Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen Dezember 2021 – Februar 2022
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AUF EIN WORT ZU BEGINN…
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s ist eine Premiere, aber eine mit Verspätung. Die erste Gemeindebrief–Ausgabe, für die ich mit verantwortlich bin. Die Ausgabe im Oktober–November ist einfach ausgefallen. Diese Dezember–Ausgabe kommt zu spät. Ich bin Carina Lasch Lind und Michael Diedrichs unendlich dankbar, dass alle Leserinnen und Leser diese Ausgabe nun in Händen halten können. Carina hat viele Texte beigesteuert und mächtig vorgearbeitet. Michael hat aus Finnland den Gemeindebrief „schön gemacht“ und unermüdlich am Layout gearbeitet. Beide haben mich wieder und wieder angetrieben und motiviert. Aber am Ende ging es einfach nicht schneller. Wann kommt endlich der nächste Gemeindebrief? So bin ich oft gefragt worden in den vergangenen Wochen. Diese Ausgabe gibt auf ihre Weise eine Antwort auf die Frage. Der Abschied von Carina aus dem Kontor und die bis heute ungeklärte Frage, wann wir eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger im Kontor einstellen können. Das bedeutete, dass ich viele zusätzliche Aufgaben auf meinem Schreibtisch hatte. Die Gottesdienste, Gruppen und Kreise, die jetzt wieder starten nach der coronabedingten Zwangspause. Das bedeutet, dass vieles geplant und vorbereitet werden muss. Teams werden neu zusammengestellt, Arbeit muss geplant werden, und ich muss mich erst einmal in sie hinein finden. Ein Grund, warum in diesem Jahr kein Christkindelsmarkt stattfindet, wie viele ihn gewohnt sind. Die Zeit für Planung und Vorbereitung war einfach zu knapp. Und schließlich: Die außerordentliche Gemeindeversammlung, die wir in diesem Gemeindebrief ankündigen, lässt erahnen, dass es noch ganz andere Fragen gab, die mich auf Trab gehalten haben.
Umso glücklicher bin ich, dass wir es zu dritt dann doch geschafft haben, diesen Gemeindebrief zu Ihnen und Euch auf den Weg zu bringen — rechtzeitig zur Advents– und Weihnachtszeit. Schritt für Schritt wird sich in Zukunft das Gesicht des Gemeindebriefes verändern. Dazu habe ich selbst hoffentlich in Zukunft mehr Zeit. Dafür freuen wir uns im Team aber auch über Verstärkung. Wenn Du Lust zum Schreiben hast oder auch zum Layouten am PC, wenn Du mit planen willst, was in zukünftigen Ausgaben zu lesen sein soll — dann melde Dich gern bei mir. Pfarrer Lutz Tietje
Aktuell: Gemeindeversammlung am 14.12.2021 4 Aus der Gemeindearbeit 5 Veranstaltungen im Haus der Gemeinde 5 Trondheim macht den Anfang 8 Stichwort: søndagsskole 9 Nachruf Johannes Helm 10 Abschied Carina Lasch Lind 12 Möchten Sie Gemeindemitglied werden? 13 Treffpunkte der Gemeinde in Norwegen 14 Goldenes Licht zum Gedenken am Volkstrauertag 16 Gemeindegeschichte: Höhnkes Goldene Hochzeit 18 Vor 100 Jahren: Bergen 19 Platz schaffen. Neujahr! 21 Liedblatt mit strahlendem Stern 22 Zurückgeblickt: Ankunft in Oslo 24 Ich liebe dich! 26 Die neuen Spitzen der EKD 27
Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
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Familientreffen Der Weihnachtsmann kommt wie immer als letzter. Weil er so viel zu tun hat. Angeber. Die Engel sind schon beim dritten Glühwein. Die nimmt sowieso keiner ernst. Jesus trinkt auch einen. Das irritiert immer noch alle. Zu Weihnachten soll er wieder Kind sein. Maria muss enthaltsam bleiben. Deshalb hat sie alle Jahre wieder schlechte Laune. Das Christkind kämmt sein Haar. Aus ihm wird keiner schlau. Was hat es eigentlich in der ganzen Geschichte zu suchen? „Prost“, ruft wer, und dann stoßen sie an, weil Weihnachten doch das Fest der Versöhnung ist, auch mit der sonderbaren Verwandtschaft. Joseph, der wie immer unbeachtet in der Ecke sitzt, erhebt sich langsam, klopft mit einem Löffel gegen sein leeres Glühweinglas, so unbeholfen und heftig, dass es mit einem spitzen Klirren in tausend Teile zersplittert. Augenblicklich ist es still. Alle Blicke richten sich auf Joseph, der abwechselnd auf seine nun leere Hand und in die Runde blickt. „Ich, ähm…“, beginnt Joseph offensichtlich verunsichert durch das Missgeschick, während zwei kleine Engel sich schon um die Scherben zu seinen Füßen kümmern. „Ich wollte auch mal was sagen. Zu dieser ganzen Geschichte. Und nach all der Zeit. Ihr wisst, ich bin kein Freund der Worte. Das hat Jesus nicht von mir. Wie man Worte macht, habe ich ihm nicht mitgegeben, und er hat es trotzdem super hingekriegt. Und es gibt ja bis heute die, die sich fragen, ob ich meinem Sohn überhaupt irgendetwas mitgegeben habe. Also, ihr wisst schon, so wie ein Vater halt seinem Kind etwas mitgibt, und wie das gehen soll, wenn der Vater gar nicht der Vater ist und das Kind gar nicht sein Kind. Es ist ja jedes Jahr wieder kompliziert zu erklären, wer eigentlich zur Familie gehört. Wer bei diesem Familientreffen eingeladen ist, und wer sich selbst einlädt. Aber sei‘s drum. Ich wollte, dass ihr es wenigstens einmal von mir hört: Diese ganze Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
Geschichte um diese Geburt und meinen Sohn, die ist mir eigentlich ein bisschen zu groß. Ich hab das Gefühl, ich pass da nicht rein. Immer noch nicht. Jedes Jahr wieder. Aber ich bin ein Teil von ihr. Ich hab mich nicht gewehrt. Ich hab es geschehen lassen. Weil, damals, als das alles los ging, als niemand wusste, wohin das führt, da hab ich alles mitgemacht. Eigentlich um deinetwillen, Maria. Ich wollte nur eines: Bei dir sein. Und dich nicht sitzen lassen mit all diesem Schlamassel. Es hat doch keiner von uns geahnt, dass daraus eine so große Geschichte werden würde. Seid doch mal ehrlich. Für mich ist das wie mit meinen Hosenträgern. Ich mein, meine Hose ist mir ja auch zu groß. Ich weiß. Aber deshalb schmeiße ich sie doch nicht weg. Nur weil sie zu groß ist. Deshalb schmeiß ich auch diese ganze Geschichte mit dir, Maria, und Jesus nicht weg. Nur weil sie mir zu groß ist. Wofür gibt‘s denn Hosenträger?
Schaut‘s euch doch an. So sitzt sie doch ganz passabel. Die Hose. Aber so ist es auch mit dieser ganzen Geschichte, die uns allen da passiert ist. Sitzt doch ganz passabel. Inzwischen. Ich jedenfalls fühle mich ganz wohl darin. Und das Gute ist…“, Joseph hakt die Daumen unter die Hosenträger, zieht sie nach vorne und lässt sie auf seine schmale Brust zurück klatschen. „Das Gute ist, es ist immer noch Platz da, wenn ich Gewicht zulege. Dann passt sie mir immer noch. Und irgendwann, wer weiß, brauche ich die Hosenträger vielleicht gar nicht mehr. Aber ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen sollte.“ Herzlichst, Ihr
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AKTUELLES
Tranzparenz und konstruktiver Austausch:
Außerordentliche Gemeindeversammlung am 15.12.2021 Der Gemeindekirchenrat lädt alle Gemeindemitglieder ein zu einer außerordentlichen Gemeindeversammlung am Mittwoch, 15. Dezember 2021, um 19 Uhr im Haus der Gemeinde, Eilert Sundts gate 37 in Oslo. Aufgrund von Rückfragen und Diskussionen in der Gemeinde ist es uns im Gemeindekirchenrat wichtig, die Gemeinde über den aktuellen Stand des Gemeindelebens, vor allem der finanziellen Situation der Gemeinde und der Planungen für die Zukunft zu informieren. Auch aus der Gemeinde ist ein Antrag auf die Ausrichtung einer außerordentlichen Gemeindeversammlung eingegangen, der von 19 Gemeindemitgliedern unterschrieben ist. Wir nehmen das gern auf und wollen kurzfristig für Transparenz sorgen. Für die Tagesordnung schlagen wir die zwei Punkte vor, die auch im Antrag aus der Gemeinde genannt werden:
• Detaillierte Darlegung der momentanen finanziellen Situation der Gemeinde; • momentane Zusammensetzung des Gemeindekirchenrates und Pläne der Aufstockung.
Wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch! Für diejenigen Gemeindeglieder, die nicht in Präsenz an der Gemeindeversammlung teilnehmen können, wird eine ZOOM–Konferenz eingerichtet. Den Link dafür kann jedes Gemeindemitglied mit einer E–Mail an kontor@deutschegemeinde. no anfordern. Mit herzlichem Gruß, der Gemeindekirchenrat, Oslo, 21.11.2021
• Gunhild Hesla–Halvorsen (stellvertretende Vorsitzende) • Bea Allzeit • Olav Hermansen • Hilke Tzschoppe • Pfarrer Lutz Tietje
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AUS DER GEMEINDEARBEIT
Weihnachtsglanz und Durchstarten im neuen Jahr: Gemeindegruppen nehmen wieder Aktivität auf! Für die ersten Höhepunkte der Adventszeit kommt diese Ausgabe des Gemeindebriefes zu spät aus der Druckerei. Am ersten Adventswochenende gab es eine ‚Adventsstunde‘, ein bunter Adventsnachmittag mit Bastelangeboten für Kinder, Tombola, Gesang und Musik, Cafeteria und dem Verkauf von Selbstgebasteltem und kulinarischen Genüssen aus der Gemeinde. Auch wenn es einen Christkindelsmarkt im klassischen Format erst wieder im nächsten Jahr geben wird, soll doch in diesem Advent die Gemeinschaft und das Miteinander nicht einfach ausfallen. Die Adventsstunde war dazu der Auftakt. Ebenso der Gottesdienst am 1. Advent, in dem der neu zusammengesetzte Chor DeKO seinen ersten Auftritt hatte. Über die weiteren Gottesdienste in der Adventsund Weihnachtszeit, zum Jahreswechsel und im neuen Jahr können Sie sich auf den Mittelseiten in dieser Ausgabe informieren. Zugleich nimmt das Gemeindeleben auch neben den Gottesdiensten wieder Fahrt auf. Auf den folgenden Seiten lesen Sie, welche Gruppen sich wieder regelmäßig treffen, und auch welche Ideen neu entstehen. Manches stand bei Redaktionsschluss auch noch nicht fest. Bitte haben Sie ein Auge auf aktuelle Ankündigungen im Internet auf der Homepage der Gemeinde oder abonnieren Sie sich zum Gemeind[e-]brief, der Ihnen per E–Mail direkt zugesandt wird. Und das muss natürlich noch längst nicht alles sein. Die Gemeinde lebt davon, dass wir Ideen zusammentragen, einladend sind, auf vielfältige Weise eine gute Nachricht weitertragen, Gemeinschaft leben. Wenn Sie dazu etwas beitragen möchten, eine Idee bewegen — sei es für ein regelmäßges Angebot oder eine einmalige Veranstaltung — sprechen Sie gern Lutz Tietje an.
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
NIKOLAUSFEST
Norwegische–Österreichische Gesellschaft und Evangelische Gemeinde deutscher Sprache laden Groß und Klein ein zum Sankt Nikolaus–Fest mit Puppentheater… Vibekes Marionettentheater spielt: „Weihnachten der Prinzessin“ am 2. Advent, 5.12.2021 um 16 Uhr im Haus der Gemeinde, Eilert Sundts gate 37 in Oslo. Anmeldung bitte bei Gunhild, E–Mail heslahalvorsen@yahoo.com oder Telefon +47 9509 9922. Der Eintritt beträgt für Familien (2+2) kr 450, für Kinder kr 100, für Erwachsene kr 150 — per Vipps an 9509 9922 oder an der Abendkasse. Die Veranstaltung wird mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft in Norwegen durchgeführt. VORMITTAGSTREFF
Der Vormittagstreff für Senioren und Menschen im mittleren Alter lebt wieder auf! In der Regel immer am ersten Donnerstag im Monat geht es um den gemütlichen Austausch über ein Thema bei einem gemeinsamen Lunch. Nächste Termine, jeweils von 12–14.30 Uhr: 2. Dezember, 6. Januar, und 3. Februar.
Kontakt und weitere Infos direkt bei Pfarrer Lutz Tietje, Telefon +47 2244 1643, und via E–Mail lutz.tietje@deutschegemeinde.no. YOGA–GRUPPE
Die Yoga–Gruppe hat sich nach dem Ende der Sommerpause schon wieder regelmäßig getroffen, und zwar dienstags um 17 Uhr. Ob auch im Dezember und im neuen Jahr die regelmäßigen Treffen möglich sind, stand zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht fest. Bitte informieren Sie sich auf der Webseite der Gemeinde oder direkt bei Katarzyna Paul, Telefon 9138 8727.
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TEESTUBE
Die Teestube ist ein Treffpunkt für deutschsprachige junge Leute in Oslo. Alle sind willkommen von Au–pair über Praktikant bis Austauschstudent. Eben für diejenigen, die nur für kurze Zeit in Norwegen sind, und sich Kontakt zu anderen wünschen. Ein paar Monate im Ausland können wahnsinnig spannend sein, aber manchmal auch einsam.
Damit niemandem der Spaß verloren geht lädt die Deutsche Gemeinde herzlich zur Teestube ein. Es gibt Tee, Kekse, Lichterketten… und wenn wir ganz wild sind, spielen wir UNO! Oftmals finden sich auf diese Art Grüppchen zusammen, die kleine und große Ausflüge untereinander organisieren — und manchmal verlegen wir die Teestube auch nach draußen in den Park, in den Wald oder an einen See. Ich freue mich auf euch! Corona–Hinweis: Der Gemeindesaal bietet genug Platz um Abstandsregeln einzuhalten. Die Gruppenstärke liegt bei ca. 10 Personen. Handdesinfektion ist ausreichend vorhanden. Die nächsten Teestuben–Termine am 17.12., 21.1. und 18.2.2022. Immer um 19.30 Uhr. Katharina, teestube@deutschegemeinde.no KONFI–TREFF
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Sechs Konfirmandinnen und Konfirmanden treffen sich regelmäßig einmal im Monat mit dem Pfarrer und bereiten sich auf die Konfirmation vor, die Pfingsten stattfinden soll. Die Zeiten haben sich geändert — und der Konfirmandenunterricht auch. Es geht es nicht mehr um ellenlanges Auswendiglernen, sondern darum, dass die Jugendlichen selbst erste Glaubenserfahrungen machen, sich selbst und andere und auch Gott kennenlernen, und bei alledem auch Spaß haben und eigene Fragen stellen. Alle Infos zum Kurs, zum Quereinstieg oder zum nächsten Jahrgang ab Sommer 2022, jetzt direkt bei Pfarrer Lutz Tietje.
CHOR DEKO
Der Gemeindechor DeKO (Deutscher Kirchenchor Oslo) trifft sich seit Herbst nun wieder „in echt“ und hat seine „richtige Probenarbeit“ wieder aufgenommen. Das freut uns sehr! Es geht also wieder kunterbunt zu, jeden Donnerstagabend im Gemeindesaal. Schon das Einsingen bringt so manchen zum Schwitzen. Körperbalance, Atemübungen, Gruppenübungen gehören zum ganz normalen „Warmwerden“ — denn das gilt für Stimme, Körper und das Zwischenmenschliche. Was singen wir? Von kirchlichem Liedgut über weltliche Chorliteratur aus verschiedenen Epochen bis hin zu „just–for–fun“–Stücken aus Musical und Pop. Wichtig ist dabei vorallem dies: einfache Stücke sollen lockern und die Freude am Singen in den Vordergrund bringen; anspruchsvolle Stücke sollen herausfordern und das Niveau der Sänger Schritt um Schritt anheben. Stimmbildung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle und wird nicht nur beim Einsingen thematisiert, sondern auch stets an den zu erarbeitenden Chorwerken exemplifziert und herausgearbeitet.
Neue Sänger sind immer und jederzeit willkommen! Vorkenntnisse oder ein Vorsingen sind nicht notwendig. Ich habe über zwanzig Jahre Erfahrung in der Chorarbeit mit Laien und wenig geübten Sängern und habe große Freude daran, Neulingen die Angst zu nehmen und sie für den Chorgesang zu begeistern. Ich freue mich auf die lieben „alten“ und auch die neuen Gesichter in den nächsten Proben! Carina, kantorin@deutschegemeinde.no Unsere nächsten Termine: 9.12., 16.12.2021, 6.1., 13.1., 20.1., 27.1., 3.2., 10.2., 17.2., 24.2.2022, immer donnerstags um 19 Uhr.
Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
THEATERGRUPPE ‚KLEINE DEUTSCHE SZENE‘
Endlich, nach langer Zwangspause ist es soweit: Die Kleine Deutsche Szene trifft sich wieder! Wenn Du Lust hast auf Theater, verrückte Schauspielerkollegen und nicht zuletzt jede Menge Spaß auf dem Weg zur Premiere, bist Du in unserer Truppe herzlich willkommen — selbst wenn es nur für eine Saison sein sollte. Wir sind ein bunter Haufen jeden Alters und freuen uns immer über neue Gesichter! Seit unserer Fast–Premiere im Jahr 2020 warten wir darauf, unser neuestes Stück auf die Bühne bringen zu dürfen, und wir setzen alles daran, dieses Projekt im Spätsommer 2022 zu realisieren. Das heißt jedoch nicht, dass für neue Leute kein Platz wäre — im Gegenteil! Unsere Gruppe ist nach der Pause neu aufgestellt, und auch unser Stück (das wir auch diesmal selbst geschrieben haben) schaut einer Überarbeitung entgegen. Jetzt ist also genau der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen!
Wenn Du uns kennenlernen möchtest, melde Dich einfach bei Claudia Lingscheid, Telefon 462 86 172 oder per E–Mail claudia.lingscheid@outlook. com. Treffpunkt ist alle vierzehn Tage dienstags um 18 Uhr im Gemeindesaal.
KiKi! Kinderkirche immer zeitgleich mit dem Gottesdienst der Erwachsenen. Wir beginnen gemeinsam, dann haben die Kinder ihre eigenes Programm bis zum gemeinsamen Abschluss und Segen mit Groß und Klein.
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
Veranstaltungen im Haus der Gemeinde: IM DEZEMBER 2021
Do 2.12. 12 Uhr, Vormittagstreff; 19 Uhr, Chorprobe DeKO So 5.12. 16 Uhr, Nikolausfest mit Puppentheater Do 9.12. 19 Uhr, Chorprobe DeKO Sa 11.12. 11 Uhr, Konfi–Treff So 12.12. 11 Uhr, Gottesdienst am 3. Advent Mo 13.12. 18 Uhr, Theatergruppe Mi 15.12. 19 Uhr, Außerordentliche Versammlung Do 16.12. 19 Uhr, Chorprobe DeKO Fr 17.12. 19.30 Uhr, Teestube So 19.12. 11 Uhr, Gottesdienst am 4. Advent Fr 24.12. 16 Uhr, Christvesper am Heiligabend So 26.12. 11 Uhr, Festgottesdienst am 2. Weihnachtstag Fr 31.12. 17 Uhr, Gottesdienst zum Jahresschluss IM JA NUA R 2022
Do 6.1. So 9.1. Mo 10.1. Do 13.1. Do 20.1. Fr 21.1. Sa 22.1. So 23.1. Mo 24.1. Do 27.1.
12 Uhr, Vormittagstreff; 19 Uhr, Chorprobe DeKO 11 Uhr, Gottesdienst 18 Uhr, Theatergruppe 19 Uhr, Chorprobe DeKO 19 Uhr, Chorprobe DeKO 19.30 Uhr, Teestube 11 Uhr, Konfi–Treff 11 Uhr, Gottesdienst 18 Uhr, Theatergruppe 19 Uhr, Chorprobe DeKO
IM FEBRUA R 2022
Do 3.2. So 6.2. Mo 7.2. Do 10.2. Do 17.2. Fr 18.2. Sa 19.2. So 20.2. Mo 21.2. Do 24.2.
12 Uhr, Vormittagstreff; 19 Uhr, Chorprobe DeKO 11 Uhr, Gottesdienst 18 Uhr, Theatergruppe 19 Uhr, Chorprobe DeKO 19 Uhr, Chorprobe DeKO 19.30 Uhr, Teestube 11 Uhr, Konfi-Treff 11 Uhr, Gottesdienst 18 Uhr, Theatergruppe 19 Uhr, Chorprobe DeKO
Bitte halten Sie immer ein waches Auge auf den aktuellen Kalender in unserem Internetfenster — Gottesdienste und Veranstaltungen können sich aufgrund der Lage kurzfristig ändern! 7 deutschegemeinde.no/veranstaltungen
WEITERE TREFFPUNKTE
Besondere Atmosphäre an einem besonderen Ort… Trondheim macht den Anfang. Als neuer Pfarrer besuche ich nun nach und nach alle Treffpunkte unserer Gemeinde im ganzen Land. „Außengemeinden“ werden sie bisher genannt. Hier im Gemeindebrief werde ich berichten über Ideen und Orte, die ich vorfinde, und wie das Gemeindeleben an den verschiedenen Orten neu erwacht. Der Klang von Horn und Orgel schwingt sich hinauf in das riesige Gewölbe des Nidaros–Doms in Trondheim. Das letzte goldene Oktober–Licht des Tages fällt durch die bunten Fenster herein. Der kleine Altar, an dem ich bete und predige, steht irgendwo bei Meter 80 im 102 Meter langen Hauptschiff der Kathedrale. Der kleine Blumenstrauß auf dem Altar stammt aus dem Garten von Gudrun und Christian Rülcker aus Malvik. Die Blüten leuchten vor dem Grau der uralten Steine und sind ein wunderbarer Gruß von den beiden, die das Gemeindeleben in Trondheim schon seit vielen Jahrzehnten tragen und begleiten.
Es ist eine besondere Atmosphäre an einem besonderen Ort bei diesem Gottesdienst, den die Gemeinde deutscher Sprache in Trondheim feiert. Etwa 20 Teilnehmer sind versammelt, auch drei Kinder toben durch die aufgestellten Stuhlreihen. Ein paar Zaungäste und Touristen stehen oder sitzen ganz weit hinten und hören für eine Weile zu. Es ist ein kleiner Gottesdienst hinsichtlich der Teilnehmerzahl, aber einer mit vollem Klang, der problemlos die große Kathedrale füllt. Christine Goedecke spielt die Orgel, Marit Böttcher spielt das Horn. Beide klingen wunderbar zusammen, erst recht als sie den Choralsatz „Ein feste Burg“ anstimmen, den der Vater von Marit, Eberhard Böttcher, komponiert hat.
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Für mich ist es an diesem 10. Oktober 2021 der erste Besuch in Trondheim, der erste Besuch in einer der Außengemeinden, der erste Gottesdienst im Nidaros–Dom. Hinterher gibt es noch ein langes Zusammensein mit lebhaften Gesprächen bei reichlich selbstgebackenem Kuchen. Auch für die Außengemeinden war die Corona–Pause lang. In Trondheim sind die Deutschsprachigen auch unabhängig vom Kommen des Pfarrers aus Oslo gut betreut: Die beiden Pfarrer Matthias Alpermann und Jörg Kunzendorf sorgen für regelmäßige Kontakte und Gottesdienste (etwa acht pro Jahr). In den anderen Außengemeinden muss der Neustart nach langer Pause erst noch gelingen. Am 1. Advent werde ich in Fredrikstad ein Gottesdienst in der Gamle Glemmen kirke gestalten. Am 4. Dezember reise ich nach Stavanger für einen Familiengottesdienst mit anschließender Nikolaus–Feier in der Stokka kirke. In Kristiansand und in Bergen werden die ersten Besuche und Gottesdienste erst im neuen Jahr stattfinden. Die Termine sind momentan in der Abstimmung. In allen Außengemeinden herrscht die Unsicherheit, wie die Deutschsprachigen in den Orten und ihrer Umgebung erreicht werden können, und mit welchem Angebot sie sich (neu) einladen lassen, zusammen zu kommen. Außerdem steht immer noch die Befürchtung im Raum, dass lokale Corona–Einschränkungen Planungen auch wieder zunichte machen könnten. Über die Angebote und Gottesdienste in den Außengemeinden informieren wir ganz aktuell auf der Webseite unserer Gemeinde und mit dem Gemeind[e-]brief.
Die Kinderkirche unterstützen? So geht‘s! Stichwort: søndagsskole Nach über einem Jahr Zwangspause haben wir wieder Angebote für Kinder und Familien im Programm! So sehr uns die Vorbereitungen und Durchführung Freude machen, so müssen auch diese Veranstaltungen finanziert werden. Und dies kann sogar ganz einfach geschehen! Über die Anmeldung Ihres Kindes bei der søndagsskole! Dadurch ermöglichen Sie unserer Gemeinde einen jährlichen finanziellen Zuschuss der norwegischen Kirche, mit welchem wir unser Angebot für Kinder nicht nur weiterführen, sondern auch ausbauen können. Dazu zählen die Kinderkirche im Gottesdienst, aber auch die Kindertage (Erntedank, Halloween, Nikolaus, Fasching usw.). Mit einem jährlichen Beitrag von kr 50 unter Angabe des Kindsnamens, Geburtsdatum und Anschrift ist Ihr Kind angemeldet und kann von unserem Kinderangebot profitieren. Die Anmeldung ist formlos und jederzeit möglich, muss aber in jedem Jahr neu erfolgen. Mit der Anmeldung erbitten wir die Beitragszahlung von kr 50 per Vipps oder Banküberweisung. Sie können das Formular direkt mit Hilfe des QR–Codes herunterladen, oder auch eine formlose E–Mail mit dem Namen des Kindes, Geburtsdatum und Anschrift an kontor@ deutschegemeinde.no senden. Danke!
Bild von Marit Böttcher: Pfarrer Lutz Tietje im Nidarosdom in Trondheim.
Treffpunkt Trondheim:
Christian und Gudrun Rülcker, Telefon +47 7397 9770, trondheim@deutschegemeinde.no Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
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NACHRUF
Johannes Helm 1961–2021
Im Juli verstarb nach schwerer Krankheit unser langjähriges Mitglied, Gemeindekirchenrat, Prädikant und Freund Johannes Helm. Sein Trauergottesdienst am 14. Juli 2021 fand in der schwedischen St. Margareta Kirche statt, mit Beisetzung auf dem Vestre Gravlund. Aus der Ansprache von Astrid Siegmund–Breivik im Trauergottesdienst geben wir auf der nächsten Seite einen Ausschnitt wieder. Im Aftenposten erschien im August ein Nachruf von seinen Arbeitskollegen, den wir hier nun vollständig abdrucken.
Paul Johannes Helm gikk bort 10. juli, 60 år gammel, etter lengre tids sykdom. Vi har mistet en dedikert medarbeider og et varmt, altruisktisk medmenneske som var genuint opptatt av de store sammenhengene i livet. Johannes ble rekruttert til Universitetet i Oslo i 1998, for å bygge opp et senter for avansert lasermikroskopi ved Institutt for medisinske basalfag. Med bakgrunn fra de beste fysikkmiljøer i Tyskland og Sverige, inkludert laboratoriet til nobelprisvinner Bert Sakmann, hadde Johannes optimale forutsetninger for å modernisere instituttets forskningsinfrastruktur. Han konstruerte kompliserte mikroskopisystemer som bidro til å løfte miljøene våre til internasjonalt toppnivå og som et senter for fremragende forskning. Han stillte alltid opp, lunt og stillferdig, og strakte seg langt for å hjelpe alle som trengte. I de sene og stille timer bevandret han instituttets korridorer for å løse problemer, holde systeme operative og diskutere dype temaer med de han møtte. Johannes hadde en egen evne til å se det gode i alle mennesker. Vi som kjente ham, ble slått av hans varme humor og store dybde. Hans spisskompentanse var innen laserfysikk, men like imponerende var hans brede innsikt i historie, filosofi, religion, teologi og kultur. Han var en ressurs, ikke bare for forskningen, men også for trossamfunnene han aktivt deltok i. Hans livssyn, dypt forankret i den kristne tro, hjalp ham gjennom den tunge tiden på slutten av hans liv i kamp mot en skydom som var umulig å beseire. Johannes betydde så mye for så mange. Våre tanker går spesielt til hans gamle foreldre i Tyskland og bror Martin i USA, men også til hans mange nære venner i Oslo. Vi kjenner sorg, men også dyp takknemlighet for alt han så sjenerøst ga oss. Det vil ta tid før vi forstår omfanget av hans arv. På vegne av venner og kolleger ved Institutt for medisinske basalfag Ole Petter Ottersen, Rune Enger og Trygve Leergaard Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
J
ohannes war ein hoch geschätztes Mitglied unserer Gemeinde und des Gemeindekirchenrates. Er ist 1998 nach Oslo gezogen, und hat vom ersten Tag an ein buchstäblich bodenständiges und enges Verhältnis zur Gemeinde entwickelt. Er schlief nämlich die ersten Wochen in Oslo auf einer Matratze im Gemeindehaus in der Eilert Sundts gate. Hanna und Heiner Mausehund waren damals die verantwortlichen Pfarrer, und haben Johannes für wenig Geld ein Dach über den Kopf gegeben. Das gute Verhältnis wurde zusätzlich gestärkt, als Johannes 2004 in den Gemeindekirchenrat eintrat, und ab Mai 2006 nach abgeschlossenem Fernstudium sogar Prädikant in der Gemeinde wurde. Wie Johannes selbst so treffend sagte:
„Die Gemeinde wurde zu meiner geistlichen und praktischen Heimat.“ Das hat er durch unermüdlichen Einsatz immer wieder unter Beweis gestellt. Besonders viel Kraft und Durchhaltevermögen erforderte der Erhalt des Gemeindehauses, da lange Zeit nicht sicher war, ob diese Heimat der Gemeinde noch finanziell tragbar war. Zum Glück ist der Gemeinde das Haus und damit ein Stückchen Heimat in der Fremde erhalten geblieben. Auch sein Engagement für die Kinderkirche, die er mit viel Hilfsbereitschaft und menschlicher Wärme unterstützt hat, sollte nicht unerwähnt bleiben. Bis zuletzt hat Johannes jede Woche Bibeltexte und Lesepredigten an viele Gemeindemitglieder und Freunde per E–Mail geschickt. Dadurch hat er viele erreicht, die wegen der Coronapandemie nicht aus dem Haus kamen. Johannes war klar, dass gerade in schweren Zeiten, Gottes Wort besonders wichtig für die Menschen ist. Ich habe Johannes aus unserer gemeinsamen Zeit im Gemeindekirchenrat lebhaft in Erinnerung. Es stand nie in Frage, wer die Gemeinde und alle Sachverhalte der vergangenen Jahre am besten kannte und erklären konnte. Johannes war eine wertEvangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
volle Quelle auf jeglichen Gebieten, ob es sich um Baufragen, Finanzen oder geistliche Inhalte handelte. Ähnliche Erfahrungen habe ich am Arbeitsplatz gemacht. Johannes war eine Kapazität, wenn es um technische Finessen für die Gehirnforschung ging. Er war unermüdlich am Werk, um die besten Lösungen für die Forschung seiner Kollegen zu konstruieren und auszutüfteln. Seine Methoden in der Lasertechnik zur Untersuchung von Gehirnströmen haben auch international Aufmerksamkeit erregt. Sogar zur Forschung des Ehepaares Moser, die 2014 den Nobelpreis für Medizin erhalten haben, hat er seinen Beitrag geleistet. In allen Bereichen, ob in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz werden uns seine Kenntnisse und Einsichten sehr fehlen. Johannes hinterlässt einen Krater, der sich schwer füllen lässt. Johannes hatte eine vielfältige Persönlichkeit: Einmal konnte er uns mit seinem sarkastischen Humor zum Lachen bringen, ein anderes Mal uns mit seiner Pingeligkeit zur Verzweiflung treiben. Johannes war halt Johannes, das liess er sich von niemandem nehmen. Es gab jedoch nie Zweifel an seinem Wohlwollen seinen Mitmenschen gegenüber. Er wollte immer das Beste für andere, und nahm sich dabei gerne selbst zurück. Er war immer der wohlmeinende Berater, der gute Freund und mitfühlende Mitmensch. Selbst in seiner abschliessenden Lebensphase kam dieser Wesenszug zum Ausdruck. Anstatt über seine Krankheit zu klagen und um Mitleid zu bitten, war er vielmehr am Wohlergehen seines Gegenübers und der Gemeinde interessiert. Er hatte eine einzigartige Art, sein Leiden sachlich darzustellen, ohne uns andere zu verstören, und hat uns damit den Umgang mit ihm und der Krankheit um vieles erleichtert. Es war bewundernswert, wie tapfer er sein Schicksal ertragen hat. Auch das zeigt, dass Johannes ein aussergewöhnlicher Mensch war.
Danke Johannes für alles, was Du uns gegeben hast. Ruhe in Frieden. Astrid Siegmund–Breivik, 14.7.2021
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ABSCHIED
Vom Kontor der Gemeinde zum Hansekontor Während Sie diese Zeilen lesen, haben es die vielen Spatzen in Norwegen sicherlich schon längst vom Dach gepfiffen: ich nehme Abschied von meiner Arbeit im Kontor. Nach ziemlich genau zwei Jahren und zwei Monaten möchte ich mich fortan einem ganz anderen Kontor widmen. Eines, das es seit mehr 250 Jahren nicht mehr gibt und dennoch über einige Umwege mit unserer Gemeinde verknüpft ist: dem Hansekontor in Bergen. Und während ich für die meisten Leser in Rätseln spreche, fällt mein Blick auf das Gemälde, das mir im Büro die vergangenen zwei Jahre gegenüber hing: es zeigt den ersten Pfarrer unserer Gemeinde, Hermann Günther. Ein ganz kleines bisschen ist sein 1961 erschienenes, populärwissenschaftliches Buch (‚Neue Heimat in Norwegen‘) daran „schuld“, dass ich die Gemeinde als Büroleiterin verlasse, und die Promotionsstelle in der Kirchengeschichte an der MF vitenskapelig høyskole for teologi, religion og samfunn annehme. Ich werde mich — ein wenig auf die Spur gebracht durch Hermann Günther — mit den Gottesdiensten in der deutschen Marienkirche in Bergen befassen, und versuchen herauszubekommen, wie dort seit der Reformation Liturgie und Gottesdienst gestaltet wurden. Wer mehr wissen will, darf mich gerne fragen ;) Die vergangenen zwei Jahre waren eine spannende und schöne Zeit, die ich gerne mit der (nicht nur digitalen) Gemeinde verbracht habe. Für viele interessante Begegnungen bin ich dankbar, genauso wie für die vielen Herausforderungen, die mir 12 anfangs wegen der Sprache, dann wegen
der so schwer vorhersehbaren Corona–Zeit begegneten.
Weiterhin werden wir uns sehen und in Kontakt bleiben — denn die Orgelbank werde ich vorerst nicht verlassen. Daher verabschiede ich mich lediglich von meiner Arbeit als Büroleiterin — nicht aber von der als Kirchenmusikerin und freue mich weiterhin auf die Begegnungen und die gemeinsame musikalische Gestaltung von Gottesdiensten und hoffentlich bald wieder auch anderen Veranstaltungen. In diesem Sinne: auf bald!
Herzliche Grüße, Ihre Carina Lasch Lind, kantorin@deutschegemeinde.no
Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
Möchten Sie Gemeindemitglied werden? Wussten Sie es schon? Sie können gerne Mitglied unserer Gemeinde werden unabhängig davon, ob Deutsch Ihre Muttersprache ist, Sie aus einem deutschsprachigen Land, aus Norwegen oder einem anderen Teil der Erde hierher gekommen sind. Vielleicht haben Sie einfach Interesse an der deutschen Sprache, kultureller Vielfalt, an unseren Veranstaltungen und Gottesdiensten und an dem großen Netzwerk über Grenzen, auch kirchliche Grenzen, hinweg. Dann freuen wir uns, wenn Sie Mitglied werden. Herzlich willkommen! So helfen Sie uns, alle die im Blick zu behalten, die sich uns verbunden und zugehörig fühlen. Außerdem ermöglicht uns Ihre Mitgliedschaft einen Zuschuss des norwegischen Staates, sofern Sie nicht zeitgleich Mitglied in der Norwegischen oder einer anderen Kirche sind. Um Gemeindemitglied zu werden, füllen Sie ganz einfach das Formular zur Beitrittserklärung aus und senden Sie es uns per Post oder eingescannt per E–Mail zu. Das Formular finden Sie auf unserer Internetseite („Mitglied werden“) oder direkt mit nebenstehendem QR–Scan!
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r du klar over at du kan bli medlem av vår menighet, selv om tysk ikke er morsmålet ditt? Det er også uavhengig av om du er kommet hit fra et tyskspråklig land, er fra Norge eller kommer fra en annen del av verden. Kanskje du bare er interessert i tysk språk, kulturelt mangfold, våre arrangementer og gudstjenester eller det store grenseoverskridende nettverket, også religiøse grenser? Da vil vi ønske deg hjertelig velkommen som medlem! Da hjelper du oss å huske på alle som føler tilhørighet til oss. Ditt medlemskap vil dessuten gi oss et tilskudd fra den norske stat, såsant du ikke i tillegg er medlem av Statskirken eller en annen menighet. For å bli medlem i menigheten, kan du fylle ut innmeldingsskjemaet og sende det til oss pr. post eller scanne og sende det pr. e-post. Skjemaet finner du på nettsiden vår 13 «Mitglied werden» eller over QR-koden vår. Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
der Gemeinde in o N rwegen, Telefon+47 24 1643,
Sonntag, 5. Dezember, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidarosdom mit Pfarrer Jörg Kunzendorf Sonntag, 9. Januar, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidarosdom
Samstag, 4. Dezember, 15 Uhr: Familiengottesdienst zum Advent mit Pfarrer Lutz Tietje in der Stokka kirke; anschließend Nikolausfeier und gemütliches Beisammensein
Kinderkirche immer zeitgleich mit dem Gottesdienst für Erwachsene im Haus der Gemeinde in Oslo — außer in den allgemeinen Schulferien.
Stavanger
Kinderkirche
Sonntag, 12. Dezember, 11 Uhr: Gottesdienst am 3. Advent Sonntag, 19. Dezember, 11 Uhr: Gottesdienst am 4. Advent Heiligabend, 24. Dezember, 16 Uhr: Christvesper Sonntag, 26. Dezember, 11 Uhr: Festgottesdienst am 2. Weihnachtstag Silvester, 31. Dezember, 17 Uhr: Gottesdienst zum Jahresschluss
Kontakt: kinderkirche@deutschegemeinde.no
Kontakt: Jutta Lechterbeck (Deutsch–Norwegische Gesellschaft), Telefon +47 4863 9485
Herzlich willkommen auch zum Kirchkaffee im Waisenhaus nach jedem Gottesdienst! Kontakt: Pastor Matthias Alpermann, Telefon +47 9869 1890
Sonntag, 9. Januar, 11 Uhr: Gottesdienst Sonntag, 23. Januar, 11 Uhr: Gottesdienst Sonntag, 6. Februar, 11 Uhr: Gottesdienst Sonntag, 20. Februar, 11 Uhr: Gottesdienst Bitte schauen Sie für aktuelle Hinweise auf unsere Internetseite. Dort finden Sie auch die Zugangsdaten für die digitale Teilnahme.
kontor@deutschegemeinde.no , www.deutschegemeinde.no /veranstaltungen
Trondheim
Oslo
Gottesdienste
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Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
Einstieg jederzeit möglich. Dienstags von 17–18.30 Uhr. Vorerst keine festen Termine…
Die ‚Kleine Deutsche Szene‘ trifft sich wieder. Für alle, die Lust haben am Theaterspielen. Alle 14 Tage dienstags von 18–20 Uhr im Haus der Gemeinde.
Yoga
Theatergruppe
Kontakt: Claudia Lingscheid, Telefon 462 86 172, E–Mail claudia.lingscheid@outlook.com.
Treffen auf Anfrage bei Katarzyna Paul, Telefon +47 9138 8727
im Gemeindesaal in Oslo. Die nächsten Termine: 2.12.2021, 6.1. und 3.2.2022. Information bei Pfarrer Lutz Tietje, lutz.tietje@deutschegemeinde.no
Nächste Termine: 17.12.2021, und 21.1., 18.2.2022. Weitere Information bei Katharina Maertins, teestube@deutschegemeinde.no
2.12., 9.12., 16.12., 6.1., 13.1., 20.1., 27.1., 3.2., 10.2., 17.2., 24.2.2022. Kontakt: Carina Lasch Lind, kantorin@deutschegemeinde.no
Kontakt: Pfarrer Lutz Tietje, lutz.tietje@deutschgemeinde.no
Über weitere Mitarbeit freuen wir uns!
Für weitere Termine und Angebote oder auch aktuelle Änderungen schaut bitte auf die Internetseite der Gemeinde www.deutschegemeinde.no, und… kontaktieren Sie uns per E–Mail — oder Telefon!
Für das mittlere Alter und Senioren: gemütlicher Austausch über ein Thema bei gemeinsamen Lunch. Am ersten Donnerstag in Monat, von 12–14.30 Uhr
Vormittagstreff
Treffpunkt für Au–pairs und junge Leute ab 18 Jahren. In der Regel am 3. Freitag im Monat von 19.30–21 Uhr.
Singen unter professioneller Anleitung & Geselligkeit. Donnerstags von 19–21 Uhr. Einstieg jederzeit und ohne Vorkenntnisse möglich. Termine:
Chor
Teestube
Regelmäßige Treffen der Konfirmanden. KonfiTreffen am 11.12.2021, und 22. Januar, 19. Februar 2022, jeweils 11–14 Uhr im Gemeindesaal in Oslo.
Angebote für Kinder und Familien: beachten Sie bitte die aktuellen Ankündigungen auf der Gemeindewebseite oder im Gemeind[e-]brief.
Konfirmanden
Kinder
Buntes Gemeindeleben im Haus der Gemeinde
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Danke sehr! … wenn Sie daran gedacht haben, Ihren Mitgliedsbeitrag für 2021 zu überweisen! Sie helfen uns damit, unsere Finanzlage stabil zu halten. Alle, die nocht nicht überwiesen haben, bittet der Gemeindekirchenrat, das für dieses Jahr 2021 noch zu tun. Sie helfen uns, dass wir Gemeinde für andere und füreinander sein können. Dies geschieht durch all die Gruppen, die sich nun wieder treffen können, die Gottesdienste in Präsenz und Hybrid, die großen Ereignisse mit vielen Menschen genauso wie die Momente im Verborgenen, wie etwa der Besuch am Krankenbett. Wir können dann eine einladende Gemeinde sein, wenn möglichst viele dieses Miteinander tragen und gestalten. Deshalb bitten wir Sie: Helfen Sie uns beim Aufbruch nach all den Corona– Rückschlägen, indem Sie Ihren Mitgliedsbeitrag auch für dieses Jahr noch zahlen. Ihr Beitrag hilft uns, eine Gemeinde zu sein, die viele trägt und von vielen getragen wird — beim großen Kindermutmachtag genauso wie beim persönlichen Gespräch unter vier Augen.
Ihr Mitgliedsbeitrag ist ein Mutmach–Zeichen für viele und gerade in diesen Zeiten überlebenswichtig für die Gemeinde! Der Mitgliedsbeitrag kann entweder auf unser Bankkonto 9235 13 83609 überwiesen oder gevippst werden: Vipps 134955.
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RÜCKBLICK
Goldenes Licht zum Gedenken am Volkstrauertag Die Eiskristalle glitzern auf dem Rasen vor dem Mahnmal in Grini. Der Morgen nahe dem Gefrierpunkt passt zum Anlass des Tages. Gedenken am Volkstrauertag. Mich fröstelt. Dafür sind nicht nur die fehlenden Handschuhe verantwortlich, oder die zu dünnen Schuhe, die ich angezogen habe. Die Erinnerung an Gräueltaten, Menschenverachtung, an die unzähligen Seufzer und Tränen, die zu diesem Ort gehören, lassen mich frösteln. Ich sehe diesen Ort zum ersten Mal: Die Überreste eines steinernen Tores, die Holzbaracken, das Hochsicherheitsgefängnis direkt nebenan. Neben dem Gedenkstein hat die norwegische Veteranenkompanie Aufstellung genommen. Reden werden gehalten. Gebete gesprochen. Genau in diesem Augenblick geschieht es, ein Zeichen, das alles verändert: Die Sonne geht auf. Kämpft sich über den Hügel und die Dächer der Baracken. Innerhalb von zwei Minuten verändert sich das Licht. Was eben noch kalt und grau war, ist nun in ein goldenes Licht getaucht. Die kahlen Bäume, der dunkle Stein, der wolkenlose Himmel, die Gesichter der Menschen — alles beginnt zu leuchten. Im Licht der Herbstsonne weicht die Bitterkeit und die Last der Erinnerung. Die Sonne leuchtet auf, und mit ihr auch Versöhnung und Frieden. Ich spüre es mehr als dass ich es verstehe. Und ich bin wohl nicht der Einzige, der das Besondere spürt. Als die Veteranenkompanie schon abmarschiert ist bleiben einige aus unserer Gruppe noch lange stehen ins Gespräch vertieft. Das goldene Licht in Grini im rechten Moment war für mich ein eindrücklicher Moment an diesem Volkstrauertag, dem 14. November 2021, den ich wohl nicht mehr vergessen werde. Er konnte nur geschehen, weil in diesem Jahr der Ablauf des Volkstrauertages anders war als in all den Jahren zuvor. Die feierlichen Gedenkveranstaltungen im ehemaligen Konzentrationslager in Grini und auf dem Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
Soldatenfriedhof Alfaset mussten schon vor dem gemeinsamen Gottesdienst stattfinden. Denn die Veteranenkompanie sollte am späten Vormittag auch bei den britischen Feierlichkeiten am ‚Remembrance Day‘ dabei sein können, der in diesem Jahr auch auf den 14. November fiel. Deshalb waren wir in aller Frühe zum Sonnenaufgang in Grini. Dorthin hatten sich im von der Botschaft gemieteten Bus 21 Menschen aus unserer Gemeinde aufgemacht, die Botschaftsangehörigen mit dem Botschafter Alfred Grannas, und Militärattaché Fregattenkapitän Markus Nolte… weitere Besucher kamen in eigenen Autos hinzu, so dass beide Gedenkveranstaltungen gut besucht waren. In Grini und danach in Alfaset erlebten die Teilnehmer die feierliche Kranzniederlegung, die Ansprache des Botschafters, die Erinnerungen von Pfarrer Björn Sandvik, dessen Vater in Grini inhaftiert war und zum Abschluss das gemeinsame Gebet und Vaterunser. Der Gottesdienst, der um 11 Uhr im Haus unserer Gemeinde stattfand, war deshalb eindrücklich, weil er nicht nur den Friedenswillen zwischen Norwegern und Deutschen in den Mittelpunkt stellte, sondern auch die Generationen verband. Pia, Elisabeth, Lena,
Der Tag schloss mit einem Empfang im Haus der Gemeinde, den ebenfalls die Deutsche Botschaft ermöglicht hatte. Und hier war es das gleiche Bild, wie schon am Morgen in Grini: Noch lange standen die Besucher beisammen, ins Gespräch vertieft. Kalt war es nicht mehr, aber irgendwie leuchtete immer noch goldenes Licht. Lutz Tietje
Jette und Helena, die gerade ihr freiwilliges Jahr über ‚Aktion Sühnezeichen Friedensdienste‘ hier in Norwegen absolvieren, erzählten im Gottesdienst die eindrückliche Geschichte der Flucht von Marie. Zwei der derzeitigen Konfirmanden, Julia und Luis, sprachen im Gottesdienst ein Friedensgebet. Gedenken auf dem Soldatenfriedhof Alfaset (von links): Militärattaché Fregattenkapitän Markus Nolte, Botschafter Alfred Grannas, Pfarrer Lutz Tietje, Pfarrer Bjørn Sandvik. Gedenken in Grini: Die Pfarrer Lutz Tietje und Bjørn Sandvik, im Hintergrund Botschafter Alfred Grannas. Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
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AUS DER GEMEINDEGESCHICHTE
„
In unserem Archiv stießen wir auf eine schön gestaltete Plakette anlässlich einer Goldenen Hochzeit — überreicht 1933 an das Ehepaar Höhnke. Zu dem Namen konnten wir zunächst keine Verbindung sehen, und so machten wir uns auf die Suche. Im Gemeindeboten von Juni–Juli 1933 stießen wir schließlich auf eine ausführliche Erklärung: Herr Höhnke war nicht nur Vorsitzender des Gemeindekirchenrates unserer Gemeinde, sondern wie auch seine Frau in vielen anderen Institutionen aktiv. Dennoch bleiben uns Fragen: weshalb verblieb diese Ehrenplakette in der Gemeinde und nicht im Besitz der Familie Höhnke? Es gab offensichtlich einen Sohn, der 1933 in Shanghai lebte und eine Tochter, die zu diesem Zeitpunkt Lehrerin in einer Schule in Norwegen war. Kennen Sie die Familie Höhnke?
Goldene Hochzeit des Ehepaars Höhnke Es ist selten, dass beide Teile eines Ehepaares gleicherweise derartig ihre Zeit und Kraft der Förderung ideeller Bestrebungen in einer Auslandskolonie widmen, so ungeteilte Verehrung genießen und sich beide ins hohe Alter auch solcher Rüstigkeit erfreuen, wie das aus Holstein stammende Ehepaar Höhnke in der deutschen Kolonie Oslo. Herr Höhnke, der als Kaufmann vor 49 Jahren von Hamburg nach Oslo kam, ist Vorsitzender im Kirchenvorstande der deutschen Gemeinde sowie im Deutschen Hilfsverein und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft. Schon zur Zeit, da noch die Herrnhuter die deutschen Gottesdienste in Oslo hielten, war das Ehepaar Höhnke einer der treuesten Stützen der Herrnhuter Prediger. Seit Gründung der deutschen evangelischen Gemeinde 1909, hat Herr Höhnke der jungen Gemeinde treu und aufopfernd gedient. Im Hilfsverein sorgte er dafür, dass vor allem die in Oslo ansässigen armen deutschen Familien tatkräftig unterstützt wurden. Hierbei wurde ihm nach Gründung des Deutschen Frauenvereins (1911) seine Gattin eine unentbehrliche Helferin. Sie hat all die Jahre unermüdlich die unterstützten Familien persönlich besucht und unter Aufsicht gehabt.
Gerne würden wir diese Ehrenplakette den Nachkommen zukommen lassen und sind dankbar für Informationen. Der nachfolgende Text ist der originale Beitrag zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Höhnke in unserem Gemeindebrief ‚Deutscher Bote in Norwegen‘, Juni–Juli 1933:
18 Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
VOR 100 JAHREN IM GEMEINDEBRIEF
Aus Bergen: Gottesdienst und Familienabend…
So wurden den beiden am Tage ihrer goldenen Hochzeit am 14. Mai 1933 allseitige und seltene Ehrungen zu teil. Nachdem der Pfarrer der deutschen Gemeinde in einer stimmungsvollen Feier die Einsegnung des Paares vorgenommen hatte — etwas, was man in Norwegen gar nicht kennt —, überreichte der deutsche Geschäftsträger, Baron von Behr, eine künstlerische Glückwunsch–Urkunde mit der eigenhändigen Unterschrift Hindenburgs. Der Pfarrer überbrachte ein Glückwunschschreiben des Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes und die schöne Goldbronze– Ehegedenkmünze der Preußischen Landeskirche. Die Gemeinde hatte von unserem deutschen Goldschmied Wittmann eine Ehrenplakette mit der getriebenen Darstellung der Kapelle anfertigen lassen, in der seit 1897 die deutschen Gottesdienste stattfinden — eine eigene Kirche haben wir ja leider nicht. Ebenso brachten der Frauenverein und die Deutsche Gesellschaft ihre Gaben. Zu der eindrucksvollen Feier war auch der einzige Sohn aus Shanghai gekommen, wo er ein großes Unternehmen besitzt. Die Tochter ist Lehrerin an einem norwegischen Mädchengymnasium.“
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
Der fröhliche und unterhaltsame Familienabend, den die Gemeinde in Bergen vor einhundert Jahren veranstaltet hatte, war offenbar auf große Zustimmung gestoßen. Pfarrer Günther hatte zuvor in der Mariakirke den Gottesdienst gestaltet — an jenem Ort, wo die Deutschen in Bergen seit dem Mittelalter ihre Gottesdienste gefeiert hatten. Durch die Präsenz des Hansekontors vor Ort waren die deutschsprachigen Einwohner in Bergen zahlreich, sodass das Hansekontor eigene Kirchen unterhalten hatte. Die Mariakirke war bis zur Auflöstung des deutschen Kontors Mitte des 18. Jahrhunderts Eigentum der deutschen Kaufleute gewesen. Bis 1868 jedoch wurden weiterhin regelmäßig deutschsprachige Gottesdienste gefeiert. Danach geschah dies nur noch hin und wieder. So auch im Oktober 1921, als Pfarrer Günther die Gemeinde in Bergen besuchte, und zu diesem Anlass ein Familienabend organisiert wurde. Der nachfolgende Bericht aus unserem Gemeindeboten vor 100 Jahren, in der Ausgabe November–Dezember 1921, gibt einen kleinen Einblick in das offenbar sehr erfolgreiche Konzept:
A
m Sonntag, den 30. Oktober, hielt Pastor Günther seine jährliche Predigt in Bergen. Ein jeder, der einmal diesem erhebenden Gottesdienst in der schönen alten deutschen Kirche beigewohnt hat, wird die Gelegenheit nicht wieder versäumen. Gelegentlich Pastor Günthers Aufenthalt in Bergen beschloss man, ein zweites Mal den Versuch zu machen, einen Deutschen Familienabend in Bergen abzuhalten, und zwar im Saale des Handwerker– und Industrievereines. Es zeigte sich, dass man diesen Abenden ein sehr reges Interesse entgegenbringt, denn 19
der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt; das viel versprechende Programm hatte wohl auch hierzu beigetragen. Zuerst sprach Pastor Günther über die Eindrücke, die das augenblickliche Leben in Deutschland auf wirtschaftlichem und geistigen Gebiete bei seinem mehrmonatigen Aufenthalte dort auf ihn gemacht hat. Besonders bedauernerregend schien ihm die Not der Mittelklasse und des Beamtenstandes zu sein. Am längsten verweilte er bei dem erfreulichen Erwachen zu neuem Leben auf geistigem Gebiete. Kunst und Wissenschaft regen kräftig ihre Schwingen. Auch auf religiösem Gebiete herrschte frisches und reiches Leben. Der Vortrag wurde mit eifriger Aufmerksamkeit angehört und mit kräftigem Beifall belohnt. Nach dem Vortrage sang die Opernsängerin Frau Theresia Singer. Es ist immer ein Genuss, sie zu hören. Je öfter man hierzu Gelegenheit hat, desto mehr Feinheiten entdeckt man in ihrer wohlgeschulten Stimme und dem temperamentvollen Vortrag. Nachdem einige Heimatfilme vorgeführt waren, fand die Kaffeepause statt. Diese sollte den Anwesenden Gelegenheit geben, sich miteinander bekannt zu machen. Leider war dies bei dem sehr beschränkten Raume nur schwer möglich. Dann ging man zum lustigen Teil des Programms über. Frl. Ellen v. Hanno trug im Bauernkostüm mit viel Anmut ein reizendes Gedicht vor. Sie erntete so reichen Beifall, dass sie noch einige kleine Verse deklamieren musste und zuletzt in ihrer bezaubernden Weise versicherte: „Nun kann ich aber wirklich nichts mehr!“ Der Clou des Abends war wohl die überaus humoristische Vorführung der Stumpfsinnlieder von Herrn v. Hanno. Man muss die von ihm selbst gemalten Bilder, das Kostüm, die Glühnase gesehen, den Gesang gehört haben, zu beschreiben ist die Komik nicht. Die Veranstalter des Abends wurde einstimmig von den Versammelten zu einem dauernden Komitee ernannt, das die Aufgabe erhielt ständig derartige Deutsche Familienabende zu veranstalten den nächsten womöglich um die Weihnachtszeit. Dieser „Ausschuss für Veranstaltung Deutscher Familienabende in Bergen“ besteht aus Frau Dekke, 20 Frl. v. Hanno, Frau Schellhaß, sowie den
Herren v. Hanno, Klohs und Unger. Auch dieser 2. Familienabend war so wohl gelungen, dass man nur hoffen kann, nachdem das ernannte Komitee an die Arbeit geht, nun weitere so schöne Familienabend stattfinden werden mit dem Hauptzweck, allen Deutschen in Bergen Gelegenheit zu geben sich zu treffen und kennen zu lernen; ein Band zu knüpfen zwischen Deutschen aller Konfessionen und Stände. Die Kanzel in der Mariakirke, von welcher Pfarrer Günther im Oktober 1921 möglicherweise seine Predigt hielt. Die im ausgehenden 12. Jahrhundert erbaute Mariakirke um ca. 1900. Blick auf die Bryggen in Bergen, wo einst die deutschen Kaufleute ihren Handel betrieben. Foto: Axel Lindahl, ca. 1900.
Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
Wussten Sie‘s? Unser Gemeindebrief in Norwegen änderte seit seinem Bestehen mehrmals seinen Namen.
• ‚Evangelischer Gemeindebote aus Kristiania‘ seit dem ersten Erscheinen im April 1915 bis Dezember 1918 • ‚Gemeindebote aus Kristiania‘ von Januar 1919 bis Dezember 1922 • ‚Deutscher Bote aus Kristiania‘ von Januar 1923 bis Dezember 1931 • ‚Deutscher Bote in Norwegen‘ vom Januar 1932 bis Mai 1945 — Kriegsende und vorerst Einstellung der Gemeindeaktivitäten • ‚Kontakt‘ von Mai 1966 bis Juni 1968 • ‚Gemeindebrief‘ seit Oktober 1978
Ihr Wissen ist nun gefragt! Haben Sie Kenntnis von weiteren Ausgaben unseres Gemeindebriefes? Die großen Lücken zwischen 1945 und 1966 und von 1968 bis 1978 sind nur teilweise erklärbar, und gerne wüssten wir, ob es weitere Ausgaben gab. In unserem Gemeindearchiv sind bedauerlicherweise nicht mehr als diese überliefert.
RETOUR
Platz schaffen. Neujahr! Sehr geehrtes Jahr, nach reiflicher Überlegung und hinreichender Probe möchte ich folgende Dinge zurückgeben:
• 357 Autokilometer (nur aus Bequemlichkeit) • 25 unerledigte Aufgaben (sie liegen doch nur rum) • Das gepunktete Hemd, das ich im Herbst kaufte (als ich dachte, ein anderer zu sein) • Den Auftrag, alles hundertprozentig zu machen (ich vergaß, wer ihn mir gab) • Meine Sprachlosigkeit gegenüber P. (ist mir zu kompliziert) • Den Abschied von M. (war unnötig) • Zwei neue Ideen (hab die Bedienungsanleitung verloren) • Vier Nächte ohne Schlaf (hab sie nicht einmal gebraucht) Mit großem Dank für Ihr unkompliziertes Entgegenkommen, herzliche Grüße! Lutz Tietje
Carina Lasch Lind
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des Gemeindebriefes ist der 1. Februar 2022. Wir freuen uns über alle Beiträge, Fotos und Ideen — und über Mitarbeiter für den Gemeindebrief. Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
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LIEDBL AT T
Strahlender Stern! immer ist ein Ton in meinem Herzen heiter oder dunkel wie die Stimmung meiner Seele — manchmal bricht es jubelnd aus mir raus dann steigen Lieder in den Tag — und manchmal bet ich leis ein fernes Lied — am liebsten aber singe ich mit anderen — wenn vielstimmiger Gesang den Raum einer Kirche erfüllt und die Melodien im Gewölbe weiterklingen und den Himmel durchbrechen dann bin auch ich mein Gott dir nah — Eva–Maria Leiber
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W
elche Gedanken durchlaufen Sie bei der Lektüre von diesem Gebet? Ist auch in Ihnen immer ein Ton, der manchmal leise, manchmal laut aus Ihnen bricht? Singen auch Sie sich manchmal in Gottes Nähe? Als mir dieses Gebet vor mehr als zwanzig Jahren beim Durchblättern einer Zeitschrift in die Hände fiel, packte es mich sofort: ich fühlte mich auf ganzer Linie bei frischer Tat ertappt. Die Worte des Gebetes entsprachen in jeder Einzelheit meinem Empfinden und meinem Sein. Daran hat sich bis heute nichts geändert und diese Worte passen für jeden einzelnen Tag des Jahres. Doch nun ist es ausgerechnet zum Beginn des Kirchenjahres, dass ich es für unseren Gemeindebrief herausgesucht habe. Bei näherer Betrachtung passt es meiner Meinung nach nämlich ganz besonders zur Advents– und Weihnachtszeit. Kennen Sie eine Jahreszeit, in der mehr gesungen wird? Zu keiner Zeit im Jahr drängen sich die Chorkonzerte mehr, und wann sonst im Jahr bekommen selbst Singmuffel glänzende Augen, wenn um sie herum „O du fröhliche“, „Tochter Zion“ oder, oder, oder… erklingen? Auch in meinen Erinnerungen und Gefühlen drängen sich die Töne und Lieder besonders im Dezember. Unzählige Proben, Konzerte, Menschen, Freunde, Frust und Freude und wie ein strahlender Stern — im wahrsten Sinne des Wortes (!) — am Ende dann das Weihnachtsfest in der Kirche. Auch hier wieder viele Töne, Klänge, Lieder.
immer ist ein Ton in meinem Herzen heiter oder dunkel wie die Stimmung meiner Seele — Warum nur braucht der so lange? Ich stehe entnervt in der Warteschlange bei der Post, wollte eigentlich nur schnell ein Paket von Oma und Opa abholen. Neben mir hüpft mein Sohn wie ein gedoptes Reh auf und ab, hin und her und fragt ohne Unterbrechung, wann wir denn jetzt endlich gehen. Jetzt Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
nicht explodieren, einfach mal tief einatmen und sich gedanklich davonschleichen. Gerade ist nicht nur ein Ton in mir, sondern eine Kakophonie an tausend Tönen, die wild durcheinander wirbeln. Nein, das ist kein Weihnachtslieder–Medley, sondern wirklich ein buntes Chaos. Mein Sohn zupft an meinem Ärmel: „Mama, wir sind dran!“ Huch, das ging ja doch schneller als eben noch gedacht. Warum nur war ich so genervt? Langsam ebbt die Kakophonie ab und Melodie und Text von „Wie soll ich dich empfangen“ klingen in meinem inneren Ohr nach.
manchmal bricht es jubelnd aus mir raus dann steigen Lieder in den Tag — Ich drehe das Radio laut auf: gerade läuft „Hark the Herald Angels Sing”. Den Chorsatz kenne ich gut und singe lauthals mit, während ich an der roten Ampel stehe. Dass die Passanten draußen auf der Straße problemlos meinen Sopran auch durch die geschlossenen Scheiben hören können, stört mich nicht im Geringsten. Ich bin glücklich mit den Tönen in meinem Herzen und kann nicht anders, als sie laut heraus zu singen, sie in den Tag strömen zu lassen. Der einzige, der das gerade weniger lustig findet, ist mein Sohn auf der Rückbank. „Mama, geht das auch leiser?”
und manchmal bet ich leis ein fernes Lied — Ich drehe den alten dicken Turmschlüssel im Schloss herum, steige schließlich hinauf und betrete die Orgelempore meiner alten Gemeinde in Lissabon. Als Organist kommt man in das unbeschreibliche Privileg, Kirchräume nicht nur für sich alleine zu haben, sondern dies auch zu den unmöglichsten Uhrzeiten. So auch jetzt. Es ist fast Mitternacht. Alles ist still um mich herum und meine eigenen Bewegungen rascheln auf einmal laut in der Kirche. Dann halte ich inne und blicke hinunter in den schon weihnachtlich geschmückten Kirchraum, von Schatten Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
verzerrt und kaum wahrnehmbar. Und nach ein paar Momenten des Innehaltens fließen auf einmal die Töne aus mir heraus, ruhig und leise gleiten sie durch den Raum: „Maria durch ein‘ Dornwald ging“. Und ich stelle mir vor, wie die Engel und Gott gerade zuhören. Danach fühle ich mich ruhig und setze mich an die Orgel, um zu üben.
am liebsten aber singe ich mit anderen — Chorprobe. Anfang Dezember. Es stehen anspruchsvolle Bearbeitungen von internationalen Weihnachtsliedern auf dem Programm, und immer wieder gibt es Passagen, die einfach nicht klappen wollen. Der Alt alleine ist sicher, so auch der Tenor und der Sopran. Und der Bass hat diesmal zwar keine einfache Partie, aber macht die Sache gut. Doch sobald es darum geht, alle Stimmen zu vereinen, durchlaufen wir die gruseligsten Modulationen und das Lied zerbröselt. Wir lachen! Auch wenn diese Momente manchmal nervraubend sein können: sie sind wunderbar! Noch wunderbarer ist es jedoch, wenn es unser Chorleiter nach geduldiger Präzisionsarbeit geschafft hat, den „Knoten“ zu lösen und das Lied auf einmal sauber und mit voller Sicherheit aus all unseren Kehlen erklingt. Dann breitet sich inmitten des Chores die Schönheit und Kraft der Musik aus.
wenn vielstimmiger Gesang den Raum einer Kirche erfüllt und die Melodien im Gewölbe weiterklingen und den Himmel durchbrechen Wir sind eingesungen, stehen schon aufmarschbereit hinter dem Altar, das dicke Notenbuch in der rechten Hand haltend. Wenige Minuten später sind wir ordentlich auf den Podesten aufgestellt, das Orchester stimmt gerade, und wir spüren die steigende und freudige Spannung. Hinter dem Orchester breitet sich der riesige Kirchraum aus, wo sich im Halbdunkel das Publikum drängt. Der Duft des großen, geschmückten Weih23
nachtsbaumes fliegt kurz durch meine Nase. „Bamm bamm bamm damm dumm“. Das Orchester hat begonnen und wenig später singen wir: „Jauchzet, frohlocket! Auf preiset die Tage!“ Das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach erschallt durch die Weiten des Kirchgewölbes und wir fühlen, wie unser gemeinsamer Gesang den Himmel durchbricht. Nach dem Konzert strahlen wir alle und unsere Augen glitzern. Leicht und glücklich fliege ich förmlich nach Hause.
dann bin auch ich mein Gott dir nah
ZURÜCKGEBLICKT
Angekommen! Das Empfangskommittee im Haus der Gemeinde: Andreas Wagner, Michael Stöcker, Gunhild Hesla–Halvorsen und Petra Hauge Weber nehmen Lutz Tietje in die Mitte. Andreas griff mit Carina und Bea spontan zu Malerrolle und Pinsel, als sich herausstellte, dass die Pfarrwohnung noch renoviert werden musste.
Diese letzten Zeilen des Gebets haben mich immer etwas verunsichert: auf was beziehen sie sich genau? Auf alles zusammen? Oder nur auf den vielstimmigen Gesang, der den Himmel durchbricht? Ich habe für mich entschieden, dass es eindeutig einfach alles sein muss. Zugegeben: das Gefühl, gemeinsam mit anderen die Stimme durch‘s Kirchengewölbe aufsteigen zu lassen, zu spüren, wie sehr diese Momente alle miteinander in harmonischem Einklang vereint, ist unglaublich erhebend und verlockt zu der Annahme, dass ich gerade hier meinen Gott in greifbarer Nähe spüre. Doch es sind auch diese stillen, einsamen Momente, in welchen Gott neben mir sitzt, wenn ich vor mir hinsumme, oder als Gebet ein Lied ausbrechen lasse. So auch jetzt, wenn wir in diesen Tagen unsere Weihnachtsdekoration aus den Kisten kramen, die Krippe behutsam aus dem Schutzpapier schälen und beginnen zu singen „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben…“ — oder mit unseren Kindern in der mehlverspritzen Küche Plätzchen backend fröhlich singen „In der Weihnachtsbäckerei…“ … dann sind auch wir, unser Gott, dir nah! Carina Lasch Lind
24 Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
Es war Sommer, richtig Sommer, T–Shirt– Wetter. Eigenartig, das für eine Dezember– Ausgabe des Gemeindebriefes zu schreiben. Aber so war es, als am 19. August 2021 der Umzugswagen in die Eilert Sundts gate einbog. Ich war bereits zwei Stunden vorher angekommen und von einem kleinen Kommittee mit Blumen und Kuchen in Empfang genommen worden. Meine Frau, Maren, und unser Hund, Naido, sollten zwei Tage später nachkommen. So war es geplant. Es sollte noch über eine Woche länger dauern, bis sie hier sein würden.
dass an meiner Einführung die Gemeinde so zahlreich, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und auch Gäste aus der Ökumene beteiligt waren. Die eigentliche Einführung nahm Oberkirchenrat Frank– Dieter Fischbach vor, der von der EKD aus Hannover angereist war. Im Gottesdienst und an der Einsegnung beteiligt waren Franziska Meisel, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Gerhard Heilmann als langjähriger ehemaliger Pfarrer der Gemeinde, Anssi Elenius von der Finnischen Kirche und Erhard Hermansen, Generalsekretär von
Der Zoll hatte den Umzugswagen stundenlang an der Fähre aufgehalten. Das war symptomatisch für einen Einzug mit Hindernissen. Die Pfarrwohnung war nicht renoviert, Maler und Elektriker wurden in Windeseile organisiert. Nichts vom Umzugsgut konnte an die Wände gestellt werden, die erst noch gestrichen werden mussten. In den ersten Tagen ein Leben aus Kartons — und doch schon erste Antrittsbesuche wie zum Beispiel beim Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Alfred Grannas. Und viele schöne erste Begegnungen: Menschen aus der Gemeinde, die vorbei kamen, um Hallo zu sagen, Kuchen oder eine Suppe vorbeizubringen. Dann kam der September — immer noch Sommerwetter und erste Arbeitstage. Am 5. September dann der Einführungsgottesdienst. Es war ein Neubeginn in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur für mich der Start ins Pfarramt hier in Oslo und Norwegen, sondern auch für die Gemeinde. Der Einführungsgottesdienst war der erste Gottesdienst in Präsenz nach langer Corona–Pause. So war ich gewiss nicht der Einzige, der die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht und die Gemeinschaft genoss. Ein wichtiges Zeichen, eine wunderbare Geste und eine große Ehre war es für mich,
Norges Kristne Råd. Dank einer ausgeklügelten Ton– und Bildregie mit mehreren Kameras konnten auch die Gäste, die sich digital zugeschaltet hatten, den festlichen Gottesdienst verfolgen. Was sie nicht erleben konnten: Die vielen Begegnungen, angeregten Gespräche und persönlichen Willkommensgrüße beim anschließenden Empfang. Draußen rund ums Haus genoss nicht nur ich die Begegnungen, sondern viele aus der Gemeinde ebenso das Wiedersehen. Auf eine langen Tafel standen Getränke und Kuchen, Kekse, Muffins und andere Leckereien bereit, die viele aus der Gemeinde gebacken hatten. Das war für mich, aber auch für meine Frau, ein wunderbarer, ermutigender Anfang. Herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben — mit Musik, Worten und Taten, im Vordergrund vor großem Publikum und im Hintergrund mit helfender Hand!
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
Lutz Tietje Die Einführenden und der Eingeführte (von links): Anssi Elenius, Franziska Meisel, Erhard Hermansen, Lutz Tietje, Frank–Dieter Fischbach und Gerhard Heilmann. Endlich wieder Begegnung: Wiedersehen und Kennenlernen beim Empfang nach dem Einführungsgottesdienst am 5. September 2021.
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Ich liebe dich! Er war schwach, unsicher, aggressiv, manchmal ausgesprochen unangenehm — sehr menschlich, dieser Martin Luther. Mutig und ein schlauer Kopf, aber er quälte sich, hatte große Zweifel an sich selbst und an Gott. Er war auf der Suche nach einem Halt im Leben, etwas worauf Verlass ist. Da wird er mir sympathisch. Da entdecke ich, dass er so wie du und ich ein Mensch war, der einfach glücklich werden wollte mit seinem Glauben und seinem Leben.
So mag ich ihn am liebsten. So ist er mir am nächsten. Mehr als geschliffene Lehrsätze mag ich es, wenn Luther über Gott sagt, er sei ein „Backofen voller Liebe“. Ich mag den Luther, der als innerlich zerrissener Mensch zunächst für sich selbst, ganz persönlich entdeckt, was der Glaube an Gott ihm bedeutet. Verstanden habe ich das, als ich neben der weinenden Frau saß, deren Mann sie wegen einer Jüngeren verlassen hat. Als ich den jungen Mann trösten sollte, der gerade seine Arbeitsstelle verloren hat. Als ich die alte Frau besuchte, die an ihrer Einsamkeit verzweifelt. Dort füllen sich theologische Lehrsätze mit Leben: Nicht weil du Großartiges leistest, bist du ein angesehener Mensch, sondern weil Gott dich ansieht. Er sieht dich an da, wo du in deinen eigenen Augen ein schwacher, kleiner Mensch bist. Natürlich, solche Sätze sind keine Zauberformel. Sie sind mein Glaube, mit dem ich mich jeden Tag auf den Weg mache. Ein Glaube, der mich und meine Welt verändert. Weil er davon erzählt, dass ich ein beschenkter Mensch bin: Dass ich lebe und jetzt hier bin, dass ich heute morgen aufgewacht bin, das habe ich mir nicht gekauft und auch nicht durch ein moralisch einwandfreies Handeln verdient. Das, was ich bin, was mich groß und wertvoll macht, das habe ich nur geliehen. Das 26 ist geschenkt von Gott. Das ist geschenkt
jeden Tag neu. Geschenkt so wie das Lied der Amsel am Morgen, geschenkt wie der Satz „Ich liebe dich“, geschenkt wie die Geburt des Kindes, bei der ich dabei sein durfte. Gott füllt mein Leben. Das macht mein Leben groß und wertvoll. Für diesen Glauben brauche ich keine moralischen Vorschriften, keine Vorbeter. Dafür hat Luther sich eingesetzt. Das hat eine ganz eigene Geschichte mit seiner Kirche in Gang gesetzt. Und ich bin froh, ein Teil dieser Geschichte zu sein. Hier stehe ich. Ich bin evangelisch. Ich kann nicht anders. Lutz Tietje
Die neuen Spitzen der EKD: Jung, weiblich, zuversichtlich „Frauen in der evangelischen Kirche. Chefinnensache“… sind die ersten Überschriften der Medien zu den EKD–Wahlen im November 2021 — und sie verbreiten ein überraschtes Lächeln, wecken auf. Drei Frauen werden in den kommenden Jahren die evangelische Kirche nach innen und außen vertreten. „Das gab es noch nie. Das ist historisch“, schreibt die ‚Zeit‘. Das evangelische Kirchenparlament wählte auf ihrer 13. Synode die westfälische Präses Annette Kurschus (58) an die Spitze des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, zur höchsten Repräsentantin der rund 20,2 Millionen Protestanten in Deutschland. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (60) ist künftig ihre Stellvertreterin. Zusammen mit der Präses der EKD– Synode, Anna–Nicole Heinrich, bilden sie ein weibliches Führungstrio. Dem 15–köpfigen Rat gehören in Zukunft acht Frauen und sieben Männer an — darunter die 36–jährige Pastorin und Sinnfluencerin Josephine Teske, Gemeindebrief Nr. 1 / 2021–2022
die 47–jährige promovierte Politologin Silke Lechner und die 37–jährige Anna von Notz. Das älteste Ratsmitglied ist der Pharma– Manager und Experte für Kirchenfinanzen Andreas Barner (68). Die 25–jährige Philosophie–Studentin wurde bereits im Mai des Jahres an die Spitze der EKD–Synode gewählt, die in diesem Jahr rein digital tagte. Heinrich übernahm zum ersten Mal die Sitzungsleitung und führte als Präses souverän durch die neun Wahlgänge der sich über elf Stunden hinziehenden Wahlen für den Rat der EKD. Sie bekannte am letzten Tag der Synodentagung: „Macht schon Spaß.“ Die evangelische Kirche steht angesichts des Mitgliederverlusts auch insgesamt vor strukturellen Veränderungen, und wird neue Akzente setzen müssen. Die mit großer Mehrheit gewählte Annette Kurschus legt hier ihren Fokus vor allem auf die Verheißung: „Die Kirche hat Zukunft — unabhängig von ihrer Größe. Auch wenn wir kleiner werden, behält die Botschaft, von der wir leben, ihre Kraft.“ Und fügt hinzu: „Dass ich die Hoffnung in diese Welt trage. Für mich ist das der Grundauftrag der Christen in unserer Gesellschaft. Dafür werde ich alles tun.“ Selbst in der derzeit verschärften Pandemielage präzisiert Kurschus: „Gott hat uns das Leben geschenkt mit allen wunderbaren Momenten und auch den tiefen Abgründen. Die Hoffnung ist, dass er uns auch jetzt nicht preisgibt und uns hält. Gott hat uns auch mit Verstand und Vernunft begabt. Sie mahnen uns, in verantwortlicher Fürsorge auf unsere Mitmenschen zu achten.“ Kurschus studierte Medizin, ehe sie zur Theologie wechselte. Angesichts der steigenden Infektionszahlen verliert die Ratsvorsitzende die Geduld und fordert eine Impfpflicht. „Jetzt drängt die Zeit“, sagte die Theologin am 22. November in der ARD– Sendung ‚Hart aber fair‘. „Wir sind in einer Situation, wo jeden Tag dieses ganze Hin und Her Menschenleben kostet“, ergänzte sie. Ihr christliches Ethos sage ihr eigentlich, dass sie Meinungen der Menschen erst einmal hören und dann auf Verständigung Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
zielen wolle. Aber die Freiheit derer, die sich gegen eine Impfung entscheiden, hat ihre Grenze dort, wo diese Freiheit anderen schadet. „Freiheit hat christlich gesehen immer mit Gemeinschaft zu tun“, sagte sie und verwies auf den Schutz der besonders Gefährdeten. „Es ist Deine Pflicht, wenn Du in einer Gemeinschaft lebst als Mensch, Dich impfen zu lassen, wenn Du kannst“. Annette Kurschus amtiert seit 2012 als Präses der Westfälischen Kirche, das entspricht dem Bischofsrang. Nun ist sie auch EKD– Chefin, als Nachfolgerin von Heinrich Bedford–Strohm und als zweite Frau überhaupt, nach Margot Käßmann. Käßmann betont, die drei Neuen seien nicht gewählt worden, weil sie Frauen, sondern weil sie kompetente Frauen sind. Trotzdem nennt sie die Wahl der EKD mutig: „Ein einmaliges Signal an die Weltreligionen!“
In einer ersten Reaktion nach der Wahl sagte die neue EKD–Ratsvorsitzende Annette Kurschus: „Wir haben keine Lösungen parat, einfache Lösungen erst recht nicht.“ Aber sie sei doch zuversichtlich:
„Weil ich glaube, es geht mit uns — Gott weiß wohin.“ Kirsten Fehrs, Anna–Nicole Heinrich und Annette Kurschus (von links); Bild Jens Schulze, epd.
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Returadresse: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache Eilert Sundts gate 37 0259 Oslo
Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen Eilert Sundts gate 37, 0259 Oslo Gemeindebüro Das Gemeindebüro ist zur Zeit nicht besetzt. Pfarrer Lutz Tietje ist hier nur unregelmäßig zu erreichen, hört aber den Anrufbeantworter ab, beantwortet Post und E–Mails. Telefon +47 2244 1643 kontor@deutschegemeinde.no www.deutschegemeinde.no
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Herausgeber: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen Redaktion & Gestaltung: Lutz Tietje, Carina Lasch Lind, Michael Diedrichs Druckerei: GP–Trykk, Oslo Auffage: 600 Exemplare