eigenart #74 - Hauptsache Raus

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sie wandeln sich gleichzeitig zum nt kein Problem zu sein, unbekleidet e noch einen Schritt, stürze mich rung herunter und bewundere die m sprießenden goldenen Härchen.

m bisher Gewesenen. Mir wird warm, Allerdings kommt keiner auf die Idee lte Bild Kunst ist. Gibt es nicht noch ut wäre rauszukommen? Alles wurde de auch ich etwas machen. lege und den Mund öffne, steigt mein s neben mir. Ich frage mich, ob unsere onsstudiengänge nicht ebenfalls ein Hand und stecke sie in den Mund und as Undefinierbarem, ziehe es entlang Knochen der Halswirbelsäule und h in meinen Kopf. So lange, bis aus usquellen, die sich wie von allein um

AStA-Studierendenmagazin der Universität der Künste Berlin

om Leib, nehme den Schlüssel, Treppenhaus. Es ist kalt, die feinen fzustellen. Auf der Straße frage ich man hin, wenn man keine Kleider mme ich gerade. Wenn ich nicht wiemöchte, muss ich etwas anderes tun. er Zeit. Der Blick nach hinten zeigt ds, rechts Asia Food. Menschen. Augen durch die Wände. Irgendwo ese Erinnerungen durch den Kopf ein, meine Schritte folgen. Ich höre

HAUPTSACHE RAUS

nen, Verlust einer alten Ordnung, e. Die existierenden Systeme und rlangen neu-gedacht zu werden. age nach dem Raus stellt, orien "Orte", "Mensch", "Kapital"

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#74 FEBRUAR 2010

EIGENART


EIGENART

ORTE GESTALT Gebaute Landschaft 2-3

WELT Hacken im Baumarkt. Diesmal die Ordnung 4-5 Otoro 6-7

UNI Die Werktage in Halle 8-9

KOMMILITON Rein ins Raus 10-11

HAUPTSACHE RAUS

MENSCH GESTALT Tier in mir 12-13

WELT Go forth and be famous. It is the will of God. 14-15

UNI „Darf ich Sie berühren?“ 16-17

KOMMILITON „Die ganzen festen Meinungen, die werden genauso aufgeweicht, wie eure Konturen.“ 18-19

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ORTE

KAPITAL GESTALT Calles de los Pueblos 20-21

WELT „Wir wünschen Ihnen alles Gute“ 22-23

UNI UdK-Verlag 24-25

KOMMILITON Raus aus dem Dispo 26-27

INHALT

RE-VISION GESTALT Sisyphos 28-29

WELT Das Einhalten der Zuweisung 30-31 Bücherrezensionen 32-33

UNI Termine 34 Ein Gespräch mit Robert Kudielka 35-37 Änderung der Studien- und Prüfungsordnung 38-39

KOMMILITON Tradition und Gegenwart 40-41

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EIGENART

GEBAUTE LANDSCHAFT

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YALA JUCHMANN


ORTE

GESTALT

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Das Künstlerteam Encastrable zieht sich aus ihren eigenen vier Wänden zurück in die Öffentlichkeit / Claudia Dorfmüller

DIE ORDNUNG

HAUPTSACHE RAUS

HACKEN IM BAUMARKT. DIESMAL

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Vor einem Baumarkt in Hamburg Altona drückt mir ein Mädchen in schwarzen Nylonstrümpfen, die in Pumps stecken, einen handgezeichneten und mit Kreuzchen markierten Grundriss in die Hand. Es ist 18.00Uhr. Ich bin nicht die Einzige. Unzählige junge Menschen haben sich eingefunden, und allein an ihrer Kleidung ist zu erkennen, dass sie nicht zum Holzbretter- oder Kloschüsselkaufen hier sind. Eine Vernissage im Baumarkt? Klingt nach Duchamp im Schlaraffenland, nach Aneignung der Regale im Sinne der Street-Art. Der White Cube wird zum spröden Ausstellungsraum aus der Postmoderne deklariert und gar nicht erst in Betracht gezogen. Aber ein Baumarkt? Der Lageplan vereinfacht die Orientierung. Vorbei an den Elektrowerkzeugen und Baustoffen findet sich die erste Installation: In einer Duschkabine werden vier Vogelhäuschen mit Teleskopstangen unter der Decke eingeklemmt. Kaum bemerkbar befindet sich diese Installation irgendwo zwischen Betonsäcken und Teppichrollen.

Antoine Lejolivet und Paul Souviron nennen ihre Eingriffe Résidence. Öffentliche Orte werden privat, denn die Konsumtempel unserer Gesellschaft wandeln sie gleichzeitig zum Atelier und Ausstellungsort um und schaffen sich so ihr eigenes Artist-in-Residence-Programm. Nicht jede Résidence ist auch eine öffentliche Ausstellung mit Vernissage. “When we make an exhibition like in the Maxbahr-Baumarkt in Hamburg, we prepare almost everything, so we know what sculptures we will do and what materials we will need. But for other residences we don‘t plan the sculptures, so we make everything with the place and the materials spontaneously.” In der Wohnabteilung haben die Beiden meterlange Gardinenstangen in Holzwerkzeugkästen gesteckt. Schraubzwingen halten die labil wirkende Konstruktion zusammen. In einer anderen Abteilung ist der Durchgang zwischen zwei Regalen verwehrt. Kabel, Schnüre und Ketten, die man normalerweise von der Rolle kauft, sind herausgezogen und am gegenüberliegenden Regal festgemacht. Der verwinkelte Baumarkt ist optimal. In einem kleineren Nebenraum für Teppichvorleger und Fließen sind die Beiden bei der Arbeit. In einem Einkaufswagen liegen etwa 20 Klammern, Paul legt Leisten auf einen Bock, Antoine sucht Teppichvorleger und Fußabtreter aus. Ruckzuck und die Installation steht. Ehrensache, dass eine solche Aktion nicht angemeldet wird. „We were never kicked out by the storeworkers because there are no rules or laws for this. The only point in which they can stop us, is for the pictures. It happened one time and at the end they gave us the permission. But then we stopped, because it is one of our rules.“


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Die beiden Künstler eignen sich während ihrer Vernissage den Baumarkt Stück für Stück an und hinterlassen mit ihren Installationen kleine Neu-

WELT

ordnungen – sie hacken das System Baumarkt. Die Arbeiten werden eher zu einer Handlungsanweisung als zu einem auratischen Werk, weil die verwendeten Materialien in hundertfacher Ausführung gleich daneben im Regal liegen, ihre Herkunft nicht verleugnen und sich griffbereit anbieten. Handlung und Skulptur werden während der Performance zu gleichberechtigten Partnern: „The project itself combines a lot of ways to do sculptures and to realise the action. Of course, each time all the parameters are dictated by the DIY stores. You have to see the project in its complete structure, that‘s why we characterize all the pieces as performative sculptures.“ http://www.encastrable.net/

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EIGENART

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OTORO

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„Sah ein Knab‘ ein Tuna steh‘n, Tuna auf der Heide, War so jung und war so schön Lief er schnell es nah zu seh‘n Sah‘s mit vielen Freuden Tuna, Tuna, Tuna rot, Tuna auf der Heide.“ Ma-ia-hii Ma-ia-huu Ma-ia-hoo Ma-ia-haa-haa Pfeifend und forschen Schrittes zugleich bezwingt der Knabe der Türe Schwelle und gelangt in das mit Mini-

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aturkühlvitrinen ausgestattete Paradies und pflanzt sich auf den Barhocker mit Lendenwirbellehne. Die Lampenkabel der rund 41 handgefertigten Bambusleuchten sind mittels eines Stücks weißer Cellophanschnur auf die unscheinbar gleiche Länge getrimmt. Raffinesse, wohin die Garniertube gar nicht erst gelangen kann. Shimomura sensei (71) tänzelt sanften Schrittes in seinem Revier zwischen Taufbecken und Schneidebrett und bereitet zarte Tranchen vom saftig glänzenden Otoro zu. „What the fuck is going on?“ „Look at this shiny peace from Heaven!“ Toshimitsu Tsukakoshi (62) legt uns den Negiri Dance auf das Parkett. Mit dem Tuna von Yoshikaz (41) ist er stets zufrieden. Mit der Linken rollt er geschmeidig ein zweieinhalbfingerhutgroßes, warmes Häufchen Reis, hier einen Schnippen Wasabi und da keinen Schnippen.

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„Onegaishimasu!“ Shimomura sensei drapiert mit der altbewährten Dreifingertechnik die frische Tranche auf dem lauwarmen Reis, dabei tänzelt er sich den Frühling aus dem Leibe. Er tänzelt den Frühling das ganze Jahr hindurch. Das Filet wird um 180 Grad gewendet, die Balance zwischen dem sensei und dem Filet mit einem schnellen zweimaligen Klopfen in dem Filet selbst fixiert. Der Gaumen wird mit grünem Tee sensibilisiert, um das ausbalancierte Kunstwerk dort unter Dach und Fach zu vollenden. (Knabe anner Theke dran) „So liegt es dort dieses unschuldige Wesen! Wie eine Pusteblume wartet es nur darauf zerstäubt zu werden.“ „Welch Liebesspiel voller Raffinesse!“ Ein Zungenspiel sondergleichen. Eine Symbiose aus Perversität und gutem Geschmack. Otoro auf der Heide bist so jung und gar so schön, wenn sich deine Fasern in sanften Zügen über das noch handwarme Reishäufchen legen. Oh schimmere – ja schimmere, den Saft innehaltend, legst du deine Enden, ganz sanft und behände auf das fein handpolierte Porzellan. Fließ leise hinunter durchs Bächlein!“ „It‘s like eating your own child.“ Sushi is sculpture. I GOT ERECTION.

JOHANN WOLFGANG FRANK VON FÖRSTER FOTOGRAFIE - KENNETH BAMBERG


Kunst- und Designstudierende diskutierten vom 21.-25. Oktober 2009 die Möglichkeiten einer selbstbestimmten Lehre / Anja Kaiser und Christoph Knoth

IN HALLE

HAUPTSACHE RAUS

DIE WERKTAGE

EIGENART

Da uns ein Streik nicht sonderlich sinnvoll erschien, wollten wir einen produktiveren Weg finden, um über Bologna hinaus zu denken. Die Protesttage im April 2009 in Leipzig bestätigten uns in dieser Idee, machten uns aber auch nachdenklich: Eine überwältigende Beteiligung war dort nicht festzustellen. Um eine Diskussion anzustoßen, wollten wir Redner und Workshopleiter einladen, die zu verschiedensten Themen etwas zu sagen haben. Dabei sollten nicht nur Professoren und Selbstständige, sondern vor allem Studierende zu Wort kommen. Wir wollten erfahren, wie sie eigeninitiierte und über das Studium hinausgehende Projekte angegangen sind, von ihren Erfahrungen profitieren und damit die Teilnehmer motivieren, selbst etwas auf die Beine zu stellen; wir wollten Studierenden die Möglichkeit bieten sich zu vernetzen und über den Hochschul-Tellerrand hinaus zu blicken. Nahezu alle auf den Werktagen vorgestellten Studierendenprojekte zeigten

wirklich interessante Ansätze. Seien es eher künstlerische Projekte wie die Freie Klasse der UdK, Projekte, die Brücken schlagen wie das Kurzschlußprojekt und die Aktionsklasse aus Berlin-Weißensee oder sehr pragmatische Ideen wie der Praktikantenguide. Man kann erkennen, dass an den Hochschulsystemen, sei es Diplom oder Bachelor, nicht so viel verkehrt ist, wie vielleicht vermutet. Natürlich gibt es an den bestehenden Studienbedingungen, mit oder ohne Bachelor, immer etwas zu verbessern. Die eigentliche Frage dreht sich eher darum, wie man sich so organisieren kann, dass man die Freiräume des Studiums effektiv nutzt. Ein achtsemestriges Bachelor-Studium, wie bei uns an der Hochschule für Kunst und Design Halle, bietet mehr Freiraum als zunächst gedacht. Im Vergleich zu den Massenunis, gibt es in der Regel immer genügend Plätze in Seminaren und Vorlesungen und es besteht ein regelmäßiger persönlicher Kontakt zu den Professoren. Das, was uns dabei stört, was so viele anprangern und was definitiv an den meisten deutschen Hochschulen, Akademien und Universitäten falsch läuft, sind oft hausgemachte und lokale Probleme. Darüber muss man sprechen, auch wenn es Engagement, Zeit und Kraft kostet. Die Wege dahin sind unterschiedlich: Vollversammlung, Streik oder wie eben in unserem Fall eine Konferenz. Dies fordert jedoch auch Verständnis auf beiden Seiten. Soweit wir das überblicken konnten, haben sich allerdings, abgesehen von den Sprechern, fast keine Hochschullehrer auf die Konferenz verirrt. Ein Zeichen dafür, wie weit weg die Dozenten doch oft schon von ihren

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ORTE

Studierenden sind. Ganz abgesehen von den Berühmtheiten, bei denen es Konsultationen im Taxi auf dem Weg zum Flughafen gibt oder die nur zweimal im Semester überhaupt anwesend sind. Der letzte Vortrag der Konferenz des Künstlers Stephan Dillemuth, Professor an der AdBK München, stand im Zeichen dessen, was für uns als eine Art Leitmotiv für die gesamte Organisation und mittlerweile auch unser Studium gelten kann. Sinngemäß: „Eigeninitiierte, selbst zu verantwortende Projekte sind der letzte Zufluchtsort der Kunst.“ Und genau dafür brauchen wir die Hochschule. Denn die kreative Kompetenz, die Beuys in Jedermann verortet, „kann erst dann wirksam werden, wenn dieser Raum des Freiseins zu einem bewusst erstrittenen Teil des Körpers geworden sei. Einen solchen Prozess der Bewusstseins- und Persönlichkeitsbildung in Gang zu setzen, sei das Ausbildungsziel an einer Kunstakademie.“ 1

UNI

„Wir wollen mit den Werktagen die Möglichkeit schaffen, dass sich die Studienfächer Kunst und Design stärker miteinander vernetzen und mehr hochschulübergreifender Austausch unter den Studenten stattfindet.“ Darüber hinaus hatten sich die Organisatoren vorgenommen, dass das Studium an Kunst- und Designschulen thematisiert und hinterfragt wird, neue Ideen und Konzepte generiert werden. Heraus kamen Workshops beispielsweise über das Flugblatt als Medium der Protestkultur oder darüber, wie man „In 12 Stunden die Welt verändern“ kann. In Vorträgen wurden unter anderem studentischen Projekte vorgestellt, der BolognaProzess aus vielen Perspektiven beleuchtet, Möglichkeiten der (interdisziplinären) Zusammenarbeit reflektiert und Methoden der Protestkultur hinterfragt. Trotz des intensiven Programms konnte nur ein Teil der Problematiken der Kunst- und Designausbildung zum Thema gemacht werden. Sollten andere Kunst- und Designstudierende das Bedürfnis haben, etwas ansprechen und ändern zu wollen, dann freuen sich die Werktageorganisatoren, wenn sie mit ihrer Konferenz als eine Art Format dafür fungieren könnten. Franziska Uhlig: Freie Klasse, Interflugs® & Co. Studierende der Hochschule der Künste Berlin unterrichten sich selbst, in: Kunstausbildung hg. von Peter J. Schneemann und Wolfgang Brückle, München 2008 1

http://www.werktage.org Aktionsklasse: http://www.kh-berlin.de Kurzschluss: http://www.kunstaspekte.de

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Verführung ist das Prinzip des architektonisch koplexen Systems einer Mall. Mit einem virtuellen Raumwurm, wird es möglich deren Code offen zu legen / Sebastian Nicolle

RAUS

HAUPTSACHE RAUS

REIN INS

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Kaum hatte ich die Neukölln Arkaden betreten, verschwand alles andere. In einem pulsierenden Palast aus Licht, polierten Natursteinplatten und spiegelnden Gläsern fand ich mich wieder. Überwältigt folgte ich instinktiv dem Strom der Massen und drang immer tiefer in die Gedärme der Arkaden ein. Jetzt hieß es nur noch herauszufinden, was ich unbedingt kaufen musste. Dieser Raum ist böse, oder? Es gibt Räume, wie die Neukölln Arkaden, die uns massiv einnehmen, uns desorientieren, uns ver-führen. Leer wird voll. Arm wird reich. Grün wird gelb usw. Einem Dunstschleier gleich erzeugen diese Räume eine Welt, die wir eine Zeit lang für die unsere halten. Meistens spüren wir schon beim Betreten, dass etwas nicht stimmt. Der Weg ist so angelegt, dass man an fast allen Geschäften vorbei muss. Alter Hut, denkt man sich. Ein leichtes Unwohlsein bleibt. Schaut man sich länger um, bemerkt man die Anordnung der Lichter. Ein sekundäres Leitsystem also. Und wer trällert da ständig etwas von Sonderangeboten? Hab ich meine Bonuskarte dabei? Wo ist eigentlich die Videokamera versteckt? Wahrnehmungsstau. Die Überlagerung diverser Manipulationstechniken führt dazu, dass wir nicht mehr nachvollziehen können, was mit uns geschieht. Wir werden von unseren gewohnten Alltagswelten abgeschnitten und in eine andere geworfen. Eine inszenierte, regulierte Parallelwelt.

I have a dream... Sind Shopping Malls Wahrnehmungsgefängnisse? Leben wir in der Matrix? Angenommen, wir leben in der Matrix. Wir wollen den Code der Malls hacken, um uns wieder frei bewegen zu können. Wir wollen das System mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Wir basteln uns einen Virus, einen Raumwurm und den implantieren wir in die Mall. Da in Malls Trennwände problemlos verschoben werden können, um sich den wechselnden Kundenbedürfnissen anpassen zu können, haben wir leichtes Spiel. Wir dürfen jedoch nicht sofort auffallen, da sonst die Agenten der Matrix zu schnell Verdacht schöpfen würden. Also sieht der Eingang fast wie ein stinknormaler Shop aus. A Shop // room #1 Ein Raum wie ein Schmuckstück. Man soll hier nicht vorbei laufen. Von hinten zieht ein Licht den Passanten nach Innen. Verführung. Aus den Fugen des Deckenrasters fließt kaltes Licht. Weiße, leere Regale schmie-


ORTE

gen sich wie Spoiler an die Wand. Ein reines, maßstabsloses Trägermaterial, welches erst durch die Waren an Substanz gewinnt. Leer geräumt werden sie zu einem schemenhaften Skelett. Eingefrorene Bewegung. Und nichts zu kaufen.. Steigt man durch eine Öffnung nach unten, kann man sehen, wie das Regalskelett durch den Shopboden sticht und in einem dunklen Loch verschwindet. Wunschängste steigen auf. Da man nichts aus einem leeren Regal herausnehmen kann, legt man etwas hinein. Nur was? The Pipe // room #2 Dem Licht folgen. Eine Treppe hinauf. Das gleißende Licht des Shops verschwindet. Einmal um die Ecke. Ein Raum wie ein übertrieben großer Luftschacht. Metallisch schimmernde Böden, Decken, Wände. Alles gleich. Die Schwerkraft ist aufgehoben. Das Licht aus den umlaufenden Schachtarmen erzeugt eine Lichtspirale. Ein Lichtsog am Körper. Ja,

jetzt sind wir endgültig drinnen. Das Rohr, Heiligtum des MaschinistenOrdens, Symbol des Wissensvorsprungs, wurde endlich aufgebrochen, um uns aufzunehmen. Weitergehen…

KOMMILITON

Naked Shop // room #3 Schachtelartiger Raum. Eine Wand aus dunklem Glas. Hinter dem Glas glimmt plötzlich etwas auf. Ein Licht aus weiter Ferne. Das Licht wird heller, beginnt zu pulsieren. Ein großer Raum taucht aus dem dunklen Nichts auf und beginnt, sich zu exhibitionieren. Noch ein Licht. Jetzt näher. Hüllen fallen. Der Schandfleck der Mall, dessen Schaufenster verplankt, verspachtelt, überstrichen sind, wird jetzt wieder sichtbar. Sehnsucht drückt sich an die trennende Scheibe. Ja! Schau mich an! Ich bin ein Leerstand. Pulsierende Lichter…und dann Schluss. Schachtelartiger Raum. Die Scheibe, schwarz und kalt. Weitergehen… Andere Räume folgen: Golden Atrium // room #4 ; The Lane // room #5 ; Soft Room // room #6. Dann eine Tür. Dahinter deutet sich Lärm an. Und Geruch… Zurück in der Matrix Aus der weichen Dunkelheit zurückgeworfen in die Mall. Mitten rein. Atrium. Schockzustand. Alles zu laut, zu hell, zu viel. Nach einiger Zeit gewöhnen sich die Augen, die Ohren, die Nase. Hier war man schon einmal. Vor langer Zeit. Der Blick nach hinten zeigt eine Tür ohne Griff. Links Mc Donalds, rechts Asia Food. Menschen. Ein Wachmann drückt

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seine müden Augen durch die Wände. Irgendwo da hinten liegt Mallorca. Bilder blitzen durchs Bewusstsein. Räume. Andere Räume. Andersartig. Der Virus. Sehen, was im Dickicht des Malldschungels unsichtbar ist. Wie ein räumlicher Hypertext. Die Mall wird zum Netz. Doch die Links sind jetzt andere. Führen anderswo hin. Hinter jedem Schaufenster ein Meer von Möglichkeiten. Die Tür ist weit geöffnet. Wäre man alleine, dann würde man vielleicht das Summen der Klimaanlage hören. Wie harmlos dieser Ort auf einmal wirkt. Ein Blick fällt auf die Angebotstafeln und wieder zurück in den Körper. Ein weiterer Blick wandert die Wände entlang, streift über die Schaufenster und fließt über die vollen Regale. Diffuse Gelassenheit macht sich breit. Es gibt keinen Grund, hier etwas zu kaufen. Andererseits, wenn man schon mal hier ist…


EIGENART

TIER IN MIR

HAUPTSACHE RAUS

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SABINE SCHWARZ


MENSCH

GESTALT

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EIGENART

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GO FORTH AND BE FAMOUS. MENSCH

WELT

Draußen, auf den Straßen von Stockholm und Berlin, sangen sie seine Lieder, blieben während des Gehens stehen und imitierten seinen Tanzstil. Ihre Begeisterung für Michael Jackson war wieder erwacht und ließ sie nicht mehr los. Die Medienerscheinung des King of Pop ist zu vielschichtig, zu interessant, zu energetisch, zu abstoßend, zu polarisierend, zu göttlich, als dass sie sie hätten vergessen können. Mike Ruiz, Student in der Klasse Gregor Schneider, und der Künstler Ben Aqua folgten ihrer Faszination und starteten die Ausstellungsreihe Michael Jackson Doesn‘t Quit. Nach etwa einem Jahr Planung, fand im Mai 2009, sechs Wochen vor Michael Jacksons Tod, die Eröffnung von Part I statt. Sie luden Künstler ein zum Thema Michael Jackson zu arbeiten, sich mit seiner Komplexität auseinander zu setzen, dessen Medienerscheinung zu reflektieren. Dustin Kilgore, ein befreundeter Künstler und Designer aus Chicago, schickte für Part II das Pamphlet The King of Popular Music – Understanding the last Testament. Die Eröffnung von Part III der Ausstellungsreihe Michael Jackson Doesn’t Quit findet am 29. April 2010 in der The Future Gallery in der Hasenheide 56 statt. www.dustinkilgore.com http://thefuturegallery.org/ Text: Claudia Dorfmüller

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IT IS THE WILL OF GOD.


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BERÜHREN?

Oft gehören in der künstlerischen Ausbildung Themen wie Körperlichkeit, Gefühle, Sexualität und Erotik zur inhaltlichen Auseinandersetzung. Besonders in Fächern wie der Darstellenden Kunst oder der Musik, und auch überall dort, wo der Körper zum künstlerischen Ausdrucksmittel wird, ist es wichtig, dass Nähe-Verhältnisse erstens zwischen Lehrperson und Studierenden und zweitens in den Gremien konstruktiv thematisiert werden; denn „der Unterricht ist eine Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, welche besondere Sensibilität und pädagogische Überlegungen der Lehrkräfte erfordert.“

DARF ICH SIE

HAUPTSACHE RAUS

Ein Gespräch mit der Frauenbeauftragten Sigrid Haase über Nähe und Distanz in der künstlerischen Lehre / Claudia Dorfmüller

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Dass solche Themen an der Hochschule öffentlich diskutiert werden, dafür setzt sich die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Sigrid Haase ein. Außerdem berät sie u.a. den Präsidenten und den Akademischen Senat, sitzt im Hochschulrat und ist beispielsweise an der Formulierung neuer Berufungsrichtlinien mitbeteiligt. Im Blick hat sie Männer- und Frauenquoten in den Studiengängen, die Frauenanteile bei den Lehrenden und mögliche Diskriminierungen beider Geschlechter. Dabei ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit die Unterstützung von Studierenden, die in der Lehre in Situationen geraten sind, die entweder eindeutig sexuelle Belästigung sind oder sich in Grenzbereichen von emotionaler Nähe und Distanz abspielen. „Interessant ist, dass mir in den letzten Jahren vor allem Fälle gemeldet wurden, in denen es eher um unangenehme physische Nähe im weiteren Sinn ging. Also um Nuancen der sexuellen Belästigung. Wenn früher vor allem die extremen Fälle wie körperliche Übergriffe gemeldet wurden, geht es mittlerweile eher um das, was einige gar nicht als sexuelle Belästigung ansehen.“ Denn besonders in der künstlerischen Ausbildung sollte zwischen physischer und psychischer Belästigung unterschieden werden. Dabei gibt es je nach kulturellem oder individuellem Hintergrund unterschiedliche Auffassungen davon, wie nah oder wie distanziert in der Lehre miteinander umgegangen werden kann. „Als Lehrperson muss man die Studentin oder den Studenten beobachten und immer wieder klären, welche Distanz im Moment angebracht und welche Nähe erlaubt ist. Und das nicht nur physisch, sondern auch emotional. Das ist ein ständiger Rückkoppelungsprozess, der zwischen zwei Personen stattfindet.“ Wenn es zu einem Zwischenfall kommt, dann besteht die Möglichkeit, die Frauenbeauftragte aufzusuchen. „Man kann sich sofort an mich wenden – auch wenn nur eine Irritation da ist. Wenn man


MENSCH

UNI

glaubt, dass der oder die Lehrende zu weit gegangen ist und man sich selbst aber nicht sicher ist; wenn man mit jemandem klären möchte, ob das überhaupt eine sexuelle Belästigung war.“ Bei einem ersten Kontakt mit der Frauenbeauftragten wird die Situation besprochen, und beraten, was als nächstes unternommen werden kann. Nur wenn es gewünscht wird, werden offizielle Schritte eingeleitet, das heißt Kontakt zur belästigenden Person aufgenommen und der Dekan informiert und auch die Hochschulleitung mit eingeschaltet. „Die betroffene Person bleibt im Hintergrund, ich vertrete sie ab jetzt in allen Gesprächen.“ In diesen Gesprächen wird deutlich: über den respektvollen, gleichberechtigten Umgang im Unterricht gibt es unterschiedliche Vorstellungen. „Ich habe an der UdK Gespräche mit Professoren und Dozenten geführt, die eine entstandene Nähe nicht reflektierten beziehungsweise ein Unbehagen auf Seiten der Studierenden nicht bemerkten und mir vermittelten, es so nicht gemeint zu haben. Der Punkt ist, dass es aber als sexuelle Belästigung erlebt wird. Und dies soll dann auch ernst genommen werden.“ Trotz der fehlenden öffentlichen Debatte über Nähe und Distanz in der künstlerischen Lehre bei den Lehrenden oder in den Gremien entwickelt sich langsam ein Bewusstsein für dieses Thema; dies ist an aktuelleren Fällen abzulesen. Inzwischen ist es üblich, dass Dozierende zu Anfang des Semester die Arbeitsbeziehung aushandeln. Wichtig ist, den Umgang mit Nähe immer wieder zu thematisieren, um es nicht zu Missverständnissen kommen zu lassen. Dabei sind auch die Studierenden sensibler geworden und fragen sich: „Wie lasse ich mich behandeln? Will ich gleichberechtigte Beziehungen haben? Wie gehe ich mit Autoritäten oder meinem Status um? Wie gehe ich mit meiner eigenen künst-

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lerischen Entwicklung um, was lasse ich da zu und was nicht?“ Diese Fragen müssen bewusst gestellt und für sich geklärt werden. Das kann in schwierigen Situationen dabei helfen, Position zu beziehen und angemessen reagieren zu können. „Wenn man sich belästigt fühlt, ist es gut, das Gefühl ernst zu nehmen. Dann kann man auf jeden Fall sagen: ‚Moment mal! Ich habe den Eindruck, dass dies gerade nicht dazu gehörte, mir etwas zu vermitteln.‘ Wichtig ist die Unterbrechung des Moments. In dem Augenblick hat man Zeit zu überlegen, was als nächstes passiert. Das verlangt natürlich auch Stärke, ein kleines rhetorisches Gepäck, das man mitbringen muss, um so etwas sagen zu können. Aber ich denke, das kann man üben.“ Die Verantwortung körperliche oder emotionale Übergriffe zu thematisieren liegt jedoch nicht hauptsächlich bei den Studierenden. Viel wichtiger ist, dass sich in der Hochschule eine konstruktive (pädagogische) Auseinandersetzung zum Thema Nähe und Distanz in der künstlerischen Lehre etabliert. Andererseits ist auch Zivilcourage von Kommilitonen und anderen Lehrenden gefragt, gegen beobachtete Belästigungen vorzugehen und den Betroffenen ihre Hilfe anzubieten.

http://www.gleichstellungspolitik.udk-berlin.de


EIGENART

„DIE GANZEN FESTEN MEINUNGEN, DIE WERDEN GENAUSO AUFGEWEICHT WIE EURE KONTUREN“ SEHEN ZU KÖNNEN IST SELBSTVERSTÄNDLICH. MIT EINEM BLICK KANN MAN DIE UMGEBUNG ERFASSEN, SICH PROBLEMLOS ORIENTIEREN UND ANHAND VON VISUELLEN EINDRÜCKEN SCHNELL URTEILE FÄLLEN. VOR ALLEM AN EINER KUNSTUNIVERSITÄT IST DIE VISUELLE WAHRNEHMUNG MEHR ALS NUR EIN SINN, SIE IST EIN WERKZEUG. DIRK SORGE STUDIERT BILDENDE KUNST AN DER UDK; DURCH EINE AUGENKRANKHEIT WIRD SEIN SEHVERMÖGEN ZUNEHMEND UND UNAUFHALTSAM EINGESCHRÄNKT.

HAUPTSACHE RAUS

BLICKFELDER DAS GESICHTSFELD EINES MENSCHEN MIT GESUNDEN AUGEN BETRÄGT ETWA 180 GRAD HORIZONTAL UND 130 GRAD VERTIKAL. BEI MIR SIND DIE WINKELGRÖSSEN IRGENDWO IM EINSTELLIGEN BEREICH. DAS KANN MAN SICH SO VORSTELLEN, ALS WÜRDE MAN DURCH EINE ENGE RÖHRE BLICKEN. DAS HEISST, ICH KANN NUR DAS SEHEN, WAS GENAU VOR MEINEN AUGEN IST. WENN ICH MIR EIN BILD VON EINEM GANZEN RAUM MACHEN WILL, DANN GEHT DAS NUR, INDEM ICH DEN KOPF ODER DEN GANZEN KÖRPER BEWEGE. ORIENTIERUNG AM NÜTZLICHSTEN IM ALLTAG IST FÜR MICH MEIN GEHÖR. WENN MAN WIE ICH GEZWUNGEN IST, DARAUF ZU ACHTEN, STELLT MAN FEST, DASS DIE OHREN MANCHE AUFGABEN DER AUGEN ÜBERNEHMEN KÖNNEN. SIE VERRATEN ETWAS DARÜBER, WAS DA IST, WO ES IST UND WIE SCHNELL ES SICH BEWEGT. TEILWEISE BENUTZE ICH AUCH EINEN KOMPASS, SCHAU MIR AN, OB ICH IN FAHRTRICHTUNG AUS-

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STEIGEN MUSS ODER MERKE MIR MARKIERUNGEN IN DER LANDSCHAFT. ABER WENN ICH DANN DIE STRASSE ODER DAS RICHTIGE HAUS DOCH NICHT FINDE, DANN BIN ICH AUF PASSANTEN ANGEWIESEN ODER MUSS EINFACH GLÜCK HABEN. ICH KANN LEIDER NICHT ALLES PLANEN, DAS IST DAS SCHWIERIGE. MAN KANN NOCH SO SCHÖNE PLÄNE UND KONZEPTE HABEN, WIE MAN DURCH DAS LEBEN KOMMT UND DANN WIRD DURCH EINE BAUSTELLE ALLES DURCHEINANDER GEWORFEN. DER NEUE SINN ES IST EIN SINN ODER EINE FÄHIGKEIT, DIE ICH NUR ALS MISCHUNG AUS HÖREN UND FÜHLEN BESCHREIBEN KANN. WIE EIN GERÄUSCH KLINGT, HÄNGT IMMER DAVON AB, WIE UND WO DER SCHALL REFLEKTIERT WIRD. EIN FAHRENDES AUTO HÖRT SICH ANDERS AN, JE NACHDEM, OB ZWISCHEN IHM UND MIR EIN BAUM IST, EIN VERKEHRSSCHILD ODER NUR LUFT. ICH KANN ZWAR (NOCH) NICHT HÖREN, UM WAS ES SICH HANDELT, ABER ICH KANN „HÖREN“, DASS DA ETWAS IST. WENN ICH ES BESCHREIBEN MÜSSTE, WÜRDE ICH SAGEN, DIESES HÖREN IST EIN LEICHTER DRUCK IN DER SCHLÄFENGEGEND, DER DEUTLICHER IST, JE NÄHER ODER JE GRÖSSER DAS IST, WAS ZWISCHEN MIR UND DER SCHALLQUELLE IST. DAS SPEZIFISCHE DES SEHSINNS DAS SIND AUF JEDEN FALL DIE FARBEN. DIE FORM VON GEGENSTÄNDEN KANN ICH ABTASTEN, ODER JEMAND BESCHREIBT SIE MIR UND ICH KANN ES IM KOPF NACHVOLLZIEHEN. ABER WENN MAN NOCH NIE FARBEN GESEHEN HAT, KANN MAN SICH AUCH DURCH EINE BESCHREIBUNG KEIN BILD VON FARBEN MACHEN. FARBEN KANN MAN


MENSCH

NICHT ERSETZEN UND ICH WAR SCHON IMMER DAVON FASZINIERT, WIE SEHR DIE ATMOSPHÄRE EINES ORTES VON DER FARBE DES LICHTS ABHÄNGT. WENN ICH MICH AN ORTE ERINNERE, SEHE ICH MEISTENS KEINE GEGENSTÄNDE VOR DEM INNEREN AUGE, SONDERN EINE LICHTSITUATION – OFT KOMBINIERT MIT DER ERINNERUNG AN GERÜCHE UND TÖNE.

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WELTBILDER ICH GLAUBE, DASS DIESE GANZEN GRENZEN, DIE WIR DURCH EINORDNUNG UND BEGRIFFSBILDUNG ZIEHEN, NATÜRLICH PRAKTISCH SIND, ABER SIE SIND VON UNS GEMACHT UND NICHT VON DER NATUR, VON GOTT ODER VON SONST WEM VORAB FESTGELEGT. UND DAS WIRD MIR - WENN ICH DARAUF ACHTE - IN JEDEM MOMENT, WO ICH DIE AUGEN AUFMACHE, BEWUSST. ICH SEHE KEINE FERTIGE WELT, SONDERN BAUE SIE MIR AUS FRAGMENTEN MIT DIFFUSEN GRENZEN ZUSAMMEN. ICH KANN MIR SELBST BEIM SEHEN ZUSEHEN. ICH BEOBACHTE, WIE DAS GEHIRN AUS DEN WENIGEN INFORMATIONEN, DIE ES VON DEN AUGEN BEKOMMT, ETWAS SINNVOLLES ZU MACHEN VERSUCHT. DIE UDK ICH GLAUBE, DASS KUNST SICH NICHT NUR AUF DER NETZHAUT ABSPIELEN KANN. ALLERDINGS HABE ICH AN DER UDK VIEL ERLEBT, WO ICH DACHTE, DASS ICH HIER ECHT AM FALSCHEN ORT BIN, GERADE WEGEN DIESER EXTREMEN FIXIERUNG AUF DAS VISUELLE. ICH GLAUBE, DASS ES EINE WICHTIGE KOMPONENTE IST, ABER ICH HABE ES OFT IN PRÜFUNGEN UND ÄHNLICHEN SITUATIONEN ERLEBT, DASS, WENN EINE ARBEIT ETWAS ANDERES ODER MEHR SEIN SOLL

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ALS DAS VISUELLE, MAN RECHTFERTIGEN MUSS, WARUM DAS JETZT KUNST SEI. ALLERDINGS KOMMT KEINER AUF DIE IDEE ZU FRAGEN, WARUM EIGENTLICH DAS GEMALTE BILD KUNST IST. DAS IST AUS TRADITION KUNST OHNE HINTERFRAGT ZU WERDEN, WEIL ES EBEN SO IST. DAS IST DANN FAST SCHON RELIGIÖS. MONET DIE SEEROSENBILDER VON MONET ZEIGEN SOWOHL DEN IMPRESSIONISTISCHEN, ALS AUCH EINEN FAST ERBLINDETEN MALER. ER HATTE GRAUEN STAR UND AN SEINEN BILDERN KANN MAN DAS FORTSCHREITEN SEINER KRANKHEIT ERKENNEN. ER HAT SEINE GANZ SUBJEKTIVE SICHT GEMALT - DIE BILDER SIND IM LAUFE DER JAHRE IMMER UNSCHÄRFER UND TRÜBER GEWORDEN. ALS SEIN STAR DANN GESTOCHEN WURDE, HAT ER WIEDER KLARER GEMALT. ER HAT ALSO SO UNGEFILTERT GEMALT, DASS ER ERST SEINE KRANKHEIT UND DANN DIE HEILUNG MITGEMALT HAT. ZIEMLICH KONSEQUENT. SCHARF UND UNSCHARF ICH DENKE, DASS MENSCHEN, DIE NORMAL SEHEN KÖNNEN, SEHR STARK IN GETRENNTEN KÖRPERN DENKEN. SIE SEHEN ÜBERALL GETRENNTE PHYSISCHE KÖRPER HERUMSTEHEN, DIE KANTEN UND GRENZEN HABEN. WENN ICH HINGEGEN NUR AUF MEINEN SEHSINN ACHTEN WÜRDE, DANN HÄTTE ICH DIESES BILD VON DER WELT NICHT, DANN WÜRDE ICH DENKEN, DASS ES VERSCHIEDENE FARBIGE WOLKEN GÄBE, MIT DIFFUSEN GRENZEN. UND DIE EINE WOLKE HÄTTE ALS GRENZE ETWAS, DAS WIRD IRGENDWIE ALS EINE PERSON BEZEICHNET. ABER ES IST NICHT SO SCHARF GETRENNT, WIE MAN GLAUBT. DIRK SORGE.


EIGENART

CALLES DE LOS PUEBLOS

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PAUL HUTCHINSON


KAPITAL

GESTALT

Torro, 2009

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Wenn Werte, Erwartungen und Pläne von einer Krise erschüttert werden / Sandra Moskova

ALLES GUTE

HAUPTSACHE RAUS

WIR WÜNSCHEN IHNEN

EIGENART

Er ist etwa 50 Jahre alt, hat eine abgeschlossene Hochschulausbildung und 20 Jahre Berufserfahrung; eine kleine Familie hat er auch. Auf einmal steht er da, ohne gar nichts, gezwungen, sich wie ein 23-Jähriger für Jobs zu bewerben. Mit Lebenslauf und einem Motivationsschreiben. Die Tochter hilft, sie kennt sich aus. Foto gemacht, Kontrast und Sättigung korrigiert, ein paar Falten wegretuschiert, die Augen aufgehellt. Auf 4x4cm sieht man diese Veränderungen kaum, doch beim Reinzoomen sieht man ein Gesicht, das sich zwanghaft ein Lächeln aufzusetzen versucht, die Augen sind freudlos. Eigentlich sollte dies der Blick eines 50-Jährigen Menschen sein, der sich einmal im Jahr einen Urlaub gönnt, der eine normale medizinische Versorgung bekommt, der sich endlich mal entspannen kann. Das ist kein Einzelfall, sondern das Bild einer ganzen Generation aus den ehemaligen Ostblock-Ländern, deren Werte, Erwartungen, Pläne und Vorstellungen wie von heute auf morgen gekippt sind, und das kurz nach ihrem Studienabschluss. Chaotischer Neuanfang Der Untergang des Sozialismus riss Vieles mit sich. Zahlreiche Konzerne und Produktionsstätten mussten bald nach der Wende geschlossen werden, große Teile der Bevölkerung wurden arbeitslos. Die wenigen Anderen, die den Sprung geschafft haben, landeten im Ungewissen der neuen demokratischen Welt. Das Chaos auf dem Arbeitsmarkt, abstruse Gesetze, die Inflation, die entfesselte Kriminalität hießen alle Mutigen in den frühen 90er Jahren willkommen. Sie probierten alles und keine Branche blieb unerforscht: Bauunternehmen, Möbelproduktionen, Bäckereien betreiben, Restaurants eröffnen und schließen. Jeder führte sein eigenes Geschäft. Die mangelnden Fachkompetenzen waren auch kein Problem, weil es nicht nötig war, ein Experte in einem Gebiet zu sein, um gutes Geld zu verdienen. Währendessen bezahlt niemand Sozialversicherung. Steuern: Was ist das? Krankenversicherung gibt es zwar, medizinische Versorgung funktioniert aber nur gegen Schmiergeld. Auf den Beistand vom Staat, kann man sich nicht verlassen: jeder ist für sich, und alle sind gegeneinander. Währenddessen vergehen ungefähr 20 Jahre und endlich hat man das Geschäft gefunden, bei dem man schon seit fünf bis sechs Jahren bleibt, ein eigenes Bauunternehmen. Doch die Krise kommt, Bauinvestitionen werden eingefroren. Plötzlich muss man sich wieder ganz normal für einen Job auf dem Arbeitsmarkt bewerben, obwohl man dies 20 Jahre lang nicht nötig gehabt hatte, weil sich der Privatsektor gut entwickelte .


KAPITAL

Ohne Job trotz Kompetenz Seit letztem Jahr gibt es in Bulgarien viele neu entstandene Arbeitsvermittlungsagenturen. Sie mieten einen Büroraum und schreiben im Internet täglich hunderte von neuen Jobs aus. Für den Aufbau solcher Arbeitsvermittlungen nutzen die Firmen dafür vorgesehene Staatsgelder. Unter den Jobinseraten stehen die Telefonnummern: Man ruft an, wartet für 15 Minuten in der Warteschleife, um dann gesagt zu bekommen, dass der Job bereits vergeben ist. Bewirbt man sich bei seriöseren Arbeitgebern für einen Job, in dem man bereits Erfahrung hat, klappt auch das nicht. Aus 250 Bewerbern kommt man in die Endauswahl mit drei anderen. Man selbst hat das Know How, die Anderen aber haben Fremdsprachenkenntnisse. Sie sind 30 und du bist 50. „Vielen Dank für Ihr Interesse, wir wünschen Ihnen alles Gute.“ Nach mehr als einem Jahr und mehreren Dutzend Absagen, unter anderem auch für unterqualifizierte und unglaublich schlecht bezahlte Jobs, hinterlässt diese Erfahrung Frustration.

WELT

Ende der 80er Jahre hatte man seine eigenen Berufsperspektiven mit viel Optimismus gesehen. Mit einem Ingenieurstudium beispielsweise konnte man zu Zeiten des Sozialismus eigentlich nichts falsch machen. Auch heute scheint man mit der Wahl unserer Studiengänge – irgendetwas mit Medien, irgendetwas mit Kommunikation – nichts falsch machen zu können. Wie sicher fühlt man sich aber hinsichtlich der Wirtschaftskrise 2009 mit einem Studiengang, dessen Berufsspezifikation man nicht einmal genau beschreiben kann? Und ich frage mich, ob unsere „neuen“ multimedialen Kommunikationsstudiengänge nicht ebenfalls ein Verfallsdatum haben.

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VERLAG

HAUPTSACHE RAUS

UDK

ISSN 1865-5912

EIGENART

Für den Rundgang im Juli 2009 initiierten Studierende verschiedener Fakultäten den temporären UdK Buchshop. Erstmals wurden dafür sämtliche Publikationen, wie Bücher, Magazine, CDs, DVDs und Plakate, die im Bezug zur UdK entstanden sind, zusammengetragen. Es galt den Publikationsoutput als Teil der Arbeit an der UdK Berlin zu präsentieren. Über 500 Titel konnten gezeigt und zum Verkauf angeboten werden; ungefähr die Hälfte der Publikationen kam aus dem eigenen Universitätsverlag der UdK Berlin. Der Verlag publiziert Inhalte aller Fakultäten und nutzt dazu eine Vielfalt von Medien und ermöglicht so einen visuellen, auditiven und haptischen Zugang zu dem Geschehen an der UdK. In der vierten Etage der VW-Bibliothek sind die Publikationen einsehbar und stehen dort auch zum Verkauf bereit. Informationen über den Verlag, die Inhalte und das Publikationsverfahren sind online über die Bibliothekswebsite zu finden. Der Verlag steht allen Mitgliedern der UdK offen und bietet im Gegensatz zu großen Verlagen die Möglichkeit auch kleine Auflagen und ungewöhnliche Formate in das Programm aufzunehmen. Er vergibt ISBN-Nummern, lagert, archiviert und übernimmt den Vertrieb der Medien. Durch die ISBN-Nummern werden die Publikationen in das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) aufgenommen. Das hat den Vorteil, dass die Veröffentlichungen im regulären Buchhandel erhältlich und in Bibliothekskatalogen recherchierbar sind sowie in ausgewählten Fachbuchhandlungen zum Verkauf stehen können. Die Projektgruppe UdK Verlag gibt es seit Oktober 2009 und ist ein Folgeprojekt des temporären Buchshops. Die Gruppe setzt sich zusammen aus Studierenden der Architektur, Visuellen Kommunikation und Gesellschaft- und Wirtschaftskommunikation. Ziel ist es in Kooperation mit der Verlagsleitung die Präsenz des Verlages zu stärken. Einerseits geht es darum, das Publikationsoutput zu erhöhen, andererseits sollen die Veröffentlichungen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Interessant dabei ist: je mehr publiziert wird, umso mehr zusätzliche Finanzierung erhält die Universität vom Berliner Senat. Qualitative Inhalte mit Publikationspotenzial gibt es an der UdK genug. Der Verlag bietet eine leicht zugängliche Plattform, um diese Inhalte, vom Ausstellungskatalog über DVDs bis hin zu wissenschaftlichen Arbeiten, in die Öffentlichkeit zu tragen. Kontakt: publikat@udk-berlin.de

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ISBN 978-3-89462-174-2

UdK-Buchshop

ISBN 978-3-89462-141-4

ISBN 3-89462-133-8

KAPITAL

UNI


EIGENART

„Eine Schnarchschiene ist eben kein Flachbildschirmfernseher“ Ideen für das Raus aus den Miesen / Benno Kaindl

DISPO

HAUPTSACHE RAUS

RAUS AUS DEM

Im Sommer 2008 hat alles begonnen. Yvonne Feller und Florian Flechsig, Studierende der Visuelle Kommunikation an der UdK, sind auf der Suche nach einem Thema für ihre Diplomarbeit und haben eines Nachmittags am Kreuzberger Landwehrkanal den Geistesblitz: Millionär werden. Ohne besondere Kenntnisse. Ohne eine bestimmte Marktlücke zu füllen. Die einzigen Regeln: Erlaubt ist alles, was legal ist, und: keine reguläre Erwerbstätigkeit. Wir sitzen in Florians Wohnzimmer, an den Wänden bunte Bilder: Werbebanner. Reichwerden mit dem Internet ist nichts Neues, und die beiden Mitte-20-Jährigen nehmen ganz bewusst auf schon dagewesene Projekte Bezug. In der Tradition der 1.000.000-$-Website etwa, die Alex Tew im Jahr 2005 zum Millionär machte, schuf Florian sein sogenanntes „Klickvorschlagswohnzimmer“: Und tatsächlich gab es über ein Dutzend Interessenten, die ihre digitalen Inserate von Florian kostenpflichtig an seine heimischen vier Wände pinseln und via 360-Grad-Panorama ins Internet stellen ließen. Kein Geld mit Skrupeln Eine andere Idee war Florians Tauschbörse: Im Blog hatte er eine alte Daniel-Küblböck-Plastikfigur angeboten und dafür im Tausch einen Laserdrucker erhalten. Doch bald passierte der Fehlgriff: Florian ertauschte einen Gutschein für eine Schnarch-Schiene. Theoretisch eine tolle Sache: individuell angefertigt und mehrere hundert Euro Wert. Nur fand sich niemand, der sie im Tausch haben wollte. Yvonne hatte Florian schon im Vorhinein gewarnt, dass es für viele zu sehr ins Private gehe, ihre Schnarchprobleme offenzulegen. Und die Privatsphäre ist es auch, die sich generell als hinderlich beim schnellen Geldmachen erweist. Yvonne lacht: „Ich habe schnell Skrupel, was zu machen – und das ist sicher mit ein Grund, dass ich noch nicht Millionär bin“. Und sie erzählt vom „eigentlich ganz sympathischen Typen“, der sie dafür bezahlten wollte, für ein paar Tage in seinem Bungalow einen von ihm gestellten Neopren-Anzug zu tragen und ihm denselben danach wieder zur Verfügung zu stellen. Yvonne hat abgelehnt. Doch immer wieder rät man ihr fürs schnelle Geld: „Du bist ’ne Frau, mach doch mal ’nen Aktkalender, Telefonsex, oder verkauf ’ getragene Unterwäsche“. Auch Florian, der letzteres kurzzeitig angedacht hatte, verwarf das letzten Endes wieder, weil zu sehr ins Pri-

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KAPITAL

vate gehend. Man versuchte sich lieber im An- statt im Ausziehen: So stellte sich Florian im Eisbärkostüm Touristen als Fotomotiv zur Verfügung, und Yvonne hat ein Modelabel aus dem Boden gestampft (und es passenderweise Geldwäsche genannt). Doch selbst hier entpuppt sich ein gewisser Anspruch als Hindernis, denn potenzielle Käufer beschwerten sich, dass die T-Shirts zu teuer seien. „Mit Ramsch verdient man natürlich viel mehr Geld“, seufzt Yvonne – bleibt aber dennoch bei dem teureren Anbieter, dessen Klamotten dafür mit größerer Wahrscheinlichkeit halbwegs fair produziert worden sind.

KOMMILITON

Geld oder Spaß Dass die Beiden in einem Interview die Ansicht vertreten haben, „dass die meisten Menschen nicht dadurch reich geworden sind, weil sie gut sind, sondern kalkulierend und rücksichtslos“, hat ihnen einige Kritik eingebracht. Dabei sei es gar nicht nur negativ gemeint gewesen, sondern auch ein wenig bewundernd: denen gegenüber, die es fertig bringen, primär nur an sich selbst zu denken. Florian hat als Knut (Kostümmiete: 40 Euro) vor dem Brandenburger Tor weniger Gewinnaussichten als beim Pflegen seines Aktiendepots, und auch Yvonne wird nicht reich, wenn sie für 20 Cent mit Altpapier bepackt zum Recyclinghof radelt: „Entweder man bespaßt die Leute oder man verdient Geld.“ „Man rutscht heute ganz schnell ab ins Prekariat, mit normaler Arbeit kommt man nicht mehr weit, also muss man reich werden“, fasst Florian den dem Projekt zugrunde liegenden Gedanken zusammen. Und man habe Möglichkeiten sammeln und darstellen wollen, wie das Menschen heute gelingen könnte, mit Aktionen, die quasi für jeden durchführbar sind. Und reich an Erfahrungen sei man außerdem geworden: Dass man durch die Teilnahme an Gewinnspielen und Klick-dich-reich-Portalen nicht reich wird; dass man bei virtuellen Geschäften schnell Gefahr läuft, Geld nur mehr als eine Art Spielgeld wahrzunehmen; dass die Umsetzung spontan lukrativ erscheinender Aktionen oft „schwieriger ist und mehr Zeit beansprucht als gedacht“. Und: vor der Million bleibt vor der Million.

http://www.wirsindjungundbrauchendasgeld.de

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EIGENART

SISYPHOS

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KASPAR MARIA


RE-VISION

GESTALT

Sisyphos, o.T., 2009

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Ein Ausflug ins Badezimmer, goldene Härchen am Oberarm und die Frage nach der Neuordnung von Identitätskategorien / Markues

ZUWEISUNG

HAUPTSACHE RAUS

DAS EINHALTEN DER

EIGENART

Beim Blick in den Personalausweis, beim Eröffnen eines Email-Accounts oder bei der Auswahl eines Klos bin ich mit den Kräften konfrontiert, die mir ein Geschlecht, einen Körper, Verhaltensweisen und Privilegien zuweisen. Und sie stellen Ansprüche, diese einzuhalten. Um auch direkt in den Raum des Badezimmers einzudringen: die durchaus vielfältige Auswahl an Gerüchen von Duschgels strukturiert sich anhand der Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „medizinisch“. So dass ich mich nach der Auswahl eines Duftes in der Drogerie beim Einseifen eine 50 Meter hohe Klippe im Kopfsprung herunterstürze, die aus meiner seidigen Haut am Oberarm sprießenden goldenen Härchen bewundere oder mich gleich feuchtigkeitshaltig und ph-neutral pathologisiere. Historisch revidierbare Kriterien Bereits 1993 schreibt Judith Butler über die Morphologie des Ichs: „Diese regulierenden Schemata sind keine zeitlosen Strukturen, sondern historisch revidierbare Kriterien der Intelligibilität – Kriterien, die Körper produzieren und unterwerfen, die von Gewicht sind. “ 1 Ausgehend davon lässt sich fragen: Wie können wir den Rahmen der Regulierung und Kontrolle verändern und neu formulieren? Und wie riecht dann ein frisch gewaschener gewichtiger Körper? Und wer kann ihn (nicht) riechen? Das Abpfrimeln der Etiketten auf Pflegeprodukten im Badezimmer ist Widerständigkeit, die von den Öffentlichkeiten ungesehen bleibt. Beginne ich damit im Supermarkt, schüttelt zumindest ein kleiner Kreis aus Unverständnis den Kopf. Doch damit ein größerer Kreis den Kopf schüttelt oder nickt, muss erst der vorherrschende Code der Subjektivierung(en) zitiert oder ein Spektakel aus Lack, Prosecco und Regenbogenfahnen veranstaltet werden. Foucault stellt fest: „Sichtbarkeit ist eine Falle“ 2, doch hier weiß ich nicht, ob die dadurch verursachten Unsichtbarkeiten nicht die größeren Fallen sind. Jedes Jahr zum CSD gibt es Prosecco trinkende Menschen in der Tagesschau zu sehen, die sich „Stück für Stück ins Homo-Glück“ 3 bewegen. Queere Lebensweisen sind darin nicht eingeschlossen und Diskurse über Folgen des Zweigeschlechtersystem als Menschenrechtsverletzung bleiben ungesehen. 4 Erweiterungen überschaubarer Möglichkeiten Woran liegt es, dass Positionen die sich nicht auf dem binären Mann-Frau Schema gründen, schwer wahrzunehmen sind, und dass Identitäten, die diesem entsprechen und im Bereich des Begehrens abweichen, nur undifferenziert gezeichnet werden?. 5

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RE-VISION

Auch ich fühle mich nicht differenziert in den öffentlich-rechtlichen Medien dargestellt. Und das, obwohl mir durchaus Attribute zu-/eingeschrieben werden, die dafür sprechen: weiß, männlich, deutsch. Dagegen sprechen: ledig, schwul, verwaist. Die Frage, mit welchen davon ich mich identifiziere, stellt sich Anderen nur selten. Die Frage nach Attributen der Selbstdefinition stellt sich noch seltener. Und die Fragen, was queer, gender-questioning und cyborg 6 meinen, stellen sich bisher nur den bereits Feinfühligen. Wie sich positionieren und eine verständliche Kritik äußern? Wie mit goldenen Härchen am Oberarm die Klippe herunter springen und nicht auf dem Bauch landen? Eine grundlegende Kritik an Heteronormativität, ist sicherlich für alle interessant, die sich nicht gewaltsam selbst disziplinieren, diszipliniert werden oder diszipliniert wurden, um einem Konzept aus dem beschaulichen Schaukasten des Symbolischen zu entsprechen. Und für alle, die sich fragen, warum sie weder übermäßig viele Schuhe kaufen, noch gut einparken können.

WELT

Oft würde ich mich freuen... Wie tief biologistische Zuschreibungen sitzen und Körper formen, wird dann schmerzlich klar, wenn Hausarbeit bei Männern zu psychologischen Problemen führt und Frauen eher in der Lage sind das Haus heimelig zu machen 7. Wann beginnt die Zeit, in der Menschen überlegt Vorrechte, Vergünstigungen und Eigenschaften zusprechen und aberkennen? Und andererseits die einfache und verantwortungslose Reproduktion der bisherigen Situation endet? Eva, Du kannst gerne mein Zimmer putzen und ich backe Dir einen Apfelkuchen! Oft würde ich mich schon darüber freuen, wenn Menschen wüssten, dass ihr Verhalten heteronormativ ist. Soweit bin ich bereit zu gehen, um im Anschluss abzuwaschen, was ich nie wollte. Nicht umsonst stellt Trouble X fest: „Ich kann mich nicht daran erinnern mich auf Eure Regeln geeinigt zu haben.“, was sich damit erweitern lässt, dass es nicht um „Eure“ sondern um „die“ Regeln geht 8. Zu fragen bleibt, wie sie umgestaltet werden, damit es für alle möglich wird, nach dem Kopfsprung das Badezimmer mit goldenen Härchen am Arm zu verlassen.

"D Angel", c-print, 55 x 105 cm

1

Judith Butler: Körper von Gewicht, dt.

Suhrkamp, 1997, S. 37; 2

Michel Foucault: Überwachen und Stra-

fen, dt. Suhrkamp, 1994., S. 178; 3

Motto des CSD-Berlin 2009

http://www.csd-berlin.de; 4

Eine Übersicht über die Vielfalt der gen-

derspezifischen Diskussionen bietet

http://www.genderwiki.de/index.php/ Genderplanet; 5

Eine inhaltlich und methodisch miss-

glückte Annäherung an Thomas Beatie

liefert die Taz unter http://www.taz.de/1/ leben/koepfe/artikel/1/mutter-oder-vater/ 6

Donna Haraway: Cyborg Manifesto,

1985: http://www.stanford.edu/dept/

HPS/Haraway/CyborgManifesto.html 7

Eva Hermann im BamS- Interview,

03.09.2006: http://www.bild.de; 8

Danke für die Unterstützung an Alice, Ben, Birte, Dominik, Lea und Yori.

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Zu den Arbeiten von Trouble X:

http://troublex.blogsport.de


EIGENART

HAUPTSACHE RAUS

Miranda July ist ein vielschichtiges künstlerisches Phänomen: 2002 stellte sie der Welt mit ihrem Webprojekt Learning To Love You More Aufgaben wie Make a child's outfit in an adult size und veröffentlichte die Ergebnisse dann auf der Webseite. 2005 wurde sie in Cannes für ihren Film Ich und du und alle, die wir kennen ausgezeichnet. Fehlt nur noch ein Buch – dass sie dann mit grandiosen Kurzgeschichten 2008 veröffentlichte. Ihre Short-Stories heißen Ich küsse eine Tür oder handeln von Rentnern, die im Wohnzimmer Trockenschwimmübungen vollführen. Es sind skurril-komische Erzählungen von den anderen Möglichkeiten des Lebens, die sich so seltsam zwischen den Realtitäten befinden. Miranda July: Zehn Wahrheiten; Suhrkamp 2008 ISBN 978-0743299411

Selbstorganisierte Lehre wie die Interflugsakademie, analysierende und produzierende Konferenzen wie die Werktage, das Einfordern von studentischer Mitgestaltung der künstlerischen Lehre – schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass eine andere Lehre an Kunsthochschulen gefordert wird. Vorschläge dazu collagiert das Buch Art School: von Marina Abramović, John Baldessari und Shirin Neshat, von Hans Haacke, Boris Groys und Daniel Birnbaum gibt es Essays, Gespräche und Antworten zu der Frage, wie sie die eigene Ausbildung erlebt haben und was künstlerische Lehre im 21. Jahrhundert leisten kann. Das Buch bietet eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Strukturen, Inhalten und Möglichkeiten von Kunsthochschulen, die sich einer veränderten Kunst- und Kulturlandschaft nicht entziehen können. Steven Henry Madoff : Art School (Propositions for the 21st Century); The MIT Press 2009 ISBN 978-0-262-13493-4

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Die Einheit der Vernunft ist in der neueren Philosophie radikal in Frage gestellt worden. Diese Problemlage ist in zwei verschiedenen Publikationen auf jeweils innovative Weise reflektiert worden. Der Berliner Philosoph Christian Iber hat in seinem Buch Das Andere der Vernunft als ihr Prinzip die Selbstüberwindung der Vernunft anhand der philosophischen Entwicklung F. W. J. Schellings untersucht. Iber gelangt zu dem Ergebnis, dass das philosophische Programm, das Andere der Vernunft zu ihrem Prinzip zu machen, aber ausweglos und widersprüchlich sei, und gibt Ausblicke auf dialektische Ansätze bei Heidegger und Adorno. Die emeritierte Luzerner Philosophieprofessorin Karen Gloy hingegen hat sich in ihrem Buch „Vernunft und das Andere der Vernunft“ der Ausarbeitung verschiedener Vernunfttypen –Klassifikation, Liste, Dialektik und Analogie – gewidmet. Christian Iber: Das Andere der Vernunft als ihr Prinzip; DeGruyter 1994 ISBN 3-110-14400-X Karen Gloy: Vernunft und das Andere der Vernunft; Alber 2001 ISBN 3-495-47890-6


RE-VISION

WELT

In ihrem Buch Medium, Bote, Übertragung konzipiert Sybille Krämer, Professorin für Theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin, die technischen Medien als Boten und untersucht die medialen Übertragungsverhältnisse von Engeln, Viren, Geld, Übersetzung, Psychoanalyse und Zeugenschaft. Der Ausarbeitung einer Metaphysik der Medialität als Grundwissenschaft folgt deren Erprobung in der Kartographie. Einen eher surrealen Zugang zur Medienphilosophie wählt Annette Bitsch in ihrem Buch Diskrete Gespenster, indem sie die Geschichte der zeitbasierten Medien im 19. und 20. Jahrhundert als eine Geschichte des Unbewussten schreibt. Die Theorien von Hegel, Freud, Heidegger, Lacan, Deleuze u.a. beleuchten die Entstehung der Wechselstromphysik und der experimentellen Physiologie. Sybille Krämer: Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität; Suhrkamp 2008 ISBN 3-518-58492-7 Annette Bitsch: Diskrete Gespenster. Die Genealogie des Unbewussten aus der Medientheorie und Philosophie der Zeit; Transcript 2009 ISBN 3-89942-958-9

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Dieses Buch stellt mit erfrischender Kühnheit die Frage nach dem Menschen als Frage nach dem Ausdruck. Ergebnisse emotionspsychologischer Experimente mit Kleinkindern und Tieren werden, im Lichte der philosophischen Theorien von Dilthey, Plessner, Cassirer und Scheler, zur These der Universalität des Ausdrucks verbunden: es gibt etwas, das allen Menschen gemeinsam ist, und das ist die Expressivität; der Mensch ist ein Ausdruckswesen. Die Expressivität wird somit zum Grundproblem einer interkulturellen Hermeneutik. In der Emotionalität des Ausdrucks liegen die Quellen der Moral, im Problem der Empathie verschränken sich Anthropologie und Moralphilosophie. Der Autor ist Privatdozent der Kulturphilosophie an der HumboldtUniversität zu Berlin. Norbert Meuter: Anthropologie des Ausdrucks. Die Expressivität des Menschen zwischen Natur und Kultur; Fink 2006 ISBN 3-7705-4288-8

Der Selbstversorger-Klassiker aus den 70ern. Für alle, die vom Leben auf dem Lande träumen oder im Hinterhof ein paar Rüben pflanzen wollen, beschreibt John Seymour anschaulich und auch für Laien leicht zugänglich, wie man ein kleines Grundstück oder einen großen Hof so betreiben kann, dass ein möglichst geschlossener und gesunder natürlicher Kreislauf entsteht. Vom Rosenkohl zur Windenergie, vom Schweineschlachten bis zum Bau eines Plumpsklos erklärt Seymour aus eigener Erfahrung alles, was man wissen und können muss, um sich – mit Geduld und Ausdauer – vollständig selbst zu ernähren. Ein ideeller Weg, der, wie Seymour zeigt, gar nicht so unbegehbar ist. John Seymour: The New Complete Book Of Self-Sufficiency; Dorling Kindersley 2003 ISBN 978-0751364422


EIGENART

HAUPTSACHE RAUS

TERMINE

10. März 2010 / 20:00h Permanente Verhandlung Diskussionsveranstaltung und Performance mit Thomas Ankersmit Musik ohne Raum – undenkbar. Und umgekehrt? Wie arbeiten Komponisten, Musiker und Klangkünstler mit den Wechselwirkungen von Musik und Raum? Im Salon mit Performance werden Künstler, Künstlerinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Berlin mit Studierenden über aktuelle Projekte und zukünftige Perspektiven diskutieren. Ort: pfefferberg haus 13, Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin 10.-18. April 2010 Hamburg Projekt Freie Klasse und Interflugs laden zur Teilnahme am offenen Skulpturbau-Projekt im besetzten Hamburger Gängeviertel ein. Zusätzlich werden Lectures, Workshops, Filmscreenings und eine Party organisiert. Bei Interesse kommt zum FreieKlasse Plenum. Immer Mittwochs 19h, Raum 34 http://www.freieklasse.de Ab sofort und immer Schimmelbildung Unter http://schimmelbildung.blogsport.de/ werden der Austausch über Bildung und Streik gebündelt, werden die neuesten Bewegungen studentischer Initiativen festgehalten. Der Blog sammelt und stellt Material rund um Bologna und Bildungsprotest zur Verfügung. Außerdem wurde ein Mailverteiler eingerichtet um die Vernetzung der Studierenden zu ermöglichen. Der Blog und der Verteiler stellen endlich eine Möglichkeit dar, die Forderungen der Studenten aufeinander aufzubauen und nicht immer wieder von vorne anfangen zu müssen. 23. April 2010 Interflugs und FreieKlasse stellen sich vor Zum Start ins Sommersemester stellen sich Interflugs und Freie Klasse im Foyer der Hardenbergstrasse mit Action Party Trallala vor. Mehr Infos unter www.interflugs.de Ende April 2010 Publikation Effekt//:Akademie Die Dokumentation der Interflugs Sommer Akademie 09 richtet sich an Studierende, Institutionen und Personen, die sich für selbstorganisierte Alternativen zur Ausbildungsnorm und kollektive Arbeitsformen interessieren, und die mehr über Hochschulproteste und künstlerische Ausbildung nach Bologna erfahren möchten. Dazu gibt es kritische AutorInnen-Beiträge zur Kultur- und Wissensproduktion. Die Publikation erscheint aus Anlass des 20-jährigen Bestehens von Interflugs. Erhältlich voraussichtlich ab Ende April 2010.

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Prof. Dr. Robert Kudielka lehrt seit 32 Jahren im Bereich Kunstwissenschaft und Ästhetik der UdK. Nach dem Sommersemester 2010 wird er aus der regulären Lehre ausscheiden. Wir haben dies zum Anlass genommen, mit ihm über Kunst, seine Lehre und über diese Hochschule zu sprechen.

Über die neue Freiheit in den 60ern, die Entwicklung der UdK, das Kunststudium; über die Möglichkeiten der Kunst und über Festlichkeit

ROBERT KUDIELKA

UNI

IM GESPRÄCH MIT

RE-VISION

Herr Kudielka, Sie standen immer in engem Kontakt mit der englischen und deutschen Kunstszene. Wie hat sich die Moderne Kunst in Deutschland entwickelt? Trotz der Documenta I (1955) kam der entscheidende Anstoß 1958 erst durch die Ausstellung The New American Painting, welche die Abstrakten Expressionisten bekannt machte und übrigens auch hier in der Hochschule zu sehen war. In der Folge kam zwischen 1962 und 1964 Fluxus nach Deutschland, und fast gleichzeitig die Nachfolgemalerei des Abstrakten Expressionismus: Farbfeldmalerei – Noland und Morris Louis, usw. Das hat zunächst zu einer neuen Abstraktion geführt, die nicht mehr am Bauhaus orientiert war, sondern tatsächlich an den Amerikanern. Das war eine unglaubliche Erfahrung für junge Künstler, dass die Moderne Kunst nicht tot war. Es war weniger eine stilistische Neuorientierung als das Gefühl: es geht weiter mit der Modernen Kunst, die ist nach wie vor lebendig. Man musste sich nicht ständig an den Anfängen des Jahrhunderts orientieren – und das ging einher mit einem Optimismus und neuen Selbstbewusstsein, das man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Als Sie 1978 als Hochschullehrer für Kunstwissenschaft und Ästhetik eingestellt wurden, war gerade drei Jahre zuvor durch Zusammenführung zweier Hochschulen die HdK entstanden, in den 90er Jahren wurden weitere Umstrukturierungen vorgenommen. Inzwischen sind wir die Universität der Künste. Wie sehen Sie die Entwicklung der UdK? Um es kurz zu sagen: es ist nicht gut, zu große Kunsthochschulen zu bilden. Kunstschulen funktionieren besser, wenn sie kleiner, begrenzter sind. Wenn das Kollegium gerade so groß ist, dass man sich gegenseitig kennt. Wenn es vielleicht zwei verschiedene Typen von Ausbildung gibt und nicht eine ganze Reihe, die institutionalisiert werden müssen. Ich wage die Behauptung, dass die einzige Zukunft, die solche Großinstitutionen wie die UdK haben, diejenige sein wird, dass man sie eines Tages wieder zerschlagen muss. Auch deswegen, weil sie nicht um der Sache willen aufgebläht worden sind, sondern um Einsparmaßnahmen zu verschleiern.


EIGENART

Aber befruchten sich die Studiengänge der verschiedenen Fakultäten nicht gegenseitig? Wenn man verhindern will, dass sich die Künste einander öffnen und im Studium befruchten, dann muss man sie nur alle in eine Institution zusammen holen. Dann findet unvermeidlich die Abgrenzung statt – es gibt ganz einfach Interessenkollisionen. Was z.B. die Musiker allein an Etat für die Stimmung von Klavieren brauchen, da wird unseren Werkstattleitern grau vor Augen. Vom Aufbau und den Anforderungen her sind die meisten Kunststudiengänge überhaupt nicht vergleichbar. Wenn man das zusammen zwingt und dann noch gemeinsame Kommissionen und einen gemeinsamen Senat hat, wo diese Verständnis- und Verteilungsschwierigkeiten zelebriert werden, dann hat man sich irgendwann auch persönlich satt...

HAUPTSACHE RAUS

Eine wichtige Basis der künstlerischen Lehre sind die Professoren. Worin sehen Sie die Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten junge, erfahrene Künstler an diese Universität zu holen? In den Berufungen, mit denen ich in letzter Zeit noch zu tun hatte, tauchte immer wieder die Frage auf, gerade von internationalen Künstlern, ob die Anstellung nicht befristet werden könnte. Gäbe es nicht die Möglichkeit, dass man von der furchteinflösenden Perspektive einer Verpflichtung auf Lebenszeit wegkommt? Dafür müsste natürlich ein höheres Gehalt zur Verfügung stehen. Das ist ja klar. Wenn keine Pension angespart werden muss, dann muss auf der anderen Seite für kurzfristige Verpflichtungen von vier bis sieben Jahren auch das Gehalt anders aussehen. Sind Gastprofessuren nicht eine alternative Möglichkeit? Reguläre Gastprofessuren, die nur zwei Semester lang dauern, wie das heute zur Überbrückung von Vakanzen üblich ist, sind Unfug. Um verantwortlich und effektiv zu lehren, muss jemand schon über einen Zeitraum von, sagen wir, vier Jahren tätig sein, mit der Möglichkeit der Verlängerung um noch einmal drei Jahre. In einem Rahmen von zehn Jahren wären solche Verpflichtungen sinnvoll. Aber damit trifft man zunächst einmal auf den Widerstand des Staates, das glaubt man zunächst nicht, aber das ist tatsächlich so. Die Staatsseite will einfach Ruhe haben mit den Lebenszeitberufungen. Was jemand nach 20 Jahren dann noch lehrt, das interessiert überhaupt nicht.

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Zurzeit fordern Studierende mehr Mitspracherecht in den Gremien, vor allem, wenn es um Berufungen geht – und stoßen dabei immer wieder auf Widerstand. Warum ist es so schwierig, als Student mit seinen Anliegen ernst genommen zu werden? Das ist eine schwierige Frage, einfach deswegen, weil ja ein Student oder eine Studentin das Interesse haben sollte, hier so schnell wie möglich wieder raus zu kommen. Das heißt, man hat ein temporär beschränktes persönliches Interesse. Das allein aber kann nicht ausschlaggebend sein. Auf der anderen Seite finde ich es schon wichtig, dass die Studenten sich beteiligen, und zwar nicht nur Studenten einzelner, meist unmittelbar betroffener Klassen. Ich finde das nicht gut bei den Anhörungen, dass kein wirklicher Querschnitt der Studentenschaft anwesend ist. Dass idealerweise aus allen Klassen interessierte Studenten kommen und mitwirken an der Entscheidungsfindung, und nicht nur diejenigen, die mit der Berufung ein unmittelbares persönliches Interesse verbinden, das wäre eigentlich das Wichtigste. Das würde dem Votum der Studenten ein ganz anderes Gewicht geben. Den Professoren alleine sollte man diese Verfahren nicht überlassen. Das ist schon richtig. Zumal da wegen der Lebenszeitberufungen ja auch das Problem entsteht, dass


RE-VISION

einige nach etwa 15 Jahren sich von der aktuellen Kunstszene weitgehend abgekoppelt haben, und weder das Interesse noch die Kompetenz haben, die Arbeit jüngerer Kollegen zu beurteilen. Seit über dreißig Jahren geben Sie Vorlesungen und Seminare an der UdK. Was ist das Ziel ihrer kunsttheoretischen Lehre? Die Studenten sollen in die Lage versetzt werden, über ihre eigene Arbeit und über die gegenwärtige Situation zu reflektieren. Das heißt, sie sollten die Gesichtspunkte kennen lernen, unter denen man selbstständig über Kunst nachdenken und sich kompetent in der modernen Kunstszene orientieren kann. Ich versuche nicht bloß die Geschichte der Kunst zu lehren, sondern Gesichtspunkte und Argumentationsformen zu vermitteln, die einem erlauben, bestimmte Züge der gegenwärtigen Kunstdiskussion kritisch, d.h. mit Urteilskraft, zu verfolgen.

UNI

Jedes Semester sehen Sie Studierende kommen und gehen, die Studierenden selbst verändern sich, die Kunst verändert sich. Aber was ist Ihrer Meinung nach das, was trotz aller Veränderung immer ein Teil der künstlerischen Ausbildung sein wird? Ich glaube, die grundlegenden Probleme, die man als Student in so einem Studium zu bewältigen hat, verändern sich nicht wesentlich, selbst wenn sich die Techniken und die Interessen verändern. Man bricht immer wieder einmal ein mit seiner Arbeit. Das muss man lernen, dass das so ist, normal ist. Das Kunststudium ist kein kontinuierliches und kumulatives Studium, wo man am Schluss alles so beherrscht und verinnerlicht hat, dass man der perfekte Künstler ist. Im besten Falle lernt man, kunstgemäß, artistisch mit sich selber umzugehen, indem man ein paar Schritte in die eine Richtung macht, dann irgendwann unter Umständen nicht weiter kommt und also sich neu orientieren, die Arbeitsweise ändern muss. Das ist der ganz andere Bildungscharakter eines Kunststudiums gegenüber einem wissenschaftlichen Studium, wo man am Ende das gesammelte Wissen abfragen kann. In Ihrer Lehre wird die Kunst immer wieder als eine Weise der Festlichkeit vorgestellt. Welche Bewandtnis hat es damit und worin liegen Ihrer Meinung nach die Möglichkeiten und Aufgaben der Kunst? Man muss sich von den etwas zu kurz angesetzten Überlegungen verabschieden, wonach Kunst zur intellektuellen Aufklärung beiträgt oder Standorte im gesellschaftlichen Diskurs bezieht, oder überhaupt die Erkenntnis des Menschen anreichert. Das ist nicht ihre primäre Aufgabe.

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Kunstwerke haben schon etwas mit Erkenntnis zu tun, aber es ist eine Irreführung, wenn man sie auf Wahrheiten festlegt. In einem sehr radikalen Sinn ist Kunst die einzige Möglichkeit, die Menschen haben, die Freude am Dasein zu erhalten und zu steigern. Wobei diese Freude ja nicht selbstverständlich ist. Zum Dasein gehört die tiefe Schwärze, die man unweigerlich mitbekommt. Große Kunst hat genau dieses Moment immer in einer Weise ernst genommen, wie es die Wissenschaft nicht ernst nehmen kann. Im Grunde ist Kunst, von der Tragödie angefangen bis zu Delacroix‘ Festen des Auges ein einzigartiges Steigerungsphänomen. Aber eben nicht in dem billigen Sinne von Intensität oder Aufgipfelung. Sondern insofern, als die Erfahrung der Dunkelheit, der Schmerzhaftigkeit und des Scheiterns gerade nicht als negativ ausgeschlossen wird. Kunstwerke sind angesichts der prekären Härten des Daseins immer noch einer äußersten Affirmation fähig: dass sie solche Zumutungen zu formulieren vermögen. Etwa so wie Samuel Becketts Stück Glückliche Tage. Das ist Festlichkeit. Das ist allein durch Kunst zu realisieren. In der Religion wird dieser Zuspruch sofort erbaulich und sentimental, weil er bloß verkündet wird.


EIGENART

RAUS MIT DIESEM PARAGRAPHEN. IRGENDETWAS LÄUFT SCHIEF IN DEINEM STUDIUM. ES LIEGT NICHT DARAN, DASS DICH DAS FACH NICHT INTERESSIERT ODER DU DICH STÄNDIG INTERESSANTEN ABLENKUNGEN HINGEBEN WÜRDEST. NICHTS VON ALLEDEM. DEINE DIR DURCH DIE STUDIENORDNUNG AUFERLEGTEN PFLICHTEN VERSUCHST DU EINIGERMASSEN ORDNUNGSGEMÄSS UND HINGEBUNGSVOLL ZU ERFÜLLEN, ABER DENNOCH: IRGENDETWAS ERSCHEINT DIR UNLOGISCH, MERKWÜRDIG, SINNFREI. VERMUTLICH LIEGT DAS PROBLEM IN DER STUDIEN- ODER PRÜFUNGSORDNUNG SELBST. 1. ERKENNE DEIN PROBLEM UND NEHME ES AUCH ALS EIN SOLCHES WAHR.

HAUPTSACHE RAUS

2. SPRICH MIT DEINEN KOMMILITONEN DARÜBER, OB ES BEI IHNEN DAS GLEICHE PROBLEM ODER ÄHNLICHE PROBLEME GIBT. 3. WERFE EINEN BLICK IN DEINE STUDIEN- UND PRÜFUNGSORDUNG. (BEI VERSTÄNDNISPROBLEMEN KANNST DU DICH AN DIE ZUSTÄNDIGE PERSON IM IMMATRIKULATIONS- UND PRÜFUNGSAMT {IPA} WENDEN.) 4. ERKENNE DEN PARAGRAPHEN DEINER STUDIEN- UND PRÜFUNGSORDNUNG, DER DEIN PROBLEM VERURSACHT. 5. MACHE DEN VERDÄCHTIGEN PARAGRAPHEN GEMEINSAM MIT DEINEN KOMMILITONEN, DIE DAS GLEICHE PROBLEM HABEN, ZUM THEMA. 6. WENDET EUCH AN EURE DOZENTEN UND PROFESSOREN UND DISKUTIERT MIT IHNEN EUER PROBLEM, DEN BETREFFENDEN PARA-

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GRAPHEN UND MÖGLICHE ANDERE URSACHEN. 7. ÜBERLEGT GEMEINSAM LÖSUNGSANSÄTZE BZW. ÄNDERUNGSVORSCHLÄGE. 8. REICHT EINEN ANTRAG BEI EUREM INSTITUT EIN, UM ÜBER DIE ÄNDERUNGSVORSCHLÄGE ZU SPRECHEN! 9. VERFASST FÜR DIE NÄCHSTE SITZUNG DES INSTITUTSRATS EINE TISCHVORLAGE ZU DEM THEMA. (TERMINE FINDET IHR AUF DER ASTA-HOMEPAGE.) 10. DISKUTIERT MIT DEM INSTITUTSRAT DIE TISCHVORLAGE BZW. DIE ÄNDERUNGSVORSCHLÄGE. 11. WENN NÖTIG, SETZT DER INSTITUTSRAT EINE ARBEITSGRUPPE ZUR ÄNDERUNG DER STUDIENUND/ODER PRÜFUNGSORDNUNG EIN. 12. UM EURE INTERESSEN ZU VERTRETEN, SCHLIESST SICH EINER ODER MEHRERE VON EUCH DIESER ARBEITSGRUPPE AN. 13. DIE ARBEITSGRUPPE TRIFFT SICH SO OFT, BIS EINE AKZEPTABLE LÖSUNG GEFUNDEN WIRD. 14. DER VORSCHLAG DER ARBEITSGRUPPE ZUR KONKRETEN ÄNDERUNG DER STUDIEN- UND/ODER PRÜFUNGSORDNUNG WIRD IM INSTITUTSRAT DISKUTIERT, WENN NÖTIG VERBESSERT UND ABGESTIMMT. 15. DIE ENTSCHEIDUNG DES INSTITUTSRATES FINDET IN DER NÄCHSTEN FAKULTÄTSRATSITZUNG STATT. (TERMINE FINDET IHR AUF DER ASTA-HOMEPAGE.)


RE-VISION

16. GEHT IN DIESE SITZUNG, UM DIE ÄNDERUNG ZU VERTRETEN. 17. DER FAKULTÄTSRAT DISKUTIERT GEGEBENENFALLS DIE ENTSCHEIDUNG DES INSTITUTSRATES UND STIMMT DANN DARÜBER AB. 18. DIE ÄNDERUNG DER STUDIENUND/ODER PRÜFUNGSORDNUNG WIRD DER KOMMISSION FÜR STUDIEN- UND ENTWICKLUNGSPLANUNG (SEK) VORGELEGT. 19. IN DER NÄCHSTEN SITZUNG DER SEK (TERMINE FINDET IHR AUF DER ASTA-SEITE) STELLT IHR MIT VERTRETERN EURES INSTITUTES ÄNDERUNG DER STUDIEN- UND/ ODER PRÜFUNGSORDNUNG VOR

UND DIE SEK STIMMT DARÜBER AB. 20. DIE SEK EMPFIEHLT DEM AKADEMISCHEN SENAT (AS) DIE ÄNDERUNG DER STUDIEN- UND/ODER PRÜFUNGSORDNUNG. 21. IN DER NÄCHSTEN SITZUNG DES AS WIRD DIE ÄNDERUNG DER STUDIEN- UND/ODER PRÜFUNGSORDNUNG NOCH EINMAL BESPROCHEN UND DARÜBER ABGESTIMMT. 22. DIE WEITEREN SCHRITTE WERDEN VON DER VERWALTUNG DURCHGEFÜHRT. 23. PROBLEM GELÖST UND AUCH EURE NACHFOLGER WERDEN EUCH DANKEN.

UNI Die UdK besteht aus vier Fakultäten: Bildende Kunst (Fak I), Gestaltung (Fak II), Musik (Fak III), Darstellende Kunst (Fak IV). Innerhalb dieser gibt es Institute, die verschiedene Teilbereiche einer Fakultät vertreten.

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FAKULTÄTSRAT

TISCHVORLAGE

INSTITUTSRAT

Jede der vier Fakultäten hat einen auf 2 Jahre gewählten Fakultätsrat, der einmal monatlich tagt. Im Fakultätsrat werden die Belange der Fakultät von 7 Professoren, 2 wissenschaftlichen oder künstlerischen Mitarbeitern, 2 Studierenden und 2 Verwaltungsangestellten besprochen und abgestimmt.

Die Tischvorlage ist ein Thesen- und Argumentationspapier, dass bevorzugt sieben Tage vor der Sitzung eingereicht wird. In der Sitzung werden anhand der Tischvorlage die Problematiken besprochen.

Der Institutsrat trifft sich nach Vereinbarung und Notwendigkeiten, um die Belange des Institutes zu besprechen. Mitglieder: 2 Professoren, 1 wissenschaftlicher oder künstlerischer Mitarbeiter, 1 Verwaltungsangestellter, 1 Studierender


Tonschaffende interagieren mit der Kompositionsgeschichte ihres Umfelds, indem sie Bezug nehmen auf bereits Existierendes und ihrerseits das noch Bevorstehende und unmittelbar Folgende beeinflussen. Es stellt sich die Frage, ob es innerhalb einer Kulturszene, die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts so pluralistisch wie niemals zuvor gebärdet, möglich ist, nicht auf Dagewesenes Bezug zu nehmen. Für viele Komponisten ist die Interaktion mit der künstlerischen Außenwelt, das In-Frage-Stellen und das bewusste Verlassen von Konventionen und Traditionen Teil der lebendigen Auseinandersetzung mit der Musikgeschichte.

Zur Auseinandersetzung des Künstlers mit der Tradition am Beispiel der Musik / Wendelin Bitzan

GEGENWART

HAUPTSACHE RAUS

TRADITION UND

EIGENART

Die Bereitschaft dazu bedeutet für den Berliner Komponisten Caspar de Gelmini (*1980) eine notwendige Voraussetzung zum eigenen Schaffen; die unreflektierte Verwendung oder Übernahme äußerer Stilmerkmale lehnt er als epigonal ab. Nach seinem Verständnis existiert in der Musik allerdings kein Fortschritt wie in der Wissenschaft; er spricht statt dessen von einer sich in der Zeit verändernde Musiklandschaft, deren subjektive Ausprägungen sich einer Kategorisierung durch Termini wie „neu“ oder „zeitgenössisch“ entziehen. Entwicklung statt Fortschritt Eine Wiener Komponistin (*1979), die aus persönlichen Gründen anonym bleiben möchte, hält den Fortschrittsbegriff ebenfalls für problematisch, weil er unausweichlich eine Abwertung dessen beinhaltet, woran ein als fortschrittlich begriffenes Komponieren sich misst. Sie bevorzugt den neutraleren Begriff der Entwicklung, der zur allgemeinen Charakterisierung künstlerischer Richtungen geeignet ist und dem Einzelnen darüber hinaus als Instrument dienen kann, die Haltung zum eigenen Schaffen zu beschreiben. In der Tat birgt eine Gleichsetzung von Entwicklung mit Progressivität die Gefahr, dass jede schöpferische Tätigkeit, welche den damit verbundenen rigiden Neuheitsanspruch nicht bedienen kann, als reaktionäre Haltung, als künstlerischer Eklektizismus etikettiert wird. Operiert man dagegen mit nicht-wertenden Parametern wie Verfeinerung, Ausarbeitung und schöpferischer Intuition, kann eine solche ästhetisch fragwürdige Elitenbildung bei der Analyse kompositorischer Ansätze vermieden werden. Das scheinbar ahistorische, von gleichzeitig verlaufenden Entwicklungen abgekoppelte Komponieren des Amerikaners Morton Feldmann (1926-1978) entpuppt sich bei näherer Betrachtung als extreme Ausprä-

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RE-VISION

gung einer von jeglichen Dogmen und Verbindlichkeiten freien Haltung. Kompositorische Tradition, die von Feldman bewusst ausgeklammert wird, ist nun Bestandteil des künstlerischen Außen – und damit können traditionelle, ihrer konventionellen Semantik jedoch gänzlich beraubte Elemente Eingang in das Kunstwerk finden, ohne dass sich sein Schöpfer zu deren Herkunft positioniert.

KOMMILITON

Transformierung existierender Klänge Eine gebräuchlichere Möglichkeit des Umgangs mit bereits bestehender Musik bietet die Methode der Collage. Dabei handelt es sich um eine kreative Wiederverwendung von Ausschnitten existierender Partituren. Diese Variante des Zitierens wird bestimmt von einem erneuten Gebrauch musikalischer Fragmente erkennbarer oder ungewisser Herkunft, welche zwar von außen übernommen, jedoch durch individuellen künstlerischen Zugriff aktualisiert und umgestaltet werden. Eine solche Auseinandersetzung mit bestehendem Material ist ein Merkmal vieler Kompositionen der so genannten Postmoderne: das Material kann konventionell sein, Verfahrensweisen und kompositorische Realisation aber machen sie zu neuen Schöpfungen. Adorno thematisierte bereits in den 1950er Jahren in der Philosophie der neuen Musik das Auseinandertreten des Materials, in welchem alle geschichtliche Tradition sedimentiert ist; die subjektive Behandlung ermöglicht, dass jeglicher musikalische Stoff wieder zeitgenössisch werden kann. Die Tradition und Gegenwärtiges gelangen in einem einzigen künstlerischen Produkt zur Entfaltung.

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Herausgeber Allgemeiner Studierenden-Ausschuss (AStA) Universität der Künste Berlin http://www.asta-udk-berlin.de Hardenbergstr. 33 10623 Berlin Telefon 030.31852464 Redaktionsleitung/Anzeigen Claudia Dorfmüller eigenart@asta-udk-berlin.de Layout Amir Guberstein amir.gubershtein@gmail.com Autoren Text / Bild Kenneth Bamberg, Wendelin Bitzan, Claudia Dorfmüller, Frank Förster, Paul Hutchinson, Yala Juchmann, Benno Kaindl, Anja Kaiser, Dustin Kilgore, Christoph Knoth, Karoline Kreissl, Kapsar Maria, Markues, Sandra Moskova, Sebastian Nicolle, Sabine Schwarz, Dirk Sorge, Benjamin Wilck

IMPRESSUM

Illustrationen Daniel Dalfovo Lektorat Benjamin Wilck Druck Druckerei Conrad GmbH, Berlin Die eigenart ist das AStA-Studierendenmagazin der Universität der Künste Berlin und erscheint einmal im Semester. Veröffentlichungen stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Ich ziehe mir die letzten Klamotten vo öffne die Wohnungstür und stehe im T Härchen am Körper beginnen sich auf mich, was das Ziel sein wird. Wo geht trägt? Eigentlich rein, aber von da kom der in die Ausgangssituation geraten m Hier war man schon einmal. Vor lange eine Tür ohne Griff. Links McDonald Ein Wachmann drückt seine müden A da hinten liegt Mallorca. Während die strömen, ...Moment. Bewegung setzt e auf zu denken [...] Öffentliche Orte werden privat, denn Atelier und Ausstellungsort. Es schein durch die Straßen zu gehen. Ich mache eine 50 Meter hohe Klippe im Kopfspr aus meiner seidigen Haut am Oberarm […] und beginne nachzudenken. Ich entferne mich noch weiter von dem etwas scheint sich verändert zu haben. zu fragen, warum eigentlich das gemal andere Gegebenheiten, aus denen es gu irgendwann einmal gemacht; also werd Während ich den Kopf in den Nacken Blick auf bis zum Dachfirst des Hauses "neuen" multimedialen Kommunikatio Verfallsdatum haben, nehme meine H greife tief in der Bauchhöhle nach etwa der Speiseröhre, vorbei an den kleinen schiebe es durch das Hinterhauptsloch meiner Nase lange dünne Fäden herau meinen Körper spinnen.

Das Raus. Bewegung aus dem Gegeben Entstehung neuer, anderer Verhätnisse Konstrukte fordern zu handeln auf, ver Was entstehen kann, wenn man die Fra möchten wir zeigen anhand der Katego und "Re-Vision".

ISSN 1869-8956

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