Designerporträts
Fachklasse für Grafik Basel
Priscilla Hänggi
Begleitung: Nicholas Mühlberg
«Elektronische Geräte ersetzen weder Augen, Hände noch Herz.»
Wolfgang Weingart geboren 1941 im Salemerta, ist ein deutscher Grafiker und Typograf. Er wird dem Stil der Schweizer Typografie zugeordnet. Weingart kam an der Merz-Akademie das erste mal mit dem Schriftsetzen in Berührung. Es folgte eine Lehre als Schriftsetzer in der Stuttgarter Druckerei Ruwe, deren Hausgrafiker ihn mit der Schweizer Typografie vertraut machte. Schon seine Lehrstücke zeigten Merkmale der Schweizer Typografie: der unbedruckte Raum, der mitgestaltet wird, der Bezug der Elemente zueinander sowie die klare, asymmetrische Gliederung und formale Reduktion. Zur wichtigen Inspirationsquelle wurde auch die Grafik der «expressiven» Moderne eines El Lissitzky oder Kurt Schwitters. Darauf hin bildete er sich an der Kunstgewerbeschule Basel bei Emil Ruder und Armin Hofmann weiter. Hier erlernte er die gestalterischen Grundlagen, experimentierte mit dem Buchstaben M und setzte autodidaktisch Kompositionen aus manipulierten Buchstaben sowie Blei– und Messinglinien im Hochdruck um. 1969 publizierte er sein typografisches Manifest in Form einer expressiven Blattserie, worin er den modernen Mythos der optimalen Lesbarkeit in Frage stellte. Mitte der 1970er-Jahre waren für ihn die Möglichkeiten des Hochdrucks ausgereizt. Er begann, Bild und Schrift mittels transparenter Lithofilme zu überlagern und nahm damit das digitale Sampling des postmodernen New Wave vorweg. Seit 1968 vermittelte Weingart sein typografisches Wissen an der Weiterbildungsklasse für Grafik der Schule für Gestaltung Basel, wo er 1984 den ersten AppleMacintosh-Computer einführte und die Verbindung analoger und digitaler Techniken förderte. Sein Unterricht wie auch seine weltweit gehaltenen Vorträge und Workshops prägten mehrere Generationen von Gestalter/innen. Weingart war von 1978 bis 1999 Mitglied der Alliance Graphique Internationale und wurde für sein Lebenswerk mehrfach international ausgezeichnet. 2011 schenkte Weingart einen Teil seines Archivs dem Museum für Gestaltung Zürich, das ihm ein Forschungsprojekt und 2014 die erste Einzelausstellung in der Schweiz widmete.
Weingarts spezielle Laufbahn umfasst viele verschiedene Techniken und Umsetzungen. Seine Arbeiten sind sehr divers über die Jahre. Seine Interesse daran, Buchstaben so zu deformieren und in Plakaten einzusetzen, dass sie nur noch schwer erkennbar sind, finde ich persönlich sehr ansprechend. Auch der Einsatz vieler schwarzen Flächen und Raster im Umgang mit Filmschichtung ist sehr spannend anzusehen. Enorm interessant finde ich die typografischen Prozessplakate der 1970er, da sie reichhaltig zeigen, wie man mit Schriften und Buchstaben umgehen kann.
Priscilla HänggiZeichnungsdetail
Der Bergort Binn Wallis (CH)
Linienbilder
Komponiert mit Mobilteil
Regeln unterschiedlichen
Längen und Breiten
«Was nützt es, lesbar zu sein, wenn dich nichts dazu inspiriert, darauf zu achten?»
1941 Wolfgang Weingart wurde im Salemertal geboren.
April 1958 Weingart beginnt an der Merz-Akademie in Stuttgart eine zweijährige Ausbildung im Bereich der angewandten Grafik und Kunst.
1960-1963 Weingart absolviert seine Ausbildung zum Schriftsetzer in einer kleinen Druckerei in Stuttgart.
1963 Weingart stellt Arbeiten zusammen, um sie den Gründern der Kunstgewerbeschule Basel, Emil Ruder und Armin Hofmann, vorzustellen, und sich als Schüler zu bewerben. Armin Hofmann bietet dem 22-jährigen Schriftsetzer stattdessen an, in seiner Schule als Lehrer Typografie zu unterrichten.
1964 Umzug nach Basel. Weingart hospitiert in unregelmäßigen Abständen an der Schule, wo er von Emil Ruder und Armin Hofmann unterrichtet wird und fängt vier Jahre später an, Typografie zu lehren.
1978-1999 Mitglied der Alliance Graphique Internationale (AGI) und mehrfache internationale Auszeichnungen für sein Lebenswerk.
Mai 2005 Verleihung des Ehrendoktors der bildenden Kunst des Massachusetts College of Art in Boston.
2011 Weingart schenkt einen Teil seines Archivs an das Museum für Gestaltung Zürich.
2013 Verleihung der AIGA–Medaille.
2014 Weingarts Arbeiten werden vom Bundesamt für Kultur in Bern mit dem Schweizer Grand Prix Design ausgezeichnet.
Mögliche Ausdrücke basierend auf einem Rastersystem von Michael Sohn
1965
M-Zeichenbilder
1967
M-Zeichenbilder und Handzeichnungen
1973-1975
Filmcollagen
Zusammengestellt aus gesammelten reise-und Familienbildern
«Wer Helvetica benutzt, weiss nichts über Schriften.»
1983/84
Filmschichtung
Weltformat Poster für Walker Art Center in Minneapolis
1983/84
Detail der Filmschichten das Plakat des 20. Jahrhunderts
1973 -1975
Filmcollagen
Zusammengebaut mit schwarzen Ausschnitten und Reiseerinnerungen
1970er
Typografischer Prozess, Nr. 3
Typografische Zeichen
1962
Holzschnitte
Buchstaben aus seinem
ersten Buchexperiment
«Typografie ist an sich höllisch langweilig. Was es spannend macht ist,wie Sie es interpretieren.»
«Typografie ist für mich eine dreiecks Beziehung zwischen Designidee, typografischen Elementen und Drucktechnik.»
1984
Ausstellungsplakat
Das Schweizer Plakat
Gewerbemuseum Basel
1975
Plakat für die Sonderschau Schmuck 1976
Mustermesse Basel
1980/81
Filmüberlagerung
Plakat für internationale Lehrmittelmesse
Mustermesse Basel
Quellen
https://twitter.com/weloveoffset/status
https://www.pinterest.cl/pin
https://www.schweizerkulturpreise.ch
https://www.moma.org/artists/6289
https://www.domusweb.it
https://collections.artsmia.org
https://www.behance.net
https://www.eguide.ch
https://de.wikipedia.org
Buch: Weingart, Wege zur Typographie
Ein Rüchblick in zehn Teilen
Lars Müller Publishers, 2000