THEMENREISE – PEOPLE PROCESS PLACES
AUFBRUCH ZUR NACHHALTIGEN TRANSFORMATION WIE ENTWICKELT SICH DER MARKT VON MORGEN?
2021 SEITE 19 DO TANK Handeln statt (nur) reden SEITE 50 INTERVIEW MIT PROF. DR. GÜNTHER SCHUH Großes wagen, Zukunft bauen
PROBLEME KANN MAN NIEMALS MIT DERSELBEN DENKWEISE LÖSEN, DURCH DIE SIE ENTSTANDEN SIND. Albert Einstein
DIE SPONSOREN DER THEMENREISE 2021
Wir möchten mit Ihnen die Chancen einer ressourcenschonenden Entwicklung der Sektoren Industrie, Energie, Gebäude, Infrastruktur und Mobilität nutzen. Für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Für eine lebenswerte Zukunft.
ABB Elektrifizierung ist ein weltweit führender Anbieter von Elektrifizierungslösungen und engagiert sich für die sichere, intelligente und nachhaltige Elektrifizierung der Zukunft.
Menschen begeistern, ihre Lebensqualität verbessern und natürliche Ressourcen schonen, das ist unser Ziel. Höchste Qualität und Zuverlässigkeit ist unser Anspruch an uns selbst. Kurzum: Wir möchten „Technik fürs Leben“ erschaffen.
Fujitsu unterstützt als einer der größten IT-Konzerne weltweit seine Kunden bei allen Aspekten der digitalen Transformation. Das Angebot reicht von IT-Produkten über Beratung und Cloud-Services bis hin zum kompletten IT-Betrieb.
Signify ist der weltweit führende Anbieter von Beleuchtung für Geschäftskunden und Privathaushalte und von Beleuchtungslösungen fürs IoT. Unsere energieeffizienten Produkte machen das Leben der Menschen sicherer und komfortabler.
Unter dem Leitmotiv „weiter denken“ entwickelt und bewirtschaftet die 1997 gegründete BEOS AG als führender Asset Manager sowie Projektentwickler von Unternehmensimmobilien in Deutschland gemischt genutzte Gewerbeobjekte.
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Die Comma Soft AG berät als Digital Thinktank Unternehmen bei der digitalen Transformation, entwickelt Lösungen auf Basis neuer Technologien wie KI, Data Science, Analytics, Cloud-Services und IT-Security und setzt sie um.
macom Group ist Europas führendes Ingenieurunternehmen für Beratung, Planung, Umsetzung und Betrieb von Medientechnik und IT. Der Fokus liegt auf der Digitalisierung moderner Arbeits-, Lern-, Veranstaltungs- und Kundenwelten.
Wir durchbrechen die klassische Trennung aus Beratung und Umsetzung und stehen somit für ganzheitliche Logistiklösungen. Unsere digitalen Services machen das Business unserer Kunden schneller, transparenter und effizienter.
Als Partner zukunftsorientierter Firmen stehen wir für die Optimierung automatisierter Logistiksysteme. Mit innovativer Robotik und datengesteuerten, flexiblen automatisierten Lösungen gestalten wir die Zukunft der Intralogistik.
Wir setzen Unternehmerkraft frei. Unser Fach: Transformation, Innovation, Digitalisierung, Brand & Communication. Wir sind die Beratung Fritz-Effekt, die Innovation Factory WAYS, die Agentur brandneo und der Unternehmerkraft Verlag.
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VORWORT Der europäische Imperativ!
Die europäische Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Das vertraute Industriezeitalter des vergangenen Jahrhunderts neigt sich seinem Ende entgegen und zwingt zur technischen Innovation, ja zur radikalen Neuausrichtung von Industrien und Branchen, samt neuen digitalen Geschäftsmodellen. Wir stehen am Anfang einer Transformation in eine ökologischere, ressourcenschonendere und klimapositive Welt, in der wir alle gemeinsam Städte und Unternehmensstandorte neu denken, Quartiere und ihre logistische Vernetzung neu entwickeln, Produkte und ihre Produktion und Zusammensetzung neu erfinden müssen.
Nachdem 2020 das Thema „Vernetzt ins neue Jahrzehnt – Was kann der Standort Europa bieten?“ unseren Dialog bestimmte (siehe Seite 8/9 der Rückblick 2020 mit zahlreichen neuen Denkmustern und Problemlösungsansätzen), steht der europäische Imperativ, also der Aufbruch zur nachhaltigen Transformation, im Zentrum unserer diesjährigen Debatte. Dabei werden wir der Verschmelzung von Ökonomie und Ökologie nachgehen, die zum gewinnbringenden USP unserer Städte, Standorte und Unternehmen entwickelt werden kann. Hierin verbirgt sich die Zukunft der europäischen Wirtschaft. Daher reisen wir während der Themenreise 2021 PEOPLE PROCESS PLACES an die Hotspots der Innovation in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz. Im fünften Jahr in Folge werden wir in interdisziplinären, branchen- und länderübergreifenden Runden elementare Aspekte der
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Zukunftsgestaltung im Kontext der analogen und digitalen Transformation erörtern. Die Themenreise 2021 gewährt uns exklusive Einblicke in die Werkstätten und Innovationlabs unserer Sponsoren, Ideen- und Gastgeber. Das Themenspektrum ist prall gefüllt. Wir werden über die Neuausrichtung von Produktion und Logistik, die Unternehmensimmobilie der Zukunft und über urbane Innovationen diskutieren. Dabei werden zahlreiche Partner und Gastgeber uns ihre nachhaltigen Lösungsansätze vorstellen. Alle Themendialoge, Workshops, Think- und Do-Tanks sowie Matchmaking-Angebote haben eines zum Ziel: den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und Standorte durch neue gewinnbringende Lösungen. Gemeinsam mit dem Sponsoren- und Gastgeberkreis sowie mit meinen Kolleginnen und Kollegen von Drees & Sommer freue ich mich auf die analoge und/oder digitale Fortsetzung des Gedankenaustauschs mit Ihnen und Ihrem Unternehmen. Geben wir uns nicht dem Konjunktiv geschlagen. Geben wir vielmehr dem europäischen Imperativ gemeinsam Kraft, Raum und Zeit.
Mit bestem Gruß
Götz Schönfeld Leiter Business Transformation and Network Management (BTM)
INHALT THEMENDIALOGE
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Industrial Communication Congress, Phoenix Contact Innovativ bleiben und smart vernetzen
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Themendialog, Drees & Sommer Green Deal
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Themendialog, signify Lighting Application Center
Themendialog, F. Hoffmann-La Roche, Kanton Basel-Stadt Smart City
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Themendialog, ABB Mission to Zero
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Themendialog, Drees & Sommer Aufbruch zur nachhaltigen Transformation
Themendialog, Drees & Sommer Gipfeltreffen der Weltmarktführer
INTERVIEWS
FACTS & FIGURES
SPECIALS
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Interview Phoenix Contact Roland Bent
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Interview Braungart EPEA – Internationale Umweltforschung Prof. Dr. Michael Braungart
Nachhaltigkeit/Wasserstoff
Innovation und Transformation
Match-Making mit agilen Startups
Per Do-Tank in die Zukunft
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Future Solutions Network
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Nachgefragt Die Positionen der Drees & SommerExpertinnen und Experten
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Interview Next.e.GO Mobile SE Prof. Dr. Günther Schuh
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Nachgefragt Die Positionen der Drees & Sommer-Führung
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IMPRESSIONEN DER THEMENREISE 2020 Analog, digital, hybrid
Vernetzt ins neue Jahrzehnt – Was kann der Standort Europa bieten? Auf diese Frage suchten wir im vergangenen Jahr Antworten. Wir haben sie gefunden, trotz Corona – und teilweise auch dank Corona.
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2020 war turbulent, es war anstrengend, aber es war auch lehrreich. In der Pandemie sahen wir uns mit vielen Verwerfungen konfrontiert. Fragen der Digitalisierung, Nachhaltigkeit und einer veränderten Arbeitswelt rückten noch akuter in den Fokus. Das branchen- und länderübergreifende Denken und Handeln in Netzwerken für eine zukunftsorientierte Ausrichtung von Unternehmen der DACH-Region gewann weiter an Bedeutung. Umso erfreulicher war, dass wir unseren interdisziplinären Ge-
dankenaustausch fortsetzen konnten. Auf erste analoge Veranstaltungen folgten digitale Interviews, Thinktanks und Workshops, dazu weitere hybride und digitale Veranstaltungen. Im Januar startete unsere Themenreise mit dem ersten Dialog in Schwäbisch Hall – traditionell im Vorfeld des Gipfeltreffens der Weltmarktführer. Die Gäste nahmen unter anderem Anregungen für Lösungen zum klimaneutralen Wirtschaften in der Industrie, zu dem Um-
Neugierig geworden? Hier gibt es mehr aus 2020:
und den Menschen als Kunden, Innovator und Führungskraft. Fortan ging es zunächst rein digital weiter – etwa in Form von Interviews mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
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„Wenn wir nach Corona ein Fazit ziehen, wird es vor allem um die Strukturen unserer nationalen und internationalen Zusammenarbeit und um Best-Practice-Erfahrungen gehen.“ Adalbert M. Neumann, CEO Busch-Jaeger und Head of Global Marketing and Sales ABB Smart Buildings
gang mit Emerging Markets, zu einer standortübergreifenden Vernetzung, einem gezielten Datenmanagement und einer innovativen Gebäudeautomation mit. Anfang März widmeten wir uns in München in den Highlight Towers von Fujitsu dem Thema „Human Centric Innovation – Der Mensch im Mittelpunkt der Innovation“. Bei einer Paneldiskussion sprachen hochkarätige Gäste wie Prof. Horst Wildemann von der TU München über Randbedingungen für Innovationen in Bildung und Wirtschaft
Unter ihnen: Santosh Wadwa, Head of Product Channel Sales, Central Europe bei Fujitsu, der über die Digitalisierung in der Pandemie sprach. Oder Mark Poppenborg und Lars Vollmer, die Gründer und Geschäftsführer von Intrinsify, die uns mit Ideen für eine veränderte Organisation der Unternehmenskultur inspirierten. Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter von Zinq, brach eine Lanze für die Circular Economy: „Eine Wirtschaft und eine Industrie, die auf Sekundärstoffe baut, ist schwer angreifbar“ sagte er. Der Herbst wurde hybrid. Während der Themendialoge bei KPS und Unternehmerkraft am Phoenix-See in Dortmund und Braincourt in Wien tauschten sich analog präsente und digital zuge-
schaltete Mitwirkende über optimierte Wertschöpfungsketten durch Digitalisierung, das Potenzial von Pooling, Geschäftsmodellinnovationen und vieles mehr aus. Das digitale Abschlussforum der Themenreise 2020 im November führte schließlich alle Erkenntnisse zusammen. Zwei der Kernbotschaften lauteten: Wollen Unternehmen in die Zukunft streben, müssen sie neue, innovative Geschäftsmodelle parallel zum Kerngeschäft entwickeln. Und: Der Mittelstand braucht zwingend Mut, Kraft und Ausdauer zur Veränderung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 2020 war ein Jahr, wie wir es noch nicht erlebt haben. Es drängte uns zurück, aber es drängte uns auch nach vorn. Der Wandel bleibt – wir wollen ihn gestalten. Die Themenreise geht weiter.
Vergangenes Jahr mussten wir unsere Formate immer wieder spontan anpassen: analog, digital oder doch hybrid. Wir haben versucht, für jede Pandemie-Lage das passende Format zu finden. Dies wollen wir in diesem Jahr gemeinsam mit Ihnen fortführen. Lassen Sie uns agil und flexibel bleiben – sowohl in unseren Unternehmen als auch beim Netzwerken.
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WAS SICHERT UNSERE ZUKUNFT? Unser Antrieb für die Themenreise 2021? Antworten auf zentrale Fragen zu finden, vor allem auf eine übergeordnete: Wie gelingt es uns, konkurrenzfähige Lösungen zu entwickeln – und zwar heute schon, nicht erst morgen? Unser Fokus: People, Process und Places.
PEOPLE – Nachhaltige Transformation gelingt nur, wenn die Menschen erkennen, dass sie notwendig ist. Und wenn sie davon überzeugt sind, dass sie Erfolge zeigen wird. Der Mensch muss im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen, auch derer von Unternehmen. Interdisziplinäre und branchenübergreifende Impulse liefert der Themenbereich PEOPLE. Wie können wir Fachkräftemangel begegnen und vorbeugen? Wie wirkt sich die Transformation auf Organisationskultur, Mitarbeiter und Unternehmensführung aus? Lassen sich High Potentials durch purpose binden? Leben wir Vielfalt? Zu welchem Umdenken führt die neue Normalität? Wie verändert sich das Nachfrageverhalten?
PROCESS – Agile, vernetzte und flexibel anpassbare Prozesse sind die Zukunft. Wie aber können wir die Bereiche Produktion und Logistik nachhaltig und effizient transformieren? Was müssen Unternehmen tun, um ihre Nachhaltigkeitsansprüche mit wirtschaftlichem Erfolg zu vereinen? Interdisziplinäre und branchenübergreifende Impulse liefert der Themenbereich PROCESS. Was bietet Reshoring als umweltfreundliche Alternative? Welche Auswirkungen hat die Circular Economy auf die Produktion? Was ermöglicht Connectivity in der Fertigung? Wie muss eine nachhaltige Wirtschafts-, Konsum- oder Lebensweise gestaltet sein? Welche neuen Technologien, gesellschaftlichen Initiativen oder Geschäftsmodelle könn-
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ten sich zu großen Nachhaltigkeitsinnovationen entwickeln? Welche politischen und wirtschaftlichen Rahmensetzungen haben welche Nachhaltigkeitswirkung? Wohin führt uns CleanTech? PLACES – Unternehmensimmobilien und -standorte müssen sich den neuen globalen Rahmenbedingungen anpassen. Flexibel, vernetzt, relevant und smart – diese Attribute wollen mit Leben gefüllt werden. Zudem sollen sie agil, digital und nachhaltig und krisenfest sein. Sie sind ein wesentlicher Faktor einer erfolgreichen Zukunftsstrategie. Auch den geografischen Standort selbst müssen Unternehmen genau abwägen. Interdisziplinäre und branchenübergreifende Impulse liefert der Themenbereich PLACES. Welchen Beitrag leisten Unternehmensgebäude zur CO2-neutralen Company? Können wir der VUCA-Welt mit flexiblen Standorten begegnen? Wie machen wir Immobilien digital ready? Welche Herausforderungen gibt es über Ländergrenzen hinweg? Wie können wir dem Druck zur Effizienz und Kostenersparnis begegnen? Wie kann die zunehmende Konkurrenz um Flächen für Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen gelöst werden? Wie können wir Infrastrukturen effizienter gestalten, wie soziale, ökologische und kulturelle Chancen in Quartieren nutzen und alternative Nutzungskonzepte entwickeln? Und: Warum lohnt sich der Weg zu „Circular Real Estate“?
UNSERE THEMEN IN 2021 MAI 2021 MISSION TO ZERO
NOVEMBER 2021 AUFBRUCH ZUR NACHHALTIGEN TRANSFORMATION
SEPTEMBER 2021 GREEN DEAL AND SUSTAINABILITY
MÄRZ & MAI 2021 ALL ELECTRIC SOCIETY JUNI 2021 WIE ENTWICKELT SICH DER MARKT VON MORGEN?
OKTOBER 2021 URBAN SOLUTIONS AND SMART CITY
APRIL 2021 DIE ZUKUNFT DES LICHTS
Die Themenreise bleibt flexibel. Informieren Sie sich hier über neueste Entwicklungen.
PEOPLE
PROCESS
PLACES
> URBAN SOLUTIONS Smart, grün und wirtschaftlich – kurzum: the blue way > NEW NORMAL Neue Lebenswelten bejahen > VERNETZT DENKEN Gemeinsam Mehr(wert) erreichen > FLEXIBILITÄT Lebenslanges Lernen lernen > CUSTOMER CENTRICITY Geschäftsmodelle mit der Nachfrage im Fokus
> AUTOMATISIERUNG Skalierbare Effizienz und Standortvorteil > GLOBAL SUPPLY CHAIN Aviation ahoy > NACHHALTIGKEIT Mit der Beneficial Company in eine enkelfähige Welt > CIRCULAR ECONOMY Heutige Produkte sind das Rohstofflager von morgen > WERTSCHÖPFUNGSPROZESSE Global, automatisiert, intelligent?
> CIRCULAR REAL ESTATE Wertsteigerung trifft auf Außenwirkung > FLÄCHENEFFIZIENZ Kostensenken jetzt > SMART BUILDING Gebäudedaten sicher nutzen > FLEXIBLE STANDORTE Für eine unberechenbare Welt > MIXED-USE-GEBÄUDE Alle unter einem Dach
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THEMEN DIALOG Industrial Communication Congress (ICC), Phoenix Contact
SAVE THE DATE
18. März 2021, digitaler Auftakt und 20. Mai 2021, Bad Pyrmont „Innovativ bleiben und smart vernetzen“ im Dialog mit Partnern. Der ICC von Phoenix Contact vernetzt seit 25 Jahren Experten und Entscheider aus unterschiedlichen Branchen. Zum dritten Mal in Folge ist die Themenreise Teil des Formats. 2021 wird vieles anders, so auch dieses Kommunikationsformat, denn ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche und – vor allem – besonders flexible Maßnahmen. Im Frühjahr 2021 diskutieren wir über Smart Mobility, Smart Buildings, Smart Energy, Smart Production, Sektorenkopplung und last but not least darüber, wie uns „Empowering the All Electric Society“ gelingen kann. Seien Sie gespannt
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auf das Veranstaltungskonzept im März, auf den hybriden Kongress im Mai und auf die Expertinnen und Experten. Beim diesjährigen Themenreise-Podium des ICC sprechen wir mit renommierten Vertreterinnen und Vertretern aus der Immobilienwirtschaft, Industrie und der Mobilität über unsere Zukunft.
Interesse an einer Teilnahme? Hier geht’s zur Anmeldung und zu den neuesten Informationen.
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Unsere Unternehmen sollten nicht versuchen, alles selbst zu machen, sondern kluge Kooperationen eingehen. Die Zeiten der monolithischen Anbieter, die immer noch versuchen, den Vendor Lock-in hinzukriegen und alles in die eigene Produktwelt hineinzunehmen, sind vorbei.“ Mathias Stach Geschäftsführer, ASCon Systems GmbH
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Es gibt weltweit vielleicht zwei Dutzend Unternehmen, die es alleine schaffen würden, ihr Angebot global zu skalieren. Alle anderen sollten sich Mühe geben, Allianzen einzugehen. Genau so kann Europa im Wettbewerb mit den USA und China globale Relevanz erreichen.“ Prof. Dr. Heinrich Arnold, Chairman, Investor, Independent Board Member
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Innovation erfolgt heute erfolgreich nur noch in unternehmensübergreifenden Netzwerken.“ Sebastian Jagsch, Global Head of Creators Expedition, AVL
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EMPOWERING THE ALL ELECTRIC SOCIETY
INTERVIEW MIT ROLAND BENT, ALS CTO MITGLIED DER GESCHÄFTSFÜHRUNG VON PHOENIX CONTACT
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DREES & SOMMER: Herr Bent, eine komplett elektrische Gesellschaft – was steckt hinter dieser Vision und was war der Anlass, dies zum Leitbild der kommenden zehn Jahre von Phoenix Contact zu machen? ROLAND BENT (RB): Die All Electric Society beschreibt eine Zukunft, in der regenerativ erzeugte elektrische Energie als primäre Hauptenergieform weltweit in ausreichendem Maße und vollständig wirtschaftlich zur Verfügung steht. Wir haben diese Vision aus mehreren Anlässen zum Leitbild erklärt: Zum einen sind wir in ein neues Jahrzehnt gestartet – mit einer neuen Aufstellung in der Geschäftsführung. Wir haben dabei den 100. Geburtstag von Phoenix Contact im Jahr 2023 im Blick. Noch wichtiger waren der Geschäftsführung aber die konkreten technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, mit denen wir alle konfrontiert sind. Aus denen haben sich für uns mehrere Fragen ergeben: Was wird unser Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten ausmachen? Wofür stehen wir? Welche Impulse von außen nehmen wir auf und wie beeinflussen sie unser Handeln? DS: Sie nehmen uns die Fragen aus dem Mund. Welche Impulse haben zum Leitbild der All Electric Society geführt? RB: Kohlendioxid, die Nutzung fossiler Brennstoffe, der Klimawandel – die Relevanz dieser globalen Herausforderung ist nicht mehr wegzudiskutieren. Wie wir damit umgehen, das wird die gesamte Menschheit ebenso wie uns als Unternehmen ausmachen. Die Tendenz ist schon lange klar, doch mittlerweile müssen konkrete Maßnahmen zum Kampf gegen den Klimawandel auch in unser unternehmerisches Handeln einfließen. Der Klimagipfel von Paris hat klar den Weg vorgegeben. Die
aktuellen Klimageschäfte in Europa zeigen die Dringlichkeit von Maßnahmen auf.
Der Klimawandel erweist sich als größte Herausforderung unserer Gesellschaft.
DS: Was verstehen Sie bei Phoenix Contact konkret unter der All Electric Society? RB: Die Frage, wie saubere Energie in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen kann, und daran gekoppelt: die wachsende Weltbevölkerung. Experten erwarten bis 2050 eine Steigerung des internationalen Energiebedarfs zwischen 50 und 100 Prozent. Dabei haben schon heute 850 Millionen Menschen überhaupt keinen Zugang zu irgendeiner Form von Elektrizität. Der Hunger nach Energie wird also dramatisch zunehmen. Und die Lösung dieses Dilemmas kann nicht allein in der Energieeinsparung liegen. Sie muss technologisch erfolgen, sie verlangt neue Innovationen. Der Hunger nach Energie wird also dramatisch zunehmen Jetzt kommen wir von Phoenix Contact als Technologieführer ins Spiel, denn die Digitalisierung ist einer der Schlüssel zum Lösen der Probleme. DS: Einzig die Digitalisierung? Phoenix Contact versteht sich inzwischen als Digital Industrial Company. Aber sind analoge Technologien nicht ebenfalls unverzichtbar, wenn es um die All Electric Society geht?
Phoenix Contact > 1923 von Hugo Knümann in Essen als Handelsvertretung für Elektroprodukte gegründet und bald darauf unter dem Namen Phönix Elektrizitätsgesellschaft bekannt. Erstes Geschäftsmodell: der Vertrieb von Fahrdrahtklemmen für elektrische Straßenbahnen. > Traditionell in der Elektrotechnik und Automation beheimatet. Phoenix Contact hat mehr als 60.000 Produkte und Lösungen für industrielle Verbindungstechnik, Automatisierung, Interface-Systeme und Überspannungsschutz entwickelt. > Weltweit aktiv mit rund 17.600 Beschäftigten an Fertigungsstandorten in elf Ländern und Vertriebsgesellschaften in 53 Ländern. > Selbstverständnis als Zukunftsgestalter. Überzeugung: Kreativität und Begeisterung sind positiv und ansteckend. Sie sind zudem Grundlage für Innovation.
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WIR MÜSSEN REGENERATIVE ENERGIEN NOCH EFFEKTIVER EINSETZEN
RB: Die All Electric Society baut auf einer umfassenden Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung auf. Das sind alles Kernkompetenzen, die auf unserer DNA der Verbindungstechnik, der Elektronik, kurz der Connectivity basieren. Das bleibt weiterhin unsere Basis. Doch in Kombination mit unseren immer größer werdenden Kompetenzen in der Digitalisierung wird daraus ein mächtiges Werkzeug zur Umsetzung von Aufgaben. Ein Beispiel aus unserer heutigen Fertigung: Wir digitalisieren Schaltschränke bereits in ihrer Entstehung, arbeiten mit einem digitalen Zwilling. Damit vereinfachen wir die Prozesse für unsere Kunden von der Planung bis zur Montage erheblich. So fließen Wissen und Produkte der analogen Welt, der klassischen Klemmentechnologie, mit der digitalen Technologie zusammen und eröffnen neue Möglichkeiten. DS: Welche Technologien werden dabei entscheidend sein? RB: Ausgangspunkt ist die Sonnenenergie, die in Form von Strahlung, Wind und Wasser der Treiber für die All Electric Society sein wird, denn mit ihr lässt sich nahezu unbegrenzt elektrische Energie gewinnen und
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nutzbar machen. Um die schwankende Energieerzeugung der natürlichen Ressourcen kontinuierlich abrufbar zu haben, muss man die erzeugte Energie speichern und über längere Strecken transportieren können. Es wird darum gehen, die regenerative Energie noch deutlich kostengünstiger zu machen
Wir bauen dabei ganz zentral auf Power-to-X, also die Umwandlung von elektrischer Energie in gasförmige oder flüssige Energieträger, etwa Wasserstoff. Es wird darum gehen, die regenerative Energie noch deutlich kostengünstiger zu machen. Schon heute kann man feststellen, dass eine mittels Solarenergie generierte Kilowattstunde bei vier bis fünf Cent und somit in der gleichen Größenordnung wie bei der Erzeugung auf Basis von Kohle liegen kann. Allerdings fallen bei einer Tonne CO2 hochgerechnet Schäden von rund 180 Euro an. Das entspricht etwa zusätzlichen 15 Cent pro Kilowattstunde beim Kohlestrom. Die fließen bisher nicht in die Erzeugerpreise ein, da die Gemeinschaft diese Kosten trägt. Wir müssen regenerative Energien noch wirtschaftlicher machen und
effektiver einsetzen. Es braucht Skaleneffekte, die die Kosten nach unten bringen.
Das gelingt nur durch einen ganzheitlichen Ansatz von der Erzeugung bis zum Verbrauch von Energie – die Sektorenkopplung. DS: Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? RB: Wenn wir regenerative Energie wirtschaftlich realisieren wollen, benötigen wir eine verbesserte Energieeffizienz über den gesamten Wertschöpfungsbereich, also von der Herstellung über die Weiterleitung und Bereitstellung bis zum Verbrauch – und das in allen energieerzeugenden und -verbrauchenden Lebens- und Wirtschaftsbereichen. Wir wollen diese Zukunftsvision möglich machen Bisher wurden diese Sektoren separat betrachtet. Wenn wir sie umfassend elektrifizieren, miteinander vernetzen und ganzheitlich automatisieren, sprechen wir von Sektorenkopplung. Hier ist Phoenix Contact technologisch zu Hause. Daher skizzieren wir unsere
aktive Aufgabe als Empowering the All Electric Society. Wir wollen diese Zukunftsvision möglich machen. Da wir keine Solaranlagen bauen und keine Stromnetze, Energiespeicher oder Power-to-X-Anlagen besitzen, möchten wir unsere Kunden befähigen, mit unseren Produkten und Lösungen Sektoren sowohl elektrisch als auch datentechnisch zu vernetzen, um damit eine smarte, intelligente Steuerung der kompletten Kette zu schaffen.
Im Rahmen der Sektorenkopplung erfolgt eine intelligente Vernetzung unserer Lebens- und Wirtschaftsbereiche.
DS: Aber wenn Energie in ausreichender Menge vorhanden ist und ihre Erzeugung vollständig wirtschaftlich erfolgt, wird dann das Thema Energieeffizienz nicht wieder bedeutungslos? RB (SCHMUNZELT): Bis es so weit ist, wird noch eine ganze Menge Zeit vergehen. Insbesondere die Energieeffizienz ist ein Feld, mit dem wir heute einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung und ebenfalls zur Umsetzung der All Electric Society leisten können. Das wird so bleiben und auch in Zukunft technologische Standards setzen. Wenn die All Electric Society Wirklichkeit geworden ist, dann hat der Verbrauch von Energie keinen so negativen Duktus mehr. DS: Welchen Zeitrahmen erwarten Sie bei der Umsetzung der All Electric Society?
RB: Die Delphi-Studie zur Zukunft der Energiesysteme in Deutschland, Europa und der Welt prognostiziert einen deutlichen Schritt der Realisierung dieser Vision bis 2040. Diese Studie fußt auf der Befragung von 80 renommierten Experten und Vordenkern aus Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern und deren Bewertung durch 350 internationale Experten. Das ist gar nicht mehr so lange hin und stimmt mich hoffnungsfroh – sowohl in Bezug auf die Zukunftsaussichten von Phoenix Contact als auch auf die von uns allen.
Aus elektrischer Energie entstehen sogenannte E-Fuels, erneuerbarer Kraftstoff für den Klimaschutz.
Zur Person Roland Bent brennt für die Innovation – das bezeugen sein beruflicher Werdegang und sein ehrenamtliches Engagement in mehreren namhaften Industrie- und Wissenschaftsorganisationen. Bent, Jahrgang 1958, studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo. 1984 kam er zu Phoenix Contact, seit 2001 ist er im Unternehmen als Mitglied der Geschäftsführung für die Bereiche Marketing, Produktentwicklung, Innovations- und Technologie-Management zuständig. Seit 2010 ist er zudem Gastprofessor an der Tongji Universität in Shanghai.
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MATCH-MAKING MIT AGILEN STARTUPS TechBoost Connect
It’s a match – und das mit der Kombination aus Innovation und Erfolg! Was muss ein Unternehmen tun, um einen Dienstleister zu finden, der den Einkauf digitalisiert, um die eigenen Produkte in einer Augmented-Reality App darstellen zu können oder die eigenen Dokumente und Verträge digitalisiert abzuwickeln? Und welche Dienstleistung ist für das Unternehmen überhaupt die richtige?
Wir bieten Ihnen innerhalb der Themenreise einen exklusiven Zugang zu TechBoost Connect. Interesse? Melden Sie sich bei uns: themenreise@dreso.com
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Die Telekom hat mit ihrem 2017 gegründeten Startup-Programm TechBoost dafür eine neue Lösung: „TechBoost Connect“ heißt die Matching-Plattform, auf der Unternehmen ihr Problem oder ihre Herausforderung eingeben und mit mehr als 500 Startups gematcht werden, die diese mit ihren Innovationen lösen. Gehostet auf der Open-Telekom-Cloud, bietet TechBoost Connect einfachen Zugriff auf das gesamte Innovationsportfolio. Als Vermittler zwischen jungen und etablierten Unternehmen bringt es die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von großen, prozessgetriebenen Unternehmen mit agilen Startups in Einklang. Denn aktuell zählt nicht mehr die Unternehmensgröße, sondern die Geschwindigkeit der Umsetzung von digitalen Projekten. Leider scheitert dabei jede zweite Beziehung zwischen Startups und Corporates. Deshalb
begleitet TechBoost die Unternehmen bei der Evaluation und Anbahnung und sorgt zusätzlich dafür, dass sämtliche Prozesse mit einer flächendeckenden Organisation der Deutschen Telekom AG von Einkauf, Vertrieb und Vertragsgestaltung abgewickelt werden.
Die Vision: alle 18 Minuten ein Startup mit einem Unternehmen zu verbinden. Bei den Kunden der Telekom kommt das sehr gut an. Ein erfolgreiches Matching fand beispielsweise mit Hymer und Haas Fertigbau statt. Vor allem durch den Digitalisierungsdruck und die fehlende Zeit für eine intensive Beratung sind schnelle, konkrete Lösungen gefragt. Nur durch Innovationen hat die deutsche Industrie die Chance, die Krise zu bewältigen.
VOM REDEN INS HANDELN KOMMEN Per Do-Tank in die Zukunft
Während der Themenreisen der vergangenen Jahre sind immer wieder Ideen und Impulse entstanden, die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation gemeinschaftlich im Netzwerk zu gestalten. Diese Impulse wollen wir 2021 aufgreifen und vom Reden ins Handeln kommen. Gemeinsam mit unserem Company-Building-Partner mantro bietet die Themenreise von diesem Jahr an einen neuen Baustein an – den „Do-Tank“. Um aus einer Idee Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es Unternehmergeist und die nötige Umsetzungsfähigkeit. Genau das bietet der Do-Tank. Zusammen entwickeln wir Ihre Ideen und Impulse zu Erfolg versprechenden Geschäftsmodellen weiter und verproben und etablieren diese als echte Startups am Markt. Wenn auch Sie Interesse daran haben, aus Ihrer Idee ein Startup zu machen, nehmen Sie am Do-Tank teil. In drei einfachen Schritten (siehe Grafik) erarbeiten wir gemeinsam das Geschäftsmodell und den zugehörigen
Investment-Pitch. Dabei arbeiten die Do-Tank-Teilnehmer zusammen, geben sich Feedback und profitieren gegenseitig von der Expertise des Netzwerks. Und dann? Gemeinsam mit mantro gründen Sie ein neues Unternehmen und stellen es im Rahmen eines Investment-Pitches auf der Themenreise
vor. Damit gewinnen Sie potenzielle weitere Partner, können kollektiv investieren und das Risiko teilen. Reale Kooperation im Rahmen der digitalen Transformation! Unsere Vision: In 2021 bringen wir das erste Themenreise-Startup an den Markt!
1. Idee 2-3 Stunden Remote 2. Geschäftsmodell 1 Tag Workshop 3. Investment Pitch 1 Tag Pitchevent
Sie haben Interesse am Do-Tank? Melden Sie sich bei uns: themenreise@dreso.com
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THEMEN DIALOG Lighting Application Center (LAC), Signify
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21. April 2021, digitaler Themendialog Licht ist eines der großen Wunder des Universums. Es beschäftigte viele berühmte Wissenschaftler – von Isaac Newton bis Albert Einstein. Licht spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des öffentlichen Raums, der Arbeitsplätze in Gebäuden und in Produktionsanlagen oder unseres privaten Umfeldes. Gemeinsam mit den Profis von Signify möchten wir Ihnen Einblicke in die Entwicklungen von morgen geben und Fragen diskutieren, beispielsweise jene, inwiefern Licht die Unternehmensproduktivität positiv beeinflusst, die Produktion ver-
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bessert und den Carbon Footprint optimiert. Datenmanagement via Licht und Circular Lighting sind nur zwei der zahlreichen Themenansätze, die wir gemeinsam erörtern werden.
Interesse an einer Teilnahme? Hier geht’s zur Anmeldung und zu den neuesten Informationen.
DAS LIGHTING APPLICATION CENTER Etwa 80 Prozent aller Informationen erreichen uns über unsere Augen. Ohne Licht würden wir nichts sehen und erkennen. Was aber ist Licht, wie wirkt es und wie können wir es künstlich erzeugen, um es überall und immer verfügbar zu haben? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt das LAC mit unterschiedlichen Präsenationen und bezieht dabei neben wissenschaftlichen sowohl psychologische als auch mehr und mehr emotionale Grundlagen ein. Denn inzwischen hat sich künstliches Licht zu einer globalen Sprache gewandelt, die gelöst von Gegenständen inszeniert und Botschaften vermittelt.
optimierte Lichtlösungen und verbesserte Energieeinsparoptionen. Ein Besuch im Philips Lichtanwendungszentrum kann Ihnen helfen, diese Möglichkeiten in Chancen für Ihre persönliche Anwendung zu verwandeln. Sie finden das Philips LAC im Signify Hauptquartier in Eindhoven, wo es Ihnen auf mehr als 2.600 Quadratmeter die neuesten Lichtanwendungen demonstriert. Signify lädt Sie herzlich ein, einen Tag Licht zu erleben und Einblicke in die Entwicklungen von morgen zu erhalten.
Die Möglichkeiten in der Beleuchtung verändern sich heutzutage enorm schnell und bieten Ihnen laufend weitere technische Fortschritte,
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POSITIVE UNTERNEHMEN FÜR UMWELT UND GESELLSCHAFT Brighter Lives, Better World
Mehr zu den Zielen von Signify:
Signify, der Weltmarktführer für Beleuchtung, hat seit September 2020 für alle Aktivitäten weltweit die CO2-Neutralität erreicht und bezieht Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Mit dem Nachhaltigkeitsprogramm „Brighter Lives, Better World“ möchte Signify bis 2025 über Klimaneutralität hinausgehen und setzt Kurs auf eine Verdopplung der positiven Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft. Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft engagiert sich Signify für nachhaltigen Konsum und Produktion mit Produkten, die gedruckt, aufgearbeitet, wiederverwendet oder recycelt werden können. Das Unternehmen
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bietet maßgeschneiderte Lighting Services für ein hochwertiges Licht an, das eine sichere, energieeffiziente und gesundheitsfördernde Umgebung und damit schlicht Lebensqualität schafft. Eindrucksvolle Projekte mit zirkulären Beleuchtungslösungen sind etwa der Schiphol Airport oder Bruynzeel Storage Systems in den Niederlanden. Zur positiven Auswirkung der Geschäftstätigkeit auf Menschen und Umwelt trägt auch das Engagement für Vielfalt und Integration bei. Insgesamt legt Signify viel Wert darauf, nicht nur in den eigenen Strukturen Vorbild zu sein, sondern auch Beschäftigte, Kunden und Lieferanten zu motivieren.
DIE ZUKUNFT UNSERER ARBEITSWELTEN Digitalisierungstreiber Generationswechsel und „New Normal“
Die „Digital Natives“ werden in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt erobern. Von 2025 an werden sie die Mehrheit der Beschäftigten ausmachen, von 2030 an schon mehr als 70 Prozent. Diese Generation ist mit modernster Kommunikationstechnik und „Always-on“ aufgewachsen. Für sie ist der Umgang mit Smartphone, Messenger-Apps, Videokommunikation und Social Media völlig normal. Dies erwarten die zukünftigen Beschäftigten auch von ihrem Arbeitgeber. Gleichzeitig hat uns die COVID-19-Pandemie gezeigt, wie effizient digitales und mobiles Arbeiten sein kann und dass die Technologien für verteilte Zusammenarbeit funktionieren. Studien
zufolge werden Wissensarbeiterinnen und -arbeiter im „New Normal“ durchschnittlich zwischen zwei und 3,3 Tagen mobil und im Homeoffice arbeiten.
In Unternehmensimmobilien entsteht daraus ein dringender Bedarf für die Weiterentwicklung bestehender Meeting- und Kollaborations-Flächen. Es gilt Video first. Es stellt sich nicht mehr die Frage, welche Räume mit Videokonferenz-Lösungen ausgestattet sein müssen. Eine einfach zu bedienende und qualitativ gute Audio- und VideoFähigkeit wird zur elementaren Basisanforderung für jeden Raum. Im „New Normal“ wird es kein Meeting mehr geben, an dem nicht mindestens eine Person remote teilnimmt.
Neue Technologien und Tools wie KI, Realtime Streaming, Sprachsteuerung und Virtual-/Augmented-Reality sind keine Tools mehr nur für Nerds. Es sind elementare Bestandteile für Meeting 3.0 und 4.0 und sie steigern die User-Experience und die MeetingProduktivität. Bestehende Flächen und selbst herkömmlich geplante Neubauten entsprechen aber lediglich Meeting 1.0 und 2.0. Diese Lücke müssen wir schleunigst schließen, damit wir im „New Normal“ und mit einem hohen Anteil an „Digital Natives“ produktiv, flexibel und digital zusammenarbeiten können.
macom Reifegradmodell für Workspace Technologies
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FACTS & FIGURES ZIEL 2050:
weitgehend treibhausgasneutral
NEUTRAL!
Nachhaltigkeit
ENTWICKLUNG DER TREIBHAUSGASEMISSIONEN IN DEUTSCHLAND GEGENÜBER DEN ZAHLEN VON 1990:
ANTEIL DER ERNEUERBAREN ENERGIEN AM BRUTTOSTROMVERBRAUCH: 2010:
16,9%%
2019:
43%%
ZIEL 2030:
65%%
➜ Quelle: Bundesregierung
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ZIEL 2030:
55%%
2020:
35%%
➜ Quelle: Bundesregierung
ENERGIEWENDE SCHREITET VORAN! EU
43% Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch 2019
DEU
45%
23%
35%
Weniger Treibhausgasemissionen als 1990
➜ Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
BIP
12%
Geringerer Primärenergieverbrauch als 1990, bei BIP-Anstieg
Wasserstoff
DER GLOBALE MARKT WÄCHST PROGNOSTIZIERTE ENTWICKLUNG DER NACHFRAGE IN TWH 2015: 2.222
2030: 3.889
PROGNOSTIZIERTE ENTWICKLUNG DES UMSATZVOLUMENS 2030: 125 MRD. EURO 2050:
2050:
2300
21.667
MRD. EURO
➜ Quelle: Hydrogen Council
POTENZIALE FÜR DEN ARBEITSMARKT 2030: 4,5 MIO. 2050:
30
12
Stromerzeugung
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29
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Gebäudewärme und -strom
MIO.
NEUE ARBEITSPLÄTZE
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Mobilität und Verkehr
WASSERSTOFFBEDARF 2050 25
Industrielle Energie ➜ Quelle: Roland Berger 2020
%%
Industrielle Rohstoffe
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THEMEN DIALOG Forschungs- und Entwicklungszentrum, ABB
SAVE THE DATE
11. Mai 2021, digitaler Themendialog Die Schweiz ist eines der innovativsten Länder der Welt. Zehn Jahre lang führte sie den Global Innovation Index an. Die Themenreise will wissen: Wie gelingt das? Ein digitaler Thinktank rund um das Thema „Mission to Zero“ wird Antworten liefern. In offenen Dialog- und Workshop-Runden werden wir mit Ihnen und einem Teilnehmerkreis aus Industrie, Automotive, Logistik, Energie und Stadt- und Standortentwicklung der DACH-Region über Nachhaltigkeitsmanagement und intelligente Daten, über die Mobilität der Zukunft, über Green Bonds und Cradle to Cradle sowie über
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die Verzahnung von Forschung und Wirtschaft diskutieren. Auf den digitalen Austausch folgen wird ein analoger Ausflug. Später im Jahr besuchen wir ein Innovationszentrum von ABB als Best-Practice-Beispiel.
Interesse an einer Teilnahme? Hier geht’s zur Anmeldung und zu den neuesten Informationen.
NACHHALTIGE ENERGIEEFFIZIENZ FÜR INDUSTRIESTANDORTE ABB hat am Standort Lüdenscheid eine Lösung realisiert, die alle Aspekte der Energiebereitstellung intelligent bündelt und die Anforderungen einer Industrieproduktion auf ressourcenschonende Weise erfüllt. Viele wollen Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft übernehmen. Die Gestaltung der Energiewende besonders für kleine und mittlere Industriestandorte ist eine anspruchsvolle, komplexe Aufgabe, für die es bisher kaum Lösungen gibt. Mit dem nahezu CO2-neutralen Fertigungsstandort präsentiert sich ABB als Motor des Wandels. Das Herzstück für die intelligente Energiesteuerung bildet das Energiemanagementsystem, das skalierbar und hoch flexibel speziell auf die Anforderungen von Industriestandorten ausgerichtet ist und als lernendes System agiert. Die Solaranlage auf der Parkplatzüberdachung ist die Basis der nachhaltigen, umweltfreundlichen Lösung. Von den pro Jahr erzeugten etwa 1.084 MWh werden durchschnittlich 86 Prozent am Stand-
ort selbst verbraucht und 14 Prozent ins Netz abgegeben. An Sonnentagen können die Produktionsgebäude tagsüber komplett selbst versorgt werden. Eine direkte Datenübertragung zum Energieversorger sichert bei Bedarf die intelligente Reststrombeschaffung mit 100 Prozent Grünstrom. Damit reduziert ABB den CO2-Ausstoß jährlich um mehr als 629 Tonnen. Mit diesem Projekt zeigt das Unternehmen, wie sich die Eigenerzeugung erhöhen, CO2-Emission vermindern, Energiekosten senken und E-Mobilität einbinden lässt. Zudem beweist das Projekt, dass auch bei bestehenden Gebäuden und Liegenschaften eine nachhaltige Energieerzeugung machbar ist. Das Energiemanagement am Standort Lüdenscheid dient damit als erfolgreiches Muster für alle, die ähnliche Ziele umsetzen und zum Klimaschutz beitragen wollen.
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DIE PFEILER DES FORTSCHRITTS Nachgefragt bei Bernhard Dörstel
DREES & SOMMER: Herr Dörstel, welche Rolle spielen Kollaborationen bei der Zukunftsgestaltung?
BERNHARD DÖRSTEL Global Building Solutions Generation Manager, ABB
DÖRSTEL: Netzwerke sind die notwendige Antwort auf die vielen Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen lernen, in sinnvollen Partnerschaften aus großen und kleinen Unternehmen der Old und der New Economy zu handeln. Wenn die Netzwerkpartner ihre gegenseitigen, komplementären Stärken einbringen, können wir ein besseres Angebot machen als jeder Einzelne für sich allein. DS: Wie können digitale Infrastrukturen helfen? Sie haben auf der Themenreise 2020 gesagt: Lassen Sie uns die Daten lieber freiwillig teilen, bevor wir geteilt werden. DÖRSTEL: Digitale Infrastrukturen und Shared Data sind Pfeiler für den Fortschritt. Digitalisierung und Daten gehören untrennbar zusammen. Moderne Technologien wie KI und Data Science ermöglichen uns neue Erkenntnisse – und damit mehr Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Unsere Mission to Zero zeigt das, genau gesagt die CO2-neutrale Energieversorgung des ABB-Fertigungsstandortes bei der Busch-Jaeger Elektro GmbH in Lüdenscheid. Dank der auf KI und Data Science basierenden Algorithmen können wir die richtigen Entscheidungen für ein optimales Energiemanagement treffen und sie dynamisch anpassen. Je mehr Daten vorliegen, desto besser.
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DS: Welche neuen Technologien, gesellschaftlichen Initiativen oder Geschäftsmodelle könnten sich zu den großen Nachhaltigkeitsinnovationen der Zukunft entwickeln?
DÖRSTEL: Das ist die alles entscheidende Frage. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich energetischer Infrastrukturen rund um das Thema Microgrids oder den Wandel vom Consumer zum Prosumer sind greifbare Beispiele. Oder denken Sie an Carsharing-Modelle, auch hier ist der Wandel in vollem Gange. Das Ganze funktioniert nur auf der Basis digitaler Infrastrukturen. Anwendungen gibt es aber auch im Gebäude- und Energiemanagement, beispielsweise rund um die Themen Digital Twin, Condition Monitoring und Predictive Maintenance. Das sind interessante Ansätze, die helfen werden, Gebäude oder Liegenschaften nachhaltiger und kostenoptimiert betreiben zu können, ohne dass der Komfort und die Sicherheit für die Nutzer abnehmen. Als weiteres zentrales Schlagwort sei hier XaaS (anything as a service) genannt. Dies beinhaltet neue digitale Geschäftsmodelle, die verbunden mit innovativen Produkten und Lösungen Treiber für wichtige Meilensteine und Wendepunkte im Bereich Nachhaltigkeit sind. Die Mission to Zero ist auch hier ein gutes Beispiel für die Kombination von klassischer Energieversorgung, Gebäudeautomatisierung und flexiblen XaaS-Lösungen.
RESSOURCEN SCHONEN IN DER LANDWIRTSCHAFT Die „Connected Cow“
Digitale Technologien sollten den Menschen in den Mittelpunkt stellen, ihn in seinem Tun unterstützen und zum Nutzen der Menschheit sein. Als führender IT-Komplettanbieter hat sich Fujitsu dies zu seinem Leitbild gemacht und sich einer Unternehmenspolitik verschrieben, die auf minimale Ressourcenbeanspruchung und maximale Schonung setzt. Das Unternehmen hat sich dazu verpflichtet, die CO2-Emissionen mithilfe von IKT drastisch zu reduzieren. Das ist gelungen – und zwar besser als erwartet. Die „FUJITSU Climate and Energy Vision“ sieht vor, CO2-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren. Die anhaltende COVID-19-Pandemie fungiert als Brennglas, das uns ganz extrem die aktuellen Defizite in puncto Nachhaltigkeit aufzeigt. Mit Blick auf die weiterwachsende Weltbevölkerung
ist die Hinkehr zu einer ressourcenschonenden Landwirtschaft fundamental wichtig. IT und digitale Innovationen können helfen und positiv auf die Gesellschaft und unseren Planeten wirken. Ein exzellentes Beispiel ist das Thema künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft. Daisy, die „Connected Cow“ von Fujitsu, kam 2016 auf den Markt. Sie lebt wie jede andere Kuh auch – nur eben online. Daten verraten dem Farmer genau, wann sich welche Kuh seiner Herde in der Brunft befindet. Die Zukunft der Landwirtschaft ist digital: Roboter melken Kühe, Drohnen kartieren Felder und Sensoren messen den Nährstoffgehalt der Böden und die Vitaldaten von Tieren. Mit „IT-Farming“ versuchen Experten, unsere natürlichen Ressourcen durch IT-Unterstützung so effizient wie möglich zu nutzen. In Japan pflanzt Fujitsu Tomaten und Salatpflanzen auf Fabrikgeländen und ehemaligen Reinräumen, überwacht von Sensoren. Ziel: das Wachstum der Pflanzen und Früchte auszuwerten und den Wasserbedarf zu optimieren. Denn nur wenn wir Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit mithilfe der Digitalisierung unter einen Hut bekommen, sichern wir die Ernährung der Weltbevölkerung und schonen nachhaltig Ressourcen.
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MICRODEPOTS: FLEXIBEL UND UMWELTFREUNDLICH City-Logistik der Zukunft
DR. CHRISTIAN BAUR CEO Swisslog Logistics Automation
Der Trend der Urbanisierung hält an, die Menschen zieht es in die Städte. Gleichzeitig floriert das Onlineshopping – und damit der Lieferverkehr. „Das Verkehrsaufkommen nimmt weiter zu und mit ihm Lärm, Umweltverschmutzung und die Verstopfung ohnehin schon überfüllter Räume“, fasst es Dr. Christian Baur, CEO von Swisslog Logistics Automation, zusammen. Das verlangt nach neuen Konzepten für die City-Logistik. Einen Baustein zur Lösung dieses Problems sieht Baur in Microdepots zum Beispiel im „QTainer“: kleine mobile Lager in der Stadt, die nach Nachfrage positioniert und bei Bedarf erweitert werden können – ein engmaschiges Netz an flexiblen Logistikstandorten,
zentral gesteuert durch intelligente Software. Weil sie klein sind, fallen sie kaum auf und lassen sich fast überall in die City integrieren. Von den Microdepots aus wird die letzte Meile per Kurier bedient, zügig und umweltfreundlich zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Die Kleinstlager eignen sich zudem als Abhol- und Abgabestation.
„QTainer“ ist ein von Swisslog entwickeltes innovatives Konzept. Seefrachtcontainer dienten als Inspiration. Noch wartet die Idee auf ihre Umsetzung. Mit einfacheren Microdepots gibt es hingegen bereits erfolgreiche Praxistests in Zürich. „Die Schweizerische Post hat Logistik-Hubs über die Stadt verteilt. Und nicht nur das. Sie hat ihre Kapazität auch anderen Paketdiensten zur Verfügung gestellt. Die Sendungen sämtlicher Logistikanbieter wurden in den Hubs gesammelt und dann ebenfalls gebündelt ausgeliefert, und zwar durch nur einen einzigen Kurier“, berichtet Baur. Ein Ansatz, der Ressourcen und die Umwelt schont. Und einer, der Schule machen soll. Ziel: ein neues gesellschaftliches und ökonomisches Fundament des Kooperierens und Teilens aufbauen.
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DAS ZUSAMMENSPIEL VON MENSCH UND MASCHINE Kampf gegen Cyberkriminalität
Wie lassen sich Viren am besten bekämpfen? Durch gezielte Maßnahmen in Kombination mit gesundem Menschenverstand. Die Parallelen zwischen der Bekämpfung des Coronavirus und der Viren, die von Cyberkriminellen verbreitet werden, sind augenfällig. Die Anzahl der Hackerangriffe ist im Laufe der vergangenen Jahre massiv angestiegen. Allein in Deutschland entsteht dadurch jedes Jahr ein Schaden von mehr als 50 Milliarden Euro. Rund 70 Prozent aller Unternehmen sind durch Cyberkriminalität betroffen. Besonders alarmierend: Mehr als 90 Prozent aller Cyberangriffe sind auf eine Phishing-E-Mail zurückzuführen. Es stellt sich nicht die Frage, ob, sondern vielmehr wann ein Unternehmen betroffen ist. Firewalls, Virenscanner, Proxy-Systeme, Mail-Security-Gateways oder künstliche Intelligenz spielen eine immer wichtigere Rolle. Doch egal wie ausgeklügelt die Sicherheitsketten sind, reißen sie doch immer wieder beim schwächsten Glied, dem Menschen. Ein unüberlegter Klick auf ein E-Mail-Attachment reicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen unter immer größerem Stress und sehen
sich täglich mit einer Flut von E-Mails konfrontiert. Auch die beste künstliche Intelligenz ersetzt nie den gesunden Menschenverstand. Doch seien wir ehrlich: den Mut zu haben, eine eigenartige E-Mail vom Chef zu hinterfragen oder Zahlungsaufforderungen vom Headquarter nicht blind auszuführen, das zählt vielerorts nicht zu den am meisten geförderten Kompetenzen. Darum sollte jedes Unternehmen Eigenverantwortung auf seine Werteliste setzen, selbstverständlich unterstützt durch die besten technischen Hilfsmittel. Nur durch kontinuierliches Lernen und das perfekte Zusammenspiel von Mensch und Maschine wird es gelingen, den Kampf gegen die Viren zu gewinnen.
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MISSION POSITIVE
INTERVIEW MIT PROFESSOR DR. MICHAEL BRAUNGART, GRÜNDER UND WISSENSCHAFTLICHER GESCHÄFTSFÜHRER VON EPEA
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DREES & SOMMER (DS): Herr Prof. Braungart, der Circular Economy Action Plan der Europäischen Union ist ein wesentlicher Baustein des European Green Deal. Welche Chancen bietet das aus Ihrer Sicht den Unternehmen aus Industrie, Automotive und Logistik in der DACH-Region? PROF. MICHAEL BRAUNGART (MB): Überhaupt keine. Die Circular Economy ist wie lineares Denken im Kreis. Da geht es darum, Bestehendes zu optimieren. Das ist im Prinzip ein Stillstand. Eigentlich hätten wir in der EU von Anfang an über eine Cradleto-Cradle-Economy reden sollen mit Produkten, die eine entsprechende Qualität haben. Stattdessen wird die Circular Economy bereits massiv missbraucht. In Holland mischen sie giftigste Flugaschen in Bausteine oder machen aus alten PET-Flaschen Fahrradwege, was ein Mikroplastikproblem ohne Ende zu Folge hat. Der New Deal ist ein riesiges Förderprogramm für die Müllindustrie DS: Wie schaffen wir es dann, Cradle to Cradle auf EU-Ebene zur Basis des Handelns zu machen? MB: Mit einer elementar anderen Strategie. Die Circular Economy hat durchaus Elemente von Cradle to Cradle übernommen. Sie unterscheidet zum Beispiel zwischen Biosphäre und Technosphäre. Kupfer ist in der Biosphäre unendlich giftig, in der Technosphäre kann man es problemlos einsetzen. Dieses Verständnis für ein Nährstoffmanagement ist wichtig. Trotzdem gibt es in der Circular Economy immer noch eine Abfallwirtschaft. Der New Deal ist ein riesiges Förderprogramm für die Müllindustrie. Dabei kennt die Natur gar keine Abfälle. Ein Produkt, das zu Abfall wird, hat einfach nur ein Qualitätsproblem. Das 1,5-Grad-Ziel schadet
mehr, als es hilft. Der Planet zerstört sich längst selbst. Jetzt verschwindet das Antarktiseis, jetzt verschwindet das Eis in Grönland, jetzt tauen die Permafrostböden auf. Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen, zerstört sich der Planet weiter, nur etwas langsamer. Und das ist sogar noch schädlicher für ihn. Denn wenn ein System schnell zusammenbricht, kann es sich aus den Nischen regenerieren. Bricht es aber langsam zusammen, sterben die Nischen mit ab. Wir bräuchten also andere, viel ambitioniertere Ziele, positive Ziele. Das ist in etwa so, als ob ich aus einem handmassierten schottischen Hochlandrind Hamburger mache DS: Woran denken Sie dabei konkret? MB: Wir sollten sagen, im Jahr 2100 wollen wir die gleichen Kohlendioxid-Gehalte in der Atmosphäre haben wie 1900. Wir müssen das Kohlendioxid aktiv zurückholen. Ein Ziel wäre, in zehn Jahren in Europa nur noch Plastik und Treibstoff zu verwenden, das aus dem Kohlendioxid aus der Atmosphäre gewonnen wird. Wir sollten den Import von Futtermitteln stoppen. Es ist zudem noch nie ein Auto zum Auto recycelt worden oder ein Handy zum Handy. Ich habe einen Mercedes auseinandergebaut, da werden 46 verschiedene Stahllegierungen verwendet mit Chrom, Nickel, Kobalt, Mangan, Wolfram, Antimon, Wismut, Titan und so weiter, alles wertvolle Buntmetalle. Und was machen wir daraus? Betonstahl. Das geben wir als Recycling aus, dabei ist das jämmerlichstes Downcycling. Das ist in etwa so, als ob ich aus einem handmassierten schottischen Hochlandrind Hamburger mache. Aus den 41 Elementen eines Handys wird nichts Seltenes zurückgewonnen, kein Germanium, kein Gallium, kein
BRAUNGART EPEA – Internationale Umweltforschung GmbH und Leuphana Universität Lüneburg > BRAUNGART EPEA 1987 von Prof. Dr. Michael Braungart in Hamburg gegründet > EPEA steht für Environmental Protection Encouragement Agency. Von Anfang an war es das Ziel, Innovationspartner für umweltverträgliche Produkte, Prozesse, Gebäude und Stadtquartiere zu sein. > Fundament ist das von Michael Braungart und dem US-amerikanischen Designer William McDonough entwickelte Prinzip Cradle to Cradle, das Produkte in biologischen oder technischen Kreisläufen zirkulieren lässt, um Nährstoffe und Materialien immer wieder für neue Produkte verwenden zu können. > Überzeugung: Wirtschaftlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Ökologie schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern fördern einander. Nachhaltigkeit ist Innovationschance statt Last. > Die 1946 gegründete Leuphana Universität Lüneburg sieht sich als „Universität für die Zivilgesellschaft“. Eine ihrer Säulen ist die Nachhaltigkeitsforschung.
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EIN PRODUKT, DAS ZU ABFALL WIRD, HAT EINFACH EIN QUALITÄTSPROBLEM
Indium. So etwas muss aufhören, sonst sind wir nicht glaubwürdig, sonst tun wir nur so, als ob wir etwas ändern wollen, haben unsere Zukunft aber schon aufgegeben. Es gibt bei uns verbindliche Grenzwerte für Feinstaub, aber nur für draußen, keine für den Innenraum. Ich habe 16 Kindergärten einer mittelgroßen Stadt untersucht, die hätten alle geschlossen werden müssen, weil kein einziger den Grenzwert für außen einhält. Das ist ziemlich absurd. Jeder von uns verliert durch Feinstaub mehr als fünfeinhalb Jahre an Lebenserwartung. Es gibt bei uns verbindliche Grenzwerte für Feinstaub, aber nur für draußen, keine für den Innenraum
DS: Wir stellen fest: Sie sind kein großer Fan des Green Deals und der europäischen Bemühungen zum Umweltschutz, weil sie nicht konsequent genug sind. MB: Europa versucht die Probleme mit demselben Denken zu lösen, das sie verursacht hat. Das wird nicht gelingen. Der Green Deal bleibt auf halber Strecke stecken. Er schafft die Illusion
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einer guten Zukunft durch ein falsches Ziel: klimaneutral zu werden bis 2050. Dabei gilt: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod. Haben Sie schon mal einen klimaneutralen Baum gesehen? Nein, ein Baum ist immer gut fürs Klima. Der Mensch kann nur klimaneutral werden, wenn er nicht mehr existiert. Wir müssen lernen, klimapositiv zu sein. So wie der Kirschbaum, der im Frühling auch nicht vermeidet, reduziert und spart, sondern nützlich ist für 200 andere Arten. Wir bauen Passivhäuser und denken, das ist das Höchste. Stattdessen sollten wir Gebäude wie Bäume bauen, die die Luft und das Wasser reinigen, Gebäude, die nützlich sind.
sind Lichteinfang und Strom daraus. Im Moment wird vielfach das Falsche optimiert, weil wir diese veralteten Denkweisen haben. Für die EU geht es bei der Circular Economy auch um die Langlebigkeit von Produkten. Dabei ist die größte Katastrophe eine Waschmaschine, die 40 Jahre hält, weil dann die innovative Waschmaschine mit energie- und wassersparenden, schonenden Verfahren nie den Markt erreicht und die alte mit ihren 150 stinkenden Kunststoffen das gasdicht versiegelte Gebäude verseucht. Wir haben in einem deutschen Markenprodukt Gummidichtungen aus Malaysia gefunden, die mehr Benzol abgeben, als man an jeder Tankstelle aufnimmt.
Meine größten Feinde sind die Nachhaltigkeitsbeauftragten in den Firmen
Meine größten Feinde sind die Nachhaltigkeitsbeauftragten in den Firmen. Sie waren einst wichtig, um ein Bewusstsein zu schaffen. Mittlerweile haben sie sich alle schön eingerichtet und verwalten den Untergang. Das Verständnis von Nachhaltigkeit basiert noch immer auf dem Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen von 1987. Demnach bedeutet Nachhaltigkeit, die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen, ohne zukünftigen Generationen zu
DS: Was raten Sie Unternehmen oder Institutionen, um sich auf den richtigen Weg zu machen? MB: Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, das ist das Allerallerwichtigste. Niemand braucht etwa eine Solaranlage. Was die Menschen brauchen,
schaden. Das ist grundlegend falsch. Wollen wir nicht gut für unsere Kinder sein? Dem europäischen Verständnis zufolge müsste sich der Mensch ständig bei der Natur entschuldigen, dass er überhaupt da ist. Europa begreift Umweltschutz als moralische Verpflichtung anstatt zu kapieren, dass es die einzige Innovationschance ist, die wir haben. Wir können uns intelligente Verschwendung erlauben Egal ob Digitalisierung, Nanotechnik, Gentechnik oder andere Innovationsbereiche – überall hängen wir bestenfalls 15 Jahre zurück. Aber wir wissen, wie wir Dinge machen können, die gesund sind für die Menschen und die Umwelt und wirklich geeignet für eine Welt mit zehn Milliarden Menschen. Um davon zu profitieren, müssen wir wegkommen vom Nachhaltigkeitsdenken und hin zu einem echten Qualitätsdenken. Wir müssen unseren ökologischen Fußabdruck nicht minimieren, sondern ihn vergrößern und zum Feuchtgebiet machen. Die Erde hat einen massiven Überfluss an Energieeintrag. Wir können uns intelligente Verschwendung erlauben. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Unternehmen sollten sich die EU-Gelder schnappen, bevor es jemand anderes tut, und sie dann dafür einsetzen, im Sinne von Cradle to Cradle zu handeln. DS: Sie haben den Rückstand Europas in puncto Innovation gegenüber anderen Weltregionen wie den USA oder Asien angesprochen. Wie kommt Cradle to Cradle dort an? MB: Akademisch am erfolgreichsten ist Cradle to Cradle in Japan. Dort hat man ein gutes Gespür für Qualitätsmanagement. Auch China hat Cradle to Cradle verstanden. Das dortige Kreislaufdenken müssen wir kombinieren mit dem amerikanischen Handlungs-
willen, der europäischen Fähigkeit zum gründlichen konzeptionellen Denken und der südlichen Lebensfreude, dann kommt dabei etwas Gutes heraus. DS: Haben Sie eine Message an die Jugend? MB: Lasst euch nicht verarschen. Die Menschen, die jetzt gerade vorne dran sind, leben auf eure Kosten. Ihr müsst das Ganze abbezahlen. Ich bin völlig irritiert, wie erstaunlich harmlos selbst die Fridays-for-Future-Bewegung agiert, wenn sie sich mit dem 1,5Grad-Ziel begnügt. Damit machen wir die Zukunft der Jugend nur noch ein wenig gründlicher kaputt. DS: Wie lautet denn Ihre Prognose für die nächsten zehn Jahre? Haben wir uns mit dem Green Deal und den vielen Initiativen von Unternehmen, die zumindest klimaneutral werden wollen, trotz allem auf einen richtigen Weg gemacht oder sind wir auf dem Holzpfad, weil wir nicht begriffen haben, dass wir klimapositiv werden müssen? MB: Das Gegenteil von gut ist gut meint. Wir müssen verstehen, dass weniger schlecht nicht gut ist, dass es nicht richtig ist zu sagen, ich schütze mein Kind, indem ich es ab sofort seltener schlage. Trotzdem: Mich treibt ein unheimlicher Optimismus. Cradle to Cradle gibt es als Konzept jetzt rund 20 Jahre und wir haben in der Zeit schon mehr als 11.000 Produkte entwickelt. Wenn Sie bedenken, wie lange Innovationen normalerweise benötigen, um sich durchzusetzen, dann sind wir wahnsinnig schnell dran. Das Mobiltelefon und das Internet haben Jahrzehnte gebraucht bis zu ihrer Verfügbarkeit. Cradle to Cradle wird inzwischen an jeder Designschule der Welt gelehrt. Die Architekten und Designer werden wichtiger, weil sie nicht mehr Behübscher von Sondermüll sind, sondern wirklich Gestalter. Das ist toll.
Zur Person Der 1958 in Schwäbisch Gmünd geborene Prof. Dr. Michael Braungart studierte Chemie und Verfahrenstechnik. In den frühen 80er-Jahren engagierte er sich bei Greenpeace. Sein stetes Bestreben war und ist es, Lösungen für komplexe Umweltprobleme zu entwickeln. Er ist Co-Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips und ein international anerkannter und mehrfach ausgezeichneter Experte. Braungart unterrichtet an mehreren Hochschulen in Deutschland und den Niederlanden, lehrte aber auch schon in Großbritannien und den USA. An der Uni Lüneburg hat er die Professur für Öko-Design inne.
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AUFBRUCH
Zum Paradigmenwechsel
Wird in der konventionellen Circular Economy lediglich alter Wein aus neuen Schläuchen ausgeschenkt? Leider ja, denn wo Circular Economy draufsteht, ist häufig keine Kreislaufwirtschaft drin, die ernst nimmt, wofür sie stehen sollte. Die, die tatsächlich bestrebt ist, keinen Abfall mehr zu produzieren, sondern Industrieprodukte, Gebäude und Stadtquartiere zu schaffen, die auch dann noch einen Wert besitzen, wenn ihr erster Nutzungszweck erfüllt ist. Das Zauberwort dahinter heißt Cradle to Cradle (kurz: C2C), verkörpert von einem Zusammenschluss zweier Überzeugungstäter: Michael Braungart und Drees & Sommer. Die 2019 gegründete EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer hat es sich zur Aufgabe gemacht, C2C als neues Designprinzip für Industriegüter und Gebäude zu etablieren. Cradle to Cradle, übersetzt „Von der Wiege zur Wiege“, will das bisher gültige „TakeMake-Waste“-Modell ad acta legen, das darauf basiert, dass Rohstoffe zu Produkten und dann zu Abfall werden. Bei C2C bleibt die Qualität der verwendeten Nährstoffe erhalten. Weil Güter so produziert sind, dass sie, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wieder auseinandergebaut werden können und die Inhaltsstoffe dann sortenrein getrennt vorliegen, können immer wieder neue Güter entstehen – ohne neue Rohstoffe. Gebäude etwa sind demnach nicht mehr allein Orte, in denen
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Menschen leben oder arbeiten, sie sind gleichzeitig Rohstofflager. Nachhaltigkeit ist Chance statt Last Peter Mösle, der Geschäftsführer der EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer, sieht in der Circular Economy auf Basis von C2C ein Gegenmodell, das das Potenzial hat, zur industriellen Revolution 5.0 zu werden. Umso mehr schmerzt es ihn, dass der Begriff bewusst missinterpretiert oder gar missbraucht wird. „Die heutige Kreislaufwirtschaft hat sich aus der Abfallwirtschaft umbenannt, aber nichts verändert“, sagt er. „Es gibt einige Falschspieler, die aus giftigem Abfall neue Produkte machen und dann von Circular Economy sprechen.“ Aus Abfall wird bei ihnen weiterer Abfall, Waste to Waste statt Cradle to Cradle. Dabei versteht es sich von selbst, dass bei C2C-Produkten nur Nährstoffe Verwendung finden, die nachweislich schadstofffrei sind. Die EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer tritt dem entgegen. Sie will eine Circular Economy promoten, die ihren Namen auch wirklich verdient. Eine Kreislaufwirtschaft, die Mülldeponien überflüssig macht. Eine Kreislaufwirtschaft, die Wirtschaftlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Ökologie vereint, statt in ihnen unversöhnliche Prinzipien zu sehen. Eine Kreislaufwirtschaft, die Nachhaltigkeit als Innovationschance sieht statt als Last.
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Es gibt einige Falschspieler, die aus giftigem Abfall neue Produkte machen und dann von Circular Economy sprechen. Deswegen ist eine Orientierung am Cradle to Cradle®-Designprinzip so wichtig, da damit die Qualität definiert wird.“ Peter Mösle, Partner Drees & Sommer
Circular Economy powered by Cradle to Cradle®
Der Weg zur Beneficial Company Der erste Schritt dahin: sich von falschen Wahrheiten verabschieden. Dass Deutschland Recycling-Weltmeister ist, sei ein Märchen, sagt Peter Mösle. „Statt wie offiziell behauptet bei 73 Prozent liegt unsere Recyclingquote bei 35 Prozent.“ Das ist verschenktes Potenzial in vielfacher Hinsicht, das ist Downcycling statt Recycling. Wert- und Wertevermittlung ist deshalb eine der EPEA-Missionen. Ziel: die Unternehmen auf dem Weg zu einer Beneficial Company leiten und begleiten. „Ein Paradigmenwechsel hin zum Wachstum 2.0“, nennen die EPEA-Macher das, wobei auch darunter kein Verzicht zugunsten einer guten Sache zu verstehen ist, sondern ein Wachstum, das gleichermaßen positiv und profitabel ist. Schwergewichte mehre-
rer Branchen sind bereits an Bord, die Liste der Partner wächst kontinuierlich. Die entstandenen Produkte – Teppichböden, Fenstersysteme, Fahrradreifen, Buntstifte, Poloshirts, Plastikverpackungen und vieles mehr – bestechen durch Materialgesundheit und Kreislauffähigkeit. Die niederländische Gemeinde Venlo baute mit Unterstützung von EPEA ihr neues Rathaus. In Düsseldorf entsteht gerade ein Holzhybrid-Bürogebäude, das CO2-Emissionen spürbar reduziert und dessen Komponenten – auch dank reversibler Verbindungen – irgendwann einmal auseinandergenommen und wiederverwendet werden können.
Die EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer steht für eine Circular Economy, die ihren Namen verdient. Ziel: eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, die nützlich ist – und dennoch profitabel.
„The Cradle“, wie das Haus passenderweise heißt, ist weit in die Zukunft gedacht. Auch das zählt zum Selbstverständnis von EPEA: Die Zukunft ist dafür da, angepackt zu werden. Jetzt. Heutige Linear Economy DISPOSAL SITE
Material Formulation
Component Production
Product Assembly
Sales & Distribution
Use & Collection
ENERGY ENVIRONMENT
PRIMARY RESOURCES
CONVENTIONAL DESIGN
WASTE
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THEMEN DIALOG
Im Vorfeld des Gipfeltreffens der Weltmarktführer SAVE THE DATE
15. Juni 2021, Schwäbisch Hall Im Vorfeld des jährlich stattfindenden Gipfeltreffens der Weltmarktführer stehen die Aspekte der Zukunftsgestaltung im Kontext der nachhaltigen Transformation im Fokus der Debatte. Wie wirkt sich die Transformation auf Organisationskultur, Belegschaft und Unternehmensführung aus? Wie und vor allem wo entwickelt sich der Markt von morgen? In offenen Dialog-Runden werden wir vor dem Hintergrund aktueller Markttransformationen zu den Themenbereichen PEOPLE PROCESS
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PLACES Stellung nehmen und mögliche Lösungsansätze und BestPractice-Beispiele aus der DACHRegion erörtern.
Interesse an einer Teilnahme? Hier geht’s zur Anmeldung und zu den neuesten Informationen.
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Europa befindet sich im Transformationsprozess. Der technologische Vorsprung der USA und Chinas zwingt uns zu großen Veränderungen. Dabei sind innereuropäische Herausforderungen wie der Brexit, der generelle Aufstieg des Populismus oder die Migrationsdebatten überhaupt noch nicht berücksichtigt. Alldem müssen wir gemeinsam entgegenwirken. Denn um auch weiterhin Wohlstand garantieren zu können, helfen nur Kollaboration und Innovation.“ Dr. Walter Döring, Geschäftsführer der Akademie deutscher Weltmarktführer und ehemaliger Wirtschaftsminister Baden-Württembergs
GIPFELTREFFEN DER WELTMARKTFÜHRER
Das Gipfeltreffen der Weltmarktführer steht unter dem Titel „Von den Besten lernen“ und findet am 16. und 17. Juni 2021 in Schwäbisch Hall statt. Folgende Themen stehen im Fokus: > MARKTANALYSE 2021 Wo steht der führende Mittelstand in Deutschland, Österreich und der Schweiz? > DIE NEUE NORMALITÄT Helden des Mittelstands als Vorreiter > BEST-PRACTICES WELTMARKTFÜHRER Zwischen Tradition und Innovation
> FÜHREN IN ZEITEN DER TRANSFORMATION Die Skills der Zukunft heute aufbauen > FAMILIENUNTERNEHMEN IM WACHSTUM Erfolgsgeschichten und persönliche Einblicke > FUTURE CHAMPIONS Next Generation Weltmarktführer
Weitere Details und Anmeldung
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NÄHER RAN AN DIE KONSUMENTEN Nachgefragt bei Marcus Hepp
DREES & SOMMER: Welche Themen stehen momentan auf Ihrer Liste?
MARCUS HEPP Mitglied des Vorstands, Müller – die lila Logistik
HEPP: Unter der Überschrift Beratung und Umsetzung von logistischen Lösungen sind bei uns momentan drei Themen priorisiert. Ein Thema ist die zunehmende Übernahme von immer größeren Teilen der Wertschöpfung unserer Kunden – egal ob die Vormontage für die Automobilindustrie oder die Rücknahme von medizinischen Geräten, die wir in unseren Laboren wieder für den sekundären und tertiären Markt fit machen. Ein weiteres Thema ist das Vorantreiben von digitalen Services. Spezialisiert auf das Managen von Lieferketten bewirtschaften wir den Control Tower für die Automobilindustrie und steuern den gesamten Zulauf in Abstimmung mit unseren Kunden. Ein dritter Bereich und nach vorne ein wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit – also nachhaltige logistische Lösungen umzusetzen. Ziel von Logistik ist es, Verschwendung zu vermeiden. In 2011 konnten wir den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewinnen, was uns sehr gefreut hat. DS: Was sind derzeit die wichtigsten Entwicklungen in der Logistik für produzierende Unternehmen?
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HEPP: Unter Einfluss der Corona-Pandemie sind die Unternehmen verstärkt darauf fokussiert, resiliente Lieferketten aufzubauen, um weder ein Abreißen der Inboundströme noch eine Unterbrechung der Marktversorgung entstehen zu lassen.
DS: Welche Folgen ergeben sich aus dieser Entwicklung, vor allem bezüglich der Standorte der Lieferketten? HEPP: Eine der Folgen ist, dass die Unternehmen ihre Bestände in den Zielmärkten erhöhen. Kürzere Transportwege und die positiven Effekte eines verminderten CO2-Fußabdruckes führen zum mittel- und langfristigen Trend, die Produktions- und Unternehmensstandorte in die Absatzmärkte zu verlegen.
NACHHALTIG UND AGIL Immobilien-Management der Zukunft
Das Umfeld von Unternehmen wandelt sich permanent – nicht nur vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Pandemie. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen sie sich entscheiden, wo und wie sie sich in Märkten platzieren wollen, und sie müssen dabei anpassungsfähig bleiben. Der Faktor Standort zählt neben (Mietvertragslauf-)Zeit und Kosten zu den wichtigsten Erfolgs- und Flexibilitätsdimensionen.
genschaften. Gerade die Objekte mit einer überwiegend industriellen und energieintensiven Nutzung haben das Potenzial, Primärenergiefaktoren und Energiebedarfe deutlich zu senken – und damit Betriebskosten zu sparen. Gleichzeitig will BEOS Lösungen für die Aus- und Nachnutzung bereits erschlossener Liegenschaften entwickeln – für eine bessere Aufenthaltsqualität.
Wer schon bei der Entwicklung von Unternehmensimmobilien auf eine hohe Drittverwendungsfähigkeit und flexible Lösungen setzt, ist den anderen einen Schritt voraus. Durch intelligente Nutzungskonzepte und ein nachhaltiges Asset Management gelingt es, strukturelle Unternehmensentwicklungen von Mietern langfristig zu begleiten. Unternehmensimmobilien bieten unterschiedlichen Betrieben Raum, sich zu entfalten. Während in herkömmlichen Gewerbeobjekten Mononutzungen wie Büro, Einzelhandel oder Logistik üblich sind, wird in dieser gemischt genutzten Assetklasse verwaltet, produziert, gelagert, repariert, gehandelt, geforscht oder ausgestellt – und das meist so flexibel geplant, dass sie jederzeit umgerüstet werden können. BEOS ist Marktführer im Bereich der Unternehmensimmobilien und will seine Position als Experte und Vorreiter für nachhaltige Lösungen weiter ausbauen. Im Fokus stehen Themen wie die Senkung des CO2-Ausstoßes und die Energieeffizienz der betreuten Lie-
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Nachgefragt
WAS SAGEN SIE EIGENTLICH ZUM THEMA …
?
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Wie gelingt der Aufbruch zur nachhaltigen Transformation? Diese Frage beschäftigt die Expertinnen und Experten von Drees & Sommer permanent. Vier von ihnen geben ihre Einschätzung zu vier aktuellen Herausforderungen und Chancen.
…INNOVATIONSSCOUTING?
NATHANIE URSINUS-VASILIADIS SENIOR INNOVATION MANAGERIN DREES & SOMMER
Trends bilden aktuelle und künftige Entwicklungen ab und schaffen die Grundlage der Innovationsstrategie eines Unternehmens. Deshalb betreibt das Innovation Center aktives Trend-Scouting und identifiziert, bewertet und interpretiert aktuelle Trends. Wir glauben daran, dass Innovationen im lebendigen Austausch entstehen. Deshalb wollen wir fruchtbares Querdenken und Startup-Spirit mit langjähriger Erfahrung, Ressourcen und Expertise zusammenbringen. Startups entwickeln neue Technologien und disruptive Geschäftsmodelle und sind die Treiber der Digitalisierung. Wir unterstützen sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch Kunden und Partner dabei, die Innovationsgeschwindigkeit durch Austausch und Zusammenarbeit mit Startups zu beschleunigen und innovativ und technologisch gut aufgestellt in die Zukunft zu gehen.
… ENERGIEWENDE? HENRIK TÖPELT HEAD OF ENERGY DREES & SOMMER Der Zubau erneuerbarer Energien prägt den Energiesektor. Das und die Stilllegung konventioneller Kraftwerke verlangen eine Anpassung der Stromnetze. Unsere Versorgungsinfrastruktur wird sich weiter stark verändern. Ob die Energiewende gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Grüner Wasserstoff birgt großes Potenzial für das schnelle Erreichen einer sektorenübergreifenden CO2-Neutralität. Bis die Wasserstoffproduktion in großem Maßstab erfolgen kann, ist es aber noch ein weiter Weg. Wir befinden uns in einem langwierigen Transformationsprozess. Der Begriff Jahrhundertprojekt ist insofern durchaus angemessen. Wir bei Drees & Sommer sind in zahlreichen Einsatzfeldern aktiv: von der einzelnen Immobilie über nachhaltige Energieversorgung von Quartieren bis hin zur Umsetzung von großen Infrastrukturvorhaben wie dem Stromnetzausbau.
… GANZHEITLICHE INTEGRALE FABRIKPLANUNG? GUIDO DARNIEDER ASSOCIATE PARTNER DREES & SOMMER Wertschöpfung in der Fertigungsindustrie findet am Produkt statt. Die Primäraktivitäten, also direkt wertschöpfende Beiträge zur Erstellung des Produkts, haben die größte Hebelwirkung. Die Nachfrage verändert sich immer schneller. Produkte werden abgelöst, neue drängen auf den Markt. Das ist der optimale Einstiegszeitpunkt in die integrale Fabrikplanung – vom Produkt über den Montageprozess hin zu den Produktionsanlagen gedacht. Die Anforderungen aus der Produktion in die Gebäudeschnittstellen überführen und ein bedarfsgerechtes Gebäude realisieren – das ist ganzheitliche integrale Fabrikplanung von Drees & Sommer. Digitale Modelle sind wichtige Tools. Der digitale Zwilling, als reales Abbild der Produktion im Betrieb, lässt Maßnahmen bei Produktveränderungen simulieren. Bei immer kürzeren Produktlebenszyklen ist das ein starker Beitrag für Geschwindigkeit und Erfolg.
…FLEXIBLE FLÄCHENPLANUNG? VANESSA OPEL ASSOCIATE PARTNER DREES & SOMMER Heute Nutzeranforderungen von morgen zu planen, ist eine Herausforderung. Eine flexible Flächenplanung ist das A und O einer nachhaltigen Projektentwicklung. Nicht nur Flächen müssen flexibel anpass- und erweiterbar sein, sondern auch der Grad der Digitalisierung. Maßgeschneiderte Bausteine machen auch die Bestandsimmobilie digital ready. In der dynamischen Flächennutzung gehört eine App- und KIgesteuerte Belegungsplanung und Buchung von Arbeitsplätzen, Räumen und Ressourcen schon heute zum Must-Have.
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THEMEN DIALOG Green Deal, Drees & Sommer
16. September 2021, Luxemburg Diskutieren Sie mit uns und führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über Aspekte der Zukunftsgestaltung im Kontext des europäischen Green Deals. Neben relevanten unternehmensbezogenen, kreislaufwirtschaftlichen und energiespezifischen Impulsen erwartet Sie ein Rahmenprogramm der besonderen Art. Lassen Sie sich überraschen.
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SAVE THE DATE
DER NEUE GREEN DEAL – EUROPA PACKT DIE CIRCULAR ECONOMY AN
Klimaneutralität bis 2050, die Stärkung regionaler Wertschöpfung und die klimafreundliche Neuausrichtung der Industrie – das alles sind Ziele des europäischen Green Deals. In seinem Zusammenhang stehen kreislaufwirtschaftliche Lösungsansätze für Produkte und Gebäude und zukunftsfähige Energiespeicher zur dezentralen Versorgung von Städten und Industriestandorten hoch im Kurs. Wie aber gelingt es, kurz-, mittel- und langfristige Ziele auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene zu erreichen? Welche Maßnahmen sind heute bereits erforderlich, um GreenDeal-konform wirkungsvollen Klimaschutz zu betreiben, Mehrwerte
zu generieren und Gewinne zu erzielen? Stehen Unternehmens-, Klima-, Mobilitäts- und Wasserstoffstrategien im Einklang oder im Kontrast zueinander? Wie lässt sich Ökonomie mit Ökologie und Versorgungssicherheit mit Dekarbonisierung so verbinden, dass die globale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Europa und seiner kleinen, mittleren und großen Unternehmen nicht gefährdet wird? Wissensträgerinnen und -träger unterschiedlicher Unternehmen aus mehreren europäischen Standorten diskutieren, nehmen Stellung und geben Antwort.
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WIR MÜSSEN GEBÄUDE NEU DENKEN
Lebendige, attraktive und nachhaltige Lebensräume schaffen
Investoren, Projektentwickler und Gebäudebetreiber begegnen vielen Herausforderungen: Sie wollen beispielsweise das Renditeziel erreichen, optimale Betriebskosten und CO2-Reduktionsziele erzielen und langfristig geringe Wartungskosten verursachen, um zukunftsgerichtet zu sein. Diese Herausforderungen sind Anlass, Produkte und Lösungen interdisziplinär und teamübergreifend zu entwickeln. Sie sind Anlass, Gebäude neu zu denken, vorhandene Daten und Erkenntnisse neu zu interpretieren und zu nutzen und – kurzum gesagt: echten Mehrwert zu stiften.
Um wahrlich Neues zu schaffen, gilt es, verschiedenste Bereiche neu zu denken und zu kombinieren. In den Bereichen Sicherheit (Objektschutz, Zugangskontrolle) und Energie (effiziente Heiz- und Kühlsysteme, Mobilitätslösungen) gibt es beständig smarte Neuerungen, auch der Bereich Smart Building liefert stete Innovationen, die das Betreiben und Nutzen von Gebäuden dauerhaft erleichtern, indem etwa die Wartungszeiten deutlich besser gemanagt werden. Das bringt uns attraktiven, nachhaltigen und effizienten Gebäuden einen Schritt näher. Der Schlüssel liegt jedoch in der intelligenten Verknüpfung der einzelnen Lösungen. Über die verbauten Sensoren, Technologien und Systeme der Gebäudetechnik liegen heute bereits sehr viele Daten vor. Durch die Digitalisierung und zunehmende Vernetzung über das Internet of Things (IoT) wächst das Datenvolumen ständig. Intelligente IoT-Vernetzung und smarte Services schaffen neue Lebens- und Arbeitswelten. Vernetzte Gebäude kommunizieren mit ihren Nutzern, dem Facility Management und dem Eigentümer. Sie verstehen ihre Umgebung, interagieren, lernen und passen sich an. Der Antrieb von Bosch ist es, die Lebensqualität von Menschen in Gebäuden nachhaltig zu verbessern.
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WASSERSTOFF, DER IMPULSGEBER Nachgefragt bei Mathias Füller
DREES & SOMMER: Herr Füller, die Bundesregierung hat 2020 ihre Wasserstoffstrategie vorgestellt. Wie bewerten Sie die Entscheidung?
FÜLLER: Die CO2-Diskussion hat das Thema Wasserstoff als Energieträger potenziert. Unternehmen wie Equinor, Shell oder BP sind zu neuen Geschäftsmodellen gezwungen. Die Technologieentwicklung der Generierung und Nutzung von Wasserstoff erweist sich als wichtiger Impulsgeber für die Industrie am Standort Deutschland. Wir müssen mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen wirtschaftliche und marktfähige Lösungen entwickeln. Ich sehe uns in der Position, eine führende Rolle einzunehmen. DS: Welche Strategie fahren Sie bei Phoenix Contact? Gelingt es, Forschungserkenntnisse in die Industrie zu übertragen? FÜLLER: Phoenix Contact hat sich mit dem Leitbild der All Electric Society ein nächstes Dekadenziel gegeben. Zukünftig werden wir immer mehr erneuerbare Energie aus Solar und Windkraft gewinnen. Die große Hür-
de ist momentan noch, diese volatile Energie zu speichern und zu verteilen. Hier kann die Power-to-X-Technologie wesentlich beitragen. Mit dem daraus gewonnenen Wasserstoff können große Verbraucher wie Lkw, Schiffe oder Industrien mit ausreichend Energie versorgt werden. Gerade rund um die Erzeugung, Verteilung, Speicherung und den Verbrauch lassen sich unsere innovativen Produkte perfekt einsetzen.
MATHIAS FÜLLER Vice President Vertical Market Management Process Industry, Phoenix Contact
DS: Wer von außen auf den Status quo am Standort Deutschland blickt, sieht Insellösungen. Da gibt es einzelne Impulse von großen Playern. Aber wie ist die Skalierbarkeit? FÜLLER: Um klare Zeichen setzen zu können, brauchen wir neue Strukturen: Gesetze und Regeln für Genehmigungsverfahren, zwingend Förderungsmodelle, aber auch ein höheres Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Ich bin mir aber sicher, dass es in Zukunft nicht nur einen Energieträger geben wird, sondern eine Kombination aus verschiedenen.
Das gesamte Interview mit Mathias Füller lesen Sie hier:
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FACTS & FIGURES Innovation und Transformation
UNICORNS
(nicht börsennotiertes Startup mit einer Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar)
USA 238
Europa
56
China 118
(davon 12 aus Deutschland)
weltweit 495
➜ Quelle: CB Insights, Stand: Oktober 2020
mind.
FINANZIERUNGSVOLUMEN FÜR EUROPÄISCHE STARTUPS
38
37,2
28,7 22,4
18,1
17,7
2015
2016
Finanzierungsvolumen in Form von Wagniskapital für europäische Startups steigt in der Pandemie auf neues Rekordniveau
➜ Quelle: PitchBook via Handelsblatt
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2017
2018
2019
2020
Mrd. EUR
436
415
Mrd. EURo
Aktueller Markenwert der 15 wertvollsten Unternehmen in Europa
Mrd. USD
Markenwert Amazon ➜ Quelle: Statista
RANKING
DER ZEHN INNOVATIVSTEN LÄNDER DER WELT
6. DÄNEMARK 7. ISRAEL 8. FINNLAND 9. NIEDERLANDE
1. SÜDKOREA 2. SINGAPUR 3. SCHWEIZ 4. DEUTSCHLAND 5. SCHWEDEN
10. ÖSTERREICH ➜ Quelle: Statista 2021
73 Anteil der KMU in Deutschland, die durch die Corona-Krise von Lieferketten-Ausfällen betroffen waren
43 Anteil der KMU in Deutschland, die Reshoring-Maßnahmen analysieren, um Teile der Lieferkette wieder näher ans Unternehmen zu rücken ➜ Quelle: Umfrage McKinsey & Company
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GROSSES WAGEN, ZUKUNFT BAUEN
INTERVIEW MIT PROFESSOR DR. GÜNTHER SCHUH, VORSITZENDER DES VERWALTUNGSRATES NEXT.E.GO MOBILE SE UND GESCHÄFTSFÜHRER DER RWTH AACHEN CAMPUS GMBH
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DREES & SOMMER (DS): Herr Prof. Schuh, verraten Sie uns als Experte: Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Und welche Rolle spielen dabei die Aspekte Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Ressourcen? PROF. GÜNTHER SCHUH (GS): Ich glaube, dass die Mobilitätswende kommt – vorausgesetzt, es gelingt uns, die Nutzer davon zu überzeugen, ihr Verhalten zu überdenken. Ich halte es für schwierig, dass wir den Klimaschutz momentan im Wesentlichen auf CO2-Emissionen reduzieren. Das ist sicher sehr wichtig, aber zu kurz gesprungen. Da wird ein großer Bilanzhüllenschummel betrieben. Global betrachtet ist niemandem geholfen, wenn ich in einem Bereich CO2 vermindere und dafür anderswo emittiere, zum Beispiel bei der Produktion einer Batterie in Asien für den Betrieb in einem Elektroauto bei uns. Es wird auch die Verbrenner definitiv nicht retten, wenn sie allein beim CO2-Ausstoß immer besser werden. Wir müssen im städtischen Bereich auch gesundheitsschädliche Gifte berücksichtigen, in der Hauptsache Stickoxide. Besonders giftig ist das Abgas eines kalten Verbrennungsmotors, weil es selbst bei modernen Verbrennern nicht gelingt, in den ersten Minuten nach Anlassen des Motors die stöchiometrisch richtige Verbrennung hinzubekommen, da die Kondensation des Benzin-Luft-Gemisches nur durch eine leichte Überfettung des Gemisches ausgeglichen werden kann. Das überfettete Gemisch verträgt der Katalysator nicht, deshalb wird er erst mal abgeschaltet. Platt gesagt müsste man kalte Verbrenner in der Stadt verbieten. Und wenn Sie mich fragen, wie man dann aus der Stadt rauskommen soll, ist meine Antwort: mit einem Plug-in-Hybrid. Da können Sie elektrisch losfahren und später umschalten. Der dritte Punkt neben CO2 und den Giften ist der Feinstaub, der zugegebenermaßen auch durch
Reifen und Bremsen eines Elektroautos emittiert wird, aber der Verbrenner emittiert heute trotzdem noch den relativ größten Anteil. Platt gesagt müsste man kalte Verbrenner in der Stadt verbieten DS: Was muss sich in puncto Verkehrsplanung ändern? GS: Das große Problem ist, dass häufig Ideologien über ganzheitlichen Konzepten stehen. Und damit schließt sich der Kreis zwischen den von Ihnen erwähnten Aspekten Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Ressourcen. Wir brauchen eine Konvergenz von Teillösungen. Wir haben ausgerechnet, dass wir die Verkehrsflächenproduktivität im städtischen Bereich etwa um den Faktor zehn erhöhen können, ohne die Engpassressource Straße zu erweitern. Mit Verkehrsflächenproduktivität meinen wir die Anzahl der Personen pro Zeiteinheit, die man über einen Quadratmeter Straßenfläche transportieren kann. Wir würden dazu die Straßen samt Fahrrad- und Gehwegen etwas anders aufteilen und den Privat-Pkw-Bereich stark reglementieren. Normalbürger dürften da nicht mehr durchfahren, würden das aber auch gar nicht wollen, weil sie durch einen Shuttlebetrieb alle Destinationen maximal bequem erreichen. Der ÖPNV wird attraktiver, wenn er auf den Hauptadern zu den Hauptzeiten vom Fahrplan- zum Hochfrequenzbetrieb umstellt. In den Bereichen mit weniger Nachfrage beginnt der On-Demand-Verkehr. Die Verkehrswende basiert also auf einer Individualisierung des ÖPNV. DS: Sie denken also in erster Linie an die großen Städte? GS: Nein, an alle, zumindest an alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Das sind in Deutschland 114
Next.e.GO Mobile SE > Hersteller von Elektrofahrzeugen > Übernahm im September 2020 den Betrieb der 2015 von Prof. Dr. Günther Schuh als Hersteller von Elektrofahrzeugen gegründeten e.GO Mobile AG > Rund 400 Mitarbeitende, die in agilen Teams an verschiedenen kostengünstigen und besonders langlebigen Elektrofahrzeugen für den Kurzstreckenverkehr arbeiten > Beheimatet auf dem RWTH Aachen Campus, auf dem das Unternehmen das einzigartige Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft mit 420 Technologieunternehmen und einer umfassenden Forschungsinfrastruktur nutzt > Entwickelt und produziert seit 2018 das Elektroauto e.GO Life auch im Industriegebiet AachenRothe Erde
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DAS PROBLEM? IDEOLOGIEN STEHEN ÜBER GANZHEITLICHEN KONZEPTEN Städte. Die genaue Ausgestaltung ist natürlich unterschiedlich. In Köln, Düsseldorf, Hamburg und so weiter können Sie im Innenstadtbereich quasi alles shutteln. Das gelingt in Bonn-Bad Godesberg nicht. Die mittleren und kleinen Städte haben eher das Problem der Anbindung an die Stadt. Wenn Sie die Massen von Menschen, die täglich von Warendorf nach Münster und wieder zurückfahren, von einem Ort zum anderen bringen wollen, ohne dass tausende Autos die Straße verstopfen, ist die Shuttleanbindung On Demand dafür die Lösung. Der ÖPNV wird attraktiver, wenn er auf den Hauptadern zu den Hauptzeiten vom Fahrplan- zum Hochfrequenzbetrieb umstellt DS: Welche Rollen spielen in Ihren Planungen Mobilitätshubs und Sharingkonzepte? GS: Die On-Demand-Konzeption braucht dringend die Mobilitätshubs an der Innenstadtgrenze, also Umsteigestationen in Form von Park-andRide-Parkplätzen. Ein offenes Carsharing hingegen erschwert die Lösung. Es ist nicht möglich, es profitabel zu betreiben, weil der Servicebetrieb zu
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teuer ist. Bei aller Euphorie im Zuge der Digitalisierung sind ein paar konstituierende Merkmale für ein erfolgreiches Geschäftsmodell dann doch zu beachten. Ein dedicated Carsharing, also wenn sich die Bewohner eines Mehrfamilienhauses oder eines Wohnquartiers einige E-Autos für den Kurzstreckenverkehr teilen, dann ist das deutlich wirtschaftlicher. Das gilt auch für lokal begrenzte Kurzzeitmiete von E-Fahrzeugen. DS: Warum ist der Kunde in Sachen Elektromobilität noch nicht da, wo Sie ihn haben wollen?
GS: Das liegt daran, dass die Kunden bei Autos die eierlegende Wollmilchsau suchen. Das Elektroauto kann erst ab 90 oder 100 kWh Batteriekapazität bezüglich Reichweite und Geschwindigkeit ungefähr das, was der Verbrenner auch kann. Da bin ich bei Kosten von 70.000 Euro aufwärts und Autos, die ökologisch nicht wirklich vorteilhaft sind, weil sie auf CO2-Basis die Ökobilanz eines guten Verbrenners gar nicht erreichen. Beim E-Auto muss ich im Durchschnitt nach 160.000 Kilometern die Batterie ersetzen, die den meisten CO2-Impact hat. Damit sind diese Autos in ihrem Hauptziel der CO2-Reduktion
gegenüber einem modernen Diesel im Nachteil. Alle anderen Elektromodelle haben Einschränkungen bei der Reichweite und ehrlich gesagt auch bei der Reisegeschwindigkeit. Wir müssen den Menschen nahebringen, dass sie in 90 Prozent aller Fälle mit den Eiern auskommen und nicht noch die Wolle und Milch brauchen
Diese Einschränkung wäre de facto für die allermeisten gar keine. Es gilt aber: Perception is the Game. Wir müssen den Menschen nahebringen, dass sie in 90 Prozent aller Fälle mit den Eiern auskommen und nicht noch die Wolle und Milch brauchen. Der Rest lässt sich durch ein wie auch immer geartetes Mobilitätspaket lösen, zum Beispiel durch ein Rahmenabo mit einem Autovermieter. Oder gleich ganz ohne Auto. Selbst ich als absoluter Autofreak muss ja zugeben: Für mittlere und längere Strecken ist das mit Abstand beste Verkehrsmittel die Bahn. Ich sage nicht, dass wir keine Autos mehr brauchen, aber im aktuellen Ressourcenverzehr sehe ich ein Problem. Deswegen sieht unser Konzept bei e.GO auch vor, dass unsere Autos 50 Jahre halten sollten.
DS: Glauben Sie die Corona-Krise bietet eine Chance auf Veränderung in die richtige Richtung? GS: Ja. Menschen wollen jetzt erst recht nach vorne und das auch aktiv angehen und das finde ich total ermutigend. Unsere wichtigsten Kunden sind die aus der Early Majority. Es gibt ja in der Marktentwicklung immer die First Mover, die immer die neuesten und innovativsten Sachen kaufen. Das sind die ganz wichtigen Leute, die Vordenker, die haben auch Geld, aber reißen den Rest leider nicht mit, weil sie nicht typische Peers für die Mehrheit sind. Das ändert sich erst im nächsten Schritt der Marktentwicklung bei der Early Majority. Und die Early Majority ist jetzt infiziert. Sie will sich nun differenzieren. DS: Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der Wasserstoff bei der Mobilität der Zukunft? GS: Der Wasserstoff ist vorerst weder grün noch günstig. Wir brauchen einen Technologiesprung und eine rationale statt einer ideologischen Evolutionsgeschichte. Wir müssten mit braunem Wasserstoff starten und dann über blauen und türkisen zum grünen Wasserstoff kommen. Teuer ist Wasserstoff deshalb, weil Sie 80 Prozent Energie investieren müssen, um 100 Prozent herauszubekommen. Diese Energie kann schlicht Solarenergie sein. Deswegen sind Saudi-Arabien und andere Öl exportierende Länder bzw. „Sonnenländer“ als Wasserstoffproduktionsländer ideal. Beim Transport des Wasserstoffs haben wir aber noch technische Probleme zu lösen. Schiffe und Tankwagen sind sehr ineffizient und in den Pipelines führt der Hochdruck zur Versprödung von Stahl und Schweißnähten. Solange wir nicht großindustriell an Wasserstoff kommen, ist der Antrieb für die Mobilität zu teuer. Ein Pkw mit reinem Wasserstoffantrieb ist
für absehbare Zeit, also die nächsten 20 Jahre, wirtschaftlich kaum sinnvoll. Die wenigen Serien-Wasserstoff-Pkw, die wir bisher auf den Straßen sehen, sind technologisch grandios. Sie kosten aber in der Herstellung deutlich mehr als die auch schon teuren Batterie-elektrischen Pkw. Bei Lkws und Bussen hingegen könnten wir bald einen Durchbruch erleben. Am vernünftigsten ist es aber, Batterieelektro- und Wasserstoffantrieb zu kombinieren. Unser batteriebetriebener People Mover hat als Reservekanister einen Brennstoffzellen-Range-Extender, der den Durchschnittsenergiebedarf deckt und die Batterie wieder auflädt. Damit habe ich auf einmal ein emissionsfrei fahrendes Fahrzeug mit praktisch unendlicher Reichweite.
munen umsetzen. Wenn wir die Kommunen davon überzeugen, dass wir alle zusammen als Partner mit konzertierten Aktionen und Moderatoren wie uns wirklich gute Lösungen konzipieren können. Ich bin der Meinung – und damit habe ich schon alle erschreckt, Herrn Laschet, Herrn Altmaier, sogar die Kanzlerin: Wir müssen uns endlich auch mal etwas Großes trauen und die Stadt der Zukunft bauen. Und selbst wenn wir sie nicht zu Ende bauen können: Es wäre jetzt extrem wichtig, die Vision einer ökologisch positiven Stadt zu entwickeln und sie auch bei uns in Deutschland umzusetzen.
Wir müssen uns endlich auch mal etwas Großes trauen und die Stadt der Zukunft bauen DS: Herr Prof. Schuh, auf dem RWTH Aachen Campus arbeiten Unternehmen, darunter auch wir, und die Wissenschaft seit Jahren eng zusammen, um Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Wir nehmen dabei unheimlich viel mit. Wie erleben Sie als Vertreter der Forschung das? GS: Ich erlebe eine grandiose Dynamik. Meine Idee des Campus war, eine Gemeinschaft aus Wissenschaft und Wirtschaft zu bilden, um die Relevanz unseres Tuns zu erhöhen. Das ist durch die Synergieeffekte auf unserem Campus gegeben. Wir schaffen dadurch Konvergenz für Lösungen. Die Risiken der Innovatoren werden reduziert und die Umsetzungsgeschwindigkeit erhöht. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, wie wir diesen Effekt auch für ganzheitliche Konzepte der Stadtentwicklung mit allen konstituierenden Elementen hinbekommen. So etwas wie auf dem RWTH Aachen Campus könnte man auch jeweils mit Kom-
Zur Person Prof. Dr. Günther Schuh hat den Blick stets nach vorne gerichtet. Der gebürtige Kölner sieht sich als Visionär und Verwirklicher von Innovationsprojekten – und wird diesem Anspruch immer wieder gerecht. Der RWTH Aachen University, an der er eine Professur am Lehrstuhl für Produktionssystematik innehat und die RWTH Aachen Campus GmbH initiierte, ist er seit dem eigenen Ingenieursstudium treu. Schuh ist Gründer und Vorsitzender des Verwaltungsrates des Elektroauto-Herstellers Next.e.GO Mobile SE in Aachen und Direktor am Werkzeugmaschinenlabor WZL sowie am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie. Von 2012 bis 2014 war er Geschäftsführer der von ihm mitgegründeten Streetscooter GmbH.
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THEMEN DIALOG Smart City, F. Hoffmann-La Roche und Kanton Basel-Stadt
SAVE THE DATE
21. Oktober 2021, Basel Auf der Suche nach zukunftsweisenden Konzepten für die Stadt von morgen verlagert sich der Fokus mehr und mehr auf die Entwicklung von Smart Cities. Unterschiedliche Akteure beschäftigen sich weltweit mit dem sinnvollen Einsatz smarter Technologien im urbanen Kontext und erarbeiten dafür Konzepte, um die Lebensqualität in unseren Städten zu steigern. Doch was gilt es bei der Entwicklung dieser Konzepte zu beachten? Bei dieser Station der Themenreise diskutieren wir über Smart-City-Themen, die Stadt und Gesellschaft prägen: technische Grundvoraussetzungen einer passenden Infrastruktur wie Low Power Network, 5G & 6G und die Vernetzung von Geräten und Anlagen. Wir sprechen über disruptive Geschäftsmodelle,
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die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Wir zeichnen Szenarien, wie sich ein Verhaltenswandel der Nutzer in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung herbeiführen lässt. Wir tauschen Erfahrungen aus über Strategien des Change-Managements, das diese Transformation zum Erfolg werden lässt. Und wir fragen uns: Wie können wir bei der Entwicklung zur Smart City die Technologien und Prozesse so gestalten, dass Ökonomie und Ökologie sich nachhaltig in Einklang bringen lassen?
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In den frühen Smart Cities des arabischen und asiatischen Raums versuchten sich Telekommunikationsunternehmen und Gerätehersteller im Alleingang und scheiterten. Heute wissen wir: Das Thema Smart City ist ein gemeinschaftliches.“ Dr. Iris Belle, Leading Consultant, Drees & Sommer
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Ich spreche schon länger über die Vorzüge und die damit verbundenen Eigenschaften der digitalen Welt. Das virtuelle Wahrnehmen von Stadträumen wird in Zukunft ein Teil unseres Lebens sein.“ Sergei Tchoban, Tchoban Voss Architekten
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Es liegen auf jeden Fall spannende Zeiten vor uns. Ich bin überzeugt: Vor allem die Menschen müssen wieder zueinanderfinden und wieder gemeinsam schaffen. Wenn jeder nur auf seinem Recht beharrt, kommen wir nicht voran, auch im Bau nicht. „Thinking out of the box“ sollte das Motto sein.“ Pirmin Jung, Geschäftsführer, PIRMIN JUNG Schweiz AG
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DIGITAL VERNETZT UND ZUKUNFTSFÄHIG Nachgefragt bei Benjamin Hirzel
DREES & SOMMER: Warum beschäftigt sich F. Hoffmann-La Roche als eines der führenden HealthcareUnternehmen mit Themen wie Smart Building & Smart Site?
BENJAMIN HIRZEL Head Digital Engineering & Technical Innovation, F. Hoffmann-La Roche AG
HIRZEL: Roche investiert über einen Zeitraum von circa acht Jahren mehr als vier Milliarden Schweizer Franken in die Modernisierung des Standorts Basel/Kaiseraugst, um am Hauptsitz auch zukünftig optimale Arbeitsbedingungen für die besten Forscher der Welt zu bieten. Diese großen Investitionsvolumen haben uns dazu veranlasst, im Jahr 2017 eine SmartBuilding-Strategie zu entwerfen, wie unsere neuen Gebäude digital vernetzt und zukunftsfähig betrieben werden können. DS: Welche Maßnahmen konnte Roche schon umsetzen? HIRZEL: Anfang 2021 werden am Standort die ersten beiden Smart Buildings eröffnet, die einen datenbasierten Betrieb mit Realtime-Informationen zur Auslastung unserer Flächen und dank der Integration einer IoT-Plattform verschiedene intelligente FM-Services ermöglichen. Parallel dazu launchen wir eine neue Mitarbeiter-App, die dank unterschiedlicher Use Cases wie Indoor Navigation, Colleague Finder, Room Booking etc. den Alltag
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unserer Mitarbeitenden vereinfachen wird. DS: Wie muss aus Ihrer Sicht ein zukunftsfähiges Areal im Rahmen einer Smart City aussehen? HIRZEL: Zentral für mich wird es sein, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und dank einer intelligenten Kombination von infrastrukturellen und technologischen Innovationen eine hohe Lebens- und Arbeitsqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch zu erzielen.
LEUCHTTÜRME FÜR DIE ZUKUNFT Smart Cities
Informationen zum Smart City Lab Basel LUKAS OTT Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt
DREES & SOMMER: Herr Ott, immer mehr Menschen leben in städtischen Gebieten. Welche Herausforderungen ergeben sich durch diese Expansion für Städte und Kommunen? OTT: Eine ganze Reihe an Herausforderungen, die sich auf die Umwelt, die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Qualität der politischen Regierungsführung auswirken. Der Klimawandel, der demografische Wandel und der Strukturwandel fordern uns auf, über neue Ansätze und innovative Ideen nachzudenken – und vor allem Menschen zu verbinden.
ermöglichen und eine ressourceneffiziente und nachhaltige Entwicklung zu fördern – mithilfe neuer Technologien und moderner Kommunikationsund Entscheidungswege. Wir können Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzen, sich stärker zu beteiligen und einbezogen zu fühlen. Wenn wir die Challenges unserer Zeit bewältigen wollen, brauchen wir intensivere kollaborative Beziehungen zwischen Unternehmen und Städten. Smart Cities haben das Potenzial, sich zu Innovationsräumen zu entwickeln und als Leuchttürme zu fungieren.
sei es in regionaler, nationaler oder internationaler Perspektive. Im Kanton Basel-Stadt haben wir gemeinsam mit F. Hoffmann-La Roche bereits tolle Erfahrungen gemacht. Mit denen würden wir uns gern einbringen – in einem internationalen Smart-City-Netzwerk.
DS: Wie kann das gelingen? DS: Welche Rolle spielen dabei Smart Cities? OTT: Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität zu sichern, Innovationen zu
OTT: Indem wir stärker über sektorielle Grenzen hinweg zusammenarbeiten und weitere Partnerschaften, Projekte und den Wissenstransfer etablieren –
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Nachgefragt
WAS SAGEN SIE EIGENTLICH ZUM THEMA …
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People, Process, Places − zur Ausgestaltung der drei Säulen der Themenreise in Zeiten des Wandels hat die Führung von Drees & Sommer klare Vorstellungen. Wir haben unseren Vorstand gebeten, eine Einschätzung zu je einer brennenden Frage zu geben.
…PEOPLE? IZABELA DANNER DREES & SOMMER VORSTANDSMITGLIED Wie nimmt ein Unternehmen seine Mitarbeiter mit in die Zukunft? Corona hat uns allen eine Lektion erteilt, wie schnell sich unsere Realität ändern kann und an welchen Entwicklungen wir nicht vorbeikommen. Ich mag in dem Kontext den Spruch: Man kann nicht den Wind ändern, aber die Segel anders setzen. Als Kapitän oder Kapitänin eines Schiffes
…PROCESS? STEFFEN SZEIDL DREES & SOMMER SPRECHER DES VORSTANDS
ist es wichtig, Mitreisenden Zuversicht und Sicherheit zu vermitteln und dabei ehrlich und authentisch zu bleiben. In einer komplexen und flexiblen Welt sind feste persönliche Werte wie Integrität und Vertrauen essenzielle Anker. Im Umgang mit Megatrends kommt es mehr denn je auf die emotionale Seite im Leadership an. Echtes Interesse an Menschen und ihren Bedürfnissen und eine inklusive, wertschätzende Unternehmenskultur sind ausschlaggebend für nachhaltigen Erfolg und Mitarbeiterengagement. Was es sonst braucht? Leidenschaft, Mut und gleichzeitig Demut – und Durchhaltevermögen. Wer sich auch von anfänglichen Widerständen oder Misserfolgen nicht entmutigen lässt und mit guten Inhalten überzeugt, spricht viele Menschen an.
…PLACES? DIERK MUTSCHLER DREES & SOMMER VORSTANDSMITGLIED
An welchen Prozess-Stellschrauben sollten Unternehmen drehen, um ihre Resilienz zu verbessern?
Warum sollten sich Unternehmen bei ihrer Strategie fürs CREM dem Thema Urban Mining widmen?
Da gebe es so manche; die Corona-Krise hat uns das erneut vor Augen geführt. Auf die konnte sich keiner vorbereiten, aber diejenigen, die in ihren Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessen flexibel aufgestellt waren, sind besser durch die Krise gekommen. Zentral ist eine saubere, langfristig ausgerichtete Planung. Niemand sollte sich auf Erfolgen ausruhen, sondern Gewinne in neue Ideen und Innovationen investieren. Großen Nachholbedarf gibt es beim Thema Aktives Datenmanagement. Auch bei der Energienutzung sollten Unternehmen kreativer werden – nicht nur, um ökologische Verantwortung zu übernehmen, sondern aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Rund die Hälfte der Wärme, die beispielsweise Industrieunternehmen erzeugen, verpufft derzeit ungenutzt. Dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gegeneinander antreten, war schon immer ein Widerspruch. Kurzum: Wer resilient gegen Krisen oder auch nur veränderte Marktbedingungen werden will, darf nicht akzeptieren, dass manche Prozesse eben so sind, wie sie sind – selbst wenn sie möglicherweise über Jahre oder Jahrzehnte hinweg nicht hinterfragt waren.
Dem Urban Mining gehört die Zukunft. Städte und Gebäude müssen angesichts schwindender Ressourcen zu Rohstofflagern werden – im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft, die nachhaltige Werte schafft. Das betrifft Bestandsimmobilien, bei denen Unternehmen sich fragen müssen, wie sie mit den verbauten Stoffen umgehen, aber vor allem neu entstehende Immobilien. Sie müssen von Anfang an so geplant sein, dass die Materialien nach Ende einer ersten Nutzungszeit ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können. Das setzt voraus, nicht nur effizient, sondern auch effektiv zu denken und zu handeln – die richtigen Rohstoffe wählen, Cradle-to-Cradle-Produkte verwenden, modular planen und bauen. Nur dann entstehen flexible Gebäude, die sich zurückbauen lassen und nicht nur einen positiven Fußabdruck hinterlassen, sondern dank industrieller Vorfertigung der Bauteile auch den Vorteil einer kürzeren Bauzeit haben. In Zeiten des Wandels können eigene Immobilien für Unternehmen ein Ballast sein. Wer hingegen die Prinzipien hinter Urban Mining beachtet, hält einen Trumpf in der Hinterhand.
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THEMEN DIALOG Aufbruch zur nachhaltigen Transformation, hammerbrooklyn
SAVE THE DATE
18. November 2021, Hamburg Zum Abschluss der Themenreise 2021 greifen wir im hammerbrooklyn das Motto „Aufbruch zur nachhaltigen Transformation – Wie entwickelt sich der Markt von morgen?“ auf. Wir möchten die Lessons learned des Jahres diskutieren – und dies an einem Ort mitten in Hamburg, an dem die Stadtgesellschaft, Unternehmen aller Branchen und andere kluge Köpfe aus der ganzen Welt zusammen experimentieren, lernen und Innovationen umsetzen. Die Fragen, die wir uns stellen, lauten unter anderem: Wie nutzen wir den digitalen Wandel, um die Zukunft von Stadt, Wirtschaft und Gesellschaft für die Menschen positiv zu gestalten? Wie schaffen wir eine nachhaltige, enkelfähige Zukunft? Und was unter-
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scheidet uns von anderen Playern im Markt, wie behalten wir unseren USP, um für die kommenden Jahre richtig aufgestellt zu sein? Am Vorabend des Abschlussforums haben Sie die Möglichkeit, die Baustelle Überseequartier mit Phoenix Contact zu begehen. Wir freuen uns auf anregende Diskussionen und zukunftsweisende Denkansätze in 2021.
Interesse an einer Teilnahme? Hier geht’s zur Anmeldung und zu den neuesten Informationen.
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In Deutschland versucht man noch immer, das gleiche technologische Problem an 17 verschiedenen Stellen zu lösen. Das ist nicht der richtige Weg. Es braucht mehr crossindustrielle Kooperationen und weniger Konkurrenz.“ Christoph Bornschein, CEO und Gründer, TLGG Consulting
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Ich würde gerne sehen, dass jedes etablierte Unternehmen neben dem Stammgeschäft mindestens einen gleichrangigen ernsthaften Ansatz für Neugeschäft hat. Also im Sinne der Zukunftssicherung mindestens zwei ‚Geschäftsarme‘ hat, den bewährten und einen neuen.“ Prof. Dr. Heinrich Arnold, Chairman, Investor, Independent Board Member
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WIE AUS DER ZEIT GEFALLEN Die nächste Phase der Digitalisierung
umgegangen wird! Und wie einfach es oft ist, mit dem heutigen Stand der Technologien das alltägliche Monkey Business zu automatisieren! Intelligent zu automatisieren mit den Beschäftigten zusammen ist leicht, wenn man die Sache versteht.
„Ich sage Ihnen eins, Herr Fischer: was wir hier tagtäglich für einen Aufwand in der Planung betreiben! Seit 15 Jahren knallt’s hier regelmäßig und es wird eher schlimmer. Diese ganzen Varianten brechen uns noch das Genick!“ Hilferufe wie diesen eines Planungsleiters bei einem mittelständischen Unternehmen erreichen uns immer häufiger. Auch nach so vielen Jahren der Digitalisierung. Mit einer Mischung aus Neugier und Demut vor der menschlichen Leistung sind wir dann konfrontiert mit einer Gegenwart, die aus der Zeit gefallen wirkt. Wie verschwenderisch mit der Ressource menschlicher Arbeitszeit
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Wir treten in die produktive Phase der Digitalisierung ein, in der Prozesse entlang der Wertschöpfungskette – in der Verwaltung, wie auf dem Shopfloor – durchgängig datenbasierter, transparenter und effizienter werden können. Die Komplexität wird beherrschbar. Wir stehen vor der nächsten Stufe der Transformation, auf der digitale Prozesse und eine gut justierte KI mehr Kundennähe schaffen und mehr Freiraum geben für die kreative Entwicklung der Beschäftigten. Und damit für erfolgreiche neue Geschäftsmodelle. Wer das Thema gerade jetzt in dieser Krisenzeit richtig angeht, setzt Effizienzpotenziale frei und kann sich zugleich auf Innovationen konzentrieren – für die Zeit nach Corona.
UNTERNEHMERKRAFT BRAUCHT (T)RAUM Das Morgen einladen, um das Heute zu meistern
Wachstum und Weiterentwicklung sind das Ergebnis einer bewussten Gestaltung der Zukunft. Transformation ist die logische Konsequenz. Diesen schöpferischen Prozess in der eigenen Erfolgs-DNA fest zu verankern und danach zu handeln, ist Ausdruck lebendiger Unternehmerkraft. Es gilt, das Morgen einzuladen, um das Heute zu meistern.
Ein Gast bleibt gerne, wenn er willkommen ist, wenn er sich wohlfühlt. Nicht anders verhält es sich mit unserer Zukunft. Kreativität lässt sich nicht per Management-Beschluss verordnen oder auf Knopfdruck aus der digitalen Unendlichkeit hervorholen. Zukunftsgestaltung ist das Ergebnis komplexer geistiger Leistungen, in denen Menschen ihre Kreativität zielgerichtet freisetzen und dann gemeinsam alles dafür tun, die neuen Ideen Realität werden zu lassen.
Menschen zusammenkommen, sich austauschen, Wissen teilen, aber auch die Möglichkeit haben, in einer vertrauensvollen Atmosphäre kollaborativ miteinander zu träumen. Mutig und konsequent. Unternehmerkraft ist Lust auf Zukunft. Es ist eine unternehmerische Aufgabe, geeignete Orte für Wachstum und Weiterentwicklung zu schaffen. Kraftwerke für ein innovatives, nachhaltiges Morgen: Places for Future. Ein erfolgreicher (T)Raum.
Unternehmerkraft ist eine eingetragene Marke der Unternehmerkraft Group.
Schöpferische Arbeit braucht Freiraum. Geeignete Plätze und Orte, an denen
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Kollektiv zu denken und zu handeln ist gerade in unseren turbulenten und von Umbrüchen geprägten Zeiten eine Grundvoraussetzung für eine konstruktive und gleichzeitig positive Zukunftsgestaltung. Die Ära des singulären Handelns ist vorüber. Voneinander lernen, füreinander einstehen, und miteinander gestalten, das Ganze innerhalb interdisziplinärer Netzwerke – das steht hoch im Kurs. Denn Einzelkämpfer sterben langsam, aber sicher. Wir, der Kreis der Initiatoren und Sponsoren der Themenreise 2021, bieten Ihnen deshalb ein einzigartiges Angebot. Wählen Sie aus einem umfassenden Menü Ihre brennendsten Themen und Fragen aus. Wir diskutieren und
Ganz gleich ob dabei das Transformieren, das Dekarbonisieren, das Reorganisieren, das Entwickeln, das Planen, das Bauen, das Produzieren und Betreiben oder das Arbeiten und Verwalten bei Ihnen im Fokus stehen soll, das Themenspektrum unseres Netzwerkes bietet Ihnen wertvolle Einblicke in die Zukunftswerkstätten führender Unternehmen und Institutionen.
AUSZUG VON THEMEN UNSERES NETZWERKES: > Mission to Zero > Empowering the All Electric Society > Smart City Solutions > Customized Smart Buildings > Future Logistic Solutions > Sustainable ICT Solutions > Von der Wiege zur Wiege (C2C als die einzig wahre Kreislaufwirtschaft)
ZUSAMMENKUNFT IST EIN ANFANG. ZUSAMMENHALT IST EIN FORTSCHRITT. ZUSAMMENARBEIT IST EIN ERFOLG. Henry Ford
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