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www.eco-life.info

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ecolife

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CHF 6.50

Das Schweizer Magazin  für Nachhaltigkeit

bewusst schön leben

Gelassen brutzeln Grilltipps, die schon beim Lesen gut riechen

Entspannt schlafen Auf einmal sind Jugendherbergen ein cooles Ereignis

Rudernd meditieren Von der Schönheit, übers Wasser fliegen zu können

Die Natur ruft

Aussergewöhnliche Outdoor-Erlebnisse für diesen Sommer


Die Natur weiss, was gut ist. Deshalb produziert sie für uns täglich schmackhafte Produkte wie BioOlivenöl. Dies ist nur eines von über 1000 Migros Bio-Produkten. Infos auf www.migros.ch/bio


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3  /  1 0 ECOLIFE EDITORIAL

Wo das gute Gefühl wohnt

Es hatte erst gerade geregnet und ich spazierte durch den Wald, atmete die frische Luft, freute mich über das satte Grün links und rechts des Weges und stellte mit einem leisen, zufriedenen Seufzer fest: Ja, hier draussen ist das gute Gefühl zu Hause. Später sass ich auf dem Mountainbike, fuhr zuerst um den See, legte dann einen kleinen Gang ein und wuchtete mich das Natursträsschen hoch auf den Hügel. Von dort führt ein schma-­ ler Weg – ein richtig teuflisch guter Singletrail! – ins Tal und als ich mich dort hinunterstürzte, entfuhr mir ein Juchzer und ich stellte fest: Vielleicht wohnt das gute Gefühl ja auch hier. Oder ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich mit einem Bergführer zusammen über den Mittellegigrat auf den Eiger kletterte. Am Tag zuvor hatte es geschneit, wir waren die ersten auf der Route, die Verhältnisse waren alles andere als optimal und wir brauchten viel länger als üblich für die Tour. Auf diesem Grat, hoch über dem Abgrund, pumpte mir das Adrenalin in den Adern und ich stellte fest: Gute Gefühle, mein Lieber, sind das nicht. Aber glücklich macht es einen trotzdem. Wenigstens hinterher. Warum verspüren wir eine so tiefe Sehnsucht nach der Natur? Wahrscheinlich, weil sie uns Erlebnisse ermöglicht, die keine Software dieser Welt aufs iPad laden kann. Weil sie unser hek­ tisches Leben entschleunigt. Weil sie unseren Kopf besser durchzulüften vermag als jede Therapie. Weil sie uns wortwörtlich erdet. Deshalb lesen Sie in dieser Ausgabe von ecoLife über aussergewöhnliche Naturerlebnisse für diesen Sommer. Über solche im Wasser, auf dem Kuhrücken, auf dem Mountainbike, in einer Biosphäre oder – etwas verblüffend: in einem Tropenhaus, das mitten in der Bergwelt steht. Wir wünschen Ihnen einen naturnahen Sommer.

Reto Wüthrich, Chefredaktor ecoLife


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ecoThemen FOKUS OUTDOOR

LEBEN

8 Gutes Geschäft mit der Natur Transa verkauft mit Herzblut alles, was wir brauchen, um draussen unterwegs zu sein. Der Outdoorhändler ist sich darum auch seiner Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit bewusst.

18 Grillgut, alles gut Welche Stücke machen sich auf dem Grill besonders gut? Welcher Grill passt? Tipps für eine gelungene und entspannte Grillparty.

12 Ich nehm dann mal das Mountainbike Den Pilgerweg nehmen die meisten Menschen unter die Füsse. Unser Autor hat das Mountainbike genommen und fand herrliche Trails. 14 Auf Kuh Irma ins Glück Auf dem Biobauernhof Bolderhof gibt es Kühe, die einen auf eine Wanderung begleiten. ecoLife ist aufgesessen und mitgeritten. 16 Übers Wasser meditieren Rudern ist wie Meditieren. Nur komplizierter. Auf jeden Fall für Anfängerinnen wie unsere Autorin.

22 Durstlöscher für die Grillparty Wer grilliert, hat früher oder später Durst. ecoLife empfiehlt ein paar feine Tropfen. 24 Gute Nacht in der Jugendherberge Einst hatten Jugendherbergen ein eher muffiges Image. Heute sehen die Häuser cool aus und gelten als Pioniere für umweltfreundlichen Tourismus. WIRTSCHAFT 27 Ein Label des Vertrauens Weleda-Chef Moritz Aebersold erklärt, weshalb es noch ein Label für Naturkosmetik gibt. Und weshalb wir ihm vertrauen dürfen.


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18 Grillieren: Mit dem richtigen Grill, dem passenden «Zunder», den leckeren Zutaten und ein paar Tipps vom Profi wird das Grillfest zum Sommerhöhepunkt. 24 Schlafen: Wer vor Jahrzehnten in einer Jugendherberge abstieg und es heute wieder tut, reibt sich verwundert die Augen: Das ist ja alles ganz anders! 27 Salben: Moritz Aebersold ist Chef von Weleda. Ihm liegt nicht nur das eigene Naturkosmetikunternehmen am Herzen, sondern er setzt sich auch für ein international anerkanntes Label ein, dem die Menschen vertrauen können.

24 30 Der Marktplatz für gute Dinge Auf der Internetplattform faircustomer.ch bieten rund 100 Shops über 2200 Produkte an. Eine Erfolgsgeschichte, die noch ganz frisch ist. 32 Ein gesundes Team Nur gesunde Mitarbeitende sind gute Mitarbei­ tende. Findet Nathalie Bourquenoud. Die Personalchefin von PostFinance erhielt dafür einen Preis.

41 Kommet, ihr Hirten! Nelly Lienhart und Franziska Berchtold stiegen auf die Alp, um Schafhirten zu helfen. Überglücklich kehrten sie danach wieder heim.

SERVICE 3 Editorial Wo das gute Gefühl wohnt

UMWELT 36 Wandern in der Biosphäre Wir schreiben offiziell das Jahr der Biodiversität. Ein guter Grund, die Biosphäre Entlebuch zu besuchen. 38 Tropen im Berner Oberland Mitten in der Bergwelt des Berner Oberlandes steht ein Tropenhaus. Wie kommt das?

8 ecoTicker Kurzfutter für ein gutes Leben 46 Persönlich Thomas Widmer, Jamie Oliver des Wanderns 45 Vorschau und Impressum


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200 000 000 Mal Bioschoggi

Es ist Gold, das glänzt Wer im Goldschmiedeatelier des Berners Jörg Eggimann Schmuck einkauft, wird darüber informiert, aus welchen Quellen der Schmuck stammt. Ein Zertifikat gibt Auskunft über Herkunft und angewandte Abbautechniken. Ihm ist es wichtig, dass seine edlen Rohstoffe wie Edelsteine, Gold oder Silber nicht unter Einsatz von Quecksilber und Zyanid gewonnen werden und die «Mine­ ros» fair entlöhnt werden. Für sein Engagement und sein Projekt «Fair­trade Schmuck» wurde Eggimann jüngst mit dem Swiss Ethics Award ausgezeichnet. Der Preis steht für Projekte, die in der Wirtschaft neue ethische Massstäbe setzen. www.eggimann-goldschmied.ch,

Das junge Start-up-Unterneh­ men mySwissChocolate von Sven Beichler und Christian Philippi hat einen leckeren Online-Service für individuelle Schokoladenkreation gestartet. Auf der Internetseite lassen sich aus derzeit 9 Schweizer Couverturen und 116 verschiedenen Zutaten über 200 Millionen verschiedene Schoggikombinationen austüfteln. Jede Tafel wird von Hand mit Schweizer Milch und Biozutaten in einer Schweizer Manufaktur hergestellt. www.myswisschocolate.ch

ecoTicker

Guter Honig Honig zählt zu den ersten Produkten, die nach den Richtlinien des fairen Handels im Weltsüden hergestellt und in den Norden exportiert wurden. Dass Fair-Trade-Honig neu in Bioqualität erhältlich ist, ist auf den sorgsamen Umgang der Bauern mit der Natur zurückzuführen. Damit der Honig biozertifiziert wird, dürfen im Flugradius der Bienen keine landwirtschaftlichen Intensivkulturen liegen. Zudem erhalten die Bienen im Bedarfsfall Biohonig anstelle von Zuckerwasser und werden bei Krankheit mit ökologischen Produkten behandelt. Claro bietet derzeit drei köstliche Honige aus solcher Produktion auf der Basis von Orangen- und Wildblüten. www.claro.ch

«So einfach» ist Energiesparen Wussten Sie, dass Sie bis zu 3 Prozent Treibstoff einsparen können, wenn Sie die Reifen Ihres Autos 0,5 Bar über den vom Hersteller empfohlenen Reifen­druck aufpumpen? Und damit gleichzeitig das Fahrver­halten des Fahrzeugs ver­bes­sern und das Risiko des Reifenplatzens vermindern? Wussten Sie, dass Sie Ihren Wasser- und Energieverbrauch mit einem Spar-Duschkopf um bis zu 50 Prozent reduzieren können? Mit der neuen Energiesparkampagne zeigt Energie Schweiz ,wie man auf praktische Weise den Strom-, Treibstoff- oder Brennstoffverbrauch reduzieren und so viel Geld sparen kann. www.so-einfach.ch

Das Programm für Energieeffiz

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«Es gibt ganz klar einen Nachhaltigkeitsboom» Die Menschen verspüren eine Sehnsucht nach Natur wie nie zuvor. Davon profitiert die Outdoor-Branche. Transa mischt in diesem Geschäft gross mit. Das Unternehmen verkauft Ausrüstung, die das Leben draussen bequemer macht. Und kommt dabei täglich mit Fragen der Nachhaltigkeit in Berührung. Wie Transa damit umgeht, erklärt Geschäftsleiter Philipp Schnell im ecoLife-Interview. Interview Reto Wüthrich, Bilder Fabrikstudios


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ecoLife: Wo haben Sie zuletzt die pure Natur erlebt? Philipp Schnell: Beim Transa-Winterfestival am Glaubenberg. Schneeschuhlaufen, Iglubauen und den Vortrag von Bärenforscher David Bittner unter freiem Himmel und im Schnee geniessen, das war super. Auf die Übernachtung im Iglu habe ich allerdings verzichtet, weil meine hochschwangere Frau und der eineinhalbjährige Sohn mit dabei waren. Erlebten Sie dort eine absolut intakte Natur? Auch der Glaubenberg ist ein durch den sanften Tourismus beeinflusstes Gebiet. Aber es wird vor Ort sehr viel Wert auf einen nachhaltigen Umgang mit der Natur gelegt. Dieses Engagement war mitunter ein Grund, weshalb wir den Ort ausgewählt haben. Der Anlass stand unter dem Motto «Respektiere deine Grenzen». Zudem gehört es zum internen Anforderungskatalog an Transa-Kundenanlässe, dass die Örtlichkeiten mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sein müssen – dies war im Fall Glaubenberg gegeben. Weshalb engagiert sich Transa besonders stark für Nachhaltigkeit? Da gibt es keinen spezifischen Auslöser. Der vernünftige und nachhaltige Umgang auf Reisen und vor allem auch in der Natur sind quasi in der DNA von Transa. Transa setzte sich schon für Nachhaltigkeitsziele ein, als noch kein Mensch davon sprach. Bei uns stehen Aktivitäten in der Natur und das Reisen im Vordergrund. Es ist deshalb naheliegend, dass wir uns um einen nachhaltigen Umgang kümmern. Das Gleiche gilt übrigens auch für den sozialen Aspekt, der oft vergessen geht. Nur motivierte und kompetente Mit­arbei­ten­ de können auf Dauer die Begeisterung fürs Reisen und für Outdooraktivitäten an die Kundinnen und Kunden weiter­ vermit­teln. Was treibt Sie an? Vielen Mitarbeitenden von Transa geht es wohl wie mir: Man bewegt sich oft in der

Natur oder sieht und erlebt viel auf Reisen rund um die Welt. Und das tut man natürlich vor allem auch wegen der Schönheit der Natur und der vielfältigen sozialen Kontakte – egal ob vor der Haustür oder irgendwo auf dieser Welt. Und so ist es naheliegend, behutsam mit solchen Themen umzugehen. Diese Einstellung spüren wir auch bei unseren Kundinnen und Kunden – in den letzten Jahren vermehrt. Für mich persönlich hat der intensivere Kontakt mit der Natur und die Sensibilisierung in der Pfadi begonnen. Und jetzt, mit zwei ganz kleinen Kindern, spielt natürlich auch der Gedanke eine Rolle, wie wir diese Welt unseren Nachkommen zurücklassen. Ziel von Transa ist es, die Geschäftstätigkeit «klimabewusst» zu gestalten. Ein hübsches Wort – aber was steht dahinter? 2009 haben wir für uns verschiedene konkrete Themenschwerpunkte definiert. Der Klimaschutz war darin noch kein Schwerpunktthema, weil wir uns zuerst gezielt mit unserem Kerngeschäft beschäftigen wollten. Ziel bis 2011 ist es, unsere Logistik-Lösung zu optimieren. Erst dann machen unsere heutigen Kompensationsmassnahmen richtig Sinn. Welche sind das? Wir kompensieren im Moment unsere unvermeidbaren Geschäftsflüge über my­ cli­mate und wickeln unseren Webshop über das «pro clima»-Angebot der Post ab, von der wir übrigens kürzlich als 100. Kundin gewürdigt worden sind. Wir engagieren uns zudem immer wieder in verschiedenen Projekten in der Schweiz – zuletzt zum Beispiel beim climatetrail oder dem Gletscherlehrpfad Silvretta. Sie setzen auch bewusst auf öffentlichen Verkehr und Langsamverkehr. Heisst das, dass Ihre Mitarbeitenden wandernd zur Arbeit kommen? (lacht) In der Tat kommen einige zu Fuss zur Arbeit – allerdings würden die das wohl eher als Spaziergang denn als Wan-


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derung bezeichnen. In Sachen Mobilität sind wir tatsächlich schon sehr weit. Die letzte Umfrage unter den Mitarbeitenden Anfang dieses Jahres hat ergeben, dass 94 Prozent von ihnen mit dem Velo oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Wir machen es ihnen allerdings sehr einfach: Wir haben an allen Standorten bewusst Innenstadtlagen gewählt, die mit dem ÖV gut erreichbar sind. Mitarbeiterparkplätze gibt es keine, dafür für alle Mitarbeiter ein Halbtax-Abo. Wie siehts denn auf Kundenseite aus? Naturverbundenheit in Ehren – aber die meisten würden das eben eingekaufte Zelt der Bequemlichkeit zuliebe doch sicher gerne gleich vor dem Laden in den Kofferraum des Autos laden. Wir begegnen dem so, dass wir keine oder nur einzelne Kundenparkplätze anbieten und immer darauf hinweisen, wie wir mit dem ÖV zu erreichen sind. Der Sensibilisierungsaspekt scheint uns wichtig. Wir versuchen solche Themen auch immer wieder in die internen Verkaufsschulungen zu integrieren. Das Transa-Sortiment umfasst rund 15 000 Artikel, davon sind etwa 11 500 Artikel genäht. Sie stellen die Produkte aus einem Angebot von über 200 Markenlieferanten zusammen. Mal ganz pauschal formuliert: Wie fair ist Ihr Sortiment heute? So pauschal ist das eine ganz schwierige Frage, die wir nicht mit abschliessender Sicherheit beantworten können – da muss man ehrlich sein. Aber genau da setzen wir im Moment an: Transparenz ist uns ein grosses Anliegen und darum ist dieses Thema bei uns topaktuell. Wir arbeiten in dieser Thematik zum einen sehr eng mit der Fair Wear Foundation zusammen und werden in Zukunft noch aktiver auf unsere Markenlieferanten zugehen. Stossen Sie da auf Skepsis? Nein, es gibt ganz klar einen Nachhaltigkeitsboom. Gerade unser Outdoormarkt ist sehr sensibel, was die Nachhaltigkeit

Philipp Schnell ...

angeht. Die Lieferanten sind Produzenten von Ausrüstung für Aktivitäten, die draussen stattfinden. Somit sind sie zwangsläufig am nachhaltigen Umgang mit der Natur und den Ressourcen interessiert. Die Kunden sind naturnah in ihren Aktivitäten und Reisen in ferne Länder und somit interessiert an ökologischen und sozialen Themen. Zudem wird von uns als Fachhändler mit den Schwerpunkten Know-how und Beratung auch mehr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit erwartet. Da wir kein Discountanbieter sind, sprechen wir eher eine entsprechend sensibilisierte Kundschaft an. In Sachen Nachhaltigkeit stehe ich als Konsument auch vor der Frage: neu kaufen oder reparieren? Was empfehlen Sie? Eine Reparatur ist ökologisch immer nachhaltiger als ein Neukauf, auch wenn das kurzfristig gesehen für uns ökonomisch weniger interessant ist. Unsere ökonomische Nachhaltigkeit zielt aber auf den zufriedenen, langjährigen Kunden ab. Im Verkauf empfehlen wir auf jeden Fall immer qualitativ hochstehende Produkte. Diese versprechen eine lange Lebensdauer, was besser ist als ein billiges, schlechtes Produkt, das nach einem oder zwei Jahren im Abfall landet. Können Sie ein Beispiel nennen? Klar. Es gibt auf dem Markt etwa Familienzelte, die weniger als 200 Franken kosten. Diese können die Erwartungshaltung in Sachen Wetterschutz und Robustheit

... ist seit 2008 Geschäftsleiter der Transa Backpacking AG. Davor war er Director International Sales & Marketing bei Völkl und Promotion Manager beim Konzertveranstalter Good News. Die Basis legte Schnell mit dem BWL-Studium an der Universi-­ tät Zürich. Seine berufliche Laufbahn unterbrach er immer wieder durch längere Reisen. So unternahm er 1998/99 eine Backpacking-Weltreise, war 2006 in Süd- und Mittelamerika unterwegs und vor einigen Monaten für ein Trekkingabenteuer in Patagonien.

aber kaum erfüllen und sie lassen sich auch nicht mehr reparieren. Für gute Markenzelte bieten wir einen professionellen Nähservice oder auch den Ersatz von Zeltstangen – auch viele Jahre nach dem Kauf des Produkts. Ein solches Zelt kostet klar mehr als die erwähnten 200 Franken – aber es wird dafür für viele Jahre gute Dienste leisten und Freude bereiten. Welches wird Ihr nächster Outdoorausflug sein? Ich bin seit wenigen Tagen Vater meines zweiten Kindes. Das heisst, mein nächster Outdoorausflug wird wohl spät nachts ein Spaziergang mit dem Wickeltuch entlang der Limmat sein (lacht). Oder dann vielleicht der erste Bikeausflug im Sommer mit meinem dann Zweijährigen. Also alles ziemlich ökologisch ... www.transa.ch


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«Ich bin dann mal weg ...» – wenn es doch so einfach wäre! Für die Mehrheit der arbeitstätigen Bevölkerung liegt es weder zeitlich noch finanziell drin, sich zwei bis drei Monate Zeit zu nehmen, um den Pilgerweg nach Santiago de Compostela unter die Füsse zu nehmen. Es erstaunt deshalb nicht, dass man auf dem Pilgerweg vornehmlich Studenten und Pensionäre antrifft. Das Tourenfahrrad ist zwar eine beliebte Alternative, doch auf den teilweise viel befahrenen Asphaltstrassen mutiert die Pilgerfahrt schnell einmal zum Himmelfahrtskommando. Das Mountainbike bietet sich hier als eine ideale Alternative an, denn die grobstolligen Reifen und die Federung an Vorder- und Hinterrad erlauben es, dass man der historischen Route folgt. Eine

Ich nehm dann mal das Mountainbike Heuer ist ein heiliges Jakobsjahr. Gegen 200 000 Pilger werden in Santiago de Compostela erwartet – mehr denn je. Neuerdings haben auch Mountainbiker den Reiz der Pilgerschaft für sich entdeckt. Text und Bilder Jürg Buschor


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gute Grundkondition vorausgesetzt, erreicht man das Ziel Santiago de Compostela in rund drei Wochen. Selbst dann, wenn man sich den einen oder anderen Ruhetag gönnt, um die zahlreichen historischen Bauten und attraktiven Städte entlang der Strecke zu besichtigen.   Zu sehen gibt es nämlich viel. Der Jakobsweg erscheint jedoch auch dann attraktiv, wenn man die Pilgerschaft nicht aus kulturhistorischem Interesse oder religiösen Gründen antritt. Auf einigen der rund 14 Tagesetappen warten erstklassige schmale Wege, die auch ambitionierten Mountainbikern viel Fahrspass bieten. Kulinarisch warten die autonomen Gemeinschaften von Navarra, Kastilien-Léon, La Rioja und Galicien ebenfalls mit einigen Überraschungen auf. Auch mit kalorienreichen! Doch das wird niemanden kümmern, werden doch täglich rund 60 Kilometer und 1000 Höhenmeter zurückgelegt – genug, um ein potenziell schlechtes Gewissen zu beruhigen. Bei 200 000 Pilgerinnen und Pilgern scheinen Konflikte auf den ersten Blick unausweichlich. Die lassen sich allerdings leicht vermeiden, wenn die nach wie vor exotischen Mountainbiker sich daran halten, dass auf dem Jakobsweg Vortritt und nicht Vorfahrt gilt. Eine Fahrradklingel gehört zur Grundausrüstung, das freundliche «Holá, buen camino» zum Grundvokabular der MountainbikePilger. Auch mit einer geschickten «Fahrtaktik» kann man sich Schmährufe ersparen.

Vortritt statt Vorfahrt

Keine Monotonie    Gut zu wissen: Pilger sind Frühaufsteher, weil sie entweder in der öffentlichen Herberge übernachtet haben und deshalb spätestens um 8 Uhr weiterziehen müssen, die tageszeitliche Er­wärmung scheuen oder aber schlecht geschlafen haben neben dem schnarchenden Bettnachbarn. Jedenfalls nimmt die Anzahl der Pilger um die Mittags­zeit markant ab, am späteren Nachmittag sind auf dem Weg nur noch vereinzelt Pilger an­zutreffen. Wenn die herrschenden Temperaturen nicht dagegen sprechen, ist deshalb auch ein später Start denkbar. Mountainbike- und Fusspilger haben zwar das­ selbe Ziel, doch die Pilgerschaft ist in keiner Weise vergleichbar. Auch das Pilgererlebnis ist nicht dasselbe. Mountainbiker kommen kaum je an ihre physischen Grenzen, in der Meseta-Hochebene

ecoLifeBuchtipp: Jakobsweg für Mountainbiker Das im AT Verlag erschienene handliche Büchlein «Auf dem Jakobsweg mit dem Bike» ist eine wertvolle Planungshilfe vor und auf der Reise. Es werden vor allem die für Mountainbiker relevanten Infos ge­liefert. Wissenswertes zu Ge­schich­ ­te und Kultur sind möglichst kompakt gehalten, damit das Buch nicht zum Wälzer wird. Schliesslich soll es als praktischer Begleiter unterwegs die Reise erleichtern – nicht nur im übertragenen Sinn. Jürg Buschor, «Auf dem Jakobsweg mit dem Bike», ISBN 978-3-03800-466-0, CHF 34.90. 168 Seiten, 13,5 x 21 cm, über 140 Farbfotos, Broschur mit Klappen.

stellt sich keine meditative Monotonie ein, wie sie die Wanderer nach tagelangem Geradeausgehen er­ fahren. Auch sind die wenigen Asphaltpassagen kein Stressfaktor, weil man in flottem Tempo mühe­ los dahinrollt. Blasen gibt es ohnehin keine, höchstens Nackenschmerzen und Sitzbeschwerden. Faszination bleibt    Anders als die Fusspilger müssen sich Radpilger mit dem Mountainbike die Zeit für Gespräche mit anderen Weggefährten bewusst nehmen. Spontane Begegnungen sind seltener, weil der Rhythmus und die Geschwindigkeit verschieden sind. Doch wer an einem Brunnen die Wasserflasche nachfüllt oder abends ein Glas spanischen Rotwein geniesst, wird des Öftern spontan in ein Gespräch verwickelt. Und egal, ob man die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela aus religiösen oder irdischen Beweggründen unter die Räder nimmt – der Faszination Jakobsweg kann man sich auch auf dem Mountainbike nicht entziehen.


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Auf Kuh Irma ins Glück

Kuh Irma lässt sich nicht beeindrucken, als ich von ihrem Rücken runter in den Rhein rein­ plumpse und ein unfrei­ williges Bad nehme. Sie trinkt ruhig weiter aus Kuhtrekking ist ein Abendem Fluss. Zum Ver­ teuer der besonderen häng­­nis war mir gewor­ den, dass ich während Art. In Hemishofen lädt Biounserer Rast die Decke bauer Heinz Morgenegg unterm Hintern zurecht­ rücken wollte. Dabei zum weltweit einzig­arti­gen verlor ich das GleichgeRitt auf Kühen ein. wicht, rutschte seitlich ecoLife hat es aus­pro­biert. von Irmas Rücken runter und – platsch! – mitText Daniela Schwegler, Bilder Liliane Géraud samt den Kleidern ins kühle Nass. Ein Glück, stand meine Reitkuh nahe am Flussufer. Das Wasser reichte ihr nur bis zu den Knöcheln. Meine unfreiwillige Erfrischung hielt sich also in Grenzen.   Um von den friedlichen Reittieren runterzufallen, muss man sich schon fast Mühe geben. Denn mit Rodeoreiten hat ein Kuhtrekking gar nichts gemeinsam. Im Gegenteil: Die Tiere sind lammfromm. Man sitzt gemütlich. Viel ruhiger als auf einem nervösen Pferd, viel tiefer als auf einem Kamel. Kein Schaukeln, kein Rütteln, kein Galopp. Gemächlichen Schrittes trotten die Tiere mit uns vom Bolderhof bei Hemishofen aus durch die prächtige weite idyllische Auenlandschaft den Rhein entlang. Als Zaumzeug dient ein Strick. Ein schmerzhaftes Mundstück bleibt den Kühen er­spart. Und als Sattel dient eine Wolldecke. Ein Ledergurt um den Kuhbauch mit Griffen für den Reiter gibt Halt. Sogar auf Kommandos hören unsere Kühe – meistens. «Komm», rufe ich Irma zu. Und schon setzt sie sich in Bewegung. Vom «Halt»-Kommando hingegen hält sie nicht viel. Die Stopps wählt sie lieber selber. Vor allem, wenn saftiger Klee am Weg­ rand lockt. Ich nehm mir zu Herzen, was uns Biobauer Heinz Morgenegg vor dem Ausritt einbläute. Dass wir der Kuh zeigen müssten, wer der Chef sei:

Um die Kräuter gelotst

«Sonst macht sie mit euch, was sie will.» Beherzt lenke ich Irma drum am ersten Kräuterplatz vorbei. Dabei muss ich alle meine Überzeugungs- und Lenkkräfte aufwenden, um sie an der verführerischen Weidestelle vorbeizulotsen. Auf die Idee, mit Kühen auszureiten, brachten den gewieften Bauern zwei Kamele. Die Wüstenschiffe waren im Herbst 2008 in Stein am Rhein. Begierig auf einen Ritt eilten seine vier Kinder dort­ hin, warteten ewig und kamen nach einem kurzen Ritt missgelaunt zum Znacht auf den Hof zurück. Warum sie denn in die Ferne schweiften, zog Heinz Morgenegg seine Jungmannschaft auf, wo das Gute doch so nah liege: Der ganze Kuhstall sei voller Reit­tiere. Auf Worte folgten Taten. Der Bauer probierte die Idee gleich aus. Versuchskaninchen war die schöne Paloma. Als Heinz Morgenegg sich auf den Rücken der Kuh schwang und sie sich kaum um ihn kümmerte, sondern genüsslich weiterfutterte, war ihm klar: Auf den Kühen kann man reiten. Der Zufall wollte es, dass bald darauf eine begnadete Reiterin Ferien auf dem Erlebnishof machte. In Indien, wo die Kühe heilig sind, hatte sie einen Narren an den Tieren gefressen und wollte schon immer mal auf Kühen reiten. Von morgens bis abends hätte sie mit den Tieren trainiert. «Am Ende des Tages war sie von unten bis oben mit Dreck beschmiert und strahlte vor Glück.» Zehn Kühe aus der 45-köpfigen Herde sind heute richtig geübte Reittiere. Die einzigen Trekkingkühe weltweit, wie der Biobauer nicht ohne Stolz erzählt. Und die ungewöhnlichen Reittiere sorgen weltweit für Aufsehen. Amerikaner seien schon auf seinen Kühen geritten, Deutsche, Holländer. Und fast ausgeflippt seien die Chinesen. Wir reiten gemütlich weiter durch die prächtige Frühlingslandschaft, an knallgelben Rapsfeldern vorbei und an weiten Weizenfeldern, über die der Wind wellenartig streicht. Aus dem Wald strömt uns würziger Bärlauchduft in die Nasen. Immer mehr verschmelzen wir Trekker mit unseren Reittieren. Je länger wir unterwegs sind, desto eingespielter sind wir als Team. Auch der kleine Levin, dem das Kuhtrekken zu Beginn nicht ganz geheuer war, meint am Schluss keck von der Kuh runterstrahlend: «Das ist ja ganz einfach!»


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Erlebnis-Biohof Kuhtrekking ist ein Angebot des Bolderhofs in Hemishofen (SH) bei Stein am Rhein für Leute ab 10 Jahren. Es gibt kurze Touren von anderthalb Stunden (ab zwei Personen, 90 Franken pro Person) oder auch halbtägige Kuhtrekkings (bis zu acht Personen, 150 Franken für Erwachsene, 100 für Kinder von 10 bis 15 Jahren). Bioimbiss inklusive. Um das Leben auf dem Bauernhof live mitzuerleben, kann man auch im Stroh, Matratzenlager oder Zimmer auf dem idyllisch gelegenen Hof nahe des Rheinfalls übernachten und am nächsten Morgen ein Frühstück mit Produkten vom Hof geniessen. Produkte vom Hof kann man sich zudem mit dem Frischlieferdienst bionline.ch nach Hause liefern lassen. www.bolderhof.ch, www.bionline.ch


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Übers Wasser hinweg meditieren Nach ihrem ersten Ausflug im Mannschaftsruderboot erfasst unsere Autorin die Ernüchterung. Dabei sieht Rudern vom Ufer her so einfach aus. Das kann doch nicht so schwierig sein. Und ob! Aber herrlich war es trotzdem. Text Daniela Schwegler, Bild swiss-image

«Über die glatte Wasseroberfläche gleiten, während sich der Himmel mit den Wolken darauf spiegelt, ist etwas vom Schönsten», schwärmt Alexander Jolles, Präsident des Ruderclubs Greifensee. Ich stelle es mir wunderbar vor: In die Stille der Natur eintauchen, Koordination und Ausdauer

trainieren. Und im selben Boot sitzen mit Kollegen, mit denen man am selben Strick zieht respektive im selben Rhythmus rudert. Nach meinem ersten Ausflug im Mannschaftsboot zurück an Land dann allerdings die Ernüchterung. «Mein Gott, das lerne ich nie!», denke ich.


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Dabei sieht es so einfach aus. Gleichmässig, ruhig und zügig ziehen Ruderer am Ufer vorbei in ihren Mannschaftsbooten. Das kann doch nicht so schwierig sein. Blick zum Horizont    Wir Neulinge werden im Anfängerkurs auf dem Trockenen in die Geheimnisse des Ruderns eingeführt. Im Bootshaus Greifensee zeigen uns Cracks auf den Rudermaschinen, worauf es ankommt. Du thronst wie eine Königin aufrecht im Boot. Brust raus, gerader Rücken, Augen an den Horizont heften. Das Becken nicht einrollen. Die Ruder gleichmässig nach hinten ziehen. Auf dem Ergometer rudern wir uns warm. Dann schreiten wir zur Tat. Die Boote zum See runter tragen, einwassern, Ruder einsetzen, einsteigen. Als Steuer- und als Schlagmann sitzen zwei Profis im Boot. In der Mitte des Viererbootes wir zwei Anfängerinnen – eingeklemmt wie in einem Sandwich. Der Steuermann zieht uns vom Bootssteg weg und auf den See raus. Dann gehts Schritt um Schritt. Erst mal nur die Ruderausschläge kennen lernen. Einfach die Ruder ins Wasser eintauchen und wieder rausziehen. Auf und ab, auf und ab. Ziemlich wacklige Angelegenheit. Zum Glück stabilisiert unser Mann am Steuer das Boot mit den Ruderblättern auf der Was­ seroberfläche. Dann starten wir die ersten Ruderversuche. Erst noch ohne Oberkörper. Nur das Ruderblatt eintauchen, zurückziehen, aus dem Wasser rausheben, Blatt um 90 Grad abkippen, über die Oberfläche schleifen lassen, aufstellen, eintauchen. Und wieder von vorne. Die Theorie vom Morgen turnt mir im Kopf rum. An so viele Sachen gilt es beim Umsetzen von der Theorie in die Praxis zu denken. Je mehr ich überlege, desto weniger klappts, glaube ich. Ich verliere den Rhythmus. Wie ein Waschlappen    Doch trotz harzigem Start: Nach einiger Zeit gleiten wir über den See! Nun mit Einsatz des Oberkörpers. Also voller Einsatz. Ausbildungschef Harry Bruhin begleitet uns im Einer und korrigiert. «Eichhörnli», ruft er mir zu, als ich mich mit gekrümmtem Handrücken ums Ruder kralle. «Das ist kein Hammer», erinnert er, «den man mit Kraft festhält. Sondern du hältst die Ruder wie einen nassen Waschlappen.» Ohne Druck. Nur sanft führen. Und siehe da. So funktioniert es viel besser. Mühelos, spielerisch. Die Handgelenke bleiben entspannt und tun drum auch nicht mehr weh.

Harry bleute uns schon am Morgen ein: «Wichtig ist der Rhythmus. Wenn alle miteinander rudern, potenziert sich die Kraft. Schlägt einer quer, bremst er das ganze Team aus.» Ich hoffe, dass ich mit meinen ungelenken Ruderanfängen nicht gerade zur Rhythmusbrecherin werde. Doch dann machts plötzlich klick. Nach einigen Ruderschlägen fügt sich unser Team zu einem Ganzen. Wir vier Ichs werden zum Wir. Als verschmölzen wir einzeln Rudernden miteinander und dem Boot und dem See zu einer Einheit. Es ist einfach nur wunderbar! Vielleicht noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Fast schwerelos gleiten wir über den See. Mit einem Glücksgefühl und Freude im Herzen. Jetzt versteh ich, was Harry damit meinte: «Einfach nur über den See hin meditieren.»   Keine paar Ruderschläge später ist der Zauber allerdings schon wieder vorbei. Die Einheit zerbröselt in ihre Einzelteile und ich werde wieder zur Einzelkämpferin. Zur Anfängerin, die mit den Tücken der anspruchsvollen Rudertechnik kämpft. Blatt sauber einsetzen bis eine Fingerbreite über den Wasserspiegel raus. Sauber durchziehen. Wieder und wieder überleg ich mir bei jedem Ruderschlag, worauf es ankommt. Dabei merke ich, dass ich noch Rudermeilen entfernt bin davon, die Technik zu beherrschen. «Bis die Bewegungen sitzen, brauchts viele Ruder­saisons», beruhigt Ausbildner Florian Dorn später. Wir sind zurück im Bootshaus, putzen die Boote, tragen unsere Selber rudern Fahrt mit den gefahreSelber übers Wasser gleiten: nen Kilometern im Com­ In Ruderclubs wird Rudern puter-Logbuch ein. Fazit leicht gemacht. Allerdings ist nach den ersten Ruderdie Teil­nehmer­zahl be­ zügen: Trotz Anfängeschränkt und die Einsteigerrinnenschwierigkeiten, kurse sind oft weit voraus der erste Aus­­flug im Vieausgebucht. Früh anmelden rer auf dem Grei­fensee lohnt sich des­halb. Wer in den war schön! Ich bleibe Sport einsteigen möch­te, fin­ dran. Es lohnt sich.

Dranbleiben lohnt sich

det hier eine Übersicht über die Schweizer Ruderclubs: www.swissrowing.ch


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Ja,

es soll sie noch geben, jene Barbaren, die den Grill mit Brennsprit anfeuern. Und die über lodern­den Flammen ungeduldig das Fleisch kremieren. Dabei ist Grillieren eine durch und durch appetitli­che Angelegenheit, wenn man ein paar Regeln beachtet. Zum Beispiel jene mit der Tropfschale: Man füllt sie mit Wasser und stellt sie in die Holzkohle. Die Schale verhindert, dass Marinade, Öl oder Fett in die Glut tropfen. Vorteil: Weniger Rauch­belästigung und keine Russ- und Rauchschwaden, die zum Grillgut hochsteigen und dort Schadstoffe ablagern.   Fragt man Profis, auf welchem Gerät man die besten Resultate erzielt, kommt oft eine diplomatische Antwort: Man kann auf allem grillieren – voraussetzt, man tut es mit der nötigen Sachkenntnis und Sorgfalt. Der Gasgrill ist beispielsweise eine gute Alternative für jene, die nicht mit Feuer hantieren wollen und denen es lästig ist, nach der Grillparty Asche zu entsorgen. Wer es bequem mag, findet vielleicht im Holzpelletgrill eine Lösung. Er ist so schnell parat wie ein Gasgrill, bringt aber ähnliche Geschmacksergebnisse wie der Holzkohlegrill – die Grilladen bekommen das typi­sche Raucharoma. Weitere Vorteile: Holzpellets ver­brennen zu 99 Prozent, es entsteht kaum Asche. Der Rauch von einem Holzpelletfeuer enthält nach Herstellerangaben zudem nur wenig Feinstaub. Puristen bevorzugen vermutlich den Holzkohlegrill: Schon beim Feuermachen kommt urchiges Grillfeeling auf, und wenn man die Technik beherrscht, entsteht eben jenes feine Raucharoma, auf das Grillfans so stehen. Voraussetzung dafür ist Geduld, denn das Grillgut darf erst dann auf den Rost, wenn sich eine weissliche Schicht auf der Kohle gebildet hat – und das dauert eine gute halbe Stunde.

Urchiges Grillfeeling

Kaffee zum Feuern    Und womit heizt man ein? Bei Grillkohle schaut man am besten auf das FSCSiegel. Es gewährleistet laut WWF, dass die Rohstoffe aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Auch Grillkohle aus Kaffeesatz ist eine Möglichkeit. Hergestellt wird sie von der 3R Company: Sie nimmt rezyklierten Kaffeesatz, beispielsweise aus Kapseln, trocknet ihn schonend und verpresst das Ganze zu einem Grillbrikett namens Ecofuego. Es entstehe ein schönes Feuer mit mehr Wärme als bei Holz oder Holzkohle und es bleibe nur wenig Asche übrig, sagt Geschäftsführer Harald Jenny.

Während der Brennphase steige zudem ein feiner Mandelgeruch in die Nase. Zum Anfeuern eignen sich Anzünder aus wachsgetränkter, reiner Holzfaser. Angenehmer Nebeneffekt zu Chemiebomben: Die ätherischen Öle im Holz riechen angenehm und halten Insekten fern. Die Gourmet-Methode    Den Grill anwerfen – das verbinden viele mit grosser Hitze und Zutaten, die über der Glut brutzeln. Man spricht von direktem Grillen. Doch Kenner wie Peter Bräcker vom


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Grillieren macht glücklich Grillieren ist keine Kunst? Wie mans nimmt. Ein paar Grundsätze sollte man beherrschen, damit nichts ankokelt. Welche Grilltypen es gibt und was man mit gutem Gewissen auf den Rost packt, zeigt unser ecoLife-Grill-Appetitmacher. Vera Sohmer

Schweizer World Barbecue Team bevorzugen die indirekte Methode mit teuren Smokern. Das Verfah­ ren funktioniert aber auch mit dem normalen Kugelgrill: Dazu die Tropfschale mit Wasser, Bier oder Wein füllen und Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder Oregano dazugeben. Darüber legt man das auf den Rost, worauf man Appetit hat. Wichtig ist eine möglichst tiefe Temperatur – zwischen 80 und 120 Grad Celsius – und ein geschlossener Garraum. Die Tropfschale erfüllt bei dieser Methode noch einen weiteren Zweck: Die

Flüssigkeit darin versorgt die Grillade mit feinen Aromen und Feuchtigkeit. Und da kein Rauch aufsteigt, kann man den Grill sogar auf dem Balkon installieren, ohne dicke Luft zu riskieren. Grillspezialist Markus Muster widerspricht der Ansicht, auf dem Grill gelinge nur Durchzogenes und Fetthaltiges. Fast jedes Fleischstück sei geeignet. Auch müsse es nicht immer das teuerste sein, nur die Qualität sollte stimmen. Er achtet nach Mög­lichkeit auf Biolabels, auch wegen des volleren Aromas. Wer gerne Fisch und Meeresfrüchte gril-

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ecoLife-Grilltipps Für Bequeme: «Little Louie» versorgt bis zu vier Personen mit Grilladen. Der Holzpelletgrill arbeitet vollautomatisch. Man kann bei Tieftemperatur über mehrere Stunden etwas Feines garen, ohne Holzpellets nach­füllen zu müssen. Es gibt verschiedene Hartholzpelletarten, die den Grilladen un­terschiedliche Raucharomen einverleiben. 2070 Franken. www.holzpelletgrill.ch

Fürs Doppel: Sperrig ist nur die Bezeichnung. Der wohlproportionierte Grill «Twin Barbecue Box Pro» hat zwei separate Kohlekästen, die unabhängig voneinander arbeiten. Man kann also auf der einen Seite ordentlich einheizen und es auf der anderen Seite bei sanfterer Temperatur schmurgeln lassen. 383 Franken www.manufactum.ch

Für unterwegs: «Grilliput» heisst der Kleine. Den ganzen Grill kann man in einem Rohr verstauen. Unterwegs einfach den Rohrverschluss ab­schrauben, zweites Steckrohr und Grillstäbe entnehmen, zum Grillrost zusammenstecken, Füsse einschrauben, fertig. 59.90 Franken. www.waschbaer.ch

liert, kann sich am MSC-Label orientieren. Es garantiert nach Angaben des WWF einen umweltverträglichen Fang. Nach Musters Erfahrung gelingt Fischfilet besonders gut auf einer Gussplatte. Wer es lieber auf den Rost legt, sollte diesen vorher gut ölen. Ebenfalls lecker als Grillgut: Gemüse- und Fruchtvariationen, Pilzbäckchen (z. B. aus «Vegetarisch grillen» von Jutta Grimm; Pala-Verlag) oder mit selbst gemachter Kräu­ter­ butter gefüllte Champignons oder Shiitake oder Süsses wie etwa indische Bananen.

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Flüssiges fürs Grillfest Bier, Wein oder Limo? Zu Grilliertem passt vieles. Je nach Lust und Laune. Und wer eine Alternative sucht, kann es mit Most probieren. Den gibt es auch ohne Alkohol. Ein paar trinkfeste Vorschläge fürs Grillfest. Vera Sohmer

Das richtige Bier    Die Frage des Som­mers lautet: Welches Bier passt nun wirklich zu welcher Grillade? Luzius Bosshard, Geschäftsführer der Basler Brauerei «Unser Bier», hält sich bei dieser Frage an einen einfachen Grundsatz: dunkles Bier zu dunklem Fleisch, helles Bier zu hellem Fleisch. Gart ein Stück Rindfleisch oder Lamm auf dem Rost, würde er zum Amber greifen: eine voll­mun­ dige Sorte. Es schmeckt leicht süsslich, ein bisschen nach Getreide, ein wenig auch nach Karamell. Das «Naturblonde» kann Bosshard zu Poulet, Schwein oder Kalb empfehlen. Und wer lieber Fisch oder Gemüse brutzelt, findet im Weizenbier einen guten Begleiter. www.unserbier.ch

Bock zum Fleisch    «Zu Fisch und Gemüse kann ich unser Weizenbier empfehlen», so lautet die Empfehlung von Patrick A. Bobst vom Wädi-BrauHuus in Wädenswil. Das naturtrübe Ur-Weizen sei ein süffiges Bier mit einem feinen fruchtigen Hefegeschmack. Zum Fleisch passe hervorragend das Single Malt – ein bernsteinfarbenes Bockbier mit vollmundigem Geschmack und leichter Rauchnote. www.waedenswiler.ch


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Zugängliches Tröpfchen    Fleischgrilladen – da denkt Martin Schäppi von Delinat an den spanischen Rotwein Pasión Delinat, La Mancha DO 2008. Er sei im kleinen Eichenholzbarrique ausgebaut. Und wer viele Gäste hat, muss nicht fürchten, dass es ihm gleich das Budget sprengt. Der Wein ist mit 10.90 Franken pro Flasche erschwinglich. Zu grilliertem Gemüse passe La Casetta, Soave DOC 2009, ein überaus zugängliches Tröpfchen. www.delinat.ch

Apfel für Kids    Und für Kinder? Warum nicht einen Apfelsaft? Traktor bietet einen an, dessen Äpfel grösstenteils aus dem Zürcher Unterland stammen. Als Alternative gibt es einen Fruchtsaft aus Birnen und Quitten. www.traktorgetraenke.ch

Naturtrüber Genuss    Wer weder Bier noch Wein mag, aber «Hahnenburger» etwas fade findet, kann es mal mit einem nur leicht angesüssten Apfelwein probieren. Die Mosterei Möhl aus Arbon hat einen naturtrüben, alkoholfreien im Sortiment. Man trinkt ihn gekühlt aus der Bügelflasche. www.moehl.ch

Besondere Trauben    Peter und Karin Stucki aus Teufen führen ihren kleinen Wein­bau­ ­betrieb nach De­meterRichtli­nie­n. Ihre Empfehlung: «Zwei Flüss wiis 2009», ein Weisswein aus roten Trauben, Sorte Pinot Noir. Er sei kräftig und passe hervorragend zu grillier­ tem Fisch oder Ge­f lügel. Zu rotem Fleisch oder zu Gemüse würden Stuckis ihren «Zwei Flüss rot 2009» reichen: einen kräftigen Pinot Noir, modern gekeltert. www.stuckiwein.ch

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Steinböcke statt Sterne Muffige Grossraum­zimmer, nächt­liche Kontrollen auf den Gängen, strenge Hausregeln – das war gestern. Heute sind die Schweizer Jugendherbergen Pioniere im umweltfreundlichen Tourismus. An besten Lagen und mit neuem Design bieten sie mehr als Low-Budget-Ferien. Text Janine Radlingmayr, Bilder Ralph Feiner

Weit reicht der Blick in die Bündner Bergwelt, sitzt man in der Ar­ven­stube der Jugend­her­berge Scuol. Vom ehe­ ma­ligen Einheitslook der Jugendherbergen nichts zu sehen – im Gegenteil. Das Design des neuen MinergieHauses verbindet moderne Architektur mit lokaler Bauweise. Und das aus­­gezeichnet: Neben dem «Award für Marketin + Architektur» gab es die­ses Jahr auch einen Preis für «Green Technology». Grüne Finessen machen die Jugendherberge Scuol und die Schweizer Jugendherbergen allgemein zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: 3-Gänge-Menüs aus regionalen Produkten einheimischer Bauern und eine Kooperation mit Max Havelaar bringen viele faire Produkte auf den Tisch und dank myclimate.ch kann man klimaneutral übernachten. Das alles komme bei den Gästen gut an. «Sie sprechen uns aktiv auf das En­gagement in unseren nachhaltigen Jugendherbergen an. Bereits über 60 Prozent der Gäste bezahlen 50 Rappen pro Nacht mehr und übernachten damit klima­ neutral. Eine schöne Zahl – umso mehr, weil es auf freiwilliger Ebene funktioniert», sagt Tobias Thut, Mediensprecher der Schweizer Jugendherbergen.   Bis 2011 werden alle 56 Schweizer Jugendherbergen mit dem EUUmwelt- oder dem Steinbocklabel zertifiziert sein. Daher müssen die Betriebe Energie und Wasser sparen, den Abfall reduzieren, umweltfreundliche Stoffe verwenden und ökologische Waren einkaufen. Je nach Nachhaltigkeitsleistung erhalten die Jugendherbergen ein bis fünf Steinböcke. Scuol macht es den anderen vor: Von rund 30 mit dem Steinbock-Gütesiegel für Nachhaltigkeit

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ausgezeichneten Jugendher­ bergen hat sie als einzige fünf Steinböcke erreicht. Die­se höchste Auszeich­ nungs­stufe erzielen in der Schweiz nur fünf Beherbergungsbetriebe. Mit dem Steinbock-Label zertifizier­ te Unternehmen überzeugen durch überdurchschnitt­ liche Leistungen in Wirtschaftlichkeit, Umweltmanagement, regionaler Wert­schöpfung und Kultur.

Ausgezeichnet: Jugendherberge Scuol Übernachtung ab CHF 36.50 Jugendherberge Scuol, Prà da Faira, 7550 Scuol (GR) Tel: +41 (0) 81 862 31 31

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Einmaliger Ausblick: Jugendherberge Zermatt Matterhorn-Fans können aus dem Bett heraus ihren Berg bestaunen. An ruhiger und exklu­ siver Lage steht die Jugendher­ ber­­ge, die zu einer der modernsten der Welt gehört. Das Minergie-Haus im autofreien Zermatt ist mit dem EU-Umwelt­zeichen und 4 Steinböcken zertifiziert. Übernachtung ab CHF 51.10 Jugendherberge Zermatt, Stal­denweg 5, 3920 Zermatt (VS) Tel: +41 (0) 27 967 23 20

Die ehema­ ligen Matratzenlager sind heute international und man begegnet sämtlichen Alters­ www.youthhostel.ch/zermatt gruppen. In den Schweizer Mitten im Grünen: Jugendherbergen sind mittJugendherberge Valbella lerweile 60 Prozent der GäsValbella-Lenzerheide hat im Som­ te älter als 18 Jahre. Diese mer viel zu bieten. Nicht nur schätzten vor allem die Viel­ sportlich. Die gemütliche Atmofalt, sagt Tobias Thut. «Es sphäre der Jugendherberge gibt topmoderne Häuser und die Sonnenterrasse bringen ebenso wie die ursprüngliEntspannung. Der helle Minergie­ chen, typischen Jugendher­ zertifizierte Bau über dem Heid­ bergen oder historisch wertsee gewinnt Energie aus Holz vollen Gebäude. Doch im(Pellets) und Sonne (Kollektoren). mer steht die Begegnung Übernachtung ab CHF 38.90 im Zentrum: Bei uns trifft Jugendherberge Valbella, Voa man Menschen aus der Sartons 41, 7077 Valbella (GR) gan­zen Welt.» Waren die Tel: +41 (0) 81 384 12 08 Schweizer Jugendherberwww.youthhostel.ch/valbella gen bei ihrer Gründung vor über 86 Jahren Ziel von wandernden Schülern, so sind sie heute selbst auf neuen Pfaden – hin zu ausgezeichnetem Design, ökologischer Verantwortung und erholsamen Wohl­fühlferien. www.youthhostel.ch,

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«Das Label soll sich weltweit etablieren» Noch ein Label im stets wachsenden Labeldschungel: Immer mehr Naturkosmetikprodukte tragen das Gütesiegel NaTrue. Moritz Aebersold erklärt, weshalb es dieses Label braucht und weshalb wir ihm vertrauen können. Aebersold ist Präsident von NaTrue und Chef von Weleda Schweiz. Interview Markus Binder, Bilder Michael Peuckert


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ecoLife: Es gibt bereits einige Label für Naturkosmetik wie das französische ecocert oder das deutsche BDIH. Weshalb braucht es nun noch eines mehr? Moritz Aebersold: Aus Schweizer Sicht war die Situation in der Naturkosmetik lange übersichtlich, und wir von Weleda brauchten kein Label, weil die Qualität unserer Produkte bekannt war. Angesichts des wachsenden Naturkosmetikmarktes und der steigenden Anzahl von neuen Fir­ men und Produkten sahen wir uns aber gezwungen, etwas zu unternehmen, um im Markt Transparenz zu schaffen. Weshalb aber ein neues Label, Sie hätten ja auch ein bestehendes nehmen können? Wir waren unzufrieden mit den Qualitäts­ anforderungen der bestehenden Labels und haben versucht, diese zu harmonisie­ ren und ihre Kriterien zu stärken. Der Prozess ging aber nur harzig voran. Deshalb haben wir uns vor drei Jahren im Rahmen der internationalen Vereinigung NaTrue entschlossen, ein Label zu lancieren, um hochstehende Bio- und Naturkosmetik zu kennzeichnen und für Transparenz zu sorgen. Wo war diese Transparenz besonders nötig? Zum Beispiel beim Wasser. Aus unserer Sicht darf es nicht mitgerechnet werden, um den Bioanteil eines Produkts zu bestimmen. Diese Verwässerung des Biostandards lehnen wir ab, denn sie ist nicht ehrlich. In der Schweiz ist die Knospe als Biolabel sehr bekannt. Weshalb haben sie nicht auf die Knospe gesetzt? Wir haben hier ganz unterschiedliche Rah­ menbedingungen. Die Knospe steht für biologisch produzierte Lebensmittel. In der Kosmetik aber werden die Ausgangsstoffe zum Teil intensiv verarbeitet. Vor allem aber wollten wir ein internationales Label haben, und die Knospe ist ein

Schwei­zer Label. Der Naturkosmetikmarkt entwickelte sich in den letzten fünf Jahren zu einem stark international ausgerichteten Markt. Dieser Tatsache muss ein Label in Sprache und Auftritt Rechnung tragen. Wir wollten auch verhindern, dass Produkte mehrere Label tragen müs­ sen, weil für jede Zertifizierung Kosten entstehen, die am Schluss der Konsument zu spüren bekommt. Seit September 2008 sind die Kriterien des NaTrue-Labels öffentlich und Unternehmen können sich um das Label bewerben. Wie hat es sich seither verbreitet? Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Zurzeit tragen rund 800 Produkte von 25 Firmen das Label. Alleine Weleda ist in über 50 Märkten damit präsent. Immer mehr Hersteller authentischer Biound Naturkosmetik haben festgestellt, dass unsere Vereinigung das richtige Label hat, weil es die strengsten Kriterien anwendet und international einsetzbar ist. Bis ein Produkt das Label trägt, braucht es allerdings eine Weile, nicht nur wegen der Zertifizierung, sondern auch, weil man beste­hende Verpackungen nicht ein­fach so wegwerfen will. Im Laufe des Sommers sollte der grösste Teil der authentischen Bio- und Naturkosmetikmarken in Deutsch­ ­land und in der Schweiz ein NaTrue-Label benutzen. Welche Wachstumsziele verfolgen sie mit dem Label? Das Label soll sich in den nächsten Jahren weltweit als internationales Label etablieren, zuerst in Europa, dann aber auch in den USA und in anderen Ländern. Verteuert das NaTrue-Label mit den strengeren Richtlinien nicht die Produkte? Wer bereits heute einen hohen QualitätsStandard hat, dem sollen mit dem Label alleine wenig Mehrkosten erwachsen. Wenn ein Hersteller entscheidet, das Label einzusetzen, und in eine höhere Qua-

Moritz Aebersold: Dieser Chef denkt über das eigene Unternehmen hinaus.

lität der Ausgangsmaterialien investiert, dann finde ich es auch in Ordnung, wenn der Preis steigt, denn ihm entspricht dann auch ein Mehrwert. 2005 ist Weleda von der Schweizerischen Umweltstiftung ausgezeichnet worden. Damals haben sie angekündigt, die Produktion klimaneutral zu gestalten. Wo stehen sie?


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NaTrue hat ein Label mit drei Stufen kreiert

Wir sind intensiv daran. Das ist aber ein längerer Prozess, weil wir die Klimaneutra­ lität nicht einfach erkaufen, sondern in der eigenen Unternehmensgruppe realisieren wollen. Wir haben 2009 hierzu unter anderem eine Gruppenfunktion für Corporate Social Responsibility geschaffen. Ich nenne einige Beispiele: In Deutschland haben wir 2009 mit der Umstellung auf zertifizier­ ten Grünstrom 3800 Tonnen Treibhausgas gespart und den CO2-neutralen Postpaket-Versand eingeführt. Dafür sind wir in Deutschland mit dem Utopia Award doppelt ausgezeichnet worden, vom Publi-

kum und von der Jury. In Arlesheim werden wir ab 2011 die Hälfte der Wärme aus erneuerbaren Energiequellen beziehen, namentlich verwenden wir dann Holzschnitzel aus dem lokalen Wald. Und weshalb haben sie die Klimaneutralität noch nicht erreicht? Wir arbeiten derzeit an einem umfangreichen Konzept, zum Beispiel werden wir auch neue, umweltverträglichere Packmittel einsetzen. Dabei gilt es aber auch, die Qualität und Haltbarkeit der Produkte nicht zu beeinträchtigen.

Ein Stern: Naturkosmetik Festgelegt ist, welche Inhaltsstoffe und Verfahren erlaubt sind und wie hoch der Mindestanteil an Naturstoffen sein muss. Zwei Sterne: Natur­kos­ metik mit Bioanteil. Ein höherer Anteil an unveränderten Naturstoffen und mindestens 70% der Naturstoffe aus kontrolliert biologischer Erzeugung oder kontrollierter Wildsammlung. Drei Sterne: Biokosmetik Nochmals erhöhter Anteil an unveränderten Naturstoffen und mindestens 95% der Naturstoffe aus kontrolliert biologischer Erzeugung oder kontrollierter Wildsammlung. www.natrue-label.de


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Fair shoppen im Netz

Auf dem Internetmarktplatz Faircustomer.ch gibts hübsche Produkte, die in der Schweiz oder im Ausland nachhaltig und fair hergestellt werden. Über 100 Anbieter haben sich hier vereint. Fabrice Müller

Lustvolles auf Faircustomer.ch: Ohrhänger mit Perle und Blättermotiv, Silber, Nepal, 40 Fran­ ken; Handgeschöpf­te Grusskarte mit Blumenmotiv, 3erSet, Schweiz, 19 Fran­ ken; Gürtel aus altem Feuerwehrschlauch, schmal, Schweiz, 48 Franken.

Handgemachte Perlenohrhän­ger aus fairem Handel mit Indien, individuell hergestellte Namens­ puzzles aus einer Schweizer Behin- dertenwerkstatt, biologisches Kokosnussöl aus fairem Anbau auf den Philippinen oder edle Abendhandtaschen aus Perlmutt. Gleich zwei Megatrends kommen in solchen hübschen Produkten zusammen: der Trend zur Nach­haltigkeit und ebenso die stark steigende Nachfrage nach gleichermassen originellen, individuellen und kreativen Produkten fernab der vor allem auf einen güns-

tigen Preis abzielenden Massenproduktion. Bedient werden die zwei Megatrends seit gut zwei Jahren auf dem Internetmarktplatz Faircustomer. ch, der von der Juristin Amei Poensgen, dem Kaufmann Ulrich Born und dem Unternehmensberater Andreas Poensgen in Zürich gegründet wurde. Lust auf Löwenzahnsirup?    Heute bieten über 100 Händler aus der Schweiz gemeinsam mehr als 2200 Produkte an – Tendenz steigend, wie die Geschäftsführerin Amei Poensgen erklärt. Zum Angebot gehören Schmuck, Mode, Naturkosmetik,


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Fliegen Sie dieses Jahr in die Ferien? Zwei Personen von Zürich nach Mallorca und retour verursachen 915 kg CO2-Emissionen: Kompensieren Sie diese Menge für CHF 33.– in einem nachhaltigen Klimaschutzprojekt von myclimate.

www.myclimate.org handgemachte Holzprodukte und Lederwaren, Kar­ ten, Spielzeuge aus Holz, aber auch spezielle Artikel wie Wildbienenkästen oder das historische Instrument Gemshorn. «Gerne würden wir auch vermehrt Lebensmittel ins Sortiment aufnehmen, denn von Kundenseite ist die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln vorhanden. Doch leider haben wir noch zu wenige Anbieter von Biospezialitäten, die bei uns mitmachen», bedauert Amei Poensgen. Immerhin findet man einige Angebote wie etwa den Löwenzahnsirup aus dem Jauntal, das Züribieter Baumnuss-Pesto oder den Bergkäse aus Seelisberg. Die Besucherinnen und Besucher von Faircustomer.ch füllen im Netz einen Warenkorb mit Produkten von verschiedenen Anbietern. Texte, Bilder und kleine Videosequenzen erzählen die Geschich­ te der Produkte und erlauben einen virtuellen Einblick in die Werkstätten. Bezahlt wird an­schlies­ send über die Plattform von Faircustomer.ch. Die Auslieferung erfolgt direkt über die Hersteller. Die­ se können ihre Produkte kostenlos in den Internetmarktplatz stellen; bei einem Verkauf erhält Fair­ customer.ch eine Provision. Faircustomer.ch versteht sich als Onlineshop für Produkte und Dienstleistungen aus fairem Handel, sozialen Einrichtungen und von Schweizer Firmen, für die Nachhaltigkeit ein besonderer Schwerpunkt darstellt. Zugelassen werden nur Händler, welche die Bedingungen von Faircustomer.ch erfüllen. «Dies zu kontrollieren, ist bei Firmen aus der Schweiz relativ einfach», sagt Amei Poensgen, «werden doch zum Beispiel Behindertenwerkstätten regelmässig kontrolliert.» Schwieriger wird es bei Produkten aus dem fairen Handel mit dem Ausland. Gerade im Kunsthandwerk-Bereich fehlen verlässliche Zertifizierungen. «Deshalb bitten wir die Händler um Referenzen, holen bei anderen Anbietern des jeweiligen Landes Informationen ein und nutzen die Möglichkeiten des Internets, indem wir Besucher unserer Seite auffordern, uns allfällige Zweifel an der Nach­ haltigkeit eines Produktes zu melden.» Eine hundert­ prozentige Garantie könne man nicht abgeben, so Amei Poensgen, «aber wir bemühen uns um grösstmögliche Transparenz.» Demnächst soll der Internetmarktplatz auch für den europäischen Raum     lanciert werden. www.faircustomer.ch Bald in ganz Europa

Berechnung: 2 Personen, Hin- und Rückflug Economy, Flugdistanz 1 993 km.

ecoMarkt Miss Earth bringt die Schweiz zum Blühen Graziella Rogers, die amtierende Miss Earth Schweiz, ist neue Markenbotschafterin für den Erdenhersteller Ricoter. Das passt: Beide sind in Aarberg (BE) zu Hause, beide engagieren sich für den Klimaschutz. Seit vielen Jahren setzt Ricoter auf umweltgerechte Produkte – viele tragen die Labels von climatop, Bio Suisse oder FSC. Das Unternehmen gilt zudem als Pionier für RecyclingErde, die aus einheimischen Naturprodukten wie abgewaschener Erde, von Zuckerrüben oder Holz und Rinde aus der Forstwirtschaft hergestellt wird. Nicht nur mit ihrem Lächeln in der RicoterKam­pagne, sondern auch als Hobbygärtnerin bringt die amtierende Miss Earth die Schweiz zum Blühen: Sie ist regelmässig im Garten ihrer Eltern aktiv und kümmert sich am liebsten um die Himbeeren. www.ricoter.ch


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ecoLife: Frau Bourquenoud, wie geht es Ihrem Rücken? Nathalie Bourquenoud: Sehr gut, danke. Er wird auch regelmässig mit Sport gestärkt. Die Frage hat natürlich einen konkreten Hintergrund: Sie haben soeben den Swiss HR Award verliehen erhalten, den nationalen «Oscar» für Personalabteilungen. Den ersten Platz schafften Sie unter anderem wegen Ihrer internen Kampagne «Rückhalt». Worum geht es dabei?

«Es war ein riesiger Erfolg» Erfolgreichen Teams liegt ein sorg­fäl­tiges und nachhaltiges Personalmanagement zu Grunde. Nathalie Bourquenoud weiss das. Die 39-jährige Personalchefin von PostFinance ist soeben für ihr Engagement für die rund 3600 Mitarbeitenden ausgezeichnet worden. Interview: Reto Wüthrich

Die internen Kampagnen sind ein Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements von PostFinance. Sie dienen dazu, die Gesundheit und Motivation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern und zu erhalten. Während jeder Kampagne fährt jeweils eine Gruppe Spezialisten im Bus von Standort zu Standort von


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PostFinance, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem 20-minütigen Gespräch persönlich zu beraten. Ganz konkret: Wie können die PostFinance-Mitarbeitenden etwas für ihre Rückengesundheit tun? Wichtig ist, dass sich die Mitarbeitenden ständig über die Bedeutung ihres Rückens bewusst sind. Beispielsweise stellt PostFinance sämtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Stehpulte und verstellbare Stühle zur Verfügung, damit alle am Arbeitsplatz die ergonomisch beste Position einstellen können. Ist die Teilnahme an einem solchen Angebot freiwillig? Die Gesundheitskampagnen sollen für die Mitarbeitenden eine Abwechslung vom Alltag bieten. Sie sollen kein Zwang sein, sondern als Angebot von PostFinance zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins verstanden werden. Letztlich ist jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter selbst für die eigene Gesundheit zuständig. Wie kam das Angebot an? Es war ein riesiger Erfolg. Innerhalb von drei Tagen hatte sich über die Hälfte der PostFinance-Belegschaft – also rund 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – für die Kampagne registrieren lassen. Die Rücken-Kampagne ist ein Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements, in das PostFinance viel Energie und Ressourcen

Nathalie Bourquenoud ... ... ist 39 Jahre alt und leitet als Mitglied der Geschäftslei­tung seit 2006 den Bereich Personal und Logistik bei Post­F inance. Davor war sie als Leiterin Finanzen & Controlling bei der Paketpost, als Projektleiterin beim Schweizer Verband der Raiff­ eisen­banken und als Raiffeisen-Bankleiterin in Courtepin tätig. Bourquenoud ist verheiratet und Mutter eines Sohnes. PostFinance ist ein eigenständiger Geschäftsbe­reich der Schweizerischen Post und das fünftgrösste Finanzinstitut der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt rund 3600 Mitarbeitende.

investiert. Weshalb geniesst dieses Thema bei PostFinance einen hohen Stellenwert? Das grösste Ziel unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements war die Senkung der krankheitsbedingten Abwesenheiten. Dieses Ziel wurde klar erreicht: In den ersten drei Jahren konnte PostFinance die Absenzen um 35 Prozent senken und so jährliche Kosten im Wert von 2,8 Millionen Franken einsparen. Eine weitere Massnahme in diesem Bereich ist der Aufbau eines Gesundheitszirkels. Was ist darunter konkret zu verstehen? Der Gesundheitszirkel ist eine Plattform, auf der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PostFinance über spezifische Gesundheitsthemen austauschen können, Probleme ansprechen und Lösungen finden können. In der Startphase wird die Gruppe jeweils von einem Spezialisten – einem Arbeitspsychologen – begleitet. Gesundheitsmanagement funktioniert in einem Unternehmen nur dann, wenn die Vorgesetzten das Thema aktiv unterstützen. Wie holen Sie sich die nötige Unterstützung? Erfolgreich sein kann das betriebliche Gesundheitsmanagement nur mit der konsequenten Unterstützung der PostFinance-Geschäftsleitung. Deshalb hat PostFinance für die Vorgesetzten spezifische Schulungen entwickelt. Dabei werden beispielsweise Themen behandelt wie: «Was ist in einem Krankheitsfall zu tun?» oder «Wie verhalte ich mich in einem Gespräch mit der Mitarbeiterin/dem Mitarbeiter nach längerer Abwesenheit?» Wichtig dabei ist, dass der Vorgesetzte nie in die Rolle des Polizisten fällt. Diese Sensibilisierung zeigt Wirkung: Von Beginn weg akzeptierten die Mitarbeitenden das betriebliche Gesundheitsmana­ gement; wir haben keinen Widerstand erfahren. www.postfinance.ch


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ECOLIFE 3 / 1 0 ADVERTORIAL

Proofit ist eine Internetplattform, welche seit Anfang 2009 Informationen und Know-how für das nachhaltige Wirtschaften aufbereitet. Entwickelt wurde Proofit unter der Leitung der Öbu. Die Öbu arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Unternehmen und stellte für Proofit ihr Netzwerk von über 350 Unternehmen als frucht­ bare Informationsquelle zur Verfügung. Auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Han­deln lohnt sich. Im Zeitalter der Informationsflut ist es gerade für kleine und mittlere Unternehmen schwierig, die relevanten Informationen für die individuellen Bedürfnisse zusammenzutragen. Es fehlen effiziente Zugänge zu praxisrelevanten Instrumenten und Fallbeispielen. Hier setzt die Informationsplattform Proofit an. Mit dem Efficheck, einem SelbstevaluationsTool, erfahren Unternehmen bran­chenspezifisch, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit stehen. Die Infothek umfasst ca. 400 kurze informative Beiträge, bietet Wissenswertes und Nützliches zum nachhaltigen Wirtschaften und zeigt mit Erfolgsbeispielen und Tipps auf, wie Unternehmen sich nachhaltig verbessern können – und gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden. Diese geballte Menge an Informationen muss à jour gehalten werden. Das braucht viel Zeit – eine teure Aufgabe, welche den Budgetrahmen von Proofit arg belasten würde. Darum suchte das Proofit-Team Leute, die über Erfahrung und spezifisches Fachwissen verfügen und unentgeltlich arbeiten … und kam auf die Idee, Pensionierte anzufragen.

Pensionierte unterstützen nachhaltige KMU – der Club der Proofesso­r­Innen

Die Informationsplattform Proofit liefert KMU wert­ volle Informationen und umsetzbare Tipps für das nachhaltige Wirtschaften. Nachhaltig ist auch das Projekt selbst: Pensionierte Fachkräfte aus Politik und Wirtschaft unterstützen Proofit ehrenamtlich. Gabi Hildesheimer und Sabina Döbeli, Öbu

Die Öbu-Geschäftsstelle hatte im Laufe der Jahre immer wieder Briefe von Kontaktpersonen in Mitgliedfirmen erhalten, in welchen diese sich für die wertvolle Zusammenarbeit bedankten und sich verabschiedeten – in die Rente. Es entstand also neben dem eigentlichen Öbu-Netzwerk fast ein zweites aus Pensionierten. Diese wurden ange-


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fragt, ob sie Proofit ein bisschen helfen würden. Die Reaktionen waren verblüffend positiv – der Club der ProofessorInnen war geboren! Zur Zeit unterstützen 16 pensionierte Fachkräfte aus dem Umwelt- und Energiebereich, aus der Politik, der Wirtschaft und aus dem Bereich der sozialen Nachhaltigkeit Proofit aktiv. Sie surfen regelmässig auf den Seiten ihrer jeweiligen Fachgebiete und überprüfen den Inhalt auf Aktualität und Vollständigkeit. Neben der Arbeit an der Platt­ form selber sind sie auch BotschafterInnen von Proofit. Sie besuchen Veranstaltungen im Namen von Proofit und nutzen ihre eigenen Netzwerke, um Proofit bekannt zu machen. Damit ist das Projekt Proofit selbst nachhaltig. Die aktiv im Berufsleben stehende Generation profitiert vom Know-how und den Erfahrungen der Älteren. Diese wiederum blei­ ben aktiv und können sich dank des Clubs der ProofessorInnen neu vernetzen und fachlich austauschen. So treffen sich Interessen und alle profitieren auf ihre Weise. Das Projekt Proofit entstand in Zusammenarbeit mit dem Auftrag vom Bundesamt für Energie (BFE), vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und vom Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO). Für strategische Entscheidungen steht dem Projekt ein Beirat mit VertreterInnen aus Branchenverbänden, Bundesämtern, Politik und Wirtschaft zur Seite. Proofit steht allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.   Alle sprechen vom Umbau der Industrieländer Richtung Nachhaltigkeit. Wie sieht der konkret aus? Was sind dabei die Anforderungen an die Unternehmensführung? Am Forum ö, der Öbu Jahrestagung vom 29. und 30. April 2010 in Biel, diskutierten rund 120 EntscheidungsträgerInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, wie nachhaltige Strategien und Technologien rasch zu realisieren sind. Der Donnerstagabend war der Artenvielfalt und nachhaltigen Wirtschaft gewidmet. Im Hinblick auf das UNO-Jahr der Biodiversität wurde in Deutschland die «Business and Biodiversity Initiative» gegründet. Deren Leiter, Edgar Endrukaitis, erläuterte die Ziele der Mitgliedsunternehmen. So verpflichten sich die Firmen zum Beispiel, die Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf die biologische Vielfalt zu analysieren. Am Freitagmorgen widmeten sich die InputreferentInnen verschiedenen Strategien für die Wende Richtung Nachhaltigkeit. Armin Reller, promovier-

Forum ö 2010 – Klar zur Wende!

ter Chemiker, Inhaber des Lehrstuhls für Ressourcenstrategie an der Universität Augsburg, sieht den strategischen Schlüssel zur Wende in der Motivation zu einem umsichtigen, wirtschaftlich effizienten und risikoarmen Umgang mit allen Ressourcen. Sein Augenmerk liegt besonders auf den seltenen Metallen. Der Hochschullehrer und Stadtplaner Peter Droege setzt sich vehement für eine Wende hin zu einer erneuerbaren Infrastrukturplanung ein. Seit 2002 ist Peter Droege im Weltrat für Erneuerbare Energien tätig, als treibende Kraft hinter Programmen im Rahmen des Forschungsfelds «Solar City». Für die Schweiz prognostiziert er 100% «erneuerbare Städte» bis 2040. Christine Beerli, ehemalige Politikerin und Hochschuldirektorin, heute Vizepräsidentin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, refe­ rierte über «Hochschule und Wirtschaft – Innovation im Teamwork». Für sie ist ein Mainstreaming des Nachhaltigkeitsgebotes unabdingbar. Am Nachmittag zeigten dann Unternehmen ihre Wende in Richtung Nachhaltigkeit. Die Hoteldirektorin Luzia Penner erzählte etwa, wie sie das Hotel Greulich in Zürich zum nachhaltigen Hotel umbaut. Jonas Dennler von SAP berichtete mit «IT for Green – SAP as Enabler for Sustainability», wie SAP nachhaltige Technologien unterstützt. «Cradle to Cradle» als Konzept zur Wende wurde von Albin Kälin von EPEA Switzerland GmbH vorgestellt. Mirjana Blume, CEO von Edisun, präsentierte ein Beispiel aus dem FotovoltaikMarkt. Dank Ethik und Unternehmenskultur hat es Roger Herzig, CEO von RWD Schlatter, zu Erfolg gebracht. Und schliesslich zeigte Kati Etzel, Leiterin Corporate Social Responsibility von Antalis, wie man mit Ökobilanzen zu einem nachhaltigen Papierprodukt kommen kann.

Öbu – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften Öbu, das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften in der Schweiz, ist Think-Tank für Umwelt-, Sozial- und Managementthemen. Die Öbu realisiert unternehmens­spezifische und wirtschaftspolitische Projekte und fördert den Erfahrungsaustausch zwischen den gut 350 Mitgliedsunternehmen.


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Wilde Seltsamkeiten Eine Wanderung durch das Entlebuch macht das von der UNESCO geadelte Biosphärenreservat erlebbar. Über hundert Moore sorgen für eine einzigartige Reise durch eine jahrhundertealte Kulturlandschaft. Text Fabrice Müller, Bilder Biosphären­ reservat Entlebuch

Auf Schritt und Tritt begegnen wir den Spuren, die die Eiszeit hier im Entlebuch hinterlassen hat. Sogar Sedimente des Urmittelmeeres Tethys ragen aus der helvetischen Alpen­kette: die weitherum bekannte und sichtbare Schrattenfluh. Sie ist nur eine der vielen Seltsamkeiten, auf die man in dieser einzigartigen Region immer wieder trifft. Das Entlebuch, 30 Kilometer lang und 15 Kilometer breit, verfügt über Landschaften von internationaler Bedeutung. Weite Teile der Region wer­ den durch wertvolle Lebensräume geprägt, darunter extensiv genutzte Grünlandöko­systeme, Flussläufe, Heckenlandschaften und naturnahe Wälder. In keiner anderen Region der Schweiz sind so grossflächige Moorlandschaften zu sehen.


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Jahr der Biodiversität

Im September 2001 wurde das Entlebuch als erstes Biosphärenreservat der Schweiz von der UNESCO anerkannt. «Erhalten, entwickeln und kooperieren» lautet die langfristige Ausrichtung des Reservats. Damit sollen die geschützte Natur- und Kulturlandschaft, speziell die Moorlandschaften und Karstgebiete, erhalten und gleichzeitig eine nachhaltige Regionalentwicklung realisiert werden. Die Bevölkerung im Entlebuch betrachtet die landwirtschaftlichen Schätze ihrer Region als Kapital für die Entwicklung von Touris­ mus, Wirtschaft und Lebensqualität. Unter der Dach­marke «UNESCO Biosphäre Entlebuch» sind sämtliche Aktivitäten und Angebote der Region vereint und damit für Interessierte zugänglich.

Natürliche Schätze

Moore Raum

auf

engstem

Das Internationale Jahr der Biodiversität 2010 wurde von der UNO aus Sorge um die sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Konsequenzen des Biodiversitätsverlustes ausgerufen. Das Jahr soll den Staaten und anderen Akteuren die Gelegenheit geben, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Biodiversität zu stärken und lokale, regionale und internationale Aktionen durchzuführen.

Wer das Bio­ sphären­reservat hautnah erleben möchte, dem seien die ein- bis mehrtägigen Wanderun­ www.biodiversitaet2010.ch gen durch die Moorland­ schaften empfohlen. 44 karge Hochmoore, 61 blumige Flachmorge und vier urtümliche Moorlandschaften prägen das Entlebuch und können entdeckt werden. Jedes der verschiedenen Moore hat seine Besonderheiten.

www.biosphaere.ch

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Umwelt

Tropische Insel in den Alpen

die einheimischen Fischbestände gefährden. Deshalb darf das Wasser aus dem Tunnel nicht direkt in die Natur abgeleitet werden. Wohin aber sonst mit dieser Wärme? Eine ebenso originelle wie attraktive Lösung hat der Ingenieur Peter Hufschmied gefunden: Nut­ zen wir doch den Wämeüberschuss für die Zucht von Wärme liebenden Fischen und Pflanzen! Mit diesem Ansatz lässt sich eine teure und energieintensive Abkühlung des Tunnelwassers vermeiden;

Am Fuss der Berner Hochalpen liegt ein tropisches Paradies: das Tropenhaus Frutigen. Es ist nicht nur ein spannendes touristisches Ausflugsziel, sondern mit seiner Süsswasser-Fischzucht auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Energiekonzept dahinter ist genial – es basiert auf dem Abwasser eines Tunnels. Text Reto Wüthrich, Bild Remo Zehnder

H

och über dem Eisenbahn-Basistunnel durch den Lötschberg thronen die Schnee­ gipfel des Doldenhornmassivs. Regenund Schmelzwasser strömen durch die Kalkschichten des Bergs in die Tiefe. Dabei wird es durch den Gesteinsdruck erwärmt. Bei Frutigen, auf der Nordseite des Tunnels, tritt es als warmer Bergbach mit einer Temperatur von rund 200 Celsius zutage. Ein solcher Wärmeüberschuss würde

gleichzeitig kann die Wärmeenergie auf sinnvolle und nachhaltige Weise genutzt werden. Aus diesem Gedanken ist eine einzigartige Einrichtung entstanden: das Tropenhaus Frutigen. Weltweit einzigartig    Pro Sekunde gelangen 100 Liter warmes Wasser aus dem LötschbergBasistunnel ins Tropenhaus – in einer Stunde sind dies nicht weniger als 2000 Badewannen voll. Die


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Besucher erleben auf eindrückliche Weise, wie diese Ressource vor Ort genutzt wird: Auch bei eisigen Aussentemperaturen herrscht im Tropenhaus ein behagliches Klima. Unter idealen Bedingungen gedeihen hier Palmen, tropische Obstbäume und exotische Blumen. In grossen Becken schwimmen imposante Störe und andere Wärme liebende Fische. Sie lassen sich aus nächster Nähe bestaunen. Die Kombination von tropischem Ambiente, Aqua­ kultur und alpiner Umgebung sucht weltweit ih-

resgleichen. Geschlossene Stoffkreisläufe und erneuerbare Energien sind an dieser Stätte keine theoretischen Begriffe, sondern können unmittelbar erlebt und nachvollzogen werden. Hinter dem Projekt steht die 2003 gegründete Tropenhaus Frutigen AG. An ihrer Spitze steht ein fünfköpfiger Ver­ waltungsrat. Dessen Vorsitzender ist der geistige Vater und Initiant des Projekts Peter Hufschmied. Er war seinerzeit beim Bau des Lötschberg-Basistunnels als Chef der Oberbauleitung tätig. Unterstützt wurde das Projekt, das in rund 18 Monaten umgesetzt und letzten November eröffnet wurde, unter anderem von den Hauptpartnern Coop und BKW Energie. Das Tropenhaus beschäftigt rund 40 Angestellte. Das Tropenhaus ist ein attraktives ganzjährig geöffnetes Ausflugsziel. Geniesser kommen ebenso wie Wissbegierige auf ihre Kosten. Im Besucherzentrum ist ein informativer Rundgang angelegt, wo nicht nur die Geothermie thematisiert wird. Auch andere Formen von erneuerbarer Energie lassen sich direkt und hautnah erleben, so etwa die Produktion von Strom aus Sonnenlicht, Wasserkraft und Biogas. Diese natürlichen Ressourcen nutzt das Tropenhaus ebenfalls als Energiequellen für den eigenen Betrieb. Dazu ragt vor dem Tropenhaus ein 22 Meter grosses Rotorblatt einer Windturbine unübersehbar in die Höhe.   Wer das Tropenhaus besucht, kann die hier produzierten Nahrungsmittel in den beiden hauseigenen Restaurants gleich geniessen: Die «Terrasserie» liegt unter Palmen und bietet eine spektakuläre Aussicht auf die Wasserlandschaft, das «Esturgeon» befindet sich über der Plantage und dem botanischen Garten, dahinter lockt das Panorama der Berner Alpen. Dass auf der Menükarte so leckere Dinge wie Ananasbouillon mit Störstreifen und Flusskrebs zu finden sind, liegt daran, dass das Tropenhaus Frutigen

Kulinarische Genüsse

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auf dem Gebiet der Fischzucht in landbasierten Aquakulturen Pionierarbeit leistet. Im Zentrum der Anlage befindet sich eine leistungsfähige Produktionsstätte für die Zucht von verschiedenen Arten von Süsswasserfischen. Das 20 Grad warme, qualitativ hochwertige Wasser aus dem Inneren des Lötschbergtunnels ist die ideale Umgebung für den Sibirischen Stör und den Flussbarsch. Der Stör liefert nicht nur delikates, grätenfreies Fleisch, sondern auch das Luxusprodukt Kaviar, das aus den Eiern der weiblichen Tiere gewonnen wird. Bereits seit 2005 steht im Tropenhaus eine Pilot- und Forschungsanlage für die Fischzucht in Betrieb. In enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universi-

tät Bern konnten hier die Haltungsbedingungen optimiert werden. Gleichzeitig wurden neuartige, besonders tierfreundliche Methoden für die Ermittlung des Geschlechts der Störe und für die Bestimmung der optimalen Kaviarreife entwickelt. Der Fischbestand im Tropenhaus wird derzeit auf rund 60 000 Fische ausgebaut. Dies ermöglicht eine Jahresproduktion von 45 Tonnen Störfleisch, zwei bis drei Tonnen Kaviar sowie 20 Tonnen Flussbarsch. www.tropenhaus-frutigen.ch

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Glücksgefühl und Herzklopfen Zäunen, Disteln schneiden oder nachts ziemlich ratlos der aufgeschreckten Schafherde hinterherrennen – das Leben als freiwillige Hirten-Hilfe ist hart. Macht aber glücklich. Text Reto Wüthrich, Bild WWF Schweiz / E. T. Studhalter «Es klingt verrückt … das WC!», antwortet Nelly Lienhart auf die Frage, was ihr denn nun von ihrem Leben auf der abgelegenen Alp besonders positiv in Erinnerung geblieben sei. «Es hatte kein Dach, keine Wände – aber das Panorama, die Bergsicht, das war ganz einfach fantastisch.» Sie hat eine aufwühlende Zeit hinter sich. Für einige Wochen tauschte die Mediaplanerin letzten Sommer ihre gewohnte Lebensumgebung mit der auf 1800 bis 2000 Meter über Meer gelegenen Alp Tsermon (FR), die nur zu Fuss zu erreichen ist. In der bescheidenen Alphütte gab es einen Holzherd und

eine kleine Schlafkammer. Sie selbst hat aber draussen im Zelt geschlafen. Die Kammer war für den Schafhirten reserviert. Auszeit vom Alltag

Denn da oben auf der Alp hat sich Nelly Lien­ hart nicht bloss eine gute Auszeit gegönnt, sondern einen vom WWF organisierten Einsatz als frei­wil­lige Hirten-Helferin absol­viert. Zusammen mit dem Profihirten war sie für rund 600 Scha­fe verantwortlich. Zwei Treib­ hunde und zwei Herdenschutzhunde gehörten ebenfalls zum Team. «Ich versuchte ganz einfach da anzupacken, wo es nötig war. Sei dies beim Schneiden der Disteln oder Bäume, beim Kochen, Abwaschen, Einkaufen oder Schafetreiben», schildert Nelly Lienhart ihre Aufgaben. Morgens um sechs kroch sie aus dem Zelt, um zu frühstücken, und gegen zehn Uhr abends erschöpft wieder hinein. «Es war super, und zwar nicht nur die ersten Tage.»

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WWF sucht Hirten-Hilfen Der WWF hat das Projekt «Hirten-Hilfen» im Jahr 2009 lanciert: Freiwillige unterstüt­ zen Hirten bei ihrer täglichen Arbeit auf Alpen, die mit der Präsenz von Grossraub-tieren rechnen müssen. Vor ihrem Einsatz besuchen die Freiwilligen einen Vorkurs des WWF, in dem sie zum Beispiel die wichtigsten Elemente des Hirtenberufs erler­nen. Zuzdem wird geprüft, wer sich für den Alpeinsatz eignet. Die Arbeit ist anstrengend. Wer sich nicht an die Lebensbedingungen auf der Alp anpassen kann, ist fehl am Platz. Zwischen Juni und Oktober absolvieren die Freiwilligen ihre zwei- bis vierwöchi­ gen Einsätze. www.wwf.ch/de/tun/aktivwerden/freiwillig/hirtenhilfen

Wie nie zuvor habe sie die Nähe zu den Tieren, zur Natur und auch zu sich selbst erleben können. «Da ist mir aufgefallen, wie unwichtig gewisse Dinge sind, die einem im ‹normalen› Leben so wichtig erscheinen.» Es sei eine Auszeit vom Alltag gewesen. «Und ich konnte einen Beitrag an den Mehraufwand von behirteten Schafherden leisten – bei Leuten, die sich kaum Hilfspersonen leisten könnten. Das machte mich glücklich.»   «Am Anfang waren die Schafbesitzer und Hirten schon etwas verschlossen

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und skeptisch», erzählt Franzis­ ka Berchtold. «Sie wussten ja nicht, ob ich sie wirklich entlaste oder ihnen bloss zur Last falle. Diese Bedenken wurden aber schnell aus der Welt geschafft. Mit jedem weiteren Tag wurden die Gespräche offener und das Vertrauen grösser.» Die Alpe di Berneggio im Bleniotal (TI) war letzten Sommer für einige Wochen ihr Zuhause. Auf 2000 Meter über Meer, zwischen steinigen Weiden und einem zauberhaften Bergsee, verbrachte sie ihren freiwilligen Einsatz. Zwei Hirten und 930 Schafe erwarteten sie, als sie nach einem anstrengenden Marsch oben ankam. Sofort sei sie in die Arbeit miteinbezogen worden. «Die erste Nacht im Zelt bei den Schafen war speziell – all die

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unbekannten Geräusche, das war fast ein wenig unheimlich», erzählt sie. Weil kurz zuvor Tiere von einem Raubtier gerissen wurden, sei es ihre Aufgabe gewesen, den sogenannten Nachtpferch einzurichten und nachts möglichst nahe bei den Schafen zu sein. Die Hirten konnten sich in der Nacht ausruhen, sie habe am Morgen Schlaf nachgeholt. «Es war faszinierend, zu sehen, wie ruhig und vertraut das Zusammentreiben der Herde verlief. Aber auch, wie schnell die Schafe, durch irgendetwas erschreckt, in der Nacht von der Angst getrieben aus dem Pferch ausbrechen. Da beginnt einem das Herz bis zur Kehle zu klopfen, man rennt ratlos der Herde hinterher und wartet dann bei ihr, bis es wieder hell wird. Und ist am Morgen erleichtert, dass nichts passiert ist, gleichzeitig aber auch unruhig, weil womöglich ein Raubtier in der Nähe

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sein könnte.» Ein unvergesslich schönes Erlebnis sei es gewesen, blickt Franziska Berchtold zurück. Eines, das sie auf keinen Fall missen möchte.   «Natürlich sei sie auch mal an ihre Grenzen gestossen. Als es den ganzen Tag regnete und die Kälte langsam durch die pflotschnassen Kleider und Schuhe kroch. Dennoch – oder gerade wegen solcher Erfahrungen – sei sie glücklich nach Hause zurückgekehrt; und auch ein bisschen stolz, etwas Sinnvolles getan zu haben. Beinahe schon verträumt erzählt sie: «Wenn man morgens früh aus dem Zelt kriecht, alles ist nass vom Tau, einem die Schafe gemütlich wiederkauend und freundlich ins Gesicht sehen, die Natur erwacht und die Sonne langsam aufgeht ... das ist wunderschön.»

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IMPRESSUM ecoLife Das Schweizer Magazin für Nachhaltigkeit www.eco-life.info Verlag ProfilePublishing GmbH Pfadacher 5, 8623 Wetzikon Tel. +41 (0)43 488 18 44 info@profilepublishing.ch Roger Meili, Verleger roger.meili@profile-group.ch Karin Stich, Verlagsleiterin stich@profilepublishing.ch Chefredaktor Reto Wüthrich Tel. +41 (0)79 414 69 48 reto.wuethrich@eco-life.info

Mitarbeit an dieser Ausgabe Markus Binder Jürg Buschor Fabrice Müller Janine Radlingmayr Daniela Schwegler Vera Sohmer Inserate Mediaforce AG Martin Spälti, Anzeigenleitung Webereistrasse 47 8134 Adliswil Tel. +41 (0)44 772 22 77 Fax +41 (0)44 721 19 01

Gestaltung und Produktion Karin Engler k.engler@profilepublishing.ch Druckvorstufe Küenzi und Partner 8134 Adliswil Lektorat Patrizia Villiger 8802 Klichberg Druck und Lektorat Buchdruckerei Lustenau GmbH 6890 Lustenau Foto / Illustration Romilly Lockyer Beat Schweizer

Abonnement ecoLife erscheint sechsmal jährlich Einzelpreis Fr. 6.50 Jahresabonnement Fr. 30.– (Ausland: plus Portokosten)

ecoLife übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Datenträger aller Art.

Bestellungen Tel. +41 (0)043 488 18 42 abo@eco-life.info ISBN-Nr. 3-907659-88-0 ©ProfilePublishing GmbH, 8623 Wetzikon Nachdruck und elektronische Wiedergabe nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

und klimaneutral gedruckt


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Aufgezeichnet von Daniela Schwegler, Bild Tom Haller

«Ich schwöre auf Wanderungen mit einer Beiz»

Thomas Widmer ... ... ist 48-jährig und wandert fürs Leben gerne. Mit seiner Wanderkolumne im «Tages-Anzeiger» macht er zahlreichen Leserinnen und Lesern jede Woche Beine. Der ehemalige «Welt­ woche»-Redaktor kennt die ma­­ gischen Plätze der Schweiz wie kein anderer und weiss für jeden Gesch­ mack die geeignete Wegstrecke.

«Ich habe eine grosse Sehnsucht nach dem Land. Vielleicht liegt das an meinen Wurzeln als Sohn eines Pöstlers im Appenzellischen. Dass ich als Wanderpapst gelte, liegt am «Spiegel», der die Metapher in einem Interview aufgriff. Seit da hat sich die Bezeichnung eingebürgert. Mir selber ist das nicht so sympathisch. Ich habe kein Sendungsbewusstsein und will niemanden überzeugen oder überreden zum Wan­dern. Im Gegenteil. Manchmal hat man eher Angst, es würden sich zu viele auf die Socken machen. Die Züge werden ja immer voller. Ein Leser schrieb mir dann auch, ich sei doch eher die Betty Bossi des Wanderns, weil ich in meinen wöchentlichen Wanderkolumnen – früher in der «Weltwoche», heute im «TagesAnzeiger» – einfache Rezepte mache, die man gut nachmachen kann. Ein anderer Leser meinte, ich sei der Jamie Oliver des Wanderns. Das hat mir sehr gut gefallen! Zumal Essen für mich dazugehört. Ich schwöre auf Wanderungen mit einer Beiz. Zuerst ein bisschen leiden: schwitzen, keuchen, röcheln. Dann bist Du auf dem Berg oben. Und die Belohnung für die Anstrengung folgt in der Beiz. Das ist doch wunderbar! Es gibt ja den Trend zum Terroir, zu den Produkten aus der Gegend. Das machen unsere Bergrestaurants immer besser. Ihre Menukarten sind attraktiver als früher. Es gibt nicht mehr nur überall Pommes Frites und ein Schweinssteak mit Kräuterbutter und einer erlahmten Petersilie obendrauf. Sondern zum Teil gibts Käse vom Senn neben­an. Das ist das Grösste! Sowieso, die Beizen.

Ich habe sie einfach gerne. Auch ganz ein­ fache und primitive, wo es praktisch nichts gibt. Das ist eine Form von Stube oder Höhle, wo man heimkommt und sich geborgen fühlen kann. Wandern macht den Menschen zufriedener – ganz klar. Vor allem, wenn er in der Gruppe unterwegs ist. Man schwatzt unterwegs. Manchmal schweigt man auch oder leidet zusammen. Vielleicht ist man verzweifelt, weil man den Weg nicht mehr findet. Oder es wird kalt. Oder man hat kräftemässig eine Krise. Oder einfach schlechte Laune. Wenn man das zusammen durchsteht, bringt einen das näher. Man wird auch mit sich selber konfrontiert. Ich habe zum Beispiel extreme Höhenangst, speziell auf Sesselliften. Da drehe ich fast durch. Da rezitiere ich manchmal den arabischen Vers ‹Es gibt keine Macht und keine Kraft ausser bei Gott.› Das sagt man, wenn etwas gefährlich ist. Ein Moslem zitiert diesen Vers zum Beispiel, wenn jemand im Auto zu schnell fährt, um die Gefahr etwas zu bannen. Wandern macht auch demütig. Wenn man in einem felsigen Gebiet unterwegs ist: dieses Imposante der Berge! Da ist man so ein Nichts mittendrin. Berühre ich den Felsen, fährt mir das durch Mark und Bein. Der Fels ist viel mächtiger als du, viel grös­ ser. Du bist längst Kompost und er bleibt. Das ist ein schönes und tröstliches Gefühl.» Soeben ist Widmers drittes Wanderbuch erschienen: «Zu Fuss. Die verschwundene Seilbahn», Zürich 2010, Echtzeit Verlag, 192 Seiten, CHF 34.–. Wie die zwei Vorgängerbände enthält auch sein drittes Buch 52 Routentipps aus der ganzen Schweiz sowie die dazugehörenden Wanderkarten im Massstab 1 : 50 000. www.thomaswidmer.ch


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