Ernst & Sohn Sonderheft Innovative Fassadentechnik 1/17

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2017 Ernst & Sohn Special Ausgabe 1 April 2017 A 61029

Innovative Fassadentechnik

– Planung/Projektsteuerung – Fassadenwerkstoff Glas – Fenster und Türen – Photovoltaik – Fassadenwerkstoff Metall – Fassadenwerkstoff Klinker – Fassadenwerkstoff Kunststoff/Beschichtungen – Mineralwerkstoff für die Fassade – Wärmedämmung/Paneele – Befestigungstechnik

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Licht gestalten

ipachrome design made by AGC INTERPANE Mit unserer « ipachrome » Beschichtung werden Gebäude wie die Elbphilharmonie zu wahren « Lichtgestalten », die die Architektur eines Jahrhunderts prägen. Das chrombasierte Mehrfachschichtsystem mit einem Lichttransmissionsgrad von nur 4 Prozent ist so hochreflektierend wie ein konventioneller Silberspiegel, aber wesentlich belastbarer und auch für Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit bestens geeignet. Für die Elbphilharmonie wurde jede Scheibe der Fassade mit einem individuellen Tröpfchen-Design beschichtet, das das Gebäude zu jeder Tages- und Jahreszeit individuell schillern lässt. ipachrome lässt sich zu ESG vorspannen und zu VSG verarbeiten, kann mit iplus Wärmeschutz wie auch mit ipasol Sonnenschutz kombiniert und zu Isolierglas weiterverarbeitet werden. ipachrome von AGC Interpane für innovative Architektur.

Telefon: +49 5273 8090 - info@interpane.com - www.interpane.com

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Editorial

Ästhetik mit Funktionalität verbinden

Die steigende Komplexität von Gebäudehüllen bedingt ­einen interdisziplinären Planungsprozess, der den Einsatz innovativer Technologien für einen hohen Nutzerkomfort bereits in frühe Entwurfsphasen einbettet. Nur im Zusam­ menspiel zwischen Gestaltern, Planern, Konstrukteuren und ausführenden Firmen kann ein ganzheitlicher Ansatz entstehen, der die architektonische Gestaltung einer Fas­ sade, deren technische Leistungsfähigkeit sowie energeti­ sche Effizienz in den Mittelpunkt stellt. Der Umgang mit der Topografie des jeweiligen Ortes, die Interpretation und Einbindung von vorgefundenen bau­ lichen Gegebenheiten sowie die zeitgemäße Verwendung auch regionaler Materialien bilden den Fundus, aus dem heraus die jeweiligen Konzepte für Fassaden entwickelt werden. Aspekte der Fassadengliederungen in Kombina­ tion mit ästhetischen und fachgerechten Konstruktionen finden dabei sowohl bei Neubauten als auch bei Moderni­ sierungen Berücksichtigung. Die Auswahl an Baustoffen und Bauteilen ist heute so vielfältig wie nie – sowohl zur Umsetzung der technischen als auch der gestalterischen Möglichkeiten. Bei den Glasfassaden geht der Trend zu maximaler Transparenz. Der Einsatz großformatiger Gläser in Ver­ bindung mit speziellen Laminattechnologien und gebäude­ integrierter Photovoltaik ersetzt zunehmend opake Kon­ struktionen zugunsten einer großzügigen Ästhetik. Bislang wurde aus Produktionsgründen oft auf den Einsatz über­ großer Isoliergläser verzichtet. Manueller Zusammenbau, hohe Glasgewichte und hohe Kosten haben den Einsatz von Gläsern im Maximalformat eingeschränkt. Heute kön­ nen problemlos übergroße Isoliergläser mit großer Präzi­ sion nach den Vorgaben und Wünschen der Architekten und Fassadenplaner hergestellt werden. Damit werden Projekte möglich, die die Grenzen konventioneller Archi­ tektur überschreiten. Auch Solarmodule eignen sich perfekt, um die Funk­ tionen klassischer Fassadenverkleidungen aus Glas, Natur­

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stein oder Keramik zu übernehmen. Sie ersetzen bauübli­ che Fassadenplatten und dienen gleichzeitig als äußerer Witterungsschutz der Gebäudehülle. Diese meist maßge­ fertigten Lösungen entsprechen sämtlichen konstruktiven Anforderungen an Glasfassaden und können mit allen üblichen Glasbausystemen kombiniert werden. In den vergangenen Jahren haben Forscher revolutio­ näre Fassaden entwickelt, die kühlen, heizen und Smog neutralisieren. Sie machen Gebäude energieeffizienter und beeinflussen die CO2-Bilanz positiv. Dieser technologische Fortschritt ist einer der wesentlichen Aspekte auf dem Weg zur intelligenten, aber auch komplexer werdenden Gebäude­hülle, dem Architekten, Fachplaner und Baupro­ duktehersteller Rechnung tragen müssen. Regen- und Wit­ terungsschutz sind die Grundfunktionen, denen die Ge­ bäudehülle weiterhin entsprechen muss. Energetisch opti­ miert – die Fassade trägt den größten Anteil daran – wird sie nun ergänzt um automatisierte Steuerungssysteme für mehr Effizienz und größeres Wohlbefinden für die Ge­ bäudenutzer. Nachhaltigkeit und Recycelfähigkeit werden zur Pflicht, ebenso wie die Klimatisierung mit thermoakti­ ven Elementen und der Einsatz von PV-Elementen. Darü­ ber hinaus wird die Gebäudehülle der Zukunft als Medien­ fassade genutzt, interagiert im städtischen Raum mit Nut­ zern und bietet sich als Werbefläche an. In unserem ersten Fassaden-Special in diesem Jahr stellen wir Ihnen einige dieser Hightech-Fassaden vor, die Effizienz und Kreativität vereinen. Viel Vergnügen und In­ formationsgewinn bei der Lektüre wünscht Ihnen

Iris Kopf Redaktion Specials

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Inhalt

Der 22-geschossige, 77 m hohe Wohnturm „900 Mahler“ (Architekturbüro Inbo, Amsterdam) im neuen Geschäftszentrum von Amsterdam-Zuidas ist mit seiner interessanten Klinkerfassade eine Hommage an die imposanten New Yorker Wolkenkratzer der „roaring twenties“. Das Nottulner Klinkerwerk Hagemeister entwickelte eigens für dieses Projekt die dunkle Objektsortierung „Ruhrerde“ mit kräftigem Kohlebrand. Dieser Klinker ist entscheidend für die Erscheinung, Ausstrahlung und Atmosphäre des Gebäudes. Das Mauerwerk des Wohnturms besteht fast vollständig aus vorgefertigten Fassaden-Elementen – zusammengesetzt aus einer Betonscheibe, einer Dämmebene und der äußeren Klinkerschicht. Die Gebäudehülle konnte so in einem engen Zeitfenster errichtet und mit zahlreichen gestalterischen ­Details versehen werden. (s. Beitrag S. 55–57) (Foto: Hagemeister GmbH & Co. KG)

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EDITORIAL

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Iris Kopf Ästhetik mit Funktionalität verbinden

PLANUNG/PROJEKTSTEUERUNG   6

Mariana Yordanova Die Fassade der Zukunft ist multitaskingfähig

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Leipziger Fassadentag 2017

10 Perfektionierung des Bauablaufes bei der Fassadensanierung im Hamburger ­Quartier „Hexenberg“ durch LEAN FASSADENWERKSTOFF GLAS 12

BUSINESS CENTER II BRAUNSCHWEIG IMPOSANTER GLASTURM FÜR DEN BRAWOPARK

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Jürgen Wax KOMMUNIKATIONSFÖRDERNDE BÜRO- UND FORSCHUNGSGEBÄUDE FASSADEN FÜR EIN KREATIVES ARBEITSUMFELD

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Multifunktionale Komfort-Verglasungen für Copenhagen Towers II

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Port House in Antwerpen: ein Leuchtturm für die Welt

26 Transparentes Gießharz-Verbundglas mit integrierten LEDs – ein Display als Bauelement für Glasfassaden FENSTER UND TÜREN 28

Ingo Leuschner, Matthias Schweinsteiger Das richtige Produkt am richtigen Ort

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Erfolgreiches Fachmesse-Doppel

PHOTOVOLTAIK

Ernst & Sohn Special 2017 Innovative Fassadentechnik 1 A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Xavier Breitenmoser, Béatrice Wieland Strom aus ästhetischen Fassaden

39 Maßgeschneiderte fassadenintegrierte Photovoltaik verbindet Energieeffizienz und Ästhetik 40

Individualität und Freiraum in der Formgebung eines Fassadenelementes

FASSADENWERKSTOFF METALL 41

pbr Planungsbüro Rohling GEBAUTE IDENTITÄT NEUBAU DER HAUPTVERWALTUNG FAM ­MAGDEBURG

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SEHW Architektur GRÜNER REGENMANTEL WOHN-, PFLEGE- UND THERAPIEZENTRUM IN SEEKIRCHEN

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Inhalt

Wir machen mehr aus grauen Mäusen. FREYLER – Fassaden mit starkem Charakter.

46 Edelstahl in der Fassadengestaltung – Korrosionsbeständigkeit und edles Design für nachhaltige Gebäude 50

Freiberg: High-Tech-Fassade für Denkfabrik

54 Perfekte Lösung für die verdeckte Befestigung von Aluminiumverbundplatten

FASSADENWERKSTOFF KLINKER 55

Der Wohnturm „900 Mahler“ bringt New Yorker Flair nach Amsterdam

FASSADENWERKSTOFF KUNSTSTOFF/BESCHICHTUNGEN 58 (Un)sichtbares Wasser: Weiterentwicklung der Nano-Quarz-GitterTechnologie 59

VFT-Seminar 2017

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Jochen Paul KIGALI CONVENTION COMPLEX DAS NEUE WAHRZEICHEN VON RUANDA

MINERALWERKSTOFF FÜR DIE FASSADE 66

Mineralwerkstoff: multifunktionales Talent für die Gebäudehülle

WÄRMEDÄMMUNG/PANEELE 70

Verbundelemente: sicher, farbig, wärmegedämmt

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„Skyline“: ein Büro- und Wohnkomplex mit Weitblick

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Fassadenpaneel: Kombinationsmöglichkeiten abseits vom Standard

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Transluzente Wärmedämmung für die University of Iowa

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Messe rund ums Glas

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Innovative Zukunftsprodukte für die Fassade

BEFESTIGUNGSTECHNIK 78 Plug & Play – mit der nicht sichtbaren Befestigung für Fassadenlatten aus Glasfaserbeton 79

Befestigung von Fassadenplatten: Unsichtbar ist wandelbar

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Speziallösungen für leichte und schwere Befestigungen in und durch WDVS

Natürlich steht bei Gewerbe- und Industriebauten der Nutzwert im Vordergrund – aber muss deshalb wirklich einer aussehen wie der andere? Eine architektonisch reizvolle Fassade sagt letztlich mehr über die Modernität, Innovationskraft und Kreativität Ihres Unternehmens als 1000 Worte. Und die Spezialisten von FREYLER Metallbau sorgen dafür, dass weder das Budget noch die Funktionalität darunter leiden. FREYLER Metallbau GmbH Draisstraße 4 79341 Kenzingen Tel. 07644 805-0 Fax 07644 805-266 metallbau@freyler.de www.freyler.de

82 Impressum

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Planung/Projektsteuerung

Mariana Yordanova

Die Fassade der Zukunft ist multitaskingfähig Die Messe BAU 2017 – ein Indikator für die zukunftsweisenden Trends der Baubranche – hat vier Themen definiert, die für die Zukunft des Bauens entscheidend sind: intelligente Fassade, ­digitales Planen und Bauen, vernetzte Gebäude und Bauen und Wohnen 2020. Im Fokus des Themas intelligente Fassade standen multifunktionale innovative Hüllsysteme, die den komplexen Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Die Witterungsschutzfunktionen der Gebäudehülle werden durch Tragwerk und Materialien gewährleistet. Automatisierte Steuerungssysteme erhöhen die Energieeffizienz der Fassade und bieten den Gebäudenutzern ein erhöhtes Wohlbefinden. Zum Pflichtprogramm stößt ein weiteres Feature hinzu – Informationsvermittlung und Unterhal-

tung. Die Gebäudehülle wird kommunikationsfähig, kann mit den Nutzern und dem umgebenden Raum interagieren und als Medienfassade genutzt werden. Die vielschichtigen Anforderungen an die Fassade der Zukunft sind Herausforderung und Chance zugleich. Sie fordern den Schulterschluss von Unternehmen mit unterschiedlichem Know-how. Kooperationen zwischen eta­ blierten und jungen Unternehmen bringen einen Mehrwert für beide Seiten und ermöglichen die schnelle Integration von neuen Lösungen in vorhandene Systeme. Mediabiose beispielsweise bietet einen technologisch fortschrittlichen Baukasten für Medienfassaden, die sich damit in diversen Bauteile integrieren lassen – von Sonnenschutzelementen über Fassadensysteme bis hin zu Ge-

Multifunktionale, vernetzbare Bauelemente sind die Grundlagen flexibler individueller Kommunikation zwischen Nutzer und Gebäude (Grafik: mediabiose)

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Grundlagenwerk für den Glasbau Glaselemente als tragende Bauteile sind aus dem Hochbau nicht mehr wegzudenken. Jedoch gehören die ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen für Entwurf, Bemessung und Konstruktion für die Mehrzahl der Planer in der Praxis noch nicht zur Routine. Dieses Buch fasst die grundlegenden Kenntnisse über den Baustoff Glas sowie die aktuellen Regelwerke und das zukünftige, auf Teilsicherheitsbeiwerten basierende Nachweiskonzept nach DIN 18008 für den Konstruktiven Glasbau zusammen.

Geralt Siebert, Iris Maniatis Tragende Bauteile aus Glas Grundlagen, Konstruktion, Bemessung, Beispiele 2., erweiterte Auflage – Dezember 2012. 344 S. € 57,90* ISBN 978-3-433-02914-5 Auch als erhältlich Aus der Reihe Bauingenieur-Praxis (BiP)

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Planung/Projektsteuerung

ländern im Innenraum. Das Baukastensystem eignet sich besonders gut für die Integration in Glassysteme, die eine offene und transparente Raumgestaltung ermöglichen. Firmenzentralen, öffentliche Gebäude, Einkaufszen­ tren – zeitgemäße Architektur bedeutet großzügig verglaste Flächen. Glasflächen sind das Alphabet für die Sprache der modernen Architektur und moderne Gebäude verfügen über lichtdurchflutete Eingänge, Foyers und Empfangshallen. Für die vielen Innen- und Außeneingänge benötigen Architekten eine unaufdringliche Beschilderungslösung, die die klare Sicht in keiner Weise beeinträchtigt. Durch die Integration einer medialen Funktion in Glassysteme können Systemhersteller Lösungen aus einer Hand anbieten, die auf die neuen Marktanforderungen reagieren – durch flexible, situationsbedingte Gestaltung von raumabgrenzenden Flächen gekoppelt an Informationsvermittlung und uneingeschränkte gestalterische Anpassung durch den Nutzer.

Interaktive dynamische Medienlösung Eingangsbereiche in öffentlichen Gebäuden haben einen hohen Publikumsverkehr. Die Besucher erwarten in diesem Bereich relevante Informationen beispielsweise zu Veranstaltungen und Ansprechpartnern sowie eine Wegweisung. Diese Aufgabe kann eine dynamische Medienlösung übernehmen und den personalbesetzten Infopoint im Eingangsbereich entlasten und ergänzen. Eine solche Lösung kann vielseitig eingesetzt werden – u. a. als Beschilderung und Präsentationsplattform für Gebäudemieter, als Raumteiler, oder als Beleuchtungselement. Eine kreative und designorientierte Fassadengestaltung ist genauso möglich wie Anwendungen, die im täglichen Leben des Kunden relevant sind. Eine smarte Medienlösung bietet nicht nur Gestaltungsfreiheit, sondern ist in der Zukunft in der Lage, sich mit diversen Sensoren technisch zu verknüpfen und somit in Interaktion mit den Nutzern zu treten. Vorteilhaft sind Systeme, die nicht fest zwischen Glasscheiben eingebaut, sondern additiv angebracht werden. Diese Eigenschaft gewährleistet eine einfache Revisionierbarkeit, alle Teile des Systems bleiben gut zugänglich. Im ausgeschalteten Zustand sind die Elemente des Systems diskret, fast unauffällig. Transparenz und Lichtdurchlässigkeit, die für den Nutzerkomfort entscheidend sind, bleiben erhalten. Gläserne Hülle, ultimative Integration und uneingeschränkte Flexibilität – mit diesen Eigenschaften kann das System z. B. eine Oberlichtverglasung von Eingangstüren perfekt ergänzen und als intelligente Gebäudehülle und vielseitiges Gestaltungselement Gebäudebereiche aufwerten.

Multifunktionaler Mehrwert Die interaktive Kommunikation mit dem Gebäudenutzer sowie die dynamische Gestaltung der umgebenden Flächen sollen keine Insellösung bleiben, die mit dem Eingangs­ bereich aufhört. Die CROSO International GmbH aus Arnsberg beispielsweise, die Geländersysteme entwickelt und vertreibt, sieht u. a. in der Anwendung von Informa­ tionssystemen und Medienflächen eine Erweiterung des Systemgedankens. Die Flächen und Füllungen eines Geländers können so – neben der originären Funktion der Ab-

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sturzsicherung – zusätzlichen Nutzen bieten und erweitern damit den Anwendungsbereich. Dabei steht nicht die Sonderanfertigung im Vordergrund, sondern Vielfalt durch Systemintegration – dafür wird das interdisziplinäre Know-how für Geländersysteme, Elektronik und LED-Ansteuerung gebraucht. Die aufeinander abgestimmten Geländer- und Elektronikkomponenten sollen passgenaue Lösungen ermöglichen. Durch die vernetzten, programmierbaren Lichtbausteine stellen die Geländer viel mehr als nur leuchtende Flächen dar. Intelligente Geländer können den Weg weisen, willkommen heißen, informieren – und zu sportlichen Aktivitäten animieren. Sie können per Tablet oder PC gesteuert werden und mit der IT-Struktur eines Gebäudes verbunden werden.

Das vernetzte Gebäude Das vernetzte Gebäude ist kein Zukunftsgedanke mehr. Im privaten Bereich gewinnt das Thema Smart Home zunehmend an Bedeutung und entwickelt sich zu einem schnell wachsenden Markt. Den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage der SmartHome Initiative Deutschland e. V. zufolge nutzten im Jahr 2016 bereits 30 % der befragten Haushalte Smart-Home-Anwendungen. Die beliebtesten davon kamen aus den Bereichen Energiemanagement, Entertainment und Kommunikation. Das, was der Kunde im vernetzten Zuhause vorfindet, erwartet er auch in seinem Arbeitsumfeld. Das Smartphone entwickelt sich zu einer Universalfernbedienung. Dabei werden nicht nur die Endgeräte intelligenter und lassen sich damit steuern – es wird auch von Gebäuden erwartet, die Wünsche ihrer Nutzer zu erahnen und sie in ihrem Alltag unterstützen zu können. Die Zukunft gehört Anwendungen, die mit ihren Nutzern in Kontakt treten, frei gestaltet und den individuellen Bedürfnissen situativ angepasst werden können. Durch das Thema Smart Home bzw. Smart Building hat sich für die Baubranche ein völlig neues Marktsegment aufgetan – die Informationstechnologie. Die Bauindustrie muss auf die steigenden und sich wandelnden Anforderungen der Kunden reagieren und die Chancen der Digitalisierung nutzen. Über Partnerschaften mit jungen Unternehmen können etablierte Anbieter von Systemlösungen die erforderliche Flexibilität aufbauen und erhalten. Multifunktionale Bauelemente läuten eine neue Ära in der Architektur von morgen ein. Die Lösungen der Zukunft – integriert in Fassadensysteme, Geländer, räumliche Trennelemente – sind multifunktional, vernetzt und zentral steuerbar. Sie erfüllen funktionale und ästhetische Erwartungen und sind eine maßgeschneiderte Ergänzung vorhandener Systemen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Über ein Content Management System werden Apps abgespielt. Das optische Erscheinungsbild der so ausgestatteten Systeme lässt sich dadurch jederzeit individualisieren, Informationen können vielseitig platziert und online geändert werden. Weitere Informationen: mediabiose GmbH Dipl.-Ing. Mariana Yordanova, M.Sc. Tulbeckstraße 32, 80339 München Tel. (089) 519 19 87-0, Fax (089) 519 19 87-2 info@mediabiose.com, www.mediabiose.com

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Planung/Projektsteuerung

Leipziger Fassadentag 2017

LEIPZIGER FASSADENTAG 2015 19 SEPT 2017 am 19.09.2017 ist Leipzig mit dem Fassadentag wieder der Treffpunkt der Fachleute des Fassadenbaus. Damit wird die Veranstaltungsreihe nach dem erfolgreich durchgeführten Leipziger Fassadentag 2015 nunmehr fortgesetzt. Fassaden sind der sichtbare Teil der Gebäudehülle und unterliegen ­daher erwartungsgemäß einem hohen Anspruch an die Architektur. Die gleichzeitig gestellten Anforderungen an Energieeinsparung, Schall- und Brandschutz sowie die Standsicherheit erfordern einen permanenten Wandel in der Gestaltung der Konstruktion. Im Wechselspiel zwischen der Innovation und der Sicherung der bauordnungsrechtlichen Schutzziele liegt der Spannungsbogen für Ingenieure und Architekten in der Forschung, Prüfung, Zulassung und Anwendung von Fassadenprodukten. Die Fassade ist dabei als bedeutendstes Element der Umhüllungskonstruktion sowohl in der Errichtung als auch in der Betreibung von Gebäuden maßgeblich kostenrelevant. Mit der internationalen Ausrichtung der Produkte und ihrer Bemessung und Anwendung hat der Fassadenbau eine derartige Vielfalt erreicht, dass man an einem Tag sicher nicht alle Fragen beantworten kann. Den Stand der Technik gemeinsam zu beschreiben, damit Innovationen eine zuverlässige Anwendung finden können – dies ist der Anspruch des Leipziger Fassadentages. Dazu berichten renommierte Wis­ senschaftler sowie Experten der Bauaufsicht und aus der Praxis zu folgenden Themenkomplexen: –– bauordnungsrechtlicher Stand – national und europäisch –– neue Bemessungskonzepte für VHF, Verankerung und WDVS

Hygrothermische Prüfung von Fassadensystemen nach internationalen Normen und Leitlinien in Leipzig (Foto: MFPA Leipzig)

–– Brandschutz und dessen Schutzziele –– Schallschutz –– moderne Holzfassaden –– Optimierung von Wärmebrücken –– Objektplanung versus Zulassung Angesprochen sind Hersteller, Gutachter, Planer, Rechtsanwälte des Bauund Architektenrechts, Bauherren sowie Vertreter von Behörden und Hochschulen. Veranstalter des Leipziger Fassadentages sind: –– DIBt Deutsches Institut für Bautechnik –– MFPA Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH –– S&P Ingenieure, Architekten, Gutachter und Sachverständige –– IFBT Institut für Fassadenund Befestigungstechnik GmbH –– HTWK Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

ALLES NUR FASSADE? Renommierte Wissenschaftler sowie Experten der Bauaufsicht und aus der Praxis informieren zu Themen wie: Bauordnungsrechtlicher Stand

Weitere Informationen:

Bemessungskonzepte Schallschutz bei WDVS

MFPA für das Bauwesen Leipzig GmbH Hans-Weigel Straße 2b, 04319 Leipzig Tel. (0341) 65 82-0, Fax (0341) 65 82-135 leitung@mfpa-leipzig.de, www.mfpa-leipzig.de

Brandverhalten Wärmebrückenoptimierung Mehrgeschossige Holzbauten

Veranstaltet wird der Leipziger Fassadentag von den folgenden Institutionen:

Melden Sie sich jetzt an unter www.leipziger-fassadentag.de

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Planung/Projektsteuerung

Perfektionierung des Bauablaufes bei der Fassadensanierung im Hamburger ­Quartier „Hexenberg“ durch LEAN

Bild 1.  Gesamtansicht des Quartiers „Hexenberg“ im Hafenbezirk der Hansestadt Hamburg

Bild 3.  Teilansicht des fertig gestellten Gebäudes Dosestraße 3–7 (Block B) von der Innenhofseite

Das Quartier „Hexenberg“ der SAGA Unternehmensgruppe, ein kommunales Wohnungsunternehmen in Hamburg, besteht aus sieben Wohnblockanlagen mit ca. 450 Wohnungen, liegt unweit der Reeperbahn im Hafengebiet der Hansestadt Hamburg und wird begrenzt durch den Pepermölenbek, die Trommelstraße, die Dosestraße und die Hamburger Hochstraße. Die KAEFER Construction GmbH, Abteilung Fassade, hat den Auftrag erhalten, sechs der Wohnblockanlagen im Quartier „Hexenberg“ mit 368 unterschiedlich großen Wohnungen im bewohnten Zustand energetisch vollständig zu sanieren.

Gesamtprozessanalyse alle auszuführenden Teilleistungen klar definiert und in eine zeitlich abhängige Reihenfolge gebracht. Kernstück der Leistungsmatrix sind die benötigten gewerkbezogenen Zeitressourcen aller Gewerke in Abhängigkeit zu den getakteten Einzelabläufen. Durch diese realistische Vorausplanung, die zum überwiegenden Teil aus Eigenangaben der Leistungsträger und zum anderen auf Erfahrungswerten von KAEFER beruht, ist unter Zugrundelegung der zuvor erstellten Gesamtprozessanalyse die optimiert getaktete und elektronisch gestützte Gesamtprozesssteuerung hervorgegangen. Im Endergebnis wurden alle auszuführenden Teilleistungen in einer elektronisch gestützten Projektsteuerung zusammengeführt, in die jeweiligen Abhängigkeiten gebracht und so verknüpft, dass durch die wöchentliche Ak-

Die Maßnahme, mit Ausführungszeitraum von Frühjahr 2015 bis Ende 2017, umfasst u. a. die Sanierung der Dachflächen, Erstellung einer gedämmten neuen Fassade mit Klinkerriemchenoberfläche, neue Fenster, neue Balkone, neue Hauseingangstüren, neue Treppenhäuser und Dämmarbeiten an den Decken der Keller und Tiefgaragen. Der erforderliche Gesamtprozess der Baumaßnahme wurde vor Baubeginn in einer Gesamtprozessanalyse abgebildet. Durch die zusätzliche Erstellung einer mit allen baubeteiligten Nachunternehmern und Fremdleistern abgestimmten Leistungsmatrix wurden im Nachgang zu der

Bild 2.  Projektsteuerung: Zeitliche Veränderungen werden im Gesamtprozess sofort farblich abgebildet – Zeitüberschreitungen in Rot, Zeitunterschreitungen in Gelb und Sollzeiten in Grün

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Bild 4.  Teilfassadenflächen Block C nach Fertigstellung

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Planung/Projektsteuerung

Bild 5. Teilfassadenflächen Block D nach Fertigstellung (Fotos/Screenshot: KAEFER Construction GmbH)

tualisierung der Soll-Zeiten mit den Ist-Zeiten die erwachsenden zeitlichen Veränderungen sofort im Gesamtprozess farblich abgebildet wurden. Zeitüberschreitungen in Rot, Zeitunterschreitungen in Gelb und Soll-Zeiten in Grün. So

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konnten absehbare Bauzeitenveränderungen sofort durch Gegenmaßnahmen korrigiert werden. Die durch personelle Unterbesetzung in einem Gewerk in der elektronischen Projektsteuerung angezeigte Verlängerung des gesamten Bauprozesses konnte durch gezielte und zeitlich begrenzte Personalaufstockung in demselben Gewerk innerhalb von wenigen Tagen wieder korrigieren. Da die jeweiligen Auswirkungen über die gesamte verbleibende Restbauzeit abgebildet werden, war und ist es möglich, die Korrekturen so nachhaltig anzusetzen, dass alle Negativauswirkung vollständig beseitigt werden können. Der Erfolg gibt dem Lean-Ansatz Recht. Denn die anfänglich geplante Bauzeit von 32 Monaten konnte trotz eines ungeplanten und zusätzlichem Leistungsumfanges von ca. 12,5 % fristgerecht zum ursprünglichen Termin fertig gestellt werden. Durch dieses herausragende Resultat konnte sich die KAEFER Construction GmbH, Abteilung Fassade, erneut als innovatives und leistungsstarkes Unternehmen im Bereich der LEAN-unterstützen Projektsteuerung beweisen. Haben Sie Bedarf oder aktuelle Projekte zu dem fristgerechten Ausführungsschwerpunkt „Fassadensanierung“? Die Abteilung Fassade berät Sie gerne unter Telefon 0049 40 73347-150. Weitere Informationen: KAEFER Construction GmbH, Fassade/Altbausanierung Bredowstraße 16, 22113 Hamburg Tel. (040) 73347-150, Fax (040) 73347-169, mobil 0170 368 9017 dieter.habig@kaefer.com, www.kaefer.com

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Fassadenwerkstoff Glas

BUSINESS CENTER II BRAUNSCHWEIG IMPOSANTER GLASTURM FÜR DEN BRAWOPARK

Bild 1.  Der schlanke, 70 m hohe Büroturm Business Center II verdankt seine Ausstrahlung den gerundeten Gebäudeenden und der markanten Fassade

In der Rekordbauzeit von nur zwei Jahren entstand im Braunschweiger BraWoPark eine neue, großstädtische Visitenkarte: das Business Center II, ein schlanker, 70 m hoher Büroturm mit markanter Ausstrahlung. Gerundete Gebäudeenden, die besondere Gliederung der Aluminiumfassade sowie die großflächige hochleistungsfähige Dreifach-Sonnenschutz-Verglasung geben dem Neubau sein charakteristisches Äußeres. Der BraWoPark ist ein urbanes Prestige-Objekt in Braunschweig. Das riesige ehemalige Post-Areal liegt zentral am Hauptbahnhof, ist 75.000 m2 groß und wurde im Rahmen der Gesamtentwicklung BraWoPark vom neuen Bauherren und Investor, der Volksbank BraWo, neu strukturiert und einer neuen Nutzung zugeführt. Ein Bestandsgebäude der Post, das sogenannte Toblerone-Hochhaus (Business Center I) wurde saniert, weitere Gebäude wurden abgerissen und die Flächen z. T. schon neu bebaut. Die zuletzt fertig gestellten Abschnitte der Bebauung sind das Shopping Center und der Hochhaus-Neubau Business Center II. Die Architekten Reichel+Stauth aus Braunschweig definierten mit dem nördlich vom Toblerone-Hochhaus gelegenen Business Center II ein städtebauliches Gegengewicht:

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Der Leonhardplatz wird nun gegenüber der Stadthalle räumlich neu definiert. Der scheibenartige, aus einem 4-geschossigen Sockel emporwachsende 20-geschossige Turm mit seinen gerundeten Gebäudeenden und der jeweils zwei Geschossebenen zusammenfassenden Gliederung der Fassade zielt auf eine zeitlos elegante Architektursprache. Im Erdgeschoss gibt es eine gemeinsame Lobby, die von allen Mietern genutzt werden kann. Das 1. OG ist über die 2-geschossige Halle mit dem Eingangsbereich räumlich verbunden. Im 2. und 3. Obergeschoss sind großflächige Büromietflächen auf einer Ebene möglich. Auf dem 4-geschossigen Sockel erhebt sich der Hochhausturm mit 14 vermietbaren Ebenen à ca. 540 m2 Mietfläche. Das Hochhaus ist großflächig verglast – die bodenbündigen Glasscheiben gewährleisten helle, lichtdurchflutete Büros. Letztere können flexibel je nach Nutzungskonzept in Einzel-, Team-, Gruppenbüros oder offene Bürolandschaften aufgeteilt werden. Insgesamt wurden hier 13.000 m2 Büroflächen geschaffen, die Platz für 1.000 Arbeitsplätze bieten. Im obersten Geschoss bietet eine in gläsernen Räumen untergebrachte Gastronomie Platz für spektakuläre Ausblicke.

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Fassadenwerkstoff Glas

Bild 2.  Lageplan im neu strukturierten BraWoPark

Fassadengestaltung Die als Aluminium-Element-Fassade in Pfosten-Riegel-Optik konzipierte Fassade hat ein Achsraster von 1,45 m Breite und 6,66 m Höhe. Der Farbton der eloxierten Oberfläche korrespondiert mit dem Farbton des Toblerone-Gebäudes. Jeweils zwei Geschosse übereinander sind als optische Ein-

heit zusammengefasst. Insgesamt wurden 1.400 Vorhangelemente aus Aluminium und Glas bis zum 20. Stock angebracht. Jedes 2. Fassadenelement ist durch eine innere raumhohe, als gedämmtes Sandwichpaneel ausgebildete Lüftungsklappe mit Drehflügel und einem in der vorderen ­Fassadenebene angeordneten Lochblech gegliedert. Im

Bild 3.  Grundriss und Schnitt Erdgeschoss

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Fassadenwerkstoff Glas

Bild 4.  Grundriss Regelgeschoss

Bild 5.  Grundriss 17. OG – Konferenzbereich

Bild 6.  Aluminiumfassade mit großflächiger Dreifach-Sonnenschutz-Verglasung (Grafiken 2–6: Architekten BDA Reichel+Stauth)

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Fassadenwerkstoff Glas

konnte mit der Verbundfassadenplatte L200 entsprochen werden. Als zusätzlicher außenliegender Sonnenschutz wurde zudem ein Aluminium-Raffstore in sturmsicherer Ausführung angebracht. Für den innenliegenden Blendschutz sorgt ein manuell bedienbares Rollo mit Screen-Behang. Das Business Center II mit seiner ansprechenden Architektur ist das zentrale Element des Gesamtprojektes BraWoPark. Mit der zeitgleichen Fertigstellung des Glasturmes und des Shopping Centers erhält das bislang problematische Quartier eine deutliche Aufwertung. Das größte privatwirtschaftliche Bauprojekt der Stadt hat sich zu ­einem attraktiven Aushängeschild der Stadt Braunschweig mit enormer Strahlkraft für die Region entwickelt. Bild 7.  Fassadendetail mit den markanten Lochblechen

­ ereich der Rundungen sind die gekanteten Bleche, Glas­ B elemente und Profile polygonal ausgeführt. Die Fassadenelemente wurden komplett vorgefertigt.

Glasfassade Der gesamte Turm wurde mit ca. 7.000 m2 Dreifach-Sonnenschutz-Isolierglas ausgestattet. Für die großflächige Verglasung wünschten die Architekten in der Außenansicht neutrale, schwach reflektierende Gläser. Zugleich waren die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz mit einem möglichst niedrigen g-Wert zu erfüllen. Eingebaut wurde nach Bemusterung und Beratung durch den Flachglas MarkenKreis das Sonnenschutz-Isolierglas INFRA­STOP® Brillant 50/25 als Dreifach-Verglasung. Der Dreifach-Glasaufbau verfügt über einen g-Wert von 25 % und einen Ug-Wert von 0,6 W/m2K. Dem Wunsch nach einer farbangepassten, splitterbindenden Fassadenplatte

Birgit Tratnik

Bautafel Business Center II, Braunschweig ■■ Bauherr: BraWoPark, Braunschweig ■■ Architekten: Architekten BDA Reichel+Stauth, Braunschweig ■■ Fassadenplaner: Prof. Michael Lange, Hannover ■■ Generalunternehmer: Köster GmbH, Braunschweig ■■ Fenster und Fassade: Feldhaus GmbH & Co.KG, Emsdetten ■■ Basisglas: Pilkington Deutschland AG, Gladbeck ■■ Isolierglas: Flachglas Wernberg GmbH, Wernberg

Weitere Informationen: Flachglas MarkenKreis GmbH Birgit Tratnik Auf der Reihe 2, 45884 Gelsenkirchen Tel. (0209) 913 29-27, Fax (0209) 913 29-29 b.tratnik@flachglas-markenkreis.de www.flachglas-markenkreis.de

Bild 8.  Das Business Center II ist das zentrale Element des Gesamtprojektes BraWoPark (Fotos 1, 7–8: tschinkersten fotografie, 2016)

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KOMMUNIKATIONSFÖRDERNDE BÜROUND FORSCHUNGSGEBÄUDE FASSADEN FÜR EIN KREATIVES ARBEITSUMFELD

Bild 1.  Mit 178 m ist das Roche-Bürohochhaus „Bau 1“ am Rheinufer von Basel das höchste Gebäude der Schweiz

Jürgen Wax Gläserne Fassaden sollen im Bürobau des 21. Jahrhunderts vor allem die Kommunikation fördern. Zudem sollen sie die Energieeffizienz, die Tageslichtnutzung und die natürliche Belüftung verbessern. Wie auf einem Campus entstehen damit in diesen Gebäuden Orte der Begegnung über Abteilungsgrenzen hinweg. Vielfältige Treffpunkte, Dachgärten und Parks erweitern das ­Arbeitsumfeld. Zunehmend gefragt sind beispielsweise hochtransparente Fassaden, Atriumfassaden und öffenbare Fassaden für Balkone und Terrassen. Das terrassenförmige Roche-Bürohochhaus in Basel mit einer Closed Cavity Fassade, das Francis Crick Institut in

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London mit einem überspannten Atrium und Glasfins mit Dichroic-Folien sowie das Verde SW 1 in London mit einem gläsernen Atrium über neun Etagen, einer hochtransparenten Fassade und mehreren Dachterrassen sind drei kürzlich bezogene Büro- und Forschungsgebäude, deren Fassaden den Trend zu solchen Kommunikationsbauten aufzeigen. Das Konzept dieser Bauten orientiert sich an der Campus-Philosophie und an sozialen Treffpunkten. Dieser Idee entsprechen auch geplante oder im Bau befindliche Gebäude von Novartis bis zur neuen Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino, dem Apple Campus 2 und der neuen Uber-Zentrale in San Francisco. Alle ge-

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Bild 2.  Die zweischalige Closed Cavity Fassade (CCF) vom 2. bis zum Dachgeschoss ist energieeffizient und schalldämmend

Vittorio Magnagno Lampugnani beraten, um den Produk­ tionsstandort St. Johann in Basel in einen „Campus des Wissens, der Innovation und der Begegnung“ zu verwandeln. Dieser Campus sollte eine moderne Arbeitswelt schaffen und zu einem „Katalysator“ für neue Ideen werden. In Basel entstand so ein urbanes Gelände mit vielfältigen Bürobauten und einem attraktiven Außenraum, der Mitarbeiter anregt, ihren Schreibtisch zu verlassen und in den Parks und Grünanlagen aufzutanken und Kontakte zu Kollegen zu knüpfen. Das zentrale Gebäude dieses Campus gestaltete Frank O. Gehry, dessen komplexe und freie Form das Konzept des „freien Denken“ widerspiegeln soll. Ein 600 t schweres Stahltragwerk trägt die gesamten Außen­ fassaden mit sechs verschiedenen Fassadensystemen. Die 1.500 m2 großen Dachflächen sind rauten- und dreiecksförmig als „geschuppte“ Aluminium-Elementfassade mit integrierten Photovoltaik-Modulen ausgebildet. Am Campus-Konzept orientiert sich auch ein Novartis-Bau im amerikanischen East Hanover, der von Rafael Vinoly gestaltet wurde. In dem sehr transparenten Bürogebäude mit großen verglasten Dach- und Fassadenflächen ist die Krebsforschung untergebracht. Seine Stahlfassade besteht aus glasperlengestrahlten und satinierten Edelstahlprofilen sowie bis zu 9 m langen bedruckten Glasscheiben als Glasfins. Um ein Maximum an Kommunikation zwischen den Abteilungen zu ermöglichen, wurden die 800 Arbeitsplätze offen gestaltet, ein Café und FitnessRäume integriert und die Geschossdecken spiralförmig angeordnet. Die hohe Transparenz ermöglicht vielfältige

nannten Gebäude sind bzw. werden mit Fassaden der Josef Gartner GmbH bekleidet.

Bürobauten als Orte des Wissens, der Innovation und der Begegnung „In unserer vernetzten Welt ist die Versuchung groß zu glauben, Erfindungen könnten per E-Mail und iChat gemacht werden. Kreativität kommt bei zufälligen Diskus­ sionen und spontanen Begegnungen zustande“, so der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs. Auch wissenschaft­ liche Untersuchungen und Umfragen weisen darauf hin, dass viele Ideen nicht an einem traditionellen Arbeitsplatz entstehen, sondern beispielsweise beim Joggen, Spazierengehen oder bei Treffen mit Kollegen auf dem Gang und in der Cafeteria. So knüpfen beispielsweise Mitarbeiter in Gebäuden mit weniger Geschossen mehr Kontakte, da beispielsweise bei bis zu fünf Stockwerken eher Treppen genutzt werden. Der zurückgezogen arbeitende Mitarbeiter oder Forscher ist heute kaum noch gefragt. „Die langfristige Forschung gebiert ihre neuen Ideen meist nicht in Sitzungszimmern und auf Positionspapieren, sondern in Kantinen und auf bekritzelten Papierservietten“, so Gottfried Schatz, ehemaliger Direktor des Biozentrums von Novartis.

Ihr Spezialist für Lösungen mit individuellem Sichtbeton.

Novartis Das Pharmaunternehmen Novartis hat frühzeitig die Bedeutung des Arbeitsumfelds für Kreativität und Leistungs­ fähigkeit erkannt. Bereits im Jahr 2000 ließ sich Novartis von dem renommierten Architekten und Professor für Städte­bau

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Bild 3.  Durch die Verwendung tageslichtoptimierter Gläser und den Verzicht auf dunkle Sonnenschutzbeschichtungen hat die Fassade eine einzigartige Transparenz (Fotos 1–3: Johannes Marburg, Genf)

Sichtbeziehungen sowohl zu den begrünten Außenanlagen wie zu den Arbeits- und Aufenthaltsbereichen. Weitere Infos: www.josef-gartner.de „Projekt Galerie“.

Apple, Uber und Columbia University Wie ein chirurgisch aufgeschnittenes Gebäude mit Balkonen, Treffpunkten und Plätzen wirkt das neue Columbia University Medical Center in New York. Die regelmäßige Aluminiumfassade des Studien- und Ausbildungszentrums geht über in eine hochtransparente Glas-Fin-Fassade mit bis zu 9 m langen Glasschwertern aus dreilagigem Verbundsicherheitsglas, die sich teils über mehrere Geschosse span-

nen. Studienräume im sichtgeschützten Inneren werden ergänzt durch vernetzte Außenbereiche, die als Treffpunkte dienen. Diese Fassade aus hochtransparentem Klarglas auf der Südseite bietet maximale Durchsicht. Bereits im Namen greift der Technikkonzern Apple die Campus-Philosophie für seine neue Unternehmenszentrale im kalifornischen Cupertino auf. Der Apple Campus 2 wurde noch von Apple-Gründer Steve Jobs mit dem britischen Stararchitekten Norman Foster entworfen. „Es ist ein bisschen so wie ein Raumschiff, das gelandet ist“, sagte Steve Jobs bei der Vorstellung des Projekts. „Es ist ein Ring mit rundum gekrümmter Fassade.“ Sein Außenumfang misst 1,6 km. In seinem Inneren entsteht ein Park mit tausenden Bäumen, der zum Flanieren einladen soll. Bis zum Frühjahr 2017 montiert Gartner noch die Fassaden mit gebogenen Glasscheiben von 3 m × 15 m, die eine hohe Transparenz bieten und Sichtbeziehungen zum innen gelegenen Park und den äußeren Anlagen ermöglichen. Im horizon­ talen Geschossübergangsbereich der Glasfassade kann Frischluft durch automatisierte Lüftungslamellen zugeführt werden, um die 260.000 m2 große Bürofläche natürlich zu belüften. Damit wird der Apple Campus nicht nur zu einem der größten Bürogebäude der Welt, sondern auch zu einem der größten Gebäude mit natürlichen Belüftung. Auch Uber, ein Vermittler zur Personenbeförderung, baut in San Francisco eine neue Firmenzentrale mit einer gläsernen Aluminium-Elementfassade, Skylights, 166 motorisch zu öffnenden Flügeln und gläsernen Brücken. So entstehen gläserne öffenbare Atrien, die das hochtransparente Gebäude nach außen öffnen. Weitere Infos: www.josef-gartner.de „Projekt Galerie“.

Bild 4.  Francis Crick Institut London: Die Terrakotta-Verkleidungen der Fassade und das geschwungene Atriumdach greifen Elemente des benachbarten Fernbahnhofs St. Pankras auf

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Bild 5.  Die 4,5 m langen vertikalen Glasfins übernehmen die tragende Funktion des Fassadenpfostens der Hauptfassade

Bild 6.  In etwa einem Drittel der Glasfins sind Dichroic-­ Folien in den VSG-Verbund integriert, die je nach Licht in verschiedenen Spektralfarben schimmern

Roche-Bürohochhaus mit hochtransparenter Closed Cavity Fassade

ten von Ucw = 0,59 W/m2K. Für einen Kommunikationsbau ist die geschlossene zweischalige Fassade besonders geeignet, da sie den Einsatz hochtransparenter Gläser zusammen mit einem hocheffizienten Sonnenschutz ermöglicht. Durch Verwendung tageslichtoptimierter Gläser und den Verzicht auf dunkle Sonnenschutzbeschichtungen entstehen Fassaden mit einzigartiger Durchsicht. Der geschützte Fassadenzwischenraum ermöglicht den Einsatz modernster Sonnenschutzanlagen mit Steuerung oder mit Lichtlenkung und Reflexion. Beim Roche Hochhaus wird so bei weit geöffneter Sonnenschutzlamelle eine hohe Reflexion des direkten Sonnenlichts erreicht. Für die Tageslichtnutzung und Durchsicht kann ein weiter Öffnungswinkel über eine lange Tageszeit beibehalten werden. Die Lamellenunterseite ist blendungsreduzierend lichtgrau lackiert und leitet das einfallende Sonnenlicht farbneutral in den Innenraum. Gartner verkleidete das Bürohochhaus mit einer ca. 38.800 m2 großen Fassadenfläche, davon 37.485 m2 als CCF mit einer hohen Typenvielfalt vom 2. Geschoss bis zum Dachgeschoss. Die 1.200 kg schweren Standardelemente sind 2,90 m breit und 3,96 m hoch. Größte Elemente sind die 3.200 kg schweren 90°-Eckelemente mit bis zu 7,20 m Höhe und 3,505 m × 3,505 m Schenkellänge, die nur mit Sondertransportgestellen und Sondertransporten an die Baustelle geliefert werden konnten. Daneben fertigte Gartner teilelementierte Fassadenelemente ohne vertikale Pfosten für EG und 1. OG mit einer Fläche von 950 m2. Im EG sind diese Gläser 2,875 m × 3,284 m groß, im 1. OG 2,875 m × 2,124 m. Für das EG und das 1. OG wurde eine 250 m2 große EI30 Brandschutzfassade in Pfosten-RiegelBauweise gefertigt. Als Zugang zu den Terrassen fertigte das Unternehmen 38 teils elektromotorische Drehtüren und 15 elektromotorisch betriebene, 2,60 m × 2,75 m große Hori­ zontalschiebefenster.

Im 178 m hohen Roche-Hochhaus in Basel hat der Pharmakonzern ca. 2.000 Beschäftigte konzentriert, die bisher auf verschiedene Standorte in der Stadt verteilt waren. Der neue „Bau 1“ am Rheinufer soll die interne Organisation und Kommunikation fördern. Die Basler Architekten Herzog & de Meuron haben deshalb ein Hochhaus mit städtischem Flair, einer markanten Keilform und begehbaren stufenförmigen Terrassen im Westen und Osten entworfen, das sich durch offene Arbeitsbereiche und mehrstöckige Kommunikationszonen auszeichnet. Verkleidet wurde das höchste Gebäude der Schweiz mit einer hochtransparenten und energieeffizienten Closed Cavity Fassade, die viel Tageslicht ins Gebäude lässt. Das 41-stöckige Hochhaus, das sich nach oben verjüngt, bietet eine Bruttogeschossfläche von 74.200 m2 auf einer Grundfläche von 94 m × 37 m. Seine Keilform ergibt sich durch schräg nach unten abfallende Terrassen in Richtung Westen und die fast senkrechte Form in Richtung Osten. Der Grundriss und die Struktur der einzelnen Etagen ermöglichen hohe Flexibilität, um einzelne Büros zu öffnen und offene Arbeitsbereiche zu schaffen. Wendeltreppen verbinden jeweils zwei bis drei Etagen miteinander und bilden mehrstöckige Kommunikationszonen mit Aufenthaltsbereichen, Kaffeeküchen etc. Auch die begehbaren Terrassen sollen den Informationsaustausch der Mitarbeiter untereinander fördern. Das Gebäude in Minergie-Bauweise wird mit Abwasser geheizt und mit Grundwasser gekühlt. Ein wichtiger Beitrag zum Green Building ist die energieeffiziente und schalldämmende Closed Cavity Fassade (CCF). Bei Roche erreicht die CCF eine Luftschalldämmung von Rw = 52 dB, eine Längsschalldämmung von bis zu Dnfw = 67 dB und einen Wärmedurchgangskoeffizien-

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Die 2.750 m2 große explosionshemmende Atriumfassade im Westen und Osten besteht aus 5,08 m langen geschosshohen Elementen mit doppelter Isolierverglasung und einer Systembreite von 750 mm. 4,5 m lange vertikale Glasfins aus VSG-Glas mit 3 mm × 10 mm ESG mit SentryPlus-Interlayer übernehmen die tragende Funktion des Fassadenpfostens der Hauptfassade. Beidseitig angebrachte Edelstahlschuhe verbinden die Glasfins mit der primären Tragstruktur, ein über 6 m horizontal spannendes Rundrohr mit einem Durchmesser von 273 mm. Die primären horizontalen Tragrohre werden wiederum von vertikalen Stahlstützen mit einem Durchmesser von 406 mm getragen, die über die volle Fassadenhöhe reichen. Auf der Ostseite der Atriumfassade lässt sich ein textiler Sonnenschutz etagenweise elektronisch auf- und abfahren. In ca. einem Drittel der Glasfins gen Osten sind Dichroic-Folien in den VSG-Verbund integriert, die je nach Licht in verschiedenen Spektralfarben schimmern. Wie ein Chamäleon wechselt die Haupteingangsfassade so ständig ihr Aussehen. In der Dämmerung wirkt die Fassade im Bereich des Haupteingangs beispielsweise goldfarben. Das 1.800 m2 große Atriumdach erstreckt sich über 130 m Länge. Das vollverglaste Dachsystem wird von einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit 5° Dachneigung gebildet. Scheldebouw, wie Gartner ein Unternehmen der Permasteelisa-Gruppe, lieferte die Pfosten-Riegel-Konstruktionen und die Fassaden mit Terrakotta-Verkleidungen der insgesamt ca. 20.000 m2 großen Hülle des Instituts. Bild 7.  Die Atriumfassaden bestehen aus 5,08 m langen geschosshohen Elementen mit doppelter Isolierverglasung

Verde SW 1 mit hochtransparenten Fassaden, gläsernem ­Atrium und Dachterrassen

Francis Crick Institut mit Atriumfassaden und Glasfins mit Dichroic-Folien

Mit einer puristischen und eleganten Glasfassade konnte in London das ehemalige Eland House saniert und in das

Auch im Francis Crick Institut in London wurden ca. 1.500 Mitarbeiter konzentriert, die bisher an verschiedenen Orten und Einheiten tätig waren. Deshalb sollte der Neubau des Zentrums für biomedizinische Forschung, das zu den größten in Europa zählt, vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Wissenschaftler fördern. Zentraler Treffpunkt und Herzstück des Gebäudes ist ein 40 m hohes überspanntes Atrium mit einem 130 m langen Atriumdach, das viel Tageslicht in das Gebäude lässt. Mehrere Brücken innerhalb des Atriums verbinden die beiden Gebäudeflügel mit ihren zahlreichen Laboren. Offene Arbeitsbereiche und Plätze sollen den formellen und informellen Informationsaustausch erleichtern. Das Institut erforscht Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfälle sowie neurodegenerative Erkrankungen, um neue Behandlungs- und Diagnosemethoden zu entwickeln. Sein architektonischer Entwurf entstand in Abstimmung mit Wissenschaftlern, Bewohnern sowie Organisationen vor Ort. So greifen Terrakotta-Verkleidungen der Fassade und das geschwungene Dach Elemente des benachbarten Fernbahnhofs St. Pancras auf. Auch der hohe Glasanteil trägt dazu bei, dass das Gebäude sich besser in die Um­ gebung einfügt und die Verbindung zwischen Innen- und Außen­bereich maximiert wird. Während sich im Erdgeschoss öffentliche Räume und Aufenthaltsbereiche befinden, wurden hochspezialisierte Forschungsabteilungen in zwei unteren Stockwerken untergebracht.

Bild 8.  Bei Verde SW1 wurde ein älteres Gebäude im Londoner West-End saniert, erweitert und in ein modernes Bürogebäude mit einer elementierten Aluminium-GlasFassade verwandelt

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moderne Bürogebäude Verde SW 1 verwandelt werden. Die neue elementierte Aluminium-Glas-Fassade und ein gläsernes Atrium über neun Stockwerke bieten hohe Transparenz. Auch die großen, markanten Eckelemente und die 12 m hohe Stahlfassade im Erdgeschoss mit 3 m × 7 m großen Isolierscheiben lassen viel Tageslicht ins Gebäude. „Mit einer einzigartigen neuen Glasfassade und sechs spektakulären Dachgärten schaffen wir Arbeitsplätze für das 21. Jahrhundert, die sich am Wohlbefinden der Nutzer orientieren und die Produktivität fördern sollen“, so Dan Nicholson, Geschäftsführer vom Bauherrn Tishman Speyer. Nur 150 m von der Victoria Station entfernt bietet das 49 m hohe Gebäude auf neun Etagen 26.199 m2 Klasse-A-Büroflächen mit Geschossflächen von 1.300 m2 bis 3.160 m2. Für Fahrradfahrer wurde ein spezieller Eingang mit 440 Fahrradstellplätzen, Umkleideräumen und Duscheinrichtungen geschaffen. Die sechs begrünten Dach­ terrassen, die sich auf die Etagen 6 bis 11 verteilen, bieten eine 1.850 m2 große Fläche mit Aussicht auf die Londoner Skyline und den benachbarten Buckingham Palast, den St. James’s Park und Westminster Abbey. Die alte Fassade des ehemaligen Eland House wurde 1995 ebenfalls von Gartner gefertigt. Diese Fassade war zwar noch voll funktionstüchtig, aber die Fortschritte im Fassadenbau ermöglichen es, Energieeffizienz und Tageslichtnutzung drastisch zu verbessern. Die neue Gebäudehülle erreicht einen U-Wert von ca. 1,4 W/(m2K). Die ca. 14.000 m2 große Fassadenfläche besteht aus 300 Elementtypen in 13 verschiedenen Fassadentypen. Etwa 90 % der Außenhülle des Gebäudes sind mit einer elementierten Aluminium-Glas-Fassade realisiert. Im unteren Drittel wurden die Gläser zwecks Transluzenz mit weißen Streifen bedruckt. Markante und zurückgesetzte Blechbereiche erwecken den Eindruck einzelner hervorstehender Erker. Bei

Bild 10.  Da die Baustelle im Herzen Londons nur eine Anlieferstelle in einer Sackgasse hat, mussten spezielle Logistikverfahren für die Fassadenelemente entwickelt werden (Fotos 4–10: Simon Kennedy)

diesen sogenannten Bay Windows musste der U-Wert trotz des Rücksprungs konstant gehalten werden. Die großen Haupt-Eingangsbereiche wurden als Stahl-Pfosten-RiegelFassaden mit 12 m hohen Pfosten ausgeführt und mit großflächigen Gläsern von bis zu 7,5 m × 3 m Größe und einem Gewicht von 1,5 t sowie Glastüren versehen. Für die Verglasung wurden hauptsächlich ISO-Gläser aus einer VSG und einer Einfachglasscheibe verwendet. Die Gebäudeecken und Türen sind mit Stufengläsern ausgestattet und sämtliche Scheiben SG-verklebt. Einige Fassadenbereiche haben aufgrund der erforderlichen Zugänglichkeit sogenannte Carrier Frames. Der Recyclinganteil beim Glas beträgt 85 %, bei Aluminiumprofilen 100 %, bei Aluminium- und Stahlblechen 25 %, bei Befestigungen 38 % bis 50 % und bei der Stahlfassade 80 %. Auch bei Kriterien wie Energieeffizienz und Tageslichtnutzung spielte die Fassade eine Schlüsselrolle für die höchste Nachhaltigkeitszertifizierung des Verde nach BREEAM in „Excellent“. Mieter des Bürogebäudes können spezielle Features nutzen, um ihren Energieverbrauch und ihren ökologischen Fußabdruck zu messen und so ihre Betriebskosten zu senken. Weitere Informationen: Bild 9.  Der Glasaufbau der Scheiben variiert, da sowohl VSG wie ISO Glas verwendet wurde – die Ecken und Türen haben Stufengläser

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Multifunktionale Komfort-Verglasungen für Copenhagen Towers II In Kopenhagen steht eine neue Landmarke: Die knapp 90 m ­hohen Copenhagen Towers II nach Plänen des Architekturbüros Foster + Partners beeindrucken durch ihre konvex gebogenen Fassaden, die dynamisch und leicht zugleich wirken. DreifachIsoliergläser von Saint-Gobain Glass in unterschiedlichen Aufbauten sowie Isoliergläser mit MicroShade bieten passend abgestimmten Komfort, Wärme- und Sonnenschutz. Südlich des Kopenhagener Stadtzentrums verläuft der Öresundsmotorvejen, der die Insel nahezu waagerecht durchschneidet, den Flughafen passiert und dann auf die Öresundbrücke führt, die Kopenhagen mit dem schwedischen Malmö verbindet. An dieser zentralen Verkehrsachse lenken seit Ende 2015 hochaufragende Türme die Blicke auf sich. Gemeinsam mit den Crowne Plaza Copenhagen ­To­wers, einem der ersten klimaneutralen Hotels mit einer der größten Photovoltaikfassaden, bilden die Türme einen markanten Gebäudekomplex. Der Copenhagen Tower I war bereits Ende 2009 rechtzeitig zur UN-Weltklimakonferenz bezugsfertig, die Baumaßnahmen für den Copenhagen Tower II waren aufgrund der Finanzkrise zunächst gestoppt worden. Dreifach-Isoliergläser in unterschiedlichen Aufbauten sowie Isoliergläser mit MicroShade, gefertigt vom SaintGobain Glassolutions Objekt-Center GmbH Standort Radeburg, bieten passend abgestimmten Komfort sowie Wärme- und Sonnenschutz. „Mit der Vielzahl unterschiedlicher Glasaufbauten, einer speziellen Ecklösung und der langen Bemusterungsphase für die Brüstungsscheiben stellte das Objekt äußerst komplexe Anforderungen an die Produktion und die Logistik“, erläutert Frank Steinsdörfer, Key Account Manager Architectural Projects bei SAINTGOBAIN BUILDING GLASS EUROPE, BU Fassade.

Bild 1.  Architektonisches Highlight in der dänischen Hauptstadt: Copenhagen ­Tower II von Foster + Partners

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Bild 2.  Die charakteristische Krümmung des Neubaus entsteht durch die Neigung der einzelnen, in sich selbst nicht gebogenen Fassadenelemente

Kühne Konstruktion Der dreigeteilte Baukörper der Copenhagen Towers II mit einem zurückspringenden Mittelteil ist über ein Atrium mit dem bestehenden Tower verbunden. Das Atrium dient dabei nicht nur als Durchgangsbereich, sondern wird zugleich als Kantine genutzt. Bäume und Pflanzen sorgen für gute Raumluft und „Stadtwaldatmosphäre“. Die seitlichen Fassaden auf der Nord- und Südseite der neuen Türme schwingen sich über 21 Geschosse in die Höhe. Die größte Breite erreicht das Gebäude dabei auf Höhe der 13. Etage, hier kragt der Bogen am weitesten aus. Die Fassade ist als Pfosten-Riegel-Konstruktion errichtet, mit fünf gekrümmten Rohbaustützen, die außenseitig gedämmt und mit hinterlüfteten Edelstahlblechen verkleidet sind. Die Warmfassade zwischen den Stützen ist als teiltransparente geschosshohe Elementfassade konzipiert. Insgesamt sind 1.100 Aluminium-Glas-Elemente in der Fassade verbaut worden. Die Krümmung wird dabei rein konstruktiv erzielt, alle Bauteile sind planeben. Die Formate der Fensterelemente sind jedoch in allen Geschossen unterschiedlich. Die eingebauten 3-fach-Gläser Climatop Cool Lite SKN 165 kombinieren Sonnenschutz und Wärmedämmung und punkten mit Farbneutralität und einer hoher Lichtdurchlässigkeit, die den Bedarf an künstlicher Beleuchtung senkt. Die Aufbauten der Gläser variieren dabei je nach Himmelsrichtung sowie Winkel und Anordnung in den jeweiligen Geschossen. Eine besondere Herausforderung stellten die Glasecken dar. Diese sind zweifach abgestuft von außen nach innen UV-gasdicht ausgeführt. Aus statischen Gründen wird der innere Scheibenzwischenraum mit einem Eingriffssystem und U-Profilen (Vario II nach ETA-Zulassung) im Scheibenzwischenraum zusätzlich gehalten. Dadurch können die gleichen Glasdicken ausgeführt werden wie in den angrenzenden Fassadenflächen. Die äußere Stufe wurde zusätzlich mit Silikon abgezogen. Diese filigrane Ecklösung wurde vom Standort Radeburg in Zusammen­ arbeit mit dem Fassadenbauer, dem Statiker und der haus-

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eigenen Anwendungstechnik speziell für dieses Projekt erarbeitet und vom Architekten gut aufgenommen. Im nichttransparenten Paneelbereich der Elemente lassen farblich an die Isoliergläser angepasste Sicherheitsgläser den Eindruck einer Vorhangfassade entstehen. Hier kamen Verbund-Sicherheitsgläser aus 2 × 6 mm teilvorgespanntem Glas mit keramischer Bedruckung in RAL 7021 zum Einsatz. „Für diese Gläser hatten wir sehr lange Bemusterungsphasen, weil das Ziel des Architekten eine gute

Übereinstimmung zwischen Isolierglas und Brüstungsglas war“, so Frank Steinsdörfer. Die transparenten Standard­ elemente sind ca. 3,6 m hoch und ca. 800 kg schwer. Zur Klimatisierung der Räume wird Geothermie eingesetzt. Dafür wird das Grundwasser mit einer Anlage aus 100 m Tiefe hochgepumpt und sowohl zur Beheizung als auch zur Kühlung eingesetzt.

Blendungsfreier Ausblick Die spektakuläre Aussicht vom 20. und 21. Geschoss steht auch der Öffentlichkeit frei: Das sich über zwei Geschosse erstreckende Restaurant bietet durch die 8,5 m hohen Fenster eine ungestörte Aussicht. 500 m2 MicroShade-Ver­ glasungen in der Süd-, West- und Ostfassade sowie in der nach Süden ausgerichteten Dachseite filtern das Sonnenlicht und sorgen ganzjährig für angenehme Temperaturen. MicroShade ist ein intelligentes Sonnenschutzsystem mit einer in den Scheibenzwischenraum der Verglasung integrierten perforierten 0,2 mm dicken Metallfolie. Die Perforierungen sind so geneigt, dass die Sonneneinstrahlung zwar abgeschirmt, die Sicht nach draußen aber nicht eingeschränkt wird. An einem typischen Sommertag, wenn die Sonne am höchsten steht, wird die direkte Sonneneinstrahlung um bis zu 92 % reduziert. Im Winter, wenn die Sonne niedrig steht, wird bis zu 35 % der Sonnenenergie in das Gebäude gelassen. So überzeugt MicroShade durch die Kombination aus Transparenz, natürlichem Licht im Gebäude und einem g-Wert < 0,1. Eingebettet zwischen den Isolierglasscheiben ist MicroShade geschützt und wartungsfrei. Mit der Vielzahl unterschiedlicher, auf die jeweiligen Einbausituationen fein abgestimmter Gläser und Glasaufbauten, die sowohl hocheffizient als auch ästhetische Highlights sind, ist aus den Copenhagen Towers II eine im Wortsinn überragende Landmarke mit starker Ausstrahlung geworden. Weitere Informationen:

Bild 3.  Um den Eindruck einer Ganzglasfassade zu erzielen, wurden in die nicht­ transparenten Paneele Sicherheitsgläser mit keramischer Bedruckung eingebaut (Fotos: rohl fotografie/© Saint-Gobain Glass)

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Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH Nikolausstraße 1, 52222 Stolberg (Rheinland) Tel. (02402) 121-0, Fax (02402) 121-893 Andreas.Bittis@saint-gobain.com, www.saint-gobain-glass.com

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Port House in Antwerpen: ein Leuchtturm für die Welt Das Port House in Antwerpen ist eines der weltweit ersten noch mit Zaha Hadid geplanten Projekte, welches jetzt fertig gestellt wurde. Die vertikale Erweiterung, Sanierung und Transformation einer ehemaligen Feuerwache zum neuen Headquarter der Hafenbehörde von Antwerpen verbindet das Alte mit dem Neuen und ist ein weithin sichtbares Zeichen für die Zukunft des Seehandels. Antwerpen hat als zweitgrößter Handelshafen in Europa maßgeblichen Anteil am internationalen See- und Bin­ nenhandel. Motivation des Wettbewerbs 2007 war es, ein neues Headquarter am Hafen in Antwerpen zu errichten, das die Werte des Unternehmens sowohl intern für seine 500 Mitarbeiter aus den Bereichen Technik und Verwaltung, aber auch nach außen in einem lokalen und internationalen Markt repräsentiert. Der Bedarf an einem neuen Bürogebäude für die Hafenbehörde und der Wunsch, das denkmalgeschützte, im hanseatischen Stil errichtete Gebäude einer ehemaligen Feuerwache an der Hafenanlage Mexico Island in Antwerpens Kattendijk Dock zu erhalten, führte zur Auslobung des Wettbewerbs seitens der flämischen Baubehörde und der Hafenbehörde Antwerpens, die zur Vorgabe machten, das alte Gebäude zu erhalten und zu transformieren.

Aufgeständerte Erweiterung des Bestandsgebäudes Entsprechend intensiv setzten sich Zaha Hadid Architects gemeinsam mit Origin, einem Beratungsunternehmen für kulturelles Erbe, mit der Geschichte des Standorts und des

Bild 2.  Das Port House erhebt sich über dem Bestandsgebäude

Gebäudes auseinander. Die Entscheidung für eine aufgeständerte Erweiterung des Bestandsgebäudes anstelle eines angrenzenden neuen Baukörpers geht aus dieser historischen Analyse hervor: der Entwurf nimmt Bezug auf einen ursprünglich für das Bestandsgebäude vorgesehenen Turm, der als großzügiges und weithin sichtbares Emblem das hanseatische Gebäude hätte ergänzen sollen. Was damals nicht zustande kam, kommt nun zur Realisierung in dem Aufbau, der in seiner signalhaften Wirkung sowohl Referenz für die Stadt Antwerpen als „Stadt der Diamanten“ ist, als auch in seiner dem Rumpf eines Schiffes ähnlichen Form den Seehandel am Hafen von Antwerpen symboli-

Bild 1.  Das Port House in Antwerpen: ein Leuchtturm für die Welt

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mens des neuen Erweiterungsbaus und bietet Panorama­ blicke auf den Fluss Scheldt, die Stadt und den Hafen. Die raue, wellenartige Erscheinungsform der Fassadenfläche wird hervorgerufen durch flache Fassadengelenke im Süden, die nach Norden hin zunehmend dreidimensionaler werden. Die neue Erweiterung erscheint als ein transparentes Volumen, das seine Oberfläche mit der wechselnden Intensität des Tageslichts verändert. Wie die raue Wasseroberfläche des umgebenden Hafens spiegelt die Fassade die sich ständig verändernden Lichtbedingungen wieder.

Zentrales Atrium und externe Betonbrücke

Bild 3.  Das neue Headquarter der Hafenbehörde von Antwerpen entsteht aus dem Zusammenspiel dreier räumlicher Elemente: dem denkmalgeschützten Bestands­ gebäude, einer Betonbrücke und dem vertikalen Erweiterungsbau

siert. Ebenso maßgeblich für den Entwurf und ausschlag­ gebend für die Entscheidung zur vertikalen Erweiterung war die Interpretation der Fassaden der alten Feuerwache als vier gleichrangige Fassaden, ein Anbau hätte mindestens eine Gebäudeseite obstruiert und wertend in die Fassadenhierarchie eingegriffen. Das neue Gebäude scheint über dem alten Gebäude zu schweben. Die nüchterne, kantige Solidität des Bestandsgebäudes kontrastiert dabei mit der Dynamik der gekrümmten Oberfläche des neuen Gebäudes, das wie ein organisches Objekt das Prinzip einer einzelnen fließenden Fassade repräsentiert. Mit seiner sensiblen Bezugnahme auf den Bestand und den Ort zeigt der neue Baukörper, dass er nicht nur ikonenhaft herausragt, sondern sich auch in den Kontext einzuordnen weiß. An der Schwelle zwischen Stadt und Hafen gelegen, zeigt der neue Erweiterungsbau wie der Bug eines Schiffes in Richtung des Flusses Scheldt und verbindet damit das Gebäude mit dem Fluss, an dem Antwerpen gegründet worden war. Auch das Innere des neuen Gebäudes erinnert in seiner Dynamik an einen Schiffsbau: Durch die verglaste Panoramafassade werden in den farblich weiß gehaltenen Räumen vielfältige Blickbezüge zu Hafen, Stadt und Fluss hergestellt.

Der Innenhof der Feuerwache wurde mit einem Glasdach geschlossen und zum Empfangsbereich für das neue Port Haus umfunktioniert. Von diesem zentralen Atrium aus erschließen sich den Besuchern ein öffentlicher Lesesaal und eine Bibliothek innerhalb der ehemaligen Halle für Löschfahrzeuge, die sorgfältig restauriert und transformiert wurde. Panoramalifte ermöglichen direkten Zugang zum neuen Erweiterungsbau mittels einer externen Betonbrücke zwischen Bestandsgebäude und Erweiterung und bieten Ausblicke auf die Stadt und den Hafen. Die Anforderung der Hafenbehörde an Büroräume mit hohem Kommunikationswert wird durch entsprechende Bereiche wie ein Restaurant, Besprechungsräume und ein Auditorium, die alle im Zentrum der oberen Geschosse des Bestandsgebäudes und in den unteren Geschossen des Neubaus gelegen sind, erfüllt.

Wechsel von transparenten und opaken Fassadenelementen Umgeben von Wasser, besteht die Fassade der neuen Erweiterung aus einer verglasten Oberfläche, die sich in ihrer Optik wellenartig zu bewegen scheint und die wechselnden Schattierungen und Farben des Stadthimmels reflektiert. Die gemeinsam von Architekten, Fassadenplanern und Schüco entwickelte Sonderkonstruktion, bestehend aus dreieckigen Segmenten, ermöglicht die Formung scheinbar reibungsloser Kurven mit flachen Glasplatten und bewirkt auch den graduellen Übergang von flacher Fassade am Süd­ ende des Gebäudes zu einer wellenartigen Fassade im Norden. Die meisten der dreieckigen Segmente sind transparent, einige opak. Diese präzise abgestimmte Mischung sorgt für ausreichend Sonnenlicht innerhalb des Gebäudes und kontrolliert gleichzeitig die Sonneneinstrahlung. Ebenso bewirkt der Wechsel von transparenten und opaken Fassadenelementen eine Brechung des Gebäudevolu-

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Bild 4.  Das Gewicht des neuen Gebäudes ruht auf einer Betonsäule in der Mitte des Lichthofes und einer zweiten vor dem Gebäude

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Fassadenwerkstoff Glas

Das neue Port House in Antwerpen ist gleichermaßen beispielhaft für den sensiblen Umgang mit der Geschichte und den Bedürfnissen des Standorts. Ebenso weist es in Form, Nachhaltigkeit, Entwurfs- und Produktionsweise selbstbewusst in die Zukunft: ein funkelnder Leuchtturm, sichtbar für alle Welt.

Bild 5.  Das neue Port House ist baukörperliches Bindeglied zwischen Stadt und ­Hafen – auch im Inneren wird über Blickachsen diese Verbindung hergestellt (Fotos: Schüco International KG)

Nachhaltiges und energieeffizientes Design In Zusammenarbeit mit der Energieberatungsfirma Ingenium entwickelten Zaha Hadid Architects ein nachhaltiges und energieeffizientes Design, das mit der Bewertung „sehr gut“ durch das Umweltzertifikat BREEAM ausgezeichnet wurde. Trotz der Herausforderungen bei der Integration eines Neubaus in ein denkmalgeschütztes bestehendes Gebäude konnten durch die Implementierung effektiver Strategien in jeder Bauphase hohe Standards an nachhaltigem Entwerfen erreicht werden. Ein Erdwärmesystem pumpt Wasser aus 80 m Tiefe an über 100 Orte innerhalb des Gebäudes und sorgt so für Wärme und Kühlung. Im Bestandsgebäude benutzt dieses System Kühlbalken, im Neubau Kühldecken. Die Uferlage ermöglichte außerdem eine nachhaltige Konstruktionsweise, da Material und Gebäude­ komponenten per Wasserweg direkt zur Baustelle transportiert werden konnten.

Bautafel Port House, Antwerpen/Belgien ■■ Bauherr: Hafenbehörde Antwerpen/Belgien ■■ Architekten: Zaha Hadid Architects (ZHA), London/Großbritannien ■■ Entwurf: Zaha Hadid, Patrik Schumacher ■■ ZHA Projektdirektion: Joris Pauwels ■■ ZHA Projektleitung: Jinmi Lee ■■ ZHA Mitarbeiter Realisierung: Florian Goscheff, Monica Noguero, Kristof Crolla, Naomi Fritz, Sandra Riess, ­Muriel ­Boselli, Susanne Lettau ■■ ZHA Mitarbeiter Wettbewerb: Kristof Crolla, Sebastien Dela­ grange,
Paulo Flores, Jimena Araiza, Sofia Daniilidou, Andres Schenker, Evan Erlebacher, Lulu Aldihani ■■ Bauleitung: Bureau Bouwtechniek, Antwerpen/Belgien ■■ Tragwerksplanung: Studieburo Mouton Bvba, Gent/Belgien ■■ Energietechnik: Ingenium Nv Acoustic, Brügge/Belgien ■■ Akustik: Daidalos Peutz, Löwen/Belgien ■■ Restaurationsberatung: Origin, Brüssel/Belgien ■■ Fassadenkonstruktion: Groven+, Liège/Belgien ■■ Flächen: Bestandsgebäude: 6.600 m2 ■■ Neubau: 6.200 m2 ■■ Wettbewerb: 2007 ■■ Fertigstellung: 2016 ■■ Schüco Systeme: Fassadensonderkonstruktion Aluminium

Weitere Informationen: Schüco International KG Karolinenstraße 1–15, 33609 Bielefeld Tel. (0521) 783-803, Fax (0521) 783-95 08 03 info@schueco.com, www.schueco.de, www.schueco.com

Transparentes Gießharz-Verbundglas mit integrierten LEDs – ein Display als Bauelement für Glasfassaden Hochhaustürme bieten weithin sichtbare Flächen – optimal für Werbung, bewegte Bilder und interaktive Nutzung. Daher weckt die Entwicklung medialer Glasfassaden nicht nur in Asien großes Interesse. Für solche Fassadenelemente hat der Kleb- und Dichtstoffhersteller Kömmerling in Zusammenarbeit mit seinem südkoreanischen Partner G-SMATT Global Co ein Gießharz zum Einbetten von LEDs in Verbundglas entwickelt. Das G-Smatt Glass weist praktisch die Transparenz von Standard-Isolier­ gläsern auf und lässt sich als konstruktives Bauelement in Glasfassaden einsetzen. So macht es die bisherigen Kompromisse medial genutzter Fassaden zwischen Konstruktion, Transparenz und Effizienz überflüssig. Gebäudefassaden werden seit ewigen Zeiten als Werbe­ flächen genutzt. Durch die Jahrzehnte sind die Techniken immer raffinierter geworden – vom einfachen Papierplakat

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über bunte Neonreklame aus gebogenen Glasröhren und Laufschriften bis hin zu übergroßen Monitoren und LEDKonstruktionen. Als aufgesetzte oder vorgehängte Elemente, die nur Teile der Fassade bedecken, waren sie bisher mehr oder weniger losgelöst vom „Werbeträger“. Zudem mit dem unerwünschten Nebeneffekt, das Tageslicht im Gebäudeinneren manchmal einzuschränken oder sogar komplett abzuschirmen. Dagegen sind Displays, die als konstruktives Bauelement einer Fassade in die Gebäudestruktur integriert werden, mit der Architektur untrennbar verbunden. Mediale Plattform und Gebäudeform stehen in direktem Bezug zu­ einander, sie werden zur Medienarchitektur. Je nach dargestelltem Inhalt transportiert die Medienfassade über den reinen Werbezweck hinaus künstlerische oder architektonische Aspekte und tritt in Wechselwirkung mit ihrer Umgebung.

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Fassadenwerkstoff Glas

Bild 1.  Fassade der Myungbo Art Hall, Seoul/Südkorea, mit G-Smatt Glass

Bild 2.  Seoul Square mit G-Smatt Glass-Fassade

Konstruiert als Bauelement Das von Kömmerling und G-SMATT entwickelte G-Smatt Glass ist Display und Bauelement zugleich: Das zwischen zwei Glasscheiben eingebettete LED-Raster kann mit beliebigem Inhalt angesteuert werden. Generell betragen die Rasterabstände 60 mm, aber auch weitere Abstände sind möglich, um eine andere Auflösung zu erzielen. Je nach verwendeten LEDs ist das erzeugte Bild später entweder schwarz-weiß oder beliebig bunt. Das Element selbst lässt sich wie ein Standard-Isolierglas bis zu den Maßen 1,5 m × 3 m verbauen und ist dadurch im Einsatz hoch flexibel. Anwendung finden die Gießharz-Verbundgläser beispielsweise in Fenstern und Fassaden, aber auch an Balustraden, Aufzugtürmen, Rolltreppen oder Böden – wo immer Flachglas verbaut wird. Bei Bedarf können die beiden Lichtebenen von media­ ler Darstellung und Innenraumbeleuchtung durch innenliegende Jalousien voneinander getrennt werden. „G-Smatt Glass ist ein hochentwickeltes Produkt, das drei Funktionen in einem Element verbindet: transparentes Glas, Media

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Bild 3.  Die Verwendung von Glas, die minimale Größe der inte­ grierten LEDs und das klare Gießharz erlauben den medialen Bauelementen mit G-Smatt Glass eine außerordentliche Transparenz ­(Fotos: Kömmerling Chemische Fabrik)

und Werbung und konstruktives Bauelement. Das kann keine andere LED-Fassade“, erklärt Chris Davis, Produktmanager bei Kömmerling UK. Die Verwendung von Glas, die minimale Größe der integrierten LEDs und das klare Gießharz erlauben den Medien-Bauelementen eine außerordentliche Transparenz. Das Tageslicht strömt ungestört in das Gebäude­ innere, gleichzeitig wird die Durchsicht nach außen bei abgeschalteten LEDs nicht beeinträchtigt. Der medialen Darstellung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Farben, Bewegungssequenzen, Werbung, ganze Filme, interaktive Kommunikation mit Sensoren z. B. für Bewegung, personalisierte Inhalte, die Kopplung mit dem Internet – alles ist möglich.

Weitere Informationen: Kömmerling Chemische Fabrik GmbH Zweibrücker Straße 200, 66954 Pirmasens Tel. (06331) 56-20 00, Fax (06331) 56-19 99 info@koe-chemie.de, www.koe-chemie.de

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Fenster und Türen

Ingo Leuschner   Matthias Schweinsteiger ■

Das richtige Produkt am richtigen Ort Ein Bauelement für alle Fälle gibt es nicht, denn die Ansprüche an Fenster, Türen oder Fassaden in Schul-, Verwaltungs- oder Wohnbauten sind zu unterschiedlich. Eine Vielzahl bauphysikalischer und mechanischer Klassen und Werte ermöglicht einen genauen Zuschnitt von Bauelementen. ift-Richtlinien erleichtern die Auswahl, und eine Reihe von Normen, Regelwerken und Hilfen unterstützen Architekten, Ingenieure, Fachplaner, Hersteller und Montagebetriebe bei der Frage „Welches Bauteil für die jeweilige Anwendung?“. Die richtige Auswahl der Vorgaben und damit die Anpassung eines Bauelements an den Einsatzzweck und -ort finden leider nur in den seltensten Fällen mit ausreichender Genauigkeit statt (Bilder 1 und 2). Somit kommt es bei der Nutzung zu Defiziten bei Funktion und/oder Dauerhaftigkeit und damit zur Feststellung „Prüfung bestanden – in der Praxis versagt“.

Beispiel für spezielle Nutzungsumstände: Fenster und Türen in Schulbauten und Bildungseinrichtungen Bei Schulbauten kam es in der Vergangenheit zu häufigen, teils schwerwiegenden Mängeln an Fenstern und Fassaden. Ursachen waren Fehler bei der Auslegung der Konstruk­ tionen, aber auch konzeptionelle Fehler bei der Gestaltung der Fassaden und Öffnungsflügel. Wer sich an die eigene Schulzeit erinnert, weiß wie „kreativ“ bzw. unsachgemäß Kinder und Jugendliche Einrichtungsgegenstände nutzen. Die Anforderungen an Fenster in Schulbauten finden sich in Normen, Sonderbauvorschriften, Gesetzen, ArbeitsstättenRichtlinien und der Gesetzlichen Unfallversicherung. Den-

Bild 2.  Eine neue Reihe von ift-Richtlinien gibt Empfehlungen für Planung, Ausschreibung, Herstellung und Montage von Fenstern und Türen für besondere Einsatzzwecke

noch helfen diese bei der Ausschreibung und Festlegung von Eigenschaften selten weiter, da der Bezug zu den in der Produktnorm EN 14351-1 definierten Leistungsklassen fehlt. Dies ist aber für eine fachlich korrekte technische Beschreibung und Ausschreibung notwendig, damit der Hersteller weiß, welche Fenster zu liefern sind. Die anwendungsbezogene ift-Richtlinie FE-16/1 „Einsatzempfehlungen für Fenster in Schulbauten“ gibt Empfehlungen zur notwendigen Qualität der einzusetzenden Fenster sowie zu Klassifizierungen gemäß Produktnorm (Bild 3).

Bild 1.  Von der Kindheit bis ins Alter – Fenster und Türen begleiten Menschen das ganze Leben lang; die Anforderungen ändern sich dabei

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Fenster und Türen

Bild 3.  Eignung verschiedener Fensterarten in Schulgebäuden (Auszüge aus Tabellen 6 und 11 der ift-Richtlinie FE-16/1 „Einsatzempfehlungen für Fenster in Schulbauten“)

Gerade für Klassenzimmer, in denen die Schüler auch kurzzeitig unbeaufsichtigt sein können, sollten die höchsten mechanischen Beanspruchungsklassen für Beschläge, Fensterrahmen inkl. Eckverbindung sowie Verglasungen definiert werden. Bereits bei der Planung sind die richtigen Abmessungen und Aufteilungen von Fenstern, Öffnungs­ arten, Konstruktionen und Sicherheitseinrichtungen festzulegen. Folgende Grundsätze helfen hierbei (Bild 4): –– einfache Konstruktionen in „robuster“ Ausführung (Beschläge, Profile) mit geeigneter Klassifizierung für mechanische Festigkeit und Dauerfunktion, –– Begrenzung von max. Flügelgröße und -gewicht mit geringer Anfälligkeit bzgl. Fehlbedienung, –– geeignete Öffnungsarten mit gut dosierbarer, effizienter Lüftung durch Kippflügel an Ober-/Unterlichtern – leicht zugänglich und bedienbar für Kinder, –– Unterlichter und Festverglasungen mit Sicherheitsglas (Absturzsicherheit).

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Bild 4.  Mögliche Fensterteilung mit kleinen Flügelabmessungen und oberen, automatisch angetriebenen Kippflügeln zur Lüftung für Fenster in Schulen

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Fenster und Türen

Forschungsergebnisse zeigen den großen Einfluss natürlichen Tageslichts auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen. Medizinische Studien belegen, dass das Tageslicht den Stoffwechsel reguliert, die Melatoninproduktion (Schlafhormon) unterdrückt, „Gute-Laune-Hormone“ aktiviert, die Abwehrkräfte verbessert, den Schlaf-/ Wachrhythmus steuert sowie Leistungs- und Lernfähigkeit steigert. Daher sollten energetische und bauliche Aspekte eigentlich in den Hintergrund treten. Aber störende Einflüsse durch Blendungseffekte und Überhitzung im Sommer müssen vermieden werden. Pro Person können ca. 30 m3 Frischluftbedarf angenommen werden, um den CO2-Gehalt der Luft im Klassenzimmer unter dem Grenzwert von 1.000 ppm zu halten (Pettenkoferzahl). Bei einem Klassenraum mit ca. 60 m2 und 3 m Höhe ergibt sich bei 30 Personen ein Luftwechsel von 5. Dieser kann mit natürlicher Fensterlüftung durch eine Kombination von Permanentlüftung mit Kippflügeln und einer Stoßlüftung mit Drehflügeln in den Pausen erreicht werden. Wichtig ist das Vermeiden eines direkten Luftzugs in den Lernzeiten, was durch gekippte Oberlichter und Zulufteinrichtungen im Brüstungsbereich möglich ist. Eine CO2-Steuerung motorisch angetriebener Fensterflügel oder auch eine einfache CO2-Ampel helfen die Luftqualität zu kontrollieren. Regelmäßige Kontrolle, Wartung und Pflege, mit denen sich Nutzung, Dauerhaftigkeit und Sicherheit verbessern lassen, sind ebenfalls unabdingbar. Sie helfen mit, schwerwiegende Nutzungseinschränkungen und Gefahren abzuwenden. Die Einbeziehung und Einweisung des „Hausmeisters“ ist ein wichtiger Baustein.

Beispiel für spezielle Nutzungsumstände: Fenster und Türen für altersgerechtes Wohnen und Pflegeeinrichtungen Neben Schülern sind auch betagte Personen ein Nutzerkreis, der spezielle Anforderungen an Bauelemente stellt. Die meisten Menschen wollen im Alter ein selbstbestimmtes Leben führen und wünschen sich einen dafür geeigneten Wohnraum. Gerade Fenster und Türen haben große

Bild 5.  Mögliche Fensterteilung und Öffnungsart für Fenster in Pflegeeinrichtungen (Grafiken 1 bis 5: ift Rosenheim)

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Bild 6.  Wohnraumgestaltung nach Universal-Design-Prinzipien am Beispiel einer ­Küche bringt allen Nutzern und Generationen mehr Sicherheit und Komfort (Foto: Küchen-Quelle GmbH)

Bedeutung, weil sie Sonne, Luft und Geräusche in den Raum bringen. Fenster in Pflegeeinrichtungen für Betagte müssen in der Hauptsache den drei Leitgedanken „Hinkommen – Reinkommen – Klarkommen“ entsprechen, die bereits bei der Planung und Gestaltung der Fenster zu definieren sind. Für die Planung und Auslegung von Fenstern in Pflegeeinrichtungen sind folgende Kriterien zu beachten: –– –– –– –– ––

Bewohner mit geringer Kraft in Hand und Arm, eingeschränkte Beweglichkeit der Personen, eingeschränktes Sehvermögen, Ausblicke in die Umgebung auch aus Sitzhöhe, eingeschränkte geistige Auffassung/eingeschränktes Si­ cher­heitsbewusstsein der Nutzer, –– hoher Tageslichtbedarf und erhöhte Innenraumtemperaturen. Diese Auslegungskriterien führen zu typischen baulichen Ausführungen mit einfachen Details und kleinen Flügelformaten (Bild 5). Die Ausstattung mit Antrieben und Fensterlüftern ist für die leichte Bedienung, Frischluftversorgung und Begrenzung der Raumluftfeuchte sinnvoll. Laut der Studie „Wohnen im Alter“ besteht ein kurzfristiger Mehrbedarf von 2,5 Millionen altersgerechten Wohnungen, der bis 2020 auf 3 Millionen steigen wird. In 50 % der Wohnungen befinden sich Schwellen, die als Hindernis empfunden werden, besonders beim Zugang zu Balkon oder Terrasse. Barrierefreiheit und Bedienbarkeit von Fenstern und Türen haben daher große Bedeutung für die Autonomie älterer Menschen. Bereits eine kleine Schwelle oder ein schwergängiger Türgriff können zum unüberwindbaren Hindernis auf dem Weg zur geliebten Terrasse werden. Eine gute Tageslichtversorgung ist für Senioren ebenfalls sehr wichtig für das physische und psychische Wohlbefinden. Fenster ermöglichen den Kontakt zur Außenwelt, zum „normalen“ Alltagsleben, den Blick auf den Spielplatz, die Straße oder den Garten. Damit auch Rollstuhlfahrer den Ausblick genießen können, muss je Raum ein Fenster mit einer Brüstungshöhe von ca. 60 cm geplant werden. Der Planer muss beachten, dass es sich um ein absturzsicherndes Bauteil handelt. Auch das Sicherheitsbedürfnis wächst mit zunehmendem Alter und körperlichen Einschränkungen. Deshalb ist eine einbruchhemmende Grundausstattung für Fenster

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Fenster und Türen

und Türen sinnvoll. Bei elektronischen Geräten (Türöffner, Zutrittsüberwachung etc.) ist auf eine altersgerechte Nutzbarkeit zu achten (große Bildschirme, haptische und visuell erkennbare Bedienelemente mit einfacher Betätigung). Diese sollten gleichzeitig den „Ausbruch“ verhindern, da es durch die demografische Entwicklung eine wachsende Zahl von Demenzpatienten gibt, die zur eigenen Sicherheit die Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen nicht unkontrolliert verlassen sollen. Eine ausführliche und praxisorientierte Beschreibung geeigneter Fenster und Türen für altersgerechtes Bauen und in Pflegeeinrichtungen bietet die ift-Richtlinie FE-17/1.

Komfort und Design bestimmen mehr und mehr die Qualität Längst haben Komfort, Lieferantenservice, Oberflächengestaltung und Design den Wärmeschutz und andere technische Kriterien als wesentliche Entscheidungsgrundlage abgelöst. Menschen im Alter 55+ verfügen über erhebliche Kaufkraft, messen der eigenen Immobilie einen hohen Stellenwert zu und investieren daher in die Sanierung bestehender oder in den Bau neuer Immobilien. Damit beeinflussen sie Produkte und Dienstleistungen. Für diese Zielgruppe sind Gebäude eine langfristige Investition und sollten deshalb nicht nur zukunftssicher und langlebig, sondern auch demografiefest gebaut werden, d. h. dass Gebäude und Bauelemente von Jung und Alt sowie Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen einfach, sicher und komfortabel genutzt werden können. Komfort, Schallschutz, Gesundheit, Sicherheit und Barrierefreiheit stehen beim „Komfortwohnen“ an erster Stelle – Anforderungen, die gut mit den Designprinzipien des „Universal Design“ (UD) beschrieben und geplant werden können. Heute wird UD bereits häufig bei Gegenständen des täglichen Bedarfs und elektronischen Geräten angewendet. Im Wohnbereich betrifft dies Küchen und Bäder (Bild 6). Dieser Trend beeinflusst auch funktionale Bauelemente wie Türen, Tore, Fenster und Baubeschläge. Kaufentscheidungen werden von Emotionen beeinflusst – bei Gebäuden heißt dies Sicherheit, Komfort, Gesundheit und Image. In naher Zukunft werden automatische Schließsysteme und eine Haus-Zentralverriegelung mit Sensoren, die bei Beschädigung oder Einbruch eine Nachricht senden, auch in Wohngebäuden Standard sein.

Sensorik und Elektrik werden ein Plus für die Gesundheit bringen, da eine ausreichende Lüftung dezentral und natürlich über Fenster sichergestellt werden kann. Diese öffnen und schließen sich selbstständig, wenn die Sollwerte für Luftfeuchte und CO2-Gehalt erreicht sind. So gehören Tauwasser und schlechte Luft der Vergangenheit an. Im Sommer können die automatischen Fenster zur natürlichen Nachtkühlung genutzt werden, ohne dass man bei einem Gewitter aufstehen muss, da der Regensensor eine automatische Schließung veranlasst. Dieser Komfort durch automatische Fenster und Türen wird selbstverständlich sein, vor allem für ältere Personen oder Menschen mit Handicap. Alle Bauelemente mit elektrischen Antrieben und Steuerungen sind baurechtlich Maschinen und müssen auch die Anforderungen der Maschinenrichtlinie erfüllen, die (allgemein gesprochen) die Nutzungssicherheit (mechanisch, elektrisch und funktional) sicherstellt. Das ift Rosenheim bietet alle Prüfungen zur Nutzungssicherheit an. Die elektrische Sicherheit soll Mensch und Tier vor elektrischem Schlag, Brand und Verbrennung schützen. Es dürfen auch keine gesundheitsschädlichen Ausgasungen bei der Erwärmung im Betrieb entstehen. Die funktionale Sicherheit soll Gefahren durch bewegte Teile und als Folge von Software- und Bauteilfehlern vermeiden. Produktentscheidungen werden oft nur auf Basis der Errichtungskosten gefällt, obwohl die Wirtschaftlichkeit langlebiger Bauelemente wie Fenster und Türen (40 bis 50 Jahre) in erster Linie durch die Nutzungsphase und ­weniger durch die Herstellphase bestimmt wird. Wesent­ liche Faktoren sind Energiekosten für Heizen, Kühlen und Lüften sowie Reinigungskosten, die stark von der Fensterkonstruktion und den Materialien abhängen. Neben dem Energieverbrauch und einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sind auch Gebrauchstauglichkeit, Lang­lebigkeit, Reparaturfähigkeit und Nutzen relevant. Dies bedeutet, dass der Hersteller bei der Dokumentation das Thema Dauerhaftigkeit berücksichtigen und Hinweise zur sinnvollen Instandhaltung und Reinigung formulieren muss. Die Reinigung der Oberflächen soll deren Funktion und das ursprüngliche Aussehen möglichst lange erhalten. Bei zu langen Reinigungsintervallen können Verschmutzungen in Verbindung mit der Bewitterung zu frühzeitigen optischen und funktionalen Beeinträchtigungen und damit zu höheren Kosten führen. Im Rahmen der Instandhaltung ist zu beach-

Innovation - Produktion - Vertrieb Apolo MEA Befestigungssysteme GmbH Industriestraße 6 86551 Aichach Tel.: +49 8251 / 90 485 0 Fax: +49 8251 / 90 485 49 www.apolofixing.com

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ten, dass Bauteile, die dem Verschleiß unterliegen (Dichtungen und Beschläge), leicht auswechselbar sein müssen. Dies sollte auch Bestandteil der Instandhaltungs- und Reinigungsanweisungen der Hersteller sein. Auch der gebotene Service des Anbieters ist demnach ein Qualitätsmerkmal.

Zusammenfassung Gebrauchstauglichkeit, Qualität und Dauerhaftigkeit von Bauelementen sind von verschiedenen Faktoren abhängig, die bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden müssen: –– –– –– –– –– ––

Einsatzbedingungen, technische Merkmale, Architektur und Design, Anspruch und erwartete Lebensdauer, Service und Ausstattung.

Das Bauelement für alle Fälle gibt es leider nicht, denn die Anforderungen sind in der Praxis zu unterschiedlich. Eine planerische Herausforderung ist in jedem Fall die richtige Auswahl der Vorgaben für den jeweiligen Einsatzzweck. Die Standard-Regelwerke, Bauordnungen usw. sagen dabei in den wenigsten Fällen etwas zur konkreten Wahl von Klassen und Werten aus. Neue ift-Einsatzempfehlungen, Online-Tools und Richtlinien erleichtern die Definition der Anforderungsprofile.

Literatur

[3]  GUV-Vorschrift 81, Unfallverhütungsvorschrift Schulen. Deut­sche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), Ber­ lin.   [4]  DIN 58125 : 2002-07: Schulbau – Bautechnische Anforderungen zur Verhütung von Unfällen. Beuth Verlag GmbH, Berlin.   [5]  ift-Richtlinie FE-16/1: Einsatzempfehlungen für Fenster in Schulbauten. ift Rosenheim, Oktober 2015.    [6]  ift-Richtlinie FE-17/1: Einsatzempfehlungen für Fenster bei altersgerechtem Bauen und in Pflegeeinrichtungen. ift Rosenheim, April 2016.   [7]  ift-Richtlinie TU-10/1 (in Arbeit): Einsatzempfehlungen für Innentüren in Schulbauten. ift Rosenheim, Februar 2017.   [8]  ifz Info TU-07/1: Barrierefreie Türen für den privaten Wohnbereich. ifz Rosenheim, Oktober 2011.   [9]  Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren. RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. und Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, März 2014. [10]  ift-Fachinformation NA-02/3: Green Envelope 2.0 – Nachhaltigkeit für Fenster, Fassaden, Türen und Glas. ift Rosenheim, März 2014. [11]  ift-Fachinformation UM-02/1: Universal Design einfach – sicher – nachhaltig; Chancen und Konsequenzen für Bauelemente. ift Rosenheim, Januar 2013. [12]  EN 15804: Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltdekla­ rationen für Produkte – Regeln für Produktkategorien. Beuth Verlag GmbH, Berlin. [13]  Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG). [14]  Forschungsbericht „Universal Design im globalen demographischen Wandel“, Thomas Bade, Dipl.-Des. Sandra Hirsch, TU München, Fakultät für Architektur, Institut für Entwerfen und Bautechnik, Lehrstuhl für Industrial Design, Univ.-Prof. Dipl.-Des. Fritz Frenkler. [15]  Wohnen im Alter. Studie Forschungsheft 147, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2011.

Weitere Informationen: [1] DIN EN 14351-1: Fenster und Türen – Produktnorm, Leistungseigenschaften. Beuth Verlag GmbH, Berlin. [2] Kommentar zur DIN EN 14351-1: Fenster und Türen – Produktnorm, Leistungseigenschaften, Hrsg. Prof. Ulrich Sieberath; Prof. Christian Niemöller. 3. Auflage, ift Rosenheim November, 2013.

ift Rosenheim Dipl.-Ing (FH) Ingo Leuschner, Leiter ift-Sachverständigenzentrum Dipl.-Ing. (FH) Matthias Schweinsteiger, Sachverständiger ift Rosenheim Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

Erfolgreiches Fachmesse-Doppel

Das Fachmesse FENSTERBAU FRONTALE und HOLZHANDWERK untermauerte 2016 mit einem Besucher­ rekord erneut seine führende Position in den beteiligten Branchen: 110.581 Holz- und Fensterexperten aus aller Welt kamen nach Nürnberg. Insgesamt 1.288 Aussteller aus 37 Ländern zeigten auf dem komplett belegten Gelände Neuheiten und Innovationen aus der handwerk­ lichen Holzbe- und -verarbeitung sowie dem Fenster-, Türen- und Fassadenbau.

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Die Besucher der FENSTERBAU FRONTALE – in erster Linie Fensterbauer, Bauelementehändler, Rollladen- und Sonnenschutztechniker sowie Bautischler und -schreiner – kommen primär auf die Messe, um sich über Neuheiten zu informieren, ihr Wissen zu erweitern, Erfahrungen und Informationen auszutauschen und Geschäftskontakte zu pflegen. Rund 95 % der Besucher waren 2016 mit dem gezeigten Fachangebot an den Ständen zufrieden, entsprechend hoch schätzten 9 von 10 Besuchern den Nutzen ihres Messe­ besuchs ein. 93 % planen, 2018 wieder zu kommen. Die nächste Ausgabe des Fachmesse-Verbunds FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK findet turnusgemäß vom 21. bis 24. März 2018 im Messezentrum Nürnberg statt. Weitere Informationen: NürnbergMesse GmbH Messezentrum, 90471 Nürnberg Tel. (0911) 86 06-0, Fax (0911) 86 06-82 28 www.frontale.de

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Photovoltaik

Xavier Breitenmoser ■ Béatrice Wieland

Strom aus ästhetischen Fassaden Bis vor wenigen Jahren waren Gestaltungsmöglichkeiten für ­PV-Fassaden begrenzt, da das Erscheinungsbild der PV-Elemente keine Farbwahl zuließ und die maßspezifischen Glas-Glas-Module um ein Vielfaches teurer waren als heute. Gegenwärtig ist die mit Photovoltaik aktivierte Fassade noch ein sehr kleines, aber hoch dynamisches Marktsegment. Seit Anfang 2016 sind PV-Module erhältlich, die von farbigen Verbundsicherheitsgläsern in der Fassade nicht mehr zu unterscheiden sind und die sich aus architektonischer Sicht bestens in die Fassade integrieren lassen. Wer eine Glasfassade anstatt einer verputzten Fassade erstellt, tut dies vor allem aus ästhetischen und repräsen­ tativen Gründen, denn die Kosten für erstere sind grundsätzlich dreimal höher. Dementsprechend haben mit Photovoltaik aktivierte Fassaden ebensolchen ästhetischen Ansprüchen zu genügen. Die klassischen, stromproduzierenden kristallinen Solarzellen mussten verschwinden, damit die PV-Fassaden von Architekten und Bauherren akzeptiert werden. Mit den heute auf dem Markt erhältlichen PV-Modulen wird bereits ein gewisser Grad an ästhetischer Unabhängigkeit geboten. Die Modulhersteller sind sehr viel flexibler geworden in Bezug auf das Erscheinungsbild der Oberflächen. Damit können immer besser architektonische Wünsche und individuelle Ideen realisiert werden. Als ein spezielles Beispiel der aktuellen Machbarkeit kann das Exponat der Hochschule HTA Horw für die Roadshow der Kampagne „Energy Challenge 2016“ bezeichnet werden. Hierfür wurden die PV-Module mit den Kantons­wappen bedruckt. Solar-Fassaden können heute so gebaut werden, dass sie nicht mehr als solche zu erkennen sind. Die Mehr­ investition zahlt sich aus, wenn in einer frühen Planungsphase die Randbedingungen der Modultypen bekannt sind und die Geometrie der Fassade dementsprechend angepasst wird. Große Fassadenprojekte sind aus Investitionssicht besonders interessant, weil in dem Fall der Skaleneffekt greift.

Gründe für eine Aktivierung der Glasfassade mit Photovoltaik Fassaden werden aus drei wesentlichen Gründen mit Photo­ voltaik aktiviert: Mit Fassadenanlagen können der Eigenverbrauch gesteigert und somit eine erhöhte Unabhängigkeit gegenüber reinen Dachanlagen erreicht werden; die Erträge tagsüber besser verteilt und die Mittagsspitze ab­ geflacht werden; ein zusätzlich eingeplanter Speicher kleiner dimensioniert werden. Im Winter weisen Fassaden­ anlagen wegen des tieferen Einfallswinkels der Sonnenstrahlung gute Erträge aus. Der saisonale Unterschied der Erträge ist in der Fassade wesentlich kleiner als bei Dachanlagen (Bild 1). Bei einem vom Stromnetz autarken Mehrfamilienhaus in Brütten, das im Mai 2016 fertiggestellt wurde, ist die Fassade ein wesentlicher Bestandteil der Stromproduktion während der Wintermonate. Die Autarkie war für dieses Objekt über die zusätzliche Stromproduktion an der gesamten Fassade erreichbar. Damit sich Photovoltaikfassaden zum Standard in Glasfassaden entwickeln, müssen sie in erster Linie den ästhetischen und repräsentativen Ansprüchen der Architekten und Bauherren entsprechen. Außerdem muss sich die zusätzliche Investition gegenüber einer inaktiven Glasfassade rechnen. Grundsätzlich entscheidet die Gegenüberstellung zwischen der zusätzlichen Investition der Fassade und den Erträgen aus der Photovoltaikanlage darüber, ob die Fassade mit Photovoltaik aktiviert wird oder nicht. Die Erträge werden schließlich der zusätzlichen Investition gegenübergestellt und gerechnet. Mit Photovoltaik aktivierte Fassaden lohnen sich erst, wenn ohnehin eine Glasfassade aus ästhetischen und repräsentativen Gründen vorgesehen ist. Gegenüber verputzten Fassaden rechnen sich ästhetische Photovoltaikfassaden innerhalb von 30 Jahren kaum (Bild 2).

Bild 1.  Monatliche Einstrahlung auf der Südfassade (90° Neigung) rot dargestellt, Standort: Beromünster (www.pv-calculator.ch)

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Photovoltaik

Bild 2.  Entscheidungsfindung in der Planungsphase

Beispiele von PV-Fassaden Bei allen aufgezeigten Beispielen sind die Photovoltaikmodule ästhetisch so integriert, dass sie nicht direkt als Photovoltaikanlage erkennbar sind. Zum Zeitpunkt der Planung aller drei präsentierten Gebäude gab es noch nicht die Möglichkeit, in größeren Volumen farbige aktivierte Flächen zu beschaffen, die den ästhetischen Anforderungen einer Standard-Glasfassade entsprachen. Sihlweid-Hochhäuser in Zürich Leimbach (Bild 3) Die Gebäudehüllen der zwei Hochhäuser wurden 2012 komplett saniert. Dabei wurde ein PV-Modultyp von Sharp (amorphes Silizium, 128 W) verwendet. Insgesamt beträgt die Fassadenfläche der PV-Module ca. 3.490 m2 und die PV-Anlagenleistung liegt bei 290 kW. Zwischen den Dünnschichtmodulen wurden Revisionsbleche als gestalterisches Element eingesetzt. Interessanterweise waren für die Nordseiten zuerst Blindmodule eingeplant. Diese inaktiven Flächen wurden verworfen, da sie mehr kosteten als die PVModule. Nachträglich entschied sich der Bauherr für die elektrische Anbindung der Dünnschichtmodule an der Nordfassade, da diese zusätzliche Investition in der Planungsphase auch mit dem Einbau der Dünnschichtmodule nicht vorgesehen war.

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Mehrfamilienhaus in Aesch (Bild 4) Das gesamte Dach des Mehrfamilienhauses in Aesch am Hallwilersee ist mit dachintegrierten Sunpower-Modulen und die Westfassade mit 2,3 m × 2,1 m großen Photo­vol­ taikmodulen bestückt. Diese sind kaum von der übrigen Holzfassade zu unterscheiden. Mittels Ätzverfahren mit Siebdruck wurde auf der Außenseite der Modulgläser, zwis­chen die rückkontaktierte Hochleistungszellen laminiert wurden, eine Holz-Lattenstruktur nachgeahmt [1]. Die Zellen der PV-Module in der Fassade sind aus einer Betrachtungsdistanz von weniger als 2 m kaum erkennbar. Parzellenübergreifend wird vom nebenliegenden Restaurant der Strom vom Süddach über die Mittagszeit direkt eingesetzt und erhöht somit wesentlich den Eigenverbrauchsanteil der gesamten Photovoltaikinstallation. An der Anlage sind ein 42-kWh-Kurzzeitspeicher und eine Ladestation für ein Elektrofahrzeug angeschlossen. Die gesamte Anlagenleistung beträgt 62 kW, wovon 11 kW die Westfassade übernimmt. Ziel der gesamten PV-Anlage (Dach und Fassade) war, einen möglichst großen Eigenverbrauch zu erreichen. Gemessen ab der Inbetriebnahme am 25. November 2015 bis zum 15. Juni 2016 betrug der Eigenverbrauchsanteil 80,4 % [2].

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chen mit anderen Zellentypen sehr preiswert. Aus Architektursicht war die Entspiegelung der Glasoberfläche mittels Sandstrahlen eine sehr wichtige Voraussetzung, damit die Glasfassade überhaupt im Wohngebiet eingesetzt werden konnte. Die darunterliegende Unterkonstruktion mit verklebten Profilen (SSG) und der Dämmung ist vergleichbar mit einer hinterlüfteten Glasfassade. Das Dach ist mit leistungsfähigen integrierten PV-Modulen mit monokristallinen Zellen bedeckt. Die über die Solarzellen in Strom umgewandelte Sonnenenergie wird in Tages- sowie mittelfristigen Batteriespeichern (zwei bis drei Tage) für die Nutzung im Gebäude zwischengespeichert. Für die Langzeitspeicherung kommt eine neuartige Umsetzung von Strom in Wasserstoff zum Einsatz. Der Wasserstoff wird zwischen­ gespeichert und bei Bedarf über eine Brennstoffzelle in elektrische und thermische Energie umgewandelt. Ein weiterer Teil der Sonnenenergie wird mit einer Wärmepumpe in Wärme umgewandelt und einerseits zur Brauchwarmwasser-Erwärmung und zum Heizen sowie zur Ladung der thermischen Kurz- und Langzeitspeicher eingesetzt [3].

Gegenwärtige ästhetische Möglichkeiten für PV-Module

Bild 3.  Hochhäuser-Sihlweid in Zürich Leimbach

Mehrfamilienhaus der Umwelt Arena in Brütten (Bild 5) Das 2016 fertiggestellte Mehrfamilienhaus in Brütten ist, gemäß der Bauherrin Umwelt Arena, das erste energie­ autarke Mehrfamilienhaus der Welt, d. h. es verfügt über keinen Anschluss ans öffentliche Stromnetz. Dem Gebäude werden keine externen Energieträger wie z. B. Heizöl, Erdgas und Holz zugeführt. Fast alle Elemente der Gebäudehülle (Dach und Fassade) sind mit Photovoltaik aktiviert. Die Fassade weist eine Gesamtleistung von 47 kW auf. Als Fassadenelemente kamen matt erscheinende PVModule mit amorphem Silizium (Dünnschichtmodul) zum Einsatz. Die amorphe Siliziumtechnologie weist ein gutes Diffus- und Schwachlichtverhalten der PV-Elemente auf, ist bezüglich der Geometrien flexibel einsetzbar und vergli-

Bild 4.  Photovoltaikfassade des Mehrfamilienhauses in Aesch

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Die erwähnten drei Möglichkeiten beschränken sich auf das äußere Glas von Doppelglasmodulen mit monokristallinen Zellen. Von allen Möglichkeiten wird der innenseitige Digitaldruck näher betrachtet, da sich zum jetzigen Zeitpunkt fast farbunabhängig große Fassadenprojekte (> 2.000 m2) realisieren lassen. Diese Technologie wird zusätzlich aus Investitionssicht anhand von Beispielen untersucht, indem die Erträge den Modulkosten gegenübergestellt werden. Innenseitiger Digitaldruck Ende 2015 kamen die ersten PV-Module mit innenseitigem Digitaldruck auf, mit dem Ziel, die kristallinen Zellen unkenntlich abzudecken. Vorteilhaft ist die fast unbegrenzte Farbauswahl der Pigmente; nachteilig sind je nach Bedruckungsgrad die Transmissionsverluste von 15–40 % im Glas. Das Druckverfahren wird mit keramischer Tinte auf Glasoberflächen ausgeführt. Anschließend wird die Tinte bei 120 °C eingetrocknet und zuletzt bei ca. 600 °C eingebrannt. Farblich einheitliche entspiegelte Glasflächen werden zusätzlich mit satinierten Gläsern erreicht. Die Ent-

Bild 5.  Mehrfamilienhaus der Umwelt Arena in Brütten (Foto: Umwelt Arena, Spreitenbach)

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Photovoltaik

spiegelung wird durch ein Ätzverfahren an der Glasoberfläche erzielt (Bild 6). Beschichtung von Kromatix Mittels physikalischer Gasphasenabscheidung (PVD) wird die farbige Schicht auf die Glasinnenseite aufgebracht. Je nach Farbwahl betragen die Transmissionsverluste für PVModule zwischen 2 und 8 %. Häufig wird die äußere Glasschicht geätzt. Die Beschichtung wurde an der EPFL in Lausanne entwickelt. Die Farbauswahl ist bei dieser Technologie gegenwärtig etwas beschränkt, dafür sind die Transmissionsverluste gegenüber den anderen Beschichtungstechniken sehr gering. ETFH-Beschichtung von Solaxess Erstmals ist diese Technologie aus dem Forschungszentrum CSEM in Neuenburg im Oktober 2014 publiziert worden. Eine mehrschichtige Kunststoffbeschichtung aus ETFE (Ethylen-Tetrafluorethylen) wird über das äußere Glas der PV-Module laminiert und anschließend thermisch verfestigt. Der selektive Streuungsfilter auf der Beschichtung reflektiert den sichtbaren Lichtbereich und lässt infrarotes Licht durch. Diese Beschichtungstechnologie ist farbunabhängig und ermöglicht erstmals, weiße PV-Module herzustellen. Die ersten Fassadenprojekte mit diesem Beschichtungstyp wurden laut Information des Folienherstellers Solaxess in der zweiten Jahreshälfte 2016 realisiert.

Vorgehen und Planung Zusätzlich zu den repräsentativen Ansprüchen einer Glasfassade stellt sich die Frage, ob sich die Aktivierung mit Photovoltaik lohnt. In einem ersten Schritt werden mittels der grafischen Methode der prozessorientierten Analyse die Kosten in der Wertschöpfungskette der ästhetischen PVModule für die Fassade untersucht [4]. In einem zweiten Schritt werden anhand von Beispielen die maximalen Modulkosten pro Quadratmeter mit Investitionsrechnungen in der Fassade ermittelt. Die gegenwärtigen Modulkosten aus der prozessorientierten Analyse werden schließlich mit den maximalen noch wirtschaftlichen Modulkosten aus den Investitionsrechnungen verglichen. Für die Investitionsrechnungen werden die Payback-Methode und die interne Zinsfußmethode (IRR) eingesetzt (Bild 7). Ermittlung der PV-Modulkosten über die prozessorientierte Analyse Als Referenzmodul wird der Preis pro Quadratmeter eines Standardmoduls eingesetzt. Maßspezifische Glas-Glas-­ Module kosten gegenüber Standardmodulen etwa das Doppelte. Ab einem Modulgewicht von 50 kg wird bei den heutigen Modulherstellern die Hantierung sehr aufwändig und zusätzliche Hebeeinrichtungen sind notwendig, was die Herstellzeit wesentlich verlängert. Diese PV-Module sind etwa um den Faktor 4 teurer gegenüber Standardmodulen. Zusätzlich müssen alle Kontaktierungen wie die Busbars mit schwarzen Bändchen überdeckt werden, damit sich nach dem Aufsetzen des Frontglases mit dem innenseitigen Digitaldruck ein homogenes Erscheinungsbild ergibt. Optio­ nal können die Gläser über ein Ätzverfahren entspiegelt werden. Genau das gleiche Verfahren wird für nicht aktive Standardgläser in der Fassade eingesetzt.

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Bild 6.  Glasbox der Energy Challenge/Photovoltaikmodule mit Kantonswappensujets (Foto: Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Horw)

Rückschluss der PV-Modulkosten aus Investitions­ rechnungen Die zusätzliche Investition in der Fassade ergibt sich aus den Modulkosten der elektrischen Installation (DC-seitig) minus dem gefärbten Verbundsicherheitsglas (VSG). Das VSG kann für die Investitionsrechnung abgezogen werden, da das PV-Modul die bauphysikalische und ästhetische Funktion übernimmt. IPV = IModul + IDC – KVSG (1) IPV: Zusatzinvestition, um die Glasfassade mit Photovoltaik zu aktivieren IModul: Investition des farbigen PV-Moduls IDC: Investition der elektrischen Komponenten inklusive der elektrischen Planung und Montage (DC-seitig) KVSG: Kosten des gefärbten Verbundsicherheitsglases Aus mehreren Himmelsausrichtungen in der Fassade werden die Nettoerträge abzüglich der Betriebskosten ermittelt und über das statische Verfahren der Payback-Methode die Zusatzinvestition (IPV) kalkuliert. IPV = ENetto · t

(2)

ENetto: jährlicher Nettoertrag t: Amortisationszeit in Jahren (Payback) Zusätzlich wird über die Anlagenbetriebszeit von 25 Jahren der interne Zinsfuß (IRR) berechnet. Er zeigt auf, mit wie viel Prozent durch die Zusatzinvestition gebundenes Kapital der PV-Anlage verzinst wird [5].

I PV =

E Netto E Netto E Netto E Netto 1 + 2 + 3 +…+ (1 + i ) (1 + i ) (1 + i ) (1 + i )25

(3)

i: Interner Zinsfuß (IRR), wird nummerisch in Excel berechnet Schließlich werden aus der Zusatzinvestition (IPV) die maximalen Modulkosten je Himmelsrichtung kalkuliert. IModul = IPV – IDC + KVSG

(4)

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Photovoltaik

Bild 7.  Prozessorientierte Analyse für die ­Ermittlung der Kosten der PV-Module (Grafiken 1, 2 und 7: Xavier Breitenmoser)

Resultate PV-Modulkosten aus der prozessorientierten Analyse Die ermittelten Kosten der Module unter 50 kg ohne satinierte Gläser betragen ca. 300 CHF/m2 (Tabelle 1). Erträge in der Fassade von farbigen Modulen Das Beispiel in Tabelle 2 ist mit den Einstrahlungswerten von Zürich und mit monokristallinen Zellen gerechnet. Für die Ermittlung der Energieerträge ist das Onlinetool PV*SOL verwendet worden. Ausgewiesen sind in der Tabelle, je nach Himmelsausrichtung, die Jahreserträge pro

Quadratmeter Fassadenfläche. Für den keramischen Digi­ taldruck wird mit einem Transmissionsverlust von 20 % gerechnet. Der Betriebskostenanteil von 15 % wird vom Jahresbetrag abgezogen, was den jährlichen Nettoertrag er­ gibt. Im Betriebskostenanteil ist der Wechselrichterersatz während der Betriebsdauer eingerechnet. Die Zusatzinvestition (Tabelle 3) wurde mit einer Amortisationszeit von 18 Jahren ermittelt. Über 25 Jahre Betriebsdauer beträgt der interne Zinsfuß 2,7 %. Gemäß der Kalkulation darf auf einer Fassadensüdseite in Zürich ein PV-Modul mit innenseitigem Digitaldruck nicht mehr als ∼ 200 CHF/m2 kosten, da sich sonst

Tabelle 1.  Kostenaufstellung nach der grafischen Methode der prozessorientierten Analyse

Standard-PV-Modul (1,6 × 1 m) 80 CHF/m2

Geschätzte Kosten PV-Modul > 50 kg

PV-Modul < 50 kg

2

4

Verteuerungsfaktor gegenüber Standardmodul: Maßgeschneidertes PV-Modul: Überdeckung der Kontaktierung: Glas mit innenseitigem Digitaldruck:

320 CHF/m2

40

CHF/m2

44 CHF/m2

100

CHF/m2

100 CHF/m2

Total geschätzt:

300 CHF/m2

464 CHF/m2

Satiniertes Glas:

55 CHF/m2

55 CHF/m2

Total geschätzt mit satiniertem Glas:

CHF/m2

519 CHF/m2

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160

CHF/m2

355

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Photovoltaik Tabelle 2.  Jährliche Erträge in Zürich je Ausrichtung pro Quadratmeter Fassadenfläche

Energiepreis: 0,20 CHF/kWh

Betriebskosten:

0,03 CHF/kWh

Anteil:

15 %

PV-Leistung: 0,145 Wp/m2 Transmissionsverlust: 20 %

Effektive Leistung: 0,116 Wp/m2

Ausrichtung:

Süd

West

Nord

Ost

Energieertrag:

70,3 kWh/Jahr

58,8 kWh/Jahr

30,0 kWh/Jahr

57,4 kWh/Jahr

Jahresertrag:

10,5 CHF/Jahr

8,8 CHF/Jahr

4,5 CHF/Jahr

8,6 CHF/Jahr

Jährlicher Nettoertrag:

9,0 CHF/Jahr

7,5 CHF/Jahr

3,8 CHF/Jahr

7,3 CHF/Jahr

Tabelle 3.  Ermittlung der maximalen PV-Modulkosten aus der Investitionsrechnung für den Standort Zürich

Differenzrechnung Zusatzinvestition:

Süd 161

CHF/m2

West 135

CHF/m2

Nord 69

Ost

CHF/m2

132 CHF/m2

Kosten für DC-Teil:

–70 CHF/m2

–70 CHF/m2

–70 CHF/m2

–70 CHF/m2

Kosten für VSG:

105 CHF/m2

105 CHF/m2

105 CHF/m2

105 CHF/m2

Modulkosten:

196 CHF/m2

170 CHF/m2

104 CHF/m2

167 CHF/m2

die Investition gegenüber einer Standard VSG-Fassade ­innerhalb von 18 Jahren nicht amortisiert. Steht die gleiche Fassade in Zermatt, kann wegen der hohen Son­nen­einstrahlung mit einem maximalen Modulpreis von ∼ 300 CHF/m2 gerechnet werden. Dies entspricht den gegenwärtigen Marktpreisen für diese Modultypen.

Diskussion Der Vergleich aus der prozessorientierten Analyse und der Investitionsrechnung beschränkt sich auf PV-Module mit keramischem Digitaldruck. Für den Standort Zürich ist diese Technologie gegenüber einer Fassade mit VSG aus finanzieller Sicht nicht interessant. Hingegen fällt die Rentabilität sehr positiv aus, sollte ein auf der Glasoberfläche unbehandeltes PV-Modul den ästhetischen Ansprüchen genügen. Dieser Fall betrifft z. B. die Sihlweid-Hochhäuser in Zürich Leimbach. Heute, vier Jahre später, sind solche PV-Module wesentlich günstiger zu beschaffen als mit dieser Farbe behandelte inaktive VSG. Es stellt sich die Frage, ob die Investition mit einer Amortisationszeit von 18 Jahren und einem internen Zinsfuß von 2,7 % sinnvoll ist. Diese zusätzliche Investition in der Fassade ist durchaus interessant, sofern sie mit einer Pensionskasse verglichen wird. Gegenwärtig fallen die Zinsen aus den Pensionskassen geringer aus und die Kapital-

risiken bei PV-Anlagen werden offensichtlich gegenüber den Rentenkassen tiefer eingestuft.

Ausblick Heute gibt es in Europa eine Vielzahl kleiner Modulhersteller mit weniger als 50 Mitarbeitern, die maßspezifische und ästhetische PV-Module für die Gebäudeintegration produzieren. Ein Skaleneffekt, der bei Standardmodulen durch erhöhte Produktivität geringere Herstellkosten bewirkt, ist bei diesen PV-Modultypen noch nicht erkennbar. Der Markt der PV-Gebäudeintegration, speziell Fassadenintegration, ist noch sehr klein und wird an großen interna­tionalen PVMessen noch kaum wahrgenommen, da sich die großen Hersteller auf die Produktion von Standard­modulen konzentrieren. Früher oder später werden die ersten dieser Hersteller auch ästhetische Farbmodule anbieten. Jedoch werden diese PV-Module nicht mehr nur bezüglich ihrer Maximalleistung begutachtet, sondern es wird auch beurteilt werden, ob diese PV-Elemente ästhetisch und rentabel die Standardgläser in der Fassade ersetzen können. Große Fassadenprojekte mit fast farbunabhängigen PV-Modulen sind erst seit Anfang 2016 realisierbar. Welche Beschichtungstechnologien sich schließlich durchsetzen werden, ist noch offen. Literatur [1] Niederhäusern, Anita: Symbiose von Holz- und Photovol­ taikfassade. In: Schweizer Energiefachbuch, 2016, S. 1. [2] Carocci, F.: Windgate AG, Photovoltaikanlage mit Speicher­ systeme E3DC, MFH Chrüzmatt in Aesch (Lu). 2016, S. 2. [3] Umwelt Arena: Das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt, Thema: Strom produzierende Fassade. 2016. [4] Meyer, Urs B.; Creux, Simone E.; Weber Marin, Andrea K.: Grafische Methoden der Prozessanalyse. München 2005. [5] Seiler, Armin: Financial Management. BWL in der Praxis, Bd. 2. Zürich 2016, S. 396.

Weitere Informationen:

Bild 8.  Farbige PV-Module für die Fassade auf der Swissbau 2016 (Fotos 3, 4 und 8: Ernst Schweizer AG, Metallbau)

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Ernst Schweizer AG, Metallbau Bahnhofplatz 11, 8908 Hedingen, Schweiz Tel. (0041) 44 763 61 11, Fax (0041) 44 763 61 19 kommunikation@schweizer-metallbau.ch www.schweizer-metallbau.ch

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Photovoltaik

Maßgeschneiderte fassadenintegrierte Photovoltaik verbindet Energieeffizienz und Ästhetik

Bild 1.  Effizienzhaus Plus in Frankfurt/M. – weltweit erstes Forschungs- und Präsentationsobjekt für nachhaltiges Bauen im Geschosswohnungsbau

Am 16. September 2015 wurde in Frankfurt/M. mit dem Effizienzhaus Plus das weltweit erste Forschungs- und Präsentations­ objekt für nachhaltiges Bauen im Geschosswohnungsbau ein­ geweiht. Auf vier Etagen und ca. 1.600 m2 Wohnfläche befinden sich 17 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen. Das Gebäude in Frankfurt-Riedberg mit BIPV-Modulen (Building-Integrated Photo­ voltaic – bauwerkintegrierte Photovoltaik) ist ein Beispiel für Nachhaltigkeit im urbanen Wohnungsbau. Als Niedrigstenergiegebäude (nearly-zero energy building) setzt das Effizienzhaus Plus bereits jetzt um, was ab 2021 in der gesamten Europäischen Union Standard werden soll: energieeffiziente Gebäude mit niedrigstem Energieverbrauch und einer Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. Damit soll die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen reduziert und der Ausstoß von Treibhausgasen minimiert werden.

BIPV im Effizienzhaus Plus: Planung, Fertigung, Leistung Die EGS-Plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäudeund Solartechnik mbH entwarf das Energiekonzept für das Effizienzhaus Plus in Frankfurt/M. und hat gezielt solarnova für das Projekt ausgewählt, denn solarnova ist seit nunmehr 20 Jahren am Markt und kann weltweit zahlreiche Referenzen aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise das AktivStadthaus in Frankfurt/M., das BedZED in London oder das Public Safety Building in Salt Lake City in den USA.

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In enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und der HHS Planer + Architekten AG wurden zunächst die komplexen Anforderungen an Leistung, Farbgebung und Abmessungen der BIPV-Module erarbeitet. Eine besondere Herausforderung war dabei, die architektonische Vision und den Anspruch an die Leistung der Anlage auszuloten. Ziel war es, einen harmonisch fließenden Übergang zwischen der Aufdach-Photovoltaikanlage und der bauwerkintegrierten Photovoltaikanlage an der Südfassade zu schaffen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach besteht aus Hochleistungsmodulen, deren Optik nicht verändert werden kann. Die formtechnische Komplexität für solarnova bestand darin, trotz der unterschiedlichen Modul­typen eine homogene Optik sicherzustellen. Schließlich wurden die schwarzen rahmenlosen GlasGlas-Solarmodule in Wedel individuell angefertigt, sodass sie optimal an die Form des Gebäudes angepasst sind und den Vorgaben des Architekten und der Ingenieure in Hinblick auf Leistung und Optik entsprechen. Die BIPV-Anlage des Effizienzhaus Plus ist nicht mehr nur ein Energieerzeugungsprodukt, sondern vielmehr der prägende Bestandteil der modernen Architektur. Sie ist das Bindeglied zwischen Ästhetik und energetischer Bauvision. Auf einer Fläche von 127 m2 erzeugt die BIPVAnlage pro Jahr ca. 9.514 kWh und sorgt somit auch für das nötige Plus: insgesamt 24.524 kWh Gesamtenergieüberschuss pro Jahr.

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Photovoltaik

BIPV aus Wedel: Baustoff „Made in Germany“ Dank der BIPV kann fast jede Fläche der Gebäudehülle zur Energiegewinnung genutzt werden. Als Baustoff der Zukunft hat die BIPV aber noch weitere Vorteile: Je nach individuellem Anspruch und Projekt dient sie der Verschattung, Wärmedämmung und dem Wetter-, Sicht- und

Schallschutz. Im Effizienzhaus Plus übernehmen die bauwerkintegrierten Photovoltaikmodule von solarnova auch diese zusätzlichen, BIPV-typischen Funktionen. Die BIPV-Elemente können sogar selbst zur Gebäudehülle werden. Denn mit ihnen lassen sich klassische Baumaterialien wie Ziegel, Marmor, Granit oder Holz gänzlich ersetzen. Diese Ersatzfunktion der BIPV für klassische Baustoffe ist bislang wenig bekannt. Das Effizienzhaus Plus übernimmt also eine weitere Vorbildfunktion. Es zeigt sowohl die technischen Vorteile der BIPV als auch die ästhetischen Möglichkeiten und optischen Vorteile. Der Einsatz der bauwerkintegrierten Photovoltaik in der Praxis schafft eine erhöhte Sichtbarkeit und Wahrnehmung im Bausektor. Die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien wird dadurch auch für architektonisch und optisch anspruchsvolle Bauprojekte interessant. Die Glas-Glas- oder Glas-Folien-Module von solarnova können dabei sowohl in Fassaden als auch in Brüstungen, Überkopfverglasungen und Sonnenschutzvorrichtungen integriert werden. solarnova zeichnet sich einerseits durch die Herstellung der individuellen Module in Deutschland und die damit verbundene Qualität und andererseits durch das Knowhow der Mitarbeiter aus. Mit ca. 40 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Solartechnik verfügen die Mitarbeiter über ein umfangreiches Fachwissen. Sie kennen die eingesetzten Materialien, den Produktionsprozess, das Verhalten der Produkte in der langjährigen Anwendung und wissen, wie sich Kundenwünsche ideal umsetzen lassen. Weitere Informationen:

Bild 2.  Auf einer Fläche von 127 m2 erzeugt die BIPV-­Anlage pro Jahr ca. 9.514 kWh (Fotos: Constantin Meyer, Köln)

solarnova Deutschland GmbH Am Marienhof 6, 22880 Wedel Tel. (04103) 912 08-0, Fax (04103) 912 08-10 info@solarnova.de, www.solarnova.de

Individualität und Freiraum in der Formgebung eines Fassadenelementes Moderne Designelemente für die Fassade bieten Architekten, Planern und Bauherren bisher nie dagewesene Gestaltungsmöglichkeiten. Sie bestimmen im eigenen Entwurf Form, Material und Farbe. Die Profilverkauf Gehrmann GmbH überprüft die Machbarkeit anhand einer Vielfalt möglicher Profilgeometrien und liefert das gewünschte, selbst entworfene Fassadenprofil, geeignet für hinterlüftete Metallfassaden bei Neubauten und Sanierungen. Durch die herstellerunabhängige Arbeitsweise kann das Unternehmen aus einer umfangreichen Produktpalette wählen, um der Kreativität und den Wünschen der Architekten, Planern und Bauherren gerecht zu werden. Weitere Informationen: Fassadenelemente aus beschichtetem Aluminium, eingesetzt für eine Verbindung ­zwischen einem modernen Verwaltungsgebäude und einer Versorgungszentrale (Foto: PROGE Profilverkauf Gehrmann GmbH)

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PROGE Profilverkauf Gehrmann GmbH Sankt-Johann-Straße 23, 57074 Siegen Tel. (0271) 880 90-0, Fax (0271) 880 90-20 info@proge.de, www.proge.de

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Fassadenwerkstoff Metall

GEBAUTE IDENTITÄT NEUBAU DER HAUPTVERWALTUNG FAM ­MAGDEBURG

Bild 1.  Die neue Firmenzentrale der FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH charakterisiert mit ihrer geschwungenen Gebäudeform, der Farbe und Materialität die Produktpalette des Unternehmens

pbr Planungsbüro Rohling Die Identität eines Unternehmens spiegelt sich auf vielen Ebenen wider. Die FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH vermittelt die eigenen Werte durch das Gebäude der neuen Firmenzentrale, für die pbr die Gesamtplanung erbrachte. Der markante, futuristische Neubau im Süden Magdeburgs vermittelt Qualität, Zuverlässigkeit und Mut. Die neue Firmenzentrale der FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH trägt mit ihrer geschwungenen, zukunftsweisenden Gebäudeform, Farbe und Materialität das Unternehmensbild nach außen. Hervorgegangen ist die Gestalt des Neubaus aus dem Formenkanon der Produktpalette des Unternehmens. Gleichzeitig setzt das Gebäude in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts ein neues Zeichen der Industriearchitektur, das die Marke FAM auch im Stadtbild etabliert. Der gelungene architektonische Entwurf wurde vom Architekten- und Ingenieurverein zu Magde­

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burg (AIV) durch die Nominierung zur Auszeichnung „Bau­ werk des Jahres 2016“ hervorgehoben.

Futuristische Gebäudeform mit glänzender Fassade FAM ist einer der Weltmarktführer im Förderanlagenbau und eines der größten Unternehmen Sachsen-Anhalts. Mit seiner neuen Zentrale wollte es eine Identifikationsquelle für Mitarbeiter und Kunden schaffen und hatte hierzu einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Das futuristisch anmutende Gebäude mit vier oberirdischen Geschossen und einem Staffelgeschoss ist auf der Firmenerweiterungsfläche als architektonischer Gegenpol vis-à-vis der historischen Firmenvilla und der Produktionsstätte entstanden und bildet den Auftakt für weitere Entwicklungen. Der Neubau, nur teils straßenbegleitend angeordnet, wendet sich mit seiner geschwungenen Grundform dem Altbau zu und er-

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Fassadenwerkstoff Metall

Bild 2.  Grundriss Normalgeschoss

zeugt eine städtebaulich prägende Platzsituation. Eine vorgehängte, hinterlüftete Fassadenkonstruktion aus großformatigen, silbergrauen Aluminiumverbundplatten und eine Pfosten-Riegel-Konstruktion bestimmen das äußere Erscheinungsbild des Neubaus. Das Tragwerk des Baukörpers ist eine klassische Stahlbetonkonstruktion. Horizontale umlaufende Fensterbänder in Pfosten-Riegel-Konstruktion gliedern das Bauwerk innerhalb der fünf Geschosse, wobei das fünfte Geschoss elegant zurückspringt. Klarheit und Einzigartigkeit des Gebäudes sind hier der kürzeste Weg zur Identifikation. Das Spiel der Formen erhält durch die überzeugende Detailund Ausführungsqualität einen zusätzlichen Reiz. So wechseln sich großformatige, gebogene Glasflächen und silbergraue Alucobond-Platten ab mit vertikal eingelegten blauen Lisenen, Bändern und Unteransichten im Sonderfarbton RAL 5015 und nehmen so die Firmenfarbe der FAM auf. Der rückspringende Gebäudeabschluss besteht aus einer Attika, deren Blende dem horizontalen Fugenverlauf auf der Fassade angeglichen wurde. Ein großzügig dimensioniertes Glasdach über allem gewährleistet einen hohen Tageslichtanteil, sodass im Innenraum helle und freundliche Arbeitswelten entstanden sind.

Lichtvolle Atmosphäre im Zentrum des Neubaus Über einen prägnanten Windfang gelangen Mitarbeiter und Besucher in das Foyer, welches in ein Atrium mit Glasdach übergeht. Die fünf oberirdischen Geschosse und deren Flure verbindend, bietet es eine lichtvolle Atmosphäre im

Zentrum des Neubaus. Hier befindet sich auch der freistehende gläserne Aufzug, dessen Gerüst von FAM in Form eines Stahlfachwerkes geplant und realisiert wurde. Am Atrium liegen das Haupttreppenhaus, Open-Space-Flächen sowie Besucher- und Besprechungsräume. In den mittleren Bund des dreibündigen Gebäudes gelangt das Tageslicht von langgezogenen horizontalen Fensterbändern der Büros über Flurtrennwände mit rahmenloser Verglasung. Zusammen mit den geschosshohen Pfosten-Riegel Elementen im Erd- und Staffelgeschoss entsteht in den Büros, Kommunikations- und Gastronomiebereichen eine von Tageslicht und zahlreichen Blickbeziehungen geprägte angenehme Arbeitsatmosphäre. Reizvoll sind die Blickbeziehungen vor allem zwischen Alt und Neu. So öffnet sich die Fassade des Neubaus zum alten Firmensitz mit einer bis zu 4 m breiten, sich über vier Geschosse erstreckenden Wand aus gebogenen Glaselementen neben dem Eingangsbereich. Auch die beiden Treppenhäuser sowie der Open-Space-Bereich am Atrium sind mit einer Pfosten-Riegel-Fassade hervorgehoben. Das Atrium selbst findet seinen Abschluss in einer Lichtdachkonstruktion als Pfosten-Riegel-Element mit Sonnenschutzverglasung. Die besonnten Fenster des Gebäudes verfügen über einen Sonnenschutz.

Modernes Arbeiten und großzügige Kommunikationszonen Die modernen Büros für insgesamt 200 Mitarbeiter der Bereiche Engineering, Vertrieb, Verwaltung, Auftragsabwicklung und Geschäftsführung befinden sich in den Obergeschossen eins bis drei. Helles Mobiliar und farbige Wände prägen das Ambiente. In den Obergeschossen gruppieren sich Büroräume verschiedener Größe um offene ThinkTank-Areals mit angelagerten Teeküchen. Je nach Nutzungsanforderung wechseln sich Einzel- und Gruppen­büros ab. Im dritten Obergeschoss residiert die Geschäftsführung mit separatem Empfang. Im Untergeschoss sind eine Tiefgarage sowie Lager- und Technikräume angeordnet. Im rundum begehbaren Staffelgeschoss befinden sich neben zwei weiteren Besprechungsräumen das Mitarbeiterrestaurant mit eigener Küche und die Cafeteria. Mit seiner Offenheit und den Dachterrassen lädt es Mitarbeiter ein, den Blick in der Mittagspause über die Stadt Magdeburg schweifen zu lassen.

Bild 3.  Schnitt (Grafiken 2 und 3: pbr Planungsbüro Rohling)

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Bild 4.  Eine vorgehängte, hinterlüftete Fassadenkon­ struktion aus großformatigen silbergrauen Aluminiumverbundplatten prägt den futuristischen Baukörper

Der Neubau entwickelt sich über einem gleichmäßig aufgebauten Grundraster, das sowohl auf eine flexible Büro­nutzung als auch auf die notwendigen Abmessungen in der Tiefgarage abgestimmt ist. Das Tragwerk ist eine unterzuglose Skelettkonstruktion, weitgehend aus Stahlbetonfertigteilen. Bis auf die Treppenhäuser und den Versorgungsschacht sowie wenige Wände zur weiteren Aussteifung wurden die Trennwände im Trockenbauverfahren erstellt. Damit waren die Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte variable Raumaufteilung in der Planungsphase gegeben, die auch für spätere Raumänderungen von Vorteil sind.

Bild 5.  Großformatige gebogene Glasflächen und silbergraue Alucobond-Platten wechseln sich ab mit vertikal eingelegten blauen Lisenen, Bändern und Unter­ ansichten (Fotos 1, 4–5: Christian Bierwagen)

Solide Konstruktion mit Fertigteilen Das Gebäude besticht durch seine Optik und die Materialien, die sich nahezu fügungsfrei ergänzen. Optisch fügt sich das Runde in das Eckige. Schräge und gerade Elemente ergänzen sich harmonisch mit den konkav/konvex gebogenen Profilen. Technisch eine Herausforderung: Die plan­ ebene Befestigung erfolgte geklebt, geklippt oder mit Nieten geschraubt. Für die gebogenen Fassadenteile bot sich eine Vorfertigung an, die die notwendige Präzision in der Umsetzung gewährleistet.

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Bautafel Neubau der Hauptverwaltung FAM Magdeburg ■■ Bauherr: FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH ■■ Architekt/Gesamtplaner: pbr Planungsbüro Rohling AG ■■ Gesamtbausumme: 8,4 Millionen € (brutto) ■■ Flächen und Rauminhalte: NF 5.280 m2, BGF 6.370 m2, BRI 20.990 m3 ■■ Fertigstellung: 10/2016

Weitere Informationen: pbr Planungsbüro Rohling AG Dipl.-Ing. Architekt Michael Jäger Friedrich-Ebert-Straße 62, 39114 Magdeburg Tel. (0391) 81 80 50, Fax (0391) 818 05 95 magdeburg@pbr.de, www.pbr.de

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Fassadenwerkstoff Metall

GRÜNER REGENMANTEL WOHN-, PFLEGE- UND THERAPIEZENTRUM IN SEEKIRCHEN

Bild 1.  Pflege, Therapie, Arztpraxen, Kinderbetreuung, Gastronomie: alles unter einem Kleid

SEHW Architektur Das Salzburger Land in Österreich ist für seine häufigen und starken Niederschläge bekannt. Hier braucht jedes Gebäude einen besonderen Schutz gegen die Witterung. Die Architekten von SEHW haben sich deshalb beim Bau des Wohn-, Pflege- und Therapiezentrums in Seekirchen bewusst gegen ein weit auskragendes Dach entschieden und das Gebäude lieber in einen grünen Regenmantel eingehüllt. Die tiefe plastische Fassade besteht aus einer inneren, thermisch und bauphysikalisch relevanten Schicht und einer äußeren Schicht, die neben dem Witterungsschutz auch Sicht- und Sonnenschutz übernimmt. Das medizinische Zentrum in Seekirchen betritt man über einen einladend gestalteten Vorplatz. Es beherbergt auf ­einer Fläche von ca. 11.000 m2 80 Pflegeeinheiten in Wohngruppen, erweiterte Einrichtungen für Arztpraxen und Therapie, eine Betreuungseinrichtung für Schulkinder sowie

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gemeinsame Aufenthaltsbereiche, Besucherbereiche, Verwaltung, Versorgung und Wirtschaftsflächen. Das großzügige Foyer wird gleichzeitig als Cafeteria genutzt und erlaubt erste Blicke in den großen zentralen Innenhof. Dieser ist das Herz des Gebäudes und dient den Bewohnern und Mitarbeitern als Aufenthaltsort und zen­ traler Treffpunkt. Seine Gestaltung zieht sich durch das Foyer hinaus auf den Vorplatz. Die differenzierte Anordnung der Innen- und Außenbereiche, teilüberdachte Loggien und begrünte Terrassen garantieren eine hohe Wohnqualität. Am Innenhof befinden sich neben dem Foyer eine Kapelle, die auch von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt wird, sowie ein multifunktionaler Veranstaltungsraum. Ebenfalls im Erdgeschoss liegen die Wirtschafts- und Verwaltungsbereiche der Einrichtung sowie fünf Arztpra-

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einem barocken Muster experimentiert – als Referenz an die Barockstadt Salzburg. Dann wurden Schilfmuster der umgebenden Seenlandschaft zitiert, bis man sich letztendlich für das Laubwerk der Kastanien entschied. Die Assoziation an die umliegende Natur wird durch den grünen Farbton verstärkt. Das grüne, perforierte Blätterkleid ist locker um das Gebäude herumgelegt, partiell angehoben, um Eingänge zu markieren, und partiell abgesenkt, um auf die niedrige Bebauung der Umgebung zu reagieren. An der Straßenfront markiert ein großer Einschnitt in das Kleid die begrünte Terrasse mit Ausblick zur Stadt. Das Spiel mit der gebauten Natur als Referenz ist auch im Inneren wahrnehmbar: Lichtreflexe bringen das Blattwerk ins Gebäude.

Materialität und Konstruktion Bild 2.  Das Herz des Gebäudes: der große zentrale Innenhof

xen, die über einen überdeckten Durchgang von der Straße über den Innenhof erschlossen werden. Das Gebäude ist voll unterkellert. Die Unterkellerung dient der Unterbringung von Depotflächen, Nebenflächen, Technikzentralen für das Seniorenhaus und als Tiefgarage mit 60 Stellplätzen.

Alles unter einem Blätterkleid Eine homogene Gebäudehülle verbindet die unterschied­ lichen Funktionen Pflege, Therapie, Arztpraxen, Kinder­ betreuung und Gastronomie und verleiht dem Haus eine einheitliche Identität. Die Idee zur Gestaltung der Fassadenelemente leitet sich von der Umgebung ab und wurde in einem längeren Prozess entwickelt. Anfangs wurde mit

Die Fassade besteht aus vorgefertigten Holzrahmenelementen, die in ihrer Größe einer Wohneinheit entsprechen und durch elementweise Montage einen schrittweisen Innenausbau ermöglichen. Die Rahmen sind mit Zellulose gedämmt. Die grünen pulverbeschichteten Aluminium­ paneele mit den Blattmotiven sind über eine verdeckte ­natureloxierte Unterkonstruktion aus Aluminium an den Rahmen befestigt. Durch den Einsatz der vorgefertigten Holzrahmenelemente konnte das Projekt aus dem Österreichischen Förderprogramm zur Verwendung nachwachsender Rohstoffe gefördert werden. Außerdem sorgte die Vorfertigung für eine schnelle Montage und damit für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Auf dem Dach befindet sich eine Photovol­ taikanlage zur Warmwasseraufbereitung. Das Gebäude erfüllt höchste Anforderungen an ökologische sowie baubiologische Kriterien, Raumklima und Energieeffizienz. Es ist ein Beispiel sowohl für modernes Bauen im ortsräumlichen Kontext als auch für die Umsetzung des ureigenen Wunsches der Bewohner nach einer behüteten Umgebung, ein Haus zum Wohlfühlen. Vor allem durch die mehrschichtige Fassade wird ein Bild geschaffen, das identitätsstiftend für das Haus und den Ort wirkt. Bautafel Neubau eines Wohn-, Pflege- und Therapiezentrums ■■ Bauherr: Stadtgemeinde Seekirchen / GSWB Wohnbau GmbH ■■ Architekt: SEHW Architektur GmbH, Leistungsphasen 2–7 und technische und kaufmännische Oberleitung in der LV 8 gemäß § 15 HOAI ■■ Wohneinheiten: 80 WE ■■ BGF: 11.000 m2 ■■ Baukosten: 13 Millionen € ■■ Bauzeit: 2006–2008

Weitere Informationen:

Bild 3.  Die Fassade wirkt auch nach innen (Fotos: Linus Lintner Fotografie)

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SEHW Architektur GmbH Wikingerufer 7, 10555 Berlin Tel. (030) 30 87 85 10, Fax (030) 30 87 85 20 info.berlin@sehw.de, www.sehw.de

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Edelstahl in der Fassadengestaltung – Korrosionsbeständigkeit und edles Design für nachhaltige Gebäude Design und Ästhetik spielen im Fassadenbau eine entscheidende Rolle. Nicht weniger wichtig für die Fassade ist aber auch, dass sie Witterungen effektiv standhält und auch nach vielen Jahren ihren anfänglichen Charme ausstrahlt. In der Architektur ist die Fassade nicht nur die äußere Hülle des Gebäudes, sondern auch sein Aushängeschild. Ihr Zustand spiegelt den Gesamtcharakter des Gebäudes wider. Die richtigen Werkstoffe, wie das Material Edelstahl, tragen dazu bei, dass die Gebäudehaut diese Voraussetzungen erfüllt. Dank der idealen Kombination aus Langlebigkeit, sehr guter Verarbeitbarkeit, einer Korrosionsbeständigkeit gegen unterschiedlichste atmosphärische Bedingungen und einem ansprechenden Erscheinungsbild hat sich Edelstahl in den vergangenen Jahren zu einem bevorzugten Werkstoff in renommierten Architekturprojekten entwickelt. Im Jahr 2015 wurden lt. SMR Steel & Metals Market Research Analysis vom Februar 2016 immerhin 15 % des weltweit genutzten Edelstahls in der Architektur und Bauindustrie verwendet. Besonders gefragt für Fassadenanwendungen sind seit vielen Jahren austenitische Sorten wie Outokumpu Supra 316/4401 und Supra 316L/4404, die in bekannten Bauwerken wie dem One World Trade Center in New York, der Birmingham New Street Station in Großbritannien oder dem Ping An International Finance Center im chinesischen Shenzhen verbaut wurden. Zusammen mit einer entsprechenden Oberflächenveredelung können durch Dessinieren oder Schleifen besondere Effekte erzielt werden, die jeder Fassade den gewünschten Look verleihen.

Fassadengestaltung unter Extrembedingungen Heißes Meeresklima wie auf der arabischen Halbinsel stellt die Fassade durch hohen Salzgehalt der Luft, starke Temperaturschwankungen, wenig Niederschlag und starke sand- und staubhaltige Winde vor große Herausforderungen. Es hat sich gezeigt, dass es unter solchen Bedingungen einer besonders widerstandsfähigen Edelstahlsorte bedarf. In Außenbewitterungstests des schwedischen Avesta Research Center (ARC) von Outokumpu wurde Duplex-Edelstahl im Vergleich zu austenitischen Sorten in offenem und geschlossenem Umfeld in Dubai auf Beständigkeit geprüft. Die Ergebnisse der Tests zeigten deutlich, dass Duplexstähle wie z. B. der Outokumpu Forta DX 2205 (EN 1.4462) vorzuziehen sind. In solch extrem anspruchsvollen Umgebungen kann dieser Werkstoff seine Stärken voll ausspielen – eine hohe Festigkeit und damit auch gute Verschleißbeständigkeit sowie ein PREN-Wert (Pitting Resistance Equivalent Number, ein Maß für die Korrosionsbeständigkeit von Stahl) von ≥ 35 bieten eine ausreichende Korrosionsbeständigkeit unter Meersalzbedingungen. Dies ist von hoher Bedeutung, da Salz- und Staubablagerungen aufgrund von Niederschlagsmangel nicht durch Regen wieder abgetragen werden. In Kombination mit einer geeigneten Oberflächenausführung und regelmäßiger Reinigung wird das ursprüngliche,

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Bild 1. Die Kuppel des Chrysler Buildings in New York wurde aus rostfreiem Edelstahl gefertigt; das Gebäude wurde mit der LEED-Zertifizierung in Gold ausgezeichnet

makellose Erscheinungsbild der Fassade lange erhalten. Somit sind bei der Auswahl des richtigen Edelstahl-Werkstoffs Stahlsorte und Oberfläche die beiden Hauptfaktoren. Stimmt diese Kombination, kann das Material seinen wahren Wert ausspielen und durch den niedrigen Instandhaltungsaufwand können langfristig Kosten gespart werden. Deshalb bietet Outokumpu seit dem Jahr 2016 für den Bereich Architektur auch den Duplex Forta DX 2205 in mustergewalzten Dekoroberflächen an. Durch die Strukturierung des Edelstahls können viele unterschiedliche Designs erreicht und je nach Vorgaben auch individuelle Dekore entwickelt werden.

Fassadenbefestigungen aus Edelstahl Neben der „Außenhaut“ des Gebäudes, die für den Betrachter direkt sichtbar ist, wird Edelstahl auch unter der Fassade zu Befestigungszwecken genutzt. Hier sind Duplexstähle das bevorzugte Material, wenn bei vergleichbarer Korrosionsbeständigkeit Befestigungsbauteile mit hoher Festigkeit benötigt werden. Der anspruchsvolle Werkstoff

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ist einfach zu verarbeiten und bietet gute Schweißeigenschaften. Mit Duplex lassen sich Projekte realisieren, die mit anderen Werkstoffen nicht einfach möglich sind. So können schwere Fassadenelemente mit Mauerhaken aus Duplex-Edelstahl befestigt werden, da die höhere Festigkeit die Voraussetzungen schafft, um leichtere und kleinere Bauteile herzustellen. Dies wirkt sich auch positiv auf die thermische Isolierung einer solchen Fassadenlösung aus, da Kältebrücken minimiert werden können. So spielt Duplex-Stahl seine Vorteile auch bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden voll aus, da es gerade in diesem Einsatzgebiet auf Leichtbau, Korrosionsbeständigkeit und Langlebigkeit ankommt. Beispielsweise wird für den Wiederaufbau der Barockfassade des Berliner Stadtschlosses auf Lean-Duplex-Stahl der Korrosionswiderstandsklasse 3 (3 = „mittel“, gemäß deutscher bauaufsichtlicher Zulassung) gesetzt. Die Einzelteile der Fassade aus Sandstein werden mit Lean-Duplex Trag- und Halteankern befestigt.

Duplex-Edelstahl ist bauaufsichtlich zugelassen Um Edelstahl für die Fassadengestaltung von Architekturprojekten in Deutschland ohne weitere Prüfung nutzen zu können, benötigt er die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) 30.3-6, die durch das Deutsche Instituts für Bautechnik (DIBt) erteilt wird. Neben den schon seit Jahren eingesetzten Duplex-Stählen EN 1.4462 und EN 1.4362 (Outokumpu Forta DX 2304) sind seit 2014 auch die im

Bild 2. Das Dach des Chrysler Buildings ist im Art Déco Stil errichtet und besteht aus sieben reflektierenden Rundbögen aus Edelstahl

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Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2017 Schwerpunkt: Gebäudehülle und Fassaden 2017. ca. 790 S. ca. € 149,–* Fortsetzungspreis: ca. € 129,–* ISBN 978-3-433-03169-8 Auch als erhältlich

Zukunftsfähige Gebäudehüllen werden der Interaktion von Außenwandkonstruktionen mit der Gebäudetechnik gerecht. Dabei müssen in einem integralen Planungsprozess die verschiedenen Anforderungen berücksichtigt werden, wie z. B. Behaglichkeit der Gebäudenutzer, energetische Effizienzaspekte, ökonomische Effizienzaspekte und wartungsarme Lebensdauer, Schutz der Konstruktion gegen klimatische Einwirkungen.

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Die Entwicklung hin zu Niedrigstenergiegebäuden (nZEB – nearly zero-energy buildings) wirkt sich insbesondere auf den Entwurf der Gebäudehüllen aus. Ab 2021 sollen gemäß EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffzienz von Gebäuden (EPBD) alle Neubauten als Niedrigstenergiegebäude gebaut werden. Gebäude, die von Behörden als Eigentümer gebaut werden, sollen bereits ab Anfang 2019 diesen Standard einhalten. Um diesen zu erreichen, müssen die Gebäude vor allem gut gedämmt sein und erneuerbare Energiequellen nutzen.

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Bild 3.  Verschiedene Umweltmaßnahmen und energetische Lösungen haben dazu beigetragen, dass das Waterfront Building in Stockholm die renommierte LEED-Zertifizierung in Gold erhalten hat

Outokumpu Forschungszentrum im schwedischen Avesta (ARC) entwickelten Lean-Duplex-Stähle Outokumpu Forta LDX 2101 (EN 1.4162) und Forta LDX 2404 (EN 1.4662) in Deutschland bauaufsichtlich zugelassen. Die Zulassung bedeutet für die Bauindustrie, dass Hersteller von Bauteilen und deren Verbindungen Lean-Duplex-Stahlsorten verwenden dürfen und von deren Vorteilen profitieren können, ohne für das jeweils gefertigte Teil eine Einzelzulassung ­beantragen zu müssen. Im Rahmen der voranschreitenden Harmonisierung werden derzeit die Inhalte der deutschen Regelung auch in eine entsprechende europäische Norm, den Eurocode 3, überführt. Die Stahlsorten EN 1.4162,

Bild 4.  Die Fassade eines der Gebäude von Frank O. Gehry in Düsseldorf besteht aus dem reflektierenden und korrosionsbeständigen Material Edelstahl (Fotos: Outokumpu EMEA GmbH)

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EN 1.4362 und EN 1.4662 sind der Korrosionswiderstandsklasse 3 zugeordnet, der Werkstoff 1.4462 der Klasse 4 (4 = „stark“).

Nachhaltigkeit im Bauwesen Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Industrietrend, der auch in der Architektur immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Green Building vereint diesen Nachhaltigkeitsgedanken in einem Gebäude und erfüllt die Ressourcen­ effizienz z. B. in den Bereichen Energie, Wasser und Material. Um die Nachhaltigkeit eines Gebäudes zu messen und nachzuweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, darunter die LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and ­Environmental Design). Das System aus den USA, das die Nachhaltigkeit von Gebäuden bewertet, ist ein weltweit anerkannter Standard für Green Buildings. Anhand verschiedener Kriterien wie Wassereffizienz, Design, Materialien und Ressourcen wird der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet. Die Summe der Punkte aus allen Kriterien entscheidet darüber, in welche Klasse das Gebäude eingestuft wird: Zertifiziert, Silber, Gold oder Platin. Dabei ist die Verwendung des nachhaltigen Materials Edelstahl im Gebäudebau ein Faktor, der das LEED-Rating in vielen Bereichen positiv beeinflussen kann. So ist Edelstahl besonders langlebig und kann nach einer Sanierung recycelt werden. Außerdem sind z. B. die Stähle von Outokumpu nach der Umweltrichtlinie DIN EN ISO 14025 sowie der DIN EN 15804 zur Nachhaltigkeit von Bauwerken zertifiziert. Outokumpu-Edelstahl besteht zu 87 % aus recycelten Materialien (Stand 2015). Dabei lag

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der Anteil an „pre consumer-recycled content“, also Materialien, die bei der Produktion abfallen und wiederverwertet werden, bei 18 %. Der Anteil an „post-consumer recycled content“, also Werkstoffen, die durch den Endverbraucher wieder in den Recycling-Kreislauf eingebracht werden, lag bei 69 %. Outokumpu nutzt als bisher einziger Edelstahlhersteller die Umweltproduktdeklaration EPD (Environmental Product Declaration) für sein Portfolio. Die EPD enthält Informationen über den Umwelteinfluss der Produktion und gibt das potenzielle Ende der Nutzungsdauer von Edelstahl an. Sie listet Angaben über den Energie- und Ressourcenverbrauch auf und enthält Werte zum CO2Ausstoß. Weitere Vorteile des neutralen Werkstoffs Edelstahl hinsichtlich des LEED-Ratings sind, dass er keine Metall­ austräge enthält und dauerhaft korrosionsbeständig ist. Im Vergleich zu anderen Baustoffen sind die geringen Wartungskosten aufgrund der guten Reinigungseigenschaften genauso hervorzuheben, wie seine Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und seine hundertprozentige Recycelfähigkeit.

stahl das Sonnenlicht von gewöhnlichen Oberflächen reflektiert, ist hoch genug, um die Voraussetzungen für die LEED-Zertifizierung zu erfüllen. Im Vergleich zu textilen Sonnenschutzelementen sind außen liegende Verschattungssysteme aus Metall wesentlich windstabiler und langfristig wetterfest. Die Sonnenblenden aus Edelstahl schützen Gebäude und Strukturen gegen Aufheizen im Sommer und Wärmeverlust im Winter und reduzieren so den Energiebedarf. Mittlerweile verlangen Immobilieninvestoren und große Eigentümer wie Regierungen immer häufiger eine Nutzungsdauer für Gebäude von mindestens 75 Jahren. Duplex-Stähle reduzieren Platten- und Konstruktions­ materialstärke deutlich und haben durch ihre hohe Korrosionsbeständigkeit eine besonders lange Lebensdauer. Mit diesen Voraussetzungen wird bei Gebäuden mit langer Nutzungsdauer vermieden, dass Material aufgrund von ästhetischen Mängeln oder Funktionsversagen ausgetauscht werden muss. Dr. Bernd Beckers, Leiter Segment- und Produktmarketing bei Outokumpu

Verbesserte Energiewerte durch Sonnenschutz aus Edelstahl

Weitere Informationen:

Dächer, Wandpaneele und Sonnenschutz aus Edelstahl können zu einer wesentlichen Reduzierung des Energieverbrauchs in Gebäuden beitragen. Der Grad, in dem Edel-

Outokumpu EMEA GmbH Oberschlesienstraße 16, 47807 Krefeld Tel. (02151) 83 01 bernd.beckers@outokumpu.com, www.outokumpu.com

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Freiberg: High-Tech-Fassade für Denkfabrik Das Freiberger Familienunternehmen Teamtechnik gehört heute zur Weltspitze der Anlagenhersteller. Zum 40-jährigen Firmen­ jubiläum konnte 2016 das neue Bürogebäude eingeweiht werden. Der 2.600 m2 große Bau ist eine moderne Denkfabrik für hochqualifizierte Ingenieure und repräsentiert zugleich das Headquarter für Kunden und Geschäftspartner aus der ganzen Welt. Die Ludwigsburger Architekten KMB Plan Werk Stadt entwarfen ein klares und doch prägnantes Gebäude, das mit dem Bestand harmoniert, sich aber als Solitär deutlich als Firmenzentrale behauptet. Akzente setzen das 2,5 m weit auskragende Obergeschoss und der überdachte Eingangsbereich, der wie ein HotelEntree anmutet. Die filigranen Glas-Aluminium-Fassaden, deren Raffinesse sich erst im Detail zeigt, prägen maßgeb-

lich die Architektur. Geplant und realisiert wurde diese Sonderlösung von den Fassaden-Spezialisten bei Freyler Metallbau. Mit ihrem Konzept konnten sie in der Ausschreibung die Architekten und den Generalunternehmer überzeugen. „So haben wir etwa für die unauffällige Inte­ gration der Lüftung in die homogene Fassadenfront eine elegante Lösung mit Lamellenbändern entwickelt. Damit ließ sich der klare und geradlinige Entwurf der Architekten elegant in die Praxis umsetzen“, berichtet Stefan Gauss, Geschäftsbereichsleiter Freyler Metallbau. Graue Alumi­ niumverkleidungen gliedern mit ihrer zurückhaltenden Fugen­anordnung die ca. 1.000 m2 große Fassade. Für die Umsetzung des Bauvorhabens insgesamt zeichnete die Leon­hard Weiss GmbH & Co. KG als Generalunternehmer verantwortlich.

Bild 3.  Die Glasfassade besteht aus transparenten und opaken Elementen, die ihre besondere Tiefenwirkung durch die Verwendung von Isolierglas erhalten

Bild 1.  In Freiberg a. N. hat der Anlagenhersteller teamtechnik zum 40-jährigen Jubiläum ein neues Bürogebäude eingeweiht – eine moderne Denkfabrik für hochqualifizierte Ingenieure

Bild 2.  Markant ist die Glas-Aluminium-Fassade, Akzente setzen das 2,5 m aus­ kragende Obergeschoss und der überdachte Eingangsbereich; im Detail geplant und realisiert wurden die Fassaden als Sonderlösungen von Freyler Metallbau

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Bild 4.  Um die Lüftungsanlage unsichtbar in die Fassade zu integrieren, hat Freyler Metallbau eine Sonderkonstruktion mit ­Lamellenbändern entworfen, die an den Deckenstirnen der Zwischendecken installiert sind

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Der hochwertige Bürokomplex ist komplett klimatisiert, die Lüftungsanlage sollte unauffällig in die Fassade integriert werden, ohne deren homogene Optik zu stören. „Eine Sonderkonstruktion mit Lamellenbändern verbirgt die Kühl- bzw. Luftanzugsgeräte, die jeweils an die Stirnseite der Zwischendecken installiert sind“, erklärt Stefan Gauss. Zwischen den sieben bzw. acht jeweils 50 mm breiten Deckleisten befinden sich 33 mm breite Fugen, durch die die Luft strömt. Die dahinterliegenden tiefen Kofferpaneele nehmen die Lüftungsgeräte auf. „In die Lamellenkonstruktion haben wir zudem Insektenschutz­ gitter integriert, so dass man von außen die Lüftungsgeräte nicht wahrnimmt.“

Sonnenschutz elegant integriert Hinter der Glas-Aluminium-Fassade steckt eine klassische Pfosten-RiegelKonstruktion, die Fassadenelemente sind an der Deckenstirn jedes Geschosses befestigt, die Lasten werden so in das Tragwerk abgeleitet. Zur An-

wendung kamen die Vorhangfassadensysteme Raico Therm+ 50/125 A-V, die sich durch eine filigrane Optik und reduzierte Dichtungsansichten auszeichnen. Die repräsentativen Fronten sind komplett festverglast, ohne Fensterflügel. Die Glaselemente sind insgesamt 70 mm dick, da sie die verschiedensten Funktionen erfüllen müssen: Neben Absturzsicherung, Witterungsund Wärmeschutz auch den Blendund Sonnenschutz. Um die gerad­linige Architektursprache nicht zu stören, wurde dieser in die Dreifachverglasung integriert: Im Zwischenraum der zwei äußeren Scheiben sind die 16 mm breiten Lamellen eingearbeitet, die sich per Knopfdruck hoch- und herunterfahren lassen. Ein Bussystem reguliert die Verschattung automatisch, sodass der sommer­liche Wärmeeintrag möglichst gering gehalten wird. Jeder Mitarbeiter kann für seinen Raum aber auch manuell nach Bedarf steuern.

BEFESTIGUNG VON

FASSADENPLATTEN HINTERSCHNITT-TECHNIK

Lamellenbänder verbergen Lüftung

Vorfertigung mit höchster Präzision Der komplexe Aufbau der Fassadenelemente erforderte bereits bei der Vorfertigung im Freyler Werk in Ken-

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und

zugelassen

• architektonischer Freiraum • ungestört

und

ästhetisch

• variable Plattenformate • hohe Wirtschaftlichkeit

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Bild 5.  Für eine klare Architektursprache wurde zudem der Sonnen- und Blendschutz in die Dreifachverglasung integriert – eine elegante Lösung von innen und außen

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Bild 8. Für einen repräsentativen Empfang sorgt der 12,5 m lange Vorbau, der den Weg zum Foyer überdacht

Bild 6. Ein Verbindungsbau mit dominanter Aluminiumverkleidung verknüpft den Bestand mit dem Neubau; damit von der Befestigung äußerlich nichts erkennbar ist, hat Freyler Metallbau rückseitig Bolzen aufgeschweißt

Bild 9. Durch den großen Glasanteil der Fassade ist das Innere des Bürokomplexes hell und freundlich

Bild 10. Im Obergeschoss befindet sich ein großer Konferenzraum, an den sich die markant auskragende Dachterrasse anschließt Bild 7. Die Kaltfassade besteht aus 4 mm dicken Aluminiumblechen mit einer gleichmäßigen markanten Fugenbildung, die exakt ausgeführt werden musste

zingen höchste Präzision. In Kombination mit den großen Formaten von 1,30 m × 3 m entstanden wahre Schwergewichte, die das Team von Freyler Metallbau auf der Baustelle dank langjähriger Erfahrung zügig und fachgerecht montiert hat. Zwischen den transparenten Fensterflächen sind immer wieder opake Glaspaneele in die Fassade integriert, die von außen fast nicht zu erkennen sind. Dabei

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wurde bewusst Isolierglas verwendet, bestehend aus einem äußeren Klarglas, einer mit Siebdruck versehenen Scheibe und einem inneren Blechpaneel. „So ließ sich eine größere Tiefenwirkung erzielen“, berichtet Stefan Gauss.

Das verbindende Element Der Glaskubus ist mit einem Verbindungsbau an den Bestand angeschlossen – hier dominieren dunkelgraue Blechverkleidungen das Erscheinungsbild. Die hinterlüftete Kalt-

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Bild 11. Für Tageslicht auch in der Erschließungszone sorgt ein großzügiges Oberlicht (Fotos: FREYLER Metallbau)

fassade besteht aus 4 mm dicken Aluminiumblechen vor einer thermisch getrennten Hinterkonstruktion. Auf die Bleche hat Freyler Metallbau rückseitig Bolzen aufgeschweißt, sodass äußerlich von den Befestigungseinheiten nichts erkennbar ist. Damit die Bleche exakt plan aufliegen, war eine handwerklich präzise Vorfertigung ebenso notwendig wie eine sorgfältige Montage vor Ort. Um mit dem Verbindungsgang die Gebäudekomplexe brandschutztechnisch zu trennen, hat Freyler Metallbau für die Konstruktion EI 90 Stahlelemente verbaut, die die

Bautafel Headquarter teamtechnik, Freiberg a. N. ■■ Bauherr: teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH, Freiberg a. N. ■■ Projektmanagement: DAL Bautec Baumanagement und Beratung GmbH, Mainz ■■ Architektur, Konzept: KMB PLAN | WERK | STADT | GmbH, Ludwigsburg ■■ Umsetzung/GU: Leonhard Weiss GmbH & Co. KG Schlüsselfertigbau, Satteldorf ■■ Fassaden – Planung und Ausführung: FREYLER Metallbau GmbH ■■ Größe Verwaltungsbau: 2.600 m2 ■■ Fassade gesamt: 1.003,2 m2 2 ■■ U cw Fassade gesamt: 0,508 W/m K 2 ■■ Transparente Fassade: 599,6 m 2 ■■ U cw Glasfassade: 0,626 W/m K ■■ Opake Paneele: 403,6 m2 2 ■■ U cw opake Paneele: 0,332 W/m K ■■ Verglasung: Formate: 1,3 m × 3 m ■■ Pfosten-Riegel-Konstruktion: Raico Therm+ 50/125 A-V ■■ Fertigstellung: März 2016

baurechtlichen Anforderungen erfüllen. Auch energetisch kann der Neubau beste Werte vorweisen, der Ucw-Wert liegt für die gesamte Fassade bei 0,508 W/m2K und damit weit unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2016 (Ucw = 0,541 W/m2K).

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Der erste Eindruck beginnt beim Empfang Das neue Teamtechnik-Headquarter empfängt seine Besucher mit einem repräsentativen Vorbau: Auf 12,5 m Länge überdacht dieser den Weg zum Foyer. Eine verzinkte Stahlkonstruktion dient als robuster Unterbau, durch das Dach zieht sich der Länge nach ein 2 m breiter und um 4° geneigter Glasstreifen. Auch hier stammen Detailplanung und Umsetzung von Freyler Metallbau. Dank der markan-

ten Fugenbildung und der gleichen Materialität wie bei der Kaltfassade bildet der Vorbau mit dem Bürokomplex architektonisch eine Einheit. Weitere Informationen: FREYLER Metallbau GmbH Draisstraße 4, 79341 Kenzingen Tel. (07644) 805-217, Fax (07644) 805-206 info@freyler.de, www.freyler.de

Perfekte Lösung für die verdeckte Befestigung von Aluminiumverbundplatten Mit dem neuen Fassadensystem PLANBOND INVISIO ist es dem Unternehmen BEMO, Spezialist für hochwertige metallische ­Gebäudehüllen, gelungen, die verdeckte Befestigung für Aluminium-Verbundplatten zu revolutionieren. Wo bisher verdeckte Befestigungen von Fassadenbekleidungen aus Aluminium-Verbundplatten nur mittels Klebetechnik oder Kassetten-Ausführung möglich waren, eröffnet das neue System nun ganz neue gestalterische Möglichkeiten und vereinfacht die qualitativ hochwertige Montage erheblich. PLANBOND INVISIO kann mit nicht brennbaren A2oder schwer entflammbaren B1-Verbundplatten ausgeführt werden. Basierend auf einer exakten Ausführungsplanung, die auf Wunsch durch das BEMO Technik-Team erfolgt, oder basierend auf dem Aufmaß der bereits vormontierten Horizontalprofile, werden die notwendigen Befestigungspunkte an den Verbundplatten festgelegt. BEMO fertigt dann in eigenen Bearbeitungszentren die Hinterschnittfräsung und liefert die passgenau bearbeiteten Verbundplatten mit speziellen Befestigungsmitteln und Einhänge-Agraffen. Die Montage der bis zu 1,5 m × 7,0 m großen Verbundplatten mittels der INVISIO Agraffen gestaltet sich dabei denkbar einfach. Die bearbeiteten Verbundplatten werden einfach und schnell vormontiert, in dem die jeweiligen ­Agraffen in die vorgefrästen Löcher eingeschoben und verschraubt werden. Die einzelnen Agraffentypen werden dann je nach Anwendung als Festpunkt, Justier- und Gleit­ agraffe ausgebildet. Die schnell und einfach montierte PLANBOND Platte wird lediglich in die vormontierten Profilschienen eingehängt, fein nachjustiert und an einer

Bild 2.  Fassadensystem PLANBOND INVISIO: baupraktische ­Lösung mit hochwertiger Optik

Stelle pro Platte zur Festpunkt-Ausbildung fixiert. Die Justierbarkeit kann mittels Stellschrauben mehrere Millimeter betragen und gewährleistet so ein exaktes Fugenbild. Die Platten lassen sich wahlweise vertikal oder horizontal montieren. Fugen können sehr exakt ausgebildet werden und auf Wunsch auch einfach, aber optisch hochwertig hinterlegt werden. Eck- und Laibungs-Ausbildungen durch vorgefertigte Fräsungen im BEMO-Werk und Kantund Anschlussteile im Original-Farbton der Verbundplatten runden den hochwertigen Charakter des INVISIO Systems ab. Im Ergebnis wird eine harmonische Fassade ohne störende Befestigungselemente realisiert. Mit PLANBOND INVISIO bestätigt BEMO seine Position als Anbieter hochwertiger Fassadensysteme. Der technologisch führende Anbieter von Stehfalz-Dachsys­ temen erweitert damit sein Leistungsangebot im Bereich hochwertiger Fassadensysteme. Weitere Informationen: BEMO Systems Engineering GmbH Friedrich-List-Straße 25, 74532 Ilshofen-Eckartshausen Tel. (07904) 97 14-70, Fax (07904) 97 14-246 sales@bemo.com, www.bemo.com

Die Vorteile des Systems INVISIO

Bild 1.  Firmengebäude, Realisierung durch die Wolf System GmbH, O ­ sterhofen und BEMO Systems Engineering GmbH, Ilshofen: harmonische Fassade ohne störende Befestigungselemente

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verdeckte Befestigung von Fassadenverbundplatten wetterunabhängige und ganzjährige Montage effektiver Materialeinsatz Formatgrößen bis 1.500 mm × 7.000 mm wahlweise horizontale oder vertikale Montage horizontal und vertikal justierbar fugenlose Umkantungen/Eckausbildung Fugenhinterlegung möglich geringer Transportaufwand einfache nachträgliche Anpassungen

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Der Wohnturm „900 Mahler“ bringt New Yorker Flair nach Amsterdam Die Architektur des Wohnturms „900 Mahler“ im neuen Geschäftszentrum von Amsterdam-Zuidas ist eine Hommage an die imposanten New Yorker Wolkenkratzer der 1920er- und 1930erJahre. Mit seiner sorgfältig komponierten und detailreich gestalteten Klinkerfassade setzt das 22-geschossige Gebäude starke vertikale Akzente. Eigens für dieses Projekt entwickelte das Nottulner Klinkerwerk Hagemeister mit dem planenden ­Architekturbüro Inbo aus Amsterdam die dunkle Objektsortierung „Ruhrerde“ mit kräftigem Kohlebrand. Dank der speziellen Konstruktionsweise mit vorgefertigten Fassadenelementen konnte die Gebäudehülle in einem schmalen Zeitfenster errichtet und mit zahlreichen gestalterischen Details versehen werden. Der Bezirk Zuidas ist das sich rasant entwickelnde, neue Geschäftsviertel Amsterdams. Viele hochaufragende Gebäude sind bereits an der Süd-Achse der Stadt entstanden. Mit dem 77 m hohen Wohnturm „900 Mahler“ in der Straße Gustav Mahlerlaan realisierte das Architekturbüro Inbo ein imposantes Bauwerk, das sich optimal in die Skyline der Finanzmeile eingliedert. Der Wolkenkratzer erinnert bewusst an das New York der „roaring twenties“. Auf einem kräftigen mehrgeschossigen Sockel basierend, steigt der verklinkerte Turm hoch empor und zeigt eine klassische, sich nach oben verjüngende Krone. „Der Wolkenkratzer-Charakter findet sich – neben der klassischen Dreiteilung des Baukörpers – auch in den Details wieder. So z. B. in der vertikalen Ausführung der Fenster, den ausge-

prägten Lisenen und weiteren gemauerten vertikalen Akzenten“, erklärt Inbo-Projektarchitekt Rik Bakker.

Vielfältig Wohnen mit Ausblick „900 Mahler“ bietet einen abwechslungsreichen Wohnungs-Mix für insgesamt 127 Einheiten: Oberhalb des Erdgeschosses mit Gewerbeflächen befinden sich bis zum zehnten Stockwerk kleinere Apartments. Darüber entstehen großzügige Eigentumswohnungen mit Größen von 95 bis 130 m2. Die obersten Etagen beherbergen exklusive Penthäuser mit bis zu 250 m2. Durch feine Variationen spiegelt sich die Vielfalt der Wohnungstypen auch in der Fassadengestaltung wider: „Nach oben hin nimmt der Glasanteil in der Gebäudehülle deutlich zu. Bis zum zehnten Geschoss liegt die Brüstungshöhe des Mauerwerks noch bei 85 cm, im 14. Stockwerk sind es nur noch 40 cm. Darüber besteht die Fassade nahezu vollständig aus Glas und die Bewohner haben eine Panoramasicht über Amsterdam“, beschreibt Rik Bakker das Entwurfskonzept.

Massiv und lebendig Für die Fassade von „900 Mahler“ fertigte das Klinkerwerk Hagemeister die Projektsortierung „Ruhrerde“. Der dunkle Original-Kohlebrandklinker zeigt zahlreiche Nuancen, von verschiedenen Brauntönen bis hin zu beinahe Anthrazit. In seiner Farbigkeit und Oberflächenstruktur wirkt er dyna-

Bild 1.  Die New Yorker „roaring twenties“ dienten als Inspiration für „900 Mahler“ – die Adresse prangt an der Fassade, wie eine Reminiszenz an eine wilde Zeit

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Bild 2.  Der Wohnturm „900 Mahler“ ist eine Hommage an die Wolkenkratzer des New Yorks der 1920er-Jahre

Bild 4.  Der Wohnturm präsentiert sich zur Straße hin als Top-Adresse in AmsterdamZuidas; ein Innenhof trennt ihn vom Nebengebäude im hinteren Teil des Geländes

Bild 3.  Verglaste Fronten der oberen Stockwerke garantieren den Bewohnern eine Panoramaaussicht über Amsterdam

Bild 5.  Balkone und Lisenen lassen die Fassade abwechslungsreich erscheinen

misch und taktil. „Der Klinker ist entscheidend für die Erscheinung, Ausstrahlung und Atmosphäre des Gebäudes“, sagt Rik Bakker. „Wir wollten eine besonders massive und gleichzeitig lebendige Wirkung erzielen.“

sind hier wegen der Höhe und der innerstädtischen Baustelle eine gute Alternative zu traditionellen Mauerarbeiten“, erklärt Rik Bakker. Zudem spielen Qualitätssteigerungen und die Unabhängigkeit von Witterungseinflüssen in der Planung und Ausführung eine wichtige Rolle. Aufwendige Details konnten in der sich wiederholenden Fassade aus einer identischen Form heraus realisiert werden. Als Sandwichelemente ausgeführt, setzen sich die Tafeln aus einer Betonscheibe, einer Dämmebene und der äußeren

Kreativ, flexibel, wirtschaftlich Das Mauerwerk des Wohnturms besteht fast vollständig aus vorgefertigten Fassaden-Elementen. „Fertigbauteile

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Klinker-Schicht zusammen. Die Ziegel sind in unterschiedlichen Längen, Stärken und Formen verarbeitet. Pro Etage werden 27 Fertigteile mit einer Höhe von etwa 3,30 m und Breiten zwischen 3 m und 5,70 m eingesetzt. Mit dem Wohnturm „900 Mahler“ hat das Architekturbüro Inbo die charakteristischen Elemente der traditionellen New Yorker Wolkenkratzer in ein zeitgemäßes Design für hochwertiges Wohnen übersetzt. Bautafel Wohnturm „900 Mahler“, Amsterdam ■■ Auftraggeber: G&S Vastgoed Amsterdam, Amsterdam ■■ Architekturbüro: Inbo Amsterdam, Amsterdam ■■ Projektarchitekten: Rik Bakker, Tako Postma, Amsterdam ■■ Größe: 17.000 m2 Bruttofläche, 22 Etagen, 127 Wohnungen ■■ Hagemeister-Sortierung: Ruhrerde WF aus vorgefertigten ­Elementen ■■ Gemauerte Fassadenfläche: ca. 15.500 m2 ■■ Fertigstellung: 2016 Weitere Informationen: Bild 6.  Bereits der Sockel ragt vertikal steil auf und zieht das Gebäude optisch in die Länge; bodentiefe Fenster strukturieren die Fassade und bringen Licht in die Appartements

Hagemeister GmbH & Co. KG Klinkerwerk Buxtrup 3, 48301 Nottuln Tel. (02502) 804-0, Fax (02502) 79 90 info@hagemeister.de, www.hagemeister.de

Bild 7.  Das Gebäude hinter dem Wohnturm greift ebenfalls die vertikalen Strukturen auf (Fotos: Hagemeister)

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(Un)sichtbares Wasser: Weiterentwicklung der Nano-Quarz-Gitter-Technologie Die schnelle Abtrocknung von Fassadenbeschichtungen nach Regen- oder Tauereignissen ist seit jeher ein erklärtes Ziel in der Entwicklung einer neuen Produktgeneration. Mit der Weiterentwicklung der 2007 eingeführten NQG-Technologie unterstreicht Caparol dabei seinen Anspruch als Innovationsführer. Bislang war es aufwändig, den Abtrocknungsprozess von Fassadenbeschichtungen zu untersuchen und unter realitätsnahen Bedingungen zu optimieren. Um Wasser überhaupt mit dem bloßen Auge sehen zu können, wurde eine vermeintlich schnelle Abtrocknung bisweilen auf glatten, nicht saugenden Untergründen und mit Schwallwasser demonstriert. Diese Versuche haben aber mit den realen Szenarien, in denen Betauung und Schlagregen die Beschichtung gleichermaßen beanspruchen, nichts gemeinsam. Zudem ändert bereits eine feine Strukturierung der Oberfläche das Abtrocknungsverhalten fundamental, da sich das Wasser fast unsichtbar zwischen der Körnung festsetzt. Ein bei Caparol entwickeltes Messverfahren versetzt Kunden und Entwickler nun erstmals in die Lage, sich die Abtrocknung auf realen Untergründen und unter verschiedenen Bedingungen anzusehen. Das Verfahren nutzt die charakteristische Signatur von Wasser im nahen Infrarot (NIR) aus, wie sie auch in der Astrophysik zur Erkundung von Wasser im Weltraum genutzt wird: Während Wasser für unser Auge transparent ist, tritt im nahen Infrarot (NIR) bei einer Wellenlänge von 1450 Nanometern eine starke Absorption auf – man könnte sagen, Wasser wird hier farbig. Mit einer speziell für Caparol modifizierten NIR-Kamera kann diese Wasser-Signatur gezielt gemessen und live dargestellt werden. Wasserdepots zwischen der Körnung und selbst kapillar gebundenes Wasser sind damit deutlich

Bild 2.  Langfristig saubere Fassade: Die Nano-Quarz-Gitter-Technologie macht‘s möglich. Hier in der Gartenstadt Siebethsburg in Wilhelmshaven.

erkennbar. Ein weiterer Vorteil ist die Eindringtiefe des Messverfahrens von typischerweise bis zu 70 Mikrometern. Dies ist besonders wichtig, denn gerade in dieser oberflächennahen Schicht steht Wasser noch für das Wachstum von Algen und Pilzen zur Verfügung, obwohl die Oberfläche für das menschliche Auge bereits eine trockene Oberfläche suggeriert. Die durch Wasser hervorgerufene Absorption ergibt zunächst ein Bild in Graustufen, das in der von Thermografie-Kameras geläufigen Falschfarbendarstellung mit einem Farbverlauf von violett bis hellgelb kontrastreich dargestellt werden kann. Trockene Bereiche sind dabei in Gelbtönen, Wassertropfen violett dargestellt (Bild 3). Die Leistungsfähigkeit der neuen Generation von NQG3-Fas-

Bild 1.  Länger sauber × schneller trocken × länger schön: Diese Vorzüge genießt auch die Wohnanlage in Göttingen.

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Bild 3.  Wassertropfen im sichtbaren Licht (oben), visualisierte Signatur von Wasser im NIR (unten links), kontrastverstärktes Bild in Falschfarben (unten rechts).

tung des Taupunkts stellt dabei die besondere Anforderung an Fassadenbeschichtungen. Unter der natürlichen Betauung nachempfundenenBedingungen wurden Muster eines vollständigen WDVS-Aufbaus zunächst langsam befeuchtet. Im Anschluss wurde dann die Abtrocknung (Rücktrocknung) gemessen. Auf der Oberfläche beider Beschichtungen bilden sich durch den Tau zunächst feine Tropfen, die anwachsen und sich in der Struktur der Oberfläche festsetzen (Bild 4). Schon während der Betauung führt die NQG3-Technologie dabei zu einer gleichmäßigeren Verteilung des Wassers auf der Oberfläche. Sobald keine weitere Feuchte mehr zugeführt wird, spreiten die verbliebenen Tropfen und die daraus entstehende große Oberfläche gewährleistet eine schnelle und gleichmäßige Abtrocknung der Beschichtung. Bereits nach 16 Minuten sind in diesem Test daher keine Wassertropfen mehr an der Oberfläche vorhanden. Ein anderes Bild zeigt sich bei der hydrophoben Beschichtung: Der Abperleffekt verhindert die Verteilung des Wassers auf der Oberfläche und bewirkt ein Zusammen­ ziehen zu großen Tropfen. Die feine Strukturierung des Untergrunds verhindert jedoch ein Ablaufen der Tropfen. Die Konsequenz: Erst nach 44 Minuten sind auch hier letzte Wassertropfen von der Oberfläche verschwunden. Über die Lebensdauer einer Fassade führt die in Bild 4 gezeigte längere Standzeit von Wasser zu einem erheblich höheren Risiko des Befalls durch Algen und Pilze. Somit hat die Caparol-Forschung mit innovativen Ideen erneut einen entscheidenden technischen Fortschritt eingeleitet. Dadurch ist man nun in der Lage, die maßgebliche Ursache für den Algen- und Pilzbefall zu visualisieren und einzudämmen. Dies ist ein Meilenstein hin zu nachhaltigeren Fassadenbeschichtungen getreu dem Motto – Länger sauber × schneller trocken × länger schön.

Bild 4.  Rücktrocknung nach simulierter nächtlicher ­Betauung – links: Thermosan NQG3, rechts: hydrophobe Fassadenfarbe mit „Abperleffekt“ (Fotos/Grafiken: C­ aparol Farben Lacke Bautenschutz)

sadenbeschichtungen ist hier exemplarisch anhand der vergleichenden Abtrocknung von Thermosan NQG3 zu einer hochwertigen hydrophoben Fassadenfarbe dargestellt. Von der Belastungsdauer überwiegt die Betauung gegenüber Schlagregen. Die lang anhaltende Unterschrei-

Dr. Johannes Westmeier, Caparol Forschung und Entwicklung

Weitere Informationen: CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Roßdörfer Straße 50, 64372 Ober-Ramstadt Tel. (06154) 71-0, Fax (06154) 71-713 91 info@caparol.de, www.caparol.de

VFT-Seminar 2017 Am 16. und 17. November 2017 findet im Ramada-Hotel in Wiesbaden Niedernhausen das 24. Seminar „Fassadentechnik in der Praxis“ statt, veranstaltet vom VFT – Verband für Fassadentechnik e. V. Schwerpunkte sind: –– Recht für Baupraxis im Fassadenbau –– Fassadensanierung unter dem Aspekt des Sanierungsstaus: Anamnese – Befund – Beurteilung – Therapie –– Funktionale Fassaden mit Lichttechnik und effektivem Sonnenschutz

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Auch in diesem Jahr werden neben Fassadenplanern, Ingenieuren, Fassadenbauern und Vertretern der Systemhäuser wieder Studierende der DHBW Mosbach, der Fachschule für Glastechnik in Vilshofen und der Bundesfachschule Metallhandwerk Northeim dabei sein. Weitere Informationen:

VFT Verband für Fassadentechnik e. V. Ziegelhüttenstraße 69, 64832 Babenhausen, Sitz: Frankfurt/M. Tel. (06073) 712-650 info@v-f-t.de, www.v-f-t.de

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KIGALI CONVENTION COMPLEX DAS NEUE WAHRZEICHEN VON RUANDA

Bild 1.  Der Kigali Convention Complex in Ruandas Hauptstadt ist mit seinem prägnanten Kuppelbau neues Wahrzeichen des Landes

Jochen Paul 2004 wurde das Münchner Büro Spacial Solutions mit der Planung des Kigali Convention Complex (KCC) in Ruanda beauftragt. Die Regierung unter Präsident Paul Kagame sah das Bauvorhaben in der Landeshauptstadt als Schlüsselprojekt auf dem Weg des aufstrebenden Landes zu einem modernen Dienstleistungs­ standort in Ostafrika und das Projekt selbst als „best practice“ für Qualität, nachhaltige Planung, energiesparendes Bauen und die Stärkung der einheimischen Wirtschaft. Das Projekt zeigt aber auch, dass das Planen und Bauen in den jungen afrikanischen Nationalstaaten nicht immer ganz einfach ist. Das von Ruandas Präsident Paul Kagame initiierte Projekt wurde am 8. Juli 2016 anlässlich eines Gipfeltreffens aller afrikanischen Staatsoberhäupter feierlich eröffnet. Herzstück des mit 300 Millionen $ budgetierten Kigali Convention Complex ist der zentrale Kuppelbau des für bis zu 2.600 Personen ausgelegten Kongresszentrums. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist ein Fünf-Sterne-Hotel mit ca. 300 Zimmern und Suiten. Noch nicht realisiert ist ein

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aus fünf Bürogebäuden bestehender Business Park sowie das Rwanda Museum – ein Ort, der die Geschichte des Landes von seiner Gründung über die Unabhängigkeit 1962 und den Genozid von 1994 bis in die Gegenwart behandeln soll. Die drei wesentlichen Funktionseinheiten sind in einen Campus eingebettet, der von einer Parklandschaft umschlossen wird. Durch die Hügellage wirkt der Kuppelbau des KCC nicht nur für Kigali, sondern für ganz Ruanda als Wahrzeichen. Damit hat Kigali nicht nur ein modernes, multifunktionales Stadtviertel erhalten, sondern auch einen Ort, an dem der erfolgreiche politische und gesellschaftliche Wandel des wirtschaftlich aufstrebenden Landes ablesbar wird.

Traditionell inspirierte Fassade Mit dem angrenzenden – bis dato noch nicht realisierten – IT-Office Park und dem benachbarten, von Radisson Blu betriebenen Fünf-Sterne-Hotel bietet das Convention Cen-

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ter auch weit über die Landesgrenzen hinaus einen Ort der Begegnung. Die durchgehende Plattform, die den IT-OfficePark und das Convention Center verbindet, dient den Bürgern des Landes als Marktplatz und Treffpunkt. Erst der Bau des Convention Hotels machte den KCC zu einer Gesamtanlage, die hochrangige, internationale Großveranstaltungen ermöglicht. Seine geschwungene ­äußere Form leitet sich von dem angrenzenden Kreisverkehr mit dem prägnanten Brunnen in seiner Mitte ab. Die drei Flügel der Hotelanlage bilden einen geschützten Innenhof, zu dem sich die sechsgeschossige Eingangshalle, die Bar, ein Restaurant und der Wellnessbereich öffnen. So wird das Hotel zu einem Ruhepol im hektischen Alltag der Hauptstadt. Um den solaren Wärmeeintrag zu minimieren, verschatten farbige Metalllamellen 30 % der Fensterflächen der von traditionellem Flechtwerk inspirierten Straßenfassade. Zum Innenhof schützen umlaufende Tröge mit üppiger Bepflanzung vor zu viel Sonneneinstrahlung.

Faszinierender Kuppelbau Das in Kooperation mit Integral Ruedi Baur entwickelte gestalterische Konzept des KCC abstrahiert die Farben und Formen des Landes: Während sich die Farbgebung der Hotelfassade von landestypischen Stoffen und Textilien ableitet, ist die fast 40 m hohe und 60 m frei spannende Stahl-

kuppel des Convention Centers in ruhigen mineralischen Töne gehalten. Ihre Konstruktion ist in vielfacher Hinsicht einmalig: Während die Spirale ein wichtiges Thema des ruandischen Kunsthandwerks aufgreift, hat das Kuppelmotiv der dynamisch ansteigenden stützenfreien und begehbaren Kon­ struktion seine Wurzeln in der traditionellen afrikanischen Architektur der Rundbauten. Prominentestes Beispiel dafür ist der im ca. 100 km südlich der Hauptstadt Kigali gelegene frühere Palast von König Mutara III. Rudahigwa, der Ruanda von 1931 bis 1959 regierte. Zudem ist die filigrane Tragkonstruktion der Kuppel äußerst sparsam im Einsatz von Ressourcen – ein wichtiger Aspekt, denn Ruanda liegt ca. 2.000 km von internatio­ nalen Seehäfen entfernt. Der unter der Kuppel gelegene Plenarsaal erhält von oben Tageslicht. Der innere Luftraum wirkt wie ein „solar chimney“, in dem die warme Luft auf natürliche Weise nach oben aufsteigt – ein Aspekt des u ­ mfassenden und für tropische Regionen exemplarischen Nachhaltigkeitskonzeptes, bei dem u. a. Blockheizkessel, Kühlung mit Abwärme und ein Grauwassersystem realisiert wurden. Die Planung erfolgte vollständig nach deutschen Normen und Planungsphasen. Spacial Solutions war als „lead consultant“ mit 20 Subunternehmern verantwortlich für die Generalplanung und die Bauleitung des Gesamtkomplexes.

Elbphilharmonie, Hamburg

© Cordelia Ewerth

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Bild 2.  Die schattenspende Fassade des Convention Hotels ist vom traditionellen Flechtwerk inspiriert

Konstruktionsdetails Die Stahlkonstruktion des Kuppel-Haupttragwerks ist mittels verschweißter Stahlhohlprofile in Dreiecksmaschen aufgelöst. Als Nebentragwerk führen außen und innen begehbare Wartungsstege spiralförmig bis zum höchsten Punkt

der Kuppel. Der äußere Steg dient dabei gleichzeitig der Verschattung, der innere Steg ist auf der Unterseite mit Streckmetall und schallschluckendem Material belegt und damit akustisch wirksam. Die äußere Fassade der Kuppel besteht aus transluzenten, 20 m langen ETFE-Membranen, die horizontal je-

Bild 3.  Schnitt: Die Konstruktion der Kuppel ist in vielfacher Hinsicht einmalig

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Bild 4.  Schnitt AA (Grafiken 3 und 4: Special Solutions GmbH)

weils zwischen zwei Stege gespannt sind und vertikal im Abstand von 1,50 m von einem in einer Stofftasche geführten Stahlkabel am Haupttragwerk befestigt werden, um Winddruck und Windsog standzuhalten. Im oberen Drittel der Kuppel ist zusätzlich ein von Spacial Solutions International zusammen mit MüllerBBM entwickeltes Diffusornetz angebracht, das aus Schallschutzgründen bei tropischem Starkregen die Wassertropfen zerstäubt, bevor sie auf die ETFE-Membran treffen.

Entscheidend dabei ist das Verhältnis von Abstand zur ETFE-Membran und Maschenweite.

Bauen mit Handicap Elf Jahre nach Beauftragung kündigte der Bauherr, Ultimate Concepts Ltd., im Januar 2015 nach diversen Umplanungen, daraus resultierenden Planungsverzögerungen und entsprechenden Nachträgen bei einem Fertigstellungs-

Textile Hüllen – Bauen mit biegeweichen Tragelementen

Michael Seidel Textile Hüllen – Bauen mit biegeweichen Tragelementen Materialien, Konstruktion, Montage 2008. 234 S. € 59,– ISBN 978-3-433-01865-1 Auch als erhältlich

Diese fundierte Untersuchung über den Einfluss von Materialherstellung und Montage auf den Tragwerkstypus bietet eine kategorisierte Darstellung und Bewertung des komplexen Planungs- und Herstellungsprozesses zugbeanspruchter Konstruktionen. Mit einem Geleitwort von Werner Sobek.

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Bild 5.  Mockup für die Kuppelfassade im Maßstab 1 : 1 – links mit verdunkelten Scheiben

grad von knapp 60 % die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Generalunternehmer BCEG Ltd. und infolgedessen auch mit der Spacial Solutions International GmbH als Generalplaner. Während das Hotel und das Kongresszen­ trums in ihrer äußeren Erscheinung zu diesem Zeitpunkt weitgehend fertiggestellt waren, hatte der Innenausbau des Kuppelbaus noch nicht begonnen. Nach einem de facto-Baustopp von ungefähr sechs Monaten wurde im Sommer 2015 ein türkisches Bauunternehmen als „Design & Build Contractor“ mit der (pro­ visorischen) Fertigstellung des Convention Centers zur Eröffnung des African Union Summit am 8. Juli 2016 beauftragt – was grundlegende Veränderungen für den Innenausbau der Kuppel mit sich brachte. Geplant war der Kuppelbau als zweischalige Kon­ struktion, deren innere Fassade aus drehbaren Vertikallamellen besteht, die als innenliegender Sonnenschutz funktionierten. Um für Veranstaltungen optimal kontrollierbare

Lichtverhältnisse zu schaffen, sollten die Lamellen gleichzeitig zur Verdunkelung dienen. Wie bei derart komplexen Projekten auch in den USA und Europa nicht unüblich, wechselten die Berater- und Projektsteuerungsteams auf Bauherrenseite mehrmals. Infolgedessen kam es bei den Anforderungen in Bezug auf Raumprogramm und -nutzung wiederholt zu Veränderungen und in deren Folge zu Verzögerungen – eine immense Herausforderung für den Zeit- und Kostenrahmen, der den Planern zur Verfügung stand. Vorübergehend sollte der Plenarsaal z. B. auch als Theatersaal genutzt werden können, was Änderungen in Bezug auf den Schallschutz und die Verdunkelung nach sich gezogen hätte. Die Forderung, den Saal komplett verdunkeln („total blackout“) zu können, wurde in einer späteren Planungsphase vom Bauherrn wieder fallen gelassen, sodass es Spacial Solutions International letzten Endes g­ elang, das Konzept einer natürlichen Belichtung zu retten.

Neue Konstruktionsdetails

Bild 6.  Zumindest das Konzept der natürlichen Belichtung des Plenarsaals konnte ­gerettet werden

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Die überarbeitete Planung sah für die innere Fassade der Kuppel starre Dreieckselemente vor. Um das Gewicht der inneren Schale möglichst gering zu halten, sind die bis zu 7 m langen Elemente als Faltkonstruktion geplant, bei denen jeweils der eine Schenkel geschlossen und gedämmt, der andere Schenkel dagegen verglast ist. Bedingt durch die Spiralform der Kuppel, weist jedes Element eine leicht unterschiedliche Form, Größe und Krümmung auf. Bei den perforierten, akustisch aktivierten Flächen handelt es sich um Hyparschalen. Die verglaste Dreiecksseite besteht aus elektrochromem VSG-Glas, wie es inzwischen auch im Automobilbau Einzug gehalten hat. SageGlass, der Hersteller aus den USA, mit dem Spacial Solutions International diese Lösung gemeinsam entwickelte, hatte ein Glas mit einer Tageslichtdurchlässigkeit von lediglich 2 % im verdunkelten Zustand im Sortiment. Dabei war zur Optimierung des Sonnenschutzes die äußere Scheibe der Gläser nach außen hin zu-

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Bild 7.  Mit dem KCC hat Kigali ein modernes, multifunktionales Stadtviertel erhalten

Bild 8.  Die transluzente Hülle der Kuppel entfaltet vor allem am Abend ihre faszinierende Wirkung (Fotos 1, 2, 5, 6–8: Spacial Solutions GmbH, Gabriel Dusabe)

sätzlich leicht verspiegelt. Zur Überprüfung der Wirkungsweise wurde ein ca. 15 m hohes 1 : 1 Mockup eines Segments der Kuppel errichtet. Aus klimatischen Gründen war geplant, die Rückseite der Innenschale ebenso wie das Haupttragwerk komplett weiß zu lackieren. Zusätzlich war vorgesehen, den Raum zwischen innerer und äußerer Membran zu hinterlüften. Auf dem inneren Wartungssteg sind um die gesamte Kuppel herum LED-Leisten verlegt, die nach dem Prinzip der additiven Farbmischung (RGB) das gesamte Farbspektrum abbilden können – die Reflexion des Lichts auf der weiß lackierten Rückseite der Dreieckselemente bringt die äußere Membran optisch zum Leuchten. Vor allem aufgrund des mit der festgesetzten Deadline für die Eröffnung verbundenen Zeitdrucks – das Projekt musste bis zum African Union Summit am 8. Juli 2016 fer-

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tiggestellt sein – hat der neue Generalunternehmer die innere Schale bis dato nicht ausgeführt. Mit dazu beigetragen hat die Tatsache, dass die komplexen 3-D/BIM-Unterlagen für die Detailplanung und die Fertigung der inneren Schale beim ursprünglichen Generalunternehmer verblieben. So wurde stattdessen provisorisch ein zylinderförmiger Innenraum in die Kuppel eingestellt, der Blick in die hohe lichte Kuppel wird einstweilen von einer flachen geschlossenen Decke verstellt. Es bleibt zu hoffen, dass dies möglichst bald revidiert und der Plenarsaal in der ursprünglich geplanten Fassung fertiggestellt wird. Weitere Informationen:

Spacial Solutions GmbH Brienner Straße 46, 80333 München Tel. (089) 547 26 59 10, Fax (089) 547 26 59 29 info@spacial-solutions.com, www.spacial-solutions.com

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Mineralwerkstoff für die Fassade

Mineralwerkstoff: multifunktionales Talent für die Gebäudehülle Ob im privaten Wohn- oder im Objektbau – als Theke, Arbeitsplatte oder Wandverkleidung: Es gibt kaum einen Anwendungsbereich, für den Mineralwerkstoff nicht geeignet ist. Verstärkt findet das vielseitige Material Verwendung im Fassadenbau. Hier spielt es seine Stärken in Sachen Ästhetik, Funktionalität und Designvielfalt bei Wind und Wetter nachhaltig aus.

gegeben ist. Das enthaltene Acryl macht diese Mineralwerkstoffgruppe zusätzlich äußerst UV-beständig – ein entscheidendes Argument für den Einsatz acrylgebundener Mineralwerkstoffe im Außenbereich, wie etwa für Fassadenverkleidungen.

Mineralwerkstoff – nachhaltiges Multitalent für die Fassade Dem Innenausbau entwachsen, hat sich Mineralwerkstoff längst auch im modernen Fassadenbau als High-Tech-Material einen Namen gemacht. Hier überzeugt er nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten, sondern auch mit ausgeprägten funktionalen Eigenschaften und konstruktiven Vorzüge.

Polyester- und acrylgebundene Mineralwerkstoffe Im Allgemeinen werden zwei Arten Mineralwerkstoffe unterschieden: acrylgebundene und polyestergebundene. Infolge der unterschiedlichen Zusammensetzung weisen beide Gruppen jeweils spezifische Eigenschaften auf und sind daher für unterschiedliche Anwendungen geeignet. Polyestergebundene Mineralwerkstoffe bestehen aus Aluminiumhydroxid sowie Polyesterharzen und finden vorzugsweise Verwendung im Innenausbau von Objektund Wohnbauten, in der Gastronomie, in Laboren sowie im Schiffsbau. Weitaus häufiger fällt die Wahl von Planern und Architekten auf acrylgebundene Mineralwerkstoffe. Sie setzen sich zu ca. 1/3 aus Acryl und zu ca. 2/3 aus natürlichen Mineralien sowie Pigmenten mit dem Hauptbestandteil Aluminiumhydroxid zusammen. Der wesentliche Unterschied liegt in der thermischen Verformbarkeit, die bei der polyestergebundenen Variante nur beschränkt

Zusätzlich zur Resistenz gegen UV-Verfärbungen zeigt sich Mineralwerkstoff gegen viele andere Witterungs- und Umwelteinflüsse extrem beständig: So hält die porenlose Oberfläche Nässe, Hitze oder Frost mühelos stand. Auch Tauwasser oder Salz können dem Material nichts anhaben. Seine hohe Stoßfestigkeit schützt Mineralwerkstoff zudem gegen Hagelschlag oder Vandalismus – selbst große Verschmutzungen, beispielsweise durch Graffiti, lassen sich spurlos entfernen. Sie können durch Abschleifen schnell und einfach vor Ort beseitigt werden, ohne dass Platten erst umständlich ausgetauscht werden müssten. Bei alltäglichem Straßenschmutz und Staub helfen i. d. R.aber schon haushaltsübliche Reinigungsmittel. Auch Bakterien und Ablagerungen – wie etwa Moose und Pilze – finden auf der glatten und Oberfläche so gut wie keinen Halt. Das macht sie besonders hygienisch, bewahrt nachhaltig eine hochwertige Optik sowie die angenehme Haptik des Materials. Durch seine schallisolierenden Eigenschaften senkt Mineralwerkstoff außerdem den Lärmpegel im Gebäude. Darüber hinaus verfügen die pflegeleichten Mineralwerkstoffplatten für den Außeneinsatz über ein ausgezeichnetes Brandverhalten und erfüllen bei allen gängigen Herstellern die Brandschutzklasse Bs1- d0 gemäß EN-13501–1.

Bild 1.  Am Bahnhof Schwäbisch Gmünd verbindet eine mit Mineralwerkstoff verkleidete Unterführung Nord- und Südstadt; unregelmäßige Auswölbungen sind durch LED-Beleuchtung effektvoll in Szene gesetzt

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Mineralwerkstoff für die Fassade

Bild 2.  Die unregelmäßigen Ausbuchtungen des Mineral­ werkstoffs sind via Thermoforming gefertigt, Dehnungsfugen fangen die thermische Ausdehnung des Mineralwerkstoffs auf und sorgen für eine Hinterlüftung der Fassade (Fotos 1 und 2: Burkhard Walther)

Bild 3.  Die Fassade des Motel One London Tower Hill besteht aus extra groß dimensionierten Mineralwerkstoffplatten in einer Breite von 1500 mm – so wirkt sie besonders puristisch und beinahe wie aus einem Guss.

Die funktionalen und ästhetischen Eigenschaften von Mineralwerkstoff überzeugten auch beim Designwettbewerb zur Neugestaltung der Bahnhofsunterführung in Schwäbisch Gmünd anlässlich der Landesgartenschau 2014. Besonderen Wert legte das leitende Architekturbüro auf einen unkomplizierten, aber robusten Werkstoff, der zahlreichen Besucherströmen standhält und mutwilliger Zerstörung trotzt. So erhielt die Unterführung zwischen Süd- und Nordstadt eine Verkleidung aus geschwungenen weißen Mineralwerkstoff-Bändern – gefertigt von Rosskopf + Partner unter Projektleitung des langjährigen Partners 5D Engineering. Die 2,50 m langen Werkstoffplatten sind mittels Edelstahl-Hinterschnittankern an Agraffen fixiert und reversibel in die Aluminium-Unterkonstruktion eingehängt. Diese wiederum reflektiert effektvoll mehrere beleuchtete Aufwölbungen in der Mineralwerkstofffassade. Hier sind programmierbare LEDs platziert, die die Unterführung mit unterschiedlichen Farbspielen in Szene setzen. Horizontale und vertikale Fugen nehmen die thermischen Materialausdehnungen auf und sorgen für eine ausreichende Hinterlüftung der Verkleidung.

Konstruktive Vorzüge Optimal spielt Mineralwerkstoff seine Stärken bei vorgehängten und hinterlüfteten Fassaden aus, die Wärmedämmung und Witterungsschutz funktional trennen. Mit der passenden Unterkonstruktion sind auch die Anschlüsse an Dach, Boden oder Fensterbänke kein Problem. Möglich sind beispielweise sichtbare Befestigungssysteme mit Klammern oder Nieten sowie unsichtbare Lösungen mittels Hinterschnittankern. Von Vorteil ist dabei das geringe Gewicht

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Bild 4.  Für wechselnde Lichteffekte sind die transluzenten Mineralwerkstoffplatten mit einer wabenartigen Struktur hinterfräst – über ein computergesteuertes RGBFarbrad werden sie beleuchtet (Fotos 3 und 4: Nick Kane Photography)

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des Werkstoffs, so dass auch der Einsatz groß dimensionierter Paneele mit Höhen von bis zu 5 m möglich ist. Diese können auf unterschiedliche Weise verbunden werden: über offene Fugen (mit oder ohne Rückverblendung), als überlappende Paneele oder mit Nut- und Federverbindung. Dank der vollständigen Durchfärbung des homogenen Werkstoffs stellen Kanten oder überkragende Fugen dabei keine optischen Einschränkungen dar. In jedem Fall muss aber eine Dehnfuge von 8–10 mm die thermische Expansion des Materials abfangen. Darüber hinaus sorgen die hervorragende Achsensteifheit und eine Biegefestigkeit – die je nach Plattendicke und Hersteller zwischen 50 und 78 MPa (DIN EN ISO 178) liegt – dafür, dass sich Mineralwerkstoff auch bei hohem Winddruck enorm beständig zeigt.

Highlights setzen

Bild 5.  Bürogebäude „Schönhauser Tor“: Der äußere Torbogen wird durch raster­ basierte LED-Hinterleuchtung mit beweglichen Mustern, Schriften oder Symbolen in Szene gesetzt

Durch ihre transluzenten Eigenschaften eignen sich ausgewählte Mineralwerkstoff-Optiken besonders für hinterleuchtete Anwendungen. Wird die Materialdicke reduziert, erhöht sich seine Lichtdurchlässigkeit. So erwacht beispielsweise die Mineralwerkstoff-Fassade des Motel One London Tower Hill bei Einbruch der Dämmerung zum Leben: Wie von Geisterhand beginnt sie zu leuchten und enthüllt ein regelmäßiges Muster in wechselndem Farbspiel. Hinter der eindrucksvollen Lichtinstallation steckt ausgefeilte Technik und präzise Handarbeit. Ein computerbasiertes Farbrad lässt dimmbare LEDs in verschiedenen RGB-Farben aufleuchten. Damit dies auch von außen zu sehen ist, haben die Verarbeitungsexperten von Rosskopf + Partner das polygonale Muster rückseitig aus den 12 mm starken Werkstoff-Platten gefräst. Das Engineering samt Projektleitung lag erneut bei dem Dresdner Büro 5D Engineering. Gleiches gilt für die Neugestaltung des Bürokom-

Bild 6.  Der Leonard Glass Cube war der weltweit erste Neubau, bei dem Mineralwerkstoff im Außenbereich zum Einsatz kam. In Form von vorgeblendeten Fassadenlisenen ­umspielt er den gläsernen Baukörper als Fortsetzung des Wegenetzes in der Vertikalen

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Mineralwerkstoff für die Fassade

Bild 8.  Innen- und Außenraum gehen auf mehreren Ebenen eine wechselseitige ­Beziehung ein, was Besuchern und Betrachtern unterschiedliche Wahrnehmungs­ perspektiven eröffnet (Fotos 6 und 8: Emanuel Raab)

Bild 7.  Schlichte Eleganz auch im Eingangsbereich innen (Fotos 5 und 7: Andreas Mikutta für Rosskopf & Partner)

plexes „Schönhauser Tor“ in Berlin, den die Mineralwerkstoff-Experten effektvoll in Szene gesetzt haben. Neben dem Empfangsinterieur besteht der Torbogen der Außenfassade aus weißem Mineralwerkstoff. Auf Basis einer rasterbasierten LED-Hinterleuchtung überraschen bewegliche Muster, Schriften oder Symbole die vorbeigehenden Passanten.

Neue Gestaltungsdimensionen Mit Mineralwerkstoff lassen nicht nur zwei-, sondern auch dreidimensionale Fassadenkonzepte realisieren. Aufgrund seiner thermoplastischen Eigenschaften kann acrylgebundener Mineralwerkstoff bei Temperaturen zwischen 160 und 175 °C beliebig verformt werden. So sind der planerischen Kreativität nahezu keine Grenzen gesetzt – perfekt für anspruchsvolle Corporate Architecture-Projekte. Der Leonardo Glass Cube in Bad Driburg ist dafür ein anschauliches Beispiel: Hier wurde Mineralwerkstoff weltweit erstmals als Fassadenmaterial verbaut, um Philosophie und Kultur des Unternehmens Glashaus und seiner Marke in Materie zu transformieren. Innen- und Außen-

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raum gehen auf mehreren Ebenen eine wechselseitige Beziehung ein, was den Besuchern unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven eröffnet. Zudem ist der Glass Cube über ein Wegenetz mit seiner Umgebung verknüpft, dessen organische Formen als Lisenen aus Mineralwerkstoff sowohl das Gebäude umspielen, als auch wesentliche Elemente in dessen Innenraum verkörpern. Die engen Radien der dreidimensionalen Volumenkörper waren dabei eine enorme Herausforderung. Für die Fertigung aller Mineralwerkstoff-Bauteile zeichnet ebenfalls Rosskopf + Partner verantwortlich.

Vorzüge von Mineralwerkstoff in der Fassadenanwendung –– extrem widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und UV-Verfärbungen –– hohe Stoßfestigkeit schützt vor Abnutzung und Vandalismus –– einfache Reinigung – sogar von Graffiti –– schwer entflammbar –– porenlose hygienische Oberfläche –– thermisch formbar für 3-D-Konzepte –– homogene Optik und große Farbvielfalt –– Transluzenz für Licht- und Oberflächeneffekte –– schnelle Installation und einfache Instandsetzung Weitere Informationen: Rosskopf + Partner AG 09573 Augustusburg-Hennersdorf Tel. (037291) 25-0, Fax (037291) 10 info@rosskopf-partner.com, www.rosskopf-partner.com

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Wärmedämmung/Paneele

Verbundelemente: sicher, farbig, wärmegedämmt Die Anforderungen an die Gebäudehülle werden immer komplexer. Gefordert sind Lösungen mit Blick auf Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umwelt. Hinzu kommen Gestaltungsfreiheit und gesetzliche Normen und Vorschriften. Mit LINIT Verbund­ elementen werden eine individuelle Fassadengestaltung, platzsparende und hocheffiziente Wärmedämmung und schlanke Konstruktionen von faszinierender Leichtigkeit möglich. LINIT Verbundelemente weisen einen kombinierten Schichtaufbau auf. Dadurch lassen sich alle erforderlichen Leistungen sowie DIN- und EN-Normen erfüllen. Architekten und Planer können aus unterschiedlichen Deckschichten wählen, z. B. Glas, Metall, Holz, Schichtstoff, Faserzement und Kunststoff. Ein Regenbogen an Farben und verschiedene Oberflächenbehandlungen lassen der Kreativität freien Raum.

Der Dämmkern (ab WLS 008, Dicken 14 bis 240 mm) sorgt für maximale Energieeinsparung bei Heizung und Kühlung. Mit zusätzlichen Funktionsschichten erfüllen die Elemente erhöhte Schalldämmwerte bis 55 dB, Brandschutz bis W90, durchschuss- und durchbruchhemmend. Die verschiedenen Funktionsschichten können auch kombiniert werden. Bei gleichwertigem Wärmeschutz glänzen LINIT Paneele mit deutlich schlankeren Abmessungen gegenüber konventionellen Baustoffen.

Garantierte Qualität LINIT Verbundelemente werden unter idealen Bedingungen gefertigt: in beheizten Hallen nach Kundenwunsch, maßgenau und mit Kantenausbildungen passend zur jeweiligen Pfosten-Riegel-Konstruktion. Das bedeutet ein Minimum an Bauzeit vor Ort. Montiert wird ganzjährig, ohne Ausfall durch Schlechtwetterperioden. Bei jedem Element garantiert Linzmeier für den objektspezifischen, schub- und zugfesten, praxisbewährten Materialverbund. Bei diffusionsoffenen inneren Deckschichten wird zusätzlich eine Dampfsperre eingebaut. Alle Elemente werden durch hochwertige Klebstoffsysteme verbunden, individuell getestet und auf die verwendeten Materialien abgestimmt. Beim Randabschluss kann zwischen hochwertiger Versiegelung und Folienabdichtung gewählt werden. Weitere Informationen:

Bild 1.  Das Lënster Lyzée in Junglinster/Luxemburg (Foto: Vitrolux)

Linzmeier Bauelemente GmbH Industriestraße 21, 88499 Riedlingen PF 1263, 88492 Riedlingen Tel. (07371) 18 06-0, Fax (07371) 18 06-96 Info@Linzmeier.de, www.Linzmeier.de

Bild 2.  Das Lycée Technique in Lallange/Luxemburg (Foto: Wolfgang Schwarz, Mayen)

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„Skyline“: ein Büro- und Wohnkomplex mit Weitblick

Bild 1.  Das bereits von weitem sichtbare Erkennungszeichen des Gebäudekomplexes „Skyline“ in Stuttgart bildet ein 75 m hoher Turm, der 146 Wohnungen und Appartements beherbergen wird

Am nördlichen Tor zur Stuttgarter Innenstadt entsteht derzeit ein neues Quartier, das sowohl moderne Büroflächen als auch hochwertige Wohnungen und Appartements zu bieten hat. Das bereits von weitem sichtbare Erkennungszeichen des Quartiers ist der Gebäudekomplex „Skyline“, der aus einem sechsgeschossigen Gebäude sowie einem angeschlossenen 75 m hohen Turm besteht, in dem 146 Wohnungen und Appartements entstehen, die ihren Bewohnern phänomenale Ausblicke auf Stuttgart und Umgebung versprechen. Für ein optimales Raumklima sowie das edle äußere Erscheinungsbild des Turmes sorgt u. a. eine hinterlüftete Fassadenkonstruktion.

gemietet werden können. Das oberste Stockwerk wird nach der geplanten Fertigstellung im dritten Quartal 2017 zwei Penthouse-Wohnungen mit jeweils ca. 185 m2 Wohnfläche beherbergen. Bereits Ende Oktober 2016 beendete Helmut Hartl von der Dodel Metallbau GmbH die Arbeiten an der Fassade des Wohnturms, für die das Unternehmen ca. 7.500 m2 Fläche mit einer gleichermaßen langlebigen wie attraktiven Konstruktion ausgestattet hat.

Das Theaterviertel, in dem das Projekt in die Höhe gewachsen ist, liegt als „bevorzugter Wohnlage“ in direkter Nähe zum Naherholungsgebiet Killesberg. Angenehm grünes Wohnen und eine hervorragende Verkehrsanbindung verbinden sich perfekt. Das sechsgeschossige, Z-förmige Sockelgebäude des „Skyline“ umfasst eine Bruttogeschoss­ fläche von ca. 10.000 m2. Hier werden Büros zu finden sein, die bereits von der „Mercedes-Hausbank“ Daimler Financial Services angemietet wurden. Der sich anschließende Wohnturm verfügt über 22 Geschosse, in denen später ca. 74 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sowie 72 möblierte Ein- und Eineinhalb-Zimmer-Wohnungen zu finden sein werden, die als sogenannte „Long-Stay-Appartements“

Mit durchschnittlich 12 Mitarbeitern war Helmut Hartl von April bis Oktober 2016 damit befasst, die Montage der Aluminium-Glas-Fassade am Wohnturm des „Skyline“ zu koordinieren. Zuvor hatten er und seine Kollegen bereits die hinterlüftete Fassadenkonstruktion am sechsgeschossigen Bürogebäude fertiggestellt. Die Basis für die vorgehängte, hinterlüftete Aluminiumfassade und die bodentiefen, dreifachverglasten Fenster bilden ca. 300 mm dicke Wände aus Stahlbeton. An ihnen wurden in einem ersten Schritt mehr als 4.300 Konsolen zur Aufnahme der Unterkonstruktion befestigt. „Um die Auswirkungen möglicher Wärmebrücken so gering wie möglich zu halten, haben wir für eine thermische Trennung zwischen Wand und Konsole gesorgt.

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Wärmebrücken minimiert

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des ‚Skyline‘ entschieden, auf allen Etagen mit zwei Dübeln je Platte zu arbeiten, womit dann auch gleich die errechneten Windsoglasten von bis zu 1,7 kN/m2 in den oberen Stockwerken zuverlässig abgeleitet werden“, erläutert Helmut Hartl. Die bauphysikalischen Eigenschaften und Vorteile ­einer hinterlüfteten Fassade unterstützen die Steinwolleplatten optimal: Der Hinterlüftungsraum führt durch seinen Luftstrom zuverlässig alle anfallende Feuchtigkeit ab. Gleichzeitig sind die mit einem schwarzen Vlies kaschierten Fixrock 035 VS Platten diffusionsoffen und sorgen damit aktiv für eine trockene Bausubstanz.

Aufgelockertes Erscheinungsbild in schwarz und silber Bild 2.  Zugeschnittene Dämmstoff-Rechtecke wurden in die Hohlräume der Konsolen eingeschoben. Zur Minimierung der Wärmebrücken wurden diese zudem von der Außenwand thermisch getrennt. Um die berechneten Windsoglasten in den oberen Geschossen zuverlässig abtragen zu können, entschied man sich für die Befestigung jeder Dämmplatten mit je zwei Dübeln.

Verschraubt wurden die Anker mit 8 × 85 mm Hilti-HUSSchrauben. Anschließend wurden die eigentlichen Tragprofile, in die später die Bekleidung aus Aluminiumpaneelen eingehängt wurde, an den Konsolen befestigt, bevor schließlich die Verlegung der Dämmung erfolgte.“ Bei einer Gesamtgebäudehöhe von 75 m kam für den Planer nur ein nichtbrennbares System aus Steinwolle infrage. Die eingesetzten Fixrock 035 VS Dämmplatten von ROCKWOOL mit einer Dicke von 180 mm sorgen dabei nicht nur für maximalen Brandschutz, sondern auch für die problemlose Erfüllung der energetischen Anforderungen. Darüber hinaus sind die Platten äußerst formstabil und lassen sich auch bei beengten Platzverhältnissen auf dem Gerüst problemlos und exakt zuschneiden, etwa für die Dämmung der Zwischenräume in den einzelnen Konsolen. „Verarbeitung und Montage der Platten waren einfach und schnell zu erledigen. Theoretisch eignet sich die Fixrock 035 VS sogar für die geprüfte Montage mit nur einem Dübel pro Platte. In Abstimmung mit den Technikern bei ROCKWOOL haben wir uns allerdings im Falle

Das Erscheinungsbild des Turmes wird maßgeblich von der Bekleidung mit schwarzen (RAL 9011) und eloxierten (Eloxal E6/EU1) Aluminiumpaneelen sowie den bodentiefen Verglasungen bestimmt. Eine Auflockerung erfährt die Fassade insbesondere durch die unterschiedlich großen Fenster-Aluminiumflächen. „Zwischen den Fenstern haben wir 3.000 mm hohe, schwarze Paneele aus pulverbeschichtetem Aluminium eingehängt. Da die Fenster unterschied­ liche Breiten aufweisen und versetzt angeordnet sind, sind die Aluminiumpaneele zwischen 660 mm und 2.700 mm breit. Den Kontrast zu den dunklen Flächen bilden das Gebäude horizontal umlaufende Bänder aus silber-eloxierten Aluminiumpaneelen. Beide Bekleidungen werden über die gleichen Konsolen gehalten, was rechnerisch etwa 5 kN kg pro Schraube entspricht“, so Helmut Hartl. Vor allem der detailgenaue Anschluss der Aluminiumpaneele an die Glasfronten gestalte sich aufwendig, erläutert der Obermonteur die technischen Besonderheiten bei diesem Projekt. Nur ein millimetergenaues Einmessen der Unterkonstruktion stellte sicher, dass später ein quasi fugenfreies Erscheinungsbild der Fassade erreicht wurde. Bei der Verarbeitung ging es dann um ein gutes Auge, konzentriertes Arbeiten und einen sicheren Stand: „Unsere Monteure mussten hier oben wirklich frei sein von Höhenangst. Auf der 17. Etage haben wir uns in etwa 60 Metern Höhe über Boden befunden – das verträgt nicht jeder. Aber unsere hier eingesetzten Mitarbeiter waren trittsicher und schwindelfrei“, berichtet Helmut Hartl. Bautafel Büro- und Wohnkomplex „Skyline“, Stuttgart ■■ Bauherr und Ausführungsplanung: Bülow Aktiengesellschaft, Stuttgart ■■ Städtebau und Konzept Architektur: Structurelab GmbH, ­Düsseldorf ■■ Ausführung Fassade: Dodel Metallbau GmbH, Ulm ■■ Technische Beratung: Deutsche ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG, Gladbeck

Weitere Informationen: Bild 3.  Das Erscheinungsbild des Turmes wird maßgeblich von der Bekleidung mit schwarzen und eloxierten Aluminiumpaneelen sowie bodentiefen Verglasungen bestimmt (Fotos: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG)

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DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG Rockwool Straße 37–41, 45966 Gladbeck Tel. (02043) 408-0, Fax (02043) 408-570 info@rockwool.de, www.rockwool.de

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Wärmedämmung/Paneele

Fassadenpaneel: Kombinationsmöglichkeiten abseits vom Standard „Das ist ein Industriebau, als Architekt oder Planer ist man betreffend optischer Gestaltung mangels innovativer Bauprodukte leider eingeschränkt.“ Diese Aussage von Planern gegenüber den Bauherren gehört ab sofort der Vergangenheit an, denn das österreichische Familienunternehmen BRUCHA mit jahrzehntelangem Know-how hat sich der Thematik angenommen und mit dem äußerst innovativen Fassadenpaneel FP-P SELECT ein Produkt mit höchstmöglichem Freiraum zur optischen Gestaltung entwickelt. Ab sofort ist es möglich, ein ausgereiftes Produkt hinsichtlich Wärmedämmung und Statik mit va­ riantenreichen Oberflächen zu gestalten. Am Paneelkonfigurator können Planer ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Kombinationsmöglichkeiten abseits Bild 1.  Fassadenpaneel mit variabler Provom Standard entwickeln. filkombination innerhalb einer Baubreite Die perfekte Ergänzung zu diesem Produkt ist eine besondere Farbgebung der Hallenaußenseite durch eine „irisierende Zweischichtbeschichtung“ der vorgefertigten Stahlblech-Außenschale. Zusätzlich zu o. a. neuem Fassadenpaneel gibt es für Architekten zahlreiche Möglichkeiten individueller Fassadengestaltung. Fassadenvorsatzsysteme aus Cortenstahl, ALU-Wabenblech oder Eternit erweitern die Vielfalt individueller Gestaltungsmöglichkeiten. Das GSP® Glas Sandwich Pa-

Bild 3. GSP ® Glass Sandwich Panel (Foto: Olaf Becker, iconic skin)

Bild 4.  Vorsatzschale aus Eternit (Fotos 1, 2 und 4: BRUCHA)

nel mit einer Paneellänge bis 16 m schafft im IndustrieDesign eine neue Dimension. Das Unternehmen BRUCHA ist zertifiziert entsprechend dem Umweltmanagement-System ISO 14001. Alle Paneeltypen mit Polyurethan- und Mineralwollkern sind in der EPD Umweltdeklaration nach ISO 14025 und EN 15804 erfasst und die Werte können im dgnb-Navigator (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) hinsichtlich Ökobilanzdaten online exportiert werden. Mit dem Komplettangebot können mit hochwertigen Paneellösungen für Wände, Decken, Türen, Fenster und einem umfassenden Systemzubehör individuelle Bauprojekte höchst wirtschaftlich und effizient errichtet werden. Sämtliche Produkte werden im eigenen Werk in Nieder­ österreich bei Wien hergestellt und für die europäischen Märkte geprüft. Neuerdings wurde die Produktpalette im Bereich Bandschutzpaneele auf Dämmdicken bis 240 mm erweitert, um den Ansprüchen an Statik und Isolierwerte noch besser gerecht zu werden. Weitere Informationen:

Bild 2.  Vorsatzschale aus Aluminium-Wabenblech

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BRUCHA Gesellschaft m.b.H Ing. Michael Gerster, Vertriebsleitung Rusterstraße 33, A-3451 Michelhausen/Österreich Tel. +43 2275 58 75 1100 sales@brucha.at, www.brucha.com

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Wärmedämmung/Paneele

Transluzente Wärmedämmung für die University of Iowa Steven Holl Architects, New York, plante in Zusammenarbeit mit BNIM Architects das Gebäude der Visuellen Künste für die Universität von Iowa. Das Bauwerk bietet auf 11.706 m 2 loftartigen Raum für die Institute Keramik, Skulptur, Metall, Fotographie, Drucktechniken und 3D Multimedia sowie Studios, Büros und Ausstellungsflächen. Es ersetzt das ursprüngliche Gebäude von 1936, welches durch Überschwemmungen des Campus im Jahr 2008 stark beschädigt wurde. Das neue Gebäude der Visuellen Künste für die Universität von Iowa bildet zusammen mit dem 2006 von Steven Holl Architects geplanten Art Building West einen Campus der visuellen Künste und wurde am 7. Oktober 2016 eröffnet. Am 5. Dezember 2016 erhielt das Gebäude den Best oft he Year Award des Interior Design Magazine. Damit diffuses Licht ins Innere des Gebäudes gelangen kann, gleichzeitig Wärmedämmung und Sonnenschutz vorhanden ist, setzen die Architekten auf die transluzente Wärmedämmung (TWD) und die Sonnenschutzeinlage der Herforder WACOTECH GmbH & Co. KG. Insgesamt sind in der doppelschaligen Profilglasfassade 2.085 m2 der transluzenten Wärmedämmung TIMax GL und 2.155 m2 TIMax LT Sonnenschutzeinlage im Profilglas Lamberts Linit P26/60/7 verarbeitet. Das transluzente Glasgespinst TIMax GL erzielt einen Wärmedurchgangskoeffizient von Ug = 1,4 W/(m2K) und einen Sonnenschutz von g = 0,43. Das lichtstreuende und lichtdurchlässige Produkt bietet ein angenehmes Raum-

Bild 2.  Das lichtstreuende und lichtdurchlässige Glasgespinst bietet ein angenehmes Raumklima durch eine schlagschattenfreie Verteilung des einfallenden Lichtes sowie Sonnen- und Blendschutz (Foto: Iwan Baan)

klima durch eine schlagschattenfreie Verteilung des einfallenden Lichtes sowie Sonnen- und Blendschutz und damit einhergehend Schutz vor sommerlicher Überhitzung. Die an der Innenseite der inneren Glasbahn montierte transluzente Glasgewebebahn TIMax LT reduziert in Kombination mit TIMax GL den Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) der Profilglasfassade von 0,43 (TIMax GL) auf 0,27 (TIMax

Bild 1.  Das Gebäude der Visuellen Künste für die University of Iowa (Steven Holl Architects, New York)

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Wärmedämmung/Paneele Bautafel Visual Arts Building der University of Iowa, Iowa City/USA ■■ Bauherr: Universität of Iowa, Iowa City/USA (https://uiowa.edu) ■■ Architekten: Steven Holl Architects, New York/USA (www.stevenholl.com) ■■ Assoziierte Achitekten: BNIM Architects, Kansas City/USA (www.bnim.com) ■■ Glasbauer: Bendheim Wall Systems Inc., Passaic/USA (www.bendheimwall.com) ■■ Profilglas: Lamberts Linit P26/60/7 (www.lamberts.info) ■■ Transluzente Wärmedämmung: WACOTECH GmbH & Co. KG, Herford (www.wacotech.de)

GL mit TIMax LT kombiniert), so dass in vielen Fällen auf eine außen liegende Verschattung verzichtet werden kann. Zudem erzeugt das Produkt eine gleichmäßige, stoffähnliche Optik auf der Fassadeninnenseite.

ÜBERLEGENE TECHNOLOGIE vom Weltmarktführer Isolierglasdichtstoffe

Weitere Informationen:

Bild 3. Auf eine außen liegende Verschattung des Gebäudes kann verzichtet werden (Fotos 1 und 3: Eric Dean)

WACOTECH GmbH & Co. KG Nobelstraße 4, 32051 Herford Tel. (05221) 763 13-0, Fax (05221) 763 13-29 info@wacotech.de, www.wacotech.de

Messe rund ums Glas Die Messe glasstec, die vom 23. bis 26. Oktober 2018 in Düsseldorf stattfindet, ist die weltweit größte und internationalste Fachmesse der Glasbranche und ihrer Zulieferer. Mehr als 1.235 nationale und internationale Aussteller aus 52 Ländern präsentierten auf der glasstec 2016 den 40.200 Besuchern zukunftsweisende Bearbeitungstechniken, neue Glasanwendungen und aktuelle Produktinnovationen aus den Bereichen Glasindustrie, Glasmaschinen- und Anlagenbau sowie dem Glaserhandwerk. Das Angebotsspektrum der Glasmesse Düsseldorf umfasst dabei Glasherstellung, Produktionstechnik, Glasbearbeitung und -veredelung, Werkzeuge, Ersatz-

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und Verschleißteile, Mess-, Steuer- und Regeltechnik für Glas- und Glasmaschinen, Glasanwendung im Bau- und Fassadenbereich, sowie Solarenergie, transparente Wärmedämmung, Displayglas und Lasertechnologien. Verschiedene Sonderschauen und Konferenzen beleuchten darüber hinaus aktuelle Themen der Branche und geben neue Impulse für die Architektur.

KÖDILAN LED Die Innovation für mediale Glasfassaden

Weitere Informationen: Messe Düsseldorf GmbH PF 10 10 06, 40001 Düsseldorf Messeplatz, Stockumer Kirchstraße 61 40474 Düsseldorf Tel. (0211) 45 60-01, Fax (0211) 45 60-668 info@messe-duesseldorf.de, www.glasstec.de

www.koe-chemie.de

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Innovative Zukunftsprodukte für die Fassade Auf der BAU München präsentiert das österreichische Familienunternehmen BRUCHA seine vielfältigen Möglichkeiten durch Einsatz unterschiedlichster Oberflächen absolute Besonderheiten in die Fassade zu bringen. Mit geringer Investition große Wirkung abseits vom Standard schaffen, ist das Motto, wie beispielsweise die trendige Carbon-Optik (Bild 1), Corten-Stahl (Bild 2) oder auch irisierende bzw. Metallic-Oberflächen (Bild 3). Grenzenlose Möglichkeiten im außergewöhnlichen Fassaden-Design treffen dabei auf die kreativen Gestaltungsimpulse der Architekten und Planer – nun auch im Industriebau.

Das BRUCHA Leistungsspektrum: Planung, Produktion und Montage – alles aus einer Hand –  Kühl- und Tiefkühlzellen: SchlossZelle Classic – €CO-Box – einfache Selbstmontage –  BRUCHAPaneel PU für den Großkühlhausbau –  BRUCHAPaneel PU für den Industriehallenbau –  BRUCHAPaneel Brandschutz aus Mineralfaser für Dach, Wand und Fassade –  BRUCHAPaneel Solidboard® –  Prüfkammern –  verschweißte Fußböden und Wände in Edelstahl 4301-V2A –  Rammschutzlösungen in Edelstahl oder Kunststoff Türen und Tore –  Kühl- und Tiefkühlraumtüren –  Betriebsraumtüren und Brandschutztüren –  Dreh- und Schiebetüren –  Pendeltüren und Streifenvorhänge Sonderbauten –  CA-Lagerräume, Klima- und Reiferäume, –  Kaltrauchräume, Labor- und Prüfräume, sowie Schockräume –  Reinräume für den Einsatz in der Lebensmittel-, Pharma- und Mikrotechnologie –  Hochregallager –  Sonderproduktionen – z. B. Edelstahlpaneele – mit Stoßverschweißungen für Lebensmittel-Verarbeitungsbetriebe mit höchsten Hygieneanforderungen BRUCHAPaneel Akustik – WP-A BRUCHAPaneel PU €CO-Dach BRUCHAPaneel PU Dach Lichtplatte – DP-L –  EPS-Styropor Wärmedämmplatten incl. Gefälledämmung

Bild 1.  Eckpaneele: Carbon-Optik und Premium SELECT in RAL 9005 Tiefschwarz

Das BRUCHAPaneel Fassade Premium SELECT bietet neben der großen Auswahl an Oberflächenbeschichtungen zusätzlich frei wählbare Profilvarianten innerhalb einer Baubreite, somit ist der Individualität in der Gestaltung keine Grenze mehr gesetzt. Die absolute Messeneuheit bzw. Neuheit in der Branche ist das Sandwichpaneel mit einer Glasoberfläche. In Kooperation mit Iconic Skin wurde das BRUCHAPaneel weiterentwickelt und ein Produkt geschaffen, das für Industrie- und Gewerbebauten einen innovativen Eye-Catcher bietet. Bei diesem Veredelungsprozess können die Glasscheiben individuell bedruckt und auch gehärtet werden – 6 mm TVG Glas –, um auch die entsprechende Sicherheit bieten zu können. Das außergewöhnlichste ist sicherlich, dass die Paneele bis zu 16 m hergestellt werden können. Das GSP® Glass Sandwich Panel (Bild 4) ist eine hoch wärmegedämmte Fassade mit sehr guten U-Werten, einer

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Bild 2.  Fassadenpaneel Corten-Stahl

ästhetischen Glasoberfläche und eine Systemlösung von transparenten bis zu oparken Oberflächenbereichen. Der Blick in die Zukunft gilt nicht nur dem Design, sondern in besonderem Maße auch dem Umweltmanage-

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Wärmedämmung/Paneele

Bild 3. BRUCHAPaneel Fassade-Profil 6 in Silvermetallic (Fotos 1–3: Brucha)

Bild 4. GSP ® Glass Sandwich Panel (Foto: iconic skin Olaf Becker)

ment. Die Produktion der BRUCHAPaneele erfolgt ausschließlich am Firmensitz in Niederösterreich und wird über die ISO 14001 Zertifizierung hinaus laufend hinsichtlich ressourcenschonendem Arbeitsablauf evaluiert. Sämtliche BRUCHAPaneele für Dach, Wand und Fassade mit Polyurethan- und Mineralwollkern haben das dgnb-Navigator Label erhalten, wo sich Planer und Archi-

tekten umfassend über die Produktqualität und Zertifizierung informieren können. Weitere Informationen:

BRUCHA Gesellschaft m.b.H Ing. Michael Gerster, Vertriebsleitung Rusterstraße 33, A-3451 Michelhausen/Österreich Tel. +43 2275 58 75 1100, sales@brucha.at, www.brucha.com

Schnelle, innovative Stahlverbindungen Lindapter Produkte bieten eine kostengünstige Alternative zum Bohren oder Schweißen. Um die Fassadenelemente an der gebogenen Stahlunterkonstruktion zu befestigen kamen im Einkaufszentrum ‚Stadtgalerie‘, Heilbronn, die vom Deutschen Institut für Bautechnik zugelassenen Klemmen Typ A und B zum Einsatz. 4 Hochfeste Stahlbauverbindungen 4 Einfache Montage mit Handwerkzeugen 4 Justierbar während der Montage 4 Für dauerhaften oder temporären Gebrauch 4 CE-Zeichen, DIBt und TÜV zugelassen 4 Kostenlose Verbindungsauslegung

Unseren aktuellen Katalog erhalten Sie unter Tel.: (0201) 94668860 oder www.Lindapter.de

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Befestigungstechnik

Plug & Play – mit der nicht sichtbaren Befestigung für Fassadenlatten aus Glasfaserbeton Aufgrund der hohen Nachfrage von Architekten und Planern nach einem nicht sichtbaren Befestigungssystem für öko skin präsentiert Rieder auf der BAU 2017 erstmals den Rieder Power Anchor. Dieser ermöglicht eine verdeckte Montage für die hand­ lichen Latten aus Glasfaserbeton. Die Betonelemente werden im Werk vorgebohrt und mit fertigem Montagesystem geliefert. Eine exakte Passgenauigkeit bei 30 % weniger Unterkonstruktion und bis zu 50 % weniger Montagezeit als bei Hinterschnitt­ ankern überzeugen auch Verarbeiter und Fassadenbauer. Bereits seit 2010 erobert öko skin Regionen und Gebäude­ arten, die bisher traditionellen Baustoffen wie Holz vor­ behalten waren. Die 1.800 mm langen Fassadenlatten aus Glasfaserbeton sind in einer Breite von 147 mm erhältlich. Die durchgefärbten Latten erzeugen durch ihre sandge­ strahlte Oberflächen ein lebendiges Erscheinungsbild an der Fassade und erweitern in zwölf Farben den Gestal­ tungsspielraum für die Gebäudehülle. Das authentische Erscheinungsbild von öko skin wird nun durch eine nicht sichtbare Befestigung verstärkt.

Bild 2.  Nicht sichtbare Befestigung für öko skin mit dem Blindbefestiger Rieder ­Power Anchor

Alles aus einer Hand – einfache Montage So leicht war der Umgang mit Beton noch nie. Mit dem neuen Rieder Power Anchor bietet Rieder eine besonders zeitsparende und wirtschaftliche Variante der Installation. Als Systemanbieter liefert Rieder alles aus einer Hand – von den vorgebohrten öko skin Latten über die back und front clips bis hin zur sekundären Unterkonstruktion. Die front clips werden mit dem Rieder Power Anchor an den vorgebohrten Latten befestigt – mit einem handelsüblichen Nietsetzgerät. Die vorgestanzten Hutprofile mit den back clips werden an die horizontale Konterlattung gebracht. Anschließend müssen die Latten nur noch in die back clips einhängt werden. Da alle nötigen Befestigungsmittel inklusive der vorge­ bohrten Paneele von Rieder bereitgestellt werden, ist ein Bohren auf der Baustelle nicht mehr nötig. Neben der Zeit­ ersparnis für das Bohren entfällt auch der Aufwand für die Reinigung und Absaugung des Bohrstaubes. Bei Fenster­ anschlüssen, Gefälle o. ä. können die Latten mit handelsüb­ lichem Werkzeug auf der Baustelle geschnitten und gebohrt werden. Spezielles Werkzeug wie bei Hinterschnittbohrun­

Bild 3.  Montage: front clip auf der Latte positionieren und den Blindbefestiger durchstecken (links), Zugstift mit Nietsetzgerät vollständig abziehen – durch die Spreizung beim Abziehen des Zugstifts verkrallt sich das Gewinde in die Platte und ergibt sehr hohe Auszugswerte (rechts) (Foto/Grafiken: Rieder Smart Elements GmbH)

gen ist nicht nötig. Durch die aufeinander abgestimmten Komponenten ist eine exakte Passgenauigkeit ohne detail­ lierte Fassadenplanung garantiert. Erste Referenzprojekte zeigen, dass mit diesem System nicht nur Material an der primären Unterkonstruktion eingespart werden kann, son­ dern auch bis zu 50 % weniger Montagezeit als bei der Be­ festigung mit Hinterschnittankern anfällt. Zudem stellt Rie­ der für den Rieder Power Anchor eine Statik zur Verfügung. Die Latten sind nicht nur bei der Installation leicht zu handhaben, sondern bringen im Laufe der Jahre keinen Wartungsaufwand mit sich. Die schmalen Paneele aus Glasfaserbeton müssen weder abgeschliffen noch gestri­ chen werden. Sie haben eine getestete Langzeitbeständig­ keit von 50 Jahren. Ein weiterer deutlicher Vorteil gegen­ über Holz ist die Brandschutzklasse A1 – nicht brennbar. Weitere Informationen:

Bild 1.  öko skin Latten aus Glasfaserbeton – nicht sichtbar befestigt

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Rieder Smart Elements GmbH Mühlenweg 22, 5751 Maishofen/Österreich Tel. +43 65 42 69 08 44, Fax +43 65 42 69 08 55 office@rieder.cc, www.rieder.cc

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Befestigungstechnik

Befestigung von Fassadenplatten: Unsichtbar ist wandelbar Hinterlüftete Fassaden mit puristischem, formbetontem Design liegen nach wie vor im Trend – kein Wunder, denn dank der Unterkonstruktion lässt sich die Gebäudehülle mit hochwertigen Fassadenplatten in ein faszinierendes Designobjekt verwandeln. Der Kreativität der Architekten sind kaum Grenzen gesetzt. Möglich werden solche Fassaden aber erst durch eine Befestigungstechnik, die die komplette Fixierung der Platten unsichtbar macht und die Oberfläche damit von störenden sichtbaren Befestigungspunkten befreit. Als Experte für innovative Hinterschnitttechnik und mit mehreren Tausend erfolgreich abgeschlossenen Projekten gehört KEIL seit Jahrzehnten zu den führenden Herstellern innovativer Befestigungslösungen. Bild 2.  Studierenden-Service Center (SSC) der Universität Köln

KEIL hat das Potenzial der Hinterschnitttechnik bereits früh erkannt und in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mit vorangetrieben. Dabei ist die Technik so einfach wie genial: Mittels eines patentierten Bohrsystems wird an der Rückseite der Fassadenplatte eine Bohrung angebracht, die die Platte nicht durchstößt und die im Bohrlochgrund vergrößert ist. In die Bohrung wird anschließend der KEIL Hinterschnittfassadenanker eingesetzt, der eine formschlüssige und spreizdruckfreie Befestigung garantiert. In einem einzigen Arbeitsgang erfolgen das Setzen des Hinterschnittankers und die Montage der Agraffe. Ist die Platte mit Agraffen versehen, kann sie unmittelbar in die hinterlüftete Unterkonstuktion eingehängt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den verborgenen Hinterschnittfassadenanker bleibt die Ästhetik der Fassadenplatte frei von sichtbaren Bohrungen und anderen störenden Elementen.

Naturwerkstein, Faserzement, Glasfaserbeton, Mineralwerkstoff, Kunststoff/HPL, Glaskeramik und glasfaserverstärktem hochfestem Beton. Dank der durchgängigen Befestigungstechnik sind auch Wechselspiele von unterschiedlichen Materialien, Formen und Farben möglich und erlauben dem Architekten, wandelbare Effekte zu realisieren. Konstant bleibt aber stets der KEIL Hinterschnittanker, er trägt unsichtbar im Hintergrund die Lasten aus Gewicht, Wind und Wetter ab. Darüber hinaus bietet die Hinterschnitttechnik wirtschaft-

Offen für mehr Gestaltungsspielraum Die Hinterschnitttechnik wird von vielen Architekten favorisiert, wenn es darum geht, ihre Ideen an hinterlüfteten Fassaden umzusetzen. Denn diese Art der Befestigungstechnik bietet unendliche Möglichkeiten der Gestaltung. Ob geschlossene oder offene Fugen, ob elegant, traditionell, modern, filigran oder unkonventionell – selbst kühnste Fassadenentwürfe sind realisierbar, und das alles ohne sichtbare Befestigungspunkte. Dabei verstehen sich die Hin­ terschnittfassadenanker von KEIL mit nahezu jedem erhältlichen Plattenmaterial – ob Keramik, Feinsteinzeug,

Bild 3.  Bahnhof Schwäbisch Gmünd (Foto: Uwe Röde)

Bild 1.  Villa Wiese, Berlin-Grunewald (Foto: Dirk Wilhemy)

Bild 4.  Vanke Pavilion (EXPO 2015) Mailand (Foto: Hufton+Crow/Studio Libeskind)

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Bild 5.  Bootswerft Beneteau, Saint-Gilles-Croix-de-Vie/Frankreich (Foto: Mathieu Ducros)

Bild 6.  Motel One, London (Foto: Nick Kane)

liche Vorteile. Neben Langlebigkeit und geringerem Wartungsaufwand lassen sich auch die Reinigungskosten senken, denn Schmutzfahnen gehören durch die rückseitige Befestigung der Vergangenheit an.

Technisch ausgereift und millionenfach bewährt So einfach wie die Technik, so vielseitig ist das Anwendungssprektrum der Hinterschnitttechnik. Wenngleich der vorrangige Einsatzbereich die vorgehängte hinterlüftete Fassade ist, können auch Waschbecken in Küchenarbeitsplatten, Natursteinheizungen oder Natursteinmöbel mit der Hinterschnitttechnik befestigt werden – schnell, einfach und sicher. Die hohe Sicherheit der Hinterschnittechnik ist international in einer Vielzahl von Zulassungen, Studien und Prüfungen dokumentiert und bestätigt sich täglich auf Baustellen weltweit. KEIL kann auf eine Vielzahl renommierter Projekte verweisen. Neben namhaften Referenzen zählen für viele Kunden in erster Linie die vielen handfesten Vorteile der KEIL Hinterschnittfassadenanker: –– temperatur- und klimaunabhängige Montage –– hoher Vorfertigungsgrad im Werk oder auf der Baustelle –– erdbebengetestet bis Stufe 9,4 auf der nach oben offenen Richter Skala –– optimale Haltekräfte und Lasteinleitung durch seitliches Verspreizen –– einfaches nachträgliches Auswechseln von Fassadenplatten –– bauaufsichtliche Zulassung in zahlreichen Ländern –– > zugelassene Plattendicke ab 8 mm bis zu 70 mm

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Bild 7.  Einhängen der Platte mit Agraffe in die Unterkonstruktion (Fotos 2 und 7: KEIL)

Umfassender Service Viele Kunden schätzen KEIL auch für den professionellen Service. So berät und begleitet das Unternehmen Kunden und Interessenten z. B. bei den im Rahmen von Europäisch Technischen Bewertungen bzw. European Technical Assessments (ETA) vorgeschriebenen Nachweisverfahren zur Tragfähigkeit der Hinterschnittbefestigung in Fassadenplatten. Außerdem bietet KEIL kostenlose Vorversuche bei der Auswahl von neuen Plattenmaterialien an. Weitere Informationen: KEIL Befestigungstechnik GmbH Im Auel 42, 51766 Engelskirchen Tel. (02263) 807-0, Fax (02263) 807-333 mail@keil-fixing.de, www.keil-fixing.de

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Befestigungstechnik

Speziallösungen für leichte und schwere Befestigungen in und durch WDVS Apolo MEA bringt drei höchst innovative Befestigungssysteme in Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) auf den Markt. Jedes dieser Neuprodukte löst kritische und zeitaufwendige Anwendungsfälle schnell und effektiv. Alle drei Befestigungen bieten wärmebrückenfreie Befestigungen. Mit einem robusten Dübelsystem setzt Apolo MEA neue Leistungsmaßstäbe für Abstandsmontagen schwerer Lasten in Lochsteinen. Schwere und sicherheitsrelevante Befestigungen wie Markisen, Vordächer, französische Balkone, Satellitenschüsseln usw. durch WDVS sind damit einfach und sicher durchzuführen.

Bild 2.  Verfügbare Standardlängen von ResiTHERM®

Robustes Dübelsystem Das Dübelsystem ResiTHERM® besteht aus glasfaserverstärktem Polyamid. Es wurde zusammen mit dem Injek­ tionssystem ResiFIX VY von Apolo MEA umfangreich vom Institut für Fassaden- und Befestigungstechnik IFBT GmbH, Leipzig, getestet; es liegt eine gutachterliche Stellungnahme vor. Mit dem Dübelsystem können Dämmstoffdicken von 80 bis 200 mm nahezu wärmebrückenfrei überbrückt werden. Der Dübel wird in drei verschiedenen Längen angeboten – 120, 160 und 200 mm –, so dass für die Hauptdämmstoffdicken ein gebrauchsfertiges Produkt vorliegt. Der Dübel kann bei Bedarf bis zu 40 mm abgelängt werden. In den massiven Stützkörper ragt ein 80 mm tiefes M12-Innengewinde hinein. Somit werden eine ideale thermische Trennung und zugleich eine große Einschraubtiefe des im Set enthaltenen Edelstahl A4 Gewindestifts inklusive Mutter und Unterlegscheibe erreicht. Mit einem χ-­ Wert von 0,0034 W/K erfüllt der ResiTHERM® die An­ forderung des Passivhausinstituts für Fassadenanker von ΔUWB ≤ 0,010 W/K. Eine einfache, schnelle und zuverlässige Montage wird durch aufeinander abgestimmte Systemkomponenten erzielt – eine fehlerhafte Montage kann so gut wie ausgeschlossen werden. Der Verbundmörtel ResiFIX wird bequem von außen in eine Einspritzöffnung des ResiTHERM®

Bild 1.  Anwendungsbeispiel der neuen Befestigungslösungen an einer gedämmten Fassade

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Bild 3. ResiTHERM® im Untergrund – Querschnitt

eingespritzt. Die Spezialmembran sorgt dabei für eine gleichmäßige Verteilung des Verbundmörtels. Mit dem ­ResiTHERM® werden in Lochsteinen außerordentlich hohe Auszugswerte erreicht. Für ungedämmte Lochsteinwände kann die Hochleistungssiebhülse ResiTHERM® S eingesetzt werden.

Spezialschraube für Direktbefestifungen Die zweite Neuheit ist die Spezialschraube IPS von Apolo MEA. Sie ermöglicht extrem schnelle und wärmebrückenfreie Direktbefestigungen in WDVS. Die IPS ist ideal geeignet für die Montage von Wandanschlussprofilen, Kappleisten, Sockelleisten, Gesimsabdeckungen etc. Sie kann direkt durch die bei Standardprofilen üblichen 8 mm Löcher hindurch in den Dämmstoff geschraubt werden. Durch die Kopflochbohrung können außerdem mittels einer kurzen 3,5-mm-Schraube z. B. Bewegungsmelder, Schilder, kleine Lampen etc. befestigt werden – wärmebrückenfrei direkt in den Dämmstoff. Ein Vorteil ist zudem, dass bei der Demontage nur ein kleines Loch in der Dämmung verbleibt. Die Spezialschraube IPS besteht aus glasfaserverstärktem, witterungs- und UV-beständigem Nylon. Für eine optimale Abdichtung und Anpassung an den Untergrund sorgt der formschöne Flachkopf mit EPDM-Dichtung. Erhältlich ist sie in verschiedenen Farben. Mit einer Länge von 80 mm ist die IPS verwendbar für nahezu alle gedämmten Fas­ saden. Geeignete Dämmstoffplatten sind Polystyrol- und Hartschaumplatten. Der empfohlene Lastwert beträgt ca. 4 kg. Die innovative Isolierplattenschraube IPS lässt sich aufgrund ihrer scharfen Bohrspitze i. d. R. ohne Vorbohren im WDVS verarbeiten. Die perfekte und wärmebrückenfreie Lösung für die Befestigung von Regenfallrohren in WDVS bietet der Isolationsdübel IPL 95DS von Apolo MEA: einfach, schnell, flexibel und justierbar.

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Bild 5.  Produktbild: Isolationsdübel IPL 95DS (Fotos: Apolo MEA)

Bild 4.  Isolierplattenschraube IPS; verfügbar in verschiedenen Farben

gewindestift wird mit einer Zinklamellenbeschichtung oder in rostfreiem Edelstahl angeboten, sodass stets eine hohe Korrosionsbeständigkeit gewährleistet ist. Der innovative IPL 95DS lässt sich ohne Vorbohren verarbeiten. Für eine saubere Abdichtung sorgt eine vormontierte Dichtscheibe aus witterungsbeständigem Zellkautschuk. Mit dem um 25 mm justierbaren Spezialgewindestift kann der Abstand zwischen der Wand und dem Regenfallrohr einfach und exakt eingestellt werden. Der IPL 95DS hat einen empfohlenen Lastwert von ca. 15 kg. Weitere Anwendungen sind Kloben von Fensterläden, Briefkästen usw.

Isolationsdübel

Weitere Informationen:

Der patentierte Isolationsdübel IPL 95DS besteht aus einem einteiligen Dübel inklusive Dichtscheibe und einem Spezialgewindestift – komplett vormontiert. Der Spezial­

Apolo MEA Befestigungssysteme GmbH Industriestraße 6, 86551 Aichach Tel. (08251) 904 85-0, Fax (08251) 904 85-49 info@apolofixing.com, www.apolofixing.com

Impressum Ernst & Sohn Special: Innovative Fassadentechnik 1

Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Iris Kopf, Neuruppin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1706 Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte

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Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer Anzeigenverkauf Andrea Thieme Tel. +49 (0) 30 470 31-246, Fax +49 (0) 30 470 31-270 andrea.thieme@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2017. Bankverbindung J.P. Morgan AG Frankfurt IBAN DE55 5011 0800 6161 5174 43 BIC/S.W.I.F.T.: CHAS DE FX Gestaltung/Satz LVD GmbH, Berlin Druck Meiling Druck, Haldensleben © 2017 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische ­Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich ­geschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der ­Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Specials darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt, in elektronische Datenbanken aufgenommen oder auf CD-ROM vervielfältigt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien übernimmt der Verlag keine Haftung.

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