Ernst & Sohn Sonderheft Brandschutz 2017

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2017

Brandschutz

Ernst & Sohn Special Dezember 2017 A 61029

–  Brandschutzplanung –  Brandprüfungen –  Baulicher Brandschutz –  Türen und Tore –  Brandabschottungen und Fugenabdichtungen –  Be- und Entlüftung –  Rauch- und Wärmeabzugsanlagen –  Flucht- und Rettungswege

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Planen und Bauen digital

Hrsg.: Ernst & Sohn BIM – Building Information Modeling November 2017. 100 Seiten. € 25,–* Bestell-Nr.: 2134 1716 Auch als erhältlich

Hrsg.: Ernst & Sohn Bauprodukte digital April 2018. 100 Seiten. € 25,–* Bestell-Nr.: 2134 1808 Auch als erhältlich

Die einen halten Vorträge über die Digitalisierung des Bauens ohne die drei Buchstaben BIM, die anderen warten lieber noch mal ab und es soll hier und da auch noch jene geben, denen die drei Lettern ein Buch mit sieben Siegeln sind. Fest steht einstweilen nur, dass die BIM-Methode ein wesentlicher, doch nicht der einzige Aspekt der Digitalisierung des Bauens ist. Dem trägt das 2017er BIM-Special Rechnung. Es steht – vielleicht noch – BIM drauf, aber es ist Digitalisierung drin. Der Aufbau des Heftes spiegelt alle wesentlichen, aktuellen, aber auch grundsätzlichen Aspekte des Themas Digitalisierung des Baus. Dem Diskurs über das den Bau beherrschende Thema wird breiter Raum gegeben.

Bauprodukte digital heißt das neue Heft von Ernst & Sohn. Es nimmt die besondere Perspektive der Hersteller von Bauprodukten und Baustoffen auf das Thema Digitalisierung ein. Die Hersteller haben nicht weniger Arbeit mit der Bereitstellung relevanter und vor allem adäquat gefilterter Daten, als die Ingenieure und Architekten mit deren für das jeweilige Projekt geeigneten Zusammenstellung. Bauprodukte digital wird sich, in enger Zusammenarbeit mit products for BIM, diesem spannenden Feld, das kein Spannungsfeld sein muss …, widmen. Das Heft – wiederum als erstes seiner Art – behandelt ein Thema, das uns in den kommenden Jahren und Dekaden auch dann noch beschäftigen wird, wenn sich niemand mehr recht erinnern wird, was noch mal BIM war …

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Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG

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Editorial

Brandopfer sind vermeidbar

Jeden Monat verunglücken in Deutschland 35 Menschen tödlich durch Brände, die meisten davon in den eigenen vier Wänden. 95 % aller Brandtoten fallen nicht den Flam­ men zum Opfer, sondern sterben an einer Rauchvergiftung. Zwei Drittel aller Brandopfer werden nachts im Schlaf überrascht. Die jährlichen Folgen: rund 400 Brandtote, 4.000 Brandverletzte mit Langzeitschäden und über 1 Mrd. € Brandschäden im Privatbereich. Vier Fünftel der Brände entstehen in Privathaushalten, nicht in der Indu­ strie. Allerdings belief sich die Schadenssumme bei dem ­einen Fünftel der Brände im Industrie- und Gewerbe­bereich allein 2015 auf knapp 1,4 Mrd. € (GDV-Statistik 2016). Ursache für die ca. 200.000 Brände im Jahr ist aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht nur Fahrlässig­ keit. Sehr oft lösen technische Defekte, nicht mehr zeitge­ mäße Bauteile oder Baustoffe und fehlende bauliche und/ oder technische Brandschutzmaßnahmen Brände aus. Viele Bauten sind auch den zunehmend extremen Wetter­ ereignissen nicht mehr gewachsen, was zu Bauschäden führt, die Brände verursachen können. Wegen Platzmangel werden in eng bebauten Großstädten Rettungswege zum Problem. Unachtsamkeit, Vergesslichkeit, lange Reaktions­ zeiten und Panik können besonders ältere Menschen zu Opfern von Bränden machen. Darüber hinaus hat die TIBRO Sicherheitsforschung festgestellt, dass es eine Korrelation zwischen Gebäude­ höhe und sowohl Brandhäufigkeit als auch Personenscha­ denshäufigkeit gibt. Auch korrelierte bei den Untersuchun­ gen die Brandhäufigkeit mit zunehmendem Gebäudealter. Charakteristisch erscheint, dass Wohngebäude mittlerer Höhe (4 bis 7 Geschosse) eine höhere Ausprägung für Per­ sonenschäden und Brandhäufigkeiten zeigten als flache Gebäude und Hochhäuser. Bei höheren Gebäuden schei­ nen die hohen Sicherheitsstandards für Hochhäuser ge­ mäß Landesbauordnungen (LBO) zur Prävention beizu­ tragen, während der Wohnungsbau der Nachkriegsjahre (1950er- bis 1970er-Jahre) häufig auf viele Gebäude mittle­

Ernst & Sohn Special 2017 · Brandschutz

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rer Höhe setzte, ohne den Brandschutz kleinerer Gebäude signifikant zu übertreffen. Ab 22 m Höhe gilt in Deutschland ein Gebäude als Hochhaus. Der Brandschutz für die hiesigen Wolkenkrat­ zer ist über das Baurecht geregelt, und zwar über die „Mus­ ter-Hochhaus-Richtlinie“. Darin ist u. a. geregelt, welches Baumaterial verwendet werden darf, wie widerstandfähig dieses gegen Feuer sein muss und ob eine Feuerlöschan­ lage vorgeschrieben ist. Aber auch die Anzahl der Fluchtund Rettungswege ist in den Brandschutzbestimmungen geregelt. Brandschutzbestimmungen gelten jedoch lediglich für Neubauten. Angesichts immer wieder auftretender Brände sollten sie jedoch auch für bestehende Gebäude mittlerer Höhe und Hochhäuser gelten. Die baurechtlichen Vor­ schriften sollten entsprechend angepasst werden. Im Rah­ men der Diskussion über die mögliche Kostensenkung beim Wohnungsbau in einzelnen Bundesländern wird die Gestaltung der Rettungswege ebenfalls immer wieder the­ matisiert. Schwere Brände wie aktuell in London zeigen jedoch auf, dass ein Abbau der Brandschutzbestimmungen höchstkritisch zu sehen ist. Über all diese Themen wollen wir Sie in unserem dies­ jährigen Brandschutz-Special informieren. Zahlreiche Ex­ perten haben sich zu Wort gemeldet und informieren in ihren Fachbeiträgen über den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Brandschutz. Bei der Lektüre ihrer interessanten Artikel wünsche ich Ihnen viel Erkenntnisgewinn und neuen Wissensmehrwert.

Iris Kopf Redaktion Specials

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Inhalt

Das neue Institutsgebäude für Inklusionspädagogik auf dem Campus Golm der Universität Potsdam wurde als beispielhafter Bildungsbau ausgezeichnet. Dem Architekten Dr.-Ing. Haie-Jann Krause von der Inros Lackner SE ist es mit seinem Entwurf gelungen, das Thema Inklusion mit einer besonderen Fassadengestaltung und barrierefreien Innenraumgestaltung innovativ umzusetzen. Das neue Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 1.800 m 2 wird seit 2015 als Büro- und Lehrgebäude genutzt. Die Fertigteilkonstruktion des dreigeschossigen, quaderförmigen Modulbauwerks besteht aus einer tragenden Beton­skelettkonstruktion, an der die vorgefertigten, unterschiedlich großen CortenstahlPlatten montiert sind. Die Verkleidung mit voroxidierten Stahlplatten lässt die Gebäudehülle in verschiedenen Rosttönen erscheinen. (Foto: INROS LACKNER SE, s. Beitrag S. 75–76)

Special 2017 Brandschutz

EDITORIAL  3

Iris Kopf Brandopfer sind vermeidbar

BRANDSCHUTZPLANUNG  6

Karsten Foth, Martin Steinert, Melanie Karius, Nancy Langnickel Brandschutzplanung im Kontext urbaner Nachverdichtung

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Brandschutz im Schulbau Interview mit Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ziegler

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Matthias Thuro Gemeinsam ans Ziel: Das Brandschutzkonzept effektiver als bisher umsetzen

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Building Information Modeling und Brandschutz

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KATWARN Bevölkerungswarnung per SMS, E-Mail & App

BRANDPRÜFUNGEN 15

Ulrich Sieberath, Gerhard Wackerbauer, Anyke Aguirre Cano Prüfung des Feuerwiderstands: Prüftechnik für großformatige Bauteile

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Brandschutz: europaweit einmaliger Fassadenprüfstand eingeweiht

BAULICHER BRANDSCHUTZ

Ernst & Sohn Special 2017 Brandschutz A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Nachhaltiger, ökologischer Brandschutz mit Lackoptik

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Sylvia Heilmann Der Brand in London und die Fassaden in Deutschland

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Brandrisiko bei Wärmedämmverbundsystemen an der Fassade

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Adrian Dobrat Brandschutz für Flachdächer

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Rhenusspeicher Münster: hoher Brandschutz bei Sanierung eines Industriedenkmals

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Innovative Brandsperre in der Hamburger HafenCity

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Vorspreizender Nageldübel reduziert Montagezeit

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FeuerTRUTZ 2018 widmet sich aktuellen Themen im Brandschutz

42 High-Tech im Reinraum: rauchfreier Dämmstoff in einer neuen Penicillin-Produktionsstätte 45

Elbphilharmonie mit „Sprinkler Protected“-Award ausgezeichnet

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Einsatz von Schöck Isokorb® in nichtbrennbaren Fassaden

FENSTER, TÜREN, TORE 47 Learning and Library Center in Wien: Überkopfverglasung mit Herausforderungen und Hindernissen 49

Geprüfte Systemlösung: Transparenz und Funktion vereint

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Nachträglich dicht – gegen Schall, Zugluft und Rauch

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ochwertige Brandschutzsektionaltore für das neue ­Vertriebs- und Trainingszentrum H der Firma ABUS

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Sparen Sie nicht an Ihrer Sicherheit. 52 Brand- und Rauchschutzplattform: reduzierte Fertigungszeiten und effiziente Montage 52 Fachfortbildung für Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz

Sparen Sie sich Ihre Energiekosten!

BRANDABSCHOTTUNGEN, FUGENABDICHTUNGEN 53 Drei Schritte zur sicheren Abschottung brennbarer Rohre – Basiswissen für Planer und Ausführende 57 Nachträgliches Abdichten sichert Funktion von Gaslöschund Sauerstoff­reduzierungsanlagen 58

Im Brandfall die Kontrolle behalten

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Fugen in Massivdecken und -wänden sicher abschotten

BE- UND ENTLÜFTUNG 61

Nicht nur entrauchen – Lüftung von Aufzugschächten

63 Brandgas-Dachventilator als Dual-Use-Konstruktion spart Investitions- und Betriebskosten RAUCH- UND WÄRMEABZUGSANLAGEN 65 Entrauchungssicherheit durch komplette Steuerung für MRA und RWA aus einer Hand Thomas Hegger 66 Ganzheitliche Konzepte für einen optimalen Rauchschutz im Industriebau 71

Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten

72 Architektonisches Gestaltungselement und Rauchund Wärme­abzugsgerät nach DIN EN 12101-2 74

Kommunal- und Wohnbau: Lichtkuppel-Glas jetzt auch mit RWA-Funktion

75 Natürliche Entrauchungsanlage schützt Wartungshalle der Wiener Linien FLUCHT- UND RETTUNGSWEGE 77

Rauchfreie Rettungswege durch Entrauchungsklappen

79 Professionelle Brandschutzmaßnahmen in Fluchtund Rettungswegen sind ­elementar 81

F unktionale Schutzhaube über Brandmeldern reduziert Fehl­alarme

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Neue Brandöfen im ift-Technologiezentrum (TZ)

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Impressum

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Energiesparende Raumausleuchtung durch Lichtbänder mit integriertem Lüftungs- und Brandlüftungssystemen für die tägliche Lüftung und Entrauchung im Brandfall.

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Brandschutzplanung

Karsten Foth   Martin Steinert   Melanie Karius   Nancy Langnickel ■

Brandschutzplanung im Kontext urbaner Nachverdichtung Die Brandschutzplanung für Wohnungsbauten wird derzeit durch die zunehmende Enge in den Städten erschwert. Der Verzicht auf einen zweiten Rettungsweg kann unter bestimmten Randbedingungen legitim sein, ohne dass dadurch das Sicherheitsniveau gesenkt wird. Durch die frühzeitige Brandschutz­betrachtung in der Planung lassen sich auch bei unzulänglicher Straßenbreite geeignete Brandschutzlösungen finden. Der Wohnraum in den Städten wird immer knapper und die Städte reagieren mit Verdichtung. Dem Wohnungsmangel begegnet man mit Baulückenschließung, Dachgeschossausbauten oder Hochhäusern. Doch die Städte müssen nicht nur Raum schaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen, sie wollen auch in ihrer Mobilität nicht wesentlich eingeschränkt werden. Mobilität muss mit zeitlich, finanziell und ökologisch vernünftigem Aufwand möglich sein. Mit einem neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept von Längs- auf Querparken versucht man, diesem Mobilitätswunsch nachzukommen und gleichzeitig die Vielzahl an Autos im Stadtraum zu kompensieren. Trotz aller Platzkapazitätsprobleme sollen die Städte jedoch auch Erholungszonen bieten, attraktiver und grüner werden. Und so kommt Stadtbäumen eine besondere Bedeutung zu.

Verdichtungspolitik der Stadt im Widerspruch zu öffentlicher Sicherheit Die städtischen Maßnahmen zur Verdichtung sowie zur Steigerung der Attraktivität stehen jedoch oft im Widerspruch zur Sicherheit im öffentlichen Straßenraum und stellen auch den abwehrenden Brandschutz vor die Herausforderung, bei der Schaffung von mehr Wohnraum einen gleichbleibend hohen Sicherheitsstandard zu gewährleisten. In verstopften Straßen erhöhen sich die Einsatzzeiten der Feuerwehr, was sich wiederum auf Brandszenario, Brandausbreitung und die Brandbekämpfungsmöglichkeiten auswirkt. Die bislang bewährten Lösungsansätze scheitern zunehmend an den sich verändernden Zuständen in den Innenstädten. So wird es immer schwieriger, Menschen mit den Geräten der Feuerwehr zu retten, da der Rettungsweg von der Straße aus oft nicht mehr unproblematisch erreicht werden kann. Sinkt z. B. durch das Querparken die

Bild 1.  Verdichtetes Stadtmodell aus matchbox

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Bild 2.  Enge Straßenbilder, geprägt durch Stadtbäume und geänderte Parkraum­ ordnungen aus matchbox-Themeninsel „Urbane Verbindung“

Durchfahrtsbreite betroffener Straßen auf bis zu 3 m, können Hubrettungsfahrzeuge nicht aufgestellt werden, denn sie benötigen eine Breite von mindestens 5,50 m. Problematisch ist auch, dass Stadtbäume grundsätzlich nicht zurückgeschnitten, geschweige denn gefällt werden, um den Rettungsweg für einen Neubau (Dachgeschossausbau oder Lückenschließung) über die Feuerwehr-Drehleiter zu ermöglichen. Die Maßnahmen gehen soweit, dass der notwendige zweite Rettungsweg, der in Deutschland seit Jahrzenten in der Bauordnung verankert ist, in Frage gestellt wird bzw. sein Wegfall bedingt durch den Entfall von Anleiterstellen von den Bauaufsichten nicht beachtet und nicht geahndet wird. Dabei dient er als Fluchtweg zur Selbst- und Fremdrettung und für den Löschangriff der Feuerwehr.

Nutzungs- und bauliche Änderungen der vergangenen Jahre Um in die Planung der Städte der Zukunft zu schauen, lohnt sich ein Blick zurück, denn diverse positive Änderungen im Wohnungsbau und Nutzungsverhalten der Bewohner haben die Zahl der Toten durch Rauch, Feuer und Flammen in den vergangenen 30 Jahren halbiert, z. B. –– dichte und selbstschließende Türen zwischen Wohnungen und Treppenräumen für besseren Schall- und Einbruchsschutz, –– feuerhemmende und rauchdichte Türen zwischen Treppenräumen und Kellerräumen, –– konkrete Anforderungen an die Verlegung elektrischer Leitungen in Treppenräumen und Fluren, –– nichtbrennbare oder zumindest feuerhemmende Treppen, –– Rauchableitungsöffnungen aus Treppenräumen, –– massive Bauteile statt Holzbalkendecken, –– Rauchwarnmelder in Wohnungen, –– weniger offene Heizstellen (keine Öfen, keine Asche), –– hoher elektrischer Standard der Haushaltsgeräte, –– weniger Rauchen in den Wohnungen, –– selbstlöschende Zigaretten seit November 2011 (senkt die Zahl der durch Zigaretten verursachten tödlichen Unfälle um mehr als 40 %).

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Brandschutzplanung

Zukünftige Planungsanforderungen an den Brandschutz Trotz des reduzierten brandbedingten Todesrisikos stellt sich die Frage, was die veränderten Grundlagen und Ziele für die zukünftige Brandschutzplanung bedeuten. Für neue Wohnhochhäuser ergeben sich keine Anforderungen an die Aufstellflächen für die Rettungsgeräte der Feuerwehr, da diese nach der Muster-Hochhausrichtlinie geplant werden und keine Probleme hinsichtlich der Straßenenge haben. Aber für die Aufstockung bestendender Wohngebäude ergeben sich mit Bezug auf die bauordnungsrechtlichen Regelungen folgende Fragestellungen für den Brandschutz: – Fällt das Gebäude in eine neue Gebäudeklasse? – Wird durch die Aufstockung aus dem Gebäude ein Hochhaus (Fußboden des oberen Aufenthaltsraumes über 22 m)? – Entfällt der Bestandschutz durch eine Aufstockung? – Müssen die Geschossdecken (oft feuerhemmende Holzbalkendecken) und/oder die im Treppenraum vorhandenen dichten Türen durch selbstschließende Türen ersetzt werden? Festzuhalten ist, dass der Rettungsweg über das Gerät der Feuerwehr für die Aufstockung neu bewertet werden muss und in vielen Fällen festgestellt wird, dass die Rettung über die Hubrettungsfahrzeuge nicht möglich ist. Doch was geschieht in diesen Fällen mit dem darunter befindlichen Bestand? Muss das Sicherheitsniveau dort angepasst werden?

Auswirkungen auf die Planer Planer müssen sich zum einen darüber klar sein, dass es keine 100%ige Sicherheit geben kann und auch nicht geben muss. Die Bauordnung stellt das gesellschaftlich akzeptierte Sicherheitsniveau und damit die Planungsgrundlage dar. Der Architekt muss also auch in Zukunft die Bauordnung exakt lesen, um eine Planung zu machen, die die Brandschutzmaßnahmen auf das Nötigste beschränkt und nicht auf das Mögliche ausweitet. An Brandschutzsicherheit darf gespart werden, solange die öf-

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fentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet wird und wenn die aktuellen Erfahrungen zeigen, dass materielle Aufwendungen nicht erforderlich sind. Zum anderen ist es für den Planer wichtig, Brandschutzüberlegungen frühzeitig in die Planung einzubeziehen, also bereits in der Leistungsphase 2 zu prüfen, ob die Straße an einem aufzustockenden Bestandsgebäude breit genug ist, dass im Rettungsfall die Standardlösung (das Anleitern der Feuerwehr) greift, oder ob man andere Lösungen wie den Sicherheitstreppenraum benötigt und diesen dann entsprechend in die Planung einbezieht.

PROJEKTBEZOGENE LÖSUNGEN IM GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNISCHEN

BRANDSCHUTZ

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Lösungen zur Sicherstellung der Rettung Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Rettung lassen sich, wie im Arbeitsschutzgesetz priorisiert, entsprechend dem TOP-Prinzip in folgende Kategorien einteilen: – Technik – Organisation – Persönliche Schutzausrüstung. Zunächst gilt es, die technischen Lösungsmöglichkeiten auszunutzen und zu optimieren. Unumstritten ist, dass die Feuerwehr entsprechend § 3 des Feuerwehrgesetzes Gefahren der öffentlichen Sicherheit, beispielsweise durch Brände, abzuwehren hat, unabhängig davon, ob es sich um Neu- oder Bestandsbauten handelt. Daher muss bei der Frage des zweiten Rettungsweges über das Gerät der Feuerwehr grundsätzlich von einem einheitlichen Maßstab für Alt- und Neubauten ausgegangen werden und die Großstadtfeuerwehren müssen einen realistischen Platzbedarf für ihre Geräte angeben. Nicht passender Fahrzeugbestand der Feuerwehr ist entsprechend des Versorgungsgrundsatzes umzurüsten, wenn andere als die vorhandenen Hubrettungsfahrzeuge den tatsächlichen Straßenverhältnissen besser gerecht werden, z. B. durch eine variable Abstützung, mitlenkende Hinterachsen oder Knickgelenktechnik. Weitere technische Lösungsmöglichkeiten für das Problem können politisch vorangetrieben und ermöglicht werden, indem die Schutzziele

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Brandschutzplanung

len. Doch auch für diese Lösung muss die absolute Forderung, dass Feuer und Rauch nicht in den als Sicherheitstreppenraum geltenden Treppenraum eindringen dürfen, herabgesetzt werden. Beide Lösungsvorschläge wurden im Juni 2017 auf der von hhpberlin organisierten jährlichen Großveranstaltung matchboxLive in zwei Großversuchen präsentiert.

Innovative Weiterbildung im Bereich Brandschutz mit matchbox Bild 3. Knickgelenktechnik

angepasst werden. Aus Hamburg und Berlin gab es Vorschläge, den ersten baulichen Rettungsweg durch das Treppenhaus so sicher zu machen, dass auf den zweiten Rettungsweg über die Leitern der Feuerwehr komplett verzichtet werden kann. Berlin hat das Sicherheitsniveau von Sicherheitstreppenräumen abgestuft, Sicherheitstreppenräume für Wohngebäude mit nichtbrennbaren Fassaden und spezielle Brandschutzanforderungen an Wohnungseingangstüren, Flur und den Weg in den Treppenraum definiert und dies als baulich umsetzbare, wirtschaftliche Alternativlösung für den Neubau vorgestellt. Der Vorschlag wurde in Berlin bereits in geltendes Recht umgesetzt. Hamburg beschreibt in seinem Pilotprojekt ebenfalls einen Lösungsansatz für Bestandsgebäude unterhalb der Hochhausgrenze. Dafür werden die Wohnungen in einem bestehenden Wohnhaus mit zusätzlicher Brandschutztechnik (Rauchmeldern, Nebelwasserdüsen etc.) ausgestattet, die die Wohnungstür vor dem Durchbrennen schützen bzw. eine Brandausbreitung in den Flur unterbinden sol-

Bild 4.  Modell auf der matchboxLive am 01.06.2017 in Gelnhausen

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Was ist matchbox? Hierzu ein kleiner Exkurs: matchbox ist ein innovatives Lernkonzept. Ausgehend von der Tatsache, dass in einer zunehmend vernetzten, komplexen Welt, die von stetem Wandel geprägt ist, Zusammenhänge, Regeln und Gesetze häufig unüberschaubar werden, ist es wichtig, sich immer schneller neues Wissen anzueignen. Um Schritt halten zu können, benötigt man dafür praxisnahe und nachhaltige Weiterbildung. Der Wandel betrifft auch die Bereiche Brandschutz und Sicherheit (innovative Baustoffe, neuartige Bauweisen und besonders die Digitalisierung). Das matchbox-Konzept beruht auf aktivem Ausprobieren und Erleben, statt passivem Zuhören und Zu­ sehen. Denn nachhaltiges Lernen hängt maßgeblich vom Grad der physischen und psychischen Aktivierung ab. Werden im Vermittlungsprozess möglichst viele Sinne angesprochen, generiert das selbständige Handeln eine besonders hohe Verarbeitungstiefe, mit deren Hilfe die gewonnenen Erkenntnisse umfassend und sicher in den Arbeitsalltag übertragen werden können. Schon Konfuzius hat erkannt, dass eine effektive Wissensvermittlung zwischen Sender und Empfänger nicht einseitig verläuft: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“ Leider sehen Weiterbildungen im Bereich Brandschutz meist vollkommen anders aus: mit langatmig vorgetragenen Regeln, auswendig gelernten Paragrafen und physikalischen Grundlagen ohne Praxisbezug. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte hhpberlin im Jahr 2014 die matchbox-Idee. Hier werden die Inhalte und das Zusammenwirken des vorbeugenden mit dem abwehrenden Brandschutz anhand interaktiver Experimente vermittelt. Diese Experimente veranschaulichen komplexe physikalische und juristische Zusammenhänge und geben den Teilnehmern die Möglichkeit, die Ziele und Hintergründe einer Brandschutzregel am konkreten Beispiel nachzuvollziehen und zu verstehen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können sie im Rahmen ihrer Tätigkeit kompetenter agieren, indem sie die allgemein gehaltenen Regeln der Bauordnung fallbezogen richtig anwenden können. Zudem müssen sich Planer heute vermehrt mit den individuellen Wünschen der Bauherren auseinandersetzen. Um sie erfüllen und gleichzeitig die Schutzziele einhalten zu können, bedarf es einer auf den Einzelfall angepassten Gestaltung. Hier helfen keine auswendig gelernten Standardlösungen, sondern nur ein grundlegendes Verständnis der Zusammenhänge. Erst dieses Begreifen versetzt den Planer in die Lage, die Schutzziele mit alternativen Lösungsansätzen zu erfüllen, die oft sogar noch besser und wirtschaftlicher sind als die Standardlösung.

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Brandschutzplanung

Das Bildungskonzept matchbox wird in verschiedenen erlebnisorientierten Formaten angeboten: –– matchboxLive: größte matchbox-Veranstaltung mit thematisch abgestimmtem Experimente-Parcours und Großversuchen –– matchboxMini: mobile Version der Großveranstaltung mit ausgewählten Experimenten für Schulungszwecke –– matchboxAnalytics: Auswertung und Analyse ausgewählter matchboxLive-Versuche und aktueller Themen und deren Betrachtung im Wechselspiel von Wissenschaft und Praxis –– matchboxSchool: individuelle Lernpakete zur Weiterbildung mit Experiment- und Theorieteil –– matchboxTrainer: Ausbildung zum Trainer, um Experimente selbst anzuleiten und durchzuführen. Ziel der beiden oben genannten matchboxLive-Großversuche, in denen das Hamburger und das Berliner Modell vorgestellt wurden, war es, Erfahrungswerte zum Sicherheitsniveau dieser Vorschläge zu gewinnen. In den Versuchen wurden Wohnungsbrände simuliert und mit Mess- und Videotechnik dokumentiert. Anhand von Dioramen wurden die Versuchsaufbauten veranschaulicht und die Teilnehmer erhielten die Möglichkeit, über die Vor- und Nachteile der einzelnen Versuchsaufbauten zu diskutieren. Eine organisatorische Lösung zur Verbesserung der Rettungswegsituation wäre z. B. eine flächendeckende Aufklärung mit dem Appell, dass Menschen in den Wohnungen verbleiben, die nicht vom Brand betroffen sind und in denen die baulichen Voraussetzungen gegeben sind, um im Brandfall nicht unnötig die Feuerwehr zu beschäftigen. Derartige Maßnahmen wären dann im Sinne einer allgemeinen Brandschutzaufklärung als Bestandteil von Bildung und Erziehung gesetzlich zu regeln, wie es beispielsweise im Brandschutzgesetz der DDR der Fall war. Persönliche Schutzausrüstungen zur Sicherstellung der Rettung sind nach der Rangfolge im Arbeitsschutzgesetz nur dann einzusetzen, wenn technische und organisatorische Maßnahmen nicht umgesetzt werden können. Dazu zählen Rettungs- und/oder Fluchthauben, um Personen durch verrauchte Bereiche zu führen. Durch diese erübrigt sich heute in vielen Fällen eine Rettung über die Feuerwehrleitern.

Fazit Um die Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz unter den Bedingungen immer enger werdender Städte erfüllen zu können, muss die Politik klare Entscheidungen bei der Förderung von günstigem Wohnraum in großen Städten treffen. Berlin hat in der Vergangenheit konkrete Erleichterungen für Dachaufstockungen oder für Wohnhochhäuser beschrieben, die den zweiten Rettungsweg überflüssig machen.

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Bild 5.  Großversuch Hamburger Modell auf der matchboxLive am 01.06.2017 in Geln­ hausen (Fotos: hhpberlin)

Vor allem unter Beachtung des oben beschriebenen reduzierten brandbedingten Todesrisikos ist gegenwärtig der Verzicht auf einen zweiten Rettungsweg unter bestimmten Randbedingungen gegenüber dem Großteil des Wohnungsbestands grundsätzlich legitim, ohne dass dadurch das Sicherheitsniveau gesenkt wird. Die Feuerwehr muss realistische Mindestanforderungen an die Aufstellflächengröße definieren und den Fahrzeugpark ggf. an das notwendige Minimum anpassen. Ein Zusammenschluss der großen deutschen Städte bezüglich eines Anforderungsprofils und gemeinsame Ausschreibungen bei der Fahrzeugbeschaffung wären dafür hilfreich. Für Architekten ist die frühzeitige Brandschutzbetrachtung bei der Planung zeit- und geldsparend. Ein Sicherheitstreppenraum im Gebäude kann bei unzulänglicher Straßenbreite eine geeignete Brandschutzlösung darstellen. Auf dieser Grundlage können Bauherren mit Hilfe eines starken Planungsteams einen Brandschutz planen, der auf das Nötigste beschränkt, aber weder unsicher noch gesellschaftlich inakzeptabel ist. Es werden Maßnahmen benötigt, die den Preis senken, aber nicht die Planungskosten. Weitere Informationen: hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH Dipl.-Ing. Karsten Foth, Geschäftsführender Gesellschafter M. Eng. Martin Steinert, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz MA Melanie Karius, Redakteurin Dipl.-Medienwiss. Nancy Langnickel, Redakteurin Rotherstraße 19, 10245 Berlin Tel. (030) 89 59 55 0, Fax (030) 89 59 55 91 01 email@hhpberlin.de, www.hhpberlin.de

Weiterführende Links: http://www.hhpberlin.de/ https://matchbox.hhpberlin.de/de/start http://matchbox.hhpberlin.de/de/collections/experimente/digitale-werkzeuge.html https://u.hhpberlin.de/de/start https://www.safetynext.one/de

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Brandschutzplanung

Brandschutz im Schulbau Interview mit Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ziegler Wettbewerbsphase/Vorentwurfsphase müssen mindestens die Lage, Dimension und bauliche Ausprägung von Zugängen, Erschließung und Treppenräumen definiert werden. Ebenso wichtig ist die Festlegung von Brandabschnitten.

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ziegler, pbr, München

Bei den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen des Brandschutzes im bayerischen Schulbau geht es auch um den Neubau des Gymnasiums Trudering ein, das als erste Schule in München einem Konzept mit offenen Lernlandschaften folgt. Der Feueralarm schallt durch die Schule. Schüler folgen dem Lehrer über das Treppenhaus zum Sammelpunkt auf dem Sportplatz. Dieses Mal ist es nur eine Übung. Damit auch im Brandfall Schüler und Lehrer schnell und unversehrt das Gebäude verlassen können, wird bereits während der Planung der Schule ein Brandschutzkonzept von einem Fachplaner entwickelt und über die folgenden Leistungsphasen umgesetzt. Wie hat sich der Schulbau in den vergangenen Jahrzehnten verändert und wie muss der Brandschutz darauf ­reagieren? Thomas Ziegler: Früher kannten wir die klassischen Flur/ Klassenraumschulen, dann die Hallenschulen aus den 1970er-Jahren mit der größeren Offenheit rund um eine zentrale Aula/Pausenhalle und heute reden wir von Lernlandschaften mit maximaler Offenheit und Transparenz. Hier stehen die Kommunikation und der notwendige Rückzug im Fokus der Planer. Es ist essenziell, in einer sehr frühen Planungsphase die Kenntnisse des vorbeugenden Brandschutzes einfließen zu lassen. Bereits in der

Bild 1.  Gymnasium Trudering.München (Foto: felix schürmann ellen dettinger archi­ tekten)

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Welche Rolle spielen dabei die Bauordnung und die ­Schulbau-Richtlinie? Thomas Ziegler: Die Bayerische Bauordnung (BayBO) bildet die Grundlage der weiteren Planung. Sie wird durch die Schulbau-Richtlinie ergänzt. In Bayern ist die Schulbaurichtlinie jedoch keine eingeführte technische Baubestimmung, sondern kann nur als sogenannte allgemeine Regel der Bautechnik herangezogen werden, wenn es um Erleichterungen bzw. Abweichungen von der Bauordnung geht. Wir unterscheiden nutzungsspezifische Funktionen und besondere bauliche Ausprägungen nicht nur zwischen Grund-, Hauptschulen und Mittel- bzw. Realschulen oder Gymnasien, sondern auch zwischen Sonderschulformen, z. B. für Menschen mit Behinderungen, für Inklusion und diverse Formen der Erwachsenenbildung. Hier ist es unabdingbar, die Bauordnung als Grundlage der Planung sinnvoll zu interpretieren, Erleichterungen und Abweichungen zu beantragen und durch Kompensationsmöglichkeiten gemäß Art. 63 BayBO auch genehmigungsfähig zu machen. Dies bedeutet die Aufstellung eines schutzzielorientierten Brandschutzkonzeptes mit entsprechender Gefahrenbewertung und Risikobetrachtung. Worauf ist beim Erstellen eines Brandschutzkonzepts für Sonderbauten zu achten? Thomas Ziegler: Eine besondere Herausforderung bei der Planung von Sonderbauten ist häufig das Fehlen brandlastfreier notwendiger Flure gemäß der Bauordnung als erste Flucht- und Rettungswege. Die Lösung kann hier nur durch das Zusammenspiel von baulichem, anlagentechnischem und betrieblich-organisatorischem Brandschutz gelingen. Hier stellt sich die Frage, wo bzw. wie Elektroanlagen mit den zugehörigen Trassen und Verteilungen sinnvoll eingeplant werden können. Wie ist der Umgang mit Lüftungstechnik/Überströmklappen z. B. im Passivhausstandard? Wie und wo werden Arbeitsergebnisse präsentiert, ausge-

Bild 2.  Eingangsbereich des Gymnasiums Trudering

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Brandschutzplanung

stellt oder welches Informationssystem, analog oder digital, kommt zum Einsatz? Der zweite Fluchtweg ist bei Sonderbauten in der Regel baulich auszubilden. Es sind somit mindestens zwei voneinander unabhängige Treppenräume notwendig, die bei Abweichungen von den Anforderungen an den notwendigen Flur nicht über diesen gleichen notwendigen Flur erreichbar sein dürfen. Daraus resultieren Kompensationsmöglichkeiten mittels by-pass-Fluchtwegen mit nicht verschließbaren Türen, eventuell Fluchtbalkone oder situationsbedingt eines erhöhten anlagentechnischen Brandschutzes durch den Einbau von Brandmeldeanlagen. Wie sind aus brandschutztechnischer Sicht Schulen mit Lernlandschaften zu beurteilen? Thomas Ziegler: Diese Schulen sind geprägt von Offenheit, Transparenz, viel Tageslicht und multifunktionalen Flächen, die gegebenenfalls den Flurzonen zuordenbar sind. Hier spielt das Aufstellen eines qualifizierten und schutzzielorientierten Brandschutz-konzeptes eine wesentliche Rolle, um die Architektur zu unterstützen. Es ist notwendig, eine Gefahrenbewertung und eine Risikobetrachtung vorzunehmen, um die Entwurfsideen des planenden Architekten zur Genehmigung und Ausführungsreife zu bringen. Beim Neubau des Gymnasiums Trudering in München wurde ich bereits bei der Erstellung des Vorentwurfs mit der Fachplanung Brandschutz durch das Baureferat beauftragt und habe das Bauvorhaben vom Vorentwurf bis zur Übergabe fachkompetent begleitet. Dieses Gymnasium für 1.200 Schüler ist das erste in München, das der neuen Schultypologie mit offenen Lernlandschaften folgt. In diesem Gebäude sind darüber hinaus ein Versammlungsraum bzw. Aula auch für externe Nutzungen sowie eine über mehrere Stockwerke offene Pausenhalle mit anschließender Mensa und Küche enthalten. Weitere Funktionsstellen sind eine 3-fach Sporthalle mit Tribünenanlage für Vereinssport und eine Tiefgarage. Welche Brandschutzlösung wurde für das Gymnasium Trudering entwickelt? Thomas Ziegler: Der Vorentwurf zeigte bereits Möglichkeiten zur Aufteilung in einzelne Brandabschnitte. Die Treppenräume wurden geschickt zwischen die ablesbaren Lernhäuser eingeschoben. Ein wesentlicher Entwurfsgedanke war die Offenheit und Transparenz in den Flurbereichen

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Bild 3. Innenansicht des Gymnasiums Trudering (Fotos 2 und 3: Benno Steuernagel­ Gniffke, München)

teilweise über Stockwerke hinweg. Die Hauptaufgabe bestand darin, Fluchtwege so zu organisieren, dass die bauliche Flexibilität und Transparenz nicht eingeschränkt wird. Für die offene Gestaltung der sogenannten „Spielflure“ und die Einbauten von Lehrer- und Schülercafé im Erdgeschoss mussten Kompensationen unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen und funktional sinnvollen Einsatzes von Elementen des anlagentechnischen Brandschutzes gefunden werden. Das Gebäude erhielt eine Brandmeldeanlage zur Früherkennung von Bränden und daraus resultierender rechtzeitiger Räumung und Brandbekämpfung. Der Einsatz von selbstständigen Löschanlagen wurde auf Räume mit besonderer Brandgefährdung, u. a. die offenen Lehrerund Schülercafés, ohne brandschutztechnischen Raumabschluss und den Kochbereich der Küche mittels lokalen Feinsprühlöschanlagen begrenzt. Rauchschutzvorhänge können im Bereich der offenen Treppen, auch Himmelsleitern genannt, die Rauchausbreitung über mehrere Geschosse verhindern, da sie nicht für Fluchtwege zur Verfügung stehen. Im Bereich des betrieblich-organisatorischen Brandschutzes ist natürlich die Mitwirkung der Nutzer unabdingbar. Die Mitwirkungspflicht ist in einer umfangreichen Beschreibung zur Brandschutzordnung festgelegt.

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Brandschutzplanung

Matthias Thuro

Gemeinsam ans Ziel: Das Brandschutzkonzept effektiver als bisher umsetzen Das Brandschutzkonzept ist fertig – die Schutzziele sind formuliert. Eine Mitarbeit des Konzepterstellers am Ausführungsprozess ist in der Regel nicht vorgesehen. Wäre er jedoch weiter beteiligt, könnte die Umsetzung leichter und wirtschaftlicher sein. Eigentlich ist es nicht schwierig, ein Brandschutzkonzept effektiv und wirtschaftlich umzusetzen – vorausgesetzt, man arbeitet fachübergreifend zusammen. Was nicht un­ bedingt der gängigen Praxis entspricht, bringt handfeste Vorteile: die Mitarbeit des Konzepterstellers am Ausführungsprozess – auch wenn diese Leistung in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) nicht aufgeführt ist. Denn sitzt er beim Bauherrn, Architekten oder Fachplaner mit am Tisch, sind viele Nachfragen zum Brandschutzkonzept überflüssig oder können direkt geklärt werden – z. B. ob die geplante Variante mit dem Konzept überhaupt in Einklang zu bringen ist oder ob sie vom Ersteller erst noch freigegeben werden muss. Diese Vorgehensweise spart viel Zeit ein: Der Konzeptersteller kann die Fachplaner, die das Konzept umsetzen werden, dahingehend beraten, wie sie die im Brandschutzkonzept formulierten Schutzziele realisieren sollten. Unter Umständen lassen sich auch hohe Kosten vermeiden. Denn werden brandschutztechnische Vorgaben nicht so umgesetzt, wie es notwendig wäre, müssen Korrekturen vorgenommen werden. Im schlimmsten Fall müssen sogar Bauteile wieder entfernt und durch andere ersetzt werden.

Beispiel: Logistikzentrum-Neubau Warum sich die fachübergreifende Zusammenarbeit lohnt, zeigt das Beispiel eines Logistikzentrum-Neubaus bei ei-

Bild 2.  Sicherung Brandschutztor

nem Automobilzulieferer. Der Bau sollte an ein Bestandsgebäude angebaut werden – getrennt durch eine Brandwand in massiver Bauweise. Der Plan sah zwei Bereiche vor: einen 6.000 m2 großen Lager- und Logistikbereich und einen baulich abgetrennten Bereich für ein Zwei-Zonen-Hochregallager mit 3.800 m2 Nutzfläche. Der Bauherr beauftragte die Experten des Kompetenzzentrums Brandschutz der TÜV SÜD Industrie Service GmbH mit der Erstellung des Brandschutzkonzepts. Ein Architekturbüro übernahm die Bauplanung. Die TÜV SÜD-Experten wurden schon in einer sehr frühen Phase der Bauplanung beteiligt. Sie verfassten ein Eckpunkte­ papier und legten Rechtsgrundlagen sowie weitere brandschutzrelevante Themenschwerpunkte fest, z. B. welche Brandmeldetechnik, Rauchabzugsgeräte und Löschanlagen verwendet werden sollten. Sie definierten, wie die Löschwasserversorgung sicherzustellen ist, aber auch, wie die Anforderungen an die Flucht- und Rettungswege zu

Bild 1.  Entwurfsplanung der Sprinkleranlage für den Neubau eines Logistikzentrums bei einem Automobilzulieferer (Grafik: Erwin Knosp GmbH)

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Bild 3.  Löschtechnik mit Sprinklern (Fotos 2 und 3: TÜV SÜD)

erfüllen sind. Alle Beteiligten einigten sich auf die zum Einsatz kommenden Bauprodukte – ein wichtiger Schritt in Anbetracht der geänderten Rechtslage bei der CE-Kennzeichnung. Zum Schluss stimmten sie das Eckpunkte­ papier zunächst intern, dann mit der zuständigen Brandschutzdienstelle ab. Erst dann erstellten die Experten von TÜV SÜD das eigentliche Brandschutzkonzept. Es wurde Bestandteil der Bauantragsunterlagen.

Effektives und wirtschaftliches ­Löschsystem Beim Logistikzentrum-Neubau wurde auch der Fachplaner für Löschtechnik frühzeitig in die Planungen eingebunden. Sein Entwurf wurde dem Brandschutzkonzept als Anlage beigefügt. Der Fachplaner wählte als geeignete automatische Löschanlage eine Sprink­ leranlage aus. Der Entwurf sah vor, die im Bestand bereits vorhandene Sprinkleranlagen-Wasserversorgung mit zu nutzen und für die Löschanlage des Neubaus zusätzlich ein neues Dieselpumpenaggregat zu installieren. Dieses Vorhaben stimmte er mit dem Gebäudeversicherer ab. Die neue Pumpe sollte im Brandfall Wasser aus dem im Bestand vorhandenen, ausreichend großen Vorratsbehälter entnehmen. Die bereits existierenden Pumpen sollten weiterhin die Sprinkler­anlagen in den Bestandsbauten versorgen. Die Sprinkleranlage für den Bereich des

Hochregallagers musste für unterschiedliche Ebenen und zusätzlich für drei Varianten der Wechselplatzlagerung ausgelegt sein. Realisiert wurde dies mit zwölf Deckensprinklern und 14 Regalsprinklern, je sieben auf zwei Ebenen. Dies sollte dem Automobilzulieferer ermöglichen, im Hochregallager nichtkartonierte Kunststoffe zu lagern. So entstand ein effektives und wirtschaftliches Löschsystem. Auch bei diesen Planungsschritten war der Konzeptersteller, also TÜV SÜD, eingebunden. Als Vorteil erwies sich dabei, dass die Experten das Brandschutzkonzept im Detail am besten kannten und das Gesamtschutzziel stets im Blick hatten. Zudem begleiteten sie die Bauausführung und unterstützten die Bauleitung bei der technischen Umsetzung im Rahmen gemeinsamer Baustellenbegehungen.

Verzahnung der Fachgebiete Das Bespiel des LogistikzentrumNeubaus zeigt sehr gut, warum sich beim Brandschutz die diversen Fachgebiete verzahnen sollten. TÜV SÜD empfiehlt, jedes Brandschutzkonzept in enger Abstimmung mit dem Ersteller umzusetzen. Idealerweise wird es fortgeschrieben, damit bei der Bau­ fertigstellung ein detailliertes Brandschutzkonzept vorliegt, u. U. mit Ergänzungen der Fachplaner. Die ­ Endfassung ist Teil der Gebäudedokumentation und Basis für erforderliche Prüfungen sowie für Umbauten und Nutzungsänderungen.

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Weitere Informationen: TÜV SÜD Industrie Service GmbH Kompetenzzentrum Brandschutz Dipl.-Ing. (FH) Matthias Thuro Leiter Kompetenzzentrum Brandschutz öbuv. SV für vorbeugenden Brandschutz Lehrbeauftragter an der HS München Benzstraße 17, 89079 Ulm Tel. (0731) 49 15-227 matthias.thuro@tuev-sued.de www.tuev-sued.de/is

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Brandschutzplanung

Building Information Modeling und Brandschutz Wer kennt es nicht? Konflikte am Bau stehen auf der Tagesordnung. Kaum ein anderes Thema generiert so viele Streitigkeiten wie die Rechtsgebiete Bau- und Architektenrecht. Ein Lösungsansatz dafür ist die digitale Darstellung physischer und funk­tionaler Merkmale einer Anlage bzw. eines Bauwerks. Durch Schaffung eines gemeinsam nutzbaren Pools relevanter Daten entsteht eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage während der gesamten Bauphase des Bauwerks, von der frühesten Idee bis hin zum Rückbau. Unter Building Information Modeling (BIM) wird in der Baubranche eine interdisziplinäre und vernetzte Arbeitsweise im Planungs- und Abwicklungsprozess verstanden, welche die Effizienz und Qualität im Bauprozess steigern soll. BIM basiert auf digitalen Gebäudemodellen, d. h. vor der Realisierung wird das Bauwerk als Modell im Computer gebaut – „build digitally first“. Der Vorteil gegenüber anderen Systemen ist, dass diese Modelle nicht nur rein geometrische Daten für eine dreidimensionale Darstellung oder die Ermittlung von Mengen enthalten, sondern auch alphanumerische Daten zu den einzelnen Bauteilen wie Materialeigenschaften, Kosten, Termine und dergleichen in das Modell integrieren. Somit werden alle enthaltenen Informationen in einer Datenbank gespeichert und sind – im Idealfall – für alle Projektbeteiligten nutzbar. Der große Vorteil liegt darin, dass alle Beteiligten mit dem demselben Datenmodell arbeiten und BIM als eine Art Universalwerkzeug während des gesamten Bauprozesses fungiert. BIM bringt noch weitere Vorteile mit sich: gesteigerte Qualität, Termin- und Kostensicherheit, erweiterte Planungskompetenz, Transparenz und Kontrolle im Planungsprozess. In Deutschland kommt dem Thema Building Information Modeling höchster Priorität zu. Nach einer Vorbereitungsphase bis 2017 und einer Pilotphase bis 2020 soll BIM ab 2020 in allen neuen öffentlichen Projekten zur Anwendung kommen. Das digitale Planen und Bauen soll bundesweit zum Standard werden und gilt als Modernisierungs­ offensive für die weltweit tätige deutsche Bauindus­trie. Die Software kann aber nur reibungslos funktionieren, wenn die Kommunikation gelingt bzw. Störungen frühzeitig erkannt und geklärt werden. Dazu ist jedoch eine noch engere Vernetzung und Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten gefragt.

BIM und Brandschutz Der Vorteil dieses Ansatzes liegt in der frühestmöglichen Erkennung von Brandschutzkonflikten, die ohne BIM erst beim Bauen erkannt werden würden. BIM kann z. B. die Mindestbreite von Rettungswegen speichern. Der Architekt bekommt schon bei der Planung die Meldung, dass dieser Rettungsweg zu eng geplant ist und kann entsprechend reagieren. Mit hinterlegten Bauteilatributen kann eine zulassungskonforme Aussparungsplanung in der Haustechnik gewährleistet werden. BIM bildet somit eine entscheidende digitale Schnittstelle für Architekten und Fachplaner des Brandschutzes und darf in seiner Bedeutung nicht unterschätzt werden. Celsion legt aufgrund der vielen Vorteile, die diese Modernisierung mit sich bringt, großen Wert auf modulares Bauen. Aus diesem Grund wurde Ulrich Eix, Rechtsanwalt/Fachanwalt für Bau-und Architektenrecht, zum vergangenen Celsion Symposium „Brandschutz-Fachseminar“ in das Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages in Berlin als Referent eingeladen. Er referierte zum Thema BIM und hielt einen außergewöhnlichen und informativen Vortrag über alles, was man über BIM wissen sollte. Aufgrund der Brisanz des Themas wird Celsion auch in den zukünftigen Symposien das Thema BIM immer wieder mit aufgreifen. BIM gilt als die Zukunft der Bauindustrie, und laut einer Studie der EU können darüber hinaus mindestens 100 Milliarden Euro eingespart werden. Österreich ist für dieses Modell mit den Standards der Reihe ÖNORM A 6241 bereits bestens gerüstet, während auf europäischer Ebene noch an einem solchen Regelwerk gearbeitet wird. Die Grundlagen für „Best Practice“ sind also schon verfügbar und werden von einigen Auftraggebern bereits in ihren Ausschreibungen gefordert.

Weitere Informationen: Celsion Brandschutzsysteme GmbH Caminaer Straße 10, 02627 Radibor Tel. (03591) 270 78-0, Fax (03591) 270 78-19 office@celsion.de, www.celsion.de

KATWARN Bevölkerungswarnung per SMS, E-Mail & App KATWARN ist ein Warnsystem der Berliner Feuerwehr, das bei Unglücksfällen zusätzlich zu den allgemeinen Informationen der Feuerwehr und der Polizei über das Radio die betroffenen Bürger direkt per SMS, E-Mail oder Handy-App informiert. Die Warnungen werden im Gefahrenfall von der Feuerwehr ausgegeben und enthalten Kurzinformationen zur Gefahr (z. B. Großbrand oder Gefahrgutunfall) sowie Verhaltensempfehlungen. Wer sich bei KATWARN anmeldet, erhält in Zukunft automatisch eine Warnung, wenn für den Wohnort eine Gefahrenlage gegeben ist. Die Anmeldung erfolgt über die Service-Nummer (0163) 755 88 42 mit dem Stichwort „KATWARN“ und der Angabe des Postleitzahlengebietes, für das der Interessent die Warnung erhalten will. Wer zusätzlich eine Warnung

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per E-Mail erhalten möchte, kann seine E-Mail-Adresse beifügen. Außer dem üblichen SMS-Preis des Mobilfunk­ anbieters für die Anmeldungs-SMS entstehen keine weiteren Kosten. Eine Abmeldung kann jederzeit erfolgen. Noch komfortabler ist die Nutzung der KATWARNApp. Diese gewährleistet ortsbasierte Benachrichtigungen, unabhängig eines Postleitzahlengebietes. Der Nutzer erhält dann aktuelle Gefahrenmeldungen für das Gebiet, in dem er sich gerade aufhält. iPhone-Nutzer können die App im Store runterladen. Weitere Informationen:

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Brandprüfungen

Ulrich Sieberath   Gerhard Wackerbauer   Anyke Aguirre Cano ■

Prüfung des Feuerwiderstands: Prüftechnik für großformatige Bauteile Das ift-Brandschutzteam unter Leitung von Dr. Gerhard Wackerbauer und Anyke Aguirre Cano prüft seit vielen Jahren den Feuerwiderstand und das Brandverhalten von Bauelementen und Baustoffen. Dabei kommt es vor allem auch auf die exakte Steuerung der Brandprüfung nach normativen Vorgaben mit entsprechenden Toleranzen an. Nein, im „Prüffeuer“ des ift Technologiezentrum in Rosenheim werden keine „Zauberringe“ geschmiedet, sondern 20 Brenner mit je 600 kWh Leistung entfachen ein „Normfeuer“ mit bis zu 1.200 °C, das exakt der Einheits-Tempe­ raturzeitkurve (ETK) gemäß EN 1363-1 entspricht. Damit kann der Feuerwiderstand von Türen, Toren, Wänden, Verglasungen und anderen Bauelementen geprüft werden, um sicher zu stellen, dass diese auch bei einem Brand für 90 Minuten und mehr standhalten. Falls die Brandschutzelemente im Ernstfall versagen und Menschen zu Schaden kommen, wird üblicherweise die Justiz aktiv, um die Ursachen zu untersuchen. Dann wird das „Unterste nach oben gekehrt“ und natürlich auch untersucht, ob die eingesetzten Brandschutzelemente funktioniert haben, die notwendigen Prüfzeugnisse vorliegen und ob diese den Vorschriften entsprechen. Fassaden, Verglasungen, Türen und Tore werden immer größer. Um realistische Prüfergebnisse zu erhalten, müssen auch die Prüföfen größer werden. Deshalb hat das ift in seinem Technologiezentrum (TZ) einen Brandofen mit 8 m Breite und 5 m Höhe errichtet (Bild 1, s. a. S. 81–82).

Groß und trotzdem nach Norm brennen – geht das auch bei großen Brandöfen? Lange war man bei Brandprüfungen auf „kleine“ Brandöfen mit Öffnungen von 3 m × 3 m angewiesen. Da auch im Brandschutz die Bauteile immer größer werden, mussten die Prüfstellen die Prüfungen so gut es ging extrapolieren. Die Praxis zeigte jedoch, dass verlässliche Aussagen zum Feuerwiderstand nur durch Prüfung an großen Prüfelemen-

Bild 1.  Das „Prüffeuer“ im 8 m x 5 m großen Brandofen des ift TZ garantiert reprodu­ zierbare, verlässliche und normkonforme Prüfungen, die weltweit zum Nachweis des Feuerwiderstands verwendet werden können

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Bild 2.  Die ETK des ift-Brandofens 8 m x 5 m: Die Grafik zeigt, dass der normative Grenzwert der EN 1363-1 optimal eingehalten und die Belastung des Probekörpers den Normvorgaben entspricht

ten zu gewinnen sind. So wurden immer größere Brandöfen gebaut, die die Schwächen und Grenzen so mancher Extrapolationsregel bewiesen haben. Deshalb ist ein genauer Blick auf und in die Brandöfen interessant, um zu verstehen, wie ein „Normfeuer“ gesteuert und das gesamte Bauelement den normativ festgelegten Belastungen ausgesetzt wird. Dabei gibt es recht großzügige normative Toleranzen für den Brandofen. Hier darf die Temperaturverteilung um ± 100 °C vom festgelegten Temperaturwert (in der Regel die Einheits-Temperaturzeitkurve ETK) abweichen. Bedenkt man, dass bei der Temperatur auf der Oberfläche des Probekörpers bereits eine Überschreitung des Grenzwertes um 1 °C die erreichte Klasse beeinflussen kann, so wird deutlich, wie essenziell eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Brandofen ist (Bild 2).

Temperaturverteilung Wer Brandprüfungen an wärmeisolierenden Gläsern aufmerksam verfolgt, wird feststellen, dass das Aufschäumen der isolierenden Schichten in einem kleinen Bereich anfängt und sich dann schnell ausbreitet. Da die Reaktion der aufschäumenden Mittel genau ab einer bestimmten Temperatur beginnt, kann man die räumliche und zeitliche Temperaturverteilung im Brandofen sehr gut beobachten. Die Brenner zur Erzeugung der Temperatur im Brandofen sind i. d. R. seitlich angeordnet, mit Flammen parallel zur Oberfläche. Die Abgase werden meist zentral über wenige Öffnungen aus der Mitte der Ofenrückwand abgesaugt. Beides zusammen sorgt für eine höhere Temperatur in Ofenmitte. Um nun den Probekörper gleichmäßig belasten zu können, kann man einen Brandofen so groß bauen, dass die kühleren Bereiche außerhalb der Prüföffnung liegen. Am ift Rosenheim war der „alte“ 3 m × 3 m Brandofen nach diesem Prinzip konzipiert, d. h. die Prüföffnung war 3 m und die Kammer selbst 4 m breit. Zusätzlich gab es statt einer Öffnung sechs Abgasöffnungen, sodass eine gleichmäßige Be-

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Brandprüfungen

teile ein Brandofen mit hervorragender Temperatur- und Druckverteilung zur Verfügung, der die normativ erlaubten Toleranzen optimal einhält, und das in den Größen 5 m × 5 m und 8 m × 5 m.

Öl- oder Gas – (k)eine Frage der Technik!

Bild 3. Das zeitlich gleichmäßige Aufschäumen der Schichten einer Brandschutzver­ glasung zeigt die Temperaturverteilung am Probekörper und ist ein guter Indikator für die Ofenqualität

lastung des Probekörpers mit der ETK erreicht wurde. Dieses Prinzip wurde im neuen ift TZ auf den großen Wandprüfofen übertragen. Der Ofen hat eine Maximalmaß von 8 m Breite bei einer Höhe von 5 m, die für die Prüfung voll ausgenutzt werden können. Die Abgase werden über eine variable Anzahl von Öffnungen abgesaugt, sodass sich bei Prüfungen in der Größe 5 m × 5 m eine ideale und sehr homogene Temperaturverteilung ergibt (Bild 3). Was passiert aber bei Prüfungen von XXL-Bauelementen, die die gesamte Ofengröße von 8 m Breite nutzen müssen? Für optimale Prüfbedingungen muss das bekannte Problem des deutlichen Temperaturabfalls an den Rändern und der höheren Temperaturen in der Mitte vermieden werden. Deshalb haben die Ingenieure des ift Rosenheim zusammen mit dem Ofenbauer der ift MessTec (eine Tochter des ift) innovative Lösungen entwickelt. Durch den Einbau von „Temperaturverteilern“ im Ofenraum wird auch bei Ausnutzung der gesamten Ofenöffnung von 8 m Breite und 5 m Höhe eine ideale, gleichmäßige Temperaturverteilung geschaffen, die weder die Ränder unter- noch die Mitte überbelastet und dadurch das Risiko des frühzeitigen Versagens der Probekörper durch Spannungsrisse verhindert. Damit steht den Herstellern feuerwiderstandsfähiger Bau-

So lange es Brandprüfungen gibt, wird die Frage nach dem richtigen Brennstoff diskutiert. In alten DIN-Normen wurde noch Holz als Brennstoff verwendet, der dann durch Öl abgelöst wurde. Seit Einführung der europäischen Brandprüfnormen darf auch Gas verwendet werden. Um es vorwegzunehmen – heiß wird es bei allen Brennstoffen. Waren ältere Öl-Brenner noch schwer zu steuern, weil diese nur im „an“- oder „aus“-Modus betrieben werden konnten, so können die modernen Ölbrenner im TZ „feinfühlig“ wie Gasbrenner gesteuert werden. Auch die gelb leuchtenden „Fackeln“ alter Öl-Brenner und die damit verbundene übermäßige Lufterhitzung, Wärmestrahlung und Rußbildung gehören der Vergangenheit an. Die Flammen moderner Ölbrenner sind so kompakt und die Abgase so heiß wie bei Gasbrennern. Der Ofenraum wird so erwärmt, dass die Hitze in Form von Wärmestrahlung an den Probekörper abgegeben wird, sodass es bei der Belastung keine Unterschiede zu Gasbrennern mehr gibt. Auch der heftige Druckstoß, der früher beim Zünden von Öl-Brennern entstand und Probekörper schädigen konnte, gibt es bei modernen Brennern in dieser Form nicht mehr.

Druckverteilung Die Druckverteilung im Brandofen beeinflusst die Verteilung der heißen Gase, die durch Undichtigkeiten eine erhebliche Wärmemenge in die Fugen der Probekörper bringt. Deshalb ist auch die Druckverteilung Teil der Überprüfung des Brandofens nach EN V 1363-3. Bedenkt man die großen Mengen an Brennstoff und die damit einhergehende Verbrennungsluft und Abgase, ist es erstaunlich, dass sich doch ein gleichmäßiger Druckgradient einstellt. Das ist nur möglich, wenn die Abstimmung von Ofengröße und Abgasöffnungen stimmt. Hierfür sind langjährige Erfahrung und Kompetenz bei Konstruktion und Betrieb von Brandöfen Voraussetzung, über die die Experten des ift Rosenheim, ift MessTec und Peiner Ofenbau, verfügen, sodass die Abnahme und Kalibrierung des neuen Ofen im TZ ohne Probleme bestanden wurde. Der normativ notwendige Druckwert wird früher als gefordert (s. Bild 3, gestrichelte Linien) bereits nach ein bis zwei Minuten erreicht und mit hoher Präzision für den Rest der Prüfung eingehalten. Auch bei druckempfindlichen Feuerschutzvorhängen wurde eine Standardabweichung von nur σ = 1 Pa erreicht. Zum Vergleich: Die Windstärke 1 („leiser Zug“) nach Beaufort entspricht 10 Pa, Windstärke 3 („schwacher Wind“) entspricht bereits 70 bis 180 Pa.

Fazit

Bild 4. Druckverlauf bei Brandprüfung mit Vorgabe 20 Pa: Die Grafik zeigt, dass der normative Grenzwert optimal eingehalten und so die Belastung des Probekörpers auf ein Minimum reduziert wird

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Die beiden Brandöfen (8 m × 5 m und 5 m × 5 m) mit modernster Brenner- und Abgastechnik garantieren den Herstellern von feuerwiderstandsfähigen Bauteilen im ift TZ normkonforme, verlässliche und reproduzierbare Prüfbedingungen. Zum Service gehören auch die schnelle und

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Brandprüfungen Literatur [1] EN 1363-1 – Feuerwiderstandsprüfungen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen. [2] V ENV 1363-3 – Feuerwiderstandsprüfungen – Teil 3: Nachweis der Ofenleistung. [3] EN 16034 – Türen, Tore und Fenster – Produktnorm, Leistungseigenschaften – Feuer- und/oder Rauchschutzeigenschaften. [4] EN 1634-1 – Feuerwiderstandsprüfungen und Rauchschutzprüfungen für Türen, Tore, Abschlüsse, Fenster und Baubeschläge – Teil 1: Feuerwiderstandsprüfungen für Türen, Tore, Abschlüsse und Fenster. Bild 5. Das ift TZ ermöglicht schnelle und effiziente Brandprüfungen großformatiger Bauteile für national und international notwendige Nachweise nach EN, UL und wei­ teren Standards (Fotos/Grafiken: ift Rosenheim)

termingerechte Abarbeitung der Prüfaufträge und die kompetente Beratung der Kunden durch die erfahrenen iftExperten in Nürnberg und Rosenheim. In Nürnberg planen und koordinieren die Fachleute der Notifizierten Produktzertifizierungsstelle (NPZ) die Probekörper und Prüfungen gemäß dem Motto „so viel Prüfungen wie nötig und so wenig wie möglich“. Im nächsten Jahr kommen in Rosenheim weitere Brandöfen hinzu, um Herstellern die wirtschaftlichsten Prüfkombinationen anbieten zu können.

Normen (-auszüge) sind mit Kenntnis des DIN Deutsches Institut für Normung e. V. veröffentlicht. Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neusten Ausgabedatum, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin, erhältlich ist. Weitere Informationen: Prof. Ulrich Sieberath, Institutsleiter ift Rosenheim Dr. Gerhard Wackerbauer, Leiter Notifizierte Produktzertifizierungsstelle Brandschutz Dipl.-Ing. (FH) Anyke Aguirre Cano, Prüfstellenleiterin Brandschutz ift Rosenheim Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

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Brandprüfungen

Brandschutz: europaweit einmaliger Fassadenprüfstand eingeweiht Flammen züngeln entlang der Fassade, die Hitze ist deutlich zu spüren. Doch bevor sich das Feuer ausgebreitet hat, wird es schnell und effektiv gelöscht. Nicht von einem Feuerwehrmann, sondern von einem Mitarbeiter der MPA Dresden. Denn das Feuer ist an keinem echten Haus ausgebrochen, es wurde absichtlich gelegt – in Europas modernstem Fassadenprüfstand, der kürzlich im sächsischen Freiberg eingeweiht worden ist. Der weithin sichtbare Turm ist 22 m hoch, 15 m lang und 12 m breit und in dieser Größe in Europa wohl einzigartig. Die Spezialisten der MPA Dresden führen hier Brandtests zur Prüfung und Zertifizierung von Fassaden, Glasfassaden und Komponenten- oder Integralfassaden durch. Herausragend ist vor allem die nutzbare Höhe des Prüfstandes. „Wir können hier bis zu 15 m hohe Fassaden aufbauen“, erklärt Dipl. Ing. Thomas Hübler, Geschäftsführer der MPA Dresden. „Damit können wir auch Wärmedämmverbundsysteme an Hochhäusern, besonders realistischen und genauen Tests unterziehen.“ Wie wichtig solche Prüfungen sind, haben u. a. die tragisch verlaufenen Hochhausbrände in London unterstrichen. Die Halle verfügt über feuerfeste Wände und zwei große Tore. Das Dach kann geöffnet werden, sodass die Tests einerseits bei jeder Witterung durchführbar sind, andererseits kann der entstehende Qualm schnell abziehen. Im Innenraum kommt Hightech zum Einsatz. Über 200 Temperatur-Messstellen ermöglichen eine genaue Analyse der Brandentwicklung, Kameras zeichnen das Geschehen von jeder Seite auf. Die horizontale und vertikale Ausbreitung des Feuers wird lückenlos erfasst. Das ermöglicht eine sehr präzise Einschätzung des getesteten Materials. Bei der Planung des ca. 1 Million € teuren Prüfstandes wurde von Anfang an viel Wert darauf gelegt, dass er besonders vielseitig nutzbar ist. Die Experten der MPA Dresden können hier nicht nur die Auswirkungen von Sockelbrän-

Bild 2.  Brandversuch an einem Wärmedämmverbundsystem

den testen, auch Brände mit Brennkammer und Brände an Fassaden mit An- und Einbauten, wie etwa Fotovoltaik, sind möglich. Zum Einsatz kommen Prüfverfahren nach den Normen E DIN 4102-20, DIN EN 13501, DIN 18089-1, BS 8414-1, SP FIRE 10,5 und Önorm B 3800-5. „Die große Flexibilität des Testfeldes macht auch Sonderprüfungen möglich. Wir können etwa Brände in Hochregallagern, an Windkraftanlagen oder auch an Schiffswänden simulieren“, verdeutlicht Thomas Hübler. Die MPA Dresden prüft, klassifiziert und zertifiziert Bauprodukte nach nationalen und europäischen Normen und verfügt über ein akkreditiertes Prüflabor für Feuerlöschgeräte und Feuerlöschmittel. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Brandschutzbewertung und Brandschutzplanung von Bestands- und Neubauten und gutachterlicher Stellungnahme zum Brandschutz. Weitere Informationen: MPA Dresden GmbH Fuchsmühlenweg 6 F, 09599 Freiberg Tel. (03731) 203 93-0, Fax (03731) 203 93-110 info@mpa-dresden.de, www.mpa-dresden.de

Bild 1.  In dem 22 m hohen Turm des Fassadenprüfstandes können bis zu 15 m hohe Fassaden aufgebaut werden

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Bild 3.  Die horizontale und vertikale Ausbreitung des Feuers wird lückenlos mit Kameras erfasst (Fotos: mpa-dresden.de)

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Baulicher Brandschutz

Nachhaltiger, ökologischer Brandschutz mit Lackoptik

Das ehemalige Heizkraftwerk in München wurde zum Design-Möbelhaus KARE um­ gebaut – zum Einsatz kam das Green Product HENSOTHERM® 420 KS (Foto: Rudolf Hensel GmbH)

ner, Bauherren und alle am Bau Beteiligten detaillierte Informationen zu denProdukten und deren Kennwerte zu Umweltwirkungen, zur Berechnung von Lebenszykluskosten, Energiebedarf oder Emissionsverhalten. Hensel ist außerdem der einzige Hersteller von Brandschutz-Beschichtungen, der für mehrere der Green Products Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) vorweisen kann. Bei diesen EPDs handelt es sich um Typ III Umweltzeichen, die nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Aussagen auf der Basis von Umweltdeklarationen nach ISO 14025 treffen. Brandschutz-Beschichtungen werden wie andere Anstrichmaterialien mit Pinsel, Rolle oder im Airless-Spritzverfahren verarbeitet und zeigen eine den herkömmlichen Lacken entsprechende optische Oberfläche. Beschichtete Konstruktionen können sichtbar bleiben und bieten damit Architekten zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Weitere Informationen:

Anhand der Geschichte von Brandschutz-Beschichtungen lässt sich sehr gut aufzeigen, wie die Entwicklung von normalen zu emissionsarmen Produkten den jeweiligen Marktanforderungen gefolgt ist. Wurden in den 1970er- und 1980er-Jahren noch fast ausschließlich auf Lösungsmitteln basierte Beschichtungen verwendet, stehen seit Ende der 1980er-Jahre auch wässrige Produkte zur Verfügung. Die heutige Generation der BrandschutzBeschichtungen der Rudolf Hensel GmbH ist überdies frei von Halogenen und Boraten.

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Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit stehen seit langem im Fokus der Entwicklungsarbeit des Unternehmens. Sich dem Bedarf an gesunden und nachhaltigen Produkten zu stellen, bedeutet, eben gerade diese emissionsarmen Produkte anzubieten, die keine oder eine nur sehr geringe ­Auswirkung auf die Innenraumluft haben. Die zur Green Product Linie von Hensel gehörenden Produkte für den Brandschutz von Stahlkonstruktionen, Holzmaterialien, elektrischen Kabeln sowie Betonbauteilen und für die Herstellung von Abschottungen und Brandschutzfugen besitzen nicht nur einen Anteil flüchtiger organischer Verbindungen unterhalb der Nachweisgrenze (Non-VOC), sondern erfüllen darüber hinaus maßgebliche europäische und internationale Emissionsanforderungen. Die Green Products entsprechen ebenso den Anforderungen der „Zulassungsgrundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen“ (DIBt-Mitteilungen 10/2010) in Verbindung mit den NIK-Werten des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) und empfehlen sich somit auch für den Einsatz in öffent­ lichen Bauten, die den Kriterien des Bewertungssystems „Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude“ des Bundesminis­ teriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entsprechen müssen. Die Listung der Green Products in der Online-Datenbank DGNB-Navigator ist ein Alleinstellungsmerkmal der Hensel-Beschichtungen und berechtigt, das DGNB-Label zu führen. Im DGNB-Navigator finden Architekten, Pla-

Rudolf Hensel GmbH | Lack- und Farbenfabrik Lauenburger Landstraße 11, 21039 Börnsen Tel. (040) 72 10 62-10, Fax (040) 72 10 62-52 kontakt@rudolf-hensel.de, www.rudolf-hensel.de

• schafft eine hohe Hemmschwelle gegen Missbrauch dank Öffnungsalarm (95 db/1m) • beugt Störungen von Betriebsabläufen vor • lässt Feuerwehreinsatzkräfte für echte Notfälle in Bereitschaft

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Baulicher Brandschutz

Sylvia Heilmann

Der Brand in London und die Fassaden in Deutschland

Bild 1.  Der katastrophale Brand im Grenfell Tower in London am 14. Juni 2017 (Foto: Natalie Oxford, Wikimedia Commons)

Der katastrophale Brand im Grenfell Tower in London am 14. Juni 2017 hat auch in Deutschland zu einer Debatte nicht nur darüber geführt, wer bei diesem Unglück was zu verantworten habe, sondern auch darüber, ob unsere geltenden Brandschutzgesetze noch zeitgemäß seien und ob ein so verheerender Brand auch in Deutschland passieren könne. Vor allem die Firmen der Baustoffindustrie standen im Rahmen dieses Disputs im Fokus des Interesses. Sie wurden immer wieder gefragt, was sie – und damit, was wir als Bauherren und Verbraucher – da eigentlich an unsere Fassaden kleben und ob sich bei uns in Deutschland eine solche Katastrophe auch ereignen könnte. Bei dem Hochhausbrand in London, in einer der modernsten und hipsten Metropolen Europas, sind, wie wir erst seit kurzem exakt wissen, 71 Menschen ums Leben gekommen. Diese erschreckende Zahl war lange Zeit unklar, weil viele der Opfer erst ­einige Wochen nach dem Brand identifiziert werden konnten. Allein dieses Faktum, dass nämlich lange nicht klar war, wie viele Menschen im Grenfell Tower tatsächlich gestorben sind, wer viele dieser Menschen waren und wie sie zu Tode ge­kommen sind, konkretisiert einen fast schon apokalyptisch zu nennenden Katastrophensta-

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tus, der überall die Frage aufwirft, was in London schief gelaufen ist und, vor allem, ob wir es in Deutschland mit unseren Fassadendämmungen eigentlich besser machen.

Was ist passiert? Angst und Gier – das sind die Motoren des verhaltens­ orientierten Kapitalmarktes. Ohne Gier gibt es keinen Gewinn und ohne Angst keinen Verlust. Angst und Gier sind aber auch Motoren der Bauwirtschaft. Die Katastrophe im Grenfell Tower war ein Kennzeichen dieser Gier, und die danach folgenden Evakuierungen der Hochhäuser in Wuppertal, Dortmund und Dresden eine Manifestation dieser Angst.

Aber schauen wir der Reihe nach … Zunächst ist das Versagen eines technischen Gerätes – der Ursache des Londoner Hochhausbrandes – ein ganz normales Brandentstehungsszenario. Damit muss jederzeit gerechnet werden. Wenn ein solches Szenario viele Jahrzehnte lang nicht eintritt, ist das reines Glück. Auf dieses

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Baulicher Brandschutz

Glück haben wir keinen Einfluss, wohl aber auf die Kette der Sicherheitseinrichtungen, die nach einer Brandentstehung greifen sollen. Über diese Kette können wir Kontrolle erlangen, aber nur dann, wenn sie geschlossen ist und wenn ihre Glieder sinnvoll ineinandergreifen und stark genug sind, der Dynamik des Brandverlaufs Einhalt zu gebieten. Wenn aber – wie in London – aus Gier auf eines der stärksten Glieder dieser Sicherheitskette verzichtet wird, dann bedeutet es ein geradezu unwahrscheinliches Glück, wenn die Katastrophe nicht eintritt.

Sicherheitskette? Die planbare Sicherheitskette des vorbeugenden Brandschutzes sieht vor, dass der eingetretene Brand auch ohne den Einsatz der Feuerwehr dank brandbeständiger Bauteile und Baustoffe eine definierte Zeit lang auf einen definierten Raum begrenzt bleibt. Bis die Feuerwehr zur Brandbekämpfung vor Ort ist, dauert es zwar i. d. R. nur wenige Minuten, aber in dieser Zeit entwickelt sich der Brand weiter fort. Er darf aber nicht auf benachbarte Bereiche übergreifen, sondern soll möglichst in jenem Raum bleiben, wo er ausgebrochen war. Wenn die Feuerwehr zum Einsatz bereit ist, kann sie durch die aktive Brand­ bekämpfung die weitere Ausbreitung verhindern. Schutz geht also nur zusammen durch effektive Baustoffe und eine kraftvolle Brandbekämpfung.

In London wurde der erfolgreiche Kampf der Feuerwehr von den falschen, schnell entzündlichen Dämmstoffen brutal verhindert, der Brand breitete sich ihretwegen rasend schnell aus, die Evakuierung der Bewohner war äußerst schwierig und die Brandbekämpfung beinahe unmöglich. Was wir am 14. Juni 2017 in London sehen mussten, ist ein Resultat der Gier.

Welcher Gier? Mineralwolle (Stein- oder Glaswolle) oder Schaumglas ­(Foamglas) gelten als nichtbrennbare Dämmstoffe. Die Mineralwollen sind aber ungefähr doppelt so teuer, wie brennbare Dämmstoffe, z. B. Polystyrol (Expandiertes Polystyrol – EPS oder Extrudiertes Polystyrol – XPS), Foamglas ist sogar viermal so teuer. Damit wird klar, warum brennbare Dämmung häufig bevorzugt wird. Wenn der Gesetzgeber nicht vorschreibt, was zulässig ist, und die Einhaltung der Vorschriften nicht kontrolliert, wird die korrumpierte Gier zum Einsatz des billigeren, aber eben auch des wesentlich gefährlicheren Materials verführen. Die Londoner Katastrophe und unsere kollektive Lebenserfahrung zeigen also, dass die bautechnische Sicherheit genauso wenig dem Markt überlassen werden darf und deshalb einer speziellen, vorbeugenden staatlichen Kontrolle unterliegen sollte, wie die generelle innenpolitische Sicherheit.

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Baulicher Brandschutz

Präventives Schutzsystem in Deutschland In Deutschland haben wir ein solches präventives Schutzsystem. Es ist das sogenannte Vier-Augen-Prinzip, das von Prüfingenieuren und Prüfsachverständigen praktiziert und repräsentiert wird. Sie prüfen unabhängig und neutral die sicherheitsrelevanten Bauplanungen und kontrollieren deren bauliche Ausführung. Dieses System deckt Sicherheitsdefizite im Vorhinein auf. Nur so funktioniert klassische Gefahrenabwehr. Diese hat sich seit mehr als 100 Jahren bestens bewährt, auf sie ist Verlass.

Repressives Schutzsystem in Großbritannien Die staatliche Deregulierung und Privatisierung ehemals staatlicher Aufgaben, die in Großbritannien seit der Regierungszeit von Margaret Thatcher durchgegriffen hat und auch die Sicherheit der Bauwerke umfasst, setzt dagegen, wie übrigens in anderen EU-Ländern auch, auf ein repressives, versicherungstechnisch intendiertes Schutzsystem, das mögliche Schäden bewusst in Kauf nimmt. Ein solches System ist volkswirtschaftlich nicht nur eminent kontraproduktiv, sondern es kostet, wie uns die Londoner Katastrophe drastisch vor Augen geführt hat, schlimmstenfalls auch viele Menschenleben! Dass London nicht nur das Herz des europäischen Kapitalmarktes ist, dem Gier und Angst immanent sind, sondern auch über eine jahrhundertelange Schadenserfahrung mit großen Stadtbränden [1] verfügt, ist möglicherweise eine traurige Duplizität der Ereignisse, vielleicht aber auch nicht. Denn Gesetze, die der Sicherheit dienen, aber die Rentabilität schmälern (können), müssen einer präventiven Kontrolle unterliegen. Die Entbürokratisierung muss dort enden, wo die Sicherheit der Bürger beginnt. Das ist die zwingende Erkenntnis, die wir Europäer den Opfern der Londoner Brandkatastrophe schuldig sind.

Gefährlichkeit brennbarer Dämmstoffe Im September 2013 hat sich die Bauministerkonferenz (ARGEBAU) in Hamburg mit dem Brandverhalten von Polystyrol-Dämmstoffen in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) beschäftigt. Das Ergebnis war das Merkblatt der ARGEBAU [2] vom Juni 2015, in dem die im Zusammen-

Bild 3.  Produktionsmengen expandierter Polystyrol-Hartschaumplatten in Deutsch­ land in Kilotonnen (kt); Basisdaten für 1981 bis 2012 nach den statistischen Erfassun­ gen des IVH, FV-WDVS und des GDI; Daten von 1960 bis 1980 extrapoliert. Aus: Zu­ kunft Bau – Forschungsbericht Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS [11]

hang mit Polystyrol in Deutschland bis dahin bekannten Brandschäden als Einzelfälle bezeichnet, die grundsätz­ liche Sicherheit bauaufsichtlich zugelassener WDVS aus Polystyrol bestätigt und ein Forschungsauftrag zur „weiteren Verbesserung der Widerstandsfähigkeit dieser Fassadensysteme auch unter Brandeinwirkungen von außen“ initiiert wurden. In der Folge entstanden zahlreiche Praxismerkblätter und Leitfäden für die Verwendung und den Einbau von WDVS, so z. B. des Bundesverbandes Ausbau und Fassade [3] oder der VdS Schadenverhütung GmbH (VdS) [4]. Unterdessen sorgen in Deutschland weitere Brände im Zusammenhang mit brennbaren WDVS für Diskussionen. Die Feuerwehr Frankfurt/M. hat deshalb bei deutschen Feuerwehren Brandfälle der vergangenen Jahre abgefragt und die dabei zusammengetragene Sammlung [5] auf ihrer Homepage zur Verfügung gestellt. Sie dokumentiert 107 Fälle aus den vergangenen zwölf Jahren, also durchschnittlich ca. neun Brandereignisse pro Jahr. Das scheint nicht viel im Verhältnis zu ungefähr 200.000 Brand­ereignissen in Deutschland, derentwegen ca. 400 Brandtote (s. Bild 2) und 4.000 Brandverletzte zu beklagen sind. Aber noch eine negative Brandeigenschaft von Polystyrol sorgt für Ärger. Bei der Herstellung (s. Bild 3) dieses erdölbasierten Dämmstoffes wurde bisher das umweltgiftige und gesundheitsschädliche Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) eingesetzt. Es verzögert die Entzündung von Kunststoffen und die Ausbreitung von Flammen, ist aber seit 2014 verboten. HBCD wurde mittlerweile durch das Flammschutzmittel Polymer FR ersetzt. Hinweise zu alternativen Dämmstoffen, zur langfristigen Entsorgung HBCD-haltiger Dämmstoffe [6] und zu Übergangsregelungen hat das Umweltbundesamt [7] veröffentlicht.

Welches Brandszenario gilt für Fassaden?

Bild 2.  Von 1980 bis 2015 jedes Jahr bei einem Brand ums Leben gekommene Perso­ nen [8]

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Maßgebend für bauordnungsrechtliche Anforderungen an Fassaden sind die in Bild 4 und Bild 5 visualisierten Brand­ szenarien. Im ersten Szenario brennt es zunächst im Raum. Nach durchschnittlich acht bis zwölf Minuten kommt es zu einer Durchzündung (flash-over) und zu einem Vollbrand,

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Baulicher Brandschutz

Bild 4. Darstellung der drei bauordnungsrechtlich relevanten Brandszenarien (die Flammenhöhe und die sich ergebenden Temperaturen sind beispielhaft aus Bild 5 zu entnehmen)

in dessen Folge die Fensterscheibe zerspringt und die Flammen vor die Fassade mit brennbaren Dämmstoffen schlagen. Sie erreichen dort Höhen von 2,5 bis 6,0 m und beaufschlagen auch die darüber liegenden Fenster. Nach weiteren drei Minuten zerspringen auch diese Fensterscheiben und die Flammen haben das nächste Geschoss erreicht (Flammenübersprung). Der Löschangriff der Feuerwehr soll nun diese Brandausbreitung verhindern, was nur gelingen kann, wenn der Einsatz kurz nach Entstehung des Brandes einsetzt, die Fassade Brandsperren (nichtbrennbare Brandriegel) aufweist oder, wie bei uns in einem Hochhaus üblich, wenn die Fassade komplett nichtbrennbar sein muss, weil die Brandbekämpfung wegen der Gebäudehöhe ungleich schwerer oder wegen der verfügbaren Leiterhöhe unmöglich ist.

mehr als zwei Geschosse oberhalb der Brandausbruchstelle behindert werden. Dabei kann ein lokales Mitbrennen eines Teils der Außenwandbekleidung bei normalen Gebäuden bis zu der Gebäudehöhe akzeptiert werden, die der Feuerwehr noch einen Außenangriff erlaubt. Bei Gebäuden, die höher sind als die Geräte der Feuerwehr reichen können, ist ein Mitbrennen der Fassadenteile nicht tolerabel.

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Bauordnungsrechtliches Schutzziel Aus dem oben beschriebenen maßgebenden Brandszenario leitet sich direkt dieses bauordnungsrechtliche Schutzziel ab: An der Gebäudeaußenwand muss innerhalb von 15 bis 20 Minuten eine schnelle Brandausbreitung über

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Bild 5. Ergebnisse der Brandversuche von Lehrte: Isothermen­Bilder vor Fenstern (aus: [12] Seite 49)

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Baulicher Brandschutz

Bild 6.  Mögliche Baustoffklassifikationen nach DIN 4102-1:1998-05 (deutsch) und DIN EN 13501-1:2010-01 (europäisch), s. a. [10]

Anwendungsfall

Forderung an das Brandverhalten nach MBO [9] GKL 1

GKL 2

GKL 3

GKL 4

GKL 5

Außenwände und Außenwandteile, wie Brüstungen und Schürzen

§ 28 (1) MBO: ausreichend lange Begrenzung einer Brandausbreitung auf und in diesen Bau­ teilen

Nichttragende Außenwände und nichttragende Teile tragender Außenwände1)

§ 28 (2) MBO: nichtbrennbar A1/A2 oder brennbar und raumabschließend feuerhemmend F30-B

Oberflächen von Außenwänden sowie Außenwandbekleidungen (einschließlich der Dämmstoffe und Unterkonstruktionen)2), Balkonbekleidungen3), Solaranlagen4)

§ 28 (3) MBO: schwerentflammbar B2 und nicht brennend abfallend oder abtropfend

Außenwandkonstruktionen mit geschossübergreifenden Hohloder Lufträumen, wie hinterlüftete Außenwandbekleidungen

§ 28 (4) MBO: gegen die Brandausbreitung ­besondere Vorkehrungen treffen

Doppelfassaden

Außenwände im Übereck­ bereich (5 m) einer Brand­ abschnittstrennung

§ 28 (6) MBO: hochfeuerhemmend F60-BA

§ 28 (4) MBO: gegen die Brandausbreitung besondere Vorkehrungen treffen § 28 (6) MBO: feuerbeständig und nichtbrennbar F90-A

Hinterlüftete Außenwandbeklei- § 30 (7) MBO: gegen die Brandausbreitung im Bereich der Brandwände besondere Vorkehrundungen / Doppelfassaden bei gen treffen Brandwänden Außenwandbekleidungen von Gebäudeabschlusswänden (einschließlich Dämmstoffen und Unterkonstruktionen)

§ 30 (7) MBO: nichtbrennbar A1/A2

Außenwände von Treppen­ räumen

5)

§ 35 (4) MBO: nichtbrennbar A1/A2, soweit sie nicht durch ­andere an diese Außenwände anschließende Gebäudeteile im Brandfall gefährdet werden

1)  Gilt

nicht für Türen, Fenster, Fugendichtungen, brennbare Dämmstoffe in nichtbrennbaren geschlossenen Profilen der Außenwandkonstruk­ tionen 2)  Unterkonstruktionen aus normalentflammbaren Baustoffen sind zulässig, wenn die Grundsatzforderungen nach § 28 (1) MBO [9] erfüllt sind 3)  die über die erforderliche Umwehrungshöhe hinaus hochgeführt werden 4)  die mehr als zwei Geschosse überbrücken, an Außenwänden 5)  In Gebäudeklasse 1 und 2 sind notwendige Treppen ohne eigenen Treppenraum zulässig

Bild 7.  Bauordnungsrecht zu Fassaden in normalen Gebäuden

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Dämmstoffe und ihre Baustoffklassifikation Folgende Dämmstoffarten werden unterschieden: –– erdölbasierte Dämmstoffe (z. B. Styropor, Polystyrol, Polyurethan), –– mineralische Dämmstoffe (z. B. Mineralwolle, Mineralschaum, Schaumglas, Perlite, Blähton), –– nachwachsende Dämmstoffe (z. B. Holzfasern, Holzspäne, Zellulose, Hanf, Baumwolle, Flachsfasern, Kork, Kokosrollfilz, Schilfrohr sowie Dämmungen aus pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen wie Stroh, Rinde, Altholz und Altpapier). Für erdölbasierte und mineralische Dämmstoffe in Fassadenbekleidungen ergeben sich die in Bild 6 dargestellten möglichen Baustoffklassifikationen. Ihr Einsatz ist aufgrund ihres Brandverhaltens gebäudehöhen- und nutzungsabhängig, wie die Bilder 7 und 8 zeigen. Literatur [1] London wurde im Jahr 982 und weiter in den Jahren 1077, 1087, 1098, 1102, 1105, 1108, 1112, 1113 und 1132 von Stadtbränden heimgesucht. In: Heilmann, Sylvia: Geschichte des Brandschutzes, 2. Aufl., voraussichtliches Erscheinen im Februar 2018. www.vfpb.de. [2] www.is-argebau.de/verzeichnis.aspx?id=991&o=991 [3] www.wdv-systeme.de/files/Dokumente//infodownload/ Praxismerkblatt_Brandschutz_WDVS_mit_EPS-Dämmstoffen_2016-12.pdf

[4]  https://vds.de/fileadmin/vds_publikationen/vds_3461_ web.pdf   [5]  www.feuerwehr-frankfurt.de/index.php/projekte/wdvs   [6]  www.bmub.bund.de/pressemitteilung/langfristige-regelnfuer-die-entsorgung-hbcd-haltiger-abfaelle/   [7]  www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/ publikationen/faq_hbcd_de_0.pdf  [8]  Heilmann, Sylvia: Die Entwicklung des Brandschutzes in Deutschland vom späten Mittelalter bis zur Moderne. Pirna: vfbp, 2015.  [9]  Musterbauordnung (MBO), Entwurf 31.02.2016, mit redaktionellen Korrekturen vom 21.04.2016, www.is-argebau.de/verzeichnis.aspx?id=991&o=991 [10]  European Organisation for Technical Approvals. ETAG Nr. 004, Ausgabe März 2000, Leitlinie für Europäische Technische Zulassungen für außenseitige Wärmedämmverbundsysteme mit Putzschicht. Brüssel/Belgien: EOTA 2000. [11]  Zukunft Bau – Forschungsbericht Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS, F 2932, irb Fraunhofer, Stuttgart 2015, www.irbnet.de/daten/rswb/15029008835.pdf [12]  Brandversuche von Lehrte, 1978. Schriftenreihe 04.037 „Bau- und Wohnforschung“ des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Berlin 1978.

Weitere Informationen: Ingenieurbüro Heilmann Prof. Dr.-Ing. Sylvia Heilmann Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Prüfingenieurin für Brandschutz Burglehnstraße 13, 01796 Pirna Tel. (03501) 57 86 51, Fax (03501) 57 86 52 heilmann@heilmann.de, www.ibheilmann.de, www.vfbp.de

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Baulicher Brandschutz Sonderbauten sowie Garagen und Industriebauten

Rechtsgrundlage

Anforderung an das Brandverhalten von Außenwänden und Außenwandbekleidungen

Hochhäuser

Nr. 3.4 MHHR 2008 (zuletzt geändert 2012)

Nichttragende Außenwände und nichttragende Teile tragender Außenwände sowie Außenwandbekleidungen, Balkonbekleidungen und Umwehrungen: nichtbrennbar A1/A21)

Krankenhäuser und Pflegeheime

§ 51 MBO [9]

Nichttragende Außenwände von mehrgeschossigen Gebäuden: nichtbrennbar A1/A2 oder feuerhemmend F30

§ 51 MBO [9]

mehrgeschossige Gebäude: zwischen Öffnungen verschiedener Geschosse feuerbeständige Brüstung bei abgeminderter ETK: W90-AB (mind. 1 m hoch)

§ 51 MBO [9]

Außenwandverkleidungen einschließlich ihrer Halterungen und Befestigungen sowie Dämmschichten bei Gebäuden mit mehr als einem Geschoss: schwerentflammbar B1

Schulen

MSchulbauR 2009

Keine expliziten Forderungen, es gilt die MBO

Beherbergungsstätten

MBeVO 2000 (zuletzt geändert 2014)

Keine expliziten Forderungen, es gilt die MBO

Versammlungsstätten

§ 3 (2) MVStättVO 2005 (zuletzt geändert 2014)

Außenwände in mehrgeschossigen Versammlungsstätten: nichtbrennbar A1/A2

Verkaufsstätten

§ 4 MVKVO 1995 (zuletzt geändert 2014)

Außenwände in Verkaufsstätten: –  ohne Sprinkleranlage: nichtbrennbar A1/A2 (soweit nicht feuerbeständig), –  mit Sprinkleranlage: schwerentflammbar B1 (soweit nicht feuerbeständig), –  erdgeschossige Verkaufsstätte: schwerentflammbar B1 (soweit nicht F30-B)

§ 9 (1) MVKVO 1995 (zuletzt geändert 2014)

Außenwandbekleidungen einschließlich der Dämmstoffe und Unterkonstruktionen müssen sein in Verkaufsstätten: –  mit Sprinkleranlage: schwerentflammbar B1, –  erdgeschossige Verkaufsstätten: schwerentflammbar B1, –  sonstige Verkaufsstätten ohne Sprinkleranlage: nichtbrennbar A1/A2

Abs. 5.10.3 MIndBauRL 2014

Nichtbrennbarer Außenwandabschnitt in A1/A2 auf einer Breite von mindestens 1,0 m 2)

Abs. 5.10.6 MIndBauRL 2014

Übereckbereich bis max. 120°: Weiterführung der Brandwand oder BBA-Trennwand: mind. 5 m

Abs. 5.11 MIndBauRL 2014

Brüstungen aus nichtbrennbaren Baustoffen in Deckenqualität (F30-A, F60-A, F90-A) mit einer Höhe von mindestens 1,5 m (ungesprinklert) bzw. 1,0 m (gesprinklert) Höhe

Abs. 5.12.1 MIndBauRL 2014

Nichttragende Außenwände, Oberflächen von Außenwänden und Außenwandbekleidungen einschließlich der Dämmstoffe und Unterkonstruktionen: Begrenzung einer Brandausbreitung auf und in diesen Bauteilen3)

Abs. 5.12.2 MIndBauRL 2014

Abstand Außenwand zur Grundstücksgrenze kleiner als 5 m: Außenwand muss nichtbrennbar A1/A2 sein

§ 7 (1) M-GarVO 1993 (zuletzt geändert 2008)

Außenwände von Mittel- und Großgaragen: nichtbrennbar, A1/A24)

§ 9 M-GarVO 1993 (zuletzt geändert. 2008)

Gebäudeabschlusswände5): feuerbeständig F90-AB, öffnungslos

§ 10 (3) M-GarVO 1993 (zuletzt geändert 2008)

Gebäudeabschlusswände: feuerhemmend F30-B oder nichtbrennbar A1/A2

Industriebauten

Mittel- und Großgaragen

geschlossene Kleingaragen 1)  Gilt

nicht für Fensterprofile, Dämmstoffe in nichtbrennbaren geschlossenen Profilen, Dichtstoffe zur Abdichtung der Fugen zwischen Verglasungen und Traggerippen, Kleinteile ohne tragende Funktion, die nicht zur Brandausbreitung beitragen 2)  Geeignet ist z. B. ein im Bereich der Brandwand oder der BBA-Wand angeordneter Außenwandabschnitt mit einer Breite von mindestens 1,0 m, der einschließlich seiner Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen besteht. Sofern die Außenwandbekleidung aus brennbaren Baustoffen durchlaufend angeordnet wird, gilt als geeignete Maßnahme eine auf beiden Seiten der Brandwand oder der Wand, die Brandbekämpfungsabschnitte trennt, auf einer Länge von jeweils 1,0 m angeordnete Wand in der Feuerwiderstandsklasse der trennenden Wand 3)  Gilt als erfüllt, wenn sie den Anforderungen des § 28 (2 bis 4) MBO [9] entsprechen. § 28 (5) MBO ist nicht anzuwenden. Nichttragende ­Außenwände dürfen in erdgeschossigen Industriebauten aus schwerentflammbaren Baustoffen bestehen. Über § 28 (3) MBO hinaus, dürfen schwerentflammbare Baustoffe nicht brennend abfallen oder abtropfen 4)  Das gilt nicht für Außenwände von eingeschossigen oberirdischen Mittel- und Großgaragen, wenn das Gebäude allein der Garagennutzung dient 5)  Das gilt nur bei eingeschossigen oberirdischen Mittel- und Großgaragen, wenn das Gebäude allein der Garagennutzung dient

Bild 8.  Bauordnungsrecht zu Fassaden in besonderen Gebäuden (Tabellen 7 und 8: Autorin)

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Brandrisiko bei Wärmedämmverbundsystemen an der Fassade Die „Zusammenstellung von Brandereignissen in Verbindung mit WDVS“ wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF-Bund) und dem Deutschen Feuerwehrverband 2012 eingerichtet. Diese Liste wird von der Frankfurter Berufsfeuerwehr geführt, Meldungen erfolgen freiwillig über einen Fragebogen. Die Liste sollte einen Überblick über das Ausmaß der Brände mit WDVS-Beteiligung schaffen, damaliges Interesse war die Diskussion um das Brandverhalten von Poly­ styrol an Fassaden. Die „Liste“ ist keine Statistik, da sie ihre Einträge auf freiwilliger Grundlage sammelt. Auch wurden die Einträge nicht bewertet. Dies war aber das Ziel bei ihrer Einführung und ohne eine solche führt die im Internet (www.feuerwehrfrankfurt.de/index.php/projekte/ wdvs) einsehbare Auflistung zu falschen Einschätzungen in der Öffentlichkeit. Deshalb legt das Energieinstitut Hessen hiermit einen ersten Diskussionsvorschlag für eine Bewertung der in der „Liste“ aufgeführten 108 Brandfälle vor (Stand: August 2017), die über 16 Jahre aufgelistet wurden (Bewertungstabelle: www.energieinstitut-hessen.de/argumente-f%C3%BCr-dieenergieeinsparung/brennende-d%C3 %A4mmfassaden). 20 % der 108 gelisteten Brandfälle sind Fehleinträge – Vorhangfassaden, Gebäude in Frankreich oder England, Dachbrände, andere Dämmstoffe als Polystyrol – oder Nichtigkeiten. Die Liste wurde später unglücklicherweise auf alle brennbaren Fassadentypen umgewidmet, um diese Einträge beibehalten zu können. Sie wird aber weiterhin ohne Falldifferenzierung öffentlich falsch interpretiert, da man sie allein mit dem WDVS und dem Dämmstoff Polystyrol identifiziert. Die Umwidmung hätte gekennzeichnet und erklärt werden müssen. 53 % oder 57 Brandfälle mit WDVS-Beteiligung sind kleine Bagatellfälle, bei denen das WDVS nicht am Brand beteiligt war, sondern selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Putz blieb erhalten, das Polystyrol brannte nicht mit. Die meisten dieser Brände fanden zudem an oder in Gebäuden statt, für die es keine brandschutztechnischen Anforderungen an die Fassadenbekleidung gibt (Gebäudeklasse 1–3), weil dies keine Erhöhung der Brandsicherheit erbrächte. Beispiel: Ein an die Fassade angebauter brennender Carport, samt brennendem PKW, entzündet bei einem Einfamilienhaus fast immer das Dach und erzeugt über die Fenster Zimmerbrände. Eine unbrennbare Fassade ändert daran nichts. Viele der Bagatellfälle könnte man deshalb auch als „Fehleinträge“ einstufen. Nach Abzug dieser beiden Gruppen verbleiben nur noch 29 Brandfälle. 14 % oder 15 der 108 Brandfälle sind kleine Brände mit WDVS-Beteiligung – das EPS brannte mit, ohne Auswirkung auf den Brandverlauf. Häufig erschließt sich aus der Listendarstellung die Rolle des Polystyrols für die Brandweiterleitung nicht. In fast allen Fällen werden hier die Brände von außen herangetragen. Brennender Abfall an der Fassade oder brennende Autos oder Holzschuppen bestimmen den Brandverlauf. Die Brände wären auch ohne Polystyroldämmung nicht anders verlaufen. Nur 6 der 15 Fälle fanden an Mehrfamilienhäusern statt, die brand-

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schutztechnischen Anforderungen an die Fassade unterliegen (mindestens Gebäudeklasse 4, mindestens schwerentflammbar). 9 % oder 10 der gelisteten Brandfälle gehören zu den größeren Bränden mit WDVS-Beteiligung, mit umfassenderen Schäden. Sie fanden ausschließlich an Mehrfami­ lienhäusern ab Gebäudeklasse 4 statt. Die Rolle des Polystyrols für den Brandverlauf ist auch hier in einigen Fällen nicht geklärt, auch hier brannte das EPS mit. Der Brandfall 65 macht dies exemplarisch deutlich: 5 Autos und ein Papiercontainer brannten unter dem Mehrfamilienhaus in einer aufgeständerten, offenen EG-Parkzone. Die unbrennbar verklinkerte Brüstung des 1. OG hielt den Flammen stand. Die Flammen schlugen außen über diesen 1,5 m hohen „ungeplanten“ Brandriegel und verursachten durch die Fenster Zimmerbrände bis in den letzten Stock. Dabei schmolz und brannte auch das Polystyrol um die Fenster. Wie wäre der Brand ohne WDVS verlaufen? Man betrachte die Brandlast unter dem Haus und vergleiche die Flammhöhen mit Brandfall 76, Chemnitz: Müllcontainer erzeugen Flammhöhen von 10 m und lassen Zimmerbände auch bei ungedämmten Fassaden entstehen. In 4 % oder 4 Brandereignissen kam es zu Todesfällen (11 Menschen) in 16 Jahren. Der Erhebungsbogen enthält keine Frage nach dem zum Tod führenden Hergang. In solchen Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft und gibt keine Auskunft. Die „Liste“ klärt die Todesursache nicht, ohne dass dies irgendwo vermerkt ist. Deshalb werden die Fälle heute sogar von Feuerwehrverbänden wie dem AGBF und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. (vfdb) so interpretiert, als gingen die Todesfälle auf das mitbrennende Polystyrol zurück. Dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Wir wollen die Diskussion an dieser Stelle noch nicht führen, verweisen aber darauf, dass bei 2 der 11 Todesfälle eindeutig der primäre Zimmerbrand den Tod verursacht hat (Brandfälle 4 und 38). Dabei war im Brandfall 4 das WDVS nicht beteiligt, weil der Brandüberschlag aus der brennenden Küche im 2. OG über zwei Stockwerke hinweg direkt durch das Fenster im 4. OG einen Zimmerbrand verursachte, in dem vier Men-

Bild 1.  Bewertung der Brandfälle in der „Brandereignis­ liste WDVS“ der deutschen Feuerwehren, Zeitraum 2001– 2016, n = 108 Brandfälle (Quelle: Frankfurter Berufsfeuer­ wehr)

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Bild 2.  Todesfälle durch „Feuer, Rauch und Flammen“ von 1980 bis 2015 (Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis)

schen an Herzversagen starben. Zwei weitere Menschen starben auf der Flucht vor den gewaltigen Zimmerbränden, die die Hartfaserplatteninnenbekleidung aller Räume eines Mehrfamilienhauses verursachte, die sich durch einen Zimmerbrand entzündete (mind. 3.000 Liter-HeizölÄquivalent pro Wohnung brannten; Fall 3 Berlin). Der Brandfall 89 (Duisburg) mit drei Toten ist noch unklar, weil nur wenige Informationen verfügbar sind. Unsere Fragen dazu stehen in der von uns bewerteten Brandereignisliste WDVS. Die Analyse zeigt, die gelisteten Todesfälle wären durch noch mehr Brandriegel nicht verhindert worden und wurden nicht durch das mitbrennende Polystyrol verursacht. 73 Prozent der Listeneinträge sind demzufolge Fehleinträge oder Bagatellen. Im Durchschnitt gibt es nach der von den Feuerwehren geführten Liste in ganz Deutschland nur 1,8 Brandfälle pro Jahr mit aktiverer Beteiligung von Polystyrol. Bei 180.000 Brandfällen pro Jahr sind das 0,01 Promille aller Brände. Auch bei diesen Fällen klärt die Liste nicht die Bedeutung des WDVS für den Brandverlauf. Die bisher in der Brandschutzdebatte genannten Zahlen müssen nach unten korrigiert werden. In Frankfurt/M. werden sämtliche Brände mit WDVS-Beteiligung erfasst, da die Frankfurter Berufsfeuerwehr die „Liste“ führt. Die Passivhaushauptstadt Deutschlands ist aber unauffällig: Bei 74.00 Wohngebäuden und 10.000 Nichtwohngebäuden gibt es nur 0,9 Brandfälle pro Jahr mit WDVS-Beteiligung, davon 70 % Bagatellfälle, also 0,3 Brandfälle pro Jahr mit größerem Ausmaß, bei jährlich 1.600–1.800 Bränden.

Immer weniger Todesfälle durch Brände Diese geringen Fallzahlen werden auch durch das Statistische Bundesamt und seine jährliche Totalerhebung aller Todesfälle durch „Feuer, Rauch und Flammen“ gestützt. Die Destatis-Statistik belegt: Zwischen 1980 und 2015 nahm die Zahl der „Brandtoten“ um 50 % ab, von rund 800 auf zuletzt 343 pro Jahr, obgleich immer mehr Häuser mit Polystyrol gedämmt wurden. 6.204 Todesfälle gab es seit 2001 bei Bränden in ungedämmten Häusern, 11 in

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Gebäuden, die mit Polystyrol auf der Fassade gedämmt waren. Die Ursache ist in beiden Fällen dieselbe: „Brandtote sind Rauchtote“ sagen die Feuerwehren. Da Polystyrolfassaden bei ursächlichen Primärbränden mitbrennen, stammt der Rauch also auch hier aus den Bränden im und am Haus. Das Risiko, in Deutschland an Rauch, Feuer und Flammen in Häusern zu sterben, hat in den letzten 30 Jahren stark abgenommen. Noch nie gab es Brandtote durch eine mitbrennende Polystyroldämmung an einer Fassade.

Zusammenfassung –– Die Brandereignisliste WDVS zählt nur 29 Ereignisse über einen Zeitraum von bisher 16 Jahren, bei denen sich das Polystyrol am Brand (nach „Liste“) aktiv beteiligte. Einen sicheren Nachweis für die Brandbeteiligung bietet sie in vielen dieser Fälle nicht. Diese nur 1,8 Brand­ ereignisse pro Jahr entsprechen 0,01 Promille aller Brände. Das korrigiert die bisher genannten Zahlen nach unten. –– Polystyrol war niemals Ursache des Brandes, es brennt jedoch durch die Primärbrände mit, die durch die üblichen Brandursachen entstehen (von Kerze bis Kurzschluss). Deshalb ist zu unterscheiden zwischen dem üblichen Brandverlauf bei ungedämmter Fassade und dem zusätzlichen Beitrag einer Fassadendämmung aus Polystyrol. Dies wird in der „Liste“ nicht vorgenommen. –– Polystyrol-gedämmte Fassaden haben bisher in keinem Fall nachweislich zu Todesopfern geführt. Im Gegenteil ist die Zahl der Brandtoten in Deutschland rückläufig und hat sich seit 1980 halbiert, obwohl seit dieser Zeit die gedämmte Fassadenfläche stark zunahm. –– 73 % der gelisteten Brandereignisse sind aus der „Liste“ zu revidieren (Fehleinträge/Nichtigkeiten). –– Die Hälfte der gelisteten Brände fand in Gebäuden der Gebäudeklasse 1–3 statt, bei denen brandschutztechnische Anforderungen an die Fassadenbekleidung keine erkennbare Erhöhung der Brandsicherheit erbringen. –– Auch im total erfassten Frankfurt/M. zählt die dortige Feuerwehr nur 0,9 Brandfälle pro Jahr mit WDVS-Beteiligung, 70 % davon sind Bagatellfälle.

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Fazit Während eine rationale Risikodiskussion erforderlich wäre, entzünden sich in Deutschland Brandschutzdiskussionen stets an spektakulären Einzelbränden, in ihrem Ton zwischen aufgeregt und aggressiv schwankend. Dabei fragt niemand nach dem Umfang des extrem kleinen Problems. Nur an 0,01 Promille aller jährlichen Brände sind heute WDVS aus Polystyrol beteiligt. Zudem sinkt die Anzahl der Brandtoten, während die Fassadendämmung mit Polystyrol zunimmt. Das WDVS mit Polystyrol ist ein extrem si­ cheres Fassadendämmsystem. Wir brauchen es, um Wärme­ ­wende und eine sozialverträgliche Gebäudesanierung zu verbinden. Und wir führen angesichts jährlich nur 1,8 ernsterer Brandfälle mit WDVS-Beteiligung die falsche Debatte, wenn wir sie allein auf den Dämmstoff fokussieren. Denn entscheidend sind die gesamten Brandverläufe, die physikalischen Gesetzen gehorchen. Deshalb gibt es z. B. keine brandrechtlichen Fassadenschutzziele für kleine Gebäude, weil die Brandweiterleitung über die Fassade hier unerheblich ist. Es ist auch zu diskutieren, welcher Weg zu noch geringeren Brandgefahren der bessere ist. Denn auch bei unbrennbaren Fassaden bestehen die ursächlichen Schwachpunkte aus: Autos vor und unter Fassaden, Mülltonnen an Fassaden, hölzerne Dächer, Carports und Schuppenanbauten, hölzerne Treppenhäuser und die üblichen Brandursachen im Innern von Häusern, von Kurzschluss bis menschlichem Fehlverhalten. Hier entstehen jene Brände, die bei mit Polystyrol gedämmten Fassaden dem Dämmstoff zugeschrieben werden. Auch bei nationaler Umstellung auf Steinwolle als Fassadendämmstoff würde die Anzahl der Hausbrände nicht abnehmen. Auch weiter werden Fenster durch Mülltonnen- oder CarportBrände zerstört, mit anschließenden Zimmerbränden, Dächer durch Mülltonnen angesteckt und Zimmerbrände sich von innen auf ganze Häuser ausdehnen werden. Möglicherweise liegt der Schlüssel zu noch weniger Bränden in einer anderen Müllpolitik mit verordneter Einhausung von Müllcontainern an Fassaden, überlegteren Aufstellorten für PKW, behördlichem Eingriff bei verwahrlosten Wohngebäuden, wie in Dortmund und Duisburg, usw. Dies zu entscheiden ist Aufgabe des Staates, der einen Abgleich zwischen Brandrisikominderung, Brandschutzkosten und Freiheitsrechten der Bürger vorzunehmen hat. Weitere Informationen: Energieinstitut Hessen Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig 60437 Frankfurt/M. Tel.: 0179-1264973 eicke-hennig@energieinstitut-hessen.de www.energieinstitut-hessen.de

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Adrian Dobrat

Brandschutz für Flachdächer Im Brandfall ist das Dach erfahrungsgemäß das thermisch am stärksten beanspruchte Bauteil. Durch die Planung vorbeugender Maßnahmen, wie die Verringerung der Brandlasten und die Vermeidung von Arbeiten mit offener Flamme, kann Brandgefahren entgegengewirkt werden. Im Baurecht nimmt der bauliche Brandschutz einen breiten Raum ein. Die Vorschriften dienen dazu, Leib und Leben von Personen und Sachwerte zu schützen sowie die Sicherheit für die Allgemeinheit zu gewährleisten. Im Wesentlichen werden durch die Maßnahmen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes vier Ziele verfolgt: –– Vorbeugung der Brandentstehung, –– Vorbeugung der Brandausbreitung, –– im Brandfall die Rettung von Menschen und Tieren und –– wirksame Löscharbeiten zu ermöglichen. Die erforderlichen Maßnahmen und Anforderungen an die Baustoffe und Bauteile sind u. a. in den Landesbauordnungen (LBO), Technischen Baubestimmungen und Sonderverordnungen geregelt. Die Musterbauordnung (MBO) soll die dem Landesrecht unterliegenden Landesbauordnungen vereinheit­ lichen. Sie wird von der Bauministerkonferenz (ARGEBAU), in der alle Bundesländer vertreten sind, ständig aktualisiert. Auf der MBO basieren die Bauordnungen sämtlicher Bundesländer. Die LBO enthalten deshalb vornehmlich übereinstimmende Vorschriften und unterscheiden sich nur in Details. Neben der Grundsatzforderung der Verwendung von mindestens normalentflammbaren Baustoffen wird die Forderung nach Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme erhoben. Privatrechtliche Regelungen begreifen die baurechtlichen Regelungen als Mindeststandard. Darüber hinausgehende Anforderungen können erhoben werden.

Nach § 1 in Verbindung mit § 14 der MBO sind bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird. Bei einem Brandereignis sollen die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sein. Die Vorgaben der LBO und ergänzende Bestimmungen wie die Industriebau-Richtlinie regeln die Planung von Brandschutzkonzepten. Bei der Planung und Ausführung von Flachdächern ergeben sich daraus zahlreiche Anforderungen, die je nach Objektart variieren können. Die Zuordnung des Brandverhaltens von Baustoffen zu den bauaufsichtlichen Anforderungen „normalentflamm­ bar“, „schwerentflammbar“ und „nichtbrennbar“ erfolgt über die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB), die als zentrales Dokument alle relevanten technischen Regeln auflistet und die Bau­regellisten ablöst. Nach § 26 der MBO dürfen Baustoffe, die nicht mindestens „normalentflammbar“ (leichtentflammbare Baustoffe) sind, nicht verwendet werden. Dies gilt nicht, wenn sie in Verbindung mit anderen Baustoffen nicht „leichtentflammbar“ sind. Dacheindeckungen und Dachabdichtungen einschließlich etwaiger Dämmschichten und gegebenenfalls Lichtkuppeln oder andere Abschlüsse für Dachöffnungen gelten als Bedachung. Alle hierfür eingesetzten Baustoffe werden hinsichtlich ihres Brandverhaltens in Baustoffklassen eingestuft. Baustoffe, die im Flachdachbereich eigesetzt werden, müssen in jedem Fall mindestens der Baustoffklasse E „normal entflammbar“ nach DIN EN 13501-1 (bzw. Baustoffklasse B2 nach DIN 4102-1) entsprechen (s. Bild 1).

Brandausbreitung Eine Brandausbreitung kann bei Dächern entweder auf der Dachoberseite durch Wind, Strahlungswärme, Dachgefälle oder auf der Dachunterseite durch Entzündung der Dachkonstruktion erfolgen (Bild 2). Eine zusätzliche Gefahr der Brandweiterleitung besteht durch das Nachglimmen von Dachbaustoffen und u. U. können sich brennbare Zersetzungsgase in Hohlräumen weiträumig verteilen.

Brandlasten

Bild 1.  Vergleich der Baustoffklassen und bauaufsichtliche Benennung nach DIBt

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Mit Kunststoffdachbahnen wird durch den verhältnismäßig geringen Materialeinsatz im Vergleich zu mehrlagigen bituminösen Abdichtungssystemen die Brandlast auf dem Dach erheblich reduziert, dies wird durch Bild 3 verdeutlicht (s. a. Infokasten). Aus der Perspektive des vorbeugenden Brandschutzes ist die Begrenzung und Reduzierung der Brandlasten eines Dachaufbaus sehr sinnvoll. Die Brandlast bezeichnet den in MJ/m2 gemessenen Wert des Baustoffes oder Bauteils im eingebauten Zustand. Je höher dieser Wert ist, desto höher ist auch die Hitzeentwicklung im Falle eines Brandes. Daher gilt es, diesen Wert so gering wie möglich zu halten. Die Brandlast vergleichbarer Dach-

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seiner Auswertungen der Brände von industriellen und gewerblichen Gebäuden daher folgende Systeme bzw. Baustoffe (Bild 4): –– brandlastarme Dampfsperren, –– nichtbrennbare Dämmstoffe anstelle brennbarer Dämmstoffe, –– einlagige Kunststoff- oder Elastomerbahnen anstatt mehrlagige bituminöse Abdichtungen und –– mechanische Befestigungen anstelle bituminöser Klebemassen.

Nahtfügetechnik ohne offene Flamme

Bild 2.  Mögliche Brandangriffsarten

aufbauten ist mit Kunststoffbahnen um mindestens 40 % geringer als mit Bitumenbahnen. Beispielsweise empfiehlt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft für Industriedächer mit Trapezblechunterkonstruktionen auf der Grundlage

Auf höchstem Niveau. Wärme- und Brandschutz.

Beim Neubau ereignen sich 10 %, im Rahmen einer Sanierung 90 % der Brandfälle. Da heute Sanierungen häufig bei laufendem Betrieb durchgeführt werden, gehört die verantwortungsbewusste Planung und Ausführung des Flach­dachaufbaus zur Risikominderung. Dabei sollten im Sinne des Brandschutzes möglichst Verlege- oder Sanierungstechniken verwendet werden, die das Risiko minimieren. Die Verarbeitung von Kunststoffdachbahnen auf der Baustelle erfolgt immer ohne den Einsatz einer offenen Flamme. Dadurch werden Brandrisiken auf der Baustelle sowohl beim Neubau wie bei der Instandsetzung verhindert (Bild 5). Je nach Verlegesystem genügt ein handliches Heißluftgerät, ein Quellschweißmittel oder ein vorgefertigter Dichtrand, um die Abdichtungsbahnen sofort homogen und wasserdicht miteinander zu verbinden.

Die Brandschutzausführung von Schöck Isokorb® erfüllt alle Anforderungen der Landes- und Musterbauordnung an Flucht- und Rettungswege, wie zum Beispiel Laubengänge und Treppenhäuser.

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Bild 3.  Vergleich von Brandlasten mit Abdichtungen aus Bitumen- und Kunststoffbahnen

„Harte Bedachung“

Gründächer

Neben der Baustoffklassifizierung stellen die LBO Anforderungen hinsichtlich Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme. Sie fordern die sogenannte Harte Bedachung, damit Dachaufbauten gegen eine Brandbeanspruchung von außen ausreichend widerstandsfähig sind. Diese Brandschutzanforderung ist nicht von der Abdichtung allein, sondern vom gesamten Dachschichtenaufbau zu erfüllen. Sie gilt gemäß DIN 4102-4 ohne Nachweis als erfüllt bei vollständig bedeckender 5 cm dicker Kiesschüttung oder einem mindestens 4 cm dicken nicht brennbaren Plattenbelag.

Auch die Anforderungen für begrünte Dachflächen sind in DIN 4102-4 geregelt. Intensive Dachbegrünungen gelten als Bedachungen, die gegen Flugfeuer und strahlende Wärme widerstandsfähig sind. Unter intensiver Begrünung versteht man eine Bepflanzung auf dicker Substratschicht mit planmäßiger Be- und Entwässerung und regelmäßiger Pflege, z. B. Dachgärten mit Stauden, Gehölzen und Bäumen. Dagegen spricht man von extensiver Begrünung bei i. d. R. niedriger und anspruchsloser Bepflanzung auf dünner Substratschicht, ohne planmäßige Bewässerung und Pflege, z. B. Dachbegrünung mit Sedum-Arten. Extensive

Bild 4.  Brandlastarmer Dachaufbau

Bild 5.  Heißluftschweißen ohne offene Flamme

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POROTON®-Ziegel Bild 6.  Prüfung nach DIN CEN/TS 1187

Dachbegrünungen sind widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme, wenn sie bestimmte Eigenschaften aufweisen. Beispielsweise gilt eine mineralisch bestimmte Vegetationsschicht mit maximal 20 % Massenanteil organischer Bestandteile und einer Schichtdicke von mindestens 30 mm als widerstandsfähig. Weiterhin sind bestimmte Vorgaben bezüglich An- und Abschlüsse, Durchdringungen und Brandabschnitte zu beachten.

Nachweise und Prüfverfahren Bei allen anderen Dachaufbauten muss der Widerstand ­gegen Flugfeuer und strahlende Wärme durch ein Prüfzeugnis nachgewiesen werden und es ist ein Verwendbarkeitsnachweis zu führen. Der Nachweis „Harte Bedachung“ erfolgt auf Grundlage der Prüfung nach DIN 4102-7 und/oder DIN CEN/TS 1187 und unter Berücksichtigung der DIN SPEC 4102-23 durch ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP). Die europäische Technische Spezifikation DIN CEN/TS 1187 beschreibt vier Prüfverfahren. In Deutschland findet das Prüfverfahren 1 Anwendung im Zuge bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweise. Der Nachweis erfolgt auf Grundlage dieser bestandenen Prüfung durch die Klassifizierung nach DIN EN 13501-5 in Broof (t1). Zusätzlich besteht die Möglichkeit nach DIN CEN/ TS 16459 zur Übertragung von Klassifikationen von einem Dachsystem zum anderen, die sogenannten EXAP/DIAPRules. Die Klassifikationsmöglichkeiten nach EN 13501-5 sind durch diese Regeln erweitert worden. In Deutschland ist dies in der Kombination eines abP mit der DIN SPEC 4102-23 bereits gängige Praxis. Ein Verwendbarkeitsnachweis für „Harte Bedachung“ besteht aus dem vorgenannten abP inklusive einer Bestätigung in Form einer Übereinstimmungserklärung des Anwenders. Kommt es zu einem Brand in der Nachbarschaft, ist die Verwendung einer gegen Flugfeuer und strahlende Wärme widerstandsfähigen Bedachung jedoch kein Garant für einen absoluten Schutz. Das Brandrisiko hängt immer von der konkreten Brandbelastung ab.

Industriebaurichtlinie Ergänzend zu den Regelungen der LBO für das Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen stellt die Industriebaurichtlinie im Wesentlichen Anforderungen an den Brandschutz großflächiger Dächer gegen den Brandangriff von unten bzw. innen. Ziel dieser Richtlinie ist es, die Min-

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sind schon durchs Feuer gegangen. Perlitgefüllte POROTON®-Wände sind feuerbeständig und sorgen für hohe Brandschutzanforderungen. Feuerbeständig? Bei unserem perlitgefüllten POROTON®-Ziegel gar kein Wunder. Schließlich geht dieser Baustoff schon bei der Herstellung durchs Feuer. Seine Bestandteile sind zu hundert Prozent natürlich: Ton, Wasser und Luft. Zu Ziegeln werden sie im Brennofen bei Temperaturen von fast 1.000 Grad Celsius. Härtetest bei 1.050 Grad Im Test wurde eine 36,5 cm dicke Wand aus POROTON®-Ziegeln ganzflächig beflammt. Bei einer Temperatur im Brandraum von maximal 1.050°C und nach einer Branddauer von 3 Stunden erhöhte sich die vorhandene Temperatur auf der vom Feuer abgewandten Seite der POROTON®-Ziegel-Wand auf ganzer Fläche durchschnittlich nur um 1°C!

+1.000 °C

Erhöhung der Innentemperatur um nur

+1°C

POROTON®-S8® Wanddicke

cm

Brandschutzklasse

F90-AB

Wärmeleitzahl

W/(mK)

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λR = 0,08

U-Wert (mit Leichtputz) W/(m²K) 0,21 Mauerwerksdruckfestigkeit

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Wanddicke

cm

36,5

Brandschutzklasse

F90-AB

Wärmeleitzahl

W/(mK)

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POROTON®-S9®

λR = 0,09

U-Wert (mit Leichtputz) W/(m²K) 0,23 Mauerwerksdruckfestigkeit

MN/m²

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Kasten). In Teil 2 dieser Norm sind Dächer aufgeführt, die ohne zusätzlichen Nachweis die Anforderungen erfüllen (Bild 7). Teil 3 regelt die brandschutztechnisch konstruk­ tiven Grundsätze bei Dachdurchdringungen und Teil 4 enthält ein Verzeichnis von Durchdringungen, Anschlüssen und Abschlüssen von Dachflächen, welche die Anforderungen nach DIN 18234-3 erfüllen. Ein besonderes Augenmerk ist nach DIN 18234 auf die Dampfsperren zu legen. Hier werden z. B. brandlastarme, mindestens normalentflammbare Dampfsperrbahnen mit einem Brennwert ≤ 11.600 kJ/m2 gefordert.

Fazit

Bild 7.  Dachaufbau nach DIN 18234-2 (Grafiken/Fotos: DUD e. V.)

destanforderungen an den Brandschutz von Industriebauten zu regeln, insbesondere an die –– Feuerwiderstandsfähigkeit der Bauteile und die Brennbarkeit der Baustoffe, –– Größe der Brandabschnitte bzw. Brandbekämpfungsabschnitte, –– Anordnung, Lage und Länge der Rettungswege,
 –– Behinderung der Brandausbreitung über die Bedachung innerhalb von Brandabschnitten oder Brandbekämpfungsabschnitten von mehr als 2.500 m2. Bei großen Dachflächen können in Abhängigkeit vom Brandschutzkonzept Anforderungen nach DIN 18234 „Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brand­ beanspruchung von unten“ erforderlich werden (s. Info-

Kunststoffdachbahnen, also Kunststoff- und Elastomerbahnen für die Abdichtung von Dächern, werden auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt, bei Alt- und Neubauten verlegt und können –– mechanisch befestigt, –– lose mit Auflast oder –– verklebt ausgeführt werden. Mit der Lagesicherung des Abdichtungssystems gegen Windkräfte wird damit gleichzeitig ein funktionstüchtiges Dach erstellt.

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Insbesondere beim Dach kann durch geeignete vorbeugende Maßnahmen Brandgefahren entgegengewirkt werden. So sollten nicht mehr Brandlasten auf das Dach gebracht werden als unbedingt notwendig, denn je höher der Brennwert, desto höher auch die Hitzeentwicklung im Falle eines Brandes. Im Zuge von Dacharbeiten bei Neubau und Sanierung sollten möglichst Techniken ohne Gebrauch einer offenen Flamme zum Einsatz kommen, um die Risiken einer Brandentstehung zu minimieren. Planer und Verarbeiter haben eine hohe Verantwortung und sollten nicht zögern, ggf. erfahrene Brandschutzingenieure bei der Erstellung von Brandschutzkonzepten hinzuziehen. Die neue DUD-Fachinformation „Brandschutz mit Abdichtungsbahnen aus Kunststoff – vorbeugender baulicher Brandschutz auf Flachdächern“ steht kostenfrei als PDF-Download unter www.die-kunststoffdachbahn.de zur Verfügung. Die neue DIN 18234 „Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von unten“ ist im Entwurf ver­ öffentlicht. Sie legt brandschutztechnische Anforderungen an Dachabdichtungen sowie Prüfungen für großflächige Dächer bis 20° Dachneigung fest. Sie wird vornehmlich bei Flachdächern angewendet, z. B. bei Hallenbauten mit großer Abmessung (Industriebauten). Weitere Informationen: Industrieverband Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V. Dipl.-Ing. Adrian Dobrat, Geschäftsführer Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@die-kunststoffdachbahn.de www.die-kunststoffdachbahn.de

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Rhenusspeicher Münster: hoher Brandschutz bei Sanierung eines Industriedenkmals Die beiden zusammengehörenden Gebäude der Flechtheimund Rhenusspeicher in Münster prägen den 1899 dort eröffneten Stadthafen. Die weithin unverkennbare Fassade aus ­rotem Sichtziegelmauerwerk des Rhenusspeichers wurde mit PorotonWDF als Innendämmsystem saniert und konnte deshalb auch erhalten bleiben. Bei der Wahl des Baustoffes spielten die Brandschutzeigenschaften eine große Rolle. Zuerst erbaute die Firma Flechtheim den fünfgeschossigen Speicher für Getreide am Hafenbecken. In den darauffolgenden Jahren mauserte sich Münster zu einem bedeutenden Getreideumschlagplatz in Norddeutschland. 1939 kam deshalb ein achtstöckiges Speichergebäude der Firma Rhenus hinzu, die beide Speicher übernahm und diese bis 2007 unterschiedlich nutzte. Doch danach glänzte das denkmalgeschützte Gebäudeensemble, das eines der we­ nigen noch erhaltenen Industriebauten Münsters ist, nur noch als architektonisches Juwel. Eine neue Funktion wurde gesucht und die Stadtwerke – jetzige Eigentümer des Ensembles – entschieden sich für eine Lösung aus Büro-, Archiv- und Kulturnutzung. Neben Entkernung und Umbau musste der Gebäudekomplex auch energetisch saniert werden

Bild 2.  Vor der innenseitig liegenden und verputzen Stahlbe­ tonkonstruktion wurde die Poroton-WDF als Innendämmung in einem Abstand von 2 cm aufgemauert

Industrierelikt im Dornröschenschlaf 12.000 t Getreide wurde in den beiden Speichern zur Hochkonjunktur des Getreidehandels im Münsteraner Hafen gelagert. Diese Zeiten sind jedoch lange vorbei. Nach dem Krieg boomte der Hafenbetrieb noch einmal, die Speicher wurden von der Firma Rhenus als Lagergebäude für Waren aller Art genutzt, doch 2007 war endgültig Schluss. Seitdem dösten die beiden beeindruckenden, fünf- und neunstöckigen Industrie-Reliquien vor sich hin. Die Stadtwerke erwarben bereits 1968 die Grundstücke und sind seit 1999 auch Eigentümer der Gebäude, nachdem das Erbbaurecht der Firma Rhenus auslief. Doch durch den Leerstand gerieten die beiden Speichergebäude, die seit den Neubau des Rhe-

Bild 1.  Die beiden beeindruckenden Speichergebäude im Hafen von Münster – Rhe­ nus links und Flechtheimspeicher rechts – bekamen ein neues Innenleben und beher­ bergen seit Frühjahr 2015 Büro- und Archivräume (Foto: Stadtwerke Münster)

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nusspeichers 1939 durch ein gemeinsames Treppenhaus verbunden sind, in einen baulich bedrohlichen Zustand. Lange war es Plan der Stadtwerke, die Speicher als Hotel zu sanieren, bis im März 2012 der Aufsichtsrat des städtischen Unternehmens beschloss, den Speicher zur Büro-,

Bild 3.  Eine effektive Innendämmung mit Poroton-WDF besteht aus (von außen nach in­ nen): Bestandswand, Bestandsputz, Hinterfüllung und Poroton-WDF – als Endbeschich­ tung reicht ein herkömmlicher Innenputz (Foto/Grafik 2 und 3: Schlagmann Poroton)

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Bild 4.  Schnitt B-B

Archiv- und Kulturnutzung umzubauen. Für den Umbau wurden ca. 18 Millionen € veranschlagt.

Hoher Brandschutz nötig Im März 2013 wurde mit dem Entfernen des noch vorhandenen Inventars – wie alter Förderbänder und Maschinen – begonnen. Danach ging es an das Entkernen des Gebäudes, dabei wurden möglichst viele alte Elemente erhalten. Gusseiserne Säulen, Fenster und alte Holzdecken sollen nach Fertigstellung zum Charme der Büroräume im ehemaligen Industrieriesen beitragen. „Wir haben eine sehr schöne, aber eben auch alte Gebäudehülle vorgefunden, die wir nach und nach mit neuem Leben füllen. Das ist etwas ganz anderes als ein Neubau“, findet Architektin Katja Kleim von Pfeiffer Ellermann Preckel aus Münster. Im Sommer 2013 startete der

Umbau mit der Sanierung der vorhan­denen Fassade. Aus Denkmalschutzgründen kam nur eine Innendämmung in Frage. Das Team um Kleim entschied sich aus raumklimatischen Gründen für eine Dämmung mit der massiven, kapillaraktiven Poroton-WDF in einer Wanddicke von 120 mm. Hinzu kamen hohe Anforderungen an den Brandschutz: „Der Speicher gilt als Hochhaus“, erläutert Brandschutzexperte Marcel Wolters von nees Inge­nieure, „damit gelten für den Brandschutz noch mal besondere Auflagen.“ Ziegel und Perlit sind natürliche, minera­lische Baustoffe und nachweislich nicht brennbar. Als es um die Entscheidung über das Dämmsystem ging, konnte Poroton-WDF deshalb doppelt punkten. Die Verarbeitung der Vormauerung aus WDF wurde schnell und unkompliziert ohne vorbereitende Maßnahmen durchgeführt: Vor der innenseitig liegenden und verputzten Stahlbetonkon­struktion wurden die Ziegel in

Bild 5.  Schnitt C-C (Grafiken 4 und 5: Pfeiffer . Ellermann . Preckel, Münster)

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einem Abstand von 2 cm aufgemauert, eine Hinterfüllung aus Füllmörtel komplettierte die Fassadensanierung. Als Endbeschichtung wurde ein herkömmlicher Kalkputz in einer Dicke von 15 mm aufgebracht. Am Ende der Sanierungsarbeiten entstanden modern ausgestattete Büros und Praxisflächen mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Die Flächen reichen von 200 bis 3.500 m2. Die flexiblen Grundrisse ermöglichen vielerlei Nutzungen.

Produktinformation Poroton-WDF 120 Breite: 120 mm Format: 500 mm × 249 mm Gewicht/Ziegel: 6,6 kg Wärmeleitwert: 0,060 W/(mK) Wasserdampfdiffusionszahl: µ = 4/5 Baustoffklasse: A – nicht brennbar Erhältlich über den Baustoffhandel

Besonderheiten der Sanierung Innendämmung der Außenwand­ konstruktion im Rahmen der Sanierung mit Poroton-WDF Konstruktion vorher: Stahlbeton­ skelettbau + stark hinterlüftete ­Klinkerverblendung: d = 14 cm + 15 cm = 29 cm, U-Wert vorher: nicht berechnet Konstruktion nach Fassadendämmung: Massivbau mit Innendämmung, wie vor + 12 cm Poroton-WDF Innendämmung + 1,5 cm Kalkgipsputz, ­U-Wert nachher: 0,42 W/(m2K) Energetische Maßnahmen: Heizung vorher: keine Heizung nachher: Fernwärme Jahresprimärenergiebedarf (errechnet): vorher: nicht berechnet, nachher: 56 kWh(m2a) Energiestandard des Gebäudes nach der Sanierung: EnEV 2009 in Teilen

Bautafel Denkmalgerechte Instandsetzung Rhenusspeicher, Münster ■■  (Büroflächen/Praxisräume/Ausstellungsräume, Archive) ■■  Baujahr: 1939, ursprüngliche Nutzung: Getreide-Silospeicher ■■  Bauherr: Stadtwerke Münster ■■   Bauvorhaben: Umnutzung, Umbau und Sanierung des bestehenden Gebäude­ komplexes ■■   Architektur/Planung: Pfeiffer . Ellermann . Preckel Architekten und Stadtplaner BDA, 48143 Münster, www.pfeiffer-ellermann-preckel.de ■■   Tragwerksplanung: Otten Ingenieure, 48147 Münster, www.otten-ingenieure.de ■■   Brandschutz: nees Ingenieure GmbH, 48143 Münster, www.nees-ingenieure.de ■■   Bauunternehmen: Kögel Bau GmbH & Co.KG, 32549 Bad ­Oeynhausen, www.koegel-bau.de ■■  Dauer der Sanierung: 04/2013-03/2015 ■■  Kosten: ca. 15 Millionen € ■■  Abmessung Gebäude: 63 m × 20 m ■■  Geschosse: 9 ■■  Geschosshöhe: ca. 3,10–4,00 m ■■  Nutzfläche gesamt: 12.560 m2 ■■  Grundstücksfläche: 3.310 m2

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Innovative Brandsperre in der Hamburger HafenCity Lage und Gebäude könnten kaum attraktiver sein: Mitten in der Hamburger HafenCity am Ufer der Elbe entsteht derzeit das Ensemble „Intelligent Quarters“. Der städtebaulich höchst ansprechende Gebäudekomplex besteht aus einem ca. 70 m hohen Büroturm sowie zwei angrenzenden, 24 und 31 m hohen Gebäuden mit u. a. 46 Wohnungen. Für zeitgemäßen Wärmeschutz und hervorragenden Brandschutz setzten Planer und Investoren auf eine Dämmung der Fassade aus nichtbrennbarer Steinwolle. Die Fassaden der drei Gebäude werden als hinterlüftete Konstruktion realisiert und mit Tafeln aus einer im Zweitbrandverfahren glasierten Keramik bekleidet. Mit der Fassadendämmung an den beiden niedrigeren Gebäuden beschäftigten sich im Sommer 2017 Klaus Degen und Waldemar Rogowski mit ihrem Team. Die Geschäftsführer der Degen + Rogowski GmbH erinnern sich: „In Summe wurden etwa 5.200 m2 Fassadenfläche mit einer 200 mm starken Dämmung aus nichtbrennbarer Steinwolle ausgerüstet. Da beide Gebäude aufgrund ihrer Höhe in die Gebäudeklasse 5 fallen, mussten gemäß § 28 der Musterbauordnung zusätzlich in jedem zweiten Geschoss horizontal auf der Fassade und vertikal um die Treppenhauskerne Brandsperren eingebaut werden.“ Für die Ausbildung der Brandsperre setzten die Dämmprofis erstmals auf das neue Fixrock BWM Brandriegel Kit von Rockwool, das ebenfalls aus nichtbrennbarer Steinwolle besteht.

Dämmung und Brandriegel aus Steinwolle Bei Verwendung des Fixrock BWM Brandriegel Kit ist es möglich, Fassadendämmung und Brandsperren homogen aus nichtbrennbarer Steinwolle zu erstellen. Wärmebrücken gehören mit diesem System der Vergangenheit an. Darüber hinaus sprechen aus Sicht von Klaus Degen aber noch weitere Punkte für den Einsatz dieses Brandsperrensystems. „Zum einen ist es wesentlich einfacher zu verarbeiten und zu montieren als die sonst üblichen Konstruktionen aus Stahlblech. Zum anderen überzeugt der Brandriegel aus Steinwolle im Vergleich mit anderen Systemen auch unter wirtschaftlichen Aspekten. Die Dämmstoffmesser für den exakten Zuschnitt haben unsere Mitarbeiter immer bei sich, sodass der Zuschnitt der insgesamt rund 1.000 Meter Brandriegel schnell erledigt war.“ Das Brandsperrensystem besteht aus zwei miteinander verklebten Dämmstoffplatten mit unterschiedlicher Rohdichte und einem darauf abgestimmten Abstandhalter. Diese Komponenten ergänzen sich optimal. Die Oberseite der Brandsperre bildet eine hochverdichtete, feste Dämmstoffplatte. Die auf der Gebäudewand aufliegende, innere Lage besitzt hingegen eine geringere Rohdichte und kann mögliche Drucklasten der Fassadenbekleidung ausgleichen. Der Abstandhalter des Systems sichert zuverlässig den Luftstrom im Hinterlüftungsraum, der im Bereich des Brandriegels auf 9 mm begrenzt wird.

Patentiertes und geprüftes System

Bild 1.  In der Hamburger HafenCity am Ufer der Elbe entsteht das Ensemble „Intelli­ gent Quarters“. Restaurants, Cafés und Geschäfte in den Erdgeschossen der drei Ge­ bäude sorgen für zusätzliche Attraktivität. (Abb.: ECE)

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In einem ersten Verarbeitungsschritt brachte das Team von Klaus Degen zunächst die Steinwolleplatten Fixrock 035 VS als Flächendämmung an. Mithilfe einer von Rockwool mitgelieferten Montagehilfe wurde an der Stelle, an der die Brandsperre verlaufen soll, eine Aussparung gesetzt. Diese Aussparung ist geringfügig kleiner als der Brandriegel aus Steinwolle, sodass der Brandriegel später ohne zusätzliche mechanische Befestigung einfach in diese Aussparung geklemmt werden kann. „Der Brandriegel wurde – abgestimmt auf die Dicke der Flächendämmung und die Breite des Hinterlüftungsspaltes – in der von Rockwool angebotenen Ausführung L, d. h. in einer Dicke von 260 mm, geliefert. Genau genommen besteht der Brandriegel dann aus einer 180 mm dicken Lage hochverdichteter Steinwolle und 80 mm Dämmstoff mit geringerer Rohdichte. Für die exakte Montage wurde das Maß von Dämmstoffdicke plus Hinterlüftungsspalt ermittelt und der Brandriegel entsprechend an der innen liegenden „weicheren“ Seite zugeschnitten.“ Nach dem Zuschnitt wurde die zwischen den Bahnen der Flächendämmung eingelegte Montagehilfe entfernt und der Brandriegel sowie die Abstandhalter in den so geschaffenen Zwischenraum geklemmt. Durch dieses Klemmen und die Reibungskräfte der anstoßenden Fassadendämmplatten wird der Brandriegel zuverlässig fixiert. Bei der Ausbildung der vertikalen Brandriegel um die Treppenhäuser herum wurde zusätzlich darauf geachtet, dass diese in unterschiedlichen Brandwanddicken nebeneinander angeordnet wurden. Jeder Brandriegel wurde mit

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Bild 2.  Aufgrund der baurechtlichen Forderung nach Schutzmaßnahmen auf der Fassade von Gebäuden der Klasse 5 bei geschossübergreifenden Hohlräumen in der vorgehängten hinterlüfteten Fassade mussten zu­ sätzlich zu den nicht brennbaren Dämmplatten Fixrock 035 VS in jedem zweiten Geschoss Brandsperren vor­ gesehen werden

Bild 3.  Zur Ausbildung der horizontalen und vertikalen Brandsperren kam erstmals das neue Fixrock BWM ­Brandriegel Kit von Rockwool zum Einsatz – eine recht­ eckige Montagehilfe diente während der Montage der Fassadendämmung als „Platzhalter“ und stellte die ­exakte Höhe des Zwischenraums für den Einbau des ­Brandriegels sicher

Bild 4.  Brandriegel werden vom Hersteller in den Stär­ ken S, M, L und XL angeboten und lassen sich so opti­ mal an die Fassadenkonstruktion anpassen; das Maß von der tragenden Wand zur Hinterkante Bekleidung ist für den Zuschnitt ausschlaggebend

Bild 5.  Nach dem Entfernen der Montagehilfe konnten die Brandriegel einfach zwischen die Flächendämmung geklemmt werden – durch die Reibungskräfte zwischen den angrenzenden Fassadendämmplatten aus Stein­ wolle und dem Brandriegel wird dieser zuverlässig in seiner Position gehalten

Bild 6.  In die Brandriegel (Format 1.000 x 150 mm) wurden nach Vorgabe des Herstellers Abstandhalter gesetzt, die zum System Fixrock BWM Brandriegel Kit gehören; der Maximalabstand zwischen zwei Abstand­ haltern beträgt 400 mm, der Abstand zu Tragprofilen und Stößen maximal 100 mm

Bild 7.  Abstandhalter stellen den Luftstrom im Hinter­ lüftungsraum sicher, der im Bereich des Brandriegels auf 9 mm begrenzt wird (Fotos 2–7: DEUTSCHE ROCK­ WOOL GmbH & Co. KG)

einem Rockwool Dämmstoffhalter gegen Abrutschen gesichert. Das Fixrock BWM Brandriegel Kit für vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktionen ist patentiert und wurde vom Hersteller umfassenden Prüfungen unterzogen.

Gebäude nach LEED und DGNB-Standard Dank des Einsatzes von nichtbrennbarer Steinwolle wurde beim Bau der Büro- und Wohngebäude des „Intelligent Quarters“ ein Maximum an baulichem Brandschutz auf der Fassade sichergestellt. Darüber hinaus hat die hoch wärmedämmende Gebäudehülle einen wichtigen Anteil an den überzeugenden energetischen Leistungswerten der Gebäude. Sie wurden so geplant, dass sie eine „Gold“-Auszeichnung nach dem LEED-System für besonders nachhaltiges Bauen erhalten können. Gleichzeitig erfüllen die Gebäude die Anforderungen an ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

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Bautafel „Intelligent Quarters“ in der Hamburger HafenCity ■■   Projektentwickler und Bauherr: ECE Projekt­management GmbH & Co. KG, Hamburg + ­STRABAG Real Estate GmbH, Hamburg ■■  Planer: Störmer Murphy and Partners GbR, Hamburg ■■  Generalunternehmer: BAM Deutschland AG, Stuttgart ■■  Verarbeiter: Degen + Rogowski GmbH, ­Herzogenrath ■■   Technische Beratung: Deutsche ROCKWOOL GmbH & Co. KG, Gladbeck

Weitere Informationen: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG Rockwool Straße 37–41, 45966 Gladbeck Tel. (02043) 408-0, Fax (02043) 408-570 info@rockwool.de, www.rockwool.de

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Vorspreizender Nageldübel reduziert Montagezeit Mit dem neuen MND Metall-Nageldübel von Schnabl Stecktechnik lassen sich elektrische Betriebsmittel und andere nichttragende Anbauteile besonders leicht und zuverlässig im Beton verankern. Wie der MDSN Stecknagel aus dem Schnabl-Produktportfolio eignet sich auch der Nageldübel für den Einsatz unter Brandbeanspruchung nach DIN 4102-12.

Bild 3.  Durch das Vorspreizen sowie den geringen Bohraufwand lassen sich im Ver­ gleich zur konventionellen Montage 15 % Zeit einsparen

Bild 1.  Der neue MND Nageldübel von Schnabl Steck­ technik verankert Halterungen für Elektroinstallationen schnell und einfach im Beton – bei hoher Tragkraft

Der 45 mm lange Nageldübel aus verzinktem Stahl erleichtert die Montage von elektrischen Installationshalterungen nicht nur enorm, sondern spart auch 15 % Arbeitszeit gegenüber herkömmlichen Befestigungsmethoden ein: Die Bohrung erfordert einen Durchmesser von nur 6 mm so­ wie eine geringere Bohrlochtiefe von lediglich 48 mm – das ­minimiert den Bohraufwand erheblich. Eine tiefere Bohrung ist dabei vollkommen unproblematisch. Nachdem der Bohrstaub entfernt wurde, wird der Nageldübel durch das Bauteil in die Bohrung gesteckt. Die Besonderheit: Der MND spreizt sofort vor, so muss das Werkstück nicht gehalten werden und die Hände sind frei. Gerade bei der Deckenmontage ist dies ein außerordentlicher Vorteil. Nun muss

Bild 4.  Wie der MDSN Metall-Stecknagel ist auch der MND nach DIN 4102-12 ­geprüft; die erteilte Feuerwiderstandsklasse F 120 sichert den Funktionserhalt (Fotos: Schnabl Stecktechnik GmbH)

der Dübel nur noch mit einem Hammer oder mit einem optional erhältlichen Maschinen-Setzwerkzeug eingeschlagen werden – ganz einfach dank des großen Dübelkopfs.

Große Tragkraft – auch unter Brandbelastung Der MND Nageldübel ist geprüft für die Montage von brandwiderstandsfähigen Einzelschellen, Kabelbügeln oder Sammelhaltern nach DIN 4102-12 bis zur Feuerwiderstandsklasse F120 und überall dort, wo eine kunststofffreie Befestigung vorgegeben ist. Die maximale Tragfähigkeit des MND Nageldübels liegt bei 1.430 N, ca. 145 kg. Unter Brandbelastung reduziert sich diese: bei R 30 auf 350 N, bei R 120 auf 100 N. Auf Anfrage sind auch Varianten aus rostfreiem oder aus hochkorrosionsbeständigem Stahl lieferbar. Beide Varianten ermöglichen eine Maximalbelastung von 1.000 N bei R 30 oder 300 N bei R 120 Brandbelastung. Weitere Informationen:

Bild 2.  Sobald der MND Nageldübel ins Bohrloch gesteckt wird, spreizt er vor und hält das Werkstück bereits

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Schnabl Stecktechnik GmbH Bahnhofplatz 1, PF 63 A-3100 St. Pölten/Österreich Tel. +43 2742 221 67, Fax +43 2742 221 67 50 office@schnabl.works, www.schnabl.works

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FeuerTRUTZ 2018 widmet sich aktuellen Themen im Brandschutz Die Messe und der Kongress FeuerTRUTZ machen das Messezentrum Nürnberg am 21. und 22. Februar 2018 wieder zum Treffpunkt für Brandschutzexperten aus dem In- und Ausland. Die Fachbesucher dürfen sich auf namhafte Neuaussteller, zahlreiche Standvergrößerungen und ein umfangreiches Rahmenprogramm freuen. Komplettiert wird das Angebot durch den beliebten Brandschutzkongress. Hier steht 2018 die Wirtschaftlichkeit von Brandschutzlösungen im Mittelpunkt. Erneut bietet die FeuerTRUTZ den Besuchern ein umfassendes Rahmenprogramm: In den Aussteller-Fachforen vermitteln Unternehmen und Organisationen Fachwissen zu Produkten und ihrem fachgerechten Einsatz sowie Branchentrends. Aus- und Weiterbildungsträger informieren auf dem Treffpunkt Bildung & Karriere über berufliche Perspektiven im Brandschutz und das ERLEBNIS Brandschutz bringt Aussteller mit spannenden Live-Demonstrationen ins Rampenlicht.

Drei Kompakt-Seminare vermitteln Know-how Drei Kompakt-Seminare bieten zusätzliches Fachwissen aus erster Hand. Das Kompakt-Seminar „BRANDSCHUTZ­ DIREKT Löschtechnik“, das in Kooperation mit dem Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) ausgerichtet wird, rückt u. a. die Lagerung von Lithium- und Hochvoltbatterien in den Mittelpunkt. „Brandschutz in Bayern“ heißt das zweite Kompakt-Seminar der FeuerTRUTZ. ­Architekten und Behördenvertreter erhalten hier Infor­ mationen zur aktuellen rechtlichen Situation im Freistaat Bayern, beispielsweise zur Umsetzung der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB). Schließlich informieren Experten des Kooperationspartners VDI im TGA-Expertenforum zum Thema „Im Brandfall gut vernetzt?“. Dabei stehen die neuesten Entwicklungen und Regelungen aus der Technischen Gebäudeausrüstung und dem Brandschutz im Fokus.

Brandschutzkongress informiert zu aktuellen Fragen Ist Brandschutz ein Kostentreiber? Im renommierten Brandschutzkongress geht es 2018 auch um die Frage, was wirksamer Brandschutz kosten darf und wie viel er kosten muss. Damit greifen die Organisatoren die vielfach geführte Diskussion um den Stellenwert des Brandschutzes bei Großprojekten und Bestandsbauten auf. Weitere Themenschwerpunkte im dreigliedrigen Programm sind aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen, die Umsetzung des neuen bauordnungsrechtlichen Systems von Bauprodukten und Bauarten in den Ländern, Barrierefreiheit und Informationen zu Fachbauleitung und Objektüberwachung. Weitere Informationen: Kerstin Holzhüter FeuerTRUTZ Network GmbH Tel. (0221) 54 97-146, Fax (0221) 54 97-61 46 kongress@feuertrutz.de, www.feuertrutz-messe.de

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Baulicher Brandschutz

High-Tech im Reinraum: rauchfreier Dämmstoff in einer neuen Penicillin-Produktionsstätte In der pharmazeutischen Industrie sind gleichbleibende Umgebungsbedingungen das A und O. Um eine Kontamination der Produkte zu vermeiden, mussten die im neuen Werk von Labesfal – Fresenius Kabi in Santiago de Besteiros/Portugal eingesetzten Baustoffe die hohen Anforderungen der Reinraumtechnologie erfüllen. Zur technischen Dämmung kam das neue weiter verbesserte Armaflex Ultima von Armacell zum Einsatz. Im Herzen Portugals, in Santiago de Besteiros, entsteht derzeit eine hochmoderne Fertigungsstätte zur Herstellung von Penicillin. Labesfal S.A. ist einer der Top-5-GenerikaHersteller in Portugal und gehört seit 2005 zur deutschen Fresenius Kabi-Gruppe. Fresenius Kabi ist ein weltweit tätiges Gesundheitsunternehmen, das Medikamente und Medizintechnik zur Infusion, Transfusion und klinischen Ernährung anbietet. In Santiago de Besteiros werden Kapseln, Tabletten und flüssige Arzneimittel in Ampullen und Flaschen sowie sterile pharmazeutische Pulver hergestellt. Neben drei Gebäuden mit vier unabhängigen Produktionseinheiten befinden sich auf dem ca. 100.000 m2 großen Betriebsgelände Logistik -und Lagerbereiche sowie Gebäude für Qualitätskontrollen und administrative Tätigkeiten. Nachdem 2014 am Standort bereits in eine neue Logistik-Plattform investiert wurde, wird das Werk jetzt um eine neue Produktionseinheit mit zwei Fertigungslinien für steriles Penicillin­ pulver für Injektionen und Infusionen erweitert. Um am Standort gleichzeitig Penicillin und Cefalosporine fertigen zu können, ist ein komplett separater Gebäudekomplex notwendig. So kann eine mögliche Kreuz-Kontamination der beiden Produktgruppen ausgeschlossen werden.

Gute Herstellungspraxis (GMP) sichert Qualität Der Neubau beherbergt eine Anlage für die Herstellung von Chargen und eine Hochgeschwindigkeits-Fabrikations­ linie für die aseptische Abfüllung von Pulver in Glasfläschchen. Die hochmoderne Technologie wird allen relevanten Anforderungen der entsprechenden Behörden auf der ganzen Welt entsprechen. Der Qualitätssicherung kommt in der pharmazeutischen Industrie eine zentrale Bedeutung zu, denn hier können Qualitätsabweichungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher haben. Gewährleistet wird eine hohe Produktqualität durch Einhaltung der aktuellen GMP-Standards (Good Manufacturing Practice, „gute Herstellungspraxis“ = Richtlinien zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und -umgebung bei der Herstellung von Arzneimitteln). Diese Qualitätsstandards betreffen den gesamten Prozess von der Analyse der Ausgangsmaterialien über IPCs (In-Process-Controls, „Inprozesskontrollen“ = im Verlauf des Produktionsprozesses durchgeführte Kontrollen) bis hin zur Freigabe der fertigen Produkte. Ein GMP-gerechtes Qualitätsmanagementsystem stellt sicher, dass die verbindlichen Anforderungen der nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden erfüllt werden. Der Standort Labesfal verfügt über die notwendige Ausstattung

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Technische Dämmstoffe in Reinräumen Eines der Kernziele der Regeln der Guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) ist das Vermeiden jeglicher Art von Kontamination in der Produktion. Das gilt selbstverständlich auch für die Materialauswahl bei der Konstruktion von Betriebsanlagen. Um die Gefahr der PartikelkontaAngel E. Ramìrez Rojas, Tech­ mination zu minimieren, sind fasernical Sales Engineer Armacell und staubfreie Dämmstoffe wie Iberia S.L.U. Armaflex traditionellen Materialien wie Mineralfaserprodukten in Reinraumumgebungen überlegen. Die homogene und dreidimensional vernetzte Struktur elastomerer Dämmstoffe verhindert eine Kontamination der Luft mit Dämmstoffpartikeln, Fasern, Staub, Mikroben und sonstigen Elementen, die zur Luftverunreinigung beitragen können. Als geschlossenzelliges Material ist der Elastomerdämmstoff zudem vor Durchfeuchtung durch Tauwasser geschützt. Neben der Materialbeschaffenheit ist in Reinraumumgebungen auch das Brandverhalten der eingesetzten Baustoffe entscheidend. Im Falle eines Brandes entstehen bei einer starken Rauchbildung Rußpartikel und andere Rückstände, die sich auf den Anlagen und der gesamten Einrichtung absetzen. Diese Brandrückstände müssen zunächst fachgerecht beseitigt werden, bevor der eigentliche Brandschaden behoben werden kann. Mit der anschließenden Qualifizierung und Validierung der Anlagen kann es selbst bei einem kleinen Feuer schnell zu mehrmonatigen Betriebsunterbrechungen kommen. Das ist für ein Pharmaunternehmen in Zeiten von just-in-timeProduktion und Abbau der Lagerhaltung fatal. Bei der Auswahl von Baustoffen ist daher neben dem Brandverhalten auch die Rauchentwicklung entscheidend. Mit Armaflex Ultima steht jetzt erstmals ein Dämmstoff für kälteführende Leitungen zur Verfügung, der über eine sehr geringe Rauchentwicklung verfügt.

Bild 1.  Der rauchfreie Dämmstoff Armaflex Ultima von Armacell in der neuen Penicil­ lin-Produktionsstätte von Labesfal – Fresenius Kabi in Santiago de Besteiros/Portugal

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Bild 2. Armaflex Ultima – der weltweit erste elastomere Dämmstoff mit B/BL­s1,d0, der besten Brandklasse für organische Baustoffe

(z. B. Klimakammern), um Stabilitätsstudien nach den Anforderungen der ICH (International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use) durchzuführen.

Reinraumtechnologie schützt vor Kontamination Die Gebäudetechnik wurde vom spanischen Ingenieurbüro INDUS geplant. Das Unternehmen aus Barcelona kann auf eine langjährige Erfolgsbilanz ingenieurtechnischer Lösungen für die Pharmaindustrie und anderer Industriezweige mit Reinraumanforderungen verweisen. Die Reinraumtechnik gewährleistet saubere Umgebungsbedingungen in Form von gefilterter Luft. Eine zentrale Maßnahme zur Minimierung der Partikelkontamination ist die Erzeugung eines laminaren Luftstroms partikelfreier Luft. Die Partikelzahl wird über Luftstrom, Luftfeuchte, Luftdruck und die Raumtemperatur geregelt. Um später im Betrieb eine sichere Chargenproduktion gewährleisten zu können, werden diese Parameter kontinuierlich erfasst und dokumentiert. Nur wenn Temperatur, Luftfeuchte und Druck konstant gehalten werden, bestehen

vergleichbare Bedingungen, um die Partikelzahl verlässlich kontrollieren zu können. Der Reinraum, die erforderliche Klimatechnik und die angrenzenden Bereiche bilden also einen komplex organisierten und überwachten Bereich. Die Auslegung der Klimaanlage und die gezielte Verwendung von Filter-Ventilator-Einheiten bzw. Flowboxen, die eine Versorgung der Arbeitsflächen mit partikelfreier Luft gewährleisten, spielen eine entscheidende Rolle. Die unterschiedlichen Produktionsbereiche und angrenzende Räume werden in entsprechende Reinheitsklassen eingeteilt. Gemäß dieser Klassifizierung sind definierte Temperaturen und Luftströme aufrechtzuerhalten. An den beiden Produktionslinien sorgt ein laminarer Luftstrom mit einem Volumenstrom von 0,45 m/s für partikelfreie Luft. Dank dieser Verdrängungsströmung (auch „laminar flow“ genannt) gelangt die Luft turbulenzarm und vertikal in den Reinraum und verhindert so eine Kontamination der sensiblen Arbeitsbereiche. Die einzuhaltende Temperatur an den Produktionslinien wurde mit 18 ± 2 °C definiert, die relative Luftfeuchte darf 20 % nicht überschreiten.

Enormer Kältebedarf Bei Außentemperaturen von bis zu 33 °C im Sommer und einer relativen Luftfeuchte von bis zu 80 % im Winter besteht im neuen Labesfal-Werk ein erheblicher Klimatisierungs- und Lüftungsbedarf. Zwei riesige Kältemaschinen mit einer Kühlleistung von 565 kW und 11 Klimageräte unterschiedlicher Leistung versorgen das neue Werk mit

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Baulicher Brandschutz

Bild 4.  Rauchentwicklung bei einem Standard-Elastomer-Produkt (links) und bei Armaflex Ultima (rechts) (Fotos: Armacell)

kühler Luft. Verantwortlich für die Kältetechnik ist Valtria Salas Limpas, Engenharia e Instalação, ein auf die Planung und Installation von Reinräumen und Reinraumbereichen spezialisiert es Unternehmen aus Madrid.

Rauchfreier Dämmstoff Zur Dämmung der Klimakanäle aus verzinktem Stahl hatte INDUS das neue Armaflex Ultima von Armacell ausgeschrieben. Der erste raucharme Kältedämmstoff erfüllt die Anforderungen der portugiesischen Bauverordnung zur Brandsicherheit in Gebäuden (Decreto-Lei n.º 220/2008 – Segurança Contra Incêndio em Edifícios). Danach müssen Wärmedämmstoffe auf Luftverteilungsleitungen mindestens die Brandklasse BL-s2,d0 erfüllen. Im Vergleich zu einem Standard-Elastomerprodukt weist Armaflex Ultima eine 10-mal geringere Rauchentwicklung auf. Das Schaummaterial auf der Basis der patentierten Armaprene-Technologie ist der weltweit erste elastomere Dämmstoff mit B/ BL-s1,d0 – der besten Brandklasse für organische Baustoffe. Abgesehen von den Fortluftkanälen, die die „verbrauchte“ Luft aus dem Gebäude hinausführen, wurden alle Lüftungsleitungen gedämmt. Die kaltgehenden Zuluftkanäle wurden zur Verhinderung von Tauwasser und Energieverlusten mit 25 mm dicken Dämmstoffplatten gedämmt. Auf den warmgehenden Abluftkanälen kamen 19 mm dicke Platten zum Einsatz.

Sehr gute Verarbeitungseigenschaften Der Isolierbetrieb Martins Oliveira – Isolamentos Indu­ striais aus Fátima/Spanien vertraut seit vielen Jahren auf

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die Qualität von Armaflex. Bei diesem höchst anspruchsvollen Projekt hat das Team erstmals das neue, nochmals verbesserte Armaflex Ultima eingesetzt. Das Produkt ist sehr flexibel, aber dennoch etwas fester und formstabiler als herkömmliche Kautschuk-Dämmstoffe. Es lässt sich sehr gut und sauber schneiden und die Schnittkanten sind sehr gut zu verkleben. Neben Klimakanälen und Lüftungsleitungen mit Durchmessern von 125 bis 710 mm wurden auch die Filterboxen mit Armaflex Ultima gedämmt. Insgesamt installierte das 6- bis 8-köpfige Team 900 m2 Armaflex Ultima Platten in einer Isolierdicke von 19 mm, 1.600 m2 Platten mit einer Dämmschichtdicke von 25 mm und 100 m2 9 mm dickes Material. Teilweise kamen selbstklebende Platten zum Einsatz, zur Herstellung von Formteilen wurden die Armaflex Ultima Platten vollflächig mit dem Armaflex Ultima 700 Kleber verklebt. Geschäftsführer Basílio Oliveira: „Armaflex Ultima lässt sich noch einfacher als andere Armaflex-Dämmstoffe verarbeiten. Auch mit dem Armaflex Ultima 700 Kleber waren die Kollegen sehr zufrieden.“ Geliefert wurden die Armaflex-Dämmstoffe und der Armaflex Ultima 700 Kleber vom portugischen Dämmstoffhändler Distriplac Portuga – Comércio de Isolamentos.

Weitere Informationen: Armacell GmbH Robert-Bosch-Straße 10, 48153 Münster Tel. (0251) 76 03 0, Fax (0251) 76 03 448 info.de@armacell.com https://local.armacell.com/de/armacell-deutschland/

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Elbphilharmonie mit „Sprinkler Protected“-Award ausgezeichnet Die Elbphilharmonie in Hamburg ist nicht mehr nur ein Leuchtturm der Kultur, sondern offiziell auch ein Leuchtturm im Hinblick auf den Brandschutz. Das Hamburger Wahrzeichen erhielt vom bvfa Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. das Qualitätssiegel „Sprinkler Protected“ für vorbildlichen Brandschutz durch eine Sprinkleranlage. Mit seiner herausragenden Architektur, 120.000 m2 Fläche und einer Höhe von 110 m über 28 Geschosse ist das einzigartige Gebäude der Elbphilharmonie ein Superlativ in jeder Hinsicht. Dass bei diesem Wahrzeichen aus der Feder des Architektenbüros Herzog & de Meuron auch auf erstklassigen Brandschutz Wert gelegt wurde, attestierte der bvfa Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. mit der Verleihung der „Sprinkler Protected“-Plakette. Rudolf Reimers, Vorstandsvorsitzender des bvfa, übergab den Preis an Dennis Just, Technischer Leiter der Elbphilharmonie, und würdigte die Investition in eine vollflächige Sprinkleranlage. „Es freut uns sehr, dass wir die bvfaAuszeichnung Sprinkler Protected heute erstmalig an ein Konzerthaus verleihen dürfen. Das einzigartige Zusammenspiel aus Veranstaltungsort, Hotel, Wohngebäude, Gastronomie und öffentlichem Raum ist eine Herausforderung für den Brandschutz, den Sie durch die vollflächige Sprinklerung verantwortungsvoll und mit Bravour gelöst haben“, lobte Rudolf Reimers und betonte: „Sie gehen für andere Großprojekte und Gebäude mit leuchtendem Beispiel voran und zeigen, wie vorbildlich das wichtige Thema Brandschutz angegangen und gelöst werden kann.“

Ein Sprinkler je 10 m2

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Die Dimensionen des Brandschutzes in der Elbphilharmonie führt die Zahlen der Superlative rund um das Gebäude fort: Es ist mit ca. 13.000 Sprinklern ausgestattet, das entspricht mehr als einem Sprinkler je 10 m2. Vier Sprinklerpumpen, zwei Vorratsbehälter, sechs Hydrantenpumpen, drei Überwachungszentralen, 23 Alarmventilstationen, 120 Zonechecks, 195 Hydrantenschränke, 16.200 m Hauptund Verteilerleitungen und 42.000 m Strangleitungen sorgen für die Sicherheit der Elbphilharmonie und ihrer Besucher, Bewohner und Mitarbeiter. Zusätzlich zum vollflächigen Sprinklerschutz ist im Großen Konzertsaal eine Wassernebellöschanlage verbaut.

auf Beton

auf Stahlprofilblech

Weitere Informationen: bvfa Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. Koellikerstraße 13, 97070 Würzburg Tel. (0931) 352 92-25, Fax (0931) 352 92-29 info@bvfa.de, www.bvfa.de

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Baulicher Brandschutz

Einsatz von Schöck Isokorb® in nichtbrennbaren Fassaden Bedingt durch die letzten Brandereignisse, z. B. den Hochhausbrand in London, rückte das Thema Brandschutz in den Mittelpunkt der fachlichen Diskussion innerhalb der Baubranche. Sind die eingesetzten Materialien und Produkte, speziell in der Fassade, brandschutztauglich? Diese Frage wird auch in Bezug auf den Schöck Isokorb® gerichtet. Wenn planerischer oder baurechtlicher Brandschutz vorgeschrieben wird, muss der Schöck Isokorb® mit Brandschutz­ ausführung, d. h. mit Brandschutzplatten, geplant werden. Die Brandschutzvariante erfüllt alle baurechtlichen Anforderungen und kann als Brandriegel eingesetzt werden. Um eine Feuerwiderstandsdauer von 120 Minuten zu erreichen, wurde das Produkt innerhalb von Zulassungsversuchen mehrfach raumabschließend getestet. Die Brandschutzplatten gewährleisten, dass die tragenden Komponenten, z. B. Zug- und Querkraftstäbe und Betondrucklager, innerhalb der geplanten Dauer ausreichend vor Feuer geschützt sind und ihrer Tragwirkung nachkommen (Kriterium „R“) und die Hitzeabschirmung (Kriterium „I“) gewährleistet ist. Seitliche Quellbänder oder ein Überstand der oberen Brandschutzplatten sorgen dafür, dass im Fall einer klaffenden Fuge (Spaltentstehung) die Rauchdichtigkeit gegeben ist (Kriterium „E“). Dieser Brandschutz ermöglicht den Einsatz des Schöck Isokorb® bei Flucht- und Rettungswegen.

Einsatz bei nichtbrennbaren Fassaden Bei Hochhäusern ≥ 60 m werden nichtbrennbare Produkte in der Fassade gefordert (gemäß Musterhochhausricht­ linie). Maßgebend für die Brennbarkeit eines Bauproduktes ist die Brandlast, welche als Energie freigesetzt wird und bei einem Gebäudebrand berücksichtigt werden muss. Schöck Isokorb® darf bei nichtbrennbaren Fassaden eingesetzt werden. Dies ist gutachterlich seitens der MFPA Leipzig aufgrund der hohen Feuerwiderstandsdauer mit REI120 und der „Einkapselung“ durch Brandschutzplatten nach­ gewiesen. Darüber hinaus wurde ein Brandlastvergleich durchgeführt, bei dem die Brandlast mit anderen Baupro-

Bild 1.  Schöck Isokorb®: Brandschutzplatten oben und unten gewährleisten, dass die tragenden Komponenten, z. B. Zugstäbe, Querkraftstäbe und Betondrucklager, inner­ halb der geplanten Dauer ausreichend vor Feuer geschützt sind und dass die Hitze­ abschirmung gewährleistet ist; seitliche Quellbänder oder ein Überstand der oberen Brandschutzplatten sorgen für die Rauchdichtigkeit

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Bild 2.  Gutachterliche Bewertung des Brandverhaltens von Schöck Isokorb® durch MFPA Leipzig (s. www.schoeck.de/brandverhaltenisokorb) (Bilder: Schöck)

dukten verglichen wurde. Als Referenzfassade wurden 100 m2 Wärmedämmverbundsystem (WDVS) an Hochhäusern mit Fenstern, Türen und Balkonen verglichen. Das Ergebnis bestätigte, dass die Brandlast von Fensterrahmen bzw. EPDM-Abdichtungen bei Glas um ein Vielfaches höher ist, als bei Balkonen oder Laubengängen mit Schöck Isokorb®. Alle tragenden Komponenten von Schöck Isokorb® bestehen aus nichtbrennbaren Materialien. Die Brandlast resultiert im Wesentlichen aus dem Neopor des Dämmkörpers. Die Hochhausrichtlinie besagt in Abschnitt 3.4 für Außenwände, dass gewisse Bauprodukte in der Außenwand, wie z. B. Fensterprofile, Dichtungen etc. hinsichtlich von der Nichtbrennbarkeit befreit sind, d. h. sie dürfen, wie der Dämmkörper des Schöck Isokorb®, aus normalentflammbaren Materialien bestehen, sofern die Randbedingungen hinsichtlich der Brandlast eingehalten sind. Schöck Isokorb® erfüllt diese Randbedingungen. Allerdings darf man vom Isokorb® nicht auf alle tragenden Wärmedämmprodukte schließen, die am Markt verfügbar sind. Speziell bei der Fassade spielen viele weitere Kriterien eine Rolle. Weitere Informationen: Schöck Bauteile GmbH Vimbucher Straße 2, 76534 Baden-Baden Tel. (07223) 967-0, Fax (07223) 967-450 schoeck@schoeck.de, www.schoeck.de

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Learning and Library Center in Wien: Überkopfverglasung mit Herausforderungen und Hindernissen

Bild 1.  Das Library and Learning Center (LCC) auf dem Campus der neuen Wirtschaftsuniversität in Wien gehört zu einem der letzten Projekte der Star-Architektin Zaha Hadid

Bisher befand sich die alte Wirtschaftsuniversität von Wien in einem Gebäude aus den 1970er-Jahren. Doch dieses war sanierungsbedürftig geworden, was die Verantwortlichen zum Anlass nahmen, einen Campus zu errichten, dessen Herzstück das ­Library and Learning Center ist. Es wurde von Zaha Hadid entworfen und stellte die Beteiligten bei seiner baulichen Umsetzung vor große Herausforderungen. Eine davon war der Brandschutz. Er wurde dank der Zusammenarbeit mit dem Brandschutzspezialisten Hoba, Adelberg, hervorragend gemeistert. Auf dem neuen Campus der Wirtschaftsuniversität von Wien hebt sich ein Gebäude besonders hervor: das Library and Learning Center (LLC). Es wurde von der PritzkerArchitektur-Preisträgerin Zaha Hadid entworfen und kombiniert die Funktionen einer klassischen Bibliothek mit einer Lerneinrichtung und modernster Technologie.

Ein Herzstück gestalten Das LLC – ein polygonaler Baukörper, gekennzeichnet durch gerade Linien, abgerundete Kanten und gekippte Wände – ist das Herzstück des Campus. Die Fassaden neigen sich teilweise bis zu 35°. Beim Betreten des Gebäudes können sich die Besucher der Dynamik, die der Innenraum ausstrahlt,

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Bild 2.  Schräge Achsen und viele Bögen waren das Markenzeichen von Zaha Hadid

nicht entziehen. Mit seinen vielen Rundungen und schrägen Wänden erinnert er an eine Schlucht. Über Rampen und Treppen gelangt der Gast vom Eingangsniveau spiralförmig durch das OMV Bibliothekszentrum nach oben. Dieses erstreckt sich trichterförmig über sechs Geschosse und nimmt die beiden oberen Stockwerke komplett ein. Die hier befindlichen Studienarbeitsplätze bieten dank eines gigantischen Fensters einen faszinierenden Blick auf den Prater.

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die Firma Hoba, die sich auf die Fertigung von Brandschutzsystemen spezialisiert hat und eng mit Planern und Architekten zusammenarbeitet. Infolgedessen werden Hoba-Brandschutzelemente häufig bei besonderen Bauvorhaben verwendet, die knifflige Detaillösungen erfordern.

Einen Brandschutzpartner finden Bild 3.  Hier sind die einzelnen Gläser vertikal lediglich durch Silikon miteinander ver­ bunden

Bild 4.  Im LCC werden eine Bibliothek, eine Lerneinrichtung und modernste Technik miteinander kombiniert

Beim LLC lag die Herausforderung vor allem in der Überkopfverglasung im Bereich des Atriums. Hier waren die Glaselemente gebogen und hatten zudem unterschiedliche Neigungswinkel. Darüber hinaus sollten die Fugen zwischen den einzelnen Scheiben lediglich mit Silikon verfüllt werden – eine Riegelkonstruktion war aus ästhetischen Gründen nicht erwünscht. Um nachzuweisen, dass es möglich ist, solch hohen Anforderungen gerecht zu werden, baute Hoba ein 1:1-Modell der Überkopfverglasung mit einer 45°-Neigung, die in die Horizontale überging. Dieses Modell ließen die Mitarbeiter des Unternehmens an der MPA Braunschweig im Brandversuch prüfen. Bei dem Test wurde auf Anhieb eine Prüfdauer von weit mehr als 90 Mi­ nuten erreicht. So konnte die Konstruktion in die Widerstandsklasse F90 eingeordnet werden. Anschließend begannen die Beteiligten mit der Ausarbeitung der Details. Mit diesen ausgerüstet, waren die Architekten in der Lage, das Bauelement produktneutral auszuschreiben. Im Fe­ bruar 2012 erhielt Hoba den Auftrag zur Herstellung der Brandschutzelemente.

Ein Hindernis überwinden Ein gewagtes Projekt umsetzen Fast alle Entwürfe von Zaha Hadid zeichnen sich dadurch aus, dass die Architektin den rechten Winkel mied. In den letzten Jahren ihres Schaffens kamen noch geschwungene Gestaltungselemente hinzu – so auch im LLC, was die Realisierung eines solchen Objektes erschwert. Gleichzeitig finden in der Anlage 25.000 Studierende und 1.500 Mitarbeiter Platz. An den Brandschutz wurden deshalb höchste Anforderungen gestellt. Die Architekten wandten sich an

Nun ging das Unternehmen daran, die technischen Unterlagen, wie Konstruktionszeichnungen, statische Berechnungen sowie Schallschutzbemessungen und vieles mehr zu erstellen. Doch als es den Nachweis für diese Sonderkonstruktion erbringen wollte, stand es vor einem schier unüberwindbaren Hindernis: Zwischen der ersten Prüfung und der tatsächlichen Ausführung gab es einen „Normensturz“. Dieser hatte zur Folge, dass nur noch Prüfungen und Zertifikate als Grundlage verwendet werden dürfen, die auf den europäischen Normen basieren. Die gesamte Planung und Preisfindung beruhte auf den entsprechenden DIN-Normen. Doch auch hierfür fanden die Hoba-Mitarbeiter eine Lösung: Sie führten die Brandschutzversuche noch einmal durch – jetzt auf Basis der neuesten Normen. Und auch dieses Mal bestand die Konstruktion den Test. Damit stand der Nachweisführung und letztendlich der Montage nichts mehr im Wege. Neben der Überkopfver­ glasung lieferte Hoba zahlreiche Brandschutztüren un­ terschiedlicher Bauart. Auch ihr Einbau wurde in Zu­ sammenarbeit mit den Architekten geplant. Nach nur vier Jahren Bauzeit wurde das Gebäude pünktlich zum Wintersemester 2013/2014 eröffnet. Weitere Informationen:

Bild 5.  Neben der Überkopfverglasung kamen auch mehrere Hoba-Brandschutztüren unterschiedlicher Bauart zum Einsatz (Fotos: Holzbau Schmid)

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Holzbau Schmid GmbH & Co. KG HOBA Brandschutzelemente Ziegelhau 1–4, 73099 Adelberg Tel. (07166) 57 77 info@hoba.de, www.hoba.de

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Fenster, Türen, Tore

Geprüfte Systemlösung: Transparenz und Funktion vereint Jedes öffentliche Gebäude muss Brandschutz- und Fluchtweg­ anforderungen erfüllen. Dass diese Aspekte auch mit Barrierefreiheit und Transparenz vereinbar sind, zeigt die geprüfte Systemkombination aus Automatik-Schiebetür und AluminiumRohrrahmenelement von Hörmann. Eine besondere Herausforderung für Architekten und Planer sind Durchgänge, die den Anforderungen an Barrierefreiheit, Fluchtwege und Brandschutz gerecht werden und zudem eine helle und gläserne Gestaltung unterstützen müssen. Gemäß den Angaben des Herstellers Hörmann ist

Bild 3.  Normal- bzw. Tagesbetrieb mit 180° geöffneten Flügeln (T30/T90 AluminiumRohrrahmenelemente) und Schiebetür (AD 100-X) im Automatik-Betrieb

Bild 4.  Im Brandfall mit sich automatisch schließenden Flügeln (T30/T90 AluminiumRohrrahmenelemente) und geöffnet bleibender Schiebetür (AD 100-X) (Fotos/Grafiken: Hörmann)

Bild 1.  Die Kombinationslösung AS 30-X/FR bzw. AS 90-X/FR im Normal- bzw. ­Tagesbetrieb: geöffnete Rohrrahmenelemente und Schiebetür im Automatik-Betrieb

die Lösung AS 30-X/FR bzw. AS 90-X/FR einzigartig auf dem Markt: eine Kombination aus der Automatik-Schiebetür AD 100-X und T30 bzw. T90 Aluminium-Rohrrahmenelementen. Im Normal- bzw. Tagesbetrieb sind die Rohrrahmenelemente geöffnet und die Automatik-Schiebetür fungiert als Fluchtweg. Im Gefahren- bzw. Nachtbetrieb öffnet die Schiebetür automatisch und bleibt im geöffneten Zustand. Die Rohrrahmenelemente schließen automatisch und verhindern das Übergreifen des Feuers, können aber über den Drücker geöffnet und der Durchgang somit im Notfall als Fluchtweg genutzt werden. 20 % günstiger im Vergleich zu einer ASV/ASW T30 Automatik-Schiebetür, aber zudem mit Fluchtwegfunktion, verfügt diese Lösung zudem über eine einbruchhemmende RC-2-Ausstattung und dämmt den Schall im Gebäude. Weitere Informationen:

Bild 2.  Die Kombinationslösung AS 30-X/FR bzw. AS 90-X/FR im Gefahren- bzw. Nachtbetrieb: geschlossene Rohrrahmenelemente und geöffnete Schiebetür

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Hörmann KG Verkaufsgesellschaft Upheider Weg 94–98, 33803 Steinhagen Tel. (05204) 915-0 info@hoermann.de, www.hoermann.de

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Nachträglich dicht – gegen Schall, Zugluft und Rauch Die Türenwelt verändert sich. Die Athmer oHG verfügt über eine mehr als 60-jährige Erfahrung im Bereich der automatischen Türdichtung. Mit der kontinuierlichen Entwicklung neuer Variationen von Dichtungen für die unterschiedlichen Türarten konnte Athmer häufig bis dahin offene technische Probleme lösen. Als erstes und bisher einziges System am Markt verfügt NADI® über ein flexibles und federnd gelagertes Dichtprofil, das eine Verformung des Türblatts von bis zu 10 mm – optional sogar bis zu 14 mm – ausgleicht und damit Rauch, Schall und Zugluft wirkungsvoll trotzt. Die NADI®-Pro­ duktreihe steht für Zuverlässigkeit und Qualität und erfüllt die Anforderungen der DIN 18095 sowie der europäischen Norm EN 1634 für die Verwendung als nachträglichen Rauchschutz bei bestehenden Feuerschutztüren. Aufgrund dessen hat Athmer für das innovative Dichtungssystem die Prüfbescheinigung (exemplarische Prüfung) des Materialprüfungsamtes NRW erhalten. Darüber hinaus hat NADI® seine Nachhaltigkeit im Rahmen einer Zyklusprüfung (1 Millionen Schaltungen) erfolgreich nachgewiesen.

Bild 2.  Das flexibel und federnd gela­ gerte Dichtprofil gleicht eine Verformung des Türblatts von bis zu 10 mm – optional sogar bis zu 14 mm – aus

Einsatz im Denkmalschutz, in öffentlichen Gebäuden und im Wohnungsbau Viele ältere Gebäude wie Schulen, Krankenhäuser oder Hotels sind mit Türen ausgestattet, die die Ausbreitung von Rauch im Brandfall nicht zuverlässig verhindern. Das nachträgliche Dichtungssystem NADI® stattet bestehende Feuerschutztüren mit zuverlässigem Rauchschutz aus. Es wird unauffällig im Türrahmen montiert und verbessert deutlich die Schalldämmwerte. In Büro- oder öffentlichen Gebäuden verbessert NADI® die Schalldämmwerte. Ob Nutzungsänderung oder Sanierung – Athmer bietet hier ein innovatives Dichtungssystem zur nachträglichen Montage, um neue Brandabschnitte mit Sicherheit abzudichten. Im Wohnungsbau geht es um hohen Wohnkomfort. NADI® dichtet Wohnungseingangs- und Flurtüren effektiv gegen störende Geräusche von außen ab. Ein energetischer

Bild 3.  Die Türdichtung im Schnitt (Fotos/Grafik: Athmer)

Vorteil: Die dichtschließende Tür hält die warme Luft in der Wohnung und die kalte draußen. Das System lässt sich einfach und schnell montieren – eine preiswerte Rundum-Lösung, die alle Türarten – auch bereits verwundene Türen – unauffällig abdichtet gegen Lärm, Rauch und Kälte.

Nachträgliche Abdichtung für Rauchschutzklappen Die NADI®-Baureihe wurde 2017 erneut erweitert. Nun können auch Feuerschutzklappen mit zuverlässigem Rauchschutz ausgestattet werden. Um alle gängigen Breiten von ein- und zweiflügeligen Drehtüren sowie Brandschutzklappen abzudecken und den Bestellvorgang zu vereinfachen, stehen Athmer-Kunden verschiedene Sets – sowohl für die Laibungs- als auch für die flächenbündige Montage – zur Verfügung. Optional kann die passende Bodendichtung Schall-Ex® L-15 FS ­separat als Ergänzung mitbestellt werden. Die NADI®-Sets für zweiflügelige Drehtüren enthalten ein zusätzliches Dichtungselement, das den Verbindungsspalt zwischen den Schließkanten der beiden Flügel abdichtet. Dieses wird auf dem Überschlag des Mittelstulps angebracht. Weitere Informationen:

Bild 1.  Ob im im Denkmalschutz, in öffentlichen Gebäuden oder im Wohnungsbau – die NADI®-Produktreihe von Athmer dichtet Türen zuverlässig gegen Schall, Zugluft und Rauch ab

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Athmer oHG Sophienhammer, 59757 Arnsberg-Müschede Tel. (02932) 477-500, Fax (02932) 477-100 info@athmer.de, www.athmer.de

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Fenster, Türen, Tore

Hochwertige Brandschutzsektionaltore für das neue Vertriebs- und Trainingszentrum der Firma ABUS Der Hallenkranhersteller ABUS eröffnete im Sommer 2016 sein neues Schulungs- und Vertriebszentrums „KranHaus“ im oberbergischen Gummersbach. Hier werden Kunden empfangen, Produkte vorgestellt und Schulungen durchgeführt. Auf einer Fläche von insgesamt 1.650 m2 präsentiert der Hersteller den Besuchern 35 voll funktionsfähige Lauf- und Leichtkrananlagen. Aber das KranHaus ist nicht nur für Neukunden ein attraktiver Besuchermagnet – in der oberen Etage werden für Bestandskunden und Servicefirmen in der Kranwerkstatt Seminare zur Instandhaltung, Prüfung und Montage angeboten. Zum Austausch und für Pausen bietet der lichtdurchflutete Neubau den Besuchern Lounge- und Gastronomiebereiche sowie eine Dachterrasse. Für den Neubau des modernen Schulungsgebäudes fertigte die Firma Jansen vier hochwertige Sektionaltore TITAN in Brandschutzausführung T30. Die Toranlagen

Bild 1.  Das neue Vertriebs- und Trainingszentrum der ABUS Kransysteme GmbH in Gummersbach

Bild 3.  Die Sektionaltore können mit einer Niedrigsturzausführung bei einem mini­ malen Sturzbedarf von 250 mm bei T30-Toren und 350 mm bei T90-Toren gefertigt werden (Fotos: ABUS Kransysteme GmbH)

wurden im Lager, in der Parkgarage und der Werkstatt installiert. Die Firma Jansen war bei diesem Bauvorhaben von der Architektenberatung über die Produktion bis hin zur Montage und anschließenden Inbetriebnahme der Brandschutztore zuständig. Mit Abmessungen von 2.500 mm × 3.100 mm bis 4.800 mm × 2.380 mm (H × B) verschließen die Toranlagen im Brandfall die vorhandenen Wandöffnungen und verhindern den Überschlag des Feuers in angrenzende Räumlichkeiten für eine Dauer von mind. 30 Minuten. Das Torblatt der Jansen Sektionaltore wird aus mehreren Sektionen zusammengefügt. Jede Sektion besteht aus mit Stahlblech überzogenen, vollflächig verklebten Brandschutzfüllungen, die auf kugelgelagerten Laufwagen in den Laufschienen geführt werden. Aufgrund der beengten Einbausituation oberhalb der Wandöffnung wurden die Sektionaltore für das ABUS KranHaus mit einer Niedrigsturzumlenkung ausgeführt. Die Firma Jansen ist in der Lage, Sektionaltore mit einer einzigartigen Niedrigsturzausführung bei einem minimalen Sturzbedarf von 250 mm bei T30-Toren und 350 mm bei T90-Toren zu fertigen. Zum Betrieb der Anlage wird ein speziell aufeinander abgestimmtes, bauaufsichtlich zugelassenes Antriebs- und Steuerungssystem (mikroprozessorgesteuerte Feststellanlage) eingesetzt. Durch diverse frei einstellbare Parameter an der Steuerung lassen sich die Tore wie eine StandardIndustrietoranlage betreiben. Durch die Batteriepufferung wird das Tor bei bauseitigem Stromausfall für mindestens vier Stunden in vorhandener Stellung gehalten. Die Brandfallsteuerung und sämtliche Sicherheitseinrichtungen sind weiterhin aktiv.

Weitere Informationen:

Bild 2.  Sektionaltor TITAN in Brandschutzausführung T30 in der Parkgarage – geöff­ net und geschlossen

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Jansen Holding GmbH Am Wattberg 51, 26903 Surwold Tel. (04965) 89 88-0, Fax (04965) 89 88-88 info@jansentore.com, www.jansentore.com

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Fenster, Türen, Tore

Brand- und Rauchschutzplattform: reduzierte Fertigungszeiten und effiziente Montage Die neuen Aluminium Brand- und Rauchschutzsysteme Schüco FireStop ADS 90 FR 30 und Schüco FireStop ADS 76.NI SP setzen neue Maßstäbe in puncto Montage und Funktionalität: Dank falzoffener Profilgeometrien und einheitlicher Beschlagskomponenten ermöglichen sie eine deutlich rationellere Fertigung. Beide Systeme sind ab Ende 2017 verfügbar. Wesentliches Merkmal der neuen Brand- und Rauchschutzplattform Schüco FireStop ADS 90 FR 30 und Schüco ­FireStop ADS 76.NI SP ist der wegweisende Systemaufbau mit deutlich weniger Systemkomponenten im Vergleich zu bestehenden Systemen. Darüber hinaus profitieren Verarbeiter von einer effizienten und zeitsparenden Fertigung, da zahlreiche Arbeitsschritte optimiert und vereinfacht wurden. So bietet Schüco seinen Verarbeitern mit dieser Plattform zwei neue Fertigungs- bzw. Montagearten von Elementen an: Je nach baulichen Gegebenheiten können die Elemente schnell und effizient vor Ort montiert werden – in sogenannter Elementbauweise oder in T-Verbinder-Bauweise. Eine weitere Neuerung: Mit der Brand- und Rauchschutzplattform können die Anforderungen des Betreibers nun auch im laufenden Betrieb schnell und flexibel umgesetzt werden. Dank der falzoffenen Profilgeometrie sind Nutzungsände­rungen oder zusätzliche Anpassungen ohne großen Aufwand umsetzbar. Zusätzliche Kabel zur Elektrifizierung der Türen können problemlos eingezogen werden. Auch ein Tausch der Schlosstechnik, z. B. von Einfachverriegelungen auf Mehrpunktverriegelungen, ist ohne großen Aufwand machbar. So kann eine Brand-und Rauchschutztür in Kombination mit weiteren wenigen Anpassungen auch mit einbruchhemmenden Komponenten aufgerüstet werden. Alle Türvarianten lassen sich ohne Einsatz von Glashaltern fertigen. Das neuartige Befestigungssystem für Beschläge gewährleistet zudem eine nahezu werkzeuglose Montage. Die Lastabtragung der Aluminium- und Edel-

Bild 1.  Schüco FireStop ADS 90 FR 30

Bild 2.  Schüco FireStop ADS 76.NI SP (Grafiken: Schüco International KG)

stahl-Rollenklemmbänder konnte durch eine neue Klemmtechnik nochmals deutlich erhöht werden. Die Aluminium Brand- und Rauchschutzsysteme Schüco FireStop ADS 90 FR 30 und FireStop ADS 76.NI SP überzeugen auch ästhetisch: Schmalste Profilansichten mit einer Ansicht von nur 127 mm sowie die Erweiterung der Systemgrößen auf lichte Durchgangsmaße von bis zu 1.500 mm Breite und 3.100 mm Höhe ermöglichen neue Dimensionen bei Gestaltung und Design. Ein weiteres Highlight ist der schnelle und effiziente Einsatz von verdeckt liegenden Beschlägen. Details zu den beiden Brandund Rauchschutzsystemen enthält das Webspecial www. schueco.de/firestop. Weitere Informationen: Schüco International KG Karolinenstraße 1–15, 33609 Bielefeld Tel. (0521) 783-0, Fax (0521) 783-451 info@schueco.com, www.schueco.de/firestop

Fachfortbildung für Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz Die seit 1994 erlassenen Landesbauordnungen (LBO) weisen dem Sachverständigenwesen für den baulichen Brandschutz eine eigenständige Position bei der Planung und Genehmigung von Bauvorhaben zu. Das Erarbeiten eines schlüssigen Brandschutznachweises verlangt vom Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz besondere Sachkunde und Erfahrung. Als Teilentwurfsverfasser Brandschutz ist er für die Vollständigkeit und Brauchbarkeit seines Entwurfes verantwortlich. Die berufsbegleitende Fachfortbildung vermittelt Fachwissen im vorbeugenden Brandschutz und befähigt zur Erarbeitung ganzheitlicher Brandschutznachweise im Bauantragsverfahren. Neben dem seit 1998 bewährten und etablierten System der berufsbegleitenden Weiterbildung in Form von zweitägigen Veranstaltungen am Freitag und Samstag bietet EIPOS die Fachfortbildung zum „Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz“ seit 2014 in kompakter Form (Blockkurse anstelle Wochenendkursen) an.

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Die Fachfortbildung wendet sich insbesondere an Ingenieure und Architekten aus der Bauplanung, Bauausführung oder dem Gebäudemanagement, aus der technischen Gebäudeausrüstung oder aus Baubehörden, Brandschutzdienststellen und der Industrie mit Berufserfahrung in der Bauwirtschaft oder im Brandschutz. Schwerpunkte der Fachfortbildung sind: –– Grundlagen und Vorschriften des Brandschutzes –– abwehrender Brandschutz –– technischer, betrieblicher und organisatorischer Brandschutz –– baulicher Brandschutz –– Brandschutzfachplanung und -umsetzung. Weitere Informationen:

EIPOS – Europäisches Institut für postgraduale Bildung GmbH Freiberger Straße 37, 01067 Dresden Tel. (0351) 404 70 42-10, Fax (0351) 404 70 42-20 eipos@eipos.de, www.eipos.de

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

Drei Schritte zur sicheren Abschottung brennbarer Rohre – Basiswissen für Planer und Ausführende Brandschutztechnische Rohrabschottungen sind sicher und einfach auszuführen, wenn sie zulassungsgemäß und laut Herstellerdokumentation umgesetzt werden. Nicht abnahmefähige Ausführungen sind vielerorts anzutreffen. Im Brandfall können sie zum Versagen führen. Dieser Beitrag soll dazu beitragen, Zulassungen richtig anzuwenden. Tipp: Vollziehen Sie die verwendete Zulassung der DOYMA Curaflam XSPro (Z-19.53-2182 vom 13.05.2015) beispielhaft parallel zu diesem Artikel Schritt für Schritt nach. Um eine zulassungskonforme, funktionsfähige Abschottung herzustellen, ist ein systematisches Vorgehen notwendig. Die brandschutztechnisch zu sichernde Durchdringung sollte rechtzeitig vor der Ausführung geplant werden. So ist auch sichergestellt, dass die beabsichtigte Kombination von Rohrtyp und Einbausituation überhaupt möglich ist und die räumliche Optimierung von Leitungsanlagen durch Ausnutzung zugelassener (Null-) Abstände werden ermöglicht. Dass eine korrekte Ausführung einer Abschottung extrem wichtig ist, kann am anschaulichsten mit den Temperaturen von über 1.000 °C im Brandfall erklärt werden. Dadurch fangen die Rohre im Brandraum innerhalb der ersten Minuten zu brennen an, sind schnell erweicht und nach max. 10–15 Minuten restlos verbrannt. Die erweichten Rohre werden durch das intumeszierende Material zusammengedrückt: Der Ausdehnungsfaktor beträgt das > 15-fache mit einem Blähdruck von über 10 bar. Im weiteren Verlauf verschließt das aufgequollene Material die Öffnung vollständig. So werden Raumabschluss und Isolierung sichergestellt. Diese Funktionen sind nur sichergestellt, wenn das Produkt gem. Zulassung und Einbaueinleitung verbaut wird. Wesentliche Abweichungen hiervon führen zu einem undefinierten Zustand, der eine Vorhersage der Funktionsfähigkeit im Brandfall unmöglich macht. Im Sinne der Landesbauordnungen (LBO) handelt es sich bei der bauseits ausgeführten Brandabschottung um eine Bauart, da hierfür verschiedene Bauprodukte (Rohr, Wand, Abschottung etc.) zu einem Teil einer baulichen Anlage zusammengefügt werden (§ 2 Abs. 11 MBO). Der Ausführende haftet für die Mangelfreiheit seines Werks. In drei einfachen Schritten kann eine zulassungskonforme Abschottung sichergestellt werden. Der systematische Umgang mit Zulassungen erleichtert die Arbeit, indem der Artikel konkrete Anleitung gibt:

1. Schritt – Auswahl des Abschottungssystems Leitungen, die durch raumabschließende Bauteile (Wände/ Decken) geführt werden, für die ein notwendiger Feuer­ widerstand festgelegt ist, müssen geschottet werden, um die Brandentstehung und insbesondere die Brandausbreitung zu verhindern (§§ 3, 14 MBO). Erleichterungen enthalten die Leitungsanlagenrichtlinien, diese Sonderfälle sind nicht Gegenstand dieses Artikels. Schwierigkeiten ergeben sich zumeist bei der Produktauswahl und dem korrekten Einsatz.

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Bild 1. Curaflam® XSPro und Holzbalkendecke

Zulassungszwang – national vor europäisch Für die Abschottung brennbarer Rohre DN > 32 mm dürfen nur Systeme mit einer bauaufsichtlichen Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) eingebaut werden. Eine etwaige Europäische Technische Bewertung (ETA), also europäische Zulassung nach der europäischen Bauproduktenverordnung, stellt nach deutschem Baurecht nur eine Art „Reisepass“ für das Produkt dar. Sie dürfen in Deutschland gehandelt werden, die Verwendung ist aber nur mit einer zusätzlichen Zulassung des DIBt, die einer Art Arbeitserlaubnis entspricht, zulässig. Um sicherzustellen, dass es im Rahmen von Abnahmen keine Probleme mit der Bauart aufgrund der darin verwendeten Bauprodukte gibt, ist zwingend darauf zu achten, dass eine gültige allgemeine bauaufsichtliche Zulassung vorliegt. Ist der Einsatz eines Systems beabsichtigt, für das keine nationale, sondern ausschließlich eine ETA vorliegt, so sollte der Einsatz dieses Produkts immer vorab mit der Baubehörde und dem (Prüf-)Sachverständigen abgestimmt werden. Weiterhin ist auch ein Blick in den Bauvertrag zu werfen, da hier u. U. die Verwendung nicht national zugelassener Bauprodukte ausgeschlossen ist. a) Rohrtyp Die grundlegende Information für die Auswahl einer passenden Manschette ist der zu schottende Rohrtyp. Mit dieser Information kann eine passende Abschottung ausgewählt werden. Nun ist in die Anlage 1 der Zulassung nachzusehen, ob das Abschotten des Rohres zugelassen ist und

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

2. Wie ist deren Aufbau? Auch eventuelle Sonderbauteile, wie z. B. Holzbalkendecken oder leichte Trennwände mit einer Konstruktion, für die ein eigenes abP vorliegt, müssen identifiziert werden. Exemplarisch wird hier von einer Wand ausgegangen, sodass im Beispiel die Anlage 4 relevant ist. Dort findet sich im Kopf der abgebildeten Tabelle ein Hinweis auf die Mindestdicke des Bauteils, hier 10 cm. Weitere Informationen, wenn diese notwendig sind, finden sich im Textteil der Zulassung unter Pkt. 1.2.1. bzw. 3.1.1.

Bild 2.  Phasen der Abschottung bei einer Brandschutzmanschette

wo detaillierte Informationen zu finden sind. In diesem Beispiel wird ein PE HD Rohr angenommen, d. h. die Anlagen 4 und 5 sind relevant. Kann ein Rohrtyp in einer Zulassung nicht gefunden werden, so gibt es keine Möglichkeit, eine zugelassene Abschottung mit dieser Kombination herzustellen. Die Annahme, dass ein Rohrtyp einem anderen sehr ähnlich ist, kann trügerisch sein und zum Versagen der Schottung führen. Im Grundsatz darf ein Rohr nicht mit einer Manschette geschottet werden, die nicht ausdrücklich für dieses Rohr zugelassen ist. Keinesfalls sollte von einem Ausführenden über den Weg einer nicht wesentlichen Abweichung eine solche Kombination freigezeichnet werden. Aus der elementaren Bedeutung des Rohrtyps für die Auswahl der passenden Brandschutzmanschette folgt auch, dass bei einem Wechsel dieses Typs die Auswahl neu zu erfolgen hat. Dies gilt natürlich auch bei Änderungen sonstiger relevanter Komponenten, inkl. des durchdrungenen Bauteils (Aufbau, Baustoffe etc.). b)  Durchdrungenes Bauteil Als nächstes stehen zwei Entscheidungen an: 1. Wird eine Wand oder Decke durchdrungen?

c) Einbaulage Die konkrete Situation des Rohres im Bereich der Durchdringung ist relevant. Ist eine solche Konstellation geprüft, bestanden und auch zugelassen? Nicht jedes Rohr kann in jeder Einbausituation mit einer Brandschutzmanschette funktionssicher geschottet werden. Hier ist genaue Einzelfallprüfung wichtig: Wie wird durchgeführt? Gerade oder schräg etc.? Beispielhaft wird von einer geraden Durchführung mit einer Rohrdämmung aus Synthese-Kautschuk ausgegangen. d)  Rohrdurchmesser und Isolierung Sodann kann in der ganz linken Spalte der Rohrdurchmesser (2) und in den beiden Spalten unterhalb der Einbau­ situation die zulässige Wandungsstärke (3) (soweit für das konkrete Rohr maßgeblich) bzw. die zulässige Stärke der Synthese-Kautschuk Dämmung (4) abgelesen werden. Informationen zu zulässigen Dämmungstypen bzw. deren Ausführung finden sich unter Punkt 3.2.2 des Textteils, wie die Fußnote (5) ausweist. e)  (Null-) Abstände Grundsätzlich gelten die Vorgaben, die unter Punkt 3.1.3 der jeweiligen Zulassung gemacht werden, die auf einer Veröffentlichung des DIBt vom 1. 10. 2013 [1] beruhen. Nur über spezielle Nachweise, also i. d. R. Brandversuche, kann belegt werden, dass sich die Abschottungen nicht wechselseitig negativ beeinflussen. Damit kann eine Verringerung des notwendigen Abstandes bis hin zum sogenannten Nullabstand erreicht werden. Die Abstände beziehen sich auf den Typ und die Größe der benachbarten Durchdringungen und gelten für Wand und Decke. Im hier behandelten Beispiel gibt es die folgenden Abstufungen: –– gleicher Abschottungstyp à spezielle Abstandsregeln gem. Anlage 38, I und II –– besonders geprüfte andere Abschottungen à spez. Abstandsregeln Anlage 38–40, III–XII –– andere Kabel-/Rohrabschottung oder Öffnungen und Einbauten • unter 40 * 40 cm = größer 10 cm • über 40 * 40 cm = größer 20 cm

Bild 3. Curaflam® XSPro eingemörtelt

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Es gibt aber den Fall der sogenannten geprüften und zugelassenen Nullabstände (zumeist nur Decken), um enge Belegungen von vertikalen Installationsschächten zu ermöglichen. Hierzu muss im Anhang 2 (Anlagen 2 bis 27) für das jeweilige Rohr unter dem Punkt „Einbausituation“ nachgesehen werden, welcher Punkt der Anlagen 38 bis 40

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

angewandt werden kann. Hier wird im Detail festgelegt, ob die Schottung mit einem reduzierten Abstand oder sogar gänzlich ohne Abstand zu den dort aufgeführten Bauprodukten eingebaut werden darf. An dieser Stelle ist die Auswahl einer zulässigen Kombination von durchdrungenem Bauteil, Rohr, Einbausituation und Manschette abgeschlossen.

2. Schritt – Rauchdichter Spaltverschluss

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3. Schritt – Montage und Dokumentation

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Es gibt im Wesentlichen drei Möglichkeiten der Montage von Brandschutzmanschetten, die sich bezüglich ihrer Position vor oder in der Wand/Decke unterscheiden. Angaben hierzu finden sich unter Punkt 4 der jeweiligen Zulassung. Bezüglich der Curaflam XSPro finden sich hierzu in den Anlagen 28 und 29 Zeichnungen der Montageformen. Die Standardvariante ist die aufgesetzte Montage, bei der sich

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Häufig wird in der Praxis vergessen, den verbleibenden Ringspalt um das Rohr zu verschließen. Auf Nachfrage wird dann angeführt, dass bereits eine Manschette montiert und damit die Brandschottung erfolgt sei. Das ist insofern nicht korrekt, da der fachgerechte Verschluss des Restspalts eine Anforderung der jeweiligen Zulassung ist. Somit ist er auszuführen, denn ohne ihn wird keine zulassungskonforme Abschottung hergestellt. Weiterhin ist dieser Abschluss auch technisch notwendig, da Brandschutzmanschetten bzw. das in ihnen enthaltene intumeszierende Material erst bei einer Temperatur > 130 °C anfangen zu expandieren. Dies führt dazu, dass der in der Anfangsphase eines Brandes entstehende Rauch noch ungehindert durch mögliche Lücken zwischen durchdrungenem Bauteil und Rohr hindurchtreten kann. Bei entsprechenden Druckunterschieden kann es sich um erhebliche Mengen handeln, die u. U. noch nicht ausreichen, um eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben darzustellen, aber zumindest können sie zu Sichtbehinderungen und Atemreizungen führen und dadurch eine Flucht erschweren. Neben dem Rauchdurchtritt kann es auch zu einer Wärmeübertragung kommen, da Rohrabschottungen mit Manschetten erst dann ihre Dämmwirkung entfalten, wenn das intumeszierende Material aufgequollen ist. Es ist daher wichtig, dass die Fuge zwischen durchdrungenem Bauteil und Rohr, so wie in der Zulassung dargestellt, verschlossen wird. In dem hier besprochenen Beispiel findet sich ein Verweis auf die Festlegungen hierzu in den Anlagen 28 bis 37, die die Einbausituation beschreiben.

Für den Wandeinbau verweist die Anlage 36 der hier besprochenen Zulassung auf den Punkt 4.4 des Textteils der Zulassung. Je nach Zulassung unterscheiden sich die möglichen Arten des Fugenverschlusses. Im Beispielsfall ist der Verschluss mit Beton, Zement- oder Gipsmörtel vorgeschrieben, wobei die Ausmörtelung jeweils in Bauteildicke ohne Fehlstellen, d. h. Blasen oder ähnlichen Mängeln, zu erfolgen hat. Teilweise ist auch ein festes Ausstopfen des maximal 15 mm breiten Spalts mit sogenannter 1.000° Mineralwolle möglich. Beim Ausstopfen des Ringspalts muss darauf geachtet werden, dass die Mineralwolle in voller Bauteildicke eingebracht und auch verdichtet wird. In der Praxis wird ein wirkungsvolles Ausstopfen regelmäßig schwieriger sein, als mit einer manuellen Mörtelpumpe den Ringspalt auszuspritzen. Um einen korrekten Fugenverschluss sicherzustellen, sollte bereits jetzt darauf geachtet werden, dass die unter Punkt 3.2.3 vorgeschriebenen beidseitigen Rohrhalterungen bei Wanddurchführungen mit einem maximalen Abstand von 50 cm zur Wand bereits ausgeführt sind. So ist sichergestellt, dass sich das Rohr im Bereich der Durchdringung nicht mehr bewegen kann und so der Ringraumverschluss nicht beschädigt wird. Sowohl das Ausmörteln oder gegebenenfalls das Ausstopfen mit Mineralwolle in Bauteilstärke müssen sorgfältig erfolgen. Bei Abnahmen durch Sachverständige wird gerne in diesen Fugen „herumgestochert“ und sobald Fehlstellen auffallen, gilt die Abschottung als nicht zulassungskonform ausgeführt und die Abnahme ist nicht mehr möglich.

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Weiterhin ist auch die gänzlich eingemörtelte Montage möglich, aber nicht für jeden Rohrtypen zugelassen. Daher ist es notwendig, in den Anlagen zur Zulassung nachzu­ sehen, ob für den konkreten Rohrtyp, die Dimension etc. diese Einbauform zugelassen ist.

Übereinstimmungserklärung und Kennzeichnungsschild

Bild 4.  Drei Schritte für eine zulassungskonforme Abschottung

der Körper der Manschette auf der Wand befindet und die abgeklappten Befestigungslaschen direkt mit der Wand verschraubt werden. Diese Standardmontage ist bei der hier exemplarisch behandelten Curaflam XSPro immer möglich. Die aufgeschraubte Montage sollte, wenn Dübel und Schrauben mitgeliefert werden und diese zum Untergrund passen, immer mit diesen Befestigungselementen erfolgen. Sind keine entsprechenden Befestigungsmittel beigefügt, sind diese passend zum Untergrund und der Einbausituation auszuwählen. Neben der aufgesetzten Montage ist auch die teileingemörtelte Montage in Decken möglich. Hierunter wird das Einmörteln der parallel zum geschotteten Rohr geführten Befestigungslaschen verstanden, die an ihrem Ende 1,5 cm um 90° abgewinkelt wird. Abhängig von der Zulassung bei der hier als Beispiel dienenden Manschette ist diese teileingemörtelte Einbauart generell zulässig, da sie der aufgesetzten Montage gleichgesetzt wird. Diese Aussage muss allerdings für jede Manschette in der jeweiligen Zulassung geprüft werden.

Nach Abschluss der Montage muss noch eine Dokumentation dieser Arbeit durch das Anbringen des ausgefüllten sogenannten Brandschutzschildes und die Erstellung der Übereinstimmungserklärung (Muster s. Zulassung) erfolgen. Die Übereinstimmungserklärung ist durch den Ausführenden zu erstellen (abZ, § 16a Abs. 5 MBO). Die Übereinstimmungserklärung ist dem Bauherren oder der Bauleitung zu übergeben, damit diese Dokumente zur baurechtlichen Abnahme und für den späteren Betrieb zur Verfügung stehen. Mit der Unterzeichnung dieser Bescheinigung dokumentiert der Ausführende die Übernahme einer weitreichenden Verantwortung für die korrekte Ausführung dieser Bauart. Weiterhin ist die Rohrabschottung mit einem sogenannten Kennzeichnungsschild zu versehen, das sich im Lieferumfang der Brandschutzmanschette befindet. Bei beidseits von Wänden montierten Manschetten reicht die Montage eines Kennzeichnungsschildes. Dieses Schild sollte sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Abschottung befinden und dauerhaft montiert sein, also verschraubt oder angeklebt werden. Abschließend ist der Auftraggeber durch den Ausführenden schriftlich darüber zu unterrichten, dass die Rohrabschottung immer in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten werden muss (Pkt. 5 der Zulassungen).

Zusammenfassung Dieser Beitrag vermittelt eine Systematik, um Zulassungen für Rohrabschottungen schnell und sicher zu erschließen. Der Dreischritt gilt sowohl für die Ausführung als auch für die Prüfung. Um Fehler zu vermeiden, ist es wichtig, systematisch und genau vorzugehen. Nur so ist die Abnahme der Abschottung sicher gewährleistet. Eine rechtzeitige Planung ist unabdingbar. Können Detailfragen nicht geklärt werden, sollte auf die Kompetenz der Hersteller und deren technische Beratung zurückgegriffen werden. Carsten Janiec M.Sc., Produktmanager ­Brandschutzsysteme, DOYMA GmbH & Co Literatur [1] www.dibt.de/en/Departments/data/Aktuelles_Ref_III2_ Grundsätzliche_Regelungen.pdf

Weitere Informationen:

Bild 5.  Bestandteile einer zulassungskonformen Abschottung (Fotos/Grafiken: Doyma)

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DOYMA GmbH & Co Dichtungssysteme Brandschutzsysteme Industriestraße 43–57 28876 Oyten Tel. (04207) 91 66-300 Fax (04207) 91 66-199 info@doyma.de www.doyma.de

Als Goodie steht hier eine Checkliste zur Curaflam® Brandschutzmanschette XSPro bereit. Einfach QR-Code scannen und Datei downloaden.

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

Nachträgliches Abdichten sichert Funktion von Gaslösch- und Sauerstoffreduzierungsanlagen Damit ein Raum mit Gaslösch- oder Sauerstoffreduzierungsanlage im Brandfall zuverlässig geschützt ist, muss er ähnlich dicht sein wie ein Wohnhaus mit Lüftungsanlage. Nur so ist etwa gewährleistet, dass Löschgas sich lange genug im Raum halten kann, um effektiv zu wirken. Für einen 3 m hohen, 50 m2 großen Serverraum mit dem Löschmittel NOVEC 1230 beispielsweise bedeutet dies eine maximal erlaubte Restleckagefläche von 150 cm2. In der Praxis erfüllen viele Räume solche Dichtheitsanforderungen allerdings nicht. Nachträgliches Abdichten von Kabelschotts, wie es das Kasseler Ingenieur-Büro n50 anbietet, sorgt oftmals für Abhilfe. Das Grundproblem: Einschlägige Brandschutzregelungen und Normen enthalten keine spezifischen Vorgaben für die Dichtheit von Räumen mit Gaslöschanlagen. Anforderungen ergeben sich nur indirekt, z. B. aus Herstellerhinweisen, Gutachten oder Versicherungsbedingungen. Planer und Verarbeiter kennen die Zusammenhänge meist nicht. Die Folge sind Räume und Gebäude, die zwar sämtliche Brandschutzanforderungen erfüllen, sich aber nicht für den Einsatz von Löschgasen eignen. Bei über 1.000 Door-Fan-Tests – also Luftdichtheitsmessungen von Räumen mit Gaslösch- oder Sauerstoffreduzierungsanlagen – haben die Messtechniker vom IngenieurBüro n50 Kabelschotts als besonders häufige Ursache für mangelhafte Dichtheit ausgemacht. „Auch für solche Kabelschotts existieren bislang keine eindeutigen Dichtheitsvorga-

ben“, erläutert n50-Chef Dipl.-Ing. Torsten Bolender. Und selbst wenn sich Verarbeiter um eine luftdichte Ausführung der Durchdringungen bemühen, hätten sie nur selten die Möglichkeit, den Erfolg ihrer Bemühungen zu überprüfen. Hier sind die n50-Messtechniker klar im Vorteil. Im Rahmen eines Door-Fan-Tests lokalisieren und dokumentieren sie nicht nur bestehende Schwachstellen, sondern dichten zu undichte Kabelschotts auch gleich ab. Da dies bei laufendem Ventilator geschieht, können sie erzielte Verbesserungen der Raumdichtheit unmittelbar feststellen. Auch bei älteren und schwer zugänglichen Kabelschotts lässt sich so i. d. R. die notwendige Dichtheit erreichen. „Selbstverständlich verwenden wir zum Abdichten nur Materialien, die für das jeweilige Schott zulässig sind, und dokumentieren dies auch“, betont Torsten Bolender. Allerdings verbessere man nur die Dichtheit im Bestand: „Komplett neue Kabeloder auch Rohrschotts bauen wir nicht.“ Eine Übersicht über das vollständige Dienstleistungsangebot des Ingenieurbüros, das beispielsweise auch Beratung beim Planen der Luftdichtheit gesamter Räume und Gebäude umfasst, finden Interessierte unter www.n50.de. Weitere Informationen: Ingenieurbüro n50 Dipl.-Ing. Torsten Bolender Helleböhnweg 48, 34134 Kassel Tel. (0561) 32 58-3, Fax (0561) 32 57-6 mobil 0171 83 60 852 info@n50.de, www.n50.de

Kabelschott vorher (links)/nachher (rechts): Durch nachträgliches Abdichten lässt sich i. d. R. die für den Betrieb von Gaslöschanlagen einzuhaltende theoretische Haltezeit problemlos erreichen. Sie wird für viele Systeme mit 10 Minuten angegeben (Fotos: n50)

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Hält Ihre Löschanlage, was sie verspricht? Ein Door-Fan-Test mit Haltezeitberechnung gibt Auskunft!

Brandschutz braucht Luftdichtheit! Nutzen Sie unsere Erfahrung aus über 1.000 Door-Fan-Tests von ServerRäumen, Schaltanlagen und anderen Einrichtungen mit Gas-Löschanlagen oder Dauer-Inertisierungssystemen. Wir messen nach den Anforderungen von DIN, ISO, NFPA und VdS. Neues Dienstleistungsangebot: Sollten Kabelschotts den Dichtheitsanforderungen nicht genügen, dichten wir sie sofort ab!

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

Im Brandfall die Kontrolle behalten Die BSM-E Brandschutzmanschette und der BSF-E FirestopBrandschutzdichtstoff, die halogenfreien Low Smoke-Rohre und die besonders robusten Stahlrohre des Königsberger Unternehmens FRÄNKISCHE halten Brände unter Kontrolle, begrenzen feuerbedingte Schäden und beugen so gefährlichen Verletzungen vor. Das Unternehmen setzt auf Sicherheit und unterstützt Planer und Handwerker beim baulichen Brandschutz. Die Brandursachenstatistik 2015 des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung zeigt: Elektrizität verursacht mehr Brände (32 %) als menschliches Fehlverhalten (18 %) und Brandstiftung (9,5 %) zusammen. „Wir von FRÄNKISCHE reagieren auf diese Tatsache und bieten mit unserem breiten Brandschutzsortiment für jede Herausforderung im baulichen Brandschutz die passende Lösung“, sagt Norbert Biener, Produktmanagement Elektro

Systeme bei FRÄNKISCHE. Der Rohrspezialist aus Königsberg legt den Fokus auf die Themen Brandabschottung, Funktionserhalt, Halogenfreiheit und Raucharmut.

Zuverlässige Brandabschottung Um zu verhindern, dass sich Flammen und Rauch im Brandfall unkontrolliert ausbreiten, brennen speziell eingerichtete Brandabschnitte bestimmungsgemäß aus. Ein entsprechender Brandschott muss Elektroinstallationsrohre, die mehrere solcher Abschnitte passieren, sichern. „Besonders über nicht fachgerecht geschützte Leitungen in feuerwiderstandsfähigen Bauteilen können sich Flammen rasch verbreiten. Die BSM-E Brandschutzmanschette Typ AWM II von FRÄNKISCHE schottet Rohre und elektrische Leitungen zuverlässig ab“, erklärt Norbert Biener. Der enthaltene Blähgrafit, ein intumeszierendes Material, schäumt im Brandfall mit starkem Druck auf und verschließt Bauteilöffnungen so für mindestens 90 Minuten gegen Feuer und Rauch. Die Manschette besteht aus zwei Halbschalen, die Installateure einfach um das Einzelrohr oder das Rohrbündel legen. Sie ist in Kombination mit allen Kunststoff-Elektroinstallationsrohren der Größen 16 bis 63 mm von FRÄNKISCHE zulässig. Ergänzend verschließt die Dichtstoffmasse BSF-E Firestop Leerrohre, Rohrdurchbrüche, Kabeldurchführungen, Dehnungsfugen, Brandschutztüren und -fenster. Sie ist frei von Halogenen und Lösungsmitteln und bildet bereits ab 140 °C einen festen, hitzeisolierenden Kohlenstoffschaum.

Halogenfreiheit und Raucharmut können Leben retten Bild 1.  Die Brandschutzmanschette von FRÄNKISCHE enthält einen Blähgrafit, der im Brandfall aufschäumt und Bauteile verschließt; Installateure legen die zwei Halbscha­ len beim Einbau um das Einzelrohr oder das Rohrbündel

Der Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC) ist Bestandteil vieler Elektroinstallationsrohre und kann im Brandfall lebens­

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Bild 2.  Low Smoke-Rohre von FRÄNKISCHE für verschiedene Einbausituationen: a) das Low Smoke-Rohr FFKuS-EM-F-LS0H entwickelt im Brandfall wenig Rauchgas und eignet sich besonders für die Installation im Beton, b) das FFKu-EL-F-LS0H Low Smoke-Rohr für die Unterputz- und Hohlwandinstallation, c) das FPKu-EM-F-LS0H Low Smoke-Rohr verhin­ dert im Brandfall eine starke Rauchgasdichte, d) FPKu-EM-F-H0 ist ein halogenfreies Stangenrohr für die Aufputzinstallation im Industrie- und Anlagenbau sowie für alle StandardAufputzanwendungen, e) Staro Steck-ES ist ein besonders robustes Stahlrohr, das bei erhöhten mechanischen Anforderungen zum Einsatz kommt und notwendige Gebäudefunk­ tionen möglichst lange erhält, f) Staro Gewinde-ES eignet sich besonders für feste Verbindungen – im Brandfall hält es wichtige Gebäudefunktionen möglichst lange aufrecht, g) Staro Steck-ES-V für den Verbau vornehmlich im Freien – das Stahlrohr hält hohen mechanischen Anforderungen stand und erhält wichtige Gebäudefunktionen im Brandfall möglichst lange, h) Staro Gewinde-ES-V kommt besonders im baulichen Brandschutz zum Einsatz und hält extremen Ansprüchen im Außenbereich stand

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chen Gebäuden und Industrieanlagen (FPKu-EM-F-LS0H) sowie für die Aufputzinstallation im Indus­trieund Anlagenbau und für alle Standard-Aufputzanwendungen (FPKuEM-F-H0) verfügbar.

Lebensrettender Funktionserhalt

Bild 3.  Die Dichtstoffmasse BSF-E Firestop ver­ schließt Übergänge sicher; sie ist halogen- und ­lösungsmittelfrei und bildet im Brandfall ab 140 °C ­einen festen, hitzeisolierenden Kohlenstoffschaum (Fotos: FRÄNKISCHE)

bedrohliche Verletzungen verursachen. In Verbindung mit großer Hitze löst sich die PVC-Struktur des Rohres auf und es bildet sich stark korrosiver Chlorwasserstoff (HCI). „Gefährlich wird es, wenn das HCI auf Feuchtigkeit trifft, z. B. bei einem Löscheinsatz. Die Stoffe reagieren zu aggres­ siver Salzsäure, die die Atemwege verätzen kann“, so Norbert Biener. Brennende Rohre entwickeln zudem Rauchgase, die die Orientierung einschränken und es enorm erschweren, Fluchtwege zu erkennen. Die speziellen Low Smoke-Rohre von FRÄNKISCHE begegnen diesen Herausforderungen: Sie sind frei von Halogenen und erzeugen so im Brandfall keine korrosiven Gase. Bricht Feuer aus, entwickeln sie nur sehr wenig Rauchgase, die für die Flucht notwendigen Sichtverhältnisse bleiben erhalten und werden lediglich um maximal 30 % eingeschränkt. Das Sortiment umfasst Rohrlösungen für verschiedene Einbausituationen: Die halogenfreien Low Smoke-Rohre sind für die Installation im Beton (FFKuSEM-F-LS0H), in der Unterputz- und Hohlwandinstallation (FFKu-EL-FLS0H), für den Verbau in öffentli-

Damit Fluchtmöglichkeiten im Brand­ fall erhalten bleiben, spielt beim Brandschutz der Funktionserhalt eine maßgebliche Rolle. Je nach Gebäudeart müssen die Brandschutz­ mechanismen Hitze und Flammen 30, 60 oder 90 Minuten Widerstand ­leisten können. „Die Stahlrohre von FRÄNKISCHE erhalten notwendige Gebäudefunktionen möglichst lange und sind in verschiedenen Varianten erhältlich“, so Norbert Biener. Staro Steck-ES kommt hauptsächlich bei erhöhten mechanischen Anforderungen, Staro Gewinde-ES bei festen Verbindungen zum Einsatz. Das Staro Steck-ES-V verbauen Installateure vornehmlich im Freien, Staro Gewinde-ES-V hält extremen Ansprüchen auch im Außenbereich Stand. Alle Stahlrohre sind bis 250 °C – mit feuerverzinkter Oberfläche sogar bis 400 °C – temperaturbeständig, extrem druckfest und korrosionsgeschützt.

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Dem Feuer keine Chance.

Mit der Brandschutzmanschette, dem Firestop-Brandschutzdichtstoff, den halogenfreien Low Smokeund den ro­busten Stahlrohren von FRÄNKISCHE sind Hausherren im Brandfall auf der sicheren Seite: Das Brandschutzsortiment des Rohrspezialisten erfüllt alle erforderlichen DIN-Normen und Vorschriften.

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Low Smoke Rohre garantieren zusätzlich bessere Sicht im Brandfall.

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Brandabschottungen, Fugenabdichtungen

Fugen in Massivdecken und -wänden sicher abschotten Das bewährte System ZZ-Brandschutzfugenband NE von ZAPPZIMMERMANN wird zukünftig als lineare Brandschutzfugendichtung ZZ G50, bestehend aus dem Produkt Brandschutzfugendichtung ZZ 530, mit einer neuen Europäischen Technischen Bewertung ETA-12/0119 angeboten. Damit erhielt das System nicht nur einen neuen Namen, es wurde auch für weitere Anwendungs­bereiche zugelassen. Die neue ETA ermöglicht u. a. auch die Installation einer einzelnen Brandschutzfugendichtung ZZ 530 in ­einer Bauteilfuge. Ebenso können Fugen mit einer einseitigen Brandschutzfugendichtung ZZ 530 und einer auf der anderen Bauteilseite angeordneten Silikonfugendichtung brandschutzsicher verschlossen werden. Lineare Brandschutzfugendichtungen kommen immer dort zum Einsatz, wo aufgrund mechanischer Beanspruchungen einzelner Bauteile Fugen angeordnet bzw. kon­ struktiv vorgesehen werden müssen. Die Brandschutzfugendichtung muss die gleiche Feuerwiderstandsklasse aufweisen wie das Bauteil. Das System ZZ G50 von ZAPP-ZIMMERMANN dient als linienförmige Fugenabdichtung oder Brandsperre in Fugen innerhalb von Massivwand- bzw. Massivdeckenkonstruktionen sowie im Bereich von Massivwänden, die an Massivdecken oder Massivdachkonstruktionen angrenzen. Es ist für Massivwände und -decken aus Beton, Porenbeton oder Stahlbeton sowie Mauerwerk zugelassen, die über eine Mindestdichte von 600 kg/m3 und eine Mindestdicke von 125 mm bzw. 150 mm verfügen. Die Bauteile müssen darüber hinaus gemäß EN 13501-2 für die geforderte Feuer­ widerstandsklasse klassifiziert sein. Das System ZZ G50 ist für die Verwendung in Innenbereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Temperaturen bis 0 °C zugelassen.

Einfache und wirtschaftliche Brandschutzlösungen Wie die neue ETA bescheinigt, können Fugen mit einer Breite von 55–75 mm in Massivwänden und 75 mm in Massivdecken mit einer einzelnen Brandschutzfugendichtung

Bild 1.  Unter Beachtung der jeweiligen Rahmenbedin­ gungen der neuen Europäischen Technischen Bewer­ tung ETA-12/0119 wird die Verwendung einer einzelnen Brandschutzfugendichtung ZZ 530 für eine schnelle, ein­ fache und sichere Abdichtung von Fugen in der Feuer­ widerstandsklasse El 90 zugelassen

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ZZ 530 abgedichtet werden. Es werden keine weiteren Materialien benötigt, um eine Feuerwiderstandsklassifizierung bis El 90 sicherzustellen. Die Installation nur einer Brandschutzfugendichtung reduziert den Material- und Mon­ tageaufwand erheblich. Das Aufnahmevermögen für Bewegungen zwischen zwei Bauteilen beträgt dabei 7,5 % lateral und 7,5 % Scherung. Für die Erstellung von Brandschutzfugendichtungen mit einer Breite von 10–75 mm bis zu einer Feuerwiderstandsklasse EI 120 sind verschiedene Möglichkeiten in Abhängigkeit von der baulichen Situation zugelassen. Neben der bewährten Ausbildung mit zwei Brandschutzfugendichtungen ZZ 530, die beidseitig des Bauteils in die Bauteilfuge eingeschoben werden, ist zusätzlich die Kombination einer Brandschutzfugendichtung ZZ 530 mit einseitig installierten Silikonfugendichtungen ausführbar. Somit ist es insbesondere bei bestehenden Silikonfugen (z. B. nach DIN EN ISO 11600 oder DIN 18540) möglich, diese einfach und wirtschaftlich zu einer Brandschutzfuge mit einer Feuerwiderstandsklassifizierung bis EI 120 aufzuwerten. Bei einem Einbau der Brandschutzfugendichtung ZZ 530 sowie der beidseitigen Abdichtung mit Silikon ist das Aufnahmevermögen der Bewegungen zwischen getrennten Bauteilen besonders hoch (25 % lateral, 7,5 % Scherung). Mit dieser Ausführung ist unter Verwendung eines geeigneten Silikondichtstoffes auch die Erstellung einer feuerwiderstandsfähigen Hochbaufuge nach DIN 18540 bzw. DIN EN ISO 11600 möglich. Die neue Europäische Technische Bewertung ETA12/0119 für das System ZZ G50 steht zum Download ­bereit unter: www.z-z.de/pool/usr/systeme/S-ZZ-Fugenband-NE/Zulassung-ETA-12-0119.pdf. Weitere Informationen:

ZAPP-ZIMMERMANN GmbH Marconistraße 7–9, 50769 Köln Tel. (0221) 970 61-0, Fax (0221) 970 61-929 info@z-z.de, www.z-z.de

Bild 2.  Ebenfalls neu in der Anwendung geprüft: Die Abdichtung einer Fuge mit einer Kombination der ein­ seitig eingebrachten Brandschutzfugendichtung ZZ 530 und einer auf der gegenüberliegenden Bauteilseite ein­ gebrachten Abdichtung aus Silikon für eine Feuerwider­ standsklassifizierung bis El 120

Bild 3.  Bei einem Einbau der Brandschutzfugendich­ tung ZZ 530 sowie der beidseitigen Abdichtung mit Sili­ kon ist das Aufnahmevermögen der Bewegungen zwi­ schen getrennten Bauteilen besonders hoch (25 % late­ ral, 7,5 % Scherung) – mit dieser Ausführung ist unter Verwendung eines geeigneten Silikondichtstoffes auch die Erstellung einer feuerwiderstandsfähigen Hochbau­ fuge nach DIN 18540 bzw. DIN EN ISO 11600 möglich (Grafiken: ZAPP-ZIMMERMANN GmbH)

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Be- und Entlüftung

Nicht nur entrauchen – Lüftung von Aufzugschächten Aufzugschächte müssen neben der bauordnungsrechtlichen Anforderung an die Entrauchung auch zu lüften sein. Die zu erfüllenden Punkte für die Rauchableitung, besonders an die Größe der Öffnung, sind hierbei klar in den Landesbauordnungen (LBO) vorgegeben. Um eine zielgerichtete Lösung für die Aufzugschachtlüftung zu planen, zu projektieren und auszuführen, stehen dagegen nur wenig verwertbare aussagefähige Informationen zur Verfügung. In der Vergangenheit positionierte man an oberster Stelle des Aufzugschachtes meist dauerhafte Öffnungen, die neben der Entrauchung auch die Anforderungen an die Lüftung erfüllen. Vor dem Hintergrund der immer wichtigeren Energieeffizienz von Gebäuden (in Bezug auf die luftdichte Gebäudehülle) ist diese Vorgehensweise nicht mehr zu vertreten.

Kontrollierte Lüftung Die Industrie bietet heute zugelassene Rauchableitungssysteme mit integrierter Lüftungsfunktion an. Hierbei wird die Größe der Öffnung zur Rauchableitung auch zur Bemessung der Lüftung angenommen. Die Auswahl der Sensorik zur Bestimmung des Lüftungsbedarfes ist jedoch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.

Anforderung der Bauordnungen Als grundlegende Forderung zur Lüftung von Aufzugschächten lautet der § 39 der Musterbauordnung (MBO):

Bild 2.  Energieverschwendung über Lüftungsöffnungen des Aufzugschachtes

„(3) Fahrschächte müssen zu lüften sein und eine Öffnung zur Rauchableitung mit einem freien Querschnitt von mindestens 2,5 v. H. der Fahrschachtgrundfläche, mindestens jedoch 0,10 m2 haben.“ Hieraus ergibt sich jedoch lediglich die Forderung nach Lüftung ohne weitere Angaben zur Ausführung. Mit der Einführung der DIN EN 81-20 im Jahre 2014 wurde dem Thema Lüftung endlich der entsprechende normative Raum geboten. Im informativen Anhang E sind für die Planung und Ausführung der Aufzugschachtlüftung diverse Parameter aufgeführt, die es zu berücksichtigen gilt.

Reicht die Luft in Fahrkorb und Fahrstuhlschacht? Die neue Norm geht grundsätzlich davon aus, dass der Fahrkorb ausreichend Lüftungsöffnungen hat, um einen Luftstrom für die höchste Anzahl der Besucher sicherzustellen. Um den für die menschlichen Bedürfnisse erforderlichen Luftaustausch zwischen den Treppenhäusern, Vorräumen und dem Schacht bereitzustellen, reicht der Luftaustausch, der durch die umlaufenden Spalte der Schachttüren oder durch das Öffnen und Schließen dieser Türen sowie durch die Sogwirkung des sich im Schacht bewegenden Fahrkorbs während des normalen Fahrbetriebes und der Aufzugswartung entsteht, völlig aus. Aus technischen Gründen, z. B. bei Fahrzeugaufzügen, kann auch fallweise eine auf Anforderung zu öffnende Lüftungsöffnung oder eine Zwangsbelüftung erforderlich werden.

Anforderungen der Schachteinrichtungen

Bild 1.  Stand heute: Lüftung über dauerhaft angebrachte Öffnungen

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Um das bestimmungsgemäße Verhalten der Einrichtungen im Schacht für Triebwerk und Steuerung unter Berücksichtigung ihrer Wärmeabgabe sicherzustellen, wird normativ unterstellt, dass die Umgebungstemperatur im Schacht zwischen +5 °C und +40 °C gehalten wird. Gerade bei ver-

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Bild 3.  Manueller Befehlsgeber (links), Thermostat (Mitte) und Luftgütemesser (CO2-Sensor) (rechts)

Atemluft als Beurteilungskriterium herauskristallisiert. Mitarbeiter von Aufzugsfirmen, Reinigungs- und Wartungspersonal, die sich beruflich bedingt im Aufzugschacht befinden, sind präventiv durch einen einfachen Hinweis auf die Lüftungsauslösung hinzuweisen. Nicht zuletzt die gut ausgebaute Infrastruktur der Aufzugsfirmen, die im „crashfall“ eines Aufzuges mit geschulten Technikern die schnelle Befreiung von Personen durchführen, gewährleistet noch das letzte Quäntchen Sicherheit. Bild 4.  Lüftungs- und Entrauchungs­ haube für den Dacheinbau

glasten Schächten ist eine effektive, durch Thermostat gesteuerte Lüftung notwendig.

Einflussfaktoren auf die Luftgüte Die Sicherheit derer, die den Aufzug benutzen, im Schacht arbeiten oder – falls der Fahrkorb zwischen zwei Stockwerken blockiert – im Fahrkorb eingeschlossen sind, hängen von vielen Einflüssen ab. Hierbei hat sich in erster Linie die Luftgüte mit einem definierten CO2-Anteil in der

Befehlsgeber und Sensorik Um die natürliche Lüftung in einem Aufzugschacht zu aktivieren stehen einfache manuelle Befehlsgeber, z. B. in Form eines Schlüssellüftertasters oder automatischen Sensoren zur Verfügung. Um die Anforderungen der Schachteinrichtungen und der im Schacht befindlichen Personen zu erfüllen, kann hiermit ein schlüssiges Lüftungskonzept generiert werden.

Lüftungsöffnungen im Schacht Für die Lüftung und Entrauchung von Aufzugschächten vertreiben die Hersteller diverse zugelassene Geräte für den Dach- und Seitenwandeinbau. Diese Geräte werden mit manuellen Befehlsgebern oder automatischen Sensoren zu Lüftungszwecken angesteuert.

Fazit Die Lüftung von Aufzugschächten ist nach wie vor bauordnungsrechtlich gefordert. Doch der informative Anhang E der EN 81-20 definiert erstmals allgemeine Planungsansätze für eine sachgerechte Ausführung. Es wird daher empfohlen, für Aufzugschächte grundsätzlich einen Lüftungshinweis vorzusehen und bei Schächten mit besonderen Anforderungen, wie z. B. Feuerwehraufzügen, PKW- und Glasaufzügen, vor Inbetriebnahme eine Gefahrenanalyse durchzuführen. Weitere Informationen:

Bild 5.  Jalousiefenster für den Wandeinbau (Fotos/Grafik: BTRHamburg)

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BTR Brandschutz-Technik und Rauchabzug GmbH Schnackenburgallee 41 d, 22525 Hamburg Tel. (040) 89 71 20-0, Fax (040) 89 71 20-20 info@btr-hamburg.de, www.btr-hamburg.de

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Be- und Entlüftung

Brandgas-Dachventilator als Dual-Use-Konstruktion spart Investitions- und Betriebskosten Die Rettung von Menschenleben und der Schutz von Sachwerten im Brandfall ist kein Experimentierfeld – weder aus ethischer noch aus gesetzlicher Perspektive. Dennoch ist es legitim, bei den dafür notwendigen haustechnischen Installationen nach den wirtschaftlichsten Lösungen zu suchen. Da aufgrund energiesparender Bauweise Gebäudehüllen immer dichter werden, ist neben der maschinellen Entrauchung auch zunehmend eine bedarfsgerechte Ent­lüftung vorzusehen. Beide Funktionen mit den gleichen Ventilatoren zu erfüllen, kann erhebliche Kosten sparen – sowohl bei den Investitionen als auch im Lebens­ zyklus des Gebäudes. Wichtig ist dabei aber, dass die Ventilatoren für beide Anwendungsbereiche konstruiert und zugelassen wurden. Die niedrigsten Hürden für die Kombination von Entrauchungs- mit Entlüftungsanlagen bestehen technisch und gesetzlich bei kanalungebundenen Systemen, also Ventilatoren, die große Räume wie Industriehallen und öffentliche Gebäude über Dach entlüften. Diese Technik auch für die Entrauchung im Brandfall zu nutzen, reduziert die Menge der zu installierenden Ventilatoren und damit gleichzeitig die Zahl der Dachöffnungen. Das ist vergleichsweise einfach zu realisieren und auf den ersten Blick besonders kostengünstig. Viel größere Einsparungen als bei den Baukosten ergeben sich allerdings bei den Lebenszykluskosten: Die gesetzlich erforderlichen Inspektionen der Brandgasventilatoren und die technisch notwendigen Wartungen der Entlüftungsventilatoren lassen sich beispielsweise zusammenführen. Aus der Kombination beider Funktionen ergeben sich allerdings spezielle Forderungen, die Planer an die Ventilator-Technologie stellen sollten. Schließlich muss der Ernstfall ebenso abgesichert sein wie die tägliche Anwendung: angenehme Luftverhältnisse.

Anforderungen an die Entrauchung Um die Entlüftung auch für den Wärmeabzug zu nutzen, haben einige das Konzept der „Kaltentrauchung“ in Verbindung mit einer Sprinkleranlage gewählt. Die Idee, dass

Bild 2.  Große Hallen als öffentlicher Raum oder als Produktionsstätten können ohne Kanalsystem über Dach entlüftet und entraucht werden. Ein besonders wirtschaft­ liches Konzept ist, beides über das gleiche Ventilationssystem zu realisieren.

die Sprinkler den Rauch soweit abkühlen, dass er mit konventionellen Entlüftungsventilatoren abgeführt werden kann, ist allerdings sehr gewagt. Schließlich existieren hierfür keine normativen Grundlagen, die eine sichere Auslegung der Ventilatoren ermöglichen. Ein sicherer Weg ist hingegen, Brandgasventilatoren zu installieren, die auch die Regelbarkeit für eine bedarfsgerechte Entlüftung mitbringen. Das ist mit dem Einsatz leistungsmodulierter EC-Motoren der Fall. Sie reduzieren zudem Energiekosten: EC-Motoren sind ohne Frequenzumformer sicher und bedarfsgerecht zu steuern und nehmen im Vergleich zu AC-Motoren 50 % weniger elektrischen Strom auf. Generell haben solche Brandgasventilatoren dabei folgende Anforderungen zu erfüllen: –– Der Motor muss vom Luftstrom getrennt sein, damit im Brandfall auch hohe Rauchgastemperaturen gefördert werden können. –– Neben der Fördermitteltemperatur im Dauerbetrieb muss eine definierte Rauchgastemperatur über 120 Minuten toleriert werden (je nach Anwendung in der Regel 300 °C bis 600 °C). –– Der Brandgasventilator muss über eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) verfügen. Brandgasventilatoren mit EC-Motoren lassen sich zudem ideal steuern, um den gewünschten oder geforderten Luftaustausch sicherzustellen.

Anforderungen an die Entlüftung

Bild 1.  Der Brandgas-Dachventilator DVG EC von Systemair erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen für den Dual-Use-Betrieb: die tägliche Bedarfsbelüftung plus die Ent­ rauchung im Brandfall.

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Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) formulieren Lüftungsstandards für Produktionshallen. Für Aufenthaltsräume im öffentlichen Bereich kann die DIN 1946 als Grundlage für den erforderlichen Luftaustausch herangezogen werden. Bei der Auslegung der maschinellen ­Entrauchung bzw. Entlüftung ist jedoch der im Brandschutzkonzept vereinbarte Volumenstrom im Brandfall entscheidend. Die regelbaren EC-Motoren erlauben für die Entlüftung dann geringere Drehzahlen für den passenden

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Be- und Entlüftung

Bild 3.  Typisches Bild auf ausgedehnten Industriehallen: Dachventilatoren sorgen für die bedarfsgerechte Belüftung. Lichtkuppeln sollen für die natürliche Entrauchung im Brandfall sorgen – die bei Windlasten allerdings nicht sichergestellt werden kann.

Bild 4.  Die Installation von Dual-Use Brandgasventilatoren können beides: eine s­ ichere Entrauchung gewährleisten und für den regelmäßigen Luftaustausch in der Halle sorgen. (Fotos: Systemair)

Luftwechsel. Ratsam ist, diesen analog der ­klimatischen Bedingungen des Gebäudestandorts und der Ansprüche der Nutzer an das Raumklima zu regeln. Einfluss­größen auf den Komfort und das Raumklima sind dabei: –– bedarfsgerechter Luftaustausch in Abhängigkeit von der Nutzung –– CO2-abhängiger Luftaustausch –– Entfeuchtung in warmen Klimazonen –– konstante Temperaturhaltung –– keine spürbaren Luftzüge (draft risk) –– keine Geräuschbelastung durch die Ventilatoren

chen hingegen weniger als 20 % aus. Es ist somit gerechtfertigt und möglich, Sicherheitstechnik unter wirtschaftlichen Aspekten zu planen.

Planungsunterstützung für die Auslegung von Ventilatoren sowohl für den Entlüftungs- als auch den Entrauchungsfall bietet der Hersteller Systemair. Dazu zählen auch die entsprechende Kompetenz und das Zubehör zur Aufschaltung auf eine Brandmeldeanlage und/oder Gebäudeautomation zur Bestimmung der Luftqualität.

Fazit Wohn- und Zweckgebäude kommen nach heutigem EnEVStandard in der Regel nicht mehr ohne eine Lüftung aus. Ist die Luft in Arbeitsstätten belastet, fordert die entsprechende Richtlinie (ASR) zum Schutz der Gesundheit ebenfalls eine kontrollierte Entlüftung. Doch ungeachtet dieser gesetzlichen Vorgaben und ökologischer Überlegungen zwingen die Energiekosten gleichzeitig dazu, effiziente Lösungen für ein angenehmes Raumklima zu realisieren. Die Qualität der Regelungstechnik ist dabei eine der wichtigsten Stellschrauben. Werden schon bei der Gebäudekonzeption Entrau­ chungskonzepte gegeneinander abgewogen und mit der Gebäudeent­lüftung kombiniert, kann durchaus ein hohes Sicherheitsniveau beim vorbeugenden Brandschutz gehalten und gleichzeitig eine signifikante Kostenreduzierung bei der täglichen Bedarfslüftung erreicht werden – vor allem auf den Lebenszyklus eines Gebäudes gesehen. Denn gerade auf die Nutzungszeit entfallen laut Berechnungen ca. 80 % der Gebäudekosten, die Erstellungs­kosten ma-

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Harald Rudelgass, Technischer Leiter, Systemair GmbH

Neue Systemair-Entwicklung: Energieeffizienter BrandgasDachventilator für Dual-Use Der Brandgas-Dachventilator DVG EC von Systemair ist nach Herstellerangaben derzeit der einzige Ventilator auf dem Markt, der Effizienz und Tauglichkeit für den Entrauchungsfall gesetzeskonform erfüllt. Die Absaugung von Hitze und Brandgasen aus den Räumen sorgt für rauchfreie Fluchtwege. Außerdem wird durch den Abzug von giftigen und heißen Gasen die Brandbekämpfung vereinfacht. Der DVG EC hält im Brandfall einer Temperatur von bis zu 400 °C für mindestens 120 Minuten stand. Im Dauerbetrieb sind Fördermitteltemperaturen von bis zu 120 °C möglich. Eine Besonderheit des DVG EC ist, dass sich der hocheffiziente Brandgas-Dachventilator für die Nutzung in sogenannter Doppelfunktion (Dual-Use) eignet: Der Ventilator kann neben der eigentlichen Funktion als Entrauchungsventilator auch zur täglichen Bedarfslüftung eingesetzt werden. Hier findet ein geregelter Betrieb in einer niedrigeren Drehzahl statt. Durch diesen Einsatz kommt auch die ErP-Richtlinie zum Tragen. Diese schreibt eine Mindesteffizienz des Ventilators vor, mit der der Ventilator betrieben werden darf. Im Gegensatz dazu haben viele Ventilatoren, die nur zur Entrauchung eingesetzt werden, aufgrund der konstruktiven Gegebenheiten (erhöhter Luftspalt) eine weitaus geringere Effizienz als Ventilatoren, die allein dem täglichen Lüftungsbetrieb dienen. Außerdem ist die Drehzahl des Dual-UseVentilators durch ein 0–10 V Signal zu 100 % steuerbar. So werden eine bessere Energienutzung, höhere Effizienz und höhere Wirkungsgrade bei geringen Betriebskosten ermöglicht. Weitere Informationen: Systemair GmbH Seehöfer Straße 45, 97944 Boxberg-Windischbuch Tel. (07930) 9272-0, Fax (07930) 9272-92 info@systemair.de, www. systemair.de

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Entrauchungssicherheit durch komplette Steuerung für MRA und RWA aus einer Hand Deutschlands zweitgrößter Möbelhändler Höffner baut: Nach der Errichtung eines Marktes in beeindruckenden ShoppingMall-Dimensionen in Neuss war LAMILUX auch in Hannover-Altwarmbüchen wichtiger Projektpartner bei der Gebäudesicherheit. Für die 38.000 m2 Verkaufsfläche und die 750.000 erwarteten Besucher im Jahr wird ein sicheres Brandschutzkonzept benötigt. LAMILUX hat dies mit komplexer Steuerungstechnik, bei der der Maschinelle Rauchabzug (MRA) und der natürliche Rauch- und Wärmeabzug (RWA) perfekt aufeinander abgestimmt sind, umgesetzt. Geplant, integriert und steuerungstechnisch miteinander vernetzt wurden sämtliche Elemente, die den reibungslosen Ablauf der Brandfallmatrix im Ernstfall garantieren. Technologisch komplexe natürliche und maschinelle Objektentrauchung, die Ansteuerung und Harmonisierung unterschiedlicher Entrauchungs- und Zuluftsysteme bildeten die große Herausforderung bei diesem Projekt. Dies hat LAMILUX hinsichtlich der Entrauchungssteuerung gewerkeübergreifend und aus einer Hand realisiert. Für den Natürlichen Rauch- und Wärmeabzug (NRA) bzw. die Zuluft für den Maschinellen Rauchabzug (MRA) sorgt die Ansteuerung von RWA-Lichtkuppeln und Klappensystemen in Oberlichtern, kompletten RWA-Systemen in Treppenhäusern und Aufzugsschächten sowie der Fassade. Der Maschinelle Rauchabzug (MRA) wird durch die Ansteuerung von 38 Entrauchungsventilatoren und 140 Jalousieklappen sowie 35 Brandschutzklappen in den Lüftungskanälen des Gebäudes umgesetzt. Einen weiterhin großen Anteil in die-

sem Brandschutzprojekt nehmen vier überdruckentrauchte Treppenhäuser (RDA Anlagen) ein. LAMILUX hat die gesamte Entrauchungsmatrix und die BMA-Auslösung projektiert und in die übergreifende und integrale Entrauchungssteuerung implementiert. Darüber hinaus wurde die dafür notwendige Busanbindung an die Gebäudeleittechnik (GLT) für den Komfort- bzw. Normalgebäudebetrieb über den IP-Standard BACnet realisiert. Für die Ansteuerung des kompletten Entrauchungssystems kommen eine frei programmierbare SPS-Hauptzentrale sowie fünf SPS-Unterzentralen zum Einsatz. Sie steuern und automatisieren die Abläufe der MRA- und RWA-Geräte. Die Liste der implementierten RWA-Geräte – neben der Entrauchungssteuerungstechnik ebenfalls alle aus dem Hause LAMILUX – ist beeindruckend: Mehr als 30 DIN-EN-geprüfte RWA-Lichtkuppeln mit 230-VAntrieb (CI-System Rauchlift 100), die kompletten Systeme für die Entrauchung der Aufzugsschächte und der Treppenhäuser (ausgeführt als drehzahlgeregelte Differenzdruckanlagen), sowie ein Lichtband mit integrierten Klappensystemen für RWA und Lüftung und zwölf Glaspyramiden sind von dem oberfränkischen Unternehmen geliefert und montiert worden. LAMILUX hat – sowohl im Höffner-Möbelhaus in Neuss, als auch in Hannover-Altwarmbüchen – auf höchstem, sicherheitstechnischem Niveau den Maschinellen Rauchabzug (MRA) und den Natürlichen Rauchabzug (RWA) steuerungstechnisch in Beziehung gesetzt. Für die Steuerung der gesamten Entrauchungsanlage, bestehend aus einer Vielzahl an MRA- und NRA-Elementen, wurde ein komplexes Steuerungssystem entworfen, das als übergeordnete Entrauchungssteuerung über eine BACnet-Schnittstelle mit der GLT kommuniziert. Die gesamte Leistung wurde inklusive aller Montageund Verkabelungsarbeiten erbracht. Weitere Informationen:

Die Ansteuerung von RWA­Lichtkuppeln und Klappen­ systemen in den Oberlichtern sorgt für den Natürlichen Rauch­ und Wärmeabzug (NRA) bzw. die Zuluft für den Maschinellen Rauchabzug (MRA) (Foto: LAMILUX)

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Thomas Hegger

Ganzheitliche Konzepte für einen optimalen Rauchschutz im Industriebau Bau und Betrieb von Industriegebäuden unterliegen überwiegend wirtschaftlichen Faktoren. Dennoch sollten Planer bei der Ausgestaltung des Brandschutzkonzeptes nicht an der Rauchund Wärmeabzugsanlage (RWA-Anlage) sparen. Ansonsten drohen im Brandfall schwerwiegende Personen- und Sachschäden, deren wirtschaftliche Einbußen bis zum Konkurs des Unternehmens führen können. Der Brandschutz ist ein wesentliches Element des betrieblichen und unternehmerischen Risikomanagements. Er rettet Menschenleben und begrenzt die wirtschaftlichen Schäden von Gebäudebränden. Auf der anderen Seite verursachen Brandschutzmaßnahmen Kosten, die während der Bauphase und der Nutzung eines Gebäudes anfallen. Aus wirtschaftlicher Perspektive sollte daher ein optimales Sicherheitsniveau angestrebt werden, das Menschen­ leben schützt, ökonomische Schäden reduziert und gleichzeitig die Kosten im Griff behält. Hierfür definiert das Baurecht relevante Schutzziele, die vor allem zur Erlangung einer Baugenehmigung beachtet und umgesetzt werden müssen.

Schutzziele im Baurecht definieren die Mindestanforderungen Konkret fordert die Musterbauordnung (MBO), dass „Bauliche Anlagen [so] anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten [sind], dass […] bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“ [1]. Für den Industriebau bedeutet das: Die Feuerwehr wird im Brandfall versuchen, das Feuer einzudämmen, ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude zu verhindern und Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Dafür darf sie den Verlust ganzer Brandabschnitte oder den Totalverlust des Gebäudes in Kauf nehmen. Was aus öffentlich-rechtlicher Perspektive verhältnismäßig klingt, kann für den Unternehmer schwerwiegende Folgen haben. In Deutschland entstehen jährlich rund 2 Mrd. € Industriefeuerschäden; davon sind 1 Mrd. € Großereignisse. Das sind Brände, bei denen ein Gesamtschaden von mehr als 500.000 € entsteht. Etwa die Hälfte dieser Schadenssumme ist nicht auf die Hitze und die Flammen des Feuers, sondern allein auf den Brandrauch zurückzuführen. Bei jedem Brand entstehen große Mengen an gasförmigen Zersetzungsprodukten, die toxisch oder ätzend sein können und sich schnell im Gebäude ausbreiten. Je nach Gebäudegeometrie und Art der Gebäudenutzung reichen die Folgen einer großflächigen Verrauchung von einfachen Verunreinigungen über Beschädigungen von Lagergütern, Maschinen und Gebäudeteilen bis zu langfristigen Produktionsausfällen. Neben den allgemeinen Schutzzielen sind bei der Aufstellung eines Brandschutzkonzepts insbesondere die objektspezifischen Eigenheiten und Brandrisiken zu beachten, aus denen sich individuelle Schutzziele ableiten lassen. Dazu gehören beispielsweise der Schutz von Sachgütern oder die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs.

Rauchschutz frühzeitig in die Planung aufnehmen

Bild 1.  Die Feuerwehr darf bei Industriebauten den Verlust ganzer Brandabschnitte oder den Totalverlust eines Gebäudes in Kauf nehmen

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Eine ganzheitliche Risikobewertung erfordert die eingehende Analyse sämtlicher Gefährdungen und ihrer Ursachen und Folgen für die jeweils objektspezifisch relevanten Schutzziele und -interessen. Brandschutzbelange sollten möglichst frühzeitig in die Gesamtplanung eines Gebäudes aufgenommen werden, um zu einem optimalen und kostengünstigen Brandschutzkonzept zu gelangen. Bauherr, Planer, Brandschutzingenieur, genehmigende Behörde und Feuerwehr müssen sich gemeinsam über die allgemeinen und speziellen Schutzziele verständigen und repräsentative Brandszenarien erarbeiten. Darauf aufbauend kann der Fachplaner ein optimales Brandschutzkonzept erstellen. Die einzelnen Elemente des Konzepts müssen so kombiniert werden, dass sie das individuelle Sicherheitsniveau auch kostengünstig sicherstellen. Im Kontext der Baugenehmigung führt der Brandschutzingenieur den quantitativen Nachweis, dass sich die festgelegten Schutzziele mithilfe der getroffenen Brandschutzmaßnahmen sicher erreichen lassen. Mithilfe von

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

HAHN Lamellen

Bild 2. In Dachlichtbändern integrierte Rauchabzugsgeräte erfüllen die Anforderun­ gen der Brandschutzbehörden

Ingenieurmethoden werden hierfür verschiedene Teilprobleme untersucht. Dazu gehören z. B. Nachweisverfahren für Brandwirkungen einschließlich der Rauchausbreitung und -ableitung, Nachweise zur Personensicherheit oder Modelle zur Berücksichtigung anlagentechnischer und abwehrender Brandschutzmaßnahmen. Brandschutzkonzepte und Brandschutznachweise müssen gemäß dem bauordnungsrechtlichen Genehmigungsverfahren von der örtlich zuständigen Bauaufsichtsbehörde abgenommen werden. Dabei wird überprüft, ob die bauordnungsrechtlichen Schutzziele objektspezifisch durch das Brandschutzkonzept erreicht werden und ob die gewählten Brandschutzmaßnahmen risikogerecht ausgelegt sind.

Brandschutzrechtliche Anforderungen an Sonderbauten Die Entscheidung, welche Rechtsgrundlagen anzuwenden sind, wird nach nutzungsspezifischen Kriterien getroffen. Insbesondere die Nutzungsanalyse gibt Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer Brandentstehung. Erfahrungsgemäß wird die Wahrscheinlichkeit einer Brandentstehung z. B. in einem Verwaltungsbau oder einer Wohnung als normal, in einem Museum etwas geringer und in einem Industriebau als hoch bewertet. Daher fordern die Bauordnungen ein Brandschutzkonzept für alle Sonderbauten. Allgemein bezeichnet der Begriff nach § 2 MBO Anlagen und Räume besonderer Art und Nutzung, die einen vordefinierten Tatbestand erfüllen. Darunter fallen beispielsweise Versammlungs- und Verkaufsstätten, Schulen, Krankenhäuser und Industriebauten. Die allgemeine Definition von Sonderbauten wird in den Landesbauordnungen (LBO) unterschiedlich ausgelegt. Planer sollten sich daher immer mit der jeweiligen LBO auseinandersetzen. Dies ist vor allem für Unternehmen wichtig, die bundesweit tätig sind und ihre betriebsinternen Vorgaben und Festlegungen gegebenenfalls anpassen müssen. Aufgrund ihrer Größe und Nutzungsart weichen Sonderbauten von den materiellen Anforderungen der Bauordnungen ab, sodass die rechtlich vorgegebenen Brandschutzmaßnahmen i. d. R. nicht umgesetzt werden können. Demnach müssten sämtliche Abweichungen vom Baurecht nach § 67 MBO begründet und die abweichen-

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HAHN Lamellenfenster Die Zukunft der natürlichen Lüftung und des vorbeugenden Brandschutzes • • • • •

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Bild 4.  Rauch- und Wärmeabzugsanlagen verhindern die Verrauchung ganzer Ge­ bäude

Bild 3.  Eine effektive Entrauchung verhindert, dass ein Entstehungsbrand schlagartig in einen Vollbrand übergeht

den brandschutztechnischen Maßnahmen schlüssig und nachvollziehbar dargestellt werden. Aus diesem Grund sind für Industriebauten die Mindestanforderungen an den Brandschutz in der Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (MIndBauRL) [2] bzw. den entsprechenden Richtlinien der Länder festgelegt. Die Richtlinie soll einerseits Bauherren und Fachplanern die Planung und andererseits den Behörden die Beurteilung und Genehmigung von Industriebauten erleichtern. Die Vorgaben der MIndBauRL sind als Regel-Beispiel-Katalog gestaltet und lassen somit auch weitere Lösungen zur Erreichung des Schutzziels zu, ohne dass es einer Abweichungsentscheidung bedarf. Dadurch erhält der Fachplaner mehr Sicherheit bei der Ausgestaltung der Brand- und Rauchschutzmaßnahmen, wenn er dazu beispielsweise auch die allgemein anerkannten Regeln der Technik heranzieht.

tung zugesprochen wird. Aufgrund der einfachen Gebäude­ geometrie gilt für Industriegebäude die Prämisse, dass sich Personen im Brandfall wohl selbst retten können und das Gebäude innerhalb weniger Minuten geräumt ist. Voraussetzung dafür ist aber eine qualifizierte Entrauchung. Die Maßnahmen zur Rauchableitung sind laut MIndBauRL nach Gebäude- und Raumgröße gestaffelt. In kleinen Räumen (≤ 1.600 m2) genügen zur Rauchableitung Wand- oder Dachöffnungen, die im oberen Raumdrittel angeordnet sind und deren Größe insgesamt mindestens 1 % der Grundfläche des Raumes bei Einbau im Dach und 2 % bei Einbau in der Wand beträgt. Im unteren Wanddrittel sind Zuluft-Öffnungen erforderlich. Da es sich bei Öffnungen zur Rauchableitung nicht um qualifizierte Produkte handelt, stellen sich nach Liste C der Bauregelliste keine besonderen baurechtlichen Anforderungen. Vorgaben an eine Zertifizierung oder Verwendbarkeitsnachweise entfallen, sodass Funktionssicherheiten weder erwartet noch verlangt werden können. Darüber hinaus kommt es bei über 90 % aller Feuerwehreinsätze zu Seitenwindeinflüssen. Bei windempfindlichen Rauchableitungsöffnungen kann der Rauch dadurch in das Gebäude zurückgedrückt werden. Eine vollständige Verrauchung des Raumes wäre die Folge. Eine Öffnung zur Rauchableitung kann daher

Die Rauchableitung in der MIndBauRL Die aktuelle MIndBauRL fordert Öffnungen zur Rauch­ ableitung zwecks Unterstützung der Brandbekämpfung. Diese Forderung hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Bemessung und die Funktionsfähigkeit der Rauchabzugsanlage. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Fremdrettung von Personen im Industriebau eine untergeordnete Bedeu-

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Bild 5.  Beim Neubau von Produktions- und Lagerräumen mit mehr als 200 m 2 Grund­ fläche muss eine ausreichende Rauchableitung nachgewiesen werden

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Bild 6. Ohne RWA – wenn heißer Rauch und zündfähige Brandgase nicht abgeführt werden, kommt es zu einem Flash­over, dem schlagartigen Übergang zum Vollbrand

Bild 7. Mit RWA – die Entrauchung vermindert die Rauchmenge, reduziert die Tem­ peratur und verzögert den Brandverlauf und es bleibt Zeit zur Flucht und zum Löschen

die Temperatur im Inneren eines brennenden Gebäudes kaum reduzieren, die Sichtweite in einem verrauchten Raum nicht sichern und auch die Luftqualität nicht verbessern.

Rauchableitung sind Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRWA) nach DIN EN 12101-2 [3] geprüft und zertifiziert. Bei regelmäßiger Überprüfung und Instandhaltung dieser Produkte stellt sich die Frage nach der dauerhaften Funktionssicherheit im Brandfall nicht. Die Funktionsfähigkeit ist jederzeit zu erwarten. Laut MIndBauRL muss die Rauchabzugsanlage im Dach oder im oberen Drittel der Wand angebracht werden und so dimensioniert sein, dass ein Natürliches Rauch- und

Eine qualifizierte Entrauchung mit NRWA Eine qualifizierte Entrauchung wird ab einer Grundfläche von 1.600 m2 erforderlich. Im Gegensatz zu Öffnungen zur

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauchabzugsanlagen (NRA) – Bemessung, Anforderungen und Einbau“ [4], umgesetzt werden. In der Bauregelliste und auch zukünftig in der MVV TB (Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmung) sind NRWG als nachweispflichtige Bauprodukte eingestuft. Deshalb dürfen sie nur dann in Betrieb genommen werden, wenn sie nach DIN EN 12101-2 geprüft und zertifiziert sind. Diese Vorgabe richtet sich an das gesamte Bauprodukt und nicht nur an einzelne Bauteile.

Raucharme Schicht normativ projektieren

Bild 8.  Eine raucharme Schicht ermöglicht der Feuerwehr einen gezielten Lösch­ angriff

Wärmeabzugsgerät (NRWG) höchstens 400 m2 Grundfläche abdeckt. Jedes Gerät muss eine aerodynamisch wirksame Fläche (Aw) von mind. 1,5 m2 aufweisen. Tore, die nach der alten MIndBauRL als Möglichkeit des Rauchabzugs erlaubt waren, sind dafür nicht mehr zulässig. Sie sind nach der aktuellen Fassung lediglich als Zuluft-Öffnung einsetzbar. Dazu müssen sie im unteren Raumdrittel installiert sein und einen freien Querschnitt von mindestens 12 m2 aufweisen.

NRWG nur als Unterstützung für die Feuerwehr? Bei Betrachtung der Vorgaben zur Projektierung von NRWG und RWA fällt auf, dass diese in der MIndBauRL deutlich geringer sind als in den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Als Begründung wird genannt, dass der Rauchabzug im Sinne der Richtlinie nur zur Unterstützung der Feuerwehr benötigt wird. Liegen jedoch gebäudespezifische Besonderheiten wie große Flächen, lange Laufwege oder hohe Brandlasten vor, steigt im Brandfall das Risiko für die Menschen, die in dem Gebäude arbeiten und für die Feuerwehr beim Löscheinsatz. In diesen Fällen muss die Anlage nach den anerkannten Regeln der Technik, z. B. die DIN 18232-2 „Rauch-

Wesentliches Kriterium bei der Projektierung von NRA gemäß DIN 18232-2 ist der Nachweis einer raucharmen Schicht. Sie muss im Brandfall eine Höhe von mindestens 2,50 m erreichen. Diese Schicht entsteht, wenn der Rauch über qualifiziert bemessene Rauchabzugsanlagen abgeführt wird und Frischluft über bodennahe Öffnungen nachströmen kann. Die sich dann einstellende raucharme Schicht ermöglicht im Gebäude befindlichen Personen die Selbstrettung und erleichtert der Feuerwehr den Lösch­ angriff. Ein praxisbewährter Richtwert für die Dimensionierung der einzelnen Rauchabzugsgeräte ist die 200-m2-Regel, d. h. ein Rauchabzug pro 200 m2 Grundfläche. Für die Funktion der NRA ist eine ausreichende Zuluft-Nachströmung unverzichtbar. Die Zuluft soll ab dem Zeitpunkt der Öffnung der NRWG möglichst bodennah in den Raum einströmen können, um die abgeleiteten Rauchgasvolumen zu ersetzen. Nach DIN 18232-2 muss die wirksame Fläche der Zuluft-Öffnungen mindestens das 1,5-fache der Öffnungsfläche des größten Rauchabschnitts im Raum betragen. Als Zuluft-Öffnungen gelten eigenständige Vorrichtungen wie Klappen oder Jalousien, aber auch Tore, Türen oder Fenster, wenn sie von außen zerstörungsfrei geöffnet werden können. Bei einfachen Gebäudegeometrien können auch wenig Geübte eine Dimensionierung der Anlagen nach DIN 18232 vornehmen. Bei komplexen Geometrien bieten sich physikalische Modellversuche oder numerische Verfahren zum Nachweis der raucharmen Schicht an. Mit dem EDVProgramm SmokeWorks 3 bietet der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) eine Projektierungssoftware an, um RWA gemäß DIN 18232-2 zu berechnen und die Planung der notwendigen Ausführung sicherzustellen.

Instandhaltung sichert Funktionsfähigkeit

Bild 9.  RWA öffnen sich im Brandfall automatisch zur Rauchableitung (Fotos/Grafiken: FVLR e. V.)

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Da sich der Ausbruch eines Brandes weder vom Umfang noch vom Zeitpunkt vorhersehen lässt, müssen alle Anlagen des Brandschutzes jederzeit funktionstüchtig sein. Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Wartung ist als besondere Sorgfaltspflicht des Bauherrn oder Betreibers in verschiedenen Gesetzen verankert. Auch Änderungen der Gebäudenutzung können eine Anpassung des Rauchschutzes notwendig machen. Die funktionssichere Brandschutzkette und der Rauch- und Wärmeschutz sind immer auf die jeweilige Nutzung eines Industriebaus abgestimmt. Kommt es zu einer Umnutzung, so ist auch die Gewichtung der Bestandteile des Brandschutzes zu überprüfen.

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Fazit Die wirtschaftlichen Folgen eines Bran­ des können verheerend sein. B ­ ereits ein räumlich begrenztes Brandereignis kann aufgrund der Rauchentwicklung große Schäden im ge­sam­ten Gebäude verursachen. Im Bau­recht werden diese Folgen nur unzureichend beachtet. Deshalb sollten sich Bauherren und Betreiber von Indus­triehallen für die Erstellung eines Brandschutzkonzeptes nicht ausschließ­lich auf die baurechtlichen Mindeststandards verlassen. Um weitere und für Unternehmen wichtige Schutzziele zu erfüllen, sind der Einbau und die regelmäßige Wartung qualifizierter und zertifizierter Rauchabzugsgeräte notwendig. Nur so können im Brandfall die Personenrettung und der optimale Löscheinsatz der Feuerwehr gewährleistet sowie Sach­schä­den, die im schlimmsten Fall bis zum Totalverlust des Gebäudes und zum Konkurs des Unternehmens f­üh­ren, vermieden werden. Die DIN 18232-2 bietet als geltende technische Regel eine sehr gute Grundlage, um sinnvolle und wirksame Rauchschutzanlagen für Industriebauten zu projektieren. Eine neue Veröffentlichung der Versicherungswirtschaft „Vermeidung

von Schäden durch Rauch und Brandfolgeprodukte – Gefahren, Risiken, Schutzmaßnahmen (VdS 3400)“ [5] beschreibt mit vielen Lösungsbeispielen, wie Planer und Betreiber in einem Unternehmen Rauchschäden wirksam vorbeugen können (Download: www.fvlr.de/pub_down_presse.htm). Literatur

VdS gehört zu den weltweit renommiertesten Institutionen für die Unternehmenssicherheit mit den Schwerpunkten Brandschutz, Security, Naturgefahrenprävention und Cyber-Security. Die Dienstleistungen umfassen Risikobeurteilungen, Prüfungen von Anlagen, Zertifizierungen von Produkten, Firmen und Fachkräften sowie ein breites Bildungsangebot. Das VdS-Gütesiegel genießt einen ausgezeichneten Ruf in Fachkreisen und bei Entscheidern. Zu den Kunden zählen Industrieund Gewerbebetriebe aller Branchen, international führende Hersteller und Systemhäuser, kompetente Fach-

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für Rauchschutz-Druck-Anlagen Entrauchungsklappe:

[1] Musterbauordnung – MBO, September 2012. [2] Muster-Industriebaurichtlinie – MIndBauRL, Juli 2014. [3] DIN 12101-2:2014-09 „Rauch- und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte“. [4] DIN 18232-2:2007-11 „Rauch- und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauchabzugsanlagen (NRA); Bemessung, Anforderungen und Einbau“. [5] Vermeidung von Schäden durch Rauch und Brandfolgeprodukte – Gefahren, Risiken, Schutzmaßnahmen (VdS 3400).

Großformatig,

einflüge-

lig, feuerbeständig, speziell konzipiert zum Einbau in Abströmschächten von RDA (RauchschutzDruck-Anlagen). Die Entrauchungsklappe öffnet im Brandfall selbsttätig durch die Steuerung bauseitiger RDA. Großformatige Querschnitte bieten eine freie, ungehinderte Abströmfläche für Brandgase. Der Verschluss ist rauchdicht und bietet einen Feuerwiderstand über 90 Minuten.

Weitere Informationen: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e.V. (FVLR) Dipl.-Ing. Thomas Hegger, Geschäftsführer Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231) 309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de

Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten Das VdS-Bildungszentrum bietet bereits seit 25 Jahren allen Unternehmen eine professionelle und praxisnahe Ausbildung für die wichtige Funktion des Brandschutzbeauftragten. 2018 finden 18 Lehrgänge in 6 deutschen Städten zur Ausbildung gemäß den einschlägigen Richt­ linien von vfdb, DGUV und GDV/VdS statt.

Entrauchungsklappe

Fire Resistance 90 Min.

firmen sowie risikobewusste Banken und Versicherer. VdS war nicht nur der erste deutsche Anbieter qualifizierter Ausbildungen zum Brandschutzbeauftragten, sondern ist auch die einzige Einrichtung in Deutschland, die zusätzlich zum VdS-Lehrgangszertifikat das europaweit anerkannte Diplom des Verbands führender europäischer Brandschutzorganisationen CFPA Europe verleiht. Der 2-wöchige Lehrgang „Brandschutzbeauftragter“ verbindet alle Grundlagen des vorbeugenden Brandschutzes mit vielen betriebs- und praxisnahen Themen wie „Brandrisiken im Betrieb“, „Sofortmaßnahmen bei Brandausbruch“ sowie Anwendungsbeispielen und einer praktischen Lösch­ übung.

PRIODOOR ETX RDA

Weitere Informationen:

Entrauchungsklappe für RDA – nach EN 12101-8

VdS Schadenverhütung GmbH Pasteurstraße 17a, 50735 Köln Tel. (0221) 77 66-362, -488, Fax (0221) 77 66-337 lehrgang@vds.de, www.vds.de/bildung

Smoke

Protection min leakage

Material + Decor Class

A2

Dekorative Oberflächen (Kunststoff, Metall, Lack, Holz) Nachweisführung komplett nach BauPVO (EU305/2011)

Großformatige freie Abströmflächen

Flexibel kombinierbar im Wandsystem PRIOWALL

www.priorit.de/rda

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Architektonisches Gestaltungselement und Rauch- und Wärme­abzugsgerät nach DIN EN 12101-2 Die Firma HAHN Lamellenfenster GmbH präsentiert Lamellenfenster, die Architekten gerne als gestalterisches Design-Element nutzen, weil sie baulichen Brandschutz ohne Mehrkosten im Vergleich zu bisherigen Brandschutzlösungen bieten. Das Dilemma, in dem Architekten und Planer stecken, ist immer wieder das gleiche: Gestalterische Freiheiten kollidieren mit Brandschutzauflagen des Gesetzgebers. Kompromisse kommen aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Das Ergebnis ist bislang oftmals das Zurückstecken der Design-Ambitionen, denn laut § 14 Musterbauordnung (MBO) sind „bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“. Das Szenario im Brandfall ist bekannt: Die Geschossdecke oder das Dach hindern die Rauch- und Feuersäule daran, nach oben abzuziehen, d. h. dass Rauch und heiße Brandgase aufsteigen und sich unterhalb der Decke ausbreiten. In Windeseile füllt undurchdringlicher schwarzer Rauch den ganzen Raum von oben nach unten aus, die Rettung von Menschenleben und gezielte Löscharbeiten werden erheblich erschwert oder sogar gänzlich verhindert. Die Rauchgasmengen mit ihrer unterschiedlichen Giftigkeit können zu schlimmsten Verlusten führen und werden im Allgemeinen gefährlich unterschätzt. Unternehmer bzw. Bauherren sind deshalb verpflichtet, bereits bei der Planung gewerblicher Gebäude für einen vorbeugenden Brandschutz zu sorgen. Architekten und Planer sind gezwungen, gestalterische Vorschläge anzupassen. Wie überall gilt auch beim Brandschutz: Einfache und effektive Lösungen werden komplizierten und anfälligen Anlagen und Geräten vorgezogen. Kosten, Handling und Wartungsaufwand geben die Richtung vor. Die HAHN Lamellenfenster sind als natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte gemäß DIN EN 12101-2

Die Brandschutzeigenschaften der HAHN Lamellen überzeugen in Verbindung mit herausragender Energieeffi­ zienz: Mit Uw-Werten von bis zu 1,0 W/m2K vereint das Lamellenfenster Wärmeschutz, Funktion und flexible Gestaltungs­varianten. Energieeffizienz ist für Architekten und Bauunternehmen von hoher Wichtigkeit. Die HAHN Lamellenfenster

Bild 1.  Das Forschungsgebäude Medizin (FORMED) der Justus-Liebig-Universität Gießen mit Lamellenfenstern (Foto: Hans Jürgen Landes)

Bild 3.  Lamellenfenster in der Eberspächer Exhaust Technology Wilsdruff GmbH & Co. KG

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Bild 2.  Unverkennbares Merkmal der HAHN Lamellenfenster sind mittig gelagerte Einzellamellen

zertifiziert und verfügen über hervorragende Lüftungs­ eigenschaften. Durch den hohen Strömungswirkungsgrad, die kurzen Öffnungszeiten und die großen Öffnungs­ flächen fungieren diese Lamellenfenster als natürliche Brandlüfter. Der Öffnungswinkel der Lamellen ist von 0–89° individuell wählbar. Im Brandfall wird das Lamellenfenster sofort automatisch auf 89° geöffnet – per Verbindung zum Rauchmelder, wahlweise durch ein Bus-System. Als integraler Bestandteil baulicher und natürlicher Brandschutzsysteme sorgen die Lamellenfenster für unversperrte Rettungswege und optimale Entrauchung im Brandfall. Dabei ist der Aspekt von besonderem Interesse, dass spezieller Brandschutz in diesem Falle keine Mehrkosten bedeutet.

Energieeffizienz, Wartung, Funktionalität und Sicherheit ­kommen direkt nach dem Brandschutz

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

erfüllen diese konkreten Anforderungen und lassen weitere technische Stärken klar erkennen: –– Sie bieten optimalen Luftaustausch: besonders im Einsatz von großen Fassadenflächen ausgestattet mit Lamellenfenstern ist die Durchlüftung großer Innenräume präzise regulierbar. Ateliers, Showrooms, Büros profitieren von einer natürlichen Lüftung. –– Sie sind optisch attraktiv, da die verschiedensten HAHN Lamellenfenstersysteme neben optimalen Lüftungseigenschaften auch eine Vielzahl attraktiver Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die Oberflächen, die wahlweise eloxiert oder pulverbeschichtet veredelt sind, überzeugen wie die variablen Einbaumöglichkeiten: vertikale, horizontale und schräge Lamellen – alles ist möglich, Standardmaßvorgaben bestehen nicht. –– Sie überzeugen Baumeister und Architekten besonders durch Wartungs- und Reinigungsfreundlichkeit, durch die Verwendung von Aluminiumprofilen und technisch hochentwickelten Antriebssystemen. –– Dank der neu entwickelten Lagerung der Lamellen wird ein einfaches Herausnehmen und Wiedereinbauen der Lamelle auf der Baustelle ermöglicht. Dabei bleibt die Gewährleistung eines sicheren, festen Sitzes im eingebauten Zustand garantiert. –– Durch minimale Wartung und einfaches Reinigen ergibt sich langfristig gesehen ein Kostenvorteil im Facility Management. –– Der praktische und sichere Einsatz der HAHN Lamellenfenster wird offiziell vom Fraunhofer Institut für Bauphysik und dem ift Rosenheim belegt, die alle fenstertechnisch relevanten Prüfungen, wie z. B. Schall- und Einbruchschutz sowie Dichtigkeits- und Wärmeschutzprüfungen, vorgenommen haben. –– Als ein weiteres Plus wirken sich die Prüfungen zur Absturzsicherheit sowie die Ballwurfsicherheit aus. Dies wurde vom renommierten Zentrum für Konstruktionswerkstoffe MPA der TU Darmstadt durch aufwendige Prüftests bestätigt.

Lamellendesign ohne Schutzelemente ist somit ein Meilenstein in der Fassadengestaltung.

Weitere Informationen:

Bild 4.  Lamellenfenster im DAV Kletter- und Boulderzentrum München-Süd ­ (Fotos 2–4: HAHN)

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HAHN Lamellenfenster GmbH Hafenstraße 5–7, 63811 Stockstadt Tel. (06027) 41 62-20, Fax (06027) 41 62-99 info@hahn-lamellenfenster.de www.hahn-lamellenfenster.de

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Kommunal- und Wohnbau: Lichtkuppel-Glas jetzt auch mit RWA-Funktion Die erfolgreiche JET-Lichtkuppel-Glas ist ab sofort auch als geometrischer Rauch-Wärmeabzug (RWA) erhältlich. „Nicht nur wegen der guten energetischen Eigenschaften eignet sich dieses Element vor allem für den Kommunal- und Wohnbau – auch die Schalldämmeigenschaften und die gute Selbstreinigung bieten hier besondere Vorzüge“, erklärt Dipl.-Ing. Bert Barkhausen von der JET-Gruppe. Gerade dort, wo sich Personen aufhalten, hat die Ableitung gefährlicher Rauchgase im Brandfall besondere Bedeutung. Daher kann die JET-Lichtkuppel-Glas jetzt auch optional mit einer RWA-Funktion für geometrischen Rauchabzug ausgestattet werden – bestehend aus einem profilintegriertem 24-Volt-DC Kettenschubantrieb mit 500 mm Hub. Im Brandfall gewährt sie damit raucharme Rettungswege und kann so lebensrettend sein. In Gebäuden, in denen sich vermehrt Menschen aufhalten – beispielsweise in Kommunalbauten wie Schulen oder Bi­ bliotheken, aber auch in Wohngebäuden mit Treppenhäusern, die als Fluchtwege dienen – ist ein durchdachtes Brandschutzkonzept unerlässlich. Hierzu zählt auch der gezielte Einsatz von natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA-Anlagen). Zu diesem Zweck bietet die JET-Gruppe ihre erfolgreiche JET-Lichtkuppel-Glas nun auch mit RWAFunktion an – speziell für Kommunal- und Wohnbauten.

Allzeit freie Sicht Die Ausführung JET-Lichtkuppel-Glas-24V beinhaltet – wie der Name bereits sagt – einen 24-V-DC Kettenschubantrieb mit 500 mm Hub. Dieser ist profilintegriert – also nicht sichtbar –, was zudem auch für die Kabelführung gilt. Ohne optisch störende Komponenten werden damit auch gestalterische Aspekte bedient. Neben den konzentrationsfördernden Aspekten wie Licht und Luft sorgt das Tageslichtelement damit nun auch für raucharme Rettungswege im Brandfall. Dies erfolgt entweder physikalisch durch die natürliche Thermik im Raum oder aber per Druck-Luftspülung. „Da sich die JET-Lichtkuppel-Glas mit ihren guten

Bild 2.  Die JET-Lichtkuppel-Glas-24V stellt eine geometrische Rauch- und Wärmeabzugsfläche von 1 m2 (Ageo) sicher; kombi­ niert mit der entsprechenden 24-V-RWA-Zentrale dient sie so beispielsweise der Entrauchung von Treppenhäusern gemäß der jeweiligen LBO (Fotos: JET-Gruppe, Hüllhorst)

energetischen Eigenschaften vor allem für wohnähnliche Bauten eignet“, so Dipl.-Ing. Bert Barkhausen, „war es uns besonders wichtig, auch die zusätzliche RWA-Funktion zu integrieren. Denn gerade da, wo nicht nur Sachwerte, sondern auch Menschenleben in Gefahr sind, sollte an der Sicherheit nicht gespart werden.“ Die JET-Lichtkuppel-Glas stellt in der entsprechenden Ausführung eine geometrische Rauch- und Wärmeabzugsfläche von 1 m2 (Ageo) sicher. Kombiniert mit der entsprechenden 24-V-RWA-Zentrale dient sie so beispielsweise der Entrauchung von Treppenhäusern gemäß der jeweiligen Landesbauordnung (LBO). Dank schallabsorbierender Verglasung gewährleistet das Tageslichtelement zudem ruhigen Wohnkomfort. Zwei unterschiedliche Verglasungsvarianten als Kombination von Zweifach-Isolierglas (Verbundsicherheitsglas) und ­Polymethylmethacrylat (PMMA) erreichen insgesamt UgWerte von bis zu 0,77 W/(m2K). Die vollständig thermisch getrennte Konstruktion lässt sich dabei ideal mit wärmegedämmten Aufsetzkränzen – wie dem JET-ISO-THERMAK – kombinieren. Mit einem Gesamt-U-Wert von 0,87 W/ (m2K) gemäß EN 1873 ist die Konstruktion auch den Anforderungen der aktuellen EnEV problemlos gewachsen.

Komfortable Zusatzfunktionen Die RWA-Funktion ist jedoch nicht der einzige Pluspunkt der JET-Lichtkuppel-Glas-24V: Verbunden mit dem Steuerungssystem JET-SMARTCONTROL-AIR-24V kann zudem eine automatische Lüftungssteuerung realisiert werden. Diese Steuerungsautomatik ist individuell programmierbar und richtet sich nach den vor Ort herrschenden Parametern Wind und Regen sowie der Innen- und Außentemperatur. Auf diese Weise vereint die JET-LichtkuppelGlas die drei Funktionen Licht, Luft und RWA und schafft damit optimale Voraussetzungen für ein sicheres und gesundes Arbeits- und Lebensumfeld. Weitere Informationen: Bild 1.  Die JET-Lichtkuppel-Glas in der Ausführung als natürliche Rauch- und Wärme­ abzugsanlage (RWA) bietet einen 24 V starken Kettenschubantrieb mit 500 mm Hub, ge­ währleistet damit im Brandfall raucharme Fluchtwege und kann so lebensrettend sein

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JET-Gruppe Weidehorst 28, 32609 Hüllhorst Tel. (05744) 503-0, Fax (05744) 503-40 info@jet-gruppe.de, www.jet-gruppe.de

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Natürliche Entrauchungsanlage schützt Wartungshalle der Wiener Linien Im Zuge der Verlängerung der U-Bahn-Strecke U1 ist in Wien ein neuer Betriebsbahnhof mit verschiedenen Gebäuden entstanden. Der Betreiber, die Wiener Linien GmbH & Co. KG, entschied sich für einen Neubau, mit dessen Planung das Architekturbüro Zechner & Zechner ZT aus Wien beauftragt wurde. Aufgrund der ausgezeichneten Umsetzung eines Projekts bei der U2 war Colt für den Wiener U-Bahn-Betreiber erster Ansprechpartner für den Neubau am Bahnhof Heiligenstadt. Colt International sorgte bei der U1 für eine Entrauchungsanlage mit Tageslichtversorgung. Für das Bauvorhaben der Wiener Linien entwickelte Colt spezielle Antriebe mit Federrücklaufmotoren. Seit Ende 2016 ist der Betriebsbahnhof Heiligenstadt in Wien in Betrieb. Der neue Gebäudekomplex umfasst neben einem Betriebsgebäude auch vier Hallen, in denen die Züge abgestellt und bei Bedarf auch gewartet werden können. Das Brandschutzkonzept der Abstell- und Wartungshallen sah eine natürliche Entrauchung für diese Gebäude vor. Colt kombinierte für die Anlage EuroCO-Lamellenlüfter mit Sockelmodulen vom Typ Weatherlite und dem natürlichen Brandlüftungssystem Firelight Duo. Zudem sind die Hallen dank eines Cosmotron-Lichtbands und Lamellenfenstern vom Typ Coltlite von Colt optimal mit Tageslicht versorgt.

Lamellenlüfter mit Sockelmodulen garantieren regensichere Lüftung

Bild 2.  Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG) erfüllen verschiedene Funktionen

terstützt die Lüftung der Hallen. Weatherlite-Sockelmodule werden über zwei Druckluftzylinder angesteuert. Bei Niederschlag öffnen die mit Gummidichtungen ausgestatteten Regenklappen. Sobald der Regen aufhört, überlässt Weatherlite die Lüftung wieder den aufgesetzten EuroCOLüftern. In Kombination mit EuroCO-Lamellenlüftern ist das Colt-Sockelmodul Weatherlite sogar nach EN 120101-2 zertifiziert!

Aerodynamisch und durchsturzsicher

Insgesamt 166 Lamellenlüfter des Typs EuroCO, davon 164 in Kombination mit dem Sockelmodul Weatherlite, verbaute Colt an dem Bahnhof. Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG) sorgen neben der Brandlüftung im Ernstfall auch für die regensichere Permanentlüftung und optimalen Tageslichteinfall. EuroCO ist mit vier verschiedenen Lamellentypen und fünf Steuerungsvarianten erhältlich. Für die Steuerung der Anlage in Wien konzipierte Colt Spezialantriebe mit 230-V-Federrücklaufmotoren. Ergänzt werden die Lamellenlüfter durch die Sockelmodule Weatherlite. Dieses patentierte Sockelsystem un-

Das natürliche Lüftungs- und Brandlüftungssystem Firelight DUO ist nach EN 12101-2 zertifiziert. Insgesamt neun dieser Lüfter für Rauch- und Wärmeabzug wurden von Colt in Wien verbaut. Firelight DUO ist aerodynamisch und mit einer Öffnungsfläche von bis zu 7,5 m2 erhältlich. Dank seiner flexiblen Abmessungen in mm-Schritten kann er auf den meisten Dächern mühelos installiert werden. Wie die EuroCO-Lamellenlüfter ist auch der Firelight DUO ein durchsturzsicheres System. So sorgt Colt für sicheres Arbeiten, auch in der neuen Wartungshalle.

Bild 1.  Der EuroCo in Verbindung mit dem Sockelmodul Weatherlite unterstützt die Lüftung der neuen Hallen bei jedem Wetter

Bild 3.  166 Stück Lamellenlüfter des Typs EuroCo, fast immer in Kombination mit dem Sockelmodul Weatherlite, wurden verbaut

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Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Bild 4.  Das natürliche Lüftungs- und Brandlüftungssystem Firelight DUO ist nach EN 12101-2 zertifiziert

Bild 6.  Die Hallen werden mit den Lamellenfenstern ColtLite optimal mit Licht ­versorgt

Viel Tageslicht – dank Lichtband und Lamellenfenstern

gleichen Federrücklaufmotoren mit Spezialantrieb, die auch für die Steuerung der EuroCO-Lamellenlüfter zuständig sind. Die Coltlite-Lamellenfenster bestehen aus teils thermisch getrennten Aluminiumprofilen und sind mit eloxierter Oberfläche oder wahlweise pulverbeschichtet in Wunschfarbe nach RAL erhältlich.

Damit den Mitarbeitern, die für die Wartung der U-BahnZüge zuständig sind, ein Arbeitsplatz mit ausreichend Tageslicht zur Verfügung steht, realisierte Colt die Anlage zudem mit dem Lichtband Cosmotron sowie 74 Lamellenfenstern vom Typ Coltlite. Auf insgesamt 112 m2 erstreckt sich das Lichtbandsystem, das der natürlichen Beleuchtung der Hallen dient. Cosmotron besteht aus einer statisch belastbaren Aluminiumkonstruktion und transparenten Kunststoffelementen aus Polycarbonat. Diese behalten nicht nur ihre Schlagzähigkeit innerhalb eines großen Temperaturbereichs (von –40 °C bis +120 °C), sondern garantieren auch eine Lichtdurchlässigkeit über viele Jahre hinweg. Cosmotron ist unschlagbar flexibel: Durch Abstimmung der Systembauteile lässt sich das Lichtband perfekt mit anderen Systemen von Colt – beispielsweise den Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA-Anlagen) – kombinieren und ermöglicht den Einbau mit einer geringen Anzahl von Dachdurchbrüchen. Das Tageslicht in Wien kommt nicht nur von oben: Die Hallen des Betriebsbahnhofs werden zudem über 74 RWA-Lamellenfenster vom Typ Coltlite mit Licht durchflutet. Die beweglichen Lamellen der Fenster sind mittig gelagert und können horizontal gedreht werden. Dabei beträgt der maximale Öffnungswinkel der Lamellen bis zu 90°. Die Lamellenfenster in Wien steuert Colt über die

Bild 5.  Das Lichtband Cosmotron lässt sich perfekt mit anderen Rauch- und Wärme­ abzugsanlagen kombinieren

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Bewährte Technik, individuell kombiniert Nach der Zusammenarbeit im Bereich der U2 ist dies bereits das zweite Projekt, bei dem die Wiener Linien auf ColtTechnik setzen. In professioneller Weise entstand für den Neubau in Wien eine Entrauchungsanlage, die über speziell für dieses Projekt von Colt entwickelte Antriebe gesteuert wird. Gleichzeitig sorgt das Colt-System für die regensichere Permanentlüftung und ausreichend Tageslichteinfall in den Hallen. So sind die Mitarbeiter bei der Wartung der Züge dank Colt International nicht nur gut für den Brandfall gerüstet, sondern verfügen auch über einen hellen Arbeitsplatz mit optimalem Raumklima.

Weitere Informationen: Colt International GmbH Briener Straße 186, 47533 Kleve Tel. (02821) 990-0, Fax (02821) 990-204 colt-info@de.coltgroup.com, www.colt-info.de

Bild 7.  Die Hallen des neuen Betriebsbahnhofs werden von 74 RWA-Lamellenfens­ tern mit Licht durchflutet (Fotos: Colt International)

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Flucht- und Rettungswege

Rauchfreie Rettungswege durch Entrauchungsklappen Der Brandschutzexperte PRIORIT AG sorgt im neuen Bürogebäude NOVE by Citterio in München für rauchfreie Rettungswege. Das Gebäude besticht durch seine markante Außenfassade und auch innen spielen Aussehen und Design eine wichtige Rolle. Die letzte Baulücke im Arnulfpark des Münchener Bezirks­ teils St. Vinzenz in Neuhausen-Nymphenburg wurde mit dem Büro-Palazzo NOVE by Citterio geschlossen. Das Erscheinungsbild der Fassade ist außergewöhnlich und elegant: goldbronzene Aluminiumrahmen um die Fenster verleihen dem Gebäude eine besondere Struktur. Auf 7.330 m2 Baugrund und mit einer Investitionssumme von 170 Millionen € entstand ein architektonisches Highlight des Mailänder Architekturbüros Antonio Citterio Patricia Viel and Partners. Es hat eine Gesamtmietfläche von 31.000 m2, wovon knapp 27.000 m2 als Bürofläche dienen. Das Bürohaus hat sechs Regelgeschosse, ein 23 m hohes, repräsentatives Atrium sowie einen Hochhaustrakt mit neun Etagen.

Brandschutz im NOVE

räume, denen im Brandschutzkonzept oft eine Schlüsselstelle zukommt, werden noch höhere Anforderungen gestellt, damit sie ihre Aufgabe erfüllen können. Sie müssen besonders gesichert sein und unterliegen speziellen Regelungen. In Sicherheitstreppenräume darf keinerlei Rauch eindringen. Nur so ist sichergestellt, dass die Sicherheitstreppenräume auch im Brandfall für Gebäudebenutzer und Einsatzkräfte nutzbar sind. Im neuen Bürogebäude NOVE by Citterio in München wurden in den Bereichen der Flucht- und Rettungswege sogenannte Entrauchungsschächte eingebaut. Diese dienen im Brandfall dazu, die gefährlichen Rauchgase mit Hilfe einer Rauchschutz-Druck-Anlage (RDA) aus dem Flucht- und Rettungsweg zu verdrängen. Die Öffnungen in den Schächten werden mit Entrauchungsklappen vom Typ PRIODOOR ETX RDA verschlossen. Passend zum besonderen gestalterischen Umfeld wurden auch diese Entrauchungsklappen ausgeführt: echtholzfurniert in Eiche nach Bemusterung. Nach erfolgter Montage wurden die Entrauchungsklappen bauseits zusätzlich durch bronzefarbene Zierelemente eingefasst.

Notwendige Flure und Notwendige Treppenräume müssen im Brandfall ausreichend lange nutzbar bleiben. Die Benutzung darf nicht durch Rauch oder Feuer gefährdet werden. Daher spielt die Rauchfreihaltung in Brandschutzkonzepten eine besonders wichtige Rolle. An Sicherheitstreppen-

Klassifizierte Entrauchungsklappen

Bild 1.  Außenansicht des Bürogebäudes NOVE by Citterio in München mit seiner ­außergewöhnlichen Fassade

Bild 2.  Entrauchungsklappe PRIODOOR ETX RDA, Oberfläche Echtholzfurnier in Eiche

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PRIODOOR ETX RDA sind klassifizierte Entrauchungsklappen nach DIN EN 12101-8. Diese neuen PRIORIT Abströmabschlüsse ermöglichen konkurrenzlos große Ab-

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Flucht- und Rettungswege

strömflächen bis 1,2 m2. Im Brandfall öffnen die einflügeligen Verschlüsse einfach in den Schacht. Zusammen mit den Rauchschutzdruckanlagen wird dadurch sichergestellt, dass Rauch schnell entweicht. Die Abströmabschlüsse kommen ganz ohne Lamellen, sichtbare Scharniere und Gitter aus. Mit den frei zu gestaltenden Oberflächen aus Kunststoffdekoren, Holzfurnieren oder Metall lassen sich diese Entrauchungsklappen ganz einfach in die Raumplanung integrieren. Ebenso leicht ist die Montage: Der Verschluss hat inklusive Blockzarge und Motorantrieb eine Einbautiefe von nur 155 mm. Die Front kann flächenbündig oder zurückgesetzt verbaut werden. Der Einbau der Abströmabschlüsse kann in massive Schächten oder in das PRIOWALL-Wandsystem erfolgen. Somit lassen sich auch komplette Schächte mit Seitenwänden und Oberblenden in einem einheitlichen Design herstellen. Damit erfüllen die von der PRIORIT AG für dieses Projekt hergestellten Entrauchungsklappen nicht nur die Anforderungen aus brandschutztechnischer Sicht (Feuerwiderstand 90 Minuten, Rauchdichtigkeit, nicht brennbarer Baustoff), sondern zusätzlich auch die besonderen Anforderungen an die Optik. Weitere Informationen:

Bild 3.  Detailausschnitt Entrauchungsklappe PRIODOOR ETX RDA (Fotos: PRIORIT AG)

PRIORIT AG Technologiepark Hanau Rodenbacher Chaussee 6, 63457 Hanau-Wolfgang Tel. (06181) 36 40-0, Fax (06181) 36 40-210 info@priorit.de, www.priorit.de

Die Vielfalt von Betonoberflächen

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Flucht- und Rettungswege

Professionelle Brandschutzmaßnahmen in Flucht- und Rettungswegen sind ­elementar Versagt in Flucht- und Rettungswegen die eingebaute Brandschutzmaßnahme, ist das oberste Schutzziel – die Rettung von Menschen im Falle eines Brandes über sichere Rettungswege aus dem Gebäude heraus – nicht mehr gewährleistet. Die Gesetzgebung hat diesem obersten Schutzziel einen entsprechenden Rahmen geschaffen. Es gibt grundsätzliche Anforderungen an die Anzahl und die Gestaltung der Flucht- und Rettungswege: Sie müssen im Falle eines Brandes „ausreichend lang nutzbar sein“. Zusätzlich sollen die verwendeten Baustoffe in den notwendigen Treppenraumen und Fluren aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen bzw. sind brennbare Baustoffe mit Bekleidungen aus nichtbrennbaren Baustoffen zu versehen. Der Konflikt in der praktischen Umsetzung ist damit schon fast vorprogrammiert. Kann man bei der Planung von Neubauten noch konstruktiv Maßnahmen treffen, beispielsweise durch eine Leitungsführung der Kabel in klassifizierten Installationskanälen, stellt sich der Sachverhalt bei älteren Gebäuden völlig anders dar. Kabel- und Rohrdurchführungen aus brennbaren Baustoffen queren vereinzelt oder gehäuft in Bündeln oder Trassen diese wichtigen Rettungswege. Bereits ein Defekt oder ein Kurzschluss reicht aus, um einen Brand auszulösen. Dieses Dilemma fällt oft erst bei der Erweiterung oder Nutzungsänderung von Bestandsgebäuden auf, da nun die aktuellen Brandschutzanforderungen zu erfüllen sind. In regelmäßigen Abstanden wird daher über die Nichterfüllung von Brandschutzanforderungen in älteren Bestandsgebäuden/Sonderbauten öffentlich diskutiert. Als Beispiel sei hier der Stuttgarter Fernsehturm aufgeführt. Das Wahrzeichen der baden-württembergischen Hauptstadt war für den Besucherverkehr lange Zeit nicht zugänglich, weil u. a. der einzige Flucht- und Rettungsweg noch vermehrt mit freiliegenden Kabeln versehen war.

Klassifizierte Elektroinstallationskanale: optimaler Schutz für Kabel und Rohre in Rettungswegen Klassifizierte Elektroinstallationskanale, auch I-Kanäle genannt, sind als Abschottungsmaßnahme in der Wanddurchführung und Brandlastenkapselung im Rettungsweg das optimale Brandschutzprodukt für Neu- und Bestandsbauten und haben sich über Jahrzehnte bewährt. Sie bestehen entweder aus Plattenmaterialien oder weisen Blechummantelungen auf, die mit Mineralwolle, Silikat- oder Gipsplatten ausgekleidet sind. So bieten sie deutlich mehr Sicherheit für Flucht- und Rettungswege und beugen möglichen großen Folgeschaden effektiv vor. Nach der Musterbauordnung (MBO) ist ihr Einsatz bzw. ihre Durchführung durch raumabschließende Bauteile zulässig, wenn sie in der entsprechenden Feuerwiderstandsklasse des Bauteils ausgebildet sind bzw. „eine Nutzung als Rettungsweg im Brandfall ausreichend lang möglich ist“ (MBO § 40). In Deutschland sind zurzeit geprüfte Systeme nach DIN 4102-11 und DIN 4102-12 auf dem Markt. Die Systeme nach DIN 4102-11 müssen durch eine Brandprüfung

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beweisen, dass sie die Übertragung von Feuer, unzulässig hohen Temperaturen (≤ 180 K auf der feuerabgewandten Seite) und Rauch von einem Brandabschnitt in den nächsten bzw. vom Innern des Kanals nach außen verhindern. Die Systeme nach DIN 4102-12 sichern den Funktionserhalt der Kabel-/Leitungsanlage. FLAMRO bietet sowohl Installationskanäle mit blechummantelten Kalziumsilikatoder Mineralwollplatten als auch mit einem Blechkanal, in dessen Innern ein Dämmschichtbildner (mit Dämmdicken von 1 bzw. 2 mm) aufgebracht ist, an. Dadurch ist der Kanal extrem „schlank“ und kann auch bei beengten Platzverhältnissen eingesetzt werden.

Funktionsweise Der Dämmschichtbildner reagiert aktiv bei Hitze, schäumt auf, schmiegt sich wie eine innenliegende Isolierung an die Kabel und Rohre an und verhindert damit zusätzlich zu den gestellten Temperaturanforderungen eine Brandweiterleitung im Innern des Kanals. Die Vorteile dieser neuen Werkstoffkombination liegen auf der Hand: Der Blechkanal kann mit handelsüblichem Blechbearbeitungswerkzeug einfach bearbeitet werden. Darüber hinaus ist er schnell und einfach zu montieren – selbst bei schwierigen und engen Platzverhältnissen. Die Montage (auch durch Wände)

Fire protection systems FOR YOUR SAFETY Unsere neuen Systeme 2017

BK-N Brandschutzkissen EI 90 - EI 180

ÜBER UNS Seit über 30 Jahren sorgen unsere Kabel- und Rohrabschottungen, Kabelkanäle und -beschichtungen für Sicherheit im Brandfall bei Gebäuden und Anlagen. Aber auch mit Produkten wie Mörtel, Fugenmaterial, Brandschutz-manschetten, -kissen, -platten oder Feuerfestkleber hat sich FLAMRO einen Namen gemacht. Unsere Produkte entwickeln wir in unserem hauseigenen Labor. Produziert wird an unserem Standort in Leiningen. Unsere Unternehmensziele sind lückenlose Sicherheit im Brandfall bei Gebäuden und Anlagen, die Begrenzung von Sachschäden, die Verhinderung von Betriebsausfällen, die Vermeidung von Umweltschäden und vor allem das Retten von Menschenleben – weltweit!

BSK Fertigkanalsystem I 30 - I 120

SCHULUNGEN Wir bieten für Sie und Ihre Mitarbeiter praxisorientierte Schulungen mit Einbaubeispielen und Tipps. Mit dieser Schulung vermitteln wir Ihnen schnell und einfach das Wissen zur Auswahl der geeigneten Brandschutzmaßnahmen und Produkte aus dem Hause FLAMRO. Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Webseite www.flamro.com

BS-MK Multikombischott bis EI 120 mit nur einer 60 mm Platte

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Flucht- und Rettungswege

Die Systeme mit blechummantelten Kalziumsilikatoder Mineralwollplatten erfüllen zusätzlich auch Anforderungen nach DIN 4102-12. Die Anwendungsbereiche sind identisch mit denen des Kanals mit Dämmschichtbildner. Die Kanäle können in allen Bauformen (2-seitig, 3-seitig, 4-seitig, rund), mit Formteilen und mit allen erdenklichen Sonderformteilen hergestellt werden.

Fazit Es gibt unterschiedliche Lösungsansätze, Brandlasten in Rettungswegen zu kapseln und die gestellten Schutzziele zu erfüllen. Die sicherste Maßnahme stellen klassifizierte Fertigkanalsysteme dar. Bei Neubauten sollte diesen Lösungen unbedingte Priorität zukommen. Kann eine geordnete Leitungsführung geplant werden, ist dies sicher auch die wirtschaftlichste Vorgehensweise. Auch bei Sanierungen sind Fertigkanalsysteme eine wirtschaftliche Alternative. Flamro ist der Spezialist für alle Kanalformen und Sonderlösungen. FLAMRO BSK I 90 Fertigkanalsystem (Foto: FLAMRO)

erfolgt völlig staubfrei, sodass die Lösung auch in sensiblen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen kann, z. B. in Krankenhäusern, Schulen, Computerzentren, Reinräumen oder in der Lebensmittelindustrie.

Weitere Informationen: FLAMRO Brandschutz-Systeme GmbH Am Sportplatz 2, 56291 Leiningen Tel. (06746) 94 10-0 info@flamro.com, www.flamro.com

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Flucht- und Rettungswege

Funktionale Schutzhaube über Brandmeldern reduziert Fehlalarme

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International anerkannte Prüfungen und Zertifikate sind für die Hersteller von großer Bedeutung. Das ift Rosen-

Sie haben Fragen zu unseren Produkten oder benötigen fachkundige Beratung für Ihr Projekt? Wir beraten Sie gern unter +49 (0)40 / 72 10 62-44. Informationen erhalten Sie auch auf www.rudolf-hensel.de am

Ernst & Sohn Special 2017 · Brandschutz

mit den Dauerfunktions- und Rauchprüfständen erhalten Hersteller damit alle notwendigen Prüfungen und Zertifikate für Brandverhalten, Feuerwiderstand, Rauchdichtigkeit sowie Brandweiterleitung aus einer Hand. Durch die Kooperation mit dem weltweit bekannten Brandspezialisten UL gilt das Motto „Geprüft in Rosenheim – zertifiziert für die Welt“.

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Seit Juli 2017 ist im ift-Technologiezentrum eine Vielzahl von Brand- und Rauchprüfungen an Türen, Toren, Fassaden, Verglasungen und Brandschutzvorhängen durchgeführt worden – und zwar nach deutschen, europäischen und internationalen Regeln. Neben dem 8 m × 5 m großen Brandofen ist nun auch der bewährte 5 m × 5 m große Ofen aus Nürnberg wieder in Betrieb. Ab Anfang 2018 kommen dann zwei Öfen für tragende Säulen, Deckenträger und Bodenkonstruktionen sowie ein Kleinbrandofen hinzu. Zusammen

Unsere breite Produktpalette bietet dämmschichtbildende und ablativ wirkende Systeme von Brandschutz-Beschichtungen für Stahl, Holz, Beton und Kabel, zudem für die Herstellung von Wand- und Deckenschotts und von feuerbeständigen Fugen.

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Neue Brandöfen im ift-Technologiezentrum (TZ)

HENSOTHERM® Brandschutz-Beschichtungssysteme sind nach DIN und/oder EN zugelassen/bewertet und besitzen weitere internationale Zulassungen/Zertifikate nach BS, VKF, UL und GOST. Im Fokus unserer Entwicklungsarbeit stehen die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit der auf Wasser basierenden und wartungsfreien Produkte unserer Green Product-Linie. Sie sind frei von VOC, erfüllen die Anforderungen nach LEED und LEED v4, sind AgBB-geprüft, eingestuft in die VOCEmissionsklasse A+, besitzen bereits eine Umweltproduktdeklaration (EPD) TypIII und sind im DGNB-Navigator registriert. HENSOTHERM® Stahlbrandschutz-Beschichtungen, nach DIN EN 13501-2 zugelassen, bieten fast uneingeschränkte Möglichkeiten, filigrane und vielfältige Stahlbauteile u.a. auch Stahlzugglieder als architektonisches Element sichtbar zu lassen und gleichzeitig den Anforderungen des passiven baulichen Brandschutzes zu entsprechen.

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Die Schutzhaube GfS e-Cover® reduziert Fehl­ alarme (Foto: GfS)

GfS-Gesellschaft für Sicherheitstechnik mbH Tempowerkring 15, 21079 Hamburg Tel. (040) 79 01 95-0, Fax (040) 79 01 95-11 info@gfs-online.com, www.gfs-online.com

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Fehlalarme ziehen nicht nur hohe wirtschaftliche Kosten nach sich, sondern gefährden auch massiv Men­ schen­leben. Da die Feuerwehr un­ver­ züglich anrücken muss, steht sie für pa­ rallel stattfindende Notfälle, in ­de­nen Personen tatsächlich gefährdet sind, nicht zur Verfügung. Eine schlimme Erfahrung ist zudem, dass Menschen auf wiederholte Fehlalarme nicht mehr reagieren und sich das Risiko einer allgemeinen Ignoranz gegenüber Alarmen einstellt. Per­ sonen flüchten im Ernstfall nicht rechtzeitig ins Freie. Außerdem werden Betriebsabläufe während eines Fehl­ alarms oft stundenlang unterbrochen, wodurch sich feste Organisations-

und Handlungsprozesse verzögern und Unternehmen dadurch erheb­liche wirtschaftliche Schäden davontragen. Die Schutzhaube GfS e-Cover® wird als funktionale Schutzhaube über den Melder montiert und baut eine hohe Hemmschwelle gegen dessen unbefugte Nutzung auf, wobei die Bedienung im Notfall nicht eingeschränkt wird. Beim Anheben der Abdeckung löst ein Öffnungsalarm mit einer Lautstärke von ca. 90 dB/1 m aus und sorgt wirkungsvoll für den Abbruch des Bedienvorgangs. Sobald die Abdeckung losgelassen wird, fällt sie in ihre Ausgangsposition zurück und der Alarm verstummt. Der Druckknopfmelder ist wieder geschützt und eine Fehlbedienung bzw. ein Missbrauch konnte unterbunden werden. Für sensible Einsatzorte ist die GfS e-Cover® auch ohne Öffnungsalarm erhältlich. Ein zusätzlicher Sicherungsverschluss kann hier alternativ zur Anhebung der Hemmschwelle gewählt werden. Die GfS eCover® arbeitet batteriebetrieben und fügt sich aufgrund ihres modernen Designs ideal in alle Ge­bäudetypen ein. Sie besteht aus widerstandsfähigem Polycarbonat und ist somit robust in der alltäglichen Anwendung. Durch ihre Verfügbarkeit in verschiedenen Farben und Größen kann sie ideal auf den jeweiligen Einsatzort abgestimmt werden. Die Montage ist einfach und bedarf nur weniger Minuten.

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Der Missbrauch und die Fehlbenutzung von Druckknopfmeldern, hauptsächlich in Verbindung mit Brandmeldeanlagen, ist z. B. in Schulen, Heimen, Jugendherbergen, Hotels, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gebäuden leider ein weit verbreitetes Problem. Dank der GfS e-Cover® des Hamburger Fluchtwegspezialisten GfS werden diese Fehlalarme deutlich herabgesetzt.

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Flucht- und Rettungswege

heim hat deshalb 2016 ein neues Brandschutzzentrum eröffnet, das für die schnelle und wirtschaftliche Prüfung ausgelegt ist. Unter einem Dach können alle notwendigen Brand-, Rauch- und Dauerfunktionsprüfungen durchgeführt werden. „Aufbauboxen“ und eine professionelle Logistik ermöglichen einen effizienten und wirtschaftlichen Aufbau der Probekörper. Die enge Zusammenarbeit von UL und ift-Experten zusammen mit umfangreichen Prüf­ kapazitäten am Standort Rosenheim bieten den Herstellern nicht nur eine einfache Abstimmung bei Prüfungen, sondern auch bei Nachweisen und Zertifizierungen für Europa und internationale Märkte. Zur Abrundung der Prüfmöglichkeiten wird das iftBrandschutzzentrum im TZ nun weiter ausgebaut und durch das angrenzende UL-Labor ergänzt. Folgende fünf Brandöfen werden bis März 2018 zur Verfügung stehen: 1+2: Prüfung des Feuerwiderstands für Wände, Türen, Feuerschutzsysteme, Fassaden etc. in den Abmessungen (B × H: 8 m × 5 m sowie 5 m × 5 m), 3: Kombiprüfstand für tragende Balken, Böden, Dächer, Brandschutzklappen, Lüftungskanäle sowie Rohrabschottungen mit einer Belastung durch 16 Zylinder von je 5 Tonnen in der Abmessung (B × H × T: 4,0 m × 5,0 m × 2,5 m), 4: Prüfung tragender und nicht tragender Stützen bis zu einer Belastung von 500 Tonnen in der Abmessung (B × H × T: 3 m × 3,2 m × 3 m),

5: Prüfung des Brandverhaltens gemäß DIN 4102-2 und EN 1363/1 in der Abmessung (B × H × T: 1,5 m × 1,5 m × 2 m). Die Brandöfen und Steuerungen werden von der ift-Tochter „MessTec“ geplant, errichtet und kalibriert. Durch umfassendes Know-How in Programmierung, Messtechnik, Elektronik und Brandofenbau entstehen moderne Brandöfen, mit denen sich auch unterschiedliche Temperaturkurven fahren lassen, beispielsweise gemäß STC, ISO 834, HC, RWS oder UL 1709. Alle Brenner sind einzeln steuerbar, sodass sich auch individuelle Brandsituationen einstellen lassen. Hinzu kommen zwei Prüfstände für Rauchschutz (5 m × 5 m und 3,5 m × 3,5 m) und Rauchdichtheit (10 m × 7 m) sowie Dauerfunktionsprüfstände mit Größen bis zu 9 m × 5 m. Damit zählt das ift-Brandschutzzentrum im TZ zu den weltweit modernsten Laboranlagen, sodass das Motto „Geprüft in Rosenheim – zertifiziert für die Welt“ noch besser erfüllt werden kann.

Weitere Informationen: ift Rosenheim Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

Impressum Ernst & Sohn Special: Brandschutz

Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer

Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Iris Kopf, Neuruppin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1711 Beilagenhinweis Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Jansen Holding GmbH, 26903 Surwold Verlag Ernst & Sohn GmbH & Co. KG, 10245 Berlin

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Anzeigenverkauf Sigrid Elgner Tel. +49 (0) 30 470 31-254, Fax +49 (0) 30 470 31-230 Sigrid.Elgner@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2017. Bankverbindung J.P. Morgan AG Frankfurt IBAN DE55 5011 0800 6161 5174 43 BIC/S.W.I.F.T.: CHAS DE FX Gestaltung/Satz LVD GmbH, Berlin Druck Meiling Druck, Haldensleben © 2017 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische ­Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich g­ eschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der Ü ­ bersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Specials darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt, in elektroni­ sche Datenbanken aufgenommen oder auf CD-ROM vervielfältigt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien übernimmt der Verlag keine Haftung.

Ernst & Sohn Special 2017 · Brandschutz

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Bauphysik-Kalender 2016 Die ganzheitliche Betrachtung des vorbeugenden Brandschutzes mit einer Gesamtbewertung der baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen unter Berücksichtigung der nutzungsbedingten Gefährdungspotentiale und Schutzziele spielt bei der Planung und Errichtung von Bauwerken eine wesentliche Rolle. Dies verlangt von allen Beteiligten bei Entwurf und Planung, von Bauproduktenherstellern, Materialprüfungsämtern und Bauaufsichtsbehörden ein hohes Maß an Fachkenntnis über den aktuellen Stand der Technik aller relevanten Bereiche. Nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit können sichere und optimierte Brandschutzkonzepte entwickelt und realisiert werden, Umplanungen vermieden und Genehmigungsverfahren optimiert werden. Der neue Bauphysik-Kalender 2016 mit dem Schwerpunktthema Brandschutz bietet eine solide Arbeitsgrundlage und ein verlässliches aktuelles Nachschlagewerk für die Planung in Neubau und Bestand, und zwar sowohl für den konstruktiven Brandschutz bei allen Bauweisen nach den Eurocodes als auch für die ingenieurmäßigen Brandschutzkonzepte. Hrsg.: Nabil A. Fouad Bauphysik-Kalender 2016 Schwerpunkt: Brandschutz 2016. 690 S. € 144,–* Fortsetzungspreis: € 124,–* ISBN 978-3-433-03128-5 Auch als erhältlich

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