derselbe Ort. Doch die Szenerie ändert. Es wird heller. Bunte Lampions erhellen den Raum, der nun grösser ist. Gutgelaunte laute Herren im Frack erscheinen. Stühle und lange Tische werden hereingetragen, auf denen Blumen, Gläser, Champagnerkübel, Punsch und Platten mit Essen und ein großes Sparschwein stehen. Heitere Feststimmung. Pauline und Anna schenken aus.
ANNA
Der Vorhang ist gefallen, nun wird gefeiert. Auf das Theater, das Leben und die Oper!
CHOR
Hoch lebe das Theater! Hoch lebe der Champagner!
PUTLITZ
Auf die Pensions–Anstalt der Oper!
23 CHOR
Auf die Pensions–Anstalt! Dreimal Hurra, Hurra, Hurra!
PUTLITZ
Ein Hoch auf Anna Sutter, das echte Schweizer Kind!
ALBIN
Ein Hoch auf Anna Sutter!
CHOR
Jetzt aber ein Lied!
ANNA
Ein Lied?
CHOR
Ach bitte, bitte, bitte!
PAULINE
Anna ist müde.
ANNA
schenkt aus. Jetzt mästet unser Schwein. Morgen wird es geschlachtet. Nur zu! Stopft es mit Geld. Mit schönen Worten wird es nicht satt. Es giert nach euren Spenden.
CHOR
Ist unser Sutterle nicht goldig?
ALBIN
beiseite: Sie ist noch schöner als der Abendstern. Es fehlen mir die Worte.
ANNA
Noch einen Schluck. Noch einen Schein!
CHOR
Es lebe Anna! Wir gehen ins Theater, um unsre Angebetete zu sehen! Zu sehen und zu hören. Noch einen Schluck!
ANNA
Und einen Schein!
CHOR
Einen Schein! Einen Schluck!
ANNA
Der gute Zweck heiligt die Mittel! Wir brauchen Geld, Und keiner hier verlässt den Raum, ohne spendiert zu haben.
PUTLITZ
Sie weiß, wie man die Männer um den Finger wickelt.
24 OBRIST
tritt auf. Anna bemerkt ihn nicht oder tut zumindest so. Beiseite: Hier sehe ich sie wieder, umringt von Gecken, die gierig geifernd nach ihr greifen. Ich armer Mann, wie konnte das geschehen?
PAULINE
leise zu Anna: Obrist ist da.
ANNA
Gesundheit!
PUTLITZ
Was will denn der da? Geht auf Obrist zu.
CHOR
Gesundheit! Auf Anna!
ANNA
leise zu Pauline: Halt ihn mir fern. Ich will hier keine Szene. Zu den Herren: Leute, hier gibt es Punsch!
CHOR
Punsch und Champagner, Weib und Gesang!
PUTLITZ
Ich habe Hausverbot erteilt.
OBRIST
unterdrückt: Es ist genug! Es ist genug gefeiert. Es fasst sie jeder an, als sei sie jedermanns Besitz.
ANNA
Ein Küsschen auf die Stirn für jeden, der zehn Reichsmark spendet! Ab zwanzig gibt’s zwei Küsse auf die Wangen. Und dann –
CHOR
Und dann? Und dann?
ANNA
Gibt’s eins hinter die Löffel!
OBRIST
laut: Sind wir hier auf dem Sklavenmarkt am Missisippi? Was treibt ihr hier mit einem edlen Weib, wozu habt ihr Anna gezwungen, dass sie so leicht den falschen Weg ging?
CHOR
Wer ist denn das?
25 OBRIST
unterdrückt: Wohlfeil für Geld zu haben bist du – wie eine Hure.
ANNA
Schweig!
OBRIST
Ich bringe dich nach Hause.
ANNA
Ich bleibe hier.
OBRIST
Ich fleh dich an.
ANNA
Ich bin so frei zu tun, was mir beliebt.
CHOR
Was will er nur von ihr?
OBRIST
Du rennst in dein Verderben. Verführerin! Gib mir die Hand. Denk an dein Kind! Denk an die Kunst, der du dein Leben weihtest. Sie ist doch eine Künstlerin, nicht eine Jahrmarktskussmaschine.
ANNA
Schweig endlich, schweig!
PUTLITZ, CHOR, ALBIN zusammen: PUTLITZ
Sie vergessen sich!
CHOR
Ein grober Klotz. Ein Rasender. Die pure Eifersucht.
ALBIN
Was soll ich tun? Ich muss ihr helfen.
Die Szene wird dunkel. Obrist bleibt allein. Die anderen weichen zurück.
OBRIST
Jetzt ist Gerichtstag. Das Urteil: Eine Scherbe. Sie steckt in meiner Brust und frisst sich mir ins Herz. Das Licht ist schwarz. Ich möchte sterben. Ich müsste handeln, gehen, bleiben. Sie darf das nicht! Wie kann ich sie nur halten? Ich
26 möchte sie umarmen. Mein Arm um ihren Hals. Ich möchte ihr verzeihen. Ich möchte. Kann nicht. Ich kann nicht. Sie fehlt mir wie eine Mutter, wie ein Kind, ich hab kein Kind, ich habe keine Mutter, ich hab nur Anna. Anna, wo bist du? Anna!
ANNA MIT MASKE
OBRIST
erscheint im Hintergrund als Geist.
Ich gehe morgen zum Barbier. Danach bin ich ein anderer. Ich werde rein sein, ich werde dein sein.
ANNA MIT MASKE
geht vor ihm vorbei. Er glaubt sie zu sehen. Sieht dem nach, was er zu sehen
glaubt. OBRIST
Ein anderer – rein – für immer.
ANNA STIMME OBRIST
Zwischenspiel
im off: Ein anderer – ein anderer. Lass mich nun gehen.
Niemals. Niemals.
27 IX. MAN HÄTTE IHM DIE TÜR NICHT ÖFFNEN DÜRFEN Diele in Annas Wohnung Die im oberen Teil verglaste Eingangstür befindet sich rechts. Tür hinten links führt in Annas Schlafzimmer. Tür hinten rechts führt in die Küche. Tür links führt ins Kinderzimmer. Alle Türen sind geschlossen. In der Mitte des Raums steht ein runder Tisch. Garderobe. Schirmständer etc.
GUSTAV, später OBRIST, später PAULINE, später ANNA
GUSTAV
kommt – einen Teddybär im Arm – aus der Küche, zieht die Tür hinter sich ins Schloss. Sieht sich unschlüssig um und geht schliesslich auf Annas Schlafzimmer zu, bleibt davor stehen, legt die Hand auf die Klinke, lässt sie aber sinken, ohne zu öffnen. Er scheint sich zu langweilen. Er setzt sich an den Tisch und wartet. Plötzlich bewegt sich die Türklinke der Eingangstür
GUSTAV
springt ängstlich und zugleich neugierig auf und geht zur Tür, öffnet aber nicht, sondern späht durch das Türglas, ohne mehr als einen Schatten zu erkennen. Nun wird an die Tür geklopft.
OBRIST
hinter der Tür: Ist da jemand? Erkennst mich nicht? Mach auf, mach auf!
PAULINE
tritt durch die Küchentür auf. Hat es geklingelt?
GUSTAV
Mach auf!
PAULINE
dreht den Schlüssel im Schloss.
OBRIST
stößt die Tür gewaltsam auf. Er ist glattrasiert
28 GUSTAV
Onkel Aloys!
PAULINE
Anna hat mir verboten, Sie einzulassen.
OBRIST
befindet sich jedoch bereits in der Wohnung und schließt hinter sich die Tür. Als ich noch einen Schlüssel hatte, hatte ich Zutritt.
PAULINE
Sie bringen mich in Teufels Küche.
OBRIST
Ich gehe nicht, bevor ich nicht mit ihr gesprochen habe.
PAULINE
Das ist ein Grund, mich zu entlassen.
OBRIST
Sie wird dich nicht entlassen.
PAULINE
zu Gustav: Geh spielen, geh runter in den Hof.
GUSTAV
Ich will nicht.
PAULINE
schiebt Gustav gegen seinen Willen aus der Wohnung. Ich weigere mich, Sie anzumelden. Sie wissen, sie empfängt Sie nicht. Anna wird ihre Meinung nicht mehr ändern.
OBRIST
Was wissen Sie denn von der Liebe? Sie sind die Zofe, nicht ihr Herz. Ich muss sie sprechen. Deutet auf Annas Schlafzimmertür. Ich geh durch diese Tür und niemand hindert mich.
PAULINE
Ich hindere sie!
Es folgt ein kurzes heftiges Gerangel vor Annas Schlafzimmertür, bei dem Obrist die Oberhand behält. OBRIST
Niemand, nicht Gott, nicht Teufel hindern mich.
ANNAS STIMME hinter der Tür: Himmel, was ist das für ein Lärm? OBRIST
Ich muss dich sprechen!
29 ANNA
öffnet die Tür.
OBRIST
Lass mich ausreden! Er schiebt Anna zur Seite, betritt ihr Zimmer und schließt die Tür.
Im folgenden geht PAULINE in höchster Aufregung vor der Tür und im Zimmer auf und ab, immer wieder kurz davor, zu Hilfe zu eilen.
PAULINE
mehrfach/simultan mit den Worten, die aus Annas Zimmer dringen : Ich hätte ihm die Tür nicht öffnen dürfen. Man hört aus Annas Schlafzimmer lediglich diese jeweils von Pausen unterbrochenen Satzfetzen:
ANNA
... Vorbei.
OBRIST
... du musst!
ANNA
Niemals! ... Vergangenheit...
OBRIST
... auf Knien... Denn sonst...
ANNA
... Drohung?
OBRIST
... tust du mir nicht an!
ANNA
... Mir droht man nicht.... unbeugsam. Nein!
30 Während einiger Zeit hört man nichts mehr, dann ein Möbelstück, das umfällt, Geschirr, das zu Boden geworfen wird - und dann zwei Schüsse. Nach einer kurzen Pause fünf weitere Schüsse, zwischen dem vierten und fünften Schuss eine weitere kurze Pause.
PAULINE
vernimmt wie erstarrt die Schüsse. Endlich löst sie sich aus der Erstarrung und stürzt sich in Annas Schlafzimmer. Von ihr unbemerkt betritt in diesem Augenblick Gustav die Wohnung durch die Eingangstür.
X. Annas Schlafzimmer PAULINE, die Leichen von ANNA und OBRIST
Das Zimmer ist in größter Unordnung. Spuren eines Kampfs. Anna liegt auf dem Bett. Obrist liegt mit entblößter Brust vor dem Bett auf dem Rücken. Pauline steigt achtlos über den leblosen Körper, ganz auf Anna konzentriert.
PAULINE
Wach auf, wach auf! Er liegt in seinem Blut. Er kann dir nichts mehr tun. Er hat sein Blut auf deinem Nachthemd hinterlassen. Auf deiner Brust. Komm zu dir, Anna, trink eine Tasse Tee. Hast du etwas gesagt? Ich kann dich nicht verstehen.
31 GUSTAV
erscheint in der Tür, bleibt aber im Hintergrund.
Die Tür des großen Kleiderschranks öffnet sich vorsichtig und ALBIN kommt zum Vorschein. Unter einem der Kleidungsstücke Annas ist er nackt.
ALBIN
Ist es vorbei?
PAULINE
erschrickt heftig. Ah! Wer sind Sie?
ALBIN
Operntenor.
PAULINE
Wie heißen Sie?
ALBIN
Swoboda!
PAULINE
Was tun Sie hier?
ALBIN
Ich liebe Anna.
PAULINE
zu Anna: Kennst du den Mann?
ALBIN
deutet auf Obrist: Ist das der Obrist? Ist er tot? Entsetzt: Er hat auch sie getötet!
PAULINE
Sie hat sich so erschrocken.
ALBIN
Das Blut, das Blut, das viele Blut!
PAULINE
Es stammt von ihm.
PAULINE
nach einer Weile, wie abwesend: Sie ruht so sanft – die Polizei – ein Arzt –
ALBIN
Zu spät für einen Arzt. Das Sutterle – das Sutterle ist tot, ist tot, ist tot.
PAULINE
Sie ist noch immer wieder aufgestanden. Das Sutterle steht auf – nimm den Applaus entgegen!
32 ALBIN
Anna ist tot.
PAULINE
beginnt allmählich, das Unfassbare zu begreifen. Sie betastet Anna. Als auch ihr klar ist, dass sie nicht mehr lebt, schreckt sie vor dem Leichnam zurück. Erst jetzt scheint sie sich der Tragweite dessen, was geschehen ist, bewusst zu werden. Er hat sie umgebracht, getötet. Was tun Sie hier?
ALBIN
Ich hatte mich versteckt. Sie wollte nicht, dass er mich sieht. Ich habe jedes Wort gehört. Sie sagte, sie liebt einen anderen. Mein Name kam nicht über ihre Lippen. Ich weiß, sie meinte mich. Und dann...
PAULINE
Und dann?
ALBIN
Die Schüsse. Und ich war wie aus Stein. Was tu ich nun? Gleichzeitig: Was tu ich ohne Anna?
PAULINE
gleichzeitig: Was tu ich ohne Anna. Nun entdeckt sie Gustav. Mein Gott! Was tust du hier? Geht auf ihn zu und versucht ihm, zu spät, den Anblick der Toten zu ersparen. Es ist ein Traum. Du hast das nur geträumt.
ALBIN
Ich hab das nur geträumt. Es war ein Alptraum
GUSTAV
wendet sich ab, im Hinausgehen: Ich hab das nur geträumt.
PAULINE
Geträumt. Ein Alptraum.
EPILOG Musik
33
Alain Claude Sulzer
Anna’s Mask
Libretto for the eponymous opera by David Philip Hefti
(based on the novella of the same name)
34 Cast Anna Sutter, singer Aloys Obrist, conductor Pauline, lady’s maid Gustav, Anna’s son Putlitz, theatre manager Albin Swoboda, tenor Heid, police inspector Weitbrecht, sculptor Weitbrecht’s assistant Gentlemen
Setting: Stuttgart, 1910
35 PROLOGUE THE WEDDING PHOTOGRAPH In a photographer’s studio
PAULINE, HEID Dressed for their wedding, Pauline and Heid pose for their official photograph. Between them, on a plinth, sits a gramophone with a prominent horn. HEID
We have been joined together by a voice, the voice of love, of sorrow—
PAULINE
And when it fell silent—
HEID
Even when it fell silent—
PAULINE
And when it fell silent—
HEID
And when it fell silent, it was stronger than ever. It tied the knot—
PAULINE
It bound us together—
HEID
It weighed less than our sorrow and less than our pain—
PAULINE
It bound us together through all the tears—
HEID
Through all the pain, through all the grief—
PAULINE
It built, quite by chance, the foundation of our love—
HEID
It was a terrible murder.
PAULINE
This terrible murder kindled our love—
HEID
Without murder, no first glance—
PAULINE
No tender feeling—
HEID
We would’ve passed each other by.
PAULINE
Missed each other. Never seen each other.
36 HEID
I would’ve never come—
PAULINE
You would’ve never come, I’d’ve never seen you—
HEID
I would’ve never come, I’d’ve never seen you— No stroke of luck.
PAULINE
No wedding. But thanks to Anna—
HEID
It was fate.
PAULINE
It was fate.
HEID
And so the voice rocks us gently back and forth, through that time before the murder—
PAULINE
After the murder—
HEID
And so the voice rocks us.
PAULINE
And carries us.
HEID
And holds us.
PAULINE
And unites us.
HEID
It unites us.
The photographer’s bright magnesium flash flares, then darkness.
1. THE BEHEADERS Anna’s bedroom
PAULINE, GUSTAV, WEITBRECHT, his ASSISTANT, later HEID The rugs have been rolled up. Anna lies dead on the bed. She is wearing a simple linen shirt. On the walls are traces of blood. There are utensils for making masks. Weitbrecht and his
37 assistant push the bed into the middle of the room, so that they can easily walk around it. The assistant lifts the head of the dead body, removes the pillow, and replaces it with a cloth. He smooths her hair back. As the scene continues, Weitbrecht – or his assistant – ties Anna’s hair up into a knot with a rag. One of them closes her eyelids and lips. Thin plaster from a bowl is spooned over her face. Then a thread is laid over her face from the middle of her forehead over the bridge of her nose, over her mouth, to her chin. Then thicker plaster is mixed and applied to the first layer. PAULINE
I shouldn’t have opened the door to him!
GUSTAV
Standing at the window and looking out. So many people.
PAULINE
I should never have opened the door to him.
GUSTAV
Pauline, where’s Mama?
PAULINE
Mama’s lying there.
WEITBRECHT
To his assistant. Open the window, don’t look out. The masses shouldn’t know we’re here.
GUSTAV
Sing, Mama, sing!
PAULINE
No, your mother can’t sing anymore. My poor lad. Our Sutterle is dead. Our poor Sutterle.
GUSTAV
Pointing to Weitbrecht. Who is that man? What does he want with Mama?
PAULINE
He’s making her death mask.
GUSTAV
Appalled. Her death mask?
WEITBRECHT
To his assistant. In Vienna, they call us beheaders.
ASSISTANT
Speaking. He says that every time.
PAULINE
So that a part of her will remain forever. Her countenance captured at the very end. Soft and beautiful. So soft, so beautiful.
GUSTAV
Is Mama dead?
PAULINE
She has embarked on her final journey.
38 WEITBRECHT
You. The maid – for the last time, I need fresh water.
PAULINE
I’m not any old maid, I’m a lady’s maid.
WEITBRECHT
I need fresh water. For Christ’s sake, rigor mortis is about to set in. Water! Make it quick!
PAULINE
Yes, but not in that tone, if you please. Exit.
GUSTAV
Moves closer.
WEITBRECHT
Just look at her. Now, that’s a cadaver. And so distinguished to be tasked with immortalising her. Such a beautiful woman. She had black hair, incandescent eyes. Her features are a little coarse, the eyebrows bushy. Everyone in the city knew her.
GUSTAV
What are you doing to her?
WEITBRECHT
She’s sleeping. She’s just sleeping. Now she’s at peace with the world. That’s just plaster, just a little plaster.
PAULINE
Returning with a jug of water. Come away from the body, dearest.
WEITBRECHT
We are capturing her face, it will be fixed forever. It is far superior to a portrait. The death mask of Anna Sutter, for anyone with the money to pay for it. It’ll be a bestseller, and not only in Stuttgart – just think!
PAULINE
Your water.
WEITBRECHT
Is that your child?
PAULINE
What on earth are you talking about? I’m a Fräulein.
WEITBRECHT
As was your mistress, if I’m not mistaken.
PAULINE
The Sutterle was something else.
WEITBRECHT
She had a child.
PAULINE
She was a free spirit, like Carmen. And that is Anna’s lad – little Gusti was her world. If only I hadn’t opened the door. Then it would’ve never happened. She was so beautiful and vivacious and so talented, not
39 to mention kind-hearted. Now her heart will never beat again. I must pull myself together in front of the child. WEITBRECHT
The mask needs to dry now; it will be ready tomorrow. They won’t find a prettier countenance any time soon. I am – in my most humble opinion – a master of my craft.
GUSTAV
Never again? Never again?
PAULINE
No, Gustav, no. A tragic end.
HEID
Enters wearing a police uniform.
WEITBRECHT
A policeman!
HEID
I’m an inspector. Are you Pauline?
PAULINE
Yes, sir.
HEID
And that is Anna Sutter’s lad?
PAULINE
Yes, sir. That’s Gustav.
HEID
I have a few questions to ask you. Don’t be afraid now, there’s nothing to be worried about. I’ll keep it short. Just a couple of questions about Anna and the course of events.
PAULINE
What can I tell you? You can see yourself what’s happened.
HEID
There is always more than one sees with one’s own eyes. Follow me please.
PAULINE
To the police station?
HEID
No, no. We can sit in the drawing room.
PAULINE
Come now, Gusti. We’re going with the policeman.
The scene fades to black.
40 II. NO HOPE OF BEING HIRED AGAIN The Theatre Manager’s office
PUTLITZ, OBRIST, later MASKED ANNA PUTLITZ
Works at his desk.
OBRIST
Enters. He has a beard. Agitated. I have to speak with you!
PUTLITZ
Have to? You’re already doing it. Completely against my will, I might add. Who the hell let you in? What does our friend Obrist want now, I wonder? You are not here to—
OBRIST
I humbly request – let me speak – I want only one thing, I only want to conduct.
PUTLITZ
Calm down, Obrist. We are grown men. You know me, you know our repertoire. We never imagined you would be interested; you understand that don’t you? Are you now trying to tell me you want to conduct operettas?
OBRIST
Baron! I’ll do anything.
PUTLITZ
I don’t see how that would be possible.
OBRIST
Baron! I’ll do anything that you ask of me. And if it must be operettas. Insistently. I’ll do anything.
PUTLITZ
I’m sorry, we don’t have any vacancies in this theatre, you know that, and I’m not someone who likes to repeat themselves. No vacancies, no conducting! I’m sorry.
OBRIST
I have served this house. For three years.
PUTLITZ
You had your time, now it it’s over. I can no longer use you as a conductor. It’s over. Try in Bayreuth. I will not put up with gossip here in Stuttgart, and certainly not scandal!
OBRIST
Scandal? This isn’t just about me. It’s about Anna too—
41 PUTLITZ
I won’t hear a word against the Sutter! I don’t want to hear it! The Sutter is worth ten of your kind. Anna is indispensable. You are replaceable, Obrist, you have been replaced. Go back to Weimar and stay there! Anna belongs to her public, not to you. The public want Anna, need Anna, not you. She’s the public’s alone, and that’s the end of it.
OBRIST
I swear, I won’t go within fifty metres of her.
PUTLITZ
I don’t need another flailer, and certainly not someone whose name is being dragged through the mud. I don’t need your oaths. You are an artist and I, for my sins, am a businessman. Ruination is all good and well as a subject for art, but not for my theatre. I have a duty to the King and to the city.
MASKED ANNA appears upstage as a ghost. The players cannot see her. OBRIST PUTLITZ
Anna is a wonderful singer. A wonderful person. Though— —though rather fickle. Don’t take it to heart. That’s just the way singers are.
OBRIST
I love Anna. There is nothing more important to me than Anna’s happiness.
PUTLITZ
Then be gone as quickly as you can. Leave Anna in peace, so that we have some peace and quiet here again.
OBRIST
I love Anna.
PUTLITZ
He is as repetitive as if her were in an opera himself. What a man!
OBRIST
I can’t help it.
PUTLITZ
He that is a man should behave like a man.
ANNA’s voice is heard doing vocal exercises off-stage. PUTLITZ and OBRIST OBRIST
Listen.
Just one note is and you are enthralled.
42 PUTLITZ
That she sings in our theatre, why, it’s like a gift from the Gods. We’ve had a full house ever since she’s been singing Carmen.
OBRIST
Accursed Carmen! Accursed woman!
ANNA’s voice is heard doing vocal exercises off-stage. PUTLITZ and OBRIST OBRIST
fall silent.
She is practicing for tonight. Whether it’s Carmen, whether it’s Salome, oh, it’s all the same. I love Anna more than she wants to love me. I know she is able. Who could know it better. That is the cross that we have to bear. I am a pool of misery when I think of her and know that I can’t hold her to me tenderly. I love her even as Carmen, and you of all people know how much I hate that opera.
PUTLITZ
Obrist, enough now, get out of my theatre! I don’t want to see you here anymore. Not even in the audience. Certainly not tonight during Salome. That’s all I have to say about it. Exit.
A short intermezzo, MASKED ANNA disappears.
III. THE LAST BID OF A DESPERATE MAN Anna’s dressing room
A piano. A mirror. Sheet music. The real Anna enters doing vocal exercises. ANNA and OBRIST ANNA
Astonished. You’re the last person I expected to see! What do you want, Aloys?
OBRIST
You know exactly what I want, Anna. Who were you expecting?
43 ANNA
It’s the premiere tonight.
OBRIST
I love you. It burns in me, Anna! God forbid, anyone might come between us. No, no one would dare. This love—
ANNA
Love is a word. It is as big or as small as one makes it. How often have I have declaimed it in this house, where, every evening, it ignites like the curtains that have burned so many opera houses to the ground.
OBRIST ANNA
For me they only burn once, just once, Anna! Just for you. Love is a trill. A high C, a D. You rise up. Then you come down again. You soar. You fall. It is no more tangible than a pirouette, and doesn’t last much longer than a waltz. An ice cream that melts in the sun. The sun that sets in the evening. The moon that wanes. Four acts. An opera. The curtain falls. Wasn’t it lovely. Now it’s over. Love has colourful wings; you know that yourself.
OBRIST
The curtain falls? What do you mean by that?
ANNA
Anna is tired.
OBRIST
Tired? Are you unwell?
ANNA
I’m very well, but you, Aloys, you make me miserable.
OBRIST
Don’t you love me?
ANNA
Oh, Aloys.
OBRIST
Did you ever love me?
ANNA
I did love you. As much as I can love, I loved. I’m always in love.
OBRIST
And now? Do you still love me?
ANNA
And now is now.
OBRIST
I want to know. Anna, I must know. Tell me the truth!
ANNA
Do you really want to hear the truth? Really know it?
OBRIST
No! Yes!
44 ANNA
Tonight I’ll play Salome. Tonight I will be Salome. And tomorrow Carmen. And the next day? Who knows who I’ll be then.
OBRIST
And what about me?
ANNA
You’ll still be good old Aloys.
OBRIST
A man of honour.
ANNA
A man of honour? Who cheated on his wife with a singer?
OBRIST
Anna, stop it. You’re hurting me. You do it, because you know how much it hurts.
ANNA
You might be a man of honour, but I am honourable. I look truth in the face, like in a mirror in the morning. What do I see there? And what do you see? What does my little Gustav see, what about Pauline, my lady’s maid? Everyone sees something different. Be nice now and – please – leave me alone. Addio, good Aloys, addio! Time to go. It isn’t as if you don’t have anything to be getting on with.
OBRIST
Anna, I’m begging you: do you still love me?
ANNA
I love life, opera, the stage, Gustav, love…
OBRIST
But you don’t love me?
ANNA
You’ve been banned from this theatre, is that right?
OBRIST
Who told you that?
ANNA
The doorman told me.
OBRIST
The doorman?
ANNA
If you leave now it’ll be in your best interests. Don’t make life so hard for yourself.
OBRIST ANNA
Why won’t you marry me? I’ll pull you out of this swamp. Sharply. Swamp, Aloys!?
45 OBRIST
You will finally be a respectable woman and Gustav will have a father.
ANNA
What on earth are you talking about?
OBRIST
Marry me. I will lay the whole world at your feet.
ANNA
Have you lost your mind? How dare you speak to me like that! You speak as if I was your little Hedwig. Run off to your wedded wife and stop bothering me with your marriage plans! You are married, I am single.
OBRIST
I’ll get a divorce.
ANNA
I don’t want you. I don’t want you. Be gone with you, at once, go. Get out of this room. I don’t want to see you anymore. I love my freedom. That’s what I love, freedom. Be gone.
OBRIST
Exit.
Intermezzo
IV. IS THIS SOME KIND OF JOKE?
ANNA and PAULINE PAULINE
Enters carrying a large tray containing the head of Jochanaan for the evening performance. The prop is still covered with tissue paper. Anna, we have a new head! The old one was terribly tattered. Today will be its debut.
ANNA
It looks like a cake! Removes the paper and is shocked as she uncovers the head. My God! What on earth is that? The head falls from the tray and rolls over the stage.
PAULINE
What’s wrong?
46 ANNA
Is this some kind of joke? It’s Obrist’s head?
PAULINE
Obrist? Do you really think so, Anna? It’s Jochanaan’s head, the new prop. Goes to the head and picks it up by the hair. Look, Pauline. Isn’t
ANNA
that Aloys? And why isn’t it attached to the tray? The head has to stay put. If it falls off like that everyone will just laugh. PAULINE
Yes, I suppose there is a certain similarity!
ANNA
The make-up artist must be playing a joke on us. A bad joke. He doesn’t have a beard though. A joke or just coincidence?
PAULINE
I don’t know. I’ll take it back. They’ll have to re-model it.
ANNA
By tonight? It’s not possible. The similarity is very uncanny, though. As if it were Obrist. He was just here, you know. I just threw him out. It can’t be his head. Laughs. Can you leave me alone, I have to get ready.
PAULINE
I’ll take it with me.
ANNA
No, leave it here. You’re right, it’s not Aloys, it’s Jochanaan.
PAULINE
Exit.
V.
ANNA
Alone with the head. A joke? A coincidence? A joke or a coincidence? I kissed your mouth. Is it you, Aloys, or someone else? Jochanaan? When did I kiss you last? Your lips had a bitter taste, no, nothing remained, I remember almost nothing. It didn’t taste of love, nor did it taste of lust; it hadn’t for a long time. You came, you went. I remain. Such is life, Aloys. We are too old for young love, too old. You smell of paste and paper, Aloys, you obstinate head. Seeing you like this, I’m a bit afraid of you. A little afraid of myself and what I did to you. False
47 hope, desire, separation. With these half-closed eyes, the blue sickly skin, the blood at the neck, I am afraid of you. The mask-maker is a master of his craft. A decapitated head. I am no longer a little girl. I am thirty-nine now. How old was Princess Salome? Very young, very young, still innocent. How beautiful Princess Salome is, how beautiful. I don’t need a Baptist, nor his head.
VI.
ALBIN
Enters with a bunch of flowers.
ANNA
Aside. Here comes the next one already. Turning to him. Herr Swoboda! You come bearing flowers? A little something for me?
ALBIN
I – I – worship you, esteemed Fräulein, as an artist and a human being.
ANNA
My God, you are so young and so green.
ALBIN
I am the understudy. I’m singing today.
ANNA
For whom?
ALBIN
I’m singing Prince Naraboth for Rosenmayer.
ANNA
Is he sick?
ALBIN
He’s been coughing for two days.
ANNA
He’s always coughing. What lovely flowers. We must go to the orchestral rehearsal! It is the premier tonight. The King is coming and his queen! We will have to give it our all. Our all is our greatest asset.
ALBIN
Might I make a humble request, madam?
ANNA
Of course! What is it?
ALBIN
Falls silent.
48 ANNA
What do you want to say?
ALBIN
I want to – I can’t – the words – fail me.
ANNA
Have courage, my new Narraboth. The King’s daughter will not have you beheaded.
ALBIN
From a distance, I admire her. And up close – I love you. I want to kiss your hand.
ANNA
You are so young.
ALBIN
You are so beautiful!
ANNA
So young…
ALBIN
So beautiful…
ANNA
Then kiss me, not my hands.
ALBIN
Kisses Anna’s hands and falls to his knees. These hands…
ANNA
Now go. Leave me alone—
ALBIN
When can I return?
ANNA
Whenever I allow it.
ALBIN
Exit.
VII.
It is starting to get dark. The same location, but another time of day, on another day. ANNA
Alone. She looks around. She looks at herself in the mirror / flicks through a piano score / hits a key on the piano every now and again while memorising Carmen / paces back and forth / finishes her preparations. Finally, she puts on her Carmen costume.
49 I feel the breath of the past on me and of the future. Albin, I love your youth, you are innocent like the present moment that has already left us the moment we’ve thought about it. L’ON M’AVAIT AVERTIE QUE TU N’ÉTAIS PAS LOIN. I sense the approach of old age. I look in the mirror. What do I see? I don’t know. The mirror shows just one likeness. Not two. SON ÂME RESTE INFLEXIBLE; ENTRE ELLE ET TOI... TOUT EST FINI! Turns around, as if someone was standing behind her. Is someone there? No, there’s no one there. Just those thoughts that come to one at night. L’AMOUR EST UN OISEAU REBELLE... How could I still love you, Aloys? You have gobbled up all the air and I need to breath. You want to swallow me up. Why can’t I stop thinking that I will share Carmen’s fate? Did I dream it? Am I dreaming? As if I were on the stage. Someone’s calling me. Who’s calling me? I hear nothing. I am standing on stage. LIBRE ELLE EST NÉE ET LIBRE ELLE MOURRA! Applause. The curtain falls.
VIII. CELEBRATIONS
ANNA, PAULINE, PUTLITZ, ALBIN, MEN IN WHITE-TIE AND TAILS, later OBRIST The same location. But the scenery has changed. Colourful lanterns illuminate the space, which is now larger. Loud and cheerful men in white-tie and tails enter. Chairs and long
50 tables are brought in, covered in flowers, glasses, champagne buckets, punch, plates filled with food, as well as a large piggy bank. There is a joyful festive atmosphere. Pauline and Anna pour the drinks. ANNA
The curtain has fallen, now let’s celebrate. To theatre, to life and to opera!
CHORUS
Here’s to theatre! Here’s to champagne!
PUTLITZ
To the Operatic Retirement Fund!
CHORUS
To the Operatic Retirement Fund! Three cheers! Hip, hip, hooray!
PUTLITZ
Here’s to Anna Sutter, a true child of Switzerland!
ALBIN
Here’s to Anna Sutter!
CHORUS
And now a song!
ANNA
A song?
CHORUS
Oh, please, please, please!
PAULINE
Anna is tired.
ANNA
Pouring drinks. We must fatten up our pig. Tomorrow it’ll be slaughtered. Get to it! Stuff it with money. Pretty words won’t sate it. It is greedy for your donations.
CHORUS
Isn’t our Sutterle lovely?
ALBIN
Aside. She is more beautiful than the evening star. Words fail me.
ANNA
One more swig! One more banknote!
CHORUS
Here’s to Anna! We come to the theatre to see our beloved! To see her and hear her. Another swig!
ANNA
And then a banknote!
CHORUS
A banknote! A swig!
ANNA
A good deed is its own reward! We need money. And not one of you is going to leave this room until you’ve donated.
51 PUTLITZ
She knows how to wrap men around her little finger.
OBRIST
Enters. Anna doesn’t see him or at least pretends not to. Aside. Now I find her again surrounded by dandies salivating over her. What a pathetic man I’ve become. How could this happen to me?
PAULINE
Quietly to Anna. Obrist is here.
ANNA
Your health!
PUTLITZ
What’s he doing here? Goes over to Obrist.
CHORUS
Your health! To Anna!
ANNA
Quietly to Pauline. Keep him away from me. I don’t want a scene. To the gentlemen. My friends, we have punch!
CHORUS
Punch and champagne, woman and song!
PUTLITZ
I thought I told you, you’re banned.
OBRIST
Hushed. That’s enough! Enough with the celebrations! They are all touching her as if she was anyone’s property.
ANNA
A kiss on the forehead for everyone who donates ten Reichsmark! For twenty, a kiss on both cheeks! And then—
CHORUS
And then? And then?
ANNA
I’ll take a wooden spoon to your behinds!
OBRIST
Loudly. What is this? A Mississippi slave market! What are you doing here with this noble woman? What have you done to Anna to make her so readily take this wicked path?
CHORUS
Who on earth is that?
OBRIST
Hushed. So you can be bought cheap – like a whore.
ANNA
Be quiet!
OBRIST
I’m taking you home.
ANNA
I’m staying here.
52 OBRIST
I beg you.
ANNA
I am free to do whatever I want.
CHORUS
Just what does he want with her?
OBRIST
You are throwing yourself to the dogs. Seductress! Give me your hand. Think of your child. Think of the art that you have dedicated your life to. She is an artist, for God’s sake, not in a fairground kissing booth.
ANNA
Be quiet, d’you hear? Be quiet.
PUTLITZ, CHORUS, ALBIN together PUTLITZ
You forget yourself!
CHORUS
A great clot! A raving lunatic! It’s pure jealousy!
ALBIN
What should I do? I’ve got to help her.
The scene goes dark. Obrist is alone. The others move back. OBRIST
Today is judgement day. The judgement: a shard. It sticks in my breast and scratches away at my heart. The light is dim. I want to die. I must act, go, stay. She cannot do this! How can I just hold on to her? I want to embrace her. My arm around her throat. I want to forgive her. But I can’t. I can’t. I miss her like a mother, like a child, I have no child, I have no mother, I only have Anna. Anna, where are you? Anna!
MASKED ANNA
Appears upstage as a ghost.
OBRIST
Tomorrow I will go to the barbers. Then I’ll feel like someone else. I will be clean, I will be yours.
MASKED ANNA
Walks past him. He thinks he sees her. He looks over at what he thinks he has seen.
OBRIST
Someone else – clean – forever.
ANNA’S VOICE
Offstage. Someone else – someone else. Just let me go.
OBRIST
Never. Never.
53 Intermezzo.
IX. I SHOULD NEVER HAVE OPENED THE DOOR TO HIM Foyer in Anna’s apartment
The front door, the upper panels of which are glass, is stage-left. The door upstage stageright leads to Anna’s bedroom. The door upstage stage-left leads to the kitchen. The door centre-stage stage-right leads to the child’s bedroom. All of the doors are closed. There is a large round table stands in the middle of the room. There is a cloakroom, umbrella stand etc. GUSTAV, later OBRIST, later PAULINE, later ANNA GUSTAV
Comes out of the kitchen carrying a teddy bear, pulls the door to. Looks about hesitantly, then abruptly decides to go to Anna’s bedroom, stops in front of the door, grips the door handle, but then lets his hand drop without opening the door. He looks bored. He sits at the table and waits. Suddenly the handle of the front door turns.
GUSTAV
Jumps with fright, but then, curious, goes to the door, but doesn’t open it. Instead he peers through the glass, but can only see a shadow. There is a knock at the door.
OBRIST
Behind the door. Is someone there? Don’t you recognise me? Open up, open up!
PAULINE
Enters via the kitchen door. Did someone ring the bell.
GUSTAV
Open up!
PAULINE
Turns the key in the lock.
OBRIST
Violently shoves the door open. He is clean-shaven.
54 GUSTAV
Uncle Aloys!
PAULINE
Anna forbid me from letting you in.
OBRIST
Is already in the apartment though and shuts the door behind him. When I still had a key, I could come and go as I pleased.
PAULINE
You’re going to get me into terrible trouble.
OBRIST
I’m not leaving until I’ve spoken to her.
PAULINE
She’ll fire me for it.
OBRIST
She’s not going to fire you.
PAULINE
To Gustav. Go and play, go down to the courtyard.
GUSTAV
I don’t want to.
PAULINE
Pushes Gustav out of the apartment against his will. I refuse to announce you. You know that she won’t receive you. Anna won’t change her mind.
OBRIST
What do you know of love? You’re her lady’s maid, not her heart. I have to speak to her. Points to Anna’s bedroom door. I’m going through that door and no one’s going to stop me.
PAULINE
I will stop you!
There is a brief but violent struggle in front of Anna’s bedroom door, which Obrist wins. OBRIST
No one, not God nor the devil will stop me.
ANNA’S VOICE
Behind the door. Good Lord, what a racket!
OBRIST
I have to speak to you.
ANNA
Opens the door.
OBRIST
Let me speak! He pushes Anna aside, enters her room and shuts the door behind them.
During what follows PAULINE, highly agitated, paces back and forth before the door and around the room, always about to call for help.
55 PAULINE
Repeated and speaking over the words that come from Anna’s room. I should never have opened the door to him.
From Anna’s bedroom we hear only hear little snippets of conversation interrupted by pauses. ANNA
…over.
OBRIST
…you must!
ANNA
Never! … It’s in the past…
OBRIST
…on my knees… Or I’ll…
ANNA
…threatening me?
OBRIST
…your hands off me!
ANNA
…I will not be threatened… wilful. No!
For a brief moment we hear nothing, then we hear a piece of a furniture falling over, crockery thrown to the floor – then two shots. After a short pause, five more shots, between the fourth and the fifth shot another short pause. PAULINE
Numb, hears the shots. She awakes from her numbness and plunges into Anna’s bedroom. She doesn’t notice that just at that moment Gustav has come back into the apartment through the front door.
X. Anna’s bedroom
PAULINE, the bodies of ANNA and OBRIST
56 The room is extremely disordered. Everywhere, there is evidence of the fight. Anna lies on the bed. Obrist lies bare-chested in front of the bed on his back. Pauline climbs over his lifeless body, barely noticing it, completely focused on Anna. PAULINE
Wake up, wake up! He is lying in his own blood. He can’t do anything to you now. He has got his blood all over your nightdress. On your breast. Wake up, Anna, drink a cup of tea. Did you say something? I can’t understand you.
GUSTAV
Appears in the doorway, but stays upstage.
The door of the large wardrobe slowly opens and ALBIN appears. He is naked behind a piece of Anna’s clothing. ALBIN
Is it over?
PAULINE
Very shocked. My God! Who are you?
ALBIN
A tenor.
PAULINE
What’s your name?
ALBIN
Swoboda!
PAULINE
What are you doing here?
ALBIN
I love Anna.
PAULINE
To Anna. Do you know this man?
ALBIN
Points to Obrist. Is that Obrist? Is he dead? Horrified. He’s killed her too?
PAULINE
She’s had such a shock.
ALBIN
The blood, the blood, so much blood!
PAULINE
It’s his blood. After a while, absently. She is sleeping so softly – the police – a doctor—
ALBIN
It is too late for a doctor. The Sutterle – the Sutterle is dead, dead, dead.
57 PAULINE
She’s still able to stand. The Sutterle rises – take a bow, listen to the applause!
ALBIN
Anna is dead.
PAULINE
Slowly begins to understand the incomprehensible fact. She touches Anna. As it slowly dawns on her that she is dead, she pulls away from the body with shock. Only now does she seem to become aware of the gravity of what has happened. He killed her. What are you doing here?
ALBIN
I hid. She didn’t want him to see me. I heard every word. She said she loved someone else. She didn’t mention me by name. But I know that she was talking about me. And then…
PAULINE
And then?
ALBIN
The shots. I felt like I’d turned to stone. What will I do now?
PAULINE
Simultaneously. What will I do without Anna?
ALBIN PAULINE
Simultaneously. What will I do without Anna? Sees Gustav for the first time. My God! What are you doing here? She goes to him and, though too late, tries to protect him from seeing the dead bodies. It’s a dream. You just dreamt it.
ALBIN
I just dreamt it. It was a nightmare.
GUSTAV
Turns away and while leaving. I just dreamt it.
PAULINE
A dream. A nightmare.
EPILOGUE Music.
Translated from the German by Ben Fergusson