24. M채rz 2011 08
Stromriesen unter sich
Das Ehepaar Sladek versorgt HUNDERTtAUSENDE Menschen mit saubereR ENERGIE
DIE GROSSE
UMFRAGE
Hier Teilnehmen.
Uwe Amrhein
Editorial
Foto: Stiftung Bürgermut. Titelfoto: Deutscher Gründerpreis / Stefan Pielow
Eine F rage der P riorit ä te n
Nicht wenige waren überrascht, als Norbert Röttgen letzten Mittwoch den Saal der DZ-Bank am Brandenburger Tor betrat. Mitten im größten anzunehmenden Atom-Stress nahm sich der Umweltminister Zeit für einen Auftritt bei der Verleihung des Förderpreises „Aktive Bürgerschaft“. Es sei der einzige öffentliche Termin, den er in diesen Tagen nicht abgesagt habe, gab Röttgen zu Protokoll. Eigentümlich, zumal der Bundesminister für Reaktorsicherheit bis dato nicht als Engagement-Experte aufgefallen war. Und seine Rede trug nicht dazu bei, diesen Eindruck zu ändern. Des Rätsels
Lösung: Zwei von vier an jenem Abend zu dekorierenden Bürgerstiftungen sind in NRW zu Hause, wo Röttgen CDU-Landeschef ist und Neuwahlen mit ihm als Spitzenkandidaten nicht mehr fern scheinen. Gut, dass es der Gastgeber so deutlich formulierte. Peter Hanker, Vorstandschef des ausrichtenden Vereins Aktive Bürgerschaft, lobte den Umweltminister überschwänglich für dessen Kommen. „Das wird Ihnen Sympathien bringen“, versprach der eifrige Banker seinem Ehrengast. Na, dann hat sich’s ja gelohnt. Dass engagierte Menschen gute Wahlkampf-Bilder abgeben, ist nicht neu. Neu wäre, wenn Bürgerengagement nach der Wahl diese bemerkenswerte Priorität behielte. Uwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER. 5
Politik, Kultur, B체rgerrechte. Qualit채tsjournalismus kann man kaufen. www.spredder.de
Foto: imago
Trends
Entertainer der woche Kurt Beck & Julia Klöckner Der rheinland-pfälzische Landesvater und seine Herausforderin überbieten sich derzeit mit Wahlversprechen. Beck will sich stark machen für eine obligatorische Einbindung von Bürgern bei Großprojekten, dazu Volksentscheide auf
Bundesebene. An der Landesverfassung soll aber bitte nicht geschraubt werden. Jetzt wird er rechts von der CDU-Frontfrau überholt, sie will unter anderem das Quorum für Volksbegehren in Rheinland-Pfalz deutlich senken. 7
Trends
Zitat der woche Markus Söder
Zahlen, Zitate, Fakten
“Ich habe kein Problem damit, vom Ausstieg zu sprechen.”
Markus Söder (CSU), bayerischer Umweltminister
Cartoon der Woche Wulffmorgenthaler
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Zahlen, Zitate, Fakten
Trends
map der woche japan Die Ausbreitung der radioaktiven Wolke aus dem japanischen Unglücks-Kernkraftwerk Fukushima zeigt die animierte Grafik des Instituts für Meteorologie und Geodynamik. Deutlich erkennbar: Bislang stand der Wind günstig, die Japaner hatten schier unfassbares Glück im großen Unglück. Alle Strahlung zog auf die Weiten des Pazifiks hinaus. Aber nun sagen Wetterprognosen eine Änderung der Windrichtung voraus. Die 35 Millionen Menschen im Großraum Tokyo wären dann akut von einer radioaktiven Wolke bedroht.
Fotos: zamg
www.zamg.ac.at
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Trends
Zahlen, Zitate, Fakten
Netzspenden für japan
Vergesst die klassische Online-Spende. Derzeit gibt es jede Menge origineller Möglichkeiten, im Netz etwas für die japanischen Opfer von Tsunami und Erdbeben zu tun. Einige von ihnen liefen höchst erfolgreich, andere wurden zum Fiasko. Sehen Sie selbst. Zynga. Die 250 Millionen Mitglieder beim Onlinespiele-Dienst Zynga können virtuelle Güter wie Kobe-Rinder kaufen. Der Erlös in ganz realen Dollar wird an die Japan Earthquake Tsunami Children Emergency gespendet. iTunes. In den USA kann man direkt über seinen iTunes-Account Geld für 10
die Erdbebenopfer spenden. Das geht besonders komfortabel und kostet wenig Zeit. Warum funktioniert das eigentlich nicht in Europa, Herr Jobs? Bing. Baden gegangen ist hingegen Microsoft. Das Unternehmen wollte jeden Twitter-Retweet, der seine Suchmaschine Bing bewirbt, mit einem Dollar belohnen. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Netz-Community, weil hier Werbung mit der Katastrophe gemacht wurde. Kleinlaut beendete Microsoft die Aktion und spendete 100.000 Dollar für die Japan-Hilfe.
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zahl der woche Inkompetenz
der Deutschen halten Politiker in Sachen Internet für inkompetent. (Quelle: Forsa)
Geburtstag der Woche Twitter
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Zunächst verlacht als effektivstes Verbreitungsmedium für Banalitäten und Eitelkeiten, hat Twitter eine Kommunikations-Revolution losgetreten. Heute werden Umstürze, Katastrophen und
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Skandale getwittert. Auf der ganzen Welt sorgen Tweets in Echtzeit für Transparenz und eine breite, demokratische Öffentlichkeit. Happy Birthday! 11
Weltbeweger
KIDSmile
Foto: KIDsmiling
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KIDSmile
Weltbeweger
Weltbeweger der woche
komm Bolzen! Fußball kann das Leben verändern – vor allem wenn benachteiligte Kinder durch den Sport Fairness, Respekt und Selbstbewusstsein lernen. Sandra Kossmann und ihr Verein „KIDsmiling“ bieten auf einem halben Dutzend Bolzplätzen nicht nur Spaß, sondern auch Perspektiven.
Viel wird von Chancengleichheit geredet – aber wenig konkret getan. Die Rechtsanwältin Dr. Sandra Kossmann wollte anpacken und der Perspektivlosigkeit benachteiligter Kinder und Jugendlicher etwas entgegensetzen. Seit 2007 bietet ihr Kölner Verein „KIDsmiling – Projekt für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche e.V.“ regelmäßige, kostenlose Fußballtrainings für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten an. Rund 350 Kinder und Jugendliche, darunter viele Mädchen, kommen zu den festen, zweistündigen Terminen, um alles zu lernen, was zum Fußball dazugehört - von Schusstechnik über Spielaufbau bis Fairness, Respekt und Disziplin. „Sie sollen lernen, gewaltfrei mit Ärger und Konflikten umzugehen“, erzählt Sandra Kossmann. Das Projekt „Komm bolzen!“ finanziert sich
ausschließlich über Spenden, von denen Bälle oder Trikots angeschafft und die Honorare der 20 Trainerinnen und Trainer bezahlt werden. Der große Erfolg von „Komm bolzen!“ hat Sandra Kossmann und ihre Mitstreiterinnen zum Anschlussprojekt „Komm kochen!“ inspiriert. Mit einem alten amerikanischen Schulbus, der zur mobilen Küche umgebaut wurde, werden nun die Bolzplätze angesteuert. Nach dem Abpfiff wird zusammen mit den Kindern im „KIDsmiling-Kochmobil“ ein leckeres Essen gekocht. Das macht nicht nur satt – die Kinder und Jugendlichen lernen auch, wie man sich mit kleinem Budget gesund ernährt. Den Machern von KIDsmiling ist etwas Besonderes gelungen: Sie zeigen, was man mit Einsatz und Ausdauer alles erreichen kann - auch wenn man nicht mit den besten Chancen ins Leben startet. www.kidsmiling.de
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Ganz Deutschland wird von vier Stromkonzernen beherrscht. Ganz Deutschland? Nein. In einem kleinen Ort im Schwarzwald haben Bürger ihre Energieversorgung selbst in die Hand genommen. Was nach dem Unglück von Tschernobyl als lokale Initiative begann, ist heute eine profitable Bürgergenossenschaft, die 100.000 Haushalte in ganz Deutschland mit Ökostrom beliefert. Die Manager: Ursula und Michael Sladek, ein älteres Ehepaar. Da wurden wir neugierig.
Atomausstieg S e l bst gema c ht Interview: Henrik Flor
Ursula und Michael Sladek sind Initiatoren, Anführer und Anstifter eines bislang einzigartigen Bürgerprojekts. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war für den Mediziner und seine Frau ein Schock. Doch aus der anfänglichen Ohnmacht wurden Wut und eine geradezu renitente Beharrlichkeit: Das Ehepaar gründete erst eine Bürgerinitiative, die Stromsparwettbewerbe durchführte, und dann ein Unternehmen, das ein Wasserkraftwerk im Schwarzwald wieder in Betrieb nahm und in Kraftwärmekoppelungsanlagen investierte. Damit nicht genug. Um den Atomausstieg im Kleinen zu beginnen, wagten die Rebellen von Schönau den Aufstand gegen den örtlichen Netzbetreiber und gewannen. Nach neun Jahren und zwei Bürgerentscheiden konnte die Bürger14
genossenschaft Elektrizitätswerke Schönau (EWS) das örtliche Stromnetz zurückkaufen und in eigener Regie betreiben. Seitdem fließt nur noch ökologischer „Rebellenstrom“ durch das Netz. Ihren politischen Anspruch haben die Schwarzwälder dabei nicht aufgegeben: Aktuell machen Sie mit der Kampagne „100 gute Gründe gegen Atomkraft“ für einen Ausstieg mobil. Das Beispiel der Schönauer könnte Schule machen: Bis 2015 laufen in ganz Deutschland 1.000 Konzessionsverträge mit Energieversorgern aus. Das sind 1.000 Chancen für Bürger, die Zukunft ihrer Kommune mitzugestalten. Enter sprach mit Dr. Michael Sladek, Gründer und Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Schönau.
Stromrebellen
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Sie waren Mitte der 80er von Tschernobyl geschockt – und haben daraus das erste und bis heute bekannteste BürgerEnergieunternehmen Deutschlands gestartet. Wie kam die Lawine ins Rollen? Als die Bilder damals um die Welt gingen, haben meine Frau und ich – genau wie viele andere auch – uns erst einmal ohnmächtig gefühlt. Da war eine Technologie in die Welt gesetzt worden, die nicht beherrschbar war. Damals waren zuerst Ohnmacht und Angst die beherrschenden Gefühle, aber Angst ist kein guter Ratgeber. Sie kann aber Auslöser für etwas sein. Man muss kluge Antworten auf die Angst finden. Unsere Antwort war, dass wir unabhängig von den großen Stromanbietern werden mussten. Ist Fukushima für Sie ein persönliches Déjà-vu? Wenn ich die Bilder aus Japan sehe, wie hilflos dieses hochtechnisierte Land mit dem Unfall umgeht, ist das ein weiterer Beweis dafür, dass die Atomkraft nicht kontrollierbar ist – weder damals in Tschernobyl noch heute in Japan. Ich hatte gehofft, solche Bilder nicht noch einmal sehen zu müssen. Braucht die Politik die große Katstrophe, um umzudenken? Tschernobyl war mein persönliches Damaskus-Erlebnis. Es hat in mir etwas ausgelöst und mich zum Umden16
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ken gebracht, das war ein Prozess. Den Schwenk, den jetzt die Regierung vollzieht, halte ich für nicht sehr glaubwürdig. Offenbar wird sie von den kommenden Wahlen, von einem möglichen Machtschwund getrieben. Mein Wunsch: dass nicht jeder Schritt in Richtung Ausstieg mit einem GAU teuer erkauft werden muss. Und die Bürger – brauchen die nicht auch den großen Knall? Momentan gibt es deutlich mehr Interesse an unserem ökologischen Strom. Die EWS war ja ursprünglich eine Antwort auf die Ohnmacht nach Tschernobyl, und diese Antwort ist in diesen Tagen vermehrt gefragt. Was uns wichtig ist: Wer zu uns kommt, ist nie nur ein Kunde; er ist Mitstreiter und Mitgestalter einer anderen Zukunft. Und dieses Gestalten geht darüber Schönauer-Chroniken: 1986 Gründung der Bürgerinitiative. 1991 Erster Bürgerentscheid zur Übernahme des Stromnetzes in Schönau. 1994: Gründung der Elektrizitätswerke Schönau. 1996 Zweiter Bürgerentscheid zur Übernahme des Stromnetzes in Schönau. 1997 Übernahme des örtlichen Netzbetriebs. 1999 Rebellenstrom gibt es bundesweit. 2007 Die EWS werden mit dem Deutschen Gründerpreis geehrt. 2009 bundesweite Anti-Atom-Kampagne „100 gute Gründe gegen Atomkraft“. 2010 Vertragsabschluss mit dem Hunderttausendsten Stromkunden.
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hinaus, Solaranlagen zu installieren. Es geht hier ja um ganz neue Energiestrukturen. Welche Energien werden eingespeist? Wie werden die Gewinne verwendet? Was wird gefördert? Unsere Genossenschaft ist demokratisch organisiert, hier hat der Bürger, der Anteile für 500 Euro gekauft hat, ebenso viel Stimmrecht wie der, der 100.000 Euro investiert hat. Also Demokratisierung durch Rebellenstrom? Mit einer gemeinschaftlichen Stromorganisation ist tatsächlich viel mehr verbunden, als nur bezahlbarer, nachhaltiger Strom. Noch diesen Monat wird etwas völlig Neues starten, von dem die Öffentlichkeit noch nichts weiß: Eine Gemeinde, die ich noch nicht nennen darf, wird mit der EWS als Energiepartner eine völlig neue Energiestruktur errichten. Zum ersten Mal in Deutschland werden von einer Kommune auch die Bürger in diesen Prozess eingebunden. Sie werden direkt an den Stadtwerken beteiligt und bekommen ein Mitspracherecht. Die Beteiligung von Bürgern ist Verwaltungen und Stromkonzernen ja nach wie vor suspekt. Jetzt macht es eine Kommune anders und baut zusammen mit der EWS und seinen Bürgern ein Stromnetzwerk auf. Das ist ein absolutes Novum. Als Bürgerinitiative gegen einen Stromriesen antreten und gewinnen.
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Wie gelingt so etwas? Von Anfang an hat uns der hiesige Netzbetreiber, wo immer er konnte, Steine in den Weg gelegt. Offenbar hatte er Angst, dass ein Präzedenzfall entsteht, wenn Bürger ihr Netz zurückkaufen und selbst Strom produzieren. Der Netzbetreiber wollte sich dann eine frühzeitige Verlängerung seiner Konzession schlicht erkaufen, und der Gemeinderat hätte sogar mitgezogen. Nur mit einem Bürgerentscheid konnten wir das verhindern. Als sich dann die Mehrheiten im Gemeinderat änderten, schlug unsere Stunde, und unsere Bürgergenossenschaft bekam die Konzession. Man muss sich immer wieder daran erinnern, dass man der Arroganz der Macht etwas entgegensetzen kann. Uns wurden so viele Steine in den Weg gelegt, und wir sind mehr als ein Mal gegen eine Wand gelaufen. Daraus muss sich Wut entwickeln und Kampfgeist. Ich muss nicht die ganze Welt beglücken wollen, aber ich brauche eine klare Vision. Was war am wichtigsten für den Sieg? Eines muss man wissen: Es wird keine Energiewende geben, wenn die Menschen vor Ort nicht in den Wandel eingebunden werden und mitreden dürfen. In Schönau haben nicht zuletzt die beiden Bürgerentscheide sichergestellt, dass die Bevölkerung hinter unseren Plänen steht. Auch wenn die Politik nicht in der Lage ist, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen – am 17
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Ende kann niemand entschlossene Bürger aufhalten. Auch wenn das viele schon vergessen haben: Die Macht haben letztlich wir Bürger. Viele Städte und Gemeinden sind dabei, ihre kommunalen Versorgungsunternehmen und Netze zurückzukaufen. Geht neben der Kernenergie auch die Ära der Stromriesen zu Ende? Das große Stichwort unserer Arbeit ist ja „Dezentralisierung“. Das ist unser Gegenkonzept zu den vier Energieriesen in Deutschland, die nach wie vor 80 % der Stromnetze besitzen. Regenerative Energie kann nur dezentral organisiert sein. Wenn man beispielsweise Sonnenwirtschaft betreiben will, muss man in der Fläche ernten. Japan zeigt, dass zentralistische Kraftwerke, die keine Fehler zulassen und einen Absolutheitsanspruch haben, hochgefährlich sind. Wir brauchen kleine, fehlerfreundliche, dezentrale Einheiten. Heute ist Bürgerengagement und Energieversorgung keine unbekannte Kombination mehr: Es gibt Bio-Energiedörfer, Bürger-Solardächer und vieles mehr. Sehen Sie sich als Pioniere dieses Trends? Wir veranstalten regelmäßig die Schönauer Stromseminare, zu denen Menschen aus ganz Deutschland kommen. Hier findet Kommunikation statt, hier werden Ideen weitergetragen und man motiviert sich gegenseitig. Wir bekommen regelmäßig Rückmeldungen, dass 18
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sich auch andere Gemeinden Schritt für Schritt von den großen Energieunternehmen unabhängig machen, ihren eigenen Strom produzieren oder Netze zurückkaufen. Vorbilder sind wir vielleicht nicht, aber Katalysatoren. Nun arbeiten Bürger aber nicht immer Hand in Hand – gerade wenn es um Strominfrastruktur geht. Dämpft das Ihren Optimismus? Natürlich gibt es Proteste gegen Stromleitungen. Was man dabei wissen muss: Eine dezentrale Energiestruktur benötigt sehr viel weniger Leitungen. Die Leute, die jetzt Widerstand gegen Stromleitungen leisten, müssen überzeugt werden, dass wir uns in einer umfassenden Strukturveränderung befinden, die von möglichst vielen Menschen mitgetragen werden muss. Ich bin sicher, dass das verstanden wird. Was werden die kommenden Jahre bringen? Es gab eine Welt vor Japan und es gibt eine nach Japan – genau wie nach Tschernobyl. Derzeit entstehen an vielen Orten kleine Schönaus. Dort haben Menschen unsere Ideen aufgenommen und weiterentwickelt. So gelingt nicht nur der Ausstieg - unsere Bürgerdemokratie bekommt eine neue Qualität.
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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Marketing für kleine Projekte – mit wenig viel erreichen
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
So unterschiedlich gemeinnützige Projekte, Initiativen und Verbände auch sind – eines haben sie in der Regel gemeinsam: Der Enthusiasmus ist groß, aber das Budget klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unterstützer zu mobilisieren, Spenden zu sammeln und die konkrete Projektarbeit zu leisten? Gemeinnützige Organisationen sollten sich nicht davor scheuen, von dem Wissen zu profitieren, mit dem bereits viele Unternehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich hervorragend übertragen auf die Kommunikation mit Unterstützern von gemeinnützigen Projekten. Die Enter-Akademie macht vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den kommenden zwölf Ausgaben. 22
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Marketing für das Gute: Unterstützer organisieren
Klar, es geht auch mit Telefonkette, Mitgliederbrief und dem guten alten Fax. Wer sich aber eine Menge Arbeit ersparen will, der findet hier eine Auswahl interessanter Werkzeuge, um ein Projekt zu managen, die Mitglieder zu organisieren und bei Laune zu halten. Dafür muss man sich nicht aufwendig in neue Software einarbeiten – diese kleinen Helfer sind garantiert benutzerfreundlich. Sehen Sie selbst.
Doodle mit vielen einen Termin finden Das Problem dürfte vielen bekannt sein. Man versucht mit mehreren Leuten einen gemeinsamen Termin für die Vorstandssitzung, den Workshop oder das Sommerfest zu finden. Bis man sich verständigt hat – per Telefon, Mail und auf anderen Kanälen - kann kostbare Zeit vergehen. Doodle ist eine sehr simple und benutzerfreundliche Variante, diesen Vorgang ganz erheblich zu beschleunigen. Ohne sich anmelden zu müssen, trägt man auf der DoodleHomepage einen Termin ein. Anlass und Ort werden festgelegt sowie mehrere Terminalternativen. Den Link, der dann generiert wird, können Sie an alle Teilnehmer des Treffens schicken. Dann kann sich jeder in die Termin-Maske mit Namen eintragen und die Zeiten markieren, die ihm passen. Welcher Termin die meisten Häkchen hat, hat gewonnen. Wer es professionell mag – für den gibt es noch Doodle-Premium-Dienste mit erweiterten Funktionen. www.doodle.com
Google Calendar Termine teilen Eines der vielen kostenlosen Angebote von Google ist der Kalender. Das Prinzip ist ganz einfach: Jeder, der bei Google angemeldet ist, kann einen digitalen Kalender befüllen. Die Besonderheit: Diesen digitalen Kalender können Sie mit Ihren Mitstreitern teilen. So erfahren sie nicht nur von den Terminen, die Sie eingetragen haben. Sie können auch selbst wichtige Ereignisse ergänzen oder bestehende Einträge ändern. Es ist auch möglich, mehrere thematische Kalender zu pflegen und teilen. www.google.com/calendar
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
Google Docs gemeinsam an Texten & Tabellen arbeiten Das Prinzip funktioniert ähnlich wie beim Google Calendar – nur dass es um Textdokumente und Tabellen geht. Hat man einen Google-Account, loggt man sich ein und klickt auf „Text & Tabellen“. Dort kann man dann bequem Wordund Excel-Dokumente hochladen. Danach verschickt man per Mail Einladungen zu dem Dokument an all diejenigen, die mit an ihm arbeiten sollen. Das Pfiffige: Man kann tatsächlich zur selben Zeit an einem Dokument arbeiten. In der Dokumentenansicht sieht jeder, was der andere gerade streicht oder hinzufügt. Änderungen können bei Google Docs nicht verloren gehen. Zugang zu den Informationen haben nur diejenigen, die auch explizit eingeladen wurden. www.docs.google.com
Dropbox – immer auf dem aktuellen Stand Eine andere Möglichkeit, Dokumente zu teilen, ist die Dropbox. Sie ist schlicht ein Dateiordner, auf den verschiedene Leute von verschiedenen Rechnern aus Zugriff haben. Das Ganze funktioniert so: Man registriert sich auf der Website von Dropbox und lädt eine Software herunter. Diese richtet automatisch einen Dropbox-Ordner ein, in den Sie alle Arten von Dateien verschieben können – Bilder und PDFs, aber auch Texte und Tabellen. Dann schalten Sie den Ordner für einen anderen Mitarbeiter frei. Die Ordner auf den verschiedenen Rechnern synchronisieren sich automatisch, sobald eine Datei verändert, hinzugefügt oder gelöscht wurde. Zu beachten ist, dass immer nur ein Bearbeiter zur Zeit an einem Dokument tätig sein sollte. Das Praktische bei der Dropbox: Man kann auch bequem Zuhause und im Vereinsbüro mit denselben Dateien arbeiten, ohne diese hin und her schicken zu müssen. Die Basisversion von Dropbox ist kostenlos. Braucht man viel Speicherplatz oder andere Premiumdienste, kann ein Upgrade gekauft werden. www.dropbox.com
Skype Kostenlose Telefonkonferenzen und mehr Bekannt wurde Skype als Pionier im Bereich Internettelefonie. Telefongesprä-
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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE
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che laufen hier nicht mehr über die Telefonleitung, sondern über die Internetverbindung. Dazu lädt man eine Software herunter und legt sich kostenlos ein Benutzerkonto an. Dann recherchiert man Freunde, Bekannte und Kollegen, die ebenfalls angemeldet sind. Diese sind mit wenigen Mausklicks anrufbar, wenn sie gerade online sind. Nötig ist dazu lediglich ein Headset. Eine nette Spielerei ist, dass man via Webcam seinen Gesprächspartner sehen kann. Zusätzlich bietet Skype auch eine Chatfunktion – für kurze Abstimmungen oder Dienstbesprechungen ein unkomplizierter Kommunikationskanal. Weitere kostenpflichtige Dienste umfassen das Anrufen von Festnetznummern. Hierzu muss man ein Guthaben hinterlegen. www.skype.com
Hootsuite alle social media im Griff Wer bereits Erfahrung mit Twitter, Facebook & Co. gesammelt hat, für den ist Hootsuite eine interessante Arbeitshilfe. Einmal registriert, kann man sich bei Hootsuite eine individuelle Ansicht seiner gesamten Social-Media-Aktivitäten zusammenstellen. Zum Beispiel lassen sich nebeneinander angeordnet einblenden: die Tweets, die man gesendet hat, dazu diejenigen, die retweetet wurden oder andere Tweets, in denen Sie erwähnt wurden. Daneben folgen die aktuellen Facebook-Einträge, E-Mails, die über soziale Netzwerke reinkamen, oder die Aktivitäten via Wordpress, LinkedIn, MySpace, Foursquare… Neben diesem hervorragenden Überblick bietet Hootsuite noch einen anderen Service. Man kann direkt von hier aus neue Tweets, Posts und Artikel losschicken. Fotos werden bequem angehängt und lange Links eingekürzt. Das alles erspart nicht nur eine ganze Menge Arbeit, es ist auf diese Weise auch möglich, mit mehreren Benutzern dieselben Accounts zu pflegen. www.hootsuite.com
Nächste Woche in der Enter-Akademie: Das Projekt-Blog
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Aktive Bürgerschaft
Aktive Bürgerschaft
Bürgerschaftliches Engage-
ment, insbesondere Bürger-
stiftungen, fördern – darum
geht es dem Verein Aktive
Bürgerschaft. Am 16. März
verlieh er zum 13. Mal seinen
Förderpreis. Hier die Gewin-
ner - vor der Verleihung in
Berlin und bei der Arbeit. 26
Preisverleihung
Aktive Bürgerschaft
mitgestalter Die Bürgerstiftung Arnsberg, Nordrhein-Westfalen, wurde in der Kategorie “mitGestalten - Wie Bürgerstiftungen mit ihren Projekten die Gesellschaft besser machen” ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Fotos: Kai Bienert
Preisverleihung
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Aktive B端rgerschaft
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Preisverleihung
Aktive Bürgerschaft
mitbestimmer Nach Brandenburg geht der Preis (20.000 Euro) der Kategorie “mitBestimmen - Wie sich Bürgerstiftungen für mehr Eigeninitiative und Mitverantwortung stark machen”. Gewinner ist die Bürgerstiftung Barnim Uckermark.
Fotos: Kai Bienert, Helga Thome, Torsten Stapel, Sabine Schulz
Preisverleihung
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Aktive Bürgerschaft
Mitstifter
Gewinner in der Kategorie “mitStiften - Wie Bürgerstiftungen durch Fundraising erfolgreich Zustiftungen und Spenden einwerben“: die Bürgerstiftung Vechta, Niedersachsen (5.000 Euro).
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Preisverleihung
Fotos: Kai Bienert / Matthias Niehues
Preisverleihung Aktive B端rgerschaft
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Aktive Bürgerschaft
Mitmacher
“mitMachen - Wie Bürgerstiftungen Stiftern und Spen-dern helfen, selbst Gutes zu tun” – das ist die Kategorie, in der die Bürgerstiftung EmscherLippe-Land aus Nordrhein-Westfalen punkten konnte. 5.000 Euro unterstützen nun ihre Arbeit.
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Preisverleihung
Aktive B端rgerschaft
Fotos: Kai Bienert, Ralf Emmerich
Preisverleihung
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Agenda
Tipps & Termine W
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24. März - 30. März
hlen
Nicht vergessen! Am 27.3. sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland Pfalz. Wer sich die letzten Jahre über Stuttgart 21 oder die Nürburgring-Skandale aufgeregt hat, kann jetzt etwas ändern. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
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Wie stehen und standen Abgeordnete des Bundestages und der Landesparlamente eigentlich zur Atomkraft? Abgeordnetenwatch hat in seinen Archiven nachgeschaut. Wendehälse seien gewarnt. www.abgeordnetenwatch.de
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agung
Rund 100 Fach- und Führungskräfte gemeinwohlorientierter Organisationen sowie Berater kommen in Berlin zusammen und tauschen sich über das Thema Organisationsentwicklung aus. Workshops und informeller Austausch finden am 10. Juni 2011 statt. Anmeldung unter: www.oe-tag.de
M itma c h - A ngebot Das Berliner Landesparlament wird zwar erst am 18. September neu gewählt, die CDU will aber schon jetzt wissen, welches die drängendsten Probleme der Stadt sind. Auf der Website können nicht nur Parteimitglieder ihren Frust loswerden. www.richtig-fuer-berlin.de
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Impressum
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Impressum Herausgeber: Uwe Amrhein Redaktion: Henrik Flor, Sebastian Esser Design: Markus Nowak, Supermarkt Studio PropstraĂ&#x;e 1 10178 Berlin Telefon +49 / 30 24 08 31 53 Telefax +49 / 30 88 16 70 redaktion@entermagazin.de www.entermagazin.de ENTER erscheint in Kooperation mit der Stiftung BĂźrgermut.