INFO 01/23 Kommunalpartnerschaften

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NR. 1/2023

Jugendaustausch im Rahmen

Magazin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks

deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften

Themen der Ausgabe:

Kommunalpartnerschaften: Verbindung mit Zukunftspotenzial oder Auslaufmodell?

Jugendthemen Gehör verschaffen

Partnerschaft der neuen Generation

Kommunikation von Mensch zu Mensch

Online-Fundgrube

für Kommunalpartnerschaften

Rein in den Verein!

INHALT

������������������������������������������ Seite 3

Partnerschaft der neuen Generation

Luise Böttcher ��������������� Seite 11

Jugendthemen Gehör verschaffen

Mateusz Wojcieszak ������ Seite 13

Editorial

Kommunikation von Mensch zu Mensch Alicja Zaczek-Żmijewska

��������������������������������������� Seite 28

Eine Zwiebel als Eisbrecher Dr� Erik Malchow ����������� Seite 31

Kommunalpartnerschaften:

Verbindung mit Zukunftspotenzial oder Auslaufmodell?

Jochen Butt-Pośnik �������� Seite 4

Anschubhilfe für kommunale Jugendbegegnungen

Anja Schmidt ����������������� Seite 16

Kennen Sie die internationalen Partnerstädte oder -gemeinden ihres Heimatortes? Wie präsent ist das Thema Kommunalpartnerschaft dort? Zeigt es sich nur in Form von Straßenschildern oder gibt es auch regelmäßige Veranstaltungen, vielleicht sogar Schulaustausche?

Aber wer soll das bezahlen … Michael Teffel ��������������� Seite 34

Rein in den Verein!

Dorota Kot �����������������������Seite 8

Finalisten des Deutsch-Polnischen

Jugendpreises 2021–23

���������������������������������������� Seite 18

Städtenetzwerke als Krisenhelfer

Anna Gmiterek-Zabłocka

��������������������������������������� Seite 24

Online-Fundgrube zu Kommunalpartnerschaften

Maria Albers ����������������� Seite 36

Weiterlesen, weiterbilden … ��������������������������������������� Seite 38

Kreise, die kompetente, weltoffene junge Bewohner/ -innen hinzugewinnen. Wie unbezahlbar stabile kommunalpartnerschaftliche Netzwerke gerade auch in Krisenzeiten sind, zeigt sich eindrücklich am Beispiel der Ukraine. Kommunen aus Deutschland und Polen haben seit Beginn des russischen Angriffskrieges vielfältige Unterstützungsmaßnahmen für das leidtragende Land auf die Beine gestellt, mit Sach- oder Geldspenden, durch die Aufnahme Geflüchteter, aber auch über Kinder- und Jugendbegegnungen. Hierüber berichtet das INFO am Beispiel der ostpolnischen Stadt Lublin. Nicht zuletzt bietet es Praxistipps für alle, die kommunalpartnerschaftlichen Jugendprojekten bei sich vor Ort neuen Schwung verleihen wollen.

Regelmäßige Leser/-innen des Magazins werden festgestellt haben, dass das INFO einen neuen grafischen Anstrich bekommen hat, der die Inhalte noch ansprechender präsentiert – wir wünschen eine anregende Lektüre!

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Anja Schmidt, Aleksandra Milewska-Czachur
Anja Schmidt Redakteurin des INFO, Mitarbeiterin für Public Relations im DPJW. privat
© © Tomasz Tołłoczko
Aleksandra Milewska-Czachur Redakteurin des INFO, Mitarbeiterin für Public Relations im DPJW.
Kommunalpartnerschaften sind eines der ältesten Instrumente der europäischen Einigung. Sie haben viel zum Austausch von Gesellschaften und zu ihrem friedlichen Miteinander beigetragen – auch weltweit. Sie bieten einen Rahmen für internationale Zusammenarbeit, der auf ganz unterschiedliche Weise mit Leben gefüllt werden kann. Dabei ist eine Kommunalpartnerschaft mitnichten nur ein Thema für Erwachsene oder Verwaltungen. Wie auch junge Menschen in Partnerschaftsprojekte einbezogen werden können, zeigen die Autorinnen und Autoren des neuen INFO. Ob Jugendbegegnungen, Städtepartnerschaftsvereine oder Jugendparlamente – Ansätze gibt es viele. Bei aller Vielfalt an Methoden verbindet sie eins: Wenn Jugendliche die Chance haben, an einem Projekt mitzuwirken, also ihre Ideen zu äußern, Programme zu gestalten und Verantwortung bei deren Umsetzung zu übernehmen, stehen die Weichen gut dafür, dass sie sich auch längerfristig für die Partnerschaft ihres Heimatortes engagieren. Davon profitieren nicht nur die Jugendlichen in Form von Soft Skills und Wissen, sondern auch die beteiligten Städte, Gemeinden oder
Anja Schmidt, Aleksandra Milewska-Czachur

KOMMUNALPARTNERSCHAFTEN:

Verbindung mit Zukunftspotenzial oder Auslaufmodell?

»Das wichtigste, um deutschpolnische Städtepartnerschaften weiterzuentwickeln und durch die derzeitigen Krisen zu steuern, sind gemeinsame Projekte von Vereinen oder Stellen in der Verwaltung, die mit Jugendlichen arbeiten …«,

findet Jochen Butt-Pośnik. Der Leiter der Kontaktstelle des EU-Programms »Citizens, Equality, Rights and Values« (CERV) in Bonn wirft für das INFO einen Blick auf den Zustand von Städtepartnerschaften und findet bei allen Herausforderungen zahlreiche zukunftsträchtige Ansätze für ihre Arbeit.

© Nikolai Schmidt 4 INFO DPJW NR. 1/2023 5 einstieg INFO DPJW NR. 1/2023 einstieg

Wie haben sich Kommunalpartnerschaften im Laufe der Zeit verändert?

Der Świebodzice-Kreisel in Waldbröl, die Zielona-Góra-Straße in Cottbus – manche deutschpolnische Partnerschaften haben sichtbare Spuren in deutschen Kommunen hinterlassen. Mit der Partnerschaft zwischen Rostock und Szczecin begann 1957 eine erste Phase von Kommunalpartnerschaften, die vor allem durch Ziele wie Völkerverständigung und Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt war. Nach dem Mauerfall eröffneten sich neue Möglichkeiten für grenzüberschreitende Kontakte. Damals entstand ein Großteil der heute insgesamt 529 deutsch-polnischen Kommunalpartnerschaften. Zu Beginn gab es von deutscher Seite dabei oftmals Unterstützungsleistungen für polnische Städte und Gemeinden: Ausgemusterte Feuerwehrautos, Computer und manchmal ganze Sozialstationen wurden über die Oder transportiert, um dort den Aufbau von Verwaltung und sozialen Systemen zu unterstützen. Diese Schlagseite im Geben und Nehmen ist durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung Polens in den letzten 30 Jahren Vergangenheit – das »Zeitalter der Nachahmung« (Ivan Krastev) ist vorbei. Jetzt blicken manche deutsche Kommunalpolitiker/-innen neidvoll auf die moderne Infrastruktur und den gut ausgestatteten öffentlichen Personennahverkehr in ihren polnischen Partnergemeinden. Und auch auf anderen Gebieten wie bei der Digitalisierung oder der Integration ukrainischer Geflüchteter kann man jetzt auf Augenhöhe voneinander lernen.

Was sind Merkmale deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften?

Die 2020 erschienene Untersuchung »Suchen, was uns verbindet« des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt und des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau nennt weitere Merkmale deutsch-polnischer Partnerschaften:

• »Bei der Entwicklung der jeweiligen Partnerschaft sind engagierte Personen von zentraler Bedeutung. Gibt es sie nicht bzw. nicht mehr, so gerät die Zusammenarbeit ins Stocken.

• Ein in allen Städten sichtbares Problem ist die Überalterung […] engagierter Personen. Und die Angehörigen der jüngeren Generationen zeigen meist nur wenig Interesse, sich für die Städtepartnerschaften einzusetzen.

• Sind sich Städte ähnlich (in Größe, Lage, aber auch im Hinblick auf andere Faktoren), so hat dies einen positiven Einfluss auf die Ausgestaltung der Verschwisterung. Aber auch durchaus unterschiedliche Städte können eine gelungene Zusammenarbeit entfalten. Deshalb ist es wichtig, immer wieder danach zu suchen, was die Städte verbindet.

• Die deutsch-polnische Vergangenheit ist im Rahmen der Zusammenarbeit oder bei Begegnungen aktuell kein besonders wichtiges Thema mehr.«

Andere Länder –gleiche Lage

Damit stehen deutsch-polnische Städtepartnerschaften vor ähnlichen Herausforderungen wie die Partnerschaftsarbeit in Deutschland allgemein. Dies zeigt sich auch an den Ergebnissen einer 2018 erschienenen Publikation der Bertelsmann Stiftung und des DeutschFranzösischen Instituts zu den deutsch-französischen Kommunalpartnerschaften: Die Kooperationen differenzieren sich aus. Es gibt ein Nebeneinander von aktiven und eingeschlafenen Kontakten, eine große Zahl an (zumindest auf deutscher Seite) finanziell ausreichend ausgestatteten Partnerschaften mit mal mehr, mal weniger Unterstützung durch Verwaltung und Politik, und daneben Kommunen, bei denen es seit Jahren an Geld und Unterstützung fehlt. Auch haben kommunale Partnerschaften in kleineren und größeren Städten einen unterschiedlichen Stellenwert. In größeren Städten stehen sie oft in Konkurrenz zu anderen Aktivitäten, sind dafür aber teilweise auch Teil des Stadtmarketings.

Woran hapert es bei Kommunalpartnerschaften?

Wie viele ehrenamtliche Strukturen sind die Partnerschaftsvereine, die vor allem auf deutscher Seite in vielen Gemeinden die Arbeit tragen, überaltert. Sie haben Schwierigkeiten, unter den viel beschäftigten jüngeren Erwachsenen und Erwerbstätigen engagierte Mitstreiter/-innen zu finden. Die Lebenswelten, Kommunikationsformen und Bedarfe der Altersgruppen 65+

und die der Generation Z passen in vielen Bereichen nicht gut zueinander. Partnerschaftsarbeit erfordert Verbindlichkeit mit jährlichen Besuchen am selben Ort. Dies steht in Konkurrenz zu den bei jüngeren Menschen beliebten vielfältigen Möglichkeiten, Reisen mithilfe von Billigfliegern und Wohnungsportalen zu organisieren. Während viele über Jahre gewachsene Freundschaften mit Treffen, Jubiläumsfeiern und gemeinsamen Exkursionen gepflegt werden, sind für jüngere Menschen andere Formate erforderlich, mit denen sie sich das Partnerland auf altersgerechte Weise erschließen können.

Die Kommunen in Deutschland und Polen stehen zudem unter dem zunehmenden Druck, ihre vielfältigen Aufgaben mit nur dünner Personaldecke und oftmals mangelhafter finanzieller Ausstattung zu bewältigen. Wichtige aktuelle Themen wie die Versorgung ukrainischer Geflüchteter, steigende Energiepreise und die hohe Inflation lassen eine freiwillige Leistung wie Unternehmungen im Rahmen von kommunalen Partnerschaften auf der Agenda nach hinten rutschen.

Ein anderer Weg besteht darin, migrantische Bevölkerungsgruppen in die Partnerschaftsarbeit mit einzubeziehen. In Deutschland geschieht dies bisher vor allem über einzelne Mitglieder aus der polnischsprachigen Community.

Potenzial steckt auch in intergenerationellen Formaten, die dabei helfen können, jüngere Zielgruppen in die Partnerschaftsarbeit mit einzubeziehen, sei es über Foto- und Musikprojekte oder länderübergreifende Interviews zur Erinnerungsarbeit.

Partnerschaftsarbeit

erfordert Verbindlichkeit mit jährlichen Besuchen am selben Ort. Dies steht in Konkurrenz zu den bei jüngere Menschen beliebten vielfältigen Möglichkeiten, Reisen mithilfe von Billigfliegern und Wohnungsportalen zu organisieren.

Welche Entwicklungschancen gibt es?

Wodurch können kommunale Partnerschaften zwischen Deutschland und Polen trotzdem fortbestehen und sich weiterentwickeln? Bei der Kontaktstelle CERV haben wir aus unserer Arbeit folgende Erkenntnisse ziehen können:

Einige Kommunen nutzen ihre Partnerschaften als eine Form des internationalen Lernens. Mitarbeitende der Stadt Bonn können beispielsweise mit ihrer Partnerstadt Oxford über das Berufsbildungsprogramm »Nice to work with you« Erfahrung im Ausland sammeln. Genauso können sie über das Programm aber auch in knapp 30 weiteren europäischen Stadtverwaltungen mitarbeiten. Schwetzingen in Baden-Württemberg setzt wiederum auf sog. Jugendbotschafter/-innen, die sich gemeinsam mit Jugendlichen in den Partnerstädten für Jugendthemen in ihren Städten engagieren. Wieder andere wie Bocholt, Sindelfingen und Wertheim tauschen sich zu Themen wie Klima, Kultur oder die Zukunft Europas aus.

Zudem können aktuelle Themen Anlass bieten, partnerschaftliche Projekte auf die Beine zu stellen. Die Stadt Kamen hat z. B. während der Coronapandemie ein Klimaquiz erarbeitet, mit dem Bürger/ -innen in Kamen und den Partnerstädten ihr Wissen zum Thema Klimaschutz testen und Preise gewinnen konnten. Ein deutsch-polnischukrainisches Nachbarschaftstreffen könnte wiederum dabei helfen, geflüchtete Menschen besser in einer Kommune zu integrieren.

Und nicht zuletzt kann man in einer Kommunalpartnerschaft auch digital dazulernen. Die Coronapandemie hat zwar dazu geführt, dass viele direkte Treffen abgesagt werden mussten.

An ihrer Stelle entstanden jedoch neue Online-Formate, wie z. B. ein virtueller Stadtrundgang durch die Gemeinde Weingarten. Andere trafen sich mit ihren Partnerstädten zu einer digitalen Weihnachtsfeier, bei der sie gemeinsam Geschenke auspackten und Rückschau auf das vergangene Jahr hielten. Das wichtigste, um deutsch-polnische Städtepartnerschaften weiterzuentwickeln und durch die derzeitigen Krisen zu steuern, sind Kooperationen. Hierfür können Sport- und andere Vereine gute Partner sein, aber auch die für Jugendbelange zuständigen Stellen in der Verwaltung oder in Jugendverbänden. Jugendaustausch kann bei solchen Kooperationen die erste Stufe sein, um auch der nächsten Generation eine Partnerschaftserfahrung zwischen Deutschen und Polen zu ermöglichen. Schließlich schafft er die Voraussetzung für nachhaltige Erfahrungen, die weit über touristische Kurztrips mit Billigfliegern hinausreichen! ▪

Weitere Informationen über das EU-Programm CERV und die Arbeit der deutschen Kontaktstelle: ↘ www. kontaktstelle-cerv.de ↙

Jochen Butt-Pośnik Leiter der Deutschen Kontaktstelle des EU-Programms »Citizens, Equality, Rights and Values« (CERV). Freiberuficher Trainer Prozessbegleiter und Moderator
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© Martina Plum

REIN in den Verein!

Städtepartnerschaftsvereine gelten als unattraktive Form der kommunalen Zusammenarbeit zu sein. Das muss nicht so sein, sagt Dorota Kot von Städtepartner Stettin e. V. im Gespräch mit der INFO-Redaktion. Sie erklärt, wie der Verein neue Wege gegangen ist und gibt Tipps für gelungene Projekte.

Frau Kot, sind Städtepartnerschaftsvereine eine zeitgemäße Form der bilateralen Zusammenarbeit?

Beim Wort Städtepartnerschaft denken viele nur an Stammtische und Museumsausflüge. Das ist aber nicht alles, was einen dort erwartet. Es gibt auch gute Ideen und neue, moderne Formen von Engagement. Die kommunale Zusammenarbeit bildet dabei so etwas wie den stabilen Rahmen für die Aktivitäten.

Aber es stimmt, Städtepartnerschaftsvereine haben nicht immer den besten Ruf: Veraltete Strukturen, organisatorisches Chaos, unattraktive (Online-)Auftritte und ein hoher Altersdurchschnitt der Mitglieder – das sind wohl die gängigsten Assoziationen. Auch bei der Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain und Stettin war es lange schwierig, junge Menschen zur Mitarbeit zu gewinnen. Aber wir haben es geschafft, und viele loben Städtepartner Stettin e. V. dafür, wie wir der Vereinsarbeit neues Leben eingehaucht haben.

Wie ist Ihnen das gelungen?

Städtepartner Stettin e. V. wurde 1993 in Berlin gegründet. Von Anfang an haben die Aktiven die Städtepartnerschaft als internationales Projekt betrachtet, das obendrein »sexy« ist, um es mal mit Klaus Wowereit zu sagen, dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin. Und genau so wollen wir es auch präsentieren. Das bedeutet: Wir haben uns für unsere Arbeit außergewöhnliche Formate, Themen und Menschen gesucht.

Zu unseren Projekten aus den vergangenen fünf Jahren gehörten die »Küchengespräche« – eine Online-Diskussion über Aktivismus von Frauen in Osteuropa –und Stadtführungen, bei denen wir uns mit Personen beschäftigten, nach denen Straßen benannt sind oder an die Stolpersteine erinnern. Außerdem gab es eine Kunstausstellung und einen Übersetzungsworkshop. Jede und jeder konnte etwas für sich finden, egal wie mobil sie oder er war, wie gut sie oder er sich mit Kultur auskannte oder eine Sprache beherrschte. Dadurch haben wir ein breites Publikum erreicht. Was uns bei unserer Arbeit ganz wichtig war: Wir haben immer auf das geschaut, was uns verbindet. Mein Tipp an alle Aktiven ist daher: Öffnet Euch für neue Formate, Menschen und Ideen! Und keine Angst: Projektmanagement in einem kleinen Verein lebt von »trial & error« (Versuch und Irrtum) – das ist alles keine Hexerei.

Zu viel »trial & error« kann aber auch frustrierend sein.

Das stimmt. Daher braucht man auch einen festen und klaren Rahmen für Aktivitäten. Ein stabiler organisatorischer Rahmen ist die Grundlage für eine starke Städtepartnerschaft – das ist das Erfolgsrezept. Ganz wichtig ist dabei, dass sich die Beteiligten als Team sehen und andere an ihrem Wissen teilhaben lassen. Ich bin sehr froh, dass ich Zeit in Vorlagen und Leitfäden für alle Vorgänge investiert habe. Denn nur so können neue Engagierte selbstsicher eigene Ideen umsetzen, ohne ständig nachfragen zu müssen. Struktur gepaart mit Freiraum, das ist die Voraussetzung dafür, dass Engagement Spaß macht. Im Moment sind wir dabei, ein neues starkes Team aufzubauen –drückt uns die Daumen!

Wie verläuft die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung?

In den Jahren unmittelbar nach unserer Gründung haben wir viel mit Partnern aus Stettin zusammengearbeitet, auch mit der dortigen Stadtverwaltung. Irgendwann änderte sich das jedoch: Stettin begann zwar einen regen bilateralen Austausch mit verschiedenen Partnern, nur leider gehörte Berlin nicht mehr dazu. Zum Glück fanden wir neue Einrichtungen, mit denen wir kooperieren, wie die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa oder die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Wir beantragen auch regelmäßig Fördergelder beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Bei all diesen Stellen bekommen wir Unterstützung und stoßen mit unseren Projekten auf offene Ohren. Besonders wichtig war auch die große Flexibilität unserer Geldgeber während der Coronapandemie.

Wer sich bei Städtepartner Stettin e. V. engagiert, tut dies ehrenamtlich. Was bedeutet das für die Arbeit?

Beim Thema Ehrenamt hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Es gibt einerseits neue Formen und Möglichkeiten, unter anderem durch die Digitalisierung. Es gibt aber auch andere Erwartungen, z. B. was die Vereinbarkeit von Familie und ehrenamtlichem Engagement angeht. Auch die Arbeitswelt verändert sich durch die zunehmende Erwartung von Arbeitgeberinnen und -gebern, dass Überstunden geleistet werden. Manche Menschen möchten sich wiederum nur für ein bestimmtes Projekt engagieren, haben aber kein Interesse an der Vereinsarbeit an sich. Oder sie sind nur in einem konkreten Zeitraum verfügbar – mit all diesen Herausforderungen jonglieren viele Engagierte in Vereinen tagtäglich.

Wenn ein Projekt nur auf ehrenamtlichem Engagement beruht, hat es »kurze Beine«. Langfristig kann Vereinsarbeit so nicht funktionieren, denn es besteht die Gefahr, dass die Energie der Engagierten irgendwann erschöpft ist. Verantwortliche in Partnerschaftsvereinen sollten daher zweierlei beachten: Wertschätzung den Freiwilligen gegenüber ist wichtig, aber sie sollten gleichzeitig in den Vereinen für Rahmenbedingungen sorgen, die Ehrenamtlichkeit unterstützen. Das ginge z. B. über eine auf Honorarbasis bezahlte Person, die die Vereinsprojekte koordiniert und begleitet sowie Anlaufstelle für Interessierte ist. Oder durch eine Fachkraft für soziale Medien oder IT. ▸

© Joanna Furgal
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Können auch Förderer etwas tun?

Ich möchte an Stiftungen und Geldgeber appellieren, dass sie Organisationen langfristig unterstützen. Dabei sollten vor allem die Grundstrukturen miteinbezogen werden, d. h. auch die Buchhaltung, die IT, die Internetpräsenz und die Koordination – unabhängig von einem konkreten Projekt. Das ist meine Definition von Nachhaltigkeit bei der bilateralen Zusammenarbeit. Wie gesagt, Ehrenamt hat Grenzen, und in manchen Bereichen lohnt es sich, in professionelle, langfristige Unterstützung zu investieren.

Was können Aktive und Vereine selber leisten?

Aktiven aus dem deutsch-polnischen Kontext möchte ich sagen: Wenn ihr jung seid, Erfahrung mitbringt und euch gerne für eine größere Idee einsetzen wollt, dann macht mit bei einem Verein! Die junge Generation wird gebraucht, um die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte weiterzuführen.

Und Initiativen und Vereine sollten daran denken, dass man das Rad nicht immer neu erfinden muss. Sie können voneinander lernen, sich selber Zeit geben und in gegenseitige Schulungen investieren. Denn jeder Verein funktioniert im Grunde nach den gleichen Regeln, und jedes Projekt findet unter ähnlichen Rahmenbedingungen statt, egal ob in Deutschland oder Polen.

Bei Städtepartner Stettin e. V. haben wir einen Leitfaden für Projektmanagement entwickelt, damit unsere Ehrenamtlichen alles Wissenswerte an einer Stelle finden können. Er ist auf unserer Internetseite eingestellt. Gerne stehe ich auch persönlich zur Verfügung, mit Beratung, Inspiration und Unterstützung. Ich habe selber viel davon bekommen und freue mich, wenn ich mein Know-how und meine Energie weitergeben kann.

Was würden Sie zum Abschluss anderen Städtepartnerschaften wünschen?

Kollegiale Zusammenarbeit, Vertrauen und Offenheit für Neues. Denn Städtepartnerschaften und Partnerschaftsvereine sind eine Form von Zusammenarbeit, die wir bei der deutsch-polnischen Nachbarschaft nach wie vor brauchen. Aktuelle Themen, Interkulturalität, gelebte Mehrsprachigkeit – probiert möglichst viel aus. Powodzenia! Viel Erfolg! ▪

Dorota Kot ist ehrenamtliche Vorsitzende von Städtepartner Stettin e. V. , Leiterin des Stadtteilzentrums KREATIVHAUS auf der Fischerinsel in Berlin. Kulturmanagerin und Gründerin von kollek-tief.

Leitfaden für Projektmanagement von Städtepartner e. V. ↘ www.staedtepartner-stettin.org/1031-2/ ↙

Dorota Kot ist erreichbar über ↘ info@staedtepartner-stettin.de ↙

PARTNER SCHAFT

DER NEUEN GENERATION

Der Schlüssel: Verantwortung abgeben

Städte- und Kommunalpartnerschaften bilden ein weltweites Netz länderübergreifender und interkultureller Freundschaften, das auch in Krisenzeiten Bestand hat. Was läge näher, als diese Erfahrung auch an die kommende Generation weiterzugeben und junge Menschen in die Partnerschaftsarbeit einzubeziehen? Luise Böttcher vom Deutsch-Französischen Jugendausschuss gibt Denkanstöße und Ideen, wie sich Partnerschaften dieser Herausforderung stellen können.

Was es braucht

Eines gleich vorweg: Es gibt keine Allzwecklösung für alle kooperierenden Städte und Gemeinden, um junge Menschen für die Ziele der Partnerschaft zu gewinnen. Was jeweils machbar ist, wissen die Aktiven vor Ort am besten, denn sie kennen ihren Partnerschaftsverein, ihre Region und ihre Partner/-innen am besten. Auch der Gedanke, von heute auf morgen eine aktive Jugendgruppe innerhalb der Partnerschaft aufzubauen, ist eher unrealistisch. Langfristig ist es jedoch nicht ausgeschlossen, und erste Schritte, um mehr junge Menschen für eine Städte- oder Kommunalpartnerschaft zu begeistern, seien hier schon einmal zusammengefasst: junge Menschen aktiv in die Planung und Gestaltung von Projekten einbeziehen, interessante Themen der jungen Zielgruppe aufgreifen, zielgruppenspezifisch kommunizieren und konkrete Möglichkeiten für Engagement anbieten.

Die meisten Partnerschaftsvereine organisieren bereits Begegnungen oder Reisen mit Teilnehmenden aus den befreundeten Kommunen. Sie bieten optimale Möglichkeiten, um Jugendliche das erste Mal miteinander in Kontakt zu bringen. Wenn die Teilnehmenden von Anfang an Verantwortung für Teile des Programms (mit)übernehmen, haben sie die Möglichkeit, es nach ihren eigenen Interessen mitzugestalten und zu einer schönen Erfahrung zu machen. Was heißt das konkret?

Während sich das Organisationsteam im Vorfeld um formelle und finanzielle Aspekte kümmert, können Jugendliche z. B. Räumlichkeiten auswählen. Oder sie stellen Übungen zusammen, die beim Programm zum Einsatz kommen, wie Sprachanimationen oder Energizer. Genauso können sie Aktivitäten während des Programms organisieren und das Projekt bewerben – schließlich wissen sie am besten, wo junge Menschen Informationen suchen. Was alles organisatorisch in die Hände von Jugendlichen gelegt wird, kann z. B. bei einem Online-Vorbereitungstreffen geklärt werden, das eine professionelle Trainerin oder ein Trainer leitet.

Doch nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich können Jugendliche bei einer Begegnung involviert sein. Ein Programm wird für junge Menschen attraktiv, wenn es Themen aufnimmt, die für Jugendliche relevant und interessant sind. Wie können sie sich in ihrer Stadt oder Region für Dinge engagieren, die ihnen wichtig sind? Oder was tut eine Stadt bzw. Gemeinde in einem bestimmten Bereich für Jugendliche? Zu solchen Themen kann man passende Gesprächspartner/-innen finden, Einrichtungen besuchen oder Praxisübungen durchführen – und die Jugendlichen beim Entscheidungsprozess und in die Recherche miteinbeziehen. ▸

© Ondrej Cinkajzl
© Przemysław Górecki INFO DPJW NR. 1/2023 11 interview 10 wir stellen vor

Potenzial für die Zukunft

Verantwortung und Aufgaben abzugeben ist manchmal nicht so einfach, aber es lohnt sich. Der Hintergedanke ist simpel: Wenn ich an einem Projekt aktiv mitwirke, wird es auch zu meinem Projekt, an dessen Gelingen und – wenn es gut lief – dessen Fortsetzung ich interessiert bin. Apropos fortsetzen: Warum nicht die Teilnehmenden am Ende einer Begegnung fragen, ob und wie sie weiter in Kontakt bleiben möchten? Würden sie sich ein Folgeprojekt wünschen und könnten sie sich vorstellen, sich weiter einzubringen? Vielleicht finden sich ja ein paar Teilnehmende, die schon eine Idee für den nächsten Ort oder das nächste Thema haben?

Der Deutsch-Französische Jugendausschuss e� V� ist ein Netzwerk junger Menschen aus beiden Ländern, die sich für den deutsch-französischen Austausch engagieren. Der Verein möchte mit neuen Ideen frischen Wind in den Austausch zu bringen. So entstanden die Broschüre »101 Ideen für die deutsch-französische Freundschaft«, die in intergenerationellen Teams erarbeitet wurde, der Podcast »Figures Franco-Allemandes« und das Intergenerationelle Forum.

↘ www.dfja.eu ↙

Wie erreiche ich Jugendliche?

Der beste Weg, um zielgruppenspezifische Aktivitäten zu planen, ist das direkte Gespräch. Welche Themen bewegen junge Menschen in ihrer Region? Womit beschäftigen sie sich gerne? Was tun sie in ihrer Freizeit?

Bei wem Jugendliche nicht am eigenen Küchentisch sitzen, der kann sich mit Schulen oder Jugendeinrichtungen in Verbindung setzen. Gibt es dort die Möglichkeit, z. B. einen deutsch-polnischen Nachmittag zu veranstalten und miteinander ins Gespräch zu kommen? Auch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren vor Ort lohnt sich, z. B. mit Sport- oder Kulturvereinen oder Musik- bzw. Tanzgruppen. Solche Kooperationen bieten die Möglichkeit, Jugendliche direkt über ihre Interessen anzusprechen. Auch ermöglichen sie eine gute Arbeitsteilung bei der Organisation des Projektes: Der eine Akteur kennt die jungen Teilnehmenden und kann die inhaltliche Vorbereitung übernehmen, der Partnerschaftsverein wiederum bringt seine Expertise beim Organisieren länderübergreifender Projekte ein, kann beim Übersetzen helfen und Sprachanimation anleiten.

Dass das wirklich funktioniert, zeigen Projekte, die im Rahmen der Städtepartnerschaft von Oldenburg in Holstein und dem französischen Blain seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt werden. Erst vor fünf Jahren gegründet, hat das deutsche Städtepartnerschaftskomitee in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handballverein schon mehrere Turniere auf die Beine gestellt, an denen Sportler/-innen aus der französischen Partnerstadt teilnahmen. 2022 war dann eine Gruppe Oldenburger Handballerinnen in Frankreich zu Besuch

Mehr über die Aktivitäten der Städtepartnerschaft: ↘ www.oldenburg-blain.de ↙

Motivation + Wirksamkeit

= Engagement

Letztlich kann jede Veranstaltung und jedes Projekt zeigen »Hier kannst du mitmachen!« Für Mitglieder eines Partnerschaftsvereins ist es ratsam, darüber nachzudenken, bei welchen Projekten und konkreten Aufgaben sie die Unterstützung von neuen Mitgliedern gebrauchen könnten. Dies sollten sie anschließend nach außen kommunizieren. Egal, in welcher Form oder bei welchem Projekt – es lohnt sich, junge Menschen zur Mitarbeit einzuladen, ihnen zuzuhören und sie auch einfach mal machen zu lassen. Denn schließlich braucht Europa gerade nichts mehr als eine junge Generation, die freundschaftlich ihre europäische Zukunft gemeinsam in die Hand nimmt. ▪

JUGENDTHEMEN GEH R VERSCHAFFEN

Stadtentwicklungskonzepte sollten nicht ohne diejenigen erstellt werden, die den Großteil ihres Lebens noch vor sich haben: junge Menschen. Ob sie in einer Stadt bleiben und sich dort ins öffentliche Leben einbringen, hängt davon ob, ob ihre Bedürfnisse von den politisch Verantwortlichen ernst genommen werden. Mateusz Wojcieszak, ehemaliger Jugendbevollmächtigter des Bürgermeisters von Radom, stellt Jugendparlamente als einen Weg vor, wie dies gelingen kann.

Das Ökosystem der Jugendpolitik

Junge Menschen unterstützen und eine jugendorientierte Politik verfolgen – immer häufiger versuchen Kommunen in Deutschland und Polen auf diesem Weg, für junge Menschen attraktiv zu werden. Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen die Krise Städte und Regionen erreicht und es junge Menschen aus kleineren Orten in die Metropolen zieht. Leider besteht die Einbeziehung von Jugendlichen aber allzu oft nur auf dem Papier. Sie funktioniert nicht: Junge Menschen haben schnell genug von unglaubwürdigen Aktivitäten, und verspieltes Vertrauen lässt sich nur schwer wiederaufbauen. Deshalb ist es wichtig, eine umsichtige Jugendpolitik zu verfolgen und ein ganzes Ökosystem an Unterstützung für diese Gruppe zu schaffen. Nicht nur was politisches Engagement angeht, sondern auch die Mitbestimmung in den Bereichen Wohnungs-, Verkehrs- oder Bildungspolitik.

Kinder- und Jugendparlamente

Kommunale Jugendpolitik kann sich vieler Instrumente bedienen. Das beliebteste sind in Deutschland Kinder- und Jugendparlamente bzw. in Polen Jugendräte. Sie entstanden etwa zur selben Zeit: in Deutschland in den 1980er-Jahren, in Polen in den 1990ern. Trotz unterschiedlicher rechtlicher Grundlagen und Funktionsweisen ist die Grundidee überall auf der Welt ähnlich: Jugendparlamente bzw. -räte sind eine offizielle Vertretung der jungen Menschen einer Stadt oder Region. Sie werden von der Politik vor Ort als Institution anerkannt und häufig von ihr berufen. Sie helfen dabei, jungen Menschen mehr Gehör zu verschaffen und ihnen einen Raum zu geben, in dem sie die städtische Politik mitgestalten können. Ein Jugendparlament bzw. -rat ist also weder ein einmaliges Projekt noch ein Ort zur Freizeitgestaltung für junge Menschen. Es ist vielmehr ein echtes beratendes Gremium mit gesetzlicher Verankerung und eigenen Kompetenzen. ▸

Luise Böttcher Referentin für Städtepartnerschaften im Deutsch-Französischen Jugendausschuss e. V. (DFJA). © privat
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© Nikolai Schmidt

Demokratie an der Weichsel

In Polen bilden vor allem die sog. Kommunalgesetze die rechtliche Grundlage der Jugendräte. Sie regeln die Arbeitsweise der Gemeinden, Kreise und Woiwodschaften sowie die Möglichkeit der Einrichtung eines Jugendrats auf jeder dieser Ebenen der Kommunalverwaltung. Jugendräte besitzen weder Rechtspersönlichkeit, noch sind sie Nichtregierungsorganisationen: Sie sind ein beratendes Gremium der Kommunalverwaltung. Nur selten verfügen sie über ein eigenes Budget. Die Einrichtung eines Jugendrats ist nicht verpflichtend, dennoch gibt es in Polen auf Gemeindeebene rund 500 hiervon (Stand: 2020). Auf Kreisebene sind Jugendräte ein nur marginales Phänomen. Der erste Schritt zur Gründung eines Jugendrats kann von der Kommunalverwaltung oder auch einer Gruppe junger Menschen ausgehen. So kann z. B. eine NGO oder eine Schüler/-innenvertretung einen entsprechenden Antrag an den Gemeinde- oder Stadtrat richten. Erst danach können Wahlen zum Jugendrat stattfinden. Wahlberechtigt sind hierzu in Polen die jungen Einwohner/-innen einer Gemeinde oder Stadt, meist wird die Wahl nach Schulbezirken durchgeführt.

Andere (Bundes-)Länder, andere Sitten

In Deutschland sind die Regelungen zu Kinder- und Jugendparlamenten in jedem Bundesland anders, die Grundidee ist jedoch stets gleich: junge Menschen in das öffentliche Leben einzubeziehen. Es gibt rund 500 Kinder- und Jugendparlamente (teilw. auch als Jugendbeiräte oder ähnlich bezeichnet) und gut 300 Jugendforen (Stand: 2022). Ein solches Gremium kann nur mit Zustimmung und nach einem entsprechenden Beschluss eines Stadt- oder Gemeinderats ins Leben gerufen werden. Die Initiative hierzu geht meist von Erwachsenen aus oder sie wird von jungen Menschen »von unten« angeregt, also über gesellschaftliche Lobbyarbeit, wobei es keinen offiziellen Antragsweg gibt. In der Regel verfügen die Kinder- und Jugendparlamente über einen eigenen Haushalt.

Förderung durch die Regierungen

Um die Rolle der Kinder- und Jugendparlamente zu stärken und ihre Zahl bis 2024 zu verdoppeln, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im April 2021 die »Akademie für Kinderund Jugendparlamente« ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Netzwerk bereits bestehender Bildungsstätten, mit einem Standort in jedem Bundesland. Die Bildungsstätten bieten Workshops und Seminare in Präsenz und online an: für junge Menschen zur politischen Bildung sowie für Fachkräfte der Jugendbeteiligung oder Mitarbeitende der Kommunalverwaltung zur Gründung und Unterstützung von Jugendparlamenten. Hierfür stellt die Bundesregierung bis Ende 2024 vier Millionen Euro zur Verfügung.

Auch in Polen unterstützen die Regierung sowie politisch Verantwortliche in den Regionen Jugendräte finanziell und durch Weiterbildungsprogramme. 2022 richtete die polnische Regierung einen Jugendfonds mit einer Gesamtsumme von 230 Millionen Złoty ein, der vorrangig dafür bestimmt ist, Jugendräte in den Kommunalverwaltungen einzurichten und ihre Arbeit zu unterstützen. Die über den Fonds finanzierten Projekte dienen der Weiterbildung der Jugendratsmitglieder und sollen die Zusammenarbeit der Jugendräte untereinander fördern, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte umzusetzen. Ein ähnliches Programm unterhält die Woiwodschaft Masowien. Die Woiwodschaft Westpommern wiederum verfügt über ein eigenes Jugendsekretariat und bietet ein umfassendes Trainingsprogramm für die Jugendräte der Gemeinden in der Region an.

Konsultieren und beraten

In beiden Ländern verfügen die Jugendparlamente bzw. -räte über ähnliche Kompetenzen: Ihre Mitglieder können über kommunale Gesetze beraten, den Entscheidungsträgerinnen und -trägern Empfehlungen unterbreiten und eigene Initiativen zur Verbesserung der Situation junger Menschen vor Ort vorschlagen. In Polen kommt vor allem dem letzten Punkt besondere Bedeutung zu, denn er ist gesetzlich geregelt: Die Jugendratsmitglieder können den Stadt- und Gemeinderatsvorsitzenden eigene Entwürfe für Beschlüsse auf kommunaler Ebene vorlegen, die von diesen verpflichtend zu prüfen sind. Darüber hinaus können die Mitglieder der Jugendräte eine Kontrollfunktion wahrnehmen und Anfragen und Anträge an die zuständigen Stellen bei einer Stadt richten, z. B. an den oder die Bürgermeister/-in. Ebenso sollten sie in die Arbeit an Strategiepapieren ihrer Gemeinde einbezogen werden und sind befugt, deren Umsetzung zu überprüfen.

Psychologische Unterstützung und Stadtterrassen

Die Möglichkeiten der Jugendparlamente bzw. -räte lassen sich am besten anhand von Best-PracticeBeispielen verdeutlichen. So nutzte der Jugendrat im polnischen Olsztynek seine Initiativbefugnis, um die psychologische Betreuung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Er beantragte beim Bürgermeister die Einrichtung einer psychologischen Beratungsstelle und eröffnete sie später gemeinsam mit dem städtischen Sozialhilfezentrum. Die StadtschülerInnenvertretung München setzte sich für die Einrichtung einer ökologischen Stadtterrasse am Stiglmaierplatz ein. Im polnischen Ostrolęka haben die Mitglieder des Jugendrats zusammen mit der Stadt und örtlichen Unternehmen eine Stadtkarte für Schüler/innen ins Leben gerufen, mit der sie kulturelle und sportliche Angebote vergünstigt nutzen können. Das Kinder- und Jugendparlament Marburg wiederum setzte sich dafür ein, dass der Jahrestag der Städtepartnerschaft Marburgs mit Städten in Frankreich und der Türkei begangen wurde und lud junge Menschen aus den drei beteiligten Ländern ein, an einem Klimaprojekt teilzunehmen.

Aus jungen Menschen werden Bürger/-innen

Dass die Arbeit von Jugendparlamenten bzw. -räten so breit gefächert ist, kann manchmal jedoch auch Schwierigkeiten bereiten. Oft ist es einfacher und interessanter für Jugendliche, Veranstaltungen oder Fahrten zu organisieren. Umso wichtiger ist es, dass sich die Tätigkeit der Jugendparlamente nicht auf solche Aufgaben beschränkt. Nochmal sei an ihre gesetzlich zugedachte Funktion erinnert: Jugendräte sind Gremien, die die kommunale Gesetzgebung beraten, initiieren und überprüfen. Diese besonderen Kompetenzen gilt es zu nutzen. Die Partizipation von Jugendlichen eignet sich auch hervorragend als Thema, um neue internationale Städte- und Regionalpartnerschaften einzurichten oder bestehende auszubauen.

Und welche Aufgaben haben die Erwachsenen?

Sie schaffen geeignete Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit und achten auf die politische Kultur – damit das Jugendparlament bzw. der Jugendrat nicht für politische Auseinandersetzungen instrumentalisiert oder zur Selbstdarstellung von Lokalpolitikerinnen und -politikern genutzt wird.

Es lohnt sich, über die Gründung eines Jugendparlaments in der eigenen Kommune nachzudenken oder (mehr) Ressourcen zur Verbesserung seiner Arbeit bereitzustellen. Ein Jugendparlament ist der ideale Ort, an dem junge Menschen lernen, Bürger/-in zu sein, an dem sie eine Beziehung zu ihrem Heimatort aufbauen und dabei helfen, die Entscheidungsfindung auf kommunaler Ebene zu verbessern. ▪

Ein Jugendparlament ist der ideale Ort, an dem junge Menschen lernen, Bürger/ -in zu sein, an dem sie eine Beziehung zu ihrem Heimatort aufbauen und dabei helfen, die Entscheidungsfindung auf kommunaler Ebene zu verbessern.
© Nikolai Schmidt
Mateusz Wojcieszak Vorstandsvorsitzender der Stiftung Pole Dialogu (dt. Raum für Dialog) INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 14 15
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Partnerschaften in Aktion

Die Nachfrage war so hoch, dass das DPJW sich entschied, mehr Kommunen zur Teilnahme zuzulassen als ursprünglich geplant. Im Mai 2021 trafen sich Vertreter/-innen von 17 Städtepartnerschaften und im Oktober 2021 Vertreter/-innen von 25 Partnerschaften auf Gemeinde- und Kreisebene. Bei den Online-Veranstaltungen konnten sich die Teilnehmenden kennenlernen und vernetzen. Zudem stellte ihnen das DPJW die Idee internationaler Jugendbegegnungen vor und zeigte, wie unterschiedlich sie umgesetzt werden können. Zusätzlich gab es Informationen zu Beratungs- und Fördermöglichkeiten.

ANSCHUBHILFE

FÜR KOMMUNALE JUGENDBEGEGNUNGEN

Sie sind bei einer Gemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung in Deutschland für die Pfege der partnerschaftlichen Kontakte nach Polen zuständig?

Dann haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit vom Schulungs- und Vernetzungsprogramm »Bei mir und bei dir: Jugendaustausch im Rahmen

Idee und Aufbau des Programms

Das DPJW hat es sich auf die Fahnen geschrieben, kommunale Partnerschaften zwischen Deutschland und Polen – egal ob auf Gemeinde-, Stadt- oder Kreisebene – dabei zu unterstützen, gemeinsame Jugendprojekte durchzuführen. Denn: Jugendbegegnungen sind ein wertvoller Beitrag zur Bildung und Stärkung der jungen Menschen einer Region. Sie erhalten ein

deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften« des DeutschPolnischen Jugendwerks (DPJW) gehört. Wenn Sie wissen möchten, wie das Angebot Kommunen und Kreise bei ihrer Arbeit unterstützt hat oder wenn sie an seiner Fortführung teilnehmen möchten, hier das Wichtigste in Kürze.

ansprechendes Angebot, die Kommunen wiederum profitieren von den Kompetenzen der Jugendlichen und werden für die junge Generation attraktiver.

Um Kommunen bestmöglich zu unterstützen, führte das DPJW in den Jahren 2021–23 das Schulungsund Vernetzungsprogramm »Bei mir und bei dir. Jugendaustausch im Rahmen deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften« durch. Es bestand aus drei Teilen: einem

Wie geht es weiter?

Netzwerktreffen zu Beginn, daran anschließend einer Phase mit individueller Beratung und Zeit zur Umsetzung gemeinsamer Projekte sowie einem Abschlusstreffen.

Gut vorbereitet konnten die teilnehmenden Kommunen dann zum nächsten Schritt übergehen: bei sich vor Ort koordinierend tätig werden. Sie konnten Einrichtungen der Jugendarbeit aus ihrer Kommune ins Boot holen, sie mit Einrichtungen in der Partnerkommune vernetzen und Jugendbegegnungen initiieren. Auch war es möglich, beim DPJW für die Einrichtungen Schulungen zur Organisation von Jugendbegegnungen zu bestellen, z. B. um sie zu Jugendbeteiligung, digitalen Tools, Programmgestaltung oder Sprachanimation weiterzubilden.

Pandemiebedingt hatten die ersten beiden Programmteile online stattfinden müssen. Umso schöner war es, dass bei den Abschlusstreffen im November 2022 in Danzig und im Mai 2023 in Berlin das persönliche Kennenlernen nachgeholt werden konnte. Neben den Beauftragten für die internationale Zusammenarbeit der Gemeinden, Städte und Landkreise hatte das DPJW auch Vertreter/-innen von NGOs, Schulen, Vereinen sowie von Kinder- und Jugendparlamenten eingeladen, die während des Programms für eine Zusammenarbeit gewonnen worden waren. Sie alle nutzten die dreitägigen Seminare dafür, sich in Workshops weiterzubilden, z. B. zum ABC der deutschen bzw. polnischen Kommunalverwaltung oder zu interkultureller Kommunikation. Genauso konnten sie sich untereinander über ihre jeweilige städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit und über die vielfältigen Projekte auszutauschen, die trotz Pandemie durchgeführt werden konnten. So hatten z. B. Leipzig und Krakau eine gelungene Begegnung der Jugendparlamente beider Städte organisiert, bei der sich die Teilnehmenden mit Erinnerungskultur, Klimafragen, Umweltschutz und Kultur beschäftigten. Der Landkreis Dahme-Spree und der Kreis Wolsztyn wiederum hatten gemeinsam das Projekt »Mädchen ohne Grenzen« durchgeführt, bei dem sich die Teilnehmenden damit auseinandersetzten, was eine selbstbestimmte Lebensweise ausmacht, wo ihre Schlüsselkompetenzen liegen und wie Gleichberechtigung auf lokaler Ebene gefördert werden kann.

Das Interesse der Kommunen in Deutschland und Polen an »Bei mir und bei dir« war erfreulich groß. Viele standen in den Startlöchern, um mit der Umsetzung von Projekten zu beginnen, doch leider traten auch äußere Faktoren auf, die ihnen die Arbeit erschwerten. Zum einen durchkreuzte die Pandemie immer wieder Pläne, die Zusammenarbeit mit einer Partnerkommune zu intensivieren oder Jugendbegegnungen durchzuführen. Und auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellte zahlreiche Stadtverwaltungen vor Herausforderungen. Viele Partnerschaftsbeauftragte, die bei »Bei mir und bei dir« mitmachten, wurden zwischenzeitlich in der Ukrainehilfe eingesetzt und mussten ihre koordinierende Funktion in der städtepartnerschaftlichen Zusammenarbeit ruhen lassen.

Für sie und auch alle anderen, die bisher nicht bei »Bei mir und bei dir« mitmachen konnten, gibt es jedoch eine gute Nachricht: Das DPJW unterstützt auch zukünftig deutsch-polnische Kommunalpartnerschaften bei ihrer Arbeit mit und für Jugendliche. Unter dem Motto »Kontaktseminare und Schulungen auf Bestellung« bietet das Jugendwerk weiterhin Vernetzungs- und Schulungsangebote an: Online-Kontaktseminare, Fortbildungen im Projektmanagement, zu Fördermöglichkeiten, zur Partizipation von Jugendlichen und zu Themen wie Kommunikation, Vielfalt und Programmgestaltung umfasst der Katalog. Das DPJW stellt eine/n Trainer/-in, falls benötigt Simultanübersetzung (bei deutsch-polnischen Gruppen), Informations- und Schulungsmaterialien sowie technische und organisatorische Unterstützung zur Verfügung. Das gesamte Programm und Informationen zu Rahmenbedingungen, Formaten und Antragsfristen finden Sie auf der Internetseite des DPJW. ▪

Alle Informationen zu »Kontaktseminare und Schulungen auf Bestellung«:

↘ www.dpjw.org/aufbestellung ↙ ↘ partner@dpjw.org

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Joanna Furgal
Anja Schmidt Redakteurin des INFO, Mitarbeiterin für Public Relations im DPJW. INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 16 17
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Finalisten des Deutsch-Polnischen Jugendpreises 2021–23

Wir stellen Ihnen die 13 Finalisten des Deutsch-Polnischen Jugendpreises

»Bei mir und bei dir. Jugendaustausch lokal« vor und zeigen, wie sich die Teilnehmenden mit Themen ausein-

andergesetzt haben, die für ihre Dörfer, Städte und Regionen wichtig sind.

Mehr zum Wettbewerb und den siegreichen Projekten unter ↘ www.dpjw.org/jugendpreis

»Unsere Lieblingsplätze in Bad Oldesloe und Poznań – ein musikalisch begleiteter digitaler Reiseführer«

Berufliche Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe, Allgemeinbildende Musikschule Posen Wie wäre es, anderen seine Stadt über Musik, Gefühle und Lieblingsplätze näherzubringen? Hierfür erstellten die Teilnehmenden des Projekts einen musikalischen Reiseführer zu Bad Oldesloe und Posen mit Texten auf Deutsch, Polnisch und Englisch und veröffentlichten ihn online. Gemeinsam filmten und fotografierten sie ihre Lieblingsorte und suchten passende Musik dazu aus. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten sie anschließend bei einem Konzert der Öffentlichkeit.

»trip.ART internationale Zusammenarbeit von Jugendlichen«

Jugendkulturarbeit e. V. (Oldenburg), Stadtteilkulturzentrum »Bronowice« (Lublin), Stadtteilhaus Lewandiwka (Lwiw)

Junge Menschen haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, unabhängig von ihrer Herkunft, ihren bisherigen Erlebnissen oder ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation. Diesen Gedanken setzten die Teilnehmenden aus Deutschland, Polen und der Ukraine in ihrem gemeinsamen Theaterstück um. Sie bereiteten selbst das Drehbuch, die Musik, die Requisiten und die Kostüme vor. Das Stück wurde in Oldenburg und Lublin aufgeführt sowie als Video im Internet veröffentlicht.

Marie-Curie-Gymnasium (Recklinghausen), Staatliches Magdalena-AbakanowiczKunstgymnasium (Gdynia)

Hat es Kunst den Menschen erleichtert, die Pandemie zu überstehen? Die Teilnehmenden suchten bei gemeinsamen Workshops, Pleinairs, Museumsbesuchen und Begegnungen mit Kunstschaffenden eine Antwort auf diese Frage. Auch beschäftigten sie sich mit deutsch-polnischer Geschichte und dem Krieg in der Ukraine. Beide Themen standen im Zentrum eines Kunstprojekts, das die Jugendlichen in den beteiligten Städten aufführten.

»Wanderung zu den Quellen«

Benediktinergymnasium Ettal, Katholisches Schulzentrum Skawina

Die Jugendlichen wanderten auf den Spuren ihrer gemeinsamen europäischen Wurzeln zu bekannten Wallfahrtsorten und Kultstätten sowie kulturell und geschichtlich bedeutsamen Orten. Sie spielten Theater, studierten Musikstücke auf Instrumenten und als Chorgesang ein und versuchten sich in Kaligrafie. Zum Abschluss zeigten sie ihre Aufführung mit einem Mix aus Theater und Musik an beiden Projektorten.

»Bilder und Klänge unserer Generation«

Förderverein Gutshaus Ramin e. V., Stiftung Bonin (Łobez)

Die Teilnehmenden drehten ihren eigenen Film, mit dem sie Aufmerksamkeit auf Probleme lenkten, die für sie und ihre Generation wichtig sind: Einsamkeit, Verständnislosigkeit, Abhängigkeit von Medien und der Wunsch, perfekt auszusehen. Von der Idee über das Drehbuch, die Arbeit mit der Kamera bis hin zu Schnitt, Musik und Ton arbeiteten sie selbstständig, unterstützt von professionellen Filmemachern. ▸

»Jugendliche im Zentrum der Kunst in einem pandemischen und unruhigen Europa«
23. – 30.05.2022
© Emilia Oksentowicz
Kalwaria Zebrzydowska
© Ondrej Cinkajzl
17. – 24.10.2022 Ettal
© Ondrej Cinkajzl
19. – 24.09.2022 Bad Oldesloe
© Ondrej Cinkajzl
16. – 20.05.2022 Posen
© Mertcan Yildiz
12. – 14.07.2022 Ramin
© Ondrej Cinkajzl
14. – 22.07.2022 Bonin
© Ondrej
17. – 30.11.2022 Oldenburg
Cinkajzl
©
30. – 07.12.2022 Lublin
Agata Kubis
22. – 27.11.2022
©
Düsseldorf Ondrej Cinkajzl 13. – 19.11.2022 Gdynia
© Agata Kubis
INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 18 19 best practice best practice

TSG Bergedorf von 1890 e. V., Schulsportklub Wołodyjowski, Le Hangar – Darwin Sporting Club (Bordeaux)

Was können Sportvereine Jugendlichen und der Gesellschaft über körperliche Aktivitäten hinaus bieten? Auf der Suche nach Antworten besuchten junge Sportler/-innen aus Deutschland, Polen und Frankreich soziale Projekte in ihren Ländern. So erlebten sie, wie man sich selbstlos für andere einsetzen kann. Außerdem waren sie gemeinsam sportlich aktiv, u. a. beim Fechten, Skateboardfahren und Tanzen.

»Bei mir. Bei dir. Vereint« Vuesch gGmbh –Circus Schatzinsel (Berlin), Verein zur Förderung von Kulturinitiativen »Kładka« (Lipniki)

Die jungen Artistinnen und Artisten aus Deutschland und Polen organisierten ihr Zirkuscamp demokratisch mit einem eigenen Jugendparlament. Bei beiden Begegnungen trainierten sie gemeinsam, entwarfen zusammen Kostüme und bereiteten die große Abschlussaufführung in Brodnica vor. Außerdem organisierten sie Zirkus-Workshops für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung und knüpften Kontakte zu Kultureinrichtungen, mit denen sie in Zukunft gemeinsame Projekt durchführen wollen.

»Follow Obazda«

Heiner Janik Haus – Jugendbegegnungsstätte am Tower (Oberschleißheim), Maximilian-Kolbe-Haus für Versöhnung und Begegnung (Danzig) Bayern und die Kaschubei einschließlich Danzig kann man auf unterschiedlichste Weise kennenlernen. Mit Workshops zu kaschubischer Küche und Sprache sowie durch Jodel-Unterricht und Besuche an wichtigen Orten wie der Zugspitze tauchten die Teilnehmenden in beide Regionen ein. Zum Abschluss erstellten sie ein Album sowie ein Mini-Kochbuch mit ortstypischen Gerichten, für die lokale Produkte verwendet werden.

Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/4er-Netzwerk e. V. (Mainz), Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (Gliwice), Haus Rheinland-Pfalz –Deutsch-französisches Zentrum (Dijon)

Die Teilnehmenden des Projekts planten und führten die Begegnungen in den drei Partnerregionen selbst durch. Sie präsentierten ihre Heimat aus ihrer persönlichen Perspektive, wobei das Thema Engagement von Jugendlichen zentral war. Bei Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern örtlicher Einrichtungen griffen sie Themen wie politisches Engagement, Medien, Ökologie und lokales Kulturerbe auf. Ihre Eindrücke hielten sie in Videos fest, die sie in sozialen Medien veröffentlichten.

»Leidenschaft verbindet«
»Zeig, was in Dir und Deiner Region steckt!«
© Ondrej Cinkajzl
30.09. – 07.10.2022 Oberschleißheim 22. – 29.05.2022 Danzig © Agnieszka Budek
© Ondrej Cinkajzl
16. – 21.06.2022 Mainz 26. – 30.05.2022 Opole
© Emilia Oksentowicz
© Ondrej
©
09. – 18.07.2022
Reichenow
Cinkajzl 19.
– 28.07.2022 Bachotek
Emilia Oksentowicz
16. – 22.07.2022 Hamburg
©
Ondrej Cinkajzl
INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 20 21 best practice best practice
09. – 15.07.2022 Krakau © Emilia Oksentowicz

»Action mit Actionbound – Entdecken der Umgebung analog und digital«

SINE-CURA-Schule (Quedlinburg), Sonderpädagogisches Förderzentrum Ostrzeszów Warum gibt es nur Reiseführer zu Sehenswürdigkeiten in großen oder bekannten Orten? Jugendliche von zwei Partnerschulen wollten dies ändern und machten sich mit Bleistift, Papier und Fotoapparat auf die Suche nach interessanten Ecken in Rieder und Ostrzeszów. Für Besucher/-innen erstellten sie Flyer mit eigenen Zeichnungen und Texten sowie mit der App Actionbound einen Spaziergang durch Rieder.

»CYRKUS im Laden I w sklepie«

KulturBrücken Görlitz e. V., Städtisches Kulturhaus Zgorzelec, Die Europastadt Görlitz-Zgorzelec wurde für zwei Tage zur Zirkushauptstadt, in der die Kinder und Jugendlichen im Amphitheater von Zgorzelec eine Aufführung für die Bewohner/-innen beider Städte auf die Beine stellten. Betreut von einem deutsch-polnischen Team hatten sich die Teilnehmenden fast ein Jahr lang vorbereitet – in Hallen, Schulen und Parks beidseits der Neiße. Sie lernten sich so nicht nur gegenseitig kennen und übten ihre Kunststücke ein, sondern erlebten am eigenen Leib, was Verständigung, Toleranz und Vertrauen bedeuten.

»z. B. = np.«

Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinderund Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e. V. (Magdeburg), Polnischer Verein für Pädagogen und Animateure KLANZA (Opole)

Wie kann man an einem Ort Geschichten von Menschen entdecken, die sich Geschlechterstereotypen verweigert haben? Wie schafft man Aufmerksamkeit für Toleranz und Gleichberechtigung? Auf der Suche nach Antworten trafen sich die Teilnehmenden zu Gesprächen mit Einwohnerinnen und Einwohnern ihrer Heimatorte sowie mit Vertreterinnen und Vertretern örtlicher Behörden. Sie lernten so inspirierende Orte kennen und erstellten in Magdeburg und Opole eine Geocachingroute mit Caches zum Thema Vielfalt.

»Eco Heroes«

HochDrei e. V. (Potsdam), Stiftung BEZLIK (Mikuszewo)

Ihr Engagement für die Einwohner/-innen ihrer Heimatorte stellten die Teilnehmenden des Projekts unter das Motto Umweltschutz. In Mikuszewo schufen sie ein Wandbild, das vor der Verschmutzung der Weltmeere warnt, und gestalteten einen kleinen Schrank, über den die Dorfbewohner/-innen nachhaltig Bücher tauschen können. In Potsdam bauten sie Hochbeete in einem Gemeinschaftsgarten und pflanzten einen aus Polen mitgebrachten Baum. ▪

Rieder © Ondrej Cinkajzl
Ostrzeszów © Emilia Oksentowicz 20. – 21.05.2022 Zgorzelec © Ondrej Cinkajzl 20. – 21.05.2022 Görlitz © Ondrej Cinkajzl
Magdeburg © Ondrej Cinkajzl 28.09.
Opole © Agata Kubis
Mikuszewo © Ondrej
Potsdam © Ondrej
INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 22 23 best practice best practice
15. – 21.05.2022
18. – 24.09.2022
09. – 13.03.2022 – 02.10.2022
04. – 10.07.2021
Cinkajzl 10. – 17.07.2021
Cinkajzl

Seit dem ersten Tag des Krieges hilft die polnische Stadt Lublin gefüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Die Journalistin Anna Gmiterek-Zabłocka stellt für das INFO dar, wie sich angesichts der Katastrophe die Stärke der Städtepartnerschaften der Stadt zeigte.

STÄDTE-

als Krisenhelfer

Anna Gmiterek-Zabłocka Journalistin beim polnischen Sender TOK FM, u. a. ausgezeichnet mit dem Grand Press-Preis für eine ihrer Reportagen. Sie arbeitet hauptsächlich zu sozialen Themen.
© Urząd Miasta Lublin
© Mateusz Skwarczek
INFO DPJW NR. 1/2023 24 25 best practice INFO DPJW NR. 1/2023 best practice
NETZWERKE

Hilfe von Anfang an

Lublin liegt im Südosten Polens, nahe der Grenze zur Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs hilft die Stadt den Schutz suchenden Menschen aus dem Nachbarland. So wurde z. B. das »Lubliner Sozialkomitee zur Hilfe für die Ukraine« ins Leben gerufen. Es besteht aus Mitgliedern des Vereins Homo Faber, der sich seit vielen Jahren für Migrantinnen und Migranten einsetzt, aber auch aus vielen Freiwilligen, darunter Mitarbeitende der Stadtverwaltung. Die ersten Gruppen von Geflüchteten wurden in Turnhallen und städtischen Sammelunterkünften untergebracht, viele wurden aber auch direkt von Einheimischen aufgenommen. Vom ersten Tag des Krieges an gab es in Lublin eine spezielle Hotline auf Ukrainisch, deren Nummer auf Schildern an den wichtigsten Straßenkreuzungen angezeigt wurde. Nach Schätzungen der Stadt war Lublin bisher Anlaufstelle für mehr als 1,3 Millionen Geflüchtete, von denen 70.000 für längere Zeit blieben. Heute leben noch etwa 25.000 –30.000 von ihnen in der Stadt.

Stärke durch Partnerschaft

Seit dem 24. Februar 2022 hielt Lublin engen Kontakt zu seinen Partnerstädten, darunter Lwiw, Luzk, Lugansk und Riwne in der Ukraine. Die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung versuchten, stets über die aktuellen Bedarfe und Anliegen der ukrainischen Partnerstädte informiert zu sein.

Lublin pflegt mehr als vierzig Städtepartnerschaften bzw. -freundschaften in verschiedenen Teilen Europas und der Welt. Der Stadtpräsident appellierte bereits in den ersten Tagen des Krieges an sie, der Ukraine jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen. Auch dank dieser Initiative steuerten viele Hilfstransporte Lublin an, zum Beispiel aus Bari in Italien oder Erie in den USA. Die taiwanesische Stadt Taipeh spendete 200.000 US-Dollar, die britischen Städte Lancaster und Windsor unterstützten die im Hilfskommittee für die Ukraine beteiligten Organisationen finanziell, die portugiesische Stadt Viseau und das niederländische Tilburg erklärten sich sofort bereit, Geflüchtete aufzunehmen. Außerdem kamen Spenden aus Städten in der Schweiz, Italien und Großbritanien, die zuvor gar nicht aktiv mit Lublin zusammengearbeitet hatten.

Laut Krzysztof Stanowski, dem Leiter des Büros für Auslandsbeziehungen im Lubliner Rathaus, haben die Städtepartnerschaften angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine ihre Stärke bewiesen. Der Krieg hat gezeigt, wie wichtig es ist, auf Regierungs-, aber auch auf Gemeindeebene zu helfen, wo sich die Mitarbeitenden seit Jahren kennen und regelmäßig Kontakt haben.

Spenden für einen guten Start

Von Anfang an leisteten die Partnerstädte Münster (Deutschland) und Nancy (Frankreich) die größte Unterstützung. Die Spenden aus Münster summierten sich auf mehr als eine halbe Million Euro. Nach Angaben von Justyna Góźdź von der Lubliner Stadtverwaltung wurden sie u. a. für den Kauf von Lebensmitteln verwendet. Auch war es dank der Gelder möglich, Unterricht und Polnischkurse für Kinder und Erwachsene zu organisieren, Gemeinschaftsräume für Kinder einzurichten und Bücher in ukrainischer Sprache zu kaufen, die an Bibliotheken und Schulen verteilt wurden. Und auch das Integrationszentrum für Geflüchtete wurde über die Spenden mitfinanziert. Die eigens geschaffene Einrichtung bietet Hilfs- und Integrationsangebote an, darunter künstlerische und handwerkliche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche.

Münster hilft

Die Spenden aus Münster hatte der Förderverein Münster-Lublin e. V. gesammelt. Die Partnerschaft zwischen beiden Städten besteht bereits seit über dreißig Jahren und umfasst u. a. Jugendaustausch und kulturelle Zusammenarbeit. Der Förderverein engagiert sich dafür, diese Zusammenarbeit auszubauen. Infolge des Krieges richtete er ein Sonderkonto ein, auf das Unternehmen und Privatpersonen Geld überweisen können. Auch eine Münsteraner Bäckerei unterstützte die Hilfsaktion, indem sie gelb-blaue Kuchen buk und den Erlös aus dem Verkauf vollständig für die Lubliner Ukrainehilfe spendete.

Jolanta Vogelberg engagiert sich ebenfalls für den Förderverein. Sie stammt aus der Gegend von Lublin und lebt seit 27 Jahren in Münster. Vogelberg ist Mitglied des Stadtrats und hat neben ihrer Tätigkeit im Förderverein auch auf eigene Faust Hilfe organisiert. »Ich hatte Kontakt zu Angestellten der Lubliner Stadtverwaltung, mit denen wir zusammenarbeiten. Dadurch wusste ich, was gebraucht wurde und kam auf die Idee, Sachspenden zu sammeln. Ich habe in den sozialen Medien Informationen über die Aktion gepostet, und auch die Medien in Münster haben darüber berichtet. Innerhalb von zwei, drei Tagen war meine Garage voll«, erinnert sich Jolanta Vogelberg. Schnell organisierte sie zwei Transporter und brachte zusammen mit anderen Münsteranerinnen und Münsteranern vor allem Kinderartikel nach Lublin. Durch die Zusammenarbeit der beiden Städte hat sich auch mindestens ein Dutzend ukrainischer Familien in Münster niedergelassen.

Über den Krieg hinaus

Im Juni, drei Monate nach Ausbruch des Krieges, unterschrieben in Lublin die Bürgermeister/-innen mehrerer europäischer Städte eine Erklärung über die Zusammenarbeit mit ukrainischen Städten angesichts der russischen Aggression und über den Krieg hinaus. Die Initiative hierzu ging von der Stadt Nancy aus, die ihre deutsche Partnerstadt Karlsruhe mit ins Boot holte. Lublin wiederum gewann seine Partnerstädte Delmenhorst und Münster dafür, das gemeinsame Dokument zu unterzeichnen.

»Ein Ziel der Erklärung ist es, neue Kontakte zu ukrainischen Städten zu knüpfen oder bestehende zu vertiefen, um nach dem Krieg zum Wiederaufbau beizutragen«, so der Lubliner Stadtpräsident Krzysztof Żuk. »Ebenso wichtig wie die Hilfe durch den Staat und große Nichtregierungsorganisationen ist die Unterstützung durch Städte und kleinen Gemeinden.«

Europäische Jugendhauptstadt 2023

Bei dem Treffen wurde zudem vereinbart, dass die Städte im Rahmen des Programms »Lublin – Euro–päische Jugendhauptstadt 2023« zusammenarbeiten, genauso wie die Ukraine. In Vorbereitung sind gut 70 Workshops, Shows, Aufführungen und Konzerte für Jugendliche aus verschiedenen Ländern. Laut Justyna Góźdź von der Lubliner Stadtverwaltung sind u. a. Studienfahrten und Jugendbegegnungen für Teilnehmende aus Lublins Partnerstädten geplant. Auch wird das Programm »Auf der Suche nach der gemeinsamen Geschichte«, das Lublin bereits mehrfach mit seiner israelischen Partnerstadt Rischon LeZion durchgeführt hat, aus diesem Anlass erneut ausgeschrieben. »2023 sind auch junge Menschen aus Lublins ukrainischen und deutschen Partnerstädten zur Teilnahme eingeladen«, erklärt Justyna Góźdź. Im Rahmen der Veranstaltungen zur Europäischen Jugendhauptstadt ist außerdem der »Lublin Basket Cup« geplant, ein Basketballwettbewerb für Jugendliche aus Lublins Partnerstädten, Lublin selbst und anderen polnischen Städten. Und auch beim im Oktober stattfindenden Kongress für grenzüberschreitende Zusammenarbeit werden junge Menschen aus Lublins Partnerstädten dabei sein.

Unbekümmertheit für die Jüngsten

Mit finanzieller Unterstützung durch Lublins Partnerstädte und UNICEF wurde im Sommer 2022 ein Ferienprogramm für 300 ukrainische Kinder organisiert, die zum Teil aus vom Krieg direkt betroffenen Gebieten stammten. Die Kinder erhielten eine Auszeit von der Situation in ihrer Heimat: Es gab Kunst-, Musikund Sportaktivitäten sowie Ausflüge in die Umgebung. Über die Spenden aus Münster wurde wiederum die Veranstaltung »Sommer in der Stadt« finanziert. Dazu gehörten Segelkurse und integrative Keramikworkshops, an denen Kinder aus Lublin sowie ukrainische Gleichaltrige teilnahmen. Bereits zu Beginn des Krieges war eine Betreuung von Kindern und Jugendlichen in ukrainischer Sprache organisiert worden, einschließlich psychologischer Unterstützung. Hunderte Workshops unterschiedlicher Art sowie Polnischkurse wurden zu Anfang vor allem von Freiwilligen angeboten. Im Laufe der Zeit konnten jedoch – dank der finanziellen Unterstützung von außen –auch ukrainische Geflüchtete hierfür eingestellt werden. Zurzeit organisiert Lublin im Rahmen der kulturellen Zusammenarbeit mit seinen Partnerstädten Münster und Lwiw das aus EU-Mitteln finanzierte Projekt »Book=Life. Eine literarische Kooperative für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen«. Das Programm beinhaltet eine Aktion zur Leseförderung, außerdem ist eine Kunstinstallation in Vorbereitung, die in den Partnerstädten des Projekts gezeigt werden soll.

In Lublin wie auch in seinen Partnerstädten war und ist die Bereitschaft, Geflüchtete aus der Ukraine zu unterstützen, sehr groß. Wenn eine Stadt über tragfähige Netzwerke verfügt, kann man viel erreichen und internationale Zusammenarbeit ermöglichen – auch in Krisenzeiten. ▪

© Urząd
INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 26 best practice best practice 27
Der Krieg hat gezeigt, wie wichtig es ist, auf Regierungs-, aber auch auf Gemeindeebene zu helfen, wo sich die Mitarbeitenden seit Jahren kennen und regelmäßig Kontakt haben.
Miasta Lublin

KOMMUNIKATION

Ohne Amtssprech

»Je weniger etwas nach Verwaltung klingt, desto besser. Teilweise greifen wir auf Medienpartnerschaften zurück, z. B. die lokale Presse, teilweise auf Werbung und professionelles Online-Marketing«, erklärt Beata Furmanek von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus von Iława. Die Stadt verfügt über drei Social-Media-Profile, die sich in Bezug auf Inhalt und Adressatenkreis unterscheiden. Für die Kommunikation der Stadtverwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie die Werbung zu Veranstaltungen wie der »Rallye in Orange« ist die Fanpage »Iława inspiriert« auf Facebook zentral. Die Seite wirkt so locker, dass viele Nutzer/-innen gar nicht merken, dass sie von Mitarbeitenden des Rathauses betreut wird. Kommuniziert wird mit direkten Formulierungen wie »wir – ihr« (statt »Amt-Einwohner/-innen«), und der Fokus liegt auf den Bedürfnissen der Nutzer/-innen – was genau findet statt und wann, kann man daran teilnehmen, wen kann man kontaktieren. »Wir haben einen festen Slogan: ‚Orange inspiriert‘«, berichtet Beata Furmanek. »Wir verlinken die Partnerstädte und Ehrenbürger/-innen, darunter auch Menschen aus den Niederlanden. Hashtags und Verlinkungen sind die wichtigsten Instrumente, um in den sozialen Medien Themen zu platzieren und sich mit anderen zu vernetzen.

Eine zeitgemäße Visitenkarte

Damit eine Stadt-, Kreisoder Gemeindeverwaltung Jugendprojekte (und andere) im Rahmen einer Kommunalpartnerschaft umsetzen kann, ist zielgruppengerechte Kommunikation wichtig. Doch auf welchem Weg erreicht man potenziell Interessierte? Wie sollte man sie ansprechen und welche Projekte eignen sich besonders gut? Alicja ZaczekZmijewska von der Warschauer Batory-Stiftung stellt gelungene Beispiele vor.

Je niedrigschwelliger desto erfolgreicher

Die Stadt Iława in der Woiwodschaft Ermland-Masuren unterhält drei Städtepartnerschaften, von denen die Zusammenarbeit mit der niederländischen Gemeinde Tholen besonders heraussticht. Alljährlich schlängelt sich im Mai eine Kolonne von Radfahrerinnen und Radfahrern in orangefarbenen Trikots durch die polnische Stadt – Teilnehmende der »Rallye in Orange«, die Iława seit fünfzehn Jahren anlässlich der Feierlichkeiten zum Königstag (Koningsdag), dem niederländischen Nationalfeiertag, organisiert. 2022 nahmen an der Veranstaltung aber nicht nur Vertreter/-innen der Niederlande teil, sondern auch Gäste aus den beiden anderen Partnerstädten Gargżdai (Litauen) und Herborn (Deutschland) sowie viele Einheimische. Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

Zum einen zahlt sich die der zyklische Charakter der Veranstaltung aus, denn sowohl die Kommunikation rund um die Veranstaltung als auch die Teilnahmebereitschaft der Menschen profitieren von der Regelmäßigkeit und der Verlässlichkeit – alle wissen, woran sie sind. Zum anderen steht eine körperliche Aktivität im Mittelpunkt, und bei Sportveranstaltungen sind Zuschauen und Nichtstun keine Optionen. Schon das Anfeuern erfordert Einsatz, ganz zu schweigen vom Radfahren selbst, das eine beliebte Art der Fortbewegung ist, bei der Interessierte problemlos mitmachen können. Es lohnt sich, Partnerschaftsaktivitäten unter diesem Aspekt – integrativ –zu betrachten und auch so zu kommunizieren.

Von Mensch zu Mensch

Die Öffentlichkeitsarbeit zu Partnerschaftsprojekten besteht oft in einseitiger Kommunikation aus Sicht der Stadt, die an sich schon ein eher unpersönlicher Akteur ist. Meist wird die offizielle Homepage hierfür genutzt, auf der es eine Rubrik mit Informationen über die Partnerstädte und einen kurzen Abriss der gegenseitigen Beziehungen gibt. Die Informationen sollte man dabei als eine Art Visitenkarte des Projekts betrachten, als Bibliothek oder Galerie vergangener Aktivitäten – auch damit interessierte Journalistinnen und Journalisten Informationen finden können. Aus Bürgersicht sollte die Seite aber auch über aktuelle Ereignisse informieren: Aktivitäten und Zielgruppen, Daten und Uhrzeiten, ein Link zum Social-Media-Profil und unbedingt eine Ansprechperson, an die man sich für weitere Informationen wenden kann.

Kommunikation verläuft heutzutage nicht mehr zwischen Institutionen und Personen, sondern von Mensch zu Mensch. Das Vertrauen in Institutionen ist generell eher gering. Daher lassen sich Partnerschaftsprojekte am besten über Menschen kommunizieren, die am jeweiligen Ort angesehen sind und Vertrauen genießen. So macht es Magdalena Sałek-Lewczyk, Gemeindevorsteherin von Jabłonna in der Woiwodschaft Lublin. 2017 hatte der Gemeinderat für eine Zusammenarbeit mit Teteriwka Gromada in der Ukraine gestimmt, wozu auch Jugendaustausch gehört. Die Zusammenarbeit geht sogar während des Krieges weiter, wenn auch online. Jugendprojekte lassen sich generell gut durchführen, weil junge Menschen von Natur aus offen für neue Erfahrungen sind. Es reicht allerdings nicht, die Werbung für ein Austauschprojekt einfach nur an eine Schule zu schicken. Auf den Tischen der Lehrer/-innen landen viele Ankündigungen, der Lehrplan lässt jedoch nur wenig Raum für zusätzliche Projekte. Eine Ausschreibung richtet sich zudem an viele Menschen, also de facto an niemandem – so entsteht keine Verbindung und keine Verbindlichkeit. Magdalena Sałek-Lewczyk arbeitet daher mit der Direktorin des größten Schulzentrums in Jabłonna zusammen, die bereits Erfahrung mit Austausch im Rahmen des Erasmus-Programms hat. Das wiederum hilft dabei, Eltern zu überzeugen, ihre Kinder zum Austausch anzumelden. Genauso fand Krystyna Adamenko von der Stiftung Pięknolesie in Sieniawa Żarska in der Woiwodschaft Lubuskie dank direkter Kontakte eine deutsche Partnerschule für einen Austausch. Zunächst knüpfte sie Kontakt zu einer Polin, die an einer Schule in Deutschland arbeitete, und bekam dann dank deren Vermittlung Kontakt zu einer geeigneten Einrichtung.

Starke Zugpferde und der dritte Sektor

Kommunikation von Mensch zu Mensch kann auch bedeuten, dass ein Projekt auf die Zusammenarbeit mit einer gesellschaftlichen Organisation setzt. Im dritten Sektor spielt die VorbildFunktion oft eine große Rolle, und der oder die Vorsitzende ist höchstwahrscheinlich eine vor Ort bekannte Person und ein starkes Zugpferd, so dass es keine Probleme geben dürfte, Teilnehmende für ein Projekt zu finden. Bei Sportvereinen hat oft der oder die Trainer/-in maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung der Eltern, ihr Kind bei einer bestimmten Einrichtung anzumelden. Die Kinder später zu weiteren Aktivitäten einzuladen, ist meist unproblematisch. Dabei muss das Profil eines Vereins keineswegs darüber bestimmen, was bei einer Jugendbegegnung gemacht wird. Der Karateverein »Kontra« in Żary integrierte z. B. während des Projekts »Karateka, sei ÖKO« umweltbewusstes Verhalten wie das Verwenden von Filterflaschen oder Training im Freien bei natürlichem Licht in den sportlichen Alltag, und das gemeinsam mit einem Partner aus Deutschland. 2022 stellte der Verein im Rahmen des Modellprojekts »Leuchttürme des DPJW« seine Erfahrungen mit der Durchführung von Jugendbegegnungen anderen Organisationen in Polen vor. Interessierte konnten zudem an einer Hospitation und einem individuellen Mentoring teilnehmen. ▸

VON ZU MENSCH © Przemysław Górecki © Emilia Oksentowicz methoden methoden INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 28 29

Zum Nutzen aller

Die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Organisationen und angesehenen Personen ist für alle Beteiligten von Vorteil. Die Kommunalverwaltung erledigt die Formalitäten für den Austausch und organisiert die Reise oder stellt einen Veranstaltungsort, Broschüren und Souvenirs zur Verfügung. Für sie ist das Werbung, für das Organisationsteam Unterstützung, und für die Teilnehmenden eine nette Geste. Die gesellschaftliche Organisation wiederum bringt Zeit, Personal und Kommunikationsmöglichkeiten ein, insbesondere wenn sie über eigene Kanäle in den sozialen Medien verfügt. Sie kommuniziert dort viel lockerer, natürlicher (manchmal auch lebensnaher) und authentischer als Institutionen und hat keine Angst vor Experimenten. Der Karateverein »Kontra« schult z. B. zurzeit junge Freiwillige darin, Videos zu drehen und gute Fotos zu machen, um auch bei TikTok aktiv zu werden. Bartłomiej Malinowski, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, weiß, dass er mit seinen Posts auf Facebook eher die Eltern von potenziellen Teilnehmenden erreicht als die eigentliche Zielgruppe, denn für diese braucht er TikTok und Instagram. Und da es für ihn schwierig ist, sich auf den vor allem von Jugendlichen genutzten Plattformen zurechtzufinden (TikTok nutzen überwiegend junge Menschen zwischen 13 und 20 Jahren), möchte er auf die Hilfe von Vermittlerinnen und Vermittlern zurückgreifen. Was eine sehr gute Idee ist! Man muss schließlich nicht überall persönlich präsent sein – die Präsenz an sich ist jedoch wichtig.

Unterstützung durch Vermittler/-innen

Außerdem ist es möglich, von der Unterstützung eines Stadt- oder Gemeindeoberhaupts zu profitieren, das die Öffentlichkeit auf seinem persönlichen Profil über Aktivitäten informiert. So macht es beispielsweise Dorota Zmarzlak, Gemeindevorsteherin von Izabelin, die Bürger/-innen über ihr Profil persönlich zur Teilnahme am »2. Internationalen Fotowettbewerb« einlädt, den die Izabeliner Gesellschaft für Städteund Gemeindepartnerschaften im Rahmen der Zusammenarbeit mit Gemeinden aus Frankreich, Litauen, Bulgarien und Italien organisiert. Es lohnt sich, lokale Amtsträger/-innen um Unterstützung zu bitten und ihnen am besten gleich einen vorformulierten Text zur Veröffentlichung zuzuschicken.

Die Zusammenarbeit mit einer gesellschaftlichen Organisation wiederum kann den Kontakt zu ähnlichen Organisationen erleichtern. Denn vermutlich ist sie in »branchenspezifischen« Gruppen (z. B. auf Facebook) aktiv und kann bei anderen Interesse für Engagement im Rahmen von Städtepartnerschaften wecken. Dies hat die Stiftung Pięknolesie getan, die in der Facebook-Gruppe »Deine Stimme« (»Społeczność Masz Głos«) ein Video gepostet hat, in dem sie Werbung für deutsch-polnische Jugendprojekte machte. In der Gruppe sind Menschen, die sich in Organisationen oder informellen Gruppen sozial engagieren und die z. B. über Projekte der Batory-Stiftung mit der Kommunalverwaltung zusammenarbeiten. Es lohnt sich, solche Akteurinnen und Akteure in Projekte zwischen Partnerstädten einzubeziehen, denn Offenheit auf beiden Seiten und gute Kommunikation bringen gute Ergebnisse. ▪

ZWIEBEL ALS EISBRECHER E

© privat

Bei der Batory-Stiftung in Warschau zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und Förderung von Projekten der Kommunalverwaltung. Freiberufiche Publizistin, die gesellschaftliche Kampagnen mitgestaltet.

Zwiebeln gelten nicht als die besten Begleiterinnen vor einem persönlichen Austausch. Das sieht der Kulturwissenschaftler und Trainer Dr. Erik Malchow ganz anders. Er benutzt die »Kulturzwiebel« des Kulturwissenschaftlers und Sozialpsychologen Geert Hofstede als Bindeglied zwischen deutschen und polnischen Teilnehmenden seiner Kommunikationstrainings. Im INFO erklärt er, wie das funktioniert.

Alicja Zaczek-Żmijewska
EIN © Adobe Stock / artbalitskiy ▸ methoden methoden INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 30 31

Verstolperte Starts

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Frau Müller reist dienstlich nach Polen. Sie hat sich auf das Gespräch mit ihrem polnischen Projektpartner vorbereitet und begrüßt ihn mit »Dzień dobry, pan Lewandowski!«. Sie ahnt nicht, dass sie dabei schon einen Fehler macht. In Polen gilt der Grundsatz »Po nazwisku to po pysku!« – die Anrede mit dem Nachnamen gilt als Schelte. Als nächstes versucht Frau Müller, ihrem Gesprächspartner zwischen Tür und Angel die Hand zu reichen. Auch das noch! Weiß sie nicht, dass das in Polen Unglück bringt? Herr Lewandowski ist leicht irritiert und will die Situation mit einer Frage zum Familienstand von Frau Müller etwas besänftigen. Das kommt Frau Müller wiederum komisch vor. Sie ist doch geschäftlich in Polen.

Die »Kulturzwiebel«

und wie man sie benutzt

Kleine Unterschiede können eine große Wirkung haben und gerade am Anfang einer Zusammenarbeit auch zu Konflikten führen. Denn obwohl Menschen aus Deutschland und Polen sehr vieles verbindet, gibt es einige Unterschiede bei der Kommunikation und auch der Art, wie sie Dinge organisieren. Hier hilft die »Kulturzwiebel«, eine Methode, mit der man vorhandenes Wissen abfragen und auf seine Richtigkeit überprüfen kann.

Oft ist unsere Wahrnehmung von Menschen aus dem Nachbarland von Stereotypen geprägt, was an sich ganz normal ist. Stereotype helfen uns, das kognitive Chaos zu überwinden, das durch die enorme Informationsflut um uns entsteht. Wichtig ist allerdings, dass diese geistigen Schubladen offenbleiben. Ein Hauptziel eines interkulturellen Kommunikationstrainings ist es, diesen sog. unconcious bias (unbewusste Vorannahmen) zu reflektieren und ins Bewusstsein zu rücken.

Hierbei hilft die Kulturzwiebel. Wie eine Zwiebel, so besteht auch Kultur aus verschiedenen Schichten. Man fragt zunächst nach Symbolen, also Bildern, die Menschen mit einer bestimmten Kultur verbinden. Anschließend überlegt man, welche Helden und Rituale in einer Gesellschaft eine Rolle spielen. Über sie wird der Blick für das eigentlich Wichtige geschärft: die Werte, die allem zugrunde liegen. Sie bilden den Kern der Kultur und der Kulturzwiebel. Dabei ist klar, dass es nicht DEN Polen oder DIE Deutsche gibt. Die Menschen dies- und jenseits der Oder sind Individuen, und auch aufgrund von interkulturellen Kontakten ist es gar nicht so leicht, landestypische Verhaltensweise zu beschreiben.

Symbole, Helden, Rituale

Auf die Frage »Welche Zeichen oder Symbole verbinden Sie mit Polen?« nennen deutsche Teilnehmende eines Kommunikationsseminars oft das christliche Kreuz, Piroggen, den Krakauer Wawel, lackierte Fingernägel, Wodka, die weiß-rote Flagge oder Bigos. Menschen aus Polen wiederum zählen zu Symbolen für Deutschland häufig Automarken, aber auch Fußball, Eisbein, den Kölner Dom oder Soljanka. Auch das Hakenkreuz wird immer wieder genannt, denn die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands ist in Polen nach wie vor sehr präsent. Kommen wir zur zweiten Zwiebelschicht und damit näher an die kulturhistorisch begründeten Werte: die Helden. Nach Hofstede sind Helden Personen – tot oder lebendig, echt oder fiktiv –, die Eigenschaften besitzen, die in einer Kultur hoch angesehen sind. Fragt man Deutsche nach polnischen Helden, so werden zum Beispiel Johannes Paul II, Lech und Jarosław Kaczyński, Marie Curie (Polen sagen eher Maria SkłodowskaCurie), Frédéric (bzw. in Polen Fryderyk) Chopin, Maria Konopnicka oder Adam Mickiewicz genannt. Zu den deutschen Helden gehören aus polnischer Sicht beispielsweise Gerd Müller, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Nietzsche, Friedrich von Schiller, Wilhelm Conrad Roentgen, Steffi Graf, Angela Merkel und Konrad Adenauer

Nach Symbolen und Helden widmet sich die Zwiebel den Ritualen. Fragt man Deutsche nach polnischen Ritualen, so werden oft der sonntägliche Kirchengang und Weihnachtstraditionen genannt, wie zwölf Gerichte, Stroh unter der Tischdecke oder das Essen von Fisch an Heiligabend. Auch die Begrüßung mit drei Küssen gehört dazu sowie der stärkere Fokus auf Mode und Make-up bei Frauen. Typisch deutsche Rituale, die von Menschen aus Polen genannt werden, sind das Oktoberfest, der Weihnachtsmarkt, Karneval, Mittagessen um 12 Uhr und bürokratische Hürden mit viel Papierkram.

Und die Werte, die dahinterstehen? Aus der Sicht von polnischen Teilnehmenden von Kommunikationstrainings sind dies Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit, während mit Blick auf Polen von Deutschen oft Gastfreundschaft, Familie und Tradition genannt werden.

Diese Ergebnisse erwecken den Eindruck, dass die Menschen in Deutschland und Polen grundverschieden sind. Umso wichtiger ist es, sich klar zu machen, dass es bei all dem oft um Stereotypen geht und unsere Wahrnehmung vom Anderen durch sie verzerrt ist.

Fettnäpfchen und ihre Ursachen

Dass Polen schon vor über 1000 Jahren auf der europäischen Landkarte einen festen Platz hatte, ist ein Grund dafür, dass das polnische kollektive Gedächtnis sehr weit zurück geht und Menschen aus Polen im Allgemeinen sehr stolz auf ihr Land sind. Dieser Stolz wird im vergleichbar jungen Deutschland oft nicht nachvollzogen. Umgekehrt fehlt Polen bisweilen ein Verständnis dafür, wie der deutsche Föderalismus funktioniert. In Polen werden politische Entscheidungen zentral in Warschau getroffen, und entsprechend schwer ist es für Polinnen und Polen nachzuvollziehen, dass in Deutschland bei Fragen zu Sicherheit oder Bildung die Bundesländer – und nicht die Bundesregierung allein – die Diskussion bestimmen. Auch was die zeitliche Organisation angeht, ist Aufklärungsarbeit zwischen den beiden Ländern nötig, z. B. was die Zeit fürs Mittagessen angeht. In Deutschland wird gerne zwischen 12 und 13 Uhr Pause gemacht, in Polen später. Und so ist es durchaus vorgekommen, dass polnische Verwaltungsangestellte, die um 14 Uhr zu einem Termin in Deutschland verabredet waren, diesen hungrig durchstehen mussten. In Deutschland war die Mittagszeit dann bereits vorbei und niemand war auf die Idee gekommen, den Gästen etwas zu essen anzubieten. Oder das Thema Small Talk: In Polen ist er wichtig und gehört zum Beziehungsaufbau. In Deutschland gilt er oft als lästige Nebensächlichkeit. Auch bei der Planung von Veranstaltungen gibt es unterschiedliche Herangehensweisen: Beginnen Deutsche gerne weit im Voraus mit der Organisation, so reicht für Menschen aus Polen meist ein geringerer zeitlicher Vorlauf und man ist flexibler bei der Vorbereitung. Nicht immer stehen dadurch in Polen die Gesprächspartner für eine Diskussion lange im Voraus fest. Anders als in Deutschland ist es in Polen dafür sehr wichtig, dass sich Gesprächspartner/ -innen gleichen Rangs treffen: Landrätin mit Landrat und Bürgermeisterin mit Bürgermeister. Auch Abweichungen vom Protokoll sorgen eher für Irritationen als in Deutschland. Nicht zu vergessen: die Kommunikation. Deutsche sind es gewohnt, ihre Meinung offen zu sagen und auch kritische Punkte direkt anzusprechen – und ecken damit bei Menschen aus Polen leicht an. Die Kommunikation ist dort tendenziell weniger direkt und Nuancen geben den Ton an.

Wie Missverständnissen vorbeugen?

Um interkulturelle Fettnäpfchen zu vermeiden, sollte man sich auf das Gespräch bzw. den Austausch gut vorbereiten und sich über die wichtigsten interkulturellen Unterschiede informieren. Menschen aus Polen reagieren im Allgemeinen emotionaler als Deutsche, sie schätzen soziale Kontakte, orientieren sich stärker an Hierarchien, Status und Etikette und gehen mit Regelsystemen flexibler um. Der Kulturstandard-Theorie von Alexander Thomas zufolge streben Deutsche wiederum eher nach Selbstverwirklichung und Eigenverantwortung. Sie trennen Arbeit und Privates, sprechen Dinge direkt an und sind stark durchgeplant und freizeitorientiert.

Im Training merkt man schnell, dass eine Zwiebel allein und auch ein ganzer Trainingstag die Teilnehmenden nicht auf alle Situationen vorbereiten können. Vielmehr bietet dieser Austausch untereinander die Gelegenheit, sich selbst und seine Stereotype zu reflektieren und für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten sensibler zu werden. Dabei gibt es diverse Möglichkeiten, Respekt gegenüber einem anderen Kulturkreis auszudrücken. Mit dem Einstieg »Dzień dobry« ist schon das erste Eis gebrochen. Und übrigens: Als sich Frau Müller und Herr Lewandowski ihrer anfänglichen Tritte ins kulturelle Fettnäpfchen bewusst wurden, haben sie herzlich gelacht. Humor ist wohl der beste Mittler. ▪

↘ Tipps zur Vorbereitung auf Unterschiede zwischen der deutschen und der polnischen Verwaltungskommunikation bietet das »Handbuch deutsch-polnische Verwaltungskommunikation« (S. 39) ↙

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Dr Erik Malchow Kulturwissenschaftler und interkultureller Trainer für Fach- und Führungskräfte. Er lebt in Deutschland und Polen.
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ABER WER SOLL DAS

Option 2: Service-Clubs kontaktieren

Darüber hinaus können Sie wohlhabende Menschen in der Region ansprechen, um zusätzliche Gelder für die Unterstützung internationaler Jugendprojekte einzuwerben. Eine gute Möglichkeit können sogenannte Service-Clubs sein. Dies sind Zusammenschlüsse von Menschen, die bestimmte Werte teilen, ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen und sich für das Wohl anderer einsetzen, u. a. indem sie deren Bildung fördern. Zu den bekanntesten solcher Clubs gehören die Rotary Clubs, Lions Clubs oder auch die Soroptimistinnen. Oftmals ist auf der Internetseite der jeweiligen Dachorganisation ein sogenannter »Clubfinder« eingestellt, mit dem sich leicht prüfen lässt, ob es einen Ableger des jeweiligen Service-Clubs bei sich vor Ort gibt. Dort kann man die Mitglieder direkt ansprechen und um Unterstützung bitten.

↘ www.rotary.de ↙

↘ www.lions.de ↙

Sie möchten eine Jugendbegegnung im Rahmen einer Kommunalpartnerschaft durchführen und überlegen, wo Sie Drittmittel hierfür einwerben können? Dann haben wir einige Tipps für Sie.

Option 1: Lokal denken

Zunächst einmal ist es hilfreich, bei der Suche in der eigenen Region zu beginnen: Schauen Sie, welche Fördermöglichkeiten es in Ihrer Stadt, Kommune, Ihrem Kreis oder Bundesland gibt. In Frage kommen zum Beispiel Stiftungen, die vor Ort aktiv sind. Sie sind oft nicht über das Internet zu finden, sondern nur über das Stiftungsverzeichnis des jeweiligen Bundeslandes. Zu diesem gelangen Sie, indem Sie die Stich-

↘ www.soroptimist.de ↙

Option 3: Unternehmen ansprechen, Kommunalpartnerschaften nutzen

Genauso können Sie auch Unternehmen vor Ort recherchieren und ansprechen. Hierbei lohnt es sich zu überlegen, ob alternativ zu Geldspenden auch Sach- bzw. Zeitspenden hilfreich sein können. Möglicherweise passt ja eine Werksführung zum eigenen Projekt?

Oder es hilft, wenn die Gruppe Räumlichkeiten kostenfrei nutzen kann? Wenn Sie nicht ohnehin in der Kommunalverwaltung tätig sind, denken Sie an die kommunalen Strukturen vor Ort. Erkundigen Sie sich, wer in Ihrer Stadt oder Kommune verantwortlich für die internationalen Beziehungen ist. Vielleicht kann diese Person Sie mit Geld oder Know-how unterstützen? Ist es eventuell möglich, die Jugendbegegnung über das Budget der Kommunalpartnerschaft finanzieren zu lassen?

Option 4: EU-Programme

Zu guter Letzt ist es auch möglich, den Blick zu weiten und größere Fördertöpfe in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel das Programm »Citizens, Equality, Rights and Values« (CERV) der Europäischen Union, das im »Aktionsbereich Bürgerbeteiligung und Teilhabe« auch Städtepartnerschaften und -netzwerke fördert. Auch über das Programm Erasmus + kann die Zusammenarbeit von Akteuren aus Kommunen aus verschiedenen Ländern Europas gefördert werden, wobei es egal ist, ob es sich z. B. um Organisationen aus dem Jugend- und Bildungsbereich handelt, um lokale und regionale Behörden, um Stiftungen oder Forschungseinrichtungen. Weitere Informationen finden sich unter dem Stichwort »Leitaktion 2 – Kooperationspartnerschaften«. Allerdings ist eins zu bedenken: Auf europäischer Ebene ist der organisatorische Aufwand größer. Daher bietet es sich bei EU-Programmen an, gleich die Förderung von mehr als nur einer Jugendbegegnung zu beantragen. Und: Meistens müssen Menschen aus drei europäischen Ländern beteiligt sein. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam abzuwägen, ob die großen Förderprogramme für das eigene Vorhaben tatsächlich sinnvoll sind. ▪

↘ www.kontaktstelle-cerv.de ↙

wörter »Stiftungsverzeichnis« und das entsprechende Bundesland in Ihre Suchmaschine eingeben. Ein Großteil aller Stiftungen fördert auf regionaler Ebene und ist dankbar für Anfragen, die einen lokalen Bezug haben. Besonders gilt dies für Bürgerstiftungen und Sparkassenstiftungen:

↘ www.aktive-buergerschaft.de/ buergerstiftungen/buergerstiftung-finden ↙

↘ www.sparkassenstiftungen.de ↙

Mitarbeiter für Drittmitteleinwerbung im Deutsch-Polnischen Jugendwerk, icher Organisationsentwickler

↘ www.erasmusplus-jugend.de/ foerderung/leitaktion-2/ kooperationspartnerschaften/ ↙

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Przemysław Górecki
BEZAHLEN … © Daniel Fuhrmann drittmittel-tipps drittmittel-tipps INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 34 35

ONLINE­FUNDGRUBE

Sie möchten wissen, wo es in ihrer Nähe Ortschaften gibt, die eine Partnerschaft mit Polen unterhalten? Sie suchen nach Inspirationen für ein erfolgreiches Jugendprojekt?

Und wer könnte Engagement inhaltlich und finanziell fördern? Antworten bietet das neue Portal des Deutsch-Polnischen Jugendwerks ↘ partnerpl.de ↙

Wer mit wem?

Gibt es in meiner Nähe Städte, die eine Partnerschaft mit Polen pflegen? Kooperiert mein Landkreis mit einem polnischen Partnerkreis? Mit welchen Woiwodschaften ist Niedersachsen verbunden? Die neue virtuelle Landkarte auf partnerpl.de führt die über 800 Kommunalpartnerschaften auf, die zwischen deutschen und polnischen Ortschaften, Landkreisen sowie Bundesländern und Woiwodschaften bestehen. Sie zeigt, wie dicht das Netz der Beziehungen geknüpft ist, das Deutschland und Polen bedeckt – von Staufen im Breisgau im Südwesten Baden-Württembergs bis hin zu Olszanka, einem neun Kilometer von der polnisch-litauischen Grenze entfernt gelegenem Dorf mit etwa 35 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Jeder Ort und jede Region, die eine offizielle Kommunalpartnerschaft unterhält, ist mit einem Ortsmarker auf der Landkarte eingezeichnet. Drei Filter ermöglichen es, sich Partnerschaften zwischen Ortschaften, Landkreisen oder Bundesländern bzw. Woiwodschaften anzeigen zu lassen. Ebenso kann man

Gemeinsame Interessen und Erfahrungen als Fundament

Die Landkarte verdeutlicht auch, dass die miteinander verbundenen Orte und Regionen nicht immer nah beieinanderliegen. Zwar verbindet viele Grenz- und Doppelstädte an Oder und Neiße auch eine Städtepartnerschaft – von Heringsdorf-Świnoujście im Norden über Frankfurt / Oder-Słubice, Guben-Gubin und Forst-Brody bis hin zu Zittau-Bogatynia im deutschpolnisch-tschechischen Dreiländereck. Doch es gibt auch viele »Fernbeziehungen«, die aus unterschiedlichen Motiven heraus entstanden sind.

Inspiration durch Projekte anderer

Die Seite partnerpl.de ermöglicht jedoch nicht nur einen Überblick über, sondern auch den Austausch zwischen den deutsch-polnischen Kommunalpartnerschaften. Bei allen Kommunen wurden Links zur Homepage der Stadt bzw. des Landkreises oder Landes angegeben, wo Nutzer/-innen Informationen zur Partnerschaft und, wenn vorhanden, Ansprechpersonen und Angaben zu Fördermöglichkeiten sowie entsprechende Anträge finden.

Wegweiser durch den deutsch-polnischen Dschungel

sich einen konkreten Ort angeben und überprüfen, ob dieser eine Partnerschaft pflegt.

Die Landkarte basiert bewusst nicht auf der Karte von Google, sondern nutzt stattdessen die unter freier Lizenz stehende OpenStreet Map. Sie erlaubt es, dass alle Orte in ihrer Landessprache angezeigt werden, unabhängig von den Spracheinstellungen des jeweiligen Laptops, Smartphones oder Rechners – Wrocław bleibt dadurch Wrocław, und Aachen wird nicht zu Akwizgran.

Nicht immer monogam

Klickt man auf einen Ort, wird auf der Landkarte eine Verbindungslinie zur deutschen bzw. polnischen Partnerkommune gezogen – oder zu mehreren. Dies ist oft eine Folge der deutschen Zweistaatlichkeit vor 1990. Bereits seit Ende der 1950er Jahre wurden Städtepartnerschaften zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Volksrepublik Polen (VRP) geschlossen, wie 1957 zwischen Rostock und Stettin und 1959 zwischen Dresden und Breslau. Die

sog. Ostpolitik der westdeutschen Regierung wiederum ebnete den Weg für erste Partnerschaften zwischen der damaligen Bundesrepublik und der Volksrepublik Polen. Den Auftakt bildete 1976 ein entsprechendes Abkommen zwischen Bremen und Danzig. Mit den politischen Umbrüchen von 1989 und 1990 und der Intensivierung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem wiedervereinigten Deutschland und der Republik Polen im Jahr 1991 erneuerten viele bestehende Partnerschaften ihre Bande, zugleich gab es eine Welle von Neugründungen. So ist Stettin seit 1990 auch mit Bremerhaven verbunden und erneuerte seine Partnerschaft mit Rostock 1992. Allein in den Jahren 1991–1993 kamen zwischen beiden Ländern 85 deutsch-polnische Kommunalpartnerschaften hinzu. Doch auch in der jüngsten Vergangenheit entstehen immer wieder neue Kooperationen, wie 2017 die zwischen dem hessischen Sontra und dem südlich von Krakau gelegenen Łącko. Soweit ermittelbar, zeigt die Landkarte das Jahr der Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrags an.

So gibt es Partnerschaften, die sich über ihre Namensverwandtschaft gefunden haben, wie Czerwieńsk – bis 1945 Rothenburg an der Oder – und Rotenburg (Wümme). Beide kooperieren über die offizielle Städtepartnerschaft hinaus noch mit Rothenburg an der Fulda, Rothenburg ob der Tauber, Rothenburg Saale und Rothenburg (O. L.). Andere Orte, wie Dachau und Auschwitz, verbinden ähnliche historische Ereignisse. Auch können gleichartige Herausforderungen oder Interessen eine Beziehung selbst über große Entfernungen frisch halten. So liegen 1123 Kilometer zwischen Lublin und Münster, die nicht nur Fragen rund um eine effektive Fahrradstreckenführung verbindet. Gemeinsam mit Lublins zweiter Partnerstadt Delmenhorst wurden die direkten Kontakte in die Stadtverwaltungen 2022 auch dafür genutzt, um sich über die jeweiligen Ukrainehilfen auszutauschen und hierbei zusammenzuarbeiten (siehe S. 24).

Die Seite dient aber auch als Ideenfundus. Neben der Landkarte findet sich unter »Jugendprojekte« eine umfangreiche Zusammenstellung von Begegnungen, die von, mit und für junge Menschen organisiert wurden.

Aufgeteilt in sieben thematische Kategorien (Vielfalt, Naturwissenschaften/MINT, Geschichte, Sport, Kultur, Berufliche Bildung und Politische Bildung) findet man Projekte, die gemeinsam von deutschen und polnischen Organisationen, Schulen oder Vereinen organisiert und erfolgreich umgesetzt wurden. Nicht immer fanden sie im Rahmen einer Kommunalpartnerschaft statt. Durch die detaillierten Beschreibungen können die Projekte jedoch als gute Beispiele für alle dienen, die frischen Wind in ihre Kommunalpartnerschaft bringen und dort mehr Jugendbegegnungen organisieren wollen.

Informationen dazu, wer neben dem DPJW und der involvierten Kommune als Förderer für Projektideen in Frage kommen kann, bietet schließlich der dritte Unterbereich des Portals »Institutionen«. Hier kann man sich einen ersten Überblick über Stiftungen, Vereine und Organisationen verschaffen, die im Bereich der deutsch-polnischen Zusammenarbeit aktiv sind. Mithilfe der Filter »Förderung«, »Kultur«, »Politik«, »Sprache«, »Wirtschaft« und »Wissenschaft« lässt sich in Erfahrung bringen, welche Einrichtungen finanzielle Förderung anbieten, wer Sprachkurse durchführt, auf wessen Internetseite sich Kulturprojekte und Veranstaltungen über oder mit dem Nachbarland finden lassen und welche Einrichtungen sich im Bereich der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder (lokal)politischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen engagieren.

Partnerpl.de ist somit dreierlei: Übersichtskarte, Inspirationsquelle und Wegweiser – auf jeden Fall also ein guter Begleiter für Projekte im Rahmen von deutschpolnischen Kommunalpartnerschaften. ▪

Sie wissen von einer Kommunalpartnerschaft, die nicht auf der Landkarte verzeichnet ist? Oder aber vermissen eine Institution in der Aufistung? Schreiben Sie uns unter ↘ partner@pnwm.org ↙

ZU KOMMUNALPARTNERSCHAFTEN
Maria Albers
© Łukasz Pietrzak publikationen & medien publikationen & medien INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 36 37
Leiterin des Referats Koordination im Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Sie betreut federführend den Themenschwerpunkt des DPJW in den Jahren 2021–23 »Bei mir und bei dir. Jugendaustausch lokal«.

WEITER … LESEN, … BILDEN

Sie möchten mehr zum Thema Kommunalpartnerschaften und zu Jugendbegegnungen in diesem Rahmen erfahren? Oder Sie suchen Finanzierungs- und Schulungsmöglichkeiten? Bei den folgenden Publikationen und Medien werden Sie fündig.

Überblicksseiten und Inspirationsquellen

partnerpl.de Das Portal des DPJW bietet auf einer Landkarte Deutschlands und Polens Informationen zu Kommunalpartnerschaften zwischen beiden Ländern. Auf der Seite finden Nutzer/-innen zudem Projekte, die zwischen den Gemeinden, Städten und Landkreisen durchgeführt wurden und es gibt Tipps zu Fördermöglichkeiten und inhaltlicher Unterstützung bei der Partnerschaftsarbeit.

↘ www.partnerpl.de ↙

Facebook-Gruppe »Kommunalpartnerschaften« des DPJW Sie möchten auf dem Laufenden bleiben, welche Fortbildungsangebote, Publikationen und Veranstaltungen es für Engagierte der deutsch-polnischen kommunalen Zusammenarbeit gibt? Dann abonnieren Sie die Facebook-Seite »Kommunalpartnerschaften« des DPJW!

↘ www.facebook.com/groups/ 925667828033072 ↙

jumelage.eu Die vom Deutsch-Französischen Institut herausgegebene Plattform für deutsch-französische kommunale Partnerschaften bietet neben einer Projektdatenbank auch Informationen zu Weiterbildungs- und Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus können sich Aktive in einem Forum miteinander austauschen.

↘ www.jumelage.eu ↙

»101 Ideen für die deutsch-französische Freundschaft« Der Deutsch-Französische Jugendausschuss e. V. hat eine Sammlung von 101 Projektideen veröffentlicht, die auch kleine Kommunen und Vereine bei ihrer internationalen Zusammenarbeit gut umsetzen können. Die Projekte helfen den Teilnehmenden dabei, sich nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell kennenzulernen und sind auch für intergenerationelle Gruppen geeignet.

↘ 101.dfja.eu ↙

Suche einer Partnerkommune

Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas bietet auf seiner Internetseite Instrumente zur Unterstützung von kommunaler Partnerschaftsarbeit: Neben einer Datenbank bestehender Partnerschaften finden sich unter »Gesuche aus dem Ausland« Kooperationsanfragen ausländischer Städte, Gemeinden und Kreise. Außerdem gibt es praktische Hilfe in Form von Mustervereinbarungen oder –verträgen für neue Kommunalpartnerschaften.

↘ www.rgre.de/partnerschaft ↙

↘ www.rgre.de/partnerschaft/ online-datenbank ↙

Twinning.org Städten, Gemeinden und Regionen, die ein Pendant im Ausland suchen, mit dem sie eine Partnerschaft eingehen können, bietet die Webseite der Deutschen Sektion des Rats der Gemeinden und Regionen Europas Tipps sowie die Möglichkeit, eine Suchanfrage einzureichen.

↘ www.twinning.org ↙

Kooperation und Finanzierung von Kommunalpartnerschaften

Seminare auf Bestellung des DPJW Beim DPJW können Kommunen kostenfreie Kontaktseminare und Schulungen bestellen, um ihre Partnerschaftsarbeit zu intensivieren. Hierzu gehören Seminare zu den Fördermöglichkeiten des DPJW genauso wie zu Partizipation, Programmgestaltung, Vielfalt und Projektmanagement – oder sogar einem eigenen Wunschthema.

↘ www.dpjw.org/aufbestellung ↙

Kontaktstelle CERV Das Programm »Citizens, Equality, Rights and Values« (CERV) der Europäischen Union fördert Projekte zu den Themen Unionswerte, Gleichstellung, Teilhabe und Gewaltprävention. Auch kommunale Partnerschaften und Netzwerke können Anträge für Projekte einreichen oder sich beraten lassen.

↘ www.kontaktstelle-cerv.de/cerv-programm ↙

Deutsch-Polnischer Ausschuss Der Deutsch-Polnische Ausschuss der Deutschen Sektion des RGRE und des Polnischen Städteverbands unterstützt den Austausch zwischen Kommunen aus Deutschland und Polen. Neben der Förderung kommunaler Partnerschaften und von Schüler- und Jugendaustausch behandelt er auch Themen von bilateralem Interesse wie Daseinsvorsorge, Umweltschutz, Kommunalwirtschaft und Verwaltungsmodernisierung.

↘ www.rgre.de/rgre/ausschuesse/dpa ↙

Publikationen zu Kommunalpartnerschaften

»Suchen, was uns verbindet. Entwicklung, Chancen und Herausforderungen deutsch-polnischer Städtepartnerschaften« Hrsg.: Peter Oliver Loew und Agnieszka Łada. Die Publikation präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage unter Vertreterinnen und Vertretern deutscher und polnischer Stadtverwaltungen und fasst Interviews mit Personen zusammen, die an der Zusammenarbeit zwischen Städten beider Länder beteiligt sind. Dazu gibt es Empfehlungen für die Weiterentwicklung deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften.

»Städtepartnerschaften – den europäischen Bürgersinn stärken. Eine empirische Studie« Hrsg.: Bertelsmann Stiftung und Deutsch-Französisches Institut. Im Rahmen einer großangelegten Studie zu deutsch-französischen Städtepartnerschaften wurden Tätigkeitsformate, Motivationsmuster und die Profile der Teilnehmenden an den Aktivitäten von 1.322 Partnerschaften erfasst. Dadurch liefert die Untersuchung Antworten auf die Frage, wie zeitgemäß und wirkungsvoll Städtepartnerschaften heute noch sind.

»Leipzig-Krakau: Zwei Städte – Eine Geschichte« In der 2020 erschienen Dokumentation der Städtepartnerschaft Leipzig – Krakau finden die Leser/-innen zahlreiche Beispiele, wie die kommunale Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen verlaufen kann. Neben kulturellen und geschichtsbezogenen Einrichtungen kooperieren im Fall von Leipzig und Krakau nämlich auch die jeweiligen Rechnungshöfe und es besteht eine Gerichtspartnerschaft.

↘ Leipzig – Krakau: Zwei Städte – Eine Geschichte ↙

Tipps zur Kommunikation

»Handbuch deutsch-polnische Verwaltungskommunikation« von Erik Malchow und Krzysztof Wojciechowski. Deutsche und polnische Verwaltungsmitarbeiter/-innen erhalten in dem Handbuch Tipps zu eventuellen Problemen bei der interkulturellen Kommunikation. Die Autoren erläutern den Hintergrund verschiedener Stolpersteine und bieten Lösungen an.

↘ erikmalchow.de/verwaltung ↙

publikationen & medien publikationen & medien INFO DPJW NR. 1/2023 INFO DPJW NR. 1/2023 38 39

INFO Nr� 1 / 2023

Jugendaustausch im Rahmen deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften

Info – das Magazin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks erscheint in einer deutschsprachigen und einer polnischsprachigen Version.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die in den Texten verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich auf Vertreter/-innen aller Geschlechter

ISSN: 1614-6959

Verantwortlich:

Stephan Erb, Małgorzata Bochwic-Ivanovska

Redaktion:

Anja Schmidt, Aleksandra Milewska-Czachur

Inhaltliche Beratung:

Maria Albers

Übersetzungen:

Dorothea Traupe, Sandra Ewers

Korrektur:

Stefan Mehrens

Grafische Gestaltung: www.Piktogram.eu

Umschlagfoto: Agata Kubis

Druck: Poligrafia Janusz Nowak Sp. z o.o.

Herausgeber

Deutsch-Polnisches Jugendwerk

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14473 Potsdam

Tel.: +49 331 28479-0

E-Mail: buero@dpjw.org

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Polsko-Niemiecka

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