Aufsichtsbericht 2013
zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen
Aufsichtsbericht 2013 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen
Rapport de Surveillance 2013 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse
Regulatory Oversight Report 2013 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations
Inhaltsverzeichnis Vorwort
6
Préface
8
Preface
10
Zusammenfassung und Übersicht
13
Résumé et aperçu
16
Summary and Overview
19
1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick 1.2 Betriebsgeschehen 1.3 Anlagetechnik 1.4 Strahlenschutz 1.5 Radioaktive Abfälle 1.6 Notfallbereitschaft 1.7 Personal und Organisation 1.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 1.9 Sicherheitsbewertung
23 23 24 26 28 30 30 31 31 32
2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick 2.2 Betriebsgeschehen 2.3 Anlagetechnik 2.4 Strahlenschutz 2.5 Radioaktive Abfälle 2.6 Notfallbereitschaft 2.7 Personal und Organisation 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 2.9 Sicherheitsbewertung
35 35 36 40 42 43 44 45 45 46
3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick 3.2 Betriebsgeschehen 3.3 Anlagetechnik 3.4 Strahlenschutz 3.5 Radioaktive Abfälle 3.6 Notfallbereitschaft 3.7 Personal und Organisation 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 3.9 Sicherheitsbewertung
49 49 50 53 55 56 57 58 58 58
4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick 4.2 Betriebsgeschehen 4.3 Anlagetechnik 4.4 Strahlenschutz 4.5 Radioaktive Abfälle 4.6 Notfallbereitschaft 4.7 Personal und Organisation 4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 4.9 Sicherheitsbewertung
61 61 62 64 66 67 68 68 69 69
5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen 5.1 Zwischenlagergebäude 5.2 Konditionierungsanlage 5.3 Plasma-Anlage 5.4 Strahlenschutz 5.5 Notfallbereitschaft 5.6 Personal und Organisation 5.7 Vorkommnisse 5.8 Gesamtbeurteilung
71 71 72 72 73 73 74 74 74
6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Hotlabor 6.2 Kernanlagen in Stilllegung 6.3 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle 6.4 Strahlenschutz 6.5 Notfallbereitschaft 6.6 Personal und Organisation 6.7 Vorkommnisse 6.8 Schule für Strahlenschutz
75 75 76 77 78 78 79 80 80
7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) 7.2 Universität Basel
81 81 81
8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits
83 83 83 84 84 84 85
9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager 9.2 Entsorgungsprogramm 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis 9.4 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT) 9.5 Felslaboratorien 9.6 Internationaler Wissenstransfer
87 88 91 92 92 93 94
10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Fukushima-Massnahmen 10.4 Convention on Nuclear Safety
97 97 99 100 102
Anhang
103
Verzeichnis der Abkürzungen
125
Vorwort Dank der in der Schweiz seit vielen Jahren konsequent angewandten Nachrüstungspraxis verfügen die Schweizer Kernkraftwerke über einen hohen Sicherheitsstandard – auch im internationalen Vergleich. Dies muss bis zum letzten Betriebstag der Schweizer Kernkraftwerke so bleiben. Deshalb verlangen wir als zuständige Aufsichtsbehörde, dass die Sicherheitsmargen mit verhältnismässigen Massnahmen weiter ausgebaut werden und die Schweizer Kernkraftwerke nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen «ausgefahren» werden. Fukushima hat einmal mehr gezeigt, dass die Auswirkungen eines Reaktorunfalls nicht an den Landesgrenzen Halt machen, sondern eine internationale Herausforderung darstellen. Ein Reaktorunfall, der ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar macht, darf nicht mehr vorkommen. Wir setzen uns deshalb auch auf internationaler Ebene für eine Stärkung der Sicherheit weltweit ein. Das internationale Engagement erhöht auch die Sicher-
6
Die Kernanlagen in der Schweiz haben im vergan-
heit für die Schweiz, nicht zuletzt im unmittelbaren
genen Jahr die gesetzlichen Sicherheitsanforde-
Umfeld. Im Umkreis von 500 Kilometern um die
rungen erfüllt und wurden von den Bewilligungs-
Schweiz sind rund 40 Kernkraftwerke in Betrieb.
inhabern vorschriftsgemäss betrieben. Es gab
Die Ereignisse in Japan haben auch das Bedürfnis
2013 keine Vorkommnisse in der Schweiz, die die
nach Informationen über die Sicherheit von Kern-
Sicherheit von Mensch und Umwelt hätten beein-
kraftwerken ansteigen lassen. Das ENSI betreibt
trächtigen können.
deshalb seit 2011 eine aktivere Informationspoli-
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat
tik. Im vergangenen Jahr haben wir zusätzlich das
ENSI hat 2013 rund 460 angemeldete und un-
Technische Forum Kernkraftwerke lanciert. Darin
angemeldete Inspektionen in den beaufsichtigten
haben neben Vertretern von Bund, Kantonen, Ge-
Anlagen durchgeführt. Es hat Sicherheitsnachweise
meinden sowie dem benachbarten Ausland auch
der Betreiber geprüft und wo nötig Forderungen
die Betreiber sowie Exponenten aus kernenergie-
gestellt. Die Fachleute der Aufsichtsbehörde haben
kritischen Kreisen Einsitz. Im Forum werden Ant-
Nachrüstprojekte und Revisionen begleitet und be-
worten auf Fragen der Öffentlichkeit offen und
urteilt.
manchmal kontrovers diskutiert. Die Fragen und
Der Reaktorunfall von Fukushima nimmt in der öf-
die Antworten werden anschliessend auf der ENSI-
fentlichen Wahrnehmung nicht mehr viel Platz ein.
Website veröffentlicht, damit sich jeder seine ei-
Die Umsetzung der Lehren aus dem Unfall vom
gene Meinung bilden kann.
März 2011 in Japan für die weitere Verbesserung
Im vergangenen Jahr ist ein Thema unserer Auf-
der Sicherheit der Anlagen in der Schweiz ist
sichtstätigkeit besonders in den Fokus gerückt
jedoch noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich
worden. Mit dem Entscheid der BKW, das Kern-
dabei nicht immer um grosse und spektakuläre
kraftwerk Mühleberg 2019 definitiv ausser Betrieb
Projekte, sondern um Empfehlungen und Abklä-
zu nehmen, wird die Stilllegung eines Kernkraft-
rungen aus den Stresstests, dem IAEA-Aktionsplan
werks in der Schweiz erstmals konkret. Auch wir
und aus den ENSI-eigenen Analysen der Reaktor-
als Aufsichtsbehörde bereiten uns intensiv darauf
unfälle von Fukushima.
vor.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Das ENSI verfügt über eine eigene Sektion, die sich mit Fragen der Stilllegung auseinandersetzt. Dort arbeiten Fachleute, die bereits im In- und Ausland Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. Das Stilllegen von Kernanlagen ist nichts Neues. Weltweit wurden bereits rund 150 Kernkraftwerke endgültig ausser Betrieb genommen, ein gutes Dutzend davon ist vollständig zurückgebaut. Zudem haben wir unser Regelwerk ergänzt. Die Richtlinie ENSI-G17 präzisiert die Anforderungen, die die Kernenergiegesetzgebung an ein Stilllegungsvorhaben setzt. Mit dem frühzeitig angekündigten Entscheid zur definitiven Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerks Mühleberg 2019 hat die BKW die Möglichkeit geschaffen, die Stilllegung gründlich vorzubereiten. Die Arbeiten dazu laufen. Wer eine Kernanlage betreibt, muss auch die entstehenden Abfälle entsorgen. Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager sucht die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra einen geeigneten Standort. Das ENSI begleitet diese Suche als Aufsichtsbehörde über die sicherheitstechnischen Aspekte und hat unter anderem für die zweite Etappe 41 Forderungen gestellt. Im vergangenen Jahr haben wir auf Wunsch der Kantone die Abarbeitung dieser Forderungen im Rahmen von sogenannten Zwischenhalt-Fachsitzungen überprüft. Dies sorgt für Transparenz. Langzeitbetrieb, Stilllegung und Entsorgung sind Aufgaben, die uns noch während Jahrzehnten beschäftigen werden. Damit wir diese Aufgaben im Interesse der Bevölkerung wahrnehmen können, sind wir auf kompetente Experten angewiesen. Der langfristige Erhalt des Fachwissens wird uns in den kommenden Jahren verstärkt beschäftigen, denn mit dem Ausstiegsentscheid der Politik hat in den Augen vieler junger Fachkräfte der Nuklearbereich an Anziehungskraft verloren. Die Mitarbeitenden des ENSI beschäftigen sich jedoch täglich mit den vielfältigen Aspekten der nuklearen Sicherheit und werden dies noch über Jahre, ja Jahrzehnte machen müssen. Ihnen, die sich auch 2013 täglich verantwortungsbewusst und mit grossem Einsatz für die Sicherheit von Mensch und Umwelt engagiert haben, gehört mein abschliessender Dank.
Dr. Hans Wanner Direktor Juni 2014
ENSI Aufsichtsbericht 2013
7
Préface En 2013, les installations nucléaires en Suisse ont
nombre une quarantaine de centrales nucléaires
satisfait aux impératifs de sécurité fixés par la loi et
en exploitation dans un rayon de 500 kilomètres
ont été exploitées conformément aux prescriptions
autour de la Suisse.
par les détenteurs d’autorisation. Il n’y a pas eu
Les événements qui se sont déroulés au Japon
d’événements susceptibles de porter atteinte à la
ayant accru le besoin d’information sur la sécurité
sécurité des êtres humains et de l’environnement.
des centrales nucléaires, l’IFSN poursuit depuis
L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire IFSN a
2011 une politique d’information plus active. De
réalisé en 2013 près de 460 inspections annoncées
plus, nous avons lancé en 2013 le Forum technique
et inopinées dans les installations surveillées. Elle a
sur les centrales nucléaires auquel participent non
vérifié les démonstrations de sécurité des exploi-
seulement des représentants de la Confédération,
tants et émis si nécessaire des requêtes. Les experts
des cantons, des communes et des pays voisins,
de l’autorité de surveillance ont suivi et évalué les
mais aussi les exploitants des centrales nucléaires
projets de rééquipement et les révisions.
ainsi que des adversaires de l’énergie nucléaire. Au
L’accident de réacteur de Fukushima ne prend plus
sein de ce forum, les réponses aux questions du
beaucoup de place dans l’opinion publique. La
public sont abordées ouvertement et font parfois
mise en œuvre des mesures liées aux enseigne-
l’objet de controverses. Questions et réponses
ments de l’accident de mars 2011 au Japon, visant
sont ensuite publiées sur le site de l’IFSN afin que
à améliorer encore la sécurité des installations en
chacun puisse forger sa propre opinion.
Suisse, n’est toutefois pas encore terminée. Il ne
L’année dernière, un aspect de notre activité de
s’agit pas toujours de grands projets spectacu-
surveillance a fait l’objet d’une attention particu-
laires, mais plutôt de recommandations et d’ana-
lière. Avec la décision de la société BKW de mettre
lyses issues des tests de résistance, du plan d’action
définitivement hors service la centrale nucléaire de
de l’AIEA et des propres analyses de l’IFSN concer-
Mühleberg en 2019, la désaffectation d’une cen-
nant les accidents de réacteur de Fukushima.
trale nucléaire devient pour la première fois un
Grâce à la politique de rééquipement systématique
projet concret en Suisse. En notre qualité d’auto-
pratiquée en Suisse depuis de nombreuses années,
rité de surveillance, nous nous y préparons aussi
les centrales nucléaires suisses disposent, en com-
de manière intensive.
paraison internationale aussi, d’un niveau de sécu-
L’IFSN dispose de sa propre section pour les ques-
rité élevé qu’elles doivent garder jusqu’au dernier
tions de désaffectation. Des spécialistes ayant déjà
jour de leur exploitation. En tant qu’autorité de
acquis de l’expérience dans ce domaine, tant en
surveillance compétente, nous exigeons donc de
Suisse qu’à l’étranger, y travaillent. La désaffecta-
poursuivre le développement des marges de sécu-
tion d’installations nucléaires n’est rien de nou-
rité par des mesures proportionnelles et de ne pas
veau. Près de 150 centrales ont déjà été définitive-
«pousser» les centrales nucléaires suisses sur la
ment mises hors service dans le monde et les sites
base de réflexions économiques.
d’une bonne dizaine d’entre elles entièrement dé-
Fukushima a montré une fois de plus que les consé-
mantelés.
quences d’un accident de réacteur ne s’arrêtent
Par ailleurs, nous avons complété notre réglemen-
pas aux frontières nationales, mais représentent
tation. La directive IFSN-G17 précise les exigences
bien un défi international. Il ne faut plus qu’il y ait
posées par la législation à un projet de désaffecta-
d’accident nucléaire rendant des régions entières
tion. En annonçant suffisamment tôt sa décision
inhabitables pour longtemps. Nous nous enga-
de mise hors service définitive de la centrale nu-
geons donc, sur la scène internationale aussi, en
cléaire de Mühleberg en 2019, la société BKW a
faveur d’un renforcement de la sécurité à l’échelle
donné la possibilité de préparer minutieusement la
mondiale. Notre engagement international permet
désaffectation. Les travaux sont en cours.
d’accroître aussi la sécurité pour la Suisse, notam-
L’exploitant d’une installation nucléaire doit aussi
ment dans son environnement immédiat. On dé-
en gérer les déchets produits. Dans le cadre du
8
ENSI Aufsichtsbericht 2013
plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes», la Société coopérative nationale pour le stockage des déchets radioactifs (Nagra) cherche un site d’implantation approprié. En tant qu’autorité de surveillance, l’IFSN accompagne cette recherche au niveau de la sécurité et a émis notamment 41 requêtes pour la deuxième étape. L’année dernière, à la demande des cantons et dans un souci de transparence, nous avons vérifié le traitement de ces requêtes dans le cadre de séances techniques dites d’arrêt intermédiaire. Exploitation à long terme, désaffectation des installations et gestion des déchets sont des tâches qui vont encore nous occuper pendant des dizaines d’années. Pour pouvoir les assumer dans l’intérêt de la population, nous dépendons d’experts compétents. L’acquisition à long terme de compétences techniques nous occupera toujours davantage ces prochaines années. Avec la décision politique de sortir du nucléaire, ce secteur a en effet perdu beaucoup de son pouvoir d’attraction aux yeux de nombreux jeunes spécialistes. Les collaborateurs de l’IFSN travaillent pourtant chaque jour sur les nombreux aspects de la sécurité nucléaire et devront le faire encore pendant des années, même pendant des dizaines d’années. C’est à eux que j’adresse tous mes remerciements, eux qui se sont engagés en 2013 aussi avec responsabilité et détermination pour défendre la sécurité des êtres humains et de l’environnement.
Dr Hans Wanner Directeur Juin 2014
ENSI Aufsichtsbericht 2013
9
Preface
10
In 2013, the nuclear facilities in Switzerland com-
40 nuclear power stations within 500 kilometres of
plied with the statutory safety requirements and
Switzerland.
were operated in accordance with regulations by
The events in Japan also increased the demand for
the licensees. There were no incidents in Switzer-
information on nuclear safety and so, since 2011
land that could have adversely affected the safety
ENSI has operated a more proactive information
of people and the environment.
policy. Last year, we also set up a Technical Forum
During 2013, ENSI, the Swiss Federal Nuclear
on Nuclear Power Plants with participants not just
Safety Inspectorate conducted some 460 pre-
from Federal, cantonal and municipal administra-
announced and unannounced inspections of the
tions in Switzerland and their counterparts in
regulated facilities. It evaluated the proof of safety
neighbouring countries but also from the opera-
evidence submitted by plant operators and
tors and organisations critical of nuclear energy.
demanded remedial action where necessary. ENSI
The Forum is discussing questions from the public
specialists monitored backfitting and maintenance
in an open manner, often involving heated debate.
projects and evaluated the work.
The questions and answers are then published on
The nuclear accident at Fukushima is no longer
the ENSI website giving the public an opportunity
uppermost in the minds of the public. However,
to make up their own minds.
measures to implement the lessons learned from
In 2013, attention was drawn to one particular
the accident in Japan in March 2011 designed to
area of our surveillance work. The decision by BKW
improve further the safety of facilities in Switzer-
to shut down the Mühleberg nuclear power plant
land are still ongoing. These are not always large or
in 2019 means that the decommissioning of a
spectacular projects but rather the implementation
nuclear power plant in Switzerland is now a con-
of recommendations and clarifications arising from
crete reality. This will also involve ENSI, as the regu-
the Stress Tests, the IAEA Action Plan and ENSI’s
lator, in considerable preparations.
own analyses after the Fukushima accident.
ENSI has a separate section dealing with decom-
Nuclear facilities in Switzerland have consistently
missioning and employs specialists with relevant
applied a backfitting policy over many years and so
experience in both Switzerland and abroad. The
safety standards in the Swiss nuclear power plants
decommissioning of nuclear facilities is nothing
are high, also in comparison with facilities in other
new. Some 150 nuclear power plants have already
countries. It is essential that this remains the case
been shut down elsewhere in the world and a
for the entire operating life of Swiss nuclear power
dozen or more have been fully decommissioned.
plants. As responsible inspectoral authority, we are
In 2013, ENSI also expanded its regulatory frame-
therefore demanding a continuous improvement
work: ENSI guideline -G17 clarifies the provisions
of the safety margins through proportionate mea-
specified in Swiss nuclear energy legislation on the
sures. We will not allow safety levels in Swiss
decommissioning process. By making an early
nuclear power plants to become static for com-
announcement of its decision to shut down the
mercial reasons.
Mühleberg nuclear power plant in 2019, BKW has
The Fukushima accident demonstrated once again
provided for a thorough preparation of the decom-
that the effects of a nuclear accident do not stop
missioning process. Work on this has already
at national borders but represent an international
begun.
challenge. Nuclear accidents that make entire
Operators of nuclear facilities are required to dis-
regions uninhabitable for long periods must not be
pose of their radioactive waste. As part of the Sec-
allowed to happen again. As a result, ENSI is
toral Plan for Deep Geological Repositories, Nagra,
actively promoting the strengthening of nuclear
the National Cooperative for the Disposal of Radio-
safety worldwide. International commitment will
active Waste is seeking a suitable location for the
also increase safety in Switzerland, not least in the
waste disposal. As regulator, ENSI is monitoring
immediate vicinity of its borders as there are some
the safety aspects of this work and has, among
ENSI Aufsichtsbericht 2013
other things, specified 41 different requirements for the Stage 2 Process. At the request of the Cantons, the process to verify completion of these requirements is taking place at so-called «Intermediate Technical Meetings». The first meetings, which are designed to ensure transparency, were held last year. ENSI’s responsibilities for long-term operation, decommissioning and waste management will continue for decades. We need qualified experts who can discharge those responsibilities in the public interest. The long-term retention of specialist knowledge is something that will require particular attention in the future. In the eyes of many young professionals, the decision by politicians to phase out nuclear energy has reduced the attraction of a career in the nuclear industry. However, ENSI staff work on a daily basis on a wide range of issues relating to nuclear safety and will continue to do so for years and indeed for many decades to come. To them, I should like to express my sincere thanks for their continuing dedication and commitment to the safety of people and the environment.
Dr Hans Wanner Director June 2014
ENSI Aufsichtsbericht 2013
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Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI
mieren. Zu spezifischen Themen orientiert es auch im Rahmen von Veranstaltungen wie zum Beispiel
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat
Medienkonferenzen, Foren oder Vorträgen.
ENSI ist die Aufsichtsbehörde des Bundes. Es be-
Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil
gutachtet und beaufsichtigt die Kernanlagen in
seiner periodischen Berichterstattung. Daneben
der Schweiz. Dazu zählen die fünf Kernkraftwerke,
publiziert das ENSI jährlich einen Strahlenschutzbe-
die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zen-
richt sowie einen Erfahrungs- und Forschungsbe-
trale Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen so-
richt. Die Originalsprache der Berichte ist Deutsch.
wie die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts
Die Zusammenfassungen werden auf Französisch
(PSI), der Universität Basel und der ETH Lausanne.
und Englisch übersetzt. Das ENSI publiziert seine
Mittels Inspektionen, Aufsichtsgesprächen, Prü-
Berichte nebst weiteren Fachartikeln auch auf seiner
fungen und Analysen sowie der Berichterstattung
Website unter www.ensi.ch.
der Anlagebetreiber verschafft sich das ENSI den notwendigen Überblick über die nukleare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanlagen. Es wacht
Inhalt des vorliegenden Berichts
darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung gesetzeskonform erfolgt.
Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor-
Zudem gehören die Transporte radioaktiver Stoffe
liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge-
von und zu den Kernanlagen sowie die Vorberei-
schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz
tungen zur geologischen Tiefenlagerung radioakti-
und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez-
ver Abfälle in seinen Aufsichtsbereich. Das ENSI
nau, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt. Jedes die-
unterhält eine eigene Notfallorganisation, die Be-
ser Kapitel wird mit einer Sicherheitsbewertung
standteil einer landesweiten Notfallorganisation
abgeschlossen.
ist. Im Falle eines schweren Störfalls in einer schwei-
Das Kapitel 5 bezieht sich auf das Zentrale Zwi-
zerischen Kernanlage käme sie zum Einsatz.
schenlager der Zwilag in Würenlingen. Die Kapitel
Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI bil-
6 und 7 sind den Kernanlagen des Paul Scherrer In-
den das Kernenergiegesetz, die Kernenergiever-
stituts sowie den Forschungsreaktoren der Univer-
ordnung, das Strahlenschutzgesetz, die Strahlen-
sität Basel und der Eidgenössischen Technischen
schutzverordnung sowie weitere Verordnungen
Hochschule in Lausanne (EPFL) gewidmet. Im Kapi-
und Vorschriften zur Reaktorsicherheit, zur Perso-
tel 8 werden die Transporte radioaktiver Stoffe von
nalausbildung, zum Notfallschutz, zum Transport
und zu den schweizerischen Kernanlagen behan-
radioaktiver Stoffe und zur geologischen Tiefen-
delt. Das Kapitel 9 legt die Arbeiten zur geologi-
lagerung. Gestützt auf diese gesetzlichen Grund-
schen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle dar.
lagen erstellt und aktualisiert das ENSI eigene
Schliesslich werden im Kapitel 10 anlagenübergrei-
Richtlinien. Darin formuliert es die Kriterien, nach
fende Aspekte wie zum Beispiel probabilistische Si-
denen es die Tätigkeiten und Vorhaben der Betrei-
cherheitsanalysen behandelt. Im Anhang finden
ber von Kernanlagen beurteilt. Eine Übersicht über
sich Tabellen und Figuren.
die Richtlinien des ENSI findet sich in der Tabelle 10 im Anhang des Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind zudem auf der Website des ENSI
Kernkraftwerke
(www.ensi.ch) verfügbar. Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichts-
Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau
tätigkeit und die nukleare Sicherheit der schweize-
Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt)
rischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetzliche
wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben. Das
Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über besondere Er-
ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten
eignisse und Befunde in den Kernanlagen zu infor-
Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die Be-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
13
willigungsinhaber haben gegenüber der Aufsichtsbehörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in
Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne
einem sicherheitstechnisch guten Zustand. In den Kernkraftwerken kam es im Jahr 2013 zu 34
Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI) –
meldepflichtigen Vorkommnissen: 7 Vorkommnisse
namentlich das Hotlabor, die Kernanlagen in Stillle-
betrafen die beiden Blöcke des Kernkraftwerks
gung sowie die Anlagen zur Entsorgung radioakti-
Beznau, 7 das Kernkraftwerk Gösgen, 7 das Kern-
ver Abfälle – unterstehen der Aufsicht des ENSI.
kraftwerk Leibstadt und 13 das Kernkraftwerk
Im Berichtsjahr befanden sich am PSI vier Kernanla-
Mühleberg. Es waren keine Reaktorschnellabschal-
gen in unterschiedlichen Phasen der Stilllegung. Es
tungen aus dem Leistungsbetrieb zu verzeichnen.
sind dies die drei ehemaligen Forschungsreaktoren
Auf der von Stufe 0 bis 7 reichenden internatio-
SAPHIR, DIORIT und PROTEUS sowie die im Jahr
nalen Ereignisskala INES ordnete das ENSI im Be-
2002 ausser Betrieb genommene Versuchsver-
richtsjahr alle meldepflichtigen Vorkommnisse in
brennungsanlage.
den Kernkraftwerken der Stufe 0 zu.
In den Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts PSI
Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden
waren im Jahr 2013 zwei meldepflichtige Vor-
Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen
kommnisse und beim Forschungsreaktor der Uni-
Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben mel-
versität Basel war ein Vorkommnis zu verzeichnen.
depflichtigen Vorkommnissen weitere Erkennt-
Kein meldepflichtiges Vorkommnis verzeichnete
nisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse
das ENSI beim Forschungsreaktor der ETH Lau-
der rund 460 Inspektionen, die das ENSI im Jahr
sanne.
2013 durchgeführt hatte.
Das ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2013 sowohl bei den
Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude,
Kernanlagen des PSI als auch bei den Forschungsreaktoren von Lausanne und Basel eingehalten wurden.
Abgaben radioaktiver Stoffe
die Konditionierungsanlage und die PlasmaAnlage (Verbrennungs- und Schmelzanlage). Ende
Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt via
2013 befanden sich in der Behälterlagerhalle
Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des Zen-
*J 2AKE?BCA=N ;E- WK'+AI+%P`=+A _#= KI'+IAKEE=+E
tralen Zwischenlagers Würenlingen, der Kernanla-
Brennelementen und Glaskokillen sowie sechs Be-
gen am PSI sowie in Basel und Lausanne lagen im
hälter mit Stilllegungsabfällen aus dem Versuchs-
vergangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewil-
atomkraftwerk Lucens. Der Belegungsgrad betrug
ligungen festgelegten Limiten. Sie ergaben auch
Ende 2013 rund 20% im HAA-Lager und 25% im
für Personen, welche in direkter Nachbarschaft
MAA-Lager.
einer Anlage leben, eine maximale berechnete Do-
Im Berichtsjahr wurde nur eine Kampagne zur Ver-
sis von weniger als 1% der natürlichen jährlichen
brennung und Einschmelzung von radioaktiven
Strahlenexposition.
Abfällen durchgeführt. Das ENSI verzeichnete bei der Zwilag im Jahr 2013 keine meldepflichtigen Vorkommnisse.
Transporte radioaktiver Stoffe
Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Zwilag die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2013
In den Wiederaufarbeitungsanlagen von La Hague
eingehalten hat.
(Frankreich) und von Sellafield (Vereinigtes Königreich) sind die abgebrannten Brennelemente aus schweizerischen Kernkraftwerken aus früheren Jahren wiederaufgearbeitet worden. Durch das am 1. Juli 2006 begonnene zehnjährige Wiederaufarbeitungsmoratorium beschränken sich diese Arbeiten auf die vorher dorthin transportierten Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung
14
ENSI Aufsichtsbericht 2013
entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in
Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten
die Schweiz zurückgeführt werden.
werden teilweise in Felslabors ermittelt, an wel-
Im Berichtsjahr wurden weder Transporte aus
chen sich das ENSI seit Jahren mit Forschungspro-
Frankreich noch aus dem Vereinigten Königreich in
jekten beteiligt. Die mit internationaler Beteiligung
die Schweiz durchgeführt.
betriebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit im Opalinuston im Felslabor Mont Terri (Kan-
Geologische Tiefenlagerung
ton Jura) wurde 2013 weitergeführt. Das ENSI beteiligt sich im Mont Terri mit eigenen Projekten und Kooperationen.
Die Entsorgungspflichtigen müssen gemäss Kern-
Die im Berichtsjahr fortgesetzte Mitarbeit in na-
energieverordnung ein Entsorgungsprogramm vor-
tionalen und internationalen Arbeitsgruppen und
legen und alle fünf Jahre anpassen. Zuständig für
Informationsplattformen ermöglicht es dem ENSI,
die Überprüfung und Überwachung der Einhal-
relevante Themen im Bereich der Erdwissenschaf-
tung des Programms sind das Bundesamt für Ener-
ten sowie der Entsorgung in geologischen Tiefen-
gie BFE und das ENSI. Das BFE prüft den Finanzplan
lagern weltweit zu verfolgen. Die Resultate der
für die Entsorgungsarbeiten bis zur Ausserbetrieb-
Arbeiten fliessen in die Aufsichtstätigkeit des ENSI
nahme der Kernanlagen sowie das Informations-
im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager
konzept der Nagra. Das ENSI prüft die sicherheits-
ein.
relevanten Aspekte. Die Stellungnahmen zum Entsorgungsprogramm der Nagra und zu den Bewertungen der Bundesbehörden wurden dem Bundesrat vorgelegt. Dieser hat in seiner Verfügung vom 28. August 2013 den gesetzlichen Auftrag als erfüllt angesehen. Er verfügte, dass das nächste Entsorgungsprogramm im Jahr 2016 gleichzeitig mit den Kostenstudien einzureichen ist. Das dreistufige Standortauswahlverfahren (Sachplan geologische Tiefenlager) befindet sich seit Ende 2011 in Etappe 2. Für diese Etappe hatte die Nagra ergänzende Untersuchungen angekündigt. Das ENSI hatte 41 Forderungen für zusätzliche Untersuchungen gestellt. Auf Wunsch der Kantone findet die Überprüfung der Abarbeitung dieser Forderungen in so genannten ZwischenhaltFachsitzungen statt. Im Jahr 2013 wurden fünf solche Zwischenhalt-Fachsitzungen durchgeführt. Ausserdem wurde an Behörden-Fachsitzungen über die von der Nagra eingesetzte Methodik zur Bewertung der sicherheitstechnischen Kriterien und zum sicherheitstechnischen Vergleich informiert.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
15
Résumé et aperçu L’IFSN
des installations suisses. Elle a pour tâche légale d’informer le public des événements et constats
L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire (IFSN)
particuliers dans les installations nucléaires. Son in-
est l’instance de la Confédération chargée de la
formation sur des thèmes plus spécifiques se pour-
surveillance et de l’expertise des installations nu-
suit aussi dans le cadre de manifestations telles que
cléaires en Suisse, soit les cinq centrales nucléaires,
des exposés, conférences de presse et forums.
les entrepôts situés dans les centrales, le Centre de
Le présent rapport de surveillance fait partie du
stockage intermédiaire Zwilag de Würenlingen, les
compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie
installations nucléaires de l’Institut Paul Scherrer
chaque année aussi un rapport sur la radioprotec-
(IPS), de l’Université de Bâle et de l’Ecole polytech-
tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la re-
nique fédérale de Lausanne. Les inspections, entre-
cherche. Ces rapports sont publiés dans leur langue
tiens de surveillance, contrôles et analyses, ainsi
d’origine, l’allemand. Les résumés sont traduits
que les rapports des exploitants permettent à
en français et en anglais. L’IFSN publie aussi ses
l’IFSN d’acquérir la vue d’ensemble nécessaire sur
rapports sur son site www.ifsn.ch où elle met éga-
la sécurité nucléaire des installations surveillées.
lement en ligne de nombreux articles techniques.
L’IFSN veille au respect des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de surveillance s’étendent en outre
Contenu du présent rapport
aux transports de matières radioactives en provenance et à destination des installations nucléaires,
Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur-
ainsi qu’aux travaux préparatoires en vue du
veillance décrivent le déroulement de l’exploita-
stockage en couches géologiques profondes des
tion, la technique de l’installation, la radioprotec-
déchets radioactifs. L’IFSN gère sa propre organisa-
tion et la gestion des centrales nucléaires de
tion d’urgence dans le cadre d’une organisation
Beznau, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt. Chacun
d’urgence nationale susceptible d’intervenir, en
de ces chapitres se termine sur une évaluation de
cas d’accident grave, dans une installation nu-
la sécurité.
cléaire suisse.
Le chapitre 5 concerne le Centre de stockage inter-
La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur
médiaire Zwilag à Würenlingen. Les chapitres 6 et
l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection,
7 sont consacrés aux installations nucléaires de
l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que
l’Institut Paul Scherrer ainsi qu’aux réacteurs de re-
d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu-
cherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole poly-
rité des réacteurs et la formation du personnel, sur
technique fédérale de Lausanne (EPFL). Le chapitre
la protection en cas d’urgence, sur le transport de
8 traite des transports de matières radioactives en
matières radioactives et sur le stockage en couches
provenance et à destination des installations nu-
géologiques profondes constituent la base légale
cléaires suisses. Le chapitre 9 commente les tra-
de la surveillance de l’IFSN. L’IFSN élabore et met à
vaux réalisés pour le stockage en couches géolo-
jour ses propres directives en s’appuyant sur ces
giques profondes des déchets radioactifs. Enfin, le
bases légales. Elle y formule les critères d’après les-
chapitre 10 aborde d’autres aspects communs aux
quels elle évalue les activités et les projets des ex-
installations, notamment les analyses probabilistes
ploitants d’installations nucléaires. Un aperçu des
de sécurité. Les tableaux et les figures en annexe
directives de l’IFSN figure au tableau 10 de l’an-
complètent ce rapport.
nexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site de l’IFSN (www.ifsn.ch). L’IFSN donne des informations régulières sur ses activités de surveillance et sur la sécurité nucléaire
16
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Centrales nucléaires Les cinq centrales nucléaires de Suisse (Beznau 1 et
Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne
2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt) ont été exploitées de manière sûre l’année passée. L’IFSN arrive à
Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher-
la conclusion que les conditions d’exploitation au-
rer (IPS), comme le laboratoire chaud, les installa-
torisées ont été respectées. Les détenteurs d’auto-
tions nucléaires en cours de désaffectation et les
risations ont respecté leurs devoirs de notification
installations de gestion des déchets radioactifs,
fixés par la loi à l’égard de l’autorité de surveillance.
sont placées sous la surveillance de l’IFSN.
Toutes les installations témoignent d’une bonne
En 2013, quatre installations nucléaires se trou-
situation en matière de sécurité.
vaient à l’IPS à différentes étapes de la désaffecta-
Dans les centrales nucléaires suisses, 34 événe-
tion. Il s’agit des trois anciens réacteurs de re-
ments soumis au devoir de notification sont surve-
cherche SAPHIR, DIORIT et PROTEUS, ainsi que de
nus en 2013: 7 événements concernaient dans les
l’installation d’incinération expérimentale mise
deux tranches de la centrale nucléaire de Beznau,
hors service en 2002.
7 la centrale nucléaire de Gösgen, 7 celle de Leib-
En 2013, deux événements soumis au devoir de
stadt et 13 celle de Mühleberg. Aucun arrêt d’ur-
notification ont été recensés dans les installations
gence du réacteur lors du fonctionnement de puis-
nucléaires de l’IPS et un dans le réacteur de re-
sance n’a été recensé.
cherche de l’Université de Bâle. Aucun événement
Tous les événements survenus l’année dernière
soumis au devoir de notification n’a été recensé
dans les centrales nucléaires ont été classés par
concernant le réacteur de recherche de l’EPFL.
l’IFSN au niveau 0 de l’échelle internationale d’ap-
L’IFSN en conclut qu’en 2013, les conditions d’ex-
préciation des événements INES qui va de 0 à 7.
ploitation ont été respectées tant dans les installa-
L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire
tions nucléaires de l’IPS que dans les réacteurs de
dans le cadre d’une évaluation systématique de la
recherche de Lausanne et de Bâle.
sécurité. En plus des événements devant être notifiés, elle tient compte d’autres éléments, notamment des résultats des quelque 460 inspections
Rejets de substances radioactives
réalisées par l’IFSN en 2013. En 2013, les rejets de substances radioactives dans
Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen
l’environnement via les eaux usées et l’air d’évacuation des centrales nucléaires, du Centre de stockage intermédiaire Zwilag, des installations nucléaires de l’IPS, de Bâle et de Lausanne, ont
Le Centre de stockage intermédiaire Zwilag à
enregistré des valeurs nettement inférieures aux
Würenlingen comprend plusieurs bâtiments d’en-
limites fixées dans les autorisations. Il en a résulté,
treposage, l’installation de conditionnement et
également pour les personnes vivant au voisinage
l’installation plasma (station d’incinération et de
immédiat d’une installation, une dose maximale
fusion). Fin 2013, la halle des conteneurs abritait
calculée de moins de 1% de la radio-exposition
40 emballages de transport et d’entreposage avec
annuelle naturelle.
assemblages combustibles usés et colis vitrifiés, ainsi que six conteneurs de déchets de désaffectation provenant de la centrale nucléaire expérimen-
Transports de matières radioactives
tale de Lucens. Fin 2013, le taux d’occupation était d’environ 20% dans le dépôt DHA et 25% dans le
Les assemblages combustibles usés provenant des
dépôt DFMA.
centrales nucléaires suisses ont été retraités à La
Une seule campagne d’incinération et de fusion
Hague (France) et à Sellafield (Royaume-Uni). Du
des déchets radioactifs a eu lieu en 2013. Au cours
fait du moratoire sur le retraitement, ces activités
de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a recensé aucun
se limitent aux assemblages combustibles trans-
événement soumis au devoir de notification à
portés avant le 1er juillet 2006, date du début du
Zwilag.
moratoire de dix ans. Selon les termes du contrat,
L’IFSN en conclut qu’en 2013, Zwilag a respecté les
les déchets provenant du retraitement doivent être
conditions d’exploitation autorisées.
rapatriés en Suisse.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
17
En 2013, aucun transport depuis la France ou le
posent dans le monde à propos des sciences de la
Royaume-Uni n’a eu lieu en Suisse.
terre et du stockage dans des dépôts en couches géologiques profondes. Les résultats de ces tra-
Stockage en couches géologiques profondes
vaux sont pris en compte dans l’activité de surveillance de l’IFSN, dans le cadre du plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes».
Conformément à l’ordonnance sur l’énergie nucléaire, les responsables de la gestion des déchets radioactifs doivent présenter un programme de gestion des déchets et l’adapter tous les cinq ans. L’Office fédéral de l’énergie (OFEN) et l’IFSN sont responsables du contrôle et de la surveillance du respect de ce programme. L’OFEN vérifie le plan financier élaboré pour les travaux de gestion des déchets jusqu’à la mise hors service des installations nucléaires, ainsi que le concept d’information de la Nagra. L’IFSN vérifie les aspects importants pour la sécurité. Les prises de position sur le programme de gestion des déchets de la Nagra et sur les évaluations des instances fédérales ont été soumises au Conseil fédéral. Dans sa décision du 28 août 2013, ce dernier a considéré que le mandat légal était rempli et que le prochain programme de gestion devait être présenté en 2016, en même temps que les études de coûts. La procédure de sélection des sites (plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes»), se déroulant en trois étapes, est entrée dans sa deuxième étape fin 2011. Pour cette étape, la Nagra avait annoncé des analyses complémentaires et l’IFSN posé 41 exigences pour des études en plus. A la demande des cantons, le contrôle de la réalisation de ces exigences s’est déroulé lors de séances techniques dites d’arrêts intermédiaires. En 2013, cinq séances de ce type ont eu lieu. De plus, lors de séances techniques des autorités, des informations ont été données quant à la méthode mise en place par la Nagra pour évaluer les critères de sécurité et pour la comparaison en matière de sécurité. Les laboratoires souterrains, auxquels l’IFSN participe depuis des années par des projets de recherche, fournissent en partie les données nécessaires au stockage en couches géologiques profondes. Les recherches géologiques sur les argiles à Opalinus se sont poursuivies en 2013 au laboratoire souterrain du Mont Terri (canton du Jura), dans le cadre d’une participation internationale. L’IFSN y a ses propres projets et coopérations. La collaboration au sein de groupes de travail nationaux et internationaux, ainsi que dans le cadre de plateformes d’information permet à l’IFSN de suivre les questions importantes qui se
18
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Summary and Overview ENSI
public with information on particular events and findings in nuclear facilities. ENSI also organises
ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspector-
events such as media conferences, fora and
ate, acting as the regulatory body of the Swiss
lectures to inform on specific topics.
Federation, assesses and monitors nuclear facili-
This Surveillance Report is part of the regular
ties in Switzerland. These include the five nuclear
reporting system of ENSI. In addition, ENSI pub-
power plants, the interim storage facilities based
lishes an annual Radiological Protection Report
at each plant, the Central Interim Storage Facility
and a Research and Experience Report. The origi-
of ZWILAG at Würenlingen together with the
nal language of all reports is German. The sum-
nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI)
maries are translated into French and English.
and the two universities of Basel and Lausanne.
These reports are also available on the ENSI web-
Using a combination of inspections, regulatory
site at www.ensi.ch as are a range of specialist
meetings, examinations and analyses together
articles.
with reports from the licensees of individual facilities, ENSI obtains the required overview of nuclear safety in these facilities. It ensures that the facili-
Contents of this report
ties comply with the regulations and operate as required by law. Its regulatory responsibilities also
Chapters 1 to 4 of this Surveillance Report deal
include the transport of radioactive materials from
with operational experience, systems technology,
and to nuclear facilities and the preparations for a
radiological protection and the management of
deep geological repository for nuclear waste. ENSI
the nuclear power plants Beznau, Mühleberg,
maintains its own emergency organisation, which
Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes
is an integral part of the national emergency
with the ENSI safety rating for the relevant plant.
structure that would be activated in the event of
Chapter 5 deals with the Central Interim Storage
a serious incident at a nuclear facility in Switzer-
Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and
land.
7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer
The legislative framework for ENSI’s area of
Institute and the research reactors at the University
responsibility is as follows: the Nuclear Energy Act
of Basel and the Federal Institute of Technology
(NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the
(EPFL) in Lausanne. Chapter 8 deals with the trans-
Radiological Protection Act (StSG – only available
port of radioactive materials from and to Swiss
in German), the Radiological Protection Ordinance
nuclear facilities. Chapter 9 describes the work
(StSV – only available in German) together with
associated with the deep geological storage of
other ordinances and regulations on reactor safety,
radioactive waste. Finally, Chapter 10 deals with
the training of personnel, emergency prepared-
generic issues relevant to all facilities such as prob-
ness, the transport of radioactive materials and the
abilistic safety analyses. The Appendix contains a
deep geological repository. Based on this legisla-
series of explanatory tables and diagrams.
tive framework, ENSI formulates and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the criteria for evaluating the current activities and future
Nuclear power plants
plans of the operators of nuclear facilities. Table 10 in the Appendix to this report gives an overview of
In 2013, the five nuclear power plants in Switzer-
the guidelines. The current guidelines are also
land (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gösgen
available on the ENSI website (www.ensi.ch).
and Leibstadt) were all operated safely and ENSI
ENSI produces regular reports on its regulatory
concluded that each had complied with its
activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili-
approved operating conditions. Licensees com-
ties. It fulfils its legislative obligation to provide the
plied with their statutory obligations to provide
ENSI Aufsichtsbericht 2013
19
ENSI with reports and the nuclear safety at all
the nuclear facilities of the Paul Scherrer Institute
plants was rated as good.
PSI and one reportable event at the research reac-
In 2013, there were 34 reportable events in the
tor at the University of Basel. ENSI recorded no
Swiss nuclear power plants: 7 events at the two
reportable events at the Federal Institute of Tech-
Beznau units, 7 at Gösgen, 7 at Leibstadt and
nology in Lausanne.
13 at Mühleberg. During operation, there were no
ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI and
reactor scrams recorded.
the research reactors at Lausanne and Basel had
On the INES scale, ranging from 0–7, ENSI rated all
complied with their approved operating conditions
reportable events in nuclear power plants in 2013
in 2013.
as Level 0. ENSI evaluates the safety of each nuclear power plant as part of a systematic safety evaluation. This
Release of radioactive materials
reflects both reportable events and other findings, in particular the results of the approximately 460
Last year, the amount of radioactive material
inspections conducted by ENSI during 2013.
released into the environment via waste water and exhaust air from the nuclear power plants, the
Central Interim Storage Facility Würenlingen
Central Interim Storage Facility, the nuclear facilities at PSI, Basel and Lausanne was significantly less than the limits specified in the operating licenses. Analyses showed that the maximum dose
The Central Interim Storage Facility of ZWILAG at
for residents in the immediate vicinity of a plant
Würenlingen consists of several interim storage
was less than 1% of the annual exposure to natu-
halls, a conditioning plant and a plasma plant
ral radiation.
(incineration/melting plant). At the end of 2013, the cask storage hall contained 40 transport/storage casks with spent fuel assemblies and vitrified
Transport of radioactive materials
residue packages as well as six casks with decommissioned waste from the experimental nuclear
Spent fuel assemblies from Swiss nuclear power
power plant at Lucens. At the end of 2013, some
plants from previous years are being reprocessed
20% of the capacity of the HLW store was in use
at the reprocessing facilities at La Hague (France)
and about 25% of the ILW store.
and Sellafield (United Kingdom). As a result of the
During the year, ZWILAG conducted one campaign
10-year reprocessing moratorium introduced on 1
to incinerate and melt radioactive waste.
July 2006, this work is limited to fuel assemblies
ENSI recorded no reportable events at ZWILAG
transported to those sites prior to that date. Under
during 2013.
the terms of the contracts, the waste produced
ENSI concluded that ZWILAG had complied with
during reprocessing must subsequently be
its approved operating conditions in 2013.
returned to Switzerland.
Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne ENSI is also responsible for the surveillance of the
During 2013, there were no return transports to Switzerland from either France or United Kingdom.
Deep geological repository
nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI), i.e. the hot laboratory, the nuclear facilities being
Under the terms of the Nuclear Energy Ordinance,
decommissioned and the facilities for the disposal
those generating waste are required to produce a
of radioactive materials.
waste management programme and to update it
During 2013, four nuclear facilities were in varying
every five years. The Swiss Federal Office of Energy
phases of decommissioning at PSI: The former
(SFOE) and ENSI are jointly responsible for review-
research reactors SAPHIR, DIORIT and PROTEUS
ing the programme and monitoring compliance.
together with the experimental incineration plant
SFOE is responsible for reviewing the waste man-
that was taken out of service in 2002.
agement budget of a nuclear facility up until the
During 2013, there were two reportable events at
time it is decommissioned. It is also responsible for
20
ENSI Aufsichtsbericht 2013
reviewing the Nagra Information Concept. ENSI is responsible for reviewing the safety aspects. The report on the Nagra Waste Management Programme together with evaluations by the Swiss Federal authorities were duly submitted to the Swiss Federal Council and in its ruling of 28 August 2013, the latter confirmed that the legislative requirements had been met. The Federal Council also ruled that the next Waste-Management Programme should be submitted in 2016 at the same time as the cost studies. Stage 2 of the three-stage procedure for site selection (Sectoral Plan for Deep Geological Repositories) started at the end of 2011. For this stage, Nagra announced additional inquiries and ENSI made 41 demands for further investigations. At the request of the Cantons, a review-process to verify the discharge of these demands has been launched in what is known as ÂŤIntermediate Technical MeetingsÂť. Five such meetings were held in 2013. In addition, information on the methodology used by Nagra to evaluate both safety criteria and safety-based comparisons was provided at technical sessions attended by public authorities. Some of the data required for the deep geological repository is obtained from research projects conducted at the Rock Laboratories. ENSI has participated in these projects for several years. In 2013, work continued on the international geological research project on Opalinus clay at the Mont Terri Rock Laboratory (Canton of Jura). In addition, ENSI is involved at Mont Terri with its own projects and cooperations. ENSI also continued its involvement in national and international working groups and relevant information platforms. This allows ENSI to monitor international developments in the field of earth sciences and the disposal of waste in deep geological repositories. The results of this work feed into the regulatory activities of ENSI as defined in the Sectoral Plan for Deep Geological Repositories.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
21
Kernkraftwerk Beznau. Foto: ENSI.
1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick
Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions-
Das Betriebsjahr 2013 war im Kernkraftwerk Bez-
schema einer Druckwasserreaktor-Anlage.
nau (KKB) durch einen weitgehend ungestörten
Im Block 1 kam es zu zwei meldepflichtigen Vor-
Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass
kommnissen. Sie wurden beide der Stufe 0 der in-
das KKB die bewilligten Betriebsbedingungen im-
ternationalen Ereignisskala INES zugeteilt.
mer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicher-
Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 12 Tage
heit des KKB im Jahr 2013 in beiden Blöcken hin-
und diente primär dem Brennelementwechsel.
sichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut, hinsichtlich
Im Block 2 kam es zu fünf meldepflichtigen Vor-
Betriebs-Vorgaben als hoch sowie hinsichtlich Zu-
kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter-
stand und Verhalten der Anlage als gut. Hinsicht-
nationalen Ereignisskala INES zugeteilt.
lich Zustand und Verhalten von Mensch und Orga-
Während des 33-tägigen Revisionsstillstands wur-
nisation beurteilt das ENSI die Sicherheit des KKB
den unter anderem Brennelemente ausgewechselt
im Block 1 als hoch und im Block 2 im Jahr 2013 als
sowie an sicherheitsrelevanten Komponenten Wie-
gut.
derholungsprüfungen durchgeführt. Daneben wur-
Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche
den System- und Komponententests beim Abfahren
Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und
sowie beim Wiederanfahren der Anlage durchge-
KKB 2), die in den Jahren 1969 und 1971 den Be-
führt.
trieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung be-
Im Berichtsjahr 2013 sind in beiden Blöcken keine
trägt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Weitere
Brennelementschäden aufgetreten.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
23
Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-
Pumpe wurde gegen ein Ersatzaggregat aus-
nung für beruflich strahlenexponierte Personen
getauscht. Ursache des Wellenbruchs ist ein
wurden eingehalten. Die radioaktiven Abgaben la-
Schwingungsbruch (vgl. hierzu die Beschrei-
gen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli-
bung des Vorkommnisses vom 9. September
gung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch verur-
2013 im Block 2). Das Primäre Nebenkühl-
sachten
die
wassersystem kühlt das Primäre Zwischen-
Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen
kühlsystem, die Containment-Umluftkühler, die
Strahlenexposition unbedeutend.
Dampferzeuger-Abschlämmung sowie die Um-
Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegt sich in-
luft mehrerer Elektroräume. Diese Funktionen
nerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite auf
waren während des Ereignisses durch redun-
einem niedrigen Niveau.
dante Pumpen permanent gewährleistet. Zur
Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 100 In-
Sicherstellung der Wärmeabfuhr ist eine von
spektionen durchgeführt. Wo erforderlich ver-
drei Pumpen ausreichend.
langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und
Am 25. Juni 2013 führte eine Störung im Regel-
überwachte deren Umsetzung.
kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu
Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und
einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte-
zwei Pikettingenieure bestanden ihre Zulassungs-
kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient
prüfung. Vier Reaktoroperateur-Anwärter absol-
der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die
vierten die kerntechnische Grundlagenausbildung
Störung wurde nach einer halben Stunde beho-
an der Reaktorschule des PSI erfolgreich.
ben. Angesichts der kurzen Dauer hatte die Stö-
zusätzlichen
Strahlendosen
für
rung keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Notstandsysteme und auf den Anlagebetrieb.
1.2 Betriebsgeschehen
Das KKB hat sich aufgrund wiederholter derartiger Störungen entschieden, die Steuerung der
Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr
Zu- und Abluftklappen zu vereinfachen. Das
2013 eine Arbeitsausnutzung1 von 96,3% bzw.
Konzept für diese Vereinfachung wurde vom
90,5% und eine Zeitverfügbarkeit von 96,7% 2
ENSI freigegeben.
bzw. 91,0%, wobei die unproduktiven Anteile im
Im Block 2 ereigneten sich im Berichtsjahr fünf Vor-
Wesentlichen auf die Revisionsstillstände zurück-
kommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0 der inter-
zuführen waren.
nationalen Ereignisskala INES zugeteilt wurden.
Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnutzun-
Am 16. April 2013 führte eine Störung im
gen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 darge-
Regelkreis der Rückkühlung einer Kälteanlage
stellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regionale
zu einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte-
Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr 2013
kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient
auf insgesamt 200,1 GWh.
der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die
Im Block 1 ereigneten sich 2013 zwei meldepflich-
Störung wurde nach einigen Minuten behoben.
tige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0
Das Vorkommnis entspricht demjenigen in Block
der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt
1 vom 25. Juni 2013. Das vom ENSI freigege-
wurden. Für die systematische Sicherheitsbewer-
bene Konzept zur Vereinfachung der Steuerung
tung wird auf Kap. 1.9 verwiesen, für die risiko-
der Zu- und Abluftklappen ist die Basis für die
technische Beurteilung auf Kap. 10.
Anpassung der Steuerung in beiden Blöcken.
Am 17. Juni 2013 musste die Primäre Neben-
Am 16. April 2013 fiel die Anzeige einer Niveau-
kühlwasserpumpe C nach einem Wellenbruch
messung im Volumenausgleichstank sprungar-
ausser Betrieb und an deren Stelle die Pumpe B
tig auf 0. Die redundante Messung zeigte dau-
in Betrieb genommen werden. Die defekte
ernd den erwarteten, korrekten Niveauverlauf an. Der Messumformer wurde von der Fachstelle kontrolliert und neu kalibriert. Danach
1
Arbeitsausnutzung: produzierte Energie bezogen
zeigte er wieder den gleichen Wert an wie der
auf die Nennleistung und eine hundertprozentige
redundante Messkanal. Der fehlerhafte Trans-
Zeitverfügbarkeit
mitter und das zugehörige Speisegerät wurden
2
Zeitverfügbarkeit: Zeitanteil, in dem das Werk
in der Folge zusätzlich ausgetauscht.
im Kalenderjahr im Betrieb oder in betriebsbereitem
Am 19. Mai 2013 fiel die Anzeige eines Kanals
Zustand war
der Neutronenflussmessung im Zwischenbe-
24
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Neuer Dieselgenerator für AUTANOVE. Foto: KKB.
reich sprungartig auf den Wert 0%. Die andern
stücks ersetzt. Die Schweissarbeiten fanden un-
drei Kanäle zeigten den erwarteten, korrekten
ter Überwachung durch den SVTI-N statt. Als
Wert von 100% an. Die Kontrolle am entspre-
Ursache für den Defekt wurde die mangelhafte
chenden Schrank zeigte, dass die 24-V-Span-
Ausführung einer Schweissnaht bei der Herstel-
nungsversorgung ausgefallen war. Nach dem
lung eruiert. Zusammen mit den betriebsbe-
Austausch des 24-V-Speisegerätes und des
dingten Belastungen führte dies zur beobachte-
Hochspannungsspeisegerätes für den Neutro-
ten Rissanzeige. Das Vorkommnis führte zu
nendetektor war der betroffene Messkanal wie-
keiner Leckage und beeinträchtigte die Funk-
der uneingeschränkt verfügbar. Ursache für das
tionsfähigkeit der Rezirkulationspumpen nicht.
Vorkommnis war ein technischer Defekt im
Die visuellen Prüfungen an sämtlichen ver-
Hochspannungsspeisegerät. Der Ausfall hatte
gleichbaren Flanschen im Bereich dieser Pum-
für den Volllastbetrieb keine sicherheitstechni-
pen zeigten keine Befunde.
sche Bedeutung. Beträgt die Reaktorleistung
Am 9. September 2013 musste die Primäre
mehr als 10% der Nennleistung, erfolgt die
Nebenkühlwasserpumpe C nach einem Wellen-
Neutronenflussüberwachung durch die für den
bruch ausser Betrieb und an deren Stelle die
Leistungsbereich vorgesehenen Messkanäle,
Pumpe B in Betrieb genommen werden. Die de-
die im Anforderungsfall eine Reaktorschnellab-
fekte Pumpe wurde gegen ein Ersatzaggregat
schaltung auslösen.
ausgetauscht, das im Vorfeld mit einer Welle
Am 2. September 2013 ergab sich anlässlich ei-
aus einem neuen, besser geeigneten Werkstoff
ner visuellen Prüfung während des Revisions-
ausgerüstet worden war. Die Technische Spezi-
stillstandes im Bereich eines Anschlussflansches
fikation verlangt während des Brennelement-
der Verbindungsleitung zwischen den in Serie
wechsels bei gefüllter Reaktorgrube die Verfüg-
geschalteten Rezirkulationspumpen A und C
barkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe.
ein Befund. Die anschliessende Farbeindring-
Zum Zeitpunkt des Ereignisses waren zwei in
prüfung zeigte zwei registrierpflichtige Riss-
Betrieb. Die Kühlung der durch das Primäre Ne-
anzeigen. Eine erneute Farbeindringprüfung
benkühlwassersystem versorgten Komponen-
nach dem Ausschleifen der betroffenen Stelle
ten war stets gewährleistet.
ergab eine längere Rissanzeige. Daher wurde
Am 18. August 2012 und am 17. Juni 2013 war
der Flansch einschliesslich eines kurzen Rohr-
es zu ähnlichen Schäden an der Primären Ne-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
25
benkühlwasserpumpe C im Block 1 gekommen.
tentests beim Abfahren sowie beim Wiederanfah-
Am 18. August 2012 wurde der Wellenbruch
ren der Anlage. Am RDB wurden visuelle Prüfun-
bei einer aufgrund einer Störung geplanten In-
gen durchgeführt, insbesondere am Deckel, an
standsetzung festgestellt. Nach dem ersten
den Regelstabantrieben und an den Regelstab-
Schaden wurde erkannt, dass der bisher einge-
Antriebsstangengehäusen. Zusätzlich wurden die
setzte Wellenwerkstoff eine zu geringe Kerb-
Lippendichtschweissnähte der Regelstab-Antriebs-
schlagzähigkeit aufwies. Dies hat wahrschein-
stangengehäuse in die Prüfungen einbezogen.
lich
Wellen
Es wurden keine bewertungspflichtigen Anzeigen
den
Schwingungsbruch
der
begünstigt. Daraufhin hat das KKB neue Wellen
festgestellt. An den Lippendichtschweissnähten
aus einem besser geeigneten Werkstoff herstel-
wurden keine Borsäureablagerungen gefunden.
len lassen und sie bis Ende 2013 in allen Primä-
Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-
ren Nebenkühlwasserpumpen der Blöcke 1 und
scher und leittechnischer Ausrüstungen wurden
2 sowie in der Reservepumpe eingebaut. Bei der
alle von der Technischen Spezifikation verlangten
Analyse der ausgebauten Wellen zeigten sich
wiederkehrenden Funktionskontrollen erfolgreich
weitere Befunde, die jedoch nicht zu Wellen-
durchgeführt.
brüchen geführt hatten.
Im Revisionsstillstand des Blocks 2 vom 16. August
Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der
bis 18. September 2013 wurden geplante Tätig-
vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2
keiten wie Brennelementwechsel, Inspektionen
dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-
mechanischer und elektrischer Einrichtungen, zer-
gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in
störungsfreie
Tabelle 4.
rende Funktionsprüfungen an Komponenten und
Werkstoffprüfungen,
wiederkeh-
Systemen sowie Instandhaltungsarbeiten durchge-
1.3 Anlagetechnik
führt. In Ergänzung zu den Revisionsarbeiten wurden diverse Anlagenänderungen vorgenommen (vgl. Kap. 1.3.2).
1.3.1 Revisionsarbeiten
Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungsfreien Prüfungen aufgeführt:
Der Block 1 wurde vom 28. Mai bis zum 9. Juni
Die Mischnaht zwischen Druckhalterstutzen
2013 für den Brennelementwechsel abgestellt.
und Safe End sowie mehrere austenitische
Weitere Arbeiten waren System- und Komponen-
Schweissnähte an der Volumenausgleichslei-
Schiffstransport des einen neuen RDB-Deckels für KKB. Foto: KKB.
26
ENSI Aufsichtsbericht 2013
tung wurden einer mechanisierten Ultraschall-
rär verbessert. Beim Abfahren zum diesjährigen
prüfung unterzogen. Die Prüfungen wurden
Brennelementwechsel wurde die Funktion des
vorgängig bei der Qualifizierungsstelle ZfP
temporären Systems nochmals überprüft. Es
Schweiz neu qualifiziert. Es waren keine unzu-
kam zu keinen Schwierigkeiten beim Entlasten
lässigen Anzeigen zu verzeichnen. An der
der Turbogruppen. Anschliessend wurde eine
Druckhaltermischnaht wurde eine bewertungs-
definitive, verbesserte Entwässerung eingebaut.
pflichtige Anzeige detektiert, die jedoch als zu-
Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen
lässig bewertet wurde. Die Prüfung wurde vom
durchgeführt:
ENSI inspiziert und hinsichtlich Durchführung
Während der Revisionsabstellung 2011 waren
und Bewertung der Prüfung als den Anforde-
Teile der Frischdampfleitungen ausgetauscht
rungen entsprechend eingestuft.
worden. Das Formstück mit den Abzweigungen
Am Dampferzeuger- und am Druckhaltermantel
zu den Dampferzeuger-Sicherheitsventilen blieb
wurden manuelle Ultraschallprüfungen durch-
bestehen. Nach den notwendigen Anpassun-
geführt. Diese Prüfungen basierten auf beim
gen zwischen Formstück und neuer Rohrleitung
Electric Power Research Institute (EPRI) qualifi-
zur Herstellung der Verbindungsnaht wurde
zierten Prüfvorschriften, die mit Zustimmung
eine Wanddickenunterschreitung festgestellt.
der Qualifizierungsstelle ZfP Schweiz verwendet
Der betroffene Bereich wurde in der Revisions-
werden können. Es wurden keine bewertungs-
abstellung 2013 durch eine Schmiedehülse er-
pflichtigen Befunde festgestellt.
setzt.
An den Lippendichtschweissnähten der Regel-
Wie im Block 1 wurde die Anordnung der Ent-
stab-Antriebsstangengehäuse wurden visuelle
wässerung des Frischdampfkollektors in der Ab-
Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor-
blasestation auch im Block 2 verbessert.
säureablagerungen festgestellt.
Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit von Ersatz-
Bei der Wirbelstromprüfung aller 30 Kernin-
teilen drängt sich eine Erneuerung der Antriebs-
strumentierungsrohre konnten die bekannten
einheiten der Ladepumpen auf. 2013 wurde
Abriebstellen ohne relevante Veränderungen
der Antrieb der ersten von drei Ladepumpen auf
bestätigt werden. Es wurden acht neue Abrieb-
Frequenzumrichterbetrieb umgebaut, geprüft
stellen mit sehr geringen Wanddickenschwä-
und in Betrieb genommen.
chungen detektiert. Unzulässige Anzeigen wur-
Im Notstandsgebäude wurden Anschlüsse für
den bei dieser Prüfung nicht festgestellt. Die
die Accident-Management-Notstromeinspeisung
Bewertungsgrundlage war vorgängig vom ENSI
installiert. Mit einem Einspeiseversuch konnte
geprüft und akzeptiert worden.
die spezifizierte elektrische Versorgung der Ver-
Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-
braucher nachgewiesen werden.
scher und leittechnischer Ausrüstungen wurden
Während des Revisionsstillstands 2013 wurden
alle von der Technischen Spezifikation verlangten
drei Niederspannungs-Leistungsschalter in klas-
wiederkehrenden Funktionskontrollen erfolgreich
sierten Schaltanlagen ausgewechselt.
durchgeführt.
Die geänderten Systeme und Komponenten wurden vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet
1.3.2 Anlageänderungen
und funktionierten einwandfrei.
Im Block 1 wurde folgende Anlageänderung vor-
Projekte AUTANOVE und HERA
genommen:
Im Rahmen des Projekts AUTANOVE wird die Erd-
Im Frischdampfkollektor in der Abblasestation
bebensicherheit der Notstromversorgung verbes-
wurde eine verbesserte Entwässerung einge-
sert. Für jeden Block des KKB wurde bis Ende 2013
baut. Im Jahr 2008 war es beim Abfahren zur
ein Gebäude mit zwei Notstromdieselgeneratoren
Revisionsabstellung zu einer Turbinenschnellab-
errichtet. Die Kabelrohrblöcke für die Verbindung
schaltung gekommen. Die Ursache konnte erst
mit den bestehenden Gebäuden wurden erstellt. In
2012 gefunden werden, als in der Revisions-
den Revisionsstillständen 2013 wurden zudem
abstellung im Frischdampfkollektor in der Ab-
Vorbereitungsarbeiten für die für 2015 geplante
blasestation eine grössere Wassermenge fest-
Inbetriebnahme der neuen Notstromversorgung
gestellt wurde. Vermutete Ursache war die
ausgeführt. Parallel dazu ist der Austausch der
Anordnung der Entwässerung. In der folgenden
RDB-Deckel geplant (Projekt HERA). Die neuen
Betriebsperiode wurde die Anordnung tempo-
RDB-Deckel wurden im Jahr 2013 angeliefert.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
27
1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern
1.4 Strahlenschutz Im Kalenderjahr 2013 wurden im KKB folgende
Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121
Kollektivdosen ermittelt:
Brennelementen betrieben. Im Betriebszeitraum traten keine Defekte an Brennelementen auf. Die Integrität der ersten Barriere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver Stoffe war somit gegeben. Während des Revisionsstillstands wurden im Block
Kollektivdosis Revisionsstillstand
KKB 1 85 Pers.-mSv
KKB 2
KKB 1 und 2
220 Pers.-mSv 305 Pers.-mSv
Leistungsbetrieb
40 Pers.-mSv
39 Pers.-mSv
Gesamtes Jahr
125 Pers.-mSv
259 Pers.-mSv 384 Pers.-mSv
79 Pers.-mSv
1 insgesamt 20 abgebrannte durch 20 neue Brennelemente ersetzt. Diese enthalten als Brennstoff
Im Kalenderjahr 2013 wurde in den beiden Blö-
wiederaufgearbeitetes Uran (WAU). Der Reaktor-
cken des KKB eine Kollektivdosis von 384 Pers.-
kern des Blocks 1 enthält aktuell im 42. Betriebs-
mSv verzeichnet. Die höchste im KKB registrierte
zyklus 1 Uran-Brennelement und 120 WAU-Brenn-
Individualdosis betrug 6,2 mSv und lag deutlich
elemente vom Typ FOCUS.
unterhalb des Dosisgrenzwerts nach Strahlen-
Auch im Block 2 wurden 20 abgebrannte Brenn-
schutzverordnung für beruflich strahlenexponierte
elemente ersetzt. Von den neuen Brennelementen,
Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder
die alle WAU-Brennstoff enthalten, sind 16 Brenn-
Personenkontaminationen, die nicht mit her-
elemente vom Typ FOCUS und 4 Brennelemente
kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten,
vom Typ AGORA 4H. Brennelemente vom Typ
noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge-
AGORA 4H werden erstmalig im KKB eingesetzt.
mäss Dosimetrieverordnung festgestellt.
Der Reaktorkern enthält im 40. Betriebszyklus
Beim Abfahren des Blocks 1 zum geplanten Brenn-
8 Uran-Brennelemente und 113 WAU-Brennele-
elementwechsel gab es keine Hinweise auf Brenn-
mente.
elementschäden. Die geplante Stillstandsdauer von
Es sind keine Brennelemente mit Uran/Plutonium-
12 Tagen konnte eingehalten werden. Die akkumu-
Mischoxid (MOX) mehr im Einsatz.
lierte Kollektivdosis betrug 85 Pers.-mSv und lag da-
Beide Reaktoren wurden mit freigegebenen und
mit unterhalb der Planungsdosis von 103 Pers.-mSv.
qualitätsgeprüften Brennelementen bestückt. Die
Grund dafür war eine im KKB erstmals in dieser Art
neuen vom ENSI freigegebenen Kernbeladungen
durchgeführte Inspektion des Reaktordeckels. Es
erfüllten entsprechend der Dokumentation alle
lagen deshalb nicht hinreichende Erfahrungen vor,
Anforderungen. Alle Steuerelemente erfüllten die
um den Zeitaufwand der Einzelschritte korrekt ab-
Kriterien für einen weiteren Einsatz. Es lagen keine
schätzen zu können.
Hinweise auf Steuerelementdefekte vor. Deshalb
Im Berichtsjahr wurde im Block 2 eine Revisionsab-
wurden gemäss der langfristigen Planung von KKB
stellung durchgeführt. Das Abfahren der Anlage
keine Steuerelementinspektionen durchgeführt.
verlief ebenfalls ohne Hinweise auf Brennelement-
Im Berichtszeitraum sind die Reaktorkerne beider
schäden. Die Stillstandsdauer betrug 33 Tage und
Blöcke auslegungsgemäss und im bewilligten Rah-
führte zu einer Kollektivdosis von 220 Pers.-mSv.
men betrieben worden. Das Wiederanfahren bei-
Die Planungsdosis von 287 Pers.-mSv wurde damit
der Blöcke verlief einwandfrei und wurde vor Ort
unterschritten. Der Hauptgrund für die tiefere Kol-
durch das ENSI inspiziert. Die Ergebnisse der reak-
lektivdosis ist die Forderung des KKB-Strahlen-
torphysikalischen Messungen stimmten gut mit
schutzes, nur Gerüstpersonal mit Erfahrung in
den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnun-
Kernkraftwerken einzusetzen. Dazu kommt, dass
gen überein. Die Betriebsgrenzen wurden einge-
aus Sicht des Strahlenschutzes sämtliche Revisions-
halten.
arbeiten problemlos durchgeführt werden konnten. Bei einer Inspektion stellte das ENSI fest, dass Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären Zwischenkühlsystems ohne die vorgeschriebene Freigabe des Strahlenschutzes begonnen wurden. Ausserdem missachteten zwei Mitarbeiter des KKB die Absperrungen des Strahlenschutzes im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger zur Reaktor-
28
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Blick in einen der beiden Kommandoräume des KKB. Foto: KKB.
hauptpumpe. Das ENSI forderte von der Kraft-
0,001 mSv für Erwachsene, weniger als 0,001 mSv
werksleitung, geeignete Massnahmen zu treffen,
für Zehnjährige und rund 0,001 mSv für Kleinkin-
um die Einhaltung der strahlenschutztechnischen
der und lagen deutlich unterhalb des quellenbezo-
Vorschriften und Weisungen des KKB durchzuset-
genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss
zen. Bei anschliessenden Inspektionen des ENSI
der Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs-Mess-
wurde korrektes Verhalten des Personals bezüglich
sonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes
den Vorgaben des Strahlenschutzes festgestellt.
(MADUK) in der Umgebung des Werkes zeigten
Das ENSI stellt fest, dass das Eigenpersonal des
keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten
KKB-Strahlenschutzes mit Unterstützung durch ex-
Werte. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD),
terne Strahlenschutzfachkräfte zielgerichtet und
die an ausgewählten Stellen am Zaun des Kraft-
professionell arbeitet. Die in früheren Aufsichtsbe-
werkareals angebracht sind, zeigten keine nen-
richten des ENSI angesprochenen Personalfluktua-
nenswerte Erhöhung gegenüber der Untergrund-
tionen in der Leitung des operationellen Strahlen-
strahlung. Bei den quartalsweise vom ENSI zur
schutzes waren auch im Berichtsjahr 2013 ein
Kontrolle durchgeführten Messungen an der Um-
Thema. Das KKB strebt erneut eine langfristige Lö-
zäunung des KKB wurden ebenfalls keine signifi-
sung an.
kanten Erhöhungen gegenüber der Untergrund-
Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form
strahlung festgestellt. Die nach Art. 102 Absatz
von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich
3 der Strahlenschutzverordnung anzuwendenden
unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-
Immissionsgrenzwerte für die Direktstrahlung aus-
ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven
serhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr
Abgaben mit dem Abwasser. Die für Druckwasser-
für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv
reaktoren typischen Tritium-Abgaben des KKB
pro Jahr für andere Bereiche wurden eingehalten.
betrugen rund 12% des Jahresgrenzwerts. Die
Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situa-
quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-
tion innerhalb und ausserhalb der Anlage Beznau
messungen von Abwasserproben sowie Iod- und
wird auf den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI
Aerosolfiltern zeigten Übereinstimmung mit den
verwiesen.
vom KKB gemeldeten Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betrugen weniger als
ENSI Aufsichtsbericht 2013
29
1.5 Radioaktive Abfälle
Zementierung von Schlämmen zum Einsatz. Für alle Verfahren liegen die gemäss Kernenergiever-
Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig
ordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen Ty-
aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Ab-
pengenehmigungen vor. Das ENSI genehmigte im
gas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle
Berichtsjahr die Nachdokumentation von 7 Abfall-
stammen aus dem Austausch von Komponenten
gebindetypen aus der früheren PSI-Produktion. Im
bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-
Berichtsjahr wurden verbrauchte Ionenaustau-
nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-
scherharze und Schlämme konditioniert.
materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-
Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-
len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 20 m3
mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rück-
etwas niedriger als im Vorjahr. Der Anfall bewegt
standslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) eingela-
sich innerhalb der mehrjährigen Schwankungs-
gert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten des
breite auf einem niedrigen Niveau.
zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der
Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,
jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine
kampagnenweise konditioniert und anschliessend
meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien
zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen un-
der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radio-
konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen
aktiven Abfälle des KKB sind in einem von allen
Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-
schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-
wahrt (Nebenanlagengebäude, ZWIBEZ). Ihr Be-
tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass
stand liegt mit 86 m3 im Erfahrungsbereich der ver-
die Information über Menge, Lagerort und radiolo-
gangenen Jahre. Brennbare und schmelzbare
gische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.
Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Behand-
Ein wichtiges Element bei der Minimierung der
lung in der Plasma-Anlage der Zwilag bereitge-
radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung
stellt. Ausserdem wurden 180 Abluftfilter an die
von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im
Zwilag zur Behandlung in der dortigen Konditio-
KKB wurden im Berichtsjahr insgesamt 60 t Mate-
nierungsanlage abgegeben.
rial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04
Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB
freigemessen.
die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie die
Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.
1.6 Notfallbereitschaft Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen und einer entsprechenden Auslegung der Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf hohem Niveau sicherzustellen. Das ENSI hat im November anlässlich der Gesamtnotfallübung ODYSSEUS, an der das KKB zusammen mit dem KKL teilnahm, die Notfallorganisation beobachtet und beurteilt. Zeitgleich mit dem Beginn der Übung im KKL wurde ein Erdbeben mit einer Stärke knapp unterhalb des Sicherheitserdbebens mit Ausfall aller externen Stromversorgungen postuliert. Mit dem Nachbeben sechs Stunden später verloren beide Blöcke ihre Wärmesenke. Im Block 1 wurde das Brennelement-Lagerbecken beschädigt. Der Zutritt zum Brennstofflager zur WieMaschinenhaus mit Turbinen und Generatoren (rot). Foto: KKB.
30
derherstellung der Kühlung des sich auf Siedetem-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
peratur aufgeheizten Brennelement-Lagerbeckens
die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-
durch Notfallmassnahmen war erst im Verlauf des
prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung
folgenden Tages wieder möglich. Bei der Einrich-
vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-
tung des Ersatznotfallraums wie auch bei der
nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-
Handhabung der Notfallunterlagen wurden Opti-
werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und
mierungsmöglichkeiten identifiziert.
Strahlenschutz.
Aufgrund seiner Übungsbeobachtung kam das
Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und
ENSI zum Schluss, dass die Ziele gemäss der Richt-
zwei Pikettingenieure des KKB legten im Berichts-
linie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKB verfügt
jahr ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zu-
über eine zur Beherrschung von Störfällen geeig-
lassungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-
nete Notfallorganisation.
schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen
Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom-
Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-
munikationsmittel für den Kontakt zu externen
nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und
Stellen betriebsbereit sind.
zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der
Ferner löste das ENSI im KKB ohne Voranmeldung
praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator
einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-
und besteht in einer Demonstration der Anwen-
barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie
dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-
ENSI-B11 bestätigt wurde.
pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt.
1.7 Personal und Organisation
Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-
Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand des
trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-
KKB leicht auf 544 Personen erhöht (Ende 2012:
genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-
541), was u.a. mit dem Personalbedarf für Projekte
lungsschulung am Simulator und die allgemeine
sowie mit den Einarbeitungszeiten neuer Mitarbei-
Wiederholungsschulung. Ferner wurden das Do-
ter und dem Know-how-Transfer zusammenhängt.
kumentationskonzept der Ausbildung des nicht
Das KKB hat im Jahr 2013 keine grösseren organi-
zulassungspflichtigen Personals sowie die Ausbil-
satorischen Änderungen vorgenommen.
dung des Fremdpersonals auf Einhaltung der Vor-
Das Managementsystem des KKB besitzt eine gül-
gaben der VAPK und der Richtlinie ENSI-B10
tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO
überprüft. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die
9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der
Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.
Regelungen im Managementsystem zur Qualitätssicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen die Anforderungen bis auf einen geringfügigen Verbesserungsbedarf.
1.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung
Im Jahr 2013 hat das ENSI mit dem KKB eine Fachsitzung zur Personalplanung durchgeführt. Behan-
Ende 2012 hatte das KKB fristgerecht den ersten
delt wurde die Frage, ob bis zum Zeitpunkt der
Teil der von der Kernenergieverordnung im Rah-
Ausserbetriebnahme und während der Stilllegung
men der Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ)
ausreichend qualifiziertes und motiviertes Personal
geforderten Dokumentation eingereicht. Das ENSI
zur Verfügung steht. Die Personalplanung ist auf
unterzog die eingereichten Dokumente einer Grob-
eine Betriebsdauer von 60 Jahren ausgerichtet.
prüfung und forderte, wo notwendig, Ergänzun-
Diese Annahme stellt keinen strategischen Ent-
gen. Die vertiefte Prüfung der Unterlagen war im
scheid der Axpo bezüglich des Zeitpunkts der end-
Berichtsjahr noch im Gang.
gültigen Ausserbetriebnahme des KKB dar.
Ende 2013 reichte das KKB entsprechend der vom
Im Berichtsjahr wurden die Leitung der Abteilung
ENSI im Jahr 2011 auf Antrag gewährten Frist-
Reaktor und Sicherheit sowie die Leitung der Ab-
erstreckung den zweiten Teil der PSÜ-Dokumenta-
teilung Administration neu besetzt.
tion ein. Die Fristerstreckung betraf Teile der PSA
Im Berichtsjahr bestanden vier Reaktoroperateur-
und Störfallanalysen. Hintergrund ist die Aktuali-
Anwärter des KKB die Abschlussprüfung der kern-
sierung der Analysen unter Berücksichtigung der
technischen Grundlagenausbildung an der Reak-
durch die Nachrüstung AUTANOVE veränderten
torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für
Anlagenkonfiguration.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
31
1.9 Sicherheitsbewertung 1.9.1 Block 1: Detaillierte Bewertung
Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war
Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-
auch für die Ebene 2 von Bedeutung.
hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-
Die unter Ebene 1 genannte ungenügende
nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-
Werkstoffqualität war auch für die Ebene 2 von
gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte
Bedeutung.
von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatocherheit (einschliesslich für beide Blöcke relevante
Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die einzel-
Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus-
nen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu
fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes.
folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:
Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit
ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Si-
einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war auch für die Ebene 3 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte ungenügende Werkstoffqualität war auch für die Ebene 3 von Bedeutung. Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Sicherheitsbewertung 2013 KKB 1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge
Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten
Sicherheitsbewertung 2013 KKB 1: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen
Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-
1.9.2 Block 1: Gesamtbewertung
verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.
Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben
Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-
Ein Wellenbruch führte zu einer Nichtverfügbar-
dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die
keit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe.
Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-
Ursache dieses Wellenbruchs war eine ungenü-
grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-
gende Qualität des verwendeten Werkstoffs.
bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.
Diese Ursache betraf mehrere Wellen zu ver-
Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Mini-
schiedenen Zeitpunkten und in beiden Blöcken
malanforderungen und den Stand ausländi-
32
dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus
(vgl. Beschreibung des Vorkommnisses vom
scher Anlagen desselben Typs übertreffen, be-
9. September 2013 im Block 2) und stellt somit
wertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des
einen Common-Cause-Fehler dar.
KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Betriebs-Vorgaben
Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-
Da keine Bewertungen der Kategorien A und
spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-
höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-
heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen
heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Betriebs-
hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-
Vorgaben als hoch.
tungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten
Zustand und Verhalten der Anlage
Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7
Das ENSI beurteilt die Nichtverfügbarkeit einer
ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-
Primären Nebenkühlwasserpumpe und den
verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar-
Ausfall der Raumkühlung des Notstandgebäu-
rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.
des als Abweichungen mit einer geringen Bechend bewertet das ENSI die Sicherheit des
Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Ver-
Eine Elektronikstörung führte zur Nichtverfüg-
halten der Anlage als gut.
barkeit eines Messkanals der Neutronenflussin-
deutung für die nukleare Sicherheit. Entspre-
strumentierung für den Zwischenbereich.
Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation
Ein Wellenbruch führte – wie im Block 1 – zu einer Nichtverfügbarkeit einer Primären Neben-
Da keine Bewertungen der Kategorien A und hö-
kühlwasserpumpe.
her vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit
Ursache dieses Wellenbruchs war – wie im Block
des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und
1 – eine ungenügende Qualität des verwende-
Verhalten von Mensch und Organisation als hoch.
ten Werkstoffs. Diese Ursache betraf mehrere
Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit
Wellen und stellte somit einen Common-Cause-
vollumfänglich gewährleistet.
Fehler dar.
1.9.3 Block 2: Detaillierte Bewertung Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-
Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-
Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären
nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-
Zwischenkühlsystems wurden ohne die vorge-
gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte
schriebene Freigabe durch den Strahlenschutz
von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-
begonnen.
ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare
Im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger
Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke rele-
zur Reaktorhauptpumpe missachteten zwei
vante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die
Mitarbeiter die Absperrungen des Strahlen-
einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix
schutzes.
zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:
Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Elektronikstörung führte zur Nichtverfügbarkeit einer Redundanz der Füllstandsmessung des Volumenausgleichstanks des Chemie- und Volumenregelsystems. Diese Messstelle ist eine von mehreren Möglichkeiten zur Erkennung von Leckagen aus dem Reaktorkühlsystem und löst einen Alarm des Anlageinformationssystems aus. Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte ungenügende Sicherheitsbewertung 2013 KKB 2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Werkstoffqualität war auch für die Ebene 2 von Bedeutung.
33
Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Nichtverfügbarkeit
Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus-
eines Messkanals der Neutronenflussinstrumen-
fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes.
tierung für den Zwischenbereich, die Nicht-
An einer Verbindung zwischen zwei Rezirkula-
verfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasser-
tionspumpen wurde ein nicht wanddurchdrin-
pumpe, die Nichtverfügbarkeit einer Redundanz
gender Riss festgestellt.
der Füllstandsmessung des Volumenausgleichs-
Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit
tanks des Chemie- und Volumenregelsystems,
eines Messkanals der Neutronenflussinstrumen-
den Ausfall der Raumkühlung des Notstandge-
tierung war auch für die Ebene 3 von Bedeu-
bäudes und den nicht wanddurchdringenden
tung.
Riss an einer Verbindung zwischen zwei Rezir-
Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit
kulationspumpen als Abweichungen mit einer
einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war
geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit.
auch für die Ebene 3 von Bedeutung.
Aufgrund der geringen Bedeutung der einzel-
Die unter Ebene 1 genannte ungenügende
nen Abweichungen bewertet das ENSI die
Werkstoffqualität war auch für die Ebene 3 von
Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zu-
Bedeutung.
stand und Verhalten der Anlage insgesamt als
Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-
gut.
tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt den Beginn der Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären Zwischenkühlsystems ohne die vorgeschriebene Freigabe des Strahlenschutzes und die Missachtung von Absperrungen des Strahlenschutzes im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger zur Reaktorhauptpumpe als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als
Sicherheitsbewertung 2013 KKB 2: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen
gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.
1.9.4 Block 2: Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.
Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch.
34
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Kernkraftwerk Mühleberg. Foto: ENSI.
2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick
und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-An-
Im Betriebsjahr 2013 waren im Kernkraftwerk
lage. Im Berichtsjahr waren im KKM dreizehn mel-
Mühleberg (KKM) neben dem geplanten Revi-
depflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen, wel-
sionsstillstand mit Brennelementwechsel zwei stö-
che das ENSI auf der internationalen Ereignisskala
rungsbedingte Leistungsreduktionen sowie zwei
INES alle der Stufe 0 zuordnete.
geplante Zwischenabschaltungen zur Durchfüh-
Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 97 Inspek-
rung von Instandhaltungsmassnahmen zu ver-
tionen durchgeführt. Wo erforderlich, verlangte
zeichnen. Das ENSI stellt fest, dass die bewilligten
das ENSI Verbesserungsmassnahmen und über-
Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2013 immer
wachte deren Umsetzung. Während des Revisions-
eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die Sicher-
stillstands vom 11. August bis 7. September 2013
heit des KKM im Jahr 2013 hinsichtlich Ausle-
wurden neben dem Brennelementwechsel und
gungs-Vorgaben, Betriebs-Vorgaben, Zustand und
den üblichen Revisionsarbeiten umfangreiche Wie-
Verhalten der Anlage sowie Zustand und Verhalten
derholungsprüfungen durchgeführt. Dabei wur-
von Mensch und Organisation als gut.
den keine Befunde festgestellt, die einem sicheren
Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW
Betrieb entgegenstehen.
Energie AG, welches seinen kommerziellen Betrieb
Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden
im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewasserreak-
aufgetreten.
tor-Anlage mit 373 MW elektrischer Nettoleistung.
Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-
Weitere Daten der Anlage sind in den Tabellen 1
nung für beruflich strahlenexponierte Personen
ENSI Aufsichtsbericht 2013
35
wurden eingehalten. Die radioaktiven Abgaben la-
Im Januar 2013 wurde eine Zwischenabschal-
gen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli-
tung vorgenommen, um verschiedene Instand-
gung festgelegten Grenzwerte.
haltungsarbeiten durchzuführen. Dabei wurde
Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem
sowohl eine Fehlfunktion der Reinigungsanlage
aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar-
eines Kondensators der Hauptwärmesenke be-
tenden Umfang.
hoben als auch die Gleitringdichtung der Reak-
Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren Anpas-
torumwälzpumpe B ersetzt.
sungen seiner Organisation vorgenommen. Im Be-
Im Mai 2013 wurde die Anlage nochmals zum
richtsjahr legten drei Schichtchefs und zwei Reaktor-
Austausch der Gleitringdichtung der Reaktor-
operateure ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab.
umwälzpumpe B abgeschaltet. Seit dem 13. Ap-
Mit dem Entscheid der BKW vom 29. Oktober
ril 2013 war eine Leckage beobachtet worden,
2013, auf einen unbefristeten Langzeitbetrieb des
welche einen erneuten Tausch der Dichtung not-
Kernkraftwerks Mühleberg zu verzichten und das
wendig machte. Den Schadensmechanismus der
KKM im Jahr 2019 endgültig ausser Betrieb zu
seit 2003 bekannten Schadensbilder bezeichnet
nehmen, liegt bezüglich der Planung von Nach-
der Hersteller der Gleitringdichtung als Elektro-
rüstmassnahmen eine neue Situation vor. Das
korrosion. In der Jahresrevision 2013 wurde bei
Nachrüstprogramm DIWANAS, welches das KKM
dieser Umwälzpumpe ein neuer Dichtungstyp
in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet hatte,
mit geänderter Materialzusammensetzung ein-
wird nicht umgesetzt. Mit Blick auf den Langzeit-
gesetzt.
betrieb des KKM waren zahlreiche Nachrüstungen
Im Berichtsjahr waren dreizehn meldepflichtige
geplant. Anstelle des Projektes DIWANAS sind an-
Vorkommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI
dere Massnahmen zu realisieren, um einen ausrei-
alle auf der internationalen Ereignisskala INES der
chenden Sicherheitsgewinn zu erreichen. Das ENSI
Stufe 0 zuordnete. Für die systematische Sicher-
wird auf Grund der bis Ende Juni 2014 vorzulegen-
heitsbewertung wird auf Kap. 2.9 verwiesen, für
den Konzepte entscheiden, ob die geplanten
die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10.
Massnahmen für den Weiterbetrieb des Kernkraft-
Am 1. Januar 2013 kam es zu einem Ausfall der
werks Mühleberg bis 2019 genügen.
Edelgas-, Iod- und Aerosolmessung im Kamin während rund 5 Stunden. Ursache war der Aus-
2.2 Betriebsgeschehen
fall zweier Gebläse für die Probenahme durch Überstromauslösung. Als fehlerhafte Komponente wurde ein Relais identifiziert und er-
Das Kernkraftwerk Mühleberg erreichte im Be-
setzt. Als Ersatz für die ausgefallene radiolo-
richtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 89,9% und
gische Kaminfortluftüberwachung nahm das
eine Zeitverfügbarkeit von 90,8%. Zeitverfügbarkeit
KKM zwischenzeitlich ein redundantes System
und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre sind
in Betrieb.
in Figur 1 dargestellt. Die Nichtverfügbarkeit der
Am 19. Januar 2013 konnte beim Abfahren der
Anlage war hauptsächlich durch den Revisionsstill-
Anlage für eine geplante Zwischenabschaltung
stand und zwei Zwischenabschaltungen zur Durch-
einer der vier Weitbereichsdetektoren der Neu-
führung von Instandhaltungsmassnahmen bedingt
tronenflussmessung nicht eingefahren werden.
(siehe unten).
Die Reaktorleistung betrug zu diesem Zeitpunkt
Die ausgekoppelte thermische Energie für die Hei-
rund 10%. Ursache war eine Störung in der
zung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich
Steuerung des Antriebssystems des betroffenen
auf 1,8 GWh.
Detektors. Der Kontaktstift eines Positionsschal-
Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen
ters war verschoben, was zu einem Kontakt-
und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante
fehler führte. Durch die Prüfung der einzelnen
Leistungsabsenkungen. Weitere Leistungsabsen-
Signale konnte dieser gefunden und mecha-
kungen standen im Zusammenhang mit melde-
nisch behoben werden. Die anschliessenden
pflichtigen Vorkommnissen und der Einhaltung der
Ein- und Ausfahrtests verliefen erfolgreich. Die
kantonalen Gebrauchswasserkonzession bei hoher
betroffene Schaltereinheit wurde am folgenden
Wassertemperatur der Aare im Sommer 2013. Da-
Tag ersetzt. Die drei redundanten Weitbereichs-
neben wurde die Anlage zweimal zur Durchfüh-
neutronenflussmessungen standen jederzeit zur
rung von Instandhaltungsmassnahmen für wenige
Verfügung und hätten im Anforderungsfall die
Tage abgeschaltet:
Reaktorschnellabschaltung sichergestellt.
36
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Blick in den Kommandoraum des KKM. Foto: KKM.
Am 29. Januar 2013 wurde bei einem Rund-
fehlerhaften Öffnen eines Schalters der 380-V-
gang im SUSAN-Gebäude eine Tropfleckage im
Eigenbedarfsanlage. In der Folge war eine
Zwischenkühlwassersystem festgestellt. Der be-
380-V-Schiene während 46 Minuten span-
troffene Rohrabschnitt lag an einer Halterung
nungslos und die von dieser Schiene versorgten
der Verbindungsleitung zwischen zwei Pumpen
Systeme waren nicht verfügbar. Betroffen wa-
dieses Systems. Ursache des Risses waren mon-
ren insbesondere ein Strang des Abfahr- und To-
tagebedingte Zugspannungen in Kombination
ruskühlsystems und ein Strang des Notabluft-
mit Belastungen aus betrieblichen Druckschlä-
systems. Die redundanten Stränge standen
gen. Durch konstruktive Massnahmen wurde
uneingeschränkt zur Verfügung. Obwohl das
sichergestellt, dass es bis zur Reparatur des be-
fehlerhafte Öffnen des Schalters nicht reprodu-
troffenen Bereiches in der Jahresrevision 2013
ziert werden konnte, wurde er ersetzt. Bei
zu keinem weiteren Risswachstum kommen
Schaltern des betroffenen Typs wurde im KKM
konnte. An weiteren gleichartigen Halterungen
bisher noch kein gleichartiger Ausfall verzeich-
wurden keine Hinweise auf Schädigungen ge-
net.
funden.
Am 19. Mai 2013 wurde ein fehlerhaftes Verhal-
Am 13. März 2013 wurde am hydraulischen
ten einer Messstelle für die Dosisleistung in der
Steuerelement eines Speisewasserregelventils
Abluft aus dem Reaktorgebäude festgestellt.
eine Ölleckage festgestellt. Das KKM entschied
Der Messwert schwankte stark, während die
sich, einen Funktionstest dieses Ventils durchzu-
anderen drei Messstellen normale Werte zeig-
führen, bei dem es auf 80% Öffnung gefahren
ten. Die Ursache lag in einem defekten Strom/
werden sollte. Während des Tests kam es je-
Frequenz-Wandler, der ausgetauscht wurde. Die
doch zu einem kurzzeitigen, fast vollständigen
Überwachung der Abluft war durch die drei
Schliessen des Regelventils. Dies löste ausle-
normal funktionierenden Messstellen jederzeit
gungsgemäss eine automatische, korrekt abge-
gewährleistet. Ebenso wäre die Isolation der
laufene Leistungsreduktion auf 70% aus. Nach
Lüftung im Anforderungsfall sichergestellt ge-
dem Austausch des defekten Steuerelementes
wesen.
funktionierte die Regelung wieder ordnungsge-
Am 20. Juni 2013 kam es zu einem analogen
mäss und die Leistung der Anlage wurde wieder
Vorkommnis wie am 19. Mai 2013. Aus diesem
auf 100% gefahren.
Grund wurde auch hier als Ursache ein defekter
Am 18. April 2013 kam es bei der Umschaltung
Strom/Frequenz-Wandler vermutet. Das Fehl-
der Zwischenkühlwasserpumpe B des Reaktor-
verhalten der Strom/Frequenz-Wandler konnte
gebäudekreislaufes auf Pumpe A zu einem
bei der Durchführung zusätzlicher Prüfungen
ENSI Aufsichtsbericht 2013
37
Abfahren der Anlage zur Jahresrevision und vor dem Entladen des Reaktorkerns, kam es bei einer Sequenz zu einer Reaktorschnellabschaltung aufgrund des Signals «Neutronenfluss im Quellbereich hoch». Eine Überprüfung ergab, dass keine Funktionsstörung vorlag und sich die Anlage auslegungsgemäss verhalten hatte. Die Tests konnten wie geplant mit weiteren Sequenzen fortgeführt werden. Der entsprechende Test vor dem Wiederanfahren verlief störungsfrei. Die Ursache für das Vorkommnis liegt in der Testdurchführung: Der Test wird relativ nahe am Auslösegrenzwert der Reaktorschnellabschaltung durchgeführt. Entsprechend Speisewasserpumpen. Foto: KKM.
ist die Zeit zum manuellen Einfahren der Steuerstäbe knapp, bevor das Reaktorschutzsystem automatisch eingreift. Am 14. August 2013
38
unter erhöhten Betriebstemperaturen reprodu-
erfolgte der Auftrag zum Einfahren der Steuer-
ziert werden. Dabei wurde festgestellt, dass ein
stäbe zu spät. Zur Vermeidung ähnlicher Vor-
falsch gepolter Tantal-Kondensator das Fehlver-
kommnisse sieht das KKM eine Anpassung der
halten verursacht hatte. In der Jahresrevision
Testprozedur mit anschliessender Schulung vor.
2013 wurden in Zusammenarbeit mit dem
Das Anlageverhalten entsprach der Auslegung.
Lieferanten sämtliche Strom/Frequenz-Wandler
Die Kontrolle der Reaktivität war jederzeit
des betroffenen Typs überprüft und die beim
sichergestellt.
Hersteller falsch eingebauten Tantal-Kondensa-
Wegen einer geplanten Änderung der Auslöse-
toren ausgetauscht. Die Überwachung der Ab-
logik der Ölabsteuerventile wurde der postu-
luft war durch die drei normal funktionierenden
lierte Störfall «Brand an einer Turbine» neu ana-
redundanten Messstellen auch am 20. Juni
lysiert. Diese Ventile unterbinden im Brandfall
2013 jederzeit gewährleistet. Ebenso wäre die
die Steuerölversorgung und reduzieren dadurch
Isolation der Lüftung im Anforderungsfall si-
die Brandlast. Bei der Analyse wurde festge-
chergestellt gewesen. Wäre es zu einem gleich-
stellt, dass die Betriebsgrenze OLMCPR für die
zeitigen Ausfall mehrerer Messstellen gekom-
aktuelle Kernbeladung nicht ausreichend kon-
men, hätte dies entsprechend der konservativen
servativ festgelegt war. Angemessen gewesen
Auslegung zu einer radiologisch nicht notwen-
wäre ein um 0,01 höherer Wert. Die Meldung
digen Isolation der Lüftung des Reaktorgebäu-
an das ENSI erfolgte am 22. August 2013. Diese
des in Sinne des Fail-Safe-Prinzips führen kön-
Betriebsgrenze stellt sicher, dass es bei der un-
nen.
günstigsten zu betrachtenden Transiente bei
Am 16. Juli 2013 wurde eine der beiden Divisio-
mindestens 99,9% der Brennstäbe im Reaktor
nen des alternativen Niederdruckkernsprüh-
nicht zu einer Siedekrise kommt. Als Siedekrise
systems zum Funktionstest gestartet. Rund zwei
bezeichnet man einen infolge sich ändernder
Stunden später fiel die Pumpe dieser Division
Bedingungen abrupt verschlechterten Wärme-
aus. Ursache war ein Fehlverhalten eines ther-
übergang vom Hüllrohr ans Kühlmittel. Als So-
mischen Überstromrelais. Nach dessen Ersatz
fortmassnahme hat das KKM kompensatorisch
wurde der Testlauf erfolgreich wiederholt. Es ist
den thermischen Grenzwert zur Überwachung
von einem Einzelfehler auszugehen.
der kritischen Leistung um 0,05 reduziert und
Das KKM führt während jeder Jahresrevision
deckte damit die Unsicherheiten im laufenden
Kritikalitätstests durch. Bei abgeschaltetem Reak-
Zyklus ab. Die Vorgaben der Technischen Spezi-
tor finden Tests vor dem Entladen und nach
fikation wurden jederzeit eingehalten.
dem Beladen des Reaktorkerns statt. Dabei
In der Jahresrevision 2013 wurden visuelle In-
werden Steuerstäbe in geplanten Sequenzen
spektionen am Wasserabscheider im RDB durch-
manuell aus- und wieder eingefahren, um die
geführt. Der Wasserabscheider trennt die vom
Abschaltreaktivität zu überprüfen. Bei den Kriti-
aus dem Reaktorkern aufsteigenden Dampf
kalitätstests am 14. August 2013, nach dem
mitgerissenen Wassertropfen ab und verhin-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
dert, dass diese in die Frischdampfleitung gelan-
und die Leitungsführung der Nachbarleitung
gen. Bei der Inspektion wurden vier gebrochene
wurden so angepasst, dass sich die Leitungen
Befestigungsrippen an einem Standrohr festge-
auch bei Wärmeausdehnung nicht berühren.
stellt. Der Befund wurde dem ENSI am 28. Au-
Am 20. November 2013 fiel beim Test des
gust 2013 gemeldet. Wahrscheinlich wurde
Abfahrkühlsystems eine Reaktorumwälzpumpe
dieses Standrohr bei der Fertigung oder beim
aus. Im Rahmen dieses Tests wurde die Um-
Transport überbeansprucht. Es wurde nachge-
schaltautomatik der Druckerhöhungspumpen
wiesen, dass für das betroffene Standrohr auch
geprüft, wobei ein Schalter versagte. Ursache
ohne die Befestigungsrippen ausreichende Si-
war ein defektes Relais, das ausgetauscht
cherheitsmargen bei allen relevanten Lastfall-
wurde. Beim anschliessenden Funktionstest des
kombinationen vorliegen. Das Standrohr ist
neu eingesetzten Relais wurde eine falsche
durch sechs Streben weiterhin mit dem restli-
Trennklemme geöffnet. Dadurch kam es zur Ab-
chen Wasserabscheider verbunden. Die Integri-
schaltung der Reaktorumwälzpumpe. Die An-
tät der Standrohre des Wasserabscheiders und
lage reagierte auslegungsgemäss mit einer Leis-
ihrer horizontalen und vertikalen Befestigungen
tungsreduktion durch Runback der anderen
wird in den folgenden Jahresrevisionen mittels
Umwälzpumpe. Die Betriebsmannschaft löste
visueller Inspektion gezielt auf Veränderungen
anschliessend gemäss Betriebsvorschrift einen
überprüft.
Teilscram aus. Die irrtümlich geöffnete Trenn-
Während des Anfahrens der Anlage nach der
klemme wurde geschlossen und die ausgefal-
Jahresrevision 2013 wurde am 6. September
lene Reaktorumwälzpumpe wieder in Betrieb
2013 eine Steuerluftleckage am Flansch zum
genommen. Anschliessend wurde die Leistung
pneumatischen Vorsteuerventil eines Sicherheits-
wieder auf 100% erhöht. Ursache des Öffnens
und Abblaseventils festgestellt. Infolge dieser
der falschen Trennklemme war die unklare
Steuerluftleckage war die Funktion des Ventils
Kommunikation.
nicht sichergestellt. Die Anlage wurde abge-
Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der
stellt und die Flanschverbindung neu montiert.
vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2
Die Beschädigung der Flanschverbindung war
dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-
auf eine Nachbarleitung zurückzuführen, wel-
tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in
che infolge Wärmeausdehnung auf die betrof-
Tabelle 4.
fene Steuerluftleitung drückte. Die Halterung
NotstromDieselaggregat. Foto: KKM.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
39
Schleuse zwischen RDB und Brennelementbecken. Foto: KKM.
Die erste Messung an der unteren Schweissnaht ergab insgesamt drei Anzeigen, die relativ kleine Abmessungen aufweisen. Bei keiner dieser Prüfungen ergaben sich unzulässige Befunde. Die visuelle Prüfung der RDB-Einbauten wurde nach einem qualifizierten Prüfverfahren mit verbesserten Kamerasystemen durchgeführt. Die geprüften Einbauten befanden sich in einem guten Zustand. Im Bereich der Speisewasserverteiler wurden neue Anzeigen festgestellt. Daneben wurden Befunde am Wasserabscheider (siehe Kap. 2.2) und an einer Schweissnaht der Instrumentierungsleitung einer Strahlpumpe gefunden. Alle Befunde wurden als zulässig bewertet. Es wurde nachgewiesen, dass sie die Anlagesicherheit nicht beeinträchtigen. Am RDB wurden sechs Steuerstabsdurchführungen mit einem mechanisierten Ultraschall- und Wirbelstromprüfsystem untersucht. Es wurden keine Hinweise auf unzulässige Fehler festgestellt. Bei der Prüfung von 30 Bolzen am Reaktordruckbehälter mittels eines mechanisierten Wirbelstromprüfsystems wurden drei bewertungs-
2.3 Anlagetechnik
pflichtige Anzeigen festgestellt. Zur weiteren Analyse wurden Magnetpulver- und visuelle Prüfungen durchgeführt. Die Zulässigkeit der
2.3.1 Revisionsarbeiten
Anzeigen konnte nachgewiesen werden. Erstmalig wurden die RDB-Deckelschweissnähte
Die Revisionsarbeiten begannen am 11. August
mechanisiert mit einem neu qualifizierten Ultra-
2013 und dauerten bis zum 7. September 2013.
schallprüfsystem geprüft. Es wurden bewer-
Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten
tungspflichtige, aber zulässige Anzeigen fest-
wie Brennelementwechsel und Brennelementins-
gestellt.
pektionen, Inspektionen elektrischer und mechani-
Die Einschweissnaht und die Stutzeninnenkan-
scher Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff-
ten zweier Frischdampfstutzen wurden einer
prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen
Ultraschallprüfung mit einem qualifizierten Prüf-
an Komponenten und Systemen sowie Instandhal-
system unterzogen. Es ergaben sich keine be-
tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt.
wertungspflichtigen Anzeigen.
Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen
Am 29. Januar 2013 war bei einem Rundgang
an mechanischen Komponenten waren visuelle
im SUSAN-Gebäude eine Tropfleckage im Zwi-
Prüfungen der Kerneinbauten im Reaktordruckbe-
schenkühlwassersystem bemerkt worden (siehe
hälter (RDB), Ultraschall- und Wirbelstromprüfun-
Kap 2.2). In der Jahresrevision 2013 wurden
gen an vier Rundnähten des Kernmantels sowie
weitere Leitungsabschnitte mit vergleichbaren
an zwei Frischdampfstutzen. Folgende Prüfungen
Anordnungen geprüft. Bei keinem dieser Rohr-
sind hervorzuheben:
abschnitte gab es Anzeichen von Deforma-
Vier Horizontalschweissnähte des Kernmantels
40
tionen oder Anrissen.
wurden von der Aussenseite mechanisiert mit
Schwerpunkte des Wiederholungsprüfprogramms
Ultraschall auf Risse geprüft. Seit 2011 wird ein
an elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen
qualifiziertes Prüfsystem eingesetzt. Das Län-
waren die komponenten- und verfahrenstechni-
genwachstum der Risse liegt im Bereich der
schen Prüfungen der Leittechnik einer Redundanz
Werte, die zwischen 1994 und 2011 gemessen
des Notstandsystems SUSAN sowie beider Redun-
wurden. Die Tiefenausdehnung der Risse blieb
danzen des Reaktorschutzes. Bei den Eigenbe-
im Rahmen der Messgenauigkeit unverändert.
darfsanlagen wurden die automatischen Um-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
schaltmöglichkeiten überprüft. Ebenso erfolgten
kürzere Betriebszeiten der Gleitringdichtungen
die Belastungsprüfungen der Notstromversorgun-
der Umwälzpumpe B beobachtet. Zum Aus-
gen ab Wasserkraftwerk und Dieselgenerator 90.
tausch der Dichtung muss die Anlage jeweils
Die erforderliche Kapazität der Batterien in den
abgeschaltet werden. Im Jahr 2013 wurden zu
Eigenbedarfsanlagen wurde durch Entladung und
diesem Zweck zwei Zwischenabschaltungen
Wiederaufladung nachgewiesen. Aufgrund des
vorgenommen. In der Jahresrevision 2013 wur-
Erreichens der spezifizierten Lebensdauer wurde
den die Gleitringdichtungen beider Umwälz-
plangemäss die 110-V-Batterie in einem Strang er-
pumpen ersetzt. Dabei wurde bei der Umwälz-
setzt. Das KKM überprüfte auch die Gleich- und
pumpe B ein neuer Dichtungstyp mit geänderter
Wechselrichter der 24- und 125-V-Anlagen der
Materialzusammensetzung und geänderter Be-
beiden sicheren Schienen sowie der Redundanzen
schaffenheit der Dichtfläche eingesetzt. Falls
des SUSAN. Die Prüfungen bestätigten den ord-
damit positive Erfahrungen gemacht werden,
nungsgemässen Zustand dieser Ausrüstungen.
wird diese Anlagenänderung auch an der Reak-
Erwähnenswert sind ferner folgende Instandhal-
torumwälzpumpe A durchgeführt.
tungsmassnahmen: Die Wartungen an den Fre-
Im Zusammenhang mit den oben beschriebe-
quenzumformern der Umwälz- und Hauptkühl-
nen Problemen mit den Gleitringdichtungen der
wasserpumpenantriebe, die Wartung und Prüfung
Reaktorumwälzpumpen wurde 2013 bei bei-
der Schutzeinrichtungen beider Blocktransforma-
den Pumpenmotoren eine verbesserte Wellen-
toren, die Revisionen von Mittelspannungs- und
erdung eingebaut. Neue Online-Messungen er-
Niederspannungsschaltern und Motoren, die To-
möglichen die permanente Überwachung von
talrevision eines Generators inklusive Einbau eines
Wellenstrom und Wellenspannung.
neugewickelten Rotors, der Wiedereinbau des im
Die Startvorrichtung des Notstromdiesels 90
Herstellerwerk revidierten Rotors des Motors einer
wurde durch Nachrüstung einer zusätzlichen,
Speisewasserpumpe und der Einbau des Reserve-
druckluftbetriebenen Vorschmierpumpe ertüch-
motors einer Umwälzpumpe.
tigt. Dadurch ist gewährleistet, dass der Not-
Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität
stromdiesel auch ohne die elektrisch betriebene
und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben
Vorschmierpumpe gestartet werden kann. Die
geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden
Änderung beinhaltet auch den Austausch der
vom ENSI beaufsichtigt. Es ergaben sich keine Be-
Startlufteinrichtung. Neu werden innen nicht
funde, die einem sicheren Betrieb entgegenste-
beschichtete Druckluftflaschen verwendet, um
hen. Die durchgeführten Prüfungen haben insge-
ein Startversagen durch sich lösendes Beschich-
samt den guten Zustand der mechanischen sowie
tungsmaterial zu verhindern.
der elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen
Die Rohrleitungshalterungen des Reaktorum-
bestätigt.
wälzsystems wurden gegen verbesserte Konstruktionen ausgetauscht. Der Ersatz konnte im
2.3.2 Anlageänderungen
Revisionsstillstand 2013 erfolgreich abgeschlossen werden. Ausgetauscht wurden die Feder-
Im Berichtsjahr wurden folgende Anlageänderun-
hänger, Federstützen, Stossbremsen und Kon-
gen durchgeführt:
stanthänger.
Die rotierenden Gleitringe der Gleitringdichtun-
Bei beiden Turbinengruppen wurde das Zeit-
gen der Reaktorumwälzpumpen erreichen stark
verhalten der Ölabsteuerventile im Steuerölsys-
unterschiedliche Einsatzzeiten. Der Hersteller
tem angepasst. Dabei wird zuerst ein Turbinen-
der Gleitringdichtung führt dies auf Elektrokor-
schnellschluss ausgelöst und anschliessend mit
rosion zurück. In den Jahren 2005 und 2006
einer Verzögerung das Brandschutzventil ge-
wurden bei beiden Umwälzpumpen die Gleit-
schlossen. Durch das geänderte Zeitverhalten
ringdichtungen ersetzt, die Motoren gegen sol-
kann bei einer Auslösung im Brandfall die Tran-
che mit isolierten Lagern ausgetauscht und
siente im Reaktor gemildert werden.
Wellenerdungen montiert. Die darauffolgen-
Im Bereich der elektrischen und leittechnischen
den, verlängerten Betriebszeiten der Gleitring-
Ausrüstungen sind folgende Anlagenänderungen
dichtungen zeigten, dass die richtigen Mass-
nennenswert:
nahmen ergriffen worden waren. Nach dem
Ergänzend zu den im Rahmen von Systemer-
Ersatz der Antriebssysteme im Jahre 2010 durch
neuerungen ausgewechselten Kabeln wurden
solche mit Frequenzumformern wurden erneut
weitere sicherheitsrelevante Kabel im Reaktor-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
41
gebäude ausgetauscht. Es handelte sich dabei
mentwechsels gemäss den Vorgaben eingehalten
um Kabel, für die keine Auslegungsdokumenta-
wurden. Der vom ENSI geprüfte Beladeplan des
tion vorhanden war.
Reaktorkerns erfüllte alle Sicherheitsanforderun-
Sämtliche Spannungswandler und Schutzrelais
gen.
einer 6-kV-Schiene wurden im Rahmen der
Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle-
vorbeugenden Instandhaltung ersetzt. Damit
gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie-
wurde die Erneuerung der Sekundärtechnik bei
ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysi-
den 6-kV-Eigenbedarfsanlagen abgeschlossen.
kalischen Messungen stimmten gut mit den
Im Zusammenhang mit der Nachrüstung einer
Ergebnissen der Kernauslegungsberechnungen
störfallfesten Brennelementbecken-Instrumen-
überein.
tierung wurden die erforderlichen elektronischen Baugruppen in die Leittechnikschränke der Notstanddivisionen eingebaut.
2.4 Strahlenschutz
Der SUSAN-Melderechner wurde gegen einen neuen Rechner ersetzt und nach einer ausführ-
Im Jahr 2013 betrug die akkumulierte Kollektivdo-
lichen Testphase erfolgreich in Betrieb genom-
sis für das KKM 958 Pers.-mSv. Die maximale Indi-
men. Der neue Rechner entspricht dem Stand
vidualdosis lag mit 8,4 mSv unter dem Dosisgrenz-
der Technik und verfügt über eine 100-prozen-
wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich
tige Server- und Netzwerkredundanz.
strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder Personenkontaminationen, die
2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern
nicht mit herkömmlichen Mitteln entfernt werden konnten, noch Inkorporationen über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverordnung festge-
Im August 2013 wurde der 40. Betriebszyklus des
stellt. Dank der schadenfreien Brennelemente war
KKM planmässig abgeschlossen, wobei die einge-
die Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radio-
setzten Brennelemente ein bestimmungsgemässes
logisch gesehen auch in diesem Jahr günstig.
Betriebsverhalten zeigten. Dies folgte aus der lau-
Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisionsstill-
fenden Überwachung der Kühlmittelaktivität so-
stand 2013 und den beiden Zwischenabstellungen
wie aus Inspektionen an insgesamt 11 ausgewähl-
lag bei 672 Pers.-mSv. Dies entspricht einem EPD-
ten Brennelementen. Die Inspektionen bestätigten
Wert von 825 Pers.-mSv. Der vom KKM vor Beginn
erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in das Kühl-
der Arbeiten geschätzte Wert für die Revision lag
mittel (vgl. Kap. 2.4) keinen negativen Einfluss auf
bei 990 Pers.-mSv (EPD-Werte).
die Brennstab-Hüllrohre oder andere Strukturteile
Die mittlere Dosisleistung an den Umwälzschleifen
der Brennelemente hat. Als Vorläufer wurden vier
von 1,79 mSv/h zeigt im Vergleich mit den Vorjah-
Brennelemente mit weiterentwickeltem Fremd-
ren (2012: 1,71 mSv/h; 2011: 1,67 mSv/h) tenden-
körperfilter, vier Brennelemente mit Kästen aus
ziell eine geringfügige Zunahme. Der Höchststand
Zircaloy-4-Material und vier weitere Brennele-
im Jahr 1994 betrug 6,4 mSv/h.
mente mit Kästen aus dem weiterentwickelten
Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz
Material NSF eingesetzt. Die Inspektionen bestätig-
war im ganzen Betriebsjahr angemessen und er-
ten das auslegungsgemässe Verhalten der Zircaloy-
möglichte es, die administrativen und technischen
4-Kästen. Die NSF-Kästen befinden sich in ihrem
Schutz- und Überwachungsaufgaben korrekt aus-
ersten Betriebszyklus. Des Weiteren sind zwei
zuüben und sicherzustellen. Allerdings setzt das
Steuerelemente vom Typ Marathon Ultra MD als
KKM auch ausserhalb der Revision vermehrt erfah-
Vorläufer eingesetzt. Es wurden keine Steuerstab-
renes und mit der Anlage vertrautes Fremdper-
inspektionen durchgeführt, die Kühlmittelanalysen
sonal ein. Die regelmässig wiederkehrenden sowie
deuten jedoch auf einen defektfreien Zustand der
die arbeitsbedingten Kontaminationskontrollen
Steuerstäbe hin.
der Oberflächen und der Luft bestätigten einen
Für den 41. Betriebszyklus setzte das KKM insge-
sauberen radiologischen Zustand der kontrollier-
samt 36 frische Brennelemente vom Typ GNF2
ten Zone des KKM.
ein. Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur
Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt. Be-
freigegebene und den Qualitätsanforderungen
reits zum neunten Mal wurde eine wasserlösliche
entsprechende Brennelemente geladen und alle
Platinverbindung in das Reaktorwasser einge-
Sicherheitsmassnahmen während des Brennele-
speist. Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zu-
42
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Blick in den geöffneten Reaktor. Foto: KKM.
gabe von Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten
tors ist die Ortsdosisleistung durch Direkt- und
im Reaktordruckbehälter vor Spannungsrisskorro-
Streustrahlung aus dem Maschinenhaus erhöht.
sion geschützt werden.
Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD), welche
Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen-
an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerkareals
schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten,
die Dosis messen, zeigten mit einem Jahreshöchst-
dass im KKM ein konsequenter und gesetzes-
wert von 1,6 mSv einschliesslich natürlicher Un-
konformer Strahlenschutz praktiziert wird.
tergrundstrahlung einen gegenüber dem Vorjahr
Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form
nahezu unveränderten Wert. Bei den quartals-
von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich
weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten
unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-
Messungen am Zaun des Kraftwerkareals wurden
ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven
ebenfalls keine signifikanten Veränderungen fest-
Abgaben mit dem Abwasser einschliesslich Tritium.
gestellt. Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strah-
Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kon-
lenschutzverordnung vorgegebenen Immissions-
trollmessungen von Abwasserproben sowie Iod-
grenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des
und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit
Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn-
den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den
und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für
tatsächlich über die Abluft und das Abwasser ab-
andere Bereiche wurden eingehalten. Für detail-
gegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das
liertere Angaben zur radiologischen Situation in-
ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevöl-
nerhalb und ausserhalb der Anlage Mühleberg
kerung in der Umgebung des KKM unter konserva-
wird auf den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI
tiven, das heisst ungünstigen Annahmen. Die be-
verwiesen.
rechneten Dosen betragen rund 0,004 mSv für Erwachsene und für Zehnjährige sowie 0,005 mSv für Kleinkinder und liegen somit deutlich unter
2.5 Radioaktive Abfälle
dem quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Die Dosis-
Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmässig
leistungs-Messsonden des vom ENSI betriebenen
aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-
Messnetzes in der Umgebung des Werkes (MADUK)
und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-
zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöh-
elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus
ten Werte. Im Nahbereich eines Siedewasserreak-
dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
43
tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und
der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radioakti-
den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.
ven Abfälle des KKM sind in einem von allen
Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle
schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-
8) war im Berichtsjahr mit 38 m3 leicht niedriger als
tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass
im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehr-
die Information über Menge, Lagerort und radiolo-
jährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen
gische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.
Niveau.
Ein wichtiges Element bei der Minimierung der
Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,
radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung
kampagnenweise konditioniert und anschliessend
von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im
zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen un-
KKM wurden im Berichtsjahr insgesamt 33,6 t Ma-
konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen
terial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-
Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-
B04 freigemessen.
wahrt. Ihr Bestand ist mit 45 m gering. Brennbare
Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen
Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Behand-
und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente
lung in der Plasma-Anlage der Zwilag bereitgestellt
finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.
3
und dorthin transportiert. Weitere Rohabfälle wurden ebenfalls an die Zwilag zur Behandlung in der dortigen Konditionierungsanlage abgegeben.
2.6 Notfallbereitschaft
Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM die Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle
Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl-
Verfahren liegen die gemäss Kernenergieverord-
tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-
nung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen be-
ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,
hördlichen Typengenehmigungen vor. Im Berichts-
geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-
jahr wurden die anfallenden Betriebsharze mit der
gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-
Verfestigungsanlage des KKM in drei Kampagnen
gung der Anlage hat das KKM die Notfallbereit-
konditioniert.
schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.
Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-
Das ENSI hat im November 2013 an der Werksnot-
mässig in das werkseigene Zwischenlager eingela-
fallübung MALEDIVEN die Notfallorganisation be-
gert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazitäten des
obachtet und beurteilt. Für die Übung wurde an-
zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der
genommen, dass infolge eines Kurzschlusses an
jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine
der Hauptkühlwasserpumpe ein Ölfass im Pum-
meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien
penhaus in Brand geriet und anschliessend eine
Abluftfilterraum. Foto: KKM.
44
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Stromschiene ausfiel. Durch den Brand fielen zu-
zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der
dem beide Hauptkühlwasserpumpen aus. Als
praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator
Folge der fehlenden Hauptwärmesenke erfolgte
und besteht in einer Demonstration der Anwen-
eine Reaktorschnellabschaltung. Aufgrund des zu-
dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-
sätzlichen Ausfalls beider Hilfskühlwasserpumpen
pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zu-
standen für die Wärmeabfuhr nur noch die Kühl-
sammengestellt.
wassersysteme SUSAN A und B zur Verfügung.
Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des
Wegen des Brands auf dem Areal und des damit
Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des
verbundenen Ausfalls von Systemen wurde ge-
Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-
mäss Notfallreglement der Notfall deklariert und
trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-
der Notfallstab aufgeboten. Das KKM hat Ausbil-
genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-
dungsbedarf für das Personal des Notfallstabs und
lungsschulung am Simulator, die allgemeine
Optimierungsmöglichkeiten bei der Nutzung des
Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen
Arbeitsraums des Notfallstabs identifiziert.
und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der
Aufgrund seiner Übungsbeobachtung kam das
Inspektion das Dokumentationskonzept der Aus-
ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der
bildung des nicht zulassungspflichtigen Personals
Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKM ver-
sowie die Ausbildung des Fremdpersonals auf Ein-
fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-
haltung der Vorgaben der VAPK und der Richtlinie
eignete Notfallorganisation.
ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungsprogramm
Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die
erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.
Notfallkommunikationsmittel für den Kontakt zu externen Stellen betriebsbereit sind. Das ENSI löste ferner im KKM ohne Voranmeldung einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-
2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung
barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde.
Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Stellungnahme zur Ende 2010 eingereichten Periodischen Sicher-
2.7 Personal und Organisation
heitsüberprüfung (PSÜ) des KKM veröffentlicht. Zu den Aspekten des Langzeitbetriebs hatte das ENSI bereits Ende 2012 eine Sicherheitstechnische Stel-
Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand des
lungnahme publiziert, die eine Reihe von Nachrüst-
KKM mit 345 Personen gegenüber dem Vorjahr
und Nachweisforderungen enthielt als Vorausset-
(2012: 345) nicht verändert. Die Personalfluktua-
zung für einen Langzeitbetrieb über 40 Jahre
tion erreichte im Jahr 2013 einen Stand, welcher
hinaus und für weitere 10 Betriebsjahre. Die Nach-
auf einen bedeutenden Verlust an werksspezifi-
rüstforderungen betrafen folgende Auslegungs-
schem Wissen und Erfahrung hinweist. Das KKM
schwächen:
hat 2013 keine grösseren organisatorischen Ände-
Die Kühlmittelversorgung für das Notstand-
rungen vorgenommen.
system weist keine diversitäre Alternative zur
Das Managementsystem des KKM besitzt eine gül-
Kühlwasserentnahme aus der Aare auf.
tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO
Im KKM steht bei eingesetzter Dammplatte kein
9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der
gegen Erdbeben und Überflutung ausreichend
Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-
geschütztes System zur Brennelementbecken-
sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen
kühlung zur Verfügung.
die Anforderungen.
Die Sicherheitssysteme auf der Ebene -11 m des
Im Berichtsjahr wurde die Leitung der Abteilung
Reaktorgebäudes sind nicht konsequent räum-
Projekte neu besetzt.
lich getrennt.
Zwei Reaktoroperateure und drei Schichtchefs des
In seiner Ende 2013 publizierten Sicherheitstech-
KKM legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprü-
nischen Stellungnahme zur PSÜ kam das ENSI
fung unter Aufsicht des ENSI mit Erfolg ab. Zulas-
zum Schluss, dass das KKM die Anforderungen für
sungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-
den laufenden Betrieb im Wesentlichen erfüllt. Es
schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen
stellte jedoch punktuellen Verbesserungsbedarf
Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-
fest. Dieser betraf Wiederholungsprüfungen, die
nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und
Alterungsüberwachung, die Zuverlässigkeit der
ENSI Aufsichtsbericht 2013
45
Wasserstoffmessung zur Überwachung der für den
das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbe-
Normalbetrieb erforderlichen Rekombinatoren des
wertungs-Matrix zu folgenden zusammenfassen-
Abgassystems, die weitere Reduktion der Abgaben
den Beurteilungen:
radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser, die Vermeidung von Ansammlungen von Radiolysegas in den Abblaseleitungen der Sicherheits- und Entlastungsventile, die Zuverlässigkeit sicherheitstechnisch klassierter Sicherheitsventile, technische Störfallanalysen, Erdbebennachweise, Sicherheitsbeurteilungen der Bauwerke, radiologische Analysen von Auslegungsstörfällen, probabilistische Sicherheitsanalysen, technische Entscheidungshilfen für das Unfallmanagement, anlageninterne Notfallmassnahmen zur Überwachung des Brennelementbeckens sowie zur Einspeisung von Wasser in das Brennelementbecken, das Löschwasserrückhaltekonzept sowie verschiedene im Rahmen der OSART-Mission festgestellte betriebliche Aspekte. Das ENSI stellte übergeordnet fest, dass zum Zeit-
Sicherheitsbewertung 2013 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge
punkt der Einreichung der PSÜ-Unterlagen keine umfassende Langzeitstrategie und kein Langzeit-
Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Ins-
betriebsprogramm vorlagen.
pektionsergebnisse, Vorkommnisse, Sicherheitsin-
Mit dem Entscheid der BKW vom 29. Oktober
dikatoren noch PSÜ-Forderungen eine Bedeutung
2013, auf einen unbefristeten Langzeitbetrieb des
für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene
Kernkraftwerks Mühleberg zu verzichten und das
Zellenbewertungen begründet, die in die Katego-
KKM im Jahr 2019 endgültig ausser Betrieb zu
rien A (Abweichung) und höher gehören. Die auf-
nehmen, ist eine neue Situation geschaffen wor-
geführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln
den. Das Nachrüstprogramm DIWANAS, welches
2.1 bis 2.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl
das KKM in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet
der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen
hatte, wird nicht umgesetzt. Anstelle des Projek-
oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu-
tes DIWANAS sind andere Massnahmen zu reali-
tung.
sieren, um einen ausreichenden Sicherheitsgebis Ende Juni 2014 vorzulegenden Konzepte ent-
Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
scheiden, ob die geplanten Massnahmen für den
Aufgrund eines Kontaktfehlers konnte einer der
Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg bis
vier Weitbereichsdetektoren der Neutronen-
2019 genügen.
flussmessung nicht eingefahren werden.
winn zu erreichen. Das ENSI wird auf Grund der
Ein wegen einer Ölleckage am hydraulischen
2.9 Sicherheitsbewertung
Steuerelement eines Speisewasserregelventils durchgeführter Funktionstest führte zu einer schnellen Leistungsreduktion
2.9.1 Detaillierte Bewertung
An einem Standrohr des Wasserabscheiders im RDB wurden vier gebrochene Befestigungsrip-
Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-
pen festgestellt.
hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebenen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-
Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare
Aufgrund eines Fehlers bei der Durchführung
Sicherheit. Zusätzlich berücksichtigte das ENSI jene
von Kritikalitätstests nach dem Abfahren der
verbesserungsbedürftigen Punkte, die Anlass zu
Anlage zur Jahresrevision und vor dem Entladen
Forderungen in der sicherheitstechnischen Stel-
des Reaktorkerns, kam es zu einer Reaktor-
lungnahme zur PSÜ KKM 2010 gaben. Dabei kam
schnellabschaltung.
46
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Eine Fehlhandlung bei der Störungsbehebung
Die unter Ebene 2 genannten Ausfälle einer
nach einem Test des Abfahrkühlsystems führte
Messstelle für die Dosisleistung in der Abluft
zum Ausfall einer Reaktorumwälzpumpe und
aus dem Reaktorgebäude waren auch für die
einer schnellen Leistungsreduktion.
Ebene 3 von Bedeutung.
Ursache der oben genannten Fehlhandlung war
Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-
die unklare Kommunikation bei der Störungs-
tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-
behebung.
net worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie
Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
folgt aus:
Ein fehlerhaftes Relais führte zu einem Ausfall der Edelgas-, Iod- und Aerosolmessung im Kamin. Die unter Ebene 1 genannte Störung eines Weitbereichsdetektors ist auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte Ölleckage am hydraulischen Steuerelement eines Speisewasserregelventils ist auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Zweimal führte ein defekter Strom/FrequenzWandler zum Ausfall einer Messstelle für die
Sicherheitsbewertung 2013 KKM: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen
Dosisleistung in der Abluft aus dem Reaktorgebäude.
Ebene 3, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
2.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben
Für eine thermische Limite des Reaktorkerns be-
hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-
stand eine falsche Vorgabe.
dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die
Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-
Im Zwischenkühlwassersystem kam es im SU-
bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.
SAN-Gebäude zu einer Tropfleckage.
Da die Auslegungs-Vorgaben des KKM die
Das fehlerhafte Öffnen eines Schalters der
Minimalanforderungen und den Stand auslän-
380-V-Eigenbedarfsanlage führte zur Unver-
discher Anlagen desselben Typs übertreffen, be-
fügbarkeit eines Strangs des Abfahr- und Torus-
wertet das ENSI die Sicherheit des KKM
kühlsystems und eines Strangs des Notabluft-
hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.
grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-
systems. Das Fehlverhalten eines thermischen Überstrom-
Betriebs-Vorgaben
relais führte zur Unverfügbarkeit einer Division
Das ENSI beurteilt den Fehler einer thermischen
des alternativen Niederdruckkernsprühsystems.
Limite des Reaktorkerns als Abweichung mit ei-
Während des Anfahrens der Anlage nach der
ner geringen Bedeutung für die nukleare Si-
Jahresrevision 2013 wurde eine Steuerluftle-
cherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die
ckage im Bereich eines pneumatischen Vorsteu-
Sicherheit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorga-
erventils eines Sicherheits- und Abblaseventils
ben als gut.
festgestellt. Die unter Ebene 1 genannte Störung eines
Zustand und Verhalten der Anlage
Weitbereichsdetektors ist auch für die Ebene 3
Das ENSI beurteilt die Störung eines Weitbe-
von Bedeutung.
reichsdetektors, den Fehler im Bereich eines hydraulischen Steuerelements eines Speisewasserregelventils, die Befunde am Wasserabscheider im RDB, den Ausfall der Edelgas-, Iod- und
ENSI Aufsichtsbericht 2013
47
Aerosolmessung im Kamin, die beiden Ausfälle einer Messstelle für die Dosisleistung in der Abluft aus dem Reaktorgebäude, die Tropfleckage im Zwischenkühlwassersystem, die Unverfügbarkeit eines Strangs des Abfahr- und Toruskühlsystems und eines Strangs des Notabluftsystems, die Unverfügbarkeit einer Division des alternativen Niederdruckkernsprühsystems sowie die Steuerluftleckage im Bereich eines pneumatischen Vorsteuerventils eines Sicherheits- und Abblaseventils als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Aufgrund der geringen Bedeutung der einzelnen Abweichungen bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage insgesamt als gut.
Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt den Fehler bei der Durchführung eines Kritikalitätstests nach dem Abfahren der Anlage zur Jahresrevision, die Fehlhandlung bei der Störungsbehebung nach einem Test des Abfahrkühlsystems und die in diesem Zusammenhang festgestellte unklare Kommunikation als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.
48
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Kernkraftwerk Gösgen. Foto: ENSI.
3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick
985 MW elektrischer Nettoleistung. Die Modernisierung der Turbogeneratorgruppe im Revisions-
Im Betriebsjahr 2013 verlief der Volllastbetrieb im
stillstand 2013 hat zu einer Wirkungsgradverbes-
Kernkraftwerk Gösgen (KKG) weitgehend stö-
serung geführt. Die elektrischen Nennleistungen
rungsfrei und ohne Reaktorschnellabschaltung. Die
(brutto und netto) werden 2014 auf Basis der An-
umfangreiche Modernisierung der Turbogenerator-
lagedaten bei unterschiedlichen meteorologischen
gruppe führte zu einem längeren Stillstand der An-
Bedingungen neu festgelegt. Weitere Daten der
lage als in den Vorjahren. Weiter kam es beim Hoch-
Anlage sind in den Tabellen 1 und 2 des Anhangs
fahren danach aufgrund von Störungen im Bereich
zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions-
des neuen Generators zu Unterbrüchen in der Ener-
schema einer Druckwasserreaktor-Anlage. Im Be-
gieproduktion. Das ENSI stellt fest, dass die bewil-
richtsjahr waren im KKG 2013 sieben meldepflich-
ligten Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2013
tige Vorkommnisse zu verzeichnen, welche das
immer eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die
ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES alle
Sicherheit des KKG im Jahr 2013 hinsichtlich Ausle-
der Stufe 0 zuordnete.
gungs-Vorgaben und hinsichtlich Betriebs-Vorga-
Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 127 Ins-
ben als hoch sowie hinsichtlich Zustand und Verhal-
pektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver-
ten der Anlage und hinsichtlich Zustand und
langte das ENSI Verbesserungen und überwachte
Verhalten von Mensch und Organisation als gut.
deren Umsetzung. Der Revisionsstillstand dauerte
Das KKG, welches seinen Betrieb im Jahr 1979
vom 4. Mai bis 2. Juli 2013. Er war der längste in
aufnahm, ist eine Druckwasserreaktor-Anlage mit
der Geschichte des KKG und geprägt durch die
ENSI Aufsichtsbericht 2013
49
Einbau eines Steuerelements. Foto: KKG.
umfangreichen Arbeiten im Zusammenhang mit
vierten die kerntechnische Grundlagenausbildung
der Modernisierung der Turbogeneratorgruppe.
an der Reaktorschule des PSI erfolgreich.
Während der Revision kam es kurzzeitig zu einer vollständigen Trennung von der externen Stromversorgung. Durchgeführt wurden neben den
3.2 Betriebsgeschehen
üblichen Revisionsarbeiten auch umfangreiche Wiederholungsprüfungen. Dabei wurden keine
Das Kernkraftwerk Gösgen erreichte im Berichts-
Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb
jahr eine Arbeitsausnutzung von 74,7% und eine
entgegenstehen. Die Messwerte der kontinuierli-
Zeitverfügbarkeit von 74,1%. Zeitverfügbarkeit
chen Überwachung der Primärkühlmittelaktivität
und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre sind
zeigten keine Anzeichen für Brennstabdefekte.
#E ^#';A H -KA'+?=+``=M :#+ U#G%=9+A)L'IKAa+#= -+A
Die Strahlendosen im Revisionsstillstand und im
Anlage war hauptsächlich durch den langen Revi-
Verlauf des ganzen Betriebsjahres zeichneten sich
sionsstillstand sowie zwei Reparaturen am neuen
durch eine tiefe Kollektivdosis aus. Die Dosisgrenz-
Generator bedingt, siehe Kap. 3.3.2.
werte der Strahlenschutzverordnung für beruflich
Die ausgekoppelte Prozesswärme für die Versor-
strahlenexponierte Personen wurden eingehalten.
gung der zwei nahe gelegenen Kartonfabriken be-
Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung
lief sich auf 153,1 GWh.
lagen unter den behördlich festgelegten Grenz-
Zur Durchführung von geplanten Funktionsprü-
werten. Die dadurch verursachten zusätzlichen
fungen oder auf Anforderung des Lastverteilers er-
Strahlendosen für die Bevölkerung sind verglichen
folgten kurzzeitige Leistungsabsenkungen.
mit der natürlichen Strahlenexposition unbedeu-
Im Berichtsjahr waren sieben meldepflichtige Vor-
tend.
kommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI alle auf
Der Anfall radioaktiver Rohabfälle lag innerhalb
der internationalen Ereignisskala INES der Stufe 0
der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem
zuordnete. Für die systematische Sicherheitsbe-
niedrigen Niveau.
wertung wird auf Kap. 3.9 verwiesen, für die risi-
Das KKG hat im Berichtsjahr keine grösseren An-
kotechnische Beurteilung auf Kap. 10.
passungen seiner Organisation vorgenommen. Im
Im Rahmen des Inspektionsprogramms der
Berichtsjahr legten zwei Pikettingenieure und zwei
Brennelemente wurden am 21. Mai 2013 Mate-
Reaktoroperateure ihre Zulassungsprüfung mit Er-
rialabträge an den Abstandhalterecken eines
folg ab. Zwei Reaktoroperateur-Anwärter absol-
Brennelements festgestellt. Eine Beschädigung
50
ENSI Aufsichtsbericht 2013
von Brennstabhüllrohren war nicht zu verzeich-
externen Stromversorgung, was bei abgeschal-
nen und auch keine Aktivitätsfreisetzung. Das
tetem Generator ein Notstromfall ist. Der Reak-
Inspektionsprogramm wurde erweitert und
torschutz startete auslegungsgemäss die Not-
Nachbarpositionen auf weitere Schäden unter-
stromdieselgeneratoren der Stränge 1 bis 3
sucht. Das diagonal benachbarte Brennelement
sowie die beiden Notstandsdieselgeneratoren.
zeigte ähnliche Schäden. Die betroffenen Brenn-
Der Strang 4 war noch freigeschaltet. Durch die
elemente wurden von einem Wiedereinsatz
laufenden Dieselgeneratoren war die Span-
zurückgestellt und zu einem späteren Zeitpunkt
nungsversorgung der 6-kV-Notstromschienen
repariert. Ein Wiedereinsatz ohne Reparatur
und der zugehörigen 380-V-Notstromschienen
hätte zu Hüllrohrschäden und lokaler Überhit-
sowie der 380-V-Schienen im Notstandsge-
zung führen können. Als Ursache ermittelt
bäude sichergestellt. Zum Zeitpunkt des Vor-
wurde Reibverschleiss (Fretting). Dieser ent-
kommnisses war der Reaktor entladen. Die
steht, wenn die Brennelemente während des
Brennelemente befanden sich im Brennele-
Betriebs im Reaktor aufgrund unterschiedlicher
mentbecken des Reaktorgebäudes. Die Schicht-
Durchbiegung in Kontakt stehen und durch das
mannschaft überwachte die Zuschaltung der
durchströmende Kühlmittel in Vibrationsbewe-
Verbraucher auf die Notstromschienen und
gungen versetzt werden.
stellte gemäss Betriebsvorschriften die Wärme-
Vor der geplanten Umsetzung der Lagergestelle
abfuhr aus dem Brennelementbecken sicher.
im externen Nasslager wurde am 30. Mai 2013
Der Betriebsgrenzwert für die Beckentempera-
an einer unbesetzten Lagerposition ein verbo-
tur wurde jederzeit eingehalten. In der Folge
genes Einführungsblech festgestellt. Die Einfüh-
wurde die 220-kV-Zuleitung wieder einge-
rungsbleche dienen der Führung der Brenn-
schaltet, wobei die Schutzeinrichtungen eines
elemente beim Beladen der Absorberschächte.
der beiden 220-kV-Transformatoren ansprachen
Die Absorberbleche des betroffenen Schachtes
und der 220-kV-Leistungsschalter sofort wieder
zeigten keinerlei Beschädigungen. Das Einführungsblech wurde wahrscheinlich durch Abset-
Einbau eines Vorkühlers am Kondensator. Foto: KKG.
zen eines Brennelementes verbogen, was insbesondere die Spuren auf dem Blech nahelegen. Deshalb wurde der Fuss des Brennelements, welches bis November 2012 dort eingelagert war, visuell untersucht. Es ergab sich kein Befund. Auf eine Reparatur des Einführungsblechs wurde verzichtet, da die Beladung des Schachts nicht beeinträchtigt wird und das Blech keine Absorberfunktion hat. Der SVTI-N hat diesem Verzicht zugestimmt. Während des Revisionsstillstands war der Strang 4 der internen Stromversorgung zeitweise für Revisionsarbeiten
freigeschaltet.
Nach
Ab-
schluss der Arbeiten sollte dieser rückgeschaltet werden. Dabei wurde am 7. Juni 2013 an einem unter Spannung stehenden 10-kV-Schalter versehentlich ein Erdungsschalter betätigt, so dass im betroffenen Strang auf der 10-kV-Ebene ein Erdschluss entstand. Zu diesem Zeitpunkt war die Einspeisung vom 400-kV-Netz wie geplant für Wartungsarbeiten ausser Betrieb. Die Stromversorgung erfolgte ab der 220-kV-Einspeisung. Der Erdschluss führte auslegungsgemäss zu einer Trennung vom 220-kV-Netz. Nun standen gleichzeitig die Einspeisungen vom 220-kV-Netz und vom 400-kV-Netz nicht zur Verfügung. Dies bedeutete eine vollständige Trennung von der
ENSI Aufsichtsbericht 2013
51
52
öffnete. Es zeigte sich, dass der betroffene
systems über ein Beckenablaufventil ins Brenn-
Transformator beim Erdschluss beschädigt wor-
elementbecken gelangte. Ursache war ein
den war. Nach insgesamt etwas weniger als
Montagefehler im Revisionsstillstand 2012. Die
zwei Stunden wurde der nicht betroffene
Dichtung wurde ersetzt. Die Funktion des Not-
220-kV-Transformator wieder mit Spannung
und Nachkühlsystems sowie die Kühlung des
versorgt, worauf die Notstromdieselgenerato-
Brennelementbeckens wären auch unter der
ren der Stränge 1 und 2 sowie die Notstanddie-
konservativen Annahme eines vollständigen
selgeneratoren ausser Betrieb genommen wer-
Versagens des betroffenen Ventils durch die re-
den konnten. Der Notstromdieselgenerator im
dundanten Stränge jederzeit sichergestellt ge-
Strang 3 blieb noch bis zur Rückschaltung der
wesen.
400-kV-Einspeisung am 11. Juni 2013 in Be-
Am 17. Juli 2013 führte die Schichtmannschaft
trieb. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte die gesamte
eine periodische Reaktorschutzprüfung durch,
Stromversorgung wieder vom 400-kV-Netz. Am
bei der es zu einer Fehlbedienung kam. Der Re-
19. Juni 2013 wurde der defekte 220-kV-Trans-
aktor war zu diesem Zeitpunkt für die Reparatur
formator durch den Reservetransformator er-
des Generators abgeschaltet, kalt und unter-
setzt, womit die 220-kV-Einspeisung wieder un-
kritisch. Die Nachwärmeleistung war aufgrund
eingeschränkt zur Verfügung stand.
der vorhergehenden langen Revisionsabstellung
Im Revisionsstillstand wurde am 20. Juni 2013
mit rund 2 MW sehr gering. Die Fehlbedienung
das Regelverhalten der Notspeiseregelung über-
führte zu einem wenige Minuten dauernden
prüft. Beim Testlauf einer der vier Notspeisepum-
Spannungsausfall an einer der vier Notstrom-
pen zeigte sich eine Erwärmung des Wassers in
schienen. Auslegungsgemäss startete automa-
der Mindestmengenleitung. Das Freilauf-Rück-
tisch der entsprechende Notstromdieselgenera-
schlagventil, das die Mindestmenge freigibt,
tor. Da sich dessen Schalter zu diesem Zeitpunkt
wurde ausgebaut und inspiziert, wobei sich her-
in Teststellung befand, konnte er die betroffene
ausstellte, dass ein Hebel nach der letzten Ins-
Schiene nicht versorgen. Da aufgrund der aus-
pektion falsch montiert worden war. Die sicher-
sergewöhnlich geringen Nachwärmeleistung
heitstechnische Aufgabe des Notspeisesystems
nur ein Nachkühlstrang für die Kernkühlung in
ist die Bespeisung der Dampferzeuger, um bei
Betrieb war und dieser von der betroffenen Not-
Anforderung die Nachzerfallswärme des Reak-
stromschiene vorsorgt wurde, war die Nach-
tors über die Dampferzeuger abzuführen. Ne-
kühlung unterbrochen. Wegen der sehr gerin-
ben dem vierfach redundanten Notspeisesystem
gen Nachwärmeleistung stand für Eingriffe der
verfügt das KKG mit dem zweifach redundanten
Schichtmannschaft viel Zeit zur Verfügung. Die
Notstandsspeisesystem über ein weiteres System
Spannungsversorgung der ausgefallenen Not-
für die Notbespeisung der Dampferzeuger. Im
stromschiene und die Nachkühlung wurden
vorliegenden Fall hat der Montagefehler dazu
nach wenigen Minuten wieder hergestellt. Die
geführt, dass die Mindestmenge in der betroffe-
Inbetriebnahme eines anderen Nachkühlstrangs
nen Notspeisepumpe während des Tests zeit-
wäre jederzeit möglich gewesen. Der Span-
weise nicht gefördert wurde, was zu einer unzu-
nungsausfall führte auslegungsgemäss zur Ab-
lässigen Erwärmung des Wassers führte. Nach
schaltung des Abgassystems. Dabei sprach der
korrekter Montage des Hebels konnte der Test-
Motorschutz des Antriebs einer Gebäudeab-
lauf erfolgreich durchgeführt werden. Eine Prü-
schlussarmatur an und die Armatur verblieb in
fung der Mindestmengenventile der anderen
Offenstellung. Bei der anschliessenden Über-
drei Notspeisepumpen, der Notstandspeisepum-
prüfung des Motorschutzes zeigte sich kein
pen sowie der An- und Abfahrpumpen mittels
Fehlverhalten. Ebenso verlief die Funktionsprü-
Durchstrahlungsprüfung zeigte die korrekte Ein-
fung der betroffenen Gebäudeabschlussarma-
baulage des Hebels.
tur erfolgreich. Die Fehlfunktion wird daher als
Bei der Erhöhung des Drucks im Primärkreislauf
zufälliger Einzelfehler eingestuft. Die Absper-
auf 31 bar am Ende des Revisionsstillstands
rung der betroffenen Rohrleitung wäre bei einer
wurde am 27. Juni 2013 ein langsamer Anstieg
Anforderung des Gebäudeabschlusses durch
des Wasserniveaus im Brennelementbecken des
die in Reihe liegende zweite Armatur sicherge-
Reaktorgebäudes festgestellt. Eine defekte
stellt gewesen.
Dichtung hatte dazu geführt, dass Kühlmittel
Am 24. Juli 2013 wurden beim Anfahren der
aus einem Strang des Not- und Nachkühl-
Anlage nach der Reparatur des Generators
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Ausbau des Rotors. Foto: KKG.
die Betriebsgrenzen des Spannungsreglers am
3.3 Anlagetechnik
neuen Generator eingestellt. Diese Betriebsgrenzen dienen dem Schutz des Generators.
3.3.1 Revisionsarbeiten
Dafür wurde die Anlage gemäss einem vorher festgelegten Versuchsprogramm gefahren, das
Aufgrund der umfangreichen Arbeiten zur Mo-
bei verschiedenen, konstanten Wirkleistungen
dernisierung der Turbogeneratorgruppe, siehe
eine Variation der Blindleistung in einem vorbe-
Kap. 3.3.2, dauerte der Revisionsstillstand vom
stimmten Bereich vorschrieb. Ein noch nicht op-
4. Mai bis zum 2. Juli 2013. Während dieser Zeit
timal eingestelltes Schutzrelais am neuen Gene-
wurden geplante Tätigkeiten wie Brennelement-
rator führte bei einer Wirkleistung von 75% zu
wechsel und Brennelementinspektionen, Inspek-
einer Abschaltung des Spannungsreglers. Die
tionen elektrischer und mechanischer Einrichtun-
Anlage reagierte auslegungsgemäss mit einer
gen, zerstörungsfreie Prüfungen, wiederkehrende
Turbinenschnellabschaltung und einer Reduk-
Funktionsprüfungen an Komponenten und Syste-
tion der Reaktorleistung auf 30% durch Ein-
men sowie Instandhaltungs- und Änderungsarbei-
wurf von Steuerstäben. Die reduzierte Frisch-
ten durchgeführt.
dampfmenge wurde wie vorgesehen direkt in
Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen
den Kondensator geleitet. Nach Abklärung der
an mechanischen Komponenten waren Ultraschall-
Ursache konnte der Generator nach rund einer
prüfungen der Mischnähte an den Druckrohren
Stunde wieder in Betrieb genommen werden.
der Steuerstabantriebe und den Kerninstrumentie-
Die Anlage wurde anschliessend gemäss An-
rungsrohren, Wirbelstromprüfungen der Gewinde-
fahrprogramm auf Volllast gefahren. Die ur-
sacklöcher und Schraubenbolzen am Reaktor-
sprünglich auch für den 24. Juli 2013 vorge-
druckbehälter, Ultraschallprüfungen an Behälter-
sehene Variation der Blindleistung bei 100%
und Stutzennähten eines Dampferzeugers sowie
Wirkleistung wurde am 10. September 2013
die Dichtheitsprüfung des Primärcontainments.
erfolgreich durchgeführt.
Folgende Prüfungen sind hervorzuheben:
Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der
Am Deckel des Reaktordruckbehälters wurden
vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2
erstmalig an den Druckrohren die Mischnähte
dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-
der Steuerstabantriebe und die Stutzenmisch-
gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in
nähte der Kerninstrumentierungsrohre mecha-
Tabelle 4.
nisiert mit Ultraschall geprüft. Es wurden keine
ENSI Aufsichtsbericht 2013
53
bewertungspflichtigen Anzeigen festgestellt.
vier Jahre. Als Ziel der Dichtheitsprüfung gilt es
Das Prüfsystem war durch die Qualifizierungs-
aufzuzeigen, dass die Funktion des Sicherheits-
stelle ZfP Schweiz qualifiziert worden.
abschlusses jederzeit gewährleistet ist und die
Am Reaktordruckbehälter wurden die 52
Leckage die festgesetzten Grenzen unter Stör-
Flanschgewinde der Sacklöcher mechanisiert
fallbedingungen nicht überschreitet. Die Prü-
mit einem qualifizierten Wirbelstromverfahren
fung wurde mit zertifiziertem Personal durch-
geprüft, ebenso die ausgebauten Schrauben-
geführt. Die Durchführung und Auswertung
bolzen. An drei Gewindesacklöchern und acht
wurde vom Nuklearinspektorat des SVTI über-
Bolzen wurde je eine bewertungspflichtige An-
wacht. Es traten keine Beanstandungen auf. Die
zeige festgestellt. Die Analyse ergab keine Hin-
Grenzwerte für die Dichtheit des Primärcontain-
weise auf Risse. Die Anzeigen wurden als zuläs-
ments wurden eingehalten.
sig bewertet.
Die umfangreichen Prüfungen im Bereich Leittech-
An einem der Dampferzeuger wurden an
nik zeigten einen guten Zustand. Im Hinblick auf
zwei Behälter- und zwei Stutzennähten manu-
den geplanten Austausch der Leittechnik (Projekt
elle Ultraschallprüfungen durchgeführt. Dabei
LETA) wurden diverse Vorbereitungsarbeiten aus-
wurde ein modernes Phased-Array-Prüfver-
geführt.
fahren eingesetzt. Das Prüfsystem ist durch
Im Bereich der Starkstromtechnik wurde der Strang
die Qualifizierungsstelle qualifiziert worden. Es
3 des elektrischen Eigenbedarfs einer Grossrevision
wurden keine bewertungspflichtigen Anzeigen
unterzogen. Dabei wurde auch der rotierende
festgestellt. Weitere visuelle Prüfungen, Mag-
Umformer zur Versorgung der gesicherten 380-V-
netpulver- und Farbeindringprüfungen an Füh-
Schiene gegen statische Wechselrichter ausge-
rungs- und Tragpratzen sowie Eintritts-, Aus-
tauscht und die 24-V-Gleichrichter ersetzt. Die
tritts- und Abschlämmstutzen ergaben keine
24-V-Gleichrichter und der rotierende Umformer
bewertungspflichtigen Befunde.
wurden auch im Strang 4 ausgetauscht. Damit
Die Dichtheitsprüfung des Primärcontainments
wurde der Ersatz der rotierenden Umformer und
wird im KKG gemäss der aktuellen Bauvor-
der 24-V-Gleichrichter abgeschlossen. Die Gleich-
schrift KTA 3405 durchgeführt und erfolgt alle
richter zur Versorgung der 220-V-Gleichstromverteilungen wurden in allen vier Redundanzen ersetzt, ebenso die 220-V-Gleichrichter zur Versor-
Reinigen einer Turbine. Foto: KKG.
gung des Steuerstabsystems. Im Notstandgebäude wurden die Messumformer der 380-V-Drehstromsammelschienen ersetzt. Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden vom ENSI beaufsichtigt. Es ergaben sich keine Befunde, die einem sicheren Betrieb entgegenstehen. Die durchgeführten Prüfungen haben insgesamt den guten Zustand der mechanischen sowie der elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen bestätigt.
3.3.2 Anlagenänderungen Im Berichtsjahr wurden folgende Anlageänderungen durchgeführt: Die Turbogeneratorgruppe wurde modernisiert. Alle drei Niederdruckturbinen und Kondensatoren sowie der Generator wurden ersetzt. Mit den verbesserten Komponenten kann bei unveränderter thermischer Reaktorleistung eine höhere elektrische Leistung erzielt werden. Bei der Inbetriebnahme des neuen Generators nach
54
ENSI Aufsichtsbericht 2013
dem Revisionsstillstand kam es zu mehreren
WAU- und 4 Uran-Brennelemente in den Reaktor-
Störungen. Zu hohe, durch einen Herstellungs-
kern geladen, der damit im 35. Betriebszyklus ins-
fehler verursachte Schwingungen des Rotors er-
gesamt 173 WAU- und 4 Uran-Brennelemente ent-
forderten eine Reparatur, die einen dreiwöchi-
hält.
gen Betriebsunterbruch im Juli 2013 zur Folge
Im Rahmen der Geradheitsmessungen wurden an
hatte. Im August 2013 musste die Anlage für
zwei Brennelementen Materialabträge an den Ab-
die Behebung einer Dichtölleckage erneut für
standhalterecken festgestellt (vgl. Kap. 3.2).
zwei Wochen abgefahren werden. Das melde-
Bei umfangreichen Inspektionen der übrigen Stan-
pflichtige Vorkommnis bei der Inbetriebnahme
dard-Brennelemente mit verschiedenen Standzei-
mit Turbinenschnellschluss und Reduktion der
ten wurden bezüglich des Brennelement- und
Reaktorleistung ist in Kap. 3.2 beschrieben. Der
Brennstabwachstums sowie der Brennelementver-
ausgebaute Generator wird revidiert und da-
biegung auslegungsgemässe Zustände festge-
nach als Reserve im KKG gelagert.
stellt. Die untersuchten Hüllrohre von Teststäben
Die fünf Mischnähte der Sprühleitungen des
aus dem Material M5 und die Standard-Hüllrohre
Druckhalters wurden neu geschweisst. Die neuen
wiesen nur geringe, den Erfahrungen entspre-
Mischnähte wurden mit einem Schweisslagen-
chende, Oxidschichtdicken auf.
aufbau gefertigt, der innen (wasser-/dampfseitig)
Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur-
eine austenitische Oberfläche ermöglicht. Die Ar-
den während des Revisionsstillstands mittels Wir-
beiten wurden durch den SVTI-N überwacht. Die
belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen
abschliessenden Prüfungen ergaben keine unzu-
und Beschädigungen untersucht. Bei einem Steuer-
lässigen Anzeigen.
element der ersten Nachlieferung, das 19 Stand-
Die mit je einer Absperrarmatur versehenen
zeiten im Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt
Hochdruck-Leckageleitungen der Hauptkühl-
worden. Es wurde vorsorglich ausgetauscht und
mittelpumpen führen in eine Sammelleitung,
kommt nicht mehr zum Einsatz. Alle anderen
die ihrerseits in den Volumenausgleichsbehälter
Steuerelemente befanden sich in einem ausle-
des Volumenregelsystems führt. Durch den Ein-
gungsgemässen Zustand. Im 35. Betriebszyklus be-
bau einer motorbetätigten Absperrarmatur in
finden sich 39 Steuerelemente aus Nachlieferun-
diese Sammelleitung wurde eine redundante
gen sowie 9 aus der Erstausstattung im Reaktor.
Absperrmöglichkeit geschaffen. Die Stromver-
Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKG
sorgung der neuen Absperrarmatur erfolgt
neue Brennelemente und Steuerstäbe verwendet,
durch eine andere Redundanz als diejenige der
die den Qualitätsanforderungen für einen sicheren
Absperrarmaturen der einzelnen Hochdruck-
Betrieb entsprechen und nur bestrahlte Brenn-
Leckageleitungen. Damit wird diese Absper-
elemente und Steuerstäbe mit defektfreien Hüll-
rung, welche Teil des Primärkreis-Abschlusses
rohren in den Reaktor einsetzt.
im Notstandsfall ist, auch beim Ausfall eines der
Im Berichtszeitraum 2013 wurde der Reaktorkern
beiden Notstandnotstromdiesels sichergestellt.
auslegungsgemäss und im bewilligten Rahmen be-
Im Hinblick auf den Austausch der Leittechnik
trieben. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen
(Projekt LETA) wurden Vorbereitungsarbeiten
Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der
ausgeführt. Diese umfassten den Austausch
Kernauslegungsberechnung überein. Die Betriebs-
von Steuerkabeln im Bereich der Steuerstabre-
grenzen wurden eingehalten.
gelung sowie vorbereitende Anpassungen in der Notstandsnotspeiseregelung, im Reaktorschutzsystem, der Dampferzeuger-Niveaumes-
3.4 Strahlenschutz
sungen und der Turbinenregelung. Im Kalenderjahr 2013 betrug die Kollektivdosis im
3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern
KKG 671 Pers.-mSv. Die höchste im KKG registrierte Individualdosis war 9,2 mSv. Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung für beruflich
Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl-
strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr
mittel liessen den Schluss zu, dass im 34. Betriebs-
wurde unterschritten.
zyklus (2012/2013) keine Brennstab-Hüllrohr-
Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands
defekte mit Aktivitätsfreisetzung aufgetreten sind.
wurden 602 Pers.-mSv akkumuliert, geplant waren
Während des Revisionsstillstands wurden 32 frische
551 Pers.-mSv. Es wurden weder Personenkonta-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
55
minationen, die nicht mit herkömmlichen Mitteln
genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss
entfernt werden konnten, noch Inkorporationen
Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungsmesssonden
über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverord-
des vom ENSI betriebenen Messnetzes (MADUK) in
nung festgestellt.
der Umgebung des Werks zeigten keine durch den
Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr
Betrieb der Anlage erhöhten Werte. Die EDIS-Dosi-
sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Do-
meter (Environmental Direct Ion Storage Dosi-
sierung von Zink in den Primärkreis wirkt sich auf
meter) registrierten keine signifikante Erhöhung
den Dosisleistungspegel und die akkumulierten
gegenüber der Untergrundstrahlung. Bei den quar-
Dosen positiv aus. Im Durchschnitt lag die Dosis-
talsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten
leistung an ausgewählten Primärkomponenten um
Messungen an der Umzäunung des KKG wurden
56% unter dem Wert, der vor Beginn der Zink-
ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen-
dosierung im Jahr 2005 ermittelt worden war. Im
über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die
Vergleich zum Vorjahrswert (48% unter dem Wert
nach Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutz-
von 2005) wurde damit eine weitere Reduktion
verordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte
erreicht.
für Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksare-
Die radiologische Situation aufgrund des immer
als von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-
noch erhöhten Trampurananteils im Kreislauf als
räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche
Folge der Brennelementdefekte in vergangenen
wurden eingehalten. Für detaillierte Angaben zur
Jahren erforderte auch in der Revision 2013 ergän-
radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb
zende Schutzmassnahmen. Eine Zutrittsbegren-
der Anlage Gösgen wird auf den Strahlenschutzbe-
zung für das gesamte Containment wurde dieses
richt 2013 des ENSI verwiesen.
Jahr nur noch beim Abheben des RDB-Deckels angeordnet. Die Luftkontamination konnte rasch mit Hilfe der verbesserten Spülluftanlage gesenkt
3.5 Radioaktive Abfälle
werden. Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen
Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmässig
davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter
aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Ab-
und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert
gas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle
wird. Der Personalbestand im Strahlenschutz war
stammen aus dem Austausch von Komponenten
ausreichend.
bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-
Für detaillierte Angaben zur radiologischen Situa-
nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-
tion innerhalb und ausserhalb des KKG wird auf
materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-
den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI verwie-
len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 21 m3
sen.
leicht höher als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich
Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form
innerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite
von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich
auf einem niedrigen Niveau.
unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-
Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,
ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die Abgabe ra-
kampagnenweise konditioniert und anschliessend
dioaktiver Stoffe mit dem Abwasser ohne Tritium.
zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen un-
Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-
konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen
Abgaben des KKG betrugen rund 26% des Jahres-
Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-
grenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchge-
wahrt. Ihr Bestand ist mit 38 m3 gering. Brennbare
führten Kontrollmessungen von Abwasserproben
und schmelzbare Rohabfälle wurden im Berichts-
sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben eine gute
jahr für die Behandlung in der Plasma-Anlage der
Übereinstimmung mit den vom KKG gemeldeten
ZWILAG bereitgestellt und dorthin transportiert.
Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die
Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG
Abluft und das Abwasser abgegebenen radioakti-
die Bituminierung von Harzen und Konzentraten
ven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für
sowie die Zementierung von nicht brenn- oder
Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung
schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle ange-
des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen
wendeten Verfahren liegen die gemäss Kernener-
Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für
gieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderli-
Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und lie-
chen behördlichen Typengenehmigungen vor. Im
gen damit deutlich unterhalb des quellenbezo-
Berichtsjahr wurden Harze in Bitumen verfestigt.
56
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Stator auf einem Tieflader. Foto: KKG.
Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-
3.6 Notfallbereitschaft
mässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazitäten des
Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewälti-
zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der
gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-
jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine
ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,
meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien
geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-
der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radioakti-
gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-
ven Abfälle des KKG sind in einem von allen
gung der Anlage hat das KKG die Notfallbereit-
schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-
schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.
tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass
Das ENSI hat im November 2013 anlässlich der ers-
die Information über Menge, Lagerort und radio-
ten Werksnotfallübung GRISU mit Schwerpunkt
logische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.
Feuerwehreinsatz die Notfallorganisation beob-
Ein wichtiges Element bei der Minimierung der ra-
achtet und beurteilt. In der Übung wurde die Ex-
dioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von
plosion eines Isolators des Blocktransformators
Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKG
unterstellt. Durch die Explosion fing der Block-
7;A-+E #_ >+A#G%=?!K%A H$O( = VK=+A#K` '+_P?? -+E
transformator Feuer. Nach dem automatischen
Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen.
Turbinenschnellschluss folgten wegen fehlender
Im Frühjahr 2013 fanden vier innerbetriebliche
Spannungsversorgung durch das 220-kV-Netz eine
Transporte von insgesamt 48 abgebrannten Brenn-
automatische Reaktorschnellabschaltung und das
elementen aus dem Brennelementbecken des Re-
Anlaufen der Notstromdiesel. Durch starken Wind
aktorgebäudes ins externe Nasslager des KKG
verursachter Funkenwurf setzte auch das Werk-
statt.
stattgebäude in Vollbrand. Mehrere Verletzte so-
Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen
wie eine in Panik geratene Besuchergruppe muss-
und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente
ten betreut werden. Die Experten der kantonalen
finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.
Aufsichtsbehörde (Solothurnische Gebäudeversicherung, Abteilung Feuerwehr) beurteilten die Betriebsfeuerwehr. Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der
ENSI Aufsichtsbericht 2013
57
Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKG ver-
lagenspezifische Grundausbildung, die Wieder-
fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-
holungsschulung am Simulator, die allgemeine
eignete Notfallorganisation.
Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen
Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-
und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der
munikationsmittel für den Kontakt zu externen
Inspektion das Dokumentationskonzept der Aus-
Stellen betriebsbereit sind.
bildung des nicht zulassungspflichtigen Personals
Das ENSI löste ferner im KKG ohne Voranmeldung
sowie die Ausbildung des Fremdpersonals auf Ein-
einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-
haltung der Vorgaben der VAPK und der Richtlinie
barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie
ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungsprogramm
ENSI-B11 bestätigt wurde.
erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.
3.7 Personal und Organisation
3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung
Im Berichtsjahr hat das KKG den Personalbestand auf 515 Personen erhöht (Ende 2012: 503), was
Die Abarbeitung der Forderungen aus der sicher-
mit dem Personalbedarf für laufende und geplante
heitstechnischen Stellungnahme des ENSI zur
Projekte sowie mit den Einarbeitungszeiten neuer
Periodischen Sicherheitsüberprüfung 2008 des
Mitarbeiter und dem Know-how-Transfer zusam-
Kernkraftwerks Gösgen erfolgt termingerecht. Im
menhängt. Das KKG hat 2013 keine grösseren or-
Kapitel 10 sind die Arbeiten aufgeführt, welche im
ganisatorischen Änderungen vorgenommen.
Bereich der PSA durchgeführt wurden.
Das Managementsystem des KKG besitzt eine gültige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO 9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der
3.9 Sicherheitsbewertung
Regelungen im Managementsystem zur Qualitätssicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen
3.9.1 Detaillierte Bewertung
die Anforderungen. Im Berichtsjahr bestanden zwei Reaktoroperateur-
Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-
Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern-
hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-
technischen Grundlagenausbildung an der Reak-
nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-
torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für
gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte
die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-
von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-
prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung
ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Si-
vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-
cherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zel-
nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-
len der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden
werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und
zusammenfassenden Beurteilungen:
Strahlenschutz. Zwei Reaktoroperateure und zwei Pikettingenieure des KKG legten ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung
Sicherheitsbewertung 2013 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge
Betrieb durchgeführt. Gegenstand waren die an-
58
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-
Im Zusammenhang mit der unter Ebene 2
spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-
bezüglich des Zustands und Verhaltens von
heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen
Mensch und Organisation erwähnten Reaktor-
hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-
schutzprüfung kam es auch zur Unverfügbar-
tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei-
keit einer Abschlussarmatur des Sicherheitsge-
chung) und höher gehören. Die aufgeführten
bäudes.
Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 3.1 bis 3.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.
Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Ein Montagefehler an einem Mindestmengen-
Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
ventil führte zur unter Zustand und Verhalten der Anlage bewerteten Erwärmung des Was-
Abstandhalter zweier Brennelemente wiesen
sers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe.
Beschädigungen auf, welche ohne vorherige
Die unter Ebene 1 genannte Fehlbedienung eines
Reparatur beim Einsatz in einem nachfolgenden
Erdungsschalters ist auch für die Ebene 3 von
Zyklus zu Hüllrohrschäden und lokaler Überhit-
Bedeutung.
zung hätten führen können.
Die unter Ebene 2 genannte Fehlhandlung wäh-
An einem Lagergestell im externen Nasslager
rend einer Reaktorschutzprüfung ist auch für
wurde ein verbogenes Einführungsblech festge-
die Ebene 3 von Bedeutung.
stellt. Durch die Undichtigkeit eines Ventils gelangte Kühlmittel aus dem Not- und Nachkühlsystem in das Brennelementbecken.
Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die unter Ebene 3 genannte unzulässige Er-
Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
wärmung des Wassers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe führte über ein erhöhtes Ausfallrisiko der Pumpe zu einer geringfügigen Risi-
Die Fehlbedienung eines Erdungsschalters führte
koerhöhung (ICCDP zwischen 10-8 und 10-6).
bei abgestellter Anlage zu einer vollständigen
Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-
Trennung von der externen Stromversorgung.
tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-
Das Vorgehen bei einem Versuch zur Einstellung
net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-
des Spannungsreglers des neuen Generators
ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie
führte ungeplant zu einer schnellen Leistungs-
folgt aus:
reduktion.
Ebene 2, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Fehlhandlung während einer Reaktorschutzprüfung führte bei abgestellter Anlage zu einem Ausfall der Nachkühlung des Reaktorkerns und der Brennelementbecken-Kühlung sowie zur Anforderung eines NotstromdieselGenerators.
Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Sicherheitsbewertung 2013 KKG: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen
Während eines Versuchs wurde eine unzulässige Erwärmung des Wassers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe festgestellt. Die unter Ebene 1 genannte Undichtigkeit eines Ventils ist auch für die Ebene 3 von Bedeutung.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
59
3.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben
Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Fehlbedienung eines Er-
Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben
dungsschalters, das Vorgehen bei einem Ver-
hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-
such zur Einstellung des Spannungsreglers des
dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus
neuen Generators, die Fehlhandlung während
dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die
einer Reaktorschutzprüfung sowie den Monta-
Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-
gefehler an einem Mindestmengenventil als
grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-
Abweichungen mit einer geringen Bedeutung
bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.
für die nukleare Sicherheit. Entsprechend be-
Da die Auslegungs-Vorgaben des KKG die Mini-
wertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsicht-
malanforderungen und den Stand ausländi-
lich Zustand und Verhalten von Mensch und Or-
scher Anlagen desselben Typs übertreffen und
ganisation als gut.
die nach dem Unfall von Fukushima vorgenom-
Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit
menen Überprüfungen die grosse Robustheit
vollumfänglich gewährleistet.
der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich AuslegungsVorgaben als hoch.
Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.
Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Beschädigungen von Abstandhaltern zweier Brennelemente, das verbogene Einführungsblech an einem Lagergestell, die Undichtigkeit eines Ventils, die Erwärmung im Bereich einer Notspeisepumpe und die damit verbundene Risikoerhöhung sowie die Unverfügbarkeit einer Abschlussarmatur des Sicherheitsgebäudes als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Aufgrund der geringen Bedeutung der einzelnen Abweichungen bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage insgesamt als gut.
60
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Kernkraftwerk Leibstadt. Foto: ENSI.
4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick
Während die Anlage im Zyklus 29, seit Dezember 2012 mit einem Brennelementschaden betrieben
Das Betriebsjahr 2013 war im Kernkraftwerk
wurde, ist im Zyklus 30 bis Ende des Berichtsjahres
Leibstadt (KKL) durch einen weitgehend ungestör-
kein Brennelementschaden aufgetreten.
ten Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest,
Der Revisionsstillstand 2013 dauerte 25 Tage. In
dass das KKL die bewilligten Betriebsbedingungen
dieser Zeit wurden verschiedene routinemässige
immer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die
Instandhaltungsarbeiten und Inspektionen an diver-
Sicherheit des KKL im Jahr 2013 hinsichtlich Aus-
sen Komponenten, Systemen und elektro- und leit-
legungs-Vorgaben, Betriebs-Vorgaben sowie Zu-
technischen Einrichtungen durchgeführt. Zu den
stand und Verhalten von Mensch und Organisation
Schwerpunkten der diesjährigen Revision gehör-
als hoch. Hinsichtlich Zustand und Verhalten der
ten unter anderem die Arbeiten zur Installation
Anlage bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL
einer störfallfesten Instrumentierung für die Brenn-
als gut.
elementbecken, der Ersatz von Signalumformern
Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage, die
im Bereich der Notsteuerstellen, die umfassende
ihren kommerziellen Betrieb im Jahr 1984 auf-
Revision einer Grundwasserpumpe im Bereich des
nahm. Die elektrische Nettonennleistung beträgt
Notstandssystems und der Ersatz der Wellen bei
1220 MW. Weitere Daten sind in den Tabellen 1
zwei Speisewasserpumpen. Weiterhin erfolgten
und 2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt
Optimierungen und Anpassungen im Zusammen-
das Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-
hang mit der kontinuierlichen Verbesserung und
Anlage.
Modernisierung der Gesamtanlage.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
61
Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-
geteilt. Für die systematische Sicherheitsbewer-
nung für beruflich strahlenexponierte Personen
tung wird auf Kap. 4.9 verwiesen, für die risiko-
wurden stets eingehalten.
technische Beurteilung auf Kap. 10.
Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung
Nach Abschluss von Instandhaltungsarbeiten
lagen deutlich unter den behördlich festgelegten
während des Betriebs wurde die Dichtheit des
Grenzwerten. Die dadurch verursachten zusätzli-
Sekundärcontainments am 20. April 2013 mit
chen Strahlendosen für die Bevölkerung sind ver-
Hilfe eines Strangs des Notabluftsystems über-
glichen mit der natürlichen Strahlenexposition un-
prüft. Der verlangte Unterdruck stellte sich ver-
bedeutend.
zögert ein. Ursache war eine fehlerhafte Soll-
Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im
werteinstellung zweier Regelarmaturen. Nach
mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen
Erreichen des verlangten Unterdrucks erwies
Niveau.
sich der durch von der Summe der Leckagen
Das ENSI führte in allen Fachgebieten 92 Inspektio-
des Sekundärcontainments abhängige Luftvo-
nen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI
lumenstrom als zu gross. Verschiedene kleinere
Verbesserungsmassnahmen und überwachte de-
Undichtigkeiten an der Containmentgrenze
ren Umsetzung.
waren der Grund. Sie wurden innerhalb der in
Acht Reaktoroperateure, sieben Schichtchefs und
der Technischen Spezifikation vorgeschriebe-
ein Pikettingenieur bestanden ihre Zulassungsprü-
nen Frist behoben. Nachdem auch die Sollwerte
fung. Sieben Reaktoroperateur-Anwärter absol-
der betroffenen Regelarmaturen korrigiert wor-
vierten die theoretische Grundausbildung an der
den waren, konnte die Dichtheit des Sekundär-
Reaktorschule des Paul Scherrer Instituts erfolg-
containments am 2. Mai 2013 erfolgreich nach-
reich.
gewiesen werden. Die zwei Kreisläufe des Reaktorumwälzsystems
4.2 Betriebsgeschehen
fördern das Kühlmittel durch den Reaktorkern und dienen der Leistungsregelung. Am 20. Juni 2013 fuhr das Umwälzmengen-Regelventil in
Das KKL verzeichnete in seinem 29. Betriebsjahr
einem Kreislauf ausgehend von 48% Öffnung
eine Arbeitsausnutzung von 90,9% und eine Zeit-
unerwartet zu. Die Schichtmannschaft stoppte
verfügbarkeit von 93,0%. Die Zeitverfügbarkeit
das Zufahren bei 32% Öffnung durch einen
und die Arbeitsausnutzung der letzten 10 Jahre
Handeingriff. Das Schliessen des Ventils be-
sind im Anhang in Figur 1 dargestellt.
wirkte eine Reduktion der thermischen Reaktor-
Weiter erfolgten mehrere geplante Lastreduktio-
leistung um etwa 8% der Nennleistung und
nen für Steuerstabmusteranpassungen und Prü-
führte zu unterschiedlichen Durchflüssen in den
fungen der Frischdampfisolationsventile.
beiden Umwälzkreisläufen. Durch Umschalten
Während der Sommermonate musste die Reaktor-
von automatischer auf manuelle Regelung und
leistung infolge hoher Umgebungstemperaturen
teilweises Schliessen des Regelventils im ande-
an einigen Tagen um wenige Prozente reduziert
ren Umwälzkreislauf konnten die Durchflüsse
werden.
innerhalb der von der Technischen Spezifikation
Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 2. bis zum
gegebenen Frist angeglichen werden. Durch-
27. September 2013 zum Revisionsstillstand abge-
flussabweichungen von mehr als 5% sind wäh-
stellt. Während des Anfahrens wurde die Leistung
rend maximal zwei Stunden zulässig, da sie zu
zur Behebung einer Ölleckage an einem der drei
Vibrationen der Strahlpumpen im RDB führen
Erregertransformatoren des Generators reduziert
können. Ursache für das fehlerhafte Schliessen
und der Generator vom Netz getrennt. Nach der
des Ventils war ein Defekt in einem Steuergerät.
Reparatur wurde die Anlage am 29. September
Nach dessen Austausch wurde die automati-
2013 wieder mit dem Netz synchronisiert. Volllast
sche Durchflussregelung wieder eingeschaltet
wurde am 1. Oktober 2013 erreicht. Als Ursache
und die Anlage auf Volllast gefahren. Es wurden
für die Leckage wurde eine fehlerhafte innere Ver-
keine thermischen Betriebsgrenzen des Reak-
drahtung einer Messstelle festgestellt, die zu einer
torkerns verletzt. Ein ähnliches Vorkommnis
lokalen Überhitzung geführt hatte.
trat im KKL bereits im Jahre 2010 auf. Mit den
Im Berichtsjahr 2013 waren sieben meldepflichtige
neuen frequenzgesteuerten Umwälzpumpen
Vorkommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der
(vgl. Kap. 4.3.2) werden die Umwälzmengen-
Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu-
Regelventile entfallen.
62
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Aufgrund einer im Hauptkommandoraum angezeigten Störmeldung wurde am 10. August 2013 ein nicht funktionsfähiger Schalter einer Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems festgestellt. Das Vergiftungssystem ist ein redundantes Abschaltsystem, das beim Versagen der Steuerstäbe angefordert würde. Bei einer umgehenden Kontrolle des betroffenen Einschubs wurde eine defekte Steuersicherung gefunden und ausgetauscht. Der zweite Strang des Vergiftungssystems war permanent verfügbar. Die vollständige Betriebsbereitschaft des Vergiftungssystems wurde anschliessend mit einem Systemfunktionstest nachgewiesen. Bei der Untersuchung der Ursache für die aufgetretene Störmeldung konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen der defekten Steuersicherung und der sporadisch aufgetretenen Störmeldung festgestellt werden. Der betroffene Einschub des Schaltanlagenschranks wurde in der Jahresrevision ausgetauscht. Während des Abfahrens der Anlage zum ReviTurbinengruppe. Foto: KKL.
sionsstillstand kam es am 2. September 2013 zu einem unerwarteten Öffnen einer Überdrucksicherung (Druckstosstür) im oberen Bereich des
durch die anderen Strahlpumpen kompensiert.
Dampftunnels. Die Überdrucksicherung dient
Der Weiterbetrieb der Anlage bis zur Jahresrevi-
im Fall eines Leitungsbruches im Dampftunnel
sion war zulässig. Als Ursache für die Durch-
dem Schutz vor einem Versagen der Gebäude-
flussabweichung konnte in der Jahresrevision
strukturen als Folge eines sprunghaften Druck-
2013 eine fehlerhaft montierte Verdrehsiche-
anstieges. Nach dem Abscheren des Schliess-
rung einer Speisewasser-Rückschlagarmatur
bolzens bei einem Überdruck von 34 mbar
festgestellt werden. Die Verdrehsicherung ein-
erfolgt eine gezielte Druckentlastung ins Ma-
schliesslich der zu sichernden Mutter war durch
schinenhaus. Eine Ursachenabklärung ergab,
den Speisewasserstrom in Richtung des RDB
dass der Schliessbolzen der Überdrucksicherung
transportiert worden, was zur teilweisen Ver-
nicht ordnungsgemäss eingerastet war. Daher
stopfung der Strahlpumpe geführt hatte. Die
verursachte ein geringer Druckanstieg, der beim
Verdrehsicherung hatte sich gelöst, weil sie bei
Schliessen der Frischdampfisolationsventile beim
Instandhaltungsarbeiten im Jahre 2012 nicht
Abfahren der Anlage systembedingt durch in-
ordnungsgemäss eingebaut worden war. Das
aktive Steuerluft auftrat, ein Öffnen der Über-
Vorkommnis hatte nur eine geringe sicherheits-
drucksicherung. Da im Normalbetrieb der An-
technische Bedeutung, weil sich im betroffenen
lage im betroffenen Gebäudebereich ein Unter-
Speisewasserstrang zwei weitere redundante
druck besteht, wurde die Überdrucksicherung
Absperrarmaturen befinden. Der Fremdkörper
durch die Druckdifferenz stets geschlossen ge-
verursachte auf seinem Weg in die Strahlpumpe
halten. Während des Offenstehens der Tür
keine mechanischen Schäden. Die Meldung an
stellte sich auslegungsgemäss eine Strömung
das ENSI erfolgte am 9. September 2013.
aus dem Maschinenhaus in den Dampftunnel
Bei der Durchführung eines zweimonatlichen
ein. Nach 23 Minuten wurde Tür wieder ge-
Funktionstests am 12. November 2013 wurde
schlossen. Der Schliessbolzen wurde vorsorglich
festgestellt, dass ein Einlassventil für die An-
ausgetauscht.
steuerung eines Steuerstabes nicht öffnete. Die
Im Verlaufe des Betriebszyklus 29 wurde festge-
Abschaltfunktion des Steuerstabes blieb den-
stellt, dass es zu einer Durchflussverminderung
noch gewährleistet, weil durch das gleichzeitige
in einer Strahlpumpe des Reaktorumwälzkreis-
Öffnen eines weiteren Ventils der Steuerstab in-
laufs gekommen war. Diese Verminderung wurde
folge des anstehenden Systemdruckes aus dem
ENSI Aufsichtsbericht 2013
63
Reaktordruckbehälter im Anforderungsfall ein-
hörden, die Freigabe zum Einsatz von Natriumhy-
geschossen worden wäre. Bei der Durchfüh-
pochlorit erteilt, welches in gelöster Form auch als
rung des zweimonatlichen Funktionstest wird
Javelwasser bekannt ist. Involviert waren damals
ausschliesslich die Gängigkeit der Ein- und Aus-
das Bundesamt für Gesundheit BAG, das Bundes-
lassventile getestet, ohne das es zu einem tat-
amt für Umwelt BAFU, die Kantone Aargau, Basel-
sächlichen Verfahren der Steuerstäbe kommt.
Stadt und Basel-Landschaft sowie das Landratsamt
Die Vorgaben der Technischen Spezifikation
Waldshut. Der Biozideinsatz wurde zunächst bis
wurden eingehalten. Die Ursache für die Fehl-
März 2013 befristet und im Verlaufe des Jahres
funktion des Einlassventils wird im Revisionsstill-
zweimal verlängert. Angesichts der nicht optima-
stand 2014 untersucht. Im Zuge der Ursachen-
len Wirksamkeit wurde beschlossen, das Verfahren
analyse wurden Mängel bei der Instandhaltung
durch eine effizientere und umweltfreundlichere
der Einlassventile festgestellt, die jedoch in kei-
Methode zu ersetzen.
nem ursächlichen Zusammenhang mit dem Vor-
Im Dezember 2013 hat das ENSI, ebenfalls unter
kommnis stehen.
Einbezug der genannten Fachstellen, die Freigabe
Aufgrund einer automatischen Alarmmeldung
zum versuchsweisen Einsatz von Chlordioxid zur
im Hauptkommandoraum wurde am 28. No-
Desinfektion des KKL-Hauptkühlwassers bis zur
vember 2013 festgestellt, dass im Notstand-
Jahreshauptrevision im August 2014 erteilt. Das
system ein Speisegerät in einem Steuerschrank
Chlordioxid wird dabei vor Ort erzeugt. Über das
ausgefallen war. Die betroffene Division des
weitere Vorgehen wird aufgrund der Versuchser-
Notstandsystems wurde konservativ als Ganzes
gebnisse entschieden.
für nicht verfügbar erklärt. Ursache war der Ausfall einer Sicherung in einer Spannungsüberwachungsbaugruppe. Da sich dieser Bau-
4.3 Anlagetechnik 2013
gruppentyp mit nur zwei Ausfällen in 30 Jahren bei gut 100 eingesetzten Geräten als sehr
4.3.1 Revisionsarbeiten
zuverlässig erwiesen hat, ist von einem zufälligen Einzelfehler auszugehen. Es gibt keine
Während des Revisionsstillstands in der Zeit vom
Anzeichen für eine echte Auslösung der Siche-
2. September bis 27. September 2013 wurden ge-
rung durch zu hohen Strom. Die betroffene
plante Instandhaltungsarbeiten wie Inspektionen
Baugruppe wurde innerhalb der von der Tech-
an mechanischen und elektrischen Einrichtungen,
nischen Spezifikation gesetzten Frist aus-
zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen sowie wie-
getauscht. Die Funktionsbereitschaft des Not-
derkehrende Funktionsprüfungen und Begehun-
standsystems war durch die redundante Division
gen an Komponenten und Systemen durchgeführt.
jederzeit gewährleistet.
Nachfolgend werden davon einige der sicherheits-
Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der
technisch wichtigen erläutert:
vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2
Mehrere Stutzen am Reaktordruckbehälter wur-
dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-
den mechanisiert mit Ultraschall und Wirbel-
gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in
strom geprüft. Dabei ergaben sich keine unzu-
Tabelle 4.
lässigen Befunde. Die jährliche visuelle Prüfung der Einbauten im
Legionellen
Reaktordruckbehälter wurde gemäss Prüfvor-
Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im
schrift durchgeführt. Dabei wurde auch der oben
Herbst 2010 Bakterien des Typs legionella pneu-
erwähnte Fremdkörper in einer Strahlpumpe
mophila festgestellt. Die Werte im Wasser der
gefunden und geborgen. An der betroffenen
XL%`=;A_=K??+ `K'+E 7#+-+A%C`= ;_ -#+ HJJ JJJ
Strahlpumpe wurden keine Beschädigungen
koloniebildende Einheiten pro Liter Wasser. Legio-
festgestellt.
nellen sind die Verursacher der unter Umständen
An 21 Durchdringungen und 22 Isolationsarma-
tödlichen Legionärskrankheit. In regelmässigen Ab-
turen des Containments wurden Dichtigkeits-
ständen wurden die Mitarbeitenden des KKL über
prüfungen durchgeführt. Die Anforderungen der
den Zustand des Hauptkühlwassers und über die
Technischen Spezifikation wurden erfüllt. Das
notwendigen Schutzmassnahmen informiert.
KKL unterzog 50 Sicherheitsventile einer Funk-
Bereits im Jahre 2012 hatte das ENSI, gestützt auf
tionsprüfung. Wo nötig wurden die Armaturen
die Beurteilungen der jeweils zuständigen Fachbe-
revidiert.
64
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Im Revisionsstillstand 2013 wurden zahlreiche An-
neben ist ein Bürogebäude im Bau, welches auch
lageänderungen vorgenommen:
ein neues Personalrestaurant beinhaltet.
Zur Überwachung der Umwälzpumpen während des Betriebs hat das KKL drei strahlenbeständige Videokameras installiert.
4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern
Die Steuerungs- und Umschaltlogiken im Bereich der Hilfsdampfumformer, der Vorwärmer-
Im Verlauf des 29. Zyklus (2012/2013) liessen Akti-
Kondensatpumpen und des Steuerflüssigkeits-
vitätsfreisetzungen im Primärkreislauf eindeutig
systems im Maschinenhaus wurden verbessert.
auf einen Brennelementschaden schliessen. Mittels
Im Hauptkommandoraum sowie im Simulator
Teleskop-Sipping während der Jahreshauptrevision
wurde eine Grossbildanzeige mit drei Bildschir-
2013 wurde ein Brennelement des Typs SVEA-96
men für das Anlageinformationssystem instal-
Optima2 mit zwei Standzeiten als defekt identifi-
liert und so die Visualisierung der Anlagepara-
ziert. Beim weiteren Vollkern-Sipping wurden zwei
meter verbessert.
weitere Defekte gefunden. Betroffen waren ein
Im Hinblick auf die Installation der störfallfesten
weiteres Brennelement dieses Typs sowie ein
Instrumentierung in den Brennelementbecken
Brennelement des Typs AREVA 10XM mit jeweils
zur Überwachung von Füllstand und Tempera-
fünf Standzeiten.
tur fanden Vorbereitungsarbeiten statt.
Die Klärung der Ursachen war Ende 2013 noch
Zwei Anlagen der unterbrechungsfreien Strom-
nicht abgeschlossen. Die bisherigen Untersuchun-
versorgung (USV) wurden alterungsbedingt er-
gen lieferten keinen Hinweis auf eine systemati-
setzt.
sche Ursache für die Brennelementschäden, wo-
Verschiedene nicht mehr lieferbare Signalum-
von sich das ENSI im Rahmen einer Inspektion
former wurden durch solche eines anderen Her-
überzeugt hatte. Die defekten Brennelemente ka-
stellers ersetzt.
men im 30. Zyklus nicht zum Einsatz.
Die Schreiber in den Notsteuerstellen wurden
Für den 30. Zyklus wurden insgesamt 100 frische
durch papierlose Geräte ersetzt. Die Schreiber
Brennelemente des Typs SVEA-96 Optima2 und
im Hauptkommandoraum wurden durch neue
acht frische Vorläuferbrennelemente des Typs
Zuordnungen von Messwerten und Einbauorte
ATRIUM 11 eingesetzt. Ausserdem wurden 13 Ori-
ergonomisch optimiert.
ginal-Equipment-Steuerstäbe durch frische Steuer-
An zwei der drei Speisewasserpumpen wurden
stäbe des Typs CR82M-1 ersetzt. Der Reaktorkern
die Hauptpumpenwellen und die Laufräder vor-
besteht aktuell aus 323 ATRIUM-10XM-, 309
beugend durch solche mit besserer Verschleiss-
SVEA-96-Optima2-, acht SVEA-96-Optima3- und
festigkeit ersetzt. Gleichzeitig wurden neu
acht ATRIUM-11-Brennelementen. Das ENSI hat
diamantbeschichtete Gleitringdichtungen ein-
sich davon überzeugt, dass das KKL nur frische
gesetzt. Bereits im Jahr 2011 war in einer Spei-
Brennelemente einsetzt, die den Qualitätsanforde-
sewasserpumpe versuchsweise eine diamant-
rungen für einen sicheren Betrieb entsprechen.
beschichtete Gleitrichtung eingebaut worden.
Im Jahr 2013 lagen die Schwerpunkte der Brenn-
Aufgrund der guten Betriebserfahrung, die eine
elementinspektionen auf dem Zustand von Brenn-
längere Einsatzdauer zeigt, wurden 2013 die
elementen der Typen SVEA-96 Optima2 und
anderen Pumpen nachgerüstet.
Optima3 sowie auf der Verteilung der Kastenver-
Im Kühlturm wurden eine zusätzlichen Feuer-
biegungen. Die gemessenen Werte für Brennstab-
löschleitung und ein zusätzlicher Notausstieg
wachstum, Kastenwachstum und Kastenverbie-
installiert, sowie die Absperrklappen der Win-
gung lagen im Auslegungsbereich. In Bezug auf
terringleitung mit elektrischen Antrieben aus-
Crud- und Oxid-Abplatzungen ergaben sich keine
gestattet.
Besonderheiten. Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern aus-
4.3.2 Anlageänderungen
legungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrieben worden. Die Ergebnisse der reaktor-
Die Bauarbeiten an der neuen Aktivlagerhalle für
physikalischen Messungen stimmten gut mit
kontaminierte Grosskomponenten wurden fortge-
den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnun-
setzt. Das Gebäude für die Frequenzumrichter der
gen überein. Es kam zu keiner Überschreitung von
geplanten neuen Reaktorumwälzpumpen wurde
thermischen Betriebsgrenzwerten.
im Berichtsjahr zum grossen Teil fertiggestellt. Da-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
65
Kommandoraum. Foto: KKL.
4.4 Strahlenschutz
Ventile zur Sekundäranlage konnte der Übertrag von Iod ins Maschinenhaus deutlich begrenzt wer-
Schutz des Personals
den.
Die während des Kalenderjahrs 2013 im KKL akku-
Trotz dieser Massnahmen wurden in der Sekundär-
_;`#+A=+ XC``+a=#9-C?#? I+=A;' H.&$ 6+A?MN_39M :#+
anlage neue Hot Spots entdeckt und punktuell hö-
höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug
here Dosisleistungen gemessen. Das KKL reagierte
8,9 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem
darauf mit Absperrungen und Kennzeichnung die-
Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte
ser Stellen und anschliessender Bergung bezie-
Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder
hungsweise Spülung. Es hat sich vorgenommen, in
Personenkontaminationen, die nicht mit her-
den kommenden Jahren mit gezielten Massnah-
kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten,
men Hot Spots zu vermeiden. Im Übrigen waren
noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge-
die radiologischen Arbeitsbedingungen während
mäss Dosimetrieverordnung festgestellt.
des Revisionsstillstands in der kontrollierten Zone
Die Dosisprognose für die gesamte Revision hatte
gut.
752 Pers.-mSv ergeben, tatsächlich gemessen wur-
Die Dosisleistungen an den Rezirkulationsschleifen
den 797 Pers.-mSv.
waren im Mittel gegenüber dem Vorjahr um 10%
Die Abgas- und Reaktorwasseranalysen vor der Re-
auf 1,62 mSv/h angestiegen. Ein solcher Anstieg
vision ergaben Hinweise auf Brennelement-Hüll-
war aufgrund der vor wenigen Jahren eingeführ-
rohrdefekte. Die daraufhin von KKL getroffenen
ten OLNC und der Co-60-Konzentration im Reak-
Massnahmen umfassten unter anderem eine lo-
torwasser während des Leistungsbetriebs erwartet
kale Leistungsreduktion, damit im betroffenen
worden und wurde in der Strahlenschutzplanung
Brennelement die Ausweitung des Primärschadens
berücksichtigt.
gehemmt und die Wahrscheinlichkeit für Sekun-
Trotz der Brennelementschäden sowie einigen we-
därschäden reduziert wird. Zudem hatte sich das
nigen ausserplanmässigen Arbeiten lag die tatsäch-
KKL entschieden, dieselbe Abfahrprozedur wie im
liche Dosis innerhalb der Planungsgenauigkeit von
Jahr 2012 anzuwenden. Hierbei wurde die Wasser-
± 10%. Die Kollektivdosisplanungen der einzelnen
stoffeinspeisung parallel zur Leistung herunterge-
Jobs sind in vielen Fällen sehr gut ausgefallen. Es
fahren und 10 Stunden vor Abschalten des Reak-
wurden oft nur geringe Abweichungen von den ge-
tors beendet. Durch frühzeitiges Schliessen der
planten Werten festgestellt. Beispielsweise sah die
66
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Strahlenschutzplanung für die Prüfung der Misch-
wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben
nähte an den RDB-N3-Stutzen 55 Pers.-mSv vor.
zur radiologischen Situation innerhalb und ausser-
Tatsächlich wurden 52 Pers.-mSv akkumuliert. Der
halb des KKL wird auf den Strahlenschutzbericht
Einsatz von Funkdosimetern bei Taucherarbeiten in
2013 des ENSI verwiesen.
der Druckabbaukammer sowie beim Austausch von Steuerstabantrieben hat sich positiv auf die radiolo-
4.5 Radioaktive Abfälle
gische Überwachung der Arbeiten ausgewirkt. Das ENSI stellte bei mehreren angemeldeten und
Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig
unangemeldeten Inspektionen fest, dass im KKL
aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-
ein konsequenter und gesetzeskonformer Strah-
und Fortluftreinigung und als verbrauchte Kern-
lenschutz praktiziert wird.
komponenten an. Weitere Abfälle stammen aus
Mit Verfügung vom 19. September 2013 hat das
dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-
ENSI die Personendosimetriestelle des KKL für wei-
tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und
tere fünf Jahre anerkannt.
den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.
Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form
Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle
von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich
8) war im Berichtsjahr mit 41 m3 niedriger als im
unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-
Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen
ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven
Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau.
Abgaben mit dem Abwasser ohne Tritium. Die Tri-
Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,
tium-Abgaben des KKL betrugen rund 7% des
kampagnenweise konditioniert und anschliessend
Jahresgrenzwertes. Die quartalsweise vom ENSI
zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen un-
durchgeführten Kontrollmessungen von Abwas-
konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen
serproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben
Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-
Übereinstimmung mit den vom KKL gemeldeten
wahrt. Ihr Bestand ist mit 16 m3 gering. Brennbare
Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die
und weitere Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für
Abluft und das Abwasser abgegebenen radioakti-
die Behandlung in der Plasma-Anlage der Zwilag
ven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für
bereitgestellt und dorthin transportiert.
Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung
Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die
des KKL unter konservativen, d. h. ungünstigen
Zementierung von Harzen und Konzentraten zum
Annahmen. Die Dosen betrugen rund 0,003 mSv
Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen
für Erwachsene, 0,004 mSv für Zehnjährige und
die gemäss Kernenergieverordnung und Richtlinie
0,007 mSv für Kleinkinder und liegen damit deut-
ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typenge-
lich unterhalb des quellenbezogenen Dosisricht-
nehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden ver-
werts von 0,3 mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-
brauchte Harze und Konzentrate in zwei Kampag-
G15. Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI
nen zementiert.
betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge-
Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-
bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb
mässig im werkseigenen Zwischenlager eingela-
der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines
gert. Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der
Siedewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch
Zwilag. Bei der jährlichen Inspektion des Lager-
Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen-
gutes wurden keine meldepflichtigen Befunde
haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter,
gemäss den Kriterien der Richtlinie ENSI-B03 fest-
die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks-
gestellt. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in
areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres-
einem von allen schweizerischen Kernanlagen
höchstwert von 1,5 mSv eine leichte Erhöhung
eingesetzten elektronischen Buchführungssystem
gegenüber dem Vorjahr(1,2 mSv). Bei den quar-
erfasst, so dass die Information über Menge, La-
talsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten
gerort und radiologische Eigenschaften jederzeit
Messungen an der Umzäunung des KKL wurden
verfügbar ist.
keine signifikanten Veränderungen festgestellt.
Ein wichtiges Element bei der Minimierung der ra-
Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-
dioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von
ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für
Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKL
Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals
wurden im Berichtsjahr insgesamt 47 t Material
von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-
gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 frei-
räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche
gemessen.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
67
Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen und
des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-
zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente fin-
B11 bestätigt wurde.
den sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.
4.6 Notfallbereitschaft
4.7 Personal und Organisation Im Berichtsjahr hat das KKL den Personalbestand
Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewälti-
weiter leicht auf 549 Personen erhöht (Ende 2012:
gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-
541), was mit dem Personalbedarf für laufende
ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,
und geplante Projekte sowie mit den Einarbei-
geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-
tungszeiten neuer Mitarbeiter und dem Know-
gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-
how-Transfer zusammenhängt. Zum 1. Januar 2013
gung der Anlage hat das KKL die Notfallbereit-
wurde die Abteilung Elektrotechnik reorganisiert.
schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.
Das ENSI hat sich im Rahmen seiner Aufsicht davon
Das ENSI hat im November 2013 anlässlich der
überzeugt, dass diese Reorganisation den Anfor-
Gesamtnotfallübung ODYSSEUS die Notfallorga-
derungen der Richtlinie ENSI-G07 genügt.
nisation beobachtet und beurteilt. Es wurde ein
Das Managementsystem des KKL besitzt eine gül-
auslegungsüberschreitendes Erdbeben unterstellt.
tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO
Die Kernkühlung konnte in der ersten Phase von
9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der
6 Stunden noch gewährleistet werden. Durch ein
Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-
weiteres auslegungsüberschreitendes Nachbeben
sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen
kam es zu einem vollständigen Verlust der Kern-
die Anforderungen.
und Containmentkühlung. Das Erreichen der
Im Berichtsjahr bestanden sieben Reaktoropera-
Kernoberkante mit der Gefahr eines Kernschadens
teur-Anwärter des KKL die Abschlussprüfung der
führte zur Auslösung des Kriteriums «RABE WAR-
kerntechnischen Grundlagenausbildung an der
NUNG». Die Abdeckung des Reaktorkerns führte
Reaktorschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung
zu einem Brennstoffschaden und bei Eintritt des
für die weitere Ausbildung und spätere Zulas-
Kernschmelzvorgangs wurde das Kriterium «RABE
sungsprüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbil-
ALLGEMEINER ALARM» erreicht. Der Druckanstieg
dung vermittelt die erforderlichen theoretischen
im Primärcontainment führte rund 6 Stunden nach
Kenntnisse auf den Gebieten der thermischen
dem Verlust der Kernkühlung zum Ansprechen der
Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik
Berstscheibe des gefilterten Druckentlastungs-
und Strahlenschutz.
systems. Aufgrund einer Leckstelle vor der Filteran-
Acht Reaktoroperateure, sieben Schichtchefs und
lage kam es zu einer ungefilterten Abgabe an die
ein Pikettingenieur des KKL legten im Berichtsjahr
Umgebung. Durch Accident-Management-Mass-
ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulas-
nahmen mit Ausrüstungen aus dem externen La-
sungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-
ger Reitnau konnte der Reaktorkern wieder ge-
schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen
kühlt und das Schmelzen beendet werden. Das
Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-
KKL und das ENSI haben Optimierungsmöglichkei-
nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und
ten bei der Übermittlung von Anlageparametern
zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der
bei Unverfügbarkeit der automatischen Daten-
praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator
übertragung und beim Informationsfluss von und
und besteht in einer Demonstration der Anwen-
zum externen Lager Reitnau identifiziert.
dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-
Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das
pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zu-
ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der
sammengestellt.
Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKL ver-
Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des
fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-
Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des
eignete Notfallorganisation.
Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-
Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-
trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-
munikationsmittel für den Kontakt zu externen
genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-
Stellen betriebsbereit sind.
lungsschulung am Simulator, die allgemeine
Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen
Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen
Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit
und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der In-
68
ENSI Aufsichtsbericht 2013
spektion das Dokumentationskonzept der Ausbil-
hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-
dung des nicht zulassungspflichtigen Personals so-
tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei-
wie die Ausbildung des Fremdpersonals auf
chung) und höher gehören. Die aufgeführten
Einhaltung der Vorgaben der VAPK und der Richtli-
Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 4.1 bis 4.7
nie ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungspro-
ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-
gramm erfüllt die Anforderungen der Richtlinie
verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar-
ENSI-B10.
rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.
4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung
Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Das fehlerhafte Schliessen eines Umwälzregelventils führte zu einer zu grossen Durchflussab-
Das ENSI hatte im Zusammenhang mit der im Jahre
weichung zwischen den beiden Umwälzkreis-
2006 eingereichten Periodischen Sicherheitsüber-
läufen.
prüfung eine Reihe von Forderungen erhoben. Der
Ein Montagefehler an einer Speisewasser-
grösste Teil der Forderungen wurde inzwischen er-
Rückschlagarmatur führte zu einem Fremd-
füllt. Im Kapitel 10 sind die Arbeiten aufgeführt,
körpereintrag in den Reaktorkühlkreislauf und
welche im Bereich der PSA durchgeführt wurden.
dadurch zur teilweisen Verstopfung einer Strahlpumpe.
4.9 Sicherheitsbewertung 4.9.1 Detaillierte Bewertung
Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Bei einer Funktionsprüfung öffnete ein Einlassventil für die Ansteuerung eines Steuerstabes
Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-
nicht, wodurch dieser Steuerstab für die Schnell-
hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-
abschaltfunktion als nicht verfügbar galt.
nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-
Der Ausfall eines Speisegeräts führte dazu, dass
gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte
eine Division des Notstandsystems als nicht ver-
von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-
fügbar galt.
ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:
Ebene 4, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Wegen eines fehlerhaften Schalters war eine Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems unverfügbar.
Integrität des Containments, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Aufgrund der fehlerhaften Sollwerteinstellung an zwei Regelarmaturen und verschiedener kleinerer Undichtigkeiten wies das Sekundärcontainment nach Instandhaltungsarbeiten nicht die geforderte Dichtheit auf. Infolge eines nicht ordnungsgemäss eingerasteten Schliessbolzens öffnete beim Abfahren der Anlage zum Revisionsstillstand eine ÜberdruckSicherheitsbewertung 2013 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge
sicherung des Dampftunnels, wodurch das Sekundärcontainment nicht mehr die geforderte Dichtheit aufwies.
Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen
ENSI Aufsichtsbericht 2013
69
Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala
Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Durchflussabweichung zwischen den beiden Umwälzkreisläufen, die
Der unter Ebene 3 genannte Fehler eines Ein-
teilweise Verstopfung einer Strahlpumpe, die
lassventils für die Ansteuerung eines Steuersta-
Nichtverfügbarkeit eines Steuerstabs für die
bes führte zu einer geringfügigen Risikoerhö-
Schnellabschaltfunktion und die dadurch be-
hung (ICCDP zwischen 10 und 10 ).
dingte Risikoerhöhung, die Nichtverfügbarkeit
-8
-6
Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-
einer Division des Notstandsystems sowie die
tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-
Nichtverfügbarkeit einer Boreinspeisepumpe
net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-
des Vergiftungssystems als Abweichungen mit
ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie
einer geringen Bedeutung für die nukleare Si-
folgt aus:
cherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.
Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit Sicherheitsbewertung 2013 KKL: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen
vollumfänglich gewährleistet.
4.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer Anlagen desselben Typs übertreffen und die nach dem Unfall von Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die grosse Robustheit der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als hoch.
Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.
70
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Zentrales Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen. Foto: ENSI.
5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischen-
beitung, das Lagergebäude für mittelaktive Abfälle
lager Würenlingen AG (Zwilag) umfasst mehrere
(MAA-Lager) und die Lagerhalle für schwach- und
Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan-
mittelaktive Abfälle (SAA-Lager). Zum Zwischenla-
lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzanlage
ger gehören auch das Empfangsgebäude und die
(Plasma-Anlage).
heisse Zelle. Im Berichtsjahr hat im HAA-Lager keine Einlagerung
5.1 Zwischenlagergebäude
von Transport- und Lagerbehältern (TL-Behälter) mit abgebrannten Brennelementen oder hochaktiven verglasten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung
Die Zwischenlagergebäude der Zwilag dienen der
stattgefunden. Der Lagerbestand im HAA-Lager hat
Lagerung von abgebrannten Brennelementen und
sich somit gegenüber den Vorjahren nicht verän-
radioaktiven Abfällen aller Kategorien über meh-
dert. Er betrug 40 TL-Behälter, davon 5 CASTOR®-
rere Jahrzehnte bis zu deren Einlagerung in ein
und 6 TN-Behälter mit insgesamt 308 Glaskokillen
geologisches Tiefenlager. Die Lagergebäude um-
aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen
fassen die Behälterlagerhalle (HAA-Lager) für
bei AREVA NC (La Hague), 28 TN-Behälter mit ins-
abgebrannte Brennelemente und verglaste hoch-
gesamt 2039 abgebrannten Brennelementen aus
aktive Abfälle (Glaskokillen) aus der Wiederaufar-
dem Betrieb der KKW sowie 1 CASTOR®-Behälter
ENSI Aufsichtsbericht 2013
71
mit den Brennelementen aus dem stillgelegten For-
Das Hochregallager der Konditionierungsanlage
schungsreaktor DIORIT des Paul Scherrer Instituts
wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt. Zu
(PSI). Die Belegung des HAA-Lagers beträgt per
einem späteren Zeitpunkt werden diese ins Hoch-
Ende 2013 rund 20%. Neben den erwähnten TL-
regallager der Plasma-Anlage transferiert und von
Behältern mit abgebrannten Brennelementen und
dort der Verarbeitung zugeführt.
Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle
Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht
seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter
als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt
mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver-
in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können,
suchsatomkraftwerk Lucens.
wurden im Bereich der Konditionierung unter-
Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr konditio-
schiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen.
nierte Gebinde eingelagert. Ende 2013 betrug der
Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als in-
Bestand im MAA-Lager 6828 Gebinde in Lagerge-
aktives Material freizumessen und den verbleiben-
stellen, was einem Belegungsgrad von rund 25%
den radioaktiven Abfall in eine konditionierte
entspricht. Das SAA-Lager wird entsprechend dem
Form zu überführen, die den Anforderungen der
Nutzungskonzept der Zwilag bis auf weiteres als
Richtlinie ENSI-B05 entspricht. Im ZZL wurden im
konventionelles Lager für nicht radioaktive Aus-
Berichtsjahr insgesamt 62,5 t Material gemäss den
rüstungen und Materialien genutzt. Demzufolge
Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 als inaktiv freige-
bleibt der maschinentechnische Ausbau auf die für
messen.
diese Nutzung erforderlichen Einrichtungen be-
Neben den angelieferten Abfällen wurden auch
schränkt.
Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie der Konditionierungsanlage und der Plasma-An-
5.2 Konditionierungsanlage Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung
lage konditioniert.
5.3 Plasma-Anlage
von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radio-
Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und
aktiven Abfällen aus der Sammelstelle des Bundes
schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr
(Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), so-
hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenmatrix
fern diese keine Alphastrahler enthalten.
ohne organische Stoffanteile zu überführen. Dieses
Fässer mit konditionierten Abfällen. Foto: Zwilag.
72
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Transport- und Lagerbehälter beim Umladen im Zwischenlager. Foto: Zwilag.
Produkt stellt nach entsprechender Verpackung eine zwischen- und endlagerfähige Abfallform dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. Aufgrund der hohen Produktivität der Plasma-Anlage in den vergangenen Kampagnen sowie der insgesamt geringen Abfallproduktion der Schweizerischen Kernanlagen wurde im Berichtszeitraum nur eine Verbrennungskampagne durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig, was sich in der vorschriftsgemässen Verarbeitung von 634 Abfallfässern und 3 Fässern mit aktivem Flüssigabfall zu 159 konditionierten Gebinden ausdrückt.
5.4 Strahlenschutz Im ZZL wurde 2013 eine Kollektivdosis von 15,7 Pers.-mSv akkumuliert. Der geschätzte Wert von 26,6 Pers.-mSv wurde dank guter administrativer und technischer Strahlenschutzmassnahmen deutlich unterschritten. Die höchste registrierte Einzeldosis betrug 1,6 mSv. Im Berichtsjahr wurden
ausserhalb des Betriebsareals von 1 mSv pro Jahr
weder Personenkontaminationen, die nicht mit
für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv
einfachen Mitteln entfernt werden konnten, noch
pro Jahr für andere Bereiche wurden somit in je-
Inkorporationen festgestellt. Die durch den Strah-
dem Fall eingehalten.
lenschutz regelmässig erhobenen Proben zeigten
Die Tätigkeiten in den Anlagen der Zwilag wurden
weder auf den Oberflächen noch in der Atemluft
unter Einhaltung der gesetzlichen und internen
Hinweise auf unzulässige Kontaminationen.
Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die Ergeb-
Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und das
nisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass im ZZL
Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der Be-
ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlen-
triebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die
schutz angewendet wird. Für detailliertere Anga-
quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-
ben zur radiologischen Situation innerhalb und
messungen von Abwasserproben und Aerosolfil-
ausserhalb des gemeinsamen Standortes von PSI
tern bestätigten die von der Zwilag gemeldeten
und Zwilag wird auf den Strahlenschutzbericht
Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben un-
2013 des ENSI verwiesen.
ter ungünstigen Annahmen berechnete Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung der Zwilag lagen mit weniger als
5.5 Notfallbereitschaft
0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder deutlich unterhalb des quellenbezogenen
Die Notfallorganisation der Zwilag ist für die Be-
Dosisrichtwerts von 0,05 mSv. Die Zwilag und das
wältigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals
PSI teilen einen gemeinsamen Standort. Die Umge-
zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation
bungsüberwachung für den gesamten Standort
und geeigneten Führungsprozessen zusammen
mittels Thermolumineszenz-Dosimetern (TLD) wird
mit einer entsprechenden Auslegung der Anlagen
vom PSI durchgeführt. Die TLD in der Umgebung
hat die Zwilag die Notfallbereitschaft auf hohem
und am Arealzaun des zentralen Zwischenlagers
Niveau sicherzustellen.
der Zwilag zeigten keine dem Betrieb der beiden
Das ENSI hat im Juni an der Werksnotfallübung
Anlagen zuzuschreibende Erhöhung gegenüber
SKIRON die Notfallorganisation beobachtet und
der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Ab-
beurteilt. Zu Übungszwecken wurde dabei ange-
satz 3 der Strahlenschutzverordnung anzuwen-
nommen, dass ein Ereignis im KKB (Kühlmittel-
denden Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung
verluststörfall) das Aufbieten des Notfallstabes der
ENSI Aufsichtsbericht 2013
73
Teilansicht der Plasma-Anlage. Foto: Zwilag.
Zwilag erfordert. Dadurch wurden die mit der
Das Managementsystem der Zwilag besitzt eine
Übung ebenfalls angenommenen betrieblichen
gültige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO
Tätigkeiten (laufende Bleischmelzkampagne, eine
9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der
Verbrennungskampagne im Plasmaofen und ein
Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-
Gefahrguttransport der Klasse 7 vom KKM ins
sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen
Zwilag) gestört. Zusätzlich wurde für das Übungs-
die Anforderungen.
szenario ein Brand von eingelagerten Filtern angenommen. Die Zwilag identifizierte Optimierungspotenzial bei der Stabsarbeit, der Bilanzierung von
5.7 Vorkommnisse
anwesenden Personen auf dem Gelände sowie der Eingliederung der Betriebswache in den Notfall-
Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen
stab.
Sicherheit keine meldepflichtigen Vorkommnisse
Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das
(gemäss Richtlinie ENSI-B03) zu verzeichnen.
ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Die Zwilag verfügt über eine zur Beherrschung von Störfällen
5.8 Gesamtbeurteilung
geeignete Notfallorganisation. Ferner löste das ENSI in der Zwilag ohne Voranmel-
Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Zwilag die
dung einen Übungsalarm aus, bei welchem die
verschiedenen Anlagen des zentralen Zwischen-
Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs gemäss Richt-
lagers im Jahr 2013 sicher betrieben und dabei
linie ENSI-B11 bestätigt wurde.
jederzeit die bewilligten Betriebsbedingungen eingehalten hat. Das Managementsystem, die Quali-
5.6 Personal und Organisation
fikation und die Kapazität des Personals sowie der Zustand der verschiedenen Anlagen stellen ein hohes Mass an Qualität und Zuverlässigkeit sicher.
Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand der Zwilag mit 73 Personen gegenüber dem Vorjahr (2012: 73) nicht verändert. Die Zwilag hat in 2013 keine grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen.
74
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Paul Scherrer Institut PSI (vorne links und Mitte rechts) mit Zwilag (Mitte rechts). Foto: ENSI.
6. Paul Scherrer Institut (PSI) Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs-
Hinsichtlich der nuklearen Sicherheit waren zwei
institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Vorkommnisse zu verzeichnen, welche dem ENSI
Zusammen mit in- und ausländischen Hochschu-
gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemeldet wurden. Sie
len, Instituten, Kliniken und Industriebetrieben
waren von geringer sicherheitstechnischer Bedeu-
arbeitet es in den Bereichen Mensch und Gesund-
tung und werden im Kapitel 6.7 erörtert.
heit, Materie und Material sowie Energie und
Weil sich bei langfristigen Projekten des PSI Verzö-
Umwelt. Zudem betreibt das PSI das Bundeszwi-
gerungen ergaben und Gesuchsunterlagen teil-
schenlager, welches der Zwischenlagerung radio-
weise unvollständig waren, wurden durch das ENSI
aktiver Abfälle aus der schweizerischen Medizin,
verschiedene Forderungen und Verfügungen er-
Forschung und Industrie dient.
lassen. Zudem wurden Massnahmen im Bereich
Das Hotlabor, die Anlagen für die Behandlung und
Personal und Organisation veranlasst. Sie werden
Lagerung radioaktiver Abfälle sowie die sich in Nach-
in Kapitel 6.6 erläutert.
betrieb oder Stilllegung befindlichen Forschungsreaktoren PROTEUS, SAPHIR und DIORIT sind Kernanlagen und werden durch das ENSI beaufsichtigt.
6.1 Hotlabor
Durch den Betrieb der Kernanlagen des PSI gab es keine nennenswerten radiologischen Auswirkun-
Im Hotlabor werden hochradioaktive Substanzen ge-
gen auf die Umwelt und Bevölkerung; der Schutz
handhabt. Die Abteilung Hotlabor, das Forschungs-
von Mensch und Umwelt war im Berichtsjahr ge-
labor für nukleare Materialien und die Target-Ent-
währleistet.
wicklungsgruppe untersuchen unter anderem in
ENSI Aufsichtsbericht 2013
75
Reaktoren oder Beschleunigern stark bestrahlte
6.2 Kernanlagen in Stilllegung
Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit unterschiedlichen makro- und mikroskopischen Methoden. Das
In der Schweiz befinden sich derzeit vier Kernanla-
PSI-Labor für Endlagersicherheit benutzt das Hotla-
gen in unterschiedlichen Phasen des Nachbetriebs
bor für wissenschaftliche Untersuchungen des Trans-
oder der Stilllegung. Sämtliche dieser endgültig
portverhaltens von Radionukliden in Gesteinen.
ausser Betrieb genommenen Anlagen befinden
Im Berichtsjahr wurden im Hotlabor nach Ab-
sich am PSI. Dabei handelt es sich um die ehema-
schluss der entsprechenden Untersuchungen die
ligen Forschungsreaktoren SAPHIR, DIORIT und
restlichen MEGAPIE-Abfälle konditioniert und die
PROTEUS sowie um die ehemalige Versuchsver-
KKG-Brennstabsegmente verpackt und für die
brennungsanlage (VVA).
Rückführung zum Werk bereitgestellt. Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung ra-
6.2.1 SAPHIR
dioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heissen Zellen. Darunter fallen insbesondere flüssige Ab-
Im ehemaligen Forschungsreaktor SAPHIR finden
fälle, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen und
mit Ausnahme von Ausbildungstätigkeiten keine
Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte
weiteren Tätigkeiten statt. Der Rückbau des Reak-
enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radio-
torbeckens und der biologischen Abschirmung ist
aktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox-3-Anlage
seit längerer Zeit abgeschlossen. Im Vergleich zum
entwickelt und konstruiert. Nach erfolgter Nach-
Vorjahr präsentiert sich die Anlage unverändert.
rüstung und Freigabe durch das ENSI erfolgte im
Der planmässige, mit dem vollständigen Abbruch
Berichtsjahr im Rahmen der Typenprüfung die Ver-
der Kernanlage und der Entlassung aus der Kern-
arbeitung der ersten zwei Chargen.
energiegesetzgebung endende Abschluss der Still-
Im Jahr 2013 wurden insgesamt rund 10,3 t Mate-
legung kann zurzeit nicht realisiert werden, weil
rial aus dem Hotlabor gemäss den Vorgaben der
sich noch Kernbrennstoff auf der Anlage befindet.
Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. Der grösste Teil
Vor diesem Hintergrund wurde durch das ENSI eine
dieses Materials stammte aus diversen Nachrüs-
neue Sicherheitsbewertung der Anlage durch das
tungen und Umbauarbeiten.
PSI verlangt. Einen Teil der geforderten Nachweise
Das ENSI hatte die Beurteilung der zur Erneuerung
erbrachte das PSI noch im laufenden Berichtsjahr.
der Betriebsbewilligung des Hotlabors eingereichten
Die stillgelegte Anlage unterliegt der betrieblichen
Unterlagen im Jahr 2012 abgeschlossen. Daraus er-
Überwachung und Instandhaltung.
gaben sich 36 Nachforderungen, welche am 25. Juli 2012 an das PSI verfügt wurden. Einen Teil dieser For-
6.2.2 DIORIT
derungen hat das PSI im Berichtsjahr 2013 erfüllt. Forderungen, die bisher noch nicht erfüllt wurden,
Die Rückbauarbeiten des Forschungsreaktors DIORIT
hat das ENSI in seinem Gutachten gegenüber dem
dauerten im Jahr 2013 noch an. Das Fundament
UVEK als konkrete Bewilligungsauflagen vorgeschla-
des biologischen Schilds des Reaktors wurde zu-
gen. Betroffen war davon auch der Nachweis für die
rückgebaut. Insgesamt fielen in der Berichtsperiode
Festigkeit des Hotlabors gegen ein 10‘000-jährliches
im DIORIT rund 14,7 t Tonnen Material an, die ge-
Erdbeben. Da er noch nicht vollständig erbracht wer-
mäss der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen und
den konnte, hat das ENSI im August 2013 die Menge
konventionell entsorgt wurden.
der in den betroffenen Bereichen handhabbaren
Die Gebäude des ehemaligen Forschungsreaktors
Kernmaterialien per Verfügung eingeschränkt. Nach-
sollen erhalten bleiben. Das PSI plant, diese ander-
dem die KNS Ende 2013 ihre Stellungnahme zum
weitig zu nutzen. Zuvor müssen aber noch der
Gutachtenentwurf des ENSI abgegeben hat, wurde
sogenannte Schwarzbereich (ein asbestfaserdicht
dieses fertiggestellt und an das UVEK übergeben.
eingerichteter Arbeitsbereich) aufgehoben, weitere
Übersicht über den Stand der Stilllegung der betroffenen Kernanlagen am PSI.
Name
Erste Kritikalität
Endgültige Ausserbetriebnahme
SAPHIR
30.04.1957
21.06.1994
30.11.2000
DIORIT
15.08.1960
08.07.1977
26.09.1994
–
PROTEUS
26.01.1968
19.04.2011
ausstehend
–
21.10.1974 (erste Verbrennung)
19.11.2002
ausstehend
–
VVA
76
Stilllegungsverfügung Entlassung aus KEG ausgestellt –
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Sanierungen vorgenommen, die restlichen radioaktiven Abfälle entsorgt und die Stilllegung ab-
6.3 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle
geschlossen werden. Ausserdem muss der bewilligungsrechtliche Rahmen für die vom PSI angestrebte
6.3.1 Behandlung radioaktiver Abfälle
weitere Nutzung geklärt werden. Vor diesem Hintergrund hat das ENSI nun per Ende 2014 die Einrei-
Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radio-
chung des Abschlussberichts zur Stilllegung verfügt.
aktive Abfälle aus Medizin, Industrie und For-
Dabei muss das PSI ein verbindliches Konzept für die
schung (MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des
Entsorgung der verbleibenden Stilllegungsabfälle
Bundes sind die im PSI anfallenden radioaktiven
einreichen und die bewilligungsrechtlichen Rahmen-
Abfälle aus den Anwendungen radioaktiver Isotope
bedingungen für die künftig beabsichtigte Nutzung
in Forschungsprojekten, insbesondere bei Brenn-
des DIORIT-Gebäudes berücksichtigen.
stoffuntersuchungen, aus den Beschleunigeranlagen, aus dem Rückbau von Forschungsanlagen so-
6.2.3 PROTEUS
wie aus dem Betrieb der nuklearen Infrastruktur. Dazu gehören Lüftungsfilter und Abfälle aus der
Im Berichtsjahr konnte die Personalsituation in der
Abwasserbehandlung. Alle genannten Abfälle sind
seit April 2011 stillgelegten Reaktoranlage PROTEUS
sowohl chemisch als auch physikalisch unter-
verbessert werden. So konnte das PSI das komplette
schiedlich, so dass vor ihrer Endkonditionierung oft
Inventar an radioaktiven Materialien in der Anlage
eine Triage und Vorbehandlungen notwendig sind.
aufnehmen und damit beginnen, Abfälle freizumes-
Zudem sind unterschiedliche Konditionierungs-
sen und zu entsorgen. Ausserdem hat das PSI die
und Verpackungskonzepte erforderlich, was im
Gesuchsunterlagen für das Stilllegungsprojekt und
Vergleich mit Kernkraftwerken zu einem umfang-
den Nachbetrieb ausgearbeitet. Nach Abklärung
reicheren und sich häufiger ändernden Spektrum
der Zuständigkeiten bei den Bundesbehörden
an Abfallgebindetypen führt.
reichte das PSI die Stilllegungsprojekt-Unterlagen
Im Jahr 2013 wurden insgesamt rund 35,5 m3
schliesslich im Juni 2013 beim Eidgenössischen
Abfälle bei der Bundessammelstelle angeliefert,
Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
davon 34,0 m3 aus dem PSI und 1,5 m3 aus der
Kommunikation (UVEK) ein. Daraufhin wurde das
jährlichen Sammelaktion des Bundesamts für Ge-
ENSI vom Bundesamt für Energie (BFE) mit der si-
sundheit (BAG).
cherheitstechnischen Prüfung der Unterlagen be-
Zusätzlich wurden 37 vorkonditionierte Stahlzylin-
auftragt. Das ENSI hat die Unterlagen inzwischen
der mit vorwiegend tritiumhaltigen MIF-Abfällen
einer Grobprüfung unterzogen und eine Reihe von
angeliefert. Deren Übertritt in den Aufsichtsbe-
Nachforderungen formuliert, die das PSI bis Ende
reich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der
Juni 2014 erfüllen muss. In diesem Zusammenhang
Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder
muss das PSI auch seine Betriebsdokumentation für
mit flüchtigen Abfällen werden routinemässig in
den Nachbetrieb des stillgelegten Forschungsreak-
der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht ver-
tors überarbeiten und nochmals beim ENSI einrei-
schweisste, prüfpflichtige Versandstücke qualifi-
chen. Insbesondere muss dabei die Weiterverwen-
ziert und werden jährlich bei der Bundessammel-
dung oder Entsorgung des Kernbrennstoffs mit
stelle am PSI abgeliefert.
hoher Priorität vorangetrieben werden.
Zur Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG wurden im Berichtsjahr keine neuen Abfallgebinde
6.2.4 Versuchsverbrennungsanlage
hergestellt oder abgeliefert. Der Bestand betrug per Ende 2013 unverändert 9 Sammelfässer zu
Im Berichtsjahr wurde das im Jahr 2011 vom PSI
200 Liter.
eingereichte Stilllegungsprojekt für die Versuchs-
Im Berichtsjahr hat das PSI 13 Fässer zu 200
verbrennungsanlage (VVA) und sämtliche dazu
Liter mit Pu-haltigen/-kontaminierten Abfällen aus
verfassten Gutachten aufgelegt, wie es das Kern-
dem Hotlabor sowie 4 Beton-Kleincontainer vom
energiegesetz verlangt. Dabei sind keine Einspra-
Typ KC-T12 mit Stilllegungsabfällen aus dem For-
chen eingegangen. Aufgrund der Stellungnahmen
schungsreaktor DIORIT (1 KC-T12) und Abfällen aus
wird das UVEK die Stilllegungsverfügung erlassen.
den Beschleunigeranlagen des PSI-West (3 KC-T12,
Sobald diese vorliegt und die notwendigen vorbe-
wovon 1 KC-T12 mit den Restabfällen aus den
reitenden Arbeiten abgeschlossen sind, kann der
Nachbestrahlungsuntersuchungen des MEGAPIE-
Rückbau der VVA beginnen.
Targets) endkonditioniert.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
77
7,77 m3 Material konnten dekontaminiert und frei-
in den Lagerhallen auf dem Gelände AERA unter-
gemessen werden.
gebracht.
Des Weiteren hat das ENSI die Typengenehmigung
In Zusammenhang mit der temporären Lagerung
von drei neuen Abfallgebindetypen mit operatio-
grösserer Mengen an Kernmaterialien im Betriebs-
nellen Beschleunigerabfällen, vorkonditionierten
gebäude OBGA und deren Konditionierung im Ab-
Spallationstargets, Kollimatoren und Beamdumps
falllabor OALA forderte das ENSI im Berichtsjahr
mit Auflagen erteilt und die Nachdokumentation
2013 die Aktualisierung der Sicherheitsberichte
diverser bislang nicht spezifizierter Abfallgebinde
dieser Anlagen. Dies insbesondere, um die bewil-
(Altlasten) mit Auflagen genehmigt. Die Bearbei-
ligte Alpha-Aktivitätsgrenze abzusichern. Zusätz-
tung weiterer vom PSI eingereichter Typengeneh-
lich hat das ENSI auch verlangt, dass die Weisun-
migungs- und Nachdokumentationsgesuche war
gen zum Umgang mit Kernmaterialien am PSI
per Ende 2013 noch nicht abgeschlossen, da die
aktualisiert werden. Mangels eigener Kapazitäten
Gesuchsunterlagen teilweise nicht den Anforde-
beabsichtigt das PSI die Überarbeitung der Sicher-
rungen des ENSI genügten.
heitsberichte extern in Auftrag zu geben.
6.3.2 Lagerung radioaktiver Abfälle
September 2013 eine überarbeitete, ebenfalls ge-
Für das Bundeszwischenlager reichte das PSI Ende forderte Störfallanalyse beim ENSI ein. Angekündigt Im Bundeszwischenlager (BZL) werden konditio-
wurde durch das PSI zudem die Einreichung eines
nierte Abfälle vorwiegend in 200-Liter-Fässern und
kombinierten Bau- und Betriebsbewilligungsgesu-
Kleincontainern (bis 4,5 m3) eingelagert. Fallweise
ches im Jahr 2014 für einen Erweiterungsbau zum
werden mit spezifischer Zustimmung des ENSI un-
heute zu über 80% gefüllten Bundeszwischenlager.
konditionierte Komponenten in Kleincontainern temporär aufbewahrt, sofern dies dem Optimierungsgebot nach Artikel 6 der Strahlenschutzver-
6.4 Strahlenschutz
ordnung entspricht. In der Berichtsperiode wurden 16 neue endkondi-
Im Jahr 2013 akkumulierten die 1446 beruflich
tionierte 200-Liter-Gebinde, jedoch keine KC-T12-
strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek-
Container in das Bundeszwischenlager BZL einge-
tivdosis von 71,4 Pers.-mSv (2012: 90,2 Pers.-
lagert. Zudem wurden 100 Stahlzylinder aus
mSv). Davon stammen 13,6 Pers.-mSv aus dem
industrieller Fertigung in das BZL eingelagert (La-
Aufsichtsbereich des ENSI (2012: 12,3 Pers.-mSv)
gerung in KC-T12-Container). Ende 2013 war der
bei einer höchsten Individualdosis von 1,3 mSv
mit 200-Liter-Fässern belegte Raum mit 4860
(2012: 1,2 mSv).
Gebinden (16 mehr als im Vorjahr) gefüllt. Das
Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus den
Inventar im BZL-Container-Teil belief sich unver-
Abwassertanks des PSI erhoben und bei der gamma-
ändert auf 86 endkonditionierte KC-T12/30.
spektrometrischen Auswertung festgestellt, dass
In weiteren Hallen des Bereichs der Anlagen zur
die Ergebnisse des ENSI mit denen der PSI-eigenen
Entsorgung radioaktiver Abfälle (AERA) lagern ent-
Analysen übereinstimmen. Aus den bilanzierten
sprechend den betrieblichen Erfordernissen so-
Abgaben radioaktiver Stoffe über die Fortluftan-
wohl unkonditionierte als auch konditionierte Ab-
lagen und über das Abwassersystem wurde unter
fälle. Ende 2013 befanden sich im DIORIT neben
konservativen Annahmen für den ungünstigsten
diversen noch nicht endkonditionierten Stillle-
Aufenthaltsort ausserhalb des überwachten PSI-
gungsabfällen aus dem Rückbau DIORIT und SAPHIR
Areals eine Personendosis von rund 0,006 mSv/Jahr
noch ein bereits mit Rückbauabfällen befüllter
berechnet. Diese Dosis liegt deutlich unterhalb des
KC-T12. Das PSI setzt das gleiche elektronische
quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,15 mSv/
Buchführungssystem wie die Kernkraftwerke ein,
Jahr gemäss PSI-Abgabereglement. Detaillierte An-
so dass die Information über Mengen, Lagerort
gaben zu den Personendosen sind im Strahlen-
und radiologische Eigenschaften der radioaktiven
schutzbericht 2013 des ENSI zu finden.
Abfälle jederzeit verfügbar ist. Das PSI berichtet dem ENSI vierteljährlich über die Inventare der radioaktiven Abfälle.
6.5 Notfallbereitschaft
Die in Kap. 6.3.1 genannten bei der Bundessammelstelle abgelieferten 37 Stahlzylinder wurden im
Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewälti-
Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär
gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-
78
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Blicks ins Bundeszwischenlager. Foto: PSI.
ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,
für Nukleare Materialien (LNM) haben eigene
geeigneten Führungsprozessen und einer entspre-
Managementsysteme, welche gemäss der Norm
chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die
DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert sind. Das ENSI
Notfallbereitschaft sicherzustellen.
führte eine Inspektion der Regelungen im Mana-
Das ENSI hat im Oktober 2013 an der Institutsnot-
gementsystem zur Qualitätssicherung von Doku-
fallübung CRASH zusammen mit dem Bundesamt
menten durch. Sie erfüllen die Anforderungen.
für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation des
Im Berichtsjahr hat sich die Zahl des notwendigen,
PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde
zulassungspflichtigen Personals am Forschungsre-
unterstellt, dass ein Gefahrguttransport Klasse 7
aktor PROTEUS wieder normalisiert. Nach Fachge-
(radioaktive Stoffe) von einem anderen Fahrzeug
sprächen mit dem ENSI konnten im Berichtsjahr
gerammt wird. Daraufhin kollidierte das Fahrzeug
fünf Zulassungsprüfungen für den abgeschalteten
mit einem Gebäude und fing Feuer. Dadurch er-
Forschungsreaktor PROTEUS am PSI durchgeführt
folgte eine Freisetzung von radioaktiven Stoffen.
werden. Damit konnte die Zahl des zulassungspflich-
Das BAG und das ENSI identifizierten Optimierungs-
tigen Personals auf 9 erhöht werden. Aus Sicht des
potential bei einer frühzeitigen Abschätzung der
ENSI ist damit eine genügende Zahl an zulassungs-
Aktivitätsfreisetzung in die Umgebung und der An-
pflichtigem Personal vorhanden, um den abgeschal-
ordnung entsprechender Schutzmassnahmen durch
teten Forschungsreaktor PROTEUS auch im Hinblick
die frühzeitige Alarmierung und Einbezug eines
auf den Nachbetrieb und die Stilllegung zu betreuen.
Strahlenschutzsachverständigen im Notfallstab.
Die Personalsituation und die Organisation in den
Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen kamen das
sich im Rückbau befindenden Kernanlagen SAPHIR
ENSI und das BAG zum Schluss, dass die Übungs-
und DIORIT war im Vergleich zum Vorjahr weitge-
ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur-
hend unverändert. Für den unter Kap. 6.2.2 ge-
den. Das PSI verfügt über eine zur Beherrschung von
schilderten Sachverhalt im DIORIT bedeutete dies
derartigen Störfällen geeignete Notfallorganisation.
eine angespannte Situation. Im Jahr 2013 wurden im Rahmen der Überarbei-
6.6 Personal und Organisation
tung der Betriebsreglemente mehrere Fachgespräche zwischen dem PSI und dem ENSI geführt, da diese teilweise unklare Organisationsstrukturen
Die Abteilung Strahlenschutz und Sicherheit (ASI),
enthielten. Das PSI hat daraufhin damit begonnen,
die Sektion Rückbau und die Entsorgung (RBE) so-
seine Organisation in den Betriebsreglementen der
wie die Abteilung Hotlabor (AHL) bzw. das Labor
einzelnen Kernanlagen mit klareren Weisungsstruk-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
79
turen und Verantwortlichkeiten zu beschreiben und
im Abfallgebinde enthaltenen, abfallstämmigen
abzubilden.
Aluminiums identifiziert. In Anbetracht seiner Ein-
Bezüglich Sicherheitskultur ist durch das PSI ein
schätzung des vom schadhaften Gebinde ausge-
den Grundsätzen der nuklearen Sicherheit ange-
henden Gefahrenpotenzials hat das PSI unver-
messenes Verantwortungsbewusstsein im Um-
züglich Massnahmen zur Wiederherstellung eines
gang mit Bewilligungen und der Beachtung von
sicheren und spezifikationsgerechten Zustandes
Auflagen und Forderungen sicherzustellen. Ent-
eingeleitet. Diese wurden vom ENSI überprüft und
sprechende Verbesserungen im Bereich Mensch
gutgeheissen, woraufhin das Gebinde druckent-
und Organisation wurden eingeleitet.
lastet, mit einem Druckentlastungsventil versehen
Ausgenommen der vorstehend genannten Punkte,
und anschliessend unter Beobachtung gestellt
für welche entsprechende Massnahmen des PSI
wurde. Das ENSI ordnete das Vorkommnis der
durch das ENSI veranlasst wurden, genügen die
Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu.
Organisation, das Managementsystem, die Qualifi-
Die gemeldeten Vorkommnisse waren von geringer
kation und Kapazität des Personals in den Kernan-
sicherheitstechnischer Bedeutung. Durch den Betrieb
lagen des PSI den behördlichen Anforderungen.
der Kernanlagen des PSI gab es keine radiologischen
Um sich zu vergewissern, dass das PSI die Projekte
Auswirkungen auf die Umwelt und Bevölkerung.
in seinen verschiedenen Anlagen auch in Zukunft sicherheits- und zeitgerecht mit ausreichenden Ressourcen abwickeln kann, hat das ENSI vom PSI
6.8 Schule für Strahlenschutz
im Berichtsjahr die Erarbeitung einer langfristigen Übersichtsplanung verlangt.
Nach Prüfung der Gesuchsunterlagen wurde der Ausbildungskurs zur Strahlenschutz-Fachkraft vom
6.7 Vorkommnisse
ENSI für eine Periode von weiteren zehn Jahren bis 2022 anerkannt. Dieser Kurs dauert mit Prüfungsvorbereitungen und Prüfung 15 Wochen. Auf-
6.7.1 PROTEUS
grund der spezifisch an die Aufgaben der Strahlenschutz-Fachkräfte im Berufsalltag ausgerichteten
Beim Bruch einer unterirdischen Trinkwasserlei-
Ausbildung sowie der nachhaltigen Vermittlung
tung zwischen dem OBEA und dem Forschungs-
der hierfür erforderlichen Grundlagen wird der Kurs
reaktor PROTEUS kam es am 2. März 2013 zu
von Strahlenschutzpersonal aus den schweizeri-
einem Wassereinbruch in das PROTEUS-Gebäude.
schen Kernanlagen sowie von Dienstleistungsun-
Dabei wurden übergreifend je eine kontrollierte
ternehmen besucht. Der Strahlenschutz-Fachkraft-
Zone vom Typ I und II geflutet. Das PSI und das ENSI
Kurs wurde im Berichtsjahr von 12 Teilnehmern aus
boten ihre Notfallstäbe zur Bewältigung des Vor-
schweizerischen Kernkraftwerken, dem PSI, der Zwi-
kommnisses auf. Die radiologische Situation blieb
lag sowie in- und ausländischen Dienstleistungsun-
während der ganzen Zeit normal: Das Wasser
ternehmen absolviert. Alle 12 Teilnehmer haben die
wurde nicht kontaminiert und es wurden keine er-
schriftlichen, mündlichen sowie praktischen Prüfun-
höhten Dosisleistungen gemessen. Mit Hilfe der
gen erfolgreich bestanden. Das ENSI hat die Qualität
Feuerwehr und unter Überwachung des Betriebs-
des Unterrichts beurteilt, die Prüfungen beaufsich-
strahlenschutzes des PSI wurde das Wasser nach
tigt und ein hohes Niveau der Lehrveranstaltungen
Zustimmung des ENSI aus dem Gebäude abge-
festgestellt. Das ENSI hat sich im Berichtsjahr an den
pumpt. Das ENSI ordnete das Vorkommnis der
Fortbildungsveranstaltungen der Schule für Strah-
Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu.
lenschutz beteiligt und hierbei Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit sowie den aktuellen Stand der
6.7.2 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (AERA)
Wissenschaft vermittelt. Das ENSI wirkt ausserdem bei den Prüfungen zu den Kursen für Gefahrgutbeauftragte sowie für Sachver-
Im Rahmen seines Überwachungsprogramms stellte
ständige für Klasse-7-Transporte (radioaktive Stoffe)
das PSI in der Lagerhalle A/B des Betriebsgebäudes
mit, indem es einerseits die relevanten Regelände-
an einem erst im Jahr 2011 angelieferten Stahlzy-
rungen bei der Schule einspeist und andererseits bei
linder mit Ra-226-haltigen Abfällen Blähungser-
der Zusammenstellung der Prüfungsfragen und bei
scheinungen fest. Als mögliche Ursache wurde
der Prüfungsauswertung mitwirkt. Im Jahr 2013
Wasserstoffentwicklung infolge von Korrosion des
haben 11 von 13 Kandidaten das Ziel erreicht.
80
ENSI Aufsichtsbericht 2013
7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)
7.2 Universität Basel Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universität
Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs-
Basel dient vorwiegend der Ausbildung von Stu-
reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR-
denten und der Anwendung in der Neutronenakti-
ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die an-
vierungsanalytik.
gegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem
:#+ U;=[;E' -+? 4+Ka=CA? %K= ?#G% '+'+ELI+A -+E
Laboratoire de physique des Réacteurs et de com-
0CA!K%A+E aK;_ 9+APE-+A=M Z_ >+A#G%=?!K%A I+=A;'
portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem
-#+ BAC-;[#+A=+ 8E+A'#+ *(O( a/%M :#+ U;=[;E'
Institut de Physique de l’Energie et des Particules
verteilt sich auf die Neutronenaktivierungsanalytik
(IPEP) angehört.
)LA -#+ 1E#9+A?#=P=+E >+AE ;E- >K?+`O -#+ X;A?+ -+A
Im Jahr 2013 stand der CROCUS-Reaktor Ingeni-
Reaktorschule und der Strahlenschutzkurse sowie
eur- und Physikstudenten der EPFL, Kursteilneh-
K;) +=`#G%+ 0CA)L%A;E'+E )LA >+?;G%+A'A;BB+E
mern der Reaktorschule des PSI und Studenten des
und Schulklassen. Der Reaktorbetrieb erfolgte im
Swiss Nuclear Engineering Masterkurses der ETHZ/
XK`+E-+A!K%A .JH, 7+#='+%+E- ?=RA;E'?)A+# I+#
EPFL während 313,4 Stunden bei kleiner Leistung
+#E+A =%+A_#?G%+E W+#?=;E' 9CE A;E- H a/M 0C_
S;E=+A HJJ /Q )LA @;?I#`-;E'?[7+Ga+ [;A 0+A)L-
Bewilligungsinhaber wurden zwei umfassende Kon-
';E'M :KI+# 7;A-+E HH,,O* /% =%+A_#?G%+ 8E+A-
trollen der Reaktorschutzinstrumentierung durch-
'#+ +A[+;'=M :K? 8]B+A#_+E= <@44T138W 7;A-+ )LA
'+)L%A= ;E- -#+ 4+Ka=CA7K??+AKa=#9#=P= LI+ABAL)=O
Praktika verwendet. Die Neutronenquelle LOTUS
7CI+# a+#E+ @I7+#G%;E'+E 9CE -+E 0CA'KI+E
war nicht in Betrieb.
festgestellt wurden.
Im Juni 2013 wurde der CROCUS-Reaktorkern aus-
Bei
gebaut und alle Brennstäbe aus den vorgegebenen
6. August 2013 zum Absturz eines Brennelements
Positionen herausgenommen und kontrolliert. Das
gekommen. Dabei wurde der Aluminiumrahmen
ENSI hat bei dieser Gelegenheit eine Inspektion
dieses Brennelements leicht nach innen verbogen.
-;AG%'+)L%A=M Z_ 3+B=+_I+A .JH, 7;A-+ 9C_
Das Brennelement hat keinen weiteren Schaden
8U3Z -#+ >+=A#+I?)A+#'KI+ )LA -+E 8#E?K=[ -+A I+#-
erlitten, die Brennstoffplatten wurden nicht be-
den neuen Steuerungs- und Überwachungsracks
schädigt. Es wurde keine Radioaktivität freigesetzt.
)LA -+E 8#E?K=[ -+? 3#G%+A%+#=?aKEK`? 03NH +A=+#`=M
Das Ereignis wurde gemäss der Richtlinie ENSI-B03
Z_ YK%A .JH, 7KA+E a+#E+ _+`-+B)`#G%=#'+E 0CA-
dem ENSI gemeldet. Die Sicherheit der Anlage war
kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung
zu keiner Zeit beeinträchtigt. Als Folgemassnahme
gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die
wurden der Stangengreifer modifiziert und die Ar-
Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach-
I+#=?KE7+#?;E'+E KE'+BK??=M :#+?+? 0CAaC__E#?
7+#?'A+E[+M :#+ @I'KI+ AK-#CKa=#9+A 3=C))+ LI+A
wurde auf der internationalen Ereignisskala INES
den Luft- und Abwasserpfad war unbedeutend. Im
der Stufe 0 (unterhalb der Skala) eingestuft.
November 2013 hat das ENSI seine Jahresinspek-
Z_ >+A#G%=?!K%A `K'+E -#+ :C?+E -+? 6+A?CEK`? ;E-
=#CE -;AG%'+)L%A=M :KI+# 7;A-+E =+G%E#?G%+O CA'K-
terhalb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioak-
nisatorische und personelle Änderungen bespro-
=#9+A 3=C))+ LI+A -+E W;)=N ;E- -+E @I7K??+AB)K-
chen und ein Rundgang durch verschiedene
war unbedeutend. Im November 2013 hat das
@E`K'+EAP;_+ -;AG%'+)L%A=M
8U3Z ?+#E+ YK%A+?#E?B+a=#CE -;AG%'+)L%A=M :KI+#
Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebsbe-
wurden technische, organisatorische und perso-
dingungen im Jahr 2013 eingehalten wurden.
nelle Änderungen besprochen und es wurde ein
Brennelementhandhabungen
ist
es
am
4;E-'KE' -;AG% -#+ @E`K'+EAP;_+ -;AG%'+)L%A=M Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebsbedingungen im Jahr 2013 eingehalten wurden.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
81
8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung
Derzeit findet in der Schweiz keine Fertigung von zulassungspflichtigen Versandstücken statt. Die umfassende Zulassung derartiger Behältertypen im
Die schweizerischen Vorschriften für den Transport
Ursprungsland ist nicht Aufgabe des ENSI. Da-
radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene basie-
gegen ist häufig eine Anerkennung der von der
ren u.a. auf den internationalen Regelwerken über
zuständigen Behörde des Ursprungslandes ausge-
den Transport gefährlicher Güter auf der Strasse
stellten Zulassung von Versandstückmustern er-
(ADR ) bzw. mit der Eisenbahn (RID ). Bei allen Ver-
forderlich. Dabei prüft das ENSI die Vollständigkeit
kehrsträgern kommen die IAEA-Empfehlungen für
des zugehörigen Sicherheitsberichts insbesondere
die sichere Beförderung radioaktiver Stoffe zur
hinsichtlich des Nachweises, dass alle gemäss ADR/
Anwendung. Basierend auf diesen Empfehlungen
RID und SSR-6 vorgeschriebenen Anforderungen
wird das internationale Transportrecht regelmässig
erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen sind in
angepasst. Diese wurden 2012 aufdatiert (SSR-63);
bestimmten Fällen erforderlich, vor allem wenn die
ihre Einarbeitung in die modalen Transportvor-
Beförderung aufgrund einer Sondervereinbarung
schriften für die einzelnen Verkehrsträger ist der-
erfolgt. In solchen Fällen müssen für den Transport
zeit noch nicht abgeschlossen. Im nationalen Trans-
spezielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt
portrecht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radioaktive
werden. Zudem wird anhand der eingereichten
1
2
Stoffe) gelten u.a. die SDR und die RSD .
Dokumente jeweils geprüft, dass Verpackung und
Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen
Inhalt den Vorschriften entsprechen.
Genehmigungen betreffen je nach Anwendungs-
Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI 5 Gesuche nach
fall die Versandstücke und/oder den Beförderungs-
Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die entspre-
vorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für die
chenden Genehmigungen ausgestellt. Diese Gesu-
ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach Kern-
che betrafen die Anerkennung der jeweiligen aus-
energie- oder Strahlenschutzgesetz (vergl. folgende
ländischen Zulassung von Versandstückmustern.
Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische
Zwei Gesuche bezogen sich zusätzlich auf eine Be-
Behörde für die Ausstellung von Genehmigungs-
förderungsgenehmigung nach Gefahrgutrecht.
4
5
zeugnissen und Bauart-Zulassungscheine bzw. entsprechende Anerkennungen gemäss Gefahrgutgesetzgebung, und zwar unabhängig davon, ob es sich beim Transportgut um radioaktive Stoffe aus
8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung
Kernanlagen oder aus anderen Betrieben handelt. Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswegen 1
Europäisches Übereinkommen über die
Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2
Ordnung für die internationale
Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3
IAEA Safety Standards: Regulations for the Safe
sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven Stoffen bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die Voraussetzungen für die Erlangung solcher Bewilligungen sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und in der Strahlenschutzverordnung (StSV) festgehalten. Der-
Transport of Radioactive Material, 2012 Edition,
artige Bewilligungen sind über einen längeren
Specific Safety Requirements SSR-6
Zeitraum befristet und hinsichtlich der Anzahl
4
Verordnung vom 29. November 2002 über die
Transporte üblicherweise nicht begrenzt. Allerdings
Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse
verlangt die Strahlenschutzverordnung jeweils eine
(SR 741.621)
separate Bewilligung, falls bei einem einzelnen
5
Verordnung vom 3. Dezember 1996 über die
Vorgang eine bestimmte Aktivitätsmenge über-
Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn
schritten wird. Im Bereich der Kernanlagen ist das
(SR 742.401.6)
ENSI die zuständige Behörde, für den sonstigen Be-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
83
reich ist das BAG zuständig. Das BAG und das ENSI
mente und sie sind inzwischen abgeschlossen. Die
wenden seit kurzem ein vereinfachtes Bearbei-
bei der Wiederaufarbeitung entstandenen Abfälle
tungsverfahren an, sofern ein Gesuchsteller bereits
müssen vertragsgemäss in die Schweiz zurückge-
in Besitz einer entsprechenden Bewilligung aus
führt werden. Zur Rücklieferung sind bereits ver-
dem jeweils anderen Zuständigkeitsbereich ist.
glaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der
Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI drei allgemeine
Wiederaufarbeitung bei AREVA NC und bei SL so-
Bewilligungen erteilt und eine Bewilligung des
wie mittelaktive Abfälle der AREVA NC erzeugt.
BAG im vereinfachten Verfahren anerkannt.
Im Berichtsjahr wurden weder Transporte aus Frankreich noch aus Grossbritannien in die Schweiz
8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung
durchgeführt. Aus bereits in den Vorjahren erfolgten Transporten beträgt die Rücklieferungsquote aus Frankreich bereits ca. 70% und zwar sowohl für die hochaktiven als auch für die mittelaktiven
Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergiegeset-
Abfälle. Es fanden intensive Arbeiten statt, um die
zes (KEG) bedarf der Umgang mit Kernmaterialien
Lieferung und Annahme der restlichen, bereits er-
und radioaktiven Abfällen aus Kernanlagen einer
zeugten und den schweizerischen Werken zuge-
Bewilligung des Bundes. Artikel 3 des KEG präzi-
ordneten Abfälle planmässig in den Jahren 2014
siert den Begriff «Umgang» als Forschung, Ent-
und 2015 durchzuführen.
wicklung, Herstellung, Transport, Einfuhr, Ausfuhr,
Ebenfalls intensive Vorbereitungen erfolgten für
Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die Er-
die Rücklieferung der Abfälle aus Grossbritannien,
teilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hin-
welche 2015 starten soll und insgesamt aus nur
blick auf die kernenergierechtliche Bewilligung von
2 Transporten mit jeweils mehreren Behältern be-
Transporten prüft das ENSI als Fachbehörde, dass
stehen wird.
die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleis-
Im Berichtsjahr hat das ENSI dem jeweiligen Ab-
tet und die Vorschriften über die Beförderung ge-
falleigentümer so genannte Genehmigungen zum
fährlicher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die Be-
Übertritt in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss
willigung erst, wenn eine positive Beurteilung
der Richtlinie ENSI-B05 für 40 Gebinde aus Frank-
durch das ENSI vorliegt.
reich und 84 Gebinde aus Grossbritannien erteilt.
Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI 11 Beurteilungen für kernenergierechtliche Transportbewilligungen abgegeben. Von diesen betrafen 7 Bewilligungen Transporte von Kernmaterial und 4 solche
8.5 Beschaffung von Transportund Lagerbehältern
von Abfällen. Bei den Kernmaterialien handelte es sich um die Versorgung von vier Werken mit
Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl-
frischen Brennelementen und um zwei Transporte
ten Brennelementen und von hochaktiven Abfällen
von Brennstäben für eine Untersuchung beim Paul
aus der Wiederaufarbeitung (Glaskokillen) besteht
Scherrer Institut. Bei den radioaktiven Abfällen ging
darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport-
es um 4 Transporte von diversen KKW ins Zwilag
und Lagerbehältern (T/L-Behältern) einzuschlies-
zur Verarbeitung und Zwischenlagerung.
sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinuierlich überwacht wird. Diese Behälter werden von
8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen
den Kernkraftwerken bzw. von den Wiederaufarbeitungsanlagen zum jeweiligen Zwischenlager transportiert, dort in der Behälterlagerhalle abgestellt und an ein kontinuierliches Überwachungs-
In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Gross-
system angeschlossen. Die T/L-Behälter müssen die
britannien) sind in früheren Jahren abgebrannte
Sicherheit für den gesamten Zeitraum der Zwi-
Brennelemente aus schweizerischen Kernkraftwer-
schenlagerung gewährleisten, weshalb hierfür ge-
ken durch die Firmen AREVA NC und SL (Sellafield
genüber einem reinen Transportbehälter nochmals
Ltd.) im Rahmen der abgeschlossenen Verträge
erhöhte Anforderungen zu erfüllen sind. Details
wiederaufgearbeitet worden. Durch das Wieder-
und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI-
aufarbeitungsmoratorium (Art. 106, Abs. 4 KEG)
G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die Anfor-
beschränkten sich diese Arbeiten allerdings auf die
derungen an die Auslegung der T/L-Behälter spezi-
vor Juli 2006 dorthin transportierten Brennele-
fiziert, sondern auch die Anforderungen an die
84
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforderungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdokumentation. Bei der Fertigung der T/L-Behälter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene Abläufe einzuhalten, was im Auftrag des ENSI von unabhängigen Experten kontrolliert wird. Für jedes einzelne Behälterexemplar bestätigt das ENSI schliesslich den qualitätsgerechten Abschluss der Fertigung durch seine Freigabe zur Verwendung. Ende 2013 befanden sich 29 Transport- und Lagerbehälter in den verschiedenen Fertigungsphasen, von der Fertigungsvorbereitung bis zur Freigabe zur Verwendung durch das ENSI. Die 29 Behälter teilen sich auf in 9 Behälter zweier unterschiedlichen Bauarten für die hochaktiven Abfälle aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield und in 20 Behälter dreier unterschiedlichen Bauarten für abgebrannte Brennelemente. Soweit sich Abweichungen bei der Fertigung ergaben, wurden diese in allen Fällen von den Herstellern korrigiert oder nach eingehender Prüfung als akzeptabel qualifiziert. Die Anzahl und der Umfang der Abweichungen haben sich beim bedeutendsten Behälterlieferanten der schweizerischen Werke gegenüber dem Vorjahr nicht reduziert, was nach wie vor zu weit über dem Plan liegenden Lieferzeiten führt. Weitergehende Massnahmen wurden angemahnt und befinden sich in der Umsetzung. Drei der vier schweizerischen KKW-Standorte sind – allerdings in unterschiedlichem Masse – von den erheblich
Umladen eines Transport- und Lagerbehhälters im Zwischenlager der Zwilag. Foto: Zwilag.
verlängerten Behälterlieferzeiten betroffen. Das ENSI musste die Kapazitäten in diesem Bereich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppeln, um
Zurzeit befinden sich drei neue Behälterbauarten
die unverändert zeitgerechte Bearbeitung der da-
im Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSI-
mit verbundenen Inspektionen und Fertigungs-
G05. Auf Grund des teilweise innovativen Charak-
dokumentationen zu gewährleisten.
ters dieser Behälterbauarten wird die Begutachtung
Ergänzend zu den Kontrollen im Bereich der lau-
unter Beiziehen externer Experten abgewickelt.
fenden Fertigung von T/L-Behältern wird die Zulassung und Vorab-Fertigung für eine neue, speziell für die Schweiz vorgesehene Behälterbauart für
8.6 Inspektionen und Audits
bestrahlte Brennelemente bearbeitet und überwacht. In diesem Zusammenhang wurde die Ko-
Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen zur
operation mit der amerikanischen Aufsichtsbe-
Sicherheit des Transportpersonals und der Bevölke-
hörde US NRC initiiert und darüber hinaus auch ein
rung die Strahlenschutz- und Transportvorschriften
regelmässiger Austausch mit der belgischen Aus-
eingehalten werden. Die Qualitätssicherungspro-
sichtbehörde FANC begonnen.
gramme der Konstrukteure und Hersteller von Ver-
Im Berichtsjahr 2013 wurden seitens des ENSI eine
packungen sowie jene der Spediteure, Absender,
Freigabe für die Verwendung und eine Freigabe für
Beförderer und Empfänger von radioaktiven Stof-
die Einlagerung von Transport- und Lagerbehältern
fen müssen die Einhaltung der Vorschriften ge-
erteilt.
währleisten. Im Rahmen der in den Kapiteln 8.1, 8.2 und 8.3 beschriebenen Bewilligungsverfahren
ENSI Aufsichtsbericht 2013
85
wird dies vom ENSI generisch überprüft. Zudem prüft das ENSI im Rahmen seiner Inspektionen regelmässig übergeordnete organisatorische Aspekte, die als gute Indikatoren für ein «gelebtes» Qualitätsbewusstsein dienen. Das ENSI führte im Jahr 2013 in seinem Aufsichtsbereich 11 Transportinspektionen durch. Die Inspektionen betrafen den Versand und den Empfang von Brennelementen, Proben, Quellen, Abfällen und kontaminierten Anlagenteilen sowie einen innerbetrieblichen Transfer von Brennelementen und die erstmalige Handhabung eines noch nicht gefüllten Behälters neuen Typs. Die Grenzwerte, insbesondere für Kontamination und Dosisleistung wurden in allen Fällen eingehalten. Bezüglich der Transportdurchführung konnte bei allen Inspektionen die Einhaltung der Vorschriften bezüglich Sicherheit und Strahlenschutz des Personals, der Bevölkerung und der Umwelt nachgewiesen werden. Bei vier Inspektionen ergaben sich kleinere Beanstandungen hinsichtlich der Dokumentation und der Prozessabläufe. In zwei Fällen waren hiervon Kernkraftwerke betroffen. Dort wurde in einem Fall der Ablauf bei der Dokumentenerstellung und -übergabe und im anderen Fall die Anwendung einer Checkliste beanstandet. Die beiden anderen Fälle betrafen die Dokumentationspflichten von Beförderern. In allen Fällen hat das ENSI Forderungen zu Verbesserungsmassnahmen gestellt. Die Umsetzung konkreter Massnahmen ist in zwei Fällen bis Ende Berichtsjahr erfolgt und für die beiden anderen Fälle innert nützlicher Frist vorgesehen.
86
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Aussenansicht des Besucherzentrums beim Felslabor Mont Terri. Foto: CCV.
9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Einleitung
und bezweckt die Erarbeitung konkreter Vor-
Die Abfallverursacher der Schweiz haben die ge-
schläge für geologische Standortgebiete und die
setzliche Verpflichtung, die anfallenden radioak-
Ausgestaltung eines Lagers im Untergrund.
tiven Abfälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu
Seit 2008 läuft mit dem Sachplan geologische
entsorgen. Diese Aufgabe wurde von den Entsor-
Tiefenlager in der Schweiz ein Standortauswahl-
gungspflichtigen an die Nationale Genossenschaft
verfahren (Kap. 9.1). Die Verfahrensleitung im
für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) über-
Sachplan erfolgt durch das Bundesamt für Energie
tragen. Deren aktuelles Entsorgungskonzept um-
(BFE). Das Sachplanverfahren befindet sich aktuell
fasst zwei Tiefenlager, eines für schwach- und mit-
in Etappe 2, im Berichtsjahr wurden bezüglich der
telaktive Abfälle und eines für hochaktive Abfälle.
Standortwahl für die Oberflächenanlagen wichtige
Die Möglichkeit eines Kombilagers besteht als
Meilensteine erreicht.
Alternative, wenn ein Standort für beide Abfall-
Die Nagra muss für die Entsorgungspflichtigen alle
arten geeignet ist und sich die beiden Lagertypen
fünf Jahre zuhanden des Bundes ein Entsorgungs-
nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Die durch
programm einreichen, in dem der Realisierungs-
die Nagra verfolgte wissenschaftliche und tech-
plan der Entsorgung und die dazu notwendigen
nische Vorbereitung der geologischen Tiefenlager
Schritte ausgeführt werden (Kap. 9.2). Der schwei-
umfasst eine Vielzahl interdisziplinärer Projekte
zerische Bundesrat hat das vom ENSI und BFE über-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
87
prüfte Entsorgungsprogramm der Nagra aus dem
führt. Ein grosser Teil dieser Daten wird im Fels-
Jahre 2008 im Berichtsjahr angenommen und dazu
labor Mont Terri ermittelt, in welchem das ENSI
mehrere weiterführende Auflagen verfügt. Gleich-
auch im Berichtsjahr in mehreren Forschungspro-
zeitig mit dieser Verfügung hat der schweizerische
jekten mitgearbeitet hat (Kap. 9.5). Die Verfolgung
Bundesrat den von der Nagra verfassten Bericht mit
des Stands von Wissenschaft und Technik bezüg-
den offenen Fragen aus dem Entsorgungsnachweis
lich tiefenlagerrelevanter Prozesse wird seitens
(NTB 08-02) angenommen und verfügt, dass diese
ENSI durch die vielfältige Mitarbeit in internatio-
offenen Fragen künftig im Rahmen des Entsor-
nalen Programmen gewährleistet (Kap. 9.6).
gungsprogramms zu betrachten sind (Kap. 9.3). In die Vorbereitungsarbeiten auf die sicherheitstechnischen Beurteilungen von Aspekten zur Geologie und bautechnischen Machbarkeit in den
9.1 Sachplan geologische Tiefenlager
geologischen Standortgebieten zu Etappe 2 des Sachplans geologische Tiefenlager hat das ENSI
Der vom Bundesrat im April 2008 genehmigte Sach-
seine Expertengruppe geologische Tiefenlagerung
plan geologische Tiefenlager regelt das Schweizer
(EGT) (Kap. 9.4) sowie swisstopo, Geologie- und
Standortauswahlverfahren für geologische Tiefen-
Ingenieurbüros und weitere Experten eingebun-
lager. Das Verfahren ist in drei Etappen gegliedert.
den. Insbesondere für die Resultate der 2D-seismi-
Etappe 1 wurde Ende 2011 vom Bundesrat gutge-
schen Messkampagne der Nagra vom Winter
heissen, nachdem der von der Nagra eingereichte
2011/2012 wurde bereits mit Beurteilungsarbeiten
Vorschlag durch das ENSI und weitere Gremien ge-
begonnen. Dieser Datensatz wird eine wichtige
prüft worden war. Dieser Vorschlag umfasst sechs
Grundlage für die Vorschläge der Nagra in Etappe
Standortgebiete für ein Lager für schwach- und mit-
2 bilden.
telaktive Abfälle (Gebiete Südranden, Zürich Nord-
Daneben werden durch das ENSI und die von ihm
ost, Nördlich Lägern, Jura Ost, Jura-Südfuss und
beauftragten Experten auch eigene, für die Tiefen-
Wellenberg) sowie drei Standortgebiete für die La-
lagerung notwendige Untersuchungen durchge-
gerung hochaktiver Abfälle (Gebiete Zürich Nord-
Im Besucherzentrum des Felslabors Mont Terri. Foto: CCV.
88
ENSI Aufsichtsbericht 2013
ost, Nördlich Lägern und Jura Ost). Diese geologi-
anlage das Vorliegen standortspezifischer Detail-
schen Standortgebiete wurden in die Raumplanung
daten bedingt, welche erstmals mit dem Einrei-
der jeweiligen Region integriert.
chen des Rahmenbewilligungsgesuches für einen
In der 2012 gestarteten Etappe 2 des Sachplanver-
bestimmten Standort konkretisiert werden. Wei-
fahrens hat die Nagra zunächst innerhalb der aus
tere detaillierte Prüfungen wird das ENSI im Rah-
der Etappe 1 resultierenden Standortgebiete und
men der Bearbeitung der Gesuche für die Bau- und
der sie umgebenden Planungsperimeter Standorte
die Betriebsbewilligung vornehmen.
für Oberflächenanlagen vorgeschlagen und diese pationsgremien (Regionalkonferenzen) diskutiert.
Überprüfung der Resultate aus ergänzenden Untersuchungen für Etappe 2
Das ENSI hat diese Diskussionen mit Fachbeiträgen
Gemäss Konzeptteil des Sachplans geologische
zu sicherheitstechnischen Aspekten begleitet. Ins-
Tiefenlager hatten die Entsorgungspflichtigen im
besondere wurden dabei auch die drei 2013 veröf-
Hinblick auf die Etappe 2 vorgängig mit dem ENSI
fentlichten Aktennotizen (ENSI 33/154, 33/155
abzuklären, ob der Kenntnisstand der sicherheits-
und 33/170) mit weiteren Anforderungen an die
relevanten Prozesse und Parameter ausreicht, um
Nagra zu Etappe 2 in den Regionalkonferenzen
die in der Etappe 2 vorgesehenen provisorischen
bzw. Fachgruppen Sicherheit der Regionalkonfe-
Sicherheitsanalysen und den sicherheitstechnischen
renzen vorgestellt. Daneben wurden Ausbildungs-
Vergleich (ENSI 33/075) durchführen zu können,
veranstaltungen für die Mitglieder der Regional-
und welche ergänzenden Untersuchungen dafür
konferenzen sowie weitere Veranstaltungen mit
notwendig sind. Die Nagra hatte dazu bereits wäh-
standortspezifischen Fragen, beispielsweise bezüg-
rend Etappe 1 den Bericht NTB 10-01 eingereicht
lich der sicherheitstechnischen Vor- und Nachteile
und darin ihr Untersuchungsprogramm für Etappe
von Schächten und Rampen als Zugangsbauwerke,
2 dargelegt. Das ENSI hatte zu diesem Programm
durchgeführt.
in seinem Bericht ENSI 33/115 Stellung genommen
mit den in jedem Standortgebiet gebildeten Partizi-
und 41 Forderungen für zusätzliche Untersuchun-
Sicherheit von Oberflächenanlagen zu geologischen Tiefenlagern
gen gestellt. Die Hauptforderungen des ENSI
Aufgefordert durch das BFE hat die Nagra in ihrem
den Wirtgesteinen Brauner Dogger und Effinger
>+A#G%= U2> H,NJH -KA'+?=+``=O 7+`G%+ @;)'KI+E
Schichten, die systematische Beschreibung der hy-
eine Oberflächenanlage über einem geologischen
draulischen Fliesswege in den Standortregionen
Tiefenlager zu erfüllen hat und ob eine solche An-
und vertiefte Untersuchungen zu bautechnischen
lage grundsätzlich bewilligungsfähig ist. Insbeson-
Aspekten. Die Nagra hat ihre Untersuchungen in
dere die Bewilligung einer Oberflächenanlage im
den vergangenen Jahren durchgeführt bzw. deren
Gewässerschutzbereich Au war hinterfragt wor-
Durchführung in die Wege geleitet.
den. Dies vor dem Hintergrund, dass alle von der
Auf Wunsch der Kantone wird die Überprüfung
Nagra vorgeschlagenen Oberflächenareale im Ge-
der Abarbeitung der 41 Forderungen in so genann-
betreffen Verbesserungen des Kenntnisstands zu
wässerschutzbereich Au liegen.
ten Zwischenhalt-Fachsitzungen durchgeführt. Das
Das ENSI hat in seiner Stellungnahme zum Nagra-
dazu verwendete Vorgehen ist in ENSI 33/155 prä-
>+A#G%= U2> H,NJH #_ >+A#G%=?!K%A [;%KE-+E -+?
zisiert. Die Ausführungen und Resultate der Nagra
BFE und des Bundesamts für Umwelt festgehalten,
werden in den Zwischenhalt-Fachsitzungen mit
dass aus den im Bericht enthaltenen Beschreibun-
ENSI, KNS, EGT, AG SiKa/KES und BMU erörtert.
gen der Anlage keine Gründe erkennbar sind, wel-
Anschliessend zieht das ENSI sein Fazit. Im Jahr
che die nukleare Sicherheit sowie den Schutz von
2013 wurden fünf Zwischenhalt-Fachsitzungen
Mensch und Umwelt und damit die Genehmi-
durchgeführt. Dabei waren insbesondere die For-
gungsfähigkeit einer Oberflächenanlage im Grund-
derungen zu den Wirtgesteinen Brauner Dogger
satz in Frage stellen. Aus Sicht des ENSI sind die
und Effinger Schichten sowie die systematische Be-
in NTB 13-01 enthaltenen Angaben zu Anlage-
schreibung der hydraulischen Fliesswege im Fokus.
konzept, Abläufen und Materialinventar plausibel
Ausserdem wurde an zwei Behörden-Fachsitzun-
und im Einklang mit entsprechenden früher ge-
gen über die von der Nagra eingesetzte Methodik
machten Angaben im Entsorgungsnachweis der
zur Bewertung der sicherheitstechnischen Krite-
Nagra. Im Rahmen dieser Prüfung auf Plausibilität
rien und zum sicherheitstechnischen Vergleich in-
hat das ENSI klar darauf hingewiesen, dass die
formiert sowie die Auswertung der 2D-Seismik der
eigentliche Sicherheitsprüfung einer Oberflächen-
Nagra erläutert.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
89
Stollen im Felslabor Mont Terri. Foto: CCV.
Technisches Forum Sicherheit
TFS zu verknüpfen und die Beiträge des TFS auch
Im Rahmen des Sachplans für geologische Tiefen-
für Laien attraktiver zu gestalten. Das ENSI hat
lager hat das Bundesamt für Energie 2009 das
dazu alle Fachgruppen Sicherheit besucht und das
Technische Forum Sicherheit (TFS) eingesetzt. Das
Vorgehen des TFS-Sekretariats erläutert. Neu kann
ENSI leitet diese Informations- und Austauschplatt-
nun jede Regionalkonferenz zwei Vertreter an die
form. Im Forum werden technische und wissen-
Sitzungen des TFS delegieren. Neu erhalten die
schaftliche Fragen zur Sicherheit und Geologie
Antworten zu den Fragen zudem eine kurze allge-
aus der Bevölkerung, von Gemeinden, Standort-
meinverständliche Zusammenfassung.
regionen, Organisationen, Kantonen und Gemein-
In den Gesprächen mit den Regionalkonferenzen
wesen betroffener Nachbarstaaten diskutiert und
wurde der Wunsch geäussert, den Informations-
beantwortet. Das TFS besteht aus Fachpersonen
fluss zwischen dem TFS und der Öffentlichkeit zu
der verfahrensleitenden Behörde (BFE), der über-
verbessern. Deswegen hat das ENSI seit Sommer
prüfenden (ENSI) bzw. unterstützenden Behörde
2013 neu zu jeder TFS-Sitzung (4x/Jahr) mittels
(swisstopo), von Kommissionen (KNS, EGT), Nicht-
Webartikel die Bevölkerung über die Sitzungs-
regierungsorganisationen und der Entsorgungs-
inhalte informiert. Für den Webartikel wird aus
pflichtigen (Nagra) sowie delegierten Personen aus
den präsentierten Antworten ein Schwerpunkt
den Standortregionen, Standortkantonen, betrof-
gewählt und dieser im Artikel ausführlicher be-
fenen Nachbarkantonen sowie Deutschland und
handelt. Die 2012 veröffentlichte Broschüre «Geo-
Österreich. Das ENSI sammelt die Fragen, koordi-
logische Tiefenlager – Radioaktive Abfälle sicher
niert die Beantwortung durch die Forumsmit-
entsorgen», die an das TFS gestellte Fragen in ein-
glieder und leitet die TFS-Sitzungen. Die eingegan-
facher Sprache beantwortet, wurde ausserdem im
genen und beantworteten Fragen werden der
Berichtsjahr ins Französische übersetzt.
Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung gestellt.
Im Jahr 2013 hat das TFS in seiner März-Sitzung
Im Jahr 2013 fanden vier Sitzungen des TFS statt.
das Thema der Rückholung und Rückholbarkeit ra-
Von den bis Ende 2013 ins TFS aufgenommenen
dioaktiver Abfälle unter Zuzug internationaler Re-
108 Fragen waren deren 81 bis Ende 2013 beant-
ferenten ausführlich behandelt. Aufgrund erhöh-
wortet. Alle Fragen und Antworten sind unter
ter Nachfrage durch die Regionen wurden die an
www.technischesforum.ch einsehbar.
der Sitzung präsentierten Beiträge aus dem Sit-
Das ENSI hat im Jahr 2013 besondere Anstrengun-
zungsprotokoll übernommen, in einer Aktennotiz
gen unternommen, um die Regionalkonferenzen
zusammengestellt und somit öffentlich zugänglich
und deren vielfältige Fachfragen besser mit dem
gemacht.
Ausnahmeregelung bzgl. Schutzbereich für geologische Standortgebiete Die Ende Etappe 1 in den Sachplan geologische Tiefenlager aufgenommenen Standortgebiete sind vor einer Verletzung der Wirt- und Rahmengesteine, wie sie beispielsweise aus der geothermischen
Nutzung
des
Untergrunds
resultieren
könnte, zu schützen. Den Kantonen wurden dazu Karten zur Verfügung gestellt, mithilfe derer sie dafür zu sorgen haben, dass durch erteilte Bewilligungen und Konzessionen jegliche Gefährdung der geologischen Standortgebiete ausgeschlossen wird. Die Karten legen fest, bis in welche Tiefe in einem Standortgebiet Bewilligungen und Konzessionen erteilt werden dürfen. Um methodisch bedingten Unschärfen im 3D-Datensatz der untertägigen Geologie Rechnung zu tragen, wurde bei der Ausweisung der zulässigen Bohrtiefe ein Sicherheitszuschlag berücksichtigt. In einem Verfahren für Ausnahmeregelungen wurde nun festgelegt, dass eine Überschreitung der aus den Kar-
90
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Einbau einer Versuchsarmatur im Felslabor. Foto: CCV.
ten ersichtlichen maximalen Bohrtiefe zugestimmt
Prüfung und Beurteilung zum Schluss, dass die
werden kann, wenn entweder aufgrund von Vor-
Nagra im Auftrag der Entsorgungspflichtigen mit
untersuchungen gezeigt werden kann, dass mit ei-
dem Einreichen des Entsorgungsprogramms den
nem geplanten Projekt keine Verletzung der Wirt-
gesetzlichen Auftrag gemäss Art. 32 KEG (Kern-
und Rahmengesteine erfolgen wird oder es aus
energiegesetz, SR 732.1) und Art. 52 KEV grund-
Gründen eines relevanten Erkenntnisgewinns ge-
sätzlich erfüllt hat. Die eingereichten Stellungnah-
rechtfertigt ist, eine lokale Verletzung zuzulassen.
men zum Entsorgungsprogramm der Nagra und zu
Das Verfahren wurde durch das ENSI in Zusam-
den Bewertungen der Bundesbehörden wurden
menarbeit mit allen Standortkantonen und der Na-
dem Bundesrat vorgelegt.
gra entwickelt und kann ab 2014 in Anspruch ge-
Der Bundesrat hat in seiner Verfügung vom
nommen werden.
28. August 2013 den gesetzlichen Auftrag als erfüllt angesehen. Er verfügte, dass das nächste Ent-
9.2 Entsorgungsprogramm
sorgungsprogramm im Jahr 2016 gleichzeitig mit den Kostenstudien einzureichen ist. Wie vom ENSI vorgeschlagen, umfassen die Auf-
Gemäss Artikel 52 KEV müssen die Entsorgungs-
lagen für das kommende Entsorgungsprogramm
pflichtigen ein Entsorgungsprogramm vorlegen
die Darlegung der Planung zur Erstellung des
und alle fünf Jahre anpassen. Zuständig für die
untertägigen Felslabors und der dort durchzufüh-
Überprüfung und Überwachung der Einhaltung
renden Experimente sowie eine Erläuterung zur
des Programms sind das BFE und das ENSI. Das BFE
zeitlichen Berücksichtigung der aus dem Felslabor
prüft den Finanzplan für die Entsorgungsarbeiten
vor Ort gewonnenen Ergebnisse im anschliessend
bis zur Ausserbetriebnahme der Kernanlagen so-
folgenden nuklearen Baugesuch. Auflagen für das
wie das Informationskonzept der Nagra, das ENSI
kommende und weitere Entsorgungsprogramme
prüft die sicherheitsrelevanten und auslegungsspe-
umfassen das gleichzeitige Einreichen eines aktua-
zifischen Aspekte.
lisierten Forschungs- und Entwicklungsprogramms
Der Bericht zum Entsorgungsprogramm (NTB 08-01)
und Darlegungen, wie das Gesamtsystem «geolo-
wurde im Oktober 2008 durch die Entsorgungs-
gisches Tiefenlager» technisch und zeitlich umge-
pflichtigen mit den Standortvorschlägen für geolo-
setzt werden soll, welche Abfallmengen erwartet
gische Tiefenlager eingereicht. Dessen Prüfung
werden und wie diese prognostiziert wurden, wie
wurde im Dezember 2011, d.h. nach den Beurtei-
die Langzeitarchivierung und die Markierung für
lungsarbeiten zur Etappe 1 des Sachplanverfah-
geologische Tiefenlager vorbereitet wurden und
rens abgeschlossen. ENSI und BFE kamen in ihrer
welche Vorkehrungen und Optimierungsmassnah-
ENSI Aufsichtsbericht 2013
91
Grossmassstäbliches Einbauexperiment. Foto: Comet.
men getroffen wurden, um die gesetzlich festge-
nachweis hat das ENSI empfohlen, die gegenwärtig
legten Schutzziele zu erreichen.
noch nicht abgeschlossenen oder in das Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Nagra
9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis
aufgenommenen Empfehlungen in dieses Programm zu integrieren. Der Nagra-Bericht und die Stellungnahmen seitens der Bundesbehörden waren 2012 in einer dreimo-
Der Bundesrat hatte im Juni 2006 verfügt, dass der
natigen Anhörung. Der aus den dabei eingereich-
Entsorgungsnachweis für abgebrannte Brennele-
ten Stellungnahmen resultierende Anhörungsbe-
mente (BE), verglaste hochaktive Abfälle (HAA)
richt wurde dem Bundesrat vorgelegt. Dieser hat in
und langlebige mittelaktive Abfälle (LMA) erbracht
seiner Verfügung vom 28. August 2013 festgehal-
ist. Er legte damals fest, dass die Kernkraftwerkge-
ten, dass mit dem eingereichten Bericht der Nagra
sellschaften zusammen mit dem Entsorgungspro-
die frühere Verfügung zum Entsorgungsnachweis
gramm nach Artikel 32 KEG dem Bundesrat einen
erfüllt ist. Er hat weiter festgehalten, dass die Ar-
Bericht zu unterbreiten haben, der alle in den Gut-
beiten zu den noch nicht berücksichtigten Emp-
achten und Stellungnahmen der damaligen HSK,
fehlungen in einen Forschungs-, Entwicklungs-
KNE und KSA sowie der OECD/NEA-Experten ent-
und Demonstrationsplan aufzunehmen sind.
haltenen offenen Fragen, Hinweise und Empfehlungen zum Entsorgungsnachweis systematisch erfasst und aufzeigt, wie diese im weiteren Verfahren zeit- und sachgerecht beantwortet werden.
9.4 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung
Der von der Nagra im Oktober 2008 eingereichte Bericht NTB 08-02 führt zu den rund 200 Empfeh-
Aufgabe der Expertengruppe geologische Tiefen-
lungen aus, wie diese zukünftig durch die Nagra
lagerung (EGT) ist es, das ENSI fachtechnisch zu
bearbeitet werden sollen. Das ENSI hat in einer
unterstützen. Geleitet von Professor Simon Löw
Stellungnahme dazu festgehalten, dass die Nagra
(ETH Zürich) deckt die Expertengruppe Fragen zur
alle Empfehlungen stufengerecht und zielführend
geologischen Beurteilung der Standortgebiete so-
bearbeitet hat und damit der Verfügung des Bun-
wie zur bautechnischen Machbarkeit und Sicher-
desrats nachgekommen ist. Im Sinne einer Weiter-
heit von geologischen Tiefenlagern ab. Die EGT
führung der Empfehlungen aus dem Entsorgungs-
bietet dem ENSI die Möglichkeit, bei wichtigen Fra-
92
ENSI Aufsichtsbericht 2013
gestellungen mit international anerkannten Exper-
schweiz und die geodynamische Entwicklung und
ten zusammenzuarbeiten und damit das eigene
Neotektonik der Nordschweiz.
Know-how zu ergänzen. Mitglieder der EGT nahmen an den fünf vom ENSI geleiteten Zwischenhalt-Fachsitzungen und an den
9.5 Felslaboratorien
vier Sitzungen des TFS teil. An Informationsveranstaltungen des BFE in den Standortregionen beant-
In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im
worteten Vertreter der EGT bautechnische Fragen
Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel
zu den Erschliessungsbauwerken (Schacht und
und Felslabor Mont Terri) betrieben, in welchen un-
Rampe). Am Treffen der Chairs of Advisory Bodies
ter internationaler Beteiligung umfangreiche For-
to Governments (ABG) in London tauschte die EGT
schungsprojekte zur geologischen Tiefenlagerung
Erfahrungen mit ähnlichen Kommissionen anderer
radioaktiver Abfälle durchgeführt werden. Ziel der
Länder aus. Weiter fanden vier reguläre Plenarsit-
Forschung ist die Charakterisierung und Erfassung
zungen der EGT statt, davon eine zweitägige Sit-
der geotechnischen, geochemischen und hydrauli-
zung mit Besuch des Felslabors Mont Terri in St.
schen Eigenschaften der dortigen Gesteinsformati-
Ursanne. Schliesslich hat die EGT gemeinsam mit
onen und die Entwicklung und Überprüfung von
dem ENSI ein Symposium zur «Felsmechanik und
Lagerkonzepten für den sicheren Einschluss radio-
Bautechnik von geologischen Tiefenlagern im
aktiver Abfälle sowie von Techniken zur Erfassung
Opalinuston und ähnlichen Tonsteinen» für Feb-
relevanter Daten. Die Resultate der Forschung
ruar 2014 geplant. Die Aktivitäten der EGT werden
erlauben es ausserdem, anhand von Demonstra-
laufend auf einer Website präsentiert (www.egt-
tionsversuchen das Verhalten technischer (Bentonit,
schweiz.ch).
Zement, Stahlbehälter) und natürlicher Barrieren
Themenschwerpunkte der EGT im Berichtsjahr
(Wirtgestein und Rahmengesteine) zu untersuchen
2013 waren Stoffgesetze und die bautechnische
und entsprechende Modellrechnungen zu validie-
Machbarkeit von Tiefenlagern im Opalinuston,
ren.
konzeptuelle und parametrische Annahmen zur
Seit 2003 ist das ENSI mit eigenen Projekten und
Gasbildung und zum Gastransport, konzeptuelle
Kooperationen an der Forschung im Felslabor
Annahmen, Lageroptimierung und bautechnische
Mont Terri beteiligt, um die behördeninterne Fach-
Aspekte der Tiefenlager-Auslegung (inklusive der
kompetenz aufzubauen und zu erhalten sowie
Zugangsbauwerke), Auswertung und Belastbar-
eigene Datensätze und Modelle zu entwickeln. Der
keit der alten und neuen 2D-Seismik im Tafeljura,
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten lag 2013 auf
tektonische Zergliederung des Mesozoikums in
dem Abschluss der Auswertung des sogenannten
den potenziellen Standortgebieten der Nord-
RC-Experimentes, welches von der Ingenieur-
Geneigte Bohrungen für Messinstrumente. Foto: Comet.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
93
geologie der ETH Zürich betreut worden ist. Ziel-
zung produzierten Gase, dem damit verbundenen
setzung dieses Experiments war es, die durch
Gasdruckaufbau und dem Abtransport des Gases
den Bau der Galerie 2008 infolge von Spannungs-
-;AG% +#E 7+E#' -;AG%`P??#'+? V+-#;_ S[ >M +#E
umlagerungen hervorgerufenen Deformationen im
tonreiches Gestein). Das Projekt wurde im Jahr
Opalinuston quantitativ zu erfassen. Ergänzt wur-
2013 abgeschlossen und bot dem ENSI Gelegen-
den diese Untersuchungen durch umfangreiche
heit, sich bezüglich aller relevanten Fragestellun-
felsmechanische Laborversuche, mit welchen die
gen im Bereich von Gasbildung und Gastransport
felsmechanischen Kennwerte des Opalinustons
in Tiefenlagern auf dem neusten Stand von Wis-
ermittelt und für Rechensimulationen verfügbar
senschaft und Technik zu halten. Mit den durch-
gemacht werden. Am RC-Experiment war neben
geführten Vergleichsrechnungen konnte das ENSI
dem ENSI und der ETH auch die deutsche Bundes-
neue Modelle zur Berechnung des Gastransports
anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR
kennenlernen, testen und entwickeln. In den euro-
(geophysikalische Messungen) und swisstopo (geo-
päischen Felslabors (so auch in den schweizeri-
dätische Messungen) beteiligt.
schen Felslabors am Mont Terri und Grimsel) laufen
Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI
verschiedene Experimente zum Thema Gasbildung
an drei weiteren Experimenten: Das CD-Experi-
und Gastransport.
ment untersucht das zyklische Austrocknungs-
Das Projekt SITEX («sustainable network of inde-
verhalten der Stollenwand des Opalinustons in
pendent technical Expertise for radioactive waste
Abhängigkeit des Stollenklimas (Temperatur, Luft-
disposal») wurde im Februar 2012 mit dem Ziel
feuchtigkeit). Mit dem FM-D-Experiment evaluiert
gestartet, eine Plattform zum Thema geologische
das ENSI zusammen mit swisstopo eine neue
Tiefenlager für die Aufsichtsbehörden und ihre Ex-
Methode der Durchlässigkeitsbestimmung in Boh-
perten aufzubauen. Im Rahmen dieser Plattform
rungen anhand von Verdunstungsmessungen. Im
soll der regulatorische Bedarf für alle Phasen der
MO-Experiment untersucht das ENSI zusammen
Realisierung eines geologischen Tiefenlagers dis-
mit swisstopo und der französischen Organisation
kutiert und evaluiert werden. Es soll darauf auf-
ANDRA das Materialverhalten (u.a. die Langzeitbe-
bauend geklärt werden, welche Schwerpunkte für
ständigkeit) von Glasfaserkabeln mit integrierten
die regulatorische Sicherheitsforschung und bei
Mess-Sensoren. Dies geschieht, um die Tauglich-
der technischen Expertise für zukünftige Realisie-
keit der Glasfasertechnologie für ein Langzeitmo-
rungsschritte gesetzt werden sollen. Die Schluss-
nitoring in geologischen Tiefenlagern zu testen.
folgerungen und das weitere Vorgehen bzgl. der Plattform werden in der ersten Hälfte 2014 veröf-
9.6 Internationaler Wissenstransfer
fentlicht werden. Der Erfahrungsaustausch über verschiedene regulatorische Fachthemen wird für das ENSI bei den sicherheitstechnischen Beur-
Die Mitarbeit in diversen nationalen und interna-
teilungen der Arbeiten der Nagra im Sachplanver-
tionalen Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Gelegen-
fahren geologische Tiefenlager wertvolle Impulse
heit, alle relevanten Fragestellungen im Bereich der
liefern.
Entsorgung in geologischen Tiefenlagern vor allem
Das Projekt DECOVALEX-2015 läuft seit dem
im europäischen Rahmen zu verfolgen und bezüg-
Jahr 2012 und befasst sich mit der Simulation ge-
lich Stand von Wissenschaft und Forschung über
koppelter thermisch-hydraulisch-mechanischer Pro-
die aktuellen Entwicklungen informiert zu bleiben.
zesse, wie sie in der unmittelbaren Umgebung ei-
Die Resultate dieser Arbeiten fliessen in die Auf-
nes geologischen Tiefenlagers auftreten können.
sichtstätigkeit des ENSI im Rahmen des Sachplans
An dem Projekt nehmen Partner aus acht Ländern
geologische Tiefenlager ein.
teil. Die Simulationsergebnisse der Projektpartner
Neben der Beteiligung an der internationalen For-
werden untereinander verglichen und anhand
schung im Felslabor Mont Terri (Kap. 9.5) engagiert
experimenteller Daten bewertet. Das Projekt zielt
sich das ENSI im Rahmen weiterer Forschungspro-
damit auf eine Verbesserung des Prozessverständ-
gramme zur Entsorgung (EU-Projekte) und arbeitet
nisses sowie auf die Überprüfung und Erweiterung
in verschiedenen internationalen Gremien mit:
der Fähigkeit zur Simulation solcher Prozesse.
Das 2009 gestartete Forschungsprojekt FORGE
BIOPROTA ist ein internationales Forum, das sich
(«fate of repository gases») der Europäischen
mit Prozessen zur Freisetzung von Radionukliden
Union dient der Erforschung der in einem geologi-
aus einem Lager für radioaktive Abfälle in die Bio-
schen Tiefenlager durch Korrosion oder Zerset-
sphäre befasst. Die Arbeiten betreffen Ungewiss-
94
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Einlagerungsmodell. Foto: CCV.
heiten bei der Modellierung der Umweltauswir-
Understanding of Groundwater Flow through
kungenundderentsprechendenStrahlenexposition
Argillaceous Media» (Clay Club) sowie der Unter-
im Zusammenhang mit dem Sicherheitsnachweis
gruppe «Expert Group on Operational Safety»
für geologische Tiefenlager. Einmal im Jahr trifft
(EGOS). 2013 hat die IGSC ein Symposium zum
sich das Forum, um Ergebnisse von aktuellen For-
Thema «The Safety Case for Deep Geological
schungsarbeiten zu diskutieren und zukünftige
Disposal of Radioactive Waste 2013: State-of-
Forschungsschwerpunkte festzulegen. Ausserdem
the-Art» organisiert. An diesem Symposium haben
finden Workshops zu spezifischen Themenschwer-
verschiedene Länder zu spezifischen Realisierungs-
punkten statt. Seit 2012 ist das ENSI Mitglied von
phasen den Langzeitsicherheitsnachweis aus der
BIOPROTA. Diese Mitgliedschaft dient der Kompe-
Perspektive des Projektanten und der Aufsichts-
tenzerweiterung des ENSI im Bereich der Biosphä-
behörde vorgestellt. Das ENSI war im Programm-
renmodellierung.
komitee vertreten und hat die Rolle des Sicher-
Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Kooperations-
heitsnachweises im Standortauswahlverfahren aus
vereinbarung mit Prof. K.H. Lux und seinen Mitar-
Sicht der Aufsichtsbehörde vorgestellt.
beitenden am Lehrstuhl für Deponietechnik und
Die Arbeiten des Clay Clubs konzentrierten sich im
Geomechanik der TU Clausthal getroffen, um Ver-
Berichtsjahr 2013 auf das neu lancierte Projekt mit
gleichsrechnungen zu den Gastransportrechnun-
dem Titel «Argillaceous Media Database Com-
gen des ENSI aus Etappe 1 des Sachplans durch-
pilation», welches massgebende geologische, hyd-
zuführen. Bei diesem Vergleich soll eine neue
rogeologische, mineralogische, geophysikalische,
hydraulisch-mechanische Kopplung mit dem vom
geochemische und felsmechanische Datensätze
ENSI verwendeten Rechenprogramm getestet wer-
von Tongesteinen sammelt. Diese werden in einem
den. Für das ENSI ist dies ein guter Erfahrungs-
Bericht zusammengestellt und auf den neuesten
austausch und bietet die Möglichkeit, bei Bedarf
Stand gebracht. Berücksichtigt werden dabei nur
später die weiterentwickelte Kopplung zu über-
diejenigen Tongesteinsformationen, die heute als
nehmen.
Wirtgesteine für geologische Tiefenlager vorge-
Das ENSI beteiligt sich ferner an den Aktivitäten
sehen sind und mit den aktuellsten Methoden
der OECD-NEA Arbeitsgruppe IGSC («Integration
und Analysetechniken umfassend charakterisiert
Group for the Safety Case»), der Untergruppe
wurden. Es sind dies der Callovo-Oxfordian-Ton
«Working Group on Measurements and Physical
(Frankreich), der Boom-Clay und der Ypresian-Clay
ENSI Aufsichtsbericht 2013
95
(Belgien), der Queenstone Shale, die Georgian Bay Formation (Kanada) sowie der Opalinuston (Schweiz). Einbezogen werden auch Tongesteinsformationen, in denen Felslabors errichtet wurden und zu denen umfassendes Datenmaterial zum Vergleich zur Verfügung steht (Felslaboratorien HADES in Belgien, Bure und Tournemire in Frankreich und Mont Terri in der Schweiz). In einem speziellen Kapitel wird der Stellenwert der Geologie und der sicherheitsrelevanten Eigenschaften der Tongesteine für den Langzeiteinschluss und den Sicherheitsnachweis dargelegt. Die EGOS wurde im Juni 2013 gegründet und seitens der IGSC vorläufig mit einem zweijährigen Mandat ausgestattet. Die Expertengruppe dient dem Austausch von technischen und regulatorisch/gesetzgeberischen Erfahrungen in Bezug auf die nukleare und radiologische Betriebssicherheit eines geologischen Tiefenlagers. Es werden hauptsächlich Erfahrungen aus dem Bergbau, aus Kernanlagen, aber auch aus weiteren relevanten Ingenieurpro!+a=+E S[M >M 2;EE+`IK;7+Aa+Q [;?K__+E'+=AK'+E und bezüglich Gefährdungspotenzial analysiert. Eine weitere Hauptaufgabe besteht in der Entwicklung von Leitfäden und technischen Lösungen zur Störfallvorsorge und -linderung. Das ENSI war an der Gründungsveranstaltung vertreten und konnte dort die in der Schweiz bestehenden regulatorisch/ gesetzgeberischen Vorgaben umfassender erläutern. Die Mitarbeit des ENSI in der EGOS, im Clay Club und in der IGSC ermöglicht den Zugang zu wichtigen internationalen Informationsplattformen. Im Zentrum steht dabei der Wissenstransfer bezüglich des Sicherheitsnachweises für ein geologisches Tiefenlager, der Tongesteinsforschung und der Betriebserfahrung.
96
ENSI Aufsichtsbericht 2013
10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management
Im Jahr 2013 wurden im Wesentlichen folgende Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt: Das KKB hat Ende 2013 die überarbeiteten PSA der Stufen 1 und 2 im Rahmen der Periodischen
10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen
Sicherheitsüberprüfung eingereicht. Die überarbeiten Studien wurden um die Betriebserfahrung der letzten 10 Jahre erweitert und basieren
Mit der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA)
auf einer Reihe von verfeinerten Analysen (wie
wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein schwerer
[M >M 8A-I+I+E)+?=#'a+#=?A+G%E;E'+E ;E- =%+A-
Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt. Als schwe-
mohydraulische Analysen). Als Erdbebengefähr-
rer Unfall wird ein Störfall bezeichnet, bei dem der
dung wurden die Zwischenresultate aus dem
Reaktorkern nicht mehr gekühlt werden kann und
PEGASOS Refinement Project (PRP Intermediate
in der Folge zu schmelzen beginnt.
Hazard) verwendet. Ferner berücksichtigt die
Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden:
Studie bereits die neue Anlagenkonfiguration
Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus-
mit AUTANOVE (Autarke Notstromversorgung).
lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA
Die PSA-Studie für den Leistungsbetrieb weist
alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kernscha-
+#E+ _#==`+A+ <:^ 9CE bO,(\HJ-6 pro Jahr aus.
den (Kernschmelze) betrachtet. Die auslösenden
Das ENSI wird die neue PSA prüfen. Für den ak-
Ereignisse umfassen sowohl anlageninterne Stör-
tuellen Anlagenzustand hat das KKB nach wie
fälle, wie z. B. Brände, Brüche von Kühlmittel füh-
vor ein PSA-Modell ohne AUTANOVE.
renden Leitungen oder Ausfälle der Wärmeabfuhr,
Das KKG arbeitete an der geforderten Umset-
als auch Störfälle mit Ursprung ausserhalb der An-
zung des im Rahmen der Stellungnahme zur
lage, wie Erdbeben, unfallbedingter Flugzeugab-
Periodischen Sicherheitsüberprüfung identifizier-
sturz oder Überflutungen. Die auf den Ergebnissen
ten Verbesserungsbedarfs zur PSA, reichte Kon-
der Stufe-1-PSA aufbauende Stufe-2-PSA umfasst
zeptunterlagen zur Überarbeitung der Erdbe-
die Analyse des weiteren Verlaufs eines Kernscha-
benanalyse ein, führte weitere Untersuchungen
dens bis zu einer eventuellen Freisetzung von ra-
zur Hochwassergefährdung durch und schloss
dioaktiven Stoffen in die Umwelt. Mit der Stufe-3-
die Zwischenaktualisierung der Stufe-1-PSA ab.
PSA wird schliesslich der Schaden in der Umgebung
Nach Abschluss dieser Zwischenaktualisierung
des Kraftwerks analysiert.
I+=AP'= -#+ X+AE?G%K-+E?%P;)#'a+#= ,O&.\HJ-6
Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung
pro Jahr. Damit liegt dieser Kennwert weiterhin
verlangt das ENSI für alle schweizerischen Kern-
deutlich unter der in der Kernenergieverord-
kraftwerke PSA-Studien der Stufen 1 und 2. Die
nung vorgegebenen Obergrenze für neue Kern-
Anforderungen an die Erstellung und Anwendung
kraftwerke.
einer PSA sind in den Richtlinien ENSI-A05 (PSA:
Im Jahr 2012 lieferte das KKL ein überarbeite-
Qualität und Umfang) und HSK-A06 (PSA: Anwen-
tes Stufe-1-PSA Modell, um die im Rahmen
dungen) festgehalten. Jeder Betreiber hat eine an-
der Stellungnahme zur Periodischen Sicher-
lagenspezifische PSA entwickelt und aktualisiert
heitsüberprüfung identifizierten Verbesserungs-
diese regelmässig.
punkte umzusetzen. Aufgrund der (noch laufenden) Überprüfung der Unterlagen betrachtet das ENSI die Umsetzung von einigen geforderten Verbesserungspunkten als abgeschlossen. Darüber hinaus ergaben sich aus der Überprüfung weitere Fragen insbesondere bezüglich der Bewertung der Zuverlässigkeit von Personalhandlungen. Im Berichtsjahr lag beim KKL
ENSI Aufsichtsbericht 2013
97
der Arbeitsschwerpunkt im Bereich PSA bei
bilistische Sicherheitsziel einer Kernschadenshäu-
der Erstellung der neuen Stufe-2-PSA für alle
figkeit von weniger als 10-4 pro Jahr von allen An-
Betriebszustände. Gegenüber dem ursprüng-
lagen eingehalten.
lichen Zeitplan hat sich aufgrund verschiedener zusätzlicher Arbeiten im Zusammenhang mit den Aktionen nach den Ereignissen in Fuku-
10.1.2 Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung
shima die Erstellung dieser PSA verzögert. Das KKL reichte deshalb einen Zwischenbericht ein.
Die probabilistische Bewertung der Betriebserfah-
Im Rahmen der Stellungnahme zur Periodischen
rung eines Kernkraftwerks erfolgt auf zwei Arten:
Sicherheitsüberprüfung des KKM (PSÜ 2010)
Einerseits durch eine zusammenfassende Bewer-
veröffentlichte das ENSI seine Überprüfungser-
tung des gesamten Vorjahres (also 2012) und an-
gebnisse zur PSA des KKM. In die Überprüfung
dererseits laufend durch die risikotechnische Be-
waren PSA-Unterlagen, die bis und mit 2012
wertung einzelner Vorkommnisse. Im Folgenden
eingereicht wurden (insbesondere auch das
wird auf die beiden Analysen eingegangen.
überarbeitete Volllast-Stufe-1-Modell, das eine
Alle Kernkraftwerksbetreiber reichten im Be-
<:^ 9CE .O,(\HJ-5 pro Jahr ausweist) einbezo-
richtsjahr eine probabilistische Bewertung der
gen worden. Die Überprüfung ergab eine Reihe
Betriebserfahrung des Vorjahres ein. Bei diesem
von Verbesserungspunkten, zu denen das ENSI
Bewertungsverfahren wird anhand des PSA-
entsprechende Forderungen erhob. Insgesamt
Modells der Einfluss von unvorhergesehenen
bestätigte das ENSI, dass das KKM bezüglich
Kraftwerksabschaltungen sowie von Kompo-
auslegungsüberschreitender
einen
nentenunverfügbarkeiten infolge Instandsetz-
ausreichend hohen Sicherheitsstatus aufweist.
Störfälle
ungen, Wartung oder Funktionstests auf das
Die Identifikation und – sofern angemessen –
Risiko eines Kernschmelzunfalls ermittelt.
Umsetzung von Massnahmen zur weiteren Re-
Drei Kernkraftwerkbetreiber (KKG, KKL und
duktion des Risikos bezüglich Kernschadens-
KKM) setzten für die probabilistische Bewer-
häufigkeit und grosser früher Freisetzungen
tung der Betriebserfahrung 2012 neue PSA-
wurde bereits während der Prüfung der
Modelle ein (siehe Kapitel 10.1.1). Entspre-
PSÜ2010 initiiert.
chend der Vorgaben der Richtlinie HSK-A06
Das KKM überarbeitete im Laufe des Berichts-
wurde von jedem betroffenen Kernkraftwerk
jahres das Stufe-1-PSA-Modell für Volllast und
eine rückwirkende Aufdatierung der Konfigura-
reichte es dem ENSI ein. Dieses Modell berück-
tionen der Jahre 2008 – 2011 vorgenommen.
sichtigt im Vergleich zum vorhergehenden
Bei KKB 2 hat das INES-1-Vorkommnis vom Jahr
Modell weitere durch Vorschriften gestützte Ac-
2012 (siehe ENSI-Aufsichtsbericht 2012) zu
cident Management Massnahmen und berück-
einem aussergewöhnlich hohen inkrementellen
sichtigt erste Verbesserungspunkte aus der Stel-
kumulativen Risiko geführt. Bei den anderen
lungnahme zur PSÜ 2010. Die ausgewiesene
Kernkraftwerken wiesen die probabilistischen
<:^ I+=AP'= HOHH\HJ pro Jahr und liegt damit
Sicherheitsindikatoren keine aussergewöhnli-
in dem Bereich, in dem gemäss Richtlinie HSK-
chen Werte aus. Die Werte der probabilistischen
A06 Massnahmen zur Reduktion des Risikos zu
Sicherheitsindikatoren über die letzten fünf
identifizieren und – sofern angemessen – umzu-
Jahre weisen keinen Trend auf.
setzen sind. Das KKM hat verschiedene poten-
Das wartungsbedingte inkrementelle kumula-
zielle Nachrüstungen risikotechnisch bewertet.
tive Risiko wie auch die wartungsbedingten
Beispielsweise erwartet das KKM aufgrund
Risikospitzen für das Jahr 2012 waren bei allen
der geplanten Sanierung der Wohlensee-Stau-
Werken kleiner als die Planungswerte gemäss
-5
_K;+A +#E+ <:^N4+-;a=#CE K;) $O"$\HJ
98
-6
pro
Richtlinie HSK-A06.
Jahr. Die Umsetzung dieser Massnahme sowie
Meldepflichtige Vorkommnisse werden gemäss
weiterer Nachrüstmassnahmen hat das ENSI mit
der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur de-
3G%A+#I+E 9C_ H*M UC9+_I+A .JH, S0+A)L';E'
terministischen Betrachtungsweise systematisch
im Hinblick auf die endgültige Ausserbetrieb-
mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkremen-
nahme des KKM im Jahr 2019) verfügt.
telle bedingte Kernschadenswahrscheinlichkeit
Gemäss den per Ende 2013 vorliegenden Analysen
eines Vorkommnisses (ICCDPVorkommnis) gemäss
der Schweizer Kernkraftwerke wird das von der
Richtlinie HSK-A06 berechnet. Ein Vorkommnis
IAEA für bestehende Anlagen empfohlene proba-
wird anhand der ICCDPVorkommnis einer der Stufen
ENSI Aufsichtsbericht 2013
0 bis 3 der internationalen Bewertungsskala für
10.2 Erdbebengefährdungsanalyse
nukleare Ereignisse (INES) zugeordnet. Im Jahr 2013 ergaben sich bei keinem Kern-
Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft-
kraftwerk Vorkommisse, die gemäss Richtlinie
werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben-
HSK-A06 mit INES 1 (ICCDPVorkommnis im Bereich
sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute
10-4–10-6) einzustufen sind.
bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbeben-
Alle weiteren von den Kernkraftwerkbetreibern
sicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Für
im Jahr 2013 mit der PSA bewerteten Vorkomm-
Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestimmun-
nisse waren risikotechnisch unbedeutend, d. h.
gen als für Normalbauten. Der Stand von Wissen-
als INES-Stufe 0 beurteilt (ICCDPVorkommnis min-
schaft und Technik wurde und wird vom ENSI lau-
destens 10 , jedoch kleiner als 10 ) oder es
fend verfolgt. Neue Erkenntnisse führten in der
erfolgte keine Einstufung auf der INES-Skala
Vergangenheit bereits zu Weiterentwicklungen
(ICCDPVorkommnis kleiner als 10 ) aufgrund der
der Erdbebenanalysen und zu Ertüchtigungen in
Risikobewertung.
den Kernanlagen.
-8
-6
-8
Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Entwick-
10.1.3
ADAM-System
lung verlangte das ENSI im Jahre 1999 von den Kernkraftwerksbetreibern, die Erdbebengefährdung
Dem ENSI werden auf einem eigenen Übermitt-
nach dem fortschrittlichsten Stand der methodi-
lungsnetz im Zweiminutentakt von jedem Schwei-
schen Grundlagen neu zu bestimmen und dabei
zer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anlagen-
insbesondere die Unschärfe der Rechenergebnisse
parameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden die
umfassend zu quantifizieren. Zur Umsetzung der
ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident Diag-
Forderung des ENSI gaben die Kernkraftwerkbe-
nostics, Analysis and Management») verarbeitet.
treiber das Projekt PEGASOS (Probabilistische Erd-
ADAM besteht aus vier Modulen mit folgenden
bebengefährdungsanalyse für die KKW-Standorte
Funktionen:
in der Schweiz) in Auftrag. In Anlehnung an eine in
PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett-
den USA neu entwickelte Methode wurde in die-
ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es bereitet
sem Projekt die Erdbebengefährdung unter umfas-
die ANPA-Werte grafisch so auf, dass sich der PI
sender Berücksichtigung des Kenntnisstandes der
bei einem Störfall rasch über dessen Ablauf und
internationalen Fachwelt berechnet. Dazu wurden
Ausmass ins Bild setzen kann.
Fachleute von erdwissenschaftlichen und unab-
Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre-
hängigen fachtechnischen Organisationen aus
tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu
dem In- und Ausland beigezogen. Mit dem Projekt
möglichen Ursachen eines Störfalls und zum
PEGASOS hat die Schweiz Neuland betreten. Es ist
Zustand wichtiger Anlagenteile.
die erste und bisher einzige Studie dieser Art in
Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul
Europa.
kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert
Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit
und untersucht werden. Mit dem Modul kann
einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum
auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kriti-
Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die metho-
scher Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen,
dischen Vorgaben erfüllt wurden und dass hinsicht-
etc.) abgeschätzt werden.
lich verschiedener Aspekte (Qualitätssicherung, Er-
STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für
weiterung der Methode auf die Charakterisierung
«Source Term Program». Das Modul verwendet
der Standorteinflüsse) sogar ein neuer Stand der
ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell-
Technik erzielt wurde. Doch stellte das ENSI auch
terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung
fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnissen ausge-
radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall
wiesene Bandbreite der Unsicherheiten recht gross
abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann
ist und durch weitere Untersuchungen verkleinert
für Ausbreitungsrechnungen verwendet werden.
werden könnte.
Um die Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit zu
Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb-
erhöhen und um die Kompatibilität mit dem neuen
nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk-
Betriebssystem zu gewährleisten, wurde ADAM
betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear
umfassend überarbeitet. Die neue ADAM-Version
geleitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP).
wurde an der Gesamtnotfallübung im Jahr 2013
Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vor-
erfolgreich eingesetzt.
gesehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die
ENSI Aufsichtsbericht 2013
99
Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits
10.3.2 Containmentintegrität
bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbebenherde, der Erdbebenfortpflanzung und der lokalen
Die Betreiber arbeiteten an offenen Punkten aus
Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke.
dem Vorjahr. Diese betrafen die seismische Robust-
Das PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von
heit der Containment-Druckentlastungssysteme in
PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der
Gösgen und Leibstadt sowie die Isolation des Con-
Erdbebenforschung und die Resultate aus den
tainments und des Primärkreislaufs in allen Kern-
neuen Messungen der seismologischen Boden-
kraftwerken. Wie die Überprüfung durch das ENSI
kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten. Vor
auf der Basis der aktuellen Erdbebengefährdungs-
dem Hintergrund, dass für starke Erdbeben in der
annahmen (PRP Intermediate Hazard) bestätigte,
Schweiz Beschleunigungsmessdaten fehlen und
sind diese Ausrüstungen in Bezug auf die Contain-
somit empirische Erdbebenfortpflanzungs- bzw.
mentintegrität seismisch ausreichend robust. Ge-
-abminderungsbeziehungen nur begrenzt ableit-
stützt auf die PRP-Schlussergebnisse werden diese
bar sind, gewann die Frage der Übertragung von
Nachweise erneut überprüft werden.
international für spezifische Regionen entwickelten Abminderungsbeziehungen auf die Schweiz
10.3.3 Extreme Wetterbedingungen
im Projektverlauf zunehmend an Bedeutung. Die Arbeiten dazu hatten Forschungscharakter und
Im Jahr 2012 präzisierte das ENSI die Anforderun-
führten wiederholt zu Projektverzögerungen.
gen an die probabilistischen Gefährdungsanalysen
Ende 2013 reichten die Kernkraftwerkbetreiber
und an die Nachweise des ausreichenden Schutzes
den Schlussbericht des PRP beim ENSI zur Prüfung
der Anlage gegen extreme Wetterbedingungen
ein. Voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2014
wie extreme Winde, Tornados, extreme Luft- und
wird das ENSI zum PRP Stellung nehmen und die
Flusswassertemperaturen, Starkregen auf dem An-
in den Sicherheitsnachweisen zu verwendenden
lagenareal und extreme Schneehöhen. Im Jahr
Erdbebengefährdungsannahmen standortspezifisch
2013 begannen die Betreiber die Arbeiten zur Be-
neu festlegen.
stimmung der standortspezifischen Gefährdungsannahmen sowie zum Nachweis des Schutzes der
10.3 Fukushima-Massnahmen
Kernkraftwerke gegen 10000-jährliche wetterbedingte Ereignisse. Da der Aufwand der Datenbeschaffung unterschätzt worden war und Engpässe
Das ENSI und die Betreiber der Schweizer Kern-
bei beauftragten Experten auftraten, verzögert
kraftwerke führten im Jahr 2013 die aufgrund
sich die Fertigstellung der Nachweise bis Ende
des Reaktorunfalls in Fukushima begonnenen Ar-
2014.
beiten weiter. Die meisten im Aktionsplan Fukushima 2013 beschriebenen Tätigkeiten wurden ter-
10.3.4 Erhöhung der Sicherheitsmargen
mingerecht abgeschlossen. Bei einigen Punkten wurde eine Terminverschiebung auf das Jahr 2014
Die Erhöhung der Sicherheitsmargen bei ausle-
nötig, weil der Aufwand grösser war als geplant.
gungsüberschreitenden Störfällen stellte im Jahr
Die Schwerpunkte des Jahres 2013 betrafen fol-
2013 einen Untersuchungsschwerpunkt dar. Aus
gende Themen:
den Ergebnissen der probabilistischen sowie deterministischen Analysen wurden die Bereiche identi-
10.3.1 Erdbeben
fiziert, in denen Nachrüstungen unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Angemessenheit am
Die Betreiber reichten dem ENSI Ende 2013 die im
meisten zu einer weiteren Verminderung der Ge-
Rahmen des PEGASOS Refinement Project PRP fer-
fährdung beitragen können. Für diese Bereiche
tiggestellten umfangreichen Erdbebenstudien für
verlangte das ENSI von den Betreibern der Schwei-
die Schweizer Kernkraftwerkstandorte ein. Die PRP-
zer Kernkraftwerke Lösungsansätze. Es ist syste-
Ergebnisse beschreiben die standortspezifischen
matisch aufzuzeigen, dass damit alle angemesse-
seismischen Gefährdungsannahmen auf der Basis
nen Vorkehrungen zu einer weiteren Verminderung
der aktuellsten Erkenntnisse und Forschungsresul-
der Gefährdung mittels fest installierter Systeme
tate. Sie sind derzeit beim ENSI in Prüfung.
oder kurzfristig verfügbarer vorbereiteter Massnahmen getroffen wurden. Die einzureichenden Unterlagen werden im Jahr 2014 erwartet.
100
ENSI Aufsichtsbericht 2013
10.3.5 Wasserstoffmanagement
der Schweiz (IDA NOMEX) unter der Koordination des Bundesstabes ABCN weitere Fortschritte er-
Das ENSI hat aufgrund des EU-Stresstests sowie
zielt. Bei der Überprüfung der Referenzszenarien
der KNS-Stellungnahme zu Fukushima verschiedene
wurden von einer vom ENSI einberufenen Arbeits-
Aspekte der Wasserstoffgefährdung bei schweren
gruppe die Konsequenzen verschiedener Szena-
Reaktorunfällen identifiziert, welche durch die Be-
rien für den Notfallschutz untersucht. Mit Blick auf
treiber vertieft zu analysieren sind. Im Jahr 2013
ein breites Spektrum an Szenarien formulierte das
verlangte das ENSI die Prüfung von Robustheit
ENSI Empfehlungen zur Vorbereitung von Notfall-
und Umfang der Messeinrichtungen zur Beurteilung
schutzmassnahmen. Die im Dosismassnahmen-
der Wasserstoffgefährdung, die Aktualisierung der
konzept vorgesehenen Massnahmen zum raschen
Analysen zur Wasserstoffgefährdung, neue Unter-
Schutz der Bevölkerung sind aus Sicht der Arbeits-
suchungen der Ausbreitung von Wasserstoff aus
gruppe nach wie vor zweckmässig und hinrei-
dem Containment in andere Gebäude des Kern-
chend. Im Bereich der Vorbereitung besteht aber
kraftwerkes, die Überprüfung der Massnahmen und
Handlungsbedarf. Die Empfehlungen beziehen
Vorschriften zum Schutz gegen die Wasserstoffge-
sich auf die Alarmierung von Teilen der Zone 3, die
fährdung sowie die Überprüfung des Containment-
Vorverteilung der Jodtabletten und die vorsorgli-
druckentlastungspfads. Diese Arbeiten ergänzen
che Evakuierung in der Zone 2. Das ENSI gab sei-
andere umfangreiche Studien, welche bereits im
nen Bericht Ende 2013 in die Vernehmlassung an
Rahmen der probabilistischen Sicherheitsanalysen
die Kantone, Bundesstellen, Betreiberorganisatio-
durchgeführt wurden. Die Betreiber werden die
nen und relevanten eidgenössischen Kommissio-
Ergebnisse im Laufe des Jahres 2014 einreichen.
nen. Die Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Zo-
Auf dieser Basis wird das ENSI die Angemessenheit
nenkonzeptes hat auf dieser Grundlage die Vor- und
weiterer Nachrüstmassnahmen beurteilen.
Nachteile einer Änderung von Zonen gegeneinander abgewogen. Für die Mehrheit der in der Ar-
10.3.6 Severe Accident Management
beitsgruppe vertretenen Stellen ist das gültige Zonenkonzept zweckmässig und hinreichend. Die
In Bezug auf den Schwerpunkt «Severe Accident
Arbeitsgruppe empfiehlt jedoch, die heute über-
Management» hatten die 2012 durchgeführten
lappend definierten Sektoren der Zone 2 nicht
Inspektionen der Notfallräumlichkeiten Verbesse-
mehr überlappend zu festzulegen. Ein Bericht zu
rungsbedarf bei der Überwachung der Luftqualität
diesem Thema wurde zur Vernehmlassung vorbe-
in den Notfallräumlichkeiten aufgezeigt. Da das
reitet.
Strahlenschutzmaterial für die Bewältigung eines schweren Störfalls und für die längerfristige Nut-
10.3.8 Erfahrungsrückfluss
zungsmöglichkeit der Notfallräume durch die Notfallorganisationen eine Grundvoraussetzung dar-
Das ENSI hat den Vorsitz des Steuerungsorgans
stellt, wurde das auf dem Anlagenareal vorhandene
des «European Clearinghouse on NPP Operational
Strahlenschutzmaterial 2013 einer Inspektion un-
Experience Feedback» übernommen. Damit wird
terzogen. Die Inspektionen zeigten, dass auf dem
die Zusammenarbeit mit dieser für den Erfahrungs-
Anlagenareal ausreichend Material vorhanden ist,
rückfluss aus internationalen Vorkommnissen
um den vorgesehenen Personalbestand mit per-
wichtigen Institution verstärkt. Das Clearinghouse
sönlichen Schutzmitteln in der ersten Phase nach
ist ein Netzwerk europäischer Aufsichtsbehörden,
einem Ereignis auszurüsten. Eine Stellungnahme
die sich auf Dienstleistungen des Joint Research
des ENSI zu den Einsatzstrategien der Notfallorga-
Centre der Europäischen Kommission in Petten
nisationen der Kernkraftwerksbetreiber erfolgt bis
(Niederlande) stützen. Hauptziele sind der zeitnahe
Ende 2014.
Informationsaustausch über Vorkommnisse sowie die Verbreitung von Erkenntnissen aus der welt-
10.3.7 Gesamtschweizerisches Notfallmanagement
weiten Betriebserfahrung der Kernkraftwerke.
Beim gesamtschweizerischen Notfallmanagement haben im Jahr 2013 die Arbeiten der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in
ENSI Aufsichtsbericht 2013
101
10.3.9 Weitere Massnahmen zum EU-Stresstest
welt vor Strahlenschäden zu schützen und Unfälle in Kernkraftwerken mit Austritt von Radioaktivität zu vermeiden. Die Vertragspartner haben sich ver-
Alle 17 europäischen Länder, die am EU-Stresstest
pflichtet, die Grundsätze des Übereinkommens
im Jahr 2011 und bei der nachfolgenden Peer-Re-
anzuwenden. Alle drei Jahre müssen die Vertrags-
view im Jahr 2012 beteiligt waren, hatten sich zu
partner in einem Länderbericht darlegen, wie sie
einer Nachfolge-Überprüfung unter der Federfüh-
die Verpflichtungen erfüllen.
rung der ENSREG (EU-Stresstest Follow-Up) ent-
Bei der darauf folgenden Überprüfungskonferenz
schlossen. Dazu verfasste jedes Land bis Ende 2012
der CNS im Frühling 2014 in Wien wurde die Erfül-
einen Statusbericht («National Action Plan») über
lung des Übereinkommens in den Vertragsstaaten
den aktuellen Stand der nach Fukushima ergriffe-
wiederum überprüft. Dies erfolgt anhand der
nen Massnahmen. Die Überprüfung der National
eingereichten Länderberichte. Zusätzlich hatte die
Action Plans erfolgte anlässlich eines Workshops
Schweiz einen Vorschlag zur Erweiterung der CNS
vom 22. bis 26. April 2013 in Brüssel (Belgien). Der
eingereicht. Durch die Erweiterung des Artikels 18
Schweizer Bericht wurde in der Peer Review positiv
der CNS soll das fundamentale Auslegungsprinzip
beurteilt. Einige Schweizer Massnahmen wurden
der Reaktoren der dritten Generation verbindlich
von den Experten als lobenswert hervorgehoben,
festgelegt und eine Nachrüstpflicht für bestehende
etwa die Einsetzung der Arbeitsgruppe zur Über-
Kernkraftwerke gefordert werden. Der Schweizer
prüfung der Notfallmassnahmen in der Schweiz
Vorschlag wurde an der Konferenz von den Ver-
(IDA NOMEX) und die rasche Realisierung des La-
tragsstaaten behandelt.
gers in Reitnau. Darin werden zusätzliche Hilfsmittel für die Bewältigung eines schweren Reaktorunfalls gelagert. Die Peer Review unterstrich die Bedeutung des vom ENSI identifizierten Themas der Wiederherstellung der Containmentintegrität im Falle eines vollständigen Verlusts der Wechselspannung während Revisionsstillständen und empfiehlt dem ENSI, dieses mit höherer Priorität zu behandeln. Das ENSI hat für das Jahr 2014 einen entsprechenden Schwerpunkt gesetzt. Die Umsetzung der aufgrund des Unfalls von Fukushima getroffenen Massnahmen wird 2014 weitergeführt. Ein detaillierter aktueller Rückblick und Ausblick findet sich jeweils im jährlichen Bericht «Aktionsplan Fukushima» (vgl. Website des ENSI im Internet http://static.ensi.ch/1393918895/ensi_ 2014_aktionsplan_fukushima_de.pdf).
10.4 Convention on Nuclear Safety Die 76 Vertragsstaaten, die das internationale Übereinkommen über die nukleare Sicherheit (Convention on Nuclear Safety, CNS) bisher ratifiziert haben, mussten bis Ende September 2013 ihren Länderbericht beim Sekretariat der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) in Wien einreichen. Das ENSI hat den sechsten Länderbericht der Schweiz zur Umsetzung dieses Übereinkommens fristgerecht zugestellt. Ziel des Übereinkommens ist, in den Unterzeichnerstaaten ein hohes Mass an nuklearer Sicherheit zu erreichen und zu erhalten, um Mensch und Um-
102
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Anhang Sicherheitsbewertung
105
Abbildung 1
ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala
106
Abbildung 2
Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A
108
Tabelle 1
Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013
109
Tabelle 2
Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013
109
Tabelle 3
Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft
109
in den Kernkraftwerken Ende 2013 Tabelle 4
Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2013
110
Tabelle 5
Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr
110
Tabelle 6a
Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im
111
Tabelle 6b
Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2013
Jahr 2013 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung 112
und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6c Tabelle 7
Fussnoten
113
Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im
114
Vergleich mit den Abgabelimiten Tabelle 8
Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2013
115
Tabelle 9
Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2013
115
Tabelle 10
Richtlinien des ENSI
116
Figur 1
Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2004–2013
118
Figur 2
Vorkommnisse 2004–2013
119
Figur 3
Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2004–2013
120
Figur 4
Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2004–2013
121
Figur 5
Jahreskollektivdosen (Personen-mSv/Jahr) der Kernanlagen, 1981–2013
122
Figur 6
Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene)
122
in der Umgebung der schweizerischen KKW Figur 7a
Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor
123
Figur 7b
Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor
123
Verzeichnis der Abkürzungen
ENSI Aufsichtsbericht 2013
125
103
Sicherheitsbewertung Das ENSI hat die Grundzüge der systematischen Sicherheitsbewertung im Dokument «Integrierte Aufsicht: ENSI-Bericht zur Aufsichtspraxis» (ENSIAN-8526) dargestellt. Dieser Bericht ist auf der ENSI-Website unter http://www.ensi.ch/de/2013/ 10/03/bericht-integrierte-aufsicht/ verfügbar. Das ENSI hat die Ergebnisse von Inspektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnisanalysen, die Sicherheitsindikatoren sowie die im Aufsichtsjahr publizierten Erkenntnisse aus der PSÜ-Begutachtung – so weit sie zu Forderungen bezüglich der Erfüllung bisheriger Anforderungen geführt haben – nach dem beschriebenen System bewertet. Für die Kernkraftwerke hat es die Bewertungen zu einem umfassenden Gesamtbild zusammengefügt. Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu den Kernkraftwerken bei der systematischen Sicherheitsbewertung separat. Zentrale Ergebnisse der systematischen Sicherheitsbewertung der Kernkraftwerke sind jeweils am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem Punkt «Sicherheitsbewertung» dargestellt.
ENSI Aufsichtsbericht 2013
105
Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES
7
Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual
6
Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual
5
Unfall mit Gefährdung der Umgebung
5
Kriterien gemäss INES-Manual
4
Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung
Kriterien gemäss INES-Manual
4
radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv
3
Ernsthafter Zwischenfall
Zwischenfall
Anomalie
3
2
Ernsthafter Zwischenfall
3
Zwischenfall
Anomalie
2
Kriterien gemäss INES-Manual
Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual
1
Kriterien gemäss INES-Manual
0
Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual
Kriterien gemäss INES-Manual
1
Kriterien gemäss INES-Manual
Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual
Kriterien gemäss INES-Manual
radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv
0
4
Schäden an der Anlage
radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv
1
Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual
radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv
2
Unfall mit Gefährdung der Umgebung
Anomalie Kriterien gemäss INES-Manual
0
Kriterien gemäss INES-Manual
Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt
Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals
Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge
Teilskala 1
Teilskala 2
Teilskala 3
106
ENSI Aufsichtsbericht 2013
4
Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung
7
7
Schwerwiegender Unfall
6
6
Ernsthafter Unfall
5
5
Unfall mit Gefährdung der Umgebung
4
4
Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung
3
3
Ernsthafter Zwischenfall
2
2
Zwischenfall
1
1
Anomalie
A
A
Abweichung
V
V
Verbesserungsbedarf
N
N
Normalität
G
G
Gute Praxis
1E-2 < ICCDPVork. < 1
2
Zwischenfall 1E-4 < ICCDPVork. < 1E-2
1
Anomalie 1E-6 < ICCDPVork. < 1E-4
0
ICCDPVork. < 1E-6
Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 Teilskala 4
ENSI Aufsichtsbericht 2013
ENSI
Ernsthafter Zwischenfall
INES
3
unterhalb der Skala
ICCDPVork. = 1
Zellen-Bewertungen in Sicherheitsbewertungs-Matrix
107
Abbildung 2 Definition der ENSIKategorien G, N, V und A
108
ENSI Aufsichtsbericht 2013
KKB 1
KKB 2
KKM
KKG
KKL
Thermische Leistung [MW]
1130
1130
1097
3002
3600
Elektrische Bruttoleistung [MW]
380
380
390
1035
1275
Elektrische Nettoleistung [MW]
365
365
373
985
1220
Reaktortyp
Druckwasser
Druckwasser
Siedewasser
Druckwasser
Siedewasser
Reaktorlieferant
Westinghouse
Westinghouse
GE
KWU
GE
Turbinenlieferant
BBC
BBC
BBC
KWU
BBC
Generatordaten [MVA]
2·228
2·228
2·214
1250
1360
Flusswasser
Flusswasser
Flusswasser
Kühlturm
Kühlturm
1969
1971
1972
1979
1984
Kühlung Kommerzielle Inbetriebnahme
KKB 1
KKB 2
KKM
KKG
KKL
Thermisch erzeugte Energie [GWh]
9 556
8 988
8 617
19 360
28 972
Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh]
3 078
2 892
2 955
6 360
9 692
Abgegebene thermische Energie [GWh]
187,1
13,0
1,8
153,1
–
Zeitverfügbarkeit1 [%]
96,7
91,0
90,8
74,1
93,0
Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%]
3,3
9,0
7,2
16,3
7,4
Arbeitsausnutzung2 [%]
96,3
90,5
89,9
74,7
90,9
Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams)3
0
0
0
0
0
Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage
0
0
2
2
0
Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10% PN)
0
0
2
1
0
Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013
Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013
Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit. 3 Exkl. Scram im KKM bei Kritikalitätstest bei abgeschaltetem Reaktor 1 2
KKB 1 + 2
KKM
KKG
KKL
Reaktoroperateur
38 (37)
20 (24)
25 (26)
28 (31)
Schichtchef
27 (27)
13 (11)
16 (21)
24 (18)
Pikettingenieur
14 (14)
9 (9)
13 (11)
10 (11)
Strahlenschutzsachverständiger
4 (5)
4 (4)
3 (4)
4 (3)
Strahlenschutzfachkraft
8 (7)
7 (7)
8 (6)
9 (9)
Strahlenschutztechniker Gesamtbelegschaft (Personen)
ENSI Aufsichtsbericht 2013
6 (6)
6 (6)
4 (4)
6 (6)
544 (547)
345 (345)
515 (503)
549 (541)
Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2013 (in Klammern Werte von 2012)
109
Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2013
Datum
KKW
Vorkommnis
1.1.2013
KKM
Ausfall im Bereich der radiologischen Fortluftüberwachung im Kamin
0
19.1.2013
KKM
Nichteinfahren eines Neutronenflussdetektors
0
29.1.2013
KKM
Tropfleckage im Zwischenkühlwassersystem
0
13.3.2013
KKM
Automatische Leistungsreduktion bei Funktionstest an einem Speisewasserregelventil
0
16.4.2013
KKB2
Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes
0
16.4.2013
KKB2
Ausfall einer Niveaumessung im Volumenausgleichstank
0
18.4.2013
KKM
Ausfall einer 380-V-Schiene der Eigenbedarfsversorgung
0
20.4.2013
KKL
Ungenügende Dichtheit des Sekundärcontainments
0
19.5.2013
KKM
Fehlfunktion einer Messstelle für die Dosisleistung der Reaktorgebäudeabluft
0
19.5.2013
KKB2
Ausfall eines Kanals der Neutronenflussmessung
0
21.5.2013
KKG
Schäden an Abstandhaltern zweier Brennelemente
0
30.5.2013
KKG
Verbogenes Führungsblech im externen Nasslager
0
7.6.2013
KKG
Notstromfall nach versehentlicher Betätigung eines Erdungsschalters
0
17.6.2013
KKB1
Wellenbruch an einer primären Nebenkühlwasserpumpe
0
20.6.2013
KKL
Störungsbedingtes Zufahren eines Umwälzmengenregelventils
0
20.6.2013
KKM
Fehlfunktion einer Messstelle für die Dosisleistung der Reaktorgebäudeabluft
0
24.6.2013
KKG
Montagefehler an einem Rückschlagventil im Notspeisesystem
0
25.6.2013
KKB1
Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes
0
27.6.2013
KKG
Defekte Dichtung an einem Beckenablaufventil
0
16.7.2013
KKM
Pumpenausfall bei Funktionsprüfung im alternativen Niederdruckkernsprühsystem
0
17.7.2013
KKG
Spannungsausfall an einer Notstromschiene
0
24.7.2013
KKG
Reduktion der Reaktorleistung nach Turbinenabschaltung
0
10.8.2013
KKL
Nichtverfügbarkeit einer Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems
0
14.8.2013
KKM
Reaktorschnellabschaltung während Kritikalitätstest bei abgeschaltetem Reaktor
0
22.8.2013
KKM
Nicht ausreichend konservative thermische Betriebsgrenze für den Reaktorkern
0
28.8.2013
KKM
Gebrochene Befestigungsrippen im Wasserabscheider
0
2.9.2013
KKL
Fehlerbedingte Beeinträchtigung der Dichtheit des Sekundärcontainments
0
2.9.2013
KKB2
Rissanzeige am Anschlussflansch einer Rezirkulationspumpe
0
6.9.2013
KKM
Steuerluftleckage am Vorsteuerventil eines Sicherheits- und Abblaseventils
0
9.9.2013
KKB2
Wellenbruch an einer primären Nebenkühlwasserpumpe
0
9.9.2013
KKL
Montagefehler an einer Speisewasser-Rückschlagarmatur
0
12.11.2013
KKL
Störung an einem Steuerstabantrieb
0
20.11.2013
KKM
Ausfall einer Reaktorumwälzpumpe
0
28.11.2013
KKL
Ausfall eines Speisegeräts im Notstandsystem
0
Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv)
Einstufung INES
KKB 1 Aktionen
2012
BE-Wechsel Revisionsstillstand
2013
2012
85
56
544
Zwischenabstellung
110
KKB 2
KKG
KKL
KKM
2013
2012
2013
2012
2013
2012
2013
220
426
606
1914
470
596
656
55
16
Leistungsbetrieb
40
40
41
39
67
Total
584
125
152
259
493
606
212
797
263
286
2126
1267
859
958
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Ort
Medium
KKB1 Abwasser 3400 m³ + KKB2 Abluft
Art der Abgaben1
Bilanzierte Abgaben2
Berechnete Jahresdosis3
Messung Normiert
Limiten
Bq pro Jahr
Bq pro Jahr
Prozent Erw. 10j Kind 1j Kind Bq pro Jahr der Limite mSv/Jahr mSv/Jahr mSv/Jahr
Nuklidgemisch ohne Tritium
3,9·108
–
4·1011
Tritium
8,6·1012
8,6·1012
Edelgase
4,1·1012
Aerosole
1,2·10
I
1,2
5
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
7·1013
12%
<0,001
<0,001
<0,001
3,9·1013
1·1015
0,4%
<0,001
<0,001
<0,001
–
6·10
9
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
4·10
9
0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Kohlenstoff: 14 C in CO2
2,0·1010
–
–
–
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
0,0011
Nuklidgemisch ohne Tritium
4,3·10 6
–
2·1011
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Tritium
1,8·1013
1,8·1013
7·1013
26%
<0,001
<0,001
<0,001
<1,0·10
1·10
Iod:
131
4,5·10
4
6
4,5·10
6
Dosis total KKG
Abwasser 7047 m³ Abluft
Edelgase
<9,3·10
<1%
<0,001
<0,001
<0,001
Aerosole
9,8·10 4
–
1·1010
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
2,8·10
5
–
7·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Kohlenstoff: 14 C in CO2
8,4·1010
–
–
–
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
0,001
Nuklidgemisch ohne Tritium
6,1·107
–
4·1011
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Tritium
1,4·1012
1,4·1012
2·1013
Iod:
I
131
12
13
15
9
Dosis total KKL
Abwasser 14072 m³ Abluft
7%
<0,001
<0,001
<0,001
–
15
2·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
–
2·1010
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Edelgase
12
2,0·10
Aerosole
1,6·107
Iod:
2,2·10
I
2,2·10
1,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Kohlenstoff: 14 C in CO2
7,7·1011
–
–
–
0,0029
0,0038
0,0065
0,003
0,0039
0,0067
Nuklidgemisch ohne Tritium
2.7·109
–
4·1011
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Tritium
1,7·1011
1,7·1011
2·1013
0,8%
<0,001
<0,001
<0,001
15
131
8
8
2·10
10
Dosis total KKM
Abwasser 3626 m³ Abluft
Edelgase
10
2,9·10
–
2·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Aerosole
5,6·10 6
–
2·1010
<0,1%
0,0027
0,0026
0,0025
9,3·10
6
–
2·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Kohlenstoff: 14 C in CO2
3,7·1011
–
–
–
<0,001
0,0012
0,002
0,0036
0,0038
0,0045
Nuklidgemisch ohne Tritium
3,7·108
–
2·1011
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Tritium
1,8·109
–
–
–
<0,001
<0,001
<0,001
β-/γ-Aerosole
1,2·10
4
–
1·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
α-Aerosole
1,5·10 4
–
3·107
–
<0,001
<0,001
<0,001
Kohlenstoff: 14 C in CO2
7
8,3·10
–
12
1·10
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
Tritium
1,6·109
–
1·1014
<0,1%
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
<0,001
Iod:
I
131
10
Dosis total ZZL
Abwasser 367 m³ Abluft
Dosis total
ENSI Aufsichtsbericht 2013
9
Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2013 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung
111
Tabelle 6b Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2013 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung
PSI Ost Hochkamin
Saphir, Proteus
Forschungslabor
BetriebsGebäude radioaktive Abfälle
Bundeszwischenlager
Nuklidgemisch ohne Tritium
–
–
–
–
–
Tritium
–
–
–
–
–
Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a]
Abgaben über die Abluft
2,4
[Bq/a]
Edelgase und andere Gase
1,5·1011
–
–
–
–
β/γ-Aerosole , ohne Iod
1,7·108
–
–
–
1,1·105 –
4
α-Aerosole
–
–
–
–
Iod (Summe aller Isotope)
3,2·107
–
–
–
Tritium als HTO
1,0·10
3,0·10
–
4,7·10
–
–
–
–
–
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
11
Kohlenstoff: 14C in CO2
7
– 1,3·1010
9
Jahresdosis [mSv/Jahr] für: 3
Erwachsene Kind 10j
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
Kleinkinder
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,1%
<0,1%
<0,1%
<0,1%
<0,1%
Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1
PSI West
Gesamtanlage des PSI2,4
Zentrale Fortluftanlagen
Injektor II
C-Labor
Abwasser 1282 m3
Abluft
Aequivalentabgaben
Nuklidgemisch ohne Tritium
–
–
–
7,4·107
–
1,6·107
Tritium
–
–
–
8,0·1010
–
–
–
1,5·1014
–
2,4·10
Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a]
Abgaben über die Abluft
2,4
[Bq/a]
Edelgase und andere Gase
1,5·1014
3,1·109
–
β/γ-Aerosole , ohne Iod
2,4·10
2,8·10
6,3·10
4
α-Aerosole
10
6
3
3,4·1014 –
10
–
–
–
–
–
–
Iod (Summe aller Isotope)
5,7·107
–
–
–
8,9·107
3,9·107
Tritium als HTO
1,2·1012
–
–
–
1,3·1012
–
–
–
–
–
–
–
Erwachsene
0,0051
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,006
Kind 10j
0,0051
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,006
Kleinkinder
0,0051
<0,00015
<0,00015
<0,00015
<0,006
3,4%
<0,1%
<0,1%
<0,1%
<4,0%
Kohlenstoff: 14C in CO2 Jahresdosis3 [mSv/Jahr] für:
Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1
112
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Tabelle 6c (Fussnoten) 1
2
Bei der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist folgendes zu präzisieren: Abwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen ReferenzLE-Wert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem IngestionsDosisfaktor von 5·10-8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CAWert von 2·105 Bq/m³ angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·105 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem ImmersionsDosisfaktor von 4.4·10-7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine β-total-Messung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80% 133Xe, 10% 135Xe und 10% 88Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11C, 13N, 15O und 41Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/m3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist dem gegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben. Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131I ergibt. Die Ingestionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren IodMessungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. ±50%. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nicht-relevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-).
ENSI Aufsichtsbericht 2013
3
4
Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. Dosiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/ Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert.
113
Abluft Edelgase
1.E +16
Edelgasabgaben mit der Abluft 2009
2011
2012
2013
Limite
Limite
KKL
KKM
Limite
1.E +15
1.E +14
1.E +13
1.E +12
1.E +11
Abluft Iod
2010
Limite
Radioaktivitäts-Äquivalentabgaben [Bq/Jahr]
Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich mit den Abgabelimiten
KKB
KKG
Iodabgaben mit der Abluft 1.E +11
2009
2010
2011
2012
2013
Limite
Limite
KKL
KKM
Limite
1.E +10
Radioaktivitätsabgaben [ Bq/Jahr]
Limite
1.E +09
1.E +08
1.E +07
1.E +06
Abwasser
KKB
KKG
Tritiumabgaben mit dem Abwasser
mit Tritium
1.E +15
2009
2011
2012
Limite
1.E +14
Radioaktivitätsabgaben [Bq/Jahr]
2010
2013
Limite Limite
KKL
KKM
1.E +12
1.E +11
1.E +10
Abwasser
KKB
KKG
Aktivitätsabgabe mit dem Abwasser (ohne Tritium)
ohne Tritium
1.E +12
2009
2010
2011
2012
2013
Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]
Limite
Limite
Limite
KKL
KKM
Limite
1.E +11
1.E +10
1.E +09
1.E +08
1.E +07
114
Limite 1.E +13
KKB
KKG
ENSI Aufsichtsbericht 2013
unkonditioniert
1
2
Tabelle 8
konditioniert
Anfall
Auslagerung1
Bestand
Produktion
Auslagerung2
Bestand
PSI
38
–
478
21
–
1538
KKB
20
–
86
7
–
1168
KKM
38
40
45
19
–
899
KKG
21
22
38
1
–
236
KKL
41
33
16
35
–
1323
Total
158
95
663
83
–
5164
Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2013 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3
Bruttovolumen der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der Konditionierungsanlage. Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag.
unkonditioniert
konditioniert
Anfall
Annahme zur Konditionierung bzw. Triage2
Bestand
821
155
2793
60
Einlagerung
Auslagerung
Bestand
Verarbeitung [m3]
Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle 4 [m3]
60
1646
Anzahl Behälter mit Brennelementen
–
29
Anzahl Behälter mit Glaskokillen
–
11
Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen
–
6
Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der Zwilag per 31.12.2013
Hierin enthalten sind: – Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag – Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle. 2 Nur teilweise radioaktiver Abfall. 3 Hierin enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4 Alle Lagerteile der Zwilag ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers. 1
ENSI Aufsichtsbericht 2013
115
Richtlinien des ENSI Tabelle 10 Fett gedruckte Titel beziehen sich auf Richtlinien, die in Kraft sind. Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. Aktuelle Liste per Dezember 2013.
G-Richtlinien (Generelle Richtlinien)
A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung)
116
Ref.
Titel
Stand
G01
Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke
Januar 2011
G02
Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke im Betrieb
G03
Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis
April 2009
G04
Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente
März 2012 (Revision 1)
G05
Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung
April 2008
G06
Baudokumentation
sistiert
G07
Organisation von Kernanlagen
Juli 2013
G08
Systematische Sicherheitsbewertungen des Betriebs von Kernanlagen
G09
Betriebsdokumentation
G11
Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage
G12
Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen
Juni 2013 (Revision 2)
G13
Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen
Februar 2008
G14
Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen
Dezember 2009 (Revision 1)
G15
Strahlenschutzziele für Kernanlagen
November 2010
G16
Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwendung
G17
Stilllegung von Kernanlagen
G18
Brand- und Blitzschutz für Kernanlagen
G20
Reaktorkern, Brennelemente und Steuerelemente: Auslegung und Betrieb
G21
Qualitätssicherung bei der Projektierung und Bauausführung von Bauwerken in Kernanlagen
Ref.
Titel
Stand
A01
Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse
Juli 2009
A02
Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken
sistiert
A03
Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken
A04
Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen
September 2009 (Revision 1)
A05
Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität
Januar 2009
A06
Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen
Mai 2008
A07
Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotenzial
A08
Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen
Februar 2010
A15
Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen
sistiert
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Ref.
Titel
Stand
B01
Alterungsüberwachung
Juli 2011
B02
Periodische Berichterstattung der Kernanlagen
März 2012 (Revision 3)
B03
Meldungen der Kernanlagen
März 2012 (Revision 3)
B04
Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen
August 2009
B05
Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle
Februar 2007
B06
Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung
Juni 2013 (Revision 2)
B07
Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen
September 2008
B08
Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen
B09
Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen
Juli 2011
B10
Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal
Oktober 2010
B11
Notfallübungen
Dezember 2012 (Revision 1)
B12
Notfallschutz in Kernanlagen
April 2009
B13
Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals
November 2010
B14
Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen
Dezember 2010
Ref.
Titel
Stand
R-4
Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken
Dezember 1990
R-7
Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Institutes
Juni 1995
R-8
Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung
Mai 1976
R-16
Seismische Anlageninstrumentierung
Februar 1980
R-30
Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen
Juli 1992
R-31
Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen
Oktober 2003
R-35
Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik
Mai 1996
R-40
Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leichtwasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung
März 1993
R-46
Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken
April 2005
R-48
Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken
November 2001
R-49
Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen
Dezember 2003
R-50
Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen
März 2003
R-60
Überprüfung der Brennelementherstellung
März 2003
R-61
Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren
Juni 2004
R-101
Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasser-Reaktoren
Mai 1987
R-102
Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz
Dezember 1986
R-103
Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle
November 1989
ENSI Aufsichtsbericht 2013
B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung)
R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet)
117
Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung 2004–2013
KKB 1 + 2
100%
Zeitverfügbarkeit
Arbeitsausnutzung
95% 90%
80% 75% 70% KKM
KKB 1 KKB 2
85%
2004
2005
100%
2006
2007
2008
Zeitverfügbarkeit
2009
2010
2011
2012
2013
2012
2013
2012
2013
2012
2013
Arbeitsausnutzung
95% 90% 85% 80% 75% 70% KKG
2004
2005
100%
2006
2007
2008
Zeitverfügbarkeit
2009
2010
2011
Arbeitsausnutzung
95% 90% 85% 80% 75% 70% KKL
2004
2005
100%
2006
2007
2008
Zeitverfügbarkeit
2009
2010
2011
Arbeitsausnutzung
95% 90% 85%
70%
118
57,1%
75% 2004
56,7%
80%
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Figur 2
12
Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2004–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2013. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden.
KKB 1: nur B-Ereignisse
10
KKB 2: nur B-Ereignisse
8
beide Blöcke betreffend
6 4 2 0
KKB 1 + 2
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013 KKM
12
nur B-Ereignisse
10 8 6 4 2 0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013 KKG
12
nur B-Ereignisse
10 8 6 4 2 0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013 KKL
12
nur B-Ereignisse
10 8 6 4 2 0
2004
2005
ENSI Aufsichtsbericht 2013
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
119
Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2004–2013
KKB 1 + 2
5
KKB 1
KKB 2
4 3 2 1 0
KKM
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012 2013*
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
5 4 3 2 1
* Scram bei Kritikalitätstest vor BE-Wechsel bei Nullleistung
KKG
0
5 4 3 2 1 0
KKL
5 4 3 2 1 0
120
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2004–2013
5
Anzahl Stäbe
4
KKB 1 + 2
3 2 1 0
03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11
11/12
12/13 KKM
5
Anzahl Stäbe
4 3 2 1 0
03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 KKG
5
geringfügige Schäden a
grössere Schäden b
Anzahl Stäbe
4 3 2 1 0
03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 KKL
5 geringfügige Schäden a
grössere Schäden b
Anzahl Stäbe
4 3 2 a
1
b
0
03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11
ENSI Aufsichtsbericht 2013
11/12 12/13
121
z.B. Haarrisse im Hüllrohr z.B. grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung
Figur 5 Jahreskollektivdosen der Kernanlagen in der Schweiz in Pers.-Sv, 1981–2013
12
*$-+02$2,%()5."-
10
8
6
44& '/#
4 441 2 0
443
44!
*%7
663 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen 1 (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW
0.012
Quellenbezogener Dosisrichtwert (0,3 mSv/Jahr)
0.010
mSv im Jahr
0.008
0.006
0.004
0.002
0.000 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 KKB
122
KKM
KKG
KKL
ENSI Aufsichtsbericht 2013
Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor
Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor
ENSI Aufsichtsbericht 2013
123
Verzeichnis der Abkürzungen ADAM
Accident Diagnostics, Analysis and Management
ADR
European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road
AIRS
Advanced Incident Reporting System
ALARA
«As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar) Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung
AM
Accident Management
ANPA
System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI
AÜP
Alterungsüberwachungsprogramm
ASME
American Society of Mechanical Engineers
BAG
Bundesamt für Gesundheit
BFE
Bundesamt für Energie
Bq
Becquerel
BZL
Bundeszwischenlager
BE
Brennelement
CFS
Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection
CNS
Convention on Nuclear Safety
DSK
Deutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen
DWR
Druckwasserreaktor
EGT
Expertengruppe geologische Tiefenlager
ENSI
Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat
EPFL
Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne
ETH
Eidgenössische Technische Hochschule
GWh
Gigawattstunde = 10 9 Wattstunden
HAA
Hochradioaktive Abfälle
HSK
Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (seit 2009: ENSI)
IAEA
International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien
INES
International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala)
IRA
Institut de radiophysique appliquée, Lausanne
IRS
Incident Reporting System
ENSI Aufsichtsbericht 2013
125
KEG
Kernenergiegesetz
KEV
Kernenergieverordnung
KKB
Kernkraftwerk Beznau
KKG
Kernkraftwerk Gösgen
KKL
Kernkraftwerk Leibstadt
KKM
Kernkraftwerk Mühleberg
KKW
Kernkraftwerk
KNS
Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit
KOMABC
Eidgenössische Kommission für ABC Schutz
KSR
Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität
LMA
Langlebige mittelradioaktive Abfälle
LOCA
Loss of coolant accident
LWR
Leichtwasserreaktor
MAA
Mittelradioaktive Abfälle
MADUK
Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen
MIF
Medizin, Industrie und Forschung
MOX
Uran-Plutonium-Mischoxid
mSv
Millisievert = 10 -3 Sievert
F39
V#aAC?#+9+A= D HJ -6 Sievert
MW
Megawatt = 10 6 Watt, Leistungseinheit
MWe
Megawatt elektrische Leistung
MWth
Megawatt thermische Leistung
NADAM
Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung
Nagra
Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle
NAZ
Nationale Alarmzentrale, Zürich
NEA
Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris
NFO
Notfallorganisation
NTB
Nagra Technischer Bericht
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
OSART
Operational Safety Review Team (IAEA)
Pers.-mSv
Personen-Millisievert = 10 -3 Personen-Sievert
Pers.-Sv
Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis
PSA
Probabilistische Sicherheitsanalyse
PSI
Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen
PSÜ
Periodische Sicherheitsüberprüfung
QM
Qualitätsmanagement
QS
Qualitätssicherung
RCIC
Reaktorkernisolations-Kühlsystem
RDB
Reaktordruckbehälter
RID
Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail
SAA
Schwachradioaktive Abfälle
SAMG
Severe Accident Management Guidance
SMA
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle
StSG
Strahlenschutzgesetz
StSV
Strahlenschutzverordnung
SUVA
Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern
Sv
Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem)
SVTI
Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen
SWR
Siedewasserreaktor
TBq
Terabecquerel (1 TBq = 10 12 Bq)
TL-Behälter
Transport- und Lagerbehälter
TLD
Thermolumineszenz-Dosimeter
UVEK
Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation
WANO
World Association of Nuclear Operators
WENRA
Western European Nuclear Regulators’ Association
ZWIBEZ
Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau
ZWILAG
Zwischenlager Würenlingen AG
ENSI Aufsichtsbericht 2013
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Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 info@ensi.ch www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-8800 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2014
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ENSI Aufsichtsbericht 2013
ENSI-AN-8800 ISSN 1661-2876
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