holzbauer holzba bau ba auer Wir
NoVeMber 3.2013
FoKus
Mit Kopf, Herz und Hand Holzbauer Urs Egli über seine Arbeit mit SolarArchitekt Beat Kämpfen seITe 6
holzbau VITal Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Branchenlösung seITe 34 PraxIs Suva-Inspektion: kein Grund zur Sorge seITe 16 hINTergruNd Im Vergleich: Lebenszyklusenergien von Aluminium, Beton und Holz seITe 20
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So sieht heute nachhaltiges Wachstum aus. Wenn es darum geht, bestehende Gebäude um-, aus- oder aufzubauen, gibt es kein leistungsfähigeres und emotionaleres Material als Holz. Es ist ökologisch, hat ein geringes Eigengewicht und bietet technischen sowie gestalterischen Spielraum. Dank der Vorfertigung verkürzt sich die Bauzeit, Fundamente müssen dabei nicht verstärkt werden. Gut zu wissen, dass in der Schweiz mehr Holz nachwächst, als genutzt wird. Bauen auch Sie mit Holz, Ihnen und einer gesunden Umwelt zuliebe. www.holzbau-schweiz.ch
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VorWorT/INhalT
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Liebe Leserinnen und Leser
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Die Artho Holz- und Elementbau AG verbindet Tradition mit Innovation dach+holz in Köln
Die Messehighlights für Holzbauunternehmer
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suva-Inspektion
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lebenszyklus holz
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Auf Inspektionstour mit dem Suva-Experten
Holz ist nur dann ökologisch gewinnbringend, wenn der Kreislauf gewährleistet wird
Erfolgreiche Holzbauer und diverse Angebote an Aus- und Weiterbildungen
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zimmermann on Tour
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beWegeN holzbau Vital
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Forschung der empa
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Rückblick auf spannende Tourmonate mit Fabian Dubach
Branchenlösung Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
NEST: Via Erprobung im Praxislabor nachhaltige Ansätze auf den Markt bringen
holz und die Welt Kurz & bündig Marktplatz agenda & Interna
Der Holzbau hat das Jahr 2013 deutlich mitgeprägt. Hinter jeder Innovation, hinter jedem erfolgreich umgesetzten Projekt stehen die Begeisterung und das Herzblut all jener, die sich tagtäglich für die Branche einsetzen. So zeichnete der Cadre D’Or auch in diesem Jahr einen dieser leidenschaftlichen Holzbauer für seine besonderen «Verdienste im Holzbau» aus. Genauso beachtenswert ist die zurückgelegte Reise von Fabian Dubach, unserem «Zimmermann on Tour». Fabians Einsatz geht in diesen Tagen langsam zu Ende. Seine spannenden Reiseberichte und unzähligen Fotos eröffnen jedoch weiterhin einer breiten Öffentlichkeit Einblicke in den vielseitigen Kosmos des Holzbaus. Mit Holzbau Vital konnte ein weiterer konsequenter Schritt für die Holzbaubranche begangen werden. Unter der Trägerschaft der Sozialpartner bildet Holzbau Vital das Instrument zur Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften über die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz. Wir freuen uns, wenn «Wir Holzbauer» Sie auch im nächsten Jahr mit Neuigkeiten aus erster Hand begleiten dürfen, und wünschen Ihnen viel Lesevergnügen.
4 42 45 54 Gabriela Schlumpf, Verband Holzbau Schweiz
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Das Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz
HOLZ UNd DIE WELT Hightech-Eco-Schneekugeln In den Genuss einer etwas anderen Hotelanlage kommt man im Walliser Ort Les Cerniers. Auf 1400 m ü. M. stehen fünfzehn so genannte Whitepods, die zusammen eine Art Nomaden-Camp für Naturliebhaber und Abenteurer bilden. Weitab von jeglicher städtischer Hektik geniessen die Gäste eine Berglandschaft, die Komfort, Ästhetik und das Bedürfnis nach Unterhaltung oder Entspannung vereint. Für Sportliche gehören neben Skifahren und Paragliding auch Schneeschuh- und Schlittenhunde-Touren zum Angebot. Für Geniesser bietet sich die alpine Wellness-Anlage an. whitepod.com
Hoch hinaus
Isolieren mit Schafwolle Filz gilt als eines der ältesten textilen Materialien überhaupt und findet breite Anwendung, auch auf dem Bau. Die Fissco AG aus dem bernischen Enggistein bietet als einzige Hersteller von Wollfilzen in der Schweiz nun unter dem Namen «fisolan» auch eine natürliche Gebäudeisolationen aus hundert Prozent Schafwolle an. Schafwolle ist ein nachwachsender Rohstoff, der mit minimalem Energiebedarf zu Dämmbahnen verarbeitet werden kann.
Nach den Plänen der schwedischen Architekturbüros C. F. Moller und Dinell Johansson soll in Stockholm bis 2023 ein 34-stöckiger Wohnturm aus Holz entstehen. Der Holzbau wurde kürzlich beim HSB-Architekturwettbewerb in Stockholm als ökologische und ökonomische Alternative zu Stahlbetonbauten eingereicht. HSB ist eine schwedische Bauvereinigung, die 2023 hundert Jahre alt wird. Bis dahin soll ein spektakuläres neues Gebäude gebaut werden. cfmoller.com
fissco.ch
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holz uNd dIe WelT
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Auf «Holidi» folgt «Plaza» Der eichene Riese «Holidi» des Künstlers Werner Ignaz Jans prägt seit bald dreissig Jahren die Graben-Allee in Winterthur. Doch leider nagt der Zahn der Zeit auch an Kunst im öffentlichen Raum. Die Stadt Winterthur hat deshalb einen Projektwettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat Andreas Fritschis Installation «Plaza». Die Realisierung der Skulptur ist für Frühling 2014 vorgesehen. Die Winterthurer Bevölkerung zeigt sich jedoch nicht begeistert: Unter «Rettet den Holidi» hat sich eine Facebook-Gruppe formiert, die gegen den Abbruch des Grabenmannes ist. Die Seite zählt derweil knapp 10 000 «Likes». Das letzte Wort ist hier wohl noch nicht gesprochen. winterthur-glossar.ch
WelT-ageNda 21. bIs 24. NoVeMber 2013:
bau-holz-eNergIe-Messe 2013 Bernexpo, Bern
bauholzenergie.ch 4. bIs 6. dezeMber 2013: 19. INTerNaTIoNales
holzbau-ForuM 2013 (IhF) Kongresszentrum Garmisch-
Batterie aus Holz Forscher vom Maryland Nano Center haben eine Batterie entwickelt, in der die Anode aus einer mit Zink beschichteten Holzmembran besteht. Statt aus Lithium ist die Anode aus Natrium. Die Holzbatterie konnte mehr als 400 Ladezyklen überstehen. Deren Energiedichte ist zwar geringer als bei heutigen Lithiumbatterien, weshalb sie wohl nicht im Handy zum Einsatz kommen wird. Die Batterie lasse sich aber günstig herstellen und sei umweltfreundlich. Daher wäre sie für die Speicherung grosser Energiemengen prädestiniert, etwa für Wind- und Solarstrom. nanocenter.umd.edu
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Partenkirchen (D)
forum-holzbau.com 18. bIs 21. Februar 2014:
daCh+holz INTerNaTIoNal Messe Köln (D) Europas einmalige und ausschliesslich auf Dach und Holz
Rodelspass 1930 liess sich Ernst Graf im Thurgau nieder und legte damit den Grundstein für das Unternehmen, welches später mit der Produktion der Graf-Schlitten eine beeindruckende Erfolgsgeschichte schrieb: Bis heute wurden über 50 000 Schlitten mit dem Prädikat «swiss made by Graf Sulgen» ausgeliefert. In Zusammenarbeit mit erfolgreichen Naturbahnrodlern entstand nun mit der Z-Serie ein Sport- und Freizeitrodel, welcher sicheres und ungefährliches Rodelvergnügen, kombiniert mit extrem hohen Geschwindigkeiten und kontrolliertem Kurvenverhalten bietet. graf-schlitten.ch
zugeschnittene Messe.
dach-holz.de
1. bIs 4. aPrIl 2014:
buIld exhIbITIoN –
CoNsTruCTIoN-desIgNINTerIor
Internationale Baumesse Moskau
build-exhibition.com 7. bIs 9. MaI 2014: os+h asIa 2014
Messe für Arbeitssicherheit und Arbeitsgesundheit in Singapur
osha-singapore.com
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Das Verbandsmagazin von Holzbau Schweiz
Mit dem Betrieb und der Gegend verwurzelt: Urs Egli und Pius K端ng.
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«VIELE ARCHITEKTEN TUN SICH NOCH SCHWER MIT HOLZ»
Sie erfinden sich immer wieder neu, experimentieren und gehen an ihre Grenzen – die Holzbauer bei Artho Holz- und Elementbau AG in St. Gallenkappel. Und doch bleiben sie sich und ihren Prinzipien treu. Urs Egli, Bereichsleiter Holzbau und stv. Geschäftsführer, weiss, worauf es in der Holzbauweise ankommt, und hofft, dass sich Architekten vermehrt vom Werkstoff Holz begeistern lassen. Text Marlies Keck
Irgendwann ist immer das erste Mal. Dieser Grundsatz stimmt für die Artho Holz- und Elementbau AG wie für kaum ein anderes Unternehmen. «Bald beginnt bei uns zum ersten Mal eine Zimmerin ihre Lehre», erzählt Pius Küng, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens. Ein Experiment? «Nein, wir haben ein sehr gutes Gefühl dabei», sagt Urs Egli, Bereichsleiter Holzbau und stellvertretender Geschäftsführer. Überhaupt scheint es den Mitarbeitenden in der Firma zu gefallen. «Vielleicht zu gut», meint Küng. «Es wäre vermutlich gar nicht schlecht, wenn unsere Leute anderswo Erfahrungen sammeln und dann zurückkommen würden. Aber sie gehen ja nicht», bemerkt er keck, der selbst seit über 40 Jahren dem Betrieb treu ist. «Da ich mehr als die Hälfte der Unternehmensgeschichte miterleben durfte, ist die Firmenchronik auch Herzstück meines Lebens», sagt Pius Küng. Auf dem Velo mit Anhänger
Die Gründung geht auf das Jahr 1936 zurück, als Martin Artho ein kleines
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Schreinereigeschäft im Parterregeschoss eines Wohnhauses betrieb. «In einem Raum von knapp 40 Quadratmetern stand eine kombinierte Hobel-, Fräs- und Kehlmaschine», so Küng. Vorerst arbeitete der junge Schreiner – ein gelernter Zimmermann – alleine, die Arbeiten lieferte er auf dem Velo mit Anhänger aus. Bald hatte er einen Handlanger und einen Arbeiter, die ihm tüchtig zur Hand gingen. Trotzdem war es eine Zeit vieler Entbehrungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Aufträge schliesslich zahlreicher. Die Schreinereiwerkstatt Gerendingen ist bald zu klein. Anno 1959 fasste der umtriebige Geschäftsmann Mut und kaufte die Liegenschaft «zur Salve» im Unterdorf in St. Gallenkappel – der erste Schritt war getan. Es folgten weitere Jahre des Aufschwungs, bald waren es neun Mitarbeiter. Pius Küng erklärt: «In der Zimmerei Artho mussten die Balken meist im Freien ausgelegt und bearbeitet werden.» Dies war natürlich sehr witterungsabhängig und es kam deshalb immer wieder zu Verzögerungen.
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Damals: Gründerfamilie Artho, etwa 1940 (oben). Rechnung aus dem Jahr 1957 mit Stundensatz von Fr. 3.50 (unten).
Meister Artho wägte aber jede Investition genauestens ab, die Krisenjahre stets in Erinnerung. «Erst 1973 gab er sich einen Ruck und baute eine Abbundhalle», so Küng. Loslassen für Neues
Mit fortgeschrittenem Alter musste Martin Artho erfahren, dass ihm das Geschäft je länger, desto mehr zur Belastung wurde. Als seine Ehefrau plötzlich verstarb, drängte sich eine Veränderung auf. Das Holzbaugeschäft Martin Artho wurde 1973 an die beiden Söhne des Firmengründers Mar tin jun. und Werner Artho übertragen. In diesem Jahr kam auch Pius Küng in das Unternehmen. In der neu aufkommenden Technik der Elementbauweise sah die junge, weitsichtige Belegschaft eine Chance für den Ausbau des Unternehmens. Pius Küng sagt: «Mit rund
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Heute: Das Traditionsunternehmen überzeugt neu auch mit dem Qualitätslabel Holzbau Plus.
40 Mitarbeitenden hatten wir uns bis 1990 zum grössten Arbeitgeber der Gemeinde St. Gallenkappel gemausert.» Die zweite Artho-Generation stellte sich den Herausforderungen der Zeit und gab sich dann neue Strukturen. «Das war dann quasi meine Chance», so Küng, denn zeitgleich wurde er zum verantwortlichen Geschäftsleiter befördert. 1996 wurde die Firma durch einen Verbindungsbau mit Infrastruktureinrichtungen, einer neuen Späneabsauganlage und einer automatischen Holzschnitzelheizung erweitert. Der Bau einer neuen Halle mit automatischer Abbundanlage wurde 2001 geplant, gebaut und gleich darauf in Betrieb genommen. Aber nicht nur die Arbeitsweise, auch die Infrastruktur im Büro wurde immer moderner. Vom Reisbrett zum CAD, von der Schreibmaschine zum eigenen IT-Netzwerk. Für die Abwicklung an-
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spruchsvoller Holzbauprojekte ab Werk vertrag bis Bauvollendung bediente sich das AVOR-Büro fortan modernster technischer Hilfsmittel. «Irgendwann muss man loslassen und sich auf Neues einlassen», fasst Pius Küng zusammen. Mitarbeitende übernehmen das Ruder
Nach 35-jährigem erfolgreichem Wirken in zweiter Generation folgte der nächste wichtige Entwicklungsschritt. Die Familie Artho übergab das Unternehmen in frische Hände. Die neue Geschäftsgeneration ging 2009 aus drei langjährigen Mitarbeitenden hervor. Die Mitglieder der Geschäftsleitung Pius Küng, Urs Egli und Franz Raymann führen seither das Unternehmen weiter. Der Blick zurück lässt Urs Egli die rasante Entwicklung vor Augen führen: «Unsere Branche wandelte sich in
den letzten Jahren enorm rasant. Das beginnt mit dem Material, dem Holz, das heute technisch getrocknet wird, setzt sich im Brand- und Schallschutz fort und das alles führt letztlich zu einem hochtechnologisierten Holzbau. Von den Forschungen in der Energienutzung gar nicht zu sprechen.» Die Zukunft scheint also rosig, die Holzbaubranche boomt. Urs Egli pflichtet bei: «Es spricht alles für den Holzbau. Die Schweizer Energiepolitik und das vermehrt verdichtete Bauen mit Aufstockungen usw. kommen uns sicher zugute. Leider sehen wir, dass in der Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren das Thema Holzbau noch stiefmütterlich behandelt wird. Da gibt es noch sehr viel Potenzial.» Laut Urs Egli tun sich viele Architekten noch schwer mit dem Werkstoff Holz. «Die Planung muss enorm präzis sein und man muss be-
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MEHR DAZU IN DER AKTUELLEN AUSGABE.
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