Ernst & Sohn Sonderheft Flachdächer 2017

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Flachdächer

Ernst & Sohn Special April 2017 A 61029

–  Planung von Flachdächern –  Flachdachsanierung –  Abdichtungstechnik –  Tageslichtsysteme –  Flachdachdämmung –  Flachdachentwässerung –  Photovoltaik –  Dachbegrünung

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Editorial

Flach. Grün. Sicher. Nachhaltig.

In den nächsten Monaten wird die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. die neue Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen, kurz Dachbegrünungsrichtlinie, zuletzt 2008 in überarbeiteter Form erschienen, vorlegen. Fast drei Jahre hat die Überarbeitung gedauert. Neue Normen, die ebenfalls noch in diesem Jahr in Kraft treten werden, neue Gesetze, aktualisierte Nährstoffvorgaben und Nährstoffwerte für Dachbegrünungssubstrate, neue Begrünungs- und Nutzungsformen, neue Baustoffe, immer mehr Solarmodule auf Gründächern – es tut sich etwas auf den flachen Dächern der Republik. Wer hätte 2008 schon an Roof Gardening, Spiel- und Sportangebote und Imkerei auf dem Dach, Therapiegärten usw. gedacht? Gebäude wollen bedacht, Dächer neue gedacht werden. Flachdächer sind spannend, können Gebäude aufwerten, die Lebensqualität der unter ihnen Wohnenden oder Arbeitenden steigern und entscheidend zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen. Täglich wird in Deutschland die Fläche von mindestens 70 ha Natur versiegelt. Ein Großteil dieser Flächen wird langfristig dem natürlichen Lebens- und Wasserkreislauf entzogen – mit irreversiblen Folgen für unser Klima. Natürlich können begrünte Dächer diese Verluste nicht wettmachen. Aber: Ein ausgewachsener, gesunder Stadtbaum kann an einem heißen Sommertag 300 bis 500 Liter Wasser verdunsten. 100 Quadratmeter Gründach schaffen das auch. Ein in dieser Ausgabe vorgestellter neuer Systemaufbau bringt es auf 100 Quadratmetern Fläche sogar auf bis zu 1.000 Liter pro Tag. Das trägt auch zur Kühlung in den überhitzten Innenstädten bei. Jährlich werden in Deutschland ca. 10 Millionen m2 Dachfläche neu begrünt. Mit ca. 100 bis 150 Millionen m2 ausgeführter Dachbegrünungsfläche ist Deutschland weltweit Spitzenreiter. Aber nicht nur die Klimaexperten, auch die Naturschützer sind pro Gründach: Hoch oben entwickelt sich eine biologische Vielfalt, die zu ebener Erde immer mehr verlorengeht. Natürlich: keine Lösung für die Probleme dieser Erde. Aber

ein Mosaikstein – nicht mehr, nicht weniger. Das Biodiversitäts-Gründach der IGA Berlin 2017 wird in dieser Ausgabe en detail vorgestellt. In der neuen Dachbegrünungsrichtlinie wird erstmals der Begriff Retentionsdach stehen. Das ist ein Anstaudach mit gedrosseltem Ablauf. Die Dachbegrünung speichert Niederschlagswasser und lässt es zeitverzögert ablaufen. Das leisten Gründächer schon immer. Jetzt werden gezielt Gründächer entwickelt, die diesen Rückhalteeffekt vervielfachen und so die vielerorts maroden Kanalisationen der Kommunen entlasten. In der Richtlinie werden Spitzenund Jahresabflussbeiwerte in Abhängigkeit von der Schichthöhe definiert. Nach wie vor ist jedes Gründach nur so gut wie die Abdichtung aus Bitumen-, Elastomer- und Kunststoffbahnen – und deren fachgerechter Verarbeitung. Im Januar hat die Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach e. V. ein Merkblatt zur Qualitätssicherung für die Verarbeitung von Kunststoff-Dach- und -Dichtungsbahnen eingeführt. Auch dachspezifische Dämmsysteme leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Lebensdauer von Flachdächern beträgt heute durchschnittlich 20 bis 25 Jahre. Weitere Themen dieser Ausgabe: Solarmodule auf Produktionshallen, innovatives Flachdachzubehör, Entwässerung von Sheddächern, Austausch von Lichtkuppeln, permanente Durchsturzsicherheit mit gewölbtem Lichtband, Kaskadenentwässerung, Flachdächer in Holzbauweise mit Zwischensparrendämmung ... Viel Spaß und noch mehr neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht Ihnen

Rainer Bratfisch Redaktion Specials

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Inhalt

Mit einer durchgehend verglasten Fläche von bis zu 6 m 2 dient der Systemflügel Ventria 3 der JET-Gruppe nicht nur der Lüftung, er ermöglicht offen wie geschlossen auch einen großen Tageslichteintrag. Die flache Bauhöhe sowie geschweißte Eckverbindungen sorgen für eine schlanke Optik und eine hohe Stabilität. Bei der Luftdurchlässigkeit erreicht der Fensterflügel die Klasse 4 (nach EN 12207:1999-11) und soll selbst bei flachgeneigten Dächern intensivem Schlagregen standhalten – was der Dichtigkeitsklasse E1950 nach EN 12208:1999-11 entspricht. Zudem weist die Konstruktion eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit bei Windlast auf. Auch die planebenen GRILLODUR-Elemente verfügen neben einem hohen Wärme-, Schall- und Sonnenschutz über ausgezeichnete mechanische Werte sowie eine hohe chemische Beständigkeit. (s. Beitrag auf S. 30, Foto: JET-Gruppe)

Special 2017 Flachdächer

EDITORIAL   3

Rainer Bratfisch Flach. Grün. Sicher. Nachhaltig.

PLANUNG VON FLACHDÄCHERN   6 Flachdächer in Holzbauweise mit Zwischensparrendämmung ­brauchen sichere und zugelassene Lösungen   9

Flachdächer mit 20 Jahren Garantie – heute schon Stand der Technik

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Das 1 × 1 der Dachbegrünung

Dirk Fischer 12 Vorbemessung von Stahltrapez- und Kassettenprofilen: Auswahl von Dachelementen mittels Belastungstabellen FLACHDACHSANIERUNG/ABDICHTUNGSTECHNIK 14

Wolfgang Ernst Zur Lebensdauer von Flachdächern mit Kunststoffbahnen

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pbr Planungsbüro Rohling Check-in zur Geschichte: Dachsanierung am historischen Flughafen Berlin-Tempelhof

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Wasserdicht und windsogsicher

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Industriedach sanieren – bei laufendem Produktionsbetrieb

27 Wenn das Flachdach eine neue Funktion erhält: Flüssigkunststoff-­Lösungen erfüllen Sanierungsanforderungen an die Abdichtung TAGESLICHTSYSTEME

Ernst & Sohn Special 2017 Flachdächer A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Permanente Durchsturzsicherheit mit gewölbtem Lichtband

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Energielabel für Dachoberlichter

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Designstarke Lichtkuppeln und Flachdachfenster

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Lichtkuppel der Zukunft

34 Produktionshalle für ein Wellpappe-Werk: maßgeschneiderte Lösung für Licht, Luft und Sicherheit 36

Besonderheiten der Montage von PV-Modulen auf Flachdächern

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Flachdachfenster als elegante Tageslichtlösung

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Flachdachsanierung – Austausch von Lichtkuppeln so einfach wie nie

FLACHDACHDÄMMUNG 41

Trittschallmindernder Systemaufbau für Dachterrassen

42 Dämmplatten für das einschalige, genutzte Flachdach: Korrelation ­zwischen ­Wärmeleitfähigkeit, Dämmdicke, Stabilität und Gewicht

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Inhalt

47 Nachhaltige Flachdächer: Dämmsysteme – langlebig und effizient 48

Messe für Holzbau und Ausbau, Dach und Wand

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Bis 9,6 m einlagig mit Gefälle dämmen

50 Flachdachlösungen erfüllen weltweit höchsten Sicherheitsstandard

FLACHDACHENTWÄSSERUNG 51

Kaskadenentwässerung ohne Wenn und Aber

ZEITGEMÄSS. PRÄGNANT. UNVERGLEICHLICH.

54 Mehrgeschossabläufe für die Entwässerung von Staffel­ geschossen und Kaskaden 56

Sheddach und seine Tücken bei der Entwässerung

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Kompatible Universal- und Kompakt-Kragen-Gullys

60 Gesetzliche Vorschriften und bauliche Anforderungen bei der Flachdachentwässerung und Regenwasserversickerung 64

Entwässerung durch die Attika: Sicherheitslücken vermeiden

67 Hoch hinaus auf der Schwäbischen Alb: Flachdachdämmung und -entwässerung in 237 m Höhe 70 Innovatives Flachdachzubehör gibt Sicherheit und wirkt nachhaltig

PHOTOVOLTAIK 72 Solarmodule auf Produktionshallen: Solarunterkonstruktionen sorgen für Standfestigkeit 74

Photovoltaikanlagen mit maximaler Flächennutzung

DACHBEGRÜNUNG 75

Adrian Dobrat Nachhaltige Gründachabdichtung mit Kunststoffdachbahnen

DER FLACHDACH-WASSERFANGKASTEN VON GRÖMO Ein ästhetisches Vergnügen mit der bewährten Grömo Qualität. Der Flachdach-Wasserfangkasten zeigt, was er kann: Die neuartige Form, in ihrer Tiefe reduziert, differenziert sich bewusst von den bisherigen Modellen. Für die sichere Entwässerung am Dach sorgen die Revisionsabdeckung und der große Überlauf. Besondere Highlights sind die vorgestanzte Zulauföffnung (DN 70/DN 100) und die vormontierte Dichtung. Wo bisher langwierig ausgeschnitten und angepasst werden musste, kann das Rohr jetzt spielend leicht in die vorbereitete Zulauföffnung eingesteckt und der Kasten direkt an der Wand montiert werden. Der FlachdachWasserfangkasten ist in den Materialqualitäten Zink, Kupfer und Edelstahl sowie ohne Zulauföffnung erhältlich. www.groemo.de

80 Dachbegrünung 4.0 – neue Dimension für die Zukunft der Städte 84

Das Biodiversitäts-Gründach der IGA Berlin 2017

86 Innovationen der Gründach-Branche: Retentionsdach und Naturdach 86 Impressum

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Planung von Flachdächern

Flachdächer in Holzbauweise mit Zwischensparrendämmung ­brauchen sichere und zugelassene Lösungen Nicht belüfteten Flachdächern mit Volldämmung in der Trag­ebene eilt der Ruf voraus, dass sie wenig schadenstolerant und damit risi­ kobehaftet sind. Diese Erfahrung stammt aus einer Zeit, in der jede Dachkonstruktion dieser Bauart innen wie außen mit dampfsperren­ den Bauteilschichten versehen wurde – getreu dem Motto „Dicht ist gut – noch dichter ist besser“. Heute ist es ohne Weiteres möglich, bei einer entsprechenden feuchtetech­nischen Bemessung, robuste Bauteile zu planen und zu erstellen und es damit gerade dem Verar­ beiter zu ermöglichen, sichere Konstruktionen zu bauen.

Oft kommt der Gedanke auf: „Ein bisschen Belüftung kann ja nicht schaden bzw. bringt zusätzliche Sicherheit.“ Das ist jedoch ein Trugschluss. Unzureichend belüftete Luftschichten auf der Kaltseite sollten unbedingt vermieden werden. Wenn die Belüftung die anfallende Feuchtigkeit nicht ausreichend abführt, droht erst recht Tauwasserausfall an der Unterseite der kalten Dachschalung in unberechenbarer Höhe. Eine nicht funktionierende Belüftung führt zu unsicheren Bauteilen.

Relativ unproblematisch stellen sich Aufbauten mit reiner oder hauptsächlicher Aufdachdämmung dar. Es besteht jedoch nicht immer die Möglichkeit, die Dämmung größtenteils im Aufdachbereich aufzubringen. Außerdem entstehen durch die zusätzlichen Bauteilschichten weitere Kosten – und die Bauteildicken nehmen stark zu. Viele Flachdächer werden daher mit gedämmter Tragebene ausgeführt. Hierbei wird die Tragwerksebene effizient zu Dämmzwecken genutzt und Wärmedämmstoff sowie Luftdichtung/Dampfbremse entweder schon werksseitig oder bauseits nach der Erstellung der Dachhaut witterungsgeschützt eingebracht.

Flachdächer brauchen Rücktrocknung Reflexartig wurde in der Vergangenheit bei vollgedämmten Flachdachkonstruktionen für die innere Luftdichtungs-

Belüftungen funktionieren – manchmal Ganz allgemein muss Feuchtigkeit, die in die Konstruktion gelangt, auf mindestens einer Bauteilseite wieder entweichen können. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es wird eine Belüftungsebene oberhalb der Wärmedämmschicht angeordnet oder die Innenoberfläche wird durch geeignete Dampfbremsen zur Rücktrocknung „aktiviert“. Bei der ersten Variante steht und fällt die Bauteil­sicherheit und damit der Schutz vor Tauwasserschäden innerhalb der Flachdachkonstruktion mit der Funktionstüchtigkeit der Belüftungsebene. Durch fehlenden oder nur sehr geringen thermischen Auftrieb funktioniert die Belüftung von sehr flach geneigten Bauteilen im Wesentlichen nur über Winddruck und Windsog sowie über sogenannte Konvektionswalzen (warme Luft kühlt an der kalten Dachschalung ab, fällt wieder nach unten und erzeugt Luftverwirbelungen). Daher sind zur sicheren Belüftung von Flachdächern große Belüftungsquerschnitte mit ausreichend dimensionierten, nicht unterbrochenen und „sich sehenden“ Zu- und Abluftöffnungen erforderlich.

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Bild 1.  Schadensfall bei einer beidseitig dampfdichten Flachdachkonstruktion. Diese hat nach ­kurzer Zeit versagt, da anfallende Feuchtigkeit nicht austrocknen konnte und somit Dachschalung und Tragkonstruktion durchnässt wurden. Mit der richtigen Planung und Ausführung sowie einer feuchte­variablen Dampfbremse können derartige Bauschäden vermieden werden.

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Planung von Flachdächern

ebene eine Dampfsperrbahn gewählt – im Regelfall eine Bahn mit einem sd-Wert von über 100 m, denn diese ermöglichte es, nachweisfreie Konstruktionen im Sinne der DIN 4108-3:07-2001 zu erstellen – den ansonsten geforderten Glasernachweis konnte man sich also sparen. Dass dieser vermeintlich einfache Griff nicht immer zielführend war, zeigte sich spätestens dann, wenn Feuchtigkeitsflecken an der Innenbekleidung auftauchten: Durch die Kombination von innerer Dampfsperre und äußerer Abdichtung kann Feuchtigkeit kaum austrocknen, sodass bei unvorhergesehenen Feuchteeinträgen in das Bauteil Feuchtigkeitsschäden die Folge waren. Experten sind sich daher seit vielen Jahren einig, dass derartige Bauteile weder dem „Stand der Technik“ noch den „anerkannten Regeln der Technik“ entsprechen. Sie sollten also besser nicht ausgeführt werden. In der aktuellen Fassung der DIN 4108-3: 11-2014 ist die nachweisfreie Konstruktion mit sd = 100 m innen nicht mehr enthalten.

Robust mehr Sicherheit Robuste Bauteile bieten Rücktrocknungsmöglichkeiten zumindest in eine Bauteilrichtung. Im Falle von unbelüfteten Flachdächern bietet sich die Innenseite an, da die Außenseite in der Regel mit wasserdichten und stark diffusionshemmenden Bauteilschichten versehen ist. Es ist hinlänglich bekannt, dass Dampfbremsbahnen mit feuchtevariablen Diffusionswiderständen die innere Rücktrocknungsfläche aktivieren und mittels einer rechnerischen Bemessung des Bauteils sichere Konstruktionen ermöglichen. Entscheidend ist dabei die Berücksichtigung von weiteren äußeren Einflüssen, wie zusätzliche Bauteilschichten oberhalb der Abdichtung (z. B. Begrünungen oder Terrassenbeläge) oder Verschattungen – erzeugt z. B. durch Gebäudeversprünge.

Zusätzliche Überdämmung bietet Sicherheit bei verschärften Bedingungen Antrieb für die sommerliche Umkehrdiffusion und damit die Rücktrocknung nach innen ist die Aufheizung der Dachhaut. Starke Verschattungen der Dachhaut, weitere Beläge wie z. B. Bekiesung, Begrünung, Holzroste oder helle Dachabdichtungen (weiß oder hellgrau) reduzieren die Wärmeaufnahme der Dachhaut und schränken dadurch das Trocknungsvermögen nach innen ein. Dieses reduzierte Trocknungsvermögen kann man durch eine entsprechend dimensionierte zusätzliche Überdämmung der Dachhaut ausgleichen. Die Überdämmung hat den Effekt, dass die kritische Schicht – also die Dachschalung – während der Winterperiode weiter im Warmbereich liegt. So werden dort geringere Feuchtegehalte erreicht und das Risiko von feuchtebedingten Schäden wird reduziert. Unterhalb der Überdämmung sollte eine Dampfsperre (sd-Wert mind. 100) als sogenannte hygrische Trennung verlegt werden. Diese verhindert, dass Feuchtigkeit in die Aufdachdämmung eindringt und sich dort allmählich „aufschaukelt“. Weiterhin bietet diese zweite Dichtungsebene eine zusätzliche Schutzebene, sollte Feuchtigkeit von außen in das Bauteil eindringen. In Verbindung mit einer ausreichend dimensionierten zusätzlichen Aufdachdämmung und einer geeigneten feuchtevariablen Dampf-

Bild 2.  Sicherheit mit intelligenten Dampfbremsen: Bei Flachdächern in Holzbauweise kann durch Einsatz feuchtevariabler Dampfbremsen die In­ nenoberfläche zur Rücktrocknung aktiviert werden – auch unvorhergesehen auftretende Feuchtigkeit kann im Sommer wieder nach innen austrocknen.

bremse wird für Flachdachaufbauten mit Zwischensparrendämmung so maximale Sicherheit vor Tauwasserschäden erreicht.

Feuchtevariabiliät und Zulassung Feuchtevariable Dampfbremsen sind seit über 20 Jahren im Einsatz und haben sich bei fachgerechter Planung und Ausführung in vielen Millionen Quadratmeter Dachfläche bewährt. Die aktuell gültige Holzschutznorm DIN 68800-2 ermöglicht es, dass nicht in der Dämmebene belüftete Flachdachkonstruktionen mit Vollsparrendämmung ohne zusätzlichen Holzschutz ausgeführt werden können. Voraussetzung ist, dass auf der Innenseite eine feuchtevariable Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn mit einem bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis eingesetzt wird. Diesen Verwendbarkeitsnachweis kann ein Produkt erhalten, wenn es nach den Vorgaben des DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) erfolgreich einer beschleunigten Alterungsprüfung unterzogen wurde und die Diffusionswiderstände bzw. die Reißfestigkeit vor und nach der unabhängigen Prüfung an einem Prüfinstitut nicht wesentlich voneinander abweichen. Mit der Zulassung wird bestätigt, dass die dort beschriebene Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn eine aus-

Bild 3.  Der Diffusionsverlauf zeigt die Funktionsweise einer feuchte­ variablen Dampfbremse: Während des Winters hat die Membran eine geschlossene Molekularstruktur. Damit entstehen ein hoher Diffu­ sionswiderstand und Schutz vor Feuchtigkeit. Im Sommer hingegen öffnet sich die Molekularstruktur – die Bahn ist dann diffusionsoffen und Feuchtigkeit kann wieder nach innen austrocknen.

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reichende Alterungsbeständigkeit aufweist. Die feuchte­ variable Schutzfunktion verhindert bei fachgerechter Herstellung der Luftdichtheit der Konstruktion die Auffeuchtung des Bauteils durch wohnbedingte Feuchtigkeiten über den Nutzungszeitraum des Gebäudes. Erhöhte Baufeuchte auf Winterbaustellen ist unproblematisch, wenn eine Bahn mit einem Hydrosafe-Wert von mind. 1,5 m gewählt wird. Ein weiterer Vorteil des bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises ist, dass die Produktqualität und damit das Einhalten der zugelassenen Werte regelmäßig unabhängig von einem Prüfinstitut überwacht wird.

Fazit Mit der richtigen Planung und Ausführung sowie einer feuchtetechnischen Bemessung sind Flachdächer mit gedämmter Tragkonstruktion im Holzbau heute ohne weiteres sicher realisierbar. Wichtig ist die Aktivierung der inneren Rücktrocknungsfläche mit einer bauaufsichtlich zugelassenen feuchtevariablen Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn.

Bild 4.  Das Ü-Zeichen mit entsprechender Zulassungsnummer zeigt dem Verarbeiter, dass das Produkt über eine bauaufsichtliche Zulassung verfügt und dieser entspricht. Für die norm­gerechten Ausführung von unbelüfteten Flachdächern in Holzbauweise nach DIN 68800-2 ist dies unerlässlich. (Fotos/Grafiken: pro clima MOLL)

Weitere Informationen: pro clima MOLL bauökologische Produkte GmbH Rheintalstraße 35–43, 68723 Schwetzingen Tel. (06202) 27 82-0, Fax (06202) 27 82-21 info@proclima.de, www.proclima.de

Die Vielfalt von Betonoberflächen

Hrsg.: Ernst & Sohn Betonoberflächen 2017 Sonderheft von Beton- und Stahlbetonbau April 2017. Bestell-Nr. 5093 0117 € 25,–* Auch als erhältlich.

Ob glatt, farbig oder bedruckt, ob chemisch, mechanisch oder handwerklich bearbeitet – Betonoberflächen lassen sich in unterschiedlicher Weise herstellen. Die Möglichkeiten der Gestaltung sind vielfältig, angefangen bei den glatten, über strukturierte oder farbige Oberflächen bis hin zu mechanisch, technisch oder chemisch behandelten Betonflächen. Das Sonderheft Betonoberflächen enthält verschiedenste Beiträge zum Thema, angefangen beim Sichtbeton und Kunst mit Beton über Industriefußböden bis hin zu Betonfahrbahnen, und bietet damit Bauingenieuren, Architekten und ausführenden Bauunternehmen eine wertvolle Planungs- und Ausführungshilfe.

Online Bestellung: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte

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Kundenservice: Wiley-VCH Boschstraße 12 D-69469 Weinheim

Tel. +49 (0)800 1800-536 Fax +49 (0)6201 606-184 cs-germany@wiley.com

* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt. und Versandkosten. Irrtum und Änderungen vorbehalten. 1097186_dp

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Planung von Flachdächern

Flachdächer mit 20 Jahren Garantie – heute schon Stand der Technik Beim Neubau eines Gebäudes rechnet der Bauherr mit einer ­Lebensdauer von 20 bis 40 Jahren. Durch Normen und Gesetze sind aber gerade einmal 5 Jahre Gewährleistung auf die Funk­ tionsfähigkeit der Dachabdichtung abgedeckt. Mit der richtigen Auswahl von Produkten und einem sinnvollen Dachdichtheitsma­ nagement kann man heute sicher gehen, dass Dächer 20 Jahre und länger schadensfrei bleiben. Und das sogar mit Garantie. ­Zudem kann der Bauherr viel Geld sparen. Auf die Frage, wie lange Bauherren die Lebensdauer neu erstellter Gebäude einschätzen, werden Zeitspannen zwischen 20 und 40 Jahren genannt. Die Frage nach der Gewährleistungsdauer ihrer Dächer beantworten Bauherren zumeist mit 5 Jahren, in Einzelfällen mit 10 Jahren. Tatsächlich sind durch Normen und Gesetze (z. B. VOB und BGB) nur Zeiträume von vier bis fünf Jahren für die Geltendmachung von Mängeln vorgesehen. Keinerlei Absicherung erhalten sie, wenn durch Dritte unbemerkt Schäden verursacht werden. Aber die Bauverantwortlichen können mit ihrem Planer vereinbaren, dass er künftig Dächer plant, die bis zu 20 Jahre mit Garantie sicher sind. Das ist heute bereits Stand der Technik.

Bild 1.  Flachdächer einer Universität (Foto: Fotolia – Jagiellonian Univer­ sity, Krakow – Agnes Kantaruk)

Bild 2.  Offene Nahtstelle

Gefahren während der Nutzung: Doch damit ist es noch lange nicht getan. Während der Liegezeit der Abdichtung kann es zu alterungsbedingten Einschränkungen der Funktionsfähigkeit kommen. Wird das Dach mit technischen Aufbauten versehen (Photovoltaik, Lüftungsaggregate etc.), kommt es häufiger im Zuge der Anlagenwartung zu Beschädigungen der Abdichtung. Zudem werden Flachdächer hin und wieder unsachgemäß

Bild 3.  Perforation der Abdichtung

Der Dichtheit eines Flachdaches drohen während des Lebenszyklus eine Reihe von Gefahren. Hier unterscheidet man zwischen den Gefahren, die während der Herstellung des Daches bestehen, und denen im laufenden Betrieb des Gebäudes: Gefahren bei der Herstellung: Zum einen können Verarbeitungsfehler von Anfang an für Undichtheiten sorgen. Oft werden die Dachflächen während der Bauphase von anderen Gewerken als Lagerfläche und „Müllhalde auf Zeit“ missbraucht. Weitere Schäden werden durch gewerkefremde Handwerker oder durch das Aufbringen von Auflast verursacht. Problematisch ist das insbesondere dann, wenn die Abdichtung bereits undicht ist, es aber aufgrund einer dichten Dampfsperre im Gebäude gar nicht tropft (schleichende Vernässung der Dämmschicht).

Bild 4.  Dachöffnung – stehendes Wasser im Dämmpaket (Foto: Kuno Haedler, Sachverständiger)

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genutzt. So berichtete in Berlin eine Schulbehörde, dass die Flachdächer der nahegelegenen Schule am Wochenende durch Anwohner zur „Party-Meile“ umgenutzt werden. Fazit Gesetzlich verankert haben Bauherren maximal fünf Jahre Gewährleistungsansprüche. Zudem haben sie keinerlei Absicherung bei Schäden durch Dritte, wenn die Verur­ sacher nicht zweifelsfrei bestimmt werden können. Der Bauherr muss für die Instandsetzungsarbeiten und die Beseitigung der Folgeschäden allein aufkommen. Ähnlich verhält es sich, wenn die Dächer aus der Gewährleistungszeit heraus sind und ein Schaden durch Alterung oder ­Abnutzung der Abdichtung eintritt. Es gilt zu bedenken: Schäden in der Abdichtung bemerkt man im Gebäudeinneren nur zeitversetzt, oft erst Monate oder Jahre nach Entstehung der Undichtigkeit! Eines gilt es klarzustellen. Auch mit der bisherigen Vorgehensweise bekommt man Dächer, die über lange Zeit dicht sind. Aber es gibt dafür keine Garantie und es bleibt ein gutes Stück dem Zufall überlassen, wie lange diese wirklich halten. Kennen Bauherren die durchschnittliche Lebensdauer Ihres Flachdachbestandes? Oft liegt sie nur bei 12–13 Jahren.

Kleine Schäden – große Wirkung Bei Prüfungen zur Bauabnahme durch die ILD Deutschland GmbH wurden über 20 Jahre hinweg bei über 60 % der Dächer Feuchtedurchgänge festgestellt. Das reicht von einzelnen offenen Nahtstellen oder Durchstoßungen bis hin zu Dächern, die weit über 50 Fehlstellen aufweisen – und das bei gerade fertiggestellten Dächern. Dies führt nicht in jedem Fall zwangsläufig zu großen Schäden, aber jedes undichte Dach birgt das Risiko eines frühzeitigen Totalverlusts. Dabei sind kleine unbemerkte Undichtheiten oft schadensträchtiger als sofort feststellbare massive Wassereintritte. Kleine Leckagen führen zu einer schleichenden Anreicherung von Feuchtigkeit im gesamten Dämmpaket. In der Folge kann es zu massiver Wasseransammlung und durch deutliche Verschlechterung der bauphysikalischen Verhältnisse u. a. zu Schimmelbildung im Gebäude kommen. Schimmelbildung kann u. U. zum Nutzungsausfall wegen Gesundheitsgefährdung führen. Ein solcher Fall, die Schließung einer Kindertageseinrichtung in Leipzig

wegen gesundheitsgefährdender Schimmelbildung, ging im Jahr 2016 durch die Presse.

Voraussetzungen für dauerhaft dichte Dächer Es ändert sich nichts, wenn die Bauherrenseite nichts ändert: An dieser Situation kann nur etwas geändert werden, wenn die Herangehensweise an die Planung von Dächern verändert wird. Folgende Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit man ein dauerhaft dichtes Dach mit einer garantierten Lebensdauer von 20 Jahren erhalten kann: 1. Voraussetzung: Es muss eine Abdichtung gewählt werden, die sicher und dicht 20 Jahre Liegedauer übersteht. Idealerweise sollte der Hersteller dafür einstehen. So gibt es einige Hersteller, die für Ihre hochwertigen Produkte bis zu 20 Jahre Garantie geben – in einem Fall sogar eine Bauherrengarantie. Dies bedeutet für den Bauherren, dass der Hersteller diese Garantieerklärung ihm gegenüber abgibt. Sollten Schäden durch eine vorzeitig alternde Bahn auftreten, kann der Bauherr direkt auf den Hersteller zugreifen. 2. Voraussetzung: Das Dach bedarf einer permanenten Überwachung der Abdichtung, um auftretende Undichtheiten sofort zuerkennen (bevor die Leckage zu Schäden führen kann). Dies ist nur über eine sensorgestützte Dichtheitsüberwachung möglich. Beim System Protectsys WM (Bild 6) überwachen Sensoren die Veränderung der relativen Luftfeuchte und der Temperatur im Dämmpaket. Treten Unregelmäßigkeiten auf, wird der Bauherr nach zuvor genau festgelegten Regeln (Wer?, Wann?, Wie?) darüber informiert.

Bild 6.  Protectsys WM – Dichtheit permanent überprüfen

Bild 5.  Voraussetzungen für lange und störungsfreie Nutzung

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3. Voraussetzung: Undichtheiten müssen sofort nach Fertigstellung der Dachabdichtung lokalisiert und beseitigt werden, später auftretende Leckstellen, nachdem die Überwachung diese angezeigt hat. Hier empfiehlt sich die Dachdichtheitsprüfung mittels Elektroimpulsmessung (EFVM) und dem Einsatz des Protectsys B – Systems. Dieses Prüfverfahren ermöglicht die punktgenaue Lokalisierung aller Leckstellen innerhalb kürzester Zeit, auch bei Auflast. Bauherren können diese Sicherheit zum Nulltarif erhalten, auch wenn der Einsatz einer hochwertigen Abdichtung und der Überwachungssysteme die Herstellkosten erhöht. Voraussetzung ist eine Verlängerung der Lebenserwartung des Daches um mindestens 5–6 Jahre. Kann das

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Planung von Flachdächern

Zusammenfassung Die Voraussetzungen für schadensfreie Dächer mit Garantie sind vorhanden. Es gibt Hersteller, die für Ihre Abdichtung eine 20-jährige Produktgarantie geben. Die Technik macht es möglich, Ihre Dächer permanent zu überwachen und Leckagen schnell zu lokalisieren. Nun ist es Sache der Bauherren und Planer, Dächer zu planen, die ein Dachleben lang dicht bleiben. Die Vorteile liegen auf der Hand:

Bild 7.  Protectsys B – Leckstellen sofort, punktgenau und kostengünstig finden (Fotos/Grafiken 2, 3, 5–7: ILD Deutschland GmbH)

Dach noch weitere Jahre schadensfrei genutzt werden, ist es sogar möglich, erhebliche finanzielle Mittel für andere Zwecke freizusetzen. Darüberhinaus erspart man sich hohe Kosten für Schadensbeseitigung und gegebenenfalls vorzeitigen Neuaufbau der Dachabdichtung, wenn (früher unbemerkte) Leckagen mit den eingebauten Systemen sofort erkannt und beseitigt werden. Bauherren erhalten erstmals die Möglichkeit, ihre Kosten über 20 Jahre genau zu planen.

–– ungestörte Nutzung (zumindest vom Dach her) –– permanent überwachte Sicherheit für Dach und Terrasse –– Zuordnung der Reparaturkosten nach dem Verursacherprinzip –– erstmals kalkulierbare Kosten über 20 Jahre! –– hohes Kosteneinsparpotenzial.

Weitere Informationen: ILD Deutschland GmbH Am Steinbuckel 1, 63768 Hösbach Tel. (06021) 59 95-14, Fax (06021) 59 95-55 germany@ild-group.com www.ild-group.com, www.ild-group.de

Das 1 × 1 der Dachbegrünung

Jedes Jahr werden in Deutschland Millionen Quadratmeter Dachflächen in blühende Naturoasen verwandelt. Egal, ob es sich dabei um einfache extensive Gründächer oder anspruchsvolle Dachgärten handelt – bewährte Materialien und fachgerechte Ausführung bilden die Grundlage für funktionierende Gründächer. Der Deutsche Dachgärtner Verband e. V. (DDV) setzt sich seit mehr als 25 Jahren aktiv für die Verbreitung der ökologischen Gründach-Idee ein. Mit dieser Veröffentlichung informiert er umfassend, kompakt und qualifiziert über Gründächer. Dazu gehören natürlich die zahlreichen ökologischen Vorteile der Dachbegrünung für Mensch und Umwelt. Aber auch technische Fragen, praktische Tipps und staatliche Fördermaßnahmen kommen nicht zu kurz. Der vorliegende DDV-Praxisratgeber möchte private Bauherren dazu anregen, grüne

Oasen auf ihren ungenutzten Dächern zu schaffen. Planern, Architekten, Ausführungsbetrieben und Umweltverbänden kann die Broschüre ebenfalls als erster Einstieg in die Dachbegrünungsthematik dienen. Das Kapitel „Dachbegrünung Schritt für Schritt“ enthält eine bebilderte Anleitung inklusive Checkliste. „Das brachliegende ökologische Potenzial ist in der Fläche damit 10-fach größer als der Nationalpark ‚Bayrischer Wald‘. Und das inmitten der tristen beton- und asphaltversiegelten Städte, wo jeder Quadratmeter ‚grün‘ doppelt zählt. Wir brauchen die Dachbegrünung hier nicht als optische ‚Kosmetik‘ – wir brauchen Gründächer als Umwelttechnik und Ausgleich. Dabei ist die Entscheidung ‚pro Gründach‘ nicht nur aktiver Umweltschutz, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der eigenen Wohn- und Lebensqualität“, schreibt der im vergangenen Jahr verstorbene DDV-Präsident Reimer Meier. DDV-Praxisratgeber: Das 1 × 1 der Dachbegrünung. ­Nürtingen: DDV 2016. 52 S., Schutzgebühr: 5 € zzgl. 2 € Versandkosten Weitere Informationen: Deutscher Dachgärtner Verband e. V. PF 20 25, 72610 Nürtingen Tel. (07022) 30 13 78, Fax (07022) 30 13 79 contact@dachgaertnerverband.de, www.dachgaertnerverband.de

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Planung von Flachdächern

Dirk Fischer

Vorbemessung von Stahltrapez- und Kassettenprofilen: Auswahl von Dachelementen mittels Belastungstabellen Im heutigen Industrie- und Gewerbebau kommen überwiegend ein- und zweischalige wärmegedämmte Metalldächer und -wände zur Ausführung. Stahltrapez- und Kassettenprofile dienen dabei oft als tragende Schale mit nicht unerheblichen Spannwei­ ten. Je nach Spannweite, System und Belastung muss ein geeig­ netes, ausreichend tragfähiges Profil ausgewählt werden. Als Hilfsmittel für die Auswahl bieten die meisten Hersteller Belastungstabellen für ihre verschiedenen Profile an. Grundlage der Belastungstabellen sind die Querschnittsund Bemessungswerte der Trapez- und Kassettenprofile auf Grundlage der DIN EN 1993-1-3, die meist in Form eines geprüften Bescheides vorliegen. Zur Auswahl von Profilen mittels Belastungstabellen sind zunächst die Einwirkungen aus Eigengewichten, Nutzlasten sowie Schnee und Wind auf Grundlage der DIN EN 1991 zu bestimmen, nach DIN EN 1990 zu kombinieren und letztlich mit den Tabellen zu vergleichen. Der folgende Beitrag ist eine Anleitung zur Anwendung von Belastungstabellen am Beispiel einer Dachtragschale des Herstellers Salzgitter Bauelemente GmbH (www.szbe.de).

Vorgehensweise 1. Ermittlung der Einwirkungsgrößen der Einzellastfälle (Schnee und Wind) 2. Berechnung des charakteristischen Vergleichswertes q’TR,k für die Profiltragfähigkeit nach Tabelle 3 3. Berechnung des charakteristischen Vergleichswertes q’D,k für die Profildurchbiegung nach Tabelle 4 4. Ermittlung der erforderlichen Profilblechdicke anhand der Belastungstabelle Bedingung 1: q’TR,k < zul. Belastung aus Zeile 1 Bedingung 2: q’D,k < zul. Belastung aus Zeile 2–4 (je nach Anforderung L/150, L/200, L/300)

Karte 1. Schneelastzonen Tabelle 1.  Charakteristische Schneelasten

Vereinfachte Bestimmung der Schnee- und Windlasten zur Bemessung von Trapez- und Kassetten-Flachdächern Schneelasten für Flachdächer nach DIN EN 1991-1-3 und -1-4/NA 1. Bestimmung der Schneelastzone (SLZ) anhand der Karte 1, wobei die Zuordnungstabellen des DIBt zu beachten sind 2. Ablesen der charakteristischen Schneelast (Flachdach) in Abhängigkeit der SLZ und der Höhe über NN aus Tabelle 1 3. Für SLZ 1 und 2 ist nördlich der gestrichelten Linie der außergewöhnliche LF „Norddeutsche Tiefebene“ anzusetzen, wobei die Zuordnungstabellen des DIBt zu beachten sind

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3)  Zwischenwerte können nach den Formeln der DIN EN 1991-1-3

berechnet ­werden.

Andrückende Windlasten auf Flachdächer geschlossener Baukörper nach DIN EN 1991-1-4 und -1-4/NA 1. Bestimmung der Windlastzone (WLZ) anhand der Karte 2, wobei die Zuordnungstabellen des DIBt zu beachten sind 2. Ablesen der andrückenden Windlast auf Flachdächer in Abhängigkeit der WLZ und der Gebäudehöhe aus Tabelle 2

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Planung von Flachdächern

Beispiel zur Vordimensionierung einer Dachtragschale ­mittels Belastungstabelle Profil: TRP 135/310, 3-Feld-System, Durchbiegung ˂ L/300, Lasten gem. Vorgabe, Norddt. Tiefebene

Tabelle 3.  Berechnung des charakteristischen Vergleichswertes q’TR,k für die Profiltragfähigkeit

Tabelle 4.  Berechnung des charakteristischen Vergleichswertes q’TR,k für die Profildurchbiegung (Tabellen 1 und 2: Dirk Fischer) Karte 2.  Windlastzonen (Karten: 2006 Internet und Grafiken, Flensburg) Tabelle 2.  Andrückenden Windlast auf Flachdächer

→ Profilauswahl aus Belastungstabelle (Tabelle 5)

2)  Das genauere Verfahren zur Ermittlung des

Böen­geschwindigkeitsdrucks kann geringere Werte liefern. Tabelle 5.  Belastungstabellen für gleichmäßig verteilte Auflast

Weitere Informationen: IDF-LEICHTBAU Dipl.-Ing. Dirk Fischer Beratender Ingenieur Schlossstraße 16A, 34513 Waldeck a. Edersee Tel. (05623) 93 30 53-0 Fax (05623) 93 30 53-9 fischer@idf-leichtbau.de www.idf-leichtbau.de

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Wolfgang Ernst

Zur Lebensdauer von Flachdächern mit Kunststoffbahnen Die Lebensdauer von Kunststoffabdichtungen wird in erster Linie durch die Materialqualität und Bahnendicke bestimmt. Langzeit­ untersuchungen und Erfahrungswerte bestätigen ein beschleu­ nigtes Alterungsverhalten bei nicht sachgerechter Anwendung und eine enorme Verkürzung der Lebensdauer durch mangelhafte Ausführung. Nach aktuellen Studien beträgt der Flachdachmarkt in ­Europa insgesamt ca. 418 Millionen m2/Jahr. Davon sind ca. 67 % Bitumenbahnen, ca. 6 % Kautschukbahnen und ca. 27 % Kunststoffbahnen (113 Millionen m2/Jahr). Bei den Kunststoffbahnen sind mit ca. 72 % PVC-Bahnen und Bahnen mit PVC-Anteilen (EVA/PVC) am weitesten verbreitet, gefolgt von Bahnen der Werkstoffgruppe FPO/ TPO mit einem Anteil von ca. 20 %. Das vielfältige Marktangebot an Kunststoffbahnen ist für Planer und Anwender jedoch schwer überschaubar. Die europäischen Stoffnormen für Kunststoffbahnen legen zwar einige Mindestanforderungen fest, die durch nationale Anwendungsnormen weiter konkretisiert und ergänzt werden. Trotzdem suchen Planer und Anwender in den Regelwerken vergeblich nach konkreten Entscheidungskriterien, z. B. Angaben zur Funktionsdauer, die ihm helfen können, ein Produkt zu finden, das für seinen speziellen Anwendungsfall am geeignetsten ist. Von den Herstellern und ihren Beratern ist kein interessenunabhängiger Beitrag zur Lösung dieses Problems zu erwarten. Umso positiver sollten alle Anwender, die auf dauerhaft sichere Lösungen Wert legen, Untersuchungen begrüßen, die zur Verbesserung der Informationslage beitragen [1].

Materialqualität Im Jahr 2009 wurden die Ergebnisse von über 100 Bahnen und Beschichtungen im direkten Qualitätsvergleich veröffentlicht [1]. Davon waren 82 Kunststoffbahnen der Werkstoffgruppen ECB, EVA/PVC, VAE, PIB, PVC und FPO/ TPO. In den nachfolgenden Jahren wurden weitere 17 Kunststoffbahnen geprüft und ebenfalls nach 14 praxis­ orientierten, normenangepassten Tests mit Noten bewertet, sodass insgesamt eine Auswertung von 99 marktgängigen Produkten vorliegt. Die Auswertung ergibt, dass 43 % der geprüften Kunststoffbahnen empfehlenswert sind, 42 % ­bedingt und 15 % nicht geeignet für dauerhafte Flachdachlösungen (siehe Bild 1). In jeder Werkstoffgruppe findet man Produkte, die qualitativ hochwertig sind und deshalb mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet wurden. Bei diesen Bahnen kann angenommen werden, dass sich das Alterungsverhalten so in Grenzen hält, dass von einer langfristig dauerhaften Funktionsdauer (von > 30 bis > 50 Jahre) ausgegangen werden kann.

Alterungsverhalten Die Alterung ist „die Gesamtheit aller im Laufe der Zeit in einem Material irreversibel ablaufenden chemischen und physikalischen Vorgänge“ [2]. Die Alterung eines Werkstoffes hat mehrheitlich eine Verschlechterung von Leistungsmerkmalen zur Folge und wirkt sich daher stets auf die Funktionstüchtigkeit bzw. die Lebensdauer aus.

Bild 1.  Qualitätseigenschaften von 99 geprüften und bewerteten Kunststoffbahnen

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Tabelle.  Testergebnisse, Prognosen, Empfehlungen des ddD e. V. (2015) Testergebnisse nach ERNST, 2009

Prognosen zur Lebensdauer

Empfehlungen des ddD e. V.

„sehr gut“

> 50 Jahre

„gut“

ca. 30–50 Jahre

empfohlen für d ­ auerhafte Flachdachlösungen.

deutliche Tendenz erkennen: Die Veränderungen der Materialeigenschaften durch Alterung korrelieren mit der Bewertung der Noten nach 14 praxisorientierten Prüfungen bei Neumaterial, sodass unter der Voraussetzung einer fachqualifizierten Ausführung und jährlicher Wartung jetzt Zuordnungen entsprechend der Tabelle möglich sind.

„befriedigend“

ca. 30 Jahre

Anwendung

„ausreichend“

ca. 20–30 Jahre

bedingt geeignet

„mangelhaft“

< 20 Jahre

„ungenügend“

< 10 Jahre

nicht geeignet für dauerhafte Flachdachlösungen

Das Alterungsverhalten aller Kunststoffbahnen wird in erster Linie durch die Qualität des Materials und die Materialdicke bestimmt, wobei die Art und Güte der Ausgangsstoffe und das Herstellungsverfahren eine wesent­ liche Rolle spielen. Unter Berücksichtigung aller Umwelteinflüsse, die auf eine Kunststoffbahn einwirken – ob frei bewittert, bekiest oder begrünt –, wird das Alterungsverhalten und damit die Langzeitfunktionstüchtigkeit (Lebensdauer) bestimmt durch Extraktion, Migration, Hydrolyse, Verseifung, Flüchtigkeit, Beständigkeit gegen Mikroorganismen, Witterung und Ozon. In den vergangen Jahren konnte bei zahlreiche Proben von verlegten Kunststoffbahnen eine Veränderung der Materialeigenschaften nach dem Praxiseinsatz im Vergleich zu den vorliegenden Werten von Neumaterial festgestellt werden. Aus einer Vielzahl von Untersuchungen lässt sich eine

Bei der Untersuchung einer Vielzahl von Proben nach Praxiseinsatz gab es eindeutige Ergebnisse. Das Alterungsverhalten bei Kunststoffbahnen wird durch Schutzschichten, z. B. extensive Dachbegrünung oder Umkehrdachdämmung, wesentlich reduziert, daraus resultiert eine längere Lebensdauer. Bei Kiesschüttungen wirkt die Schutzfunktion nur dann, wenn zwischen Kies und Dachbahn ein oberseitig PE-folienkaschierter Vlies angeordnet ist und somit Schmutzablagerungen als optimale Bedingungen für z. B. Mikroorganismen von der Bahnenoberfläche ferngehalten werden. Bei frei bewitterten Dachflächen konnten deutliche Unterschiede zwischen Gefällebereich und Bereichen mit temporärem Wasseranstau (Schmutzablagerungen und Algenbildung) festgestellt werden. Vor allem bei Bahnen auf Werkstoffbasis PVC und Bahnen mit PVC-Anteil waren die Unterschiede beim Alterungsverhalten besonders deutlich, während bei Bahnen auf Werkstoffbasis FPO/TPO die Unterschiede geringer waren. Dies ist u. a. damit zu begründen, dass Bahnen auf reiner Olefinbasis werkstoffbedingt hydrolyse- und mikrobenbeständiger sind.

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

c)  bei einer qualitativ hochwertigen FPO/TPO-Bahn, 1,8 mm dick (Bewertung nach [1]: „sehr gut“).

Bild 2.  Dauerfeuchte Schmutzablagerungen nach fünf Jahren auf einer Kunststoffbahn mit Kiesschüttung, dadurch beschleunigtes Alterungsverhal­ ten und somit geringere Lebensdauer

In Bild 3 wird der Einfluss des Alterungsverhaltens bei Kunststoffbahnen vereinfacht dargestellt. Hierbei wird Bezug genommen auf die in der Physik definierte Zeit, nach der die Materialwerte des Neumaterials bis auf 37 % oder darunter gefallen sind. Gegen Ende dieser Phase ist ein Produktnutzen zweifelhaft und es steht i. d. R. eine Sanierung an [3]. Die Darstellung zeigt drei ausgewählte werkstofftypische Beispiele für das beschleunigte Alterungsverhalten von frei bewitterten Bahnen im Bereich mit temporärem Wasseranstau gegenüber dem Gefällebereich: a)  bei einer Bahn mit PVC-Anteil, 1,2 mm dick (Bewertung nach [1]: „mangelhaft“), b)  bei einer qualitativ hochwertigen PVC-Bahn, 1,5 mm dick (Bewertung nach [1]: „gut“), und

Bei der Bahn a) bestätigte sich die Prognose der geringeren Lebensdauer im temporären Wasseranstaubereich durch das Versagen der Bahn mit daraus resultierenden Undichtigkeiten. Aufgrund der geringen Restlebensdauer erfolgte nach 15 Jahren eine Komplettsanierung. Die Prognose zur Restlebensdauer aufgrund der Veränderung der Materialeigenschaften nach 20 Jahren Liegezeit zeigt bei der PVC-Bahn b) im Wasseranstaubereich eine Verringerung der Funktionsdauer von ca. 16 Jahren. Im Vergleich zum Gefällebereich sind die Veränderungen der Reißdehnung und -festigkeit deutlich ausgeprägter, dazu kommen Bahnendickenabnahme (ca. 20 %) und Änderung der Kältebruchtemperatur von –30 °C auf –10 °C. Bei der FPO/TPO-Bahn auf Basis PP – Beispiel c) – sind die Veränderungen der Materialeigenschaften, ebenfalls nach 20 Jahren Liegezeit, im Vergleich wesentlich geringer. Der Einfluss von temporären Wasseranstaubereichen auf das Alterungsverhalten ist jedoch auch hier zu erkennen. Deshalb sollten bei allen frei bewitterten Dächern mit Kunststoffbahnen gefällelose Bereiche mit temporärem Wasseranstau grundsätzlich vermieden werden.

Verarbeitung In der Schadensstatistik (ddD e. V., 2008) werden 45 % der Schäden bei Flachdächern aus Bitumen-, Elastomer- und Kunststoffbahnen auf mangelhafte Verarbeitung zurückgeführt. Da Bitumenbahnen i. d. R. zweilagig und Elastomerbahnen als vorgefertigte Planen verlegt werden, sind die verarbeitungsbedingten Fehler eher geringer als bei einlagig verlegten Kunststoffbahnen, die bauseits bevorzugt mit Heißluft verschweißt werden. Aus der Fachliteratur sind

Bild 3.  Vergleich der Veränderung der Materialeigenschaften nach frei bewitterter Liegezeit zwischen temporärem Wasseranstaubereich mit Verschmutzung und Algenbewuchs und Gefällebereich bei a) Bahn mit PVC-Anteil, 1,2 mm dick, (Bewertung: „mangelhaft“), b) qualitativ hochwertige PVC-Bahn, 1,5 mm dick, (Bewertung: „gut“), c) qualitativ hochwertige PVC-Bahn, 1,8 mm dick, (Bewertung: „sehr gut“)

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Bild 4.  Offene Naht nach 13 Jahren bei einer qualitativ hochwertige PVCBahn, 1,5 mm dick, Einlage: Glasvlies, unter XPS-Umkehrdachdämmung mit 2 % Gefälle verlegt

Bild 5.  Bei frühzeitiger Feststellung von Verarbeitungsfehlern (bei einer technischen Abnahme der Abdichtung) bleibt oft nur ein Überschweißen der mangelhaften Nahtbereiche mit Bahnenstreifen

bisher keine kunststoffabdichtungsbezogenen Daten zu entnehmen, vermutet wird jedoch ein Anteil von bis zu 68 % [4]. Das bedeutet, dass statistisch gesehen 2/3 der mit Kunststoffbahnen ausgeführten Flachdächer nicht die materialtypische Lebensdauer erreichen, sondern durch Ausführungsfehler schon vorzeitig undicht werden und nachgebessert bzw. saniert werden müssen. Bei allen bisher untersuchten Schadensfällen traten Undichtigkeiten nach ca. 6 bis 13 Jahren durch offene Schweißnähte bei den bauseits gefertigten Fügenähten auf. Festgestellt werden konnte, dass es sich hierbei immer um Verarbeitungsfehler handelt, bei denen partiell keine materialhomogene Nahtverschweißung erfolgt ist. Die nur verklebten bzw. mangelhaft verschweißten Fügenähte öffnen sich im Lauf der Jahre (s. Bild 4). Bei diesem Praxisbeispiel handelt es sich um eine qualitativ hochwertige PVC-Bahn, 1,5 mm dick, Glasvlieseinlage, verlegt mit 2 % Gefälle unter XPS-Wärmedämmung. Durch die optimale Verlegung hat sich das Alterungsverhalten der Bahn so in Grenzen gehalten, dass die Prognose eine Lebensdauer von > 40 Jahren ergab. Aufgrund des lange unbemerkten Wassereintritts und der daraus resultierenden Feuchteschäden in der Deckenkonstruktion musste die Dachfläche jedoch schon nach 13 Jahren komplett saniert werden. Ein weiteres Beispiel betrifft eine qualitativ hochwertige FPO/TPO-Bahn, 2,0 mm dick, verlegt im Gefälle unter einer extensiven Dachbegrünung. Bereits nach 6 Jahren traten Undichtigkeiten auf. Nach dem Abräumen der Begrünungsschichten wurden partiell offene Nähte festgestellt, die auf Verarbeitungsfehler zurückzuführen waren. Nach einer Prüfung aller bauseits gefügten Nähte wurden die Fehlstellen nach intensiver Vorbehandlung mit Bahnenstreifen überschweißt. Die übliche 10-jährige Materialgarantie des Herstellers kam für die Kosten nicht auf, da es sich nachweislich um Verarbeitungsfehler handelte. Die 5-jährige Gewährleistungszeit des Verarbeiters war abgelaufen, sodass die Kosten vom Bauherrn übernommen werden mussten. Dieser klagt nun gegen den Verarbeiter und beruft sich darauf, dass die Überprüfung des Herstellungsprozesses und der Ab-

nahme völlig unzureichend waren. Er bezieht sich dabei auf ein Urteil des BGH, das den Unternehmer für einen Mangel haften ließ, der bei richtiger Organisation des Bauablaufs ganz sicher vermieden worden wäre. Beide o. g. Beispiele zeigen, dass man auch mit qualitativ hochwertigen Produkten mangelhafte Flachdachkonstruktionen herstellen kann, die bereits nach wenigen Jahren versagen. Besonders kompliziert ist dies bei Kunststoffabdichtungen mit Auflast, z. B. mit extensiver Begrünung oder Ausführung als Umkehrdach. Ein komplettes Abräumen der Dachfläche ist dann nicht zu vermeiden. Im günstigsten Fall können die Fehlstellen bei den Nähten mit Bahnenstreifen überschweißt werden. Im ungünstigsten Fall ist eine Komplettsanierung notwendig. Die Sanierungs- bzw. Nachbesserungskosten übersteigen eine fachqualifizierte Ausführungskontrolle (technische Abnahme) um ein Vielfaches.

Ausführungskontrolle Um solchen beispielhaft dargestellten verarbeitungsbedingten Schadensfällen vorzubeugen, ist es nach Fertigstellung der Dachfläche (und vor Aufbringung der Schutzschichten) unabdingbar, eine Kontrolle der bauseits ausgeführten Fügenähte durchzuführen. Die vielfach übliche Nahtprüfung mit einer Prüfnadel ist hierfür jedoch nur bedingt geeignet. Die materialhomogene Fügenahtbreite einer Verschweißung lässt sich mit der Prüfnadel oder einer Unterdruckprüfung mit einer Saugglocke nicht feststellen. Deshalb sind auch sogenannte Prüfnadelkontrollzertifikate auf Grundlage von herstellerinternen Baustellenbegehungen besonders kritisch zu bewerten. Zur fachqualifizierten Nahtprüfung bei den Fügenähten sind nur zerstörerische Schälzugprüfungen geeignet. Bei der Schälzugprüfung nach DIN EN 12 316-2 (Schäl­ widerstand der Fügenähte) wird der bauseits entnommene Probekörper mit mittiger Naht in eine Zugprüfmaschine eingespannt und mit konstanter Geschwindigkeit und Zugkraft bis zur Ablösung bzw. zum Bruch der Fügenaht belastet. Bei jeder Prüfung wird ein Kraft-Dehnungs-Diagramm erstellt. Nach Ende des Schälvorgangs wird zusätzlich die

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Bild 6.  Beispiele: qualitativ hochwertige PVC-Bahn, 1,5 mm, Schaden nach 13 Jahren durch offene Nähte; qualitativ hochwertige FPO/TPO-Bahn, 2,0 mm, Undichtigkeiten nach sechs Jahren durch offene Nähte

Bild 7.  Schälzugprüfung nach DIN EN 12316-2 (Schälwiderstand der Füge­ naht) in einer Zugprüfmaschine

effektive materialhomogene Fügenahtbreite ermittelt und dokumentiert. Hierbei ist Bezug auf die Flachdachricht­ linien [4], Tabelle 6: „Mindestfügebreite von Kunststoff- und Elastomerbahnen in Abhängigkeit vom Fügeverfahren“ zu nehmen. Nach der Schälzugprüfung lässt sich ablesen, ob die Fügenaht nur geklebt, nur wenige mm oder auf der erforderlichen Mindestbreite von 20 mm [4] materialhomogen verschweißt ist, denn beim Heißluftschweißen werden die Fügeflächen der Bahnen durch Heißluft plastifiziert und durch Druck materialhomogen verbunden. Bei einer fachgerecht ausgeführten materialhomogenen Fügenaht erfolgt bei der Schälzugprüfung ein Abschälen in der mittigen Einlagenebene oder ein Bruch. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die im Datenblatt des Herstellers angegebenen Schälzugwiderstände der Fügenaht (N/50mm). Diese sind meist so niedrig angegeben, dass teilweise auch Nähte mit Nahtfügebreiten von nur wenigen mm oder „geklebte“ Nähte den angegeben Wert erreichen. Die Nahtfügung ist dann trotzdem mangelhaft, wenn die zusätzliche Beurteilung ergibt, dass die materialhomogene Nahtfügebreite deutlich unter der nach Flachdachrichtlinien geforderten Mindestbreite von 20 mm bei der Heißluftverschweißung liegt. An der Tatsache einer mangelhaften Ausführung ändert sich auch dann nichts, wenn damit argumentiert wird, dass die Dachfläche ja jetzt dicht ist, die Werte nach Datenblatt eingehalten wurden oder dass ein „Prüfnadelkontrollzertifikat“ eine (momentan) dichte Ausführung bestätigt.

Qualitätssicherung

Bild 8.  Ergebnis nach der Schälzugprüfung: Abschälen der Bahn in der Ein­ lagenebene (materialhomogene Fügenaht), daneben leichte Verklebung der Naht mit Schweißraupe an der Nahtvorderkante – diese typische Stelle konnte aufgrund der durchgehenden Schweißraupe mit der Prüfnadel nicht festgestellt werden (Grafiken/Fotos/Tabelle: Wolfgang Ernst)

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Aufgrund der relativ hohen Schadensfälle durch Verarbeitungsfehler bei einlagig verlegten Kunststoffbahnen hat die Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach ddD e. V. seit Januar 2017 eine Qualitätssicherung für die Verarbeitung von Kunststoff-Dach- und -Dichtungsbahnen eingeführt [6]. Diese basiert im Wesentlichen auf freiwilliger Eigen- und zusätzlicher Fremdkontrolle durch externe

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Sachverständige mit langjähriger Prüf­ erfahrung auf dem Gebiet der Dachund Dichtungstechnik (und eigenem Prüflabor). Mit dem neuen ddD-Qualitäts­ label für die Verarbeitung von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen wird die Ausführung durch einheitliche Qualitäts- und Prüfbestimmungen abgesichert, die in erster Linie auf jahrzehnte­langer Praxiserfahrung sowie der Auswertung zahlreicher Schadensfälle beruhen. Das Qualitätslabel ist hersteller- bzw. produkt­ unabhängig. Bauherrn und Auftraggeber haben dadurch die Sicherheit, bei der Verarbeitung von Kunststoff-Dachund Dichtungsbahnen durch Qualitätslabel-Benutzer eine fachtechnisch einwandfreie und den höchsten Qualitätsanforderungen entsprechende Ausführung zu erhalten.

Fazit Mit Kunststoffbahnen können Flachdächer dauerhaft sicher abgedichtet werden. Bei entsprechender Mate­ rialqualität, die in jeder Werkstoffgruppe zu finden ist, sind Lösungen mit einer Lebensdauer von > 30 Jahren bis > 50 Jahren bei optimaler Anwendung, fachqualifizierter Verarbeitung (durchgehend materialhomogener Nahtfügung) und entsprechender Wartung möglich. Entscheidungskriterien zur Auswahl der geeigneten Kunststoffabdichtungsbahn für die jeweils besondere Situation sind seit 2009 [1] veröffentlicht. Das materialtypische Alterungsverhalten von Kunststoffbahnen kann durch falsche Anwendungen beschleunigt werden. Diese Tatsache ist zwischenzeitlich als fachliches Allgemeinwissen zu bezeichnen. Damit verbunden ist dann auch die Verpflichtung, den Auftraggeber/Bauherrn auf die grundsätzlichen Baurisiken (kürzere Lebensdauer) hinzuweisen. Durch Verarbeitungsfehler bei der Nahtfügung wird die Lebensdauer eines Daches jedoch deutlich verringert. Dies betrifft statistisch gesehen bis zu 68 % der mit Kunststoffbahnen abgedichteten Dachflächen. Materialhomogene, heißluftverschweißte Fü-

genähte mit der erforderlichen Mindestfügebreite von 20 mm bei der üblichen Heißluftverschweißung sind dauerhaft dicht und öffnen sich auch nach Jahren nicht. Bei entsprechend sorgsam ausgeführten Nahtverschwei­ ßungen kann die Lebensdauer von Flachdächern mit Kunststoffabdichtungen dann auch wieder über die Materialqualität definiert werden. Literatur [1] Ernst, Wolfgang: Fachbuchreihe Dach­abdichtung Dachbegrünung, Band VI, Abdichtungen, mit Vorwort von Prof. R. Oswald. Pullach 2009. [2] DIN 50035:2012-09: Begriffe auf dem Gebiet der Alterung von Materialien – Polymere Werkstoffe. B ­ erlin. [3] Ernst, Wolfgang: Fachbuchreihe Dachabdichtung Dachbegrünung, Band V, Probleme und Lösungen. Pullach 2005. [4] Regeln für Abdichtungen mit Flachdachrichtlinie, Stand Dezember 2016, Deutsches Dachdeckerhandwerk. Köln. [5] Informationsjournal der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach ddD e. V., Ausgabe 32, 2016. Pullach. [6] Merkblatt: Ausführungsüberwachung und technische Abnahme von Dächern mit Kunststoffabdichtungen, Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach ddD e. V., 2017. Pullach. [7] DIN EN 12316-2:2013-08: Abdichtungsbahnen – Bestimmung des Schälwiderstandes der Fügenähte – Teil 2: Kunststoff- und Elastomerbahnen für Dachabdichtungen. Berlin.

Weitere Informationen: Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Ernst Nach DIN EN ISO zertifizierter Bausachverständiger für Dach­ abdichtung und Dachbegrünung Präsident der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V. Wolfratshauser Straße 45 b, 82049 Pullach i. I. Tel. (089) 793 03 82 wolfgang-ernst@ddDach.org www.dichtundgruen.de, www.ddDach.org

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Check-in zur Geschichte: Dachsanierung am historischen Flughafen Berlin-Tempelhof

Bild 1.  Um den historischen Baubestand des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu erhalten und diesen für die Stadtentwicklung zu nutzen, werden bis 2017 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt

pbr Planungsbüro Rohling Die 302 ha große Freifläche des ehemaligen Flughafens Tempel­ hof wird seit 2010 als „Tempelhofer Feld“ genutzt. Darüber hinaus finden im einstigen Flughafengebäude sowie auf dem früheren Vorfeld u. a. große Festivals, Sport-Events und Messen statt. Um den historischen Baubestand zu erhalten und für die Stadtent­ wicklung zu nutzen, werden bis 2017 umfangreiche Sanierungs­ maßnahmen an den Dächern der Hangars 1 bis 7 und der Flug­ steige A1/A2 in mehreren Abschnitten durchgeführt. pbr erstellte hierfür die Planung. Von 2012 bis 2013 wurden im ersten Bauabschnitt die Hangar-Dächer 5 bis 7 saniert; zwischen September 2014 und Juli 2015 folgte das Dach des Hangars 4. 2015 erfolgte in drei Abschnitten der Dachbelagsaufbau, der Rückbau der Altbeläge und eine Schadstoffsanierung für die Hangars 2 und 3. Hangar 1 und die Flugsteige A1/A2 werden 2016 und 2017 bearbeitet. Die Sanierungsmaßnahmen des Daches finden bei laufendem Interimsbetrieb in engen, genau vorgegebenen Zeitfenstern und in Abstimmung mit dem Veranstaltungs-/Vermietungsplan statt, denn die Hangars sind zurzeit vermietet und werden temporär genutzt.

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Zeugnis Berliner und deutscher Geschichte In vielerlei Hinsicht handelt es sich beim Flughafen Tempelhof um ein Bauwerk der Superlative. Aufgrund seiner Bruttogeschossfläche von ca. 300.000 m2 zählt das Flug­ hafengebäude auch heute noch zu den größten Gebäuden weltweit und ist das größte Baudenkmal Europas. Insgesamt hat das Dach der Flugzeug- und Abfertigungshallen eine Länge von 1,2 km und eine (Grund-)Fläche von 60.000 m2. 2011 wurde der Flughafen von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieur­ baukunst in Deutschland“ ausgezeichnet. Als der Flughafen 1923 eröffnete, war er einer der ersten Verkehrsflughäfen Deutschlands. Sein neoklassizistisches Erscheinungsbild wurde maßgeblich von 1936 bis 1941 unter der nationalsozialistischen Herrschaft geprägt. Nachdem 1934 die ersten Entwürfe für den Neubau vorlagen, riss die Reichsregierung die Planungshoheit an sich. Schon damals war geplant, das rückwärtige Drittel der Flugzeug- und Abfertigungshallendächer als stufenförmig ausgeprägten Tribünenbereich für mehr als 80.000 Besu-

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Bild 2.  Bauherr und Denkmalbehörde entschieden, die Dachsanierung ana­ log zum Bestand bituminös als dunkle Dachbeschichtung auszuführen, da diese stärker dem historischen Original entspricht

Bild 3.  Die Sanierungsmaßnahmen an Dach, Dachfenstern und Fenster­ bändern fanden bei laufendem Interimsbetrieb statt

cher zu nutzen. Allerdings wurde das bautechnisch nur ansatzweise umgesetzt. Zugang sollten die Menschenmengen über Treppentürme erhalten. Tempelhof ist auch als einer der Berliner Flughäfen bekannt geworden, die 1948 bis 1949 im Rahmen der historischen Berliner Luftbrücke angeflogen wurden.

Auf das flächendeckende Verlegen von Steinplatten, die das Begehen des Dachs ermöglicht hätten, wurde aus statischen Gründen und im Rahmen des Gesamtkonzepts verzichtet. Bauherr und Denkmalbehörde entschieden, die Dachhaut analog zum Bestand bituminös auszuführen. Im Vergleich zu einer Folien-Dachabdichtung bietet sie eine widerstandsfähigere Oberfläche, hat eine nachgewiesen hohe Lebensdauer und es musste keine mechanische Rückverankerung vorgenommen werden, die die Dampfsperre durchbrochen hätte. Entgegen den Empfehlungen der Planer, einen hellen wärmereflektierenden Belag einzusetzen, insistierte die Denkmalschutzbehörde auf eine dunkle, anthrazitfarbene Dachbeschichtung, da diese stärker dem historischen Original entspricht. Eine langfristig optimale Wartung der sehr ausgedehnten Dachflächen wird u. a. durch den Einbau einer technisch innovativen vollflächigen Leckage-Überwachungsanlage mit einer Notentwässerung der Wärmedämmebene

Dachsanierung Die Dächer bestehen aus einem vorderen und hinteren Dachteil aus Bördelblech bzw. Stahlbeton. Im Rahmen der Dachsanierung wurden Dachaufbauten einschließlich Betonestrichaufbauten der betroffenen Hangar-Dächer demontiert, abschnittsweise saniert und die Gebäudefugen instandgesetzt. Im Bereich der Betondächer blieb der stufenförmige Dachaufbau auf besonderen Wunsch der Denkmalschutzbehörde erhalten. Er wurde nach den historischen Vorgaben stufenförmig angelegt und aufwendig gedämmt. Steinplatten dienen partiell als Brandschutzriegel.

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

sichergestellt. Die Anlage ortet und meldet Lecks in der Dachoberfläche automatisch, sodass Schäden in der Dachschicht umgehend behoben werden können. Damit wird verhindert, dass die Wärmedämmung durchnässt und beschädigt wird. Auf dem Dach befanden sich stark beeinträchtige Dachfenster und am Versprung der Dachebenen vertikale Fensterlichtbänder. Die einfach verglaste Drahtglaskon­ struktion der Lichtbänder wurde saniert bzw. abschnittweise bauzeitidentisch erneuert. Hierzu wurde das Glas ausgebaut, aufbereitet und wieder eingearbeitet, lediglich die Kondensat-Abführung im unteren Fensterrahmen wurde gegenüber der Originalkonstruktion im Detail optimiert. In Teilbereichen wurden die Dachfenster ebenfalls aufbereitet und – wo es notwendig war – die Rahmenkonstruktion mit neuem Blech aufgebaut. Das Dach verfügt im hinteren Bereich über eine begehbare Galerie. Für diesen sogenannten Historiengang erbrachten die Planer für die Dächer H5 bis H7 u. a. statische Berechnungen auf Basis der Nutzungsanforderungen des Bauherrn. Darüber hinaus wurde die statische Trag­ fähigkeit der Bördelblechdächer für die mögliche spätere Anbringung einer Photovoltaikanlage geprüft und für die Dachabschnitte mit Betondachdeckung ein Tragfähigkeitskataster zur Vorbereitung einer großflächigen Terrassennutzung erarbeitet. Hierzu wurde eine großflächige zer­ störungsfreie Erkundung der Bestandsbewehrung durch Röntgen geplant und durchgeführt.

Gezielter Einsatz von Wärmedämmung Im Rahmen der Dachsanierung wurden der Stahlbetonund der Bördelblechdachteil mit einer Wärmedämmung versehen. Auf eine darüber hinausreichende, aufwendigere Wärmedämmung wurde zu großen Teilen aus denkmalpflegerischen und wirtschaftlichen Gründen verzichtet. Weil die großflächige Hallentorfassade nicht gedämmt wurde, entschied man sich, für die Dachflächen die Mindest­ bauteilanforderungen gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV) in einem Einzelbauteilnachweis anzusetzen. Auch für das Toranlagenvordach und die aufgrund der Dachgeometrie eingeschlossenen Fassadenabschnitte ist der weitgehend ungedämmte Status erhalten worden. Dies betrifft das Vordach über den Toren, das Toroberlicht einschließlich

Bild 5.  Ungedämmt blieben das Toranlagenvordach und die aufgrund der Dachgeometrie eingeschlossenen Fassadenabschnitte (Fotos: Natalie Toczek)

Kastenrinne und Attikablende sowie das Oberlichtband am Ebenenversprung der Dachfläche. Die veränderte Nutzung des Gebäudes z. B. für große Veranstaltungen wirkt sich auf die thermische Belastung der Hallen aus. Wurden sie früher als Abstell- und Wartungshallen für Flugzeuge lediglich frostfrei gehalten, werden sie heute zeitweilig als Versammlungsstätte genutzt und müssen dann beheizt werden. Durch die Beheizung ergeben sich Kondensat-Beaufschlagungen und thermische Bauteilspannungen. Im Gebäude bestand dadurch eine akute Beeinträchtigung der Betriebssicherheit. Bei Sanierungsmaßnahmen und aufgrund von Alterungserscheinungen waren Beton- und Mörtelteile von der Decke abgeplatzt. Schon eine stichprobenartige Untersuchung der Decke ergab, dass die Bewehrung in Teilen korrodiert und weitere Abplatzungen zu befürchten waren. Entsprechend wurden die Unterschichten der Hangar-Dächer punktuell durch eine Befahrung kontrolliert, um das Schadensausmaß festzustellen. Die Decken wurden temporär mit Netzen abgehängt, um das Herabstürzen von Teilen zu verhindern. In einem späteren, noch auszuschreibenden Bauabschnitt werden die Decken betonsaniert.

Der Verantwortung gerecht werden Nur 5 km vom Brandenburger Tor entfernt, befindet sich der Flughafen Tempelhof mit seiner enorm dimensionierten Freifläche. Aufgrund seiner Funktionalität und Architektur gilt der Flughafen seit Sir Norman Fosters Ausspruch als „Mutter aller Flughäfen“. Das Flughafengebäude erfährt zurzeit eine neue Nutzung und wird zu einem Standort für Kultur und Kreativwirtschaft ausgebaut. Weil es sich um ein bedeutendes Bauwerk und einen Ort der Geschichte handelt, wird dabei der Flughafencharakter erhalten, nur wenig wird verändert und vorwiegend wird modernisiert.

Bild 4.  Insgesamt hat das Dach der Flugzeug- und Abfertigungshallen eine Länge von 1,2 km

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Wasserdicht und windsogsicher „Ein Flachdach bekommt man niemals dicht.“ Dieses Vorurteil stammt noch aus den 1970er-Jahren und hält sich erstaunlicher­ weise bis heute. Dabei hat sich seither im Bereich Flachdachab­ dichtung einiges getan: Dank hochleistungsfähiger Abdichtungs­ produkte und innovativer Befestigungsverfahren lassen sich Flach­ dächer heute ganz einfach und dauerhaft sicher abdichten. Der Anbieter CARLISLE® CM Europe ist seit mehr als 50 Jahren auf die Entwicklung und Herstellung hochwertiger und nachhaltiger Abdichtungen aus dem Synthesekautschuk EPDM spezialisiert. Mit seinen Produktlösungen für Dach, Fassade und Bauwerk ist die Unternehmensgruppe heute Europas führender Hersteller im Bereich EPDMAbdichtungen. Das Material zeichnet sich durch hervor­ ragende Werkstoffeigenschaften aus und ist für Neubau und Sanierung geeignet. Neben EPDM-Dichtungsbahnen der Marken RESITRIX® und HERTALAN® EASY WELD bietet CARLISLE® mit HERTALAN® EASY COVER auch EPDM-Planensysteme an. Es handelt sich dabei um Flachdachabdichtungen nach DIN EN 13956, in der die Definitionen und Eigenschaften von Kunststoff- und Elastomerbahnen, die hauptsächlich für Dächer verwendet werden, festgelegt sind. Die Planen sind besonders für die Abdichtung von großflächigen Dächern mit einfacher Dachgeometrie und wenigen Durchdringungen geeignet. Aber auch bei kleineren Objekten wie Bungalows oder Carports spielen sie ihre Stärken voll aus. Für die Herstellung der Planen werden EPDM-Bahnen bereits im Produktionswerk im Hot-Bonding-Verfahren homogen miteinander verbunden. So können sie für das individuelle Bauvorhaben passgenau vorkonfektioniert werden. Dabei sind Planengrößen bis zu 1.000 m2 möglich. Für größere Dachflächen werden einfach mehrere Planen auf der Baustelle mittels Heißluft miteinander verschweißt. Durch die vorgefertigten Nahtfügungen sind vor Ort auf dem Dach nur noch ca. 5 % der Nahtverbindungen manuell auszuführen. Das bedeutet eine erhebliche Zeitersparnis bei der Verlegung und gleichzeitig ein großes Plus an Sicherheit für die Abdichtung.

Bild 1.  Induktionsschweißgerät und magnetische Kühlkörper zur durchdrin­ gungsfreien mechanischen Befestigung der HERTALAN ® EPDM-Planen

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Bild 2.  Diese 11.000 m 2 große Dachfläche wurde mit dem HERTALAN ® RhinoBond ® Komplettsystem abgedichtet. Durch die vorkonfektionierten EPDM-Planen waren hierbei nur 5.200 m statt 9.500 m Nähte mittels Heiß­ luft zu verschweißen

Durchdringungsfreie Befestigung für maximale Sicherheit Übliche Verlegearten für EPDM-Planen sind die lose Ver­ legung mit Auflast, teil- bzw. vollflächige Verklebung mit einem PU-Klebstoff oder die mechanische Befestigung. Maximale Sicherheit vor eindringendem Wasser und Windsog bietet das HERTALAN® RhinoBond® Komplettsystem. HERTALAN® EASY COVER ist die erste und einzige EPDM-Plane, die so im Induktionsschweißverfahren vollkommen durchdringungsfrei auf dem Flachdach befestigt werden kann. Zunächst werden speziell beschichtete, induktionsfähige Halteteller gemäß der Windsogberechnung gleichmäßig über die gesamte Dachfläche verteilt und mit zugelassenen Schrauben befestigt. Darüber wird die Plane ausgelegt. Bereits nach diesem Arbeitsschritt ist das Dach vor Niederschlag und anderen Witterungseinflüssen geschützt – dies ist besonders in den feuchtkalten Jahreszeiten vorteilhaft, da keine wiederholten Flächentrocknungen notwendig sind. Die Induktionsverschweißung kann auch auf einem feuchten Dach und bei Außentemperaturen von bis zu –10 °C ausgeführt werden. Die Verlegung ist auf allen Untergründen möglich, auch auf PVC. Für die windsogsichere Befestigung wird nun das Induktionsgerät direkt über den Haltetellern aktiviert und auf ca. 280 °C Schweißtemperatur erhitzt. Auf diese Weise wird die Planenunterseite innerhalb von nur fünf Sekunden fest mit den Tellern verbunden. Anschließend werden magnetische Kühlstangen auf den angeschweißten Tellern platziert. Durch den Druck und die Abkühlung wird die Verbindung der Plane mit den Tellern innerhalb von weiteren 40 Sekunden dauerhaft gefestigt. Das Besondere an dieser Verbindung: Bei Bedarf, z. B. bei einer nachträglich geplanten Dachaufstockung, können die Teller durch einen erneuten Einsatz des Induktionsgerätes wieder von der EPDM-Plane gelöst werden. Die Plane wird hierbei nicht beschädigt und kann weiterverwendet werden. Lediglich die Halteteller sind auszutauschen, da ihre Beschichtung nach dem Ab­ lösevorgang nicht mehr vorhanden ist.

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Tabelle.  Vorteile des HERTALAN ® RhinoBond ® Komplettsystems Werkstoffvorteile HERTALAN® EPDM

Vorteile Rhinobond® Befestigung

Zertifizierte Gebrauchsdauer > 50 Jahre (SKZ-Studie)

Keine Durchdringungen der Dachhaut

Absolut UV- und witterungsbeständig

Verarbeitung bis –10 °C möglich

Dauerhaft elastisch von –45 °C bis +120 °C

Gleichmäßige Verteilung der Windlast

Dehnfähigkeit von über 500 %

Verlegung auf allen Untergründen möglich (auch Bitumen und PVC)

Wurzelfest nach FLL

Das Dach ist schneller regensicher geschlossen

Sichere Verarbeitung durch Heißluftverschweißung

Einsparung von bis zu 30 % Befestiger

Bild 3.  Saumbefestigung: Hier werden Schraube und Naht asymmetrisch belastet

Bild 4.  Feldbefestigung: gleichmäßige Windlast­ verteilung durch das Induktionsverfahren (Fotos/Grafiken: ­CARLISLE ® CM Europe)

Die Abdichtung mit dem HERTALAN® RhinoBond® Komplettsystem erfolgt im Feldbefestigungsverfahren. Im Gegensatz zur traditionellen Saumbefestigung wird die Windlast gleichmäßig auf die Plane verteilt. Dies verhindert eine asymmetrische Krafteinwirkung auf Halteteller und Nähte und das damit verbundene „Flattern“ der Plane. Außerdem können auf diese Weise bis zu 30 % Befestiger eingespart werden.

gen künftig noch schneller bedienen. Die Bestellung erfolgt wie gewohnt über den Fachhandel, bei Bedarf klärt ­CARLISLE® technische Details für die Fertigung direkt mit dem Verarbeiter. Die Lieferung erfolgt inklusive des benötigten Zubehörs direkt auf die Baustelle. So sind Lieferzeiten schon ab 48 Stunden nach Bestelleingang möglich.

Planen nach Maß in Bestzeit CARLISLE® Services ist das neue Service- und Logistikzentrum von CARLISLE® CM Europe für maßgefertigte EPDM-Planen. Mit Hilfe dieses Standorts im süddeutschen Kaufbeuren kann der Hersteller eilige Kundenanfra-

Kirsten Ohlendorf Weitere Informationen: Carlisle Construction Materials GmbH Schellerdamm 16, 21079 Hamburg Tel. (040) 78 89 33-0, Fax (040) 78 89 33-101 info@ccm-europe.com, www.ccm-europe.com

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Flachdachsanierung/Abdichtungstechnik

Industriedach sanieren – bei laufendem Produktionsbetrieb Wie lässt sich die 1.700 m2 große Dachfläche einer Fertigungs­ halle sanieren – ohne die Produktion von technisch anspruchs­ vollen Spritzgießteilen zu stören? Diese Frage stellte sich das Augsburger Unternehmen DITTRICH + CO. zusammen mit dem be­ auftragten Architekten. Die alte Dachdichtungsbahn einer Pro­ duktionshalle war teils verwittert und wies erste Undichtigkeiten an Nähten und Detailanschlüssen auf. Eine substanzerhaltende Dachsanierung mit dem Wecryl Dachabdichtungssystem von WestWood bot eine schnelle, sichere und wirtschaftliche Lösung. „Ein Abriss der undichten Dachabdichtung schied von vornherein aus, dieses Vorgehen hätte die Drei-SchichtProduktion bei dem mittelständischen Betrieb zu sehr beeinträchtigt“, berichtet Thomas Menzel, Vertriebsleiter bei WestWood. „Deshalb suchte der Architekt nach einer Lösung mit einem geringen Flächengewicht, die sich wie eine extrem haltbare zweite Abdichtungsschicht über die gesamte Dachfläche legen sollte – ohne Nähte und Stöße zu verursachen.“ Die Mayer Dachdecker GmbH aus Günzburg schlug für diese Anforderungen eine substanzerhaltende Sanierung mit dem geprüften und zugelassenen WestWood Wecryl Dachabdichtungssystem vor, das auf modernen PMMAFlüssigkunststoffen basiert. So konnte der bisherige Warmdachaufbau mit seiner Folienabdichtung (EVA-Bahn) erhalten bleiben. Auch die schnelle und sichere Abdichtung aller Anschlüsse zum Schornstein, den Lichtkuppeln und den Regenrinnen ließ sich damit realisieren. WestWood sorgte zudem dafür, dass das Wecryl-System das Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis (abP) für 20°-Dachneigungen erhielt – und damit die Anforderungen einer harten Bedachung durch eine wurzelfeste, gegen Flugfeuer und strahlende Wärme widerstandsfähige Abdichtung erfüllt.

Eine reibungslose Baustellenlogistik Dieses wirtschaftliche und durchdachte Dachsanierungskonzept überzeugte den Bauherrn und den bauleitenden Architekten sofort. Die Mayer Dachdecker GmbH erhielt den Zuschlag und konnte schon bald mit der Flachdachsanierung beginnen. Nach der Trocknung der Dachfläche folgte zunächst die Reinigung mit dem Weplus-Reiniger von WestWood. Zudem wurden die Feldbefestigungen der vorhandenen EVA-Dachabdichtungsbahn mit einem Entkopplungsband versehen. Saugende Untergründe wie das Mauerwerk des Schornsteins grundierten die Verarbeiter, damit die PMMA-Flüssigabdichtung dauerhaft sicher daran haftet. Ebenso wurde bei der Abdichtung der Flachdach-Außenecken verfahren. WestWood lieferte das Abdichtungsharz in Containern an. Mithilfe einer Material-Förderpumpe wurde es direkt zum Mischplatz auf der Dachfläche transportiert. „Wir haben damit das gesamte Flachdach vliesarmiert abgedichtet“, erklärt Albin Zöllner, Leiter der Anwendungstechnik bei WestWood. „Dabei wurde stets das PMMA-

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Flachdachsanierung einer Fertigungshalle der DITTRICH + CO. in Augsburg mit dem Wecryl Dachabdichtungssystem von WestWood (Foto: WestWood)

Harz vor­gelegt, Vlies eingearbeitet und mit PMMA-Harz gesättigt. Dank dieses Vorgehens ließen sich auch die bestehenden Regenrinnen weiter verwenden. Der Anschluss an die Rinne erhielt nach dem Anbringen eines Entkopplungsbandes am Übergang zum Traufblech ebenfalls die vliesarmierte Flüssigabdichtung. Und selbst geometrisch schwierige Anschlüsse wie einen konisch zulaufenden Lüfter konnten wir nach dem gleichen Prinzip sicher abdichten.“

Flachdachsanierung in nur drei Wochen Die komplette Sanierung des 1.700 m2 großen Flachdaches konnte in nur drei Wochen bei laufendem Produk­ tionsbetrieb realisiert werden – durch das einfach zu verarbeitende Dachabdichtungssystem von WestWood und die langjährige Erfahrung der Verarbeiter in der Flüssigkunststoffverarbeitung. Dieses Industriedach ist nun dauer­ haft sicher dicht. „Unser Dachabdichtungssystem basiert auf hochwertigen PMMA-Harzen, deren flüssige Verarbeitung eine nahtlose Abdichtung selbst in komplexesten Dachdurchdringungen erlaubt“, berichtet Stefan Senz, verantwortlicher Produktmanager bei WestWood. „Wecryl R 230 ist ein Bestandteil unseres Dachabdichtungssystems. Es erhielt die Europäische Technische Bewertung ETA-16/0812 in den jeweils höchsten Nutzungskategorien P4/TH4/TL4. Somit ist sichergestellt, dass es den extremen Witterungsbedingungen und thermischen Schwankungen, denen Dachflächen ausgesetzt sind, dauerhaft standhält.“ Weitere Informationen: WestWood Kunststofftechnik GmbH An der Wandlung 20, 32469 Petershagen (OT Lahde) PF 1102, 32458 Petershagen Tel. (05702) 83 92-0, Fax (05702) 83 92-22 info@westwood.de, www.westwood.de

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Wenn das Flachdach eine neue Funktion erhält: Flüssigkunststoff-­ Lösungen erfüllen Sanierungsanforderungen an die Abdichtung Urban Gardening oder Rooftop Bars – Flachdächer werden immer öfter in besondere Lebensräume umfunktioniert. Weniger exklu­ siv, aber ebenso anspruchsvoll hinsichtlich baulicher Verände­ rungen, sind beispielsweise begrünte Dächer, private Dachter­ rassen oder die Installation von Photovoltaik-Anlagen. Bei allen Nutzungsänderungen von Flachdächern bestehen komplexe Sa­ nierungsanforderungen an die Abdichtung: eine vollständige Haf­ tung auf dem Untergrund, Beständigkeit auch bei mechanischen und witterungsbedingten Einflüssen sowie die sichere Einbindung aller Anschlüsse und Durchdringungen. Die verschiedenen An­ sprüche erfüllen Abdichtungen auf Polymethylmethacrylat-Basis (PMMA). Der Flüssigkunststoff lässt sich schnell und einfach ver­ arbeiten und integriert selbst komplizierte Details nahtlos in die Abdichtungsfläche. Dank seiner Widerstandsfähigkeit sorgt das Material für langlebigen Schutz vor eindringender Feuchtigkeit. Im Zuge von Sanierungen erhalten Flachdächer von Wohnoder Industriegebäuden häufig einen neuen Verwendungszweck. Nicht genutzte Dächer, die nur zur Wartung, Instandhaltung oder Pflege betreten werden, ermöglichen den Aufbau von Solarmodulen, Haustechnik oder Rauchund Wärmeabzugsanlagen. Ebenso lassen sich Lichtkuppeln verbauen. Begrünte Flächen tragen als Ausgleich im Städtebau zu einem verbesserten Klima bei und wirken dem Aufheizen des Gebäudes entgegen. Für eine üppige Bepflanzung oder für den Umbau als Terrasse mit Weitblick eignen sich bereits für die Nutzung ausgelegte Dächer. Ihre Konstruktion ist eher auf die zusätzlichen Belastungen und Einflüsse abgestimmt als zuvor ungenutzte Flächen.

Entscheidende Faktoren berücksichtigen Die Umnutzung von Flachdächern stellt hohe Anforderungen an die Abdichtung und somit an die beteiligten Gewerke. Damit am Ende ein dauerhaft funktionsfähiges Ergebnis steht, ist es bereits während der Planung wichtig, alle

Bild 2.  Viele Hauseigentümer funktionieren ihr Flachdach in eine Terrasse um. Mit Flüssigkunststoff-Abdichtungen von Herstellern wie Triflex lässt sich die Oberfläche gleichzeitig ansprechend und individuell gestalten.

entscheidenden Faktoren zu berücksichtigen. Für das Aufbringen einer neuen Abdichtung gilt es im Allgemeinen, den Bestand zu kontrollieren. Welches Gefälle hat das Flachdach? Aus welchen Materialien besteht die Konstruktion? Wie ist der Schichtenaufbau? Wie groß sind die Schichtdicken? Zudem muss die Statik überprüft werden, um die zulässige Belastung zu ermitteln. Insbesondere bei Bestandsgebäuden spielen gegebenenfalls die Aufbauhöhe, Wand- und Türanschlüsse sowie zu erhaltende Untergründe eine große Rolle. Gibt es Wand- oder Attikaanschlüsse, Entwässerungssysteme, Fugen, Träger oder Aufbauten, die die Abdichtungstechnologie einbinden muss? Können Risse auftreten, die gegebenenfalls zu überbrücken sind? Daneben stellt sich die Frage nach dem zukünftigen Oberflächenbelag und dessen gewünschter Gestaltung. Nach der Bestandsaufnahme und der Planung der neuen Fläche folgt die Auswahl des passenden Abdichtungssystems. Dieses muss aufgrund der neuen Nutzung z. B. mechanischen Einflüssen standhalten und vor der Belastung durch Begehen oder Befahren geschützt sein. Um die Lösung mit größtmöglicher Sicherheit aufzubringen, müssen verschiedene Regelwerke für die Umnutzung von Flachdächern beachtet werden. Zum einen ist die Flachdachrichtlinie maßgeblich, die als Fachregel für Abdichtungen des ZDVH Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerkes – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik herausgegeben wird. Darüber hinaus gelten die Vorgaben der DIN 18531 „Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht genutzte Dächer“. Sie regeln die Planung und Ausführung für nicht genutzte Dächer mit bahnenförmigen und flüssigen Abdichtungen. Zusätzlich macht die Energieeinsparverordnung (EnEV, 2016) Angaben zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Diese sind besonders bei Dachflächen über beheizten Räumen ausschlaggebend für einen ressourcenschonenden Energieverbrauch.

Flüssige Abdichtungen für spezielle Anforderungen Bild 1.  Der Trend geht zum begrünten Dach. Damit keine Feuchtigkeit ein­ dringt, ist eine Abdichtung z. B. aus Flüssigkunststoff gefordert, der Wurzeln und Rhizome nichts anhaben können.

Hohe Ansprüche und die Vorgaben der Regelwerke erfüllen zertifizierte Abdichtungen aus Flüssigkunststoff wie die

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Bild 3.  Flüssigkunststoff dient auch als Abdichtung unter Fremdbelägen. Da das Material dem Gewicht des nachfolgenden Belags schadlos standhält, kön­ nen beispielsweise Fliesen oderHolzdielen aufgebracht werden. (Fotos 1–3: T­ riflex)

Bild 4.  Soll das Flachdach neu genutzt werden, z. B. für den Aufbau einer Photovoltaik-Anlage, sind zunächst Konstruktion und Untergrund zu prüfen. Stellen sich Feuchtigkeitsschäden heraus, ist es unerlässlich, bei der Sanie­ rung eine langzeitsichere Abdichtung zu berücksichtigen.

aufgebracht werden. Der Untergrund muss dabei tragfähig, trocken und frei von losen Bestandteilen sein. Schnell und einfach zu verarbeiten, ermöglicht das Material eine Sanierung innerhalb kürzester Zeit. Dank der raschen Aushärtung der einzelnen Systemkomponenten ist die Instandsetzung auch bei wechselhaften Wetterbedingungen abschnittweise ausführbar. Gerade bei aufwendigen Geometrien, Anschlüssen oder Durchdringungen der Dachhaut spielen Flüssigkunststoffsysteme ihre Vorteile aus. Da sich das Harz wie eine zweite Haut um Details legt, werden diese nahtlos in die Abdichtung einbezogen.

Von der Begrünung bis zur Solaranlage

des Mindener Herstellers Triflex. Die Spezialharze haften auf fast allen Untergründen. Aufgrund ihres geringen Flächengewichts können sie oftmals ohne Entfernen des bestehenden Belags und ohne die Statik negativ zu beeinflussen

Hersteller wie Triflex schulen und beraten Verarbeiter in der Auswahl und Anwendung des Flüssigkunststoffs. Gemeinsam finden die Partner Lösungen für die Abdichtung von Solaranlagen, Dachterrassen oder begrünten Flächen.

Bild 5.  Die Flächenabdichtung auf Basis von Polymethylmethacrylatharz (PMMA) ist witterungsbeständig und sorgt somit für eine langlebige Gebäude­hülle.

Bild 6.  Dank der flüssigen und vliesarmierten Verarbeitung des Spezialhar­ zes können Anschlüsse an die Attika oder Details wie Abläufe einfach und schnell in die Abdichtung integriert werden.

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tet sind und einen festen Stand haben, werden Unterkon­ struktionen auf der Dachfläche installiert. Je nach Aufbau entstehen dabei Durchdringungen. Kleine Details wie diese stellen das größte Risiko für eindringende Feuchtigkeit dar. Die flüssige Verarbeitung von Spezialharzen kommt der Abdichtung dieser Bereiche besonders zugute. Kombiniert mit der Vliesarmierung, gewährt das elastische Material eine naht- und fugenlose Verarbeitung.

Langfristige Lösung sichert Bestand Eine zuverlässige und fachgerechte Abdichtung mit Flüssigkunststoff ermöglicht nicht nur die langfristige Nutzung des Flachdachs, sondern sichert auch den Bestand des gesamten Gebäudes. Nur wenn Niederschlagswasser keine Chance hat, in die Konstruktion einzudringen und somit die Bausubstanz geschützt ist, profitieren Bauherren von der Umgestaltung. Mit Flüssigkunststoff ermöglichen Verarbeiter ihren Auftraggebern sowohl ein dichtes Dach über dem Kopf als auch eine effektive Nutzung ihres neuen A ­ ußenbereichs. Weitere Informationen: TRIFLEX GmbH & Co. KG Karlstraße 59, 32423 Minden Tel. (0571) 387 80-0, Fax (0571) 387 80-738 info@triflex.de, www.triflex.de

Entscheiden sich Bauherren für eine grüne Oase auf ihrem Flachdach, muss die Abdichtung dem Pflanzenwuchs langfristig standhalten. Spezielle Abdichtungen auf Basis von PMMA sind gemäß der Richtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) wurzel- und rhizomfest. So können Gewächse die Abdichtung nicht beschädigen und das Dach ist dauerhaft dicht. Bei ausreichendem Gefälle in den Flächen lassen sich Dächer in individuelle Terrassenbereiche verwandeln. Durch die geringe Aufbauhöhe von Lösungen mit Flüssigkunststoff binden Sanierungsexperten Türen und Fenster problemlos in die Abdichtung ein. Vliesarmierte Flächen­ abdichtungen wirken rissüberbrückend und können auch auf Altbeläge appliziert werden. Zudem bieten flüssige Abdichtungssysteme vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten in zahlreichen Farbtönen und Motivvarianten. Durch verschiedene Einstreuungen erhält die abschließende, begehbare und verschleißfeste Versiegelung eine individuelle Optik. Soll nur die Abdichtung mit Flüssigkunststoff ausgeführt werden, verlegen Verarbeiter anschließend einen Fremdbelag wie Fliesen oder Holzdielen. Um zukünftig Stromkosten zu sparen und mittels erneuerbarer Energien den ökologischen Fußabdruck zu verringern, wählen immer mehr Hausbesitzer und industrielle Betriebe nachträglich eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Flachdach. Damit die einzelnen Module optimal ausgerich-

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Bild 7.  Der Belastung durch nachträglich installierte Solarmodule hält die Abdichtung mit Spezialharzen langfristig stand. So profitieren Bauherren von einem dauerhaft dichten Dach und gleichzeitig von reduzier­ ten Stromkosten durch die Nutzung ­erneuerbarer Ener­ gien. (Fotos 4–7: Wutte Dach GmbH)

Wasserrückhalt via Retentions-Gründach als wirkungsvolle Maßnahme gegen zunehmende Starkregenereignisse. Überflutungen und die Reduzierung des Grundwasserspiegels verdeutlichen, dass die Ökologie des Wasserkreislaufes empfindlich gestört ist. Mit diesem Systemaufbau bieten wir Ihnen ein Instrument, das Wasser trotzdem in den Griff zu bekommen. www.zinco.de

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Tageslichtsysteme

Permanente Durchsturzsicherheit mit gewölbtem Lichtband Das gewölbte Lichtband aus der Reihe GRILLODUR der JETGruppe sorgt für hohe Durchsturzsicherheit und optimale Tages­ lichtnutzung. Zudem bietet es Bestwerte in den Bereichen Wärme- und Schalldämmung. Besonderer Vorteil dieser Kon­ struktion ist das geringe Eigengewicht. „Mit nur ca. 10 kg/m2 eig­ net sich das GRILLODUR-Lichtband optimal zur Dachsanierung“, betont Christian Swiatkowski, Produktmanager der JET-Gruppe. So wird eine Sanierung bestehender Lichtbänder – beispiels­ weise zur Erhöhung der Wärmedämmung – ein Leichtes. „Als Weiterentwicklung unserer planebenen GRILLODURElemente besteht die selbsttragende Konstruktion aus einem Aluminium-Gittersystem, auf das beidseitig semitransparente Fiberglasplatten aufgebracht sind“, erklärt Christian Swiatkowski. Die bewährte Reihe der GRILLODUR-Tageslichtelemente ist in zwei Konstruktionsvarianten verfügbar: zum einen als planebenes Element – beispielsweise als Shedoder Sattellichtband – und zum anderen in gewölbter Ausführung. Die vielfältigen Vorzüge des Systems finden sich in beiden Varianten gleichermaßen wieder. Zu diesen Vorteilen zählen – neben einem hohen Wärme-, Schall- und Sonnenschutz – ausgezeichnete mechanische Werte sowie eine hohe chemische Beständigkeit. Die GRILLODUR-Produkte sind daher ideal geeignet, um sowohl Industrie- als auch Verwaltungs- und Kommunalbauten mit natürlichem, blendfreiem Tageslicht zu versorgen.

Bewährte Vorteile neu nutzen Basierend auf dem GRILLODUR-System der JET-Gruppe besteht das Lichtband aus einer selbsttragenden Aluminium-Gitterkonstruktion. Auf diese sind beidseitig lichtdurchlässige Fiberglasplatten (GF-UP) aufgebracht. So entsteht ein wirksamer Sicht- und Sonnenschutz, der sowohl die nötige Privatsphäre als auch den sommerlichen Wärme­ schutz gewährleistet. Zudem verfügt das System über eine hohe mechanische Belastbarkeit und gilt als permanent durchsturzsicher (nach GS-BAU-18) und hagelsicher (Shatter-Resistance-Prüfung). Bei zusätzlicher Nutzung ergänzender Funktionen, wie beispielsweise zur Lüftung oder als RWA-Anlage, kann die Durchsturzsicherheit auch bei geöff-

Bild 1.  Rundum funktional: Das gewölbte Lichtband aus der Reihe GRILLO­ DUR der JET-Gruppe sorgt nicht nur für eine hohe Durchsturzsicherheit, son­ dern bietet auch Bestwerte in den Bereichen Wärmedämmung und Tages­ lichteintrag

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Bild 2.  Durch den Einsatz von RWA-Doppelklappen in Verbindung mit Windleitwänden schaffen GRILLODUR-Lichtbänder einen natürlichen Rauch­ abzug; so entsteht im Brandfall eine raucharme Luftschicht im unteren Ge­ bäudebereich, die einen gezielten Rettungs- und Löscheinsatz der Feuerwehr ermöglicht (Fotos: JET-Gruppe)

neten Klappen mithilfe der zusätzlichen Auffangeinrichtung GRILLODUR DSG gewährleistet werden. Das nach GSBAU-18 geprüfte Durchsturzgitter wurde speziell für den Einsatz von RWA- und Lüftungsklappen im GRILLODURSystem entwickelt. Die dauerhaften Lichtbandelemente aus hochwertigen Aluminiumprofilen im Raster von 391 mm haben ein Achsmaß von 2 m (Normelement). „Mit dieser Konstruktion können freitragende Lichtbänder mit Spannweiten bis zu sieben Metern problemlos realisiert werden“, so Christian Swiatkowski. Dank seines Gewichtes von nur ca. 10 kg/m2 eignet sich das GRILLODUR-Lichtband zudem optimal zur Dachsanierung, da keine zusätzliche Belastung auf die bestehende Unterkonstruktion wirkt. Die wärmedämmende und thermisch getrennte Konstruktion bietet sich besonders zur Auslegung für Anwendungen gemäß der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) an – sowohl bei Sanierung von Bestands- als auch bei Neubauten. Je nach Variante erreicht die Verglasung des Systems U-Werte von bis zu 0,8 W/(m2K) einhergehend mit einem Energiedurchlassgrad (g-Wert) bis zu 21 %. Die verschiedenen Verglasungsmöglichkeiten sowie eine große Vielfalt in der Farbauswahl garantieren zudem eine homogene, blend- und schlagschattenfreie Tageslichtnutzung. Ein freies Zusammenstellen der richtigen Verglasungskombination ermöglicht es, die Tageslichtversorgung perfekt auf individuelle Bedürfnisse zuzuschneiden – für optimale Lichtverhältnisse an jedem Arbeitsplatz. Zusätzlich schafft das GRILLODUR-Lichtband mit einem Schalldämmmaß von Rw bis zu 36 dB eine ruhige und störungsarme Atmosphäre. Damit trägt es zu deutlich mehr Wohlbefinden, Motivation und Leistungsfähigkeit bei. Weitere Informationen: JET-Gruppe Weidehorst 28, 32609 Hüllhorst Tel. (05744) 503-0, Fax (05744) 503-40 info@jet-gruppe.de, www.jet-gruppe.de

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Tageslichtsysteme

Energielabel für Dachoberlichter Haushaltgeräte. Die Berechnung basiert auf dem Verfahren der ISO 18292 „Energetische Bewertung von Fenstersystemen – Berechnungsverfahren“. Teil dieses Verfahrens ist ein Referenzgebäude nach DIN V 18599. Dem Bezugsgebäude wurde das Nutzungsprofil 22.2 „Gewerbliche und industrielle Hallen – mittelschwere Arbeit, überwiegend stehende Tätigkeit“ zugewiesen. Da die Klimabedingungen in Deutschland bezüglich Temperaturen, Sonnenstunden und -intensität variieren können, gilt vereinfachend für die Berechnung das Referenzklima von Potsdam als Mittelwert für Deutschland.

Berechnungsverfahren nach ISO 18292 Bild 1.  Dachoberlichter versorgen Gebäude mit Tageslicht und tragen zu ­einer energieeffizienten Gebäudehülle bei

Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik (FHG-IBP) Stuttgart hat der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) ein Energielabel für Dachoberlichter entwickelt. Die neue Kennzeichnung stellt die energetischen Eigenschaften der Pro­ dukte transparent dar und liefert Planern eine übersichtliche Ent­ scheidungshilfe. Zu einer energieeffizienten Gebäudehülle tragen Tageslicht­ elemente wie Lichtkuppeln oder Lichtbänder einen erheblichen Teil bei – vor allem im Industriebau. Planer sollten daher bereits bei der Auswahl passender Produkte entsprechende Spezifikationen berücksichtigen. Mit dem neuen Energielabel erleichtert der FVLR diese Auswahl. Eine Kennzeichnungspflicht besteht gegenwärtig für die Hersteller noch nicht. Alle im Fachverband Tageslicht und Rauchschutz organisierten Hersteller werden dennoch künftig das Energielabel freiwillig für ihre Produkte verwenden.

Referenzgebäude nach EnEV 2016 Das Energielabel des FVLR gleicht mit einer Abstufung in sieben Energieeffizienzklassen dem bekannten Label für

Für die energetische Bewertung von Dachoberlichtern nach ISO 18292 müssen Wärmeertrag (g) und Wärmedurchgang (U) berücksichtigt werden – sowohl für den Heizfall im Winter als auch für den Kühlfall im Sommer. Entsprechend der wechselnden klimatischen Verhältnisse im Jahresverlauf sieht die ISO 18292 für die Gesamt-Energieperformance (EP) der Produkte zwei Kennzahlen vor: EPH (Energy Performance Heating Period) und EPC (Energy Performance Cooling Period). Bei der Kennzeichnung einzelner Produkte werden Wärmeertrag und Wärmedurchgang auf Basis des Referenzgebäudes und des Referenzklimas für die Heiz- und Kühlperiode bilanziert und einer Energieeffizienz-Klasse zugeordnet. Neu hinzugekommen ist die Beurteilung eines möglichen Blendpotenzials des Verglasungsmaterials: Bei einem grünen Button ist mit einer eher geringen Blend­ gefahr zu rechnen, bei einem roten ist eine Blendung nicht auszuschließen.

Weitere Informationen: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231) 309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de/tag_energie_energielabel.htm

Bild 2.  Muster des neuen FVLR-Energielabels für Lichtkuppeln und Lichtbänder (Foto/Grafik: FVLR Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e.V., Detmold)

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Tageslichtsysteme

Designstarke Lichtkuppeln und Flachdachfenster

Bild 1.  Neue Lichtkuppel essertop ®, Design: dreikant, Köln

Bild 2.  Neues Flachdachfenster essersky ®, Design: dreikant, Köln

Mit essertop® und essersky® präsentiert ESSERTEC zwei neue Oberlichter, die neben ihren technischen Eigenschaften beson­ ders mit ihrem geradlinigen und puristischen Design überzeu­ gen. Die klare und reduzierte Innengestaltung der Lichtkuppeln und Flachdachfenster ermöglicht einen freien und ungetrübten Blick in den Himmel – ganz ohne störende Beschläge oder Scharniere. Um neben den hohen technischen Anforderungen auch einer anspruchsvollen architektonischen Gestaltung gerecht zu werden, bietet ESSERTEC für jede Gestaltungsidee sowie Planung und Anwendung eine individuelle Lösung. Mit essertop® und essersky® präsentiert das Unternehmen neue Lichtkuppeln und Flachdachfenster, die in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Designbüro dreikant aus Köln entwickelt wurden. Bei der Planung stand eine funktional ausgerichtete Verbindung von technischen, ökologischen und ökonomischen Aspekten mit einer modernen und klaren Gestaltung im Fokus. Neben einer ansprechenden Optik sorgt die Formgebung gleichzeitig für einen optimalen Wasserablauf und somit für eine deutlich verringerte Verschmutzung der Oberlichter. Hierbei wird durch die neue Mehrpunkt-Verriegelungstechnik eine sehr gute Luftdichtigkeit erzielt und die hochwärme- und schalldämmenden Eigenschaften des Systems zusätzlich unterstützt. Für essertop® sind neben einer 2-, 3- oder 4-schaligen Kunststoff-Verglasung zwei besonders wärmedämmende Ausführungen mit Stegmehrfachplatten lieferbar. Bei essersky® stehen eine 2- oder 3-fache Isolierverglasung sowie eine elektrisch dimmbare Sonnenschutzverglasung zur Verfügung. So sind die neuen Oberlichter von schwach- oder ungeheizten Industriehallen bis hin zu

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Bild 3.  Die klare und reduzierte Innengestaltung der neuen Oberlichter ermöglicht einen freien und ungetrübten Blick in den Himmel (Fotos: ESSERTEC)

behaglichen Wohngebäuden individuell konfigurier- und einsetzbar.

Lichtkuppeln und Flachdachfenster nachhaltig sanieren Großen Wert legte ESSERTEC auch auf die Nachhaltigkeit der neuen Tageslichtsysteme. So wurden bereits bei der Entwicklung Lösungen für die Sanierung bestehender, in die Jahre gekommener Oberlichter mitgedacht: Sowohl bei Dachsanierungen ohne neue Wärmedämmung als auch mit zusätzlich aufgebrachter Wärmedämmung können mit essertop® und essersky® bauseits vorhandene Aufsetzkränze erhalten sowie energieeffizient und zeitgemäß aufgerüstet werden. Von 60 cm × 60 cm bis 170 cm × 300 cm ist essertop® ab Mai 2017 in über 40 Größen auf dem Markt erhältlich. Das Flachdachfenster essersky® steht in 17 Größen von 60 cm × 60 cm bis 150 cm × 150 cm zur Verfügung. Beide Oberlichter weisen dank der Verwendung von recyceltem PVC-Granulat im Innenrahmen und der thermisch getrennten Rahmenkonstruktion im Mehrkammersystem eine posi­tive Energiebilanz auf. Zudem kommen sie in nahezu allen Größen ohne Stahlverstärkung aus. Auf Wunsch steht ein verdeckter Kettenschubantrieb zur täglichen Lüftung bereit. Weitere Informationen: ESSERTEC GmbH Berghäuschensweg 77, 41464 Neuss PF 10 04 65, 41404 Neuss Tel. (02131) 183-0, Fax (02131) 183-300 info@essertec.de, www.essertec.de

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Tageslichtsysteme

Lichtkuppel der Zukunft

ENTDECKEN SIE DIE NEUE GENERATION LICHTKUPPELN ...

iWindow2 und iWindow3: hoch wärmedämmendes Flachdachfenster mit profilüberdeckender Isolierglasscheibe (Foto: Skylux)

Das umfangreich gefächerte Angebot von Kunststoff-Lichtkuppeln des belgischen Herstellers Skylux wurde um eine Serie von superisolierenden, flachen Glaskuppeln erweitert. Die neue Variante überzeugt durch einen klaren Look und modernes Design. Sehr hohe Energieeinsparungen und viele Produktdetails machen die flachen iWindow Glaskuppeln wirtschaftlich, technisch und optisch besonders attraktiv. Das Design wird bereits in der Namensgebung deutlich: iWindow steht für Ästhetik, Design und Technik. Das Sortiment wurde um die Variante iWindow2 mit einer Doppelverglasung und iWindow3 mit einer Dreifachverglasung aus Sicherheitsglas erweitert. Die Variante iWindow2 verfügt über eine Doppelverglasung und einen Ug-Wert von 1,0 W/m2K, einen g-Wert von 42 % sowie ­einen Schallschutzwert von 39 dB. Für das iWindow3 mit Dreifachverglasung wird ein Ug-Wert von 0,5 W/m2K angegeben sowie ein g-Wert von 50 % und ein SchallschutzWert von 41 dB. Die Fenster lassen sich in Dächern mit einem Neigungswinkel zwischen 2° und 15° verbauen. Ihr KunststoffRahmen hat eine Höhe von 28 mm (iWindow2) bzw. 55 mm (iWindow3). Abgerundet wird das Programm durch Modellvarianten mit Zubehörelementen für die Entlüftung oder innenliegenden Sonnenschutz und LED-Beleuchtung. Weitere Informationen: Skylux Spinnerijstraat 100, 8530 Stasegem/Belgien Tel. +32 56 20 00 00, Fax +32 56 21 95 99 info@skylux.be, www.skylux.be

Skylux iWindow2

... und holen Sie den Himmel herein Flache Glaskuppel mit einem geradlinigen und starren Look. • Ug-Wert: 1,0 W/m2K • geeignet für Flachdächer und unter Neigung zwischen 0° und 25° • hervorragender Schallschutz: 39 dB • fast pflegefrei • einbruchsicher • maximale Lichteinfallfläche = Tageslichtmaß • lüftbare Ausführung erhältlich ab Juni 2017

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Produktionshalle für ein Wellpappe-Werk: maßgeschneiderte Lösung für Licht, Luft und Sicherheit Die papierverarbeitende Industrie stellt hohe Anforderungen an Brandschutz- und Lüftungssysteme. Zum einen ist ein gleichblei­ bend ausgeglichenes Klima entscheidend für die Qualität der Pro­ duktionsergebnisse, d. h. die Lüftungsanlagen müssen Feuchtig­ keit und Temperatur auf einem relativ eng definierten Niveau hal­ ten. Zum anderen ist Papier bekanntlich leicht brennbar und braucht deshalb einen höchst effizienten Brandschutz, zu dessen zentralen Elementen der kontrollierte und schnelle Rauch- und Wärmeabzug (RWA) gehört – Herausforderungen, die INDU LIGHT im neuen Werk von Schumacher Packaging in Greven gerne an­ genommen hat. Schumacher Packaging, der inhabergeführte, europaweit agierende Spezialist für Verpackungen aus Well- und Vollpappe, gilt als Unternehmen mit außergewöhnlicher Dynamik und Flexibilität. Jetzt hat das Unternehmen im münsterländischen Greven, direkt beim Flughafen Münster/ Osnabrück, ein hochmodernes Wellpappe-Werk, das die Produktion noch näher an wichtige Absatzräume im Norden rückt, realisiert. In Greven fertigt und verklebt Schumacher Packaging mit mehr als 100 Beschäftigten Wellpappe für Kartonagen und Verpackungen. Der Gebäudekomplex mit 20.000 Quadratmetern besteht aus Produktionshalle, einem Gebäudeteil für die Weiterverarbeitung des Materials zu Kartonagen und dem Hochregallager. Langfristig sollen die Produk­ tionsfläche auf bis zu 100.000 m2 und die Zahl der Arbeitsplätze auf bis zu 500 ausgebaut werden. „Industrieunternehmen stehen immer wieder vor der Herausforderung, ein Brandschutzsystem zu finden, das ihre Anforderungen ideal erfüllt“, erklärt Joachim Tröbs, Vertriebsleiter bei INDU LIGHT. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Tageslichtsysteme und RWA-/Lüftungslösungen, vorwiegend für Industriegebäude. INDU LIGHT hat die Lösung für das neue Werk von Schumacher Packaging konzipiert und die Gebäude damit ausgestattet. Bei der Herstellung der Kartonagen spielt das Raumklima eine große Rolle, was gut regulierbar ist, wenn Tem-

Bild 1.  Die Brandschutzanforderungen im neuen Werk von Schumacher ­Packaging entsprechen neuestem Technikstand und damit auch den hohen Anforderungen

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Bild 2.  36 Labyrinthlüfter vom Typ Hydra sorgen unabhängig von der Witte­ rung für außergewöhnlich hohe Abzugswerte und eine deutliche Senkung des austretenden Schallpegels

peratur und Luftfeuchtigkeit immer auf gleichem Niveau gehalten werden könnten. Die Herausforderung ist jedoch, dass jeder Produktionsschritt andere Gegebenheiten mit sich bringt.

Die Produktionshalle – Lüftung und Schallschutz Das Konzept, das Architekt Hans Georg Frank aus Sonnefeld gemeinsam mit den Bauherren und INDU LIGHT entwickelte, unterteilt die Wellpappenanlage in drei Bereiche, in die kontrolliert und automatisiert Zuluft einströmt – so kann eine kostengünstige und natürliche Lüftung realisiert werden, die zudem noch regensicher ist. Die INDU LIGHT Lösung ist der Labyrinthlüfter Hydra – ein witterungsunabhängiges System für die natürliche Entlüftung und Wärmeabführung speziell aus Räumen mit hohen Temperaturen. Als Antriebsaggregat wurde bei Schumacher ein Pneumatikzylinder gewählt.

Bild 3.  Die energetische Lichtbänder vom Typ Topline ELS 1.3 sorgen für optimale Tageslichtzufuhr – inklusive Schalldämpfung, Insektenschutz und automatischen Lichtbandklappen

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Die Lamellen der Lüfter aus robusten Aluminiumstrangpressprofilen sind in einer speziellen, von INDU LIGHT entwickelten Geometrie angeordnet. Das Ergebnis sind außergewöhnlich hohe Abzugswerte und eine deutliche Senkung des austretenden Schallpegels. Bei Regen wird das anfallende Wasser innerhalb des Labyrinthsystems aufgefangen. Rinnenprofile, die zudem als Windleitführung dienen, leiten es auf das Dach ab. In der Produktionshalle herrscht ein Geräuschpegel bis zu 80 dB. Um möglichst wenig davon nach außen dringen zu lassen, hat INDU LIGHT unterhalb der Labyrinthlüfter Schalldämmkulissen mit bis zu 29 dB Schalldämpfung eingebracht. Für die Zuluftregelung wurden an den Wänden Lamellenlüfter vom Typ Lyra verbaut, um eine drei- bis vierfache Luftwechselrate zu erreichen – entsprechend der Arbeitsstättenrichtlinie für Produktionshallen.

Brandschutz und RWA Die Brandmeldeanlage kommuniziert mit dem Lüftungssystem. Diese schließt bei Alarm, damit die Wassersprinkler in der Halle möglichst rasch auslösen. Für den Fall, dass der Kompressor für das pneumatische Schließen der Lüftungsklappen ausfällt, wird die dafür benötigte Luftmenge ständig in einem Backup-Behälter bei 8 bar Druck vorgehalten.

Sind im Brandfall die Sprinkler aktiv geworden, gilt es, Rauch und Hitze auszuleiten: Die Klappen öffnen automatisch, wenn die dort angebrachten Glaskolben bei hoher Temperatur zerspringen. Doch lassen sich die Klappen bei Bedarf auch von Hand auslösen. Möglich machen das zwei CO2-Flaschen im Steuerkasten – eine zum Öffnen, die andere zum Schließen.

Wir sind fertig! Die neue Lichtkuppel Libra jetzt für Sie erhältlich.

Weiterverarbeitung – hoher Frischluftbedarf Eine drei- bis vierfache Luftwechselrate war die Vorgabe auch im Bereich der Weiterverarbeitung. Dazu hat INDU LIGHT vier manuell bedienbare Lüftungsgruppen installiert, jeweils bestückt mit vier Hydra Labyrinthlüftern. Außerdem wurden hier, wie auch im Hochregallager, in der Fassade Lamellenlüfter vom Typ Lyra verbaut. Im Dach des Hochregallagers sind darüber hinaus 20 Einzel-NRWG-Systeme vom Typ Leostar eingebracht. Sie lassen sich von zentraler Stelle aus manuell bedienen.

Tageslicht und Schutz Eine ebenso elegante wie robuste und effiziente Lösung hat INDU LIGHT für die Tageslichtzufuhr im neuen Schumacher-Werk geschaffen: Im Dach sind zehn Lichtbänder vom

Lichtbänder | Lichtkuppeln | RWA | Lüftung

Bild 4.  Unter den Labyrinthlüftern sind die Schalldämpfer angebracht (Fotos: Indu Light) INDU LIGHT Produktion & Vertrieb GmbH Lauterbachstraße 32 | D-78586 Deilingen www.indu-light.de

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Tageslichtsysteme

Typ Topline ELS 1.3 mit 33 dB Schalldämpfung verbaut. Jedes Lichtband misst 1,60 m × 22 m und ist mit jeweils zwei automatisch arbeitenden Lichtbandklappen vom Typ Vela inklusive Wind- und Regensensor ausgestattet. Vor den Klappen ist zudem ein leicht zu reinigender Insektenschutz angebracht. Insgesamt, resümiert Joachim Tröbs, sei das Vorhaben sehr schnell umgesetzt worden. „Das Gesamtkonzept für ein solches Projekt ist ebenso wenig von der Stange wie die Steuerung der Lüftungs- und RWA-Systeme. Da ist es schon erwähnenswert, dass wir von der Planung bis zur Fertigstellung gerade mal ein Jahr gebraucht haben.“ Auch Architekt Hans Georg Frank zieht eine positive Bilanz: „Es hat sich bewährt, dass unsere 15 Fachplaner in der Planungsphase intensiv mit einer Vielzahl von Gewerken in Fallstudien möglichst viele Eventualitäten und Problemstellungen durchspielen – in diesem Fall eben auch mit INDU LIGHT. So verläuft die Ausführung dann reibungslos.“

Bautafel Neubau einer Produktionshalle in Greven n  Ausführung: Tageslichtzufuhr, RWA und Lüftung Verbaute Produkte n  –  10 energetische Lichtbänder Topline ELS 1.3 (je 1,60 m × 22 m) n  –  20 Lichtbandklappen Vela inklusive Wind- und Regensensor n  – Insektenschutz n  –  36 Labyrinthlüfter Hydra inklusive Schallschutzdämpfer n  –  11 Lamellenlüfter Lyra n  –  20 NRWG-Einzelsysteme Leo-star n  –  24-Volt Steuerungszentrale n  Projektvolumen: 352 m2 Lichtband und RWA-System

Weitere Informationen: INDU LIGHT Produktion & Vertrieb GmbH Lauterbachstraße 32, 78586 Deilingen Tel. (07426) 52 70-0, Fax (07426) 38 11 deilingen@indu-light.de, www.indu-light.de

Besonderheiten der Montage von PV-Modulen auf Flachdächern Ein Flachdach nimmt in der Photovoltaik eine Sonderstellung ein, da aufgrund der verminderten Ertragsaussicht kaum jemand auf den Gedanken kommen würde, Module eben bzw. flach zu mon­ tieren. Aus diesem Grund werden die Potovoltaik-Module an ei­ nem Gestell montiert und aufgeständert. Die Vorteile eines Flachdachs –– Der Neigungswinkel der Module kann frei gewählt werden, da nicht abhängig von einer vorgegebenen Dach­ neigung. –– Die Ausrichtung der Module kann ebenfalls, falls keine baulichen Gegebenheiten dagegen sprechen, frei gewählt werden. –– Da die Modulreihen, damit sie sich nicht gegenseitig verschatten, in einem bestimmten Abstand zueinander angeordnet sein müssen, sind diese für Wartungsarbeiten, Störungssuche sowie Reinigungszwecke leicht zugänglich. –– Die Installation der Module wird durch die leichte Zugänglichkeit vereinfacht. Es wird kein Gerüst zum Aufbau benötigt und es müssen keine Dachziegel entfernt und geflext werden. –– Das Gestell wird entweder fest mit dem Flachdach verschraubt oder es kann in Wannen, die mit Steinen bzw. Schotter beschwert sind, gestellt werden. –– Durch die freie Aufständerung sind die PV-Module sehr gut hinterlüftet. Durch die gute Wärmeabfuhr sind die Module besser gekühlt, was sich extrem positiv auf den Wirkungsgrad der Module auswirkt. Die Nachteile eines Flachdachs –– Da sich durch die Aufständerung der Solarmodule diese gegenseitig verschatten würden, wenn sie zu eng aufeinan­ der stehen, ist die Ausnützung der zur Verfügung stehenden Fläche geringer als bei einem herkömmlichen Dach.

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–– Die Ermittlung des optimalen Reihenabstandes ist nicht trivial. Man muss auch abwägen: Mehr Module, dafür evtl. gegenseitige Verschattung in Kauf nehmen, oder weniger Module bei großem Abstand, dafür aber ganzjährig keine Verschattung. –– Die Module sind durch die Aufständerung sehr windanfällig. Es muss also sorgfältig auf eine ordentliche Befestigung geachtet werden. –– Abrutschender Schnee kann sich zwischen den Modulreihen anhäufen und diese verschatten. –– Das Gestell ist meist teurer als ein Untergestell auf einem herkömmlichen Dach.

Statik prüfen Bei größeren Anlagen auf Flachdächern muss die Gebäude­ statik überprüft werden: Wo sind die Befestigungspunkte, wie wird die zusätzliche Last ins Gebäude geleitet? Wie hoch ist die Tragfähigkeit des Flachdaches? Die angreifenden Windkräfte können enorm sein und die Befestigung der Module sowie das Gebäude müssen diese Kräfte unbeschadet aufnehmen können. Das oftmals notwendige Beschweren der Modulunterkonstruktion muss ebenfalls bei der Berechnung der Statik des Flachdaches berücksichtigt werden und so dimensioniert sein, dass ein Kippen oder sogar Abheben der Module ausgeschlossen ist. Nicht zu vergessen sind die zusätzlichen Schneelasten, die im Winter anfallen können. Wichtig ist auch die Unversehrtheit der Dacheindeckung. Hier darf sich der Solarteur keinen Fehler erlauben, denn ein Schadensfall kann zu hohen Regressansprüchen führen.

Weitere Informationen: www.photovoltaik-web.de

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Tageslichtsysteme

Flachdachfenster als elegante Tageslichtlösung Das Flachdachfenster „Konvex-Glas“ von VELUX für flache und flachgeneigte Dächer verbindet die Ansprüche an Design und Funktion auf höchstem Niveau. Es fügt sich mit seiner leicht ge­ wölbten äußeren Scheibe nicht nur besonders harmonisch ins flache oder flachgeneigte Dach ein, sondern wurde darüber hin­ aus für den Einsatz von VELUX Sonnenschutzprodukten optimiert.

reduziert darüber hinaus sowohl Regen- und Hagelgeräusche als auch Verkehrslärm deutlich. Das neue Flachdachfenster ist als festverglaste und elektrisch zu öffnende Ausführung in acht verschiedenen Größen – von 60 cm × 60 cm bis 100 cm × 150 cm – erhältlich und kann auf Dächern mit einer Neigung von

Das VELUX Flachdach-Fenster „Konvex-Glas“ kann dank seines innovativen Designs sowohl mit innenliegenden Sonnenschutzprodukten als auch mit der Solar-Hitzeschutz-Markise von VELUX kombiniert werden. Gleichzeitig sorgt die konvexe, randlose Scheibe im Außenbereich dafür, dass Regenwasser vollständig abläuft. Die neue Variante des Flachdach-Fensters ist in acht verschiedenen Größen als festverglaste und elektrisch zu öffnende Ausführung erhältlich und kann in Dächer mit einer Neigung von 0–15° eingebaut werden. Die gewölbte Form der randlosen äußeren Scheibe überzeugt im Zusammenspiel mit dem dunkelgrauen Aluminiumrahmen durch eine elegante Optik. Deshalb eignet sich die neue Tageslichtlösung mit ihrer konvexen äußeren Verglasung besonders gut für die sichtbare Installation in Dächern von Wohngebäuden und Büros. Zudem haben die Tageslichtingenieure von VELUX das Design des Flachdach-Fenster „KONVEX-GLAS“ gezielt für den Einsatz von VELUX Sonnenschutzprodukten optimiert. So kann die innovative Fensterlösung nicht nur innen mit ­einem Wabenplissee zur Abdunkelung oder einem Plissee zur Tageslichtregulierung kombiniert werden, sondern auch von außen mit der Solar-Hitzeschutz-Markise ausgerüstet werden, die zwischen innerer und äußerer Scheibe installiert wird. Ein weiteres Plus des innovativen Designs: Aufgrund der konvex geformten Außenscheibe kann Regenwasser vollständig ablaufen. Auch in punkto Energie­effizienz glänzt das neue Flachdachfenster: Die Kombination aus zweifach-verglaster Isolierglasscheibe im Aufsetzkranz und äußerer, bis zu 6 mm dicker Scheibe aus gehärtetem Glas sorgt für ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften und

Bild 3.  Die konvexe, randlose Scheibe im Außenbereich sorgt dafür, dass Regenwasser vollständig abläuft

Bild 1.  Das VELUX Flachdachfenster „KONVEX-GLAS“ überzeugt mit ­elegantem Design und fügt sich hervorragend in die Dächer von Wohn­ gebäuden und Büros ein

Bild 4.  Die spezielle Struktur der doppelverglasten Iso­ lierglasscheibe im Aufsetzkranz und die äußere, bis zu 6 mm dicke, gehärtete Glasscheibe sorgen für sehr gute Wärmedämmeigenschaften

Bild 2.  Dank des innovativen Designs kann das VELUX Flachdachfenster „KONVEX-GLAS“ auch mit der Solar-Hitzeschutz-Markise von VELUX kombi­ niert werden, die zwischen innerer und äußerer Scheibe installiert wird

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Tageslichtsysteme

Bild 5.  Das VELUX Flachdachfenster „KONVEX-GLAS“ kann mit Plissee, Wabenplissee und der Solar-Hitzeschutz-Markise (von links nach rechts) von Velux kombiniert werden

Bild 6.  Mit dem Flachdachfenster Flach-Glas und der Variante mit Kuppel bietet VELUX für jeden individuellen Anspruch an Tageslichtlösungen in flachen oder flachgeneigten Dächern eine passende Lösung (Fotos/Grafiken: VELUX Deutschland GmbH)

Technische Daten: n  festverglast und elektrisch öffenbar in acht verschiedenen ­Größen verfügbar n  für flache und flach geneigte Dächer von 0–15° (kein Aufkeil­ rahmen erforderlich) n  ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften (U-Wert 1,2 nach DIN EN ISO 14351-1) n  durchsturzsicher gemäß GS-BAU 18 n  guter Einbruchschutz (RC 2 nach DIN EN 1627)

0–15° eingebaut werden. Dank der gewölbten Außenscheibe ist dabei kein zusätzlicher Aufkeilrahmen zur Gewährleistung einer Mindestneigung erforderlich. Für Sicherheit beim Betreten des Flachdachs sorgt dabei – wie auch bei allen anderen Ausführungen des VELUX Flach-

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dachfensters – das Verbundsicherheitsglas auf der Innenseite der Isolierglasscheibe. Sie wurde von der Prüfstelle der BG-Bau gemäß GS-Bau 18 als durchsturzsicher zertifiziert. Gemeinsam mit dem Flachdachfenster Flach-Glas und der Variante mit Kuppel bietet VELUX damit für jeden individuellen Anspruch an Tageslichtlösungen in flachen oder flachgeneigten Dächer eine passende Lösung.

Weitere Informationen: VELUX Deutschland GmbH Gazellenkamp 168, 22527 Hamburg Tel. (040) 547 07-0 velux@faktor3.de, www.velux.de www.facebook.com/velux.de www.youtube.com/veluxdeutschland

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Zeitschriften für die Ingenieurpraxis im Bauwesen

112. Jahrgang 2017 Impact-Faktor 2015: 0,431

18. Jahrgang 2017 Mitgliederzeitschrift der fib – International Federation for Structural Concrete Impact-Faktor 2015: 1,023

86. Jahrgang 2017 Impact-Faktor 2015: 0,225

Design and Research 10. Jahrgang 2017 Mitgliederzeitschrift der ECCS – European Convention for Constructional Steelwork

Zeitschrift für den gesamten Ingenieurbau 94. Jahrgang 2017 Impact-Faktor 2015: 0,311

40. Jahrgang 2017 Organ der DGGT

Geomechanik und Tunnelbau 10. Jahrgang 2017 Mitgliederzeitschrift der ÖGG

European Journal of Masonry 21. Jahrgang 2017

NEU auch als

journal erhältlich Wärme I Feuchte I Schall I Brand I Licht I Energie 39. Jahrgang 2017 Impact-Faktor 2015: 0,205

Fachzeitschrift für Führungskräfte der Bauwirtschaft 40. Jahrgang 2017

Abb. vorläufig

Alle Zeitschriften

The online collection of conference papers in civil engineering 1. Jahrgang 2017

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Das Zeitschriften Online-Abonnement: www.wileyonlinelibrary.com

Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG

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Tageslichtsysteme

Flachdachsanierung – Austausch von Lichtkuppeln so einfach wie nie Die STF Sicherheitstechnik GmbH bietet komplett vormontierte Sanierungslichtkuppeln und Aufstockelemente, die keinen Eingriff in die Dachhaut notwendig machen. Dabei spielen die Größe und das ehemalige Fabrikat keine Rolle. Mit den STF Qualitätsproduk­ ten „Made in Germany“ kann in kürzester Zeit Ersatz für defekte oder veraltete Lichtkuppeln geschaffen werden. Betriebliche Ab­ läufe werden nicht gestört – die Montage erfolgt vom Dach aus. STF Sicherheitstechnik GmbH aus dem ostwestfälischen Leopoldshöhe setzt als VdS-zertifiziertes Unternehmen auch darüber hinaus neue Maßstäbe, wie bei der Errichtung von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen im Dach und in der Fassade. Sowohl Neuanlagen für individuelle Bauvorhaben als auch das Sanieren von Altbeständen gehören zu den Kernkompetenzen. Das Leistungsspektrum umfasst außerdem herstellerunabhängige Wartungen und Schulungen für Brandschutzfachbetriebe in Fragen der Sicherheit. Der hohe Qualitätsstandard der Produkte und Dienstleistungen wird durch ständige Fortbildung der Mitarbeiter und die Zertifizierung nach DIN ISO 9001 sichergestellt.

Bild 2.  Einschaliges Aufstockelement

Sanierungslichtkuppeln Sehr kurze Montagezeiten ohne Eingriff in die Dachhaut zeichnen die zwei- oder mehrschaligen Aufstockelemente von STF aus. Die komplett vormontierte Lichtkuppel kann ohne erneute Demontage auf noch intakte Aufsatzkränze gesetzt werden. Die Ersatzsysteme finden oft bei alten Greschalux-Kuppeln Verwendung, werden jedoch auch fabrikatunabhängig und passgenau für alle Einsatzbereiche im eigenen Werk hergestellt. Dabei steht der Qualitätsanspruch an erster Stelle: Alle Lichtkuppeln besitzen einen robustem Aluminium-Einfassrahmen. Ein Lüfterrahmenprofil, ebenfalls aus Aluminium, mit innenliegender thermischer Trennung sorgt außerdem für eine optimale Isolierung. Der Vergleich des Preis-Leistungs-Verhältnisses zeigt eindeutig, dass Sanierungs- und Aufsetzrahmen von STF deutlich günstiger als eine komplette Sanierung einschließlich des Unterbaus sind.

Aufstockelemente Gleich wer die ursprünglichen Lichtkuppeln hergestellt oder montiert hat, STF entfernt die alten Kuppeln und Be-

Bild 1.  Sanierungslichtkuppel, komplett vormontiert

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Bild 3.  Querschnitt eines doppelschaligen Aufstockelements (Fotos/Grafik: STF)

schläge und setzt für das Objekt passgenaue Aufstockelement auf. Darauf werden die neuen Lichtkuppeln montiert. Diese können einschalig mit angestellter Dämmung oder doppelschalig mit innenliegender Wärmedämmung geliefert werden – auf Wunsch thermisch getrennt oder mit RWA-Funktion, RAL Farbton innen nach Wunsch, Sonderkantung oder integriertem Durchsturzgitter. Alle Elemente verfügen über die erforderlichen Zulassungen. Neben den Sanierungsprodukten bietet STF ein breites Spektrum an Lösungen rund um das Flachdach: Dunkelklappen, Durchsturzgitter, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, zudem ein großes Sortiment an Ersatzteilen aller namhafter Hersteller. Weitere Informationen: STF Sicherheitstechnik GmbH Schuckenteichweg 19, 33818 Leopoldshöhe Tel. (05208) 95 91-0, Fax (05208) 95 91-20 info@stf-24.de, www.stf-24.de

Ernst & Sohn Special 2017 · Flachdächer

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Flachdachdämmung

Trittschallmindernder Systemaufbau für Dachterrassen Mit der neuen Optigrün­ Systemlösung „Verkehrs­ dach Typ OptiSound“ gibt es nun verschiedene nach DIN ISO 10140 geprüfte und nach ISO 717­2 be­ wertete Varianten, die eine Trittschallminderung von bis zu 35 dB auf­ weisen. Bild 1. Geprüfte Systemlösungen zur Trittschallminderung auf Dachterrassen

Getestet wurden drei verschiedene Terrassenaufbauten mit Plattenbelägen und unterschiedlich dimensionierten Dränageschichten. Dabei wurden Aufbauten mit und ohne Wärmedämmung geprüft. Herzstück der Systemlösung ist das Optigrün-Trittschallminderungsvlies Typ RMS 950 TS. Der geprüfte Systemaufbau „OptiSound“ sieht über der geeigneten Dachkonstruktion, ggf. Wärmedämmung und Dachabdichtung wie folgt aus (von unten nach oben): – zwei Lagen PE-Folie 0,2 mm als Gleitlage – Trittschallminderungsvlies Typ RMS 950 TS – Festkörperdränage Typ FKD 10 oder FKD 25 – mindestens 4 cm Bettungsmaterial Splitt 0/4 – Plattenbelag, mindestens 4 cm hoch.

Bild 2. Bis 35 dB Trittschallminderung durch die Systemlösung OptiSound (Grafik/Foto: Optigrün)

Eingesetzt werden kann der trittschallmindernde Aufbau bei begehbaren Terrassen und Balkonen mit Dachneigungen von 0–5 Grad. Weitere Informationen: Optigrün international AG Am Birkenstock 15–19, 72505 Krauchenwies-Göggingen Tel. (07576) 772-0, Fax (07576) 772-299 info@optigruen.de www.optigruen.de (WEBCODE: web408)

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Flachdachdämmung

Dämmplatten für das einschalige, genutzte Flachdach: Korrelation ­zwischen Wärmeleitfähigkeit, Dämmdicke, Stabilität und Gewicht Neben der Langlebigkeit einer Baukonstruktion rückt heute ein wei­ teres Kriterium in den Vordergrund, das eine detaillierte Abstimmung von Produkt und Bauvorhaben unabdingbar macht: die Nachhaltig­ keit. Aspekte der Nachhaltigkeit beziehen sich auf die Qualität der Bauausführung und auf die eingesetzten Produkte. Hier gilt: Bau­ stoffe müssen entsprechend der jeweiligen Bausitua­tion ausgewählt sowie an richtiger Stelle und in richtiger Menge eingebaut werden, denn eine unsachgemäße und verschwenderische Verwendung von Baumaterialien bringt ökonomische und ökologische Nachteile. Für die Dämmung des einschaligen, genutzten Flachdachs kommen verschiedenen Materialien in Frage. Um zu zeigen, wie die Wahl des Dämmstoffes (z. B. durch seine Rohdichte) die Gesamtperformance des einschaligen genutzten Flachdachs beeinflusst, werden im Folgenden Eigenschaften und Wirkungsweisen ausgewählter Dämmstoffe gegenübergestellt und in ihrer Kombination bilanziert.

Die Wahl des Dämmstoffes Wichtig ist, für Flachdächer nur solche Dämmstoffe zu verwenden, die eingeführten Normen, allgemeinen bauaufsichtlichen oder europäisch technischen Zulassungen entsprechen. Eine detaillierte Beschreibung über die Eignung verschiedener Wärmedämmstoffe liefern die Flachdachrichtlinien des ZVDH (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks). Grundsätzlich haben alle Dämmstoffe aus Tabelle 1 Eigenschaften, die für bestimmte Einbausituationen besonders nützlich sind. Damit Fachleute den Dämmstoff wäh-

Tabelle 1.  Dämmstoffe, die z. B. nach der ZVDH Flachdachrichtlinie für Flachdächer geeignet sind Dämmstoffe

Norm

Polystyrol-Hartschaum EPS (weiß/grau)

DIN EN 13163 [1]

Polystyrol-Extruderschaum, XPS

DIN EN 13164 [2]

Polyurethan-Hartschaum PUR/PIR

DIN EN 13165 [3]

Mineralwoll-Dämmstoff MW

DIN EN 13162 [4]

Schaumglas CG

DIN EN 13167 [5]

[1] DIN EN 13163 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werk­ mäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikationen [2] DIN EN 13164 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werk­ mäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikationen [3] DIN EN 13165 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werk­ mäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PU) – Spezifikationen [4] DIN EN 13162 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werk­ mäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW) – Spezifikationen [5] DIN EN 13167 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werk­ mäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikationen

len, der sich ideal für die geplante Anwendung eignet, müssen sie die gewünschte Wirkungsweise und die Erwartungen an das Material einbeziehen. Flachdächer sind klimatischen Beanspruchungen ausgesetzt. Wechselnde Erwärmungen auf der Dachoberfläche

Bild 1.  Viele Millionen Quadratmeter vorhandener Flachdächer liegen derzeit brach – diese könnten sinnvoll genutzt werden, um neue ­Lebensräume und Erholungsflächen zu schaffen

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Flachdachdämmung

Tabelle 2.  Dämmstoffe und die Bandbreite ihrer spezifischen Wärmeleitfähigkeiten (FIW München, Metastudie Dämmstoffe, ­Bericht FO-12/12) Dämmstoffe

Norm

Wärmeleitfähigkeit [1] W/(m*K) (von–bis)

Polystyrol-Hartschaum EPS

DIN EN 13163

0,031–0,045

Polystyrol-Extruderschaum, XPS

DIN EN 13164

0,028–0,042

Polyurethan-Hartschaum PUR/PIR

DIN EN 13165

0,023–0,029

Mineralwoll-Dämmstoff MW

DIN EN 13162

0,032–0,048

Schaumglas CG

DIN EN 13167

0,037–0,060

[1] Die Wärmeleitfähigkeiten wurden aus Produktdatenblättern der Hersteller von Flachdachdämmplatten entnommen.

führen zu Temperaturdifferenzen zwischen Innen und ­Außen, können zu Materialspannungen und Schäden in der Baukonstruktion führen. Eine Dämmschicht schützt die Konstruktion vor hohen Temperaturunterschieden und reduziert folglich dadurch verursachte Schäden. Genutzte Flachdächer sind für Bepflanzung und den dauernden Aufenthalt von Personen vorgesehen. Flachdächer dieser Art werden meist einschalig ausgeführt. Dabei werden die einzelnen Funktionsschichten des Daches direkt aufeinander und ohne zusätzlichen Zwischenraum zur Belüftung verlegt. Normalerweise liegt bei dieser Ausführung die Dämmschicht unter einer witterungsbeständigen Dachabdichtung. In Sonderfällen, beim sogenannten Umkehrdach, ist die Dämmschicht auf der Dachabdichtung verlegt. Bei dieser Konstruktion empfiehlt sich der Werkstoff XPS (extrudierter Polystyrol Hartschaum), z. B. Styrodur®, weil Styrodur-Dämmplatten über die nötige bauaufsichtliche Zulassung verfügen. Dämmstoffe für einschalige, genutzte Flachdächer müssen aufgrund klimatischer Beanspruchungen und funktionaler Anforderungen an die Konstruktion nach ihren mechanischen und physikalischen Eigenschaften beurteilt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Betrachtung nicht isoliert erfolgt, sondern den Zusammenhang der Eigenschaften berücksichtigt. Wärmeleitfähigkeit und Dämmdicke Vorrangig dienen Dämmstoffe als Wärmeschutz. Indem sie den Wärmeabfluss bzw. -zufluss senken, reduzieren sie Heizenergie im Winter und Kühlenergie im Sommer. Infolge der energetischen Einsparungen wird weniger CO2

ausgestoßen. Dämmen ist also in zweifacher Hinsicht nützlich – als Wärme- und als Umweltschutz. Entsprechend ihrer funktionalen Bestimmung ist die wesentliche physikalische Eigenschaft von Dämmstoffen die Wärmeleitfähigkeit (l). Wie Tabelle 2 zeigt, variieren die verschiedenen Dämmstoffe in ihren Wärmeleitfähigkeiten. Somit müssen auch die Dicken der Dämmstoffe unterschiedlich kalkuliert werden, damit die Baukonstruktion einen geforderten Wärmedurchgangskoeffizienten erreicht. Dieser wird kurz als U-Wert bezeichnet und ist ein Faktor zur Berechnung der notwendigen Dämmstoffdicken. Im Beispiel ist der U-Wert der Flachdachkonstruktion auf 0,125 W/(m2K) festgelegt. Damit Dämmplatten mit der Wärmeleitfähigkeit 0,031 W/(mK) den geforderten U-Wert von 0,125 W/(m2K) erreichen, müssen sie laut Bespielrechnung 237 mm dick sein. Tabelle 3.  Dämmdicken in Abhängigkeit von der Wärmeleitfähigkeit für den geforderten U-Wert der Gesamtkonstruktion von 0,125 W/(m 2*K) Dämmstoff

Wärmeleitfähigkeit [1] W/(m*K)

erforderliche Dicke der Dämmschicht in mm

Dämmstoff 026

0,026

199

Dämmstoff 031

0,031

237

Dämmstoff 033

0,033

253

Dämmstoff 035

0,035

268

Dämmstoff 038

0,038

291

[1] Die Wärmeleitfähigkeiten wurden aus Produktdatenblättern der Hersteller von Flachdachdämmplatten entnommen.

Bild 2.  Einschaliges Flachdach – schematischer Aufbau auf einer Betondecke

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Flachdachdämmung

Tabelle 4.  Übliche Rohdichte von Dämmstoffen (FIW München, Metastudie Dämmstoffe, ­Bericht FO-12/12) Dämmstoff

Norm

Gewicht in kg/m3, von–bis

Polystyrol-Hartschaum EPS (weiß/grau)

DIN EN 13163

15–30

Polystyrol Extruderschaum, XPS

DIN EN 13164

25–50

Polyurethan Hartschaum PUR/PIR

DIN EN 13165

30–100

Mineralwoll-Dämmstoff MW

DIN EN 13162

15–220

Schaumglas CG

DIN EN 13167

100–200

Für die anderen Dämmstoffe ergeben sich aufgrund der spezifischen Wärmeleitfähigkeiten differenzierte Dämmdicken zur Erzielung des U-Wertes von 0,125 W/ (m2K) (Tabelle 3). Fazit: Im Beispiel hat der Dämmstoff 026 die geringste Wärmeleitfähigkeit mit λ = 0,026 W/(mK) und erfordert demzufolge auch die geringste Dämmdicke. Der Dämmstoff 031 liefert die nächst günstigste Dämmdicke. Druckfestigkeit und Lastfälle im Flachdach Dämmplatten für das Flachdach müssen belastbar sein, damit sie die Beanspruchung während der Bauzeit und der gesamten Lebensdauer überstehen, ohne ihre Funktion zu verlieren. Bei der Dämmstoffauswahl müssen die zu erwartenden Belastungen berücksichtigt werden. Die üblichen Last-

fälle im Flachdach und die erforderlichen Druckfes­tig­ keiten der Dämmstoffe sind in ländereigenen Anwendungsnormen festgelegt. In Deutschland gelten die An­ forderungen der DIN 4108-10 vom Dezember 2015 „Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe“. Dämmplatten für das genutzte, einschalige Flachdach müssen einer hohen Druckbelastung standhalten (Tabelle 2, DIN 4108-10 vom Dezember 2015 „Differenzierung von bestimmten Produkteigenschaften“). Für die Belastungsstufe dh – das Kurzzeichen dh aus DIN 4108-10, Tabelle 2 bedeutet: hohe Druckbelastbarkeit – sollten Dämmplatten aus EPS (expandierbares Polystyrol der Stufe CS (10) 150 nach DIN EN 13163, Tabelle 3 „Stufen der Druckbelastung bei 10 % Stauchung“ entsprechen. Das bedeutet, dass die Dämmplatten bei einer Druckbelastung von 150 kPa

Bild 3.  Dämmelemente auf einer Betondecke Tabelle 5.  Gewichte verschiedener Dämmstoffe für die Flachdachfläche von „D105“ (1.970 m2) Dämmstoff

Wärmeleitfähigkeit W/m*K

erforderliche Dicke der Dämmschicht

Gewicht kg/m3

Tonnen total bei 1.970 m2

Dämmstoff 031 (graues EPS z. B. Neopor®)

0,031

237

26

12,1

Dämmstoff 026 (PUR)

0,026

199

32

12,5

Dämmstoff 035 (weißes EPS z. B. Styropor®)

0,035

268

25

13,2

Dämmstoff 033 (XPS)

0,033

253

32

15,9

Dämmstoff 038 (MW, SW)

0,038

291

82 [1]

47,0

[1] Mineralwolle- und Steinwolldämmplatten benötigen oft deutlich höhere Rohdichten zur Erreichung der erforderlichen Druckspannung. 60–70 kPa bei 10 % Stauchung ist i. d. R. die Obergrenze. Gemäß Flachdachrichtlinien sind sie nur sehr begrenzt für genutzte Flachdächer einsetzbar.

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Flachdachdämmung

Bild 4.  Für das einschalige, genutzte Flachdach sind stabile Dämmplatten besonders geeignet – sie zeigen auch unter hoher Belastung keine Verfor­ mung

Bild 6.  Die Flachdächer des Gebäudes „D105“ befinden sich auf verschie­ denen Ebenen – hier ein Flachdachbereich auf einer tieferen Ebene zwi­ schen transparent gestalteten Fassaden; Mitarbeiter haben einen schönen Blick auf die später bepflanzten Flächen (Fotos/Grafiken: BASF)

eine maximale Stauchung von 10 % aufweisen (Tabelle 4, DIN 4108–10).

Deshalb werden alle Dämmstoffe mit unterschiedlichen Rohdichten bzw. Gewichten für die verschiedenen Anwendungsbereiche (Wand, Dach u. a.) angeboten.

Druckfestigkeit und Gewicht Damit die Dämmstoffe die erforderliche Druckfestigkeit CS (10) 150 erfüllen, benötigen sie eine dafür ausgelegte Rohdichte (i. d. R. in kg/m3). So erreichen einige Dämmplatten, z. B. EPS, mit einem geringen Rohstoffeinsatz von ca. 26 kg/m3 die relevante Druckfestigkeit von 150 kPa, während andere Dämmstoffe deutlich mehr Rohstoff benötigen, um den Anforderungen an die Druckfestigkeit zu entsprechen. Grundsätzlich gilt, dass Anwendungen, die druckbelastet sind, höhere Rohdichten erfordern als nicht druckbelastete Anwendungen, wie beispielsweise die Zwischensparrendämmung.

Die Bilanzierung der Eigenschaften Erst die Gesamtbilanz der Eigenschaften Wärmeleitfähigkeit, Dicke und Gewicht zeigt, inwieweit sich die Dämmstoffe für das einschalige genutzte Flachdach eignen. Aus Tabelle 5 wird ersichtlich, dass Dämmplatten aus grauem EPS das Flachdach im Vergleich zu anderen Dämmstoffen am wenigsten belasten. Das hat die Planer des neuen BASF-Gebäudes „D105“ davon überzeugt, Dämmplatten aus Neopor® im Flach­ dachaufbau und Dämmplatten aus PUR in großen Teilen der gewölbten Dachflächen zu verwenden. Grund für diese Auswahl war neben dem geringen Rohstoffverbrauch auch

Bild 5.  Das neue Bürogebäude der BASF „D105“ in Ludwigshafen bietet neben Konferenzräumen und einer modernen Kan­ tine multifunktionale Büroräume mit Platz für 1.200 Mitarbeiter

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Flachdachdämmung

die statische Struktur. So bewirkt es einen deutlichen ­Unterschied, ob Decken, Stürze, Stützen, Tragwände und Fundamente mit 12 t oder mit 47 t, also dem fast vierfachen Gewicht, belastet werden. Tragelemente werden dem Gewicht entsprechend ausgeführt, d. h. je höher die Last, desto höher sind die Kosten für statische Maßnahmen. Mit grauem EPS (Neopor) und Polyurethan ließen sich die hohen Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) erfüllen. „D105“ trägt das DGNBVorzertifikat in Platin.

Brandschutzanforderungen an Flachdächer Bei der Brandschutzplanung von Gebäuden sind neben dem baulichen Brandschutz auch der anlagentechnische, der organisatorische und der abwehrende Brandschutz zu berücksichtigen. Die Bestimmungen hierzu sind in den nationalen Bauordnungen, Normen und Brandschutzverordnungen festgelegt und können sich zwischen den Ländern unterscheiden. Die Hauptkriterien für den baulichen Brandschutz sind allerdings in vielen Ländern ähnlich. Sie ergeben sich aus der Gebäudenutzung, der Gebäudehöhe, den einzelnen Baustoffen und Bauteilen sowie dem Gebäude- und Grenzabstand. Ein Teil des baulichen Brandschutzes befasst sich auch mit dem Brandverhalten von Baustoffen und dem Feuerwiderstand von Bauteilen und Bauarten. Mit der euro­päischen Norm DIN EN 13501, Teil 1 bis 6 „Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten“ wurde in diesem Bereich erstmals eine für alle europäische Staaten gültige Norm verabschiedet. Die DIN EN 13501-1 unterscheidet Baustoffe in sieben Klassen von nicht entflammbar (A1, A2) bis leichtentflammbar (F). Die meisten Polystyrol-Schäume sind in der Klasse E eingestuft: normal entflammbar, nicht brennend abtropfend. Die Verwendung normal entflammbarer Dämmstoffe im Flachdach ist grundsätzlich möglich, solange die Be­ dachung als „Harte Bedachung“ ausgewiesen ist. Die notwendigen Nachweise sollten jeweils bei den Anbietern und Lieferanten von Dachsystemen angefordert werden. Eine „Harte Bedachung“ muss ausreichend widerstandsfähig gegen Flugfeuer und Strahlungswärme sein. Die meisten EU-Länder erkennen eine 5 cm dicke Kiesschicht der Körnung 16/32 als harte Bedachung an. Auch Gründachsysteme gelten in der Regel als harte Bedachung. Zusätzliche Auflagen zum Brandschutz können sich durch die Gebäudeklasse, die Gebäudehöhe, Grenzabstände sowie durch Flucht- und Rettungswege ergeben. Es ist ratsam, gebäudespezifische und baurechtliche Details mit der jeweiligen Genehmigungsbehörde für Bauwerke abzustimmen.

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Fazit Flachdächer nachhaltig gebaut oder saniert, bieten ein enormes Potenzial – als Nutzfläche oder zum Energie­ sparen. Gerade in Innenstädten, wo Flächen häufig knapp sind, könnte die Nutzbarmachung von Flach­dächern wertvolle Räume schaffen, z. B. Dachgärten oder Erholungs­ areale. Dennoch liegen derzeit viele Millionen Quadratmeter vorhandener Flachdächer brach. Geprüfte, und geeignete Flachdach-Bausysteme und Materialien werden von Industrie und Fachhandel ausreichend angeboten. Jedes dieser angebotenen Flachdachsysteme benötigt eine Dämmschicht zur Erfüllung der gesetzlichen Energieeinsparforderungen. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass Bau- und Dämmstoffe anhand ihrer Bauaufgabe ausgewählt werden, denn nur so können Langlebigkeit und Nachhaltigkeit eines Gebäudes gewährleistet werden. Dämmplatten richtig auswählen, bedeutet die Eigenschaften Wärmeleitfähigkeit, Druckspannung (-festigkeit) und Gewicht zu bewerten. Besonders wichtig ist dabei die Frage, wie die einzelnen Faktoren die Dicke der Dämmschicht, die Rohdichte und die Höhe des Rohstoffverbrauchs beeinflussen. Werden Dämmstoffe nach den genannten Kriterien kalkuliert, wirken sie sich positiv auf die Nachhaltigkeit eines Flachdaches und die Klassifizierung des gesamten Gebäudes aus. Neben den mechanischen und physikalischen Eigenschaften sind weitere Aspekte bei der Bewertung des Dämmstoffs zu berücksichtigen. So sollten Dämmstoffe wirtschaftlich sein, d. h. ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Ein erster Hinweis ergibt sich aus Preislisten und Handwerkerangeboten für Dämmarbeiten. Weiterhin können Überlegungen zur statischen Struktur des Gebäudes das Preis-Leistungs-Verhältnis beeinflussen. Hier gilt: Je geringer das Gewicht eines Dämmstoffes ist, desto geringer sind die Kosten statischer Maßnahmen. Gerade bei der Modernisierung vorhandener Dachflächen können Dämmplatten, die gleichzeitig stabil und leicht sind, Kosten senken, weil auf zusätzliche und teure statische Ausführungen verzichtet werden kann. Ferner ist die Handhabung auf der Baustelle zu bedenken: Gefälleelemente oder ein geringes Gewicht können die Montage der Dämm- und Gefällelagen erleichtern. Was das relevante Kriterium Sicherheit betrifft, ergeben sich je nach Baukonstruktion unterschiedliche Anforderungen. Karl-Heinz Schmitz, BASF, G-PMF/EA-D219 Weitere Informationen: BASF SE 67056 Ludwigshafen neopor@basf.com

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Flachdachdämmung

Nachhaltige Flachdächer: Dämmsysteme – langlebig und effizient Mehr als 40 % des gesamten Energieverbrauchs in der EU wer­ den dem Gebäudebereich zugerechnet. Über die großen Dach­ flächen geht bei unzureichender Wärmedämmung viel wertvolle Energie verloren. Mit einer hochwertigen Abdichtung und einem dachspezifischen Dämmsystem lassen sich sparsame Häuser bauen und in der Sanierung 30 bis 40 % Energie und Kosten spa­ ren und damit gleichzeitig Komfort und Gebäudewert steigern. Flachdächer sind der am stärksten beanspruchte Teil eines Gebäudes und extremen Belastungen ausgesetzt. Nachhaltige Dächer sparen mit einem gut geplanten und fachgerecht verarbeiteten Dachaufbau aus dauerhafter Abdichtung und leistungsstarker Dämmung Energie und schonen Ressourcen.

Dämmkraft – Umwelt – Eigenschaften Mit den Anforderungen an den Wärmeschutz steigen auch die Anforderungen an die Dämmstoffe. Bei der Materialwahl geht es darum, eine möglichst nachhaltige, wirkungsvolle Dämmleistung zu erreichen. Dabei hängt die optimale Wärmedämmung vor allem von der Effizienz des Dämmstoffs und dem angestrebten U-Wert ab. Der U-Wert bestimmt je nach gewähltem Dämmstoff und Wärmeleitfähigkeit WLS die daraus resultierende Dicke. Die Unterschiede sind gravierend: Der Hochleistungsdämmstoff PolyurethanHartschaum, PUR/PIR, besitzt mit Wärmeleitstufe WLS 023 den besten Dämmwert im Vergleich zu allen gebräuchlichen Wärmedämmstoffen. Das bedeutet höchste Dämmleistung bei geringster Dämmstoffdicke. Mit gerade einmal 120 mm Dicke erfüllt der PUR/PIR Dämmstoff bereits den langfristig sinnvollen U-Wert ≤ 0,19 W/m2K. Vergleichbare Materialien der WLS 045 benötigen für ein gleiches Ergebnis fast die doppelte Aufbauhöhe, nämlich 220 mm Dämmdicke. Materialen der WLS 035 benötigen immer noch 180 mm. Doppelte Aufbauhöhe bedeutet aber nicht nur einen weit größeren Aufwand an Transport und bei der Verarbeitung, sondern bei der Ausgestaltung von Details entstehen auch Detailprobleme, die das Potenzial für Verarbeitungsfehler erhöhen. Ganz zu schweigen vom Gewicht: Ist es doch ein schwerwiegender Unterschied, ob ein Dach von 1.000 m2 mit leichten 3.500 kg PIR oder mit dem achtfachen Gewicht von ca. 27 t Mineralfaser zusätzlich belastet wird. Neben Wärmeleitfähigkeit, Dicke und Gewicht spielen für die Nachhaltigkeit Umwelt- und Gesundheitsaspekte eine Rolle. Hier wird leider sehr oft pauschaliert. So werden Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf oder Holz besser bewertet als Dämmstoffe aus nicht nachwachsenden Rohstoffen. Stimmt das denn? Die Umweltproduktdeklaration EPD beschreibt mit dem Primärenergiebedarf den Bedarf an Rohstoffen und Energie für die Herstellung eines Produktes und gibt damit eine Kennzahl für einen Vergleich. Bezogen auf die Produktgattung Dämmstoffe enthält der Primärenergiebedarf nur einen Teil der Wahrheit, denn er vergleicht nur MJ/m3 mit MJ/ m3. Man muss jedoch auch hier den U-Wert unseres Beispiels von 0,19 W/m2K als objektive Vergleichsbasis heranziehen. So ergeben sich für die aufgeführten Dämmstoffe folgende Werte für den Primärenergiebedarf:

Bild 1.  Wenn der Aufbau stimmt, das Dach also sicher abgedichtet und ­effizient gedämmt ist, ist der weitere Aufbau eines Gründachs oder einer Photovoltaikanlage immer ein Gewinn

–– –– –– ––

EPS 333 MJ/m3 PUR/PIR 363 MJ/m3 Mineralfaser 712 MJ/m3 Holzfaser 1.695 MJ/m3

Hierbei sind die Nutzungsphase und die Nachnutzungsphase nicht berücksichtigt.

PUR/PIR – der nachhaltige Hochleistungsdämmstoff Die Betrachtungen zeigen, dass PIR-Wärmedämmelemente die höchste Dämmleistung bei geringster Dämmstoffdicke und gleichzeitig hervorragende Umweltwerte aufweisen. Dabei sind die Platten formstabil, tritt- und druckfest, temperatur- und heißbitumenbeständig, chemisch und biologisch beständig, geruchsneutral und physiologisch unbedenklich, schimmel- und fäulnisfest und unverrottbar, sodass ihre Funktion über viele Jahrzehnte sichergestellt ist. Das leichte Material lässt sich einfach zuschneiden und bis ins Detail präzise und schnell verarbeiten. Damit die Dämmung keinen Schaden nimmt, darf die hochwertige Abdichtung nicht fehlen. Ob Bitumen oder eine Kunststoffbahn das richtige Material ist, weiß am besten der Berater des Herstellers, der werkstoffübergreifend alle Materialien aus eigener Herstellung für die Dachdämmung anbietet. Er wählt die richtigen Produkte, berät Planer, Architekten und Bauherren von der Planung bis zur Abnahme. Doch ist ein Dach ohne Zusatznutzen heute noch als nachhaltig zu bezeichnen? Sind Flachdächer, die nicht begrünt sind oder keine Energie gewinnen, nicht verschenkte, bebaute Flächen?

Gründach und Photovoltaik – nachhaltiger Zusatznutzen auf dem Dach Der Dachgarten auf der Wohnanlage, das Dachbiotop zum Artenschutz auf dem Verwaltungsgebäude oder eine Photovoltaikanlage auf der Industriehalle – die Flächenversiegelung auszugleichen und dabei einen Zusatznutzen zu erzie-

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Flachdachdämmung

Bild 2.  Hochwertiger typischer Leichtdachaufbau auf Trapezblech

len oder die versiegelten Flächen für die zusätzliche Gewinnung erneuerbarer Energien einzusetzen – der Möglichkeiten gibt es viele. Die verstärkte Nutzung der Flachdächer von Gewerbe- und Verwaltungsgebäuden, von Wohnanlagen könnte vor allem in Ballungsgebieten eine sinnvolle und ertragreiche Herausforderung werden. Die weitläufigen Dachflächen erlauben vielfältige Zusatznutzen auf bereits bebautem Grund – ein Geschenk, das nicht vernachlässigt werden sollte, und vielleicht auch eine Verpflichtung gegenüber Natur und Energiewende? Wenn der Aufbau stimmt, das Dach also sicher abgedichtet und effizient gedämmt ist, dann sind der weitere Aufbau eines Gründachs oder einer Photovoltaikanlage immer ein Gewinn. Gründächer mindern die negativen Auswirkungen der Flächenversiegelung, verlängern die Lebensdauer der Dachabdichtung und schaffen zusätzlichen Lebensraum für Mensch und Tier. Sie entlasten als Wasserspeicher die Entwässerungssysteme, binden Staub, heizen sich auch bei extremen Temperaturen kaum auf, verbrauchen CO2 und sorgen als Sauerstoffproduzent für ein besseres Klima. Er-

Bild 3.  Hochwertiger Flachdachaufbau auf Beton (Fotos/Grafiken: Bauder)

tragreiche moderne Photovoltaikanlagen gewinnen auf gut gedämmten, dauerhaft sicheren Dächern viele Millionen Kilowattstunden Strom. Hochwertige, dachspezifische Systeme sind eine Entscheidung für Nachhaltigkeit. Mit kompetenter Beratung und fachgerechter Verarbeitung entstehen dauerhaft sichere Dächer. Im Neubau sollte die Wärmedämmung im Dach vorausschauend geplant werden, um mit effizienten Materialien sichere und sparsame Dächer zu bauen. Bei der Sanierung lassen sich mit einem Hochleistungsdämmstoff von geringer Materialdicke ebenfalls beste Werte erzielen. Weitere Informationen: Paul Bauder GmbH & Co. KG Korntaler Landstraße 63, 70499 Stuttgart Tel. (0711) 88 07-0, Fax (0711) 88 07-300 info@bauder.de, www.bauder.de

Messe für Holzbau und Ausbau, Dach und Wand

Die DACH+HOLZ International, die vom 20. bis 23. 02. 2018 in Köln stattfindet, ist die bedeutendste Messe für Holzbau und Ausbau sowie Dach und Wand und ein Ereignis. Die Messe ist nicht nur eine wichtige Informa­ tionsplattform, auf der zahlreiche Aussteller ihre Neuheiten präsentieren, sondern auch der Branchentreffpunkt schlechthin. Der Zentralverband des deutschen Dachdeckerhandwerks und Holzbau Deutschland – Bund Deut-

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scher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, haben 2016 den Vertrag mit der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH verlängert. Bis mindestens zum Jahr 2028 übernimmt die GHM die Organisation der DACH+HOLZ International sowohl in Stuttgart als auch in Köln. 2016 belegten die 550 Aussteller aus 20 Ländern 70.000 m2 Ausstellungsfläche. 49.500 Dach­ decker, Zimmerer, Bauklempner, Architekten und Planer kamen 2016 zur DACH+HOLZ International. Im Vordergrund standen die Themen „Informationen über Neuheiten“, „allgemeine Marktorientierung“ und „Weiterbildung“. Und natürlich sind dabei auch Flachdächer ein Thema. Weitere Informationen: GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH Willy-Brandt-Allee 1, 81829 München Tel. (089) 18 91 49-0, Fax (089) 18 91 49-239 kontakt@ghm.de, www.dach-holz.com

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Flachdachdämmung

Bis 9,6 m einlagig mit Gefälle dämmen

Bild 1.  LINITHERM PGV Gefälledämmung, Feuerwehrhaus Wannweil (Foto: Presse für Profis, Tübingen)

Bild 2.  Haus mit einlagiger Kehle

Der Schwäbische Dämmstoffhersteller Linzmeier bietet die LINI­ THERM PAL Gefälledämmung in Dicken bis 230 mm an. Der Vor­ teil: Mit den PUR/PIR-Dämmelementen kann ein Gefälle mit bis zu 9,6 m Länge einlagig verlegt werden. Bei längeren Dächern wer­ den 200 mm dicke LINITHERM PAL Dämmplatten als Stufenplatte verlegt. So wird ein Gefälle von 19,2 m erreicht.

­ rat- und Kehlplatten lässt sich Wasser punktgenau in die G Dacheinläufe einleiten. Die PUR/PIR-Dämmplatten des Gefälledachsystems sind dank hoher Druckfestigkeit begehbar und für die Auf-

Um die Verarbeitung weiter zu erleichtern, werden die Kanten der Elemente mit den jeweiligen Dicken beschriftet. Dies vereinfacht die Zuordnung und Sortierung auf der Baustelle. Unter dem Strich bedeuten die Produktinnovationen nicht nur eine Zeit- und Kostenersparnis, sondern auch eine zusätzliche Sicherheitsreserve beim Verlegeprozess. Mit den Gefälledachsystemen lassen sich entsprechend den Richtlinien für Flachdächer bauphysikalische Probleme mit stehendem Wasser durch ein Gefälle von 2 % entschärfen. Dabei bietet LINITHERM PAL Gefälle mit ­einer WLS ab 023 eine sehr hohe Dämmwirkung. Niedrige U-Werte sind also schon bei einer geringen Dämm­ dicke möglich. Mit zum Sortiment gehörenden speziellen

Bild 3.  Verlegung eines Gefälledaches Aufbauprinzip 1 (oben): LINITHERM PAL Gefälledämmung einlagig verlegt bis 9,6 m Aufbauprinzip 2 (Mitte): LINITHERM Gefälledämmung mit vollflächi­ ger Unterlage für noch besseren Dämmwert Aufbauprinzip 3 (unten): LINITHERM Gefälledämmung plus Flach­ dachdämmung für große Dächer

Flachdachdämmung: Schutz und Sicherheit auf breiter Front

• WLS ab 023 • Für größere Dächer oder besseren U-Wert mehrlagig mit LINITHERM Flachdachdämmung kombinierbar • Einfach ohne Nummerierung zu verlegen Mehr Infos unter www.Linzmeier.de

Bis 9,6 Meter einlagig mit Gefälle dämmen 006-090_FLACH_cc17.indd 49

pure life ist ein Siegel der ÜGPU e.V.

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Flachdachdämmung

Bild 4.  Kehle einlagig: LINITHERM Gefälledämmung mit Kehlplatten von 230 bis 30 mm einlagig bis 9,6 m und für Gullyentwässerung verlegt

Bild 5.  Dachaufbau mehrlagig: LINITHERM Gefälle­ dämmung mit Grat­platten von 230 bis 30 mm, für noch besseren U-Wert mit vollflächiger ­Unterlage bei Rinnenentwässerung (Grafiken 2–5: Linzmeier)

nahme von Flächenlasten geeignet. Außerdem sind sie temperaturbeständig, verrottungsfest und widerstandsfähig gegen Mikroorganismen und Schimmel. Da sie nur geringe Mengen an Wasser aufnehmen, führen temporäre Schäden an der Dachhaut weder zu großflächigen Schäden noch zur Verschlechterung der Dämmwirkung. Als Ergänzung für eine schnelle und sichere Ausbildung des Dachrands bietet Linzmeier passend zur Gefälledämmung zweiteilige Attika-Elemente aus dem LITEC

Bausystem. Die Elemente sind sehr stabil, mechanisch belastbar und einfach zu verarbeiten. Weitere Informationen: Linzmeier Bauelemente GmbH Industriestraße 21, 88499 Riedlingen PF 1263, 88492 Riedlingen Tel. (07371) 18 06-0, Fax (07371) 18 06-96 Info@Linzmeier.de, www.Linzmeier.de

Flachdachlösungen erfüllen weltweit höchsten Sicherheitsstandard Paroc, führender Anbieter von Steinwolle-Dämmstoffen im Ost­ seeraum, hat die FM Global-Zertifizierungsnorm 4470 für seine Flachdachlösungen PAROC ROS und PAROC ROB bestanden und erfüllt somit einen der weltweit höchsten Sicherheitsstandards. Die zertifizierten Produkte können nun in Dachsystemen, welche eine FM-Globalzertifizierung erfordern, eingesetzt werden. FM-Zulassungen werden immer wichtiger und sind weltweit anerkannt, insbesondere in Europa. Viele Investoren und Gebäudebesitzer fordern FM-Zulassungszertifikate für die in ihren Gebäuden verwendeten Systeme für den Brandschutz und zur Absicherung gegen Naturkatastrophen. Der den PAROC ROS und ROB Dachdämmplatten zuerkannte FM-Zulassungsstandard 4470 bedeutet, dass diese überall dort eine zuverlässige Wahl darstellen, wo feuerfeste Strukturen benötigt werden, um Leben und Besitz zu schützen. „Wir sind uns der ständig steigenden qualitativen Anforderungen bewusst. FM-Zulassungen werden oft von unseren Kunden verlangt“, sagt Karsten Roth, Vertriebsleiter Europa Hochbau/Flachdach bei Paroc. „Deswegen erfüllen unsere Produkte die höchsten Standards, was die Absicherung gegen größere Verluste im Brandfall betrifft, weshalb sie verbreitet in Wohn- und öffentlichen Gebäuden eingesetzt werden“, ergänzt er.

dämmplatten hergestellt werden – Trzemeszno in P ­ olen und Vilnius in Litauen.

FM Global und FM-Zulassungen

FM-Zertifizierung auch für Parocs Fabriken in Polen und Litauen

Brandschutznormen zählen zu den wichtigsten Faktoren der FM Global-Zertifizierung „FM Approved“ modernen Bauindu­ für die Flachdach-Dämmlösung von PAROC (Grafik: Paroc) strie. FM Global (Factory Mutual) bietet umfassende globale kommerzielle und industrielle Gebäudeversicherungen, Risikoeinschätzungen durch Ingenieure und Lösungen zum Risikomanagement sowie innovative Forschung zur Prävention von Eigentumsverlust und Risikomanagement. Im eigenen Forschungs- und Testzentrum werden die Ursachen von Gebäudeschäden und Methoden der Schadensprävention unter realistischen Vor-Ort-Bedingungen getestet, wobei die Auswirkungen von Elementargewalten wie Feuer, Wind oder Regen einbezogen werden. Die Tochtergesellschaft FM Approvals prüft und zertifiziert Produkte und Systeme zur Vermeidung von Sachschäden nach den höchsten Leistungs-, Qualitäts- und Sicherheitsstandards.

Alle Paroc-Produkte mit FM-Zulassung werden mit dem „FM-Approved“-Zeichen unter Angabe der vollständigen Informationen über die entsprechend getestete Konstruktion gekennzeichnet. Die Zulassung bezieht sich auch auf zwei Produktionsstätten, in denen PAROC ROS und ROB Dach-

Weitere Informationen: Paroc GmbH Heidenkampsweg 51, 20097 Hamburg Tel. (040) 88 30 76-0, Fax (040) 88 30 76-199 info@paroc.de, www.paroc.de

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Kaskadenentwässerung ohne Wenn und Aber Wer eine Kaskadenentwässerung auf niedriger gelegene Dach­ flächen plante oder realisierte, der bewegte sich bisher in der normenrechtlichen Grauzone. Mit einem speziell entwickelten Kaskadenbauteil-System bringt die Sita Rechtssicherheit für ­Bausituationen, die sich oft nicht vermeiden lassen. Ein Anbau an ungünstiger Stelle? Eine stufenförmig angeordnete Balkonfassade beim Neubau? Staffelgeschosse, die über mehrere Etagen reichen? Nicht immer lässt der Baukörper zu, die Regenspende nach allen Regeln der DIN, also auf direktem und korrektem Wege abzuführen. Aus Kostengründen wird dann oftmals der Auslauf auf tiefer liegende Dachflächen geplant und auch ausgeführt. Besonders häufig beobachtet man dies bei Sanierungen oder Gebäudeerweiterungen, bei denen der Planer mit den Gegebenheiten des Objektbestandes arbeiten muss. Diese aus der Not geborenen Entwässerungslösungen können die Ausführenden/Verantwortlichen teuer zu stehen kommen. Versagt das Provisorium Kaskaden-Entwässerung, z. B. bei den heute immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen, sind sowohl der Planer als auch der Ausführende in der Verantwortung, also angreifbar. Im Bewusstsein der Fragwürdigkeit einer kaskadieren­ den Entwässerungslösung suchen viele Rat und Rücken­ deckung bei den Herstellern von Entwässerungssystemen. Die Sita Bauelemente GmbH vertritt hier einen ganz klaren Standpunkt: Angesichts nicht einsehbarer baulicher Gegebenheiten und nicht kalkulierbarer Gefahren sollte der unkontrollierte freie Auslauf auf tiefer liegende Dachund Gebäudeflächen grundsätzlich nicht beraten und geplant werden.

Interpretationsspielräume Auf die Frage, ob das Regenwasser auf tiefer liegende Dachflächen abgeleitet kann, gibt es bisher keine eindeutige Stellungnahme. Grundsätzlich „kann in Ausnahmefällen das Regenwasser gemäß der DIN 1986-100:2008-05 Punkt 6.3.3 über freie Ausläufe auf niedrigere Dachflächen abgeleitet werden.“. Allerdings sieht der Kommentar zur DIN 1986-100 diesen Punkt etwas differenzierter. Nach dem Punkt 5.3.1 (5) und (6) sowie 6.3.3 des Kommentars ist die Ableitung des Regenwassers sowohl von der Haupt- als auch von der Notentwässerung auf andere Dachflächen nicht zulässig. Punkt 5.3.1 (5): „… Das … anfallende Regenwasser … darf nicht auf tiefer liegende Dachflächen abgeleitet werden.“ Punkt 5.3.1 (6): „… Das Regenwasser aus der Notentwässerung ist frei auf schadlos überflutbare Grundstücksflächen abzuleiten. Es darf … nicht auf andere Dachflächen … abgeleitet werden.“ Die Ableitung des Regenwassers muss schnell und kontrolliert erfolgen. So heißt es im Kommentar zu Punkt 6.3.3: „Umwege über andere Dachflächen bergen zusätz­ liche Gefahren und sind zu vermeiden.“ Die Ableitung auf anderen Dachflächen ist gemäß der DIN 1986-100 in Ausnahmefällen möglich, aber gemäß dem Kommentars zu dieser Norm zu vermeiden. Somit ergeben sich planerische Freiheiten, wobei der „gesunde“ Menschenverstand im Vordergrund stehen sollte. Eins ist sicher: Eine unkontrollierte Kaskaden-Entwässerung birgt Gefahren wie Überflutung der tiefer liegenden Fläche, Eindringen des Regenwassers ins Gebäude über Türen, Rinnen und Attika­anschluss, statische Überlastung der tiefer liegenden

Bild 1.  Stufenförmig angelegte Dach- und Terrassenflächen wurden bisher oft „kreativ“ entwässert; das neue SitaAttika Kaskade-­System gestaltet die Kas­ kadenentwässerung normgerecht

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Flachdachentwässerung

Bild 2.  Nicht zulässig: Die bisher oft praktizierte Entwässerung auf tiefer liegende Dach- und Terrassenflächen, denn bei Überflutungen kann das Wasser über die Terrassentür ins Haus eindringen

Bild 3.  Das geschlossene SitaAttika Kaskade System vermeidet bei Stark­ regen unkontrollierte Überflutungen der Terrassenfläche

Bild 5.  Das SitaAttika Kaskade Bauteil für die normkonforme Kaskadenent­ wässerung ist ausgestattet mit angeschweißtem Los-Fest-Flansch zum sicheren Anschluss der Dachbahn und Bögen, die durch Sicherungsschellen fixiert sind

Das SitaAttika Kaskade-Set ist ein modulartig angelegtes System, das für die Entwässerung durch die Attika konzipiert ist. Dieses Modulsystem, das sowohl für die Hauptals auch für die Notentwässerung ausgelegt werden kann, besteht aus einem Druckströmungsgully mit SitaAirstop bzw. SitaMore Anstauelement und einer verrohrten Wasserführung bis zum Übergabepunkt. Bei der Hauptentwässerung wird die Regenspende dort in das Grundleitungssystem eingespeist, bei der Notenwässerung auf frei oder schadlos überflutbare Flächen geleitet. Das „geschlossene“ Rohrleitungssystem verhindert unkontrollierte Überflutungen von Gebäudeteilen, wie z. B. Vordächern, Terrassen oder Balkonen, die für einen derartigen Wasseranfall nicht ausgerüstet sind. Wasserschäden, z. B. durch gestautes Regenwasser, das seinen Weg durch Terrassentüren sucht, wird damit gezielt vorgebaut. Dank seiner Modulbauweise mit diversen Formstücken und Fallrohren gibt es alle gestalterischen bzw. konstruktiven Freiheiten, dem stufenförmigen Verlauf der jeweiligen Fassade zu folgen und auf seinem Weg auch mehrere Attiken zu durchdringen. Innerhalb des Systems sind alle Bauteile aufeinander abgestimmt. Dies gibt Planern und Anwendern die Gewissheit solider Verbindun-

Bild 4.  Unsichtbare Einbettung der waagerechten Rohre in die Dämmebene

Fläche. Aus Kostengründen werden Kaskadenlösungen insbesondere bei Sanierungen trotzdem immer wieder rea­ lisiert.

Kaskadenentwässerung kontrolliert Für Situationen, die eine kaskadierende Dachentwässerung erfordern, entwickelte die Sita Bauelemente GmbH ein spezielles Kaskaden-Entwässerungssystem, das die Regenspende, selbst bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen, in geordnete Bahnen leitet. Erstmals steht somit ein baurechtlich abgesichertes System für anspruchsvolle Bausituationen zur Verfügung.

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Bild 6.  Optisch sauber, aber nicht ohne Risiko: Bei Starkregen besteht die Gefahr, dass das Wasser trotz Drainageschacht durch die Terrassentür ein­ dringt

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Fest-Flansch zum sicheren Anschluss der Dachbahn.

Unsichtbare Verlegung

Bild 7.  Der profilierte Dämmkörper erleichtert die Einbettung des SitaAttika Kaskade Rohres in die Wärmedämm­ebene

gen, vor allem in den Bereichen, in denen Anschlüsse und Richtungsänderungen auszuführen sind.

Kaskadenentwässerung im Set Als Wasserschlucker auf der obersten Dachfläche fungiert der SitaDSS Indra. Dieser ultraflache, aber extrem ablaufstarke PUR-Gully arbeitet nach dem Druckströmungsprinzip mit der Vollfüllung der Rohre. So entwässert das Komplettsystem mehr als 10 Mal so viel wie ein Freispiegelentwässerungssystem nach DIN 1986-100 abführen darf. Dort, wo das Fallrohr auf die nächste Dach- oder Terrassenfläche trifft, ebnen mit Sicherungsschellen fixierte Attika-Bögen dem SitaKaskade Bauteil den Weg in die Horizontale. Das SitaKaskade-Bauteil, ein Edelstahlrohr mit ankonfektionierter Bogenwinkelung, besteht aus einem Stück und einem angeschweißten Los-

Um die waagerecht verlaufenden Rohre sowohl vor mechanischer als auch vor thermischer Belastung zu schützen, werden sie in die Wärmedämmebene eingebettet. Dies erlaubt dem Dachdecker eine sichere Abdichtung im Durchdringungsbereich und unterstützt zudem eine saubere Optik. Stolperfallen auf den Dach- und Terrassenflächen werden vermieden. Nichts stört die saubere Optik und bei der Gestaltung von Balkon- und Terrassenflächen ist der Weg frei für einen dekorativen Fliesen- oder Plattenbelag. Je nach örtlicher Gegebenheit kann das SitaAttika Kaskade Bauteil mit Edelstahlrohren in unterschied­ lichen Längen geordert werden. Längenfeinjustierungen erfolgen durch Ablängen. Die stufenförmige Kon­ struktion wird jetzt bis zum Übergabepunkt wiederholt bzw. fortgeführt. Bis auf den Attikagully aus wärmegedämmtem PUR bestehen alle Elemente des Systems aus hochwertigem Edelstahl.

nach Dächern waren wir früher schon komplett verrückt. Sita. Ihr Komplettanbieter für DSS- und Freispiegelentwässerung.

Berechnungsservice Stück für Stück Mit dem SitaAttika Kaskade-Set wird Kaskadenentwässerung gezielt in kontrollierte Bahnen gelenkt. Einsetzbar ist es für die Hauptentwässerung und

Als Komplettanbieter finden Sie bei uns alles rund um Flachdachentwässerung. Und wenn wir alles sagen, dann meinen wir das auch: Egal ob DSS- oder Freispiegelentwässerung – wir bieten Ihnen alles aus einer Hand. Profitieren auch Sie davon und erfahren Sie mehr auf Bild 8.  Durchdringung im Attikabereich: Kontrolle der waagerechten Rohrausrichtung (links), Rohr­ anschlüsse werden mit Sicherungsschellen fixiert (Mitte), passgenauer Sitz: Der Dachdecker prüft den Übergangsbereich vom Fallrohr auf das SitaAttika Kaskade Bauteil (rechts) (Fotos/Grafiken: Sita Bauelemente)

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Flachdachentwässerung

die Notentwässerung über Fallrohr oder Speier. Liegt die richtige Bauteilkombination vor, ist die Montage für den Verarbeiter ein Leichtes. Bei einfachen Bauvorhaben unterstützt ein Konfigurator für die Kaskadenentwässerung die Bestellung der richtigen Modulkombination. Er ist unter www.kaskade.sita-bauelemente.de auf der Sita Website abrufbar. Bei anspruchsvollen Projekten hilft der Berechnungsservice der Sita. Auf Basis des eingereichten Bauplanes errechnet das Serviceteam die entsprechende Materialliste. Die Gesamtkonstruktion kommt dann im individuellen Set, inklusive Dichtmanschetten für den sicheren Anschluss der Dachbahn in den Durchdringungsbereichen der Attika.

Fazit: Risiko kontrolliert Normen und Richtlinien geben bis heute keine eindeutigen Aussagen zum Thema Kaskadenentwässerung. Aber mit

dem SitaAttika Kaskade-Set kommt ein Modulsystem, das durch hohe Ablaufleistung und umfangreiche Eigenprüfungen abgesichert ist. Dies bietet allen, die „offenes Gerinne“ und unkalkulierbaren Wasseranstau vermeiden wollen, eine praktikable Systemlösung für eine Kaskadenentwässerung ohne Wenn und Aber. Durch seine unsichtbare Verlegung in der Wärmedämmebene eröffnet es neue ­gestalterische Freiheiten bei der Verlegung des Platten­ belages.

Weitere Informationen: Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100

info@sita-bauelemente.de www.sita-bauelemente.de

Mehrgeschossabläufe für die Entwässerung von Staffelgeschossen und Kaskaden Bei modernen Wohn- und Gewerbebauten werden oft ein Staffel­ geschoss oder sogar mehrere kaskadenförmig angeordnete Dachterrassen vorgesehen. Dabei ist zu beachten, dass jede Ebene mit mindestens einer Hauptentwässerung in die Grund­ leitung und einer Notentwässerung ins Freie entwässert wird. Üblicherweise wird das Wasser von jedem Haupt- und Not­ ablauf von jeder Ebene mit zwei Fallleitungen nach unten geführt. Bei z. B. drei zu entwässernden Ebenen summiert sich die Anzahl der Fallrohre auf sechs. Oft sind so viele Fallrohre aus optischen oder gebäudetechnischen Gründen nicht erwünscht.

Mehrgeschossabläufe Durch die neuen LORO-X DUOSTREAM Mehrgeschoss­ abläufe mit dem patentierten und bewährten Rohr-in-Rohr-

Prinzip wird das Regenwasser von mehreren Ebenen in nur einer Sammelfallleitung für die Hauptentwässerung und einer Sammelfallleitung für die Notentwässerung gesammelt. Die von oben kommende Sammelleitung wird auf der Dachterrasse entweder unter dem Plattenbelag oder in der Wärmedämmung durch das innere Rohr des LORO-X Mehrgeschossablaufes geführt (DN 50). Die Entwässerung der Dachterrasse erfolgt mit Freispiegelströmung in das äußere Rohr des LORO-X Mehrgeschossablaufes (DN 100).

Mehrgeschoss-Sammelleitung mit drückender Freispiegelströmung (Silent) In der LORO-X Mehrgeschoss-Sammelleitung baut sich im Bereich des etagenhohen Fallrohres (DN 100) ein Überdruck auf. Mit der Kraft dieses Überdruckes wird das Wasser durch das waagerechte Rohr (DN 50) über die da-

Bild 1.  Entwässerung von einzelnen Staffelgeschossen oder mehreren Kaskaden: bisher sechs Fallleitungen (links), mit LORO-X Mehrgeschossabläufen nur noch zwei Sammelleitungen (rechts)

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Maximaler Abfluss der untersten Ebene Die unterste Ebene bestimmt den maximal möglichen Abfluss für eine Sammelleitung (Stream). Die Anzahl der möglichen zu entwässernden Ebenen pro Stream hängt von der Größe der zu entwässernden Flächen ab. Die Summe des Abflusses aller zu entwässernder Ebenen darf den maximalen Abfluss der untersten Ebene nicht übersteigen. Der maximale Abfluss der drückenden Wassersäule über eine waagerechte Strecke von 8 m wurde durch Messung im Datenblatt LX 1902/1903 nachgewiesen. Auf der untersten Ebene schützt der Hochleistungs-Sicherheitsüberlauf (HSÜ) bei der Hauptentwässerung zusätzlich vor Rückstau aus der Grundleitung. Die Notentwässerung entwässert mit Auslaufbogen ins Freie.

Fazit Bild 2.  Sammelleitung in der Wärmedämmung (oben) und unter dem Ter­ rassenbelag (unten)

runterliegende Dachterrasse gedrückt – ohne Saugwirkung im Ablauf oder Rohrsystem und damit ohne Sauggeräusche. Der Strahldruck des Abflusses der drückenden Freispiegelströmung wird durch die Umlenkungen als Bogen (DN 50) nach unten in das Fallrohr (DN 100) umgelenkt, sodass das Regenwasser nicht aus der Umlenkung herausspritzen kann, obwohl die Umlenkung nach oben offen ist. So kann sich die drückende Freispiegelströmung ohne Unterdruck im druckfesten Rohrsystem aus LORO-X Stahlabflussrohren mit Steckmuffenverbindung ungehindert ausbilden.

Die Entwässerung von einzelnen Staffelgeschossen oder mehreren Kaskaden ist oft eine Herausforderung für die objektbezogene Planung. Mit innovativen Komplettsystemen wie der LORO-X DUOSTREAM Kaskadenentwässerung kann die Anzahl der Abläufe und Fallleitungen reduziert und die Planung erleichtert werden. Dachentwässerungssystemanbieter wie LORO bieten für die Auslegung persönlichen Service von der Planung bis zur Ausführung.

Weitere Informationen: LOROWERK K.H.Vahlbrauk GmbH & Co.KG Kriegerweg 1, 37581 Bad Gandersheim Tel. (05382)71-0, Fax (05382) 71-203 infocenter@lorowerk.de, www.loro.de

Bild 4.  Leistung der Kaskade-Sammelleitungen (Foto/Grafiken: Lorowerk GmbH) Ebene 1 Hauptabfluss 2 l/s Notabfluss 2 l/s Ebene 2 Hauptabfluss 1 l/s Notabfluss 1 l/s Ebene 3 Hauptabfluss 1 l/s Notabfluss 1 l/s Bild 3.  Sammelleitung mit drückender Freispiegelströmung

Hauptabfluss gesamt: 4 l/s

Notabfluss gesamt: 4 l/s

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Sheddach und seine Tücken bei der Entwässerung Bei der Bürstner GmbH & Co. KG in Kehl, seit über 50 Jahren Her­ steller von Wohnwagen und Wohnmobilen, wurde eine Halle mit einer vorhanden Sheddachkonstruktion saniert. Diese Halle ver­ fügte bis dahin nur über eine Hauptentwässerung. Die Blücher Germany GmbH erhielt den Auftrag, eine Notentwässerung einzu­ planen. Herausforderungen bei diesem Projekt waren die Kon­ struktion des Tiefpunktes auf dem Dach und der Platzbedarf unter dem Dach. Die Blücher Germany GmbH bietet ein Edelstahl-Dachentwässerungssystem höchster Qualität an, geeignet für die Freispiegel- und Druckströmungsentwässerung, mit Dachabläufen aus Edelstahl in Verbindung mit dem Abwasserrohrsystem Blücher® EuroPipe. Eine Notentwässerung in Form eines Speiers konnte nicht realisiert werden, denn die DIN 1986/100 Punkt 14.2.6 „Regenwasserabfluss über Notentwässerung“ legt fest: „Ist der Hochpunkt einer Notüberlaufströmung mit der Wassertiefe W weiter als L = 10 m vom Notüberlauf/ Notablauf entfernt bzw. liegen Notüberlauf/Notablauf weiter als 20 m auseinander, ist die Wassertiefe im Hochpunkt mindestens mit dem doppelten Wert für die erforderliche Druckhöhe am Ablauf/Überlauf anzunehmen (w = 2 × h)“. Die Statik wurde mit 75 kg/m2 angegeben. Bei der Variante würde der Wasseranstau die zulässige Statik des Daches überschreiten. Im Gebäude kann aufgrund der geringen Platzverhältnisse, die ein zu geringes Gefälle der Rohrleitung bewirken, keine Freispiegelentwässerung verlegt werden. Deshalb konnte hier nur eine Notentwässerung im Druckströmungsprinzip – eine gefällelose Verlegung – eingesetzt werden. Der Entwässerungspunkt der Notentwässerung der ca. 50 m langen Sheddächer hatte nur auf einer Kopfseite die Möglichkeit, frei zu entwässern. Auf dem Dach konnte der Dachdecker aufgrund der Blücher® Roof Drain Dachabläufe (Außenmaß des Festflansches: 280 mm × 280 mm) den Tiefpunkt auf ein Mini-

Bild 1.  Dachablauf Druckströmung 402.204.075 (links), Notablaufeinsatz 400.200.075 (rechts)

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Bild 2. Herausforderung

mum reduzieren. Die Tiefpunktlinie wurde durch den Dachdecker neu konstruiert – durch entsprechenden Aufbau wurde der Tiefpunkt breiter. Durch den geringen Platz zwischen Oberkante Montagebereich der Wohnmobile und Unterkante Sheddach wurde unter dem Dach ein Bereich für die Leitungsführung festgelegt, in der die Sammelleitungen verzogen werden konnten. Nach der Berechnung konnte der Installateur in einem kurzen Zeitfenster das Rohrsystem EuroPipe sicher und schnell verlegen. Die Vorteile: –– Durch das geringe Gewicht der EuroPipe Rohre wurde die Dachstatik entlastet.

Bild 3. Lösung

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–– Ein weiterer Vorteil des Blücher Systems ist die Brandlast. Das Blücher EuroPipe System besteht aus Edelstahl und ist somit nicht brennbar. Verarbeitet wurden bei diesem Projekt: –– Blücher® Roof Drain Edelstahl Dachabläufe DN 70 als Notablauf-Druckstömungssystem –– Blücher® EuroPipe Rohre und Fittings von DN 40 bis DN 200 –– Blücher® Sicherungsschellen. Ausführendes Unternehmen war die aTmos Industrielle Lüftungstechnik GmbH aus Riedstadt, die die Installation professionell und schnell durchführte. Bild 4.  Lösung (Fotos: BLÜCHER Germany)

–– Die Länge der EuroPipe Rohre (bis 6 m) und die Steckverbindungen (Pusch-Fit) trugen ebenso zu einer schnelleren Montage bei.

Weitere Informationen: BLÜCHER Germany GmbH Am Herrlebühl 17, 78479 Reichenau Tel. (07531) 97 40-0, Fax (07531) 97 40-31 mailde@blucher.de, www.blucher.de

Kompatible Universal- und Kompakt-Kragen-Gullys Das Dach, insbesondere das Flachdach, ist der am stärksten be­ anspruchte Bereich eines Gebäudes, weil es extremen Belastun­ gen – vor allem durch Wind, Regen, Sonne, Eis, Gewicht, hohe Temperaturdifferenzen – ausgesetzt ist. In Deutschland ist das einschalige, nicht belüftete Flachdach (Warmdach) die am häu­ figsten ausgeführte Flachdachkonstruktion. Besonders für Warm­ dächer haben sich die Universal-Gully- und die Kompakt-KragenGully-Serie von Grumbach dafür als praxisgerechte Lösungen ­bewährt. Beide Serien sind baugleich. Das ermöglicht bei Sanie­ rungs- oder Neubaumaßnahmen eine passgenaue Verbindung. Der Universal-Gully ist mit einem Klemmflansch aus Edelstahl zum Einklemmen der jeweiligen Dachbahn ausgestattet und eignet sich damit ideal zur Lagerhaltung. Der

Kompakt-Kragen-Gully besitzt die gleiche Abmessung wie der Universal-Gully, hat jedoch für die Verbindung mit der Dachbahn keinen Klemmflansch, sondern eine Anschlussbahn (aus Bitumen, PVC oder Sonderfolie). Als „Sonderfolie“ stehen 23 unterschiedliche Anschlussbahnen bzw. Anschlussmanschetten zur Auswahl. Beide Serien bieten drei Aufstockelemente für die Überbrückung der Wärmedämmung mit einer Dicke bis 16, 23 oder sogar 35 cm an. Für die Grundelemente gibt es Stutzen in DN 70, 100 oder 125 und in senkrechter bzw. waagerechter Ausführung. Darüber hinaus sind sie in heizbarer Form mit 24 oder 230 V Spannung erhältlich. Die beiden baugleichen Serien lassen sich unterein­ ander kombinieren: Das Aufstock-Element des Kompakt-

Bild 1.  Anschlussbahnen aus Bitumen, PVC oder Sonderfolien werden beim Kompakt-Kragen-Gully fest einge­ schäumt (rechts: beheizbarer Kompakt-Kragen-Gully))

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Flachdachentwässerung

Bild 2.  Senkrechter Einbau des Kompaktkragens

Bild 5.  Ablauf über einen ­installierten Exzenter-Gully (Fotos/Grafiken: Gumbach)

Bild 3.  Funktionsweise des Exzenter-Gullys

Kragen-Gullys ist kompatibel mit dem vielseitigen Universal-Gully. Bei Warmdächern wird der Universal-Gully häufig als Basiselement eingebaut. Die Verbindung zwischen Gully und Dampfsperrabdichtung erfolgt dabei durch Klemmen. Darauf wird zur Überbrückung der Wärmedäm-

mung eines der drei Aufstockelemente aus der Serie Kompakt-Kragen-Gully mit der gewünschten Anschlussbahn eingesetzt. Diese Konstellation erfordert keine Rückstaudichtung für das Aufstockelement. Der Grund: Der Universal-Gully besitzt eine Kombi-Dichtung, die sowohl für die Flanschpressung als auch für die Rückstaudichtung zuständig ist. Neu ist ein vorgeformter Isolierkörper aus extra stabilem EPS für die Aufstockelemente der beiden Serien. Er

Bild 4.  Exzenter-Gully mit Terrassenbausatz (links) und mit Siebringaufsatz (rechts)

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bildet nicht nur als Dämmelement eine praktische Lösung, sondern dient vor allem als Montagehilfe. Mit Abmessungen von 500 mm × 500 mm × 100 mm lässt sich der Isolierkörper problemlos in die Wärmedämmung einsetzen und schafft hier optimale Voraussetzungen für den sicheren Einsatz der Aufstockelemente.

Neue Lösungen auch für Fallrohr-Durchführungen Die Entwässerung von Balkonen und Terrassen gestaltet sich mit dem ExzenterGully sehr viel einfacher und anpassungsfähiger als bisher: Durch die exzentrische Verstellbarkeit von Siebring-Aufsatz, Exzenter-Scheibe und Gully-Stutzen lässt sich sowohl der Wandabstand als auch ein möglicher Versatz bei der senkrechten Rohrdurchführung problemlos ausgleichen. Differenzen von bis zu 96 mm zwischen ankommendem und abgehendem Fallrohr kann der neue Gully ausgleichen. Auch unterschiedliche Wandabstände lassen sich auf diese Weise flexibel anpassen. Mit seiner Flansch-Aufkantung bietet sich

der neue Gully für den Einsatz unmittelbar neben der Gebäudewand an. Damit schützt er sowohl den Eckbereich als auch die Fassade. Wahlweise bietet Grumbach auch eine Ausführung mit Terrassenbausatz für seinen „Exzenter-Gully“ an. Von der Steildachentwässerung über die darunterliegenden Balkone bis hin zur Terrasse ist damit ein optisch einheitlicher und in der Praxis zuverlässiger Fallrohr-Einsatz gesichert. Der Ablauf aus FCKW-freiem PolyurethanHart-Integralschaum (PUR) wird mit fest angegossenem Dachbahnanschluss und passend zu allen gängigen Dachbahnen geliefert. Die neue Flachdach-Preisliste 2016/17 fasst das umfangreiche neue DachgullyProgramm von Grumbach zusammen. Sie kann kostenlos angefordert werden.

Das größte Dachgullyprogramm Europas Neu!

Weitere Informationen: Karl Grumbach GmbH & Co. KG Breitteilsweg 3 35581 Wetzlar-Münchholzhausen Tel. (06441) 97 72-0, Fax (06441) 97 72-20 grumbach@grumbach.net www.grumbach.net

ExzenterGully aus PUR Die FARBE, AUSBAU & FASSADE ist die Fachmesse rund um die Themen Farbe, Ausbau, Fassade, Bautenschutz, Putz, Stuck und Trockenbau. Sie wird seit 1972 an den Standorten Köln und München veranstaltet. Die GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH ist alleiniger Veranstalter für beide Standorte. Veranstaltungsort für die nächste Messe, die vom 20.–23. März 2019 stattfindet, ist das Messegelände Köln. Das Portfolio umfasst folgende Themen: Beschichtungsstoffe, Farben und Lacke, Putz und Putzsysteme, Wärmedämmverbundsysteme, Trockenbau und -zubehör, Estrich, Decken-, Wand- und Bodenbeläge und -beschichtungen, Wand- und Decken-

bekleidungen, Tapeten, Spannstoffe, Dekoration, Ökologische Baustoffe, Stuck, Gipsund Kalkbaustoffe, Klebstoffe, Autoreparaturlacke, Farbspritzgeräte und -anlagen, Denkmalschutz, Werkzeuge, Geräte, Leitern, Werkstatteinrichtungen, Beschriftung, Siebdruck, Vergolden, Berufsbekleidung, Arbeitssicherheit.

Weitere Informationen: GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH Willy-Brandt-Allee 1, 81829 München Tel. (089) 189 149-557 Fax (089) 189 149-149 besucher@faf-messe.de, www.faf-messe.de

mit Exzenterscheibe, wärmegedämmt, FCKW-frei, mit eingeschäumter Anschlussbahn.  optimal für die Entwässerung von übereinanderliegenden Dachflächen durch ein Fallrohr  mit Flanschaufkantung für den Einbau direkt an der Gebäudewand  exzentrische Verstellbarkeit des ankommenden und des abgehenden Rohres – dadurch ist der Wandabstand und ein Versatz der Fallrohre leicht ausgleichbar

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Flachdachentwässerung

Gesetzliche Vorschriften und bauliche Anforderungen bei der Flachdachentwässerung und Regenwasserversickerung Den unbestreitbaren Vorteilen von Flachdächern steht ein stati­ sches Problem gegenüber: Die Wassermengen, die sich bei Re­ gen auf den Dächern von Einkaufszentren, Fertigungshallen oder Parkdecks sammeln, summieren sich schnell zu großen Volumina und damit zu immensem Gewicht. Doch nicht nur Niederschläge, sondern auch unterschiedlich intensive Nutzung und andere kli­ matische Einflüsse belasten das Dach. Das Thema Sicherheit und damit die Frage der Dachentwässerung haben daher höchste ­Priorität. Das Wasser muss in die öffentliche Kanalisation – und die gelangt aufgrund der voranschreitenden Versiegelung von Bodenflächen zunehmend an die Grenzen ihrer Kapazität. Dezentrale Regenwasserversickerung heißt die Gegenmaßnahme. Zur normgerechten Planung und Auslegung von Anlagen zur Dachentwässerung und Regenwasserversickerung gehören folgende Themenbereiche: –– –– –– –– ––

Normen und Bemessungsgrundlagen Arten der Flachdachentwässerung Freispiegelentwässerung Unterdruckentwässerung solide Produktlösungen

Normen und Bemessungsgrundlagen Bei der Planung und Ausführung von Dachentwässerungssystemen gelten die hohen Sicherheitsanforderungen der Normen DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100. Dabei be­ inhaltet die DIN EN 12056-3 die Entwässerung innerhalb von Gebäuden, die DIN 1986-100 regelt darüber hinaus die Entwässerung auf Grundstücken. Um eine hohe Wirtschaftlichkeit und gute Selbstreinigungsfähigkeit zu gewährleisten, wird zur Berechnung von Regenentwässerungsanlagen ein mittleres Regenereignis rD,T zugrunde gelegt, wobei D

Bild 2.  Freispiegelentwässerung eignet sich vorwiegend für kleine Dach­ flächen (< 150 m 2 pro Ablauf) wie Parkdecks, Gründächer und Terrassen

die Regendauer in Minuten angibt und T die Jährlichkeit des Berechnungsregens. Gemäß DIN 1986-100 muss ein Regenentwässerungssystem für Dachflächen mindestens das am Gebäudestandort über eine Dauer von fünf Minuten zu erwartende Fünfjahres-Regenereignis – die sogenannte örtliche Berechnungsregenspende r5,5 – entwässern können. Zusammen mit dem Notentwässerungssystem muss sogar das Jahrhundert-Regenereignis über die Dauer von fünf Minuten abgeleitet werden können. Die Berechnungsregenspende r5,100 wird auf der Basis statistischer Erhebungen ermittelt. Die entsprechenden Werte finden sich in der KOSTRA-DWD 2000 (Stand 2005), d. h. der aktuellen Ausgabe des KOSTRA-Atlas. KOSTRA steht für Koordinierte Starkniederschlags-Regionalisierungs-Auswertung.

Arten der Flachdachentwässerung Fachleute im Bereich der Dachentwässerung unterscheiden grundsätzlich zwischen zwei Regenentwässerungssystemen: Freispiegelentwässerung und Unterdruckentwässerung. Die Freispiegelentwässerung funktioniert nach dem Prinzip der Schwerkraftentwässerung und eignet sich vor allem zur wirkungsvollen Entwässerung kleinerer Flächen wie Parkdecks, Gründächer und Terrassen. Unterdruckentwässerung, d. h. hydraulische Druckströmungssysteme, eignen sich besonders für die großen Dächer von Einkaufszentren, Industrie- und Produktionshallen.

Bild 1.  Bei der Planung und Ausführung der Flachdachentwässerung gelten die Normen DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100

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Freispiegelentwässerung Grundsätzlich kann jede Dachfläche mittels Freispiegelentwässerung entwässert werden. Das Regenwasser wird dabei auf Grundlage des Schwerkraftprinzips über die Flachdachabläufe und die nachfolgende Rohrleitung entwässert. Allerdings kommt die Freispiegelentwässerung vorwiegend bei kleineren Dachflächen zum Einsatz. In der Planung von Freispiegelentwässerungen sind folgende Punkte besonders zu berücksichtigen: Eine große

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Flachdachentwässerung

Unterdruckentwässerung Dachentwässerungen mit Druckströmung werden bevorzugt eingesetzt,

Bild 3.  Unterdruckentwässerung empfiehlt sich insbesondere für Großflä­ chen von Einkaufszentren und Industriehallen

Anzahl von Dachabläufen und Grundleitungsanschlüssen ist notwendig. Die benötigte Anzahl von Flachdachabläufen sowie deren Nennweite sind von der Berechnung des Regenwasserabflusses (Q) in l/s abhängig. Folgende Werte sind dazu nötig: = Größe der wirksamen Dachfläche in m2 = Abflussbeiwert auf Grundlage der Art der angeschlossenen Dachfläche (rD,T) = örtliche Berechnungsregenspende in l/(s*ha)

–– wenn große Dachflächen entwässert werden müssen, dabei darf eine Abflussleistung von 1,0 l/s nicht unterschritten werden; –– wenn die einzelnen Abläufe, die an eine Fallleitung angeschlossen sind, hydraulisch aufeinander abzustimmen sind; –– wenn ein Höhenunterschied von mindestens 4 m zwischen Dach und Grundleitung vorhanden ist; –– sofern eine Anlaufhöhe (Abstand zwischen Einlauf­ ebene bis Mitte der Verzugsleitung) von mindestens 0,3–0,4 m vorhanden ist und –– wenn liegende Rohrleitungen über lange Strecken verzogen werden müssen und kein Gefälle möglich ist. Um den nötigen Unterdruck zu erreichen, muss Lufteintrag in das Rohrsystem verhindert werden. Zu diesem Zweck verfügen Dachabläufe zur Unterdruckentwässerung über Einbau- und Aufbauteile, durch die lediglich Wasser, aber keine Luft von oben in die Rohrleitung eindringen kann. Durch die geringen Rohrdurchmesser kommt es bei Regenwasseranfall schnell zu einer Vollfüllung der Rohrleitung. Ist der Füllungsgrad von h/d = 1,0 (Vollfüllung) erreicht,

(A) (C)

Für die Berechnung des Regenwasserabflusses bei einer Regendauer von 5 Minuten und einer Jährlichkeit von 5 Jahren ergibt sich die Formel

Q=

r5,5 × C × A 10.000

.

(1)

Für die Berechnung der Anzahl der Abläufe muss das Abflussvermögen des gewählten Dachablaufs (QDA) in l/s bekannt sein. Hierfür gilt die Formel

n DA =

Q . Q DA

(2)

Die Anzahl der Dachabläufe ist immer auf volle Stückzahl aufzurunden. Gemäß DIN EN 12056-3 darf der Füllungsgrad von Einzel-, Sammel- und Grundleitungen innerhalb von Gebäuden (h/d) maximal 0,7 betragen. Nur bis zu diesem Wert ist eine ausreichende Be- und Entlüftung der Rohrleitungen und somit ein sicheres Ableiten des Regenwassers gewährleistet. Die Rohre müssen gemäß der DIN 1986-100 mit einem Mindestgefälle von 0,5 cm/m verlegt werden, was in einem bestimmten Platzbedarf resultiert. Die Berechnungen der Leitungsdurchmesser von Einzel- und Sammel­ leitungen sind gemäß der gültigen Normen durchzuführen. Gemäß DIN 1986-100 muss der Mindestdurchmesser von Regenwasser-Grundleitungen DN 100 betragen. Bei der Auslegung von Grundleitungen außerhalb des Gebäudes ist eine Mindestgeschwindigkeit (v) von 0,7 m/s und eine Maximalgeschwindigkeit (v) von 2,5 m/s bei einem Min­ destgefälle von 1:DN zu berücksichtigen. Auch hier beträgt der zulässige Füllungsgrad (h/d) maximal 0,7.

a)

b)

c)

d)

a) Einteiliger Flachdachablauf ACO Spin aus Edelstahl für Freispiegel­ entwässerung b) Zweiteiliger Flachdachablauf ACO Spin aus Edelstahl für Freispiegel­ entwässerung. c) Zweiteiliger Flachdachablauf ACO Jet aus Edelstahl für Unterdruck­ entwässerung. d) Zweiteiliger Flachdachablauf ACO Jet aus Edelstahl, mit Schall- und ­Temperaturdämmung.

e)

f)

g)

e) Zweiteiliger Flachdachablauf ACO Spin aus Gusseisen für Freispiegel­ entwässerung. f) Einteiliger Flachdachablauf ACO Jet aus Gusseisen für Unterdruck­ entwässerung. g) Zweiteiliger Flachdachablauf ACO Jet aus Gusseisen für Unterdruck­ entwässerung. Bild 4.  Typen von Flachdachabläufen

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Flachdachentwässerung

terdruckentwässerung mit einer geringen Anstauhöhe des Wassers auf der zu entwässernden Fläche arbeitet. Für die sichere Funktion des Gesamtsystems ist immer eine Druckströmungsberechnung erforderlich. Die Berechnungsgrundlage ist dabei der Volumenstrom, der auf der Basis des Bemessungsregens über das Rohrleitungssystem abgeleitet werden muss. Die entsprechende hydraulische Berechnung wird mit Hilfe von Computerprogrammen erstellt. Die normgerechte Auslegung eines Unterdrucksystems – einschließlich einer isometrischen Darstellung der Rohrnetze, der hydraulischen Berechnungsnachweise, der Materialaufstellungen und der Leistungsverzeichnisse – bietet ACO Haustechnik als Service an.

Solide Produktlösungen

Bild 5.  Begrüntes Flachdach mit ACO Haustechnik Spin Flachdachablauf, Retentionsaufsatz und Brandschutzeinsatz

bildet sich eine geschlossene Wassersäule, die sich durch den geodätischen Druck in der Regenwasserleitung bewegt und Regenwasser über die Dachabläufe absaugt. Um eine durchgängig geschlossene Strömung zu erreichen, müssen die Querschnitte aller Flachdachabläufe und Rohrstränge exakt aufeinander abgestimmt sein. Durch den hydraulischen Abgleich wird die notwendige Querschnittsreduktion der Einzelanschlussleitung ermittelt, wodurch eine entsprechende Volumenstromreduktion erreicht wird. Das ist z. B. der Fall, wenn der Dachablauf sehr nahe an der Fallleitung liegt. Ziel des hydraulischen Abgleichens ist es, die Ablaufleistung der Dachabläufe so aufeinander abzustimmen, dass sie möglichst in allen Teilstrecken, die an eine Fallleitung angeschlossen sind, die gleiche Leistung erbringen. Die Funktion der Druckentwässerung ist nur oberhalb der Rückstauebene gegeben. Darunterliegende Regenwasserleitungen sind als Freispiegelleitungen zu bemessen. Für die Entwässerung von befahr- und begehbaren Flächen (beispielsweise Parkdecks oder Terrassen mit Publikumsverkehr) ist ein Freispiegelsystem vorteilhafter, da die Un-

Bild 6.  Der Speicherkoeffizient des Blockspei­ chers ACO Stormbrixx beträgt 95 %

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Wirkungsvolle Entwässerungslösungen verlangen robuste, stabile Bauteile sowie eine durchdachte und ausgereifte Technologie, um das Wasser schnell, sicher und effizient abzuleiten. Für die Dachentwässerung kommen i. d. R. speziell konstruierte Flachdachabläufe zum Einsatz. Sie nehmen das anfallende Regenwasser auf und führen es über innen liegende Rohrleitungen ab. Flachdachabläufe aus Gusseisen und Edelstahl mit Pressdichtungsflansch haben sich dabei als besonders geeignet erwiesen. Gusseisen besteht aus einer Eisen-Kohlenstoff-Legierung, wobei der Kohlenstoff lammellenartig in der metallischen Grundmasse eingelagert ist. Durch dieses sogenannte Grafitgitter erhält Gusseisen seine hervorragende Korrosionsbeständigkeit und ist dadurch für die Nutzung bei der Entwässerung von Regenwasser prädestiniert. Der am häufigsten verwendete Edelstahl für Dachabläufe und Rohrleitungen ist der Werkstoff 1.4301. Edelstahl ist gegen Wasser und Umwelteinflüsse sehr beständig und vielseitig einsetzbar. Ein typisches Anwendungsgebiet ist z. B. die Dachentwässerung großer Fabrikhallendächer in Leichtbauweise. Als Rohrsystem haben sich Abflussrohre und Formstücke aus verzinktem Stahl und Edelstahl bewährt. Ein modulares Baukastensystem – wie das des Systemherstellers ACO Haustechnik – bietet für die Flachdachabläufe ein lückenloses Sortiment an Aufsatzrahmen, Rosten, Kiesfängen, Flanschen, Aufsatz-, Anstau-, Abdicht- und Isolierringen, Ablaufkörpern, Ausgleichselementen sowie GM-X-, Verbund- und Edelstahlrohren. Das System kann damit nahezu jede architektonische bzw. bautechnische Anforderung erfüllen und garantiert auch bei sehr hohen Niederschlagsmengen die sichere Entwässerung der Dachfläche.

Bild 7.  Die Abmessungen der Rigole ACO Storm­ brixx sind individuell auslegbar

Bild 8.  Durch die Installation des neu entwickel­ ten Adapters für den Schachtaufbau wird der Ein­ bau der Gesamtanlage noch wirtschaftlicher

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Flachdachentwässerung

Eine Besonderheit stellen begrünte Dachflächen dar: Auch hier muss die schnelle und sichere Ableitung des Niederschlages gewährleistet sein – jedoch soll das Regen­ wasser auch so lange wie möglich zur Bewässerung der Pflanzen dienen. Diese doppelte Aufgabe erfüllen beson­ ders die neuen Retentionsaufsätze von ACO Haustechnik: Bei Regenereignissen wird das Regenwasser durch die Drossel im Ablauf zeitverzögert vom Dach abgeleitet. Die Vorteile: Das Regenwasser verweilt möglichst lange in der Begrünung. Hierdurch kann ein Teil des Regenwassers ver­ dunsten, was dem städtischen Klima zugutekommt, da durch die Verdunstung des Regenwassers der Umgebung Wärme entzogen wird. Dieser kühlende Effekt hat eine positive Auswirkung auf das Wohlbefinden eines jeden einzel­nen in Großstädten. Zusätzlich steht ausreichend Feuchtigkeit im Erdreich für die Begrünung zur Verfügung. Bei Starkregenereignissen wird das Regenwasser auf dem Dach zwischengespeichert und entlastet somit die Kanali­ sation, wodurch die Gefahr der Überflutung von Straßen und Kellern verringert wird.

Regenwasserversickerung Gerade bei Starkregenereignissen oder Unwettern muss das vom Dach abgeleitete Wasser sicher der öffentlichen Kanalisation zugeführt werden. Die jedoch gelangt bei ­hohen Regenmengen immer öfter an die Grenzen ihrer ­Kapazität, denn durch die zunehmende Oberflächen­ver­ siegelung in bebauten Gebieten kann immer weniger ­Niederschlagswasser im Boden versickern. Zunehmende Hochwasserschäden sind die Folge. Das auch in Anbetracht dessen novellierte Wasserhaushaltsgesetz (WHG) fordert, wieder mehr Regenwasser versickern zu lassen. Gemäß §55 Abs. 2 WHG soll die Vermischung von Niederschlags- und Schmutzwasser unterbleiben. Die Devise heißt dezentrale Regenwasserversickerung, bei der nicht schädlich verunrei­ nigtes Niederschlagswasser von Dach- und Hofflächen un­ mittelbar auf dem Grundstück versickert wird. Sie wird von behördlicher Seite immer öfter eingefordert und erweist sich damit als ein hochaktuelles Thema bei vielen Neubau­ ten, Umbauten und Renovierungen. Die Lösung bieten Ri­ golen wie z. B. das Blockrigolensystem ACO Stormbrixx.

Stabilität und Festigkeit der Konstruktion durch Verlegen im Verband Das modulare, aus Kunststoff hergestellte Rigolen-System ACO Stormbrixx (Zulassung Nr. Z-42.1-500 Deutsches In­ stitut für Bautechnik [DIBt]) lässt sich als Blockspeicher und Blockversickerung für Niederschlagswasser einsetzen. Seine Systemarchitektur bietet eine besondere Stabilität und Festigkeit und ist bis SLW 60 (mit bauaufsichtlicher Zulassung) belastbar. Damit eignet es sich für die Installa­ tion unter Pkw-Stellplätzen, öffentlichen Wegen und Plät­ zen und natürlich auch für den Einbau unter Grünflächen. Die Basis des Systems zum Rückhalten, Speichern und Versickern von Niederschlagswasser besteht aus ca. 10 kg leichten Grundelementen mit einem Maß von 1.205 mm × 602 mm × 343 mm. Beim Transport ineinan­ der gestapelt, halten sie den logistischen Aufwand sehr gering. Durch das Verlegen dieser Elemente im Verband – eines der wesentlichen Merkmale von ACO Stormbrixx

Bild 9.  ACO Stormbrixx ist ein modular einbaubares Rigolensystem aus Kunststoff (Fotos/Grafiken: ACO Passavant GmbH)

– und mithilfe eines intelligenten Stecksystems entsteht die Lagersicherheit des Gesamtsystems. Die hohe Pass­ genauigkeit erweist sich insbesondere beim fluchtgerech­ ten Verlegen großer Anlagen als wesentlicher Vorteil. Nach dem Zusammenbau der Grundelemente stehen die tragenden Säulen des Systems exakt übereinander, sodass die Lasten gleichmäßig von oben nach unten abgeleitet werden.

Flexibilität bei Einbau und Wartung durch modulares ­Baukastenprinzip Das modulare Baukastenprinzip des Systems ACO Storm­ brixx mit standardisierten Grundelementen ermöglicht die schnelle und einfache Erstellung nahezu aller RigolenBauformen unter Berücksichtigung nahezu jeder Einbau­ situation auf der Baustelle. Auch eine Anpassung an die baulichen Gegebenheiten im Verband ist dabei stets mög­ lich. Wartung und Inspektion in alle Richtungen sind ein­ fach: War bisher der Einbau eines Schachtunterteil- bzw. Schachtzwischenteils für den direkten Zugang zur Rigole erforderlich, wird durch die Installation des neu entwickel­ ten Adapters für den Schachtaufbau der Einbau der Ge­ samtanlage noch wirtschaftlicher. Wie bisher wird der Zu­ gang nach oben hin durch die ACO Stormbrixx Schacht­ aufbauteile mit oder ohne Stutzen ergänzt. Die Höhe ist variabel und kann der Geländeoberkante angepasst wer­ den. Eine Schachtabdeckung rundet das Baukastensystem ab. Dank der Elementarchitektur von ACO Stormbrixx, die lediglich eine äußere Begrenzung des Gesamtsystems durch einfach montierbare Seitenwände und Abdeckun­ gen benötigt, ist das zusammengesetzte Rigolen-System ohne großen Aufwand überprüfbar und spülbar. Mulden­ artige Zwischenräume erleichtern das Führen der Kanalka­ mera oder des Spülkopfs. Der Einbau von integrierten In­ spektions- und Spülschächten sichert den Zugang zum Rigolen-System dauerhaft. Tabelle 1.  Abflussbeiwerte gemäß DIN 1986-100 Art der angeschlossenen Dachfläche

Abfluss­ beiwert (C)

Foliendach

1,0

Betondach

1,0

Kiesdach

0,8

Extensive Begrünung unter 10 cm Aufbau

0,5

Extensive Begrünung über 10 cm Aufbau

0,4

Intensive Begrünung ab 30 cm Aufbaudicke

0,2

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Flachdachentwässerung

Ökologisch wertvolle und wirtschaftlich sinnvolle Lösung

Gesetzliche Regeln und Bemessung von Rigolen-Systemen

liche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen.“ Bundesländer sowie einige Gemeinden und auch Städte haben dazu ihre eigenen Vorgaben und Regeln aufgesetzt, an die sich Bauherren, Planer und Grundstücksbesitzer halten müssen. Bei der Bemessung von Versickerungsanlagen und Regenrückhalteräumen sind DWARegelwerke zu berücksichtigen: Das Arbeitsblatt DWA-A 138 „Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser“ gilt für die Versickerung von Niederschlagsabflüssen, die auf durchlässig und undurchlässig befestigten Flächen anfallen. Es dient als maßgebende Grundlage und ist für jede Versickerungsanlage zu berücksichtigen. Das Arbeitsblatt DWA-A 117 „Bemessung von Regenrückhalteräumen“ ist im Bereich der gesamten Abwasserableitung zwischen der Grundstücksentwässerung und dem Gewässer anwendbar. Das Merkblatt DWA-M 153 „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser“ gibt Empfehlungen zur Vorbehandlung des Regenwassers, bevor es versickert oder in ein Gewässer geleitet wird. ACO als Systemanbieter unterstützt Planungsbüros und Baufirmen mit konkreter Bedarfsermittlung und individuellen Verlegeplänen.

Sowohl die EU-Wasserrahmenrichtlinie als auch das deutsche Wasserhaushaltsgesetz fordern einen eindeutigen Umgang mit Regenwasser. § 55 Abs. 2 WHG vom 1.7.2009: „Niederschlagswasser soll ortsnah versickert, verrieselt oder direkt über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich-recht-

Weitere Informationen: ACO Passavant GmbH Im Gewerbepark 11c, 36457 Stadtlengsfeld Tel. (036965) 819-0, Fax (036965) 819-361 haustechnik@aco.com, www.aco-haustechnik.de www.aco-showerfloor.de www.facebook.com/aco.haustechnik

Mit ACO Stormbrixx hat ACO eine ökologisch wirkungsvolle und damit wertvolle Lösung entwickelt: Das RigolenSystem erhöht die Versickerung und verringert den Oberflächenabfluss bei befestigten oder versiegelten Flächen. Damit unterstützt dieses System die Förderung des natürlichen Wasserkreislaufes und beeinflusst den naturnahen Umgang mit Regenwasser positiv. Der Speicherkoeffizient beträgt 95 %. Das Material sorgt für höchste Langlebigkeit. Die Stapelbarkeit der Elemente sowie das geringe Gewicht schonen Ressourcen beim Transport und ermöglichen den Einbau ohne schweres Gerät. Diese auch ökonomisch vorteilhaften Eigenschaften (geringe Transportkosten, schneller Einbau) untermauern den auch wirtschaftlichen Nutzen eines Rigolen-Systems: Abwassergebühren, die in Bezug auf die Grundstücksfläche berechnet werden, können sich reduzieren; Regenwassergebühren, die für versiegelte Flächen inzwischen in fast allen Regionen gesetzlich erhoben werden, entfallen.

Entwässerung durch die Attika: Sicherheitslücken vermeiden Meist werden versteckte Mängel, die einen Wassereintrag im ­Attikabereich verursachen, erst zu spät entdeckt. Im Durchbruch­ bereich der Attika sind sie nur schwer zu orten. Oft entwickelt sich der Schaden im Verborgenen, bis er sich unübersehbar in Form eines veritablen Wasserschadens zeigt. Wer seine Kon­ struktion allerdings mit Sicherungsschellen fixiert, muss keine ­unliebsamen Undichtigkeiten fürchten. Die Entwässerung durch die Attika scheint einfach, birgt aber die Gefahr, dass Undichtigkeiten sehr spät bemerkt werden. Nicht fachgerechte Installationen rächen sich und bringen oft hohe Folgekosten für die Sanierung mit sich. Fehlerquellen gibt es reichlich, angefangen bei der unsachgerechten Eindichtung des Gullykörpers. Die meisten Fehlerquellen lassen sich aber im Bereich der Anschlüsse orten, also im Übergangsbereich vom Gullystutzen auf das Entwässerungsrohr. Der Sachverständige und Dachdeckermeister Herbert Gärtner präzisiert: „Hierbei ist darauf zu achten, dass die fast waagerechten Entwässerungsrohre ausreichend lang sind, damit diese im Wandaufbau keine Verbindungsstellen enthalten.“ Werden die Entwässerungsrohre gestückelt verarbeitet, vielleicht weil man gerade noch Reststücke auf Lager hatte, so ergeben sich in den Rohranschlussbereichen zusätzliche Risikozonen. Rohrstückelungen sollten auf jeden Fall vermieden werden.

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„Tunnelblick“ bei der Installation Der Trend geht zu immer dickeren Wärmedämmpaketen, innen und außen an der Attika. Attikadicken von 40 bis 50 cm sind heute keine Seltenheit mehr. Damit verlängert sich auch der Bereich der Kernbohrung, die Strecke des

Bild 1.  Die SitaAttika Sicherungsschelle schafft eine sichere Verbindung von Gully und Rohr

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Flachdachentwässerung

schwer einsehbaren „Tunnels“, durch den die Entwässerungsrohre geführt werden müssen. Oft schiebt der Handwerker den Gullystutzen auf das Rohr und beides zusammen vom Dach aus durch die Attika. Wenn diese Konstruktion dann noch nachjustiert wird, kann sich eine ungesicherte Muffenverbindung schon lösen. Noch ungünstiger ist es, wenn das Rohr von Anfang an etwas schief aufgesteckt wurde und diese schon fragile Verbindung beim Einbau noch weiter ausgerichtet wird. Dann kann die Dichtung in der Muffe von Anfang an nicht richtig dichten. Manchmal ist die Durchdringung etwas eng, es gibt vielleicht eine Verschmutzung, sodass die Konstruktion etwas hin und her geschoben werden muss, und schon hat sich die Muffe gelöst. Besondere Achtsamkeit erfordern Situationen, in denen der Dachdecker bereits den Gully eingedichtet hat und der Sanitärinstallateur von außen die Rohrleitung anschließen muss. Diese Konstruktion erfordert viel Feingefühl, denn einsehbar ist der Anschlussbereich im Herzen der Attika nicht mehr. Wenn dann noch von außen gezogen und nachjustiert wird, kann die Muffenverbindung unbeabsichtigt gelockert, bzw. gelöst werden. Schon ist das Rohr vom Gully abgezogen bzw. so weit abgezogen, dass die Dichtung nicht mehr richtig greifen kann.

Termin- und Kostendruck Zeitdruck bei der Montage und Kostendruck bei Angeboten stellen latente Gefährdungspotenziale dar. Um bei Auftragszuschlägen zu punkten, werden Montagezeiten knapp kalkuliert. Viele Handwerker ersparen sich den Einsatz von Sicherungsschellen, weil diese ihr Angebot im Vergleich mit den Wettbewerbern verteurern. Eine Sicherungsschelle, die die Anschlussprobleme sicher beheben würde, kostet je nach Rohrdurchmesser 26–35 €. Multipliziert mit der Anzahl der zu verbauenden Gullys. kann sich der Posten Sicherungsschelle schnell zu einer bemerkenswerten Summe addieren. Hier kann man nur empfehlen, dem Bauherrn bewusst zu machen, dass sich diese Zusatzinvestition auf jeden Fall lohnt, dass das scheinbar teurere Angebot auf lange Sicht gesehen das günstigere ist – ein Vorteil, der sich in Relation zu der Breite der Attika vergrößert. Denn je länger das Entwässerungsrohr in der Durchdringung ist, desto instabiler ist die Konstruktion, desto größer ist die Hebelwirkung, die es auf den Gullystutzen ausübt.

„Arbeitende“ Flachdächer Aber auch nach der Montage zahlt sich eine fachgerechte Ausführung aus. Das Dach „arbeitet“, u. a. unter Tempera-

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Muss man wirklich rausgehen, um Tageslicht zu genießen? JET-GRILLODUR® – für starke Beanspruchung Paneel aus semitransparenten Fiberglasplatten für den Einbau in Dach- und Fassadenflächen für eine optimale, blendfreie Raumausleuchtung qualifizierter Rauch- und Wärmeabzug integrierbar energieeffizient durch hohe Dämmwerte höchst widerstandsfähig gegen Hagelschlag und Ballwürfe permanent durchsturzsicher JET. Erweitert Perspektiven.

tureinfluss – gerade im Frühjahr oder Herbst, Jahreszeiten, die durch große Tag-Nacht-Temperaturunterschiede gekennzeichnet sind. So scheint z. B. die Sonne morgens schon kräftig auf die eine Gebäudeseite, während die andere Seite noch im Schatten liegt. Die sonnengewärmte Seite dehnt sich aus, die nachtkühle Schattenseite noch nicht. Generell wird die Temperaturentwicklung auf einem Flachdach oft unterschätzt. Wenn die Sonne kräftig scheint, können hier Temperaturen bis zu 90 °C erreicht werden. Es kommt zu einer sogenannten „thermischen Dehnung“. Nachts, wenn die Temperaturen fallen, zieht sich die Konstruktion wieder zusammen. Diese Spannungsunterschiede führen zu Bewegungen, die sicher aufgefangen werden müssen.

Bild 2. Rostfreier Edelstahl, solide Qualität, ein robustes Scharnier und eine verlässliche Schraubverbin­ dung halten auch dem Zahn der Zeit stand

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Flachdachentwässerung

Bild 3.  Solide fixiert: Auch bei Starkregenereignissen kann der SitaDSS Indra mit dem SitaMore Anstauelement für die Notentwässerung nicht vom Rohr rutschen

Bild 5.  Die Sicherungsschelle hält auch das Fallrohr sicher am Bogen (Fotos: Sita Bauelemente)

Mehr als Lückenfüller

lich Lippen- oder Profildichtringe, die mit ihrer Lippe bzw. hakenförmigen Überlappung zusätzlich gegen den „Roll­ effekt“ gesichert sind.

Dichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der lückenlosen Konstruktion. Sogenannte Rollringe sollten auf jeden Fall vermieden werden. Wie ihr Name schon assoziiert, können sie wegrollen, womit sie ihre Dichtaufgabe/Funktion im Anschlussbereich nicht mehr ausführen können. Bei Sanierungsfällen finden sich immer wieder Rollringdichtungen, die schon halb im Gullytopf hängen oder bereits ganz hineingerutscht sind. Funktionstüchtige Dichtungen bekommen besondere Relevanz, wenn der Übergang vom Gully auf das Fallrohr in der Mitte der Attika verortet ist. Herbert Gärtner: „Gerade diese Stoßstelle ist ein sensibler Bereich, der handwerklich sehr schwer wegen des beschränkten Handlings dauerhaft dicht und fachgerecht herzustellen ist. Die exakte Position des Gummirings ist nach der Montage kaum noch überprüfbar.“ Sita z. B. verwendet prinzipiell keine Rollringe, sondern ausschließ-

Sicherheit ganz vorn Keine Verbindung ohne Sicherungsschelle – das ist ein wichtiges Element auf dem Weg zu einer reklamationsfreien Entwässerung durch die Attika. Bei einer herkömmlichen Freispiegelentwässerung ist der Füllungsgrad einer verzogenen Leitung mit 0,7 vorgegeben. Bei Starkregenereignissen aber können sich an Gullys enorme Wassermengen sammeln, die zu nahezu voll gefüllten Rohren führen. Die Verbindung gerät extrem unter Druck, sodass die Gefahr besteht, dass Gully und Rohr auseinandergleiten. Eine Sicherungsschelle bringt hier ein zusätzliches Plus an Sicherheit. Noch sicherer wird die Gesamtkonstruktion, wenn hier ein geprüftes System eingesetzt wird, bei dem alle Module perfekt ineinandergreifen. Aber auch das beste System kann nur fehlerfrei arbeiten, wenn die Grund­ regeln einer fachgerechten Flachdachentwässerung nach DIN 1986-100 respektiert werden. Dazu gehört u. a. eine standortbezogene Auslegung der Haupt- und Notentwässerung, mindestens 2 % Gefälle und vor allen Dingen kein Gegengefälle. In dieser DIN ist u. a. die halbjährliche Wartung der Dachgullykörper vorgeschrieben. Damit könnte so mancher Schaden frühzeitig verhindert oder entdeckt werden.

Fazit: Langzeitsicherheit durch System Undichtigkeiten in der Attika sind ärgerlich, teuer und ganz einfach zu vermeiden. Wer in diesem Bereich auf ein geprüftes System setzt, bei dem Gully und Rohranschlüsse perfekt aufeinander abgestimmt sind, und seine Arbeit prinzipiell mit einer Sicherungsschelle fixiert, ist auf der sicheren Seite. Die Sita Bauelemente GmbH gibt bei Verwendung der SitaAttika Sicherungsschelle sogar eine Dichtheitsgarantie.

Bild 4.  Auch von außen vorbildlich: gesicherter Fallrohr­ anschluss mit SitaAttika Rohrsystem und Fassaden-Abdeck­ platte aus Edelstahl

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Weitere Informationen: Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100 info@sita-bauelemente.de, www.sita-bauelemente.de

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Flachdachentwässerung

Hoch hinaus auf der Schwäbischen Alb: Flachdachdämmung und -entwässerung in 237 m Höhe Flachdachzubehör vom Spezialisten

830 Meter, 632 Meter, 601 Meter – auf diese Höhenangaben kommen die derzeit drei höchsten Gebäude der Welt. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer architektonischer Höhenrekord aufgestellt wird. Wer das Innere von „Super­Hochhäusern“ wie dem Burj Khalifa in Dubai für den Personenverkehr erschließen möchte, der braucht mo­ dernste Aufzugtechnologien. An der Ent­ wicklung solcher Systeme arbeitet die thyssenkrupp Elevator AG. Um sie in der Praxis zu erproben, baute sie im baden­ württembergischen Rottweil einen einzig­ artigen Testturm – ein schwindelerregen­ der Besuch auf Deutschlands aktuell viel­ leicht exponiertester Baustelle. Auf dem Dach des Turmes fühlt man sich ein wenig, als stünde man auf der Spitze einer überdimensionalen Stecknadel: ein Rondell von nicht einmal 160 m2 wurde hier gedämmt,

von dem es im „freien Fall“ 237 m hinuntergeht. „Bereits in der Bauphase war der Turm ein echter Publikumsmagnet“, wie Jonas Buck von der Ed. Züblin AG berichtet. „An seinem Fuß haben wir deshalb eine Besucherplattform eingerichtet, die während der regelmäßigen Führungen häufig bis auf den letzten Platz belegt ist. Im Juli 2016 wurde per Schwerlasthubschrauber ein Kran auf die Spitze des Turms gesetzt, mit dem die Baumaterialien nach ganz oben geschafft wurden. Auch das haben jede Menge Zuschauer aus der Region verfolgt.“ Mittlerweile hat der Aufzugtestturm seine „Zielhöhe“ von 246 m längst erreicht – eine Höhe, die der Bauherr für seine intensiven Forschungen benötigt: In insgesamt 12 Schächten werden hier Aufzuglösungen erprobt und zertifiziert, die sich

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Bild 1. Im baden­württembergischen Rottweil entstand ein einzigartiger Test­ turm, in dem seit Dezember 2016 neue Aufzugtechnologien erprobt und zertifi­ ziert werden.

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Flachdachentwässerung

Bild 2.  Die auf einer Höhe von 233 m befindliche überdachte Aussichtsplattform wird für Besucher zugänglich bleiben und bietet einen atemberaubenden Blick. Das Dach erhielt einen nichtbrennbaren Aufbau, dessen Basis eine gelochte Trapezprofiltragschale mit eingelegten Akustikfüllern aus Steinwolle bil­ det. Insbesondere die Anarbeitung der Grund- sowie der Ge­fälledämmung an den kreisrunden Grundriss des Turms erforderten einen e­ xakten Zuschnitt.

mit bis zu 64,8 km in der Stunde bzw. 18 m pro Sekunde auf- und abwärts bewegen. Drei der Schächte sind speziell für das System MULTI reserviert, dem weltweit ersten seillosen Aufzug, mit dem die Technologie der Magnetschwe-

bebahn Einzug in die Aufzugbranche hält. Höchst innovativ geht es auch beim Wärmemanagement des Turms zu: Die Wärme aller Geräte wie Motoren und Computer wird in einem Luftspeicher aufgefangen und von dort aus über Wärmetauscher in die zu beheizenden Räume zurückgeführt.

Gefälledämmung für Deutschlands höchste Aussichts­ plattform

Bild 3.  Im ersten Schritt wurde eine druckbelastbare Grunddämmung aus 120 mm dicken Durock 037 Dämmplatten verlegt. Das zweiprozentige Ge­ fälle für die Dachentwässerung wurde mit Georock 037 Dämmplatten ge­ schaffen.

Bild 4.  Die gezielte Ableitung von Regenwasser zu einem der beiden Dachabflüsse wurde mit Keprock Kehlgefälleplatten sichergestellt. (Fotos: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG)

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Dafür, dass die Wärme dort bleibt, wo sie benötigt wird, sorgt auf dem Dach des Testturms, 17 m über einer auf­ sehenerregenden Konferenzebene, 4 m über Deutschlands höchster Aussichtsplattform eine 360 mm dicke Dämmung aus Steinwolle. „Zweifelsohne kein Arbeitsplatz für schwache Nerven oder Menschen, die an akuter Höhenangst leiden“, so Stefan Vurusic, Bauleiter der für den Dachaufbau verantwortlichen Karl-Heinz Lange GmbH + Co. KG. Nur ca. 160 m2 umfasst die Fläche, auf der er und sein Team in knapp zweieinhalb Tagen ein leistungsfähiges Gefälledach verlegten. „Regenwasser wird mithilfe eines zweiprozentigen Gefälles und einer Punktentwässerung in zwei Abflüsse geleitet. Oberste Priorität bei der Auswahl der Baustoffe galt dem Brandschutz. Hier oben kommt keine Feuerwehr hin, nichtbrennbare Materialien sind also Pflicht.“ Eine für alle Mitarbeiter der Karl-Heinz Lange GmbH + Co. KG außergewöhnliche Baustelle, die so manche Besonderheiten bereithielt. Zur Herausforderung wurde bereits die Lagerung der Materialien: Dämmstoffe, Dampfbremse, Abdichtung, Befestiger – alles musste auf den 160 m2 Platz finden, durfte gleichzeitig bei den Arbeiten aber nicht im Weg stehen. Die Basis für den Dachaufbau bildet eine gelochte Trapezprofiltragschale. „In deren Sicken haben wir zunächst Akustikfüller aus nichtbrennbarer Steinwolle eingebracht und anschließend die Dampfbremse verlegt. Gemäß Verlegeplan von ROCKWOOL ging es dann an die Montage der Gefälledämmung“, so Stefan Vurusic. Hierfür wurde auf der gesamten Fläche zunächst eine 120 mm dicke Grunddämmung aus Durock 037 Platten verlegt. Am höchsten Punkt des Gefälles wurde diese Grunddämmung um eine Stufendämmung mit noch einmal

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Flachdachentwässerung

120 mm Dicke, ebenfalls aus Durock 037, ergänzt. Das zweiprozentige Gefälle wurde dann exakt nach Verlegeplan mit den druckbelastbaren Georock 037 Platten geschaffen, die Regenwasserableitung hin zu den beiden Abflüssen erfolgt über eine mit Keprock Kehlgefälleplatten erstellte Punktentwässerung. „Die Dämmdicke liegt damit zwischen maximal 360 mm und 160 mm im Bereich der beiden Abflüsse. Erschwert wurden die Arbeiten zum einen natürlich durch die auf dem Dach lagernden Dämmstoff­ paletten. Wenn ein Dachabschnitt gedämmt werden sollte, hieß es erst einmal: umlagern. Zum anderen machte der runde Grundriss des Turms die Dämmarbeiten recht aufwendig: Jede Platte in den Randbereichen, sowohl der Grund- als auch der Gefälledämmung, musste von Hand zugeschnitten und exakt den Rundungen des Turms angepasst werden. Die Dämmstoffmesser glühten hier nicht nur sprichwörtlich“, so Stefan Vurusic.

Gewaltige Windsoglasten Dass die Arbeiten trotzdem rasch voranschritten, spricht für ein eingespieltes Team. Während zwei Mitarbeiter ROCKWOOL Platten verlegten, begannen zwei andere Kollegen bereits mit dem Ausrollen und Fixieren der Kunststoffdachbahn Bauder THERMOPLAN. Dabei wurde selbst die mechanische Befestigung des gesamten Dachaufbaus in dieser Höhe zur Belastungsprobe für Mensch und Gerät. „Die Windsoglastenberechnung hat erwartbar hohe Belastungen ergeben. Entsprechend haben wir sehr ­schmale Dachbahnen verwendet und alle 27,5 cm einen Befestiger gesetzt. In Summe an die 3.000 Flachdachbefestiger, was für diese vergleichsweise kleine Dachfläche schon eine ,Hausmarke‘ ist“, so Stefan Vurusic.

So schweißtreibend die Dacharbeiten im Hochsommer auch waren, der atemberaubende Blick auf die umliegende Landschaft entschädigte selbst die beanspruchten Bauprofis ein wenig. „An klaren Tagen kann man von dort oben die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen ­sehen“, berichtet Jonas Buck vom Generalunternehmen Züblin. Dieser Blick und das einzigartige „Hochgefühl“ wird die öffentlich zugängliche Besucherplattform zukünftig sicherlich zum festen Programmpunkt für viele Rottweil-Touristen machen, während unter ihnen die Aufzüge der Zukunft an Fahrt aufnehmen.

Bautafel Testturm der thyssenkrupp Elevator AG in Rottweil n  Bauherr: thyssenkrupp Elevators AG, Essen n  Architekten/Objektplanung: Werner Sobek Design GmbH, ­Stuttgart; JAHN Architects, Chicago n  Tragwerks- und Fassadenplanung: Werner Sobek Stuttgart GmbH, Stuttgart n  Generalunternehmer: Ed. Züblin AG Direktion Stuttgart n  Ausführung Dach: Karl-Heinz Lange GmbH + Co. KG, Oberndorf n  Technische Beratung: Deutsche ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG, Gladbeck

Weitere Informationen: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG Rockwool Straße 37–41, 45966 Gladbeck Tel. (02043) 408-0, Fax (02043) 408-570 info@rockwool.de, www.rockwool.de

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Flachdachentwässerung

Innovatives Flachdachzubehör gibt Sicherheit und wirkt nachhaltig Flachdächer müssen besonders im Industriebereich höchste An­ forderungen erfüllen: Menschen, Gebäude, Industriegüter, Waren und Produktionsanlagen dürfen u. a. durch extreme Witterungs­ einflüsse nicht zu Schaden kommen. Die Folgen können für Un­ ternehmen gravierend negative Auswirkungen und Verluste ha­ ben. Innovatives Flachdachzubehör ist daher ein wichtiger Bau­ stein im Gesamtkonzept einer sicheren Flachdachkonstruktion. b/s/t zählt zu den führenden Herstellern und Anbietern von Flach­ dachzubehör in Europa und arbeitet nachhaltig innerhalb der ge­ samten Wertschöpfungskette mit den verantwortlichen Partnern eng zusammen. So entstehen wirtschaftliche und zuverlässige Lösungen, die die Anforderungen an Qualität und Sicherheit von Flachdächern bestmöglich erfüllen. Intensive Stark- und Dauerregen können erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen sowie Menschen und Sach­ werte gefährden. Ausgeklügelte Entwässerungssysteme für Flachdächer von b/s/t geben die notwendige Sicherheit. In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Flachdächer durch verstärkte Umwelteinflüsse besonders erhöht. Starke Belastungen durch enorme Regenmengen und orkanartige Stürme mit „Schlagregen“ haben gerade bei älteren Flachdächern große Schäden und Kosten verursacht. Das hat zur Folge, dass bei den heutigen Flachdachkonstruktionen durch die neuen Flachdachrichtlinien optimale Sicherheit gefordert wird.

Bild 1.  Flachdachentwässerung mit b/s/t PVC Notüberlauf R

Bild 3. Barrial ® Korridor Flucht- und Wartungsweg

Notüberläufe für nahezu alle Entwässerungsaufgaben Das umfassende b/s/t Sortiment an Notüberläufen deckt nahezu alle relevanten Entwässerungsaufgaben ab. Um Flachdächer selbst bei stärksten Regenmengen sicher zu entwässern, wurden u. a. Notüberläufe entwickelt, die eine Ablaufleistung von bis zu 13 Liter Wasser pro Sekunde aufweisen. Neben dem Standardprogramm an runden, rechteckigen sowie senkrechten Notüberläufen aus PVC und Aluminium werden auch rechteckige Notüberläufe von bis über 1 m Breite aus PVC, PE oder PP nach kundenspezifischen Maßen als Sonderteile gefertigt. Ob es sich um Polypropylen-, Polyethylen-, PVC-, EVAoder Polymerbitumen-Dachbahnen handelt – b/s/t liefert für fast alle hochwertigen Dachbahntypen entsprechende Einbauelemente für die zuverlässige Flachdachentwässerung. Perfekt vervollständigt wird das Entwässerungssystem durch die beiden bewährten b/s/t Kiesfangkörbe. Sowohl der Universal Kiesfangkorb als auch der Attika Kiesfangkorb passen sich durch einen Drehschraubenmechanismus flexibel unterschiedlichen Gully-Durchmessern von 70 mm bis 200 mm an. Dadurch sind die Kiesfangkörbe bei jedem Wetter sicher auf dem Flachdach fixiert und lassen sich ganz ohne Werkzeug im „Handumdrehen“ montieren und demontieren.

Feldbefestiger fixieren Dachbahnen sicher

Bild 2.  b/s/t Universal-Kiesfangkorb (links) und Attika-Kiesfangkorb (rechts)

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Seit über 30 Jahren produziert und vertreibt b/s/t sehr erfolgreich Feldbefestiger für PVC- und EVA-Dachbahnen. Viele Millionen Stück wurden bisher bei den unterschiedlichsten Flachdachkonstruktionen erfolgreich verarbeitet. Auch als Kombisysteme im Rand- und Eckbereich sowie in

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Flachdachentwässerung

von Wartungspersonal eingesetzt werden. Die Firma b/s/t bietet hier umfassende und wirtschaftliche Systeme, die nahezu alle sicherheitsrelevanten Bereiche auf Flachdächern abdecken. Ob es sich um aktive Sicherungen im Bereich Arbeitsschutz oder um passive Sicherheit wie Schneefangsysteme handelt – die Sicherheit für den Menschen steht immer an oberster Stelle.

Sicherheitsgeländer und Flucht- und Wartungswege

Bild 4. Barrial ® Sicherheitsgeländer, selbsttragend

Verbindung mit den Blitzableiterhalterungen oder zur At­ tikabefestigung und auch an senkrechten Flächen wird das System wirtschaftlich eingesetzt. Durch die nahtunabhängige Montage entfallen zusätzliche Überlappungsnähte – das spart Material und Zeit. Die Dachbahn kann vollflächig verlegt und erst anschließend fixiert werden. Bei kleineren Dachflächen oder Containern werden auch vorkonfektionierte Dachabdichtungen unabhängig vom Sparrenabstand bzw. der Balkenlage sicher und schnell befestigt. Besonders vorteilhaft ist die einfache und unkomplizierte Nachbefestigung von vorhandenen Dachabdichtungen bei Sturmschäden und Sanierungen.

Sicherungssysteme auf Flachdächern Die Praxis zeigt, dass Sicherheitssysteme auf Flachdächern oft aus Kostengründen und auch wegen optischer Einschränkungen immer noch stiefmütterlich behandelt werden. Seit Einführung der europäischen Sicherheitsnorm für Flachdächer auf öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Krankenhäusern, großen Wohnanlagen und besonders auf Industriegebäuden müssen Sicherheitssysteme zum Schutz

Die wetterbeständigen Barrial® Sicherheitsgeländer und Barrial® Korridor Flucht-, Rettungs- und Wartungswege aus Aluminium erfüllen nicht nur die geforderten europäischen Normen, sondern passen sich auch optisch besonders gut an die Flachdacharchitektur an. Grundsätzlich steht Barrial® in drei verschiedenen Ausführungen zur Verfügung: als fixes System mit der Möglichkeit, das Geländer an der Attika-Innenseite oder auf der Dachfläche zu befestigen, als selbstragendes System mit beschwerten Auslegerstützen und als klappbares System. Das Barrial® Korridor System dient nicht nur als sicherer Fluchtweg, sondern sichert auch Wartungswege komfortabel ab. Ob sozialer Wohnungsbau, Hotels, Flughäfen, Einkaufszentren, Industrieanlagen, Sporthallen, Krankenhäuser, Schulen oder Verwaltungsgebäude – hunderttausende von Metern an Barrial® Sicherheitsgeländer-Systemen wurden bereits installiert und haben sich bewährt. Selbstverständlich erfüllen die Barrial®-Systeme alle technischen Anforderungen sowie die europäische Schutzklasse nach DIN EN ISO 14122-3 und DIN EN 13374–A.

Aluminium-Geländersystem für Flachdachterrassen Das witterungsbeständige, korrosionsfreie und leichte ­Panorama® C-ST Classic selbsttragend ist eine perfekte Kombination aus Technik und Optik; aus dem modularen Baukastensystem sind unterschiedliche Füllungen und RAL-Farben wählbar, um sich das Geländersystem nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten.

Absturzsicherungen auf Flachdächern Die nach DIN EN 795:2012 geprüften Anschlageinrichtungen des Primo Sortiments dienen als Einzelanschlagpunkte für Auffangsysteme von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz oder zur Verwendung mit Haltesystemen und sind je nach Ausführung zur Montage auf diversen Untergründen, wie z. B. Beton, Holz und Trapezblech einsetzbar. Im Bereich der passiven Sicherheit sind das b/s/t Schneefangsystem und die b/s/t Universalstütze erprobte Systeme für verschiedene Installationen, die sich auch optisch besonders gut an eine moderne Flachdacharchitektur anpassen.

Bild 5. Panorama ® C-ST Classic selbsttragend – Alumi­ nium-Geländersystem für privat und öffentlich genutzte Flachdachterrassen (Fotos: b/s/t)

Weitere Informationen: b/s/t GmbH Koch Kunststofftechnologie Nordstraße 1, 83253 Rimsting/Chiemsee Tel. (08051) 69 09 70, Fax (08051) 69 09 79 info@bst-gmbh.de, www.bst-gmbh.de

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Photovoltaik

Solarmodule auf Produktionshallen: Solarunterkonstruktionen sorgen für Standfestigkeit

Bild 1. Als ÖKOPROFIT­ausgezeichnetes Unternehmen hat sich die HEGGEMANN AG, Büren, für eine Photovoltaik­Anlage auf ihren Produktionsdächern ent­ schieden

Natürliche Ressourcen schonen und dabei Betriebskosten sen­ ken sind die Ziele des Konzepts „Ökologisches Projekt für inte­ grierte Umwelt­Technik“ (ÖKOPROFIT), für das sich Kommunen und örtliche Wirtschaft zusammenschließen. Diese Ambition teilt auch die Bürener HEGGEMANN AG. Als ausgezeichnetes ÖKO­ PROFIT­Unternehmen entschied sich die Firma, eine Photovol­ taik­Anlage auf den Dächern ihrer Produktionshallen installieren zu lassen. Auf den insgesamt 6.500 m2 großen Flächen hat die mit dem Bau der Photovoltaik-Anlage beauftragte Udo Deppe Energietechnik GmbH, Salzkotten, Solarmodule mit einer Gesamtleistung von ca. 330.000 kWh/Jahr montiert. Für die Standfestigkeit der Module sorgen Solarunterkonstruktionen vom Typ Miralux 3 der Richard Brink GmbH & Co. KG. Dank der Ost-Westausrichtung der Produktvariante ist eine ganztägige Energiegewinnung gewährleistet. Zudem ermöglichte das System den schnellen und einfachen Aufbau der kompletten Anlage. Der Standort der HEGGEMANN AG spiegelt bereits ihre Ausrichtung wider: Ansässig am Flughafen Paderborn Lippstadt, hat sich der Zulieferer auf die Luftfahrt-, Weltraum- und Automobilindustrie spezialisiert. Der Entwicklungs- und Fertigungspartner für kundenspezifischen Leichtbau legt sowohl bei seinen Technologien als auch beim Produktionsprozess großen Wert auf Nachhaltigkeit. Um die zukunftsweisenden Lösungen ressourcenschonend herzustellen, ließ die HEGGEMANN AG eine Photovoltaik-Anlage auf ihren Flachdächern errichten. Diese bieten die notwendige Tragfähigkeit und Ausrichtung.

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Angepasste Lösung Als Spezialist für die Energieerzeugung mittels Photovoltaik konzipierte die Udo Deppe Energietechnik GmbH den Anlagenaufbau auf den Dächern der Produktionshallen. Das Team realisiert seit vielen Jahren Projekte im Bereich Solarenergie. Damit die Photovoltaik-Anlagen sicheren Halt haben, setzen die Experten häufig die Solarunterkonstruktionen der Richard Brink GmbH & Co. KG ein. So auch für die HEGGEMANN AG: Bereits die Planung nahmen Verarbeiter und Metallwarenfabrikant gemeinsam vor, um eine Lösung angepasst an die örtlichen Gegebenheiten zu entwickeln. Gefordert war ein Aufbau, der sich für den Einsatz von CIS-Modulen eignet. Diese können einen besonders großen Teil des Lichtspektrums nutzen und sind daher unabhängiger von den Witterungsverhältnissen als konventionelle Technologien.

Exakt montiert Mit den Solarunterkonstruktionen der Richard Brink GmbH & Co. KG konnten die Verarbeiter diese Anforderung erfüllen. Die Miralux-Elemente lassen sich exakt auf die Solarmodule abstimmen, sodass diese ideal aufgestellt sind. Die bei HEGGEMANN verbaute Produktvariante 3 ermöglicht eine Ost-West-Ausrichtung der Zellen mit 15°-Winkel. Aus Stahlblech mit Magnelis®-Beschichtung gefertigt, ist das System robust und beständig gegenüber Witterungseinflüssen. Sein aerodynamischer Aufbau sorgt für Standsicherheit. „Eine sehr gute Qualität bei einem sehr guten Preis-Leis-

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Photovoltaik

Bild 2. Gemeinsam haben die Udo Deppe Energietechnik GmbH, Salzkot­ ten, und die Firma Richard Brink den Aufbau der Module mit den Solarunter­ konstruktionen Miralux geplant

Bild 3. Das Miralux­System kommt ohne Durchdringung der Dachhaut aus – dank aerodynamischer Optimierung kann es ballastarm verbaut werden

tungs-Verhältnis zeichnet die Lösung der Firma Richard Brink aus. Außerdem überzeugt ihre schnelle, komfortable und exakte Montage“, so Stefan Hajnal, Geschäftsführer der Udo Deppe Energietechnik GmbH. Die Konstruktionen sind so konzipiert, dass sie beim Transport und auf der Baustelle platzsparend zu handhaben sind. Durch den Steck-Klapp-Mechanismus können die einzelnen Reihen einfach und ohne spezielles Werkzeug aneinandergekoppelt werden. Auf die Module angepasste Führungselemente und Verriegelungshaken erleich-

tern das Einlegen und Anschließen der Module. Darüber hinaus geben diese zusätzlichen Halt. Dank integrierter Kanäle an den Grundträgern kann der Gesamtaufbau ordnungsgemäß verkabelt werden. Das System ist im Vergleich zu herkömmlichen Alternativen bis zu 75 % leichter und zeichnet sich somit durch eine geringe Flächenlast aus. Für die Ballastierung der Solarunterkonstruktionen waren lediglich wenige Betongewichte erforderlich. Da sich die Montage ohne Durchdringung der Dachhaut realisieren ließ, blieb die Folienabdeckung des Flachdachs

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Photovoltaik

Bild 4. Durch den modularen Aufbau lassen sich die Solarunterkonstruktio­ nen problemlos erweitern; Führungselemente und Haken geben den elektro­ nischen Bauelementen Halt

Bild 5. CIS­Module mit einer Gesamtleistung von ca. 330.000 kWh pro Jahr dienen den Produktionshallen der HEGGEMANN AG als ressourcen­ schonende Energiequelle (Fotos 1–5: Richard Brink GmbH & Co. KG)

beim Aufbau unbeschädigt. Insgesamt wurde mit 2.256 Modulen in Verbindung mit 1.310 Miralux-Elementen eine Anlagen-Nennleistung von über 372 kWp realisiert.

überdurchschnittliche Branchenkenntnis der Udo Deppe Energietechnik GmbH. Mit höchstem handwerklichem Geschick wurde das Projekt schnell und exakt umgesetzt. Die Leistungsfähigkeit der kompletten Anlage hat unsere Erwartungen übertroffen.“ Die mit der Photovoltaik-Anlage gewonnene Energie fließt direkt in die Fertigung der HEGGEMANN AG, sodass sich die Betriebskosten verringern. Damit wird das Unternehmen als Nutzer regenerativer Energie der ÖKOPROFIT-Auszeichnung gerecht.

Schnell fertiggestellt Durch die gute Handhabung der Miralux-Produkte und die intensive Kooperation von Verarbeiter und Hersteller wurde das Projekt innerhalb kürzester Zeit fertiggestellt. „Die Vor-Ort-Beratung der Firma Richard Brink war hervorragend, ebenso hat die gemeinsame Planung einwandfrei funktioniert“, resümiert Stefan Hajnal. Auch der Auftraggeber ist von dem Ergebnis überzeugt. Peter Berhorst, Prokurist der HEGGEMANN AG, fasst zusammen: „Bei der Installation der Photovoltaik-Anlage zeigte sich die

Weitere Informationen: Richard Brink GmbH & Co. KG Görlitzer Straße 1, 33758 Schloß Holte-Stukenbrock Tel. (05207) 95 04-250, Fax (05207) 95 04-20 marco.krypczyk@richard-brink.de, www.richard-brink.de

Photovoltaikanlagen mit maximaler Flächennutzung Das Montagesystem Formsol260 der Schweizer PV Integ AG besteht im Kern aus zwei PE­Elementen und einer Aluschiene. Durch die hochkante Ost/West­Modulanordnung wird die Dachfläche optimal ausgenützt, bei einer Modulneigung von 10°.

Die Kuppen werden anhand des Montageplanes übereinandergelegt und definieren so den Abstand zwischen den Reihen. Die Montageschiene wird mit Selbstbohrschrauben schnell und sicher auf den Kuppen befestigt. Anschließend werden die Module auf den Montageschienen verlegt und seitlich mit höhenunabhängigen Klemmen fixiert. Der Kabelkanal für die Stringkabel ist bereits in den Kunststoffelementen integriert. Die Befestigung des Montagesystems erfolgt durch die Beschwerung mit Kies, welches durch die großflächigen Kunststoffelemente sehr einfach erzielt werden kann. Das Produkt wurde Ende 2014 am Markt eingeführt und hat sich seither bei vielen großen und kleinen Anlagen bewährt.

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Photovoltaik Montagesystem Formsol: ideale Flächenaus­ nutzung auf dem Flachdach durch vertikale Modulmontage mit 10° Neigung (Bild: PV Integ)

Weitere Informationen: PV Integ AG Luzernerstrasse 4, CH-6030 Ebikon/Schweiz Tel. +41 41 310 50 30, mobil +41 79 310 51 77 info@pvinteg.ch, www.pvinteg.ch

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Dachbegrünung

Adrian Dobrat

Nachhaltige Gründachabdichtung mit Kunststoffdachbahnen Grüne Dächer leisten einen wichtigen Beitrag für die Umwelt. Sie tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei und wirken der Ent­ stehung von Wärmeinseln in Städten entgegen. Durch die Begrü­ nung wird der Ablauf des Niederschlagswassers verzögert und die Kanalisation bzw. die Vorflut entlastet. Aus all diesen Gründen werden Gründächer als Ausgleichsmaßnahme vielerorts bereits öffentlich gefördert. Nahezu alle Dächer, ob belüftete oder nicht belüftete, DuoDächer oder Umkehrdächer, lassen sich begrünen, sofern die statischen Voraussetzungen geprüft sind und die Begrünungsart auf die Neigung der Dachkonstruktion abgestimmt ist. In Deutschland werden jährlich etwa 10 Millionen m2 Dachfläche neu begrünt. Mit ca. 100 bis 150 Millionen m2 ausgeführter Dachbegrünungsfläche ist Deutschland weltweit führend.

Bild 1. Die Bibliothek der TU Delft ähnelt einem Grasfeld, das von einem 42 m hohen Kegel durchbohrt wird (Entwurf: Architekturbüro Mecanoo)

Förderung Die Dachbegrünung zählt im Programm „Energieeffizient Sanieren“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Maßnahme zur Dämmung. Das Programm gliedert sich in folgende Teilprogramme: – Programm 430 für Investitionszuschüsse, – Programm 151 für Darlehen bei KfW-Effizienzhäusern und – Programm 152 für Darlehen bei Einzelmaßnahmen bzw. Einzelmaßnahmenkombinationen. Der Antrag auf Förderung muss jeweils vor Beginn der Dachsanierung bei der KfW bzw. bei der Hausbank (Kreditvarianten) gestellt werden. Zudem beteiligen sich zahlreiche Städte und Gemeinden direkt an den Kosten. Aus-

kunft erhält man bei den jeweiligen Grünflächenämtern bzw. Bauämtern. Die Europäische Investitionsbank (EIB) fördert Gründächer ebenfalls. Mit Krediten durch ihr neues Finanzierungsinstrument Fazilität für Naturkapital (Natural Capital Financing Facility, NCFF) werden Projekte mit positiven Auswirkungen auf die Biodiversität unterstützt. Weitere Informationen über die Voraussetzungen für die Förderfähigkeit der Gründachprojekte, die Vorteile für den Projektentwickler sowie den Hintergrund zum NCFF erteilt die EIB unter www.eib.org/products/blending/ncff/index.htm.

Planung Bereits in der frühen Planungsphase sollte die Art der Begrünung anhand der objektspezifischen Gegebenheit, z. B.

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Dachbegrünung

Statik, Wasserversorgung, Brandschutz und Fluchtwege, festgelegt werden. Daraus ergeben sich die Planungsvorgaben für Ausführung und Form der Begrünung. Neue Abdichtungsnormen im Jahr 2017 Noch gelten im Bereich der Dachabdichtung die DIN 18531 für ungenutzte Dächer sowie für die Bauwerksabdichtung DIN 18195. Dies ändert sich mit der geplanten Einführung der neuen Abdich­ tungsnormen Mitte 2017, die dann Gültigkeit haben werden. Für ungenutzte und genutzte Dächer ist dann maßgebend: DIN 18531 „Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen“ Teil 1: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Anforderungen, Planungs­ und Ausführungsgrundsätze Teil 2: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Stoffe Teil 3: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Auswahl, Ausfüh­ rung, Details Teil 4: Nicht genutzte und genutzte Dächer – Instandhaltung Teil 5: Balkone, Loggien und Laubengänge sowie DIN 18532 „Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton“ (6 Teile) DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ (3 Teile) DIN 18534 „ Abdichtung von Innenräumen“ (6 Teile) DIN 18535 „Abdichtung von Behältern und Becken“ (3 Teile)

Nachfolgende Ausführungsarten (s. Tabelle) werden unterschieden, wobei grundsätzlich gilt, dass in allen Randbereichen (Dachränder und Anschlüsse) eine vegetationsfreie Zone durch z. B. Kies oder einen Plattenbelag einzuhalten ist. Diese Streifen übernehmen gleichzeitig die Funktion des vorbeugenden Brandschutzes und tragen in entsprechend breiter Ausführung zur Windsogsicherung bei.

Extensivbegrünung Extensivbegrünungen sind naturnah angelegte Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln. Die überwiegend flächigen Begrünungen sind mit Moosen, Sedum-Arten, Stauden, Kräutern und Gräsern sowie in geringem Umfang mit kleineren Gehölzen bepflanzt. Die Pflanzen sind niedrigwachsend, trockenheitsverträglich, widerstands- und regenerationsfähig. Ein besonderes Merkmal ist die natürliche Wasserversorgung durch Niederschläge.

Einfache Intensivbegrünung Einfache Intensivbegrünungen sind bodendeckende Begrünungen mit Gräsern, Stauden und Gehölzen. Die Nutzungs- und Gestaltungsvielfalt ist im Vergleich zur Intensivbegrünung beschränkt. Die Möglichkeit einer Zusatzbewässerung bei anhaltender Trockenheit sollte gegeben sein.

Intensivbegrünung

DIN 18195 „Abdichtung von Bauwerken – Begriffe“ (reine Ter­ minologie­Norm)

Intensivbegrünungen umfassen flächige Begrünungen mit Rasen, Stauden und Gehölzen sowie punktuelle Bepflan-

Tabelle. Begrünungsarten Extensivbegrünung

Einfache Intensivbegrünung

Intensivbegrünung

(kN/m2)

Zusatzlasten Nassgewicht ca. Trockengewicht ca. Schichthöhe (cm) des Gesamtaufbaus der Begrünung als Orientierungswerte

0,55 0,40

0,90 0,65

1,80 1,00

3,00 2,00

6,00 4,00

Je nach Schichthöhe

4–8

6–12

8–18

15–25

20–40

16 bis mehrere Hundert

Dachabdichtung mit einlagiger Kunststoffbahn

Nach DIN 18531-2, Beanspruchungsklasse II A, Wurzel- und Rhizomfestigkeit geprüft nach FLL-Verfahren, Nenndicke (ohne Kaschierung) – werkstoffabhängig, mind. jedoch 1,2 mm

Schutzschicht

Gewicht und Schichtdicke der Filtervliese sind vernachlässigbar

Dränschicht

Rechnerischer Nachweis erforderlich

Filterschicht

Gewicht und Schichtdicke der Filtervliese sind vernachlässigbar

Vegetationstragschichtdicke (cm)

Ca. 0,8–0,14 kN/m Schichtdicke, je nach Art und Zusammensetzung der Vegetationstragschicht

Begrünungsarten

Moos Sedum

Erscheinungsbild

Einfache Dachbegrünung je nach Jahreszeit und Feuchteverhältnissen

76

1–3

3–6 Moos Sedum

4–8 Sedum Kräuter

8–12

12–16

Kräuter Gräser Stauden Kleingehölze

Kräuter Gräser Stauden Kleingehölze

Unterschiedliche Höhenabstufungen und Pflanzenformen

Nach DIN 18195, Wurzelund Rhizomfestigkeit geprüft nach FLL-Verfahren, Nenndicke (ohne Kaschierung) – werkstoffabhängig, mind. jedoch 1,5 mm

> 16 bis zu mehreren m Rasen Niedrige bis hohe Stauden Niedrige bis hohe Gehölze Niedrige bis hohe Bäume Sehr naturnah mit unterschiedlichen Höhenabstufungen und Pflanzenformen

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Dachbegrünung

zungen mit Sträuchern und in Einzelfällen auch mit Bäumen. Die Bepflanzung besteht vornehmlich aus anspruchsvoller Vegetation mit entsprechend hohen Anforderungen an den Bodenaufbau. Sie ist nur mit hinreichenden Entund Bewässerungseinrichtungen sowie durch regelmäßige Pflege dauerhaft zu erhalten. Je nach Begrünungsform ergeben sich z. T. erhebliche Zusatzlasten, die bei den Nachweisen der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit zu berücksichtigen sind. Im Hinblick auf die statischen Erfordernisse (Standsicherheit) ist das Nassgewicht des Begrünungsaufbaus anzusetzen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass für den Nachweis der Lagesicherheit in einer Windlastberechnung nur das Mindesttrockengewicht angesetzt werden darf. Reicht das Eigengewicht des Begrünungsaufbaus z. B. bei Extensivbegrünungen nicht aus, so sind die darunterliegenden Schichten (Abdichtungsaufbau) durch geeignete Maßnahmen, z. B. Verklebung, separat gegen Windsoglasten zu sichern.

Abdichtungsaufbau Das Mindestgefälle in der Abdichtungsebene ist auf die jeweilige Begrünungsform abzustimmen. So sollte bei Extensivbegrünungen in Einschichtbauweise die Mindestneigung 2 % betragen. Intensivbegrünungen können z. B. auf gefällelosen Dachkonstruktionen ausgeführt werden. Für diesen Anwendungsbereich sind FLL-geprüfte Kunststoffbahnen geeignet. Der Begrünungsaufbau erfolgt i. d. R. bei

einer nicht durchlüfteten Dachkonstruktion auf folgenden Funktionsschichten: Dampfsperre – Der Sperrwert wird dabei abgestimmt auf die Begrünungsform, z. B. hoher Dampfsperrwert bei Intensivbegrünung mit Wasseranstau Wärmedämmung – Die Druckfestigkeit ist auf die Begrünungsform abzustimmen, z. B. erhöhte Druckfestigkeit bei Intensivbegrünung – Dachabdichtung mit Wurzelschutzfunktion – Schutzlage, auch kombiniert (z. B. Schutz-/Dränlage) – Begrünungsaufbau. Im Allgemeinen ist bei nicht belüfteten Dachkonstruktionen kein bauphysikalischer Nachweis unter Dachbegrünungen erforderlich. Ausnahmen gelten aber für Begrünungsaufbauten auf einer Holzdachkonstruktion mit Zwischensparrendämmung, für die ein besonderer bauphysikalischer Nachweis mit einem dynamischen Rechenverfahren erforderlich ist.

Abdichtung Begrünungen auf Dächern und Decken erfordern einen Schichtenaufbau mit einer Abdichtung. Neben den funktionalen Vorteilen wie beispielsweise der dauerhaften Wurzelfestigkeit bieten sich dafür Kunststoffdachbahnen aus

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> 1000 °C

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Bild 2.  Grüne „Einkaufswelle“ in Werne

Bild 4.  Gründächer im Quartier Mitte in Frankfurt/M.

Gründen der Umweltfreundlichkeit und der Nachhaltigkeit an. Bewährte und heute marktübliche Werkstoffe für Kunststoff- und Elastomerbahnen sind:

(Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn). Die Verwendung von Kunststoffdachbahnen, die über das Prüfzeugnis „wurzel- und rhizomfest“ der FLL verfügen, bietet anerkannte Sicherheit beim Einsatz unter Begrünungen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Polymerbitumenbahnen werkstoffseitig keinen ausreichenden Widerstand gegen Durchwurzelungen bieten. Sofern diese Bahnen als wurzelfeste Dachabdichtung unter einer Begrünung fungieren sollen, müssen sie mit einem Materialschutzmittel ausgerüstet werden, das die Ausbreitung von Wurzeln in der Bitumenmasse sicher unterbindet. Insbesondere sorgte in der Vergangenheit Mecoprop, ein Durchwurzelungsschutzmittel in Bitumenbahnen, für Schlagzeilen über entsprechend belastete Gewässer aufgrund von Produkt-Auswaschungen. Neben einer umweltfreundlichen Begrünung sollte selbstverständlich auch eine ökologisch unbedenkliche Abdichtung ausgeführt werden. Kunststoffdachbahnen bieten durch ihren Werkstoff den Wurzeln einen ausreichenden mechanischen Widerstand ohne chemische Zusätze als Durchwurzelungsschutz. Gewässerbelastende Auswaschungen von Durchwurzelungsschutzmitteln sind daher bei Kunststoffdachbahnen kein Thema, weder für die Dauerhaftigkeit des Durchwurzelungsschutzes noch für die Umwelt.

–– ECB (Ethylen-Copolymerisat-Bitumen) –– EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer) –– EVA (Ethylen-Vinylacetat-Copolymer/-Terpolymer-Bahnen –– FPO (flexibles Polyolefin) –– PIB (Polyisobutylen) –– PVC-P-bv (Polyvinylchlorid-weich – bitumenverträglich) –– PVC-P-nb (Polyvinylchlorid-weich – nicht bitumenverträglich)

Wurzelschutzfunktion Ein großer Vorteil von Abdichtungen aus Kunststoffbahnen ist die einlagige Ausführung auch unter Dachbegrünungen. Kunststoffdachbahnen zeichnen sich durch ihre dauerhafte Wurzel- und Rhizomfestigkeit aus. Die Eignung einer Dachbahn für den Einsatz in einer Dachbegrünung ist grundsätzlich für alle Arten von Abdichtungsbahnen nach DIN EN 13948 „Bestimmung des Widerstandes gegen Wurzelpenetration“ nachzuweisen. Darüber hinaus empfiehlt sich der Nachweis der Beständigkeit gegen Wurzeln und Rhizome (Quecken) nach dem FLL-Verfahren

Bild 3.  Grüne Oasen in der Betonwüste: Dachgarten in Singapur

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Wie tragen Kunststoffbahnen zur Nachhaltigkeit bei? Für die Herstellung von Kunststoffbahnen werden im Vergleich zu anderen Technologien weniger Energie und Ressourcen benötigt. Durch die einlagige Anwendung werden Ressourcen geschont; dies gilt auch für den Transport. Somit haben einlagige Kunststoffbahnen gegenüber mehrlagigen Bahnenabdichtungen, aber auch gegenüber Metalldächern, deutliche Vorteile. Wesentlicher Bestandteil der ökonomischen Betrachtung von Gebäuden ist neben der Langzeitbewährung der eingesetzten Bauprodukte deren wirtschaftliche Verarbeitbarkeit. Hier bestätigt das Dachhandwerk, dass sich vor allem Kunststoffbahnen durch eine nahezu problemlose und schnelle Verarbeitbarkeit auszeichnen und sich gegenüber mehrlagigen Systemen deutliche Zeitvorteile ergeben, die sich auch wirtschaftlich messen lassen. Umwelt-Produktdeklarationen (EPD) dokumentieren den ökologischen Leistungsnachweis, dass Kunststoffdachbahnen ihren wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefern.

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chendeckendes Recyclingsystem zur Verfügung. Weitere Informationen sind unter www.roofcollect.com abrufbar.

Fazit

Bild 5.  Die Raststätte Tank und Rast bei Gruibingen an der A8 passt sich mit ihrem geschwungenen Dach in die Umgebung ein (Fotos: DUD e. V.)

Sie überzeugen in Ökobilanzen und Lebenszyklusanalysen mit ihren nachhaltigen Eigenschaften. Beispielsweise zeigt sich an mehreren Indikatoren wie dem kumulierten Energieaufwand (KEA), dem Treibhauspotential (GWP) und dem photochemischen Ozonbildungspotenzial (POCP), dass Dachsysteme mit Kunststoffbahnen die geringsten Umweltwirkungen haben. Dies gilt sowohl für mechanisch befestigte und geklebte Dachsysteme als auch für Gründächer. Kunststoffabdichtungsbahnen schützen nicht nur das Gebäude, sondern liefern gleichzeitig einen messbaren Nachhaltigkeitsbeitrag.

Dachbegrünungen erfreuen sich zurecht zunehmender Beliebtheit, denn sie sind ein wichtiger Beitrag zum umweltverträglichen und nachhaltigen Bauen. Aufgrund ihrer technischen, ökonomischen und nicht zuletzt ihrer ökologischen Vorzüge unterstützen Abdichtungen mit Kunststoffdachbahnen dieses in sinnvoller Weise. Die im Industrieverband Kunststoff-Dach und Dichtungsbahnen DUD e. V. organisierten Hersteller sind sich der Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst. Dazu zählt auch, mit den eigenen Produkten zu mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche beizutragen. Hochwertige Kunststoffdachbahnen liefern einen entscheidenden Beitrag für die Erstellung nachhaltiger Gebäude. Weitere Informationen: Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dachund Dichtungsbahnen DUD e. V. Dipl.-Ing. Adrian Dobrat, Geschäftsführer Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@die-kunststoffdachbahn.de www.die-kunststoffdachbahn.de

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Dachbegrünung

Dachbegrünung 4.0 – neue Dimension für die Zukunft der Städte

Bild 1.  Die Ballungszentren der Städte stehen heute vor großen Aufgaben: Starkregenereignisse, Trockenperioden, Überhitzung und Feinstaubbelastung nehmen immer mehr zu

Dachbegrünung bedeutet „Schutz der Bausubstanz“, „ökolo­ gischer Ausgleich“ und oft auch „architektonisches Highlight“. Auf dieser Basis hat sie sich über Jahrzehnte weiterentwickelt in allen erdenklichen Facetten der Extensiv- und Intensivbegrünung samt Kombinationen z. B. mit Solarenergie. Heute kommen gänz­ lich neuartige Dimensionen hinzu mit Potenzial, das vorhandene und neu gebaute Dächer in Zeiten des Klimawandels erfüllen können. Die innovativen Systemlösungen des Dachbegrünungs­ herstellers ZinCo heißen „Retentions-Gründach“, „Klima-Grün­ dach“, „Bewässerte Extensivbegrünung“ und „BiodiversitätsGründach“. Alles Lösungsansätze für die großen Herausforderun­ gen, vor welchen die Ballungszentren unserer Städte stehen. Aus diesem Grund scheint es nicht vermessen, von Dachbegrünung 4.0 zu sprechen.

nisse mit der Folge von Überflutung, immer längere Trockenperioden, Überhitzung der Städte und zu hohe Feinstaubwerte sind dringende Probleme, womit sich die Stadtentwicklung heute konfrontiert sieht. Vor dem Hintergrund fortschreitender Urbanisierung und weiter rasanter Flächenversiegelung wird deutlich, dass die Probleme in den Städten nicht kleiner werden, sondern immer größer. Dem entgegen steht das Grundbedürfnis des Menschen nach einem grünen, lebendigen Lebensumfeld. Um dieses Ziel zu verwirklichen, sind Grünflächen seit Jahrzehnten auch auf Dächern zu finden. Die neuen Systeme der Dachbegrünung 4.0 leisten gleichzeitig viel Größeres, zum Beispiel in Sachen Wasserrückhalt, in Sachen Verdunstung oder in Richtung Biodiversität.

Dachbegrünung 4.0 steht rein begrifflich in Analogie zu dem heute prägenden Ausdruck Industrie 4.0, welcher die digitalisierte Vernetzung von Wertschöpfungsketten als vierte industrielle Revolution deutet – nach der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, nach Elektrifizierung und Automatisierung. Dachbegrünung 4.0 hat gleichsam revolutionäres Potenzial, also Kraft zu einem grundlegenden und nachhaltigen strukturellen Wandel im Bereich der Dachbegrünung. Der große Innovationsmotor für die neuen ZinCoSysteme heißt Klimawandel. Zunehmende Starkregenereig­

Was hilft bei Starkregen?

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Die Dachbegrünung speichert Regenwasser und lässt dieses zeitverzögert abfließen bzw. auf dem Dach verdunsten. Das tut Dachbegrünung natürlich schon immer, und zwar bei einer Extensivbegrünung in einer Größenordnung von 20 bis 40 l/m2 Wasser, bei einer Intensivbegrünung zwischen 50 und 100 l/m2, in Einzelfällen sogar darüber. Das neue zweiteilig aufgebaute „Retentions-Gründach“ von ZinCo aber vervielfacht nun ganz gezielt diesen Rückhalte­ effekt. Es kann dadurch Niederschlagsspitzen bei Stark­

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regenereignissen effektiv ausgleichen und damit die Kanalisation entlasten – was die Hochwassergefahr reduziert. Unterhalb des eigentlichen Begrünungsaufbaus wird das neu entwickelte Floradrain® FD 60 neo als sogenannter Abstandshalter (Spacer) verwendet. Dieses ermöglicht eine Speicherung von annähernd 60 l/m2 Regenwasser – und zwar zusätzlich zu der eingangs bezifferten Wassermenge im eigentlichen Begrünungsaufbau. Das im Flora­ drain® FD 60 neo gespeicherte Wasser fließt dann über ein Drosselelement, das im Gully verankert ist, langsam in ­einem definierten Zeitraum (zwischen 24 h und mehreren Tagen) in die Kanalisation ab. Der über dem Spacer liegende Begrünungsaufbau hingegen stellt alle für das Funktionieren der Dachbegrünung wichtigen Aspekte sicher, wie Luft-Wasser-Haushalt im Wurzelraum, Dränage und Wasserspeicherung für die Pflanzen. So sind alle Dachbegrünungs- und Nutzungsformen möglich, auch Geh- und Fahrbeläge. Das „RetentionsGründach“ ist daher ein herausragendes Beispiel dafür, wie unabhängig von Aussehen und Ausgestaltung der Dachbegrünung ein zusätzliches System implementiert werden kann für maximalen Wasserrückhalt, der in den Städten so immens wichtig ist.

Was wirkt gegen Überhitzung? Die zunehmende Versiegelung bewirkt außerdem, dass die Innenstädte durch Wärmestrahlung sehr viel mehr aufgeheizt werden als das Umland und die so entstehenden städ-

Lichtkuppel essertop®

tischen Wärmeinseln das Wohlbefinden der Menschen beeinträchtigen. Man spricht vom sogenannten Urban Heat Island Effect. Das „Klima-Gründach“ ist auf eine maximale Verdunstungsleistung ausgelegt, welche gerade in trockenen, heißen Perioden zur Stadtklimatisierung beitragen kann. Dazu muss der Bepflanzung natürlich kontinuierlich Wasser zur Verfügung stehen, das aus ökologischer Sicht kein Frischwasser, sondern Grauwasser sein sollte. Die spe­ zielle Pflanzengemeinschaft „Klima-Gründach“ wurde genau dafür entwickelt – im Rahmen des DBU-Forschungsprojektes „Optimierung der Evapotranspirations- und Kühlleistung extensiver Dachbegrünungen durch die gezielte Nutzung von Grauwasser“ in Weihenstephan. Kernelement zur kontinuierlichen Bewässerung ist das neue, zweischichtig aufgebaute Aquafleece AF 300, das über Tropfschläuche automatisch bewässert wird, in Kombination z. B. mit Floraset® FS 50. Das unterseitige dichte Gewebe des Aquafleeces verteilt Wasser zuerst in der Fläche und lässt es erst durchtropfen, wenn das oberseitige Vlies flächig wassergesättigt ist. Eine „pulsierende“ Bewässerung sorgt dafür, dass kontinuierlich Wasser zur Verfügung steht. Durch kapillaren Aufstieg gelangt dieses in das darüber liegende Substrat und wird aktiv von den Pflanzen verdunstet. Zum Vergleich: Ein ausgewachsener, gut mit Wasser versorgter Stadtbaum beispielsweise kann an einem heißen Sommertag ca 300–500 l verdunsten. Eine 100 m2 große, klassische extensive Dachbegrünung kommt bei guter Wasserversorgung durchaus in dieselbe Größenordnung, nicht

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Kühlungseffekt, der tatsächlich in den jeweiligen Häuserschluchten zu fühlen ist. Generell sorgt eine erhöhte Verdunstung aber immer für eine größere Kühlung im städtischen Raum. Mit dem innovativen „Klima-Gründach“ können neue oder vorhandene Dachflächen in den Städten ausgestattet werden, um aktiv das Stadtklima zu verbessern.

Was tun in langen Trockenperioden?

Bild 2.  Die neuen Systeme der Dachbegrünung 4.0 machen Dächer nicht nur grün – sie leisten gleichzeitig Großes in Bezug auf Wasserrückhalt, Ver­ dunstung und Biodiversität

aber bei anhaltender Trockenheit. Genau dann reduziert sich die Verdunstungsrate auf nur ein Zehntel. Mit dem neuen Systemaufbau „Klima-Gründach“ lässt sich die Verdunstungsrate auf etwa das Doppelte, also 700–1.000 l/Tag bei 100 m2 steigern und auch in Trockenperioden dauerhaft aufrecht erhalten. Ein großer Vorteil ist außerdem, dass eine Dachbegrünung nach spätestens zwei Vegetations­ perioden Flächendeckung erreicht und damit auch seine maximale Verdunstungsleistung, wohingegen ein neu gepflanzter Baum viele Jahre braucht, bis er ausgewachsen ist. Die Menge von 300 l/Tag reicht übrigens aus, um das Luftvolumen eines Würfels von 100 m × 100 m × 100 m um ca. 3–5 °C abzukühlen, je nach bereits enthaltener Luftfeuchte. Selbstverständlich beeinflussen Faktoren wie Ge­ bäudehöhen, Windrichtungen und -geschwindigkeiten den

Durch den Klimawandel werden auch in Deutschland mehr Regionen als bisher mit längeren Trockenperioden konfrontiert. Das sind beispielsweise das Mainzer Becken oder der gesamte nordöstliche Bereich von Erfurt über Magdeburg und Berlin bis nach Usedom. Dort liegen die Jahresniederschläge z. T. deutlich unter 500 mm. Hier ist auch bei Extensivbegrünungen eine effiziente und kostengünstige Bewässerung in Trockenzeiten gefragt – nicht nur in der Anwachsphase. Das neue System „Bewässerte Extensivbegrünung“ arbeitet bewässerungstechnisch nach dem gleichen Prinzip wie das oben beschriebene „Klima-Gründach“. Entscheidender Bestandteil im Systemaufbau ist auch hier das neu entwickelte Aquafleece AF 300, das über eine automatische Steuerung per Tropfschläuche bewässert wird, sofern natürliche Regenfälle ausbleiben. Wasserverteilung im Aqua­ fleece und kapillarer Aufstieg in das darüberliegende Substrat sorgen dafür, dass den Pflanzen direkt im Wurzelraum kontinuierlich Wasser zur Verfügung steht. Deshalb ist auch der Wasserverbrauch erheblich reduziert, im Gegensatz zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung von oben, z. B. durch Rasensprenger, wo das Wasser teilweise an der Oberfläche verdunstet. Auch im Vergleich zur klassischen Tröpfchenbewässerung ist das neue System mit seiner intelligenten Wasserverteilung klar im Vorteil, da weitaus weniger Tropfschläuche notwendig sind. So wird bei der Installation und im Wasserverbrauch viel Geld gespart. Gleichzeitig übernimmt Auqafleece die Funktion des sonst im Dachbegrünungsaufbau notwendigen Systemfilters als Abgrenzung zwischen Substrat und Dränageschicht. Unterhalb des Aquafleeces kann das Dränelement objektgerecht entsprechend dem Dachgefälle ausgewählt werden. Daher ist das System sehr anpassungsfähig, sodass das Spektrum vom 0°-Dach bis zu einem Neigungswinkel von bis über 5° reicht. Auch kleinere Dachunebenheiten mit Pfützenbildung können problemlos überbrückt werden. Der „Bewässerten Extensivbegrünung“ gelingt der Spagat zwischen kostengünstiger Lösung und dauerhaftem Funktionieren einer Begrünung in trockenen Klimaten – wie im mediterranen Raum. Dies sichert gesundes Pflanzenwachstum und Artenreichtum.

Was fördert die biologische Vielfalt?

Bild 3.  Das „Retentions-Gründach“ speichert große Wassermengen gezielt auf dem Dach und lässt dieses zeitverzögert in die Kanalisation abfließen – zum Schutz vor Hochwassergefahr

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Neben all den neuen Systemen, die im Zeichen des Klimawandels stehen, ergänzt schließlich das „BiodiversitätsGründach“ das Spektrum von Dachbegrünung 4.0, denn die Erhaltung der „Biodiversität“, also der „biologischen Vielfalt“ in der Natur, gilt als wichtige Grundlage für das menschliche Wohlergehen. Dachbegrünungen, vor allem pflegearme, d. h. weitgehend ungestörte Begrünungen, sind wichtige Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten. Dabei hängt die Ent-

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Dachbegrünung

Bild 4.  Das „Klima-Gründach“ wirkt der Überhitzung der Städte entgegen – durch seine hohe Verdunstungsleistung dank kontinuierlicher Bewässerung (vorzugsweise mit Grauwasser) Bild 7.  Das „Biodiversitäts-Gründach“ maximiert den Artenreichtum der Fauna und Flora auf dem Dach – dank Substratanhäufungen, Gestaltungen mit „Totholz“, Steinen und vielem mehr (Fotos: ZinCo GmbH)

Bild 5.  Die „Bewässerte Extensivbegrünung“ ist wegen lang anhaltender Trockenperioden selbst in einigen Regionen Deutschlands erforderlich – für üppiges Pflanzenwachstum

wicklung der Artenvielfalt davon ab, wie die Lebensräume aufgebaut sind, die den Pflanzen und Tieren auf dem Dach angeboten werden. Das „Biodiversitäts-Gründach“ ist gekennzeichnet durch besondere Biodiversitäts-Module, die die Biotop-Funktion und Artenvielfalt des Gründachs immens steigern. Zu nennen sind hier Maßnahmen wie das Modulieren der Substratoberfläche. Während für Sedumarten und andere Sukkulenten 6 cm Substrathöhe ausreichend sind, lässt sich der Wurzelraum für eine artenreiche Kräuter- und Gräservegetation durch einzelne Anhügelungen auf 12 bis 15 cm erhöhen. Förderlich ist dafür auch ein humus- und nährstoffreicheres Substrat. Bei der Pflanzenauswahl kann unmittelbar auf deren Bedeutung als Futterpflanze für In-

Bild 6.  „Klima-Gründach“ und „Bewässerte Extensivbegrünung“ le­ ben von der Idee der Unterflurbewässerung: Wasser aus den Tropf­ schläuchen verteilt sich im Aquafleece AF 300 und steht über kapil­ laren Anstieg den Pflanzen direkt im Wurzelraum zur Verfügung

sekten und Vögel geachtet werden. Abgestorbene Äste und Stämme lassen sich als wertvolles Strukturelement einsetzen und werden von Moosen, Flechten und Pilzen als Lebensraum genutzt. Wichtige Bereicherungen stellen auch vegetationsfreie Flächen in Form von Sandlinsen und Grobkiesbeeten dar, wie auch temporäre Wasserflächen, um das Wasserangebot für Insekten und Vögel zu verbessern. Sehr dienlich sind Nisthilfen, vom Insekten­hotel für Wildbienen über Hummelnistkästen bis zu Ameisensteinen. Mit der Zeit entsteht so ein besonders artenreicher und ökologisch wertvoller Lebensraum auf dem Dach. Bereits existierende, artenärmere Extensivbegrünungen oder auch wenig gestörte Intensivbegrünungen lassen sich mit diesen Modulen jederzeit in ein „BiodiversitätsGründach“ verwandeln. So kann jedes Gründach zu mehr Artenreichtum an Fauna und Flora und damit auch zum Erhalt der Lebensgrundlagen für den Menschen beitragen.

Nichts ist so stetig wie der Wandel Dachbegrünung stand immer schon für ökologischen Ausgleich und nutzbare Freifläche. Sie schützt die Dachabdichtung, wirkt als Wärmedämmung sowie Schallschutz, bindet Staub und Schadstoffe. Ihr Wasserrückhaltevermögen haben viele Städte und Gemeinden auch bisher in Form von gespaltenen Abwassergebühren honoriert. In Zeiten des Klimawandels erkennen viele Städte Handlungsbedarf und haben einschlägige Förderprogramme installiert bzw. arbeiten daran – pro Dachbegrünung, wie sie diese bisher kannten. Mit all den beschriebenen neuen Dimensionen von Retention, Bewässerung und Verdunstung bis zur Biodiversität können Dachbegrünungen grundlegend mehr leisten als bisher. Ob Neubau oder Sanierung, Dächer sind ohnehin vorhanden und Dachbegrünung 4.0 führt dazu, das Potenzial dieser Dächer revolutionär neu zu nutzen. Weitere Informationen: ZinCo GmbH Lise-Meitner-Straße 2, 72622 Nürtingen Tel. (07022) 60 03-0, Fax (07022) 60 03-100 info@zinco-greenroof.com, www.zinco.de, www.zinco-greenroof.com

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Das Biodiversitäts-Gründach der IGA Berlin 2017 Auf dem Besucherzentrum der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 (www.iga-berlin-2017.de) kommt eines der span­ nendsten Gründach-Projekte Deutschlands zur Ausführung. Ge­ meinsam mit dem Dachbegrünungsunternehmen fairplants-sys­ tem GmbH, dem Gründach-Systemhersteller ZinCo GmbH und weiteren Kooperationspartnern installierte der Deutsche Dach­ gärtner Verband verschiedene Biodiversitätsmodule, die das knapp 2.000 m2 große Dach in ein Experimentierfeld für die Arten­ vielfalt verwandeln. Während der Laufzeit der Gartenschau vom 13. April bis 15. Oktober 2017 haben die Besucher Gelegenheit, das Dach über eine Plattform in Augenschein zu nehmen. Dort, wo die Natur durch Baumaßnahmen zerstört und der Boden versiegelt wurde, können Dachbegrünungen verloren gegangene Grünflächen z. T. kompensieren und Ersatzlebensräume für Flora und Fauna schaffen. Vor allem naturbelassene, pflegearme Extensivbegrünungen sind wichtige Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten. Wildbienen, Schmetterlinge und Laufkäfer finden hier Nahrung und Unterschlupf. Die Entwicklung der Artenvielfalt hängt dabei aber sehr stark davon ab, wie die Lebensräume aufgebaut sind, die den Pflanzen und Tieren auf dem Dach angeboten werden. Durch verschiedene Gestaltungsmaßnahmen und die Berücksichtigung grundlegender Biodiversitätsprinzipien kann die Biotop-Funktion begrünter Dachflächen gezielt gefördert werden. Dieser Ansatz wird aktuell auf dem Dach des Besucherzentrums der Internationalen Gartenausstellung in Berlin einem Praxistest unterzogen. Dabei wird eine herkömmliche Extensivbegrünung (Substrathöhe 6 cm, Bepflanzung mit verschiedenen Sedumarten) mit einem Mosaik verschiedener Biodiversitätsmodule ergänzt. Im Einzelnen wurden auf dem Dach des Besucherzentrums folgende Biodiversitätsmodule installiert: Modulation der Substratoberfläche bzw. der Substrathöhe Durch Variationen in der Substrathöhe entstehen unterschiedliche Lebensräume, die das Artenspektrum der Bepflanzung erweitern. Während für niedrigwüchsige, anspruchslose Sedumarten und andere Sukkulenten 6 cm

Bild 2.  Inzwischen bereits fertiggestellt: das Biodiversitäts-Gründach der IGA Berlin 2017

Bild 3.  Aus der Vogelperspektive sind die verschiedenen Biodiversitäts-­ Elemente gut zu erkennen

Bild 1.  Das Biodiversitätsdach der IGA Berlin – links: Architekturmodell, rechts: Gestaltungsplan (Autor: fairplants-system GmbH, Pritzwalk)

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Substrathöhe ausreichend sind, wird der Wurzelraum für eine artenreiche Kräuter- und Gräservegetation durch einzelne Anhügelungen auf bis zu 12 cm erhöht. Verbesserung der Substratqualität Neben der Substrathöhe spielt auch die Zusammensetzung der Gründach-Systemerden für die Pflanzenetablierung eine wichtige Rolle. Im Bereich der Substratanhügelungen werden die nährstoffarmen und mineralischen Systemerden herkömmlicher Extensivbegrünungen mit einem organischen Substrat ergänzt, das als Humus- und Nährstofflieferant für die anspruchsvollere Kräuter- und Gräservegetation dient. Vegetationsfreie Bereiche (Sandlinsen und Grobkiesbeete) Vegetationsfreie Bereiche in Form von Sandlinsen und Grobkiesbeeten stellen wichtige Biotopbereicherungen dar und werden von Insekten und anderen Dachbewohnern als Versteck, Brut- und Sonnenplätze benutzt. Sandbeete sollen spezielle sandbrütende Insekten anlocken (z. B. Grabwespen, Sandbienen). Grobkiesbeete bieten z. B. Spinnen und Käfern Unterschlupf. Temporäre Wasserflächen An einzelnen Stellen der Dachfläche wurden Folien eingearbeitet und mit Sand abgedeckt, um das Regenwasser über einen längeren Zeitraum auf dem Dach zurückzuhalten. Diese Bereiche sollen das Wasserangebot für Insekten und Vögel verbessern. Pflanzenauswahl Für die Bepflanzung der angehügelten Bereiche wurden gezielt Arten ausgewählt, die Bedeutung als Futterpflanzen für Insekten und Vögel besitzen. Da der Lebensraum auf dem Dach den Standortbedingungen der natürlichen TrockenrasenVegetation ähnelt, wurden zusätzlich Arten aus dieser Florengesellschaft berücksichtigt. Nisthilfen für Insekten Zur dauerhaften Insekten-Ansiedlung werden auf dem Dach verschiedene Nisthilfen eingesetzt. Neben Insektenhotels für Wildbienen und Schlupfwespen kommen Hum-

melnistkästen und Ameisensteine zum Einsatz. Einbringung von Totholz Abgestorbene Äste und Stämme stellen ein besonders wertvolles Strukturelement dar. Totholz wird u. a. von Moosen, Flechten, Pilzen, Käfern, Fliegen, Mücken, Ameisen und solitären Wildbienen bzw. Wespen als Lebensraum genutzt, weshalb der Begriff „Biotop-Holz“ treffender erscheint. Zusätzlich können Vögel die Totholzhaufen als Ansitzplätze, Singwarten und Nahrungsbiotope nutzen. Durch die genannten Elemente soll sich auf dem Dach mit der Zeit ein besonders artenreicher und ökologisch wertvoller Lebensraum entwickeln. Das Biodiversitäts-Gründach der IGA ist als praktisches Anschauungsprojekt konzipiert. Den Besuchern der Gartenschau wird die Möglichkeit geboten, das Dach über eine Plattform neben dem Gebäude zu besichtigen. Die artenreiche Grünfläche auf dem Dach ist außerdem Bestandteil des IGA-Biodiversitätspfades. Neben den Projektträgern IGA Berlin 2017 – Grün Berlin GmbH, fairplants-system GmbH, ZinCo GmbH und DDV Deutscher Dachgärtner Verband – konnten weitere Kooperationspartner gewonnen werden, die sich mit ihrem Expertenwissen in das Projekt einbringen. So kommt das Material für die Bepflanzung der angehügelten Bereiche von der Fehrle Stauden GmbH aus Schwäbisch Gmünd-Lindach und der Rieger-Hofmann GmbH aus Blaufelden-Raboldshausen. Ansprechpartner im Bereich der Nisthilfen ist die Schwegler Vogel- und Naturschutzprodukte GmbH aus Schorndorf. Für das Totholz zeichnet die Kusche und Dremel GmbH Baumdienst aus Falkensee verantwortlich. Eine besonders schöne und zukunftsorientierte Kooperation ergab sich mit dem Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg. Gemeinsam mit elf Landschaftsgärtner-Azubis wurden die verschiedenen Biodiversitäts-Elemente Anfang August 2016 auf dem Dach des Besucherzentrums installiert. Die Bepflan-

VIELSEITIGE DACHABDICHTUNG. MAXIMALE PLANUNGSSICHERHEIT.

Unsere Dachabdichtungssysteme basieren auf Flüssigkunststoff. Sie eignen sich für einfache, detailreiche oder komplizierte Dachkonstruktionen, sind flexibel einsetzbar, dichten die Bausubstanz dauerhaft ab und bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Und sie erfüllen dabei alle Anforderungen der Flachdachrichtlinie. Vor allem aber lösen wir Projekte immer gemeinsam.

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Dachbegrünung

Bild 4.  Mehr als 50 verschiedene Pflanzenarten wurden auf dem Dach aus­ gebracht

Bild 5.  Durch den Einsatz von Nisthilfen lässt sich die Ansiedlung von In­ sekten gezielt unterstützen

zungsaktion mit mehr als 2.000 speziell angezogenen Gräsern und Stauden erfolgte vier Wochen später. Die jungen Nachwuchskräfte hatten größtenteils noch keine Gründach-Erfahrung und konnten so einen praxisorientieren Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der Dachbegrü-

Bild 6.  Das Dach des IGA Besucherzentrums – ein außergewöhnlicher ­Ausbildungsort für die Azubis des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg (Fotos/Grafiken: DDV)

nung gewinnen. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Planung und Gestaltung artenreicher Dachbegrünungen ein solides Grundwissen über die ökologischen Zusammenhänge natürlicher Lebensräume erfordert und damit ein spannendes Arbeitsfeld für die grüne Branche darstellt. Dem Deutschen Dachgärtner Verband dient das Biodiversitäts-Gründach in der Zukunft als wichtiges Referenzprojekt, um bei neu ausgeführten Gründach-Projekten für eine stärkere Berücksichtigung der Artenvielfalt zu werben. Ein „upgrade“ bereits existierender, artenarmer Extensivbegrünungen zum Biodiversitätsdach ist durch den gezielten Einsatz der Module natürlich ebenfalls möglich. Weitere Informationen: DDV Deutscher Dachgärtner Verband Geschäftsstelle PF 20 25, 72610 Nürtingen Tel. (07022) 30 13 78, Fax (07022) 30 13 79 contact@dachgaertnerverband.de, www.dachgaertnerverband.de

Innovationen der Gründach-Branche: Retentionsdach und Naturdach Täglich wird in Deutschland die Fläche von ca. 70 ha Natur ver­ siegelt. Die Hälfte dieser Flächen verschwindet langfristig aus dem natürlichen Lebens- und Wasserkreislauf. Neben dem Flä­ chenverbrauch zwingen Klimawandel (Urban Heat Island Effect und Extrem-Regenereignisse), Bevölkerungs- und Städtewachs­ tum zum Umdenken und Handeln in der Regenwasserbewirt­ schaftung. Neue Gründachvarianten bieten innovative Lösungen, die einen vorgegebenen Maximalabfluss ermöglichen und somit die Einleitbeschränkung in die Kanalisation erfüllen. Die Kanalisation ist in fast allen Städten veraltet und unterdimensioniert. Investitionen und Erweiterungen im bestehenden System sind sehr kostenintensiv und werden des-

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halb vermieden. Die kostengünstigere Lösung ist die Beschränkung der zulässigen Einleitung in die überlasteten Kanalnetze. Zudem hat der Überflutungsnachweis nach DIN 1986-100 in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die anfallende Wassermenge soll nachweislich auf dem eigenen Grundstück zurückgehalten werden, ohne dass es zur Überflutung von Gebäuden kommt.

Neue Regelwerke und Annäherung von Siedlungswasserwirtschaftlern und Dachbegrünern Es tut sich was in Sachen Regenwasserbewirtschaftung, vor allem unter Berücksichtigung von Dachbegrünungen.

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Dachbegrünung

Bild 1.  Beispiel Waldspirale Darmstadt: Ver­ besserung des Stadtklimas, Wasserrückhalt, Verdunstung und Biodiversität sind hier vor­ bildlich umgesetzt

Bild 2.  Die neue Retentionsbox WRB-F – das Herzstück der Systemlösung Retentionsdach Drossel mit Wasserrückhalt plus Begrünung

Dabei sind in erster Linie das DWA-Regelwerk Arbeitsblatt DWA-A 102/BWK-A 3 „Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer“ und die DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100“ zu nennen. Im Arbeitsblatt DWA-A 102 geht es um das Ziel, den bebauten Zustand dem vorherigen, unbebauten Zustand gleichzusetzen und den natürlichen Wasserhaushalt in den Vordergrund zu stellen. Die Stellschrauben sind Abflussverhalten, Grundwasserneubildung und Verdunstung. Die Dachbegrünung mit ihrer großen Kühlleistung ist dabei die effektivste Möglichkeit, Wärme aktiv abzuführen. Mit ihr lassen sich der lokale Wasser- und Energiehaushalt

Bild 3.  Multifunktionale Dachnutzung: begeh­ barer Dachgarten und darunter Reten­tions­ raum (Foto: Optigrün/JanKees Steenman)

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Dachbegrünung

Bild 4.  Umweltamt Karlsruhe mit strukturreichem Aufbau – FBB-Gründach des Jahres 2013

intakt halten und urbane Hitzeinseln verhindern. Die DIN 1986-100 gibt für begrünte Dächer modifizierte Spitzen­ abflussbeiwerte Cs in Anlehnung an die FLL-Dachbegrünungsrichtlinie an und führt den mittleren Abflussbeiwert Cm ein. Mit dem Cm können nun Retentions- und Ver­ sickerungsberechnungen durchgeführt werden. Die etwa Mitte 2017 neu erscheinende Dachbegrünungsrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. bedient sich erstmals des Begriffs „Reten­ tionsdach“ und verbindet dies mit einem Anstaudach plus gedrosseltem Ablauf. Ebenso werden Spitzen- und Jahresabflussbeiwerte in Abhängigkeit der Schichthöhe benannt und auf Langzeitsimulationen verwiesen. In der gleichen Richtlinie wird erstmals auf die ökologische Aufwertung von extensiven Dachbegrünungen hingewiesen.

Bild 5.  Neu: die Optigrün-Systemlösung „Retentionsdach“ mit der WetterApp-gesteuerten Drossel 4.0 „Smart Flow Control“

Retentionsdach und Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ Die Optigrün international AG hat diesen Entwicklungen Rechnung getragen und die Systemlösung „Retentionsdach“ Typ Drossel mit den Varianten „Gründach“ und „Verkehrs-

Bild 6.  Systemlösung „Naturdach“: Extensivbegrünung mit vielen Möglichkeiten ökologischer Aufwertung (Fotos/Grafiken: Optigrün)

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dach“ entwickelt. Damit gibt es nun innovative Lösungen, um einen vorgegebenen Maximalabfluss einzustellen und somit die Einleitbeschränkung in den Kanal zu erfüllen. Das Grundprinzip: Auf dem Dach wird ein Wasserspeicher (Stauraum) geschaffen, über dem zusätzlich entweder eine Dachbegrünung oder eine Verkehrsfläche eingebaut wird – das bedeutet also Retentionsraum plus zusätzliche Dachnutzung mit Begrünungs- bzw. Verkehrsfläche. Basis des Systems ist die Wasserretentionsbox WRB, mit der ein mögliches Wasseranstauvolumen von bis zu 140 l/m2 geschaffen werden kann. Aufgrund des integrierten Kapillarsystems wird das zwischengespeicherte Niederschlagswasser aus der Wasserretentionsbox WRB in den Begrünungsbau gezogen und über die Vegetation verdunstet – mit den verbundenen positiven Wirkungen, primär Kühlung und Stadtklimaverbesserung. Mit dem Retentionsdach Typ „Drossel“ lässt sich die maximale Abflussspende einstellen und bis auf 1–10 l/s × ha „drosseln“. Die Anstauhöhe kann mit dem Regenwassersimulationsprogramm RWS 4.0, basierend auf der Software STORM der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH, exakt berechnet werden. Darüber hinaus stellte die Optigrün international AG stellte kürzlich auf der Messe GaLaBau in Nürnberg erstmals die zum Patent angemeldete Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ vor. Das Funktionsprinzip: Es wird so viel Regenwasser wie möglich in der Wasserretentionsbox gespeichert und der Vegetation zur Verdunstung über Kapillarsäulen zur Verfügung gestellt. Ein verzögerter Abfluss erfolgt nur, wenn der Speicher voll ist. Ansonsten steht das Wasser wie oben beschrieben den Pflanzen zur Verfügung. Kündigt sich ein Regenereignis an, stellt die Drossel mittels einer über Internet verbundenen Wetter-App sicher, dass der Ablauf geöffnet und der Stauraum auf dem Dach wieder soweit verfügbar wird, dass die angekündigte Regenmenge auf­genommen werden kann. Wenn beispielsweise ein Stark­regenereignis von 35 mm angekündigt ist, lässt die Drossel vorher genau so viel Wasser ab. Der Abfluss vom Dach erfolgt i. d. R. nur vor einem Regenereignis – also dann, wenn die Kanalisation (noch) nicht belastet ist. Während eines Regenereignisses wird die Kanalisation durch den Regenrückhalt in den Wasserretentionsboxen auf dem Dach entlastet. Neue Entwicklungen wie präzisere Wettervorhersagen, verbunden mit einer Wetter-App-gesteuerten Ablaufdrossel, eröffnen damit neue technische Möglichkeiten, um das Retentionspotenzial von Dachbegrünungen wesentlich besser zu nutzen. Da die Drossel 4.0 „Smart Flow Control“ nicht nur automatisch, sondern auch manuell aus der Ferne überwacht und gesteuert werden kann, bieten sich auch für die kommunale und überregionale Wasserwirtschaft neue Möglichkeiten: Werden viele Dächer in einer Stadt mit dieser Technik ausgestattet und miteinander vernetzt, lassen sich Regenwasserhaushalt und Hochwasservorsorge flächendeckend aktiv steuern. So erhält jede Stadt die Möglichkeit, sich ein großes steuerbares Regenüberlaufbecken auf verschiedenen, jedoch miteinander vernetzten Dächern der Stadt anzulegen.

Systemlösung „Naturdach“: Biodiversität, Arten- und Naturschutz Dachbegrünungen vereinen eine Vielzahl positiver Wirkungen. Das vielleicht wichtigste und verständlichste Argu-

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ment „pro17.Gründach“ ist dessen Funktion als „ökologischer Dienstag, Januar 2017 15:06:56 Ausgleich“. Die Optigrün international AG hat schon vor über 20 Jahren mit ihrer „Naturdach“-Kampagne und der Systemlösung „Naturdach“ einen Gründachaufbau vorgestellt, der durch seine Biodiversität (Arten- und Strukturvielfalt) eine höhere ökologische Wertigkeit aufweist als vielfach umgesetzte einfache Sedum-Dächer. Jetzt finden sich entsprechende Hinweise auch in der FLL-Dachbegrünungsrichtlinie. Der Gründachaufbau ist mit seiner Pflanzenauswahl entscheidend für das Vorkommen von Tierarten auf dem Dach. Im Rahmen einer Dissertation sind über 120 Optigrün-Dachbegrünungen wissenschaftlich untersucht worden mit folgenden Ergebnissen: –– Dünnschichtige Extensivbegrünungen werden nur temporär von flugfähigen Tierarten besiedelt und müssen jährlich neu „erobert“ werden. Intensivbegrünungen sind über Jahre hinweg dauerhafte Lebensräume für Tiere. Frost- und trockenheitsempfindliche Bodentiere (z. B. Regenwürmer) können über Jahre hinweg nur überleben, wenn es entsprechende Rückzugsbereiche in Form von hohen Substrataufbauten gibt. –– Auf einer strukturiert und abwechslungsreich angelegten Begrünung finden sich die meisten Tierarten. Die ökologisch hochwertigste Begrünungsform ist eine Extensivbegrünung mit partiellen Substratanhügelungen und einer Sedum-Kraut/Gehölz-Vegetation mit kleinen Wasserflächen, Totholz und Kiesbereichen. Extensive

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und intensive Dachbegrünungen bieten einer Vielzahl an bodenbrütenden Vogelarten Bruthabitate.

Systemlösung „Naturdach“: Umsetzung in die Praxis –– Das „Naturdach“ ist nicht als starres System zu sehen, sondern als eine Gründachlösung, die gestaltete und abwechslungsreiche Begrünungen zulässt. Mittels unterschiedlicher Substrathöhen und der damit verbundenen hohen Pflanzenvielfalt sowie verschiedener Gestaltungselemente kann eine ökologisch hochwertige und optisch ansprechende Dachbegrünung geschaffen werden:

–– ––

–– –– Abweichend vom Basis-Gründachaufbau mit 10 cm Gesamthöhe kann das Optigrün-Extensivsubstrat Typ E ganzflächig oder in Teilbereichen um 5 bis 25 cm erhöht werden (extensiv bis einfach intensiv). Damit wird hohen Stauden und trockenheitsverträglichen Gehölzen das Überleben ermöglicht und frost- und trockenheitsempfindlichen Bodentierarten werden Rückzugsmöglichkeiten für ein dauerhaftes Überleben angeboten. –– Für eine Dachfläche mit einheitlich erscheinender artenreicher Blumenwiese, die von April bis Oktober blühen kann, empfiehlt sich die Verwendung nach spezieller Artenliste sowie nach Blütenfarbe und Blühzeitraum,

wie sie z. B. die Optigrün-Saatgutmischung Typ E bietet, eine langjährig bewährte Mischung in abgestimmter Zusammensetzung aus 30 Kräuter- und 9 Gräser-Arten oder auch Typ E „heimisch“. Pflanzungen in Feldern, die z. B. durch Kies- oder Splittstreifen abgetrennt sind (Pflanzbeete, Pflanzinseln). Kies-, Splitt- und Sandbereiche in verschiedenen Formen und Korngrößen. Temporäre Wasserflächen als Blickfang und Insektentränke sowie dauerhafte Teiche, die vielen Vögeln als Tränke dienen und zu einer größeren Artenvielfalt auf dem Dach beitragen. Wurzelstöcke und Totholz als Gestaltungselemente und Nisthilfe für Insekten, z. B. Wildbienen. Gunter Mann, Prokurist und Marketingleiter Optigrün international AG

Weitere Informationen: Optigrün international AG Am Birkenstock 15–19, 72505 Krauchenwies-Göggingen Tel. (07576) 77 20, Fax (07576) 77 22 99 info@optigruen.de, www.optigruen.de „Retentionsdach“: Webcode „web244“ „Naturdach“: Webcode „web230“

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Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de

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Redaktion Iris Kopf, Neuruppin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com

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