Aufsichtsbericht 2013

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Aufsichtsbericht 2013

zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen


Aufsichtsbericht 2013 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen

Rapport de Surveillance 2013 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse

Regulatory Oversight Report 2013 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations


Inhaltsverzeichnis Vorwort

6

Préface

8

Preface

10

Zusammenfassung und Übersicht

13

Résumé et aperçu

16

Summary and Overview

19

1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick 1.2 Betriebsgeschehen 1.3 Anlagetechnik 1.4 Strahlenschutz 1.5 Radioaktive Abfälle 1.6 Notfallbereitschaft 1.7 Personal und Organisation 1.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 1.9 Sicherheitsbewertung

23 23 24 26 28 30 30 31 31 32

2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick 2.2 Betriebsgeschehen 2.3 Anlagetechnik 2.4 Strahlenschutz 2.5 Radioaktive Abfälle 2.6 Notfallbereitschaft 2.7 Personal und Organisation 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 2.9 Sicherheitsbewertung

35 35 36 40 42 43 44 45 45 46


3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick 3.2 Betriebsgeschehen 3.3 Anlagetechnik 3.4 Strahlenschutz 3.5 Radioaktive Abfälle 3.6 Notfallbereitschaft 3.7 Personal und Organisation 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 3.9 Sicherheitsbewertung

49 49 50 53 55 56 57 58 58 58

4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick 4.2 Betriebsgeschehen 4.3 Anlagetechnik 4.4 Strahlenschutz 4.5 Radioaktive Abfälle 4.6 Notfallbereitschaft 4.7 Personal und Organisation 4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 4.9 Sicherheitsbewertung

61 61 62 64 66 67 68 68 69 69

5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen 5.1 Zwischenlagergebäude 5.2 Konditionierungsanlage 5.3 Plasma-Anlage 5.4 Strahlenschutz 5.5 Notfallbereitschaft 5.6 Personal und Organisation 5.7 Vorkommnisse 5.8 Gesamtbeurteilung

71 71 72 72 73 73 74 74 74


6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Hotlabor 6.2 Kernanlagen in Stilllegung 6.3 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle 6.4 Strahlenschutz 6.5 Notfallbereitschaft 6.6 Personal und Organisation 6.7 Vorkommnisse 6.8 Schule für Strahlenschutz

75 75 76 77 78 78 79 80 80

7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) 7.2 Universität Basel

81 81 81

8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits

83 83 83 84 84 84 85

9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager 9.2 Entsorgungsprogramm 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis 9.4 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT) 9.5 Felslaboratorien 9.6 Internationaler Wissenstransfer

87 88 91 92 92 93 94

10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Fukushima-Massnahmen 10.4 Convention on Nuclear Safety

97 97 99 100 102

Anhang

103

Verzeichnis der Abkürzungen

125



Vorwort Dank der in der Schweiz seit vielen Jahren konsequent angewandten Nachrüstungspraxis verfügen die Schweizer Kernkraftwerke über einen hohen Sicherheitsstandard – auch im internationalen Vergleich. Dies muss bis zum letzten Betriebstag der Schweizer Kernkraftwerke so bleiben. Deshalb verlangen wir als zuständige Aufsichtsbehörde, dass die Sicherheitsmargen mit verhältnismässigen Massnahmen weiter ausgebaut werden und die Schweizer Kernkraftwerke nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen «ausgefahren» werden. Fukushima hat einmal mehr gezeigt, dass die Auswirkungen eines Reaktorunfalls nicht an den Landesgrenzen Halt machen, sondern eine internationale Herausforderung darstellen. Ein Reaktorunfall, der ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar macht, darf nicht mehr vorkommen. Wir setzen uns deshalb auch auf internationaler Ebene für eine Stärkung der Sicherheit weltweit ein. Das internationale Engagement erhöht auch die Sicher-

6

Die Kernanlagen in der Schweiz haben im vergan-

heit für die Schweiz, nicht zuletzt im unmittelbaren

genen Jahr die gesetzlichen Sicherheitsanforde-

Umfeld. Im Umkreis von 500 Kilometern um die

rungen erfüllt und wurden von den Bewilligungs-

Schweiz sind rund 40 Kernkraftwerke in Betrieb.

inhabern vorschriftsgemäss betrieben. Es gab

Die Ereignisse in Japan haben auch das Bedürfnis

2013 keine Vorkommnisse in der Schweiz, die die

nach Informationen über die Sicherheit von Kern-

Sicherheit von Mensch und Umwelt hätten beein-

kraftwerken ansteigen lassen. Das ENSI betreibt

trächtigen können.

deshalb seit 2011 eine aktivere Informationspoli-

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat

tik. Im vergangenen Jahr haben wir zusätzlich das

ENSI hat 2013 rund 460 angemeldete und un-

Technische Forum Kernkraftwerke lanciert. Darin

angemeldete Inspektionen in den beaufsichtigten

haben neben Vertretern von Bund, Kantonen, Ge-

Anlagen durchgeführt. Es hat Sicherheitsnachweise

meinden sowie dem benachbarten Ausland auch

der Betreiber geprüft und wo nötig Forderungen

die Betreiber sowie Exponenten aus kernenergie-

gestellt. Die Fachleute der Aufsichtsbehörde haben

kritischen Kreisen Einsitz. Im Forum werden Ant-

Nachrüstprojekte und Revisionen begleitet und be-

worten auf Fragen der Öffentlichkeit offen und

urteilt.

manchmal kontrovers diskutiert. Die Fragen und

Der Reaktorunfall von Fukushima nimmt in der öf-

die Antworten werden anschliessend auf der ENSI-

fentlichen Wahrnehmung nicht mehr viel Platz ein.

Website veröffentlicht, damit sich jeder seine ei-

Die Umsetzung der Lehren aus dem Unfall vom

gene Meinung bilden kann.

März 2011 in Japan für die weitere Verbesserung

Im vergangenen Jahr ist ein Thema unserer Auf-

der Sicherheit der Anlagen in der Schweiz ist

sichtstätigkeit besonders in den Fokus gerückt

jedoch noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich

worden. Mit dem Entscheid der BKW, das Kern-

dabei nicht immer um grosse und spektakuläre

kraftwerk Mühleberg 2019 definitiv ausser Betrieb

Projekte, sondern um Empfehlungen und Abklä-

zu nehmen, wird die Stilllegung eines Kernkraft-

rungen aus den Stresstests, dem IAEA-Aktionsplan

werks in der Schweiz erstmals konkret. Auch wir

und aus den ENSI-eigenen Analysen der Reaktor-

als Aufsichtsbehörde bereiten uns intensiv darauf

unfälle von Fukushima.

vor.

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Das ENSI verfügt über eine eigene Sektion, die sich mit Fragen der Stilllegung auseinandersetzt. Dort arbeiten Fachleute, die bereits im In- und Ausland Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. Das Stilllegen von Kernanlagen ist nichts Neues. Weltweit wurden bereits rund 150 Kernkraftwerke endgültig ausser Betrieb genommen, ein gutes Dutzend davon ist vollständig zurückgebaut. Zudem haben wir unser Regelwerk ergänzt. Die Richtlinie ENSI-G17 präzisiert die Anforderungen, die die Kernenergiegesetzgebung an ein Stilllegungsvorhaben setzt. Mit dem frühzeitig angekündigten Entscheid zur definitiven Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerks Mühleberg 2019 hat die BKW die Möglichkeit geschaffen, die Stilllegung gründlich vorzubereiten. Die Arbeiten dazu laufen. Wer eine Kernanlage betreibt, muss auch die entstehenden Abfälle entsorgen. Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager sucht die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra einen geeigneten Standort. Das ENSI begleitet diese Suche als Aufsichtsbehörde über die sicherheitstechnischen Aspekte und hat unter anderem für die zweite Etappe 41 Forderungen gestellt. Im vergangenen Jahr haben wir auf Wunsch der Kantone die Abarbeitung dieser Forderungen im Rahmen von sogenannten Zwischenhalt-Fachsitzungen überprüft. Dies sorgt für Transparenz. Langzeitbetrieb, Stilllegung und Entsorgung sind Aufgaben, die uns noch während Jahrzehnten beschäftigen werden. Damit wir diese Aufgaben im Interesse der Bevölkerung wahrnehmen können, sind wir auf kompetente Experten angewiesen. Der langfristige Erhalt des Fachwissens wird uns in den kommenden Jahren verstärkt beschäftigen, denn mit dem Ausstiegsentscheid der Politik hat in den Augen vieler junger Fachkräfte der Nuklearbereich an Anziehungskraft verloren. Die Mitarbeitenden des ENSI beschäftigen sich jedoch täglich mit den vielfältigen Aspekten der nuklearen Sicherheit und werden dies noch über Jahre, ja Jahrzehnte machen müssen. Ihnen, die sich auch 2013 täglich verantwortungsbewusst und mit grossem Einsatz für die Sicherheit von Mensch und Umwelt engagiert haben, gehört mein abschliessender Dank.

Dr. Hans Wanner Direktor Juni 2014

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7


Préface En 2013, les installations nucléaires en Suisse ont

nombre une quarantaine de centrales nucléaires

satisfait aux impératifs de sécurité fixés par la loi et

en exploitation dans un rayon de 500 kilomètres

ont été exploitées conformément aux prescriptions

autour de la Suisse.

par les détenteurs d’autorisation. Il n’y a pas eu

Les événements qui se sont déroulés au Japon

d’événements susceptibles de porter atteinte à la

ayant accru le besoin d’information sur la sécurité

sécurité des êtres humains et de l’environnement.

des centrales nucléaires, l’IFSN poursuit depuis

L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire IFSN a

2011 une politique d’information plus active. De

réalisé en 2013 près de 460 inspections annoncées

plus, nous avons lancé en 2013 le Forum technique

et inopinées dans les installations surveillées. Elle a

sur les centrales nucléaires auquel participent non

vérifié les démonstrations de sécurité des exploi-

seulement des représentants de la Confédération,

tants et émis si nécessaire des requêtes. Les experts

des cantons, des communes et des pays voisins,

de l’autorité de surveillance ont suivi et évalué les

mais aussi les exploitants des centrales nucléaires

projets de rééquipement et les révisions.

ainsi que des adversaires de l’énergie nucléaire. Au

L’accident de réacteur de Fukushima ne prend plus

sein de ce forum, les réponses aux questions du

beaucoup de place dans l’opinion publique. La

public sont abordées ouvertement et font parfois

mise en œuvre des mesures liées aux enseigne-

l’objet de controverses. Questions et réponses

ments de l’accident de mars 2011 au Japon, visant

sont ensuite publiées sur le site de l’IFSN afin que

à améliorer encore la sécurité des installations en

chacun puisse forger sa propre opinion.

Suisse, n’est toutefois pas encore terminée. Il ne

L’année dernière, un aspect de notre activité de

s’agit pas toujours de grands projets spectacu-

surveillance a fait l’objet d’une attention particu-

laires, mais plutôt de recommandations et d’ana-

lière. Avec la décision de la société BKW de mettre

lyses issues des tests de résistance, du plan d’action

définitivement hors service la centrale nucléaire de

de l’AIEA et des propres analyses de l’IFSN concer-

Mühleberg en 2019, la désaffectation d’une cen-

nant les accidents de réacteur de Fukushima.

trale nucléaire devient pour la première fois un

Grâce à la politique de rééquipement systématique

projet concret en Suisse. En notre qualité d’auto-

pratiquée en Suisse depuis de nombreuses années,

rité de surveillance, nous nous y préparons aussi

les centrales nucléaires suisses disposent, en com-

de manière intensive.

paraison internationale aussi, d’un niveau de sécu-

L’IFSN dispose de sa propre section pour les ques-

rité élevé qu’elles doivent garder jusqu’au dernier

tions de désaffectation. Des spécialistes ayant déjà

jour de leur exploitation. En tant qu’autorité de

acquis de l’expérience dans ce domaine, tant en

surveillance compétente, nous exigeons donc de

Suisse qu’à l’étranger, y travaillent. La désaffecta-

poursuivre le développement des marges de sécu-

tion d’installations nucléaires n’est rien de nou-

rité par des mesures proportionnelles et de ne pas

veau. Près de 150 centrales ont déjà été définitive-

«pousser» les centrales nucléaires suisses sur la

ment mises hors service dans le monde et les sites

base de réflexions économiques.

d’une bonne dizaine d’entre elles entièrement dé-

Fukushima a montré une fois de plus que les consé-

mantelés.

quences d’un accident de réacteur ne s’arrêtent

Par ailleurs, nous avons complété notre réglemen-

pas aux frontières nationales, mais représentent

tation. La directive IFSN-G17 précise les exigences

bien un défi international. Il ne faut plus qu’il y ait

posées par la législation à un projet de désaffecta-

d’accident nucléaire rendant des régions entières

tion. En annonçant suffisamment tôt sa décision

inhabitables pour longtemps. Nous nous enga-

de mise hors service définitive de la centrale nu-

geons donc, sur la scène internationale aussi, en

cléaire de Mühleberg en 2019, la société BKW a

faveur d’un renforcement de la sécurité à l’échelle

donné la possibilité de préparer minutieusement la

mondiale. Notre engagement international permet

désaffectation. Les travaux sont en cours.

d’accroître aussi la sécurité pour la Suisse, notam-

L’exploitant d’une installation nucléaire doit aussi

ment dans son environnement immédiat. On dé-

en gérer les déchets produits. Dans le cadre du

8

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plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes», la Société coopérative nationale pour le stockage des déchets radioactifs (Nagra) cherche un site d’implantation approprié. En tant qu’autorité de surveillance, l’IFSN accompagne cette recherche au niveau de la sécurité et a émis notamment 41 requêtes pour la deuxième étape. L’année dernière, à la demande des cantons et dans un souci de transparence, nous avons vérifié le traitement de ces requêtes dans le cadre de séances techniques dites d’arrêt intermédiaire. Exploitation à long terme, désaffectation des installations et gestion des déchets sont des tâches qui vont encore nous occuper pendant des dizaines d’années. Pour pouvoir les assumer dans l’intérêt de la population, nous dépendons d’experts compétents. L’acquisition à long terme de compétences techniques nous occupera toujours davantage ces prochaines années. Avec la décision politique de sortir du nucléaire, ce secteur a en effet perdu beaucoup de son pouvoir d’attraction aux yeux de nombreux jeunes spécialistes. Les collaborateurs de l’IFSN travaillent pourtant chaque jour sur les nombreux aspects de la sécurité nucléaire et devront le faire encore pendant des années, même pendant des dizaines d’années. C’est à eux que j’adresse tous mes remerciements, eux qui se sont engagés en 2013 aussi avec responsabilité et détermination pour défendre la sécurité des êtres humains et de l’environnement.

Dr Hans Wanner Directeur Juin 2014

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9


Preface

10

In 2013, the nuclear facilities in Switzerland com-

40 nuclear power stations within 500 kilometres of

plied with the statutory safety requirements and

Switzerland.

were operated in accordance with regulations by

The events in Japan also increased the demand for

the licensees. There were no incidents in Switzer-

information on nuclear safety and so, since 2011

land that could have adversely affected the safety

ENSI has operated a more proactive information

of people and the environment.

policy. Last year, we also set up a Technical Forum

During 2013, ENSI, the Swiss Federal Nuclear

on Nuclear Power Plants with participants not just

Safety Inspectorate conducted some 460 pre-

from Federal, cantonal and municipal administra-

announced and unannounced inspections of the

tions in Switzerland and their counterparts in

regulated facilities. It evaluated the proof of safety

neighbouring countries but also from the opera-

evidence submitted by plant operators and

tors and organisations critical of nuclear energy.

demanded remedial action where necessary. ENSI

The Forum is discussing questions from the public

specialists monitored backfitting and maintenance

in an open manner, often involving heated debate.

projects and evaluated the work.

The questions and answers are then published on

The nuclear accident at Fukushima is no longer

the ENSI website giving the public an opportunity

uppermost in the minds of the public. However,

to make up their own minds.

measures to implement the lessons learned from

In 2013, attention was drawn to one particular

the accident in Japan in March 2011 designed to

area of our surveillance work. The decision by BKW

improve further the safety of facilities in Switzer-

to shut down the Mühleberg nuclear power plant

land are still ongoing. These are not always large or

in 2019 means that the decommissioning of a

spectacular projects but rather the implementation

nuclear power plant in Switzerland is now a con-

of recommendations and clarifications arising from

crete reality. This will also involve ENSI, as the regu-

the Stress Tests, the IAEA Action Plan and ENSI’s

lator, in considerable preparations.

own analyses after the Fukushima accident.

ENSI has a separate section dealing with decom-

Nuclear facilities in Switzerland have consistently

missioning and employs specialists with relevant

applied a backfitting policy over many years and so

experience in both Switzerland and abroad. The

safety standards in the Swiss nuclear power plants

decommissioning of nuclear facilities is nothing

are high, also in comparison with facilities in other

new. Some 150 nuclear power plants have already

countries. It is essential that this remains the case

been shut down elsewhere in the world and a

for the entire operating life of Swiss nuclear power

dozen or more have been fully decommissioned.

plants. As responsible inspectoral authority, we are

In 2013, ENSI also expanded its regulatory frame-

therefore demanding a continuous improvement

work: ENSI guideline -G17 clarifies the provisions

of the safety margins through proportionate mea-

specified in Swiss nuclear energy legislation on the

sures. We will not allow safety levels in Swiss

decommissioning process. By making an early

nuclear power plants to become static for com-

announcement of its decision to shut down the

mercial reasons.

Mühleberg nuclear power plant in 2019, BKW has

The Fukushima accident demonstrated once again

provided for a thorough preparation of the decom-

that the effects of a nuclear accident do not stop

missioning process. Work on this has already

at national borders but represent an international

begun.

challenge. Nuclear accidents that make entire

Operators of nuclear facilities are required to dis-

regions uninhabitable for long periods must not be

pose of their radioactive waste. As part of the Sec-

allowed to happen again. As a result, ENSI is

toral Plan for Deep Geological Repositories, Nagra,

actively promoting the strengthening of nuclear

the National Cooperative for the Disposal of Radio-

safety worldwide. International commitment will

active Waste is seeking a suitable location for the

also increase safety in Switzerland, not least in the

waste disposal. As regulator, ENSI is monitoring

immediate vicinity of its borders as there are some

the safety aspects of this work and has, among

ENSI Aufsichtsbericht 2013


other things, specified 41 different requirements for the Stage 2 Process. At the request of the Cantons, the process to verify completion of these requirements is taking place at so-called «Intermediate Technical Meetings». The first meetings, which are designed to ensure transparency, were held last year. ENSI’s responsibilities for long-term operation, decommissioning and waste management will continue for decades. We need qualified experts who can discharge those responsibilities in the public interest. The long-term retention of specialist knowledge is something that will require particular attention in the future. In the eyes of many young professionals, the decision by politicians to phase out nuclear energy has reduced the attraction of a career in the nuclear industry. However, ENSI staff work on a daily basis on a wide range of issues relating to nuclear safety and will continue to do so for years and indeed for many decades to come. To them, I should like to express my sincere thanks for their continuing dedication and commitment to the safety of people and the environment.

Dr Hans Wanner Director June 2014

ENSI Aufsichtsbericht 2013

11



Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI

mieren. Zu spezifischen Themen orientiert es auch im Rahmen von Veranstaltungen wie zum Beispiel

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat

Medienkonferenzen, Foren oder Vorträgen.

ENSI ist die Aufsichtsbehörde des Bundes. Es be-

Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil

gutachtet und beaufsichtigt die Kernanlagen in

seiner periodischen Berichterstattung. Daneben

der Schweiz. Dazu zählen die fünf Kernkraftwerke,

publiziert das ENSI jährlich einen Strahlenschutzbe-

die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zen-

richt sowie einen Erfahrungs- und Forschungsbe-

trale Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen so-

richt. Die Originalsprache der Berichte ist Deutsch.

wie die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts

Die Zusammenfassungen werden auf Französisch

(PSI), der Universität Basel und der ETH Lausanne.

und Englisch übersetzt. Das ENSI publiziert seine

Mittels Inspektionen, Aufsichtsgesprächen, Prü-

Berichte nebst weiteren Fachartikeln auch auf seiner

fungen und Analysen sowie der Berichterstattung

Website unter www.ensi.ch.

der Anlagebetreiber verschafft sich das ENSI den notwendigen Überblick über die nukleare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanlagen. Es wacht

Inhalt des vorliegenden Berichts

darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung gesetzeskonform erfolgt.

Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor-

Zudem gehören die Transporte radioaktiver Stoffe

liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge-

von und zu den Kernanlagen sowie die Vorberei-

schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz

tungen zur geologischen Tiefenlagerung radioakti-

und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez-

ver Abfälle in seinen Aufsichtsbereich. Das ENSI

nau, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt. Jedes die-

unterhält eine eigene Notfallorganisation, die Be-

ser Kapitel wird mit einer Sicherheitsbewertung

standteil einer landesweiten Notfallorganisation

abgeschlossen.

ist. Im Falle eines schweren Störfalls in einer schwei-

Das Kapitel 5 bezieht sich auf das Zentrale Zwi-

zerischen Kernanlage käme sie zum Einsatz.

schenlager der Zwilag in Würenlingen. Die Kapitel

Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI bil-

6 und 7 sind den Kernanlagen des Paul Scherrer In-

den das Kernenergiegesetz, die Kernenergiever-

stituts sowie den Forschungsreaktoren der Univer-

ordnung, das Strahlenschutzgesetz, die Strahlen-

sität Basel und der Eidgenössischen Technischen

schutzverordnung sowie weitere Verordnungen

Hochschule in Lausanne (EPFL) gewidmet. Im Kapi-

und Vorschriften zur Reaktorsicherheit, zur Perso-

tel 8 werden die Transporte radioaktiver Stoffe von

nalausbildung, zum Notfallschutz, zum Transport

und zu den schweizerischen Kernanlagen behan-

radioaktiver Stoffe und zur geologischen Tiefen-

delt. Das Kapitel 9 legt die Arbeiten zur geologi-

lagerung. Gestützt auf diese gesetzlichen Grund-

schen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle dar.

lagen erstellt und aktualisiert das ENSI eigene

Schliesslich werden im Kapitel 10 anlagenübergrei-

Richtlinien. Darin formuliert es die Kriterien, nach

fende Aspekte wie zum Beispiel probabilistische Si-

denen es die Tätigkeiten und Vorhaben der Betrei-

cherheitsanalysen behandelt. Im Anhang finden

ber von Kernanlagen beurteilt. Eine Übersicht über

sich Tabellen und Figuren.

die Richtlinien des ENSI findet sich in der Tabelle 10 im Anhang des Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind zudem auf der Website des ENSI

Kernkraftwerke

(www.ensi.ch) verfügbar. Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichts-

Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau

tätigkeit und die nukleare Sicherheit der schweize-

Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt)

rischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetzliche

wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben. Das

Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über besondere Er-

ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten

eignisse und Befunde in den Kernanlagen zu infor-

Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die Be-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

13


willigungsinhaber haben gegenüber der Aufsichtsbehörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in

Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne

einem sicherheitstechnisch guten Zustand. In den Kernkraftwerken kam es im Jahr 2013 zu 34

Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI) –

meldepflichtigen Vorkommnissen: 7 Vorkommnisse

namentlich das Hotlabor, die Kernanlagen in Stillle-

betrafen die beiden Blöcke des Kernkraftwerks

gung sowie die Anlagen zur Entsorgung radioakti-

Beznau, 7 das Kernkraftwerk Gösgen, 7 das Kern-

ver Abfälle – unterstehen der Aufsicht des ENSI.

kraftwerk Leibstadt und 13 das Kernkraftwerk

Im Berichtsjahr befanden sich am PSI vier Kernanla-

Mühleberg. Es waren keine Reaktorschnellabschal-

gen in unterschiedlichen Phasen der Stilllegung. Es

tungen aus dem Leistungsbetrieb zu verzeichnen.

sind dies die drei ehemaligen Forschungsreaktoren

Auf der von Stufe 0 bis 7 reichenden internatio-

SAPHIR, DIORIT und PROTEUS sowie die im Jahr

nalen Ereignisskala INES ordnete das ENSI im Be-

2002 ausser Betrieb genommene Versuchsver-

richtsjahr alle meldepflichtigen Vorkommnisse in

brennungsanlage.

den Kernkraftwerken der Stufe 0 zu.

In den Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts PSI

Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden

waren im Jahr 2013 zwei meldepflichtige Vor-

Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen

kommnisse und beim Forschungsreaktor der Uni-

Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben mel-

versität Basel war ein Vorkommnis zu verzeichnen.

depflichtigen Vorkommnissen weitere Erkennt-

Kein meldepflichtiges Vorkommnis verzeichnete

nisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse

das ENSI beim Forschungsreaktor der ETH Lau-

der rund 460 Inspektionen, die das ENSI im Jahr

sanne.

2013 durchgeführt hatte.

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2013 sowohl bei den

Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude,

Kernanlagen des PSI als auch bei den Forschungsreaktoren von Lausanne und Basel eingehalten wurden.

Abgaben radioaktiver Stoffe

die Konditionierungsanlage und die PlasmaAnlage (Verbrennungs- und Schmelzanlage). Ende

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt via

2013 befanden sich in der Behälterlagerhalle

Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des Zen-

*J 2AKE?BCA=N ;E- WK'+AI+%P`=+A _#= KI'+IAKEE=+E

tralen Zwischenlagers Würenlingen, der Kernanla-

Brennelementen und Glaskokillen sowie sechs Be-

gen am PSI sowie in Basel und Lausanne lagen im

hälter mit Stilllegungsabfällen aus dem Versuchs-

vergangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewil-

atomkraftwerk Lucens. Der Belegungsgrad betrug

ligungen festgelegten Limiten. Sie ergaben auch

Ende 2013 rund 20% im HAA-Lager und 25% im

für Personen, welche in direkter Nachbarschaft

MAA-Lager.

einer Anlage leben, eine maximale berechnete Do-

Im Berichtsjahr wurde nur eine Kampagne zur Ver-

sis von weniger als 1% der natürlichen jährlichen

brennung und Einschmelzung von radioaktiven

Strahlenexposition.

Abfällen durchgeführt. Das ENSI verzeichnete bei der Zwilag im Jahr 2013 keine meldepflichtigen Vorkommnisse.

Transporte radioaktiver Stoffe

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Zwilag die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2013

In den Wiederaufarbeitungsanlagen von La Hague

eingehalten hat.

(Frankreich) und von Sellafield (Vereinigtes Königreich) sind die abgebrannten Brennelemente aus schweizerischen Kernkraftwerken aus früheren Jahren wiederaufgearbeitet worden. Durch das am 1. Juli 2006 begonnene zehnjährige Wiederaufarbeitungsmoratorium beschränken sich diese Arbeiten auf die vorher dorthin transportierten Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung

14

ENSI Aufsichtsbericht 2013


entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in

Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten

die Schweiz zurückgeführt werden.

werden teilweise in Felslabors ermittelt, an wel-

Im Berichtsjahr wurden weder Transporte aus

chen sich das ENSI seit Jahren mit Forschungspro-

Frankreich noch aus dem Vereinigten Königreich in

jekten beteiligt. Die mit internationaler Beteiligung

die Schweiz durchgeführt.

betriebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit im Opalinuston im Felslabor Mont Terri (Kan-

Geologische Tiefenlagerung

ton Jura) wurde 2013 weitergeführt. Das ENSI beteiligt sich im Mont Terri mit eigenen Projekten und Kooperationen.

Die Entsorgungspflichtigen müssen gemäss Kern-

Die im Berichtsjahr fortgesetzte Mitarbeit in na-

energieverordnung ein Entsorgungsprogramm vor-

tionalen und internationalen Arbeitsgruppen und

legen und alle fünf Jahre anpassen. Zuständig für

Informationsplattformen ermöglicht es dem ENSI,

die Überprüfung und Überwachung der Einhal-

relevante Themen im Bereich der Erdwissenschaf-

tung des Programms sind das Bundesamt für Ener-

ten sowie der Entsorgung in geologischen Tiefen-

gie BFE und das ENSI. Das BFE prüft den Finanzplan

lagern weltweit zu verfolgen. Die Resultate der

für die Entsorgungsarbeiten bis zur Ausserbetrieb-

Arbeiten fliessen in die Aufsichtstätigkeit des ENSI

nahme der Kernanlagen sowie das Informations-

im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager

konzept der Nagra. Das ENSI prüft die sicherheits-

ein.

relevanten Aspekte. Die Stellungnahmen zum Entsorgungsprogramm der Nagra und zu den Bewertungen der Bundesbehörden wurden dem Bundesrat vorgelegt. Dieser hat in seiner Verfügung vom 28. August 2013 den gesetzlichen Auftrag als erfüllt angesehen. Er verfügte, dass das nächste Entsorgungsprogramm im Jahr 2016 gleichzeitig mit den Kostenstudien einzureichen ist. Das dreistufige Standortauswahlverfahren (Sachplan geologische Tiefenlager) befindet sich seit Ende 2011 in Etappe 2. Für diese Etappe hatte die Nagra ergänzende Untersuchungen angekündigt. Das ENSI hatte 41 Forderungen für zusätzliche Untersuchungen gestellt. Auf Wunsch der Kantone findet die Überprüfung der Abarbeitung dieser Forderungen in so genannten ZwischenhaltFachsitzungen statt. Im Jahr 2013 wurden fünf solche Zwischenhalt-Fachsitzungen durchgeführt. Ausserdem wurde an Behörden-Fachsitzungen über die von der Nagra eingesetzte Methodik zur Bewertung der sicherheitstechnischen Kriterien und zum sicherheitstechnischen Vergleich informiert.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

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Résumé et aperçu L’IFSN

des installations suisses. Elle a pour tâche légale d’informer le public des événements et constats

L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire (IFSN)

particuliers dans les installations nucléaires. Son in-

est l’instance de la Confédération chargée de la

formation sur des thèmes plus spécifiques se pour-

surveillance et de l’expertise des installations nu-

suit aussi dans le cadre de manifestations telles que

cléaires en Suisse, soit les cinq centrales nucléaires,

des exposés, conférences de presse et forums.

les entrepôts situés dans les centrales, le Centre de

Le présent rapport de surveillance fait partie du

stockage intermédiaire Zwilag de Würenlingen, les

compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie

installations nucléaires de l’Institut Paul Scherrer

chaque année aussi un rapport sur la radioprotec-

(IPS), de l’Université de Bâle et de l’Ecole polytech-

tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la re-

nique fédérale de Lausanne. Les inspections, entre-

cherche. Ces rapports sont publiés dans leur langue

tiens de surveillance, contrôles et analyses, ainsi

d’origine, l’allemand. Les résumés sont traduits

que les rapports des exploitants permettent à

en français et en anglais. L’IFSN publie aussi ses

l’IFSN d’acquérir la vue d’ensemble nécessaire sur

rapports sur son site www.ifsn.ch où elle met éga-

la sécurité nucléaire des installations surveillées.

lement en ligne de nombreux articles techniques.

L’IFSN veille au respect des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de surveillance s’étendent en outre

Contenu du présent rapport

aux transports de matières radioactives en provenance et à destination des installations nucléaires,

Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur-

ainsi qu’aux travaux préparatoires en vue du

veillance décrivent le déroulement de l’exploita-

stockage en couches géologiques profondes des

tion, la technique de l’installation, la radioprotec-

déchets radioactifs. L’IFSN gère sa propre organisa-

tion et la gestion des centrales nucléaires de

tion d’urgence dans le cadre d’une organisation

Beznau, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt. Chacun

d’urgence nationale susceptible d’intervenir, en

de ces chapitres se termine sur une évaluation de

cas d’accident grave, dans une installation nu-

la sécurité.

cléaire suisse.

Le chapitre 5 concerne le Centre de stockage inter-

La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur

médiaire Zwilag à Würenlingen. Les chapitres 6 et

l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection,

7 sont consacrés aux installations nucléaires de

l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que

l’Institut Paul Scherrer ainsi qu’aux réacteurs de re-

d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu-

cherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole poly-

rité des réacteurs et la formation du personnel, sur

technique fédérale de Lausanne (EPFL). Le chapitre

la protection en cas d’urgence, sur le transport de

8 traite des transports de matières radioactives en

matières radioactives et sur le stockage en couches

provenance et à destination des installations nu-

géologiques profondes constituent la base légale

cléaires suisses. Le chapitre 9 commente les tra-

de la surveillance de l’IFSN. L’IFSN élabore et met à

vaux réalisés pour le stockage en couches géolo-

jour ses propres directives en s’appuyant sur ces

giques profondes des déchets radioactifs. Enfin, le

bases légales. Elle y formule les critères d’après les-

chapitre 10 aborde d’autres aspects communs aux

quels elle évalue les activités et les projets des ex-

installations, notamment les analyses probabilistes

ploitants d’installations nucléaires. Un aperçu des

de sécurité. Les tableaux et les figures en annexe

directives de l’IFSN figure au tableau 10 de l’an-

complètent ce rapport.

nexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site de l’IFSN (www.ifsn.ch). L’IFSN donne des informations régulières sur ses activités de surveillance et sur la sécurité nucléaire

16

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Centrales nucléaires Les cinq centrales nucléaires de Suisse (Beznau 1 et

Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne

2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt) ont été exploitées de manière sûre l’année passée. L’IFSN arrive à

Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher-

la conclusion que les conditions d’exploitation au-

rer (IPS), comme le laboratoire chaud, les installa-

torisées ont été respectées. Les détenteurs d’auto-

tions nucléaires en cours de désaffectation et les

risations ont respecté leurs devoirs de notification

installations de gestion des déchets radioactifs,

fixés par la loi à l’égard de l’autorité de surveillance.

sont placées sous la surveillance de l’IFSN.

Toutes les installations témoignent d’une bonne

En 2013, quatre installations nucléaires se trou-

situation en matière de sécurité.

vaient à l’IPS à différentes étapes de la désaffecta-

Dans les centrales nucléaires suisses, 34 événe-

tion. Il s’agit des trois anciens réacteurs de re-

ments soumis au devoir de notification sont surve-

cherche SAPHIR, DIORIT et PROTEUS, ainsi que de

nus en 2013: 7 événements concernaient dans les

l’installation d’incinération expérimentale mise

deux tranches de la centrale nucléaire de Beznau,

hors service en 2002.

7 la centrale nucléaire de Gösgen, 7 celle de Leib-

En 2013, deux événements soumis au devoir de

stadt et 13 celle de Mühleberg. Aucun arrêt d’ur-

notification ont été recensés dans les installations

gence du réacteur lors du fonctionnement de puis-

nucléaires de l’IPS et un dans le réacteur de re-

sance n’a été recensé.

cherche de l’Université de Bâle. Aucun événement

Tous les événements survenus l’année dernière

soumis au devoir de notification n’a été recensé

dans les centrales nucléaires ont été classés par

concernant le réacteur de recherche de l’EPFL.

l’IFSN au niveau 0 de l’échelle internationale d’ap-

L’IFSN en conclut qu’en 2013, les conditions d’ex-

préciation des événements INES qui va de 0 à 7.

ploitation ont été respectées tant dans les installa-

L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire

tions nucléaires de l’IPS que dans les réacteurs de

dans le cadre d’une évaluation systématique de la

recherche de Lausanne et de Bâle.

sécurité. En plus des événements devant être notifiés, elle tient compte d’autres éléments, notamment des résultats des quelque 460 inspections

Rejets de substances radioactives

réalisées par l’IFSN en 2013. En 2013, les rejets de substances radioactives dans

Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen

l’environnement via les eaux usées et l’air d’évacuation des centrales nucléaires, du Centre de stockage intermédiaire Zwilag, des installations nucléaires de l’IPS, de Bâle et de Lausanne, ont

Le Centre de stockage intermédiaire Zwilag à

enregistré des valeurs nettement inférieures aux

Würenlingen comprend plusieurs bâtiments d’en-

limites fixées dans les autorisations. Il en a résulté,

treposage, l’installation de conditionnement et

également pour les personnes vivant au voisinage

l’installation plasma (station d’incinération et de

immédiat d’une installation, une dose maximale

fusion). Fin 2013, la halle des conteneurs abritait

calculée de moins de 1% de la radio-exposition

40 emballages de transport et d’entreposage avec

annuelle naturelle.

assemblages combustibles usés et colis vitrifiés, ainsi que six conteneurs de déchets de désaffectation provenant de la centrale nucléaire expérimen-

Transports de matières radioactives

tale de Lucens. Fin 2013, le taux d’occupation était d’environ 20% dans le dépôt DHA et 25% dans le

Les assemblages combustibles usés provenant des

dépôt DFMA.

centrales nucléaires suisses ont été retraités à La

Une seule campagne d’incinération et de fusion

Hague (France) et à Sellafield (Royaume-Uni). Du

des déchets radioactifs a eu lieu en 2013. Au cours

fait du moratoire sur le retraitement, ces activités

de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a recensé aucun

se limitent aux assemblages combustibles trans-

événement soumis au devoir de notification à

portés avant le 1er juillet 2006, date du début du

Zwilag.

moratoire de dix ans. Selon les termes du contrat,

L’IFSN en conclut qu’en 2013, Zwilag a respecté les

les déchets provenant du retraitement doivent être

conditions d’exploitation autorisées.

rapatriés en Suisse.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

17


En 2013, aucun transport depuis la France ou le

posent dans le monde à propos des sciences de la

Royaume-Uni n’a eu lieu en Suisse.

terre et du stockage dans des dépôts en couches géologiques profondes. Les résultats de ces tra-

Stockage en couches géologiques profondes

vaux sont pris en compte dans l’activité de surveillance de l’IFSN, dans le cadre du plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes».

Conformément à l’ordonnance sur l’énergie nucléaire, les responsables de la gestion des déchets radioactifs doivent présenter un programme de gestion des déchets et l’adapter tous les cinq ans. L’Office fédéral de l’énergie (OFEN) et l’IFSN sont responsables du contrôle et de la surveillance du respect de ce programme. L’OFEN vérifie le plan financier élaboré pour les travaux de gestion des déchets jusqu’à la mise hors service des installations nucléaires, ainsi que le concept d’information de la Nagra. L’IFSN vérifie les aspects importants pour la sécurité. Les prises de position sur le programme de gestion des déchets de la Nagra et sur les évaluations des instances fédérales ont été soumises au Conseil fédéral. Dans sa décision du 28 août 2013, ce dernier a considéré que le mandat légal était rempli et que le prochain programme de gestion devait être présenté en 2016, en même temps que les études de coûts. La procédure de sélection des sites (plan sectoriel «Dépôts en couches géologiques profondes»), se déroulant en trois étapes, est entrée dans sa deuxième étape fin 2011. Pour cette étape, la Nagra avait annoncé des analyses complémentaires et l’IFSN posé 41 exigences pour des études en plus. A la demande des cantons, le contrôle de la réalisation de ces exigences s’est déroulé lors de séances techniques dites d’arrêts intermédiaires. En 2013, cinq séances de ce type ont eu lieu. De plus, lors de séances techniques des autorités, des informations ont été données quant à la méthode mise en place par la Nagra pour évaluer les critères de sécurité et pour la comparaison en matière de sécurité. Les laboratoires souterrains, auxquels l’IFSN participe depuis des années par des projets de recherche, fournissent en partie les données nécessaires au stockage en couches géologiques profondes. Les recherches géologiques sur les argiles à Opalinus se sont poursuivies en 2013 au laboratoire souterrain du Mont Terri (canton du Jura), dans le cadre d’une participation internationale. L’IFSN y a ses propres projets et coopérations. La collaboration au sein de groupes de travail nationaux et internationaux, ainsi que dans le cadre de plateformes d’information permet à l’IFSN de suivre les questions importantes qui se

18

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Summary and Overview ENSI

public with information on particular events and findings in nuclear facilities. ENSI also organises

ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspector-

events such as media conferences, fora and

ate, acting as the regulatory body of the Swiss

lectures to inform on specific topics.

Federation, assesses and monitors nuclear facili-

This Surveillance Report is part of the regular

ties in Switzerland. These include the five nuclear

reporting system of ENSI. In addition, ENSI pub-

power plants, the interim storage facilities based

lishes an annual Radiological Protection Report

at each plant, the Central Interim Storage Facility

and a Research and Experience Report. The origi-

of ZWILAG at Würenlingen together with the

nal language of all reports is German. The sum-

nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI)

maries are translated into French and English.

and the two universities of Basel and Lausanne.

These reports are also available on the ENSI web-

Using a combination of inspections, regulatory

site at www.ensi.ch as are a range of specialist

meetings, examinations and analyses together

articles.

with reports from the licensees of individual facilities, ENSI obtains the required overview of nuclear safety in these facilities. It ensures that the facili-

Contents of this report

ties comply with the regulations and operate as required by law. Its regulatory responsibilities also

Chapters 1 to 4 of this Surveillance Report deal

include the transport of radioactive materials from

with operational experience, systems technology,

and to nuclear facilities and the preparations for a

radiological protection and the management of

deep geological repository for nuclear waste. ENSI

the nuclear power plants Beznau, Mühleberg,

maintains its own emergency organisation, which

Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes

is an integral part of the national emergency

with the ENSI safety rating for the relevant plant.

structure that would be activated in the event of

Chapter 5 deals with the Central Interim Storage

a serious incident at a nuclear facility in Switzer-

Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and

land.

7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer

The legislative framework for ENSI’s area of

Institute and the research reactors at the University

responsibility is as follows: the Nuclear Energy Act

of Basel and the Federal Institute of Technology

(NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the

(EPFL) in Lausanne. Chapter 8 deals with the trans-

Radiological Protection Act (StSG – only available

port of radioactive materials from and to Swiss

in German), the Radiological Protection Ordinance

nuclear facilities. Chapter 9 describes the work

(StSV – only available in German) together with

associated with the deep geological storage of

other ordinances and regulations on reactor safety,

radioactive waste. Finally, Chapter 10 deals with

the training of personnel, emergency prepared-

generic issues relevant to all facilities such as prob-

ness, the transport of radioactive materials and the

abilistic safety analyses. The Appendix contains a

deep geological repository. Based on this legisla-

series of explanatory tables and diagrams.

tive framework, ENSI formulates and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the criteria for evaluating the current activities and future

Nuclear power plants

plans of the operators of nuclear facilities. Table 10 in the Appendix to this report gives an overview of

In 2013, the five nuclear power plants in Switzer-

the guidelines. The current guidelines are also

land (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gösgen

available on the ENSI website (www.ensi.ch).

and Leibstadt) were all operated safely and ENSI

ENSI produces regular reports on its regulatory

concluded that each had complied with its

activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili-

approved operating conditions. Licensees com-

ties. It fulfils its legislative obligation to provide the

plied with their statutory obligations to provide

ENSI Aufsichtsbericht 2013

19


ENSI with reports and the nuclear safety at all

the nuclear facilities of the Paul Scherrer Institute

plants was rated as good.

PSI and one reportable event at the research reac-

In 2013, there were 34 reportable events in the

tor at the University of Basel. ENSI recorded no

Swiss nuclear power plants: 7 events at the two

reportable events at the Federal Institute of Tech-

Beznau units, 7 at Gösgen, 7 at Leibstadt and

nology in Lausanne.

13 at Mühleberg. During operation, there were no

ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI and

reactor scrams recorded.

the research reactors at Lausanne and Basel had

On the INES scale, ranging from 0–7, ENSI rated all

complied with their approved operating conditions

reportable events in nuclear power plants in 2013

in 2013.

as Level 0. ENSI evaluates the safety of each nuclear power plant as part of a systematic safety evaluation. This

Release of radioactive materials

reflects both reportable events and other findings, in particular the results of the approximately 460

Last year, the amount of radioactive material

inspections conducted by ENSI during 2013.

released into the environment via waste water and exhaust air from the nuclear power plants, the

Central Interim Storage Facility Würenlingen

Central Interim Storage Facility, the nuclear facilities at PSI, Basel and Lausanne was significantly less than the limits specified in the operating licenses. Analyses showed that the maximum dose

The Central Interim Storage Facility of ZWILAG at

for residents in the immediate vicinity of a plant

Würenlingen consists of several interim storage

was less than 1% of the annual exposure to natu-

halls, a conditioning plant and a plasma plant

ral radiation.

(incineration/melting plant). At the end of 2013, the cask storage hall contained 40 transport/storage casks with spent fuel assemblies and vitrified

Transport of radioactive materials

residue packages as well as six casks with decommissioned waste from the experimental nuclear

Spent fuel assemblies from Swiss nuclear power

power plant at Lucens. At the end of 2013, some

plants from previous years are being reprocessed

20% of the capacity of the HLW store was in use

at the reprocessing facilities at La Hague (France)

and about 25% of the ILW store.

and Sellafield (United Kingdom). As a result of the

During the year, ZWILAG conducted one campaign

10-year reprocessing moratorium introduced on 1

to incinerate and melt radioactive waste.

July 2006, this work is limited to fuel assemblies

ENSI recorded no reportable events at ZWILAG

transported to those sites prior to that date. Under

during 2013.

the terms of the contracts, the waste produced

ENSI concluded that ZWILAG had complied with

during reprocessing must subsequently be

its approved operating conditions in 2013.

returned to Switzerland.

Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne ENSI is also responsible for the surveillance of the

During 2013, there were no return transports to Switzerland from either France or United Kingdom.

Deep geological repository

nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI), i.e. the hot laboratory, the nuclear facilities being

Under the terms of the Nuclear Energy Ordinance,

decommissioned and the facilities for the disposal

those generating waste are required to produce a

of radioactive materials.

waste management programme and to update it

During 2013, four nuclear facilities were in varying

every five years. The Swiss Federal Office of Energy

phases of decommissioning at PSI: The former

(SFOE) and ENSI are jointly responsible for review-

research reactors SAPHIR, DIORIT and PROTEUS

ing the programme and monitoring compliance.

together with the experimental incineration plant

SFOE is responsible for reviewing the waste man-

that was taken out of service in 2002.

agement budget of a nuclear facility up until the

During 2013, there were two reportable events at

time it is decommissioned. It is also responsible for

20

ENSI Aufsichtsbericht 2013


reviewing the Nagra Information Concept. ENSI is responsible for reviewing the safety aspects. The report on the Nagra Waste Management Programme together with evaluations by the Swiss Federal authorities were duly submitted to the Swiss Federal Council and in its ruling of 28 August 2013, the latter confirmed that the legislative requirements had been met. The Federal Council also ruled that the next Waste-Management Programme should be submitted in 2016 at the same time as the cost studies. Stage 2 of the three-stage procedure for site selection (Sectoral Plan for Deep Geological Repositories) started at the end of 2011. For this stage, Nagra announced additional inquiries and ENSI made 41 demands for further investigations. At the request of the Cantons, a review-process to verify the discharge of these demands has been launched in what is known as ÂŤIntermediate Technical MeetingsÂť. Five such meetings were held in 2013. In addition, information on the methodology used by Nagra to evaluate both safety criteria and safety-based comparisons was provided at technical sessions attended by public authorities. Some of the data required for the deep geological repository is obtained from research projects conducted at the Rock Laboratories. ENSI has participated in these projects for several years. In 2013, work continued on the international geological research project on Opalinus clay at the Mont Terri Rock Laboratory (Canton of Jura). In addition, ENSI is involved at Mont Terri with its own projects and cooperations. ENSI also continued its involvement in national and international working groups and relevant information platforms. This allows ENSI to monitor international developments in the field of earth sciences and the disposal of waste in deep geological repositories. The results of this work feed into the regulatory activities of ENSI as defined in the Sectoral Plan for Deep Geological Repositories.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

21



Kernkraftwerk Beznau. Foto: ENSI.

1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick

Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions-

Das Betriebsjahr 2013 war im Kernkraftwerk Bez-

schema einer Druckwasserreaktor-Anlage.

nau (KKB) durch einen weitgehend ungestörten

Im Block 1 kam es zu zwei meldepflichtigen Vor-

Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass

kommnissen. Sie wurden beide der Stufe 0 der in-

das KKB die bewilligten Betriebsbedingungen im-

ternationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

mer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicher-

Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 12 Tage

heit des KKB im Jahr 2013 in beiden Blöcken hin-

und diente primär dem Brennelementwechsel.

sichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut, hinsichtlich

Im Block 2 kam es zu fünf meldepflichtigen Vor-

Betriebs-Vorgaben als hoch sowie hinsichtlich Zu-

kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter-

stand und Verhalten der Anlage als gut. Hinsicht-

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

lich Zustand und Verhalten von Mensch und Orga-

Während des 33-tägigen Revisionsstillstands wur-

nisation beurteilt das ENSI die Sicherheit des KKB

den unter anderem Brennelemente ausgewechselt

im Block 1 als hoch und im Block 2 im Jahr 2013 als

sowie an sicherheitsrelevanten Komponenten Wie-

gut.

derholungsprüfungen durchgeführt. Daneben wur-

Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche

den System- und Komponententests beim Abfahren

Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und

sowie beim Wiederanfahren der Anlage durchge-

KKB 2), die in den Jahren 1969 und 1971 den Be-

führt.

trieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung be-

Im Berichtsjahr 2013 sind in beiden Blöcken keine

trägt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Weitere

Brennelementschäden aufgetreten.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

23


Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-

Pumpe wurde gegen ein Ersatzaggregat aus-

nung für beruflich strahlenexponierte Personen

getauscht. Ursache des Wellenbruchs ist ein

wurden eingehalten. Die radioaktiven Abgaben la-

Schwingungsbruch (vgl. hierzu die Beschrei-

gen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli-

bung des Vorkommnisses vom 9. September

gung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch verur-

2013 im Block 2). Das Primäre Nebenkühl-

sachten

die

wassersystem kühlt das Primäre Zwischen-

Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen

kühlsystem, die Containment-Umluftkühler, die

Strahlenexposition unbedeutend.

Dampferzeuger-Abschlämmung sowie die Um-

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegt sich in-

luft mehrerer Elektroräume. Diese Funktionen

nerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite auf

waren während des Ereignisses durch redun-

einem niedrigen Niveau.

dante Pumpen permanent gewährleistet. Zur

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 100 In-

Sicherstellung der Wärmeabfuhr ist eine von

spektionen durchgeführt. Wo erforderlich ver-

drei Pumpen ausreichend.

langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und

Am 25. Juni 2013 führte eine Störung im Regel-

überwachte deren Umsetzung.

kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu

Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und

einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte-

zwei Pikettingenieure bestanden ihre Zulassungs-

kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient

prüfung. Vier Reaktoroperateur-Anwärter absol-

der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die

vierten die kerntechnische Grundlagenausbildung

Störung wurde nach einer halben Stunde beho-

an der Reaktorschule des PSI erfolgreich.

ben. Angesichts der kurzen Dauer hatte die Stö-

zusätzlichen

Strahlendosen

für

rung keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Notstandsysteme und auf den Anlagebetrieb.

1.2 Betriebsgeschehen

Das KKB hat sich aufgrund wiederholter derartiger Störungen entschieden, die Steuerung der

Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr

Zu- und Abluftklappen zu vereinfachen. Das

2013 eine Arbeitsausnutzung1 von 96,3% bzw.

Konzept für diese Vereinfachung wurde vom

90,5% und eine Zeitverfügbarkeit von 96,7% 2

ENSI freigegeben.

bzw. 91,0%, wobei die unproduktiven Anteile im

Im Block 2 ereigneten sich im Berichtsjahr fünf Vor-

Wesentlichen auf die Revisionsstillstände zurück-

kommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0 der inter-

zuführen waren.

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt wurden.

Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnutzun-

Am 16. April 2013 führte eine Störung im

gen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 darge-

Regelkreis der Rückkühlung einer Kälteanlage

stellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regionale

zu einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte-

Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr 2013

kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient

auf insgesamt 200,1 GWh.

der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die

Im Block 1 ereigneten sich 2013 zwei meldepflich-

Störung wurde nach einigen Minuten behoben.

tige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0

Das Vorkommnis entspricht demjenigen in Block

der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt

1 vom 25. Juni 2013. Das vom ENSI freigege-

wurden. Für die systematische Sicherheitsbewer-

bene Konzept zur Vereinfachung der Steuerung

tung wird auf Kap. 1.9 verwiesen, für die risiko-

der Zu- und Abluftklappen ist die Basis für die

technische Beurteilung auf Kap. 10.

Anpassung der Steuerung in beiden Blöcken.

Am 17. Juni 2013 musste die Primäre Neben-

Am 16. April 2013 fiel die Anzeige einer Niveau-

kühlwasserpumpe C nach einem Wellenbruch

messung im Volumenausgleichstank sprungar-

ausser Betrieb und an deren Stelle die Pumpe B

tig auf 0. Die redundante Messung zeigte dau-

in Betrieb genommen werden. Die defekte

ernd den erwarteten, korrekten Niveauverlauf an. Der Messumformer wurde von der Fachstelle kontrolliert und neu kalibriert. Danach

1

Arbeitsausnutzung: produzierte Energie bezogen

zeigte er wieder den gleichen Wert an wie der

auf die Nennleistung und eine hundertprozentige

redundante Messkanal. Der fehlerhafte Trans-

Zeitverfügbarkeit

mitter und das zugehörige Speisegerät wurden

2

Zeitverfügbarkeit: Zeitanteil, in dem das Werk

in der Folge zusätzlich ausgetauscht.

im Kalenderjahr im Betrieb oder in betriebsbereitem

Am 19. Mai 2013 fiel die Anzeige eines Kanals

Zustand war

der Neutronenflussmessung im Zwischenbe-

24

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Neuer Dieselgenerator für AUTANOVE. Foto: KKB.

reich sprungartig auf den Wert 0%. Die andern

stücks ersetzt. Die Schweissarbeiten fanden un-

drei Kanäle zeigten den erwarteten, korrekten

ter Überwachung durch den SVTI-N statt. Als

Wert von 100% an. Die Kontrolle am entspre-

Ursache für den Defekt wurde die mangelhafte

chenden Schrank zeigte, dass die 24-V-Span-

Ausführung einer Schweissnaht bei der Herstel-

nungsversorgung ausgefallen war. Nach dem

lung eruiert. Zusammen mit den betriebsbe-

Austausch des 24-V-Speisegerätes und des

dingten Belastungen führte dies zur beobachte-

Hochspannungsspeisegerätes für den Neutro-

ten Rissanzeige. Das Vorkommnis führte zu

nendetektor war der betroffene Messkanal wie-

keiner Leckage und beeinträchtigte die Funk-

der uneingeschränkt verfügbar. Ursache für das

tionsfähigkeit der Rezirkulationspumpen nicht.

Vorkommnis war ein technischer Defekt im

Die visuellen Prüfungen an sämtlichen ver-

Hochspannungsspeisegerät. Der Ausfall hatte

gleichbaren Flanschen im Bereich dieser Pum-

für den Volllastbetrieb keine sicherheitstechni-

pen zeigten keine Befunde.

sche Bedeutung. Beträgt die Reaktorleistung

Am 9. September 2013 musste die Primäre

mehr als 10% der Nennleistung, erfolgt die

Nebenkühlwasserpumpe C nach einem Wellen-

Neutronenflussüberwachung durch die für den

bruch ausser Betrieb und an deren Stelle die

Leistungsbereich vorgesehenen Messkanäle,

Pumpe B in Betrieb genommen werden. Die de-

die im Anforderungsfall eine Reaktorschnellab-

fekte Pumpe wurde gegen ein Ersatzaggregat

schaltung auslösen.

ausgetauscht, das im Vorfeld mit einer Welle

Am 2. September 2013 ergab sich anlässlich ei-

aus einem neuen, besser geeigneten Werkstoff

ner visuellen Prüfung während des Revisions-

ausgerüstet worden war. Die Technische Spezi-

stillstandes im Bereich eines Anschlussflansches

fikation verlangt während des Brennelement-

der Verbindungsleitung zwischen den in Serie

wechsels bei gefüllter Reaktorgrube die Verfüg-

geschalteten Rezirkulationspumpen A und C

barkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe.

ein Befund. Die anschliessende Farbeindring-

Zum Zeitpunkt des Ereignisses waren zwei in

prüfung zeigte zwei registrierpflichtige Riss-

Betrieb. Die Kühlung der durch das Primäre Ne-

anzeigen. Eine erneute Farbeindringprüfung

benkühlwassersystem versorgten Komponen-

nach dem Ausschleifen der betroffenen Stelle

ten war stets gewährleistet.

ergab eine längere Rissanzeige. Daher wurde

Am 18. August 2012 und am 17. Juni 2013 war

der Flansch einschliesslich eines kurzen Rohr-

es zu ähnlichen Schäden an der Primären Ne-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

25


benkühlwasserpumpe C im Block 1 gekommen.

tentests beim Abfahren sowie beim Wiederanfah-

Am 18. August 2012 wurde der Wellenbruch

ren der Anlage. Am RDB wurden visuelle Prüfun-

bei einer aufgrund einer Störung geplanten In-

gen durchgeführt, insbesondere am Deckel, an

standsetzung festgestellt. Nach dem ersten

den Regelstabantrieben und an den Regelstab-

Schaden wurde erkannt, dass der bisher einge-

Antriebsstangengehäusen. Zusätzlich wurden die

setzte Wellenwerkstoff eine zu geringe Kerb-

Lippendichtschweissnähte der Regelstab-Antriebs-

schlagzähigkeit aufwies. Dies hat wahrschein-

stangengehäuse in die Prüfungen einbezogen.

lich

Wellen

Es wurden keine bewertungspflichtigen Anzeigen

den

Schwingungsbruch

der

begünstigt. Daraufhin hat das KKB neue Wellen

festgestellt. An den Lippendichtschweissnähten

aus einem besser geeigneten Werkstoff herstel-

wurden keine Borsäureablagerungen gefunden.

len lassen und sie bis Ende 2013 in allen Primä-

Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-

ren Nebenkühlwasserpumpen der Blöcke 1 und

scher und leittechnischer Ausrüstungen wurden

2 sowie in der Reservepumpe eingebaut. Bei der

alle von der Technischen Spezifikation verlangten

Analyse der ausgebauten Wellen zeigten sich

wiederkehrenden Funktionskontrollen erfolgreich

weitere Befunde, die jedoch nicht zu Wellen-

durchgeführt.

brüchen geführt hatten.

Im Revisionsstillstand des Blocks 2 vom 16. August

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

bis 18. September 2013 wurden geplante Tätig-

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

keiten wie Brennelementwechsel, Inspektionen

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

mechanischer und elektrischer Einrichtungen, zer-

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

störungsfreie

Tabelle 4.

rende Funktionsprüfungen an Komponenten und

Werkstoffprüfungen,

wiederkeh-

Systemen sowie Instandhaltungsarbeiten durchge-

1.3 Anlagetechnik

führt. In Ergänzung zu den Revisionsarbeiten wurden diverse Anlagenänderungen vorgenommen (vgl. Kap. 1.3.2).

1.3.1 Revisionsarbeiten

Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungsfreien Prüfungen aufgeführt:

Der Block 1 wurde vom 28. Mai bis zum 9. Juni

Die Mischnaht zwischen Druckhalterstutzen

2013 für den Brennelementwechsel abgestellt.

und Safe End sowie mehrere austenitische

Weitere Arbeiten waren System- und Komponen-

Schweissnähte an der Volumenausgleichslei-

Schiffstransport des einen neuen RDB-Deckels für KKB. Foto: KKB.

26

ENSI Aufsichtsbericht 2013


tung wurden einer mechanisierten Ultraschall-

rär verbessert. Beim Abfahren zum diesjährigen

prüfung unterzogen. Die Prüfungen wurden

Brennelementwechsel wurde die Funktion des

vorgängig bei der Qualifizierungsstelle ZfP

temporären Systems nochmals überprüft. Es

Schweiz neu qualifiziert. Es waren keine unzu-

kam zu keinen Schwierigkeiten beim Entlasten

lässigen Anzeigen zu verzeichnen. An der

der Turbogruppen. Anschliessend wurde eine

Druckhaltermischnaht wurde eine bewertungs-

definitive, verbesserte Entwässerung eingebaut.

pflichtige Anzeige detektiert, die jedoch als zu-

Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen

lässig bewertet wurde. Die Prüfung wurde vom

durchgeführt:

ENSI inspiziert und hinsichtlich Durchführung

Während der Revisionsabstellung 2011 waren

und Bewertung der Prüfung als den Anforde-

Teile der Frischdampfleitungen ausgetauscht

rungen entsprechend eingestuft.

worden. Das Formstück mit den Abzweigungen

Am Dampferzeuger- und am Druckhaltermantel

zu den Dampferzeuger-Sicherheitsventilen blieb

wurden manuelle Ultraschallprüfungen durch-

bestehen. Nach den notwendigen Anpassun-

geführt. Diese Prüfungen basierten auf beim

gen zwischen Formstück und neuer Rohrleitung

Electric Power Research Institute (EPRI) qualifi-

zur Herstellung der Verbindungsnaht wurde

zierten Prüfvorschriften, die mit Zustimmung

eine Wanddickenunterschreitung festgestellt.

der Qualifizierungsstelle ZfP Schweiz verwendet

Der betroffene Bereich wurde in der Revisions-

werden können. Es wurden keine bewertungs-

abstellung 2013 durch eine Schmiedehülse er-

pflichtigen Befunde festgestellt.

setzt.

An den Lippendichtschweissnähten der Regel-

Wie im Block 1 wurde die Anordnung der Ent-

stab-Antriebsstangengehäuse wurden visuelle

wässerung des Frischdampfkollektors in der Ab-

Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor-

blasestation auch im Block 2 verbessert.

säureablagerungen festgestellt.

Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit von Ersatz-

Bei der Wirbelstromprüfung aller 30 Kernin-

teilen drängt sich eine Erneuerung der Antriebs-

strumentierungsrohre konnten die bekannten

einheiten der Ladepumpen auf. 2013 wurde

Abriebstellen ohne relevante Veränderungen

der Antrieb der ersten von drei Ladepumpen auf

bestätigt werden. Es wurden acht neue Abrieb-

Frequenzumrichterbetrieb umgebaut, geprüft

stellen mit sehr geringen Wanddickenschwä-

und in Betrieb genommen.

chungen detektiert. Unzulässige Anzeigen wur-

Im Notstandsgebäude wurden Anschlüsse für

den bei dieser Prüfung nicht festgestellt. Die

die Accident-Management-Notstromeinspeisung

Bewertungsgrundlage war vorgängig vom ENSI

installiert. Mit einem Einspeiseversuch konnte

geprüft und akzeptiert worden.

die spezifizierte elektrische Versorgung der Ver-

Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-

braucher nachgewiesen werden.

scher und leittechnischer Ausrüstungen wurden

Während des Revisionsstillstands 2013 wurden

alle von der Technischen Spezifikation verlangten

drei Niederspannungs-Leistungsschalter in klas-

wiederkehrenden Funktionskontrollen erfolgreich

sierten Schaltanlagen ausgewechselt.

durchgeführt.

Die geänderten Systeme und Komponenten wurden vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet

1.3.2 Anlageänderungen

und funktionierten einwandfrei.

Im Block 1 wurde folgende Anlageänderung vor-

Projekte AUTANOVE und HERA

genommen:

Im Rahmen des Projekts AUTANOVE wird die Erd-

Im Frischdampfkollektor in der Abblasestation

bebensicherheit der Notstromversorgung verbes-

wurde eine verbesserte Entwässerung einge-

sert. Für jeden Block des KKB wurde bis Ende 2013

baut. Im Jahr 2008 war es beim Abfahren zur

ein Gebäude mit zwei Notstromdieselgeneratoren

Revisionsabstellung zu einer Turbinenschnellab-

errichtet. Die Kabelrohrblöcke für die Verbindung

schaltung gekommen. Die Ursache konnte erst

mit den bestehenden Gebäuden wurden erstellt. In

2012 gefunden werden, als in der Revisions-

den Revisionsstillständen 2013 wurden zudem

abstellung im Frischdampfkollektor in der Ab-

Vorbereitungsarbeiten für die für 2015 geplante

blasestation eine grössere Wassermenge fest-

Inbetriebnahme der neuen Notstromversorgung

gestellt wurde. Vermutete Ursache war die

ausgeführt. Parallel dazu ist der Austausch der

Anordnung der Entwässerung. In der folgenden

RDB-Deckel geplant (Projekt HERA). Die neuen

Betriebsperiode wurde die Anordnung tempo-

RDB-Deckel wurden im Jahr 2013 angeliefert.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

27


1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

1.4 Strahlenschutz Im Kalenderjahr 2013 wurden im KKB folgende

Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121

Kollektivdosen ermittelt:

Brennelementen betrieben. Im Betriebszeitraum traten keine Defekte an Brennelementen auf. Die Integrität der ersten Barriere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver Stoffe war somit gegeben. Während des Revisionsstillstands wurden im Block

Kollektivdosis Revisionsstillstand

KKB 1 85 Pers.-mSv

KKB 2

KKB 1 und 2

220 Pers.-mSv 305 Pers.-mSv

Leistungsbetrieb

40 Pers.-mSv

39 Pers.-mSv

Gesamtes Jahr

125 Pers.-mSv

259 Pers.-mSv 384 Pers.-mSv

79 Pers.-mSv

1 insgesamt 20 abgebrannte durch 20 neue Brennelemente ersetzt. Diese enthalten als Brennstoff

Im Kalenderjahr 2013 wurde in den beiden Blö-

wiederaufgearbeitetes Uran (WAU). Der Reaktor-

cken des KKB eine Kollektivdosis von 384 Pers.-

kern des Blocks 1 enthält aktuell im 42. Betriebs-

mSv verzeichnet. Die höchste im KKB registrierte

zyklus 1 Uran-Brennelement und 120 WAU-Brenn-

Individualdosis betrug 6,2 mSv und lag deutlich

elemente vom Typ FOCUS.

unterhalb des Dosisgrenzwerts nach Strahlen-

Auch im Block 2 wurden 20 abgebrannte Brenn-

schutzverordnung für beruflich strahlenexponierte

elemente ersetzt. Von den neuen Brennelementen,

Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder

die alle WAU-Brennstoff enthalten, sind 16 Brenn-

Personenkontaminationen, die nicht mit her-

elemente vom Typ FOCUS und 4 Brennelemente

kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten,

vom Typ AGORA 4H. Brennelemente vom Typ

noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge-

AGORA 4H werden erstmalig im KKB eingesetzt.

mäss Dosimetrieverordnung festgestellt.

Der Reaktorkern enthält im 40. Betriebszyklus

Beim Abfahren des Blocks 1 zum geplanten Brenn-

8 Uran-Brennelemente und 113 WAU-Brennele-

elementwechsel gab es keine Hinweise auf Brenn-

mente.

elementschäden. Die geplante Stillstandsdauer von

Es sind keine Brennelemente mit Uran/Plutonium-

12 Tagen konnte eingehalten werden. Die akkumu-

Mischoxid (MOX) mehr im Einsatz.

lierte Kollektivdosis betrug 85 Pers.-mSv und lag da-

Beide Reaktoren wurden mit freigegebenen und

mit unterhalb der Planungsdosis von 103 Pers.-mSv.

qualitätsgeprüften Brennelementen bestückt. Die

Grund dafür war eine im KKB erstmals in dieser Art

neuen vom ENSI freigegebenen Kernbeladungen

durchgeführte Inspektion des Reaktordeckels. Es

erfüllten entsprechend der Dokumentation alle

lagen deshalb nicht hinreichende Erfahrungen vor,

Anforderungen. Alle Steuerelemente erfüllten die

um den Zeitaufwand der Einzelschritte korrekt ab-

Kriterien für einen weiteren Einsatz. Es lagen keine

schätzen zu können.

Hinweise auf Steuerelementdefekte vor. Deshalb

Im Berichtsjahr wurde im Block 2 eine Revisionsab-

wurden gemäss der langfristigen Planung von KKB

stellung durchgeführt. Das Abfahren der Anlage

keine Steuerelementinspektionen durchgeführt.

verlief ebenfalls ohne Hinweise auf Brennelement-

Im Berichtszeitraum sind die Reaktorkerne beider

schäden. Die Stillstandsdauer betrug 33 Tage und

Blöcke auslegungsgemäss und im bewilligten Rah-

führte zu einer Kollektivdosis von 220 Pers.-mSv.

men betrieben worden. Das Wiederanfahren bei-

Die Planungsdosis von 287 Pers.-mSv wurde damit

der Blöcke verlief einwandfrei und wurde vor Ort

unterschritten. Der Hauptgrund für die tiefere Kol-

durch das ENSI inspiziert. Die Ergebnisse der reak-

lektivdosis ist die Forderung des KKB-Strahlen-

torphysikalischen Messungen stimmten gut mit

schutzes, nur Gerüstpersonal mit Erfahrung in

den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnun-

Kernkraftwerken einzusetzen. Dazu kommt, dass

gen überein. Die Betriebsgrenzen wurden einge-

aus Sicht des Strahlenschutzes sämtliche Revisions-

halten.

arbeiten problemlos durchgeführt werden konnten. Bei einer Inspektion stellte das ENSI fest, dass Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären Zwischenkühlsystems ohne die vorgeschriebene Freigabe des Strahlenschutzes begonnen wurden. Ausserdem missachteten zwei Mitarbeiter des KKB die Absperrungen des Strahlenschutzes im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger zur Reaktor-

28

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Blick in einen der beiden Kommandoräume des KKB. Foto: KKB.

hauptpumpe. Das ENSI forderte von der Kraft-

0,001 mSv für Erwachsene, weniger als 0,001 mSv

werksleitung, geeignete Massnahmen zu treffen,

für Zehnjährige und rund 0,001 mSv für Kleinkin-

um die Einhaltung der strahlenschutztechnischen

der und lagen deutlich unterhalb des quellenbezo-

Vorschriften und Weisungen des KKB durchzuset-

genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss

zen. Bei anschliessenden Inspektionen des ENSI

der Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs-Mess-

wurde korrektes Verhalten des Personals bezüglich

sonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes

den Vorgaben des Strahlenschutzes festgestellt.

(MADUK) in der Umgebung des Werkes zeigten

Das ENSI stellt fest, dass das Eigenpersonal des

keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten

KKB-Strahlenschutzes mit Unterstützung durch ex-

Werte. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD),

terne Strahlenschutzfachkräfte zielgerichtet und

die an ausgewählten Stellen am Zaun des Kraft-

professionell arbeitet. Die in früheren Aufsichtsbe-

werkareals angebracht sind, zeigten keine nen-

richten des ENSI angesprochenen Personalfluktua-

nenswerte Erhöhung gegenüber der Untergrund-

tionen in der Leitung des operationellen Strahlen-

strahlung. Bei den quartalsweise vom ENSI zur

schutzes waren auch im Berichtsjahr 2013 ein

Kontrolle durchgeführten Messungen an der Um-

Thema. Das KKB strebt erneut eine langfristige Lö-

zäunung des KKB wurden ebenfalls keine signifi-

sung an.

kanten Erhöhungen gegenüber der Untergrund-

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

strahlung festgestellt. Die nach Art. 102 Absatz

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

3 der Strahlenschutzverordnung anzuwendenden

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-

Immissionsgrenzwerte für die Direktstrahlung aus-

ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven

serhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr

Abgaben mit dem Abwasser. Die für Druckwasser-

für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv

reaktoren typischen Tritium-Abgaben des KKB

pro Jahr für andere Bereiche wurden eingehalten.

betrugen rund 12% des Jahresgrenzwerts. Die

Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situa-

quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-

tion innerhalb und ausserhalb der Anlage Beznau

messungen von Abwasserproben sowie Iod- und

wird auf den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI

Aerosolfiltern zeigten Übereinstimmung mit den

verwiesen.

vom KKB gemeldeten Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betrugen weniger als

ENSI Aufsichtsbericht 2013

29


1.5 Radioaktive Abfälle

Zementierung von Schlämmen zum Einsatz. Für alle Verfahren liegen die gemäss Kernenergiever-

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig

ordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen Ty-

aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Ab-

pengenehmigungen vor. Das ENSI genehmigte im

gas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle

Berichtsjahr die Nachdokumentation von 7 Abfall-

stammen aus dem Austausch von Komponenten

gebindetypen aus der früheren PSI-Produktion. Im

bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-

Berichtsjahr wurden verbrauchte Ionenaustau-

nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-

scherharze und Schlämme konditioniert.

materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 20 m3

mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rück-

etwas niedriger als im Vorjahr. Der Anfall bewegt

standslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) eingela-

sich innerhalb der mehrjährigen Schwankungs-

gert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten des

breite auf einem niedrigen Niveau.

zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien

zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen un-

der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radio-

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

aktiven Abfälle des KKB sind in einem von allen

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-

wahrt (Nebenanlagengebäude, ZWIBEZ). Ihr Be-

tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass

stand liegt mit 86 m3 im Erfahrungsbereich der ver-

die Information über Menge, Lagerort und radiolo-

gangenen Jahre. Brennbare und schmelzbare

gische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Behand-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

lung in der Plasma-Anlage der Zwilag bereitge-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung

stellt. Ausserdem wurden 180 Abluftfilter an die

von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im

Zwilag zur Behandlung in der dortigen Konditio-

KKB wurden im Berichtsjahr insgesamt 60 t Mate-

nierungsanlage abgegeben.

rial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB

freigemessen.

die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie die

Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.

1.6 Notfallbereitschaft Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen und einer entsprechenden Auslegung der Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf hohem Niveau sicherzustellen. Das ENSI hat im November anlässlich der Gesamtnotfallübung ODYSSEUS, an der das KKB zusammen mit dem KKL teilnahm, die Notfallorganisation beobachtet und beurteilt. Zeitgleich mit dem Beginn der Übung im KKL wurde ein Erdbeben mit einer Stärke knapp unterhalb des Sicherheitserdbebens mit Ausfall aller externen Stromversorgungen postuliert. Mit dem Nachbeben sechs Stunden später verloren beide Blöcke ihre Wärmesenke. Im Block 1 wurde das Brennelement-Lagerbecken beschädigt. Der Zutritt zum Brennstofflager zur WieMaschinenhaus mit Turbinen und Generatoren (rot). Foto: KKB.

30

derherstellung der Kühlung des sich auf Siedetem-

ENSI Aufsichtsbericht 2013


peratur aufgeheizten Brennelement-Lagerbeckens

die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

durch Notfallmassnahmen war erst im Verlauf des

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

folgenden Tages wieder möglich. Bei der Einrich-

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-

tung des Ersatznotfallraums wie auch bei der

nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-

Handhabung der Notfallunterlagen wurden Opti-

werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und

mierungsmöglichkeiten identifiziert.

Strahlenschutz.

Aufgrund seiner Übungsbeobachtung kam das

Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und

ENSI zum Schluss, dass die Ziele gemäss der Richt-

zwei Pikettingenieure des KKB legten im Berichts-

linie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKB verfügt

jahr ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zu-

über eine zur Beherrschung von Störfällen geeig-

lassungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-

nete Notfallorganisation.

schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen

Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom-

Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und

Stellen betriebsbereit sind.

zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der

Ferner löste das ENSI im KKB ohne Voranmeldung

praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator

einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-

und besteht in einer Demonstration der Anwen-

barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie

dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-

ENSI-B11 bestätigt wurde.

pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt.

1.7 Personal und Organisation

Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-

Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand des

trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-

KKB leicht auf 544 Personen erhöht (Ende 2012:

genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-

541), was u.a. mit dem Personalbedarf für Projekte

lungsschulung am Simulator und die allgemeine

sowie mit den Einarbeitungszeiten neuer Mitarbei-

Wiederholungsschulung. Ferner wurden das Do-

ter und dem Know-how-Transfer zusammenhängt.

kumentationskonzept der Ausbildung des nicht

Das KKB hat im Jahr 2013 keine grösseren organi-

zulassungspflichtigen Personals sowie die Ausbil-

satorischen Änderungen vorgenommen.

dung des Fremdpersonals auf Einhaltung der Vor-

Das Managementsystem des KKB besitzt eine gül-

gaben der VAPK und der Richtlinie ENSI-B10

tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO

überprüft. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die

9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der

Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

Regelungen im Managementsystem zur Qualitätssicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen die Anforderungen bis auf einen geringfügigen Verbesserungsbedarf.

1.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

Im Jahr 2013 hat das ENSI mit dem KKB eine Fachsitzung zur Personalplanung durchgeführt. Behan-

Ende 2012 hatte das KKB fristgerecht den ersten

delt wurde die Frage, ob bis zum Zeitpunkt der

Teil der von der Kernenergieverordnung im Rah-

Ausserbetriebnahme und während der Stilllegung

men der Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ)

ausreichend qualifiziertes und motiviertes Personal

geforderten Dokumentation eingereicht. Das ENSI

zur Verfügung steht. Die Personalplanung ist auf

unterzog die eingereichten Dokumente einer Grob-

eine Betriebsdauer von 60 Jahren ausgerichtet.

prüfung und forderte, wo notwendig, Ergänzun-

Diese Annahme stellt keinen strategischen Ent-

gen. Die vertiefte Prüfung der Unterlagen war im

scheid der Axpo bezüglich des Zeitpunkts der end-

Berichtsjahr noch im Gang.

gültigen Ausserbetriebnahme des KKB dar.

Ende 2013 reichte das KKB entsprechend der vom

Im Berichtsjahr wurden die Leitung der Abteilung

ENSI im Jahr 2011 auf Antrag gewährten Frist-

Reaktor und Sicherheit sowie die Leitung der Ab-

erstreckung den zweiten Teil der PSÜ-Dokumenta-

teilung Administration neu besetzt.

tion ein. Die Fristerstreckung betraf Teile der PSA

Im Berichtsjahr bestanden vier Reaktoroperateur-

und Störfallanalysen. Hintergrund ist die Aktuali-

Anwärter des KKB die Abschlussprüfung der kern-

sierung der Analysen unter Berücksichtigung der

technischen Grundlagenausbildung an der Reak-

durch die Nachrüstung AUTANOVE veränderten

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für

Anlagenkonfiguration.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

31


1.9 Sicherheitsbewertung 1.9.1 Block 1: Detaillierte Bewertung

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war

Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-

auch für die Ebene 2 von Bedeutung.

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-

Die unter Ebene 1 genannte ungenügende

nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-

Werkstoffqualität war auch für die Ebene 2 von

gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

Bedeutung.

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatocherheit (einschliesslich für beide Blöcke relevante

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die einzel-

Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus-

nen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu

fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes.

folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:

Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit

ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Si-

einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war auch für die Ebene 3 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte ungenügende Werkstoffqualität war auch für die Ebene 3 von Bedeutung. Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Sicherheitsbewertung 2013 KKB 1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten

Sicherheitsbewertung 2013 KKB 1: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-

1.9.2 Block 1: Gesamtbewertung

verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-

Ein Wellenbruch führte zu einer Nichtverfügbar-

dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die

keit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe.

Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-

Ursache dieses Wellenbruchs war eine ungenü-

grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-

gende Qualität des verwendeten Werkstoffs.

bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.

Diese Ursache betraf mehrere Wellen zu ver-

Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Mini-

schiedenen Zeitpunkten und in beiden Blöcken

malanforderungen und den Stand ausländi-

32

dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus

(vgl. Beschreibung des Vorkommnisses vom

scher Anlagen desselben Typs übertreffen, be-

9. September 2013 im Block 2) und stellt somit

wertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des

einen Common-Cause-Fehler dar.

KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Betriebs-Vorgaben

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-

Da keine Bewertungen der Kategorien A und

spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Betriebs-

hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

Vorgaben als hoch.

tungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten

Zustand und Verhalten der Anlage

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7

Das ENSI beurteilt die Nichtverfügbarkeit einer

ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-

Primären Nebenkühlwasserpumpe und den

verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar-

Ausfall der Raumkühlung des Notstandgebäu-

rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

des als Abweichungen mit einer geringen Bechend bewertet das ENSI die Sicherheit des

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Ver-

Eine Elektronikstörung führte zur Nichtverfüg-

halten der Anlage als gut.

barkeit eines Messkanals der Neutronenflussin-

deutung für die nukleare Sicherheit. Entspre-

strumentierung für den Zwischenbereich.

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation

Ein Wellenbruch führte – wie im Block 1 – zu einer Nichtverfügbarkeit einer Primären Neben-

Da keine Bewertungen der Kategorien A und hö-

kühlwasserpumpe.

her vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit

Ursache dieses Wellenbruchs war – wie im Block

des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und

1 – eine ungenügende Qualität des verwende-

Verhalten von Mensch und Organisation als hoch.

ten Werkstoffs. Diese Ursache betraf mehrere

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

Wellen und stellte somit einen Common-Cause-

vollumfänglich gewährleistet.

Fehler dar.

1.9.3 Block 2: Detaillierte Bewertung Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-

Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-

Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären

nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-

Zwischenkühlsystems wurden ohne die vorge-

gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

schriebene Freigabe durch den Strahlenschutz

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-

begonnen.

ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare

Im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger

Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke rele-

zur Reaktorhauptpumpe missachteten zwei

vante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die

Mitarbeiter die Absperrungen des Strahlen-

einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix

schutzes.

zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Elektronikstörung führte zur Nichtverfügbarkeit einer Redundanz der Füllstandsmessung des Volumenausgleichstanks des Chemie- und Volumenregelsystems. Diese Messstelle ist eine von mehreren Möglichkeiten zur Erkennung von Leckagen aus dem Reaktorkühlsystem und löst einen Alarm des Anlageinformationssystems aus. Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte ungenügende Sicherheitsbewertung 2013 KKB 2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

ENSI Aufsichtsbericht 2013

Werkstoffqualität war auch für die Ebene 2 von Bedeutung.

33


Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Nichtverfügbarkeit

Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus-

eines Messkanals der Neutronenflussinstrumen-

fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes.

tierung für den Zwischenbereich, die Nicht-

An einer Verbindung zwischen zwei Rezirkula-

verfügbarkeit einer Primären Nebenkühlwasser-

tionspumpen wurde ein nicht wanddurchdrin-

pumpe, die Nichtverfügbarkeit einer Redundanz

gender Riss festgestellt.

der Füllstandsmessung des Volumenausgleichs-

Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit

tanks des Chemie- und Volumenregelsystems,

eines Messkanals der Neutronenflussinstrumen-

den Ausfall der Raumkühlung des Notstandge-

tierung war auch für die Ebene 3 von Bedeu-

bäudes und den nicht wanddurchdringenden

tung.

Riss an einer Verbindung zwischen zwei Rezir-

Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit

kulationspumpen als Abweichungen mit einer

einer Primären Nebenkühlwasserpumpe war

geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

auch für die Ebene 3 von Bedeutung.

Aufgrund der geringen Bedeutung der einzel-

Die unter Ebene 1 genannte ungenügende

nen Abweichungen bewertet das ENSI die

Werkstoffqualität war auch für die Ebene 3 von

Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zu-

Bedeutung.

stand und Verhalten der Anlage insgesamt als

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

gut.

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt den Beginn der Revisionsarbeiten an einer Pumpe des Primären Zwischenkühlsystems ohne die vorgeschriebene Freigabe des Strahlenschutzes und die Missachtung von Absperrungen des Strahlenschutzes im Bereich der Verbindung vom Dampferzeuger zur Reaktorhauptpumpe als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als

Sicherheitsbewertung 2013 KKB 2: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

1.9.4 Block 2: Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch.

34

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Kernkraftwerk Mühleberg. Foto: ENSI.

2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick

und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-An-

Im Betriebsjahr 2013 waren im Kernkraftwerk

lage. Im Berichtsjahr waren im KKM dreizehn mel-

Mühleberg (KKM) neben dem geplanten Revi-

depflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen, wel-

sionsstillstand mit Brennelementwechsel zwei stö-

che das ENSI auf der internationalen Ereignisskala

rungsbedingte Leistungsreduktionen sowie zwei

INES alle der Stufe 0 zuordnete.

geplante Zwischenabschaltungen zur Durchfüh-

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 97 Inspek-

rung von Instandhaltungsmassnahmen zu ver-

tionen durchgeführt. Wo erforderlich, verlangte

zeichnen. Das ENSI stellt fest, dass die bewilligten

das ENSI Verbesserungsmassnahmen und über-

Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2013 immer

wachte deren Umsetzung. Während des Revisions-

eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die Sicher-

stillstands vom 11. August bis 7. September 2013

heit des KKM im Jahr 2013 hinsichtlich Ausle-

wurden neben dem Brennelementwechsel und

gungs-Vorgaben, Betriebs-Vorgaben, Zustand und

den üblichen Revisionsarbeiten umfangreiche Wie-

Verhalten der Anlage sowie Zustand und Verhalten

derholungsprüfungen durchgeführt. Dabei wur-

von Mensch und Organisation als gut.

den keine Befunde festgestellt, die einem sicheren

Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW

Betrieb entgegenstehen.

Energie AG, welches seinen kommerziellen Betrieb

Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden

im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewasserreak-

aufgetreten.

tor-Anlage mit 373 MW elektrischer Nettoleistung.

Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-

Weitere Daten der Anlage sind in den Tabellen 1

nung für beruflich strahlenexponierte Personen

ENSI Aufsichtsbericht 2013

35


wurden eingehalten. Die radioaktiven Abgaben la-

Im Januar 2013 wurde eine Zwischenabschal-

gen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli-

tung vorgenommen, um verschiedene Instand-

gung festgelegten Grenzwerte.

haltungsarbeiten durchzuführen. Dabei wurde

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem

sowohl eine Fehlfunktion der Reinigungsanlage

aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar-

eines Kondensators der Hauptwärmesenke be-

tenden Umfang.

hoben als auch die Gleitringdichtung der Reak-

Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren Anpas-

torumwälzpumpe B ersetzt.

sungen seiner Organisation vorgenommen. Im Be-

Im Mai 2013 wurde die Anlage nochmals zum

richtsjahr legten drei Schichtchefs und zwei Reaktor-

Austausch der Gleitringdichtung der Reaktor-

operateure ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab.

umwälzpumpe B abgeschaltet. Seit dem 13. Ap-

Mit dem Entscheid der BKW vom 29. Oktober

ril 2013 war eine Leckage beobachtet worden,

2013, auf einen unbefristeten Langzeitbetrieb des

welche einen erneuten Tausch der Dichtung not-

Kernkraftwerks Mühleberg zu verzichten und das

wendig machte. Den Schadensmechanismus der

KKM im Jahr 2019 endgültig ausser Betrieb zu

seit 2003 bekannten Schadensbilder bezeichnet

nehmen, liegt bezüglich der Planung von Nach-

der Hersteller der Gleitringdichtung als Elektro-

rüstmassnahmen eine neue Situation vor. Das

korrosion. In der Jahresrevision 2013 wurde bei

Nachrüstprogramm DIWANAS, welches das KKM

dieser Umwälzpumpe ein neuer Dichtungstyp

in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet hatte,

mit geänderter Materialzusammensetzung ein-

wird nicht umgesetzt. Mit Blick auf den Langzeit-

gesetzt.

betrieb des KKM waren zahlreiche Nachrüstungen

Im Berichtsjahr waren dreizehn meldepflichtige

geplant. Anstelle des Projektes DIWANAS sind an-

Vorkommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI

dere Massnahmen zu realisieren, um einen ausrei-

alle auf der internationalen Ereignisskala INES der

chenden Sicherheitsgewinn zu erreichen. Das ENSI

Stufe 0 zuordnete. Für die systematische Sicher-

wird auf Grund der bis Ende Juni 2014 vorzulegen-

heitsbewertung wird auf Kap. 2.9 verwiesen, für

den Konzepte entscheiden, ob die geplanten

die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10.

Massnahmen für den Weiterbetrieb des Kernkraft-

Am 1. Januar 2013 kam es zu einem Ausfall der

werks Mühleberg bis 2019 genügen.

Edelgas-, Iod- und Aerosolmessung im Kamin während rund 5 Stunden. Ursache war der Aus-

2.2 Betriebsgeschehen

fall zweier Gebläse für die Probenahme durch Überstromauslösung. Als fehlerhafte Komponente wurde ein Relais identifiziert und er-

Das Kernkraftwerk Mühleberg erreichte im Be-

setzt. Als Ersatz für die ausgefallene radiolo-

richtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 89,9% und

gische Kaminfortluftüberwachung nahm das

eine Zeitverfügbarkeit von 90,8%. Zeitverfügbarkeit

KKM zwischenzeitlich ein redundantes System

und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre sind

in Betrieb.

in Figur 1 dargestellt. Die Nichtverfügbarkeit der

Am 19. Januar 2013 konnte beim Abfahren der

Anlage war hauptsächlich durch den Revisionsstill-

Anlage für eine geplante Zwischenabschaltung

stand und zwei Zwischenabschaltungen zur Durch-

einer der vier Weitbereichsdetektoren der Neu-

führung von Instandhaltungsmassnahmen bedingt

tronenflussmessung nicht eingefahren werden.

(siehe unten).

Die Reaktorleistung betrug zu diesem Zeitpunkt

Die ausgekoppelte thermische Energie für die Hei-

rund 10%. Ursache war eine Störung in der

zung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich

Steuerung des Antriebssystems des betroffenen

auf 1,8 GWh.

Detektors. Der Kontaktstift eines Positionsschal-

Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen

ters war verschoben, was zu einem Kontakt-

und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante

fehler führte. Durch die Prüfung der einzelnen

Leistungsabsenkungen. Weitere Leistungsabsen-

Signale konnte dieser gefunden und mecha-

kungen standen im Zusammenhang mit melde-

nisch behoben werden. Die anschliessenden

pflichtigen Vorkommnissen und der Einhaltung der

Ein- und Ausfahrtests verliefen erfolgreich. Die

kantonalen Gebrauchswasserkonzession bei hoher

betroffene Schaltereinheit wurde am folgenden

Wassertemperatur der Aare im Sommer 2013. Da-

Tag ersetzt. Die drei redundanten Weitbereichs-

neben wurde die Anlage zweimal zur Durchfüh-

neutronenflussmessungen standen jederzeit zur

rung von Instandhaltungsmassnahmen für wenige

Verfügung und hätten im Anforderungsfall die

Tage abgeschaltet:

Reaktorschnellabschaltung sichergestellt.

36

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Blick in den Kommandoraum des KKM. Foto: KKM.

Am 29. Januar 2013 wurde bei einem Rund-

fehlerhaften Öffnen eines Schalters der 380-V-

gang im SUSAN-Gebäude eine Tropfleckage im

Eigenbedarfsanlage. In der Folge war eine

Zwischenkühlwassersystem festgestellt. Der be-

380-V-Schiene während 46 Minuten span-

troffene Rohrabschnitt lag an einer Halterung

nungslos und die von dieser Schiene versorgten

der Verbindungsleitung zwischen zwei Pumpen

Systeme waren nicht verfügbar. Betroffen wa-

dieses Systems. Ursache des Risses waren mon-

ren insbesondere ein Strang des Abfahr- und To-

tagebedingte Zugspannungen in Kombination

ruskühlsystems und ein Strang des Notabluft-

mit Belastungen aus betrieblichen Druckschlä-

systems. Die redundanten Stränge standen

gen. Durch konstruktive Massnahmen wurde

uneingeschränkt zur Verfügung. Obwohl das

sichergestellt, dass es bis zur Reparatur des be-

fehlerhafte Öffnen des Schalters nicht reprodu-

troffenen Bereiches in der Jahresrevision 2013

ziert werden konnte, wurde er ersetzt. Bei

zu keinem weiteren Risswachstum kommen

Schaltern des betroffenen Typs wurde im KKM

konnte. An weiteren gleichartigen Halterungen

bisher noch kein gleichartiger Ausfall verzeich-

wurden keine Hinweise auf Schädigungen ge-

net.

funden.

Am 19. Mai 2013 wurde ein fehlerhaftes Verhal-

Am 13. März 2013 wurde am hydraulischen

ten einer Messstelle für die Dosisleistung in der

Steuerelement eines Speisewasserregelventils

Abluft aus dem Reaktorgebäude festgestellt.

eine Ölleckage festgestellt. Das KKM entschied

Der Messwert schwankte stark, während die

sich, einen Funktionstest dieses Ventils durchzu-

anderen drei Messstellen normale Werte zeig-

führen, bei dem es auf 80% Öffnung gefahren

ten. Die Ursache lag in einem defekten Strom/

werden sollte. Während des Tests kam es je-

Frequenz-Wandler, der ausgetauscht wurde. Die

doch zu einem kurzzeitigen, fast vollständigen

Überwachung der Abluft war durch die drei

Schliessen des Regelventils. Dies löste ausle-

normal funktionierenden Messstellen jederzeit

gungsgemäss eine automatische, korrekt abge-

gewährleistet. Ebenso wäre die Isolation der

laufene Leistungsreduktion auf 70% aus. Nach

Lüftung im Anforderungsfall sichergestellt ge-

dem Austausch des defekten Steuerelementes

wesen.

funktionierte die Regelung wieder ordnungsge-

Am 20. Juni 2013 kam es zu einem analogen

mäss und die Leistung der Anlage wurde wieder

Vorkommnis wie am 19. Mai 2013. Aus diesem

auf 100% gefahren.

Grund wurde auch hier als Ursache ein defekter

Am 18. April 2013 kam es bei der Umschaltung

Strom/Frequenz-Wandler vermutet. Das Fehl-

der Zwischenkühlwasserpumpe B des Reaktor-

verhalten der Strom/Frequenz-Wandler konnte

gebäudekreislaufes auf Pumpe A zu einem

bei der Durchführung zusätzlicher Prüfungen

ENSI Aufsichtsbericht 2013

37


Abfahren der Anlage zur Jahresrevision und vor dem Entladen des Reaktorkerns, kam es bei einer Sequenz zu einer Reaktorschnellabschaltung aufgrund des Signals «Neutronenfluss im Quellbereich hoch». Eine Überprüfung ergab, dass keine Funktionsstörung vorlag und sich die Anlage auslegungsgemäss verhalten hatte. Die Tests konnten wie geplant mit weiteren Sequenzen fortgeführt werden. Der entsprechende Test vor dem Wiederanfahren verlief störungsfrei. Die Ursache für das Vorkommnis liegt in der Testdurchführung: Der Test wird relativ nahe am Auslösegrenzwert der Reaktorschnellabschaltung durchgeführt. Entsprechend Speisewasserpumpen. Foto: KKM.

ist die Zeit zum manuellen Einfahren der Steuerstäbe knapp, bevor das Reaktorschutzsystem automatisch eingreift. Am 14. August 2013

38

unter erhöhten Betriebstemperaturen reprodu-

erfolgte der Auftrag zum Einfahren der Steuer-

ziert werden. Dabei wurde festgestellt, dass ein

stäbe zu spät. Zur Vermeidung ähnlicher Vor-

falsch gepolter Tantal-Kondensator das Fehlver-

kommnisse sieht das KKM eine Anpassung der

halten verursacht hatte. In der Jahresrevision

Testprozedur mit anschliessender Schulung vor.

2013 wurden in Zusammenarbeit mit dem

Das Anlageverhalten entsprach der Auslegung.

Lieferanten sämtliche Strom/Frequenz-Wandler

Die Kontrolle der Reaktivität war jederzeit

des betroffenen Typs überprüft und die beim

sichergestellt.

Hersteller falsch eingebauten Tantal-Kondensa-

Wegen einer geplanten Änderung der Auslöse-

toren ausgetauscht. Die Überwachung der Ab-

logik der Ölabsteuerventile wurde der postu-

luft war durch die drei normal funktionierenden

lierte Störfall «Brand an einer Turbine» neu ana-

redundanten Messstellen auch am 20. Juni

lysiert. Diese Ventile unterbinden im Brandfall

2013 jederzeit gewährleistet. Ebenso wäre die

die Steuerölversorgung und reduzieren dadurch

Isolation der Lüftung im Anforderungsfall si-

die Brandlast. Bei der Analyse wurde festge-

chergestellt gewesen. Wäre es zu einem gleich-

stellt, dass die Betriebsgrenze OLMCPR für die

zeitigen Ausfall mehrerer Messstellen gekom-

aktuelle Kernbeladung nicht ausreichend kon-

men, hätte dies entsprechend der konservativen

servativ festgelegt war. Angemessen gewesen

Auslegung zu einer radiologisch nicht notwen-

wäre ein um 0,01 höherer Wert. Die Meldung

digen Isolation der Lüftung des Reaktorgebäu-

an das ENSI erfolgte am 22. August 2013. Diese

des in Sinne des Fail-Safe-Prinzips führen kön-

Betriebsgrenze stellt sicher, dass es bei der un-

nen.

günstigsten zu betrachtenden Transiente bei

Am 16. Juli 2013 wurde eine der beiden Divisio-

mindestens 99,9% der Brennstäbe im Reaktor

nen des alternativen Niederdruckkernsprüh-

nicht zu einer Siedekrise kommt. Als Siedekrise

systems zum Funktionstest gestartet. Rund zwei

bezeichnet man einen infolge sich ändernder

Stunden später fiel die Pumpe dieser Division

Bedingungen abrupt verschlechterten Wärme-

aus. Ursache war ein Fehlverhalten eines ther-

übergang vom Hüllrohr ans Kühlmittel. Als So-

mischen Überstromrelais. Nach dessen Ersatz

fortmassnahme hat das KKM kompensatorisch

wurde der Testlauf erfolgreich wiederholt. Es ist

den thermischen Grenzwert zur Überwachung

von einem Einzelfehler auszugehen.

der kritischen Leistung um 0,05 reduziert und

Das KKM führt während jeder Jahresrevision

deckte damit die Unsicherheiten im laufenden

Kritikalitätstests durch. Bei abgeschaltetem Reak-

Zyklus ab. Die Vorgaben der Technischen Spezi-

tor finden Tests vor dem Entladen und nach

fikation wurden jederzeit eingehalten.

dem Beladen des Reaktorkerns statt. Dabei

In der Jahresrevision 2013 wurden visuelle In-

werden Steuerstäbe in geplanten Sequenzen

spektionen am Wasserabscheider im RDB durch-

manuell aus- und wieder eingefahren, um die

geführt. Der Wasserabscheider trennt die vom

Abschaltreaktivität zu überprüfen. Bei den Kriti-

aus dem Reaktorkern aufsteigenden Dampf

kalitätstests am 14. August 2013, nach dem

mitgerissenen Wassertropfen ab und verhin-

ENSI Aufsichtsbericht 2013


dert, dass diese in die Frischdampfleitung gelan-

und die Leitungsführung der Nachbarleitung

gen. Bei der Inspektion wurden vier gebrochene

wurden so angepasst, dass sich die Leitungen

Befestigungsrippen an einem Standrohr festge-

auch bei Wärmeausdehnung nicht berühren.

stellt. Der Befund wurde dem ENSI am 28. Au-

Am 20. November 2013 fiel beim Test des

gust 2013 gemeldet. Wahrscheinlich wurde

Abfahrkühlsystems eine Reaktorumwälzpumpe

dieses Standrohr bei der Fertigung oder beim

aus. Im Rahmen dieses Tests wurde die Um-

Transport überbeansprucht. Es wurde nachge-

schaltautomatik der Druckerhöhungspumpen

wiesen, dass für das betroffene Standrohr auch

geprüft, wobei ein Schalter versagte. Ursache

ohne die Befestigungsrippen ausreichende Si-

war ein defektes Relais, das ausgetauscht

cherheitsmargen bei allen relevanten Lastfall-

wurde. Beim anschliessenden Funktionstest des

kombinationen vorliegen. Das Standrohr ist

neu eingesetzten Relais wurde eine falsche

durch sechs Streben weiterhin mit dem restli-

Trennklemme geöffnet. Dadurch kam es zur Ab-

chen Wasserabscheider verbunden. Die Integri-

schaltung der Reaktorumwälzpumpe. Die An-

tät der Standrohre des Wasserabscheiders und

lage reagierte auslegungsgemäss mit einer Leis-

ihrer horizontalen und vertikalen Befestigungen

tungsreduktion durch Runback der anderen

wird in den folgenden Jahresrevisionen mittels

Umwälzpumpe. Die Betriebsmannschaft löste

visueller Inspektion gezielt auf Veränderungen

anschliessend gemäss Betriebsvorschrift einen

überprüft.

Teilscram aus. Die irrtümlich geöffnete Trenn-

Während des Anfahrens der Anlage nach der

klemme wurde geschlossen und die ausgefal-

Jahresrevision 2013 wurde am 6. September

lene Reaktorumwälzpumpe wieder in Betrieb

2013 eine Steuerluftleckage am Flansch zum

genommen. Anschliessend wurde die Leistung

pneumatischen Vorsteuerventil eines Sicherheits-

wieder auf 100% erhöht. Ursache des Öffnens

und Abblaseventils festgestellt. Infolge dieser

der falschen Trennklemme war die unklare

Steuerluftleckage war die Funktion des Ventils

Kommunikation.

nicht sichergestellt. Die Anlage wurde abge-

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

stellt und die Flanschverbindung neu montiert.

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

Die Beschädigung der Flanschverbindung war

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-

auf eine Nachbarleitung zurückzuführen, wel-

tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

che infolge Wärmeausdehnung auf die betrof-

Tabelle 4.

fene Steuerluftleitung drückte. Die Halterung

NotstromDieselaggregat. Foto: KKM.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

39


Schleuse zwischen RDB und Brennelementbecken. Foto: KKM.

Die erste Messung an der unteren Schweissnaht ergab insgesamt drei Anzeigen, die relativ kleine Abmessungen aufweisen. Bei keiner dieser Prüfungen ergaben sich unzulässige Befunde. Die visuelle Prüfung der RDB-Einbauten wurde nach einem qualifizierten Prüfverfahren mit verbesserten Kamerasystemen durchgeführt. Die geprüften Einbauten befanden sich in einem guten Zustand. Im Bereich der Speisewasserverteiler wurden neue Anzeigen festgestellt. Daneben wurden Befunde am Wasserabscheider (siehe Kap. 2.2) und an einer Schweissnaht der Instrumentierungsleitung einer Strahlpumpe gefunden. Alle Befunde wurden als zulässig bewertet. Es wurde nachgewiesen, dass sie die Anlagesicherheit nicht beeinträchtigen. Am RDB wurden sechs Steuerstabsdurchführungen mit einem mechanisierten Ultraschall- und Wirbelstromprüfsystem untersucht. Es wurden keine Hinweise auf unzulässige Fehler festgestellt. Bei der Prüfung von 30 Bolzen am Reaktordruckbehälter mittels eines mechanisierten Wirbelstromprüfsystems wurden drei bewertungs-

2.3 Anlagetechnik

pflichtige Anzeigen festgestellt. Zur weiteren Analyse wurden Magnetpulver- und visuelle Prüfungen durchgeführt. Die Zulässigkeit der

2.3.1 Revisionsarbeiten

Anzeigen konnte nachgewiesen werden. Erstmalig wurden die RDB-Deckelschweissnähte

Die Revisionsarbeiten begannen am 11. August

mechanisiert mit einem neu qualifizierten Ultra-

2013 und dauerten bis zum 7. September 2013.

schallprüfsystem geprüft. Es wurden bewer-

Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten

tungspflichtige, aber zulässige Anzeigen fest-

wie Brennelementwechsel und Brennelementins-

gestellt.

pektionen, Inspektionen elektrischer und mechani-

Die Einschweissnaht und die Stutzeninnenkan-

scher Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff-

ten zweier Frischdampfstutzen wurden einer

prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen

Ultraschallprüfung mit einem qualifizierten Prüf-

an Komponenten und Systemen sowie Instandhal-

system unterzogen. Es ergaben sich keine be-

tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt.

wertungspflichtigen Anzeigen.

Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen

Am 29. Januar 2013 war bei einem Rundgang

an mechanischen Komponenten waren visuelle

im SUSAN-Gebäude eine Tropfleckage im Zwi-

Prüfungen der Kerneinbauten im Reaktordruckbe-

schenkühlwassersystem bemerkt worden (siehe

hälter (RDB), Ultraschall- und Wirbelstromprüfun-

Kap 2.2). In der Jahresrevision 2013 wurden

gen an vier Rundnähten des Kernmantels sowie

weitere Leitungsabschnitte mit vergleichbaren

an zwei Frischdampfstutzen. Folgende Prüfungen

Anordnungen geprüft. Bei keinem dieser Rohr-

sind hervorzuheben:

abschnitte gab es Anzeichen von Deforma-

Vier Horizontalschweissnähte des Kernmantels

40

tionen oder Anrissen.

wurden von der Aussenseite mechanisiert mit

Schwerpunkte des Wiederholungsprüfprogramms

Ultraschall auf Risse geprüft. Seit 2011 wird ein

an elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen

qualifiziertes Prüfsystem eingesetzt. Das Län-

waren die komponenten- und verfahrenstechni-

genwachstum der Risse liegt im Bereich der

schen Prüfungen der Leittechnik einer Redundanz

Werte, die zwischen 1994 und 2011 gemessen

des Notstandsystems SUSAN sowie beider Redun-

wurden. Die Tiefenausdehnung der Risse blieb

danzen des Reaktorschutzes. Bei den Eigenbe-

im Rahmen der Messgenauigkeit unverändert.

darfsanlagen wurden die automatischen Um-

ENSI Aufsichtsbericht 2013


schaltmöglichkeiten überprüft. Ebenso erfolgten

kürzere Betriebszeiten der Gleitringdichtungen

die Belastungsprüfungen der Notstromversorgun-

der Umwälzpumpe B beobachtet. Zum Aus-

gen ab Wasserkraftwerk und Dieselgenerator 90.

tausch der Dichtung muss die Anlage jeweils

Die erforderliche Kapazität der Batterien in den

abgeschaltet werden. Im Jahr 2013 wurden zu

Eigenbedarfsanlagen wurde durch Entladung und

diesem Zweck zwei Zwischenabschaltungen

Wiederaufladung nachgewiesen. Aufgrund des

vorgenommen. In der Jahresrevision 2013 wur-

Erreichens der spezifizierten Lebensdauer wurde

den die Gleitringdichtungen beider Umwälz-

plangemäss die 110-V-Batterie in einem Strang er-

pumpen ersetzt. Dabei wurde bei der Umwälz-

setzt. Das KKM überprüfte auch die Gleich- und

pumpe B ein neuer Dichtungstyp mit geänderter

Wechselrichter der 24- und 125-V-Anlagen der

Materialzusammensetzung und geänderter Be-

beiden sicheren Schienen sowie der Redundanzen

schaffenheit der Dichtfläche eingesetzt. Falls

des SUSAN. Die Prüfungen bestätigten den ord-

damit positive Erfahrungen gemacht werden,

nungsgemässen Zustand dieser Ausrüstungen.

wird diese Anlagenänderung auch an der Reak-

Erwähnenswert sind ferner folgende Instandhal-

torumwälzpumpe A durchgeführt.

tungsmassnahmen: Die Wartungen an den Fre-

Im Zusammenhang mit den oben beschriebe-

quenzumformern der Umwälz- und Hauptkühl-

nen Problemen mit den Gleitringdichtungen der

wasserpumpenantriebe, die Wartung und Prüfung

Reaktorumwälzpumpen wurde 2013 bei bei-

der Schutzeinrichtungen beider Blocktransforma-

den Pumpenmotoren eine verbesserte Wellen-

toren, die Revisionen von Mittelspannungs- und

erdung eingebaut. Neue Online-Messungen er-

Niederspannungsschaltern und Motoren, die To-

möglichen die permanente Überwachung von

talrevision eines Generators inklusive Einbau eines

Wellenstrom und Wellenspannung.

neugewickelten Rotors, der Wiedereinbau des im

Die Startvorrichtung des Notstromdiesels 90

Herstellerwerk revidierten Rotors des Motors einer

wurde durch Nachrüstung einer zusätzlichen,

Speisewasserpumpe und der Einbau des Reserve-

druckluftbetriebenen Vorschmierpumpe ertüch-

motors einer Umwälzpumpe.

tigt. Dadurch ist gewährleistet, dass der Not-

Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität

stromdiesel auch ohne die elektrisch betriebene

und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben

Vorschmierpumpe gestartet werden kann. Die

geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden

Änderung beinhaltet auch den Austausch der

vom ENSI beaufsichtigt. Es ergaben sich keine Be-

Startlufteinrichtung. Neu werden innen nicht

funde, die einem sicheren Betrieb entgegenste-

beschichtete Druckluftflaschen verwendet, um

hen. Die durchgeführten Prüfungen haben insge-

ein Startversagen durch sich lösendes Beschich-

samt den guten Zustand der mechanischen sowie

tungsmaterial zu verhindern.

der elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen

Die Rohrleitungshalterungen des Reaktorum-

bestätigt.

wälzsystems wurden gegen verbesserte Konstruktionen ausgetauscht. Der Ersatz konnte im

2.3.2 Anlageänderungen

Revisionsstillstand 2013 erfolgreich abgeschlossen werden. Ausgetauscht wurden die Feder-

Im Berichtsjahr wurden folgende Anlageänderun-

hänger, Federstützen, Stossbremsen und Kon-

gen durchgeführt:

stanthänger.

Die rotierenden Gleitringe der Gleitringdichtun-

Bei beiden Turbinengruppen wurde das Zeit-

gen der Reaktorumwälzpumpen erreichen stark

verhalten der Ölabsteuerventile im Steuerölsys-

unterschiedliche Einsatzzeiten. Der Hersteller

tem angepasst. Dabei wird zuerst ein Turbinen-

der Gleitringdichtung führt dies auf Elektrokor-

schnellschluss ausgelöst und anschliessend mit

rosion zurück. In den Jahren 2005 und 2006

einer Verzögerung das Brandschutzventil ge-

wurden bei beiden Umwälzpumpen die Gleit-

schlossen. Durch das geänderte Zeitverhalten

ringdichtungen ersetzt, die Motoren gegen sol-

kann bei einer Auslösung im Brandfall die Tran-

che mit isolierten Lagern ausgetauscht und

siente im Reaktor gemildert werden.

Wellenerdungen montiert. Die darauffolgen-

Im Bereich der elektrischen und leittechnischen

den, verlängerten Betriebszeiten der Gleitring-

Ausrüstungen sind folgende Anlagenänderungen

dichtungen zeigten, dass die richtigen Mass-

nennenswert:

nahmen ergriffen worden waren. Nach dem

Ergänzend zu den im Rahmen von Systemer-

Ersatz der Antriebssysteme im Jahre 2010 durch

neuerungen ausgewechselten Kabeln wurden

solche mit Frequenzumformern wurden erneut

weitere sicherheitsrelevante Kabel im Reaktor-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

41


gebäude ausgetauscht. Es handelte sich dabei

mentwechsels gemäss den Vorgaben eingehalten

um Kabel, für die keine Auslegungsdokumenta-

wurden. Der vom ENSI geprüfte Beladeplan des

tion vorhanden war.

Reaktorkerns erfüllte alle Sicherheitsanforderun-

Sämtliche Spannungswandler und Schutzrelais

gen.

einer 6-kV-Schiene wurden im Rahmen der

Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle-

vorbeugenden Instandhaltung ersetzt. Damit

gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie-

wurde die Erneuerung der Sekundärtechnik bei

ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysi-

den 6-kV-Eigenbedarfsanlagen abgeschlossen.

kalischen Messungen stimmten gut mit den

Im Zusammenhang mit der Nachrüstung einer

Ergebnissen der Kernauslegungsberechnungen

störfallfesten Brennelementbecken-Instrumen-

überein.

tierung wurden die erforderlichen elektronischen Baugruppen in die Leittechnikschränke der Notstanddivisionen eingebaut.

2.4 Strahlenschutz

Der SUSAN-Melderechner wurde gegen einen neuen Rechner ersetzt und nach einer ausführ-

Im Jahr 2013 betrug die akkumulierte Kollektivdo-

lichen Testphase erfolgreich in Betrieb genom-

sis für das KKM 958 Pers.-mSv. Die maximale Indi-

men. Der neue Rechner entspricht dem Stand

vidualdosis lag mit 8,4 mSv unter dem Dosisgrenz-

der Technik und verfügt über eine 100-prozen-

wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich

tige Server- und Netzwerkredundanz.

strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder Personenkontaminationen, die

2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

nicht mit herkömmlichen Mitteln entfernt werden konnten, noch Inkorporationen über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverordnung festge-

Im August 2013 wurde der 40. Betriebszyklus des

stellt. Dank der schadenfreien Brennelemente war

KKM planmässig abgeschlossen, wobei die einge-

die Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radio-

setzten Brennelemente ein bestimmungsgemässes

logisch gesehen auch in diesem Jahr günstig.

Betriebsverhalten zeigten. Dies folgte aus der lau-

Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisionsstill-

fenden Überwachung der Kühlmittelaktivität so-

stand 2013 und den beiden Zwischenabstellungen

wie aus Inspektionen an insgesamt 11 ausgewähl-

lag bei 672 Pers.-mSv. Dies entspricht einem EPD-

ten Brennelementen. Die Inspektionen bestätigten

Wert von 825 Pers.-mSv. Der vom KKM vor Beginn

erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in das Kühl-

der Arbeiten geschätzte Wert für die Revision lag

mittel (vgl. Kap. 2.4) keinen negativen Einfluss auf

bei 990 Pers.-mSv (EPD-Werte).

die Brennstab-Hüllrohre oder andere Strukturteile

Die mittlere Dosisleistung an den Umwälzschleifen

der Brennelemente hat. Als Vorläufer wurden vier

von 1,79 mSv/h zeigt im Vergleich mit den Vorjah-

Brennelemente mit weiterentwickeltem Fremd-

ren (2012: 1,71 mSv/h; 2011: 1,67 mSv/h) tenden-

körperfilter, vier Brennelemente mit Kästen aus

ziell eine geringfügige Zunahme. Der Höchststand

Zircaloy-4-Material und vier weitere Brennele-

im Jahr 1994 betrug 6,4 mSv/h.

mente mit Kästen aus dem weiterentwickelten

Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz

Material NSF eingesetzt. Die Inspektionen bestätig-

war im ganzen Betriebsjahr angemessen und er-

ten das auslegungsgemässe Verhalten der Zircaloy-

möglichte es, die administrativen und technischen

4-Kästen. Die NSF-Kästen befinden sich in ihrem

Schutz- und Überwachungsaufgaben korrekt aus-

ersten Betriebszyklus. Des Weiteren sind zwei

zuüben und sicherzustellen. Allerdings setzt das

Steuerelemente vom Typ Marathon Ultra MD als

KKM auch ausserhalb der Revision vermehrt erfah-

Vorläufer eingesetzt. Es wurden keine Steuerstab-

renes und mit der Anlage vertrautes Fremdper-

inspektionen durchgeführt, die Kühlmittelanalysen

sonal ein. Die regelmässig wiederkehrenden sowie

deuten jedoch auf einen defektfreien Zustand der

die arbeitsbedingten Kontaminationskontrollen

Steuerstäbe hin.

der Oberflächen und der Luft bestätigten einen

Für den 41. Betriebszyklus setzte das KKM insge-

sauberen radiologischen Zustand der kontrollier-

samt 36 frische Brennelemente vom Typ GNF2

ten Zone des KKM.

ein. Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur

Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt. Be-

freigegebene und den Qualitätsanforderungen

reits zum neunten Mal wurde eine wasserlösliche

entsprechende Brennelemente geladen und alle

Platinverbindung in das Reaktorwasser einge-

Sicherheitsmassnahmen während des Brennele-

speist. Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zu-

42

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Blick in den geöffneten Reaktor. Foto: KKM.

gabe von Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten

tors ist die Ortsdosisleistung durch Direkt- und

im Reaktordruckbehälter vor Spannungsrisskorro-

Streustrahlung aus dem Maschinenhaus erhöht.

sion geschützt werden.

Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD), welche

Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen-

an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerkareals

schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten,

die Dosis messen, zeigten mit einem Jahreshöchst-

dass im KKM ein konsequenter und gesetzes-

wert von 1,6 mSv einschliesslich natürlicher Un-

konformer Strahlenschutz praktiziert wird.

tergrundstrahlung einen gegenüber dem Vorjahr

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

nahezu unveränderten Wert. Bei den quartals-

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-

Messungen am Zaun des Kraftwerkareals wurden

ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven

ebenfalls keine signifikanten Veränderungen fest-

Abgaben mit dem Abwasser einschliesslich Tritium.

gestellt. Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strah-

Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kon-

lenschutzverordnung vorgegebenen Immissions-

trollmessungen von Abwasserproben sowie Iod-

grenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des

und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit

Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn-

den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den

und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für

tatsächlich über die Abluft und das Abwasser ab-

andere Bereiche wurden eingehalten. Für detail-

gegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das

liertere Angaben zur radiologischen Situation in-

ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevöl-

nerhalb und ausserhalb der Anlage Mühleberg

kerung in der Umgebung des KKM unter konserva-

wird auf den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI

tiven, das heisst ungünstigen Annahmen. Die be-

verwiesen.

rechneten Dosen betragen rund 0,004 mSv für Erwachsene und für Zehnjährige sowie 0,005 mSv für Kleinkinder und liegen somit deutlich unter

2.5 Radioaktive Abfälle

dem quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Die Dosis-

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmässig

leistungs-Messsonden des vom ENSI betriebenen

aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

Messnetzes in der Umgebung des Werkes (MADUK)

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-

zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöh-

elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus

ten Werte. Im Nahbereich eines Siedewasserreak-

dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

43


tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und

der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radioakti-

den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.

ven Abfälle des KKM sind in einem von allen

Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle

schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-

8) war im Berichtsjahr mit 38 m3 leicht niedriger als

tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass

im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehr-

die Information über Menge, Lagerort und radiolo-

jährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen

gische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

Niveau.

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im

zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen un-

KKM wurden im Berichtsjahr insgesamt 33,6 t Ma-

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

terial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

B04 freigemessen.

wahrt. Ihr Bestand ist mit 45 m gering. Brennbare

Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen

Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Behand-

und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente

lung in der Plasma-Anlage der Zwilag bereitgestellt

finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.

3

und dorthin transportiert. Weitere Rohabfälle wurden ebenfalls an die Zwilag zur Behandlung in der dortigen Konditionierungsanlage abgegeben.

2.6 Notfallbereitschaft

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM die Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle

Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl-

Verfahren liegen die gemäss Kernenergieverord-

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

nung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen be-

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

hördlichen Typengenehmigungen vor. Im Berichts-

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-

jahr wurden die anfallenden Betriebsharze mit der

gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-

Verfestigungsanlage des KKM in drei Kampagnen

gung der Anlage hat das KKM die Notfallbereit-

konditioniert.

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

Das ENSI hat im November 2013 an der Werksnot-

mässig in das werkseigene Zwischenlager eingela-

fallübung MALEDIVEN die Notfallorganisation be-

gert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazitäten des

obachtet und beurteilt. Für die Übung wurde an-

zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der

genommen, dass infolge eines Kurzschlusses an

jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine

der Hauptkühlwasserpumpe ein Ölfass im Pum-

meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien

penhaus in Brand geriet und anschliessend eine

Abluftfilterraum. Foto: KKM.

44

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Stromschiene ausfiel. Durch den Brand fielen zu-

zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der

dem beide Hauptkühlwasserpumpen aus. Als

praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator

Folge der fehlenden Hauptwärmesenke erfolgte

und besteht in einer Demonstration der Anwen-

eine Reaktorschnellabschaltung. Aufgrund des zu-

dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-

sätzlichen Ausfalls beider Hilfskühlwasserpumpen

pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zu-

standen für die Wärmeabfuhr nur noch die Kühl-

sammengestellt.

wassersysteme SUSAN A und B zur Verfügung.

Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des

Wegen des Brands auf dem Areal und des damit

Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des

verbundenen Ausfalls von Systemen wurde ge-

Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-

mäss Notfallreglement der Notfall deklariert und

trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-

der Notfallstab aufgeboten. Das KKM hat Ausbil-

genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-

dungsbedarf für das Personal des Notfallstabs und

lungsschulung am Simulator, die allgemeine

Optimierungsmöglichkeiten bei der Nutzung des

Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen

Arbeitsraums des Notfallstabs identifiziert.

und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der

Aufgrund seiner Übungsbeobachtung kam das

Inspektion das Dokumentationskonzept der Aus-

ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der

bildung des nicht zulassungspflichtigen Personals

Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKM ver-

sowie die Ausbildung des Fremdpersonals auf Ein-

fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-

haltung der Vorgaben der VAPK und der Richtlinie

eignete Notfallorganisation.

ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungsprogramm

Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die

erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

Notfallkommunikationsmittel für den Kontakt zu externen Stellen betriebsbereit sind. Das ENSI löste ferner im KKM ohne Voranmeldung einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-

2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde.

Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Stellungnahme zur Ende 2010 eingereichten Periodischen Sicher-

2.7 Personal und Organisation

heitsüberprüfung (PSÜ) des KKM veröffentlicht. Zu den Aspekten des Langzeitbetriebs hatte das ENSI bereits Ende 2012 eine Sicherheitstechnische Stel-

Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand des

lungnahme publiziert, die eine Reihe von Nachrüst-

KKM mit 345 Personen gegenüber dem Vorjahr

und Nachweisforderungen enthielt als Vorausset-

(2012: 345) nicht verändert. Die Personalfluktua-

zung für einen Langzeitbetrieb über 40 Jahre

tion erreichte im Jahr 2013 einen Stand, welcher

hinaus und für weitere 10 Betriebsjahre. Die Nach-

auf einen bedeutenden Verlust an werksspezifi-

rüstforderungen betrafen folgende Auslegungs-

schem Wissen und Erfahrung hinweist. Das KKM

schwächen:

hat 2013 keine grösseren organisatorischen Ände-

Die Kühlmittelversorgung für das Notstand-

rungen vorgenommen.

system weist keine diversitäre Alternative zur

Das Managementsystem des KKM besitzt eine gül-

Kühlwasserentnahme aus der Aare auf.

tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO

Im KKM steht bei eingesetzter Dammplatte kein

9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der

gegen Erdbeben und Überflutung ausreichend

Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-

geschütztes System zur Brennelementbecken-

sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen

kühlung zur Verfügung.

die Anforderungen.

Die Sicherheitssysteme auf der Ebene -11 m des

Im Berichtsjahr wurde die Leitung der Abteilung

Reaktorgebäudes sind nicht konsequent räum-

Projekte neu besetzt.

lich getrennt.

Zwei Reaktoroperateure und drei Schichtchefs des

In seiner Ende 2013 publizierten Sicherheitstech-

KKM legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprü-

nischen Stellungnahme zur PSÜ kam das ENSI

fung unter Aufsicht des ENSI mit Erfolg ab. Zulas-

zum Schluss, dass das KKM die Anforderungen für

sungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-

den laufenden Betrieb im Wesentlichen erfüllt. Es

schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen

stellte jedoch punktuellen Verbesserungsbedarf

Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-

fest. Dieser betraf Wiederholungsprüfungen, die

nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und

Alterungsüberwachung, die Zuverlässigkeit der

ENSI Aufsichtsbericht 2013

45


Wasserstoffmessung zur Überwachung der für den

das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbe-

Normalbetrieb erforderlichen Rekombinatoren des

wertungs-Matrix zu folgenden zusammenfassen-

Abgassystems, die weitere Reduktion der Abgaben

den Beurteilungen:

radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser, die Vermeidung von Ansammlungen von Radiolysegas in den Abblaseleitungen der Sicherheits- und Entlastungsventile, die Zuverlässigkeit sicherheitstechnisch klassierter Sicherheitsventile, technische Störfallanalysen, Erdbebennachweise, Sicherheitsbeurteilungen der Bauwerke, radiologische Analysen von Auslegungsstörfällen, probabilistische Sicherheitsanalysen, technische Entscheidungshilfen für das Unfallmanagement, anlageninterne Notfallmassnahmen zur Überwachung des Brennelementbeckens sowie zur Einspeisung von Wasser in das Brennelementbecken, das Löschwasserrückhaltekonzept sowie verschiedene im Rahmen der OSART-Mission festgestellte betriebliche Aspekte. Das ENSI stellte übergeordnet fest, dass zum Zeit-

Sicherheitsbewertung 2013 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

punkt der Einreichung der PSÜ-Unterlagen keine umfassende Langzeitstrategie und kein Langzeit-

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Ins-

betriebsprogramm vorlagen.

pektionsergebnisse, Vorkommnisse, Sicherheitsin-

Mit dem Entscheid der BKW vom 29. Oktober

dikatoren noch PSÜ-Forderungen eine Bedeutung

2013, auf einen unbefristeten Langzeitbetrieb des

für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene

Kernkraftwerks Mühleberg zu verzichten und das

Zellenbewertungen begründet, die in die Katego-

KKM im Jahr 2019 endgültig ausser Betrieb zu

rien A (Abweichung) und höher gehören. Die auf-

nehmen, ist eine neue Situation geschaffen wor-

geführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln

den. Das Nachrüstprogramm DIWANAS, welches

2.1 bis 2.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl

das KKM in den letzten zwei Jahren ausgearbeitet

der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen

hatte, wird nicht umgesetzt. Anstelle des Projek-

oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu-

tes DIWANAS sind andere Massnahmen zu reali-

tung.

sieren, um einen ausreichenden Sicherheitsgebis Ende Juni 2014 vorzulegenden Konzepte ent-

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

scheiden, ob die geplanten Massnahmen für den

Aufgrund eines Kontaktfehlers konnte einer der

Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg bis

vier Weitbereichsdetektoren der Neutronen-

2019 genügen.

flussmessung nicht eingefahren werden.

winn zu erreichen. Das ENSI wird auf Grund der

Ein wegen einer Ölleckage am hydraulischen

2.9 Sicherheitsbewertung

Steuerelement eines Speisewasserregelventils durchgeführter Funktionstest führte zu einer schnellen Leistungsreduktion

2.9.1 Detaillierte Bewertung

An einem Standrohr des Wasserabscheiders im RDB wurden vier gebrochene Befestigungsrip-

Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-

pen festgestellt.

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebenen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-

Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare

Aufgrund eines Fehlers bei der Durchführung

Sicherheit. Zusätzlich berücksichtigte das ENSI jene

von Kritikalitätstests nach dem Abfahren der

verbesserungsbedürftigen Punkte, die Anlass zu

Anlage zur Jahresrevision und vor dem Entladen

Forderungen in der sicherheitstechnischen Stel-

des Reaktorkerns, kam es zu einer Reaktor-

lungnahme zur PSÜ KKM 2010 gaben. Dabei kam

schnellabschaltung.

46

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Eine Fehlhandlung bei der Störungsbehebung

Die unter Ebene 2 genannten Ausfälle einer

nach einem Test des Abfahrkühlsystems führte

Messstelle für die Dosisleistung in der Abluft

zum Ausfall einer Reaktorumwälzpumpe und

aus dem Reaktorgebäude waren auch für die

einer schnellen Leistungsreduktion.

Ebene 3 von Bedeutung.

Ursache der oben genannten Fehlhandlung war

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

die unklare Kommunikation bei der Störungs-

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

behebung.

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

folgt aus:

Ein fehlerhaftes Relais führte zu einem Ausfall der Edelgas-, Iod- und Aerosolmessung im Kamin. Die unter Ebene 1 genannte Störung eines Weitbereichsdetektors ist auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Die unter Ebene 1 genannte Ölleckage am hydraulischen Steuerelement eines Speisewasserregelventils ist auch für die Ebene 2 von Bedeutung. Zweimal führte ein defekter Strom/FrequenzWandler zum Ausfall einer Messstelle für die

Sicherheitsbewertung 2013 KKM: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Dosisleistung in der Abluft aus dem Reaktorgebäude.

Ebene 3, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

2.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

Für eine thermische Limite des Reaktorkerns be-

hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-

stand eine falsche Vorgabe.

dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-

Im Zwischenkühlwassersystem kam es im SU-

bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.

SAN-Gebäude zu einer Tropfleckage.

Da die Auslegungs-Vorgaben des KKM die

Das fehlerhafte Öffnen eines Schalters der

Minimalanforderungen und den Stand auslän-

380-V-Eigenbedarfsanlage führte zur Unver-

discher Anlagen desselben Typs übertreffen, be-

fügbarkeit eines Strangs des Abfahr- und Torus-

wertet das ENSI die Sicherheit des KKM

kühlsystems und eines Strangs des Notabluft-

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-

systems. Das Fehlverhalten eines thermischen Überstrom-

Betriebs-Vorgaben

relais führte zur Unverfügbarkeit einer Division

Das ENSI beurteilt den Fehler einer thermischen

des alternativen Niederdruckkernsprühsystems.

Limite des Reaktorkerns als Abweichung mit ei-

Während des Anfahrens der Anlage nach der

ner geringen Bedeutung für die nukleare Si-

Jahresrevision 2013 wurde eine Steuerluftle-

cherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die

ckage im Bereich eines pneumatischen Vorsteu-

Sicherheit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorga-

erventils eines Sicherheits- und Abblaseventils

ben als gut.

festgestellt. Die unter Ebene 1 genannte Störung eines

Zustand und Verhalten der Anlage

Weitbereichsdetektors ist auch für die Ebene 3

Das ENSI beurteilt die Störung eines Weitbe-

von Bedeutung.

reichsdetektors, den Fehler im Bereich eines hydraulischen Steuerelements eines Speisewasserregelventils, die Befunde am Wasserabscheider im RDB, den Ausfall der Edelgas-, Iod- und

ENSI Aufsichtsbericht 2013

47


Aerosolmessung im Kamin, die beiden Ausfälle einer Messstelle für die Dosisleistung in der Abluft aus dem Reaktorgebäude, die Tropfleckage im Zwischenkühlwassersystem, die Unverfügbarkeit eines Strangs des Abfahr- und Toruskühlsystems und eines Strangs des Notabluftsystems, die Unverfügbarkeit einer Division des alternativen Niederdruckkernsprühsystems sowie die Steuerluftleckage im Bereich eines pneumatischen Vorsteuerventils eines Sicherheits- und Abblaseventils als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Aufgrund der geringen Bedeutung der einzelnen Abweichungen bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage insgesamt als gut.

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt den Fehler bei der Durchführung eines Kritikalitätstests nach dem Abfahren der Anlage zur Jahresrevision, die Fehlhandlung bei der Störungsbehebung nach einem Test des Abfahrkühlsystems und die in diesem Zusammenhang festgestellte unklare Kommunikation als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

48

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Kernkraftwerk Gösgen. Foto: ENSI.

3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick

985 MW elektrischer Nettoleistung. Die Modernisierung der Turbogeneratorgruppe im Revisions-

Im Betriebsjahr 2013 verlief der Volllastbetrieb im

stillstand 2013 hat zu einer Wirkungsgradverbes-

Kernkraftwerk Gösgen (KKG) weitgehend stö-

serung geführt. Die elektrischen Nennleistungen

rungsfrei und ohne Reaktorschnellabschaltung. Die

(brutto und netto) werden 2014 auf Basis der An-

umfangreiche Modernisierung der Turbogenerator-

lagedaten bei unterschiedlichen meteorologischen

gruppe führte zu einem längeren Stillstand der An-

Bedingungen neu festgelegt. Weitere Daten der

lage als in den Vorjahren. Weiter kam es beim Hoch-

Anlage sind in den Tabellen 1 und 2 des Anhangs

fahren danach aufgrund von Störungen im Bereich

zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions-

des neuen Generators zu Unterbrüchen in der Ener-

schema einer Druckwasserreaktor-Anlage. Im Be-

gieproduktion. Das ENSI stellt fest, dass die bewil-

richtsjahr waren im KKG 2013 sieben meldepflich-

ligten Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2013

tige Vorkommnisse zu verzeichnen, welche das

immer eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die

ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES alle

Sicherheit des KKG im Jahr 2013 hinsichtlich Ausle-

der Stufe 0 zuordnete.

gungs-Vorgaben und hinsichtlich Betriebs-Vorga-

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 127 Ins-

ben als hoch sowie hinsichtlich Zustand und Verhal-

pektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver-

ten der Anlage und hinsichtlich Zustand und

langte das ENSI Verbesserungen und überwachte

Verhalten von Mensch und Organisation als gut.

deren Umsetzung. Der Revisionsstillstand dauerte

Das KKG, welches seinen Betrieb im Jahr 1979

vom 4. Mai bis 2. Juli 2013. Er war der längste in

aufnahm, ist eine Druckwasserreaktor-Anlage mit

der Geschichte des KKG und geprägt durch die

ENSI Aufsichtsbericht 2013

49


Einbau eines Steuerelements. Foto: KKG.

umfangreichen Arbeiten im Zusammenhang mit

vierten die kerntechnische Grundlagenausbildung

der Modernisierung der Turbogeneratorgruppe.

an der Reaktorschule des PSI erfolgreich.

Während der Revision kam es kurzzeitig zu einer vollständigen Trennung von der externen Stromversorgung. Durchgeführt wurden neben den

3.2 Betriebsgeschehen

üblichen Revisionsarbeiten auch umfangreiche Wiederholungsprüfungen. Dabei wurden keine

Das Kernkraftwerk Gösgen erreichte im Berichts-

Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb

jahr eine Arbeitsausnutzung von 74,7% und eine

entgegenstehen. Die Messwerte der kontinuierli-

Zeitverfügbarkeit von 74,1%. Zeitverfügbarkeit

chen Überwachung der Primärkühlmittelaktivität

und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre sind

zeigten keine Anzeichen für Brennstabdefekte.

#E ^#';A H -KA'+?=+``=M :#+ U#G%=9+A)L'IKAa+#= -+A

Die Strahlendosen im Revisionsstillstand und im

Anlage war hauptsächlich durch den langen Revi-

Verlauf des ganzen Betriebsjahres zeichneten sich

sionsstillstand sowie zwei Reparaturen am neuen

durch eine tiefe Kollektivdosis aus. Die Dosisgrenz-

Generator bedingt, siehe Kap. 3.3.2.

werte der Strahlenschutzverordnung für beruflich

Die ausgekoppelte Prozesswärme für die Versor-

strahlenexponierte Personen wurden eingehalten.

gung der zwei nahe gelegenen Kartonfabriken be-

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung

lief sich auf 153,1 GWh.

lagen unter den behördlich festgelegten Grenz-

Zur Durchführung von geplanten Funktionsprü-

werten. Die dadurch verursachten zusätzlichen

fungen oder auf Anforderung des Lastverteilers er-

Strahlendosen für die Bevölkerung sind verglichen

folgten kurzzeitige Leistungsabsenkungen.

mit der natürlichen Strahlenexposition unbedeu-

Im Berichtsjahr waren sieben meldepflichtige Vor-

tend.

kommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI alle auf

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle lag innerhalb

der internationalen Ereignisskala INES der Stufe 0

der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem

zuordnete. Für die systematische Sicherheitsbe-

niedrigen Niveau.

wertung wird auf Kap. 3.9 verwiesen, für die risi-

Das KKG hat im Berichtsjahr keine grösseren An-

kotechnische Beurteilung auf Kap. 10.

passungen seiner Organisation vorgenommen. Im

Im Rahmen des Inspektionsprogramms der

Berichtsjahr legten zwei Pikettingenieure und zwei

Brennelemente wurden am 21. Mai 2013 Mate-

Reaktoroperateure ihre Zulassungsprüfung mit Er-

rialabträge an den Abstandhalterecken eines

folg ab. Zwei Reaktoroperateur-Anwärter absol-

Brennelements festgestellt. Eine Beschädigung

50

ENSI Aufsichtsbericht 2013


von Brennstabhüllrohren war nicht zu verzeich-

externen Stromversorgung, was bei abgeschal-

nen und auch keine Aktivitätsfreisetzung. Das

tetem Generator ein Notstromfall ist. Der Reak-

Inspektionsprogramm wurde erweitert und

torschutz startete auslegungsgemäss die Not-

Nachbarpositionen auf weitere Schäden unter-

stromdieselgeneratoren der Stränge 1 bis 3

sucht. Das diagonal benachbarte Brennelement

sowie die beiden Notstandsdieselgeneratoren.

zeigte ähnliche Schäden. Die betroffenen Brenn-

Der Strang 4 war noch freigeschaltet. Durch die

elemente wurden von einem Wiedereinsatz

laufenden Dieselgeneratoren war die Span-

zurückgestellt und zu einem späteren Zeitpunkt

nungsversorgung der 6-kV-Notstromschienen

repariert. Ein Wiedereinsatz ohne Reparatur

und der zugehörigen 380-V-Notstromschienen

hätte zu Hüllrohrschäden und lokaler Überhit-

sowie der 380-V-Schienen im Notstandsge-

zung führen können. Als Ursache ermittelt

bäude sichergestellt. Zum Zeitpunkt des Vor-

wurde Reibverschleiss (Fretting). Dieser ent-

kommnisses war der Reaktor entladen. Die

steht, wenn die Brennelemente während des

Brennelemente befanden sich im Brennele-

Betriebs im Reaktor aufgrund unterschiedlicher

mentbecken des Reaktorgebäudes. Die Schicht-

Durchbiegung in Kontakt stehen und durch das

mannschaft überwachte die Zuschaltung der

durchströmende Kühlmittel in Vibrationsbewe-

Verbraucher auf die Notstromschienen und

gungen versetzt werden.

stellte gemäss Betriebsvorschriften die Wärme-

Vor der geplanten Umsetzung der Lagergestelle

abfuhr aus dem Brennelementbecken sicher.

im externen Nasslager wurde am 30. Mai 2013

Der Betriebsgrenzwert für die Beckentempera-

an einer unbesetzten Lagerposition ein verbo-

tur wurde jederzeit eingehalten. In der Folge

genes Einführungsblech festgestellt. Die Einfüh-

wurde die 220-kV-Zuleitung wieder einge-

rungsbleche dienen der Führung der Brenn-

schaltet, wobei die Schutzeinrichtungen eines

elemente beim Beladen der Absorberschächte.

der beiden 220-kV-Transformatoren ansprachen

Die Absorberbleche des betroffenen Schachtes

und der 220-kV-Leistungsschalter sofort wieder

zeigten keinerlei Beschädigungen. Das Einführungsblech wurde wahrscheinlich durch Abset-

Einbau eines Vorkühlers am Kondensator. Foto: KKG.

zen eines Brennelementes verbogen, was insbesondere die Spuren auf dem Blech nahelegen. Deshalb wurde der Fuss des Brennelements, welches bis November 2012 dort eingelagert war, visuell untersucht. Es ergab sich kein Befund. Auf eine Reparatur des Einführungsblechs wurde verzichtet, da die Beladung des Schachts nicht beeinträchtigt wird und das Blech keine Absorberfunktion hat. Der SVTI-N hat diesem Verzicht zugestimmt. Während des Revisionsstillstands war der Strang 4 der internen Stromversorgung zeitweise für Revisionsarbeiten

freigeschaltet.

Nach

Ab-

schluss der Arbeiten sollte dieser rückgeschaltet werden. Dabei wurde am 7. Juni 2013 an einem unter Spannung stehenden 10-kV-Schalter versehentlich ein Erdungsschalter betätigt, so dass im betroffenen Strang auf der 10-kV-Ebene ein Erdschluss entstand. Zu diesem Zeitpunkt war die Einspeisung vom 400-kV-Netz wie geplant für Wartungsarbeiten ausser Betrieb. Die Stromversorgung erfolgte ab der 220-kV-Einspeisung. Der Erdschluss führte auslegungsgemäss zu einer Trennung vom 220-kV-Netz. Nun standen gleichzeitig die Einspeisungen vom 220-kV-Netz und vom 400-kV-Netz nicht zur Verfügung. Dies bedeutete eine vollständige Trennung von der

ENSI Aufsichtsbericht 2013

51


52

öffnete. Es zeigte sich, dass der betroffene

systems über ein Beckenablaufventil ins Brenn-

Transformator beim Erdschluss beschädigt wor-

elementbecken gelangte. Ursache war ein

den war. Nach insgesamt etwas weniger als

Montagefehler im Revisionsstillstand 2012. Die

zwei Stunden wurde der nicht betroffene

Dichtung wurde ersetzt. Die Funktion des Not-

220-kV-Transformator wieder mit Spannung

und Nachkühlsystems sowie die Kühlung des

versorgt, worauf die Notstromdieselgenerato-

Brennelementbeckens wären auch unter der

ren der Stränge 1 und 2 sowie die Notstanddie-

konservativen Annahme eines vollständigen

selgeneratoren ausser Betrieb genommen wer-

Versagens des betroffenen Ventils durch die re-

den konnten. Der Notstromdieselgenerator im

dundanten Stränge jederzeit sichergestellt ge-

Strang 3 blieb noch bis zur Rückschaltung der

wesen.

400-kV-Einspeisung am 11. Juni 2013 in Be-

Am 17. Juli 2013 führte die Schichtmannschaft

trieb. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte die gesamte

eine periodische Reaktorschutzprüfung durch,

Stromversorgung wieder vom 400-kV-Netz. Am

bei der es zu einer Fehlbedienung kam. Der Re-

19. Juni 2013 wurde der defekte 220-kV-Trans-

aktor war zu diesem Zeitpunkt für die Reparatur

formator durch den Reservetransformator er-

des Generators abgeschaltet, kalt und unter-

setzt, womit die 220-kV-Einspeisung wieder un-

kritisch. Die Nachwärmeleistung war aufgrund

eingeschränkt zur Verfügung stand.

der vorhergehenden langen Revisionsabstellung

Im Revisionsstillstand wurde am 20. Juni 2013

mit rund 2 MW sehr gering. Die Fehlbedienung

das Regelverhalten der Notspeiseregelung über-

führte zu einem wenige Minuten dauernden

prüft. Beim Testlauf einer der vier Notspeisepum-

Spannungsausfall an einer der vier Notstrom-

pen zeigte sich eine Erwärmung des Wassers in

schienen. Auslegungsgemäss startete automa-

der Mindestmengenleitung. Das Freilauf-Rück-

tisch der entsprechende Notstromdieselgenera-

schlagventil, das die Mindestmenge freigibt,

tor. Da sich dessen Schalter zu diesem Zeitpunkt

wurde ausgebaut und inspiziert, wobei sich her-

in Teststellung befand, konnte er die betroffene

ausstellte, dass ein Hebel nach der letzten Ins-

Schiene nicht versorgen. Da aufgrund der aus-

pektion falsch montiert worden war. Die sicher-

sergewöhnlich geringen Nachwärmeleistung

heitstechnische Aufgabe des Notspeisesystems

nur ein Nachkühlstrang für die Kernkühlung in

ist die Bespeisung der Dampferzeuger, um bei

Betrieb war und dieser von der betroffenen Not-

Anforderung die Nachzerfallswärme des Reak-

stromschiene vorsorgt wurde, war die Nach-

tors über die Dampferzeuger abzuführen. Ne-

kühlung unterbrochen. Wegen der sehr gerin-

ben dem vierfach redundanten Notspeisesystem

gen Nachwärmeleistung stand für Eingriffe der

verfügt das KKG mit dem zweifach redundanten

Schichtmannschaft viel Zeit zur Verfügung. Die

Notstandsspeisesystem über ein weiteres System

Spannungsversorgung der ausgefallenen Not-

für die Notbespeisung der Dampferzeuger. Im

stromschiene und die Nachkühlung wurden

vorliegenden Fall hat der Montagefehler dazu

nach wenigen Minuten wieder hergestellt. Die

geführt, dass die Mindestmenge in der betroffe-

Inbetriebnahme eines anderen Nachkühlstrangs

nen Notspeisepumpe während des Tests zeit-

wäre jederzeit möglich gewesen. Der Span-

weise nicht gefördert wurde, was zu einer unzu-

nungsausfall führte auslegungsgemäss zur Ab-

lässigen Erwärmung des Wassers führte. Nach

schaltung des Abgassystems. Dabei sprach der

korrekter Montage des Hebels konnte der Test-

Motorschutz des Antriebs einer Gebäudeab-

lauf erfolgreich durchgeführt werden. Eine Prü-

schlussarmatur an und die Armatur verblieb in

fung der Mindestmengenventile der anderen

Offenstellung. Bei der anschliessenden Über-

drei Notspeisepumpen, der Notstandspeisepum-

prüfung des Motorschutzes zeigte sich kein

pen sowie der An- und Abfahrpumpen mittels

Fehlverhalten. Ebenso verlief die Funktionsprü-

Durchstrahlungsprüfung zeigte die korrekte Ein-

fung der betroffenen Gebäudeabschlussarma-

baulage des Hebels.

tur erfolgreich. Die Fehlfunktion wird daher als

Bei der Erhöhung des Drucks im Primärkreislauf

zufälliger Einzelfehler eingestuft. Die Absper-

auf 31 bar am Ende des Revisionsstillstands

rung der betroffenen Rohrleitung wäre bei einer

wurde am 27. Juni 2013 ein langsamer Anstieg

Anforderung des Gebäudeabschlusses durch

des Wasserniveaus im Brennelementbecken des

die in Reihe liegende zweite Armatur sicherge-

Reaktorgebäudes festgestellt. Eine defekte

stellt gewesen.

Dichtung hatte dazu geführt, dass Kühlmittel

Am 24. Juli 2013 wurden beim Anfahren der

aus einem Strang des Not- und Nachkühl-

Anlage nach der Reparatur des Generators

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Ausbau des Rotors. Foto: KKG.

die Betriebsgrenzen des Spannungsreglers am

3.3 Anlagetechnik

neuen Generator eingestellt. Diese Betriebsgrenzen dienen dem Schutz des Generators.

3.3.1 Revisionsarbeiten

Dafür wurde die Anlage gemäss einem vorher festgelegten Versuchsprogramm gefahren, das

Aufgrund der umfangreichen Arbeiten zur Mo-

bei verschiedenen, konstanten Wirkleistungen

dernisierung der Turbogeneratorgruppe, siehe

eine Variation der Blindleistung in einem vorbe-

Kap. 3.3.2, dauerte der Revisionsstillstand vom

stimmten Bereich vorschrieb. Ein noch nicht op-

4. Mai bis zum 2. Juli 2013. Während dieser Zeit

timal eingestelltes Schutzrelais am neuen Gene-

wurden geplante Tätigkeiten wie Brennelement-

rator führte bei einer Wirkleistung von 75% zu

wechsel und Brennelementinspektionen, Inspek-

einer Abschaltung des Spannungsreglers. Die

tionen elektrischer und mechanischer Einrichtun-

Anlage reagierte auslegungsgemäss mit einer

gen, zerstörungsfreie Prüfungen, wiederkehrende

Turbinenschnellabschaltung und einer Reduk-

Funktionsprüfungen an Komponenten und Syste-

tion der Reaktorleistung auf 30% durch Ein-

men sowie Instandhaltungs- und Änderungsarbei-

wurf von Steuerstäben. Die reduzierte Frisch-

ten durchgeführt.

dampfmenge wurde wie vorgesehen direkt in

Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen

den Kondensator geleitet. Nach Abklärung der

an mechanischen Komponenten waren Ultraschall-

Ursache konnte der Generator nach rund einer

prüfungen der Mischnähte an den Druckrohren

Stunde wieder in Betrieb genommen werden.

der Steuerstabantriebe und den Kerninstrumentie-

Die Anlage wurde anschliessend gemäss An-

rungsrohren, Wirbelstromprüfungen der Gewinde-

fahrprogramm auf Volllast gefahren. Die ur-

sacklöcher und Schraubenbolzen am Reaktor-

sprünglich auch für den 24. Juli 2013 vorge-

druckbehälter, Ultraschallprüfungen an Behälter-

sehene Variation der Blindleistung bei 100%

und Stutzennähten eines Dampferzeugers sowie

Wirkleistung wurde am 10. September 2013

die Dichtheitsprüfung des Primärcontainments.

erfolgreich durchgeführt.

Folgende Prüfungen sind hervorzuheben:

Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der

Am Deckel des Reaktordruckbehälters wurden

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

erstmalig an den Druckrohren die Mischnähte

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

der Steuerstabantriebe und die Stutzenmisch-

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

nähte der Kerninstrumentierungsrohre mecha-

Tabelle 4.

nisiert mit Ultraschall geprüft. Es wurden keine

ENSI Aufsichtsbericht 2013

53


bewertungspflichtigen Anzeigen festgestellt.

vier Jahre. Als Ziel der Dichtheitsprüfung gilt es

Das Prüfsystem war durch die Qualifizierungs-

aufzuzeigen, dass die Funktion des Sicherheits-

stelle ZfP Schweiz qualifiziert worden.

abschlusses jederzeit gewährleistet ist und die

Am Reaktordruckbehälter wurden die 52

Leckage die festgesetzten Grenzen unter Stör-

Flanschgewinde der Sacklöcher mechanisiert

fallbedingungen nicht überschreitet. Die Prü-

mit einem qualifizierten Wirbelstromverfahren

fung wurde mit zertifiziertem Personal durch-

geprüft, ebenso die ausgebauten Schrauben-

geführt. Die Durchführung und Auswertung

bolzen. An drei Gewindesacklöchern und acht

wurde vom Nuklearinspektorat des SVTI über-

Bolzen wurde je eine bewertungspflichtige An-

wacht. Es traten keine Beanstandungen auf. Die

zeige festgestellt. Die Analyse ergab keine Hin-

Grenzwerte für die Dichtheit des Primärcontain-

weise auf Risse. Die Anzeigen wurden als zuläs-

ments wurden eingehalten.

sig bewertet.

Die umfangreichen Prüfungen im Bereich Leittech-

An einem der Dampferzeuger wurden an

nik zeigten einen guten Zustand. Im Hinblick auf

zwei Behälter- und zwei Stutzennähten manu-

den geplanten Austausch der Leittechnik (Projekt

elle Ultraschallprüfungen durchgeführt. Dabei

LETA) wurden diverse Vorbereitungsarbeiten aus-

wurde ein modernes Phased-Array-Prüfver-

geführt.

fahren eingesetzt. Das Prüfsystem ist durch

Im Bereich der Starkstromtechnik wurde der Strang

die Qualifizierungsstelle qualifiziert worden. Es

3 des elektrischen Eigenbedarfs einer Grossrevision

wurden keine bewertungspflichtigen Anzeigen

unterzogen. Dabei wurde auch der rotierende

festgestellt. Weitere visuelle Prüfungen, Mag-

Umformer zur Versorgung der gesicherten 380-V-

netpulver- und Farbeindringprüfungen an Füh-

Schiene gegen statische Wechselrichter ausge-

rungs- und Tragpratzen sowie Eintritts-, Aus-

tauscht und die 24-V-Gleichrichter ersetzt. Die

tritts- und Abschlämmstutzen ergaben keine

24-V-Gleichrichter und der rotierende Umformer

bewertungspflichtigen Befunde.

wurden auch im Strang 4 ausgetauscht. Damit

Die Dichtheitsprüfung des Primärcontainments

wurde der Ersatz der rotierenden Umformer und

wird im KKG gemäss der aktuellen Bauvor-

der 24-V-Gleichrichter abgeschlossen. Die Gleich-

schrift KTA 3405 durchgeführt und erfolgt alle

richter zur Versorgung der 220-V-Gleichstromverteilungen wurden in allen vier Redundanzen ersetzt, ebenso die 220-V-Gleichrichter zur Versor-

Reinigen einer Turbine. Foto: KKG.

gung des Steuerstabsystems. Im Notstandgebäude wurden die Messumformer der 380-V-Drehstromsammelschienen ersetzt. Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden vom ENSI beaufsichtigt. Es ergaben sich keine Befunde, die einem sicheren Betrieb entgegenstehen. Die durchgeführten Prüfungen haben insgesamt den guten Zustand der mechanischen sowie der elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen bestätigt.

3.3.2 Anlagenänderungen Im Berichtsjahr wurden folgende Anlageänderungen durchgeführt: Die Turbogeneratorgruppe wurde modernisiert. Alle drei Niederdruckturbinen und Kondensatoren sowie der Generator wurden ersetzt. Mit den verbesserten Komponenten kann bei unveränderter thermischer Reaktorleistung eine höhere elektrische Leistung erzielt werden. Bei der Inbetriebnahme des neuen Generators nach

54

ENSI Aufsichtsbericht 2013


dem Revisionsstillstand kam es zu mehreren

WAU- und 4 Uran-Brennelemente in den Reaktor-

Störungen. Zu hohe, durch einen Herstellungs-

kern geladen, der damit im 35. Betriebszyklus ins-

fehler verursachte Schwingungen des Rotors er-

gesamt 173 WAU- und 4 Uran-Brennelemente ent-

forderten eine Reparatur, die einen dreiwöchi-

hält.

gen Betriebsunterbruch im Juli 2013 zur Folge

Im Rahmen der Geradheitsmessungen wurden an

hatte. Im August 2013 musste die Anlage für

zwei Brennelementen Materialabträge an den Ab-

die Behebung einer Dichtölleckage erneut für

standhalterecken festgestellt (vgl. Kap. 3.2).

zwei Wochen abgefahren werden. Das melde-

Bei umfangreichen Inspektionen der übrigen Stan-

pflichtige Vorkommnis bei der Inbetriebnahme

dard-Brennelemente mit verschiedenen Standzei-

mit Turbinenschnellschluss und Reduktion der

ten wurden bezüglich des Brennelement- und

Reaktorleistung ist in Kap. 3.2 beschrieben. Der

Brennstabwachstums sowie der Brennelementver-

ausgebaute Generator wird revidiert und da-

biegung auslegungsgemässe Zustände festge-

nach als Reserve im KKG gelagert.

stellt. Die untersuchten Hüllrohre von Teststäben

Die fünf Mischnähte der Sprühleitungen des

aus dem Material M5 und die Standard-Hüllrohre

Druckhalters wurden neu geschweisst. Die neuen

wiesen nur geringe, den Erfahrungen entspre-

Mischnähte wurden mit einem Schweisslagen-

chende, Oxidschichtdicken auf.

aufbau gefertigt, der innen (wasser-/dampfseitig)

Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur-

eine austenitische Oberfläche ermöglicht. Die Ar-

den während des Revisionsstillstands mittels Wir-

beiten wurden durch den SVTI-N überwacht. Die

belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen

abschliessenden Prüfungen ergaben keine unzu-

und Beschädigungen untersucht. Bei einem Steuer-

lässigen Anzeigen.

element der ersten Nachlieferung, das 19 Stand-

Die mit je einer Absperrarmatur versehenen

zeiten im Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt

Hochdruck-Leckageleitungen der Hauptkühl-

worden. Es wurde vorsorglich ausgetauscht und

mittelpumpen führen in eine Sammelleitung,

kommt nicht mehr zum Einsatz. Alle anderen

die ihrerseits in den Volumenausgleichsbehälter

Steuerelemente befanden sich in einem ausle-

des Volumenregelsystems führt. Durch den Ein-

gungsgemässen Zustand. Im 35. Betriebszyklus be-

bau einer motorbetätigten Absperrarmatur in

finden sich 39 Steuerelemente aus Nachlieferun-

diese Sammelleitung wurde eine redundante

gen sowie 9 aus der Erstausstattung im Reaktor.

Absperrmöglichkeit geschaffen. Die Stromver-

Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKG

sorgung der neuen Absperrarmatur erfolgt

neue Brennelemente und Steuerstäbe verwendet,

durch eine andere Redundanz als diejenige der

die den Qualitätsanforderungen für einen sicheren

Absperrarmaturen der einzelnen Hochdruck-

Betrieb entsprechen und nur bestrahlte Brenn-

Leckageleitungen. Damit wird diese Absper-

elemente und Steuerstäbe mit defektfreien Hüll-

rung, welche Teil des Primärkreis-Abschlusses

rohren in den Reaktor einsetzt.

im Notstandsfall ist, auch beim Ausfall eines der

Im Berichtszeitraum 2013 wurde der Reaktorkern

beiden Notstandnotstromdiesels sichergestellt.

auslegungsgemäss und im bewilligten Rahmen be-

Im Hinblick auf den Austausch der Leittechnik

trieben. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen

(Projekt LETA) wurden Vorbereitungsarbeiten

Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der

ausgeführt. Diese umfassten den Austausch

Kernauslegungsberechnung überein. Die Betriebs-

von Steuerkabeln im Bereich der Steuerstabre-

grenzen wurden eingehalten.

gelung sowie vorbereitende Anpassungen in der Notstandsnotspeiseregelung, im Reaktorschutzsystem, der Dampferzeuger-Niveaumes-

3.4 Strahlenschutz

sungen und der Turbinenregelung. Im Kalenderjahr 2013 betrug die Kollektivdosis im

3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

KKG 671 Pers.-mSv. Die höchste im KKG registrierte Individualdosis war 9,2 mSv. Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung für beruflich

Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl-

strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr

mittel liessen den Schluss zu, dass im 34. Betriebs-

wurde unterschritten.

zyklus (2012/2013) keine Brennstab-Hüllrohr-

Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands

defekte mit Aktivitätsfreisetzung aufgetreten sind.

wurden 602 Pers.-mSv akkumuliert, geplant waren

Während des Revisionsstillstands wurden 32 frische

551 Pers.-mSv. Es wurden weder Personenkonta-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

55


minationen, die nicht mit herkömmlichen Mitteln

genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss

entfernt werden konnten, noch Inkorporationen

Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungsmesssonden

über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverord-

des vom ENSI betriebenen Messnetzes (MADUK) in

nung festgestellt.

der Umgebung des Werks zeigten keine durch den

Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr

Betrieb der Anlage erhöhten Werte. Die EDIS-Dosi-

sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Do-

meter (Environmental Direct Ion Storage Dosi-

sierung von Zink in den Primärkreis wirkt sich auf

meter) registrierten keine signifikante Erhöhung

den Dosisleistungspegel und die akkumulierten

gegenüber der Untergrundstrahlung. Bei den quar-

Dosen positiv aus. Im Durchschnitt lag die Dosis-

talsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

leistung an ausgewählten Primärkomponenten um

Messungen an der Umzäunung des KKG wurden

56% unter dem Wert, der vor Beginn der Zink-

ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen-

dosierung im Jahr 2005 ermittelt worden war. Im

über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die

Vergleich zum Vorjahrswert (48% unter dem Wert

nach Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutz-

von 2005) wurde damit eine weitere Reduktion

verordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte

erreicht.

für Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksare-

Die radiologische Situation aufgrund des immer

als von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-

noch erhöhten Trampurananteils im Kreislauf als

räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

Folge der Brennelementdefekte in vergangenen

wurden eingehalten. Für detaillierte Angaben zur

Jahren erforderte auch in der Revision 2013 ergän-

radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb

zende Schutzmassnahmen. Eine Zutrittsbegren-

der Anlage Gösgen wird auf den Strahlenschutzbe-

zung für das gesamte Containment wurde dieses

richt 2013 des ENSI verwiesen.

Jahr nur noch beim Abheben des RDB-Deckels angeordnet. Die Luftkontamination konnte rasch mit Hilfe der verbesserten Spülluftanlage gesenkt

3.5 Radioaktive Abfälle

werden. Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmässig

davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter

aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Ab-

und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert

gas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle

wird. Der Personalbestand im Strahlenschutz war

stammen aus dem Austausch von Komponenten

ausreichend.

bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-

Für detaillierte Angaben zur radiologischen Situa-

nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-

tion innerhalb und ausserhalb des KKG wird auf

materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-

den Strahlenschutzbericht 2013 des ENSI verwie-

len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 21 m3

sen.

leicht höher als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

innerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

auf einem niedrigen Niveau.

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die Abgabe ra-

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

dioaktiver Stoffe mit dem Abwasser ohne Tritium.

zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen un-

Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

Abgaben des KKG betrugen rund 26% des Jahres-

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

grenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchge-

wahrt. Ihr Bestand ist mit 38 m3 gering. Brennbare

führten Kontrollmessungen von Abwasserproben

und schmelzbare Rohabfälle wurden im Berichts-

sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben eine gute

jahr für die Behandlung in der Plasma-Anlage der

Übereinstimmung mit den vom KKG gemeldeten

ZWILAG bereitgestellt und dorthin transportiert.

Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG

Abluft und das Abwasser abgegebenen radioakti-

die Bituminierung von Harzen und Konzentraten

ven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für

sowie die Zementierung von nicht brenn- oder

Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung

schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle ange-

des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen

wendeten Verfahren liegen die gemäss Kernener-

Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für

gieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderli-

Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und lie-

chen behördlichen Typengenehmigungen vor. Im

gen damit deutlich unterhalb des quellenbezo-

Berichtsjahr wurden Harze in Bitumen verfestigt.

56

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Stator auf einem Tieflader. Foto: KKG.

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

3.6 Notfallbereitschaft

mässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazitäten des

Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewälti-

zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Bei der

gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

jährlichen Inspektion des Lagergutes wurden keine

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

meldepflichtigen Befunde gemäss den Kriterien

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-

der Richtlinie ENSI-B03 festgestellt. Die radioakti-

gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-

ven Abfälle des KKG sind in einem von allen

gung der Anlage hat das KKG die Notfallbereit-

schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass

Das ENSI hat im November 2013 anlässlich der ers-

die Information über Menge, Lagerort und radio-

ten Werksnotfallübung GRISU mit Schwerpunkt

logische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

Feuerwehreinsatz die Notfallorganisation beob-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der ra-

achtet und beurteilt. In der Übung wurde die Ex-

dioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

plosion eines Isolators des Blocktransformators

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKG

unterstellt. Durch die Explosion fing der Block-

7;A-+E #_ >+A#G%=?!K%A H$O( = VK=+A#K` '+_P?? -+E

transformator Feuer. Nach dem automatischen

Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen.

Turbinenschnellschluss folgten wegen fehlender

Im Frühjahr 2013 fanden vier innerbetriebliche

Spannungsversorgung durch das 220-kV-Netz eine

Transporte von insgesamt 48 abgebrannten Brenn-

automatische Reaktorschnellabschaltung und das

elementen aus dem Brennelementbecken des Re-

Anlaufen der Notstromdiesel. Durch starken Wind

aktorgebäudes ins externe Nasslager des KKG

verursachter Funkenwurf setzte auch das Werk-

statt.

stattgebäude in Vollbrand. Mehrere Verletzte so-

Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen

wie eine in Panik geratene Besuchergruppe muss-

und zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente

ten betreut werden. Die Experten der kantonalen

finden sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.

Aufsichtsbehörde (Solothurnische Gebäudeversicherung, Abteilung Feuerwehr) beurteilten die Betriebsfeuerwehr. Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der

ENSI Aufsichtsbericht 2013

57


Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKG ver-

lagenspezifische Grundausbildung, die Wieder-

fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-

holungsschulung am Simulator, die allgemeine

eignete Notfallorganisation.

Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen

Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-

und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

Inspektion das Dokumentationskonzept der Aus-

Stellen betriebsbereit sind.

bildung des nicht zulassungspflichtigen Personals

Das ENSI löste ferner im KKG ohne Voranmeldung

sowie die Ausbildung des Fremdpersonals auf Ein-

einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-

haltung der Vorgaben der VAPK und der Richtlinie

barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie

ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungsprogramm

ENSI-B11 bestätigt wurde.

erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

3.7 Personal und Organisation

3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

Im Berichtsjahr hat das KKG den Personalbestand auf 515 Personen erhöht (Ende 2012: 503), was

Die Abarbeitung der Forderungen aus der sicher-

mit dem Personalbedarf für laufende und geplante

heitstechnischen Stellungnahme des ENSI zur

Projekte sowie mit den Einarbeitungszeiten neuer

Periodischen Sicherheitsüberprüfung 2008 des

Mitarbeiter und dem Know-how-Transfer zusam-

Kernkraftwerks Gösgen erfolgt termingerecht. Im

menhängt. Das KKG hat 2013 keine grösseren or-

Kapitel 10 sind die Arbeiten aufgeführt, welche im

ganisatorischen Änderungen vorgenommen.

Bereich der PSA durchgeführt wurden.

Das Managementsystem des KKG besitzt eine gültige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO 9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der

3.9 Sicherheitsbewertung

Regelungen im Managementsystem zur Qualitätssicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen

3.9.1 Detaillierte Bewertung

die Anforderungen. Im Berichtsjahr bestanden zwei Reaktoroperateur-

Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-

Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern-

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-

technischen Grundlagenausbildung an der Reak-

nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für

gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Si-

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-

cherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zel-

nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-

len der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden

werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und

zusammenfassenden Beurteilungen:

Strahlenschutz. Zwei Reaktoroperateure und zwei Pikettingenieure des KKG legten ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung

Sicherheitsbewertung 2013 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

Betrieb durchgeführt. Gegenstand waren die an-

58

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-

Im Zusammenhang mit der unter Ebene 2

spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-

bezüglich des Zustands und Verhaltens von

heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

Mensch und Organisation erwähnten Reaktor-

hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

schutzprüfung kam es auch zur Unverfügbar-

tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei-

keit einer Abschlussarmatur des Sicherheitsge-

chung) und höher gehören. Die aufgeführten

bäudes.

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 3.1 bis 3.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Ein Montagefehler an einem Mindestmengen-

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

ventil führte zur unter Zustand und Verhalten der Anlage bewerteten Erwärmung des Was-

Abstandhalter zweier Brennelemente wiesen

sers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe.

Beschädigungen auf, welche ohne vorherige

Die unter Ebene 1 genannte Fehlbedienung eines

Reparatur beim Einsatz in einem nachfolgenden

Erdungsschalters ist auch für die Ebene 3 von

Zyklus zu Hüllrohrschäden und lokaler Überhit-

Bedeutung.

zung hätten führen können.

Die unter Ebene 2 genannte Fehlhandlung wäh-

An einem Lagergestell im externen Nasslager

rend einer Reaktorschutzprüfung ist auch für

wurde ein verbogenes Einführungsblech festge-

die Ebene 3 von Bedeutung.

stellt. Durch die Undichtigkeit eines Ventils gelangte Kühlmittel aus dem Not- und Nachkühlsystem in das Brennelementbecken.

Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die unter Ebene 3 genannte unzulässige Er-

Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

wärmung des Wassers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe führte über ein erhöhtes Ausfallrisiko der Pumpe zu einer geringfügigen Risi-

Die Fehlbedienung eines Erdungsschalters führte

koerhöhung (ICCDP zwischen 10-8 und 10-6).

bei abgestellter Anlage zu einer vollständigen

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

Trennung von der externen Stromversorgung.

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

Das Vorgehen bei einem Versuch zur Einstellung

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

des Spannungsreglers des neuen Generators

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

führte ungeplant zu einer schnellen Leistungs-

folgt aus:

reduktion.

Ebene 2, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Fehlhandlung während einer Reaktorschutzprüfung führte bei abgestellter Anlage zu einem Ausfall der Nachkühlung des Reaktorkerns und der Brennelementbecken-Kühlung sowie zur Anforderung eines NotstromdieselGenerators.

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Sicherheitsbewertung 2013 KKG: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Während eines Versuchs wurde eine unzulässige Erwärmung des Wassers auf der Druckseite einer Notspeisepumpe festgestellt. Die unter Ebene 1 genannte Undichtigkeit eines Ventils ist auch für die Ebene 3 von Bedeutung.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

59


3.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Fehlbedienung eines Er-

Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

dungsschalters, das Vorgehen bei einem Ver-

hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-

such zur Einstellung des Spannungsreglers des

dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus

neuen Generators, die Fehlhandlung während

dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die

einer Reaktorschutzprüfung sowie den Monta-

Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-

gefehler an einem Mindestmengenventil als

grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-

Abweichungen mit einer geringen Bedeutung

bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.

für die nukleare Sicherheit. Entsprechend be-

Da die Auslegungs-Vorgaben des KKG die Mini-

wertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsicht-

malanforderungen und den Stand ausländi-

lich Zustand und Verhalten von Mensch und Or-

scher Anlagen desselben Typs übertreffen und

ganisation als gut.

die nach dem Unfall von Fukushima vorgenom-

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

menen Überprüfungen die grosse Robustheit

vollumfänglich gewährleistet.

der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich AuslegungsVorgaben als hoch.

Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.

Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Beschädigungen von Abstandhaltern zweier Brennelemente, das verbogene Einführungsblech an einem Lagergestell, die Undichtigkeit eines Ventils, die Erwärmung im Bereich einer Notspeisepumpe und die damit verbundene Risikoerhöhung sowie die Unverfügbarkeit einer Abschlussarmatur des Sicherheitsgebäudes als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Aufgrund der geringen Bedeutung der einzelnen Abweichungen bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage insgesamt als gut.

60

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Kernkraftwerk Leibstadt. Foto: ENSI.

4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick

Während die Anlage im Zyklus 29, seit Dezember 2012 mit einem Brennelementschaden betrieben

Das Betriebsjahr 2013 war im Kernkraftwerk

wurde, ist im Zyklus 30 bis Ende des Berichtsjahres

Leibstadt (KKL) durch einen weitgehend ungestör-

kein Brennelementschaden aufgetreten.

ten Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest,

Der Revisionsstillstand 2013 dauerte 25 Tage. In

dass das KKL die bewilligten Betriebsbedingungen

dieser Zeit wurden verschiedene routinemässige

immer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die

Instandhaltungsarbeiten und Inspektionen an diver-

Sicherheit des KKL im Jahr 2013 hinsichtlich Aus-

sen Komponenten, Systemen und elektro- und leit-

legungs-Vorgaben, Betriebs-Vorgaben sowie Zu-

technischen Einrichtungen durchgeführt. Zu den

stand und Verhalten von Mensch und Organisation

Schwerpunkten der diesjährigen Revision gehör-

als hoch. Hinsichtlich Zustand und Verhalten der

ten unter anderem die Arbeiten zur Installation

Anlage bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL

einer störfallfesten Instrumentierung für die Brenn-

als gut.

elementbecken, der Ersatz von Signalumformern

Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage, die

im Bereich der Notsteuerstellen, die umfassende

ihren kommerziellen Betrieb im Jahr 1984 auf-

Revision einer Grundwasserpumpe im Bereich des

nahm. Die elektrische Nettonennleistung beträgt

Notstandssystems und der Ersatz der Wellen bei

1220 MW. Weitere Daten sind in den Tabellen 1

zwei Speisewasserpumpen. Weiterhin erfolgten

und 2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt

Optimierungen und Anpassungen im Zusammen-

das Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-

hang mit der kontinuierlichen Verbesserung und

Anlage.

Modernisierung der Gesamtanlage.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

61


Die Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverord-

geteilt. Für die systematische Sicherheitsbewer-

nung für beruflich strahlenexponierte Personen

tung wird auf Kap. 4.9 verwiesen, für die risiko-

wurden stets eingehalten.

technische Beurteilung auf Kap. 10.

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung

Nach Abschluss von Instandhaltungsarbeiten

lagen deutlich unter den behördlich festgelegten

während des Betriebs wurde die Dichtheit des

Grenzwerten. Die dadurch verursachten zusätzli-

Sekundärcontainments am 20. April 2013 mit

chen Strahlendosen für die Bevölkerung sind ver-

Hilfe eines Strangs des Notabluftsystems über-

glichen mit der natürlichen Strahlenexposition un-

prüft. Der verlangte Unterdruck stellte sich ver-

bedeutend.

zögert ein. Ursache war eine fehlerhafte Soll-

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im

werteinstellung zweier Regelarmaturen. Nach

mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen

Erreichen des verlangten Unterdrucks erwies

Niveau.

sich der durch von der Summe der Leckagen

Das ENSI führte in allen Fachgebieten 92 Inspektio-

des Sekundärcontainments abhängige Luftvo-

nen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI

lumenstrom als zu gross. Verschiedene kleinere

Verbesserungsmassnahmen und überwachte de-

Undichtigkeiten an der Containmentgrenze

ren Umsetzung.

waren der Grund. Sie wurden innerhalb der in

Acht Reaktoroperateure, sieben Schichtchefs und

der Technischen Spezifikation vorgeschriebe-

ein Pikettingenieur bestanden ihre Zulassungsprü-

nen Frist behoben. Nachdem auch die Sollwerte

fung. Sieben Reaktoroperateur-Anwärter absol-

der betroffenen Regelarmaturen korrigiert wor-

vierten die theoretische Grundausbildung an der

den waren, konnte die Dichtheit des Sekundär-

Reaktorschule des Paul Scherrer Instituts erfolg-

containments am 2. Mai 2013 erfolgreich nach-

reich.

gewiesen werden. Die zwei Kreisläufe des Reaktorumwälzsystems

4.2 Betriebsgeschehen

fördern das Kühlmittel durch den Reaktorkern und dienen der Leistungsregelung. Am 20. Juni 2013 fuhr das Umwälzmengen-Regelventil in

Das KKL verzeichnete in seinem 29. Betriebsjahr

einem Kreislauf ausgehend von 48% Öffnung

eine Arbeitsausnutzung von 90,9% und eine Zeit-

unerwartet zu. Die Schichtmannschaft stoppte

verfügbarkeit von 93,0%. Die Zeitverfügbarkeit

das Zufahren bei 32% Öffnung durch einen

und die Arbeitsausnutzung der letzten 10 Jahre

Handeingriff. Das Schliessen des Ventils be-

sind im Anhang in Figur 1 dargestellt.

wirkte eine Reduktion der thermischen Reaktor-

Weiter erfolgten mehrere geplante Lastreduktio-

leistung um etwa 8% der Nennleistung und

nen für Steuerstabmusteranpassungen und Prü-

führte zu unterschiedlichen Durchflüssen in den

fungen der Frischdampfisolationsventile.

beiden Umwälzkreisläufen. Durch Umschalten

Während der Sommermonate musste die Reaktor-

von automatischer auf manuelle Regelung und

leistung infolge hoher Umgebungstemperaturen

teilweises Schliessen des Regelventils im ande-

an einigen Tagen um wenige Prozente reduziert

ren Umwälzkreislauf konnten die Durchflüsse

werden.

innerhalb der von der Technischen Spezifikation

Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 2. bis zum

gegebenen Frist angeglichen werden. Durch-

27. September 2013 zum Revisionsstillstand abge-

flussabweichungen von mehr als 5% sind wäh-

stellt. Während des Anfahrens wurde die Leistung

rend maximal zwei Stunden zulässig, da sie zu

zur Behebung einer Ölleckage an einem der drei

Vibrationen der Strahlpumpen im RDB führen

Erregertransformatoren des Generators reduziert

können. Ursache für das fehlerhafte Schliessen

und der Generator vom Netz getrennt. Nach der

des Ventils war ein Defekt in einem Steuergerät.

Reparatur wurde die Anlage am 29. September

Nach dessen Austausch wurde die automati-

2013 wieder mit dem Netz synchronisiert. Volllast

sche Durchflussregelung wieder eingeschaltet

wurde am 1. Oktober 2013 erreicht. Als Ursache

und die Anlage auf Volllast gefahren. Es wurden

für die Leckage wurde eine fehlerhafte innere Ver-

keine thermischen Betriebsgrenzen des Reak-

drahtung einer Messstelle festgestellt, die zu einer

torkerns verletzt. Ein ähnliches Vorkommnis

lokalen Überhitzung geführt hatte.

trat im KKL bereits im Jahre 2010 auf. Mit den

Im Berichtsjahr 2013 waren sieben meldepflichtige

neuen frequenzgesteuerten Umwälzpumpen

Vorkommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der

(vgl. Kap. 4.3.2) werden die Umwälzmengen-

Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu-

Regelventile entfallen.

62

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Aufgrund einer im Hauptkommandoraum angezeigten Störmeldung wurde am 10. August 2013 ein nicht funktionsfähiger Schalter einer Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems festgestellt. Das Vergiftungssystem ist ein redundantes Abschaltsystem, das beim Versagen der Steuerstäbe angefordert würde. Bei einer umgehenden Kontrolle des betroffenen Einschubs wurde eine defekte Steuersicherung gefunden und ausgetauscht. Der zweite Strang des Vergiftungssystems war permanent verfügbar. Die vollständige Betriebsbereitschaft des Vergiftungssystems wurde anschliessend mit einem Systemfunktionstest nachgewiesen. Bei der Untersuchung der Ursache für die aufgetretene Störmeldung konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen der defekten Steuersicherung und der sporadisch aufgetretenen Störmeldung festgestellt werden. Der betroffene Einschub des Schaltanlagenschranks wurde in der Jahresrevision ausgetauscht. Während des Abfahrens der Anlage zum ReviTurbinengruppe. Foto: KKL.

sionsstillstand kam es am 2. September 2013 zu einem unerwarteten Öffnen einer Überdrucksicherung (Druckstosstür) im oberen Bereich des

durch die anderen Strahlpumpen kompensiert.

Dampftunnels. Die Überdrucksicherung dient

Der Weiterbetrieb der Anlage bis zur Jahresrevi-

im Fall eines Leitungsbruches im Dampftunnel

sion war zulässig. Als Ursache für die Durch-

dem Schutz vor einem Versagen der Gebäude-

flussabweichung konnte in der Jahresrevision

strukturen als Folge eines sprunghaften Druck-

2013 eine fehlerhaft montierte Verdrehsiche-

anstieges. Nach dem Abscheren des Schliess-

rung einer Speisewasser-Rückschlagarmatur

bolzens bei einem Überdruck von 34 mbar

festgestellt werden. Die Verdrehsicherung ein-

erfolgt eine gezielte Druckentlastung ins Ma-

schliesslich der zu sichernden Mutter war durch

schinenhaus. Eine Ursachenabklärung ergab,

den Speisewasserstrom in Richtung des RDB

dass der Schliessbolzen der Überdrucksicherung

transportiert worden, was zur teilweisen Ver-

nicht ordnungsgemäss eingerastet war. Daher

stopfung der Strahlpumpe geführt hatte. Die

verursachte ein geringer Druckanstieg, der beim

Verdrehsicherung hatte sich gelöst, weil sie bei

Schliessen der Frischdampfisolationsventile beim

Instandhaltungsarbeiten im Jahre 2012 nicht

Abfahren der Anlage systembedingt durch in-

ordnungsgemäss eingebaut worden war. Das

aktive Steuerluft auftrat, ein Öffnen der Über-

Vorkommnis hatte nur eine geringe sicherheits-

drucksicherung. Da im Normalbetrieb der An-

technische Bedeutung, weil sich im betroffenen

lage im betroffenen Gebäudebereich ein Unter-

Speisewasserstrang zwei weitere redundante

druck besteht, wurde die Überdrucksicherung

Absperrarmaturen befinden. Der Fremdkörper

durch die Druckdifferenz stets geschlossen ge-

verursachte auf seinem Weg in die Strahlpumpe

halten. Während des Offenstehens der Tür

keine mechanischen Schäden. Die Meldung an

stellte sich auslegungsgemäss eine Strömung

das ENSI erfolgte am 9. September 2013.

aus dem Maschinenhaus in den Dampftunnel

Bei der Durchführung eines zweimonatlichen

ein. Nach 23 Minuten wurde Tür wieder ge-

Funktionstests am 12. November 2013 wurde

schlossen. Der Schliessbolzen wurde vorsorglich

festgestellt, dass ein Einlassventil für die An-

ausgetauscht.

steuerung eines Steuerstabes nicht öffnete. Die

Im Verlaufe des Betriebszyklus 29 wurde festge-

Abschaltfunktion des Steuerstabes blieb den-

stellt, dass es zu einer Durchflussverminderung

noch gewährleistet, weil durch das gleichzeitige

in einer Strahlpumpe des Reaktorumwälzkreis-

Öffnen eines weiteren Ventils der Steuerstab in-

laufs gekommen war. Diese Verminderung wurde

folge des anstehenden Systemdruckes aus dem

ENSI Aufsichtsbericht 2013

63


Reaktordruckbehälter im Anforderungsfall ein-

hörden, die Freigabe zum Einsatz von Natriumhy-

geschossen worden wäre. Bei der Durchfüh-

pochlorit erteilt, welches in gelöster Form auch als

rung des zweimonatlichen Funktionstest wird

Javelwasser bekannt ist. Involviert waren damals

ausschliesslich die Gängigkeit der Ein- und Aus-

das Bundesamt für Gesundheit BAG, das Bundes-

lassventile getestet, ohne das es zu einem tat-

amt für Umwelt BAFU, die Kantone Aargau, Basel-

sächlichen Verfahren der Steuerstäbe kommt.

Stadt und Basel-Landschaft sowie das Landratsamt

Die Vorgaben der Technischen Spezifikation

Waldshut. Der Biozideinsatz wurde zunächst bis

wurden eingehalten. Die Ursache für die Fehl-

März 2013 befristet und im Verlaufe des Jahres

funktion des Einlassventils wird im Revisionsstill-

zweimal verlängert. Angesichts der nicht optima-

stand 2014 untersucht. Im Zuge der Ursachen-

len Wirksamkeit wurde beschlossen, das Verfahren

analyse wurden Mängel bei der Instandhaltung

durch eine effizientere und umweltfreundlichere

der Einlassventile festgestellt, die jedoch in kei-

Methode zu ersetzen.

nem ursächlichen Zusammenhang mit dem Vor-

Im Dezember 2013 hat das ENSI, ebenfalls unter

kommnis stehen.

Einbezug der genannten Fachstellen, die Freigabe

Aufgrund einer automatischen Alarmmeldung

zum versuchsweisen Einsatz von Chlordioxid zur

im Hauptkommandoraum wurde am 28. No-

Desinfektion des KKL-Hauptkühlwassers bis zur

vember 2013 festgestellt, dass im Notstand-

Jahreshauptrevision im August 2014 erteilt. Das

system ein Speisegerät in einem Steuerschrank

Chlordioxid wird dabei vor Ort erzeugt. Über das

ausgefallen war. Die betroffene Division des

weitere Vorgehen wird aufgrund der Versuchser-

Notstandsystems wurde konservativ als Ganzes

gebnisse entschieden.

für nicht verfügbar erklärt. Ursache war der Ausfall einer Sicherung in einer Spannungsüberwachungsbaugruppe. Da sich dieser Bau-

4.3 Anlagetechnik 2013

gruppentyp mit nur zwei Ausfällen in 30 Jahren bei gut 100 eingesetzten Geräten als sehr

4.3.1 Revisionsarbeiten

zuverlässig erwiesen hat, ist von einem zufälligen Einzelfehler auszugehen. Es gibt keine

Während des Revisionsstillstands in der Zeit vom

Anzeichen für eine echte Auslösung der Siche-

2. September bis 27. September 2013 wurden ge-

rung durch zu hohen Strom. Die betroffene

plante Instandhaltungsarbeiten wie Inspektionen

Baugruppe wurde innerhalb der von der Tech-

an mechanischen und elektrischen Einrichtungen,

nischen Spezifikation gesetzten Frist aus-

zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen sowie wie-

getauscht. Die Funktionsbereitschaft des Not-

derkehrende Funktionsprüfungen und Begehun-

standsystems war durch die redundante Division

gen an Komponenten und Systemen durchgeführt.

jederzeit gewährleistet.

Nachfolgend werden davon einige der sicherheits-

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

technisch wichtigen erläutert:

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

Mehrere Stutzen am Reaktordruckbehälter wur-

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

den mechanisiert mit Ultraschall und Wirbel-

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

strom geprüft. Dabei ergaben sich keine unzu-

Tabelle 4.

lässigen Befunde. Die jährliche visuelle Prüfung der Einbauten im

Legionellen

Reaktordruckbehälter wurde gemäss Prüfvor-

Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im

schrift durchgeführt. Dabei wurde auch der oben

Herbst 2010 Bakterien des Typs legionella pneu-

erwähnte Fremdkörper in einer Strahlpumpe

mophila festgestellt. Die Werte im Wasser der

gefunden und geborgen. An der betroffenen

XL%`=;A_=K??+ `K'+E 7#+-+A%C`= ;_ -#+ HJJ JJJ

Strahlpumpe wurden keine Beschädigungen

koloniebildende Einheiten pro Liter Wasser. Legio-

festgestellt.

nellen sind die Verursacher der unter Umständen

An 21 Durchdringungen und 22 Isolationsarma-

tödlichen Legionärskrankheit. In regelmässigen Ab-

turen des Containments wurden Dichtigkeits-

ständen wurden die Mitarbeitenden des KKL über

prüfungen durchgeführt. Die Anforderungen der

den Zustand des Hauptkühlwassers und über die

Technischen Spezifikation wurden erfüllt. Das

notwendigen Schutzmassnahmen informiert.

KKL unterzog 50 Sicherheitsventile einer Funk-

Bereits im Jahre 2012 hatte das ENSI, gestützt auf

tionsprüfung. Wo nötig wurden die Armaturen

die Beurteilungen der jeweils zuständigen Fachbe-

revidiert.

64

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Im Revisionsstillstand 2013 wurden zahlreiche An-

neben ist ein Bürogebäude im Bau, welches auch

lageänderungen vorgenommen:

ein neues Personalrestaurant beinhaltet.

Zur Überwachung der Umwälzpumpen während des Betriebs hat das KKL drei strahlenbeständige Videokameras installiert.

4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

Die Steuerungs- und Umschaltlogiken im Bereich der Hilfsdampfumformer, der Vorwärmer-

Im Verlauf des 29. Zyklus (2012/2013) liessen Akti-

Kondensatpumpen und des Steuerflüssigkeits-

vitätsfreisetzungen im Primärkreislauf eindeutig

systems im Maschinenhaus wurden verbessert.

auf einen Brennelementschaden schliessen. Mittels

Im Hauptkommandoraum sowie im Simulator

Teleskop-Sipping während der Jahreshauptrevision

wurde eine Grossbildanzeige mit drei Bildschir-

2013 wurde ein Brennelement des Typs SVEA-96

men für das Anlageinformationssystem instal-

Optima2 mit zwei Standzeiten als defekt identifi-

liert und so die Visualisierung der Anlagepara-

ziert. Beim weiteren Vollkern-Sipping wurden zwei

meter verbessert.

weitere Defekte gefunden. Betroffen waren ein

Im Hinblick auf die Installation der störfallfesten

weiteres Brennelement dieses Typs sowie ein

Instrumentierung in den Brennelementbecken

Brennelement des Typs AREVA 10XM mit jeweils

zur Überwachung von Füllstand und Tempera-

fünf Standzeiten.

tur fanden Vorbereitungsarbeiten statt.

Die Klärung der Ursachen war Ende 2013 noch

Zwei Anlagen der unterbrechungsfreien Strom-

nicht abgeschlossen. Die bisherigen Untersuchun-

versorgung (USV) wurden alterungsbedingt er-

gen lieferten keinen Hinweis auf eine systemati-

setzt.

sche Ursache für die Brennelementschäden, wo-

Verschiedene nicht mehr lieferbare Signalum-

von sich das ENSI im Rahmen einer Inspektion

former wurden durch solche eines anderen Her-

überzeugt hatte. Die defekten Brennelemente ka-

stellers ersetzt.

men im 30. Zyklus nicht zum Einsatz.

Die Schreiber in den Notsteuerstellen wurden

Für den 30. Zyklus wurden insgesamt 100 frische

durch papierlose Geräte ersetzt. Die Schreiber

Brennelemente des Typs SVEA-96 Optima2 und

im Hauptkommandoraum wurden durch neue

acht frische Vorläuferbrennelemente des Typs

Zuordnungen von Messwerten und Einbauorte

ATRIUM 11 eingesetzt. Ausserdem wurden 13 Ori-

ergonomisch optimiert.

ginal-Equipment-Steuerstäbe durch frische Steuer-

An zwei der drei Speisewasserpumpen wurden

stäbe des Typs CR82M-1 ersetzt. Der Reaktorkern

die Hauptpumpenwellen und die Laufräder vor-

besteht aktuell aus 323 ATRIUM-10XM-, 309

beugend durch solche mit besserer Verschleiss-

SVEA-96-Optima2-, acht SVEA-96-Optima3- und

festigkeit ersetzt. Gleichzeitig wurden neu

acht ATRIUM-11-Brennelementen. Das ENSI hat

diamantbeschichtete Gleitringdichtungen ein-

sich davon überzeugt, dass das KKL nur frische

gesetzt. Bereits im Jahr 2011 war in einer Spei-

Brennelemente einsetzt, die den Qualitätsanforde-

sewasserpumpe versuchsweise eine diamant-

rungen für einen sicheren Betrieb entsprechen.

beschichtete Gleitrichtung eingebaut worden.

Im Jahr 2013 lagen die Schwerpunkte der Brenn-

Aufgrund der guten Betriebserfahrung, die eine

elementinspektionen auf dem Zustand von Brenn-

längere Einsatzdauer zeigt, wurden 2013 die

elementen der Typen SVEA-96 Optima2 und

anderen Pumpen nachgerüstet.

Optima3 sowie auf der Verteilung der Kastenver-

Im Kühlturm wurden eine zusätzlichen Feuer-

biegungen. Die gemessenen Werte für Brennstab-

löschleitung und ein zusätzlicher Notausstieg

wachstum, Kastenwachstum und Kastenverbie-

installiert, sowie die Absperrklappen der Win-

gung lagen im Auslegungsbereich. In Bezug auf

terringleitung mit elektrischen Antrieben aus-

Crud- und Oxid-Abplatzungen ergaben sich keine

gestattet.

Besonderheiten. Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern aus-

4.3.2 Anlageänderungen

legungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrieben worden. Die Ergebnisse der reaktor-

Die Bauarbeiten an der neuen Aktivlagerhalle für

physikalischen Messungen stimmten gut mit

kontaminierte Grosskomponenten wurden fortge-

den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnun-

setzt. Das Gebäude für die Frequenzumrichter der

gen überein. Es kam zu keiner Überschreitung von

geplanten neuen Reaktorumwälzpumpen wurde

thermischen Betriebsgrenzwerten.

im Berichtsjahr zum grossen Teil fertiggestellt. Da-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

65


Kommandoraum. Foto: KKL.

4.4 Strahlenschutz

Ventile zur Sekundäranlage konnte der Übertrag von Iod ins Maschinenhaus deutlich begrenzt wer-

Schutz des Personals

den.

Die während des Kalenderjahrs 2013 im KKL akku-

Trotz dieser Massnahmen wurden in der Sekundär-

_;`#+A=+ XC``+a=#9-C?#? I+=A;' H.&$ 6+A?MN_39M :#+

anlage neue Hot Spots entdeckt und punktuell hö-

höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug

here Dosisleistungen gemessen. Das KKL reagierte

8,9 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem

darauf mit Absperrungen und Kennzeichnung die-

Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte

ser Stellen und anschliessender Bergung bezie-

Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden weder

hungsweise Spülung. Es hat sich vorgenommen, in

Personenkontaminationen, die nicht mit her-

den kommenden Jahren mit gezielten Massnah-

kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten,

men Hot Spots zu vermeiden. Im Übrigen waren

noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge-

die radiologischen Arbeitsbedingungen während

mäss Dosimetrieverordnung festgestellt.

des Revisionsstillstands in der kontrollierten Zone

Die Dosisprognose für die gesamte Revision hatte

gut.

752 Pers.-mSv ergeben, tatsächlich gemessen wur-

Die Dosisleistungen an den Rezirkulationsschleifen

den 797 Pers.-mSv.

waren im Mittel gegenüber dem Vorjahr um 10%

Die Abgas- und Reaktorwasseranalysen vor der Re-

auf 1,62 mSv/h angestiegen. Ein solcher Anstieg

vision ergaben Hinweise auf Brennelement-Hüll-

war aufgrund der vor wenigen Jahren eingeführ-

rohrdefekte. Die daraufhin von KKL getroffenen

ten OLNC und der Co-60-Konzentration im Reak-

Massnahmen umfassten unter anderem eine lo-

torwasser während des Leistungsbetriebs erwartet

kale Leistungsreduktion, damit im betroffenen

worden und wurde in der Strahlenschutzplanung

Brennelement die Ausweitung des Primärschadens

berücksichtigt.

gehemmt und die Wahrscheinlichkeit für Sekun-

Trotz der Brennelementschäden sowie einigen we-

därschäden reduziert wird. Zudem hatte sich das

nigen ausserplanmässigen Arbeiten lag die tatsäch-

KKL entschieden, dieselbe Abfahrprozedur wie im

liche Dosis innerhalb der Planungsgenauigkeit von

Jahr 2012 anzuwenden. Hierbei wurde die Wasser-

± 10%. Die Kollektivdosisplanungen der einzelnen

stoffeinspeisung parallel zur Leistung herunterge-

Jobs sind in vielen Fällen sehr gut ausgefallen. Es

fahren und 10 Stunden vor Abschalten des Reak-

wurden oft nur geringe Abweichungen von den ge-

tors beendet. Durch frühzeitiges Schliessen der

planten Werten festgestellt. Beispielsweise sah die

66

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Strahlenschutzplanung für die Prüfung der Misch-

wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben

nähte an den RDB-N3-Stutzen 55 Pers.-mSv vor.

zur radiologischen Situation innerhalb und ausser-

Tatsächlich wurden 52 Pers.-mSv akkumuliert. Der

halb des KKL wird auf den Strahlenschutzbericht

Einsatz von Funkdosimetern bei Taucherarbeiten in

2013 des ENSI verwiesen.

der Druckabbaukammer sowie beim Austausch von Steuerstabantrieben hat sich positiv auf die radiolo-

4.5 Radioaktive Abfälle

gische Überwachung der Arbeiten ausgewirkt. Das ENSI stellte bei mehreren angemeldeten und

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig

unangemeldeten Inspektionen fest, dass im KKL

aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

ein konsequenter und gesetzeskonformer Strah-

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Kern-

lenschutz praktiziert wird.

komponenten an. Weitere Abfälle stammen aus

Mit Verfügung vom 19. September 2013 hat das

dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-

ENSI die Personendosimetriestelle des KKL für wei-

tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und

tere fünf Jahre anerkannt.

den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

8) war im Berichtsjahr mit 41 m3 niedriger als im

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgeleg-

Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen

ten Grenzwerte. Dies gilt auch für die radioaktiven

Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau.

Abgaben mit dem Abwasser ohne Tritium. Die Tri-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

tium-Abgaben des KKL betrugen rund 7% des

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

Jahresgrenzwertes. Die quartalsweise vom ENSI

zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen un-

durchgeführten Kontrollmessungen von Abwas-

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

serproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

Übereinstimmung mit den vom KKL gemeldeten

wahrt. Ihr Bestand ist mit 16 m3 gering. Brennbare

Analyseergebnissen. Aus den tatsächlich über die

und weitere Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für

Abluft und das Abwasser abgegebenen radioakti-

die Behandlung in der Plasma-Anlage der Zwilag

ven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für

bereitgestellt und dorthin transportiert.

Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die

des KKL unter konservativen, d. h. ungünstigen

Zementierung von Harzen und Konzentraten zum

Annahmen. Die Dosen betrugen rund 0,003 mSv

Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen

für Erwachsene, 0,004 mSv für Zehnjährige und

die gemäss Kernenergieverordnung und Richtlinie

0,007 mSv für Kleinkinder und liegen damit deut-

ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typenge-

lich unterhalb des quellenbezogenen Dosisricht-

nehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden ver-

werts von 0,3 mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-

brauchte Harze und Konzentrate in zwei Kampag-

G15. Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI

nen zementiert.

betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge-

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb

mässig im werkseigenen Zwischenlager eingela-

der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines

gert. Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der

Siedewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch

Zwilag. Bei der jährlichen Inspektion des Lager-

Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen-

gutes wurden keine meldepflichtigen Befunde

haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter,

gemäss den Kriterien der Richtlinie ENSI-B03 fest-

die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks-

gestellt. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in

areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres-

einem von allen schweizerischen Kernanlagen

höchstwert von 1,5 mSv eine leichte Erhöhung

eingesetzten elektronischen Buchführungssystem

gegenüber dem Vorjahr(1,2 mSv). Bei den quar-

erfasst, so dass die Information über Menge, La-

talsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

gerort und radiologische Eigenschaften jederzeit

Messungen an der Umzäunung des KKL wurden

verfügbar ist.

keine signifikanten Veränderungen festgestellt.

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der ra-

Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-

dioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKL

Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals

wurden im Berichtsjahr insgesamt 47 t Material

von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-

gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 frei-

räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

gemessen.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

67


Informationen zu Wiederaufarbeitungsabfällen und

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

zur Entsorgung abgebrannter Brennelemente fin-

B11 bestätigt wurde.

den sich gesamthaft für alle Werke im Kapitel 8.

4.6 Notfallbereitschaft

4.7 Personal und Organisation Im Berichtsjahr hat das KKL den Personalbestand

Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewälti-

weiter leicht auf 549 Personen erhöht (Ende 2012:

gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

541), was mit dem Personalbedarf für laufende

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

und geplante Projekte sowie mit den Einarbei-

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtun-

tungszeiten neuer Mitarbeiter und dem Know-

gen zusammen mit einer entsprechenden Ausle-

how-Transfer zusammenhängt. Zum 1. Januar 2013

gung der Anlage hat das KKL die Notfallbereit-

wurde die Abteilung Elektrotechnik reorganisiert.

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

Das ENSI hat sich im Rahmen seiner Aufsicht davon

Das ENSI hat im November 2013 anlässlich der

überzeugt, dass diese Reorganisation den Anfor-

Gesamtnotfallübung ODYSSEUS die Notfallorga-

derungen der Richtlinie ENSI-G07 genügt.

nisation beobachtet und beurteilt. Es wurde ein

Das Managementsystem des KKL besitzt eine gül-

auslegungsüberschreitendes Erdbeben unterstellt.

tige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO

Die Kernkühlung konnte in der ersten Phase von

9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der

6 Stunden noch gewährleistet werden. Durch ein

Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-

weiteres auslegungsüberschreitendes Nachbeben

sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen

kam es zu einem vollständigen Verlust der Kern-

die Anforderungen.

und Containmentkühlung. Das Erreichen der

Im Berichtsjahr bestanden sieben Reaktoropera-

Kernoberkante mit der Gefahr eines Kernschadens

teur-Anwärter des KKL die Abschlussprüfung der

führte zur Auslösung des Kriteriums «RABE WAR-

kerntechnischen Grundlagenausbildung an der

NUNG». Die Abdeckung des Reaktorkerns führte

Reaktorschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung

zu einem Brennstoffschaden und bei Eintritt des

für die weitere Ausbildung und spätere Zulas-

Kernschmelzvorgangs wurde das Kriterium «RABE

sungsprüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbil-

ALLGEMEINER ALARM» erreicht. Der Druckanstieg

dung vermittelt die erforderlichen theoretischen

im Primärcontainment führte rund 6 Stunden nach

Kenntnisse auf den Gebieten der thermischen

dem Verlust der Kernkühlung zum Ansprechen der

Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik

Berstscheibe des gefilterten Druckentlastungs-

und Strahlenschutz.

systems. Aufgrund einer Leckstelle vor der Filteran-

Acht Reaktoroperateure, sieben Schichtchefs und

lage kam es zu einer ungefilterten Abgabe an die

ein Pikettingenieur des KKL legten im Berichtsjahr

Umgebung. Durch Accident-Management-Mass-

ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulas-

nahmen mit Ausrüstungen aus dem externen La-

sungsprüfungen bestehen aus einem theoreti-

ger Reitnau konnte der Reaktorkern wieder ge-

schen und einem praktischen Teil. Im theoretischen

kühlt und das Schmelzen beendet werden. Das

Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kennt-

KKL und das ENSI haben Optimierungsmöglichkei-

nisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und

ten bei der Übermittlung von Anlageparametern

zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der

bei Unverfügbarkeit der automatischen Daten-

praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator

übertragung und beim Informationsfluss von und

und besteht in einer Demonstration der Anwen-

zum externen Lager Reitnau identifiziert.

dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-

Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das

pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zu-

ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der

sammengestellt.

Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKL ver-

Das ENSI hat eine Inspektion zur Umsetzung des

fügt über eine zur Beherrschung von Störfällen ge-

Ausbildungsprogramms 2012 und der Planung des

eignete Notfallorganisation.

Ausbildungsprogramms 2013 der Abteilung Be-

Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-

trieb durchgeführt. Gegenstand waren die anla-

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

genspezifische Grundausbildung, die Wiederho-

Stellen betriebsbereit sind.

lungsschulung am Simulator, die allgemeine

Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen

Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

und Neuerungen. Ferner wurde im Rahmen der In-

68

ENSI Aufsichtsbericht 2013


spektion das Dokumentationskonzept der Ausbil-

hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

dung des nicht zulassungspflichtigen Personals so-

tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei-

wie die Ausbildung des Fremdpersonals auf

chung) und höher gehören. Die aufgeführten

Einhaltung der Vorgaben der VAPK und der Richtli-

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 4.1 bis 4.7

nie ENSI-B10 überprüft. Das Ausbildungspro-

ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-

gramm erfüllt die Anforderungen der Richtlinie

verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar-

ENSI-B10.

rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Das fehlerhafte Schliessen eines Umwälzregelventils führte zu einer zu grossen Durchflussab-

Das ENSI hatte im Zusammenhang mit der im Jahre

weichung zwischen den beiden Umwälzkreis-

2006 eingereichten Periodischen Sicherheitsüber-

läufen.

prüfung eine Reihe von Forderungen erhoben. Der

Ein Montagefehler an einer Speisewasser-

grösste Teil der Forderungen wurde inzwischen er-

Rückschlagarmatur führte zu einem Fremd-

füllt. Im Kapitel 10 sind die Arbeiten aufgeführt,

körpereintrag in den Reaktorkühlkreislauf und

welche im Bereich der PSA durchgeführt wurden.

dadurch zur teilweisen Verstopfung einer Strahlpumpe.

4.9 Sicherheitsbewertung 4.9.1 Detaillierte Bewertung

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Bei einer Funktionsprüfung öffnete ein Einlassventil für die Ansteuerung eines Steuerstabes

Im Jahr 2013 beurteilte das ENSI mit dem im An-

nicht, wodurch dieser Steuerstab für die Schnell-

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebe-

abschaltfunktion als nicht verfügbar galt.

nen System sämtliche Inspektionsgegenstände, Er-

Der Ausfall eines Speisegeräts führte dazu, dass

gebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

eine Division des Notstandsystems als nicht ver-

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikato-

fügbar galt.

ren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:

Ebene 4, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Wegen eines fehlerhaften Schalters war eine Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems unverfügbar.

Integrität des Containments, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Aufgrund der fehlerhaften Sollwerteinstellung an zwei Regelarmaturen und verschiedener kleinerer Undichtigkeiten wies das Sekundärcontainment nach Instandhaltungsarbeiten nicht die geforderte Dichtheit auf. Infolge eines nicht ordnungsgemäss eingerasteten Schliessbolzens öffnete beim Abfahren der Anlage zum Revisionsstillstand eine ÜberdruckSicherheitsbewertung 2013 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

sicherung des Dampftunnels, wodurch das Sekundärcontainment nicht mehr die geforderte Dichtheit aufwies.

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

ENSI Aufsichtsbericht 2013

69


Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Durchflussabweichung zwischen den beiden Umwälzkreisläufen, die

Der unter Ebene 3 genannte Fehler eines Ein-

teilweise Verstopfung einer Strahlpumpe, die

lassventils für die Ansteuerung eines Steuersta-

Nichtverfügbarkeit eines Steuerstabs für die

bes führte zu einer geringfügigen Risikoerhö-

Schnellabschaltfunktion und die dadurch be-

hung (ICCDP zwischen 10 und 10 ).

dingte Risikoerhöhung, die Nichtverfügbarkeit

-8

-6

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

einer Division des Notstandsystems sowie die

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

Nichtverfügbarkeit einer Boreinspeisepumpe

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

des Vergiftungssystems als Abweichungen mit

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

einer geringen Bedeutung für die nukleare Si-

folgt aus:

cherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit Sicherheitsbewertung 2013 KKL: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

vollumfänglich gewährleistet.

4.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer Anlagen desselben Typs übertreffen und die nach dem Unfall von Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die grosse Robustheit der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als hoch.

Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.

70

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Zentrales Zwischenlager der Zwilag in Würenlingen. Foto: ENSI.

5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischen-

beitung, das Lagergebäude für mittelaktive Abfälle

lager Würenlingen AG (Zwilag) umfasst mehrere

(MAA-Lager) und die Lagerhalle für schwach- und

Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan-

mittelaktive Abfälle (SAA-Lager). Zum Zwischenla-

lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzanlage

ger gehören auch das Empfangsgebäude und die

(Plasma-Anlage).

heisse Zelle. Im Berichtsjahr hat im HAA-Lager keine Einlagerung

5.1 Zwischenlagergebäude

von Transport- und Lagerbehältern (TL-Behälter) mit abgebrannten Brennelementen oder hochaktiven verglasten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung

Die Zwischenlagergebäude der Zwilag dienen der

stattgefunden. Der Lagerbestand im HAA-Lager hat

Lagerung von abgebrannten Brennelementen und

sich somit gegenüber den Vorjahren nicht verän-

radioaktiven Abfällen aller Kategorien über meh-

dert. Er betrug 40 TL-Behälter, davon 5 CASTOR®-

rere Jahrzehnte bis zu deren Einlagerung in ein

und 6 TN-Behälter mit insgesamt 308 Glaskokillen

geologisches Tiefenlager. Die Lagergebäude um-

aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen

fassen die Behälterlagerhalle (HAA-Lager) für

bei AREVA NC (La Hague), 28 TN-Behälter mit ins-

abgebrannte Brennelemente und verglaste hoch-

gesamt 2039 abgebrannten Brennelementen aus

aktive Abfälle (Glaskokillen) aus der Wiederaufar-

dem Betrieb der KKW sowie 1 CASTOR®-Behälter

ENSI Aufsichtsbericht 2013

71


mit den Brennelementen aus dem stillgelegten For-

Das Hochregallager der Konditionierungsanlage

schungsreaktor DIORIT des Paul Scherrer Instituts

wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt. Zu

(PSI). Die Belegung des HAA-Lagers beträgt per

einem späteren Zeitpunkt werden diese ins Hoch-

Ende 2013 rund 20%. Neben den erwähnten TL-

regallager der Plasma-Anlage transferiert und von

Behältern mit abgebrannten Brennelementen und

dort der Verarbeitung zugeführt.

Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle

Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht

seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter

als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt

mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver-

in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können,

suchsatomkraftwerk Lucens.

wurden im Bereich der Konditionierung unter-

Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr konditio-

schiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen.

nierte Gebinde eingelagert. Ende 2013 betrug der

Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als in-

Bestand im MAA-Lager 6828 Gebinde in Lagerge-

aktives Material freizumessen und den verbleiben-

stellen, was einem Belegungsgrad von rund 25%

den radioaktiven Abfall in eine konditionierte

entspricht. Das SAA-Lager wird entsprechend dem

Form zu überführen, die den Anforderungen der

Nutzungskonzept der Zwilag bis auf weiteres als

Richtlinie ENSI-B05 entspricht. Im ZZL wurden im

konventionelles Lager für nicht radioaktive Aus-

Berichtsjahr insgesamt 62,5 t Material gemäss den

rüstungen und Materialien genutzt. Demzufolge

Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 als inaktiv freige-

bleibt der maschinentechnische Ausbau auf die für

messen.

diese Nutzung erforderlichen Einrichtungen be-

Neben den angelieferten Abfällen wurden auch

schränkt.

Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie der Konditionierungsanlage und der Plasma-An-

5.2 Konditionierungsanlage Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung

lage konditioniert.

5.3 Plasma-Anlage

von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radio-

Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und

aktiven Abfällen aus der Sammelstelle des Bundes

schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr

(Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), so-

hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenmatrix

fern diese keine Alphastrahler enthalten.

ohne organische Stoffanteile zu überführen. Dieses

Fässer mit konditionierten Abfällen. Foto: Zwilag.

72

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Transport- und Lagerbehälter beim Umladen im Zwischenlager. Foto: Zwilag.

Produkt stellt nach entsprechender Verpackung eine zwischen- und endlagerfähige Abfallform dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. Aufgrund der hohen Produktivität der Plasma-Anlage in den vergangenen Kampagnen sowie der insgesamt geringen Abfallproduktion der Schweizerischen Kernanlagen wurde im Berichtszeitraum nur eine Verbrennungskampagne durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig, was sich in der vorschriftsgemässen Verarbeitung von 634 Abfallfässern und 3 Fässern mit aktivem Flüssigabfall zu 159 konditionierten Gebinden ausdrückt.

5.4 Strahlenschutz Im ZZL wurde 2013 eine Kollektivdosis von 15,7 Pers.-mSv akkumuliert. Der geschätzte Wert von 26,6 Pers.-mSv wurde dank guter administrativer und technischer Strahlenschutzmassnahmen deutlich unterschritten. Die höchste registrierte Einzeldosis betrug 1,6 mSv. Im Berichtsjahr wurden

ausserhalb des Betriebsareals von 1 mSv pro Jahr

weder Personenkontaminationen, die nicht mit

für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv

einfachen Mitteln entfernt werden konnten, noch

pro Jahr für andere Bereiche wurden somit in je-

Inkorporationen festgestellt. Die durch den Strah-

dem Fall eingehalten.

lenschutz regelmässig erhobenen Proben zeigten

Die Tätigkeiten in den Anlagen der Zwilag wurden

weder auf den Oberflächen noch in der Atemluft

unter Einhaltung der gesetzlichen und internen

Hinweise auf unzulässige Kontaminationen.

Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die Ergeb-

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und das

nisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass im ZZL

Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der Be-

ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlen-

triebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die

schutz angewendet wird. Für detailliertere Anga-

quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-

ben zur radiologischen Situation innerhalb und

messungen von Abwasserproben und Aerosolfil-

ausserhalb des gemeinsamen Standortes von PSI

tern bestätigten die von der Zwilag gemeldeten

und Zwilag wird auf den Strahlenschutzbericht

Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben un-

2013 des ENSI verwiesen.

ter ungünstigen Annahmen berechnete Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung der Zwilag lagen mit weniger als

5.5 Notfallbereitschaft

0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder deutlich unterhalb des quellenbezogenen

Die Notfallorganisation der Zwilag ist für die Be-

Dosisrichtwerts von 0,05 mSv. Die Zwilag und das

wältigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

PSI teilen einen gemeinsamen Standort. Die Umge-

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation

bungsüberwachung für den gesamten Standort

und geeigneten Führungsprozessen zusammen

mittels Thermolumineszenz-Dosimetern (TLD) wird

mit einer entsprechenden Auslegung der Anlagen

vom PSI durchgeführt. Die TLD in der Umgebung

hat die Zwilag die Notfallbereitschaft auf hohem

und am Arealzaun des zentralen Zwischenlagers

Niveau sicherzustellen.

der Zwilag zeigten keine dem Betrieb der beiden

Das ENSI hat im Juni an der Werksnotfallübung

Anlagen zuzuschreibende Erhöhung gegenüber

SKIRON die Notfallorganisation beobachtet und

der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Ab-

beurteilt. Zu Übungszwecken wurde dabei ange-

satz 3 der Strahlenschutzverordnung anzuwen-

nommen, dass ein Ereignis im KKB (Kühlmittel-

denden Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung

verluststörfall) das Aufbieten des Notfallstabes der

ENSI Aufsichtsbericht 2013

73


Teilansicht der Plasma-Anlage. Foto: Zwilag.

Zwilag erfordert. Dadurch wurden die mit der

Das Managementsystem der Zwilag besitzt eine

Übung ebenfalls angenommenen betrieblichen

gültige Zertifizierung gemäss der Norm DIN EN ISO

Tätigkeiten (laufende Bleischmelzkampagne, eine

9001:2008. Das ENSI führte eine Inspektion der

Verbrennungskampagne im Plasmaofen und ein

Regelungen im Managementsystem zur Qualitäts-

Gefahrguttransport der Klasse 7 vom KKM ins

sicherung von Dokumenten durch. Diese erfüllen

Zwilag) gestört. Zusätzlich wurde für das Übungs-

die Anforderungen.

szenario ein Brand von eingelagerten Filtern angenommen. Die Zwilag identifizierte Optimierungspotenzial bei der Stabsarbeit, der Bilanzierung von

5.7 Vorkommnisse

anwesenden Personen auf dem Gelände sowie der Eingliederung der Betriebswache in den Notfall-

Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen

stab.

Sicherheit keine meldepflichtigen Vorkommnisse

Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das

(gemäss Richtlinie ENSI-B03) zu verzeichnen.

ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Die Zwilag verfügt über eine zur Beherrschung von Störfällen

5.8 Gesamtbeurteilung

geeignete Notfallorganisation. Ferner löste das ENSI in der Zwilag ohne Voranmel-

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Zwilag die

dung einen Übungsalarm aus, bei welchem die

verschiedenen Anlagen des zentralen Zwischen-

Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs gemäss Richt-

lagers im Jahr 2013 sicher betrieben und dabei

linie ENSI-B11 bestätigt wurde.

jederzeit die bewilligten Betriebsbedingungen eingehalten hat. Das Managementsystem, die Quali-

5.6 Personal und Organisation

fikation und die Kapazität des Personals sowie der Zustand der verschiedenen Anlagen stellen ein hohes Mass an Qualität und Zuverlässigkeit sicher.

Im Berichtsjahr hat sich der Personalbestand der Zwilag mit 73 Personen gegenüber dem Vorjahr (2012: 73) nicht verändert. Die Zwilag hat in 2013 keine grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen.

74

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Paul Scherrer Institut PSI (vorne links und Mitte rechts) mit Zwilag (Mitte rechts). Foto: ENSI.

6. Paul Scherrer Institut (PSI) Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs-

Hinsichtlich der nuklearen Sicherheit waren zwei

institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Vorkommnisse zu verzeichnen, welche dem ENSI

Zusammen mit in- und ausländischen Hochschu-

gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemeldet wurden. Sie

len, Instituten, Kliniken und Industriebetrieben

waren von geringer sicherheitstechnischer Bedeu-

arbeitet es in den Bereichen Mensch und Gesund-

tung und werden im Kapitel 6.7 erörtert.

heit, Materie und Material sowie Energie und

Weil sich bei langfristigen Projekten des PSI Verzö-

Umwelt. Zudem betreibt das PSI das Bundeszwi-

gerungen ergaben und Gesuchsunterlagen teil-

schenlager, welches der Zwischenlagerung radio-

weise unvollständig waren, wurden durch das ENSI

aktiver Abfälle aus der schweizerischen Medizin,

verschiedene Forderungen und Verfügungen er-

Forschung und Industrie dient.

lassen. Zudem wurden Massnahmen im Bereich

Das Hotlabor, die Anlagen für die Behandlung und

Personal und Organisation veranlasst. Sie werden

Lagerung radioaktiver Abfälle sowie die sich in Nach-

in Kapitel 6.6 erläutert.

betrieb oder Stilllegung befindlichen Forschungsreaktoren PROTEUS, SAPHIR und DIORIT sind Kernanlagen und werden durch das ENSI beaufsichtigt.

6.1 Hotlabor

Durch den Betrieb der Kernanlagen des PSI gab es keine nennenswerten radiologischen Auswirkun-

Im Hotlabor werden hochradioaktive Substanzen ge-

gen auf die Umwelt und Bevölkerung; der Schutz

handhabt. Die Abteilung Hotlabor, das Forschungs-

von Mensch und Umwelt war im Berichtsjahr ge-

labor für nukleare Materialien und die Target-Ent-

währleistet.

wicklungsgruppe untersuchen unter anderem in

ENSI Aufsichtsbericht 2013

75


Reaktoren oder Beschleunigern stark bestrahlte

6.2 Kernanlagen in Stilllegung

Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit unterschiedlichen makro- und mikroskopischen Methoden. Das

In der Schweiz befinden sich derzeit vier Kernanla-

PSI-Labor für Endlagersicherheit benutzt das Hotla-

gen in unterschiedlichen Phasen des Nachbetriebs

bor für wissenschaftliche Untersuchungen des Trans-

oder der Stilllegung. Sämtliche dieser endgültig

portverhaltens von Radionukliden in Gesteinen.

ausser Betrieb genommenen Anlagen befinden

Im Berichtsjahr wurden im Hotlabor nach Ab-

sich am PSI. Dabei handelt es sich um die ehema-

schluss der entsprechenden Untersuchungen die

ligen Forschungsreaktoren SAPHIR, DIORIT und

restlichen MEGAPIE-Abfälle konditioniert und die

PROTEUS sowie um die ehemalige Versuchsver-

KKG-Brennstabsegmente verpackt und für die

brennungsanlage (VVA).

Rückführung zum Werk bereitgestellt. Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung ra-

6.2.1 SAPHIR

dioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heissen Zellen. Darunter fallen insbesondere flüssige Ab-

Im ehemaligen Forschungsreaktor SAPHIR finden

fälle, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen und

mit Ausnahme von Ausbildungstätigkeiten keine

Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte

weiteren Tätigkeiten statt. Der Rückbau des Reak-

enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radio-

torbeckens und der biologischen Abschirmung ist

aktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox-3-Anlage

seit längerer Zeit abgeschlossen. Im Vergleich zum

entwickelt und konstruiert. Nach erfolgter Nach-

Vorjahr präsentiert sich die Anlage unverändert.

rüstung und Freigabe durch das ENSI erfolgte im

Der planmässige, mit dem vollständigen Abbruch

Berichtsjahr im Rahmen der Typenprüfung die Ver-

der Kernanlage und der Entlassung aus der Kern-

arbeitung der ersten zwei Chargen.

energiegesetzgebung endende Abschluss der Still-

Im Jahr 2013 wurden insgesamt rund 10,3 t Mate-

legung kann zurzeit nicht realisiert werden, weil

rial aus dem Hotlabor gemäss den Vorgaben der

sich noch Kernbrennstoff auf der Anlage befindet.

Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. Der grösste Teil

Vor diesem Hintergrund wurde durch das ENSI eine

dieses Materials stammte aus diversen Nachrüs-

neue Sicherheitsbewertung der Anlage durch das

tungen und Umbauarbeiten.

PSI verlangt. Einen Teil der geforderten Nachweise

Das ENSI hatte die Beurteilung der zur Erneuerung

erbrachte das PSI noch im laufenden Berichtsjahr.

der Betriebsbewilligung des Hotlabors eingereichten

Die stillgelegte Anlage unterliegt der betrieblichen

Unterlagen im Jahr 2012 abgeschlossen. Daraus er-

Überwachung und Instandhaltung.

gaben sich 36 Nachforderungen, welche am 25. Juli 2012 an das PSI verfügt wurden. Einen Teil dieser For-

6.2.2 DIORIT

derungen hat das PSI im Berichtsjahr 2013 erfüllt. Forderungen, die bisher noch nicht erfüllt wurden,

Die Rückbauarbeiten des Forschungsreaktors DIORIT

hat das ENSI in seinem Gutachten gegenüber dem

dauerten im Jahr 2013 noch an. Das Fundament

UVEK als konkrete Bewilligungsauflagen vorgeschla-

des biologischen Schilds des Reaktors wurde zu-

gen. Betroffen war davon auch der Nachweis für die

rückgebaut. Insgesamt fielen in der Berichtsperiode

Festigkeit des Hotlabors gegen ein 10‘000-jährliches

im DIORIT rund 14,7 t Tonnen Material an, die ge-

Erdbeben. Da er noch nicht vollständig erbracht wer-

mäss der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen und

den konnte, hat das ENSI im August 2013 die Menge

konventionell entsorgt wurden.

der in den betroffenen Bereichen handhabbaren

Die Gebäude des ehemaligen Forschungsreaktors

Kernmaterialien per Verfügung eingeschränkt. Nach-

sollen erhalten bleiben. Das PSI plant, diese ander-

dem die KNS Ende 2013 ihre Stellungnahme zum

weitig zu nutzen. Zuvor müssen aber noch der

Gutachtenentwurf des ENSI abgegeben hat, wurde

sogenannte Schwarzbereich (ein asbestfaserdicht

dieses fertiggestellt und an das UVEK übergeben.

eingerichteter Arbeitsbereich) aufgehoben, weitere

Übersicht über den Stand der Stilllegung der betroffenen Kernanlagen am PSI.

Name

Erste Kritikalität

Endgültige Ausserbetriebnahme

SAPHIR

30.04.1957

21.06.1994

30.11.2000

DIORIT

15.08.1960

08.07.1977

26.09.1994

PROTEUS

26.01.1968

19.04.2011

ausstehend

21.10.1974 (erste Verbrennung)

19.11.2002

ausstehend

VVA

76

Stilllegungsverfügung Entlassung aus KEG ausgestellt –

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Sanierungen vorgenommen, die restlichen radioaktiven Abfälle entsorgt und die Stilllegung ab-

6.3 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle

geschlossen werden. Ausserdem muss der bewilligungsrechtliche Rahmen für die vom PSI angestrebte

6.3.1 Behandlung radioaktiver Abfälle

weitere Nutzung geklärt werden. Vor diesem Hintergrund hat das ENSI nun per Ende 2014 die Einrei-

Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radio-

chung des Abschlussberichts zur Stilllegung verfügt.

aktive Abfälle aus Medizin, Industrie und For-

Dabei muss das PSI ein verbindliches Konzept für die

schung (MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des

Entsorgung der verbleibenden Stilllegungsabfälle

Bundes sind die im PSI anfallenden radioaktiven

einreichen und die bewilligungsrechtlichen Rahmen-

Abfälle aus den Anwendungen radioaktiver Isotope

bedingungen für die künftig beabsichtigte Nutzung

in Forschungsprojekten, insbesondere bei Brenn-

des DIORIT-Gebäudes berücksichtigen.

stoffuntersuchungen, aus den Beschleunigeranlagen, aus dem Rückbau von Forschungsanlagen so-

6.2.3 PROTEUS

wie aus dem Betrieb der nuklearen Infrastruktur. Dazu gehören Lüftungsfilter und Abfälle aus der

Im Berichtsjahr konnte die Personalsituation in der

Abwasserbehandlung. Alle genannten Abfälle sind

seit April 2011 stillgelegten Reaktoranlage PROTEUS

sowohl chemisch als auch physikalisch unter-

verbessert werden. So konnte das PSI das komplette

schiedlich, so dass vor ihrer Endkonditionierung oft

Inventar an radioaktiven Materialien in der Anlage

eine Triage und Vorbehandlungen notwendig sind.

aufnehmen und damit beginnen, Abfälle freizumes-

Zudem sind unterschiedliche Konditionierungs-

sen und zu entsorgen. Ausserdem hat das PSI die

und Verpackungskonzepte erforderlich, was im

Gesuchsunterlagen für das Stilllegungsprojekt und

Vergleich mit Kernkraftwerken zu einem umfang-

den Nachbetrieb ausgearbeitet. Nach Abklärung

reicheren und sich häufiger ändernden Spektrum

der Zuständigkeiten bei den Bundesbehörden

an Abfallgebindetypen führt.

reichte das PSI die Stilllegungsprojekt-Unterlagen

Im Jahr 2013 wurden insgesamt rund 35,5 m3

schliesslich im Juni 2013 beim Eidgenössischen

Abfälle bei der Bundessammelstelle angeliefert,

Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und

davon 34,0 m3 aus dem PSI und 1,5 m3 aus der

Kommunikation (UVEK) ein. Daraufhin wurde das

jährlichen Sammelaktion des Bundesamts für Ge-

ENSI vom Bundesamt für Energie (BFE) mit der si-

sundheit (BAG).

cherheitstechnischen Prüfung der Unterlagen be-

Zusätzlich wurden 37 vorkonditionierte Stahlzylin-

auftragt. Das ENSI hat die Unterlagen inzwischen

der mit vorwiegend tritiumhaltigen MIF-Abfällen

einer Grobprüfung unterzogen und eine Reihe von

angeliefert. Deren Übertritt in den Aufsichtsbe-

Nachforderungen formuliert, die das PSI bis Ende

reich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der

Juni 2014 erfüllen muss. In diesem Zusammenhang

Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder

muss das PSI auch seine Betriebsdokumentation für

mit flüchtigen Abfällen werden routinemässig in

den Nachbetrieb des stillgelegten Forschungsreak-

der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht ver-

tors überarbeiten und nochmals beim ENSI einrei-

schweisste, prüfpflichtige Versandstücke qualifi-

chen. Insbesondere muss dabei die Weiterverwen-

ziert und werden jährlich bei der Bundessammel-

dung oder Entsorgung des Kernbrennstoffs mit

stelle am PSI abgeliefert.

hoher Priorität vorangetrieben werden.

Zur Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG wurden im Berichtsjahr keine neuen Abfallgebinde

6.2.4 Versuchsverbrennungsanlage

hergestellt oder abgeliefert. Der Bestand betrug per Ende 2013 unverändert 9 Sammelfässer zu

Im Berichtsjahr wurde das im Jahr 2011 vom PSI

200 Liter.

eingereichte Stilllegungsprojekt für die Versuchs-

Im Berichtsjahr hat das PSI 13 Fässer zu 200

verbrennungsanlage (VVA) und sämtliche dazu

Liter mit Pu-haltigen/-kontaminierten Abfällen aus

verfassten Gutachten aufgelegt, wie es das Kern-

dem Hotlabor sowie 4 Beton-Kleincontainer vom

energiegesetz verlangt. Dabei sind keine Einspra-

Typ KC-T12 mit Stilllegungsabfällen aus dem For-

chen eingegangen. Aufgrund der Stellungnahmen

schungsreaktor DIORIT (1 KC-T12) und Abfällen aus

wird das UVEK die Stilllegungsverfügung erlassen.

den Beschleunigeranlagen des PSI-West (3 KC-T12,

Sobald diese vorliegt und die notwendigen vorbe-

wovon 1 KC-T12 mit den Restabfällen aus den

reitenden Arbeiten abgeschlossen sind, kann der

Nachbestrahlungsuntersuchungen des MEGAPIE-

Rückbau der VVA beginnen.

Targets) endkonditioniert.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

77


7,77 m3 Material konnten dekontaminiert und frei-

in den Lagerhallen auf dem Gelände AERA unter-

gemessen werden.

gebracht.

Des Weiteren hat das ENSI die Typengenehmigung

In Zusammenhang mit der temporären Lagerung

von drei neuen Abfallgebindetypen mit operatio-

grösserer Mengen an Kernmaterialien im Betriebs-

nellen Beschleunigerabfällen, vorkonditionierten

gebäude OBGA und deren Konditionierung im Ab-

Spallationstargets, Kollimatoren und Beamdumps

falllabor OALA forderte das ENSI im Berichtsjahr

mit Auflagen erteilt und die Nachdokumentation

2013 die Aktualisierung der Sicherheitsberichte

diverser bislang nicht spezifizierter Abfallgebinde

dieser Anlagen. Dies insbesondere, um die bewil-

(Altlasten) mit Auflagen genehmigt. Die Bearbei-

ligte Alpha-Aktivitätsgrenze abzusichern. Zusätz-

tung weiterer vom PSI eingereichter Typengeneh-

lich hat das ENSI auch verlangt, dass die Weisun-

migungs- und Nachdokumentationsgesuche war

gen zum Umgang mit Kernmaterialien am PSI

per Ende 2013 noch nicht abgeschlossen, da die

aktualisiert werden. Mangels eigener Kapazitäten

Gesuchsunterlagen teilweise nicht den Anforde-

beabsichtigt das PSI die Überarbeitung der Sicher-

rungen des ENSI genügten.

heitsberichte extern in Auftrag zu geben.

6.3.2 Lagerung radioaktiver Abfälle

September 2013 eine überarbeitete, ebenfalls ge-

Für das Bundeszwischenlager reichte das PSI Ende forderte Störfallanalyse beim ENSI ein. Angekündigt Im Bundeszwischenlager (BZL) werden konditio-

wurde durch das PSI zudem die Einreichung eines

nierte Abfälle vorwiegend in 200-Liter-Fässern und

kombinierten Bau- und Betriebsbewilligungsgesu-

Kleincontainern (bis 4,5 m3) eingelagert. Fallweise

ches im Jahr 2014 für einen Erweiterungsbau zum

werden mit spezifischer Zustimmung des ENSI un-

heute zu über 80% gefüllten Bundeszwischenlager.

konditionierte Komponenten in Kleincontainern temporär aufbewahrt, sofern dies dem Optimierungsgebot nach Artikel 6 der Strahlenschutzver-

6.4 Strahlenschutz

ordnung entspricht. In der Berichtsperiode wurden 16 neue endkondi-

Im Jahr 2013 akkumulierten die 1446 beruflich

tionierte 200-Liter-Gebinde, jedoch keine KC-T12-

strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek-

Container in das Bundeszwischenlager BZL einge-

tivdosis von 71,4 Pers.-mSv (2012: 90,2 Pers.-

lagert. Zudem wurden 100 Stahlzylinder aus

mSv). Davon stammen 13,6 Pers.-mSv aus dem

industrieller Fertigung in das BZL eingelagert (La-

Aufsichtsbereich des ENSI (2012: 12,3 Pers.-mSv)

gerung in KC-T12-Container). Ende 2013 war der

bei einer höchsten Individualdosis von 1,3 mSv

mit 200-Liter-Fässern belegte Raum mit 4860

(2012: 1,2 mSv).

Gebinden (16 mehr als im Vorjahr) gefüllt. Das

Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus den

Inventar im BZL-Container-Teil belief sich unver-

Abwassertanks des PSI erhoben und bei der gamma-

ändert auf 86 endkonditionierte KC-T12/30.

spektrometrischen Auswertung festgestellt, dass

In weiteren Hallen des Bereichs der Anlagen zur

die Ergebnisse des ENSI mit denen der PSI-eigenen

Entsorgung radioaktiver Abfälle (AERA) lagern ent-

Analysen übereinstimmen. Aus den bilanzierten

sprechend den betrieblichen Erfordernissen so-

Abgaben radioaktiver Stoffe über die Fortluftan-

wohl unkonditionierte als auch konditionierte Ab-

lagen und über das Abwassersystem wurde unter

fälle. Ende 2013 befanden sich im DIORIT neben

konservativen Annahmen für den ungünstigsten

diversen noch nicht endkonditionierten Stillle-

Aufenthaltsort ausserhalb des überwachten PSI-

gungsabfällen aus dem Rückbau DIORIT und SAPHIR

Areals eine Personendosis von rund 0,006 mSv/Jahr

noch ein bereits mit Rückbauabfällen befüllter

berechnet. Diese Dosis liegt deutlich unterhalb des

KC-T12. Das PSI setzt das gleiche elektronische

quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,15 mSv/

Buchführungssystem wie die Kernkraftwerke ein,

Jahr gemäss PSI-Abgabereglement. Detaillierte An-

so dass die Information über Mengen, Lagerort

gaben zu den Personendosen sind im Strahlen-

und radiologische Eigenschaften der radioaktiven

schutzbericht 2013 des ENSI zu finden.

Abfälle jederzeit verfügbar ist. Das PSI berichtet dem ENSI vierteljährlich über die Inventare der radioaktiven Abfälle.

6.5 Notfallbereitschaft

Die in Kap. 6.3.1 genannten bei der Bundessammelstelle abgelieferten 37 Stahlzylinder wurden im

Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewälti-

Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär

gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

78

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Blicks ins Bundeszwischenlager. Foto: PSI.

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

für Nukleare Materialien (LNM) haben eigene

geeigneten Führungsprozessen und einer entspre-

Managementsysteme, welche gemäss der Norm

chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die

DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert sind. Das ENSI

Notfallbereitschaft sicherzustellen.

führte eine Inspektion der Regelungen im Mana-

Das ENSI hat im Oktober 2013 an der Institutsnot-

gementsystem zur Qualitätssicherung von Doku-

fallübung CRASH zusammen mit dem Bundesamt

menten durch. Sie erfüllen die Anforderungen.

für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation des

Im Berichtsjahr hat sich die Zahl des notwendigen,

PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde

zulassungspflichtigen Personals am Forschungsre-

unterstellt, dass ein Gefahrguttransport Klasse 7

aktor PROTEUS wieder normalisiert. Nach Fachge-

(radioaktive Stoffe) von einem anderen Fahrzeug

sprächen mit dem ENSI konnten im Berichtsjahr

gerammt wird. Daraufhin kollidierte das Fahrzeug

fünf Zulassungsprüfungen für den abgeschalteten

mit einem Gebäude und fing Feuer. Dadurch er-

Forschungsreaktor PROTEUS am PSI durchgeführt

folgte eine Freisetzung von radioaktiven Stoffen.

werden. Damit konnte die Zahl des zulassungspflich-

Das BAG und das ENSI identifizierten Optimierungs-

tigen Personals auf 9 erhöht werden. Aus Sicht des

potential bei einer frühzeitigen Abschätzung der

ENSI ist damit eine genügende Zahl an zulassungs-

Aktivitätsfreisetzung in die Umgebung und der An-

pflichtigem Personal vorhanden, um den abgeschal-

ordnung entsprechender Schutzmassnahmen durch

teten Forschungsreaktor PROTEUS auch im Hinblick

die frühzeitige Alarmierung und Einbezug eines

auf den Nachbetrieb und die Stilllegung zu betreuen.

Strahlenschutzsachverständigen im Notfallstab.

Die Personalsituation und die Organisation in den

Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen kamen das

sich im Rückbau befindenden Kernanlagen SAPHIR

ENSI und das BAG zum Schluss, dass die Übungs-

und DIORIT war im Vergleich zum Vorjahr weitge-

ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur-

hend unverändert. Für den unter Kap. 6.2.2 ge-

den. Das PSI verfügt über eine zur Beherrschung von

schilderten Sachverhalt im DIORIT bedeutete dies

derartigen Störfällen geeignete Notfallorganisation.

eine angespannte Situation. Im Jahr 2013 wurden im Rahmen der Überarbei-

6.6 Personal und Organisation

tung der Betriebsreglemente mehrere Fachgespräche zwischen dem PSI und dem ENSI geführt, da diese teilweise unklare Organisationsstrukturen

Die Abteilung Strahlenschutz und Sicherheit (ASI),

enthielten. Das PSI hat daraufhin damit begonnen,

die Sektion Rückbau und die Entsorgung (RBE) so-

seine Organisation in den Betriebsreglementen der

wie die Abteilung Hotlabor (AHL) bzw. das Labor

einzelnen Kernanlagen mit klareren Weisungsstruk-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

79


turen und Verantwortlichkeiten zu beschreiben und

im Abfallgebinde enthaltenen, abfallstämmigen

abzubilden.

Aluminiums identifiziert. In Anbetracht seiner Ein-

Bezüglich Sicherheitskultur ist durch das PSI ein

schätzung des vom schadhaften Gebinde ausge-

den Grundsätzen der nuklearen Sicherheit ange-

henden Gefahrenpotenzials hat das PSI unver-

messenes Verantwortungsbewusstsein im Um-

züglich Massnahmen zur Wiederherstellung eines

gang mit Bewilligungen und der Beachtung von

sicheren und spezifikationsgerechten Zustandes

Auflagen und Forderungen sicherzustellen. Ent-

eingeleitet. Diese wurden vom ENSI überprüft und

sprechende Verbesserungen im Bereich Mensch

gutgeheissen, woraufhin das Gebinde druckent-

und Organisation wurden eingeleitet.

lastet, mit einem Druckentlastungsventil versehen

Ausgenommen der vorstehend genannten Punkte,

und anschliessend unter Beobachtung gestellt

für welche entsprechende Massnahmen des PSI

wurde. Das ENSI ordnete das Vorkommnis der

durch das ENSI veranlasst wurden, genügen die

Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu.

Organisation, das Managementsystem, die Qualifi-

Die gemeldeten Vorkommnisse waren von geringer

kation und Kapazität des Personals in den Kernan-

sicherheitstechnischer Bedeutung. Durch den Betrieb

lagen des PSI den behördlichen Anforderungen.

der Kernanlagen des PSI gab es keine radiologischen

Um sich zu vergewissern, dass das PSI die Projekte

Auswirkungen auf die Umwelt und Bevölkerung.

in seinen verschiedenen Anlagen auch in Zukunft sicherheits- und zeitgerecht mit ausreichenden Ressourcen abwickeln kann, hat das ENSI vom PSI

6.8 Schule für Strahlenschutz

im Berichtsjahr die Erarbeitung einer langfristigen Übersichtsplanung verlangt.

Nach Prüfung der Gesuchsunterlagen wurde der Ausbildungskurs zur Strahlenschutz-Fachkraft vom

6.7 Vorkommnisse

ENSI für eine Periode von weiteren zehn Jahren bis 2022 anerkannt. Dieser Kurs dauert mit Prüfungsvorbereitungen und Prüfung 15 Wochen. Auf-

6.7.1 PROTEUS

grund der spezifisch an die Aufgaben der Strahlenschutz-Fachkräfte im Berufsalltag ausgerichteten

Beim Bruch einer unterirdischen Trinkwasserlei-

Ausbildung sowie der nachhaltigen Vermittlung

tung zwischen dem OBEA und dem Forschungs-

der hierfür erforderlichen Grundlagen wird der Kurs

reaktor PROTEUS kam es am 2. März 2013 zu

von Strahlenschutzpersonal aus den schweizeri-

einem Wassereinbruch in das PROTEUS-Gebäude.

schen Kernanlagen sowie von Dienstleistungsun-

Dabei wurden übergreifend je eine kontrollierte

ternehmen besucht. Der Strahlenschutz-Fachkraft-

Zone vom Typ I und II geflutet. Das PSI und das ENSI

Kurs wurde im Berichtsjahr von 12 Teilnehmern aus

boten ihre Notfallstäbe zur Bewältigung des Vor-

schweizerischen Kernkraftwerken, dem PSI, der Zwi-

kommnisses auf. Die radiologische Situation blieb

lag sowie in- und ausländischen Dienstleistungsun-

während der ganzen Zeit normal: Das Wasser

ternehmen absolviert. Alle 12 Teilnehmer haben die

wurde nicht kontaminiert und es wurden keine er-

schriftlichen, mündlichen sowie praktischen Prüfun-

höhten Dosisleistungen gemessen. Mit Hilfe der

gen erfolgreich bestanden. Das ENSI hat die Qualität

Feuerwehr und unter Überwachung des Betriebs-

des Unterrichts beurteilt, die Prüfungen beaufsich-

strahlenschutzes des PSI wurde das Wasser nach

tigt und ein hohes Niveau der Lehrveranstaltungen

Zustimmung des ENSI aus dem Gebäude abge-

festgestellt. Das ENSI hat sich im Berichtsjahr an den

pumpt. Das ENSI ordnete das Vorkommnis der

Fortbildungsveranstaltungen der Schule für Strah-

Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zu.

lenschutz beteiligt und hierbei Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit sowie den aktuellen Stand der

6.7.2 Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (AERA)

Wissenschaft vermittelt. Das ENSI wirkt ausserdem bei den Prüfungen zu den Kursen für Gefahrgutbeauftragte sowie für Sachver-

Im Rahmen seines Überwachungsprogramms stellte

ständige für Klasse-7-Transporte (radioaktive Stoffe)

das PSI in der Lagerhalle A/B des Betriebsgebäudes

mit, indem es einerseits die relevanten Regelände-

an einem erst im Jahr 2011 angelieferten Stahlzy-

rungen bei der Schule einspeist und andererseits bei

linder mit Ra-226-haltigen Abfällen Blähungser-

der Zusammenstellung der Prüfungsfragen und bei

scheinungen fest. Als mögliche Ursache wurde

der Prüfungsauswertung mitwirkt. Im Jahr 2013

Wasserstoffentwicklung infolge von Korrosion des

haben 11 von 13 Kandidaten das Ziel erreicht.

80

ENSI Aufsichtsbericht 2013


7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)

7.2 Universität Basel Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universität

Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs-

Basel dient vorwiegend der Ausbildung von Stu-

reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR-

denten und der Anwendung in der Neutronenakti-

ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die an-

vierungsanalytik.

gegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem

:#+ U;=[;E' -+? 4+Ka=CA? %K= ?#G% '+'+ELI+A -+E

Laboratoire de physique des Réacteurs et de com-

0CA!K%A+E aK;_ 9+APE-+A=M Z_ >+A#G%=?!K%A I+=A;'

portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem

-#+ BAC-;[#+A=+ 8E+A'#+ *(O( a/%M :#+ U;=[;E'

Institut de Physique de l’Energie et des Particules

verteilt sich auf die Neutronenaktivierungsanalytik

(IPEP) angehört.

)LA -#+ 1E#9+A?#=P=+E >+AE ;E- >K?+`O -#+ X;A?+ -+A

Im Jahr 2013 stand der CROCUS-Reaktor Ingeni-

Reaktorschule und der Strahlenschutzkurse sowie

eur- und Physikstudenten der EPFL, Kursteilneh-

K;) +=`#G%+ 0CA)L%A;E'+E )LA >+?;G%+A'A;BB+E

mern der Reaktorschule des PSI und Studenten des

und Schulklassen. Der Reaktorbetrieb erfolgte im

Swiss Nuclear Engineering Masterkurses der ETHZ/

XK`+E-+A!K%A .JH, 7+#='+%+E- ?=RA;E'?)A+# I+#

EPFL während 313,4 Stunden bei kleiner Leistung

+#E+A =%+A_#?G%+E W+#?=;E' 9CE A;E- H a/M 0C_

S;E=+A HJJ /Q )LA @;?I#`-;E'?[7+Ga+ [;A 0+A)L-

Bewilligungsinhaber wurden zwei umfassende Kon-

';E'M :KI+# 7;A-+E HH,,O* /% =%+A_#?G%+ 8E+A-

trollen der Reaktorschutzinstrumentierung durch-

'#+ +A[+;'=M :K? 8]B+A#_+E= <@44T138W 7;A-+ )LA

'+)L%A= ;E- -#+ 4+Ka=CA7K??+AKa=#9#=P= LI+ABAL)=O

Praktika verwendet. Die Neutronenquelle LOTUS

7CI+# a+#E+ @I7+#G%;E'+E 9CE -+E 0CA'KI+E

war nicht in Betrieb.

festgestellt wurden.

Im Juni 2013 wurde der CROCUS-Reaktorkern aus-

Bei

gebaut und alle Brennstäbe aus den vorgegebenen

6. August 2013 zum Absturz eines Brennelements

Positionen herausgenommen und kontrolliert. Das

gekommen. Dabei wurde der Aluminiumrahmen

ENSI hat bei dieser Gelegenheit eine Inspektion

dieses Brennelements leicht nach innen verbogen.

-;AG%'+)L%A=M Z_ 3+B=+_I+A .JH, 7;A-+ 9C_

Das Brennelement hat keinen weiteren Schaden

8U3Z -#+ >+=A#+I?)A+#'KI+ )LA -+E 8#E?K=[ -+A I+#-

erlitten, die Brennstoffplatten wurden nicht be-

den neuen Steuerungs- und Überwachungsracks

schädigt. Es wurde keine Radioaktivität freigesetzt.

)LA -+E 8#E?K=[ -+? 3#G%+A%+#=?aKEK`? 03NH +A=+#`=M

Das Ereignis wurde gemäss der Richtlinie ENSI-B03

Z_ YK%A .JH, 7KA+E a+#E+ _+`-+B)`#G%=#'+E 0CA-

dem ENSI gemeldet. Die Sicherheit der Anlage war

kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung

zu keiner Zeit beeinträchtigt. Als Folgemassnahme

gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die

wurden der Stangengreifer modifiziert und die Ar-

Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach-

I+#=?KE7+#?;E'+E KE'+BK??=M :#+?+? 0CAaC__E#?

7+#?'A+E[+M :#+ @I'KI+ AK-#CKa=#9+A 3=C))+ LI+A

wurde auf der internationalen Ereignisskala INES

den Luft- und Abwasserpfad war unbedeutend. Im

der Stufe 0 (unterhalb der Skala) eingestuft.

November 2013 hat das ENSI seine Jahresinspek-

Z_ >+A#G%=?!K%A `K'+E -#+ :C?+E -+? 6+A?CEK`? ;E-

=#CE -;AG%'+)L%A=M :KI+# 7;A-+E =+G%E#?G%+O CA'K-

terhalb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioak-

nisatorische und personelle Änderungen bespro-

=#9+A 3=C))+ LI+A -+E W;)=N ;E- -+E @I7K??+AB)K-

chen und ein Rundgang durch verschiedene

war unbedeutend. Im November 2013 hat das

@E`K'+EAP;_+ -;AG%'+)L%A=M

8U3Z ?+#E+ YK%A+?#E?B+a=#CE -;AG%'+)L%A=M :KI+#

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebsbe-

wurden technische, organisatorische und perso-

dingungen im Jahr 2013 eingehalten wurden.

nelle Änderungen besprochen und es wurde ein

Brennelementhandhabungen

ist

es

am

4;E-'KE' -;AG% -#+ @E`K'+EAP;_+ -;AG%'+)L%A=M Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebsbedingungen im Jahr 2013 eingehalten wurden.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

81



8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung

Derzeit findet in der Schweiz keine Fertigung von zulassungspflichtigen Versandstücken statt. Die umfassende Zulassung derartiger Behältertypen im

Die schweizerischen Vorschriften für den Transport

Ursprungsland ist nicht Aufgabe des ENSI. Da-

radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene basie-

gegen ist häufig eine Anerkennung der von der

ren u.a. auf den internationalen Regelwerken über

zuständigen Behörde des Ursprungslandes ausge-

den Transport gefährlicher Güter auf der Strasse

stellten Zulassung von Versandstückmustern er-

(ADR ) bzw. mit der Eisenbahn (RID ). Bei allen Ver-

forderlich. Dabei prüft das ENSI die Vollständigkeit

kehrsträgern kommen die IAEA-Empfehlungen für

des zugehörigen Sicherheitsberichts insbesondere

die sichere Beförderung radioaktiver Stoffe zur

hinsichtlich des Nachweises, dass alle gemäss ADR/

Anwendung. Basierend auf diesen Empfehlungen

RID und SSR-6 vorgeschriebenen Anforderungen

wird das internationale Transportrecht regelmässig

erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen sind in

angepasst. Diese wurden 2012 aufdatiert (SSR-63);

bestimmten Fällen erforderlich, vor allem wenn die

ihre Einarbeitung in die modalen Transportvor-

Beförderung aufgrund einer Sondervereinbarung

schriften für die einzelnen Verkehrsträger ist der-

erfolgt. In solchen Fällen müssen für den Transport

zeit noch nicht abgeschlossen. Im nationalen Trans-

spezielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt

portrecht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radioaktive

werden. Zudem wird anhand der eingereichten

1

2

Stoffe) gelten u.a. die SDR und die RSD .

Dokumente jeweils geprüft, dass Verpackung und

Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen

Inhalt den Vorschriften entsprechen.

Genehmigungen betreffen je nach Anwendungs-

Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI 5 Gesuche nach

fall die Versandstücke und/oder den Beförderungs-

Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die entspre-

vorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für die

chenden Genehmigungen ausgestellt. Diese Gesu-

ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach Kern-

che betrafen die Anerkennung der jeweiligen aus-

energie- oder Strahlenschutzgesetz (vergl. folgende

ländischen Zulassung von Versandstückmustern.

Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische

Zwei Gesuche bezogen sich zusätzlich auf eine Be-

Behörde für die Ausstellung von Genehmigungs-

förderungsgenehmigung nach Gefahrgutrecht.

4

5

zeugnissen und Bauart-Zulassungscheine bzw. entsprechende Anerkennungen gemäss Gefahrgutgesetzgebung, und zwar unabhängig davon, ob es sich beim Transportgut um radioaktive Stoffe aus

8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung

Kernanlagen oder aus anderen Betrieben handelt. Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswegen 1

Europäisches Übereinkommen über die

Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2

Ordnung für die internationale

Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3

IAEA Safety Standards: Regulations for the Safe

sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven Stoffen bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die Voraussetzungen für die Erlangung solcher Bewilligungen sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und in der Strahlenschutzverordnung (StSV) festgehalten. Der-

Transport of Radioactive Material, 2012 Edition,

artige Bewilligungen sind über einen längeren

Specific Safety Requirements SSR-6

Zeitraum befristet und hinsichtlich der Anzahl

4

Verordnung vom 29. November 2002 über die

Transporte üblicherweise nicht begrenzt. Allerdings

Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse

verlangt die Strahlenschutzverordnung jeweils eine

(SR 741.621)

separate Bewilligung, falls bei einem einzelnen

5

Verordnung vom 3. Dezember 1996 über die

Vorgang eine bestimmte Aktivitätsmenge über-

Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn

schritten wird. Im Bereich der Kernanlagen ist das

(SR 742.401.6)

ENSI die zuständige Behörde, für den sonstigen Be-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

83


reich ist das BAG zuständig. Das BAG und das ENSI

mente und sie sind inzwischen abgeschlossen. Die

wenden seit kurzem ein vereinfachtes Bearbei-

bei der Wiederaufarbeitung entstandenen Abfälle

tungsverfahren an, sofern ein Gesuchsteller bereits

müssen vertragsgemäss in die Schweiz zurückge-

in Besitz einer entsprechenden Bewilligung aus

führt werden. Zur Rücklieferung sind bereits ver-

dem jeweils anderen Zuständigkeitsbereich ist.

glaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der

Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI drei allgemeine

Wiederaufarbeitung bei AREVA NC und bei SL so-

Bewilligungen erteilt und eine Bewilligung des

wie mittelaktive Abfälle der AREVA NC erzeugt.

BAG im vereinfachten Verfahren anerkannt.

Im Berichtsjahr wurden weder Transporte aus Frankreich noch aus Grossbritannien in die Schweiz

8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung

durchgeführt. Aus bereits in den Vorjahren erfolgten Transporten beträgt die Rücklieferungsquote aus Frankreich bereits ca. 70% und zwar sowohl für die hochaktiven als auch für die mittelaktiven

Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergiegeset-

Abfälle. Es fanden intensive Arbeiten statt, um die

zes (KEG) bedarf der Umgang mit Kernmaterialien

Lieferung und Annahme der restlichen, bereits er-

und radioaktiven Abfällen aus Kernanlagen einer

zeugten und den schweizerischen Werken zuge-

Bewilligung des Bundes. Artikel 3 des KEG präzi-

ordneten Abfälle planmässig in den Jahren 2014

siert den Begriff «Umgang» als Forschung, Ent-

und 2015 durchzuführen.

wicklung, Herstellung, Transport, Einfuhr, Ausfuhr,

Ebenfalls intensive Vorbereitungen erfolgten für

Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die Er-

die Rücklieferung der Abfälle aus Grossbritannien,

teilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hin-

welche 2015 starten soll und insgesamt aus nur

blick auf die kernenergierechtliche Bewilligung von

2 Transporten mit jeweils mehreren Behältern be-

Transporten prüft das ENSI als Fachbehörde, dass

stehen wird.

die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleis-

Im Berichtsjahr hat das ENSI dem jeweiligen Ab-

tet und die Vorschriften über die Beförderung ge-

falleigentümer so genannte Genehmigungen zum

fährlicher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die Be-

Übertritt in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss

willigung erst, wenn eine positive Beurteilung

der Richtlinie ENSI-B05 für 40 Gebinde aus Frank-

durch das ENSI vorliegt.

reich und 84 Gebinde aus Grossbritannien erteilt.

Im Berichtsjahr 2013 hat das ENSI 11 Beurteilungen für kernenergierechtliche Transportbewilligungen abgegeben. Von diesen betrafen 7 Bewilligungen Transporte von Kernmaterial und 4 solche

8.5 Beschaffung von Transportund Lagerbehältern

von Abfällen. Bei den Kernmaterialien handelte es sich um die Versorgung von vier Werken mit

Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl-

frischen Brennelementen und um zwei Transporte

ten Brennelementen und von hochaktiven Abfällen

von Brennstäben für eine Untersuchung beim Paul

aus der Wiederaufarbeitung (Glaskokillen) besteht

Scherrer Institut. Bei den radioaktiven Abfällen ging

darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport-

es um 4 Transporte von diversen KKW ins Zwilag

und Lagerbehältern (T/L-Behältern) einzuschlies-

zur Verarbeitung und Zwischenlagerung.

sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinuierlich überwacht wird. Diese Behälter werden von

8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen

den Kernkraftwerken bzw. von den Wiederaufarbeitungsanlagen zum jeweiligen Zwischenlager transportiert, dort in der Behälterlagerhalle abgestellt und an ein kontinuierliches Überwachungs-

In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Gross-

system angeschlossen. Die T/L-Behälter müssen die

britannien) sind in früheren Jahren abgebrannte

Sicherheit für den gesamten Zeitraum der Zwi-

Brennelemente aus schweizerischen Kernkraftwer-

schenlagerung gewährleisten, weshalb hierfür ge-

ken durch die Firmen AREVA NC und SL (Sellafield

genüber einem reinen Transportbehälter nochmals

Ltd.) im Rahmen der abgeschlossenen Verträge

erhöhte Anforderungen zu erfüllen sind. Details

wiederaufgearbeitet worden. Durch das Wieder-

und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI-

aufarbeitungsmoratorium (Art. 106, Abs. 4 KEG)

G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die Anfor-

beschränkten sich diese Arbeiten allerdings auf die

derungen an die Auslegung der T/L-Behälter spezi-

vor Juli 2006 dorthin transportierten Brennele-

fiziert, sondern auch die Anforderungen an die

84

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforderungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdokumentation. Bei der Fertigung der T/L-Behälter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene Abläufe einzuhalten, was im Auftrag des ENSI von unabhängigen Experten kontrolliert wird. Für jedes einzelne Behälterexemplar bestätigt das ENSI schliesslich den qualitätsgerechten Abschluss der Fertigung durch seine Freigabe zur Verwendung. Ende 2013 befanden sich 29 Transport- und Lagerbehälter in den verschiedenen Fertigungsphasen, von der Fertigungsvorbereitung bis zur Freigabe zur Verwendung durch das ENSI. Die 29 Behälter teilen sich auf in 9 Behälter zweier unterschiedlichen Bauarten für die hochaktiven Abfälle aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield und in 20 Behälter dreier unterschiedlichen Bauarten für abgebrannte Brennelemente. Soweit sich Abweichungen bei der Fertigung ergaben, wurden diese in allen Fällen von den Herstellern korrigiert oder nach eingehender Prüfung als akzeptabel qualifiziert. Die Anzahl und der Umfang der Abweichungen haben sich beim bedeutendsten Behälterlieferanten der schweizerischen Werke gegenüber dem Vorjahr nicht reduziert, was nach wie vor zu weit über dem Plan liegenden Lieferzeiten führt. Weitergehende Massnahmen wurden angemahnt und befinden sich in der Umsetzung. Drei der vier schweizerischen KKW-Standorte sind – allerdings in unterschiedlichem Masse – von den erheblich

Umladen eines Transport- und Lagerbehhälters im Zwischenlager der Zwilag. Foto: Zwilag.

verlängerten Behälterlieferzeiten betroffen. Das ENSI musste die Kapazitäten in diesem Bereich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppeln, um

Zurzeit befinden sich drei neue Behälterbauarten

die unverändert zeitgerechte Bearbeitung der da-

im Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSI-

mit verbundenen Inspektionen und Fertigungs-

G05. Auf Grund des teilweise innovativen Charak-

dokumentationen zu gewährleisten.

ters dieser Behälterbauarten wird die Begutachtung

Ergänzend zu den Kontrollen im Bereich der lau-

unter Beiziehen externer Experten abgewickelt.

fenden Fertigung von T/L-Behältern wird die Zulassung und Vorab-Fertigung für eine neue, speziell für die Schweiz vorgesehene Behälterbauart für

8.6 Inspektionen und Audits

bestrahlte Brennelemente bearbeitet und überwacht. In diesem Zusammenhang wurde die Ko-

Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen zur

operation mit der amerikanischen Aufsichtsbe-

Sicherheit des Transportpersonals und der Bevölke-

hörde US NRC initiiert und darüber hinaus auch ein

rung die Strahlenschutz- und Transportvorschriften

regelmässiger Austausch mit der belgischen Aus-

eingehalten werden. Die Qualitätssicherungspro-

sichtbehörde FANC begonnen.

gramme der Konstrukteure und Hersteller von Ver-

Im Berichtsjahr 2013 wurden seitens des ENSI eine

packungen sowie jene der Spediteure, Absender,

Freigabe für die Verwendung und eine Freigabe für

Beförderer und Empfänger von radioaktiven Stof-

die Einlagerung von Transport- und Lagerbehältern

fen müssen die Einhaltung der Vorschriften ge-

erteilt.

währleisten. Im Rahmen der in den Kapiteln 8.1, 8.2 und 8.3 beschriebenen Bewilligungsverfahren

ENSI Aufsichtsbericht 2013

85


wird dies vom ENSI generisch überprüft. Zudem prüft das ENSI im Rahmen seiner Inspektionen regelmässig übergeordnete organisatorische Aspekte, die als gute Indikatoren für ein «gelebtes» Qualitätsbewusstsein dienen. Das ENSI führte im Jahr 2013 in seinem Aufsichtsbereich 11 Transportinspektionen durch. Die Inspektionen betrafen den Versand und den Empfang von Brennelementen, Proben, Quellen, Abfällen und kontaminierten Anlagenteilen sowie einen innerbetrieblichen Transfer von Brennelementen und die erstmalige Handhabung eines noch nicht gefüllten Behälters neuen Typs. Die Grenzwerte, insbesondere für Kontamination und Dosisleistung wurden in allen Fällen eingehalten. Bezüglich der Transportdurchführung konnte bei allen Inspektionen die Einhaltung der Vorschriften bezüglich Sicherheit und Strahlenschutz des Personals, der Bevölkerung und der Umwelt nachgewiesen werden. Bei vier Inspektionen ergaben sich kleinere Beanstandungen hinsichtlich der Dokumentation und der Prozessabläufe. In zwei Fällen waren hiervon Kernkraftwerke betroffen. Dort wurde in einem Fall der Ablauf bei der Dokumentenerstellung und -übergabe und im anderen Fall die Anwendung einer Checkliste beanstandet. Die beiden anderen Fälle betrafen die Dokumentationspflichten von Beförderern. In allen Fällen hat das ENSI Forderungen zu Verbesserungsmassnahmen gestellt. Die Umsetzung konkreter Massnahmen ist in zwei Fällen bis Ende Berichtsjahr erfolgt und für die beiden anderen Fälle innert nützlicher Frist vorgesehen.

86

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Aussenansicht des Besucherzentrums beim Felslabor Mont Terri. Foto: CCV.

9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Einleitung

und bezweckt die Erarbeitung konkreter Vor-

Die Abfallverursacher der Schweiz haben die ge-

schläge für geologische Standortgebiete und die

setzliche Verpflichtung, die anfallenden radioak-

Ausgestaltung eines Lagers im Untergrund.

tiven Abfälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu

Seit 2008 läuft mit dem Sachplan geologische

entsorgen. Diese Aufgabe wurde von den Entsor-

Tiefenlager in der Schweiz ein Standortauswahl-

gungspflichtigen an die Nationale Genossenschaft

verfahren (Kap. 9.1). Die Verfahrensleitung im

für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) über-

Sachplan erfolgt durch das Bundesamt für Energie

tragen. Deren aktuelles Entsorgungskonzept um-

(BFE). Das Sachplanverfahren befindet sich aktuell

fasst zwei Tiefenlager, eines für schwach- und mit-

in Etappe 2, im Berichtsjahr wurden bezüglich der

telaktive Abfälle und eines für hochaktive Abfälle.

Standortwahl für die Oberflächenanlagen wichtige

Die Möglichkeit eines Kombilagers besteht als

Meilensteine erreicht.

Alternative, wenn ein Standort für beide Abfall-

Die Nagra muss für die Entsorgungspflichtigen alle

arten geeignet ist und sich die beiden Lagertypen

fünf Jahre zuhanden des Bundes ein Entsorgungs-

nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Die durch

programm einreichen, in dem der Realisierungs-

die Nagra verfolgte wissenschaftliche und tech-

plan der Entsorgung und die dazu notwendigen

nische Vorbereitung der geologischen Tiefenlager

Schritte ausgeführt werden (Kap. 9.2). Der schwei-

umfasst eine Vielzahl interdisziplinärer Projekte

zerische Bundesrat hat das vom ENSI und BFE über-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

87


prüfte Entsorgungsprogramm der Nagra aus dem

führt. Ein grosser Teil dieser Daten wird im Fels-

Jahre 2008 im Berichtsjahr angenommen und dazu

labor Mont Terri ermittelt, in welchem das ENSI

mehrere weiterführende Auflagen verfügt. Gleich-

auch im Berichtsjahr in mehreren Forschungspro-

zeitig mit dieser Verfügung hat der schweizerische

jekten mitgearbeitet hat (Kap. 9.5). Die Verfolgung

Bundesrat den von der Nagra verfassten Bericht mit

des Stands von Wissenschaft und Technik bezüg-

den offenen Fragen aus dem Entsorgungsnachweis

lich tiefenlagerrelevanter Prozesse wird seitens

(NTB 08-02) angenommen und verfügt, dass diese

ENSI durch die vielfältige Mitarbeit in internatio-

offenen Fragen künftig im Rahmen des Entsor-

nalen Programmen gewährleistet (Kap. 9.6).

gungsprogramms zu betrachten sind (Kap. 9.3). In die Vorbereitungsarbeiten auf die sicherheitstechnischen Beurteilungen von Aspekten zur Geologie und bautechnischen Machbarkeit in den

9.1 Sachplan geologische Tiefenlager

geologischen Standortgebieten zu Etappe 2 des Sachplans geologische Tiefenlager hat das ENSI

Der vom Bundesrat im April 2008 genehmigte Sach-

seine Expertengruppe geologische Tiefenlagerung

plan geologische Tiefenlager regelt das Schweizer

(EGT) (Kap. 9.4) sowie swisstopo, Geologie- und

Standortauswahlverfahren für geologische Tiefen-

Ingenieurbüros und weitere Experten eingebun-

lager. Das Verfahren ist in drei Etappen gegliedert.

den. Insbesondere für die Resultate der 2D-seismi-

Etappe 1 wurde Ende 2011 vom Bundesrat gutge-

schen Messkampagne der Nagra vom Winter

heissen, nachdem der von der Nagra eingereichte

2011/2012 wurde bereits mit Beurteilungsarbeiten

Vorschlag durch das ENSI und weitere Gremien ge-

begonnen. Dieser Datensatz wird eine wichtige

prüft worden war. Dieser Vorschlag umfasst sechs

Grundlage für die Vorschläge der Nagra in Etappe

Standortgebiete für ein Lager für schwach- und mit-

2 bilden.

telaktive Abfälle (Gebiete Südranden, Zürich Nord-

Daneben werden durch das ENSI und die von ihm

ost, Nördlich Lägern, Jura Ost, Jura-Südfuss und

beauftragten Experten auch eigene, für die Tiefen-

Wellenberg) sowie drei Standortgebiete für die La-

lagerung notwendige Untersuchungen durchge-

gerung hochaktiver Abfälle (Gebiete Zürich Nord-

Im Besucherzentrum des Felslabors Mont Terri. Foto: CCV.

88

ENSI Aufsichtsbericht 2013


ost, Nördlich Lägern und Jura Ost). Diese geologi-

anlage das Vorliegen standortspezifischer Detail-

schen Standortgebiete wurden in die Raumplanung

daten bedingt, welche erstmals mit dem Einrei-

der jeweiligen Region integriert.

chen des Rahmenbewilligungsgesuches für einen

In der 2012 gestarteten Etappe 2 des Sachplanver-

bestimmten Standort konkretisiert werden. Wei-

fahrens hat die Nagra zunächst innerhalb der aus

tere detaillierte Prüfungen wird das ENSI im Rah-

der Etappe 1 resultierenden Standortgebiete und

men der Bearbeitung der Gesuche für die Bau- und

der sie umgebenden Planungsperimeter Standorte

die Betriebsbewilligung vornehmen.

für Oberflächenanlagen vorgeschlagen und diese pationsgremien (Regionalkonferenzen) diskutiert.

Überprüfung der Resultate aus ergänzenden Untersuchungen für Etappe 2

Das ENSI hat diese Diskussionen mit Fachbeiträgen

Gemäss Konzeptteil des Sachplans geologische

zu sicherheitstechnischen Aspekten begleitet. Ins-

Tiefenlager hatten die Entsorgungspflichtigen im

besondere wurden dabei auch die drei 2013 veröf-

Hinblick auf die Etappe 2 vorgängig mit dem ENSI

fentlichten Aktennotizen (ENSI 33/154, 33/155

abzuklären, ob der Kenntnisstand der sicherheits-

und 33/170) mit weiteren Anforderungen an die

relevanten Prozesse und Parameter ausreicht, um

Nagra zu Etappe 2 in den Regionalkonferenzen

die in der Etappe 2 vorgesehenen provisorischen

bzw. Fachgruppen Sicherheit der Regionalkonfe-

Sicherheitsanalysen und den sicherheitstechnischen

renzen vorgestellt. Daneben wurden Ausbildungs-

Vergleich (ENSI 33/075) durchführen zu können,

veranstaltungen für die Mitglieder der Regional-

und welche ergänzenden Untersuchungen dafür

konferenzen sowie weitere Veranstaltungen mit

notwendig sind. Die Nagra hatte dazu bereits wäh-

standortspezifischen Fragen, beispielsweise bezüg-

rend Etappe 1 den Bericht NTB 10-01 eingereicht

lich der sicherheitstechnischen Vor- und Nachteile

und darin ihr Untersuchungsprogramm für Etappe

von Schächten und Rampen als Zugangsbauwerke,

2 dargelegt. Das ENSI hatte zu diesem Programm

durchgeführt.

in seinem Bericht ENSI 33/115 Stellung genommen

mit den in jedem Standortgebiet gebildeten Partizi-

und 41 Forderungen für zusätzliche Untersuchun-

Sicherheit von Oberflächenanlagen zu geologischen Tiefenlagern

gen gestellt. Die Hauptforderungen des ENSI

Aufgefordert durch das BFE hat die Nagra in ihrem

den Wirtgesteinen Brauner Dogger und Effinger

>+A#G%= U2> H,NJH -KA'+?=+``=O 7+`G%+ @;)'KI+E

Schichten, die systematische Beschreibung der hy-

eine Oberflächenanlage über einem geologischen

draulischen Fliesswege in den Standortregionen

Tiefenlager zu erfüllen hat und ob eine solche An-

und vertiefte Untersuchungen zu bautechnischen

lage grundsätzlich bewilligungsfähig ist. Insbeson-

Aspekten. Die Nagra hat ihre Untersuchungen in

dere die Bewilligung einer Oberflächenanlage im

den vergangenen Jahren durchgeführt bzw. deren

Gewässerschutzbereich Au war hinterfragt wor-

Durchführung in die Wege geleitet.

den. Dies vor dem Hintergrund, dass alle von der

Auf Wunsch der Kantone wird die Überprüfung

Nagra vorgeschlagenen Oberflächenareale im Ge-

der Abarbeitung der 41 Forderungen in so genann-

betreffen Verbesserungen des Kenntnisstands zu

wässerschutzbereich Au liegen.

ten Zwischenhalt-Fachsitzungen durchgeführt. Das

Das ENSI hat in seiner Stellungnahme zum Nagra-

dazu verwendete Vorgehen ist in ENSI 33/155 prä-

>+A#G%= U2> H,NJH #_ >+A#G%=?!K%A [;%KE-+E -+?

zisiert. Die Ausführungen und Resultate der Nagra

BFE und des Bundesamts für Umwelt festgehalten,

werden in den Zwischenhalt-Fachsitzungen mit

dass aus den im Bericht enthaltenen Beschreibun-

ENSI, KNS, EGT, AG SiKa/KES und BMU erörtert.

gen der Anlage keine Gründe erkennbar sind, wel-

Anschliessend zieht das ENSI sein Fazit. Im Jahr

che die nukleare Sicherheit sowie den Schutz von

2013 wurden fünf Zwischenhalt-Fachsitzungen

Mensch und Umwelt und damit die Genehmi-

durchgeführt. Dabei waren insbesondere die For-

gungsfähigkeit einer Oberflächenanlage im Grund-

derungen zu den Wirtgesteinen Brauner Dogger

satz in Frage stellen. Aus Sicht des ENSI sind die

und Effinger Schichten sowie die systematische Be-

in NTB 13-01 enthaltenen Angaben zu Anlage-

schreibung der hydraulischen Fliesswege im Fokus.

konzept, Abläufen und Materialinventar plausibel

Ausserdem wurde an zwei Behörden-Fachsitzun-

und im Einklang mit entsprechenden früher ge-

gen über die von der Nagra eingesetzte Methodik

machten Angaben im Entsorgungsnachweis der

zur Bewertung der sicherheitstechnischen Krite-

Nagra. Im Rahmen dieser Prüfung auf Plausibilität

rien und zum sicherheitstechnischen Vergleich in-

hat das ENSI klar darauf hingewiesen, dass die

formiert sowie die Auswertung der 2D-Seismik der

eigentliche Sicherheitsprüfung einer Oberflächen-

Nagra erläutert.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

89


Stollen im Felslabor Mont Terri. Foto: CCV.

Technisches Forum Sicherheit

TFS zu verknüpfen und die Beiträge des TFS auch

Im Rahmen des Sachplans für geologische Tiefen-

für Laien attraktiver zu gestalten. Das ENSI hat

lager hat das Bundesamt für Energie 2009 das

dazu alle Fachgruppen Sicherheit besucht und das

Technische Forum Sicherheit (TFS) eingesetzt. Das

Vorgehen des TFS-Sekretariats erläutert. Neu kann

ENSI leitet diese Informations- und Austauschplatt-

nun jede Regionalkonferenz zwei Vertreter an die

form. Im Forum werden technische und wissen-

Sitzungen des TFS delegieren. Neu erhalten die

schaftliche Fragen zur Sicherheit und Geologie

Antworten zu den Fragen zudem eine kurze allge-

aus der Bevölkerung, von Gemeinden, Standort-

meinverständliche Zusammenfassung.

regionen, Organisationen, Kantonen und Gemein-

In den Gesprächen mit den Regionalkonferenzen

wesen betroffener Nachbarstaaten diskutiert und

wurde der Wunsch geäussert, den Informations-

beantwortet. Das TFS besteht aus Fachpersonen

fluss zwischen dem TFS und der Öffentlichkeit zu

der verfahrensleitenden Behörde (BFE), der über-

verbessern. Deswegen hat das ENSI seit Sommer

prüfenden (ENSI) bzw. unterstützenden Behörde

2013 neu zu jeder TFS-Sitzung (4x/Jahr) mittels

(swisstopo), von Kommissionen (KNS, EGT), Nicht-

Webartikel die Bevölkerung über die Sitzungs-

regierungsorganisationen und der Entsorgungs-

inhalte informiert. Für den Webartikel wird aus

pflichtigen (Nagra) sowie delegierten Personen aus

den präsentierten Antworten ein Schwerpunkt

den Standortregionen, Standortkantonen, betrof-

gewählt und dieser im Artikel ausführlicher be-

fenen Nachbarkantonen sowie Deutschland und

handelt. Die 2012 veröffentlichte Broschüre «Geo-

Österreich. Das ENSI sammelt die Fragen, koordi-

logische Tiefenlager – Radioaktive Abfälle sicher

niert die Beantwortung durch die Forumsmit-

entsorgen», die an das TFS gestellte Fragen in ein-

glieder und leitet die TFS-Sitzungen. Die eingegan-

facher Sprache beantwortet, wurde ausserdem im

genen und beantworteten Fragen werden der

Berichtsjahr ins Französische übersetzt.

Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung gestellt.

Im Jahr 2013 hat das TFS in seiner März-Sitzung

Im Jahr 2013 fanden vier Sitzungen des TFS statt.

das Thema der Rückholung und Rückholbarkeit ra-

Von den bis Ende 2013 ins TFS aufgenommenen

dioaktiver Abfälle unter Zuzug internationaler Re-

108 Fragen waren deren 81 bis Ende 2013 beant-

ferenten ausführlich behandelt. Aufgrund erhöh-

wortet. Alle Fragen und Antworten sind unter

ter Nachfrage durch die Regionen wurden die an

www.technischesforum.ch einsehbar.

der Sitzung präsentierten Beiträge aus dem Sit-

Das ENSI hat im Jahr 2013 besondere Anstrengun-

zungsprotokoll übernommen, in einer Aktennotiz

gen unternommen, um die Regionalkonferenzen

zusammengestellt und somit öffentlich zugänglich

und deren vielfältige Fachfragen besser mit dem

gemacht.

Ausnahmeregelung bzgl. Schutzbereich für geologische Standortgebiete Die Ende Etappe 1 in den Sachplan geologische Tiefenlager aufgenommenen Standortgebiete sind vor einer Verletzung der Wirt- und Rahmengesteine, wie sie beispielsweise aus der geothermischen

Nutzung

des

Untergrunds

resultieren

könnte, zu schützen. Den Kantonen wurden dazu Karten zur Verfügung gestellt, mithilfe derer sie dafür zu sorgen haben, dass durch erteilte Bewilligungen und Konzessionen jegliche Gefährdung der geologischen Standortgebiete ausgeschlossen wird. Die Karten legen fest, bis in welche Tiefe in einem Standortgebiet Bewilligungen und Konzessionen erteilt werden dürfen. Um methodisch bedingten Unschärfen im 3D-Datensatz der untertägigen Geologie Rechnung zu tragen, wurde bei der Ausweisung der zulässigen Bohrtiefe ein Sicherheitszuschlag berücksichtigt. In einem Verfahren für Ausnahmeregelungen wurde nun festgelegt, dass eine Überschreitung der aus den Kar-

90

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Einbau einer Versuchsarmatur im Felslabor. Foto: CCV.

ten ersichtlichen maximalen Bohrtiefe zugestimmt

Prüfung und Beurteilung zum Schluss, dass die

werden kann, wenn entweder aufgrund von Vor-

Nagra im Auftrag der Entsorgungspflichtigen mit

untersuchungen gezeigt werden kann, dass mit ei-

dem Einreichen des Entsorgungsprogramms den

nem geplanten Projekt keine Verletzung der Wirt-

gesetzlichen Auftrag gemäss Art. 32 KEG (Kern-

und Rahmengesteine erfolgen wird oder es aus

energiegesetz, SR 732.1) und Art. 52 KEV grund-

Gründen eines relevanten Erkenntnisgewinns ge-

sätzlich erfüllt hat. Die eingereichten Stellungnah-

rechtfertigt ist, eine lokale Verletzung zuzulassen.

men zum Entsorgungsprogramm der Nagra und zu

Das Verfahren wurde durch das ENSI in Zusam-

den Bewertungen der Bundesbehörden wurden

menarbeit mit allen Standortkantonen und der Na-

dem Bundesrat vorgelegt.

gra entwickelt und kann ab 2014 in Anspruch ge-

Der Bundesrat hat in seiner Verfügung vom

nommen werden.

28. August 2013 den gesetzlichen Auftrag als erfüllt angesehen. Er verfügte, dass das nächste Ent-

9.2 Entsorgungsprogramm

sorgungsprogramm im Jahr 2016 gleichzeitig mit den Kostenstudien einzureichen ist. Wie vom ENSI vorgeschlagen, umfassen die Auf-

Gemäss Artikel 52 KEV müssen die Entsorgungs-

lagen für das kommende Entsorgungsprogramm

pflichtigen ein Entsorgungsprogramm vorlegen

die Darlegung der Planung zur Erstellung des

und alle fünf Jahre anpassen. Zuständig für die

untertägigen Felslabors und der dort durchzufüh-

Überprüfung und Überwachung der Einhaltung

renden Experimente sowie eine Erläuterung zur

des Programms sind das BFE und das ENSI. Das BFE

zeitlichen Berücksichtigung der aus dem Felslabor

prüft den Finanzplan für die Entsorgungsarbeiten

vor Ort gewonnenen Ergebnisse im anschliessend

bis zur Ausserbetriebnahme der Kernanlagen so-

folgenden nuklearen Baugesuch. Auflagen für das

wie das Informationskonzept der Nagra, das ENSI

kommende und weitere Entsorgungsprogramme

prüft die sicherheitsrelevanten und auslegungsspe-

umfassen das gleichzeitige Einreichen eines aktua-

zifischen Aspekte.

lisierten Forschungs- und Entwicklungsprogramms

Der Bericht zum Entsorgungsprogramm (NTB 08-01)

und Darlegungen, wie das Gesamtsystem «geolo-

wurde im Oktober 2008 durch die Entsorgungs-

gisches Tiefenlager» technisch und zeitlich umge-

pflichtigen mit den Standortvorschlägen für geolo-

setzt werden soll, welche Abfallmengen erwartet

gische Tiefenlager eingereicht. Dessen Prüfung

werden und wie diese prognostiziert wurden, wie

wurde im Dezember 2011, d.h. nach den Beurtei-

die Langzeitarchivierung und die Markierung für

lungsarbeiten zur Etappe 1 des Sachplanverfah-

geologische Tiefenlager vorbereitet wurden und

rens abgeschlossen. ENSI und BFE kamen in ihrer

welche Vorkehrungen und Optimierungsmassnah-

ENSI Aufsichtsbericht 2013

91


Grossmassstäbliches Einbauexperiment. Foto: Comet.

men getroffen wurden, um die gesetzlich festge-

nachweis hat das ENSI empfohlen, die gegenwärtig

legten Schutzziele zu erreichen.

noch nicht abgeschlossenen oder in das Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Nagra

9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis

aufgenommenen Empfehlungen in dieses Programm zu integrieren. Der Nagra-Bericht und die Stellungnahmen seitens der Bundesbehörden waren 2012 in einer dreimo-

Der Bundesrat hatte im Juni 2006 verfügt, dass der

natigen Anhörung. Der aus den dabei eingereich-

Entsorgungsnachweis für abgebrannte Brennele-

ten Stellungnahmen resultierende Anhörungsbe-

mente (BE), verglaste hochaktive Abfälle (HAA)

richt wurde dem Bundesrat vorgelegt. Dieser hat in

und langlebige mittelaktive Abfälle (LMA) erbracht

seiner Verfügung vom 28. August 2013 festgehal-

ist. Er legte damals fest, dass die Kernkraftwerkge-

ten, dass mit dem eingereichten Bericht der Nagra

sellschaften zusammen mit dem Entsorgungspro-

die frühere Verfügung zum Entsorgungsnachweis

gramm nach Artikel 32 KEG dem Bundesrat einen

erfüllt ist. Er hat weiter festgehalten, dass die Ar-

Bericht zu unterbreiten haben, der alle in den Gut-

beiten zu den noch nicht berücksichtigten Emp-

achten und Stellungnahmen der damaligen HSK,

fehlungen in einen Forschungs-, Entwicklungs-

KNE und KSA sowie der OECD/NEA-Experten ent-

und Demonstrationsplan aufzunehmen sind.

haltenen offenen Fragen, Hinweise und Empfehlungen zum Entsorgungsnachweis systematisch erfasst und aufzeigt, wie diese im weiteren Verfahren zeit- und sachgerecht beantwortet werden.

9.4 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung

Der von der Nagra im Oktober 2008 eingereichte Bericht NTB 08-02 führt zu den rund 200 Empfeh-

Aufgabe der Expertengruppe geologische Tiefen-

lungen aus, wie diese zukünftig durch die Nagra

lagerung (EGT) ist es, das ENSI fachtechnisch zu

bearbeitet werden sollen. Das ENSI hat in einer

unterstützen. Geleitet von Professor Simon Löw

Stellungnahme dazu festgehalten, dass die Nagra

(ETH Zürich) deckt die Expertengruppe Fragen zur

alle Empfehlungen stufengerecht und zielführend

geologischen Beurteilung der Standortgebiete so-

bearbeitet hat und damit der Verfügung des Bun-

wie zur bautechnischen Machbarkeit und Sicher-

desrats nachgekommen ist. Im Sinne einer Weiter-

heit von geologischen Tiefenlagern ab. Die EGT

führung der Empfehlungen aus dem Entsorgungs-

bietet dem ENSI die Möglichkeit, bei wichtigen Fra-

92

ENSI Aufsichtsbericht 2013


gestellungen mit international anerkannten Exper-

schweiz und die geodynamische Entwicklung und

ten zusammenzuarbeiten und damit das eigene

Neotektonik der Nordschweiz.

Know-how zu ergänzen. Mitglieder der EGT nahmen an den fünf vom ENSI geleiteten Zwischenhalt-Fachsitzungen und an den

9.5 Felslaboratorien

vier Sitzungen des TFS teil. An Informationsveranstaltungen des BFE in den Standortregionen beant-

In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im

worteten Vertreter der EGT bautechnische Fragen

Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel

zu den Erschliessungsbauwerken (Schacht und

und Felslabor Mont Terri) betrieben, in welchen un-

Rampe). Am Treffen der Chairs of Advisory Bodies

ter internationaler Beteiligung umfangreiche For-

to Governments (ABG) in London tauschte die EGT

schungsprojekte zur geologischen Tiefenlagerung

Erfahrungen mit ähnlichen Kommissionen anderer

radioaktiver Abfälle durchgeführt werden. Ziel der

Länder aus. Weiter fanden vier reguläre Plenarsit-

Forschung ist die Charakterisierung und Erfassung

zungen der EGT statt, davon eine zweitägige Sit-

der geotechnischen, geochemischen und hydrauli-

zung mit Besuch des Felslabors Mont Terri in St.

schen Eigenschaften der dortigen Gesteinsformati-

Ursanne. Schliesslich hat die EGT gemeinsam mit

onen und die Entwicklung und Überprüfung von

dem ENSI ein Symposium zur «Felsmechanik und

Lagerkonzepten für den sicheren Einschluss radio-

Bautechnik von geologischen Tiefenlagern im

aktiver Abfälle sowie von Techniken zur Erfassung

Opalinuston und ähnlichen Tonsteinen» für Feb-

relevanter Daten. Die Resultate der Forschung

ruar 2014 geplant. Die Aktivitäten der EGT werden

erlauben es ausserdem, anhand von Demonstra-

laufend auf einer Website präsentiert (www.egt-

tionsversuchen das Verhalten technischer (Bentonit,

schweiz.ch).

Zement, Stahlbehälter) und natürlicher Barrieren

Themenschwerpunkte der EGT im Berichtsjahr

(Wirtgestein und Rahmengesteine) zu untersuchen

2013 waren Stoffgesetze und die bautechnische

und entsprechende Modellrechnungen zu validie-

Machbarkeit von Tiefenlagern im Opalinuston,

ren.

konzeptuelle und parametrische Annahmen zur

Seit 2003 ist das ENSI mit eigenen Projekten und

Gasbildung und zum Gastransport, konzeptuelle

Kooperationen an der Forschung im Felslabor

Annahmen, Lageroptimierung und bautechnische

Mont Terri beteiligt, um die behördeninterne Fach-

Aspekte der Tiefenlager-Auslegung (inklusive der

kompetenz aufzubauen und zu erhalten sowie

Zugangsbauwerke), Auswertung und Belastbar-

eigene Datensätze und Modelle zu entwickeln. Der

keit der alten und neuen 2D-Seismik im Tafeljura,

Schwerpunkt der Forschungsarbeiten lag 2013 auf

tektonische Zergliederung des Mesozoikums in

dem Abschluss der Auswertung des sogenannten

den potenziellen Standortgebieten der Nord-

RC-Experimentes, welches von der Ingenieur-

Geneigte Bohrungen für Messinstrumente. Foto: Comet.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

93


geologie der ETH Zürich betreut worden ist. Ziel-

zung produzierten Gase, dem damit verbundenen

setzung dieses Experiments war es, die durch

Gasdruckaufbau und dem Abtransport des Gases

den Bau der Galerie 2008 infolge von Spannungs-

-;AG% +#E 7+E#' -;AG%`P??#'+? V+-#;_ S[ >M +#E

umlagerungen hervorgerufenen Deformationen im

tonreiches Gestein). Das Projekt wurde im Jahr

Opalinuston quantitativ zu erfassen. Ergänzt wur-

2013 abgeschlossen und bot dem ENSI Gelegen-

den diese Untersuchungen durch umfangreiche

heit, sich bezüglich aller relevanten Fragestellun-

felsmechanische Laborversuche, mit welchen die

gen im Bereich von Gasbildung und Gastransport

felsmechanischen Kennwerte des Opalinustons

in Tiefenlagern auf dem neusten Stand von Wis-

ermittelt und für Rechensimulationen verfügbar

senschaft und Technik zu halten. Mit den durch-

gemacht werden. Am RC-Experiment war neben

geführten Vergleichsrechnungen konnte das ENSI

dem ENSI und der ETH auch die deutsche Bundes-

neue Modelle zur Berechnung des Gastransports

anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR

kennenlernen, testen und entwickeln. In den euro-

(geophysikalische Messungen) und swisstopo (geo-

päischen Felslabors (so auch in den schweizeri-

dätische Messungen) beteiligt.

schen Felslabors am Mont Terri und Grimsel) laufen

Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI

verschiedene Experimente zum Thema Gasbildung

an drei weiteren Experimenten: Das CD-Experi-

und Gastransport.

ment untersucht das zyklische Austrocknungs-

Das Projekt SITEX («sustainable network of inde-

verhalten der Stollenwand des Opalinustons in

pendent technical Expertise for radioactive waste

Abhängigkeit des Stollenklimas (Temperatur, Luft-

disposal») wurde im Februar 2012 mit dem Ziel

feuchtigkeit). Mit dem FM-D-Experiment evaluiert

gestartet, eine Plattform zum Thema geologische

das ENSI zusammen mit swisstopo eine neue

Tiefenlager für die Aufsichtsbehörden und ihre Ex-

Methode der Durchlässigkeitsbestimmung in Boh-

perten aufzubauen. Im Rahmen dieser Plattform

rungen anhand von Verdunstungsmessungen. Im

soll der regulatorische Bedarf für alle Phasen der

MO-Experiment untersucht das ENSI zusammen

Realisierung eines geologischen Tiefenlagers dis-

mit swisstopo und der französischen Organisation

kutiert und evaluiert werden. Es soll darauf auf-

ANDRA das Materialverhalten (u.a. die Langzeitbe-

bauend geklärt werden, welche Schwerpunkte für

ständigkeit) von Glasfaserkabeln mit integrierten

die regulatorische Sicherheitsforschung und bei

Mess-Sensoren. Dies geschieht, um die Tauglich-

der technischen Expertise für zukünftige Realisie-

keit der Glasfasertechnologie für ein Langzeitmo-

rungsschritte gesetzt werden sollen. Die Schluss-

nitoring in geologischen Tiefenlagern zu testen.

folgerungen und das weitere Vorgehen bzgl. der Plattform werden in der ersten Hälfte 2014 veröf-

9.6 Internationaler Wissenstransfer

fentlicht werden. Der Erfahrungsaustausch über verschiedene regulatorische Fachthemen wird für das ENSI bei den sicherheitstechnischen Beur-

Die Mitarbeit in diversen nationalen und interna-

teilungen der Arbeiten der Nagra im Sachplanver-

tionalen Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Gelegen-

fahren geologische Tiefenlager wertvolle Impulse

heit, alle relevanten Fragestellungen im Bereich der

liefern.

Entsorgung in geologischen Tiefenlagern vor allem

Das Projekt DECOVALEX-2015 läuft seit dem

im europäischen Rahmen zu verfolgen und bezüg-

Jahr 2012 und befasst sich mit der Simulation ge-

lich Stand von Wissenschaft und Forschung über

koppelter thermisch-hydraulisch-mechanischer Pro-

die aktuellen Entwicklungen informiert zu bleiben.

zesse, wie sie in der unmittelbaren Umgebung ei-

Die Resultate dieser Arbeiten fliessen in die Auf-

nes geologischen Tiefenlagers auftreten können.

sichtstätigkeit des ENSI im Rahmen des Sachplans

An dem Projekt nehmen Partner aus acht Ländern

geologische Tiefenlager ein.

teil. Die Simulationsergebnisse der Projektpartner

Neben der Beteiligung an der internationalen For-

werden untereinander verglichen und anhand

schung im Felslabor Mont Terri (Kap. 9.5) engagiert

experimenteller Daten bewertet. Das Projekt zielt

sich das ENSI im Rahmen weiterer Forschungspro-

damit auf eine Verbesserung des Prozessverständ-

gramme zur Entsorgung (EU-Projekte) und arbeitet

nisses sowie auf die Überprüfung und Erweiterung

in verschiedenen internationalen Gremien mit:

der Fähigkeit zur Simulation solcher Prozesse.

Das 2009 gestartete Forschungsprojekt FORGE

BIOPROTA ist ein internationales Forum, das sich

(«fate of repository gases») der Europäischen

mit Prozessen zur Freisetzung von Radionukliden

Union dient der Erforschung der in einem geologi-

aus einem Lager für radioaktive Abfälle in die Bio-

schen Tiefenlager durch Korrosion oder Zerset-

sphäre befasst. Die Arbeiten betreffen Ungewiss-

94

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Einlagerungsmodell. Foto: CCV.

heiten bei der Modellierung der Umweltauswir-

Understanding of Groundwater Flow through

kungenundderentsprechendenStrahlenexposition

Argillaceous Media» (Clay Club) sowie der Unter-

im Zusammenhang mit dem Sicherheitsnachweis

gruppe «Expert Group on Operational Safety»

für geologische Tiefenlager. Einmal im Jahr trifft

(EGOS). 2013 hat die IGSC ein Symposium zum

sich das Forum, um Ergebnisse von aktuellen For-

Thema «The Safety Case for Deep Geological

schungsarbeiten zu diskutieren und zukünftige

Disposal of Radioactive Waste 2013: State-of-

Forschungsschwerpunkte festzulegen. Ausserdem

the-Art» organisiert. An diesem Symposium haben

finden Workshops zu spezifischen Themenschwer-

verschiedene Länder zu spezifischen Realisierungs-

punkten statt. Seit 2012 ist das ENSI Mitglied von

phasen den Langzeitsicherheitsnachweis aus der

BIOPROTA. Diese Mitgliedschaft dient der Kompe-

Perspektive des Projektanten und der Aufsichts-

tenzerweiterung des ENSI im Bereich der Biosphä-

behörde vorgestellt. Das ENSI war im Programm-

renmodellierung.

komitee vertreten und hat die Rolle des Sicher-

Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Kooperations-

heitsnachweises im Standortauswahlverfahren aus

vereinbarung mit Prof. K.H. Lux und seinen Mitar-

Sicht der Aufsichtsbehörde vorgestellt.

beitenden am Lehrstuhl für Deponietechnik und

Die Arbeiten des Clay Clubs konzentrierten sich im

Geomechanik der TU Clausthal getroffen, um Ver-

Berichtsjahr 2013 auf das neu lancierte Projekt mit

gleichsrechnungen zu den Gastransportrechnun-

dem Titel «Argillaceous Media Database Com-

gen des ENSI aus Etappe 1 des Sachplans durch-

pilation», welches massgebende geologische, hyd-

zuführen. Bei diesem Vergleich soll eine neue

rogeologische, mineralogische, geophysikalische,

hydraulisch-mechanische Kopplung mit dem vom

geochemische und felsmechanische Datensätze

ENSI verwendeten Rechenprogramm getestet wer-

von Tongesteinen sammelt. Diese werden in einem

den. Für das ENSI ist dies ein guter Erfahrungs-

Bericht zusammengestellt und auf den neuesten

austausch und bietet die Möglichkeit, bei Bedarf

Stand gebracht. Berücksichtigt werden dabei nur

später die weiterentwickelte Kopplung zu über-

diejenigen Tongesteinsformationen, die heute als

nehmen.

Wirtgesteine für geologische Tiefenlager vorge-

Das ENSI beteiligt sich ferner an den Aktivitäten

sehen sind und mit den aktuellsten Methoden

der OECD-NEA Arbeitsgruppe IGSC («Integration

und Analysetechniken umfassend charakterisiert

Group for the Safety Case»), der Untergruppe

wurden. Es sind dies der Callovo-Oxfordian-Ton

«Working Group on Measurements and Physical

(Frankreich), der Boom-Clay und der Ypresian-Clay

ENSI Aufsichtsbericht 2013

95


(Belgien), der Queenstone Shale, die Georgian Bay Formation (Kanada) sowie der Opalinuston (Schweiz). Einbezogen werden auch Tongesteinsformationen, in denen Felslabors errichtet wurden und zu denen umfassendes Datenmaterial zum Vergleich zur Verfügung steht (Felslaboratorien HADES in Belgien, Bure und Tournemire in Frankreich und Mont Terri in der Schweiz). In einem speziellen Kapitel wird der Stellenwert der Geologie und der sicherheitsrelevanten Eigenschaften der Tongesteine für den Langzeiteinschluss und den Sicherheitsnachweis dargelegt. Die EGOS wurde im Juni 2013 gegründet und seitens der IGSC vorläufig mit einem zweijährigen Mandat ausgestattet. Die Expertengruppe dient dem Austausch von technischen und regulatorisch/gesetzgeberischen Erfahrungen in Bezug auf die nukleare und radiologische Betriebssicherheit eines geologischen Tiefenlagers. Es werden hauptsächlich Erfahrungen aus dem Bergbau, aus Kernanlagen, aber auch aus weiteren relevanten Ingenieurpro!+a=+E S[M >M 2;EE+`IK;7+Aa+Q [;?K__+E'+=AK'+E und bezüglich Gefährdungspotenzial analysiert. Eine weitere Hauptaufgabe besteht in der Entwicklung von Leitfäden und technischen Lösungen zur Störfallvorsorge und -linderung. Das ENSI war an der Gründungsveranstaltung vertreten und konnte dort die in der Schweiz bestehenden regulatorisch/ gesetzgeberischen Vorgaben umfassender erläutern. Die Mitarbeit des ENSI in der EGOS, im Clay Club und in der IGSC ermöglicht den Zugang zu wichtigen internationalen Informationsplattformen. Im Zentrum steht dabei der Wissenstransfer bezüglich des Sicherheitsnachweises für ein geologisches Tiefenlager, der Tongesteinsforschung und der Betriebserfahrung.

96

ENSI Aufsichtsbericht 2013


10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management

Im Jahr 2013 wurden im Wesentlichen folgende Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt: Das KKB hat Ende 2013 die überarbeiteten PSA der Stufen 1 und 2 im Rahmen der Periodischen

10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen

Sicherheitsüberprüfung eingereicht. Die überarbeiten Studien wurden um die Betriebserfahrung der letzten 10 Jahre erweitert und basieren

Mit der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA)

auf einer Reihe von verfeinerten Analysen (wie

wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein schwerer

[M >M 8A-I+I+E)+?=#'a+#=?A+G%E;E'+E ;E- =%+A-

Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt. Als schwe-

mohydraulische Analysen). Als Erdbebengefähr-

rer Unfall wird ein Störfall bezeichnet, bei dem der

dung wurden die Zwischenresultate aus dem

Reaktorkern nicht mehr gekühlt werden kann und

PEGASOS Refinement Project (PRP Intermediate

in der Folge zu schmelzen beginnt.

Hazard) verwendet. Ferner berücksichtigt die

Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden:

Studie bereits die neue Anlagenkonfiguration

Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus-

mit AUTANOVE (Autarke Notstromversorgung).

lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA

Die PSA-Studie für den Leistungsbetrieb weist

alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kernscha-

+#E+ _#==`+A+ <:^ 9CE bO,(\HJ-6 pro Jahr aus.

den (Kernschmelze) betrachtet. Die auslösenden

Das ENSI wird die neue PSA prüfen. Für den ak-

Ereignisse umfassen sowohl anlageninterne Stör-

tuellen Anlagenzustand hat das KKB nach wie

fälle, wie z. B. Brände, Brüche von Kühlmittel füh-

vor ein PSA-Modell ohne AUTANOVE.

renden Leitungen oder Ausfälle der Wärmeabfuhr,

Das KKG arbeitete an der geforderten Umset-

als auch Störfälle mit Ursprung ausserhalb der An-

zung des im Rahmen der Stellungnahme zur

lage, wie Erdbeben, unfallbedingter Flugzeugab-

Periodischen Sicherheitsüberprüfung identifizier-

sturz oder Überflutungen. Die auf den Ergebnissen

ten Verbesserungsbedarfs zur PSA, reichte Kon-

der Stufe-1-PSA aufbauende Stufe-2-PSA umfasst

zeptunterlagen zur Überarbeitung der Erdbe-

die Analyse des weiteren Verlaufs eines Kernscha-

benanalyse ein, führte weitere Untersuchungen

dens bis zu einer eventuellen Freisetzung von ra-

zur Hochwassergefährdung durch und schloss

dioaktiven Stoffen in die Umwelt. Mit der Stufe-3-

die Zwischenaktualisierung der Stufe-1-PSA ab.

PSA wird schliesslich der Schaden in der Umgebung

Nach Abschluss dieser Zwischenaktualisierung

des Kraftwerks analysiert.

I+=AP'= -#+ X+AE?G%K-+E?%P;)#'a+#= ,O&.\HJ-6

Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung

pro Jahr. Damit liegt dieser Kennwert weiterhin

verlangt das ENSI für alle schweizerischen Kern-

deutlich unter der in der Kernenergieverord-

kraftwerke PSA-Studien der Stufen 1 und 2. Die

nung vorgegebenen Obergrenze für neue Kern-

Anforderungen an die Erstellung und Anwendung

kraftwerke.

einer PSA sind in den Richtlinien ENSI-A05 (PSA:

Im Jahr 2012 lieferte das KKL ein überarbeite-

Qualität und Umfang) und HSK-A06 (PSA: Anwen-

tes Stufe-1-PSA Modell, um die im Rahmen

dungen) festgehalten. Jeder Betreiber hat eine an-

der Stellungnahme zur Periodischen Sicher-

lagenspezifische PSA entwickelt und aktualisiert

heitsüberprüfung identifizierten Verbesserungs-

diese regelmässig.

punkte umzusetzen. Aufgrund der (noch laufenden) Überprüfung der Unterlagen betrachtet das ENSI die Umsetzung von einigen geforderten Verbesserungspunkten als abgeschlossen. Darüber hinaus ergaben sich aus der Überprüfung weitere Fragen insbesondere bezüglich der Bewertung der Zuverlässigkeit von Personalhandlungen. Im Berichtsjahr lag beim KKL

ENSI Aufsichtsbericht 2013

97


der Arbeitsschwerpunkt im Bereich PSA bei

bilistische Sicherheitsziel einer Kernschadenshäu-

der Erstellung der neuen Stufe-2-PSA für alle

figkeit von weniger als 10-4 pro Jahr von allen An-

Betriebszustände. Gegenüber dem ursprüng-

lagen eingehalten.

lichen Zeitplan hat sich aufgrund verschiedener zusätzlicher Arbeiten im Zusammenhang mit den Aktionen nach den Ereignissen in Fuku-

10.1.2 Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung

shima die Erstellung dieser PSA verzögert. Das KKL reichte deshalb einen Zwischenbericht ein.

Die probabilistische Bewertung der Betriebserfah-

Im Rahmen der Stellungnahme zur Periodischen

rung eines Kernkraftwerks erfolgt auf zwei Arten:

Sicherheitsüberprüfung des KKM (PSÜ 2010)

Einerseits durch eine zusammenfassende Bewer-

veröffentlichte das ENSI seine Überprüfungser-

tung des gesamten Vorjahres (also 2012) und an-

gebnisse zur PSA des KKM. In die Überprüfung

dererseits laufend durch die risikotechnische Be-

waren PSA-Unterlagen, die bis und mit 2012

wertung einzelner Vorkommnisse. Im Folgenden

eingereicht wurden (insbesondere auch das

wird auf die beiden Analysen eingegangen.

überarbeitete Volllast-Stufe-1-Modell, das eine

Alle Kernkraftwerksbetreiber reichten im Be-

<:^ 9CE .O,(\HJ-5 pro Jahr ausweist) einbezo-

richtsjahr eine probabilistische Bewertung der

gen worden. Die Überprüfung ergab eine Reihe

Betriebserfahrung des Vorjahres ein. Bei diesem

von Verbesserungspunkten, zu denen das ENSI

Bewertungsverfahren wird anhand des PSA-

entsprechende Forderungen erhob. Insgesamt

Modells der Einfluss von unvorhergesehenen

bestätigte das ENSI, dass das KKM bezüglich

Kraftwerksabschaltungen sowie von Kompo-

auslegungsüberschreitender

einen

nentenunverfügbarkeiten infolge Instandsetz-

ausreichend hohen Sicherheitsstatus aufweist.

Störfälle

ungen, Wartung oder Funktionstests auf das

Die Identifikation und – sofern angemessen –

Risiko eines Kernschmelzunfalls ermittelt.

Umsetzung von Massnahmen zur weiteren Re-

Drei Kernkraftwerkbetreiber (KKG, KKL und

duktion des Risikos bezüglich Kernschadens-

KKM) setzten für die probabilistische Bewer-

häufigkeit und grosser früher Freisetzungen

tung der Betriebserfahrung 2012 neue PSA-

wurde bereits während der Prüfung der

Modelle ein (siehe Kapitel 10.1.1). Entspre-

PSÜ2010 initiiert.

chend der Vorgaben der Richtlinie HSK-A06

Das KKM überarbeitete im Laufe des Berichts-

wurde von jedem betroffenen Kernkraftwerk

jahres das Stufe-1-PSA-Modell für Volllast und

eine rückwirkende Aufdatierung der Konfigura-

reichte es dem ENSI ein. Dieses Modell berück-

tionen der Jahre 2008 – 2011 vorgenommen.

sichtigt im Vergleich zum vorhergehenden

Bei KKB 2 hat das INES-1-Vorkommnis vom Jahr

Modell weitere durch Vorschriften gestützte Ac-

2012 (siehe ENSI-Aufsichtsbericht 2012) zu

cident Management Massnahmen und berück-

einem aussergewöhnlich hohen inkrementellen

sichtigt erste Verbesserungspunkte aus der Stel-

kumulativen Risiko geführt. Bei den anderen

lungnahme zur PSÜ 2010. Die ausgewiesene

Kernkraftwerken wiesen die probabilistischen

<:^ I+=AP'= HOHH\HJ pro Jahr und liegt damit

Sicherheitsindikatoren keine aussergewöhnli-

in dem Bereich, in dem gemäss Richtlinie HSK-

chen Werte aus. Die Werte der probabilistischen

A06 Massnahmen zur Reduktion des Risikos zu

Sicherheitsindikatoren über die letzten fünf

identifizieren und – sofern angemessen – umzu-

Jahre weisen keinen Trend auf.

setzen sind. Das KKM hat verschiedene poten-

Das wartungsbedingte inkrementelle kumula-

zielle Nachrüstungen risikotechnisch bewertet.

tive Risiko wie auch die wartungsbedingten

Beispielsweise erwartet das KKM aufgrund

Risikospitzen für das Jahr 2012 waren bei allen

der geplanten Sanierung der Wohlensee-Stau-

Werken kleiner als die Planungswerte gemäss

-5

_K;+A +#E+ <:^N4+-;a=#CE K;) $O"$\HJ

98

-6

pro

Richtlinie HSK-A06.

Jahr. Die Umsetzung dieser Massnahme sowie

Meldepflichtige Vorkommnisse werden gemäss

weiterer Nachrüstmassnahmen hat das ENSI mit

der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur de-

3G%A+#I+E 9C_ H*M UC9+_I+A .JH, S0+A)L';E'

terministischen Betrachtungsweise systematisch

im Hinblick auf die endgültige Ausserbetrieb-

mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkremen-

nahme des KKM im Jahr 2019) verfügt.

telle bedingte Kernschadenswahrscheinlichkeit

Gemäss den per Ende 2013 vorliegenden Analysen

eines Vorkommnisses (ICCDPVorkommnis) gemäss

der Schweizer Kernkraftwerke wird das von der

Richtlinie HSK-A06 berechnet. Ein Vorkommnis

IAEA für bestehende Anlagen empfohlene proba-

wird anhand der ICCDPVorkommnis einer der Stufen

ENSI Aufsichtsbericht 2013


0 bis 3 der internationalen Bewertungsskala für

10.2 Erdbebengefährdungsanalyse

nukleare Ereignisse (INES) zugeordnet. Im Jahr 2013 ergaben sich bei keinem Kern-

Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft-

kraftwerk Vorkommisse, die gemäss Richtlinie

werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben-

HSK-A06 mit INES 1 (ICCDPVorkommnis im Bereich

sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute

10-4–10-6) einzustufen sind.

bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbeben-

Alle weiteren von den Kernkraftwerkbetreibern

sicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Für

im Jahr 2013 mit der PSA bewerteten Vorkomm-

Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestimmun-

nisse waren risikotechnisch unbedeutend, d. h.

gen als für Normalbauten. Der Stand von Wissen-

als INES-Stufe 0 beurteilt (ICCDPVorkommnis min-

schaft und Technik wurde und wird vom ENSI lau-

destens 10 , jedoch kleiner als 10 ) oder es

fend verfolgt. Neue Erkenntnisse führten in der

erfolgte keine Einstufung auf der INES-Skala

Vergangenheit bereits zu Weiterentwicklungen

(ICCDPVorkommnis kleiner als 10 ) aufgrund der

der Erdbebenanalysen und zu Ertüchtigungen in

Risikobewertung.

den Kernanlagen.

-8

-6

-8

Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Entwick-

10.1.3

ADAM-System

lung verlangte das ENSI im Jahre 1999 von den Kernkraftwerksbetreibern, die Erdbebengefährdung

Dem ENSI werden auf einem eigenen Übermitt-

nach dem fortschrittlichsten Stand der methodi-

lungsnetz im Zweiminutentakt von jedem Schwei-

schen Grundlagen neu zu bestimmen und dabei

zer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anlagen-

insbesondere die Unschärfe der Rechenergebnisse

parameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden die

umfassend zu quantifizieren. Zur Umsetzung der

ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident Diag-

Forderung des ENSI gaben die Kernkraftwerkbe-

nostics, Analysis and Management») verarbeitet.

treiber das Projekt PEGASOS (Probabilistische Erd-

ADAM besteht aus vier Modulen mit folgenden

bebengefährdungsanalyse für die KKW-Standorte

Funktionen:

in der Schweiz) in Auftrag. In Anlehnung an eine in

PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett-

den USA neu entwickelte Methode wurde in die-

ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es bereitet

sem Projekt die Erdbebengefährdung unter umfas-

die ANPA-Werte grafisch so auf, dass sich der PI

sender Berücksichtigung des Kenntnisstandes der

bei einem Störfall rasch über dessen Ablauf und

internationalen Fachwelt berechnet. Dazu wurden

Ausmass ins Bild setzen kann.

Fachleute von erdwissenschaftlichen und unab-

Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre-

hängigen fachtechnischen Organisationen aus

tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu

dem In- und Ausland beigezogen. Mit dem Projekt

möglichen Ursachen eines Störfalls und zum

PEGASOS hat die Schweiz Neuland betreten. Es ist

Zustand wichtiger Anlagenteile.

die erste und bisher einzige Studie dieser Art in

Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul

Europa.

kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert

Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit

und untersucht werden. Mit dem Modul kann

einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum

auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kriti-

Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die metho-

scher Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen,

dischen Vorgaben erfüllt wurden und dass hinsicht-

etc.) abgeschätzt werden.

lich verschiedener Aspekte (Qualitätssicherung, Er-

STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für

weiterung der Methode auf die Charakterisierung

«Source Term Program». Das Modul verwendet

der Standorteinflüsse) sogar ein neuer Stand der

ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell-

Technik erzielt wurde. Doch stellte das ENSI auch

terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung

fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnissen ausge-

radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall

wiesene Bandbreite der Unsicherheiten recht gross

abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann

ist und durch weitere Untersuchungen verkleinert

für Ausbreitungsrechnungen verwendet werden.

werden könnte.

Um die Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit zu

Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb-

erhöhen und um die Kompatibilität mit dem neuen

nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk-

Betriebssystem zu gewährleisten, wurde ADAM

betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear

umfassend überarbeitet. Die neue ADAM-Version

geleitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP).

wurde an der Gesamtnotfallübung im Jahr 2013

Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vor-

erfolgreich eingesetzt.

gesehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die

ENSI Aufsichtsbericht 2013

99


Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits

10.3.2 Containmentintegrität

bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbebenherde, der Erdbebenfortpflanzung und der lokalen

Die Betreiber arbeiteten an offenen Punkten aus

Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke.

dem Vorjahr. Diese betrafen die seismische Robust-

Das PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von

heit der Containment-Druckentlastungssysteme in

PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der

Gösgen und Leibstadt sowie die Isolation des Con-

Erdbebenforschung und die Resultate aus den

tainments und des Primärkreislaufs in allen Kern-

neuen Messungen der seismologischen Boden-

kraftwerken. Wie die Überprüfung durch das ENSI

kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten. Vor

auf der Basis der aktuellen Erdbebengefährdungs-

dem Hintergrund, dass für starke Erdbeben in der

annahmen (PRP Intermediate Hazard) bestätigte,

Schweiz Beschleunigungsmessdaten fehlen und

sind diese Ausrüstungen in Bezug auf die Contain-

somit empirische Erdbebenfortpflanzungs- bzw.

mentintegrität seismisch ausreichend robust. Ge-

-abminderungsbeziehungen nur begrenzt ableit-

stützt auf die PRP-Schlussergebnisse werden diese

bar sind, gewann die Frage der Übertragung von

Nachweise erneut überprüft werden.

international für spezifische Regionen entwickelten Abminderungsbeziehungen auf die Schweiz

10.3.3 Extreme Wetterbedingungen

im Projektverlauf zunehmend an Bedeutung. Die Arbeiten dazu hatten Forschungscharakter und

Im Jahr 2012 präzisierte das ENSI die Anforderun-

führten wiederholt zu Projektverzögerungen.

gen an die probabilistischen Gefährdungsanalysen

Ende 2013 reichten die Kernkraftwerkbetreiber

und an die Nachweise des ausreichenden Schutzes

den Schlussbericht des PRP beim ENSI zur Prüfung

der Anlage gegen extreme Wetterbedingungen

ein. Voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2014

wie extreme Winde, Tornados, extreme Luft- und

wird das ENSI zum PRP Stellung nehmen und die

Flusswassertemperaturen, Starkregen auf dem An-

in den Sicherheitsnachweisen zu verwendenden

lagenareal und extreme Schneehöhen. Im Jahr

Erdbebengefährdungsannahmen standortspezifisch

2013 begannen die Betreiber die Arbeiten zur Be-

neu festlegen.

stimmung der standortspezifischen Gefährdungsannahmen sowie zum Nachweis des Schutzes der

10.3 Fukushima-Massnahmen

Kernkraftwerke gegen 10000-jährliche wetterbedingte Ereignisse. Da der Aufwand der Datenbeschaffung unterschätzt worden war und Engpässe

Das ENSI und die Betreiber der Schweizer Kern-

bei beauftragten Experten auftraten, verzögert

kraftwerke führten im Jahr 2013 die aufgrund

sich die Fertigstellung der Nachweise bis Ende

des Reaktorunfalls in Fukushima begonnenen Ar-

2014.

beiten weiter. Die meisten im Aktionsplan Fukushima 2013 beschriebenen Tätigkeiten wurden ter-

10.3.4 Erhöhung der Sicherheitsmargen

mingerecht abgeschlossen. Bei einigen Punkten wurde eine Terminverschiebung auf das Jahr 2014

Die Erhöhung der Sicherheitsmargen bei ausle-

nötig, weil der Aufwand grösser war als geplant.

gungsüberschreitenden Störfällen stellte im Jahr

Die Schwerpunkte des Jahres 2013 betrafen fol-

2013 einen Untersuchungsschwerpunkt dar. Aus

gende Themen:

den Ergebnissen der probabilistischen sowie deterministischen Analysen wurden die Bereiche identi-

10.3.1 Erdbeben

fiziert, in denen Nachrüstungen unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Angemessenheit am

Die Betreiber reichten dem ENSI Ende 2013 die im

meisten zu einer weiteren Verminderung der Ge-

Rahmen des PEGASOS Refinement Project PRP fer-

fährdung beitragen können. Für diese Bereiche

tiggestellten umfangreichen Erdbebenstudien für

verlangte das ENSI von den Betreibern der Schwei-

die Schweizer Kernkraftwerkstandorte ein. Die PRP-

zer Kernkraftwerke Lösungsansätze. Es ist syste-

Ergebnisse beschreiben die standortspezifischen

matisch aufzuzeigen, dass damit alle angemesse-

seismischen Gefährdungsannahmen auf der Basis

nen Vorkehrungen zu einer weiteren Verminderung

der aktuellsten Erkenntnisse und Forschungsresul-

der Gefährdung mittels fest installierter Systeme

tate. Sie sind derzeit beim ENSI in Prüfung.

oder kurzfristig verfügbarer vorbereiteter Massnahmen getroffen wurden. Die einzureichenden Unterlagen werden im Jahr 2014 erwartet.

100

ENSI Aufsichtsbericht 2013


10.3.5 Wasserstoffmanagement

der Schweiz (IDA NOMEX) unter der Koordination des Bundesstabes ABCN weitere Fortschritte er-

Das ENSI hat aufgrund des EU-Stresstests sowie

zielt. Bei der Überprüfung der Referenzszenarien

der KNS-Stellungnahme zu Fukushima verschiedene

wurden von einer vom ENSI einberufenen Arbeits-

Aspekte der Wasserstoffgefährdung bei schweren

gruppe die Konsequenzen verschiedener Szena-

Reaktorunfällen identifiziert, welche durch die Be-

rien für den Notfallschutz untersucht. Mit Blick auf

treiber vertieft zu analysieren sind. Im Jahr 2013

ein breites Spektrum an Szenarien formulierte das

verlangte das ENSI die Prüfung von Robustheit

ENSI Empfehlungen zur Vorbereitung von Notfall-

und Umfang der Messeinrichtungen zur Beurteilung

schutzmassnahmen. Die im Dosismassnahmen-

der Wasserstoffgefährdung, die Aktualisierung der

konzept vorgesehenen Massnahmen zum raschen

Analysen zur Wasserstoffgefährdung, neue Unter-

Schutz der Bevölkerung sind aus Sicht der Arbeits-

suchungen der Ausbreitung von Wasserstoff aus

gruppe nach wie vor zweckmässig und hinrei-

dem Containment in andere Gebäude des Kern-

chend. Im Bereich der Vorbereitung besteht aber

kraftwerkes, die Überprüfung der Massnahmen und

Handlungsbedarf. Die Empfehlungen beziehen

Vorschriften zum Schutz gegen die Wasserstoffge-

sich auf die Alarmierung von Teilen der Zone 3, die

fährdung sowie die Überprüfung des Containment-

Vorverteilung der Jodtabletten und die vorsorgli-

druckentlastungspfads. Diese Arbeiten ergänzen

che Evakuierung in der Zone 2. Das ENSI gab sei-

andere umfangreiche Studien, welche bereits im

nen Bericht Ende 2013 in die Vernehmlassung an

Rahmen der probabilistischen Sicherheitsanalysen

die Kantone, Bundesstellen, Betreiberorganisatio-

durchgeführt wurden. Die Betreiber werden die

nen und relevanten eidgenössischen Kommissio-

Ergebnisse im Laufe des Jahres 2014 einreichen.

nen. Die Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Zo-

Auf dieser Basis wird das ENSI die Angemessenheit

nenkonzeptes hat auf dieser Grundlage die Vor- und

weiterer Nachrüstmassnahmen beurteilen.

Nachteile einer Änderung von Zonen gegeneinander abgewogen. Für die Mehrheit der in der Ar-

10.3.6 Severe Accident Management

beitsgruppe vertretenen Stellen ist das gültige Zonenkonzept zweckmässig und hinreichend. Die

In Bezug auf den Schwerpunkt «Severe Accident

Arbeitsgruppe empfiehlt jedoch, die heute über-

Management» hatten die 2012 durchgeführten

lappend definierten Sektoren der Zone 2 nicht

Inspektionen der Notfallräumlichkeiten Verbesse-

mehr überlappend zu festzulegen. Ein Bericht zu

rungsbedarf bei der Überwachung der Luftqualität

diesem Thema wurde zur Vernehmlassung vorbe-

in den Notfallräumlichkeiten aufgezeigt. Da das

reitet.

Strahlenschutzmaterial für die Bewältigung eines schweren Störfalls und für die längerfristige Nut-

10.3.8 Erfahrungsrückfluss

zungsmöglichkeit der Notfallräume durch die Notfallorganisationen eine Grundvoraussetzung dar-

Das ENSI hat den Vorsitz des Steuerungsorgans

stellt, wurde das auf dem Anlagenareal vorhandene

des «European Clearinghouse on NPP Operational

Strahlenschutzmaterial 2013 einer Inspektion un-

Experience Feedback» übernommen. Damit wird

terzogen. Die Inspektionen zeigten, dass auf dem

die Zusammenarbeit mit dieser für den Erfahrungs-

Anlagenareal ausreichend Material vorhanden ist,

rückfluss aus internationalen Vorkommnissen

um den vorgesehenen Personalbestand mit per-

wichtigen Institution verstärkt. Das Clearinghouse

sönlichen Schutzmitteln in der ersten Phase nach

ist ein Netzwerk europäischer Aufsichtsbehörden,

einem Ereignis auszurüsten. Eine Stellungnahme

die sich auf Dienstleistungen des Joint Research

des ENSI zu den Einsatzstrategien der Notfallorga-

Centre der Europäischen Kommission in Petten

nisationen der Kernkraftwerksbetreiber erfolgt bis

(Niederlande) stützen. Hauptziele sind der zeitnahe

Ende 2014.

Informationsaustausch über Vorkommnisse sowie die Verbreitung von Erkenntnissen aus der welt-

10.3.7 Gesamtschweizerisches Notfallmanagement

weiten Betriebserfahrung der Kernkraftwerke.

Beim gesamtschweizerischen Notfallmanagement haben im Jahr 2013 die Arbeiten der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in

ENSI Aufsichtsbericht 2013

101


10.3.9 Weitere Massnahmen zum EU-Stresstest

welt vor Strahlenschäden zu schützen und Unfälle in Kernkraftwerken mit Austritt von Radioaktivität zu vermeiden. Die Vertragspartner haben sich ver-

Alle 17 europäischen Länder, die am EU-Stresstest

pflichtet, die Grundsätze des Übereinkommens

im Jahr 2011 und bei der nachfolgenden Peer-Re-

anzuwenden. Alle drei Jahre müssen die Vertrags-

view im Jahr 2012 beteiligt waren, hatten sich zu

partner in einem Länderbericht darlegen, wie sie

einer Nachfolge-Überprüfung unter der Federfüh-

die Verpflichtungen erfüllen.

rung der ENSREG (EU-Stresstest Follow-Up) ent-

Bei der darauf folgenden Überprüfungskonferenz

schlossen. Dazu verfasste jedes Land bis Ende 2012

der CNS im Frühling 2014 in Wien wurde die Erfül-

einen Statusbericht («National Action Plan») über

lung des Übereinkommens in den Vertragsstaaten

den aktuellen Stand der nach Fukushima ergriffe-

wiederum überprüft. Dies erfolgt anhand der

nen Massnahmen. Die Überprüfung der National

eingereichten Länderberichte. Zusätzlich hatte die

Action Plans erfolgte anlässlich eines Workshops

Schweiz einen Vorschlag zur Erweiterung der CNS

vom 22. bis 26. April 2013 in Brüssel (Belgien). Der

eingereicht. Durch die Erweiterung des Artikels 18

Schweizer Bericht wurde in der Peer Review positiv

der CNS soll das fundamentale Auslegungsprinzip

beurteilt. Einige Schweizer Massnahmen wurden

der Reaktoren der dritten Generation verbindlich

von den Experten als lobenswert hervorgehoben,

festgelegt und eine Nachrüstpflicht für bestehende

etwa die Einsetzung der Arbeitsgruppe zur Über-

Kernkraftwerke gefordert werden. Der Schweizer

prüfung der Notfallmassnahmen in der Schweiz

Vorschlag wurde an der Konferenz von den Ver-

(IDA NOMEX) und die rasche Realisierung des La-

tragsstaaten behandelt.

gers in Reitnau. Darin werden zusätzliche Hilfsmittel für die Bewältigung eines schweren Reaktorunfalls gelagert. Die Peer Review unterstrich die Bedeutung des vom ENSI identifizierten Themas der Wiederherstellung der Containmentintegrität im Falle eines vollständigen Verlusts der Wechselspannung während Revisionsstillständen und empfiehlt dem ENSI, dieses mit höherer Priorität zu behandeln. Das ENSI hat für das Jahr 2014 einen entsprechenden Schwerpunkt gesetzt. Die Umsetzung der aufgrund des Unfalls von Fukushima getroffenen Massnahmen wird 2014 weitergeführt. Ein detaillierter aktueller Rückblick und Ausblick findet sich jeweils im jährlichen Bericht «Aktionsplan Fukushima» (vgl. Website des ENSI im Internet http://static.ensi.ch/1393918895/ensi_ 2014_aktionsplan_fukushima_de.pdf).

10.4 Convention on Nuclear Safety Die 76 Vertragsstaaten, die das internationale Übereinkommen über die nukleare Sicherheit (Convention on Nuclear Safety, CNS) bisher ratifiziert haben, mussten bis Ende September 2013 ihren Länderbericht beim Sekretariat der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) in Wien einreichen. Das ENSI hat den sechsten Länderbericht der Schweiz zur Umsetzung dieses Übereinkommens fristgerecht zugestellt. Ziel des Übereinkommens ist, in den Unterzeichnerstaaten ein hohes Mass an nuklearer Sicherheit zu erreichen und zu erhalten, um Mensch und Um-

102

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Anhang Sicherheitsbewertung

105

Abbildung 1

ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala

106

Abbildung 2

Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A

108

Tabelle 1

Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013

109

Tabelle 2

Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013

109

Tabelle 3

Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft

109

in den Kernkraftwerken Ende 2013 Tabelle 4

Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2013

110

Tabelle 5

Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr

110

Tabelle 6a

Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im

111

Tabelle 6b

Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2013

Jahr 2013 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung 112

und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6c Tabelle 7

Fussnoten

113

Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im

114

Vergleich mit den Abgabelimiten Tabelle 8

Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2013

115

Tabelle 9

Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2013

115

Tabelle 10

Richtlinien des ENSI

116

Figur 1

Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2004–2013

118

Figur 2

Vorkommnisse 2004–2013

119

Figur 3

Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2004–2013

120

Figur 4

Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2004–2013

121

Figur 5

Jahreskollektivdosen (Personen-mSv/Jahr) der Kernanlagen, 1981–2013

122

Figur 6

Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene)

122

in der Umgebung der schweizerischen KKW Figur 7a

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

123

Figur 7b

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

123

Verzeichnis der Abkürzungen

ENSI Aufsichtsbericht 2013

125

103



Sicherheitsbewertung Das ENSI hat die Grundzüge der systematischen Sicherheitsbewertung im Dokument «Integrierte Aufsicht: ENSI-Bericht zur Aufsichtspraxis» (ENSIAN-8526) dargestellt. Dieser Bericht ist auf der ENSI-Website unter http://www.ensi.ch/de/2013/ 10/03/bericht-integrierte-aufsicht/ verfügbar. Das ENSI hat die Ergebnisse von Inspektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnisanalysen, die Sicherheitsindikatoren sowie die im Aufsichtsjahr publizierten Erkenntnisse aus der PSÜ-Begutachtung – so weit sie zu Forderungen bezüglich der Erfüllung bisheriger Anforderungen geführt haben – nach dem beschriebenen System bewertet. Für die Kernkraftwerke hat es die Bewertungen zu einem umfassenden Gesamtbild zusammengefügt. Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu den Kernkraftwerken bei der systematischen Sicherheitsbewertung separat. Zentrale Ergebnisse der systematischen Sicherheitsbewertung der Kernkraftwerke sind jeweils am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem Punkt «Sicherheitsbewertung» dargestellt.

ENSI Aufsichtsbericht 2013

105


Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES

7

Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

6

Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

5

Kriterien gemäss INES-Manual

4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

Kriterien gemäss INES-Manual

4

radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv

3

Ernsthafter Zwischenfall

Zwischenfall

Anomalie

3

2

Ernsthafter Zwischenfall

3

Zwischenfall

Anomalie

2

Kriterien gemäss INES-Manual

Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual

1

Kriterien gemäss INES-Manual

0

Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

1

Kriterien gemäss INES-Manual

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv

0

4

Schäden an der Anlage

radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv

1

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv

2

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

Anomalie Kriterien gemäss INES-Manual

0

Kriterien gemäss INES-Manual

Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt

Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals

Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge

Teilskala 1

Teilskala 2

Teilskala 3

106

ENSI Aufsichtsbericht 2013


4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

7

7

Schwerwiegender Unfall

6

6

Ernsthafter Unfall

5

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

4

4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

3

3

Ernsthafter Zwischenfall

2

2

Zwischenfall

1

1

Anomalie

A

A

Abweichung

V

V

Verbesserungsbedarf

N

N

Normalität

G

G

Gute Praxis

1E-2 < ICCDPVork. < 1

2

Zwischenfall 1E-4 < ICCDPVork. < 1E-2

1

Anomalie 1E-6 < ICCDPVork. < 1E-4

0

ICCDPVork. < 1E-6

Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 Teilskala 4

ENSI Aufsichtsbericht 2013

ENSI

Ernsthafter Zwischenfall

INES

3

unterhalb der Skala

ICCDPVork. = 1

Zellen-Bewertungen in Sicherheitsbewertungs-Matrix

107


Abbildung 2 Definition der ENSIKategorien G, N, V und A

108

ENSI Aufsichtsbericht 2013


KKB 1

KKB 2

KKM

KKG

KKL

Thermische Leistung [MW]

1130

1130

1097

3002

3600

Elektrische Bruttoleistung [MW]

380

380

390

1035

1275

Elektrische Nettoleistung [MW]

365

365

373

985

1220

Reaktortyp

Druckwasser

Druckwasser

Siedewasser

Druckwasser

Siedewasser

Reaktorlieferant

Westinghouse

Westinghouse

GE

KWU

GE

Turbinenlieferant

BBC

BBC

BBC

KWU

BBC

Generatordaten [MVA]

2·228

2·228

2·214

1250

1360

Flusswasser

Flusswasser

Flusswasser

Kühlturm

Kühlturm

1969

1971

1972

1979

1984

Kühlung Kommerzielle Inbetriebnahme

KKB 1

KKB 2

KKM

KKG

KKL

Thermisch erzeugte Energie [GWh]

9 556

8 988

8 617

19 360

28 972

Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh]

3 078

2 892

2 955

6 360

9 692

Abgegebene thermische Energie [GWh]

187,1

13,0

1,8

153,1

Zeitverfügbarkeit1 [%]

96,7

91,0

90,8

74,1

93,0

Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%]

3,3

9,0

7,2

16,3

7,4

Arbeitsausnutzung2 [%]

96,3

90,5

89,9

74,7

90,9

Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams)3

0

0

0

0

0

Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage

0

0

2

2

0

Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10% PN)

0

0

2

1

0

Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013

Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2013

Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit. 3 Exkl. Scram im KKM bei Kritikalitätstest bei abgeschaltetem Reaktor 1 2

KKB 1 + 2

KKM

KKG

KKL

Reaktoroperateur

38 (37)

20 (24)

25 (26)

28 (31)

Schichtchef

27 (27)

13 (11)

16 (21)

24 (18)

Pikettingenieur

14 (14)

9 (9)

13 (11)

10 (11)

Strahlenschutzsachverständiger

4 (5)

4 (4)

3 (4)

4 (3)

Strahlenschutzfachkraft

8 (7)

7 (7)

8 (6)

9 (9)

Strahlenschutztechniker Gesamtbelegschaft (Personen)

ENSI Aufsichtsbericht 2013

6 (6)

6 (6)

4 (4)

6 (6)

544 (547)

345 (345)

515 (503)

549 (541)

Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2013 (in Klammern Werte von 2012)

109


Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2013

Datum

KKW

Vorkommnis

1.1.2013

KKM

Ausfall im Bereich der radiologischen Fortluftüberwachung im Kamin

0

19.1.2013

KKM

Nichteinfahren eines Neutronenflussdetektors

0

29.1.2013

KKM

Tropfleckage im Zwischenkühlwassersystem

0

13.3.2013

KKM

Automatische Leistungsreduktion bei Funktionstest an einem Speisewasserregelventil

0

16.4.2013

KKB2

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

16.4.2013

KKB2

Ausfall einer Niveaumessung im Volumenausgleichstank

0

18.4.2013

KKM

Ausfall einer 380-V-Schiene der Eigenbedarfsversorgung

0

20.4.2013

KKL

Ungenügende Dichtheit des Sekundärcontainments

0

19.5.2013

KKM

Fehlfunktion einer Messstelle für die Dosisleistung der Reaktorgebäudeabluft

0

19.5.2013

KKB2

Ausfall eines Kanals der Neutronenflussmessung

0

21.5.2013

KKG

Schäden an Abstandhaltern zweier Brennelemente

0

30.5.2013

KKG

Verbogenes Führungsblech im externen Nasslager

0

7.6.2013

KKG

Notstromfall nach versehentlicher Betätigung eines Erdungsschalters

0

17.6.2013

KKB1

Wellenbruch an einer primären Nebenkühlwasserpumpe

0

20.6.2013

KKL

Störungsbedingtes Zufahren eines Umwälzmengenregelventils

0

20.6.2013

KKM

Fehlfunktion einer Messstelle für die Dosisleistung der Reaktorgebäudeabluft

0

24.6.2013

KKG

Montagefehler an einem Rückschlagventil im Notspeisesystem

0

25.6.2013

KKB1

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

27.6.2013

KKG

Defekte Dichtung an einem Beckenablaufventil

0

16.7.2013

KKM

Pumpenausfall bei Funktionsprüfung im alternativen Niederdruckkernsprühsystem

0

17.7.2013

KKG

Spannungsausfall an einer Notstromschiene

0

24.7.2013

KKG

Reduktion der Reaktorleistung nach Turbinenabschaltung

0

10.8.2013

KKL

Nichtverfügbarkeit einer Boreinspeisepumpe des Vergiftungssystems

0

14.8.2013

KKM

Reaktorschnellabschaltung während Kritikalitätstest bei abgeschaltetem Reaktor

0

22.8.2013

KKM

Nicht ausreichend konservative thermische Betriebsgrenze für den Reaktorkern

0

28.8.2013

KKM

Gebrochene Befestigungsrippen im Wasserabscheider

0

2.9.2013

KKL

Fehlerbedingte Beeinträchtigung der Dichtheit des Sekundärcontainments

0

2.9.2013

KKB2

Rissanzeige am Anschlussflansch einer Rezirkulationspumpe

0

6.9.2013

KKM

Steuerluftleckage am Vorsteuerventil eines Sicherheits- und Abblaseventils

0

9.9.2013

KKB2

Wellenbruch an einer primären Nebenkühlwasserpumpe

0

9.9.2013

KKL

Montagefehler an einer Speisewasser-Rückschlagarmatur

0

12.11.2013

KKL

Störung an einem Steuerstabantrieb

0

20.11.2013

KKM

Ausfall einer Reaktorumwälzpumpe

0

28.11.2013

KKL

Ausfall eines Speisegeräts im Notstandsystem

0

Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv)

Einstufung INES

KKB 1 Aktionen

2012

BE-Wechsel Revisionsstillstand

2013

2012

85

56

544

Zwischenabstellung

110

KKB 2

KKG

KKL

KKM

2013

2012

2013

2012

2013

2012

2013

220

426

606

1914

470

596

656

55

16

Leistungsbetrieb

40

40

41

39

67

Total

584

125

152

259

493

606

212

797

263

286

2126

1267

859

958

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Ort

Medium

KKB1 Abwasser 3400 m³ + KKB2 Abluft

Art der Abgaben1

Bilanzierte Abgaben2

Berechnete Jahresdosis3

Messung Normiert

Limiten

Bq pro Jahr

Bq pro Jahr

Prozent Erw. 10j Kind 1j Kind Bq pro Jahr der Limite mSv/Jahr mSv/Jahr mSv/Jahr

Nuklidgemisch ohne Tritium

3,9·108

4·1011

Tritium

8,6·1012

8,6·1012

Edelgase

4,1·1012

Aerosole

1,2·10

I

1,2

5

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

7·1013

12%

<0,001

<0,001

<0,001

3,9·1013

1·1015

0,4%

<0,001

<0,001

<0,001

6·10

9

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

4·10

9

0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO2

2,0·1010

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

0,0011

Nuklidgemisch ohne Tritium

4,3·10 6

2·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,8·1013

1,8·1013

7·1013

26%

<0,001

<0,001

<0,001

<1,0·10

1·10

Iod:

131

4,5·10

4

6

4,5·10

6

Dosis total KKG

Abwasser 7047 m³ Abluft

Edelgase

<9,3·10

<1%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

9,8·10 4

1·1010

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

2,8·10

5

7·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO2

8,4·1010

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

0,001

Nuklidgemisch ohne Tritium

6,1·107

4·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,4·1012

1,4·1012

2·1013

Iod:

I

131

12

13

15

9

Dosis total KKL

Abwasser 14072 m³ Abluft

7%

<0,001

<0,001

<0,001

15

2·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

2·1010

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

12

2,0·10

Aerosole

1,6·107

Iod:

2,2·10

I

2,2·10

1,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO2

7,7·1011

0,0029

0,0038

0,0065

0,003

0,0039

0,0067

Nuklidgemisch ohne Tritium

2.7·109

4·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,7·1011

1,7·1011

2·1013

0,8%

<0,001

<0,001

<0,001

15

131

8

8

2·10

10

Dosis total KKM

Abwasser 3626 m³ Abluft

Edelgase

10

2,9·10

2·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

5,6·10 6

2·1010

<0,1%

0,0027

0,0026

0,0025

9,3·10

6

2·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO2

3,7·1011

<0,001

0,0012

0,002

0,0036

0,0038

0,0045

Nuklidgemisch ohne Tritium

3,7·108

2·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,8·109

<0,001

<0,001

<0,001

β-/γ-Aerosole

1,2·10

4

1·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

α-Aerosole

1,5·10 4

3·107

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO2

7

8,3·10

12

1·10

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,6·109

1·1014

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

Iod:

I

131

10

Dosis total ZZL

Abwasser 367 m³ Abluft

Dosis total

ENSI Aufsichtsbericht 2013

9

Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2013 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

111


Tabelle 6b Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2013 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

PSI Ost Hochkamin

Saphir, Proteus

Forschungslabor

BetriebsGebäude radioaktive Abfälle

Bundeszwischenlager

Nuklidgemisch ohne Tritium

Tritium

Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a]

Abgaben über die Abluft

2,4

[Bq/a]

Edelgase und andere Gase

1,5·1011

β/γ-Aerosole , ohne Iod

1,7·108

1,1·105 –

4

α-Aerosole

Iod (Summe aller Isotope)

3,2·107

Tritium als HTO

1,0·10

3,0·10

4,7·10

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

11

Kohlenstoff: 14C in CO2

7

– 1,3·1010

9

Jahresdosis [mSv/Jahr] für: 3

Erwachsene Kind 10j

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

Kleinkinder

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,1%

<0,1%

<0,1%

<0,1%

<0,1%

Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1

PSI West

Gesamtanlage des PSI2,4

Zentrale Fortluftanlagen

Injektor II

C-Labor

Abwasser 1282 m3

Abluft

Aequivalentabgaben

Nuklidgemisch ohne Tritium

7,4·107

1,6·107

Tritium

8,0·1010

1,5·1014

2,4·10

Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a]

Abgaben über die Abluft

2,4

[Bq/a]

Edelgase und andere Gase

1,5·1014

3,1·109

β/γ-Aerosole , ohne Iod

2,4·10

2,8·10

6,3·10

4

α-Aerosole

10

6

3

3,4·1014 –

10

Iod (Summe aller Isotope)

5,7·107

8,9·107

3,9·107

Tritium als HTO

1,2·1012

1,3·1012

Erwachsene

0,0051

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,006

Kind 10j

0,0051

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,006

Kleinkinder

0,0051

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,006

3,4%

<0,1%

<0,1%

<0,1%

<4,0%

Kohlenstoff: 14C in CO2 Jahresdosis3 [mSv/Jahr] für:

Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1

112

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Tabelle 6c (Fussnoten) 1

2

Bei der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist folgendes zu präzisieren: Abwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen ReferenzLE-Wert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem IngestionsDosisfaktor von 5·10-8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CAWert von 2·105 Bq/m³ angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·105 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem ImmersionsDosisfaktor von 4.4·10-7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine β-total-Messung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80% 133Xe, 10% 135Xe und 10% 88Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11C, 13N, 15O und 41Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/m3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist dem gegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben. Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131I ergibt. Die Ingestionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren IodMessungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. ±50%. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nicht-relevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-).

ENSI Aufsichtsbericht 2013

3

4

Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. Dosiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/ Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert.

113


Abluft Edelgase

1.E +16

Edelgasabgaben mit der Abluft 2009

2011

2012

2013

Limite

Limite

KKL

KKM

Limite

1.E +15

1.E +14

1.E +13

1.E +12

1.E +11

Abluft Iod

2010

Limite

Radioaktivitäts-Äquivalentabgaben [Bq/Jahr]

Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich mit den Abgabelimiten

KKB

KKG

Iodabgaben mit der Abluft 1.E +11

2009

2010

2011

2012

2013

Limite

Limite

KKL

KKM

Limite

1.E +10

Radioaktivitätsabgaben [ Bq/Jahr]

Limite

1.E +09

1.E +08

1.E +07

1.E +06

Abwasser

KKB

KKG

Tritiumabgaben mit dem Abwasser

mit Tritium

1.E +15

2009

2011

2012

Limite

1.E +14

Radioaktivitätsabgaben [Bq/Jahr]

2010

2013

Limite Limite

KKL

KKM

1.E +12

1.E +11

1.E +10

Abwasser

KKB

KKG

Aktivitätsabgabe mit dem Abwasser (ohne Tritium)

ohne Tritium

1.E +12

2009

2010

2011

2012

2013

Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]

Limite

Limite

Limite

KKL

KKM

Limite

1.E +11

1.E +10

1.E +09

1.E +08

1.E +07

114

Limite 1.E +13

KKB

KKG

ENSI Aufsichtsbericht 2013


unkonditioniert

1

2

Tabelle 8

konditioniert

Anfall

Auslagerung1

Bestand

Produktion

Auslagerung2

Bestand

PSI

38

478

21

1538

KKB

20

86

7

1168

KKM

38

40

45

19

899

KKG

21

22

38

1

236

KKL

41

33

16

35

1323

Total

158

95

663

83

5164

Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2013 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3

Bruttovolumen der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der Konditionierungsanlage. Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag.

unkonditioniert

konditioniert

Anfall

Annahme zur Konditionierung bzw. Triage2

Bestand

821

155

2793

60

Einlagerung

Auslagerung

Bestand

Verarbeitung [m3]

Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle 4 [m3]

60

1646

Anzahl Behälter mit Brennelementen

29

Anzahl Behälter mit Glaskokillen

11

Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen

6

Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der Zwilag per 31.12.2013

Hierin enthalten sind: – Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag – Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle. 2 Nur teilweise radioaktiver Abfall. 3 Hierin enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4 Alle Lagerteile der Zwilag ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers. 1

ENSI Aufsichtsbericht 2013

115


Richtlinien des ENSI Tabelle 10 Fett gedruckte Titel beziehen sich auf Richtlinien, die in Kraft sind. Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. Aktuelle Liste per Dezember 2013.

G-Richtlinien (Generelle Richtlinien)

A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung)

116

Ref.

Titel

Stand

G01

Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke

Januar 2011

G02

Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke im Betrieb

G03

Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis

April 2009

G04

Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente

März 2012 (Revision 1)

G05

Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung

April 2008

G06

Baudokumentation

sistiert

G07

Organisation von Kernanlagen

Juli 2013

G08

Systematische Sicherheitsbewertungen des Betriebs von Kernanlagen

G09

Betriebsdokumentation

G11

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage

G12

Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen

Juni 2013 (Revision 2)

G13

Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen

Februar 2008

G14

Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen

Dezember 2009 (Revision 1)

G15

Strahlenschutzziele für Kernanlagen

November 2010

G16

Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwendung

G17

Stilllegung von Kernanlagen

G18

Brand- und Blitzschutz für Kernanlagen

G20

Reaktorkern, Brennelemente und Steuerelemente: Auslegung und Betrieb

G21

Qualitätssicherung bei der Projektierung und Bauausführung von Bauwerken in Kernanlagen

Ref.

Titel

Stand

A01

Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse

Juli 2009

A02

Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken

sistiert

A03

Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken

A04

Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen

September 2009 (Revision 1)

A05

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität

Januar 2009

A06

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen

Mai 2008

A07

Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotenzial

A08

Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen

Februar 2010

A15

Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen

sistiert

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Ref.

Titel

Stand

B01

Alterungsüberwachung

Juli 2011

B02

Periodische Berichterstattung der Kernanlagen

März 2012 (Revision 3)

B03

Meldungen der Kernanlagen

März 2012 (Revision 3)

B04

Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen

August 2009

B05

Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle

Februar 2007

B06

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung

Juni 2013 (Revision 2)

B07

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen

September 2008

B08

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen

B09

Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen

Juli 2011

B10

Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal

Oktober 2010

B11

Notfallübungen

Dezember 2012 (Revision 1)

B12

Notfallschutz in Kernanlagen

April 2009

B13

Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals

November 2010

B14

Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen

Dezember 2010

Ref.

Titel

Stand

R-4

Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken

Dezember 1990

R-7

Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Institutes

Juni 1995

R-8

Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung

Mai 1976

R-16

Seismische Anlageninstrumentierung

Februar 1980

R-30

Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen

Juli 1992

R-31

Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen

Oktober 2003

R-35

Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik

Mai 1996

R-40

Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leichtwasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung

März 1993

R-46

Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken

April 2005

R-48

Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken

November 2001

R-49

Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen

Dezember 2003

R-50

Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen

März 2003

R-60

Überprüfung der Brennelementherstellung

März 2003

R-61

Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren

Juni 2004

R-101

Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasser-Reaktoren

Mai 1987

R-102

Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz

Dezember 1986

R-103

Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle

November 1989

ENSI Aufsichtsbericht 2013

B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung)

R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet)

117


Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung 2004–2013

KKB 1 + 2

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95% 90%

80% 75% 70% KKM

KKB 1 KKB 2

85%

2004

2005

100%

2006

2007

2008

Zeitverfügbarkeit

2009

2010

2011

2012

2013

2012

2013

2012

2013

2012

2013

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85% 80% 75% 70% KKG

2004

2005

100%

2006

2007

2008

Zeitverfügbarkeit

2009

2010

2011

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85% 80% 75% 70% KKL

2004

2005

100%

2006

2007

2008

Zeitverfügbarkeit

2009

2010

2011

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85%

70%

118

57,1%

75% 2004

56,7%

80%

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Figur 2

12

Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2004–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2013. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden.

KKB 1: nur B-Ereignisse

10

KKB 2: nur B-Ereignisse

8

beide Blöcke betreffend

6 4 2 0

KKB 1 + 2

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013 KKM

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013 KKG

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013 KKL

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2004

2005

ENSI Aufsichtsbericht 2013

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

119


Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2004–2013

KKB 1 + 2

5

KKB 1

KKB 2

4 3 2 1 0

KKM

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012 2013*

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

5 4 3 2 1

* Scram bei Kritikalitätstest vor BE-Wechsel bei Nullleistung

KKG

0

5 4 3 2 1 0

KKL

5 4 3 2 1 0

120

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2004–2013

5

Anzahl Stäbe

4

KKB 1 + 2

3 2 1 0

03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11

11/12

12/13 KKM

5

Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 KKG

5

geringfügige Schäden a

grössere Schäden b

Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 KKL

5 geringfügige Schäden a

grössere Schäden b

Anzahl Stäbe

4 3 2 a

1

b

0

03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11

ENSI Aufsichtsbericht 2013

11/12 12/13

121

z.B. Haarrisse im Hüllrohr z.B. grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung


Figur 5 Jahreskollektivdosen der Kernanlagen in der Schweiz in Pers.-Sv, 1981–2013

12

*$-+02$2,%()5."-

10

8

6

44& '/#

4 441 2 0

443

44!

*%7

663 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13

Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen 1 (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW

0.012

Quellenbezogener Dosisrichtwert (0,3 mSv/Jahr)

0.010

mSv im Jahr

0.008

0.006

0.004

0.002

0.000 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 KKB

122

KKM

KKG

KKL

ENSI Aufsichtsbericht 2013


Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

ENSI Aufsichtsbericht 2013

123



Verzeichnis der Abkürzungen ADAM

Accident Diagnostics, Analysis and Management

ADR

European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road

AIRS

Advanced Incident Reporting System

ALARA

«As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar) Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung

AM

Accident Management

ANPA

System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI

AÜP

Alterungsüberwachungsprogramm

ASME

American Society of Mechanical Engineers

BAG

Bundesamt für Gesundheit

BFE

Bundesamt für Energie

Bq

Becquerel

BZL

Bundeszwischenlager

BE

Brennelement

CFS

Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection

CNS

Convention on Nuclear Safety

DSK

Deutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen

DWR

Druckwasserreaktor

EGT

Expertengruppe geologische Tiefenlager

ENSI

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat

EPFL

Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne

ETH

Eidgenössische Technische Hochschule

GWh

Gigawattstunde = 10 9 Wattstunden

HAA

Hochradioaktive Abfälle

HSK

Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (seit 2009: ENSI)

IAEA

International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien

INES

International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala)

IRA

Institut de radiophysique appliquée, Lausanne

IRS

Incident Reporting System

ENSI Aufsichtsbericht 2013

125


KEG

Kernenergiegesetz

KEV

Kernenergieverordnung

KKB

Kernkraftwerk Beznau

KKG

Kernkraftwerk Gösgen

KKL

Kernkraftwerk Leibstadt

KKM

Kernkraftwerk Mühleberg

KKW

Kernkraftwerk

KNS

Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit

KOMABC

Eidgenössische Kommission für ABC Schutz

KSR

Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität

LMA

Langlebige mittelradioaktive Abfälle

LOCA

Loss of coolant accident

LWR

Leichtwasserreaktor

MAA

Mittelradioaktive Abfälle

MADUK

Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen

MIF

Medizin, Industrie und Forschung

MOX

Uran-Plutonium-Mischoxid

mSv

Millisievert = 10 -3 Sievert

F39

V#aAC?#+9+A= D HJ -6 Sievert

MW

Megawatt = 10 6 Watt, Leistungseinheit

MWe

Megawatt elektrische Leistung

MWth

Megawatt thermische Leistung

NADAM

Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung

Nagra

Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle

NAZ

Nationale Alarmzentrale, Zürich

NEA

Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris

NFO

Notfallorganisation

NTB

Nagra Technischer Bericht

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

OSART

Operational Safety Review Team (IAEA)

Pers.-mSv

Personen-Millisievert = 10 -3 Personen-Sievert

Pers.-Sv

Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis

PSA

Probabilistische Sicherheitsanalyse

PSI

Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen

PSÜ

Periodische Sicherheitsüberprüfung

QM

Qualitätsmanagement

QS

Qualitätssicherung


RCIC

Reaktorkernisolations-Kühlsystem

RDB

Reaktordruckbehälter

RID

Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail

SAA

Schwachradioaktive Abfälle

SAMG

Severe Accident Management Guidance

SMA

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle

StSG

Strahlenschutzgesetz

StSV

Strahlenschutzverordnung

SUVA

Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern

Sv

Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem)

SVTI

Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen

SWR

Siedewasserreaktor

TBq

Terabecquerel (1 TBq = 10 12 Bq)

TL-Behälter

Transport- und Lagerbehälter

TLD

Thermolumineszenz-Dosimeter

UVEK

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation

WANO

World Association of Nuclear Operators

WENRA

Western European Nuclear Regulators’ Association

ZWIBEZ

Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau

ZWILAG

Zwischenlager Würenlingen AG

ENSI Aufsichtsbericht 2013

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Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 info@ensi.ch www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-8800 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2014

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ENSI Aufsichtsbericht 2013


ENSI-AN-8800 ISSN 1661-2876

ENSI, CH-5200 Brugg, Industriestrasse 19, Telefon +41 (0)56 460 84 00, Fax +41 (0)56 460 84 99, www.ensi.ch


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