Kirche und Welt 2/2018

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02/2018

Kirche und Welt

Entdeckungen und Anregungen aus einer Weiterbildung

«Spiritualität» – was ist das eigentlich? Seite 8–9 Kirche in Veränderung?

Lernende und ihr Lohn

Wenn der Stacheldraht dem Leben weicht

Weshalb die Kirche sich selbst infrage stellen sollte Seite 7

Miteinander Zukunft gestalten Seite 14–16

Die EMK-Gemeinde in Tachov (CZ) in ihrem Umfeld Seite 18–19

The United Methodist Church


INHALT

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Kirche und Welt 12/2017

Ein anregender Adventskalender

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Marietjie Odendaal leitet eine Gesprächsgruppe zur Fragen von Homosexualität und Kirche

Kirchliche Einheit erproben an einem kontroversen Thema

Barbara Streit-Stettler verlässt per Ende Januar die EMK

Kommunikation prägend umgestaltet

14 Miteinander Zukunft gestalten

7 Weshalb die Kirche sich selbst infrage stellen sollte

Einteilen, sparen, spenden: Lernende und ihr Lohn

Kirche in Veränderung?

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Authentisch und glaubwürdig lebt die EMK-Gemeinde in Tachov (CZ) in ihrem Umfeld

Entdeckungen und Anregungen aus einer Weiterbildung

Wenn der Stacheldraht dem Leben weicht

«Spiritualität« – was ist das eigentlich?

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10 Eine Weiterbildung, die viele Schätze zutage förderte

«Meister im Stillsitzen»

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Ein Tag mit Anne Barth, Projektkoordinatorin in La Paz/Bolivien

Erfolg darf nicht nur an Resultaten gemessen werden

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Spiritualität», ein Modewort? Ein Reizwort? – In der christlichen Tradition, in der methodistischen ohnehin, haben wir vieles von dem, was heute darunter gefasst wird, mit anderen Begriffen umschrieben. Worum geht es? «‹Spiritualität› ist die Erfahrung, am Projekt ‹Leben› beteiligt zu sein – und zwar in der Weise, dass ich mich selbst und meine Begrenztheit überschreite in Richtung auf den Horizont des höchsten Wertes, den ich wahrnehme», las ich während meiner Vorbereitungen. – Die Sprache ist trocken, zugegeben. Über Definitionen kann man streiten, auch klar. Herausfordernd freilich finde ich diese Offenheit: Der «höchste Wert», das kann Gott sein, der dreieinige Gott, den Christ/innen mit ihrem (geistlichen) Leben bezeugen. Es könnte auch etwas anderes sein, etwa die volle Personalität aller Menschen, Weltfrieden, Erleuchtung oder das Wohl des Kosmos … Kann (und will?) ich in solcher Offenheit mit den Sehnsüchten von Menschen unterwegs sein? Habe ich, haben wir in diese Suche etwas einzubringen – uns selbst und unsere persönlichen Erfahrungen oder Schätze aus unserer Tradition? Wollen wir das? – Mich hat beeindruckt, wie Nicole Becher und Stefan Zolliker Entdeckungen gemacht haben und machen bei ihren Ausbildungen. Die Gemeinden Romanshorn und Solothurn werden in diesem Jahr schwerpunktmässig Erfahrungen mit der Spiritualität suchen. Was werden sie entdecken? In dieser Ausgabe von «Kirche und Welt» kommen sie noch nicht zu Wort. Aber schliesslich ist «Spiritualität» ja auch ein Projekt, das dauernd weiterläuft. Vielleicht hören und lesen Sie also an anderen Orten wieder davon …

Von der Erlösung reden

Ein Zwischenruf Gemeint sind «Evangelisationen». Sie heissen heute jedoch anders: «Life on Stage», «Powerdays» oder «Power Evangelisation». Dabei werden «Freundlichkeit als Geheimwaffe» (Candance Cameron-Bure) oder ein «Maschinengewehr Gottes» eingesetzt. Lichtanlagen, Bands und viel Präsentation lassen die Anlässe in hypermodernem Licht erstrahlen. Die Botschaft dagegen ist die alte Drohbotschaft geblieben: «Wenn du nicht glaubst, dann wird Gottes Zorn dich richten …» Wer braucht so was? Ich würde ja nichts sagen, wenn durch solche Evangelisationen wenigstens Leute zum Glauben an Jesus Christus finden. Doch das geschieht trotz sauteuren Veranstaltungen nur selten. Dagegen kenne ich viele Leute, die mit guter Absicht eingeladen wurden und nachher sagen, dass sie nie mehr in die Nähe einer Kirche kommen wollen. Evangelisationen sind nur zu oft kontraproduktiv. Hört endlich auf mit diesen Grossevangelisationen! Sie erreichen ihr Ziel nicht. Es muss andere Wege geben. Stefan Moll

Sigmar Friedrich Redaktor

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IHRE MEINUNG

Kirche und Welt 12/2017

Ein anregender Adventskalender Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

Der Adventskalender in der Dezemberausgabe von «Kirche und Welt» hat einige Reaktionen ausgelöst. Vier kurze Auszüge aus Zuschriften und eine längere Reaktion drucken wir hier ab.

Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Danke für den Adventskalender im «Kirche und Welt» mit den guten Beiträgen. Wir freuen uns jeden Tag darauf! Wirklich eine sehr schöne und gute Idee.

Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch

Erna und Gerhard Both

Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 03/2018: 12.2.2018 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Das war eine gute Idee von Euch. Ich meine die Advents-Gedanken unter dem Titel «Vor unserer Tür». Meine Frau liest mir täglich beim Morgenessen die Losungen vor. Im Dezember kamen jetzt noch diese anregenden Impulse aus «Kirche und Welt» dazu. Die haben oft Anlass zu interessanten Gesprächen gegeben. Dafür gebührt euch ein grosses DANKE. DANKE an den Redaktor und wer sonst noch mitentscheidet und Ideen hat, was gedruckt werden soll. Und DANKE an die Verfasserinnen und Verfasser der verschiedenen Texte. Ruedi Schweizer

Schon viele Adventskalender haben mich durch die Zeit vor Weihnachten begleitet, aber wohl keiner hat mich so angesprochen wie die Texte in der Dezemberausgabe von «Kirche und Welt». Ich freue mich jeden Tag auf die neue Türe, die sich mir da öffnet und mir Stoff zum Nachdenken und Mitnehmen gibt. Ganz herzlichen Dank für dieses adventliche Geschenk! Heidi Streiff

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,8 mleonascimento0, pixabay.com S.3,6,7 KuW S.3 Free-Photos, pixabay.com S.5,15,17-19,22-23 zVg S.9 Hape Bolliger, pixelio.de S.9 countryparsonhugh, pixabay.com S.10 congerdesign, pixabay.com S.11 josemdelaa, pixabay.com S.12 Charles Deluvio, unsplash.com S.13 Joseph Pearson, unsplash.com S.14 5688709, pixabay.com S.16 Photo-Mix, pixabay.com S.24 Rainer Sturm, pixelio.de

Danke vielmal für die eindrückliche Dezember-Nummer. Sie ist ein krönender Abschluss des ganzen Jahres, in dem «Kirche und Welt» wieder viele informative und interessante News und Berichte brachte. Helen und Wilfried Meyer

DANKE! Wir freuen uns über Ihre Zuschriften und bitten um Verständnis für Kürzungen.

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IHRE MEINUNG

Agenda

Samuel und Damaris Meyer mit Jamina Grace, Samara Joy und Benaja David.

Die 24 Gedankenanstösse durch die Adventszeit zum Thema «vor unserer Tür» haben uns motiviert, ein Erlebnis mit euch zu teilen: Unsere Familie, das heisst Damaris und ich mit unseren drei Kids (Benaja David, Samara Joy und Jamina Grace), haben im wunderschönen Thurgau einige Tage Ferien mit unserem Wohnwagen verbracht. An einem regnerischen Sommertag beschlossen wir, das SeaLife in Konstanz zu besuchen. Nach dem Bestaunen der von unserem Gott wunderschön erschaffenen Unterwasserwelt verweilten wir mit den Kids im nah gelegen Park. Währenddessen beobachteten wir einen Mann, der in aller Öffentlichkeit mitten im Park an eine Hecke urinierte. Aufgebracht tauschte ich meine Gedanken mit meiner Frau über das gerade erlebte aus. Wir beobachteten den Mann weiter. Er hatte es sich unterdessen auf einer Parkbank gemütlich gemacht, neben ihm zwei Tragetaschen. Könnte das ein Obdachloser sein? Und in diesen zwei Papiertüten sein ganzes Hab und Gut? – Plötzlich wurde mir bewusst, wie abschätzig meine Gedanken über diesen Mann waren. Mir tat es aufrichtig leid, wie verurteilend ich über ihn gedacht hatte. Mein Herzensgebet war: «Vater vergib mir! Ich will diesen Mann durch deine Brille der Liebe sehen.» Damaris und ich berieten und beteten über der Situation und fragten Gott, was unser Dienst an diesem Mann in diesem Moment sein kann. Wir bekamen es auf unsere Herzen, ihn zu beschenken. Nach einer Auslegeordnung, um zu sehen, was wir alles mit uns tragen, ist uns klar geworden: Drei Pack Dar-Vida – unser Knabbervorrat für die Kids, 50 Euro und eine Bibel sollen den Besitzer wechseln. In mir kämpfte es für einen Moment: Soll nur einer von uns auf den Mann zu gehen oder wir als ganze Familie und ihm die Geschenke überreichen? Wir wussten uns vom Heiligen Geist geleitet, und es wurde klar, dass wir als ganze Familie gehen werden. Damaris kniete sich mit Jamina auf dem Schoss vor dem Mann auf den Boden, um ihn auf Augenhöhe zu begrüssen. Wir anderen standen um ihn herum. Schnell entwickelte sich ein Gespräch. Er erzählte uns ganz kurz aus seiner Lebensgeschichte. Wir haben ihm zugesprochen, dass Jesus ihn liebt und wir ihn deshalb beschenken möchten, und überreichten ihm unsere Geschenke. Er freute sich sichtlich. Doch der eindrücklichste und bewegendste Moment war, als Jamina ihren kleinen Finger dem Mann entgegenstreckte und der Mann den Finger unsere Tochter ergriff und festhielt. Auf das Gesicht des Mannes kam ein gewaltiges Strahlen, es drückte einen grossen Frieden und Freude aus. Wow, dieser Moment bewegte uns sehr. Wer sind jetzt hier die Beschenkten? – Wir sind Jesus dankbar für diese Begegnung von Herz zu Herz und die tiefe Freude, die sich in uns und hoffentlich auch in unserem Gegenüber breit machte. Samuel Meyer

FR.–SA., 2.–3. FEBRUAR Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Predigtlehre 9:00–17:00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Gemeindeentwicklung, Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 10. FEBRUAR ComDay – eifachWiit Community-Tag Infos:

www.eifachwiit.ch/hurra

SAMSTAG, 10. FEBRUAR Samstags-Pilgern auf dem Jakobsweg Basel–Aesch–Grellingen Treffpunkt: Basel Dreispitz 9:20 Uhr Kosten: CHF 20.– www.emk-bildungundberatung.ch/308 Infos: Gemeindeentwicklung, Bildung+Beratung, bildungundberatung@emk-schweiz.ch, 044 299 30 87 SAMSTAG, 10. MÄRZ Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Gemeindebau 10:00–15:00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Gemeindeentwicklung, Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SA.–SO., 10.–11. MÄRZ Pilgern auf dem Jakobsweg Grellingen–Beinwil–Welschenrohr Treffpunkt: Bhf. Grellingen 9:30 Uhr Kosten: ab CHF 170.– Infos:

www.emk-bildungundberatung.ch/308 Gemeindeentwicklung, Bildung+Beratung, bildungundberatung@emk-schweiz.ch, 044 299 30 87 DONNERSTAG, 15. MÄRZ «Zuhause bleiben bei schwerer Krankheit – wie kann das gehen?» Vortrag Diakonie Bethanien, Buckhauserstr. 36 Infos: Diakonie Bethanien, 058 204 80 80, www.bethanien.ch, info@bethanien.ch SAMSTAG, 24. MÄRZ Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Theologie Neues Testament 9:00–12:30 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, bildungundberatung@emk-schweiz.ch, 044 299 30 87 Kirche und Welt

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ZENTRALE DIENSTE

In Barbara Streit-Stettler hatten Gemeindebezirke ein kompetentes Gegenüber in allen Fragen der Kommunikation.

Barbara Streit-Stettler verlässt per Ende Januar die EMK

Kommunikation prägend umgestaltet  VON JÖRG NIEDERER / SIGMAR FRIEDRICH

Per Ende Januar 2018 wird die bisherige Kommunikationsbeauftragte der EMK in der Schweiz, Barbara Streit-Stettler, die EMK verlassen. In den fast elf Jahren ihres Engagements in der EMK hat sie in vielfältiger Weise die Kommunikation in der Kirche und darüber hinaus mitgestaltet und geprägt.

Als Barbara Streit-Stettler die Aufgabe als Kommunikationsbeauftragte für die EMK im April 2007 übernommen hat, betrat sie ein Feld mit vielen offenen Aufgaben, die sie Schritt um Schritt engagiert anpackte. Internet und EMK-News Unter anderem lancierte sie einen einheitlichen Auftritt der EMK Schweiz, mit einem klar umrissenen «Corporate Design»: Logo, Schriften, Farben, Bilder und ihre Verwendung – und war dafür besorgt, dass die Gemeinden der EMK dieses einheitliche

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Erscheinungsbild für ihre Zwecke auf einfache Weise übernehmen konnten. Sie lancierte einen Neuauftritt der Homepage der EMK Schweiz und konnte in den folgenden Jahren die meisten Gemeindebezirke dafür gewinnen, diesen Auftritt ebenfalls zu übernehmen. Die EMK-News wurden unter ihrer Führung zu regelmässig erscheinenden Meldungen ausgebaut, in denen unterschiedliche Bereiche kirchlichen Lebens und Wirkens beleuchtet werden. Newsletter und Social Media In jüngerer Zeit führte sie ausserdem den Newsletter ein, der einmal im Monat verantwortliche Personen in den Bezirken mit aktuell wichtigen Informationen und Impulsen in ihrer Arbeit unterstützt. Zudem hatte sie seit gut einem Jahr auch die Verantwortung für den Auftritt der EMK in den Social Media übernommen. Daneben hatten die Gemeinden und verantwortlichen Gremien der EMK in ihr ein kompetentes Gegenüber für alle Fragen rund um die Kommuni-

kation innerhalb der EMK und gegenüber Dritten. Neuanfang Im Rahmen der vom Vorstand der EMK beschlossenen Neuorganisation der Kommunikation wurde das Arbeitsverhältnis mit Barbara StreitStettler per Ende Januar 2018 beendet. Um die bisher von ihr verantworteten vielfältigen Aufgaben kompetent in die neue Teilstrategie «Kommunikation» zu integrieren, sind Gespräche mit möglichen neuen Mitarbeitenden im Gang. Barbara Streit-Stettler hat eine neue Teilzeitanstellung gefunden. Sie übernimmt in einem christlichen Start-up-Unternehmen eine sie fordernde und ihr entsprechende Aufgabe. Für ihre jahrelange gute, sorgfältige und weiterführende Arbeit sind die Verantwortlichen der EMK sehr dankbar und wünschen ihr an ihrem neuen Arbeitsort und in den neuen Herausforderungen Freude, Ausdauer und Gottes Segen.


AUS DEM K ABINETT

Weshalb die Kirche sich selbst infrage stellen sollte

Kirche in Veränderung?  VON ETIENNE RUDOLPH

genheit; Komplexität der Gesellschaft und anderes.

«Unsere Kirche gleicht mehr und mehr Jesus Christus: sie ist und bleibt dieselbe gestern, heute und für immer!», sagte neulich jemand. – Ein zynischer Scherz? Ja, vielleicht, aber er weist auf eine Schwierigkeit hin, die der Kirche seit 2000 Jahren begegnet – und der auch unsere Kirche nicht ausweichen kann: Veränderungen und Entwicklungen im Laufe der Zeit zuzulassen, um in einer Gesellschaft zu bestehen, die sich ununterbrochen und manchmal rasend schnell verändert.

Gibt es Gründe, weshalb die Kirche so grosse Mühe hat, die Gesellschaft, in der sie lebt, zu verstehen, sich ihr zu öffnen und sich ihr anzupassen, um glaubhaft zu sein? Eine Bestandesaufnahme der Gründe ist nicht allzu schwierig – viele haben bereits solche aufgelistet: Ängste, die Komfortzone zu verlassen; gefestigte Macht- und Besitzverhältnisse; Misserfolge in der Vergan-

Kosmetische Anpassungen Es scheint einfacher, am Bestehenden festzuhalten und es zu bewahren, sich – sogar ohne es zu merken – wie «Tempelhüter» zu verhalten und höchstens etwas «moderne Kosmetik» zu betreiben. Dies vermag jedoch weder diejenigen innerhalb noch diejenigen ausserhalb der Kirche anzuziehen. Hätten wir nicht heute, 500 Jahre nach der Reformation und 250 Jahre nach der Erweckungsbewegung in England, ein tiefes In-Frage-Stellen unserer Einrichtungen nötig? Ein bewusstes Wahrnehmen unserer Stag-

nation? Eine erneuerte und befreiende Weise, die Bibel zu lesen? Eine echte Öffnung zur Welt hin, die es erlaubt, das Weltgeschehen aufzunehmen, zu begleiten und darauf in angemessener Art und Weise zu reagieren? Den Auftrag leben Die Auseinandersetzung und der Dialog mit sich selbst, mit den andern und mit Gott werden uns helfen, zu verstehen, zu wachsen und vorwärtszugehen … Die Auseinandersetzung und der Dialog sind nie eine Gefahr! Die Kirche wird dadurch immer besser ihren Auftrag leben können: Zeuge für Christus sein, hier und jetzt … für alle Menschen!

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM FEBRUAR 2.–13.2 22.–23.2 24.2–1.3.

Ständiger Ausschuss für Zentralkonferenzen, Abidjan, Elfenbeinküste Tagung der Bezirksvorstände, Piliscsaba HU Bischofsrat, Dallas TX USA

Etienne Rudolph: «Hätten wir nicht ein tiefes Infrage-Stellen unserer Einrichtungen nötig?»

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THEMA

Entdeckungen und Anregungen aus einer Weiterbildung

«Spiritualität» – was ist das eigentlich?  VON NICOLE BECHER

Seit Herbst 2017 läuft erstmalig der berufsbegleitende Studiengang der

prägen den Austausch und sind manchmal eine Bestätigung der eigenen Position, manchmal aber auch herausfordernd.

Theologischen Hochschule Reutlingen mit der langen Bezeichnung: «Masterstudiengang christliche Spiritualität im Kontext verschiedener Religionen und Kulturen» – und ich bin dabei.

Was ist das eigentlich: Spiritualität? Und was ist die spezifisch christliche Prägung? Gibt es die überhaupt – oder ist Spiritualität in allen Religionen gleich? Gibt es gar eine Spiritualität des Lebens, die «ausserreligiös» existiert? Ist vielleicht Kultur die Heimat von Spiritualität? Was theoretisch klingt, bekommt in den Blockseminaren des Studiengangs Gestalt – nicht nur durch wissenschaftliche Lektüre, sondern hauptsächlich durch den Austausch mit den Dozierenden und die Lebenserfahrungen der Studierenden. Die verschiedenen Biographien, religiösen Herkünfte und Offenheiten

Lesen und sich vertiefen In monatlichen Blockseminaren, die Neu integrieren in verschiedenen geistlichen Häusern Der akademische «Überbau» hilft dain Süddeutschland stattfinden, treffen bei, die Erfahrungsebene zu verlassich sechs bis dreizehn Studierende, sen, die eigene Prägung besser zu verdie neben ihrem Beruf noch Zeit, stehen und sich auf Fremdes Muse und vor allem ein grosses Inte- einzulassen. Bei vielem, das verresse an Fragen rund um Spirituali- meintlich fremd ist, haben wir allertät haben. Neben diesen Treffen gibt dings gemerkt, dass es irgendwann in es einiges an Lektüre und wissen- der Geschichte der christlichen Kirschaftlich eigenchen schon einmal Vieles hat seine ständiger Arbeit zu da war, seine ReleRelevanz verloren. bewältigen – jedes vanz jedoch verloModul wird mit eiren hat. Warum es Warum? nem «Paper» abgedas hat und ob es schlossen, in dem ein Thema vertieft wichtig ist, diese Spielart christlicher dargestellt wird. Jetzt, nach wenigen Spiritualität wieder zu integrieren, Monaten, bekommt das Studieren ei- das ist dann nicht nur Bestandteil des nen Rhythmus, der nicht immer ganz Studiums, sondern gehört zu dem, zum Jahres- und Alltagsrhythmus was wir je für uns als Konsequenz dapasst: Lesen, im Seminar vertiefen, le- raus ableiten.

Das Gebet ist ein zentrales Element der christlichen Spiritualität.

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sen, schreiben, dabei schon in das nächste Thema eintauchen, dafür lesen, vertiefen, das alte noch schreiben, das neue schon andenken, das nächste schon lesen …


THEMA

Pilgern ist eine wiederentdeckte Form der Spiritualität. Für methodistische Gemeinschaften war dagegen das Singen schon immer wichtig.

Gespräch und auf der gemeinsamen Nach Hause kommen Mit meinem methodistischen Ohr bin Suche – auch das eine Vielfalt, die beich selbstverständlich ganz nah an reichert und das Nachdenken anregt. eben den Ausdrucksformen, die in unserer evangelisch-methodistischen Den Horizont erweitern Kirche in der Schweiz kaum ge- Ausserdem fliessen Erfahrungen mit braucht werden: festgelegte liturgi- anderen Religionen ein, die uns in der sche Formen zur Tagesgestaltung in Schweiz begegnen oder eben auch Form von gregorianischen Tagzeitge- nicht: Wer von uns weiss schon wirkbeten, liturgische lich Bescheid über den Wechselgesänge im Islam, den BuddhisWeil wir selber Abendmahlsgottesmus oder den Hindukeine Erfahrungen ismus? Was fasziniert dienst, Ruhegebet, Mystik – um einige Menschen an budmit Spiritualität Dinge zu nennen, dhistischen Formen machen …? die unseren Semider Meditation? Und narablauf und unwarum interessieren sere Gespräche bisher prägten. Man- sie sich nicht für ähnliche christliche ches ist für mich mit meinem Angebote? Weil es sie nicht gibt? Weil persönlichen Hintergrund wie ein wir die Sehnsucht von Menschen «Nach-Hause-Kommen», manches nicht richtig wahrnehmen und andere fremd und ungewohnt. Aspekte des Christseins zu sehr betonen? Weil wir selber auch keine ErPrägungen entdecken fahrungen mit Spiritualität machen Durch das Miteinander von Menschen und unsere Spiritualität erst wieder aus Österreich, Deutschland und der oder anders (be)leben müssen, damit Schweiz merken wir bei aller Nähe, sie sichtbar wird? dass wir kulturell unterschiedlich geprägt sind, sowohl gesellschaftlich als Aufeinander treffen auch kirchlich. Menschen aus der rö- In einer der Gemeinden auf unserem misch-katholischen Kirche, aus der Bezirk haben wir – unabhängig von evangelisch-methodistischen Kirche meinem Interesse am Studiengang – und verschiedenen evangelischen beschlossen, das Gebet in den MittelLandeskirchen und dann jeweils noch punkt unserer Gemeinde-Aktivitäten mit spannenden biographischen Ver- und Überlegungen zu stellen. Dass änderungen in der Kirchenzugehörig- nun mein Studium und dieser Schwerkeit sind in diesem Studiengang im punkt zusammentreffen, kann man

als Fügung, Zufall oder Zeichen Gottes bezeichnen – auf jeden Fall treffen hier direkt Studium und Praxis aufeinander. Ich werde davor bewahrt, mich in wissenschaftlichen und theologischen Höhenflügen zu verirren – und meine Gemeinde profitiert direkt von meinem neuen oder aufgefrischten Wissen und meinen Erfahrungen, so dass ich nicht nur immer wieder abwesend bin, sondern auch immer wieder frisch gefüllt und inspiriert. Ideen entwickeln Und so manche Idee für eine ganz andere Form von methodistischer Spiritualität ist auch schon entstanden: Die Pilgerbeiz, in der Pilger des Jakobswegs sich nach und vor einer anstrengenden Tagesetappe geistlich und physisch erfrischen können – und die Menschen, die im Dorf bleiben, gleich mit; das vegane Restaurant, das gleich noch Verantwortung für Schöpfung und Miteinander vermittelt und neue Formen des Shaloms der Tischgemeinschaft entdeckt; Angebote zeitgemässer lebensbegleitender Rituale an Wochenenden mit Einbeziehung von Yoga und Seelsorge; Entwicklung methodistischer Kommunitäten und Lebensgemeinschaften; die Ausarbeitung der Bedeutung Mariens für methodistische Spiritualitätspraxis … und dabei hat mein Studium gerade erst begonnen!

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THEMA

Zeiten der Stille und des Gebets sind wichtig und doch nicht selbstverständlich.

Eine Weiterbildung, die viele Schätze zutage förderte

«Meister im Stillsitzen»  VON STEFAN ZOLLIKER

In den vergangenen vier Jahren habe ich

an

einem

Masterstudiengang

Spiritualität der Universität Zürich und der reformierten Kirche Zürich teilgenommen. In meiner Familie entstand das geflügelte Wort: «Papa macht den Meister im Stillsitzen.»

Der Kurs bestand aus mehreren Lernformen: Kursmodule, Literatur lesen, Treffen in Kleingruppen, Arbeiten verfassen, das Gelernte anwenden in der persönlichen spirituellen Praxis und im Anleiten in der Gemeinde. Sitzen in Stille Es gab pro Jahr 2–3 mehrtägige Kursmodule in kirchlichen Bildungshäusern. Die ersten drei waren Schweigewochen, an denen wir Kontemplation geübt haben. Etwa fünf Stunden am Tag(!) haben wir auf unseren Sitzbänken oder Stühlen gesessen, stets in 25-minütigen Einheiten. Meditatives Gehen, Tönen, Singen oder kontemplatives

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Spazieren, Vortrag und Einzelgespräche haben das Sitzen in Stille ergänzt. Beim Essen und in der freien Zeit haben wir geschwiegen. Das war zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, mit der Zeit jedoch wohltuend und heilsam.

men Schriften rund um das Thema «Geistliche Begleitung».

Geistliche Biografie Zum Kurs gehörte die selbständige schriftliche Beschäftigung mit verschiedenen Themen: In meiner ersten Arbeit habe ich meine eigene Christliche Mystik geistliche Biografie aufgearbeitet. Weitere Themen der Kursmodule wa- Der Titel meiner zweiten Arbeit lauren: Kennenlernen der Grundphasen tete: «Dimensionen leiblicher Spirispiritueller Wege, Grundzüge christ- tualität.» Immer wieder wurde dem licher Mystik (u.a. bei Dionysius Are- Christentum gegenüber der Verdacht opagita, Meister laut, es sei manchEckhardt, Johannes mal etwas leibverTauler, Margarethe gessen oder gar Kontemplation Porete und Etty Hilleibfeindlich. Ich üben: fünf Stunden habe in dieser Arlesum), Mystik in Isam Tag sitzen. lam, Judentum und beit drei spirituelle Buddhismus, neuroStränge angewissenschaftliche schaut, in denen Betrachtung von Spiritualität und le- unser Leib als grosse Hilfe auf dem bensweltliche Fragestellungen. Zum geistlichen Weg einbezogen ist. Lektürestoff gehörten u.a. Werke In einer dritten Arbeit habe ich von Guigo dem Kartäuser, Theresa untersucht, welche Bedeutung die von Avila, Thomas Merton, dem Ver- Stille in den Schriften und der Gefasser der anonymen Schrift «Wolke betspraxis Dietrich Bonhoeffers eindes Nichtwissens», dem «russischen nimmt. In der Masterarbeit dann Pilger» und Willigis Jäger. Dazu ka- habe ich mich mit der Erfahrung der


THEMA

Gegenwart Gottes von Gerhard Tersteegen beschäftigt. Gerhard Tersteegen lebte in einem protestantischen Milieu, wurde sowohl von erwecklichen wie auch von mystischen Impulsen geprägt. Immer wieder begegnete mir die Frage, inwiefern die Erfahrung der göttlichen Gegenwart überhaupt beschreibbar ist – aber auch die Frage, welche Spuren diese Erfahrung im Leben zieht und wie sie Menschen verändert.

negative, verhüllende und apersonale Redeweise gehören zur christlichen Überlieferung. In der Synthese beider geht es nicht nur um eine Integration von Formen östlicher Spiritualität in den christlichen Weg, wie gerne vermutet wird, sondern auch um die Entdeckung verschütteter Quellen der eigenen Tradition. Es lohnt sich, solche Schätze zu suchen, z.B. bei den Wüstenvätern, der mittelalterlichen Mystik oder in der Gebetspraxis von Erneuerungsbewegungen.

Neue Gnadenmittel Die Reichhaltigkeit der Weiterbildung war für mich genial. Ich habe Pfarrpersonen als Geistliche Impulse bekommen für mein eige- Als dieser Studiengang vor 20 Jahnes geistliches Leben. Ich habe viel ren zum ersten Mal durchgeführt über mystische Theologie gelernt. wurde, führte er noch nicht zu eiUnd ich konnte das Gelernte als nem Mastertitel, dafür hatte er einen Kursleiter in der eigenen Gemeinde tiefsinnigeren Namen: «Ausbildung anwenden: In drei Pilgerwochen und zum Spiritual» – das hatte mich da-wochenenden auf dem Jakobsweg, mals sehr angesprochen: Pfarrer solbeim monatlichen «Sitzen in Stille» len Geistliche sein, Menschen, die oder «Am Ufer der nicht nur organisieStille», bei zwei KursIst die Erfahrung ren, managen und päangeboten «Exerzidagogisieren, sonder göttlichen tien im Alltag» im Addern Menschen, die Gegenwart mit andern zusamvent und in der Passionszeit und auch men nach Erfahrunüberhaupt im Lesekreis. Für gen suchen, in denen beschreibbar? mich war es hilfreich, Gottes Geist unser in einer Kirche beheiLeben durchfluten matet zu sein, in der ich mit Schwes- und verwandeln mag. Nach vielen tern und Brüdern gemeinsam üben Jahren erst war es mir nun möglich, und reflektieren kann, was beim be- mir den Traum zu erfüllen und an trachtenden, meditativen Beten mit dieser Weiterbildung teilzunehmen. uns geschieht. Durch dieses Miteinander entstehen aus individuellen Erinnerung freilegen inneren Erkenntnissen neue «Gna- Master im Stillsitzen? – Immer noch denmittel», die wir gemeinsam «an- sind bei mir Zeiten der Stille umwenden» können. kämpfte Zeiten. Aber es sind oft erfüllte, beglückende Zeiten. Ich traue Verschüttete Quellen diesen Zeiten mehr zu, und ich Im Kurs trat mehrfach zu Tage, dass staune, wie mir die in der Stille auses im Christentum zum einen den gelösten Prozesse gut tun. Ich habe breiten Strom einer personal gepräg- heute weniger das Gefühl, das göttten Rede von Gott gibt. Daneben gibt liche Wort sei etwas, das von aussen es aber auch die (Wild-)Bäche aper- an Menschen herangetragen werden sonaler Gottesvorstellungen und muss, sondern eine «Erinnerung der mystischer Umschreibungen des liebreichen Gegenwart Gottes» (frei Nichtsagbaren. Die apersonale Rede- nach Tersteegen), die in uns schon weise ergänzt dabei die personale. angelegt ist und in der Stille freigeBeide, die positive, offenbarende und legt werden kann. personale Redeweise wie auch die

Es geht darum, verschüttete Quellen der eigenen Tradition wieder zu entdecken.

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UMSCHAU

Marietjie Odendaal leitet eine Gesprächsgruppe zu Fragen von Homosexualität und Kirche

Kirchliche Einheit erproben an einem kontroversen Thema Schritt um Schritt weiter. Diese Art des miteinander Sprechens, ist ungewohnt. Ich selbst halte sie für einen vielversprechenden Ansatz. Schon öfters habe ich Gespräche erlebt, in denen unterschiedliche Meinungen aufeinander prallten. Dann kam am Ende entweder gar nichts dabei heraus, weil niemand klar die eigene Meinung sagte. Oder man hat aneinander vorbei geredet oder jemand fühlte sich angegriffen oder verletzt. Ich selbst bin nun gespannt, ob sich die Erwartungen erfüllen, dass auf diese Weise ein echter Austausch möglich wird.

Die Gespräche in der Gruppe sollen eine neue Art, miteinander zu reden, ermöglichen.  VON SIGMAR FRIEDRICH

Zusammen

mit

Etienne

Rudol-

ph, Distriktsvorsteher des District francophone, leitet Marietjie Odendaal im Auftrag von Bischof Patrick Streiff eine Gruppe, in der Personen miteinander über Fragen der Homosexualität sprechen, die sehr weit auseinander liegende Meinungen in der Einschätzung der Homosexualität vertreten. Im Gespräch gibt M.Odendaal Einblicke, wie sie persönlich dieses Unterwegssein erlebt.

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Marietjie, wie arbeitet ihr als Gruppe, wenn ihr zusammen seid? Wir wollen auf eine neue Art miteinander reden. Dafür nutzen wir Methoden aus der Mediation: Über konfliktgeladene Themen spricht man dort nicht auf der Ebene von Gedanken, Meinungen und Überzeugungen. Wir versuchen vielmehr, auf der Ebene unserer Interessen und Bedürfnisse miteinander zu reden. In den ersten beiden Sitzungen haben wir angefangen, das einzuüben. Dabei haben wir gemerkt, was noch geklärt werden muss – und gehen so

Wie setzt sich die Gruppe zusammen? Wir sind 16 Personen im Alter zwischen ca. 25 und 60 Jahren mit ganz unterschiedlichen Ansichten. Der Anteil von Männern und Frauen ist ziemlich ausgewogen. Es gehören sowohl Laien als auch Pfarrpersonen zu dieser Gruppe. Und diese Gruppe arbeitet für die EMK in der Schweiz und in Frankreich, weshalb Personen aus der Schweiz und Frankreich mit dabei sind. Die Idee zu einer solchen Gesprächsgruppe war in der Kommission für kirchliche und theologische Fragen entstanden. Im Gespräch haben wir die Überzeugung gewonnen, dass es wichtig wäre, in einem kleinen Rahmen kirchliche Einheit zu erleben und zu erproben an einem Thema, das uns spaltet. Notwendig ist das auch darum, weil wir dazu neigen, uns nur mit Gleichgesinnten zu unterhalten. Mit Andersdenkenden ein Gespräch zu führen, vermeiden wir dagegen oft – es sei denn, wir wollen die anderen von unserer Ansicht überzeugen. Wir haben uns gefragt: Ist es möglich, miteinander ins Gespräch zu kom-


UMSCHAU

men ohne diese Absicht? Unser Anliegen ist also, dass einzelne wirklich zu sich und ihrer Meinung stehen können. Wann würdest Du sagen: ‹Es hat sich gelohnt, dass wir als Gruppe miteinander unterwegs waren›? Für mich persönlich – ich bin nicht die Sprecherin dieser Gruppe, sondern das ist meine persönliche Meinung! – für mich persönlich wäre das der Fall, wenn wir am Ende als Gruppe sagen könnten: Es ist uns gelungen, von unseren unterschiedlichen Positionen her so miteinander zu reden, dass wir uns nicht voreinander verstecken mussten, auch die Unterschiede deutlich erkennbar wurden – und wir zugleich das entdeckt haben, was uns verbinden kann. Wenn die Gruppe das so erleben würde, wäre das für mich sehr gut.

ZUR PERSON Marietjie Odendaal ist im achten Jahr Pfarrerin auf dem Bezirk Gelterkinden und Vorsitzende des Ausschussses «Kirche und Gesellschaft». Sie wuchs in Südafrika während der Zeit der Apartheid auf. Darum war für sie schon sehr früh klar, dass die Kirche etwas zu tun hat mit der Gesellschaft, in der sie lebt. Die Fragen rund um Rassismus und Ausgrenzung begleiteten sie auch in ihrer Studienzeit in Amerika – und sind ihr in Europa in anderer Weise wieder begegnet.

Kontrovers bleibt die Einschätzung des Lebensstils von Lesben und Schwulen.

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Wie ein Baum: stark und fest Ich mag Bäume. Gerade in diesem winterlichen Stürmen beeindruckt mich so mancher Baum mit seiner Standfestigkeit. Fest verwurzelt steht er in seinem Grund. Die tief gefurchte Rinde hat so manche Blessur hartnäckig wieder überwachsen und schützt zuverlässig den starken Stamm. Beim Bibellesen hat der Text von Maleachi 3,5 (selber lesen!) etwas in mir angestossen oder besser: zurechtgerückt. Wenn Gott richten – das heisst auch: neu ausrichten – will, sind dieser ernsten Mahnung sozusagen auf der «Rückseite» positive Werte abzugewinnen: Gott ehren bedeutet, auf verdeckte Beeinflussung zu verzichten, Treue und Verlässlichkeit zu leben in den Beziehungen, ein ehrliches Wort zu führen, anderen angemessenen Lohn zu gönnen sowie den Fremden die gleichen Rechte zu gewähren, die ich mir auch wünsche. Wie ist eine solche Lebenseinstellung in der heutigen Zeit überhaupt möglich? Wie ist sie durchzuhalten? Das «Zauberwort» ist Treue. Gott hat es vorgemacht. Mit Zuneigung, mit Gunst trotz all dem, was wir Erdenbürger so anstellen. Auf dieser Grundlage leben wir. Treue ist eng verwandt mit Trost und (sich) trauen – und meint ursprünglich: stark und fest wie ein Baum. – Brauchen wir innere Festigkeit als Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit? Ernst Hug

Kirche und Welt

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ZAHLSTELLE

Zahlstelle

Miteinander Zukunft gestalten

Einteilen, sparen, spenden: Lernende und ihr Lohn  VON DANIELA DECK

Mit dem Lehrlingslohn tun die meisten Leute in der Schweiz den ersten Schritt zur finanziellen Selbstständigkeit. Mit dem Lohn wächst die Verantwortung und die Möglichkeiten, Wünsche zu realisieren. Hohe Priorität geniesst die Weiterbildung. Entsprechend fleissig wird gespart. Vier Lernende aus der EMK Hombrechtikon geben Einblick in ihren persönlichen Umgang mit Geld.

Welchen Wunsch hast du dir mit dem ersten Lohn erfüllt? Nadia: Nichts Spezielles. Linda: Ich habe mir ein Paar Schuhe gekauft, spezielle Stiefel, die ich schon lange haben wollte. Adriel: Das weiss ich nicht mehr. Nadine: Ich habe mir ein riesengrosses Zalando Päckli bestellt. Hast du ein Sparprojekt und wieviel legst du dafür pro Monat auf die Seite? Nadia: Ich habe kein spezielles Sparprojekt, aber ich lege ca. 300 Fran-

ken pro Monat auf die Seite. Linda: Ich spare für ein Studium. Ich möchte etwas im Bereich «Kunst» machen, mein Traum ist es, Kunstlehrerin zu werden. Nach der Lehre möchte ich mit einer Kollegin zusammen für ein Jahr in Neuenburg auf dem Beruf arbeiten und dabei Französisch lernen und natürlich weiterhin Geld verdienen, um das Studium anfangen zu können. Adriel: Für Hobbies und für Weiterbildungen. Ich spare ein Drittel vom Lohn. Nadine: Im Moment spare ich auf meinen Töff, den ich noch abzahlen muss. Ich habe einen Dauerauftrag von 300 Franken im Monat. Welche Fixkosten zahlst du mit dem Lohn? Nadia: Zugbillett (1610 Franken) und Abgabe an meine Eltern (150 Franken) Linda: Das Handyabo und eine Patenschaft für ein kleines Mädchen in Indonesien. Ich möchte das Kind seine gesamte Schulzeit hindurch unterstützen. Mit dem 18. Geburtstag

Mit Freunden etwas unternehmen ist den jungen Menschen wichtig.

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kommen jetzt neu die AHV und die Krankenkasse dazu. Adriel: Mittagessen, Handyabo. Nadine: Meine Eltern zahlen mir im 1. und 2. Lehrjahr das Zugbillett noch, aber im 3. muss ich es selber bezahlen. Meine Handyrechnung zahle ich selber. Und ich gebe im Monat meinen Eltern 10% von meinem Lohn ab, und 10% spende ich. Vom Lehrbetrieb bekomme ich jeweils einen Mittagessen-Gutschein und muss somit kein Geld für Essen ausgeben. Gibst du den Eltern einen Teil des Lohns für Wohnen und Essen ab? Linda: Nein. Adriel: Ja. Spendest du etwas vom Lohn an die EMK-Gemeinde oder für wohltätige Zwecke? Warum (nicht)? Nadia: Nicht an die EMK-Gemeinde, sondern an Campus für Christus, weil ich den Glauben unabhängig von der Konfession unterstützen möchte. Die Abgabe des Zehnten halte ich für eine gute Sache.


Zahlstelle

Linda Junz

Nadia Roth

Nadine Marti

Linda: Seit ich mit der Schulklasse in Zürich eine Führung zum Arbeitslosenprojekt «Surprise» hatte, kaufe ich das Surprise-Heft. Im Gottesdienst gebe ich jeweils einen Beitrag in die Kollekte. Adriel: Ja, für die Pro Juventute, weil ich es eine gute Organisation finde. Nadine: Bisher habe ich noch nie etwas der EMK gespendet, aber ich spende jeden Monat 10% von meinem Lohn an eine Familie, die Freunde von uns sind.

ter die der Kontostand nicht fallen darf. Dieses Geld ist meine Reserve für Unvorhergesehenes. Adriel: Nein. Nadine: Nein.

Planst du deine Ausgaben nach einem festgelegten Budget? Nadia: Ich habe kurz vor meinem Lehrbeginn ein grobes Budget erstellt, um mich ein bisschen orientieren zu können. Aber mittlerweile habe ich einen höheren Lohn. Da ich nicht Buch führe über meine Ausgaben, plane ich zurzeit meine Ausgaben auch nicht nach einem festgelegten Budget. Linda: Nein. Aber ich habe mir beim Postkonto eine Schwelle gesetzt, un-

Kommst du mit deinem Geld aus oder ist am Ende des Geldes noch eine Menge Monat übrig? Nadia: Meistens ist noch eine Menge Geld übrig. Linda: Ich komme mit meinem Lohn aus. Adriel: Meistens ist nicht mehr viel übrig. Nadine: Ich gebe sehr gerne Geld aus, aber hatte noch nie das Problem, dass ich am Ende des Monats kein Geld mehr hatte. Ich habe einen kleinen Trick, mit dem ich Geld spare. Ich sage mir immer: «Nadine, du bisch pleite, du chasch der etz nüüt meh chaufe!» Das funktioniert ziemlich gut, und ich gebe automatisch nicht sehr viel Geld aus.

Für junge Weltentdecker: Jugendkonto

Adreil Willi

Miteinander Zukunft gestalten

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

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ZAHLSTELLE

Verstorben Daniel Haltinner (71) Basel Ost am 4.12.2017

Der Lehrlingslohn bringt neue Freiheiten beim Einkaufen.

Diakonisse Kläry Gäumann (86) Basel Ost am 9.12.2017 Gerhard Baumgartner (83) Kloten-Glattbrugg am 14.12.2017 Martha Sprenger-Spring (104) Eschlikon am 20.12.2017 Edith Liechti-Knelles (86) Uzwil-Flawil am 21.12.2017 Ruth Baer-Hersperger (90) Baden am 27.12.2017 Mary Burri-Diener (87) Zürich Nord am 2.1.2018 Ruth Wüthrich (93) Rüti-Wald-Hombrechtikon am 3.1.2018 Dora Signer-Lienhard (89) Zürich-Altstetten am 6.1.2018 Erika Brauen (50) Lyss-Aarberg am 10.1.2018

Wer ist beim Umgang mit Geld dein Vorbild? Nadia: Meine Familie. Linda: Meine Familie hat einen guten Umgang mit Geld und das haben sie mir beigebracht. Nadine: Ich denke, am ehesten mein Vater, denn er hat immer die volle Kontrolle, was ich ihm noch schulde. Und ich bewundere auch immer wieder, wie grosszügig er ist und wie gern er fremden Menschen eine Freude macht, indem er ihnen etwas Kleines spendet. Was bedeutet Geld für dich? Nadia: Verantwortung, Luxus, Selbstständigkeit. Linda: Es ist cool, dass ich mir Sachen leisten und selbst entscheiden kann, was ich kaufen will. Besonders gern mache ich anderen eine Freude, indem ich zum Beispiel eine Kollegin zu einem feinen Essen im Restaurant einlade. Dennoch bedeutet Materielles für mich nicht mehr so viel wie in früheren Jahren. Es wird für mich immer wichtiger, mit dem Lohn etwas Nützliches zu machen. Deshalb spare ich so viel wie möglich für mein künftiges Studium. Bei den Kleidern achte ich inzwischen auf gute Qualität, auch wenn das mehr kostet als Wegwerfware. Je mehr ich in den Glauben komme, desto bewusster gehe ich mit Geld um. Denn

es ist nicht selbstverständlich, Geld zu haben. Adriel: Ich gebe mein Geld für Hobbies aus und um mit Freunden etwas zu unternehmen. Nadine: Geld ist in der heutigen Gesellschaft etwas sehr Wichtiges. Wenn man viel Geld hat, ist man hoch angesehen. Das stimmt aber nicht. Denn man ist nicht glücklicher mit Geld. – Also auf eine Art kann Geld schon glücklich machen, wenn zum Beispiel mein Zalando-Paket ankommt, bin ich sehr glücklich. Aber ich denke nicht, dass, wer viel Geld hat, glücklicher ist als ein Mensch mit wenig Geld. Man kann auch ohne viel Geld mega coole Dinge erleben. Ich finde es zum Beispiel super, mit Freunden wegzufahren und einfach die Gemeinschaft zu geniessen und nicht irgendwelche teuren Dinge zu unternehmen.

NEUE ZINSSÄTZE Per Anfang Januar 2018 hat die Zahlstelle ihre Zinssätze angepasst: Einlagekonto: 0.250% Jugendkonto: 1.125% Seniorenkonto: 0.375% Anlagekonto: 0.5%

DIE ZAHLSTELLE – DER FILM Der Kurzfilm zur Zahlstelle ist da. Entlang der verschiedenen Lebensalter von der Kindheit bis zu den Senioren: Die Bildergeschichte veranschaulicht, wie viele Möglichkeiten das Sparen mit dem Kontosortiment der Zahlstelle eröffnet. Entlang der Lebensphasen präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle jeden Monat ein Beispiel für den kreativen und praktischen Umgang mit Geld. Diesmal: die Berufslehre. Hier finden Sie den Film: www.is.gd/ZS_Video

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Kirche und Welt

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Zahlstelle Sänger/innen für Projektchor gesucht Sie singen gerne? Sie sind in erreichbarer Nähe von Bülach zuhause? – Dann seien Sie doch mit dabei! Unter Leitung von Manuel Zolliker wird ein Projektchor an fünf Terminen ab Mitte Mai Lieder einstudieren, die am Abschlussgottesdienst der Jährlichen Konferenz 2018 am 24. Juni in Bülach aufgeführt werden.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

Das sind die Probentermine: 17. Mai, 19.45–21.15 Uhr 24. Mai, 19.45–21.15 Uhr 7. Juni, 19.45–21.15 Uhr 14. Juni, 19.45–21.15 Uhr 16. Juni, 14.00–18.00 Uhr

Für «eifachWiit – die himmlische Community» hat am 1. Januar die Pilotphase begonnen. Die «Weltverbesserer», die virtuell und real vernetzt sind (s. «Kirche und Welt» 11/2017 https://issuu.com/emk_schweiz) laden am 10. Februar ein zu einem Community-Tag – kurz «ComDay». Interessierte, Neugierige, Begeisterte und Skeptiker können sich jetzt anmelden und mitreden, was sie an diesem Tag machen wollen. https://www.eifachwiit.ch/event/comday/

Korrigenda An zwei Stellen sind in der Januarausgabe von «Kirche und Welt» falsche Datumsangaben stehen geblieben: Die Jährliche Konferenz, auf die auf Seite 6 hingewiesen wurde, beginnt am 21. Juni, nicht wie im Beitrag geschrieben am 20. Juni. Auf Seite 15 in der Bildzeile war zu lesen, dass das Theaterstück «Die Brücke» von «Bruderboot» am 24. März Premiere feiert. Richtig ist: Am 24. Februar ist Premiere in Glarus.

Für jung gebliebene Weltentdecker: Seniorenkonto

Netzwerktag bei «eifachWiit»

Miteinander Zukunft gestalten

Eine Anmeldung wird bis 28. März erbeten an: dominik.schuler@emk-schweiz.ch, 044 310 23 90.

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ZENTRALKONFERENZ

Authentisch und glaubwürdig lebt die EMK-Gemeinde in Tachov (CZ) in ihrem Umfeld

Wenn der Stacheldraht dem Leben weicht  VON URS SCHWEIZER

Die tschechische Kleinstadt Tachov schien einst das Ende der Welt zu sein. 1946 war die fast ausschliesslich deutschböhmische Bevölkerung enteignet und vertrieben worden. An ihrer Stelle waren zwar Soldaten und Arbeiter nahe gelegener Landwirtschaftsbetriebe und Uranminen gekommen. Für diese war Tachov aber nie Heimat geworden. Die Strassen blieben menschenleer und dunkel. Gleich hinter den heruntergekommenen Häusern türmte sich der Stacheldraht des Eisernen Vorhangs.

Als Petr Vadura 1997 als Missionar der Brüderbewegung von Prag nach Tachov kam, um dort eine Gemeinde zu gründen, war die Stadt noch immer von ihrer Vergangenheit geprägt. Vadura gründete ein Freizeitzentrum, in dem er Ausstellungen, Vorträge, Lesungen aus der Bibel und Veranstaltungen für Kinder organisierte. Zudem baute er eine Zusammenarbeit mit Radiostationen auf – zuerst mit «Trans World Radio», später mit dem staatlichen Sender.

Gemeinde für andere Nach einigen Jahren schlossen sich Petr Vadura und seine Frau Eva der EMK-Gemeinde in Tachov an. Zusammen mit dem damaligen Pfarrer formulierten sie die Vision: «Wir wollen offen sein für die Menschen und der Öffentlichkeit dienen.» Aus dieser Vision wuchsen nach und nach ein Müttertreff, eine christliche Pfadfindergruppe, der Rock-Pop-Jugendchor «Fusion» und Englisch-Sprachkurse. Es ging nicht primär darum, missionarisch tätig zu sein oder neue Mitglieder zu gewinnen. Ziel war einfach, den Menschen nahe zu sein und ein Stück Leben zu teilen. Vorbehaltlos dienen Die EMK-Gemeinde in Tachov ist in einem Haus mitten im Stadtzentrum eingemietet. Als Name wurde «Sedmdesatka» («Siebzig») gewählt – was keinen geheimnisvollen Hintergrund hat, sondern einfach die Hausnummer aufnimmt. Wo die Mehrheit der Bevölkerung Kirchen mit Skepsis bis Ablehnung betrachtet, soll nicht schon der Name provozieren … Petr Vadura und die Menschen der Gemeinde ver-

Petr Vadura (l.) tauft eine junge Frau – vom Boot aus.

weigern sich denn auch dem Konzept «wir» (die Gläubigen) und «sie» (die Ungläubigen). Die Menschen der Stadt sollen erfahren, dass die EMK ihnen vorbehaltlos dienen will. Authentisch und glaubwürdig. Kirchen-Café Und so ist «Sedmdesatka» auch zu einem Ort geworden, wo sich alle wohlfühlen können. Der Hauptraum wurde zu einem Café umgebaut, das jeden Tag geöffnet hat. Als Leiterin wurde eine bulgarische Frau angestellt, die sich nebenbei auch um Landsleute kümmert, die in Tachov eine Arbeitsstelle gefunden haben. Zu «Sedmdesatka» gehört zudem ein Kinder-Spielraum, ein Jugend-Club, eine Buchhandlung und eine Mediathek. Jede Woche nutzen rund 200 Personen die Angebote – und kaum einer von ihnen gehört zur EMK. Aber so mancher schaut auch mal am Sonntag vorbei. Dann, wenn im Café keine Getränke bestellt werden, sondern Gottesdienst gefeiert wird. Neue Möglichkeiten Als ein Mitglied der Kirche einen mo-


ZENTRALKONFERENZ

EMK-Unternehmer/in Rieben Heizanlagen AG 3753 Oey Tel. 033 736 30 70

«Fusion» ist ein Rock-Pop-Jugendchor der Gemeinde.

bilen Pflegedienst aufbaute, erkannte die Gemeinde darin eine neue Möglichkeit, den Menschen der Stadt zu dienen. Und so arbeitet Petr Vadura seit Januar 2016 im Vorstand sowie als Seelsorger mit – und die Gemeinde hilft, die notwendigen Mittel zu beschaffen und den Dienst ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. So fand unlängst eine Benefiz-Woche statt – mit Konzerten, Vorträgen, Workshops und einer Filmnacht. Als Folge der offenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit kann die EMK-Gemeinde auch auf die finanzielle und ideelle Unterstützung des Stadtrates zählen. Und dank des gewachsenen Netzwerks ist es regelmässig möglich, interessante Gäste nach Tachov einzuladen. Jeden Donnerstag findet ein Kulturabend statt, an dem ganz unterschiedliche Menschen ohne Bezug zur Kirche das Wort haben. Das Programm umfasst dabei Lesungen klassischer Literatur, Konzerte, Vorträge und Gesprächsabende. Gottes Geist trauen Petr Vadura war nicht immer so offen. Es gab Zeiten in seinem Leben, die von Rückzug geprägt waren. Zeiten, in denen nur eine direkte evangelistische Tätigkeit zählte. Doch dann weitete sich sein Herz – zuerst gegenüber Menschen anderer Kirchen, dann gegenüber Menschen ohne jeglichen christlichen Hintergrund. Dies bedeutet überhaupt nicht, dass er sich der Mission verschliessen würde. Aber er glaubt, dass es der Heilige Geist ist, der die Herzen der Menschen berührt. Seine Aufgabe sieht er darin, den Menschen ohne Vorbehalte nahe zu sein und ihnen zu dienen.

Egal, ob er mit Jugendlichen unterwegs ist, predigt, die Zeitschrift der EMK in Tschechien herausgibt oder in Radiosendungen Themen wie Demokratie, Freiheit, Beziehungen, Politik und Spiritualität ins Gespräch und in Bezug zur Bibel bringt: Immer will er das Denken der Menschen stärken und ihnen helfen, Antworten auf Fragen der Zeit zu finden. Weiter in die Zukunft Tachov schien einst das Ende der Welt zu sein. Doch Heimatlosigkeit und Stacheldraht sind dem Leben gewichen, und Petr Vadura ist überzeugt: Der Weg, auf dem sich die Gemeinde befindet, ist der Weg der Zukunft.

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ZUR PERSON Petr Vadura (55) ist Lokalpastor der EMK-Gemeinde in Tachov. Er ist verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Eva vier Kinder. Zur EMK in Tschechien gehören 24 Gemeinden. Deren missionarische und sozialdiakonische Projekte werden auch von Connexio unterstützt. Die Gehälter der 16 pastoralen Mitglieder können hingegen im eigenen Land aufgebracht werden.

Möchten auch Sie in der Rubrik EMK-Unternehmen aufgeführt werden? Kontaktieren Sie Bruno Jordi unter der Nummer 031 818 01 26 oder bruno.jordi@jordibelp.ch. Wir freuen uns auf Sie!

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2018 – Israel-Solidaritätsreisen Israel-Frühlingsreise 30. April – 14. Mai 2018 Israel-Herbstreise 14. – 28. Oktober 2018

Prospekt: Pro Israel Postfach, 3607 Thun Tel. 033 335 41 84, info@proisrael.ch www.vereinigungproisrael.ch

Sie druckt deine Welt. Diemtigtal Berner Oberland: für Sie und Ihre Gemeinde! kurhaus-grimmialp.ch

Hotel Artos Interlaken Veeh-Harfen-Spiel Musizierwoche – Mit Musik vom Mittelalter bis heute, von Folklore bis Klassik soll die Begeisterung für die Veeh-Harfe weiter wachsen. Ziele der Woche sind: gutes Zusammenspiel, musikalische Gestaltung der Musikstücke und eventuell deren kurze Vorführung. 4. bis 10. März 2018 mit Gabriele Ruh-Weber Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 720.–; Doppelzimmer CHF 1284.–; Kurskosten CHF 230.– pro Person

Teddybärenkurs «Von Hand genäht» – Sie erstellen einen Teddy von A bis Z. Vom Ausschneiden des Schnittmusters bis hin zum Stopfen des Teddys. Die passionierte Teddy-Näherin, Zita Zmoos, zeigt Ihnen wie’s geht. Es sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. 16. bis 18. März 2018 mit Zita Zmoos Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 308.–; Doppelzimmer CHF 516.–; Kurskosten CHF 230.– pro Person inkl. Material für einen Teddybären

Atemwoche «Atempause – Auftanken» – Atmen heisst Leben – Leben heisst Atmen. Richtig atmen ist mehr als nur Luft holen… Wir lernen, uns mit Übungen zu entspannen und empfinden ein gesteigertes Wohlbefinden und neues Lebensgefühl. 19. bis 23. März 2018 mit Käthi von Allmen Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 598.–; Doppelzimmer CHF 996.–; Kurskosten CHF 190.– pro Person

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Infos und Anmeldung: www.forum2018.ch

4. Forum christlicher Führungskräfte Freitag und Samstag, 9. – 10. März 2018 Forum Fribourg – Expo Centre – Schweiz


KURZINSERATE NOTIERT

Neuer «Verein JEMK» soll entstehen Es wird ernst: (Fast) alle Weichen sind gestellt, damit sich am Jungscharkonvent vom 23. März in Bern die bisherige Organisation «Jungschar» auflösen kann, um im direkten Anschluss den neuen «Verein JEMK» zu gründen. Diese Vereinsgründung ist eine Massnahme, um die bisherige Jungschararbeit auch weiterhin qualitativ gut leisten zu können. Der Verein JEMK strebt für die zukünftige Kaderbildung (Ausbildung mit Anerkennung durch «Jugend+Sport») eine Zusammenarbeit mit dem CEVI an. Die Vereinbarungen für die Zusammenarbeit sind in den letzten Vernehmlassungen. Ebenso wird es eine Vereinbarung mit der EMK geben, um das künftige Verhältnis zwischen dem «Verein JEMK» und der EMK zu klären. Beiden Seiten ist daran gelegen, die Verbundenheit auch in der neuen Organisationsform zu behalten und sich gegenseitig mit den jeweiligen Stärken zu unterstützen.

Angetippt Eine Cholera-Epidemie ist im August 2017 im Osten der DR Kongo ausgebrochen. Auch die EMK in der Region ist von der Krankheit betroffen. Pfarrer Duma Balganire, Superintendent im Distrikt Uvira, sagte, dass seit November eine Gruppe von Freiwilligen daran sei, Wasserreinigungstabletten an den Orten zu verteilen, wo die Bevölkerung verschmutztes Trinkwasser nutze. Connexio nimmt unter dem Stichwort «Nothilfe Kongo» Spenden entgegen. Quelle: EMK-News

Quelle: jemk

Hilfe für Opfer von Vergewaltigungen Der Ostkongo ist ein Gebiet, in dem Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt wird. Dank der Unterstützung von Mitgliedern der EMK in den USA kann sich die EMK im Ostkongo für vergewaltigte und stigmatisierte Frauen und Mädchen einsetzen. Vor einem Jahr wurde der Bau eines Zentrums in Kindu im Ostkongo ins Auge gefasst. Drei Jährliche Konferenzen der EMK in Nordamerika setzten sich zum Ziel, USD 350 000.– für dieses Zentrum zu sammeln. Ein Jahr später sind 90% dieser Mittel beisammen. Für Pfarrerin Neelley Hicks, Koordinatorin der Fundraising-Kampagne, ist dies ein Wunder und ein Zeichen von Gottes Gnade. Zusätzlich wurde ein Animationsfilm produziert, der unter dem Titel «Eine Bitte an meinen Vater» ( https://is.gd/Bitte) aufrüttelnd die Angehörigen von Vergewaltigungsopfern auffordert, die Frauen nicht im Stich zu lassen und zusätzlich zu stigmatisieren. Quelle: EMK-News

Die Zukunft Jerusalems müsse eine gemeinsame sein, sagte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, auf einer internationalen Konferenz zur Unterstützung Jerusalems. Jerusalem sei eine Stadt mit drei Religionen und zwei Völkern und müsse dies auch bleiben. Quelle: oikoumene.org

Jadwiga Bogucka-Regulska war engagiertes Mitglied der EMK in Polen und gehörte auch zu den letzten noch lebenden Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Dass Jadwiga Bogucka-Regulska diese Hölle überlebte, führte sie auf die Bewahrung Gottes zurück. Im Dezember 2017 ist die 92-jährige gestorben. Quelle: EMK-News

Ein sehr deutliches «Nein» Mit klaren Worten hat der Vorsitzende des internationalen Bischofsrates der EMK, Bischof Bruce Ough in einem Brief an die Glieder der EMK auf die Äusserungen von US-Präsident Donald Trump über Einwanderer aus afrikanischen Ländern und aus Haiti reagiert. «Wir sind entsetzt über die anstössigen, widerlichen Aussagen», äussert sich der Vorsitzende des Bischofsrats, und fordert den US-Präsidenten auf, «sich dafür zu entschuldigen». Wenn «Brüder und Schwestern so grob verleumdet werden«, dürften Christen «nicht tatenlos zusehen», so Ough weiter. Christ/innen, die an der Liebe erkannt werden sollten, müssten das dadurch zeigen, «dass wir deutlich Nein sagen: Nein zu Rassismus, Nein zu Diskriminierung und Nein zu Engstirnigkeit».

In einer methodistischen Kirche in Beijing, China, predigte am 7. Januar der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit. Über die Rolle der Kirchen in China sagte er dabei: «Zu den sehr guten Nachrichten in der Familie des ÖRK gehören Leben und Wachstum der Kirche in China. Ihr christliches Zeugnis während und nach sehr schwierigen Zeiten hat vielen in der Welt Hoffnung gegeben.» Quelle: EMK-News

Quelle: emk.de

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CONNEXIO

Anne Barth (vorne in der Mitte) bei einem nationalen Studentinnentreffen.

Ein Tag mit Anne Barth, Projektkoordinatorin in La Paz/Bolivien

Erfolg darf nicht nur an Resultaten gemessen werden  VON ANNE BARTH / THOMAS HANIMANN

In Bolivien im Voraus planen zu wollen, ist in etwa so nervenaufreibend wie einem Elefanten den Seiltanz beizubringen. Beim Aufstehen am Morgen habe ich oft noch keine Ahnung, was der Tag mit sich bringen

wenig sehe. Dies ist der Ort, an dem Fragen an mich herangetragen werden. Die Bolivianer/innen rufen bei Unsicherheiten oder Schwierigkeiten nicht so gerne an. Viel lieber warten sie, bis sie mich sehen und das Anliegen persönlich mit mir besprechen können.

wird. Meine Agenda, die ich 2014 aus der Schweiz mitgebracht hatte, habe ich daher nach kurzer Zeit weggeworfen und bin dazu übergegangen,

Theo und die «Gringa» Der Bischof ist heute unterwegs in einem der 18 Kirchendistrikte. Schade,

den Tag so zu nehmen, wie er kommt. Dies ist nicht immer einfach, insge-

Anne Barth im Gespräch mit der Kirchenleitung.

samt aber sehr befreiend und viel stressärmer als die Termindichte, die wir in der Schweiz kennen.

Heute findet wie jeden Montag im Büro der EMK Bolivien eine Andacht für die Mitarbeitenden statt. Ich habe zwar mein Büro zu Hause, bin aber, wenn immer möglich, an diesem wichtigen Treffpunkt dabei: Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, und ich kann Leute grüssen, die ich sonst

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denke ich. Gerne hätte ich mit ihm kurz unser Visumproblem angesprochen. Denn wenn die Kirche sich beim Staat nicht für uns einsetzt, stehen wir bald ohne gültige Aufenthaltsbewilligung da. Dann halt bei nächster Gelegenheit. So mache ich mich auf zum Büro des Frauennetzwerks und werde dort freudig begrüsst. Es hat eine Weile gedauert, bis die drei Frauen Vertrauen


CONNEXIO

zu mir gefasst haben. Sie kommen Dieses Projekt zu begleiten ist anzum Teil aus abgelegenen Regionen. spruchsvoll, doch bin ich sehr motiNicht alle haben die obligatorische viert. Im Gespräch mit StipendiatinSchule abgeschlossen. Plötzlich wur- nen ist mir bewusstgeworden, dass den sie in ein Amt gewählt, in dem sie eine gute Ausbildung ein Privileg ist Projekte leiten und mit mir als und wie sehr diese einen positiven «Gringa» (Weisse) zuEinfluss auf das Selbstvertrauen der sammenarbeiten Bildung ist der jungen Frauen und müssen. Das ist für ihre Mitwirkung in sie nicht leicht. Nach Schlüssel zur fast zwei Jahren funkder Gesellschaft hat. Veränderung tioniert unsere ZuDies hat meine Überzeugung gestärkt, sammenarbeit gut. Sie sind froh um meine Unterstüt- dass Bildung der Schlüssel zur Veränzung. Etwas bemängeln sie an diesem derung ist. Morgen allerdings: «Wieso hast du Theo nicht dabei?» Die Anwesenheit Leben verändern unseres zweijährigen Sohnes schät- Am Nachmittag erwartet mich Bürozen sie ebenso sehr wie meine. Darum arbeit. Ich bringe unsere beiden Mädbegleitet er mich oft. Heute aber müs- chen ins Ballett. Derweil sie sich dort sen sie auf ihn verzichten, und wir vergnügen, setze ich mich mit meiwidmen uns ihren und meinen Fra- nem Laptop in ein Café und bearbeite gen. Mails vom Connexio-Büro in Zürich. Regelmässig informiere ich über unSchlüssel zur Veränderung sere Arbeit. Schliesslich wollen auch Connexio unterstützt das Stipendien- die Spender/innen in der Schweiz wissen, was mit ihprogramm des Fraurem Geld bewirkt ennetzwerks, das junZeit, die ich gen Frauen eine wird. Heute übersetze andern schenke, ich unter anderem Inhöhere Ausbildung formationen aus eiermöglicht. Damit kann Leben wird die Position der nem Projekt der EMK verändern Frauen in der GesellArgentinien und leite schaft gestärkt. Das hilft aber auch sie mit meinem Kommentar weiter. den Familien, da die Studienabgänge- Sehr zu meiner Freude haben sich der rinnen mit ihrem Einkommen einen argentinische und der chilenische BiBeitrag zum Unterhalt der Familie schof geeinigt, die Betreuung abgeleleisten. Und auch die hiesige EMK gener Gemeinden in Patagonien geverfügt so mehr und mehr über gut meinsam zu bewältigen. Endlich ausgebildete Frauen, die die Kirche bekommen die Methodist/innen beiweiterbringen können. der Länder in dieser unwirtlichen Ge-

gend einen eigenen Pfarrer, der sie in ihrem Alltag begleitet und vor Ort Gemeindebau betreiben kann. Manchmal sehe ich über Monate in gewissen Projekten keine Fortschritte. Darum stellen mich solche Neuigkeiten auf. Als auf Effizienz getrimmte Schweizerin bin ich es gewohnt, eigene Projekte voranzutreiben und Resultate zu erzielen. In Lateinamerika habe ich gelernt, dass Erfolg nicht nur an Resultaten gemessen werden kann. Die Zeit, die du deinem Gegenüber schenkst, kann sein Leben beeinflussen oder verändern. Das werde ich mir auch zu Herzen nehmen, wenn ich zurück in der Schweiz bin.

ZUR PERSON Anne Barth lebt zusammen mit ihrem Mann Simon und ihren vier Kindern seit vier Jahren in La Paz. Als Koordinatorin für Connexio begleitet und unterstützt sie die bolivianische Methodistenkirche in verschiedenen Projekten. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Förderung der Frauen. Regelmässig reist sie auch nach Argentinien, wo sie Connexio bei der argentinischen Methodistenkirche vertritt.

PARTNERSCHAFTLICH STARK Die Partnerschaft mit Connexio hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass die Methodistenkirche in Bolivien stärker geworden ist. Sie hat landwirtschaftliche Projekte aufgebaut, betreibt eine grosse Jugendarbeit und ermöglicht mit einem Stipendiatinnenprogramm, dass junge Frauen aus armen Familien studieren können. Damit die Kirche ihre sozialen Dienste weiterführen und Neues beginnen kann, ist sie auf Unterstützung angewiesen. Herzlichen Dank für Ihre Spende für Bolivien! EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9 IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9

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«Eine Pilgerbeiz, in der Pilger des Jakobswegs sich nach und vor einer anstrengenden Tagesetappe geistlich und physisch erfrischen können – und die Menschen, die im Dorf bleiben, gleich mit.» (Eine der Ideen für neue Formen methodistischer Spiritualität von Nicole Becher auf Seite 9)


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