Ernst & Sohn Sonderheft Kanal- und Rohrleitungsbau 2019

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2019 Ernst & Sohn Special Januar 2019 A 61029

Kanal- und Rohr­leitungsbau Bau und Sanierung

–  Kanal- und Rohrleitungsbau –  Kanal- und Rohrleitungssanierung –  Digitalisierung/Software –  Grabenloses Verlegen und Sanieren –  Inspektion und Monitoring –  Messtechnik –  Digitalisierung –  Software –  Messen und Veranstaltungen

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Editorial

Investition in Qualität lohnt sich

Liebe Leserinnen und Leser, die Funktionalität kommunaler Entwässerungssysteme ist eine wesentliche Grundlage unserer Gesundheit und des gesellschaftlichen Gemeinwohls. Der generationsübergreifende Erhalt dieser Infrastruktur gehört deshalb zu den größten Aufgaben, denen sich Auftraggeber, Netzbetreiber und Tiefbauer in diesem Bereich heute stellen müssen – gerade auch vor dem Hintergrund gestiegener Anforderungen durch einen globalen Klimawandel, Urbanisierung und demographische Veränderungen. Das erfordert, technisches Know-how mit einem langfristigen Asset Management zu verbinden. Letzteres soll sicherstellen, dass die notwendigen strategischen Investitionen langfristig und zielgerichtet geplant und umgesetzt werden, um einem schleichenden Verzehr der Netzsubstanz entgegenzuwirken. Es gilt, das technisch Notwendige und das kaufmännisch Machbare gegeneinander abzuwägen. In den letzten Jahren gewinnt ein weiteres Kriterium entscheidende Bedeutung: die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal. Es wird also zusätzlich die Frage zu stellen sein, ob in Zukunft ausreichende personelle Ressourcen zur Verfügung stehen werden, um das vorhandene Budget vollständig und fachgerecht zu verbauen. Und diese Frage betrifft nicht nur die Auftraggeberseite, sondern in gleicher Weise die übrigen Baupartner. Weitere Einschränkungen, wie z. B. die zumutbare Beeinträchtigung des Straßenverkehrs durch Bau- und Sanierungsmaßnahmen, kommen hinzu. Wie aber können Kanäle nachhaltig bewirtschaftet werden, wenn die ständig an Komplexität zunehmenden Aufgabenstellungen auf immer weniger Schultern verteilt werden müssen? Zumindest ein Teil der Antwort liegt im Bekenntnis aller Baupartner zu langfristiger Planung und Qualität. Qualitätsorientiertes Handeln ist die entscheidende Voraussetzung zur Sicherstellung eines langjährigen, sicheren Betriebes. Wenn künftig immer häufiger neben dem Haushalt auch verfügbare Personalressourcen eine begrenzende Rolle spielen, ist es umso wichtiger, dass

Bau- und Sanierungsmaßnahmen in einer solchen Qualität erfolgen, dass für den geplanten Zeitraum Haushalt, Ressourcen und Verkehr hierdurch möglichst nicht mehr belastet werden. Das erfordert die Einsicht aller Beteiligten dafür, dass die augenscheinlich günstigste Baulösung langfristig sehr teuer werden kann – zum Beispiel, wenn zu wenig Wert auf die fachliche Qualifikation der ausführenden Unternehmen, Planer und Bauüberwacher gelegt wird. Ein bemerkenswerter Vorstoß in diese Richtung ist der Ende 2015 vom Bundeskabinett beschlossene Aktionsplan, auf dessen Grundlage Bauvorhaben zukünftig zuverlässiger gesteuert werden sollen. Vor dem Hintergrund vieler hinlänglich bekannter Pannen bei Großprojekten wie dem Hauptstadtflughafen soll nach Willen der vom Ministerium eingesetzten Expertenkommission der „Grundstein für einen Kulturwandel auf dem Bau“ gelegt werden. Unter anderem soll zukünftig Beachtung finden, dass der billigste Bieter nicht immer auch der wirtschaftlichste ist! Ein Zuschlag soll demnach nicht nur nach dem niedrigsten Angebotspreis vergeben werden, sondern auch nach zusätzlichen Kriterien wie etwa der Ausführungsqualität. Die Kernaussage des Aktionsplanes aus dem Jahr 2015 lautet also „Wirtschaftlich durch Qualität“ bzw. „Profis für die Baustelle“. Mit exakt dieser Erkenntnis beschäftigt sich die Gütegemeinschaft Kanalbau seit mehr als 25 Jahren und ist damit heute ganz offensichtlich genauso zeitgemäß wie bei ihrer Gründung. Ihr

Dr.-Ing. Marco Künster Geschäftsführer Gütegemeinschaft Kanalbau

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Inhalt

Ein über 100 Jahre alter Abwassersammler in der Brachwitzer Straße in Halle (Saale), durch den über 70 % des Ab- und Mischwassers der Stadt zu einem Pumpwerk fließen, war den neuen ­Anforderungen nicht mehr gewachsen. Nach einer EU-weiten Ausschreibung mit anschließendem Verhandlungsverfahren erteilte die Hallesche Wasser- und Stadtwirtschaft GmbH der Arge ­Echterhoff-Braumann den Auftrag für den Ersatzneubau des Hauptsammlers – insgesamt 1.200 m halboffener Rohrvortrieb DN 3000. Aufgrund der Randbedingungen – Tiefenlage, Straßenquerschnitt, Bebauung, LKW-Verkehr – wurde der halboffene Rohrvertrieb gewählt. Dabei wird ein verbauter Schlitz von GOK bis OK Rohr in einer Breite von ca. 1,50 m hergestellt. Der Rohrvortrieb einschließlich aller Bauwerke ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen. (s. Beitrag S. 24–25, Foto: Echterhoff)

Special 2019 Kanal- und Rohr­ leitungsbau

EDITORIAL  3

Marco Künster Investition in Qualität lohnt sich

KANAL- UND ROHRLEITUNGSBAU  6

Andreas Hüttemann Schlauchlining für die grabenlose Rehabilitation von Druckrohrleitungen

16 Starke Verbindung für eine lange Lebensdauer: Kanalrohre vereinen positive ­Eigenschaften von Beton und Kunststoff 17 Flexible Manschette für wind- und luftdichte Rohrdurchführungen im Mauerwerks- und Holzbau 18 Grobstoffrückhalt in neuer Dimension: Zwickau setzt auf GFK-Rohre mit integriertem Schmutzstoffrückhaltesystem 20

Individuell angepasste Schachtabdeckungen aus Faserverbundwerkstoff

22 Hohe Zeitersparnis, weniger Kosten: krings Verbauecke sichert Baugrube in Waldkraiburg 24

Ersatzneubau Hauptsammler Brachwitzer Straße in Halle (Saale)

Klaus W. König 26 Sponge City, die Stadt als Schwamm: Hitze und Starkregen bändigen durch ­Regenwassermanagement 30

Trockene Keller in Sicht: Neubau eines Sammlers mit FABEKUN-Rohren in Kreuztal

33 Perfect Pipe setzt neue Maßstäbe im Vortrieb von korrosionsbeständigen Rohren in Singapur

Ernst & Sohn Special 2019 Kanal- und Rohrleitungsbau A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Nachhaltige grabenlose Neuverlegung und Erneuerung von Rohrleitungen

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Innovatives mechanisches Schutzsystem für eine 110-kV-Leitung

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Kunststoffrohrverband veröffentlicht Jahresbericht 2018 und bestätigt Vorstand

38 Betriebshöfe – jeder bewirtschaftet Regenwasser auf seine Art: Abwasserrecycling nach Anhang 49 der Abwasserverordnung und Regenwassernutzung wird im Idealfall kombiniert 41 Von links nach rechts den Rhein entlang – neue Fernwärmetrasse für den Kölner Osten

KANAL- UND ROHRLEITUNGSSANIERUNG 43

Neuer Mischwasserkanal für die Bahnhofstraße in Immenstadt

45 Meilenstein der Rohrsanierung in luftiger Höhe: Trinkwasserleitung an Brücke saniert

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Inhalt

47 Trotzt den Witterungseinflüssen: Adapterkupplungen bei Sanierung des Messe-Parkhauses München im Einsatz 49

Schnelle Sanierung mit flexiblen Kunststoffschachtböden

INSPEKTION UND MESSUNG 51 Dichtheitsprüfung von Freispiegelleitungen und Schächten: Eigenüberwachung und Gütesicherung

DIGITALISIERUNG / SOFTWARE 56

Andreas Dieterle Eine durchgängige Lieferkette für Projekte im Infrastrukturbau

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Digitaler Transfer beim KS-ASS setzt Maßstäbe

60 In Zukunft nur noch mobil – Digitalisierung macht Sanierungsdokumentation so effizient wie nie zuvor 61 Seminar „Praxisgerechte Planung, ­Ausschreibung und Vergabe von ­Kanalsanierungsmaßnahmen“

MESSEN UND VERANSTALTUNGEN 62 33. Oldenburger Rohrleitungsforum: Rohrleitungen – Transportmedium für ­Trinkwasser und Abwasser 64 Prof. Lenz-Preis in Bratislava verliehen: hohe Auszeichnung für Prof. Dr. Georg Steinhauser und Dr. Sergiy Dubchak 65

RO-KA-TECH 2019 in Kassel: mehr Aussteller und größere Fläche

66 17. Deutscher Schlauchlinertag und 8. Deutscher Reparaturtag in Troisdorf: Know-how und Networking kompakt

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Impressum

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Andreas Hüttemann

Schlauchlining für die grabenlose Rehabilitation von Druckrohrleitungen Schlauch-Liner sind seit mehr als 40 Jahren als Methode für die grabenlose Sanierung von Freispiegelleitungen bekannt. Mit der Weiterentwicklung dieser Schlauch-Liner und der Verwendung neuer Werkstoffe und Aushärteverfahren kann der Anwendungsbereich immer weiter ausgedehnt werden. Insbesondere durch die mit dem Einsatz von Glasfasern einhergehende signifikante Festigkeitssteigerung lassen sich einerseits im Freispiegelbereich gegenüber Synthesefaserlinern erforderliche Wanddicken reduzieren bzw. größere Durchmesser mit technisch und wirtschaftlich vertretbaren Wanddicken herstellen. In Verbindung mit dem Einsatz von UV-Licht und der rasanten Entwicklung bezüglich der zur Verfügung stehenden Lichtleistung lassen sich anderseits Aushärtezeiten teilweise erheblich verkürzen. So wird in Fachzeitschriften, bei Ausstellungen und bei Fachtagungen regelmäßig über neue Anwendungsrekorde beim Schlauch-Lining bezüglich größerer Durchmesser und Längen bzw. kürzere Bauzeiten berichtet. Andererseits ist mit dieser Entwicklung auch eine Anwendung in statisch höher beanspruchten Druckrohrleitungen möglich (Bild 1). Die zentrale Frage lautet hierbei: Genügt die zusätzliche und oftmals maßgebliche Berücksichtigung von aus dem Innendruck resultierenden statischen Anforderungen für die technische Metamorphose des Schlauch-Liners? Weiterhin ist es möglich, den Druckleitungs-Liner hinsichtlich des Innendrucks interaktiv bzw. unabhängig auf indivi­ duelle Projektanforderungen auszulegen. Während ersteres die statische Integrität der vorhandenen Rohrleitung auch für die weitere Nutzungsdauer der rehabilitierten Rohrleitung erfordert, wird diese für letzteres aus statischen Gründen gemäß Definition der DIN EN ISO 11295 nicht mehr benötigt. Besitzt der unabhängige Druckleitungs-Liner damit Eigenschaften, die mit einem werkseitig hergestellten Rohr vergleichbar sind?

Vorgenannte Fragen gilt es zu beantworten. Dieser Aufsatz soll aufzeigen, worauf es beim vor Ort härtenden Schlauch-Lining für die grabenlose Rehabilitation von Druck­rohrleitungen ankommt. Hierfür werden Anforderungen, Auswahlkriterien, Anwendungserfahrungen und Alternativen berücksichtigt.

Am Anfang war die offene Bauweise Der technisch einwandfreien Verlegung von Rohrleitungen kommt eine besondere Bedeutung zu. Während in den 1930er-Jahren „Richtlinien für die Zulassung von Rohrleitungsbaufirmen zur Herstellung von Rohrnetz- und Fernleitungen für Nieder-, Mittel- und Hochdruck auf dem Gebiete des Gas- und Wasserfaches“ bestanden, wurden 1954 „Richtlinien für die Überprüfung von Firmen des Rohrleitungsbaues im Gas- und Wasserfach“ veröffentlicht. Damit sind diese Richtlinien direkte Vorläufer des 1970 erstmals erschienenen DVGW-Arbeitsblattes GW 301 „Richtlinien für die Erteilung der DVGW-Bescheinigung für Rohrleitungsbauunternehmen“. Mit der aktuellen Ausgabe vom Oktober 2011 „Unternehmen zur Errichtung, Instandsetzung und Einbindung von Rohrleitungen – Anforderungen und Prüfungen“ stellt die „GW 301“ bis heute die Grundlage für die Zertifizierung bzw. Konformitätsbewertung der Kompetenz von Leitungsbauunternehmen für die konventionelle Bauweise dar. Insofern weisen Unternehmen im Gas- und Wasserrohrleitungsbau seit annähernd 50 Jahren ihre technische Fachkompetenz und Leistungsfähigkeit durch das allgemein anerkannte Qualifikationsverfahren gemäß DVGW-Arbeitsblatt GW 301 nach, das die formalen, personellen und sachlichen Anforderungen sowie die Vorgaben zur Prüfung, Zertifizierung und Überwachung der Unternehmen festlegt. Elementarer Bestandteil des DVGW-Regelwerks sind daher neben funktionalen technischen Regeln, Anforderungen an Unternehmen, Personal und Ausrüstung. Diese dienen als Befähigungsnachweis und zur Konformitätsbewertung der erforderlichen Organisation, Fachkompetenz und technischen Ausstattung der Unternehmen für die Anwendung der einschlägigen Regelwerke zur Errichtung und den Betrieb von Rohrleitungen und Anlagen.

Grabenlose Bauweisen erweitern die Möglichkeiten

Bild 1.  Drucktrommel für die Installation von Druck­ leitungs-Linern bis DN 1200 bzw. Längen von bis zu 600 m

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Allerdings fehlten bis Mitte der 1990er-Jahre – mit Ausnahme von materialbezogenen Anforderungen für die Zementmörtelauskleidung – technische Regeln für grabenlose Bauweisen im DVGW-Regelwerk. Diese anfangs als „Neue Technologien“ bezeichneten grabenlosen Verlegeund Sanierungstechniken können aus einer Vielzahl von Gründen eine attraktive Alternative zur konventionellen offenen Bauweise darstellen. Insbesondere der Schutz von Umwelt und bestehenden Oberflächen, Verkürzungen der Bauzeit und Kostenaspekte spielen hier eine wichtige Rolle. Für eine mit der offenen Bauweise vergleichbare technisch einwandfreie Verlegung, mit denen die Betriebs-

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Konformitätsbewertung/Zertifizierung im offenen und grabenlosen Rohrleitungsbau (Gas und Wasser) DVGW GW 301 (A) Unternehmen zur Errichtung, Instandsetzung und Einbindung von Rohrleitungen Anforderungen und Prüfungen

GW 301

≈ 1.030 Zertifikate

Arbeiten an in Betrieb befindlichen Rohrleitungen, Herstellung von Rohrverbindungen, -umhüllungen, Druckprüfung und Desinfektion

DVGW GW 381 (A) Bauunternehmen im Leitungstiefbau – Mindestanforderungen (identisch mit AGFW FW 600 und VDE-AR-N 4220)

DVGW GW 302 (A) Qualifikationskriterien an Unternehmen für grabenlose Neulegung und Rehabilitation von nicht in Betrieb befindlichen Rohrleitungen Allgemeine grabenlose Kompetenz, bauweisenspezifische Kompetenz

GW 381

GW 302

verbinden. vernetzen. versorgen.

Andreas Hüttemann I Rohrleitungsbauverband e.V. | 2017 | Seite 1

sicherheit und Hygiene von Gas- und Wasserrohrleitungen dauerhaft erreicht wird, sind jedoch spezifische Anforderungen an die Produkt- und Anwendungsqualität des jeweiligen grabenlosen Verfahrens verknüpft. Der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) engagiert sich daher bereits seit 1994 erfolgreich für die Aufnahme grabenloser Bauweisen in das DVGW-Regelwerk, da bis zum vorgenannten Zeitpunkt im Bereich der Rehabilitation und grabenlosen Neulegung von Druckrohrleitungen keine allgemein anerkannten Regeln der Technik mit konkreten Anforderungen an die Verfahren selbst und die ausführendende Unternehmen bestanden. Als dessen Ergebnis wurden bis zum Jahr 2011 insgesamt 13 Regelwerke erstellt, in denen Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung für alle relevanten grabenlosen Technologien zur Rehabilitation und grabenlosen Erneuerung von Gas- und Wasserleitungen festgelegt sind. Ein weiterer Schwerpunkt bestand in der Erarbeitung von Zertifizierungsgrundlagen für Sanierungsunternehmen. Das Ziel bestand darin, analog zur bewährten GW 301 auch für grabenlose Bauweisen ein spezifisches Qualifikationsnachweisverfahren zur Verfügung zu haben. Mit der sukzessiven Veröffentlichung der DVGW-Regelwerksreihe GW 320 ff bestand bereits ab dem Jahr 1999 mit einer entsprechend erweiterten Ausgabe des DVGWArbeitsblattes GW 301 eine Zertifizierungsmöglichkeit für Unternehmen, die neben der offenen Bauweise auch im grabenlosen Bereich tätig waren. Hierfür wurden zusätzliche verfahrensspezifische Zertifizierungsgruppen R (für Rehabilitationsverfahren) und GN (für Verfahren zur grabenlosen Neulegung) eingeführt. Um auch für Unternehmen, die ausschließlich im grabenlosen Bereich tätig sind, Qualitätsstandards festzulegen, trat im September 2001 das DVGW-Arbeitsblatt GW 302 „Qualifikationskriterien an Unternehmen für grabenlose Neulegung und Rehabilitation von nicht in Betrieb befindlichen Rohrleitungen“ als grundlegende Möglichkeit zur Zertifizierung für grabenlose Bauweisen und Ergänzung des DVGW-Arbeitsblattes GW 301 in Kraft. Heute sind grabenlose Bauweisen ein fester und vielen Fällen nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Leitungsbaus und erweitern damit das Spektrum der Möglichkeiten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die offene Bauweise in der Praxis weiterhin vorherrscht.

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Bild 2. Erteilte Zertifikate im offenen und graben­ losen Rohrleitungsbau (Gas/Wasser) sowie Leitungs­ tiefbau (Größenvergleich nicht maßstabsgerecht, Stand September 2018)

≈ 210 Zertifikate

≈ 70 Zert.

Ganz ohne die offene Bauweise geht es nicht Selbst bei vollständig grabenlos ausgeführten Bauabschnitten geht es bei Druckrohrleitungen zumindest an den Enden nicht ohne die offene Bauweise. Für die Zugänglichkeit zur vorhandenen Rohrleitung sind Baugruben erforderlich. Zudem sind für Arbeiten an in Betrieb befindlichen Leitungen zur Außerbetriebnahme bzw. abschließenden Netzeinbindung, für die Herstellung von Rohrverbindungen und deren Umhüllungen, für die Druckprüfung und ggf. Desinfektion die für die offene Bauweise erforderlichen Fachkenntnisse maßgebend. Diese Feststellung wird durch die in Bild 2 dargestellte Übersicht zum aktuellen Stand erteilter Zertifikate an Fachunternehmen gemäß DVGW GW 301, 302 und 381 bestätigt. Es ist daraus ersichtlich, dass ca. 72 % der 210 nach GW 302 zertifizierten Unternehmen auch über eine Zertifizierung nach GW 301 verfügen. Bezogen auf die 1030 nach GW 301 zertifizierten Unternehmen bedeutet dies, dass ca. jedes siebte Unternehmen (15 %) auch nach GW 302 zertifiziert ist.

Einblick – Europäisches Regelwerk für grabenlose Bauweisen Die nationale Regelsetzung des Gas- und Wasserfaches muss sich an den inzwischen fortgeschrittenen Stand der Technik anpassen und mittlerweile etablierte Weiter- und Neuentwicklungen berücksichtigen. Aus diesem Grunde sind eine regelmäßige Überarbeitung und ggf. eine Erweiterung bestehender Regelwerke generell erforderlich. Weiterhin wirkt sich die europäische und internationale Regelsetzung vor dem Hintergrund des Abbaus von Handelshemmnissen inzwischen verstärkt auch auf nationaler Ebene aus. Ziel der europäischen Normung ist die Harmonisierung der nationalen Normen in den Mitgliedsländern zur Gewährleistung des freien Warenverkehrs und zum Funktionieren des Europäischen Binnenmarktes. Das hat zur Folge, dass die national ausgerichtete technische Regelsetzung des DVGW im offenen und grabenlosen Rohrleitungsbau zunehmend durch europäische und internationale Normen tangiert wird. Auch vor diesem Hintergrund ist eine Überarbeitung der bewährten Regelwerkreihe GW 302 und GW 320 ff erforderlich, die auch Qualifikationskriterien und Zertifizierungsgrundlagen betrifft.

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Kanal- und Rohrleitungsbau Nummer DIN EN ISO 11296-1 bis ff

Anwendungsbereich: Kunststoff-Rohrleitungssystemen für die Renovierung von erdverlegten … … drucklosen Entwässerungsnetzen (Freispiegelleitungen)

DIN EN ISO 11297-1 bis ff

… Abwasserdruckleitungen

DIN EN ISO 11298-1 bis ff

… Wasserversorgungsnetzen

DIN EN ISO 11299-1 bis ff

… Gasversorgungsnetzwerken

Nummer

Anwendungsbereich: Kunststoff-Rohrleitungssystemen zur grabenlosen Erneuerung von erdverlegten Rohrleitungsnetzen … Teil 1: Erneuerung durch Berstverfahren und Rohrersatz mit bisheriger Linienführung

DIN EN ISO 21225-1 DIN EN ISO 21225-2

… Teil 2: Erneuerung in anderer Linienführung zur Ausführung von Durchpressungen und Durchbohrungen mit einer horizontalen Bohranlage

Um das bewährte Qualitätsniveau auf dem Gebiet der grabenlosen Bauweisen aufrecht zu erhalten und deren Anwendbarkeit zu ermöglichen, bringt sich der rbv im Auftrag seiner Mitgliedsunternehmen und im Rahmen seiner Kooperation mit dem DVGW auch weiterhin aktiv in die Überarbeitung der GW 302 ein.

Bild 3.  Aufbau der Normenreihe DIN EN ISO 11295 ff sowie DIN EN ISO 21225-ff für Kunststoff-Rohrleitungs­ systeme

ten Leitungssystemen derzeit das umfangreichste Regelwerk im Aufbau. Dabei handelt es sich im Ursprung um ISO-Normen, d. h. internationale Normen, die in Zusammenarbeit mit europäischen Normungskommissionen von CEN er­arbeitet werden. Nach deren Ratifizierung muss im Sinne des einheitlichen europäischen Binnenmarktes die unveränderte Übernahme durch die jeweiligen Normungsorganisationen aller Mitgliedsstaaten, d. h. auch durch DIN in nationales Regelwerk erfolgen. In DIN EN ISO 11295 „Klassifizierung und Informationen zur Planung und Anwendung von Kunststoff-Rohrleitungssystemen für die Renovierung und Erneuerung“, Ausgabe 2018-06, erfolgt die Klassifizierung von Kunststoff-Rohrleitungssystemen für die Renovierung und Erneuerung mit Informationen zur Planung. Sie verweist mit Bezug auf den jeweiligen Einsatzbereich auf folgende Normenreihen für die Renovierung und die grabenlose Erneuerung (Bild 3).

Europäisches und internationales DIN EN ISO Regelwerk Für grabenlose Technologien können ohne Anspruch auf Vollständigkeit insbesondere die im folgenden genannten Normen herangezogen werden, in denen Technologien beschrieben und klassifiziert sowie Festlegungen hinsichtlich ihrer Eigenschaften und Anwendungen getroffen werden. Für Kunststoff-Rohrleitungssysteme befindet sich mit den Normen DIN EN ISO 11295 sowie DIN EN ISO 11296 bis DIN EN ISO 11299 für die Renovierung und DIN EN ISO 21225-1/2 für die Erneuerung von erdverleg

Kunststoff-Rohrleitungssystemen für die Renovierung von erdverlegten … Teil Anwendungsbereich:

11296 11297 11298 11299

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… Teil 1: Allgemeines

X

X

X

X

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… Teil 2: Rohrstrang-Lining

X

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X

X

X

… Teil 4: Vor Ort härtendes Schlauch-Lining (in Vorbereitung für Wasser)

X

X X

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X

… Teil 5: Einzelrohr-Lining

i. V.

i. V.

… Teil 7: Wickelrohr-Lining

X

… Teil 9: Lining mit einer fest verankerten Kunststoffauskleidung

-3 -4 -5 -6

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… Teil 3: Close-Fit-Lining

… Teil 6: Schlauch-Lining mit rückseitiger Verklebung (in Vorbereitung für Gas und Wasser)

… Teil 8: Rohrsegment-Lining

… Teil 10: Lining mit gesprühtem Polymermaterial … Teil 11: Lining mit eingezogenen Schläuchen (in Vorbereitung für Gas und Wasser)

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X

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i. V.

Bild 4.  Verfahrensspezifische Teile der Normenreihe DIN EN ISO 11296-11299 für „Schläuche“ in Fettdruck X: bereits veröffentlicht als ISO bzw. DIN EN ISO, i. V.: in Vorbereitung

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Echterhoff Bau-Gruppe Westerkappeln · Osnabrück · Dessau · Hamburg · Berlin · Ruhrgebiet

echterhoff.de

In den jeweiligen Teilen der vorgenannten Normen werden allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren als Teil 1 festgelegt. In den weiteren Teilen erfolgt dann die Festlegung der verfahrensspezifischen Anforderungen und Prüfverfahren für die jeweiligen grabenlosen Bauweisen (Bild 4). Die vorgenannte Systematik ist – sofern das betreffende Verfahren für den Einsatzbereich relevant ist – bei den Normen DIN EN ISO 11296-11299 jeweils identisch. Allerdings bestehen noch nicht für alle grabenlosen Technologien bzw. deren mögliche Einsatzbereiche verabschiedete Normen, da sich das vorgenannte Regelwerk derzeit im Aufbau bzw. der Bearbeitung befindet. Bezogen auf Abwasserkanäle und -leitungen außerhalb von Gebäuden, die unter Schwerkraft oder Druck betrieben werden, besteht mit der DIN EN 15885 „Klassifizierung und Eigenschaften von Techniken für die Renovierung und Reparatur von Abwasserkanälen und -leitungen; Deutsche Fassung EN 15885:2010“ ebenfalls eine europäische Norm, in der Klassifizierung und Eigenschaften der Technikfamilien festlegt sind. Für die darin beschriebenen Verfahren werden zutreffende Normen, Werkstoffe und Anwendungen aufgeführt. Für Leitungsbetreiber und Anwender ergibt sich insbesondere mit den Regelwerken der DIN EN ISO 11295-­­ Reihe einerseits der Vorteil, dass bereits für eine Reihe von Verfahren und Einsatzbereichen in ganz Europa einheitliche Festlegungen bestehen. Wie noch gezeigt werden soll, werfen die Regelwerke allerdings auch Fragen auf. Weiterhin darf nicht außer Acht gelassen werden, dass in weite-

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ren Regelwerken, wie z. B. DIN EN 15885 und DIN EN 12007-4 „Gasinfrastruktur – Rohrleitungen mit einem maximal zulässigen Betriebsdruck bis einschließlich 16 bar – Teil 4: Spezifische funktionale Anforderungen für die Sanierung“, Anforderungen definiert sein können, die mitunter berücksichtigt werden müssen. Dies bedeutet auch, dass der Anwender den Überblick behalten muss, da die jeweiligen Verfahren in mehreren technischen Regeln sowie teilweise mit unterschiedlichen Bezeichnungen beschrieben sind.

Bedeutung der Begriffe Rehabilitation und Sanierung Wie zuvor erwähnt, werden in den verschiedenen Regelwerken z. T. abweichende Begriffe oder Bezeichnungen verwendet. Dies betrifft insbesondere die Definition der Begriffe Sanierung und Rehabilitation. Hier bestehen zwischen DVGW-Regelwerk und der DIN EN ISO 11295-Reihe leicht zu Missverständnissen führende Unterschiede. So wird gemäß DVGW-Regelwerk von Rehabilitations­ verfahren gesprochen, wenn vorhandene Rohrleitungen –– unter Weiternutzung ihrer strukturellen Eigenschaften z. B. durch das Einkleben von Gewebeschläuchen saniert werden oder –– durch das Einbringen von Rohren erneuert werden, wobei die vorhandene Rohrleitung lediglich als Hohlraum für das Einbringen dient und für den weiteren Betrieb statisch nicht mehr in Ansatz gebracht wird.

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Grabenlose Neulegungsverfahren dienen gemäß DVGWBegriffsbestimmung einerseits dem trassengleichen Ersatz einer vorhandenen Rohrleitung, z. B. durch Berstlining oder Rohrauswechselverfahren. Anderseits zählt auch die Neulegung in neuer Trasse mittels Spülbohr-, Fräs- und Pflug- sowie Rohrvortriebsverfahren dazu unabhängig davon, ob eine Altleitung vorhanden ist oder nicht. Im DVGW-Regelwerk sind grabenlose Bauweisen, d. h. Rehabilitations- und grabenlose Neulegungsverfahren, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Weiternutzungsdauer der vorhandenen, sanierten bzw. erneuerten oder neugelegten Rohrleitung von mindestens 50 Jahren ermöglichen. Bei Einhaltung der Regelwerksfestlegungen kann davon ausgegangen werden, dass eine grabenlos errichtete Rohrleitung als gleichwertig mit einer in konventioneller Bauweise errichteten Rohrleitung zu betrachten ist. Da durch Reparaturmaßnahmen jedoch keine Verbesserung der Funktionsfähigkeit erreicht wird, sondern lediglich eine örtlich begrenzte Schadensbeseitigung erfolgt, werden diese im DVGW-Regelwerk nicht berücksichtigt. Dem gegenüber führt DIN EN ISO 11295 (Ausgabe 2018-06), Abschnitt 3.1 „Allgemeines“ folgende Begriffsdefinitionen auf (Bild 5).

Sanierung (3.1.1)

Maßnahmen zur Wiederherstellung oder Verbesserung von vorhandenen Rohrleitungssystemen, einschließlich Renovierung (3.1.2), Reparatur (3.1.3) und Erneuerung (3.1.4)

Gemäß DIN EN ISO 11295 wird Sanierung damit zum Oberbegriff für alle grabenlosen Bauweisen einschließlich der Neulegung in neuer Trasse sowie für Reparaturverfahren. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff Sanierung die deutsche Übersetzung des in der internationalen Ausgabe der Norm verwendeten Begriffs „Rehabilitation“ ist. Im DVGW-Regelwerk bedeutet Sanierung dagegen die umfassende Ertüchtigung und damit Wiederherstellung der Betriebssicherheit einer vorhandenen Leitung mit insgesamt noch intakter Rohrstatik. Rehabilitation stellt infolgedessen den Oberbegriff für Sanierung und Erneuerung dar. Auch der Begriff Erneuerung ist daher in beiden Regelwerken unterschiedlich belegt. DIN EN ISO 11295 versteht hierunter den Einbau einer neuen Rohrleitung in bisheriger oder neuer Linienführung. Gemäß DVGW handelt es sich dagegen um Bauweisen, bei denen eine neue Rohrleitung innerhalb einer vorhandenen Rohrleitung errichtet wird, wobei die Altleitung dann keine statischen Aufgaben mehr übernimmt. In Bild 6 sind die unterschiedlich verwendeten Begriffe sowie die zugeordneten grabenlosen Bauweisen dargestellt. Dabei sind unter Sanierung gemäß DVGW-Regelwerk in roter Schrift Verfahren aufgelistet, die zunächst aufgenom-

DIN EN ISO 11295 Begriffe und Definitionen Renovierung (3.1.2) Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Funktionsfähigkeit einer vorhandenen Rohrleitung, unter vollständiger oder teilweiser Einbeziehung ihrer ursprünglichen Substanz.

Bild 5. Begriffsdefinitionen gemäß DIN EN ISO 11295 (2018­06) für die Einteilung der Methoden

Erneuerung (3.1.4)

Herstellung einer neuen Rohrleitung in der bisherigen oder einer anderen Linienführung, wobei das neue Rohrleitungssystem die Funktion des urspünglichen übernimmt.

Bild 6. Vergleich der Definitionen von DVGW­Regelwerk und DIN EN ISO 11295

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unabhängiger Druckleitungs-Liner (3.1.8)

DIN EN ISO 11295 Begriffe und Definitionen vollständige statische Renovierung interaktiver Druckleitungs-Liner (3.1.10) (3.1.9)

Liner, der eigenständig in der Lage ist, alle internen Einsatz eines unabhängigen Druckleitungs-Liners, Belastungen über seine gesamte geplante der in der Lage ist, allen externen Lasten, Nutzungsdauer ohne Versagen aufzunehmen. unabhängig von dem Zustand der vorhandenen Rohrleitung, zu widerstehen.

Liner, der auf die radiale Unterstützung der vorhandenen Leitung angewiesen ist, um alle auftretenden internen Belastungen über seine gesamte geplante Nutzungsdauer ohne Versagen aufnehmen zu können.

semi-statische Renovierung (3.1.11) Einsatz eines interaktiven DruckleitungsLiners, der für die dauerhafte Überbrückung von Löchern und Spalten bei Betriebsdruck geeignet ist.

interaktiv (3.1.9) + semi-statisch belastbar (3.1.11) = Renovierung (3.1.2) Die Substanz der Altleitung wird weiterhin vollständig oder teilweise benötigt (Klasse B bzw. C)

unabhängig (3.1.8) + vollständig statisch belastbar (3.1.10) = Erneuerung (3.1.4) Die Substanz der Altleitung wird (bezüglich der Übernahme interner und externer Belastungen) nicht mehr benötigt (Klasse A)

Bild 7. Interpretation der Begriffsdefinitionen gemäß DIN EN ISO 11295 (2018­06) bezüglich der statischen Eigenschaften

men wurden, inzwischen jedoch nicht mehr für Gas- und Wasserleitungen herangezogen werden. Dabei handelt es sich um die Erneuerung mit Rohren, die ausschließlich gegenüber ihrem Innendruck statisch bemessen sind, z. B. durch den Rohreinzug mit dünnwandigen PE-Rohren. Weiterhin werden in DIN EN ISO 11295 die nachfolgenden Begriffe für die statischen Eigenschaften der Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung und Erneuerung definiert (s. Bild 7). Diese Begriffe werden auch für eine statische Klassifizierung der Druckleitungs-Liner verwendet, die zu einer Einteilung in die Klassen A (unabhängig und vollständig statisch belastbar), B und C (interaktiv und semi-statisch belastbar) sowie D (interaktiv und nicht statisch belastbar) führt. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass es sich bei Druckleitungs-Linern nicht nur um Schlauch-Liner, sondern auch um Kunststoffrohre handeln kann, die mit Ringraum durch Rohreinzug oder ohne Ringraum im Verformungs- bzw. Reduktionsverfahren in die vorhandene Rohrleitung eingebracht werden können (Bild 8). Aus den gewählten Begriffen und der statischen Klassifizierung leitet sich jedoch ein gewisser Widerspruch ab. Dieser ist dazu geeignet, Missverständnisse über das tatsächliche statische Leistungsvermögen der DruckleitungsLiner zu verursachen. Denn die Kombination aus unabhängig und vollständig statisch belastbar (Klasse A) impliziert statische Eigenschaften, die mit einem konventionellen Rohrmaterial für die offene Bauweise vergleichbar sein sollten. Insofern verwundert es, dass die sogenannten Druckleitungs-Liner dennoch nur der Renovierung dienen, bei denen die Substanz einer vorhandenen Rohrleitung teilweise oder vollständig für die Verbesserung ihrer aktuellen Funktionsfähigkeit herangezogen wird (Klasse B und C). Insofern kann die Frage, ob ein vor Ort härtender SchlauchLiner der Klasse A die Erneuerung einer vorhandenen Rohrleitung ermöglicht und somit ein neues Rohr darstellt, auf Grundlage der DIN EN ISO 11295 nicht beantwortet werden. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass diese Klassifizierung ihren Ursprung im Anwendungsbereich Freispiegelleitungen hat und mit der Erweiterung der DIN EN ISO 11297 bis 11299 nun auf den Druckbereich übertragen wurde. So gibt es im Freispiegelbereich eine Reihe unterschiedlicher und schwerpunktmäßig auf äußere Belastungen ausgerichtete Lastannahmen, die auf den Anwendungsfall optimierte individuelle Linerstatik ermöglicht. Bei Gas- und Wasserrohrleitungen gilt dagegen eine prinzipielle Einteilung in Druckstufen. Ein Klasse A Druck-

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leitungs-Liner muss nach diesem Verständnis in einer Gasoder Wasserdruckrohrleitung einem neuen Rohr der erforderlichen Druckstufe entsprechen. Klasse B bzw. C Druckleitungs-Liner ermöglichen bei entsprechendem Nachweis allerdings eine Auslegung, die im Verbund mit der vorhandenen Rohrleitung den sicheren Weiterbetrieb in der jeweiligen Druckstufe gewährleistet.

Grabenlose Rehabilitation von Druckrohrleitungen mit Schlauch-Linern Die Rehabilitation von Druckrohrleitungen mit SchlauchLinern ist bereits seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Dabei dominierten zunächst Anwendungen zur systemati-

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modulare Systemlösung nach DIN 4124 kombinierbar mit Alu-Kammerplatten- und -Leichtverbau einfache Anpassung an Grabenbreite deckt Auszugsbereich der Kanalstreben Gi-A komplett ab passt sich an die Grabenkante an: kein unnötiger Aushub erforderlich

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Kanal- und Rohrleitungsbau Druckleitungs-Liner Kunststoffrohre Rohrstrang-Lining (mit Ringraum) Einzug bzw. -einschub von werkseitig hergestellten Rohren mit kleinerem Durchmesser.

Close-Fit-Lining (ohne Ringraum) Temporäre Einzug vorverformter Rohre Durchmesserreduktion mit anschließender werkseitig hergestellter Rohre Rückverformung mittels Druck während des Einzugs durch und Temperatur. Gesenk und Zugkraftbeaufschlagung. Nach Abbau der Zugspannung eng anliegend.

Druckschlauch-Liner vor Ort härtendes SchlauchLining Einbringen (Einzug oder Umstülpen bzw. deren Kombination) eines harzgetränkten Liners mit anschließender eng anliegender Aushärtung unter Innendruckbeaufschlagung.

Schlauch-Lining mit rückseitiger Verklebung Umstülpendes Einbringen eines mit Klebstoff gefüllten Gewebeschlauchs und dessen anschließende hinterwanderungsdichte Verklebung mit der Rohrinnenwand.

Polymermaterial Lining mit eingezogenen Schläuchen Einzug eines nicht aushärtenden Gewebeschlauchs kleineren Durchmessers, bei dem im Betriebszustand ein Ringraum zum vorhandenen Rohr verbleibt.

Lining mit gesprühtem Polymermaterial Aufsprühen eines Polymermaterials und dessen Aushärtung an der Rohrinnenwand.

Bild 8.  Einteilung der Druckleitungs-Liner für die Renovierung bzw. Rehabilitation von erdverlegten Rohrleitungen aus Sicht des Verfassers (Fotos/Grafiken 1–8: Rohrleitungs­ bauverband e. V. (rbv))

schen Abdichtung undichter Stemmuffenverbindungen bei Gasleitungen. Mit der Notwendigkeit, die Betriebssicherheit bruchempfindlicher Grauguss- bzw. Stahlleitungen mit örtlich begrenzten Korrosionslöchern wiederherzustellen, hatte sich hierfür das Gewebeschlauchrelining durchgesetzt. Anforderungen an Materialien und Anwendung sind als anerkannte Regeln der Technik in der DIN 30658-1 „Mittel zum nachträglichen Abdichten von erdverlegten Gasleitungen – Teil 1: Folienschläuche und Gewebeschläuche zum nachträglichen Abdichten von Gasleitungen; Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfungen“ und zunächst im DVGW-Arbeitsblatt G 478 „Sanierung von Gasrohrleitungen durch Gewebeschlauchrelining – Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung“ beschrieben. Mit der Weiterentwicklung der Gewebeschlauchverfahren liegen mit den DVGW-Arbeitsblättern GW 327 „Auskleidung von Gas- und Wasserrohrleitungen mit einzuklebenden Gewebeschläuchen“ (Ersatz für DVGW G 478 und Erweiterung für den Anwendungsbereich Wasser) sowie DVGW W 330 „Einzuklebende Gewebeschläuche für Wasserrohrleitungen“ und der DVGW-Prüfgrundlage VP 404 „Rehabilitation von Gas-Hochdruckleitungen mit Gewebeschläuchen im Druckbereich über 4 bar bis 30 bar“ anerkannte Regeln der Technik für Gashochdruck- und Trinkwasserleitungen vor. Sofern die vorhandene Rohrleitung dabei in ihrer Festigkeit noch so beschaffen ist, dass sie insgesamt weiterhin den statischen Anforderungen entspricht, kann mit Gewebeschlauchverfahren die Betriebssicherheit für mindestens 50 Jahre wiederhergestellt werden.

Vor Ort härtende „Druckschlauch“-Liner Ist die strukturelle Integrität der Rohrleitung für die weitere geplante Nutzungsdauer nicht mehr gegeben, können inzwischen die eingangs genannten vor Ort härtenden Schlauch-Liner zum Einsatz kommen. Der Ursprung dieser Schlauch-Liner, die nicht mit der Rohrwand der vorhandenen Rohrleitung verklebt werden, liegt in der Sanierung von Freispiegelkanälen. Deren statische Anforderungen basieren damit im Wesentlichen auf vorhandenem Rohrzustand, Außenlasten, Unterdruck und einem allenfalls aus Rückstau resultierenden Innendruck. Mit der technischen Weiterentwicklung von Materialien und Einbautechniken ist es den Herstellern von vor Ort härtenden Schlauch-Linern gelungen, eine technische Metamorphose hin zur Druckrohranwendung zu vollziehen. Diese erstreckt sich gegenwärtig auf Abwasserdruckrohrleitungen und Trinkwasserleitungen – sofern für das zum Einsatz kommende Gesamtsystem mit repräsentativem

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Lineraufbau, Wanddicke und Durchmesser eine Prüfung auf Grundlage von KTW-Empfehlungen hinsichtlich Toxikologie und DVGW W 270 hinsichtlich Mikrobiologie die trinkwasserhygienische Unbedenklichkeit nachgewiesen hat. Für die Anwendung in Druckrohrleitungen kann es sich dabei einerseits um inzwischen auch als sogenannte vor Ort härtende „Druckschlauch“-Liner bezeichnete Schlauch-Liner handeln, die z. B. lediglich über eine eigene Ringsteifigkeit verfügen und Außenlasten sowie aus innerem Unterdruck resultierende Beanspruchungen aufnehmen können, hinsichtlich der Belastung aus Innendruck jedoch statisch weiterhin vom vorhandenen Rohr abhängig sind. Andererseits kann es sich dabei auch um Liner handeln, die sämtliche internen Belastungen aufnehmen und damit statisch unabhängig vom vorhandenen Rohr sind. Durch Maßanfertigung können die Hersteller insbesondere beim vor Ort härtenden Schlauch-Lining die Varianten erweitern. Da diese Verfahren seit etwas mehr als fünf Jahren zunehmend mit einer Trinkwasserzulassung angeboten werden, ist auf die Konformität der gewählten Variante im Hinblick auf verwendete Materialien und deren Zusammensetzung zu achten. So ist es beispielsweise möglich, den DruckschlauchLiner auf den Innendruck auszulegen, nicht aber auf die Übernahme von äußeren Belastungen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Bemessung für die Übernahme der äußeren Belastungen vorzunehmen und im Hinblick auf den Innendruck die Stützwirkung der zu rehabilitierenden Rohrleitung zu nutzen. Beide Varianten haben zur Folge, dass der Zustand der alten Rohrleitung während des zukünftigen Betriebs weiterhin berücksichtigt werden muss.

Unabhängig oder doch abhängig? Eine faktische Unabhängigkeit vom Altrohr besteht nur dann, wenn der Druckleitungs-Liner statisch so dimensioniert ist, dass er alle auftretenden (inneren und äußeren) Belastungen alleine aufnimmt und auch im Betrieb nicht auf das Altrohr angewiesen ist. Dies ist z. B. der Fall, wenn die Aufnahme von Längskräften oder die Einbindung von Anschlussleitungen ohne das Altrohr möglich ist. Welche Auslegung und welcher Druckschlauch-Liner zweckmäßig sind, muss projektspezifisch entschieden werden und kann die Kosten für die Rehabilitationsmaßnahme deutlich beeinflussen. Kostenvorteile werden i. d. R. bei nur eingeschränkt zugänglichen Leitungsverläufen, mehrfachen

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Richtungsänderungen, Verfahrensvarianten, die ein grabenloses Öffnen etwaiger Anschlüsse ermöglichen, oder großen Rohrdimensionen, bei denen konventionelle Rohrmaterialien vergleichsweise teuer sind, oder durch die mögliche Bauzeitverkürzung erwartet. Weiterhin bieten Druckschlauch-Liner durch unterschiedliche Lineraufbau-, Einbau- und Aushärtevarianten eine sehr hohe Anpassungsmöglichkeit an örtliche Gegebenheiten. Allerdings müssen für eine sinnvolle Auswahl alle Anforderungen sehr genau bekannt sein. Insbesondere für den erfolgreichen Einsatz von vor Ort härtenden Druckschlauch-Linern mit vollständigen statischen Eigenschaften kommt es auf die für das Projekt geeignete Konfektionierung und Kombination von geprüften Schlauchmaterialien sowie Reaktionsharzen an. Eine darauf abgestimmte funktionsfähige Einbau- und Aushärte­ technologie und nicht zuletzt qualifiziertes Fachpersonal sind ebenfalls unverzichtbar. So ist ein hohes technisches Verständnis erforderlich, um den Druckschlauch-Liner optimal auszuwählen. Dies betrifft sowohl die Vorbereitung als auch die Verfahrensanwendung auf der Baustelle. Rohrdurchmesser und Trassenverlauf sowie Altrohrzustand und die daraus resultierenden statischen Anforderungen müssen berücksichtigt werden. Nachteil ist, dass interaktive und unabhängige Druckschlauch-Liner nur teilweise im DVGW-Regelwerk grabenlose Bauweisen vertreten sind. Eine Standardisierung über die europäische Normenreihe DIN EN ISO 11295 für die getrennten Anwendungsbereiche Abwasserdruck-, Trinkwasser- und – soweit anwendbar – Gas-Leitungen befindet sich erst in Vorbereitung. Ob die Normenreihe konkrete Anforderungen und Typprüfungen für den statischen Nachweis am Gesamtsystem und unter Betriebsbedingungen, wie sie im Gas- und Wasserfach üblich sind, definiert, bleibt abzuwarten. Insofern werden Ergebnisse der GSTT-Arbeitsgruppe „Statik von Druckrohrlinern (in diesem Aufsatz als Druckschlauch-Liner bezeichnet)“ mit großem Interesse erwartet. Es fehlen auch noch konkrete Typprüfungen, die die Betriebsbedingungen berücksichtigen. Wie die Systemprüfung eines vor Ort härtenden Druckschlauch-Liners unter dynamischen Betriebsbedingungen erfolgen kann, wurde auf dem Schlauchlinertag 2018 in Kassel vorgestellt. Mit der sogenannten DLT-Anlage können unterschiedliche dynamische Belastungsszenarien, Prüfkörpergeometrien und Einspannsituationen für einen Eignungstest als Bauteil-Prüfverfahren durchgeführt werden. Dabei können sowohl Lineranschlusssysteme als auch das Altrohr in die Prüfung einbezogen werden. Das präsentierte Prüfverfahren wird inzwischen von Hamburg Wasser als Qualifikationsnachweis für den Einsatz von vor Ort härtendem Schlauch-Lining in Abwasserdruckrohrleitungen gefordert.

vorhandene Rohrleitungen durch Rohrauswechslung oder -einzug mit werkseitig hergestellten Rohren ersetzt werden. Die Rehabilitation von Druckleitungen mit Schläuchen wird in Betracht gezogen, wenn die vorhandene Rohrsubstanz dafür geeignet ist, konventionelle Rohre nicht eingesetzt werden können und sich Kostenvorteile ergeben. Zur Überbrückung lokal begrenzter Schäden, Beseitigung von Undichtigkeiten sowie Verbesserung der Rohrbruchsicherheit werden bei weiterhin insgesamt intakter Rohrstatik seit ca. 20 Jahren mit der Rohrwand verklebte Gewebeschläuche im Trinkwassernetz angewendet. Wenn die Rohr­ statik der vorhandenen Rohrleitung auf Dauer nicht mehr in Ansatz gebracht werden kann und weitere Randbedingungen für die grabenlose Rehabilitation mit Schläuchen sprechen, setzen die Berliner Wasserbetriebe für besondere Projekte seit mehr als fünf Jahren auch unabhängige Druckschlauch-Liner ein (Bilder 9 und 10). Auf diese Weise wurden inzwischen weitere umfangreiche und wichtige Erkenntnisse gesammelt. Mit einer detaillierten Betrachtung der Rehabilitation von Druckrohrleitungen mittels Druckleitungs-Linern befassen sich kürzlich erschienene Veröffentlichungen von Dipl.Ing. Michael Schneider (Fachreferent der Berliner Wasserbetriebe) sowie des Verfassers in den Fachzeitschriften bbr und 3R. So wurde in der Ausgabe 4/2018 der bbr zum Stand des nationalen und europäischen Regelwerkes sowie der ­darin beschriebenen Besonderheiten der statischen Dimen-

Bild 9.  Einzug eines soge­ nannten Pull-In-Liners DN 900, der anschließend aufgestellt und mit UV-Licht ausgehärtet wird (Foto: Kallast Consulting)

Anwendungserfahrungen Die Berliner Wasserbetriebe verfügen über ein Versorgungsnetz mit einer Gesamtlänge von ca. 7.900 km. Bereits seit Jahrzehnten werden im Rahmen der planmäßigen Rohrnetzerneuerung u. a. grabenlose Technologien eingesetzt. Dabei handelt es sich überwiegend um Verfahren, bei denen

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Bild 10.  Fertig installierter Liner mit Einbindung in Flanschenden mittels Linerend­ manschetten (Foto: Berliner Wasserbetriebe)

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sionierung und Klassifizierung berichtet. Ausgehend von etablierten Gewebeschlauchverfahren (Schlauch-Lining mit rückseitiger Verklebung) wird ein Überblick über Einsatzmöglichkeiten und anerkannte Regeln für auf Schläuchen basierende Druckleitungs-Liner gegeben, der bis hin zu neueren Entwicklungen des vor Ort härtenden Schlauch-Linings und dem Lining mit eingezogenen Schläuchen reicht. Ergänzend erfolgte in Ausgabe 6/2018 der bbr ein Bericht über die Praxiserfahrungen der Berliner Wasserbetriebe mit statisch tragfähigen Druckschlauch-Linern. Mit der Darstellung ausgewählter Projekte soll aufzeigt werden, worauf bei der Anwendung besonders geachtet werden muss. Im Heft 7–8/2018 der 3R wurde anhand ausgeführter Projekte über weitere auf Schläuchen basierende Druckleitungs-LinerVerfahren und Voraussetzungen berichtet sowie auf die Notwendigkeit einheitlicher Standards hingewiesen.

Ausblick Da noch nicht für alle Druckleitungs-Linersysteme technische Regeln bestehen, sollte dies in die Überarbeitung der GW 302 einfließen, um das Qualitätsziel eindeutig zu definieren und nachweisen zu können. Denn außer geprüften Produkten und bewährten Technologien werden für die Anwendung qualifizierte Unternehmen benötigt. Die Standardisierung grabenloser Bauweisen über die europäische Normenreihe DIN EN ISO 11295 für die getrennten Anwendungsbereiche Abwasserdruck-, Trinkwasser- und Gasleitungen beschränkt sich einerseits wie die Normen DIN EN ISO 21225-1 und -2 für die grabenlose Erneuerung auf Kunststoffrohrsysteme und befindet sich andererseits teilweise noch in der Bearbeitung. Ob die Normenreihe konkrete Anforderungen und Typprüfungen für den statischen Nachweis von den sogenannten Renovierungsverfahren am Gesamtsystem und unter Betriebsbedingungen definiert, bleibt ebenfalls abzuwarten. Damit bildet vorgenannte Normenreihe nicht den Umfang ab, den das bisherige DVGW-Regelwerk grabenlose Bauweisen umfasst. Unabhängig davon gilt insbesondere, dass außer geprüften Produkten und bewährten Technologien für die Anwendung qualifizierte Unternehmen benötigt werden. Für die Arbeiten an in Betrieb befindlichen Gas- und Wasserrohrleitungen, die Herstellung von Rohr­ver­bin­dun­gen, Druckprüfung und ggf. Desinfektion bildet hierfür die Konformitätsbewertung mit den Anforderungen von DVGW GW 301 die bewährte Grundlage.

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Einblick – Offene und grabenlose Bauweisen für die Errichtung und Erneuerung von Rohrleitungen Der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) hat den Zweck, Technik und Wissenschaft im Leitungsbau und bei Netzdienstleistungen der Wasser- und Abwasserwirtschaft, der Energieversorgung sowie der Telekommunikation zu fördern. Seit seiner Gründung am 21. Juni 1950 vertritt der rbv die Interessen seiner Mitglieder. Die Mitarbeit an den einschlägigen technischen Regelwerken, die Vertretung der technischen Belange gegenüber Behörden und anderen Institutionen sowie die Qualifizierung der Mitglieder durch Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter gehören zu den Arbeitsschwerpunkten des Verbandes.

Zusammengefasst folgt daraus, dass für Vorbereitung und Ausführung definierte Informationen und Vorgaben bestehen müssen. Idealerweise sollten diese anhand anerkannter Regeln der Technik beschrieben sein und einen Eignungsnachweis durch eine Typprüfung des eingesetzten Gesamtsystems enthalten. Neben den produktspezifischen Aspekten muss auf qualifiziertes Personal und eine geeignete Ausrüstung der Fachunternehmen geachtet werden. Hier hat sich das DVGW-Arbeitsblatt GW 302 als Grundlage für die Konformitätsbewertung des ausführenden Unternehmens bewährt. Solange dies nicht der Fall ist, liegt es in der Verantwortung von Auftraggeber und Auftragnehmer, eigene und für das Projekt repräsentative Qualifikationskriterien zu fordern bzw. für das Projekt relevante und geeignete Nachweise für die ausgewählte Druckleitungs-Linervariante, Ausrüstung und Personalqualifikation zu verlangen. Abschließend wird damit auch deutlich, dass gegenwärtig keine allgemein gültige Aussage getroffen werden kann, ob der eingebaute Druckschlauch-Liner als neues Rohr betrachtet werden kann. Dies ist ebenfalls projektspezifisch festzulegen und hängt nicht zuletzt davon ab, ob die vorhandene Rohrleitung aus statischen oder betrieblichen Gründen weiterhin in Ansatz gebracht wird. Weitere Informationen: Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) Andreas Hüttemann Marienburger Straße 15, 50968 Köln Tel. (0221) 376 68-68 huettemann@rbv-koeln.de www.rohrleitungsbauverband.de

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Grundbau-Taschenbuch Teil 3: Gründungen und geotechnische Bauwerke Das Grundbau-Taschenbuch ist das bekannteste und umfangreichste deutschsprachige Kompendium auf dem Gebiet der Geotechnik und hat seit über 60 Jahren zum Ziel, Entwicklungen, neue Erfahrungen und Erkenntnisse, aktuelle und neue Berechnungs- und Nachweismethoden für die Belange der Baupraxis umfassend zusammenzutragen und transparent zu vermitteln. Für die 8. Auflage wurde es umfassend überarbeitet und aktualisiert. Der dritte Teil des Grundbau-Taschenbuches behandelt Gründungen und geotechnische Bauwerke. Die einzelnen Beiträge decken Flach- und Tiefgründungen mit ihren Sicherheitsnachweisen, Pfähle, Spundwände, Schlitzwände, Baugruben, Senkkästen sowie Stützbauwerke ab. Ebenso vertieft werden Spezialfragen wie Gründung von Bauwerken in Bergbaugebieten, im offenen Wasser und von Offshore-Windenergieanlagen.

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Starke Verbindung für eine lange Lebensdauer: Kanalrohre vereinen positive ­Eigenschaften von Beton und Kunststoff Wenn vom Leitungsbau und von der Leitungssanierung hierzulande die Rede ist, wird oft von einer Generationenaufgabe gesprochen. Es gelte, für eine funktionierende unterirdische Infrastruktur auch noch für die kommenden Generationen zu sorgen. Zentral für eine langfristig sichere Ver- und Entsorgung ist zum einen die fachkundige Verlegung der Rohrleitungen nach den einschlägigen Regeln der Technik und zum anderen die dauerhafte Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der verwendeten Rohrsysteme selbst. Das FABEKUN-Kanalrohrsystem der Gebr. Fasel Betonwerke GmbH weist zum einen ein Doppeldichtungssystem auf und vereint zum anderen Beton und Kunststoff zu einem extrem langlebigen Doppelrohrsystem.

Seltenere Wartung – geringere Wartungskosten Das Doppeldichtungssystem besteht aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Dichtungen: einer innen gekammerten Vakuumdichtung im Kunststoffrohr und ­einer äußeren Lippendichtung im Betonrohr. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen sind die Dichtungen bei FABEKUN hintereinander, sozusagen in Reihe, angeordnet. Sollte einmal eine der beiden Dichtungen versagen, sorgt immer noch die zweite für die entsprechende Dichtwirkung und damit für die Funktionsfähigkeit des Systems. Zur Sicherheit und Langlebigkeit tragen darüber hinaus die positiven Materialeigenschaften des Betons und des PVC-U-Kunststoffs bei. Der Beton bringt seine extrem hohe Stabilität ein und das innen liegende Kunststoffrohr seine ausgesprochene Korrosionsbeständigkeit, aufgrund derer FABEKUN auch bei Abwässern im pH-Bereich von pH 2 (sauer) bis pH 12 (basisch) eingesetzt werden kann. Indem das innenliegende Kunststoffrohr den umgebenden Beton vor Korrosion schützt, behält das Betonrohr zudem seine hohe Tragfähigkeit. Hinzu kommen die guten hydraulischen Eigenschaften, die zu einer Reduzierung der Wartungsintervalle und damit zu geringeren Betriebskosten beitragen.

Bild 2.  Laut Darmstädter Untersuchung beträgt der gemessene Abrieb der FABEKUNRohre nach 400.000 Lastspielen nur 0,30 bis 0,70 mm

Abriebsprüfung nach „Darmstädter Verfahren“ Das Kunststoffrohr selbst verfügt über eine sehr gute Abriebsfestigkeit, die im sogenannten „Darmstädter Verfahren“ nachgewiesen wurde (Bericht Nr. 145/70). Dabei

Bild 3.  Während der Produktion erhalten die Kunststoffrohre einen „schützenden Mantel“ aus Beton (Fotos/Grafik: Gebr. Fasel Beton­werke GmbH)

Bild 1.  Das Ergebnis ist ein äußerst dichtes, stabiles und lang­ lebiges Rohrsystem

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wurde eine 1.000 mm lange PVC-U-Rohrschale DN 300 vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Technischen Universität Darmstadt insgesamt 400.000 Lastspielen unterworfen. Das Darmstädter Verfahren wird u. a. in den Richtlinien des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) für die Auswahl und Anwendung von Innenauskleidungen mit Kunststoffbauteilen für Misch- und Schmutzwasserkanäle

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als Prüfverfahren benannt. Im Fall der geprüften PVC-URohre, wie sie bei FABEKUN zum Einsatz kommen, wurde die Halbschale wechselweise in Längsrichtung um ± 22,5° geneigt, sodass durch die Bewegung des Prüfmaterials, ein Sand-Kies-Wasser-Gemisch, die zu prüfende Abriebswirkung erzeugt wurde. Das Abriebsmaterial musste nach 200.00 Lastspielen erneuert werden, da es selbst mit abgerieben wurde. Laut Untersuchung beträgt der gemessene Abrieb der FABEKUN-Rohre nach 400.000 Lastspielen nur 0,30 bis

0,70 mm. Der Abrieb von PVC-Rohren liegt damit deutlich unter dem von anderen Rohrwerkstoffen (s. Bild 2). Das trägt letztlich zu der hohe Lebensdauer des FABEKUNSystems von 100 Jahren und mehr bei. Weitere Informationen: Gebr. Fasel Betonwerk GmbH Wiesenstraße 1, 56472 Nisterau Tel. (02661) 98 03-0, Fax (02661) 98 03-20 info@fabekun-fasel.de, www.fabekun-fasel.de

Flexible Manschette für wind- und luftdichte Rohrdurchführungen im Mauerwerks- und Holzbau Sei es beim Einbau einer Lüftungsanlage oder der Sanitärinstallation – wo immer Rohre durch Wände oder Decken geführt werden, muss man sie innen wie außen dauerhaft dicht anschließen. Besonders schnell und sicher funktioniert das mit der RohrManschette ROFLEX SOLIDO Die flexible Manschette wird über das offene Rohrende gezogen und verklebt den integrierten, mit wasserfestem SOLIDO-Kleber versehenen Klebeträger vollflächig mit dem Untergrund. Er kann dann gleich überputzt werden. Außen entsteht so ein winddichter, innen ein luftdichter Anschluss vom Rohr zum Bauteil. Die vier lieferbaren Größen von ROFLEX SOLIDO decken alle Rohrdurchmesser zwischen 50 und 220 mm ab. Die kreisrunde Manschette hat in der Mitte einen schmalen Dichtring aus EPDM-Kautschuk, der sich eng an das Rohr anschmiegt. Auch die direkt anschließende Klebefläche ist sehr dehnbar und flexibel, sodass selbst auf strukturiertem Mauerwerk eine unterbrechungsfreie Klebeverbindung gelingt. „Durch die runde Form von ROFLEX SOLIDO kommt man mit nur wenig Material aus, ohne dass dies auf Kosten der Verbindungssicherheit geht. Wir konnten nicht nur die unverklebt bleibende Fläche direkt

Bild 2.  Stückwerk adé: Weil die neue Rohr-Manschette Dichtring und vollflächigen Klebeträger kombiniert, gehört zeitaufwendiges Verkleben mit einzelnen Klebeband­ streifen der Vergangenheit an (Fotos: MOLL pro clima)

ums Rohr herum extrem klein halten, sondern auch die Klebefläche selbst. Damit orientieren wir uns an den Anforderungen zum Überputzen von Anschlussbändern. Herkömmliche Lösungen missachten diese meist, schaffen eine zu große Anschlussfläche und haben daher eine höheres Risiko zur Rissbildung“, erklärt Jens-Lüder Herms aus der Forschung und Entwicklung beim Luft- und Winddichtungsspezialisten pro clima. ROFLEX SOLIDO dichtet Rohrdurchführungen durch Beton oder Mauerwerk ab, eignet sich aber auch für Durchdringungen von Holzfaserplatten, wie etwa bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Hier bringt man vor dem Verkleben zusätzlich eine der pro clima Haftgrundierungen (z. B. TESCON SPRIMER) auf. Weil sich die Rohre in der Manschette noch schieben und ziehen lassen, können Handwerker sehr flexibel arbeiten. Die Rohr-Manschetten eignen sich für luftdichte Anschlüsse nach den Normen DIN 4108-7, SIA 180 sowie OENORM B 8110-2 und haben im Schadstofftest beste Werte erzielt. Weitere Informationen:

Bild 1.  Schnell, einfach, flexibel: Mit ROFLEX SOLIDO entsteht im Handumdrehen ein dichter und direkt überputzbarer Anschluss von Rohrdurchführungen

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Grobstoffrückhalt in neuer Dimension: Zwickau setzt auf GFK-Rohre mit integriertem Schmutzstoffrückhaltesystem Im Zwickauer Stadtteil Oberhohndorf wird derzeit das Kanalnetz erweitert, sodass der Stadtteil zukünftig direkt an eine zentrale Kläranlage angeschlossen ist. Im Rahmen dieser Erweiterung wird neben einem Abwasserkanal auch ein Stauraumkanal DN 3000 mit je einem Entlastungs- und Drosselschacht errichtet, der dem Rückhalt und der Vorbehandlung der anfallenden Mischwassermengen bei Starkregenereignissen dient. Im Auftrag der Wasserwerke Zwickau GmbH baut die VSTR AG Rodewisch u. a. Flowtite GFK-Rohre von Amiblu mit integriertem Schmutzstoffrückhaltesystem AMISCREEN, einen GFK-Drosselschacht DN 2500 und einen GFK-Entlastungsschacht DN 3200 ein. Dem Stauraumkanal nachgeschaltet ist der Drosselschacht, der das Abwasser dosiert an ein ebenfalls zu errichtendes Abwasserpumpwerk abgibt. Von dort aus wird das Abwasser im weiteren Verlauf an eine bereits bestehende Abwasserdruckleitung zur Ableitung an die zentrale Kläranlage übergeben.

Bild 2.  Einbau des GFK-Ent­ lastungsschachtes DN 3200

Örtliche Randbedingungen mit hohen Anforderungen Bisher entwässerten die Bewohner des Stadtteils Oberhohndorf über Kleinkläranlagen. Das vorgeklärte Abwasser wurde dann der Zwickauer Mulde als Vorfluter direkt zugeführt. Dies ist zukünftig nur noch bei der Verwendung von vollbiologischen Kleinkläranlagen gestattet, sodass die Wasserwerke Zwickau sich für die Erweiterung ihres Kanalnetzes in diesem Stadtteil entschieden haben. Dabei gilt es, ein relativ großes Gebiet teils in Hanglage zu entwässern. Zu den anfallenden Schmutzwassermengen kommt gerade bei Starkregenereignissen auch noch zusätzliches Oberflächenwasser hinzu. Daher entschied man sich für den Bau eines 30 m langen Stauraumkanals mit einem Rückhaltevermögen von ca. 210 m3 (210.000 l) in Kombination mit einem Drossel- und Entlastungsschacht für die zukünftige Entwässerung. Aufgrund der örtlichen Randbedingungen, wie einer geringen Überdeckung von nur knapp einem halben Meter, und den Anforderungen an das Fas-

sungsvermögen des Stauraumkanals war schnell klar, dass Betonrohre aufgrund ihrer relativ dicken Wand für diesen Anwendungsfall nicht in Frage kamen. Zusätzlich sollte der Stauraumkanal wartungsarm sein und über eine glatte Innenfläche verfügen – alles Eigenschaften, die auf GFKRohre von Amiblu zutreffen.

Pilotprojekt für Zwickau „Bei der Baumaßnahme handelt es sich um ein Pilot­ projekt. Bislang haben wir so etwas in der Form hier in Zwickau noch nicht umgesetzt“, so Projektleiterin Margit Reiche von der Wasserwerke Zwickau GmbH. Weiter führt sie aus: „Die Idee mit dem Grobstoffrückhaltungssystem AMISCREEN war ein Vorschlag von Amiblu, der bei uns auf offene Ohren gestoßen ist.“ Uwe Napierski, Vertriebsleiter Sonderanwendungen der Amiblu GmbH, erläutert die Funktionsweise des Systems: „Beim AMISCREEN Stauraumkanal mit integrierter Grobstoffrückhaltung bestehen die Rechenelemente aus perforierten Rohren, die in dem Stauraumkanal fest montiert sind. So werden die im Mischwasser enthaltenen Schmutzstoffe zuverlässig im Stauraum zurückgehalten, Grobstoffe größer als 8 mm zu 100 %. Klassische Rechen haben dagegen nur eine Rückhaltequote von knapp 70 %.“

In puncto Wirtschaftlichkeit top

Bild 1.  Der GFK-Entlastungsschacht ist am Überlauf mit einem Stahlbetonrohr DN 1200 verbunden, der in Richtung Zwickauer Mulde ableitet

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„Bei anderen Systemen werden die Grobstoffe beispielsweise mit Lochsieben an der Entlastungsschwelle zurückgehalten. Diese können durch die hohe Schmutzfrachtkonzentration schnell verstopfen, sich dann durchaus auch mal verbiegen, in ihrer Lage verrutschen oder sich einfach öffnen“, führt Thomas Schulz, Vertriebsmitarbeiter von Amiblu weiter aus. „Das kann bei unserem System nicht passieren.“ In puncto Wirtschaftlichkeit ist somit der AMISCREEN-

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VERBAU DER PASST

Bild 3.  Beim AMISCREEN Stauraumkanal mit integrierter Grobstoffrückhaltung be­ stehen die Rechenelemente aus perforierten Rohren, die in dem Stauraumkanal fest montiert sind

gab es anfangs Bedenken wegen eines möglichen A ­ uftriebes der Rohre, wenn die Mulde Hochwasser führt. „Aber durch die Verlegung eines mehrlagigen Vlieses zur Auftriebssicherung konnten wir diese Gefahr minimieren“, erklärt Robin 2019 Borchardt vom bks Ingenieurbüro SH Kanal- und Rohrleitungsbau GmbH aus Wilkau-Haßlau, der mit der Anzeige BAU SERVICE OSSIG Planung der Maßnahme beauftragt war. 58 mm x 297 mm „Wir haben das Vlies quasi hufeisenför(+ Anschnitt oben, rechts,migunten) um die Rohre herumgelegt und seitlich noch in das Erdreich verlegt. So sind 4c die Rohre mit dem Vlies im Boden ver(Wiederholer aus 2017 mit Korrektur) spannt“, so Robin Borchardt weiter. Die notwendigen Berechnungen hierzu wurden von Amiblu durchgeführt. Der Bau des Stauraumkanals, des Entlastungs- und des Drosselschachtes sind bereits abgeschlossen. Auch der Pumpschacht mit dem Anschluss an die vorhandene Abwasserdruckleitung ist errichtet. „Seit Juli läuft der Probebetrieb des Stauraumkanals und des PumpwerBild 4.  AMISCREEN hält die im Mischwasser enthaltenen kes. Dafür wird ein Teil des Abwassers Schmutzstoffe zuverlässig im Stauraum zurück, Grobstoffe aus der Straße Am Hang eingeleitet“, gibt > 8 mm zu 100 % (Fotos: Amiblu GmbH) Margit Reiche den aktuellen Stand der Bauarbeiten wieder. Stauraumkanal der Gewinner. Über den Trotz der großen Dimensionen des angeschlossenen GFK-Drosselschacht Stauraumkanals mit einem Durchmesser wird über eine mechanische Drosselung von 3 m und einer Länge von 30 m sowie mit einer sogenannten Strahl-Drossel der der besonderen Rahmenbedingungen im Abfluss aus dem Stauraumkanal in den Baufeld verliefen die Arbeiten aufgrund Abwasserpumpschacht geregelt, sodass der guten Zusammenarbeit der Baupartder maximale Abfluss nicht überschritten ner zur Zufriedenheit aller Beteiligten weitestgehend reibungslos. wird.

Berechnungen vom Hersteller

Weitere Informationen:

Da der Stauraumkanal in der Nähe der Zwickauer Mulde verlegt wird und die GFK-Rohre verhältnismäßig leicht sind,

Amiblu GmbH Am Fuchsloch 19, 04720 Döbeln Tel. (03431) 718 20, Fax (03431) 70 23 24 germany@amiblu.com, www.amiblu.com

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Individuell angepasste Schachtabdeckungen aus Faserverbundwerkstoff

Bild 1.  FibreIndustrial-Schachtabdeckungen können u. a. auf Flächen eingesetzt ­werden, auf die bis zu 900 kN einwirken; damit finden sie beispielsweise auch auf Flughäfen Verwendung (Foto: Fibrelite, UK)

Ob für den Einsatz im Fernwärmenetz, um Gerüche zu stoppen oder um schwere Stahlbeton- oder Beton-Guss-Abdeckungen zu sanieren – für die vielfältigen Herausforderungen im Kanal- und Tiefbau bietet die KHK-Kunststoffhandel Cromm und Seiter GmbH mit Schachtabdeckungen aus Faserverbundwerkstoff eine intelligente Lösung. Denn sie lassen sich den Anforderungen des jeweiligen Anwendungsbereichs weitestgehend anpassen. Standardschachtabdeckungen sind nicht für alle Einsatzgebiete geeignet. Deshalb bietet KHK-Kunststoffhandel eine große Auswahl an Faserverbundwerkstoffprodukten

Bild 3.  Damit auch schwere Stahlbeton- oder Beton-Guss-­ Abdeckungen unkompliziert und schnell ersetzt werden können, …

an, die in ihrer Beschaffenheit, Form und Optik variieren: So werden die Maße der Deckel oder Versteifungen und Verstärkungen in der Glasfaserstruktur stets den Anforderungen des individuellen Bauprojektes angepasst.

Effizient gelöst FibreIndustrial-Schachtabdeckungen gibt es in den verschiedensten Formen und Größen sowie als Reihen- und Flächenabdeckungen. Durch Zugabe von Partikeln während der Herstellung können sie zudem eingefärbt oder auf Wunsch mit Logo und Aufschrift des eigenen Unternehmens versehen werden. Besonders dabei ist, dass sich die Abdeckungen auch in bereits bestehende Einfassungen einbauen lassen: So entfällt ein kostspieliges Herausbrechen und Wiedereinfügen eines Beton- bzw. Schachtab­ deckungsrahmens. Ein Zwei-Komponenten-Epoxidharzsystem sorgt dann beim Einbau der Glasfaserverbundwerkstoffprodukte für eine homogene Verbindung mit dem Unterteil.

Flexibel einsetzbar

Bild 2.  Integrierte Innendeckel sorgen dafür, dass ein schneller Ein­ blick in die unterirdische Infrastruktur ohne großen Arbeitsaufwand möglich ist

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Glasfaserverbundwerkstoffprodukte können variabel eingesetzt werden: Je nach Beschaffenheit halten sie auch ­chemischen Einflüssen und hohen Umgebungstemperaturen stand. Grund dafür ist der im Schichtpressstoff verwendete Harzanteil, der die Produkte korrosions- und frost­ beständig und tagwasserdicht macht. Durch Keramikzuschläge in der Oberflächenstruktur wird den Abdeckungen außerdem ein erhöhter Haftreibwert nach DIN 51130 und

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Bild 4. … bietet die KHK­Kunststoffhandel Cromm & Seiter GmbH FibreIndustrial­ Produkte für unterschiedlichste Anforderungen an – so sind diese beispielsweise auch als Reihen­ und Flächenabdeckungen in verschiedenen Formen und Größen verfügbar (Fotos 2–4: KHK, Karlsruhe)

lich ist. Dies wiederum garantiert ein hohes Maß an Bedienkomfort. Gemäß der Einteilung in die Belastungsklassen von A (1,5 t) bis zu F (90 t) nach Europäischem Standard EN 124 eignen sich die FibreIndustrial-Variationen für Flächen, auf die bis zu 900 kN einwirken. Damit finden die Schachtabdeckungen von KHK Kunststoffhandel u. a. auch auf Flughäfen Verwendung. „Die Anforderungen sind bei jedem Projekt andere. So müssen etwa Fernwärmeabdeckungen besonders hohen Temperaturen von bis zu 200 °C standhalten, während beim Einbau in Wassernähe insbesondere die Korrosionsbeständigkeit eine wichtige Rolle spielt. Im Sportbereich hingegen kann vor allem die Eigenschaft der Rutschhemmung im Mittelpunkt stehen“, erklärt Carsten Cromm, Geschäftsführer von KHK-Kunststoffhandel.

Weitere Informationen:

DIN 51097 verliehen. Mit dem Einsatz von FibreIndustrialProdukten wird so Rutschsicherheit gewährleistet. Zudem sorgen bei Bedarf integrierte Innendeckel dafür, dass ein schneller Einblick in die unterirdische Infrastruktur mög-

KHK-Kunststoffhandel Cromm & Seiter GmbH Zeppelinring 11, 76344 Eggenstein Tel. (0721) 944 25-0, Fax (0721) 40 40 57 info@khk-karlsruhe.de, www.khk-karlsruhe.de www.kunststoff-schachtabdeckungen.com

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Hohe Zeitersparnis, weniger Kosten: krings Verbauecke sichert Baugrube in Waldkraiburg

Bild 1.  Einfach und flexibel: Die krings Verbauecke kann sowohl in technologischer und sicherheitstechnischer Hinsicht als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überzeugen

gen wurden in der neuen Trasse gleichzeitig Leerrohre für Mittelspannungsleitungen von 20 kV, Breitbandkabel und Wasserleitungen verlegt. Eine verbautechnische Sonder­ lösung hat dazu beigetragen, den Bauablauf schnell, sicher und wirtschaftlich zu gestalten. Während für die Baugrubensicherung bei Richtungsänderungen im Trassenverlauf oder bei der Erstellung von bei Fernwärmeleitungen gebräuchlichen U-Dehnungsbogen üblicherweise Holzbohlen, Kanthölzer, Stahlplatten oder sonstige Hilfsmittel verwendet werden, um Winkelbereiche sicher zu verbauen, kam in Waldkraiburg erstmals die sogenannte krings Verbauecke System Passler von der thyssenkrupp Infrastructure zum Einsatz. Das strebenfreie Verbausystem ist vor Ort flexibel zu handhaben. Beim Rückbau trägt der Ablauf von gleichzeitigem Ziehen und Verdichten zur Sicherheit im Leitungsgraben bei und verhindert Setzungen im Baufeld.

Versorgung langfristig sichern Weniger Zeit und weniger Material bedeuten geringere Kosten: Von der Richtigkeit dieser einfachen Rechnung konnten sich die Baupartner bei einer Tiefbaumaßnahme in Waldkraiburg, der größten Stadt im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn, überzeugen. Im Auftrag der Stadtwerke Waldkraiburg GmbH hat die PRANTL ROPPEN Erd- und Leitungsbau GmbH in diesem Jahr umfangreiche Tiefbauarbeiten ausgeführt, mit denen die Stadtwerke die Leitungsverbindung einer bestehenden Insel­ lösung im Westen Waldkraiburgs an das bestehende Geo­ thermie-Fernwärmenetz realisiert. Die in drei Lose aufgeteilte Baumaßnahme reicht von der Anschlussstelle Böhmerwaldstraße über die Erzgebirgsstraße und die Aussiger Straße bis zur Anschlussstelle auf Höhe der Graslitzer Schule. Neben den Fernwärmeleitun-

Die Stadtwerke Waldkraiburg GmbH betreiben und unterhalten Versorgungsnetze und Anlagen für Strom, Wasser, Fernwärme, Steuerleitungen und Lichtwellenleitungen (LWL). Um die Kunden auch in Zukunft sicher und wirtschaftlich versorgen zu können, wird das Fernwärmenetz zurzeit weiter ausgebaut, u. a. werden bestehende Lücken im Versorgungsnetz geschlossen. „In den betroffenen Straßenzügen werden die Fernwärmeleitungen i. d. R. in einer neuen Trasse in offener Bauweise in der Fahrbahn verlegt“, erläutert Peter Prantl, Geschäftsführer der PRANTL ROPPEN Erd- und Leitungsbau GmbH. „In Teilbereichen erfolgt eine Mitverlegung von Lichtwellenleiterrohren sowie von Wasser- und Stromleitungen, um zukünftige Aufgrabungen weitestgehend einzuschränken.“ Seit Mai 2018 verlegt die PRANTL ROPPEN Erd- und Leitungsbau GmbH den Vor- und Rücklauf der Fernwärmeleitung in einer ca. 1,5 km langen Trasse von der Reichenbergerstraße bis zur Graslitzerstraße.

Leichtgewicht für innerstädtische Baumaßnahmen

Bild 2.  Für die Sicherung der Baugrube kommt mit der Verbaubox krings KVL eine speziell für Ver­ bauarbeiten im innerstädtischen Einsatzbereich konstruierte kleine Stahlbox zum Einsatz

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Bild 3.  Neben dem Vor- und Rücklauf der Fern­ wärmeleitung erfolgt eine Mitverlegung von Licht­ wellenleiterrohren sowie von Wasser- und Strom­ leitungen

Die hierfür verwendeten Kunststoffmantelrohre mit einer Baulänge von 12 m werden in den Verbau eingefädelt und dann verschweißt. Für die Sicherung der 1,55 m breiten und 1,60 m tiefen Baugrube kommt mit der Verbaubox krings KVL eine speziell für Verbauarbeiten im innerstädtischen Einsatzbereich konstruierte kleine Stahlbox mit Modullängen von 2,25 und 3 m zum Einsatz. „Sie eignet sich ausgezeichnet zur Verlegung und Sanierung von Gas-, Wasserund Telefon- bzw. Stromleitungen sowie zur Erstellung von Hausanschlüssen“, beschreibt Dipl. Ing-Eberhard Uelner, thyssenkrupp Infrastructure, die Einsatzmöglich-

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schaftlichen Gesichtspunkten, sind sich Peter Prantl und Joachim Schöpf einig.

Minuten statt Stunden Die Verbauecke wurde konstruiert, um Abweichungen des Rohrgrabens in Längsrichtung bis 90° einfach und sicher zu verbauen. „Aufgrund seiner Beweglichkeit passt das System auch dann noch, wenn der Winkel über 90° oder unter 90° liegen sollte“, hebt Manfred Passler, Passler Baumaschinen GmbH, die Vorteile der Verbauecke hervor. „Vorteile für den Tiefbau ergeben sich auch durch eine erhebliche Einsparung an Arbeitszeit und Arbeitsaufwand“, so Manfred Passler weiter. Dies gelte sowohl beim Einbau als auch beim Rückbau. Hierbei wird die Verbauplatte schrittweise um die auf­ zufüllende Höhe gezogen. Dies wiederholt Bild 4.  Richtungsänderungen leicht ­gemacht: Die Bild 5.  Die krings Verbauecke kann als Längen­ Verbauecke wurde kon­struiert, um Abweichungen ausgleich oder Verbaubox mit ­allen gängigen sich, bis die Platte ganz aus dem Graben des Rohr­grabens in Längsrichtung bis 90° einfach Leichtbausystemen ­kombiniert werden (Fotos: genommen werden kann. Somit ist sichergeund sicher zu verbauen thyssenkrupp Infrastructure) stellt, dass der Winkelbereich vorschriftsmäßig verdichtet werden kann. Einsparungen ergeben sich auch hinsichtlich des Material­ keiten des Verbausystems. Aufgrund ihres geringen einsatzes. Auf die bisher verwendeten Materialien und ­Gewichtes ist die Box für das Handling mit kleineren Rad­ Hilfsmittel kann verzichtet werden, auch der Zeitaufwand baggern ausgelegt. „Stabile, auf die gewünschte Graben- für das Erstellen der Baugrubensicherung entfällt. Manfred breite einstellbare und schnell zu wechselnde, mit Bolzen Passler weist auch darauf hin, dass aufgrund der Kompatiund Federstecker gesicherte Streben sowie Anschlagösen bilität zu allen herkömmlichen Verbausystemen keine zuan den vier Eckpfosten erleichtern das Arbeiten“, so Uelner sätzlichen Kosten für eine Systemanpassung entstehen. weiter. Trotz des geringen Gewichts sind die montierten Insgesamt zehn Module der krings Verbauecke SysBoxen standfest und eignen sich zum Einbau im Einstell- tem Passler kamen in Waldkraiburg zu Einsatz. Die ein­ fache und flexible Handhabung haben die Beteiligten überverfahren. zeugt. Insgesamt liegen die Arbeiten im Zeitplan. Seit dem Neues System erstmals im Einsatz November 2018 kann der Waldkraiburger Westen durch die neue Leitungstrasse mit geothermaler Fernwärme verDie Fernwärmeversorgung besteht aus zwei Leitungen. sorgt werden. Deshalb sind die Leitungsgräben breiter, als dies für Wasser oder Gasleitungen erforderlich ist. Hinzu kommt: Fernwär- Weitere Informationen: merohre erwärmen sich während des Betriebes auf eine thyssenkrupp Infrastructure GmbH Temperatur von bis zu 120 °C. Diese Erwärmung erfordert Sven Rademächers, Leiter der Sparte Grabenverbau eine sehr spezielle Bauweise. Es gilt, Wärmeverluste so ge- Tel. (02433) 453-0 ring wie möglich zu halten. Gleichzeitig müssen die durch sven.rademaechers@thyssenkrupp.com, den unterschiedlichen Tag- und Nachtbetrieb auftretenden www.thyssenkrupp-infrastructure.com Temperaturschwankungen kompensiert werden, bei denen sich die Rohre ausdehnen bzw. zusammenziehen. Um hierbei mögliche Schäden zu vermeiden, werden u. a. entsprechende Puffersysteme eingebaut. Bei der Baumaßnahme in Waldkraiburg haben sich die Baupartner für den Einbau sogenannter „U-Dehnungsbogen“ entschieden, wodurch FABEKUN® hält doppelt dicht die Rohre sich problemlos bewegen können. „Diese U-förmigen Ausbuchtungen in der Leitungstrasse kommen ca. alle 100 bis 120 Meter vor“, erklärt Bauleiter Joachim Schöpf, PRANTL ROPPEN Erd- und Leitungsbau GmbH. Während für die Sicherung der hierfür erforderlichen Baugruben bisher meist Holzbohlen, Kanthölzer, Stahlplatten oder sonstige Hilfsmittel verwendet wurden, um Winkelbereiche zu sichern, kam mit der krings Verbauecke System Passler ein neues System zum Einsatz, das in vielerwww.fabekun.de lei Hinsicht punkten konnte – sowohl in technologischer und sicherheitstechnischer Hinsicht als auch unter wirt-

zweimalig!

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Ersatzneubau Hauptsammler Brachwitzer Straße in Halle (Saale) Nach einer EU-weiten Ausschreibung mit anschließendem Verhandlungsverfahren erteilte die Hallesche Wasser- und Stadtwirtschaft GmbH der Arge Echterhoff-Braumann den Auftrag für den Ersatzneubau des Hauptsammlers Brachwitzer Straße in Halle (Saale) – insgesamt 1.200 m halboffener Rohrvortrieb DN 3000. Der halboffene Rohrvortrieb wurde aufgrund der Rand­ bedingungen (Tiefenlage, Straßenquerschnitt, Bebauung, LKW-Verkehr) durch die planenden Ingenieurbüros DAR, Berlin und Fischer, Erftstadt gewählt. Der neue Sammler ersetzt einen parallel verlaufenden über 100 Jahre alten Abwassersammler als gemauertes Eiprofil 2000/2940 in einem Industrie- und Hafengelände, durch den über 70 % des Ab- und Mischwassers der Stadt Halle mit 240.000 Einwohnern zu einem Pumpwerk fließen. Ein geschlossener Rohrvortrieb kam infolge der Rohrüberdeckung von 0,9 bis 3,6 m nicht infrage und eine offene Bauweise hätte unzumutbare Verkehrsbedingungen für die Anlieger verursacht. Voraussetzung für den halboffenen Rohrvortrieb ist ein Grundwasserspiegel unterhalb der Rohrsohle. Als zusätzliche ausführungstechnische Anfor-

Bild 1.  Schema des halboffenen Vortriebs

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Bild 2.  Einheben der Vortriebsmaschine beim Bau des Hauptsammlers Brachwitzer Straße in Halle (Saale)

derungen infolge des geringen Plangefälles von 0,4 % wurden die nach ATV-Merkblatt 125 zulässigen Toleranzen Höhe ± 50 mm auf ± 30 mm und Seite ± 200 mm auf ± 50 mm reduziert. Eine Hindernisbergung von Findlingen und alten Fundamenten ist mithilfe eines seitlichen Verbaus unter Fahrbahnbrücken technisch durchführbar. Beim Verfahren des halboffenen Rohrvortriebs wird ein verbauter Schlitz von GOK bis OK Rohr in einer Breite von ca. 1,50 m hergestellt. Der durch das Vortriebsrohr verdrängte Boden (10,2 m3 je m bei Rohr DA = 3,6 m) wird nicht wie im Rohrvortrieb durch den Rohrstrang zur Startbaugrube transportiert, sondern aus dem Schlitz im Schneidschuh mit einem Greifbagger ausgehoben. Damit ergibt sich ein schneller Baufortschritt. Die sonstigen technischen Einrichtungen mit Portalkränen oder Seilbagger (Rohrgewicht ca. 32 t), Bentonitschmierung, Hauptpress- und Zwischenpressstationen entsprechen mit baustellen- und verfahrensbedingten Anpassungen dem normalen Rohrvortrieb. Durch die sehr flachen Baugruben waren für die Presswiderlager Zusatzmaßnahmen durch Bodenverbesserung mit Rüttelstopfsäulen notwendig. Zur Vortriebssteuerung und Datenerfassung wurde das System der Fa. Centerline mit Kreiselkompass, elektro-

Bild 3.  Arbeitsstand Vortriebsmaschinenfahrer

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Bild 6. Zwischenpressstation

Bild 4.  Systemzeichnung der Vortriebsmaschine

Bild 7.  Portalkran über der Doppelstartbaugrube (Grafiken/Fotos: Echterhoff)

Bild 5.  Heberoberhaupt mit Heberleitungen DN 1200 und DN 1000

nischer Schlauchwasserwaage und automatischer Aufzeichnung in festzulegenden kleinen Abschnitten eingesetzt. Im Zuge der Auftragsverhandlungen und der Baustellenvorbereitung konnten durch eine geänderte Trasse mit Kurvenvortrieb zwei Kreuzungen mit dem alten Sammler vermieden werden. Geplante Dükerungen von seitlichen Leitungen DN 1600 und DN 800 wurden durch Heberleitungen ersetzt. Geplant war, von zwei Pressgruben zwei 680 m/540 m lange Vortriebe zu einer Zielgrube anzufahren. Aus Bauablaufgründen wurde dies zu einer Pressgrube und zwei Zielgruben geändert.

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Durch den anstehenden z. T. sehr stark gestörten Boden, einen ungünstigen Straßenaufbau (Kleinpflaster auf 35 cm Natursteinpacklage), kreuzende Leitungen und anfänglich falsche Gründung von Überfahrten traten zu große Höhenabweichungen nach oben auf. Das Verhältnis Bodenüberdeckung zu Rohrdurchmesser ist ein technischer Grenzfall. Mithilfe des Fachgutachters Babendererde Engineers GmbH und in Abstimmung mit dem Bauherrn wurden einige Verbesserungen beim Schneidschuh, der Bentonitschmierung, den Fahrbahnbrücken und eine gezielte Verfüllung des Aushubschlitzes kurz nach dem Schneidschuh das Ausführungsverfahren optimiert. Der Rohrvortrieb ist einschließlich aller umfangreichen Bauwerke inzwischen erfolgreich abgeschlossen und ein Kanalumschluss erfolgt. Dipl.-Ing. Frank Mohr, Dipl.-Ing. Helmut Echterhoff Weitere Informationen: Echterhoff GmbH & Co KG Industriestraße 9, 49492 Westerkappeln-Velpe Tel. (0545)| 81-0, Fax (05456) 81-27 info@echterhoff.de, www.echterhoff.de

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Klaus W. König

Sponge City, die Stadt als Schwamm: Hitze und Starkregen bändigen durch Regenwassermanagement Unsere Städte leiden mittlerweile abwechselnd unter Starkregen und Hitze, wo offene Wasserflächen und Begrünung weichen mussten. Der Klimawandel wird diesen Effekt noch verstärken. Nun geht es darum, durch Regenwassermanagement Lösungen zu entwickeln, die in den Cities Überflutungsgefahren mindern und zugleich die Lebensqualität steigern. Das Ideal wäre, der natürlichen standortbezogenen Wasserbilanz aus Niederschlag, Verdunstung, Versickerung und oberflächigem Abfluss so nahe zu kommen, dass eine unterirdische Ableitung in Rohren und Kanälen nicht erforderlich ist. Damit lassen sich im sprichwörtlichen Sinne „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“: Die urbanen Sturzfluten werden in vielen öffentlichen und privaten Rückhaltezonen gepuffert. Und eine hohe Verdunstungsrate kühlt die sommerlichen Temperaturen auf das Niveau des Umlandes ab. In Anbetracht der Kapazität zur Wasseraufnahme und -abgabe ist der Schwamm das Vorbild.

Was ist Gewässern zumutbar? Historisch gesehen war Stadtplanung immer wasserorientiert. Alle Metropolen sind Beispiele dafür – sie liegen an Flüssen. Kriterien für die Wahl des Ortes zu Beginn unserer Zivilisation waren Trinkwasser, gewerblich nutzbares Wasser, Verkehrswege und Schutz bzw. Verteidigung. In den vergangenen Jahrhunderten führten Wirtschaftlichkeit und Hygiene dazu, dass die Trinkwasserversorgung und die Entwässerung zunehmend zentral organisiert wurden. Dabei galt schnelle und vollständige Regenableitung aus Siedlungsgebieten als selbstverständlich. Allerdings verstärkte sie ungewollt Schwankungen von Hoch- und Nie­ drigwasser in Flüssen und den Eintrag unerwünschter Stoffe. Aus diesem Grund enthalten aktuelle technische Richtlinien bzw. Wassergesetze sowohl Kriterien zur Behandlung/Reinigung des aufgefangenen Regenwassers, bevor es in Oberflächengewässer eingeleitet werden darf, als auch Begrenzungen des Volumenstroms pro Zeiteinheit – abgestimmt auf das, was das jeweilige Gewässer verträgt.

Bild 1.  Wasserkreisläufe spielen eine wichtige Rolle bei der Planung von Stadtquar­ tieren. Speziell Regenwassermanagement hat zum Ziel, durch dezentrale Maßnahmen der Überflutung bei Starkregen vorzubeugen und das Lokalklima zu verbessern. Es geht darum, Lösungen zu entwickeln, die der natürlichen, standortbezogenen Wasser­ bilanz aus Niederschlag, Verdunstung, Versickerung und Abfluss nahekommen

Überflutung, aber auch um das langfristige Sichern der Trinkwasserversorgung durch Senken des Trinkwasserbedarfs und Anreichern der Grundwasservorräte. Gelernt hat man in China von eigenen urbanen Sturzfluten, die 2016 speziell in Wuhan, Nanjing, und Tianjin sowie 2012 in Beijing gewaltige Schäden verursacht hatten. Ähnliche Ereignisse in Mumbai/Indien und Houston/ Texas zeigen, dass die Probleme weltweit bestehen, nicht auf einzelne Regionen oder nur auf Schwellenländer beschränkt sind. Die Struktur der chinesischen Initiative entspricht in vielem dem nordamerikanischen Konzept Low Impact Development (LID), das nach Vorgabe der US-

Die Begriffe Sponge City und Schwammstadt Stark thematisiert wurde der englische Begriff Sponge City in internationalen Publikationen des Jahres 2017, speziell im Zusammenhang mit dem Bau von Megacities in China. Dort ist die staatlich gelenkte „Sponge-City-Initiative“ ein Instrument, um einerseits den komplexen Sachverhalt den in dieser Sache noch unerfahrenen kommunalen Verwaltungen zu vermitteln. Andererseits erhalten die öffentlichen Auftraggeber zweckgebunden finanzielle Unterstützung, sofern sie das gesteckte Ziel erreichen, bis 2020 auf 80 % des Stadtgebietes mindestens 70 % des auftreffenden Regenwassers „aufsaugen“ zu lassen oder zu nutzen [1]. Es geht ausdrücklich um die kommunale Vorsorge gegen

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Bild 2.  London, Providence Wharf. Exklusiver Wohnungsbau an der Themse mit ­intensiv begrünten Dachgärten. Im Sommer besteht Bewässerungsbedarf. Die damit einher gehende Verdunstungskühlung und Luftbefeuchtung verbessern das Mikro­ klima. Wäre ein großer Regenspeicher im Untergeschoss eingebaut, könnte dort der Überlauf der Dachbegrünung zur späteren Bewässerung zwischengespeichert werden. Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung des Objektes würde sich 100 % nähern, die Wassergebühren dementsprechend sinken

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Mit

Funke

Bild 3.  Prinzipskizze künftiger Regenwasserkonzepte, um den Verdunstungsanteil der lokalen Wasserbilanz durch Bewässerung der Dachflächen an trockenen Tagen zu ­optimieren, auch bei Gründächern. Die technischen Komponenten sind aus der Regen­ wassernutzung bekannt und preiswert vorhanden: Filter im Zulauf, Speicher mit Über­ lauf, Pumpentechnik zur Entnahme

Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) naturnahe Prozesse zur Sicherung der Gewässerqualität vorschlägt [1]. Aus Deutschland war schon 2016 zu erfahren, dass in Absprache mit dem dortigen Umweltbundesamt die technischen Regeln der Siedlungswasserwirtschaft angepasst werden sollen. Vorausgegangen war eine 2015 veröffentlichte Studie des Berliner Bundesinstitutes für Bau-, Stadtund Raumforschung, in welcher der Begriff Schwammstadt als Prinzip bezeichnet wurde, um für den öffentlichen Raum bestehender Städte nachhaltige Speicher- und Bewässerungssysteme zu entwickeln – zentrale Zukunftsaufgabe für klimaangepasste Städte [2]. Auch hier liegt der Fokus auf den Gefahren durch Überflutung und Hitze.

Die lokale Wasserbilanz als Vorbild Der Entwicklungs-Prozess ist bereits in vollem Gange: Seit September 2016 liegt der deutschen Fach-Öffentlichkeit ein Entwurf des Arbeitsblattes DWA-A 102/BWK-A 3 (Ableitung von Regenwasser in Oberflächengewässer) vor [3]. Er wird ob seiner Radikalität in Fachkreisen heftig diskutiert. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass diese Norm (in ihrer Bedeutung einer DIN gleich) im Jahr 2019 Gültigkeit erlangt. Bis dahin soll auch das Arbeitsblatt DWA-A 138 (Versickerung von Regenwasser) angepasst sein. Nachdem beide Regelwerke ver-

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abschiedet sind, müssen Planer bei deutschen Bauvorhaben als Voraussetzung für die Baugenehmigung mit dezentralen Maßnahmen die lokale Wasserbilanz abbilden, die vor der Bebauung an diesem Ort vorherrschend war. Die Verdunstung beträgt im Randgebiet der meisten Metropolen vor einer Bebauung 60–70 % der Niederschlagsmenge, danach nur noch einen Bruchteil davon. Pilotprojekte in Berlin und Nürnberg führen den Nachweis, dass 2/3 des Niederschlags mit dem Stand der Technik zu verdunsten gelingen kann, und das unter wirtschaftlich zumutbaren Konditionen. Objektspezifische, maßgeschneiderte Kombinationen aus Verdunstung, Nutzung und Versickerung machen es selbst in Citylage möglich, Niederschlagswasser nahezu 100-prozentig zu bewirtschaften [4].

Hausanschlüsse fachgerecht anschließen

uniTec-Anschluss

CONNEX-Anschluss

Komponenten des dezentralen Regenwassermanagements Neuerdings, im Vorfeld möglicher Änderungen bei Regelwerken und Wasser- bzw. Baugesetzen zugunsten deutlich höherer Verdunstungsraten, werden in der Regenwasserbranche neuartige Bewirtschaftungs-Konzepte vorgestellt. Sie sollen bei künftigen Neubauvorhaben mit wenig technischem Aufwand erlauben, Dach- und Oberflächenabflüsse zu sammeln und an trockenen Tagen zur Verdunstung auf die Sammelflächen zurück zu leiten. Sinnvolle Komponenten sind:

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Funke Kunststoffe GmbH Tel.: 02388 3071-0 www.funkegruppe.de

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Kanal- und Rohrleitungsbau

Bild 4.  Frankfurt am Main, Europaviertel West. Baumquartiere in Kombination mit ­Sickermulden verbessern das Stadtklima und mindern die Überflutungsgefahr. Der Oberflächenabfluss von Verkehrsflächen versickert und verdunstet hier. Zusätzlich könnte das Regenwasser von Dachflächen, um die Verdunstungsrate zu erhöhen, in unterirdischen Speichern gesammelt und auf den Dächern an trockenen Tagen zur Verdunstung gebracht werden

Bild 6.  Lokaler Starkregen mit Überflutung in Frickingen/Bodenseekreis am 22. 07. 2016. Im Jahr 2016 war besonders, dass die bedrohliche Wettersituation mehrere Wochen andauerte und über einen längeren Zeitraum sehr viele einzelne Katastrophen in ­Kommunen verschiedener Regionen auslöste – ein meteorologisches Phänomen, das seinen Ursprung im sogenannten „Tief Mitteleuropa“ hatte (Bild 1: Gregor Grassl, Bild 2: ZinCo, Bild 3 und 5: Mall, Bild 4: König, Bild 6: Jäckle)

haben gemeinsam das Projekt Regen-InfraStruktur-Anpassung (RISA) 2009 gestartet und 2015 erfolgreich abgeschlossen. Absicht war, nachhaltige Ideen und Konzepte für den Umgang mit Regenwasser zu entwickeln. Ergebnis ist der RISA Strukturplan Regenwasser 2030 [5], ein dezentrales Konzept, das Regenwasser dort, wo es anfällt, erfasst und – soweit möglich – an Ort und Stelle durch geeignete Anlagen wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zuführt.

Änderungen auf Siedlungs- und Quartiersebene

Bild 5.  Mall-Sickerkammer Cavi, unterirdisches Rigolensystem aus Porenbeton mit Abdeckplatte aus Stahlbeton, bei nur 25 cm Überdeckung LKW-befahrbar. Runde ­Kontrollöffnung ermöglicht unkomplizierte Inspektion bzw. Wartung. Mit wasserrecht­ licher Erlaubnis ist es möglich, damit Niederschlagswasser zu versickern, ohne Platz­ bedarf an der Oberfläche. Diese kann anderweitig, z. B. als Parkplatz, genutzt werden

–– Verdunstung durch Gebäudebegrünung, Dach und Fassade –– Verdunstung durch offene Wasserfläche, Teich und Wasserlauf –– Versickerung durch wasserdurchlässig befestigte Verkehrsfläche, Pflasterfugen und -bettung –– Versickerung durch bewachsene, offene Mulde und unterirdische Rigole –– Nutzung/Retention durch Regenspeicher zur Substitution von Trinkwasser –– Retention durch Speicher/Stauraumkanal mit gedrosselter Ableitung –– Retention in urbaner Freifläche mit multifunktionaler Nutzung Letzteres wird in Hamburg bereits praktiziert, bei Neubaugebieten und Bestandsquartieren. Ein allmählicher Stadtumbau ist das Ziel. Die Behörde „Umwelt und Energie“ sowie das Versorgungsunternehmen „Hamburg Wasser“

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Bei diesem Projekt war die Hamburger Hafen City Universität (HCU) Partner und lieferte wissenschaftliche Unterstützung, z. B. durch Publikationen über das Projekt KLIQ online [6]. Ein Wissensdokument für die Verwaltung und ein Leitfaden für Eigentümer stellen die Konkretisierung des RISA-Ansatzes dar. Arbeitsschritte, Checklisten und Lösungsansätze sind auf andere Kommunen übertragbar. Dr.-Ing. Elke Kruse war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HCU. In ihrem Buch „Integriertes Regenwassermanagement für den wassersensiblen Umbau von Städten“ [7] empfiehlt sie: –– ein „grünes Netzwerk“ (begrünte Versickerungsflächen) für Städte, deren Bodenbedingungen eine Versickerung ermöglichen; –– ein „temporär blaues Netzwerk“ (multifunktional gestaltete Flächen, z. B. Stadtplätze, Spiel- und Sportplätze, die temporär überschüssiges Regenwasser speichern können) als Alternative für Städte, deren innere Quartiere keinen Platz für Versickerungsflächen aufweisen oder die über größere, ehemals industriell genutzte Bereiche verfügen; –– ein „blau-grünes Netzwerk“ aus Wasserläufen und -flächen in Kombination mit bisher verrohrten Gewässerabschnitten.

Zusammenfassung Urbane Sturzfluten und Hitze in Stadtzentren sind eine akute Bedrohung. Um Abhilfe zu schaffen, muss Regen-

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Berechnung der Verdunstung

Wirkung der Fassadenbegrünung

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat das Merkblatt DWA-M 504-1 „Ermittlung der Verdunstung von Land- und Wasserflächen – Teil 1: Grundlagen, experimentelle Bestimmung, Gewässerverdunstung“ veröffentlicht.

Das Team um Professor Dr. Hans Georg Edelmann vom Institut für Biologiedidaktik der Uni Köln hatte die Tagestemperatur-Verläufe von Efeu-begrünten Fassaden im Vergleich zu klassischen, verputzten Hausfassaden sowie die fassadennahe Luftfeuchte über mehrere Wochen aufgezeichnet. Dabei zeigte sich, dass Efeu, wie auch andere (Kletter-)Pflanzen, im Sommer nachhaltig kühlend, im Winter wärmeisolierend auf die Fassaden wirkt: Es gab keine starken Temperaturunterschiede wie bei den unbegrünten Hausfassaden. So hatte die grüne bewachsene Fassade im Sommer im unteren Temperaturbereich Schwankungen von 10 bis 13 Grad Celsius am Tag, während die Temperaturen der blanken Hausfassade um bis zu 35 Grad Celsius schwankten.

Die Wasserhaushaltsgröße Verdunstung wird für die Lösung vielfältiger wasserwirtschaftlicher, landwirtschaftlicher und weiterer Aufgaben benötigt. Das vorliegende Merkblatt beschreibt Phänomene, Prozesse und Einflussgrößen der Verdunstung sowie ihre Abhängigkeit von der Landnutzung. Des Weiteren beinhaltet das Merkblatt Darstellungen zu den Messund Berechnungsverfahren sowie zur Verfügbarkeit und Bereitstellung maßgeblicher Eingangsgrößen und Parameter, die für die Bestimmung der Verdunstung erforderlich sind. In Teil 1 des Merkblatts stehen die Grundlagen, die experimentell gestützte Ermittlung der Landverdunstung und die Gewässerverdunstung im Mittelpunkt. Quelle: DWA-Pressemitteilung 37/2018 vom 12. Juli 2018

wasser künftig länger in der Stadt bleiben und gefahrlos durch die Methoden der Regenwasserbewirtschaftung mit den Aspekten Umweltschutz, Lebensqualität, Stadtklima und Überflutungsschutz verknüpft werden [8]. Das funk­ tioniert am besten dezentral, also auf den Grundstücken und Gebäudedächern – darin sind sich Politik und Wissenschaft einig. Sponge City, die Stadt als Schwamm, ist ein Sinnbild dafür. Als neue Aufgabe beschäftigt das Thema mittlerweile Stadt- und Regionalplaner, europa- und weltweit.

Literatur [1] Biswas, Asit K. und Hartley, Kris: China’s ‘sponge cities’ aim to re-use 70 % of rainwater – here’s how. In: the Conversation, September 5, 2017. http://theconversation.com/ chinas-sponge-cities-aim-to-re-use-70-of-rainwater-heres-how83327. [2] Überflutungs- und Hitzevorsorge durch die Stadtentwicklung. Strategien und Maßnahmen zum Regenwassermana­ge­ ment gegen urbane Sturzfluten und überhitzte Städte. Bundes­ institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Berlin 2015. [3] Schmitt, Theo G.: Neue Regeln für Regenwetterabflüsse in Siedlungsgebieten. In: Ratgeber Regenwasser. (Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen. 7. Auflage, 2018. [4] König, Klaus W.: Siedlungswasserwirtschaft bei Extremwetter überfordert? Starkregen in Deutschland. Der Bausachverständige, Fraunhofer IRB, Stuttgart. Seite 33–37, Ausgabe 2/2017.

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„Begrünte Fassaden stellen eine sehr sinnvolle Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel dar – nicht nur im Hinblick auf die Stadttemperatur, sondern auch hinsichtlich der Feinstaubproblematik“, erläutert Biologe Edelmann. Grundsätzlich trügen grüne Fassaden zu einer ganzen Reihe städteklimatisch vorteilhafter Eigenschaften bei, so Edelmann weiter: „Fassadenbepflanzung verbessert sowohl das Stadt- als auch das Raumklima, mindert Überhitzung und Smog, sie produziert Sauerstoff und trägt zur Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt in der Stadt als Lebensraum für Fauna und Flora bei.“ Typische Fassaden-Kletterpflanzen sind der Efeu (Hedera helix) mit zahlreichen Sorten oder der Wilde Wein (Parthenocissus). Sie sind sehr anpassungsfähig und trockenheitsverträglich und gedeihen auch an verhältnismäßig anspruchslosen Standorten. Quelle: Universität zu Köln, 2018

[5] RISA Strukturplan Regenwasser 2030, Hamburg. Aufgerufen 15. 04. 2018. www.risa-hamburg.de/ [6] Klimafolgenanpassung innerstädtischer hochverdichteter Quartiere in Hamburg. Aufgerufen 15.04.2018. https://www. hcu-hamburg.de/kliq [7] Kruse, E.: Integriertes Regenwassermanagement für den wassersensiblen Umbau von Städten. Fachbuch mit 246 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2015. [8] DWA-Regelwerk, Merkblatt DWA M-119. Risikomanagement in der kommunalen Überflutungsvorsorge für Entwässerungssysteme bei Starkregen. Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. Hennef, November 2016.

Weitere Informationen: Klaus W. König Sachverständigen- und Fachpressebüro Jakob-Kessenring-Straße 38, 88662 Überlingen Tel. (07551) 613 05 www.klauswkoenig.com

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Trockene Keller in Sicht: Neubau eines Sammlers mit FABEKUN-Rohren in Kreuztal Die Anwohner im hinteren Teil der Bockenbachstraße im westfälischen Kreuztal können aufatmen. Bislang mussten sie bei Starkregenereignissen häufig mit vollaufenden Kellern rechnen. Damit ist nun Schluss: Zukünftig sorgt ein Entlastungsammler dafür, dass selbst bei stärkstem Regen der bestehende Kanal entlastet wird und die Anwohner damit von Überschwemmungen verschont bleiben sollen. Der Bau des neuen Sammlers DN 500 im Auftrag der Stadt Kreuztal ist der 2. Bauabschnitt im Gesamtprojekt „Talsammler Bockenbach“ und wurde zum größten Teil in offener Bauweise von der Straßen- und Tiefbau GmbH, Kirchhundem, verlegt. Aufgrund der vorhandenen Wohnbebauung musste ein ca. 56 m langes Teilstück zwischen altem und neuem Sammler unterirdisch, im sogenannten Mikrotunnelbauverfahren, hergestellt werden. Der Vortrieb wurde von der ARS Rohrvortrieb GmbH & Co. KG, Marsberg, als Subunternehmer durchgeführt. Bei beiden Bauweisen setzte die Stadt Kreuztal auf das FABEKUNKanalrohrsystem der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH aus Nisterau.

Grabenlose Verbindung Der Stadtteil Bockenbach ist bei den Kreuztaler Bürgern sehr beliebt. Jedoch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu außergewöhnlichen Rückstauereignissen zu Lasten einzelner Anlieger. Eine hydraulische Überprüfung des Kanalnetzes im Jahr 2009 führte schließlich zu der Erkenntnis, dass der bestehende Abwasserkanal bei bestimmten Regenereignissen nicht mehr ausreicht. Aufgrund der bergigen Lage des Ortsteils und der Tiefenlage des vorhandenen Kanals von bis zu 6 m kam eine Erneuerung und damit Neudimensionierung des kompletten bestehenden Systems nicht in Frage. So entschied sich die Stadt Kreuztal als Auftraggeber, einen Teil des bestehenden Sammlers zu erneuern und zusätzlich einen Entlastungssammler zu bauen, der unterhalb der Wohnbebauung im Tal des Bockenbaches verläuft. „Der bestehende Kanal war hydraulisch überlastet. Daher haben wir den neuen Sammler ge-

Bild 2. Die Pressstation schiebt das Fabekun­Vortriebsrohr kontinuierlich in den Bau­ grund, während die Mikrotunnelbaumaschine den Boden abbaut

plant. In zwei Bauabschnitten wurde die Baumaßnahme schrittweise umgesetzt: Im ersten Bauabschnitt wurden der vordere Teil der Bockenbachstraße sowie der Schulund Kirbergstraße angeschlossen und im zweiten Bauabschnitt der hintere Teil der Bockenbachstraße“, so Roland Jarzina vom Tiefbauamt der Stadt Kreuztal, der die Baumaßnahme als Auftraggeber begleitet. Der Bau des Talsammlers Bockenbach erfolgte in überwiegend offener Bauweise durch die Verlegung der Rohre in einem Graben. Um den neuen Sammler im zweiten Bauabschnitt an das bestehende System anschließen zu können, war jedoch ein ca. 56 m langes Verbindungsstück notwendig, welches aufgrund der Wohnbebauung grabenlos, im sogenannten Mikrotunnelbauverfahren, erfolgen musste.

Vortrieb wie geschmiert

Bild 1. Bohrmeister Heinrich Klippenstein, ARS Rohrvortrieb, Polier Hubertus Konze, Straßen­ und Tiefbau GmbH und Rüdiger Göbel, Gebr. Fasel Betonwerk GmbH (v. l. n. r.) sind zufrieden mit dem Fortschritt des Mikrotunnelbaus

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Das eingesetzte Mikrotunnelbauverfahren ist ein steuerbares Verfahren mit Schneckenförderung, d. h. der Bohrkopf der Vortriebsmaschine wird von dem Steuerstand aus in der Linienführung gelenkt. So kann Abweichungen in der horizontalen oder vertikalen Richtung jederzeit entge-

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Bild 4. Von dem Steuerstand aus kontrolliert und steuert Bohrmeister Heinrich Klip­ penstein den Vortrieb

Bild 3. Der mit Wasser verflüssigte, abgebaute Boden wird durch die Förderschnecke innerhalb der Fabekun­Vor­ triebsrohre in die Startbaugrube transportiert

gengewirkt und die Zielbaugrube treffsicher erreicht werden. Der Antrieb des Bohrkopfes zum Abbau des anstehenden Bodens erfolgt aus der Startbaugrube heraus über das Schneckenbohrgestänge, welches gleichzeitig das abgebaute Bodenmaterial von der Ortsbrust zur Startbaugrube transportiert. Bei der Vortriebsmaßnahme in Kreuztal wurde die Startbaugrube mit einer Länge von 4,5 m und einer Breite von 3,0 m unterhalb der Wohnbebauung errichtet. Die Zielbaugrube mit 3,0 m Länge und 2,0 m Breite lag oberhalb der Startbaugrube im Gehwegbereich der Bockenbachstraße.

„Der Boden eignete sich sehr gut für den Mikrotunnelbau“ erklärt Heinrich Klippenstein, Bohrmeister von ARS Rohrvortrieb. „Zu Beginn der Bohrung war es ein LehmMergel-Gemisch, danach fast nur noch Lehm. Deshalb war eine Bentonitschmierung der Rohre nicht notwendig. Die wenigen Steine waren schieferartig und konnten vom Bohrkopf gut gebrochen werden.“ Um ein Verkleben des Bohrkopfes und der Schneckenförderung zu verhindern, musste dem Vortrieb allerdings Wasser zugegeben werden, sodass das abgebaute Bodenmaterial nahezu flüssig war.

Besonders lange Nutzungsdauer „Die FABEKUN-Vortriebsrohre verfügen über ein wurzelfestes Doppeldichtsystem“ erläutert Rüdiger Göbel, Vertriebsmitarbeiter von Geb. Fasel Betonwerk. „Durch die Kombination von zwei integrierten, verschiebesicheren Dichtungen werden die Rohre zuverlässig dicht verlegt. Einer langen Nutzungsdauer steht somit nichts im Wege.“

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das Kunststoffrohr umgebene Betonrohr, welches durch die Variation der Betonfestigkeitsklasse sowie der Ausführung in bewehrtem oder unbewehrtem Beton für die jeweiligen Anforderungen hergestellt werden kann.

Kunde der ersten Stunde

Bild 5.  Die FABEKUN-Vortriebsrohre verfügen über ein ­innenliegendes Kunststoffrohr, welches von einem Beton­ rohr umgeben ist; für den Vortrieb sind die Rohre mit ei­ nem Druckübertragungsring und den Schneckenführungs­ rohren ausgestattet

Bild 6.  Innerhalb der Schneckenführungsrohre wird das Schneckenbohrgestänge zur Mikrotunnelbaumaschine ge­ führt (Fotos: Gebr. Fasel Betonwerke GmbH)

Darüber hinaus verfügen die FABEKUN-Vortriebsrohre durch das innenliegende Kunststoffrohr über eine chemische Beständigkeit gegen alle üblicherweise in Haushaltsabwässern enthaltene Säuren und Gase. Zusätzlich sind die Rohre wegen ihrer hohen Korrosionsfestigkeit einsetzbar bei Abwässern im pH-Bereich von 2 (sauer) bis 12 (basisch). Die notwendige statische Stabilität zur Aufnahme der Vortriebskräfte erhalten die Vortriebsrohre über das

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Die Stadt Kreuztal setzt seit 1991 das FABEKUN-Rohrsystem ein. „Georg Fasel hat damals dieses innovative Rohrsystem vorgestellt, und wir haben es testweise auf einem Abschnitt verlegt. Das System hat uns damals wie heute absolut überzeugt, und seitdem wird bei uns fast alles im Nennweitenbereich DN 300 bis 600 mit diesem System gebaut“, so Roland Jarzina. „Anfängliche kleinere Herausforderungen konnten wir in Zusammenarbeit mit Fasel im Dialog lösen.“ Fasel sei stets offen für Ideen gewesen und habe das Rohrsystem ständig weiterentwickelt. Auch die Firmen, mit denen die Stadt Kreuztal zusammenarbeitet, hätten nun über 20 Jahre Erfahrung mit dem Rohrsystem. Es sei flexibel einsetzbar und sehr einfach zu verlegen. Dem stimmt Hubertus Konze, Polier von Straßen- und Tiefbau GmbH zu: „Wir haben nur gute Erfahrungen mit den FABEKUN-Rohren gemacht. Die Rohre lassen sich gut und vor allem dicht verlegen.“ Ein Vorteil der FabekunRohre ist, dass die Dichtung sich beim Verlegen der Rohre nicht verschieben kann. Der Dichtheitsprüfung am Ende der Baumaßnahme könne man gelassen entgegenblicken. Und Heinrich Klippenstein ergänzt: „Obwohl zwei Dichtungen ineinandergesteckt werden müssen, ist der Einbau der Fabekun-Vortriebsrohre DN 500 genauso gut zu handhaben, wie bei anderen Vortriebsrohren.“ Nur, dass die Rohre hinterher verlässlich dicht sind. Mit einer Vortriebsleistung von ca. 12 m pro Tag lag man auch immer gut im Zeitplan. Anfang Mai 2018 wurden die Start- und Zielbaugrube für den Mikrotunnelbau erstellt und die Maschine Ende Mai in der geplanten Trassenausrichtung eingerichtet. Angebohrt wurde planmäßig am 5. Juni. Wie geplant konnte die Zielbaugrube dann fünf Werktage später erreicht werden. Der gesamte 2. Bauabschnitt wurde im Herbst 2017 begonnen und planmäßig Ende September 2018 abgeschlossen. Alle Beteiligten sind sich sicher: Überflutungen der Keller werden der Vergangenheit angehören. Weitere Informationen: Gebr. Fasel Betonwerk GmbH Wiesenstraße 1, 56472 Nisterau Tel. (02661) 98 03-0, Fax (02661) 98 03-20 info@fabekun-fasel.de, www.fabekun-fasel.de

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Perfect Pipe setzt neue Maßstäbe im Vortrieb von korrosionsbeständigen Rohren in Singapur Der Inselstaat Singapur schaffte innerhalb weniger Jahrzehnte den Aufstieg zu einer der modernsten Industrienationen der Welt. Im dichtbesiedelten Singapur leben heute ca. 5,5 Millionen Einwohner, der Großteil in der gleichnamigen Hauptstadt. Das strategische Trink- und Abwassermanagement hat seit langem einen hohen Stellenwert. Besonders hohe Anforderungen werden an die Qualität von Rohrleitungen und Kanalisationssystemen gestellt. Beispielsweise dürfen ausschließlich korrosionsbeständige Rohre für die Abwasserentsorgung zum Einsatz kommen. Das in Singapur ansässige Unternehmen Bilcon Industries, etablierter Hersteller von Betonrohren und Fertigteilen, hat mit der Inbetriebnahme einer Perfect Pipe Produk­tionsanlage für Beton-Kunststoff-Verbundrohre diesem Trend Rechnung getragen. Mit dem von Schlüsselbauer Technology entwickelten Perfect Pipe Fertigungssystem werden in Singapur schalungserhärtete Rohre unterschiedlicher Nennweiten mit durchgängigem Korrosionsschutz für den Einsatz im Rohrvortrieb hergestellt. Bilcon setzt damit neue Maßstäbe im Micro-Tunneling am südostasiatischen Tiefbaumarkt, insbesondere hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Abwasserrohrsystemen. Ausschlaggebende Argumente für die Wahl des Perfect Pipe Systems waren seitens Bilcon Industries zum einen die vielfältigen Produktvorteile der aus Fließbeton hergestell-

Bild 2.  Zwischenlager von Perfect Pipe Vortriebsrohren an der Baustelle (Fotos: SCHLÜSSELBAUER Technology)

ten Rohre mit HDPE-Auskleidung, die sich durch ein Maximum an Robustheit und Korrosionsbeständigkeit auszeichnen. Andererseits waren es auch die überaus positiven Erfahrungen im Zuge des ersten Referenzprojektes in Singapur im Jahr 2015, bei dem bereits Perfect Pipe zum Einsatz kam. Dabei wurden im Auftrag der JTC Corporation in der Tuas South Avenue Rohre der Nennweite DN300 von der KTC Civil Engineering mittels Vortriebsverfahren eingebaut. Das Ergebnis war für alle Beteiligten so überzeugend, dass sich Bilcon unmittelbar danach entschloss, gemeinsam mit Schlüsselbauer Technology mit den Planungen für eine eigene Perfect Pipe Produktionsanlage in Singapur zu beginnen. Mit der Entscheidung für das Perfect Pipe Fertigungssystem unternimmt Bilcon einen wesentlichen Schritt zur weiteren Modernisierung seiner Rohrproduktion. Neben der wirtschaftlichen Produktionsweise zeichnen sich Perfect Pipe Rohre vor allem durch ihre vorausbestimmte Lebensdauer von über 100 Jahren aus. Dies wird zum einen durch den innenliegenden Korrosionsschutz mittels fest im Beton verankertem Perfect Liner, zum anderen durch die für Perfect Pipe charakteristischen Perfect Connectoren sichergestellt. Dabei handelt es sich um Kunststoff-Steckverbindungen, die einen durchgängigen Korrosionsschutz des gesamten Rohrsystems sicherstellen. Ein nachträgliches Verschweißen der Auskleidung im Rohrstrang ist nicht erforderlich. Dies führt vor allem im nichtbegehbaren Nennweitenbereich ab DN 300 zu einer wesentlichen Steigerung der Einbauleistung und gleichzeitig zu einer Reduktion der Einbaukosten. Weitere Informationen:

Bild 1.  Einheben des Rohres in den Startschacht

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Nachhaltige grabenlose Neuverlegung und Erneuerung von Rohrleitungen

Bild 1.  Grabenlose Technologien bieten nachhaltige und wirtschaftliche Lösungen für den Erhalt und den Ausbau der komplexen städtischen unterirdischen Infrastruktur

Die innovativen NODIG-Systeme von TRACTO-TECHNIK bieten wirtschaftliche und umweltfreundliche Lösungen für die und nachhaltige grabenlose Neuverlegung und Erneuerung von Rohrleitungen für die verschiedenste Anwendungen. Auf der IFAT 2018 standen die Bereiche Wasserleitungsbau und Ab­ wasserleitungsbau im Vordergrund. Die Wasserwirtschaft weltweit steht vor der ständigen Herausforderung, die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu sichern und die Kapazitäten des Leitungsnetzes dem ständig wachsenden Bedarf anzupassen. Um das zu gewährleisten und dabei die Kosten für Versorger und Verbraucher so gering wie möglich zu halten, bie-

ten grabenlose Techniken nachhaltige und verlässliche Lösungen.

Zuverlässiger Wasserleitungsbau Mit innovativen NODIG-Systemen lässt sich das Wasserleitungsnetz auf rentable und umweltfreundliche Art und Weise bauen – in bestehenden komplexen Infrastrukturen genauso wie in Gebieten, deren Erschließung in der offenen Bauweise ökologisch oder ökonomisch nicht sinnvoll ist. Dabei lässt sich jede Anforderung zuverlässig realisieren, von der Verlegung der Druckleitungen für Wassertransport und -verteilung über die Herstellung der Hausanschlüsse

Bild 2.  Das Horizontalspülbohrverfahren (HDD) mit steuerbaren Bohrgeräten eignet sich für lange Strecken mit kurvigen Trassen und damit besonders für den Ausbau des Rohr­ leitungsnetzes

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Präziser Abwasserleitungsbau

Bild 3.  Die innovativen NODIG-Systeme von TRACTO-TECHNIK bieten nachhaltige und wirtschaftliche grabenlose Lösungen zur Ver- und Entsorgung für verschiedenste Anwendungen , wie hier die grabenlose Erneuerung einer Wasserleitung in gleicher Trasse (Grafik/Fotos: TRACTO-TECHNIK)

zum Endverbraucher bis hin zur nachhaltigen Erneuerung schadhafter Wasserleitungen. Die verschiedenen graben­ losen Verfahren erlauben die Rohrverlegung entlang von Straßen und unter Verkehrs- und Wasserwegen mit Kurzoder Langrohren aus allen gängigen Materialien. Auch die Wasser-Hausanschlüsse lassen sich unterirdisch vom Gebäude bzw. direkt aus dem Anschlussraum bis zur Hauptleitung oder in umgekehrter Richtung herstellen.

Allein in Deutschland transportieren die Kanalnetze jährlich mehr als 20 Milliarden m3 Abwasser, das mit unterschiedlichsten Schadstoffen belastet ist. Um zu verhindern, dass das Grundwasser infiltriert wird, unterliegt der Abwasserleitungsbau strengen Regeln. Damit die Druckrohr- und Gravitationsleitungen zu Pumpwerken, Schächten, Sammlern und Gebäuden absolut dicht und lagegenau sind, er­ fordert der Abwasserleitungsbau höchste Präzision. Diese Präzision ist beim zielgenauen grabenlosen Leitungsbau garantiert – egal ob Transportleitung und Hausanschlüsse verlegt oder erneuert werden sollen. Bei irreparablen Leitungsschäden wie Rissen, Wurzel­ einwuchs oder Muffenversatz eignet sich die NODIG-Technik perfekt für die nachhaltige Rohrerneuerung. So können defekte Transportleitungen und Hausanschlüsse mit minimalem baulichen und finanziellen Aufwand in gleicher Trasse erneuert und Exfiltrationen und Infiltrationen langfristig vermieden werden. Die verschiedenen BerstliningVerfahren für die statische und dynamische Rohrerneuerung ermöglichen dabei die Anpassung der Leitungskapazität um 1–2 Nennweiten. Weitere Informationen: TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG Paul-Schmidt-Straße 2, 57368 Lennestadt Tel. (02723) 808-0, Fax (02723) 808-180 info@tracto-technik.de, www.TRACTO-TECHNIK.de

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Innovatives mechanisches Schutzsystem für eine 110-kV-Leitung DuoLiner HGS-Bahnen (Hydraulisch Gebundene Schutzbahn) sind ein einfaches und innovatives Schutzsystem für erdverlegte Versorgungsleitungen. Der wirkungsvolle Schutzcharakter entsteht durch die Festigkeitsentwicklung des Mineralstoffgemischs im Matteninneren in Kombination mit der Zugbandwirkung des umgebenden Gewebes. Aufgrund der projektspezifischen Anpassungsfähigkeit des Systems ergeben sich interessante Lösungsansätze für weitere Fragestellungen in der Geotechnik und im Wasserbau. In einem ersten größeren Bauprojekt wurden nun DuoLiner HGS-Matten erfolgreich eingesetzt. Die Entwicklung von derartigen Schutzsystemen wurde erforderlich, da herkömmliche Schutzelemente wie Trassenwarnbänder, Gehwegplatten oder Tonhalbschalen nur eine begrenzte Wirkung als Gefahrenhinweis besitzen. Insbesondere vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Neu- und Ausbaus der Netzinfrastruktur von erdverlegten Hoch- und Höchstspannungsleitungen in Deutschland als auch im weiteren Europa sind zeitgemäße Schutzsysteme erforderlich.

Vorteile hydraulisch gebundener Schutzbahnen Beim DuoLiner HGS handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Sandschutzmatte DuoLiner MDDS (Mineralische Deponie-Dichtungs-Schutzbahn). Beide Produkte werden durch die G quadrat Geokunststoffgesellschaft mbH vertrieben. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Produkten ist, dass der Mattenfüllstoff im DuoLiner HGS nicht aus einer reinen Sandfüllung besteht, sondern aus einem Sand-Zement-Gemisch. Durch Feuchtigkeitsaufnahme aus dem umgebenden Erdreich bzw. durch infiltrierende Niederschläge in den Untergrund härten die verlegten DuoLiner HGS-Matten unter Festigkeitszunahme aus. Durch diese Festigkeitsentwicklung des Sand-Zement-Gemisches im Matteninneren in Kombination mit der Zugbandwirkung des umgebenden Gewebes stellt der DuoLi-

Bild 2.  DuoLiner HGS-Bahnen werden beim Bauvorhaben Umspannwerk Conneforde in Signalfarbe verlegt (Grafik/Foto: G quadrat Geokunststoffgesellschaft mbH)

ner HGS ein kompaktes Schutzelement gegenüber Beanspruchungen in Zug- und Druck-Richtung dar. In praxisnahen Labor- und Feldversuchen wurden und werden DuoLiner HGS-Matten gemeinsam mit weiteren Forschungspartnern (z. B. Hochschule Magdeburg-Stendal und upi UmweltProjekt Ingenieurgesellschaft mbH) erfolgreich untersucht (u. a. auch im Vergleich mit anderen im Bereich der Geotechnik verwendeten Schutzsystemen in sogenannten „nachträglichen Aufgrabungsversuchen“). Neben der bereits beschriebenen kompakten Schutzwirkung der DuoLiner HGS-Matten in Zug- und Druck-Richtung zeigt sich die mechanische Widerstandswirkung insbesondere bei punktuellen Belastungen (beispielsweise Verkehrslasten, bei Rückbauarbeiten im Tiefbaubereich mit maschineller Gerätetechnik) durch die Einspannung der gesamten Matte (bei Bahnenbreiten bis 2,20 m und Bahnenlängen bis 100 m) im angrenzenden Erdreich.

Bild 1.  Aufbau der Sandschutzmatte DuoLiner MDDS – beim DuoLiner HGS besteht die mineralische Mattenbefüllung aus einem Sand-Zement-Gemisch

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DIE WELT DER GEOKUNSTSTOFFE Weitere Vorteile ergeben sich aus der hohen projektspezifischen Anpassungsfähigkeit des Systems. So lassen sich in Abhängigkeit der zu erbringenden Schutzwirkung und der Standortbedingungen am Einsatzort sowohl die Rezeptur des Gemisches im Matteninneren (u. a. variable Korngröße 0 bis 4 mm; Bindemittelart, -anteil und -güte) als auch das verwendete Gewebe (u. a. beschichtete/unbeschichtete Ausführung, Gewebefarbe, Verwendung von zugfesten und hochzugfesten Fäden und Garnen) entsprechend variieren.

Praxiseinsatz Im Rahmen von Um- und Neubauarbeiten am Umspannwerk Conneforde wurden zum Schutz der 110 kV-Leitungen des Netzbetreibers Avacon AG DuoLiner HGS-Matten eingesetzt. Alternativ zu den ausgeschriebenen Gehwegplatten wurden DuoLiner HGS-Bahnen auf ca. 600 m Grabenlänge durch das bauausführende Unternehmen Christoffers Kulturbau GmbH verlegt. Der geringe Verlegeauf-

wand durch das einfache Ausrollen der in der Einbauphase noch flexiblen DuoLiner HGS-Bahnen mit konventioneller Gerätetechnik trug dazu bei, dass der enge Terminplan eingehalten werden konnte. Ein weiterer positiver Aspekt entsteht durch die Verwendung von in rotem Signalfarbton gehaltenem Doppelabstandsgewebe, das zur zusätzlichen visuellen Schutzwirkung beiträgt.

Literatur [1] Gose, N.; Ahlers, U.; Schröder, J.: DuoLiner HGS – ein innovatives Schutzsystem für den Erdkabel- und allgemeinen Leitungsbau. In: GeoResources Zeitschrift 4/2017, S. 7–11.

Weitere Informationen G quadrat Geokunststoffgesellschaft mbH Adolf-Dembach-Straße 4a, 47829 Krefeld Tel. (02151) 788 83-0, Fax (02151) 788 83-33 info@gquadrat.de, www.gquadrat.de

Kunststoffrohrverband veröffentlicht Jahresbericht 2018 und bestätigt Vorstand Pünktlich zur diesjährigen Jahrestagung am 27. September 2018 legte der Kunststoffrohrverband e. V. (KRV) seinen umfangreichen Geschäftsbericht 2018 vor. Im Geiste der Nachhaltigkeit veröffentlichte der KRV ihn erstmalig ausschließlich als digitale Version zum Download auf seiner Website und verzichtet damit auf eine Print-Version. Der Bericht illustriert die Ergebnisse der Verbandsarbeit und stellt zu großen Teilen seine Aktivitäten und Herausforderungen vor dem Hintergrund der „technischen“ und „politischen“ Umfeldbedingungen dar. Insofern ist der Bericht 2018 mehr als nur ein Report über das Geleistete. Er empfiehlt sich allen an Kunststoffrohrsystemen fachlich Interessierten zum Download unter www.krv.de. Auf der am Folgetag stattgefundenen Mitgliederversammlung standen dann auch Wahlen zum KRV-Vorstand

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an. Michael Schuster, Geschäftsführer der Wavin GmbH, wurde in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Dem Vorstand gehören weiterhin an: Dipl.-Ing. Oliver Denz, Geschäftsführer der Westfälische Kunststoff Technik GmbH (stellv. Vorsitzender) sowie Marcus Wittmann, Geschäftsführer der Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH + Co. KG.

Weitere Informationen: Kunststoffrohrverband e. V. Fachverband der Kunststoffrohr-Industrie Kennedyallee 1–5, 53175 Bonn Tel. (0228) 914 77-13, Fax (0228) 914 77-19 info@krv.de, www.krv.de

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Betriebshöfe – jeder bewirtschaftet Regenwasser auf seine Art: Abwasserrecycling nach Anhang 49 der Abwasserverordnung und Regenwassernutzung wird im Idealfall kombiniert Gemeinden, Landkreise und Bundesländer unterhalten Betriebshöfe mit Fuhrparks und Werkstätten. Regenwasserbewirtschaftung in Verbindung mit Waschwasseraufbereitung ist für die ­meisten dieser Einrichtungen selbstverständlich – auch bei privaten sowie kommunalen Verkehrsbetrieben mit Bussen und Bahnen wie bei der Betriebswerkstatt der Hohenzollerischen Landesbahn in Immendingen und dem Regensburger Kommunalen Fahrzeugpark. Waschwasserrecycling ist für Betriebshöfe mit Fuhrparks und Werkstätten vorgeschrieben. Die Betriebsleiter beider Objekte haben seit 2003 bzw. 2005 sehr gute Erfahrungen mit der Kombination von Waschwasseraufbereitung und Regenwassernutzung gemacht. Übereinstimmend stellen sie nach mehr als 13 Jahren fest, dass weiches Regenwasser zu diesem Zweck besser geeignet ist als Trinkwasser. Eine Fachschrift des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen aus dem Jahr 2015 bestätigt dies.

Bild 1.  Betriebswerkstätte der Hohenzollerischen Landesbahn in Immendingen, 2003 neu gebaut. Das auf den Dachflächen auftreffende Regenwasser wird gesammelt. Es dient als Frischwasser beim letzten Spülgang und ersetzt den Verschleppungsverlust bei der Kreislaufführung des Waschwassers.

Reinigung der Schienenfahrzeuge in Immendingen: ­Portalwaschanlage mit Regenwasser Die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) bedient als Privatbahn im Süden Baden-Württembergs Bahnstrecken und Buslinien. Seit ihrer Gründung im Jahr 1899 hat sie sich von einer Kleinbahn zum mittelgroßen Anbieter mit 60 Triebwagen und 50 Omnibussen entwickelt. Die HzL betreibt drei Waschanlagen an verschiedenen Orten. Dabei anfallendes Abwasser muss laut gesetz­ lichen Vorgaben gereinigt und wiederverwendet werden. Das schreibt der Anhang 49 der Abwasserverordnung vor. Eine Besonderheit der hier vorgestellten Zug-Waschanlage ist, dass sie die normalen Wasserverluste im Kreislaufverfahren statt mit Trinkwasser mit Regenwasser ausgleicht. Damit erfüllt die HzL zusätzlich die Forderungen des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG 2009) nach dezentraler Bewirtschaftung von Niederschlag. Dies geschah schon viele Jahre, bevor dieses Bundesgesetz am 1. März 2010 in Kraft getreten ist. Die Regenwassernutzung bei HzL ist ein Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Wasser und zahlt sich Jahr für Jahr bei den Betriebskosten aus. Für die Schienenfahrzeuginstandhaltung und -pflege wurde der Service-Stützpunkt in Immendingen errichtet und im Jahr 2003 in Betrieb genommen. Hinter einem der Einfahrtstore steht die Portalwaschanlage. Hier werden täglich 5–6 Schienenfahrzeuge gereinigt. Helmut Müller, Leiter der Betriebswerkstatt in Immendingen, lässt ca. 25 Wäschen wöchentlich durchführen, jeder Zug ist 1 × pro Woche dran. „Wie bei einer Portalwaschanlage üblich, bewegen sich die Reinigungsbürsten selbstständig über das Fahrzeug, auch am Dach“, sagt er. „Für jeden Zugtyp haben wir ein passendes Reinigungsprogramm in der Anlagensteuerung gespeichert. So werden Spiralfedern an der Seite der Fahrzeuge von den

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Bild 2.  Betriebswerkstatt der Hohenzollerischen Landesbahn in Immendingen: Zur ­Instandhaltung und Pflege der Schienenfahrzeuge gehört eine Wäsche pro Woche in der Portalwaschanlage mit Kreislauf- und Regenwasser. (Fotos 1 und 2: König)

Bürsten automatisch umfahren. Auch Front und Heck mit ihren ­fettigen Puffern bekommen eine entsprechend angepasste Behandlung.“ Abwasser, das von der Vorwäsche der Züge stammt oder unabhängig von der Waschanlage in der Werkstatt anfällt und mineralölhaltige Kohlenwasserstoffe enthalten kann, wird mit einer Abscheideanlage Klasse I und Klasse II nach EN 858/DIN 1999-100 behandelt, bevor es in den öffentlichen Abwasserkanal gelangt. Dass für die Wäsche Regenwasser zur Verfügung steht, hat mehrere Vorteile. Zunächst verringert sich die Niederschlagsgebühr an die Kommune für die genutzte Menge – sie wurde schließlich nicht an den Kanal abgegeben. Allerdings muss dies durch einen zusätzlichen Wasserzähler nachgewiesen werden. Dann entfällt in der gleichen Menge Trinkwasser, das ansonsten zum regelmäßigen Auffüllen der Waschwasservorlage benötigt worden wäre. Auch dafür wird die Gebühr gespart. Weitere Vorteile ergeben sich, wie bei der nachfolgend beschriebenen Bus-Waschanlage, aus der „weichen“ Beschaffenheit des Regenwassers.

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Kanal- und Rohrleitungsbau Bautafel Hohenzollerische Landesbahn HzL, Güterbahnhofstraße 8, 78194 Immendingen –– nutzt Regenwasser in der Portalwaschanlage für Schienenfahrzeuge –– recycelt das abfließende Waschwasser nach Anhang 49 ­AbwVo –– behandelt Oberflächen- und Werkstattabfluss vor Ableitung in die Kanalisation ■■  Planung: Walter-Bau SF-Bau Direktion SW ■■  Waschwasseraufbereitung: ■■  NeutraClear C 2500 mit Vorbehandlungsanlage NeutraTwin 8700 ■■  Entnahmebehälter NeutraSam 5000 ■■  Oberirdische Betriebswasservorlage 2.000 l ■■  Regenwasservorlage 1.000 l ■■  Abwasserbehandlung: NeutraCom 10-5000 mit Alarmanlage und Probeentnahmeschacht ■■  Lieferung: Mall GmbH ■■  Fertigstellung: 2003

Reinigung der Busse in Regensburg: Durchfahrwaschanlage mit Regenwasser Die Regensburger Kommunaler Fahrzeugpark GmbH (RFG) mit ca. 60 Mitarbeitern unterhält bereits seit 1964 den Betriebshof in der Markomannenstraße und ist u. a. für 110 Stadtlinienbusse zuständig. Die bestehende BusWaschanlage war nicht mehr sanierungsfähig und musste von Grund auf neu konzipiert werden. Damit bot sich die Gelegenheit, zum Ausgleich des Verschleppungsverlustes (Wasserverlust an den Oberflächen von Waschhalle und Fahrzeugen sowie bei der Schlammentsorgung, ca. 30 % pro Waschgang) einen Teil des auf den Dachflächen der 3-teiligen Abstellhalle anfallenden Regenwassers zu verwenden, anstatt weiterhin Trinkwasser zu „kaufen“. Das Auffüllen geschieht durch Regenwasser, welches aus dem Vorlagebehälter im letzten Spülgang auf die Fahrzeuge gesprüht und dann Bestandteil der Kreislaufführung wird.

Bild 4.  Betriebshof Regensburger kommunaler Fahrzeugpark. Unterirdischer Regen­ speicher aus Betonfertigteilen mit 66 m 3 Fassungsvermögen. Links Überlauf, rechts Zulauf und Unterwassermotorpumpe mit Entnahmeleitung. (Foto: RFG)

Dass Regenwasser statt Trinkwasser kontinuierlich zum Ausgleich der fehlenden Menge verwendet wird, bringt Einsparungen bei den Trinkwassergebühren mit sich. Betriebskosten für Pumpenstrom und Filterreinigung müssen gegengerechnet werden, fallen erfahrungsgemäß jedoch kaum ins Gewicht. Für die Instandhaltung und Pflege der Busse wurde im Jahr 2005 die neu erstellte Halle in Betrieb genommen. Hinter einem der Einfahrtstore steht die Waschstraße. Hier fahren witterungsabhängig bis zu 60 Fahrzeuge pro Tag durch. Der Niederschlag von ca. 1.000 m2 Dachfläche wird per Filterschacht gereinigt, in einem Großbehälter mit 66 m3 Fassungsvermögen gesammelt und von dort in den Vorlagebehälter gepumpt. Zur Waschwasseraufbereitung dient eine bauaufsichtlich zugelassene Kreislaufbehandlungsanlage. Sie besteht aus mehreren unterirdisch eingebauten Behältern. Im ersten erfolgt die Vorbehandlung durch Schlammfang und Vorabscheider. Dabei wer-

Bild 3.  Regenwasserbewirtschaftung in Verbindung mit Waschwasseraufbereitung. Kreislaufwasser­behandlungsanlage NeutraClear: F­ unktionsschema ­Recycling (rechts) und Regenwassereinspeisung (links).

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kommt und Mineralstoffe auslöst, hat seinerseits eine hohe Leitfähigkeit und hinterlässt Rückstände auf den Fahrzeugen. Es eignet sich daher zur Auffrischung des Waschwassers weniger gut als Regenwasser. Auch die Trinkwassergebühren sprechen dagegen. Darüber hinaus erfüllt die RFG Forderungen des WHG 2009 nach dezentraler Bewirtschaftung von Niederschlag – und begann damit schon fünf Jahre, bevor dieses Bundesgesetz am 1. März 2010 Gültigkeit bekam. Im Rückblick stellt Andreas Riebel, stellvertretender Betriebsleiter, fest, dass die Regenwassernutzung bei der RFG nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz ist, sondern sich auch auf lange Sicht bewährt: „Den über 13 Jahre nahezu störungsfreien Betrieb führe ich vor allem auf das wirksame Verfahren und die unkomplizierte Technik unserer Waschwasseraufbereitung zurück. Kein störender Geruch! Wir haben eben nicht die billigste, wohl aber die zuverlässigste Anlage gekauft“.

Bild 5.  Betriebshof Regensburger kommunaler Fahrzeugpark. Oberirdische Vorlagebehälter für das gereinigte Kreislaufwasser und das Regenwasser. Von hier aus wird die Waschstraße für Busse versorgt. (Grafik/Foto 3 und 5: Mall)

den sowohl absinkende wie auch aufschwimmende Stoffe zur weitgehenden Entlastung und Schonung der nachfolgenden Anlagentechnik zurückgehalten. Im zweiten Becken erfolgt die mechanisch-biologische Aufbereitung, im dritten lagert das so gereinigte Wasser, bis es im oberirdischen Vorlagebehälter benötigt wird. In bestimmten Zeitabständen, abhängig von der Außentemperatur, wird dieses bereitstehende Betriebswasser umgewälzt, um einer Geruchsbildung vorzubeugen. Aus der Zisterne wird Regenwasser ebenfalls in einen oberirdischen Vorlagebehälter gepumpt, kann dort jedoch ohne Belüftungsmaßnahmen bevorratet werden, da es keine nennenswerten organischen Bestandteile hat. Somit können Betriebs- und Regenwasser beliebig für einzelne Waschschritte eingesetzt werden. Die Beschaffenheit des von Natur aus weichen Regenwassers ist ideal, denn es hinterlässt keine Kalkschleier auf Lack und Scheiben. Und es reduziert vor allem im Winter die Leitfähigkeit des Betriebswassers, d. h. es gleicht die durch mehrfache Aufbereitung allmählich ansteigende Salzkonzentration des recycelten Waschwassers aus. Trinkwasser, insbesondere aus Grund- und Quellwasser, das mit Gestein in Berührung

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Bautafel Kommunaler Fahrzeugpark RFG, Markomannenstraße 1, 93053 Regensburg –– nutzt Regenwasser in der Durchfahrwaschanlage für Stadt­ linienbusse –– recycelt das abfließende Waschwasser nach Anhang 49 ­AbwVo –– behandelt Oberflächen- und Werkstattabfluss vor Ableitung in die Kanalisation ■■  Planung: Ing.-Büro Scholz, Regensburg ■■  Waschwasseraufbereitung: NeutraClear C 2000 ■■  Regenwassersammlung: Betonfertigteilspeicher 66 m3 und Filterschacht S 2500 ■■  Abwasserbehandlung: NeutraMax mit integriertem Schlammfang NS 10-2500 ■■  Lieferung: Mall GmbH ■■  Fertigstellung: 2005

Weitere Informationen: Mall GmbH Hüfinger Straße 39–45, 78166 Donaueschingen Tel. (0771) 80 05-0, Fax (0771) 80 05-100 info@mall.info, www.mall.info Klaus W. König Sachverständigen- und Fachpressebüro Jakob-Kessenring-Straße 38, 88662 Überlingen Tel. (07551) 613 05 mail@klauswkoenig.com, www.klauswkoenig.com

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Von links nach rechts den Rhein entlang – neue Fernwärmetrasse für den Kölner Osten

Bild 1.  Für die Verlegung einer neuen Fernwärmetransportleitung in der Stadt Köln vom linksrheinischen Kraftwerk Niehl 3 zu den rechtsrheinisch gelegenen, perspektivisch neuen Anschlussgebieten kommen große Haltungslängen SBH Einfachgleitschiene mit Verbauplattenlängen von bis zu 7 m zum Einsatz – der Verbau wurde geplant und geliefert von der BSO Bau Service Ossig GmbH

Für die Stadt Köln hat die Nutzung von Fernwärme zur Nahversorgung ihrer über 500.000 Haushalte lange Tradition. Bereits in den 1960er-Jahren wurde mit dem Ausbau des heutigen Fernwärmenetzes begonnen und dieses wurde seitdem kontinuierlich erweitert. Mit dem im Frühjahr 2016 in Betrieb genommenen Gas- und Dampfturbinenkraftwerk „Niehl 3“ wurde ein weiterer Meilenstein in der Sicherung der Fernwärmenahversorgung der Stadt gelegt. Die hohe Auslegung des Standorts Niehl 3 ermöglicht es, perspektivisch auch neue Stadtgebiete an das vorhandene Fernwärmenetz anzuschließen. Um den fehlenden Zusammenschluss zwischen dem linksrheinischen Kraftwerksstandort und den rechtsrheinisch gelegenen neuen Versorgungsgebieten zu ermöglichen, waren im Vorfeld enorme Erd- und Rohrleitungsarbeiten notwendig. Die Trasse der Fernwärmetransportleitung wurde zunächst in offener Bauweise auf einer Länge von über 1 km vom Kraftwerk „Niehl 3“ in Köln-Niehl in südliche Richtung bis zum linksrheinischen Übergabepunkt zum Rheindüker in Höhe des Zubringers der Mülheimer Brücke geführt.

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Nach Unterquerung des Rheins wurde ab dem rechtsrheinischen Übergabepunkt in Höhe des Mülheimer Festplatzes die Verlegung in offener Bauweise auf einer Länge von ca. 1,5 km über die Köln-Mülheimer Hafenstraße Richtung ­Auenweg fortgesetzt. Aufgrund der Verlegung von kunststoffummantelten Stahlrohren DN 700 als Vor- und Rücklauf mit Einzellängen von bis zu 12 m stellte sich dem ausführenden Bauunternehmen, der STRABAG AG, Bereich Rheinland, die Frage nach dem für diese Aufgabe am besten geeigneten Verbausystem. Gute Erfahrungen aus der Zusammenarbeit bei früheren Baumaßnahmen führten schnell zur Kontaktaufnahme mit den Verbauspezialisten der BSO Bau Service Ossig GmbH. In einem persönlichen Gespräch mit Eckhard Ossig, Inhaber der BSO Bau Service Ossig GmbH, wurden zunächst die technischen Rahmenbedingungen besprochen. Gemeinsam wurde ein Konzept erarbeitet, das die Rohrdimensionen und -längen, die Verlegung als Vor- und Rücklaufleitung und die gewünschten großen Vorhaltungsstrecken zum ordnungsgemäßen Schweißen, zur Druckprüfung

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Bild 2.  Eine weitere Herausforderung im Bauverlauf: Durchörterung der Hochwasser­ schutzwand rheinseits – nur möglich in engem Zeitfenster mit ständigem Blick auf die Veränderungen des Rheinpegels und mit dem gewählten Gleitschienensystem zügig und sicher erledigt

und zum Beproben der verlegten Rohre optimal berücksichtigten sollte. Auf dieser Grundlage fiel die Wahl des Verbausystems schließlich zugunsten eines Gleitschienensystems, welches die Erfüllung aller gestellten Vorgaben in optimaler Weise sichern und zudem den weiteren Baufortschritt zusätzlich begünstigen sollte. Zur Verwendung kam das SBH Einfachgleitschienensystem Typ Rollenschlitten in 3.500 mm Länge,

kombiniert mit SBH Gleitschienenverbauplatten. Aufgrund der Rohrlängen wurden vorrangig größere Plattenlängen in 6–7 m Länge verwendet. Für den normgerechten Verbau von querenden Leitungen kamen zusätzlich SBH Dielenkammerplatten in Kombination mit systemgebundenen Untergurtungen und Kanaldielen Typ KD 6-8 zum Einsatz. Der Gleitschienenverbau wies auf dieser Baustelle gleich mehrere Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Boxenverbau auf: Zum einen konnte durch die nur lose geführten Gleitschienenplatten ein streckenweise geforderter Stufenkanal durch unterschiedlich tiefes Absenken der Verbauplatten auf den gegenüberliegenden Seiten schneller ausgeführt werden. Zum anderen vereinfachten die im Schnitt 6–7 m langen Verbauplatten das Einbringen der bis zu 12 m langen Rohre im Vergleich zu kürzer dimensionierten Boxensystemen erheblich. Durch das stufenlose Einstellen der Rollenschlitten und damit der Rohrdurchlasshöhe wurden ein großer Freiraum für die Baggerarbeiten sowie optimale Voraussetzungen für die Verlegung der langen Rohre geschaffen. Ein bauseitiges Vorhalten diverser Zwischenstücke gewährleistete zudem die Möglichkeit – auch kurzfristig – den Verbau für sogenannte Schweißgruben schnell zu verbreitern und anschließend wieder zurückzubauen. Die BSO Bau Service Ossig GmbH als Vertriebspartner des Verbauherstellers SBH Tiefbautechnik GmbH erarbeitete im Vorfeld mit dem verantwortlichen Bauleiter einen präzisen Ablaufplan, zu welchen Terminen die zeitweise über 300 lfd. m Gleitschienenverbau in welchen Spezifikationen zur Verfügung gestellt werden sollten. Die Mitarbeiter der BSO Bau Service Ossig GmbH sind es gewohnt, dass speziell für Fernwärmetrassen große Haltungslängen gefordert werden. Aufgrund der hier benötigten Mengen im Gleitschienensystem und einem eng gesteckten Zeitfenster mit nur geringer Gesamtvorlaufzeit war dieses Bauvorhaben allerdings auch für das gesamte Team des auf Vermietung und Verkauf von Verbausystemen spezialisierten Full-Service-Anbieters eine besondere Herausforderung. Durch engmaschige, immer wieder aktualisierte Absprachen mit Bauleitung und Baustelle gelang es schließlich, die Baustelle „just in time“ zu jeder Zeit optimal mit den jeweils benötigten Materialien zu bestücken. Die frühzeitig abgeschlossenen Verbauarbeiten bestätigten der STRABAG AG einmal mehr, mit der Wahl der BSO Bau Service Ossig GmbH als Verbaupartner die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Weitere Informationen:

Bild 3.  Durchörterung Hochwasserschutzwand stadtseits (Fotos: Bau Service Ossig GmbH)

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Bau Service Ossig GmbH Am Fuchsberg 2, 52511 Geilenkirchen Tel. (02451) 48 40 90, Fax (02451) 48 40 49 info@verbau.net, www.verbau.net

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Neuer Mischwasserkanal für die Bahnhofstraße in Immenstadt Braune HS®-Kanalrohre, VPC®-Rohrkupplungen, BI-Adapter, HS®-Abzweige mit VARIOmuffen sowie ein speziell für die Kanalbaubaumaßnahme angefertigter Eiprofiladapter mit Übergang auf kreisrunde Rohre waren die Hauptkomponenten eines Pilotprojekts, bei dem die Geiger Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG im Auftrag der Stadt Immenstadt i. Allgäu erstmals Produkte der Funke Kunststoffe GmbH einsetzte. Im April 2018 begannen die Tiefbauarbeiten in der Bahnhofstraße, bei denen ein ca. 200 m langer Abschnitt eines Mischwasserkanals aufgrund des schlechten Zustandes erneuert wurde. Die im Rahmen der Neugestaltung des Innenstadtbereichs von Immenstadt durchgeführten Arbeiten an der unterirdischen Infrastruktur konnten Ende Juni 2018 planmäßig und erfolgreich abgeschlossen werden. Neben der Wirtschaftlichkeit des Angebots waren es vor allem die technischen Rahmendaten, mit denen die Produkte aus dem Funke Kanalrohrsystem punkten konnten – so z. B. mit Blick auf die hohe Stabilität und Sicherheit sowie die einfache und flexible Handhabung an der Einbaustelle. Die Stadt Immenstadt i. Allgäu hat bereits im Jahr 2012 ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) verabschiedet, in dem insbesondere der Neu­ gestaltung der Bahnhofstraße erhebliche Bedeutung für die Attraktivität der Innenstadt zugemessen wurde. „Unter anderem soll die Bahnhofstraße mit besonderen Platzsituationen und Straßenaufweitungen sowie durch gezielte Baumneupflanzungen und einladendes Stadtmobiliar als repräsentativer Verbindungs- und Aufenthaltsraum gestaltet werden“, erläutert Robert Kennerknecht, Geschäfts­ bereich Bauen/Umwelt, Leitung Referat Tiefbauder Stadt. „Bei einer reduzierten Straßenbreite von 5 m wird das Tempo gemäß den Anforderungen der Auslobung künftig auf 30 km/h beschränkt. Ziel ist, die gesamte Bahnhofstraße in ihrer Wertigkeit, Formensprache und Farbwelt aufzuwerten.“ Kennerknecht weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass im Zuge der Planungen für diese Umbaumaßnahmen auch der Zustand der unterirdischen In­ frastruktur im Innenstadtbereich untersucht wurde. Aufgrund der durchgeführten Kamerabefahrungen und den daraus resultierenden Zustandsbewertungen ergab sich insbesondere für den alten Mischwasserkanal unter der Bahnhofstraße Handlungsbedarf. „Das Eiprofil aus Beton wies relativ starke Schäden auf, sodass nur eine Neuverlegung in Frage kam“, so Robert Kennerknecht weiter.

Erstmals Werkstoff PVC-U Hierbei entschieden sich der Auftraggeber und das zu­ ständige Planungsbüro Bauen und Umwelt (PBU) erstmals für die Verwendung von Kanalrohren aus dem Werkstoff PVC-U. Zum Einsatz kamen braune HS®-Kanalrohre in den Nennweiten DN/OD 400 und DN/OD 500 der Funke Kunststoffe GmbH. Sie zeichnen sich durch hohe Stabilität, hohe Sicherheit und gute Verlegbarkeit aus. Der Umstand, dass die Rohre aufgrund des leichten Gewichts auf der Baustelle mit nur geringem Aufwand einfach und flexi-

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Bild 1.  Produkteigenschaften wie das niedrige Eigengewicht sorgen für ein einfaches Handling der HS®-Kanalrohre an der Einbaustelle

bel zu verarbeiten sind, hat vor Ort an der Einbaustelle überzeugt – das belegen die positiven Rückmeldungen von Bauleiter, Polier und Mitarbeitern des ausführenden Unternehmens.

Gute Produkteigenschaften Äußerungen wie diese hört Ralph Seidel, Fachberater Außendienst, Geschäftsbereich Tiefbau der Funke Kunststoffe GmbH, auf vielen Baustellen. Alle Bauteile des HS®-Kanal­ rohrsystems sind wandverstärkt. Sämtliche Formteile entsprechen der Rohr-Klasse SDR 34. „Das Rohr­system verfügt mindestens über eine Ringsteifigkeit von ≥ 12 kN/m2“, erklärt Ralph Seidel. „Das heißt, schon ab einer Verlegetiefe von 0,5 m hält es Verkehrslasten bis SLW 60 stand.“ Die wurzelfesten und wurzeldichten Rohrverbindungen, die gute Hydraulik und die absatzfreien Verbindungen fördern eine sichere Wasserableitung. Auch die Verlegevorteile spielen eine Rolle. HS®-Kanalrohre haben sich als wirtschaftlich erwiesen – vom Transport über das Abladen bis hin zum Verlegen. Eine Aussage, die M. Eng. Dipl.-Ing. (FH) Joachim Heßmann, Bauleiter Tief- und Straßenbau der Geiger Hochund Tiefbau GmbH & Co. KG, bestätigt: „Der Grund hier-

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Bild 2.  Alle Bauteile des Kanalrohrsystems sind mit ­einer fest integrierten FE®-Dichtung ausgestattet

Bild 3.  Eine perfekte Kombination: Mit BI-Adapter und VPC®-Rohrkupplung lassen auch dauerhaft dichte Verbin­ dungen zu Rohren schaffen, die nur innen kreisrund sind

für liegt vor allem in dem niedrigen Eigengewicht, das schwere Baugeräte zum Einfädeln überflüssig macht.“. Polier Bernhard „Paule“ Müller von der Geiger Hochund Tiefbau GmbH & Co. KG hat vor allem ein anderes bautechnisches Merkmal überzeugt: Alle Bauteile des Kanal­rohrsystems sind mit einer fest integrierten FE®Dichtung ausgestattet. Dabei ist das Dichtungsmaterial an den Stützring aus PP angespritzt. Bereits ab Werk ist die Dichtung in die vorgeformte Sicke bzw. Dichtungskammer eingelegt, sodass ein Herausdrücken oder Vergessen beim Verlegen gar nicht mehr auftreten kann – ein Umstand, der erheblich dazu beiträgt, Verlegefehler zu vermeiden

Für alle Anschlusssituationen gerüstet Im Rahmen der Tiefbaumaßnahme wurden zusätzlich 15 Hausanschlüsse neu erstellt. Sie wurden über den HS®Abzweig 45° in den Sammler eingebunden. Das Formteil kann mit einer VARIOmuffe ausgestattet werden. Sie sorgt dafür, dass angeschlossene Rohrverbindungen schwenkbar sind. Ein integriertes Kugelgelenk lässt sich im Bereich von 0° bis 11° frei bewegen – ein entscheidender Vorteil bei der Verlegung von Hausanschlussleitungen, bei denen es erfahrungsgemäß zu Zwängungen im Muffenbereich kommen kann. Mögliche Folgen sind Undichtigkeiten oder Wurzel­ einwuchs. Beim Übergang der neuen Hausanschlussleitungen an die alten Rohrmaterialien der betroffenen Grundstücke setzten die Tiefbauer darüber hinaus die Funke VPC®Rohrkupplung ein. „Hiermit lassen sich Rohre der gleichen Nennweite aus unterschiedlichen Werkstoffen optimal und sicher miteinander verbinden – und das trotz bauartbedingt stark unterschiedlicher Außendurchmesser“ so Ralph Seidel weiter. Die VPC®-Rohrkupplung besteht aus einer reduzierbaren Dichtmanschette aus Elastomergummi, einem zentrisch reduzierbaren Fixierkorb aus Kunststoff sowie

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Bild 4.  Eingebauter Eiprofiladapter. Eine VPC®-Rohr­ kupp­lung sorgt für eine dichte Verbindung mit dem nächsten Rohr ­(Fotos: Funke Kunststoffe)

zwei Edelstahlbändern zur Krafteinleitung für eine beidseitige, separate und stufenlose Durchmesseranpassung.

Lösung für Sonderfälle In den Fällen, in denen die alten Hausanschlussleitungen nur innen kreisrund sind – wie z. B. Betonrohre mit Fuß oder Betonrohre mit Scheitelverstärkung – sorgt der Funke BI-Adapter® für eine zuverlässige Verbindung. Der Adapter besteht aus einer Innenhülse aus nicht rostendem Stahl, einer abdichtenden EPDM-Manschette und einem Spreizkeil, der ebenfalls aus nicht rostendem Stahl gefertigt ist. Nach dem Einsetzen ins Rohr wird die EPDM-ummantelte Hülse durch das Einschlagen des Keils geweitet und an die Rohr-Innenwandung des Rohres formschlüssig angepresst. Mehrere ringförmig angeordnete Dichtungsrippen sorgen für eine dichte Verbindung. Auf das andere Ende des BIAdapters wird im nächsten Arbeitsschritt die im Lieferumfang enthaltene VPC®-Rohrkupplung aufgesetzt und befestigt. Damit ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass ein außen kreisrundes Rohr angeschlossen werden kann. Rohre und Formteile aus der Funke-Produktpalette haben bei dem Pilotprojekt in Immenstadt überzeugen können. Die beteiligten Baupartner zeigen sich nach Abschluss der Tiefbaumaßnahmen mit dem Ergebnis zufrieden – sowohl in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und technische Parameter wie auch mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte. Ende Oktober 2018 war die neu gestaltete Bahnhofstraße für Einwohner und Besucher wieder zugänglich. Weitere Informationen: Funke Kunststoffe GmbH 59071 Hamm-Uentrop, Siegenbeckstraße 15, Industriegebiet Uentrop Ost Tel. (02388) 30 71-0, Fax (02388) 30 71-75 50 info@funkegruppe.de, www.funkegruppe.de

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

Meilenstein der Rohrsanierung in luftiger Höhe: Trinkwasserleitung an Brücke saniert Es war ein Projekt, wie es so zuvor noch nicht durchgeführt wurde – hierin waren sich die Baupartner nach der Sanierung der Trinkwasserleitungen innerhalb des Brückenkörpers der Ponte Punta Penna Pizzone di Taranto über dem Mar Piccolo in Italien einig. Unter der Federführung der ROTECH Srl, dem italienischen Tochterunternehmen der DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG, hatte ein interdisziplinäres Planungsteam aus den Bereichen Rohrsanierung, Stahlbau, Werkstoffe, Hydraulik, Statik und Seilbahnbau ein überzeugendes Konzept für die ­Sanierung von vier Stahlleitungen DN 500 entwickelt. Die Trinkwasserleitungen mit einer Länge von jeweils ca. 1.200 m sind frei beweglich in 9 m Höhe unter der Fahr­ bahn­decke der Brücke ohne Bettung aufgehängt. Eine derart außergewöhnliche Baustellensituation erforderte indes besondere Maßnahmen, denn das Sanierungsergebnis sollte einem Neubau der Druckrohrleitung gleichkommen, ohne jedoch bauliche Veränderungen an der Brü­cken­sub­ stanz vorzunehmen. Hier fiel die Wahl auf das DynTecVerfahren der DIRINGER & SCHEIDEL Rohrsanierung und die Experten der ROTECH Srl. Das Ergebnis: Die Herausforderungen des „Taranto-Projektes“ wurden in jeder Hinsicht mit Bravour gemeistert. Mit ihren 14 Pfeilern, einer Höhe von 47 m und einer Länge von 1.907 m ist die Ponte Punta Penna Pizzone di Taranto, 1977 errichtet, eine der längsten Spannbetonbrücken Europas. Die Trinkwasserversorgung der in der süditalienischen Provinz Apulien gelegenen 200.000 Einwohner zählenden Stadt Taranto verläuft in einem Teilabschnitt der Trasse innerhalb des Brückenkörpers. Im Rahmen einer detaillierten Inspektion der Leitungen seitens des Netzbetreibers, der Acquedotto Pugliese S.p.A., trat der erhebliche Sanierungsbedarf zutage: Alle vier stählernen Leitungsstränge waren in der Rohrleitungssubstanz durch Korrosion erheblich geschädigt, dies ging in weiten Bereichen der Rohrleitung mit Wandstärkenverlusten von bis zu 75 % einher. In Anbetracht der Schadensbilder und der Bedeutung der Leitungen für die Versorgungssicherheit der Stadt bestand die dringliche Notwendigkeit, die Rohrleitungen in ihrer Gesamtheit zu sanieren.

Bild 1.  Die 1977 errichtete „Ponte Punta Penna Pizzone di Taranto“ gilt als eine der längsten Spannbetonbrücke Europas

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Bild 2.  Schematische Darstellung des DynTec-Verfahrens

Enorme Herausforderung „Bei der Sanierung einer derart geschwungen verlaufenden und frei aufgehängten Leitung in ca. 9 m Höhe, die sich zudem im Inneren eines schwer zugänglichen Brückenkörpers befindet, werden jedoch noch weitaus komplexere Anforderungen an Aufbringung und Abfangung der erforderlichen bzw. resultierenden Kräfte gestellt als bei erdverlegten Leitungen. Diese Aspekte fanden im Rahmen unserer Planung unter der Leitung von Dipl.-Ing. Dieter Schölzhorn als Fachplaner daher besondere Beachtung“, erläutert Dipl.-Ing. Jens Wahr, Fachbereichsleiter Druckrohrsanierung der D & S Rohrsanierung. „Gerade die fehlende Bettung, die sonst beim Einzug die auftretenden Kräfte abfängt, machte die ganze Sanierung so anspruchsvoll“, so Jens Wahr weiter. „Wir mussten also die für das Verfahren erforderlichen Zugkräfte genau ermitteln und dafür sorgen, dass diese an geeigneten Stellen abgefangen werden konnten.“

Im Team zum Ziel Zur Lösung der komplexen Aufgabe stellte Jems Wahr mit Karl-Heinz Robatscher von der Rotech Srl ein Team von Fachleuten zusammen, das ein Konzept als Basis für die erfolgreiche Sanierungsmaßnahme erarbeitete. Den technischen Dreh- und Angelpunkt bildete das DynTec-Verfahren, bei dem der vor Ort gefertigte Rohrstrang während des Einzugs vorübergehend in seinem Durchmesser reduziert wird. Dieser stellt sich dann nach Abschluss des Installa­ tionsvorgangs allein durch den Memory-Effekt des Werkstoffs PE wieder annähernd auf seinen Originaldurchmesser zurück. Dabei sind, je nach örtlicher Situation, Sanierungslängen von 1.000 m und mehr möglich. Die zu den sogenannten Close-Fit-Lining-Verfahren zählende Sanierungsmethode hat ein statisch selbsttragendes, widerstandsfähiges Neurohr zum Ergebnis, welches mit geringstmög­ lichem Querschnittsverlust eine hohe Lebensdauer sicherstellt und auf Grund seiner glatten Oberflächenstruktur die hydraulische Leistungsfähigkeit der ursprünglichen Leitung komplett erhält. „Hierauf aufbauend wurden in der weiteren Planung unter anderem die Aufbringung der Windenkraft, die Aufnahme der Längs- und Querkräfte innerhalb der Rohrleitung und die Aufnahme der am Gesenk wirkenden Kräfte näher betrachtet“, erklärt Jens Wahr.

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mente sowie die für die Umlenkungen erforderlichen Bauteile in die Brücke transportiert und vor Ort montiert. Die Schwertransporte innerhalb der Brücke erfolgten mittels elektrisch betriebener Laufkatzen, wobei ein noch aus der Bauzeit der Brücke stammendes Schienensystem genutzt werden konnte. „Die Erarbeitung von Lösungen wie diesen haben allen Beteiligten im Vorfeld schlaflose Nächte bereitet“, weiß Jens Wahr. Auf der anderen Seite hätten die Herausforderungen des Projektes auch für das nötige Adrenalin gesorgt, das man für die erfolgreiche Realisation von Pionierleistungen wie dieser benötige.

Unmögliches möglich gemacht

Bild 3. 90°-Umlenkungen des Windenseils im Brücken­ inneren

Echte Pionierarbeit geleistet So musste die Zugkraft der ebenerdig positionierten Winde über insgesamt vier 90°-Umlenkungen durch eine schlitzförmige Öffnung im Brückenkörper hindurch in die Achse der jeweilig zu sanierenden Leitung gelenkt werden. „Die vorhandene Aufhängung der Rohrleitung, die lediglich auf das Eigengewicht der Rohre und deren thermische Bewegungen ausgelegt war, war nicht ausreichend, um die zu erwartenden Kräfte des Einziehvorganges aufzunehmen“, beschreibt Jens Wahr die Herausforderung. Es musste deshalb ein geeignetes System konstruiert werden, das unter Berücksichtigung der Belastbarkeit des Brückenkörpers das Windenseil führen und sich zugleich selbst stabilisieren konnte. „Auf Grundlage eines geeigneten Rasters entlang der Rohrachse wurden die jeweiligen Quer- und Längskräfte aus dem Einziehvorgang an den Rasterpunkten berechnet. Damit konnten wir die notwendigen Abstützungen bestimmen“, erläutert Jens Wahr. Die Aufnahme der auf das Gesenk wirkenden Zugkraft aus der Winde erforderte ebenfalls ein entsprechendes Widerlager. Über die beiden Öffnungen an den Enden des Brückenkörpers wurden dann sämtliche notwendigen Gerüst- und Stützele-

Bild 4.  Das Gesenk mit zwei Pushern wurde in Höhe der zu sanierenden Leitung auf einem Arbeitspodest installiert und gegen den Brückenkörper verspannt

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Für die Einleitung der Zugkraft von der Winde auf den einzuziehenden Rohrstrang wurde in Zusammenarbeit der beteiligten Fachstatiker eine Konstruktion entwickelt, die unzulässige Belastungen des Brückenkörpers bzw. des Altrohres sicher ausschloss. Als weitere vorbereitende Maßnahme wurden die zu sanierenden Rohrleitungen mechanisch mit Kratzern, Gummischeiben und Bürsten von Ablagerungen und Anhaftungen gereinigt und mittels eines maßgefertigten Kalibers auf einen konstanten Durchmesser und ihre Sanierbarkeit überprüft. Das Reduzieren und Einziehen des Rohrstranges erfolgte innerhalb eines Arbeitsganges ohne Unterbrechung. Unter Überwachung sämt­ licher relevanter Parameter wie Windenzugkraft, Pusherkraft und Einziehgeschwindigkeit wurde der jeweilige Strang gleichmäßig in die zu sanierende Leitung eingezogen. Einzig für die Herstellung der Teilstrang-Schweißnähte musste der Vorgang kurzzeitig angehalten werden. Die Mindestdauer für den Einzug einer kompletten Strecke von 1.150 m betrug dabei ca. 10,5 Stunden.

Einzug in 8 m Höhe Nach Abschluss des Einziehvorganges wurde der Rohrstrang entspannt und stellte sich entsprechend dem Memory-Effekt annähernd auf das Innenmaß der Altrohrleitung zurück. „Wir mussten den Rohrstrang zunächst auf die entsprechende Höhe bringen und dem DynTec-Rig zuführen.“, betont Karl-Heinz Robatscher. „Zur Unterstützung des Rohrstranges haben wir unterhalb der Bücke Podeste mit Führungsrollen errichtet und so angeordnet, dass sie

Bild 5.  Zwischenpodeste mit Rollenblöcken zum Anheben des Rohrstrangs auf Höhe des Rig-Arbeitspodestes (Fotos/Grafik: DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG)

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

den Rohrstrang über eine Länge von fast 30 m um 8 m angehoben haben und dieser dann horizontal auf das Gesenk zulaufen konnte. Der ebenerdig verlaufende Teil des Rohrstranges wurde auf Rollenböcken gelagert.“

Spezielles Rohrmaterial erforderlich Auch bei der Wahl des Rohrmaterials spielten die Zugkräfte eine wichtige Rolle: Auf Grund der zu erwartenden starken Sonneneinstrahlung kamen PE100/RC co-extrudierte DynTecDruckrohre zum Einsatz. Diese bestehen aus einem schwarzen Kernrohr aus speziellem PE 100 und einer signalweißen, UV-stabilisierten Außenschicht. Durch die signalweiße Farbgebung auf der Rohraußenseite konnte das Aufheizen des Rohrstranges auch bei direkter Sonneneinstrahlung nahezu komplett unterbunden werden. Es waren keine signifikanten Temperaturunterschiede zwischen Ober- und Unterseite des Rohrstranges messbar. Angeliefert wurden die Rohre als 20 m lange Stangenware, die aufgrund der beengten Platzverhältnisse in vier ­Teilsträngen verarbeitet, danach verschweißt und gelagert wurden.

Erfolg auf ganzer Linie Vor Inbetriebnahme der sanierten Leitungen erfolgte gemäß EN 805 die Dichtheitsprüfung mit 9 bar. Nach sorgfältigem Spülen der Abschnitte

und einer mikrobiologischen Untersuchung gemäß der italienischen Trinkwasserverordnung konnten die sanierten Leitungen wieder in Betrieb genommen werden. Die Ausfallzeit hatte jeweils nur wenige Wochen betragen – zur hohen Zufriedenheit aller am Projekt Beteiligten. „Das DynTec-Verfahren stellt bereits im Standard-Anwendungsfall bei erdverlegten Leitungen hohe Anforderungen an die Qualität aller am Projekt betei­ ligten Unternehmen“, sind sich Jens Wahr und Karl-Heinz Robatscher einig und betonen: „Fernab jeden Standards hatten wir bei diesem Projekt einen in vielerlei Hinsicht bislang einzigartigen Anwendungsfall. Insbesondere die fehlende Bettung, die Höhenlage der zu sanierenden Leitungen und die Längen der einzelnen Sa­ nierungsstrecken haben diese Maßnahme zu einem außergewöhnlichen Sanierungsprojekt gemacht. Bei ihrer Umsetzung wurden einzelne Verfahrensschritte von unseren Teams weiter- bzw. komplett neu entwickelt. Diese Maßnahme ist ein echter Meilenstein.“ Die nächste Brücke kann demnach kommen.

DIRINGER & SCHEIDEL ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG Wilhelm-Wundt-Straße 19, 68199 Mannheim Tel. (0621) 86 07-440, Fax (0621) 86 07-449 rohrsan@dus.de, www.dus-rohr.de www.rotech.bz.it

Zu Messezeiten finden 4.650 Fahrzeuge im Parkhaus Messe München Platz. Gerade in den Stoßzeiten muss an der PaulHenri-Spaak-Straße alles klappen wie am Schnürchen. Für Verzögerungen zeigen die Parkhausnutzer i. d. R. wenig Verständnis. Entsprechend zeitkritisch sind Bauarbeiten in und an dem fünfstöckigen Gebäude – wie zuletzt anlässlich der Sanierung des Parkhauses im Sommer 2018.

lung MAC der MÜCHER DICHTUNGEN GmbH & Co. KG. Von April bis September 2018 hat die Manfred Himmelreich & Co. GmbH im Auftrag der Messe München GmbH während des zweiten Bauabschnitts ca. 430 Adapterkupplungen eingebaut. Bereits 2017 kamen während des ersten Bauabschnitts ca. 400 MücherKupplungen zum Einsatz.

Im Rahmen der Parkhaus-Entwässerung entschieden sich die Verantwortlichen bei der Verbindung der Entwässerungsrohre aus unterschied­lichen Rohrwerkstoffen und mit verschiedenen Nennweiten für die Adapterkupp-

Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse

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Ausführende Unternehmen

Weitere Informationen:

Trotzt den Witterungseinflüssen: Adapterkupplungen bei Sanierung des Messe-Parkhauses München im Einsatz

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Profis für die Baustelle

Ursprünglich waren im Parkhaus Verdunstungsrinnen zur Entwässerung des auftretenden Wassers vorgesehen. Dies habe aber nicht in dem gewünsch­

Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961

www.kanalbau.com

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

Bild 1.  Über 800 Adapterkupplungen MAC von Mücher Dichtungen wurden im ­Rahmen der beiden Bauabschnitte im Parkhaus Messe München an der Paul-HenriSpaak-Straße montiert

ten Maß funktioniert, so Christian Spurtasz, Projektleiter bei der Himmelreich GmbH. Daher habe man sich schließlich dazu entschieden, die Verdunstungsrinnen zu Entwässerungsrinnen umzubauen und diese dann über ein Rohrsystem, bestehend aus verzinkten Stahlleitungen und Grauguss, zu entwässern. Die MAC-Kupplungen dienen dabei der sicheren Verbindung der Abwasserrohre aus Grauguss (SML) DN 100/DA 110 bzw. der verzinkten Stahlrohre (ACO-X) DN 100/DA 102 mit den Edelstahl- oder PE-Ablaufstutzen DA 89 in den Deckenbereichen des Parkhauses. Bei dem einfachen Einbau profitieren die Arbeiter von der

Bild 2.  Die MAC-Kupplung verbindet die verzinkten Stahlrohre (ACO-X) DN 100/DA 102 mit den Ablauf­stutzen in den Decken­ bereichen

hohen Funktionalität und den guten Materialeigenschaften der Adapterkupplung MAC: So sind die Gummi-Profile der Kupplung mit speziellen Führungsrillen ausgestattet. „Das Profil führt und fixiert auf diese Weise die Spannbänder und sorgt damit für einen optimalen Sitz“, erklärt Martin Kandziora, Gebietsleiter Süd bei Mücher. Das Dichtungsmaterial besteht aus Äthylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM), das über eine außergewöhnlich gute Beständigkeit gegen Säuren und Laugen, Sauerstoff, Ozon sowie weitere äußere Witterungseinflüsse und gegen UV-Licht verfügt. Der Kupplung kommen bei ihrem Einsatz in dem Parkhaus insbesondere folgende gute Eigenschaften zugute: „Die Materialien sind ganzjährig mehr oder weniger der Witterung ausgesetzt“, erklärt Ulrich Rudnick. „Im Win­ ter müssen wir immer wieder Tausalz einsetzen, das durch die vielen Fahrzeuge auf den Parkdecks bis in jeden Winkel verteilt wird.“ Zusätzlich tragen die Fahrzeuge Tausalz von außerhalb des Parkhauses zusammen mit dem Tropf- und Schleppwasser ein. Bei Regenwetter können das ca. 5 Liter Wasser pro Fahrzeug sein und bei Schneefall bis zu 25 Liter chloridhaltigem Wasser.

Schneller Einbau Für die Spannbänder wurde hochwertiger V4A-Edelstahl nach DIN EN 10088-2 verwendet, der sich durch eine erhöhte Beständigkeit gegen Korrosion und Säuren auszeichnet. Das Spann-Verschluss-System der Bänder sorgt für die notwendige Verpressung und zuverlässige Abdichtung. „Die Schraube lässt sich leicht mit einer Ratsche und Nuss anziehen und trägt damit zu einer deutlich verkürzten Montagezeit bei“, so Martin Kandziora. Spezialwerkzeug werde beim Einbau nicht benötigt. Als ausgesprochen problemlos bezeichnet Christian Spurtasz die Handhabung beim hundertfachen Einbau der Adapterkupplung und führt dies auch auf die guten Materialeigenschaften zurück. Grundsätzlich kann die MAC-Kupplung erdverlegt oder oberirdisch sowie innerhalb und außerhalb von Gebäuden angewendet werden. Sie weist eine Wasser-Druckdichtigkeit bis 0,6 bar und eine Hochdruckspülfestigkeit von 120 bar auf. Nach knapp sechs Monaten konnte der Einbau der ca. 400 Adapterkupplungen erfolgreich abgeschlossen werden. Seitdem trägt MAC im Parkhaus Messe München zur sicheren Ableitung des anfallenden Wassers bei.

Bautafel Sanierung des Parkhauses Messe München – Verbindung von Entwässerungsrohren aus verschiedenen Materialien und mit unterschiedlichen Nennweiten ■■  Auftraggeber: Messe München GmbH ■■  Bauunternehmen: Manfred Himmelreich & Co. GmbH, ­München ■■  Eingesetztes Produkt: Adapterkupplung MAC 1155 in Edelstahl V4A

Weitere Informationen: Bild 3.  Die MAC-Kupplungen dienen der sicheren ­Verbindung der mit Schutzlack versehenen Grauguss-­Abwasserrohre mit den Ablaufstutzen (Fotos: MÜCHER DICHTUNGEN)

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MÜCHER DICHTUNGEN GmbH & Co. KG Europaallee 43, 50226 Frechen Tel. (02234) 928 03-0, Fax (02234) 928 03-55 info@muecher.com, www.muecher.com

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

Schnelle Sanierung mit flexiblen Kunststoffschachtböden Die Instandsetzung öffentlicher Abwasserschächte birgt zahl­ reiche technische Herausforderungen. Um diese zu lösen, bedarf es geeigneter Materialien und Verfahren. Für die effiziente Sanierung der Abwasserschächte in der Gemeinde Ense (NordrheinWestfalen) wurden durch die Sanierungstechnik Dommel GmbH flexible Kunststoffschachtböden und spezielle Mörtel nach Vorgabe des Bauherrn eingebaut. Dabei erhielt die Gemeinde Ense alle Leistungen gemäß Ausschreibung – von der Vor- und Abnahmeuntersuchung, über die Schachtsanierung bis hin zum Straßen- und Tiefbau – aus einer Hand. Das öffentliche Kanalnetz in Deutschland umfasst rund zehn Millionen Abwasserschächte. Nach jahrzehntelanger mechanischer und biologischer Beanspruchung sind jedoch viele davon sanierungsbedürftig. Oftmals ist nicht nur die Dichtheit, sondern auch die Stabilität beeinträchtigt. Handlungsbedarf bestand auch bei den Abwasserschächten im Ortsteil Parsit in der Gemeinde Ense im Kreis Soest. Das 12.800 Einwohner zählende Ense befindet sich am nördlichen Rand des Sauerlands unweit des Möhnesees. An das ca. 119 km lange Kanalnetz der Gemeinde sind 14 Ortsteile angeschlossen. Es besteht aus insgesamt 67 km Mischwasser-, 20 km Schmutzwasser- und 28 km Regenwasserkanälen sowie 4 km Druckrohrleitungen. Die betroffenen Schächte aus Beton und teilweise Mauerwerk wiesen u. a. Verschleißerscheinungen an den Steighilfen, beschädigte Sohlen, mangelhafte Anschlüsse der Zuläufe sowie Gerinne- und Fugenschäden auf. Um die Schächte zu ertüchtigen, beauftragte die Kommune Ense die Sanierungstechnik Dommel GmbH mit der Sanierung. Für die Kommune war es wichtig, alle Leistungen „aus einer Hand“ zu erhalten, um eine möglichst terminsichere und unkomplizierte Abwicklung der Baumaßnahme zu erreichen. Dabei verlangte die Bauaufgabe dem Sanierungsspezialisten ein hohes Maß an Expertise in unterschiedlichen Bereichen ab. So umfasste die Maßnahme u. a. den Abbruch von 41 Gerinnen und Bermen sowie das Einbringen ebenso vieler flexibler Schachtböden. Darüber hinaus galt es, fünf Schachtbauwerke in offener Bauweise neu herzustellen sowie ca. 500 Steigeisen zu

Bild 1.  Im Auftrag der Gemeinde Ense sanierte Dommel die Abwasserschächte im Ortsteil Parsit

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Bild 2.  Die Sanierung der Schachtunterteile erfolgte mit flexiblen Kunst­ stoffschachtböden

Bild 3.  Der flexible Kunststoffschachtboden bietet verschiedene Über­ gangsmöglichkeiten für Rohranschlüsse, wie z. B. die Edelstahlmanschette mit Dichtung auf Kompressionsbasis

entfernen und Steigbügel neu einzubauen. Die gesamte Sanierung erfolgte in einem Zeitraum von zwölf Wochen zwischen März und Juni 2018.

Flexibler Kunststoffschachtboden Für die Sanierung der Schachtunterteile griff die Sanierungstechnik Dommel GmbH erstmals auf flexible Kunststoffschachtböden zurück. Hierbei handelt es sich um speziell angefertigte Formteile, die aus chemikalienbestän­ digem Polyurea-Kunststoff gefertigt werden. Dank ihrer Flexibilität und Formstabilität können die Liner problemlos gebogen und in den Schacht eingeführt werden. Innerhalb des Schachtes werden diese dann wieder auf ihre ­ursprüngliche Größe entfaltet. Auf diese Weise ist eine schnelle Erneuerung der Schachtsohle möglich, ohne dass der Schachtkonus entfernt werden muss. Nach dem Einbau gewährleistet das System eine dauerhaft dichte Sohle. Für eine maßgetreue Anfertigung und optimale Passform der Liner wurden die Schächte im Vorfeld mittels Laserscanner genau vermessen. Dabei fallen durch den Einteiler keine Ecken und Kanten an, die zusätzlich abgedichtet werden müssen. Zugleich bieten die Flexliner verschiedene

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

Maßnahmen im Straßen- und Tiefbau Ferner fielen parallel zur Schachtsanierung auch umfangreiche Straßen- und Tiefbauarbeiten an. Weiterhin mussten im Zuge des Straßenbaus Schachtabdeckungen sowie angrenzende Beläge aufgenommen werden. Nach dem Einbau neuer Schachtabdeckungen wurden diese Flächen – bei denen es sich um Asphalt- sowie Pflasterbeläge handelte – wieder vollständig hergestellt.

Einblick mit Kameratechnik

Bild 4.  Der Einbau rund 500 neuer Steigbügel gewährleistet zukünftig die sichere Be­ gehbarkeit der Abwasserschächte bei Wartungs-, Kontroll- und Reinigungsarbeiten

Übergangsmöglichkeiten für Rohranschlüsse, wie z. B. die bei dieser Maßnahme eingesetzten Edelstahlmanschetten mit EPDM-Dichtung auf Kompressionsbasis.

Zeitsparender Mörtel Die Sanierung der Bereiche über dem Flexliner erfolgte mit abwasserbeständigem Mörtel. Der zementgebundene, schnell erhärtende Baustoff ist speziell für die Sanierung begehbarer Bauwerke des öffentlichen Abwassernetzes geeignet. Die Zwischenräume hinter dem Flexliner wurden mit fließfähigem Vergussmörtel verfüllt. Die Produkte zeichnen sich durch ihre leichte und zeitsparende Verarbeitung aus. Zusätzlich zum Einbringen der Schachtböden wurden ca. 500 Steigbügel installiert. Diese gewährleisten zukünftig die sichere Begehbarkeit der Abwasserschächte bei Wartungs-, Kontroll- und Reinigungsarbeiten.

Ein wesentlicher Bestandteil der Sanierungsmaßnahme war zudem die Schachtinspektion. „Die reguläre Vor- und Abnahmeuntersuchung der Schächte haben wir mit unserer Schachtinspektionskamera CleverScan durchgeführt“, erklärt Werner Horn, Bauleiter bei der Sanierungstechnik Dommel GmbH. „Das System erlaubt eine präzise und schnelle Erfassung der Schachtdetails. Anhand qualitativer Video- und Bilddateien können wir uns ein genaues Bild des Zustands des Schachtes machen, um die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu bestimmen.“ Nach Fertigstellung der Arbeiten ist der Sanierungsspezialist zudem in der Lage, dem Bauherrn eine ausführliche Dokumentation der erbrachten Leistung „aus einem Guss“ zu liefern. So erzielte man bei der Instandsetzung der Abwasserschächte in der Gemeinde Ense mittels flexibler Kunststoffschachtböden ein Sanierungsergebnis, das eine dauerhafte Dichtheit und Stabilität gewährleistet. Weitere Informationen: Sanierungstechnik Dommel GmbH Erlenfeldstraße 55, 59075 Hamm, PF 4112, 59037 Hamm Tel. (02381) 987 64-0, Fax (02381) 987 64-25 kontakt@sanierungstechnik-dommel.de www.sanierungstechnik-dommel.de

Bild 5.  Die reguläre Vor- und Abnahmeuntersuchung der Schächte wurde mit der Schachtinspektionskamera CleverScan durchgeführt; eine angebundene Software ermöglicht die ausführliche Dokumentation der erbrachten Leistung (Fotos/Grafik: Sanierungstechnik Dommel GmbH)

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Inspektion und Messung

Dichtheitsprüfung von Freispiegelleitungen und Schächten: Eigenüberwachung und Gütesicherung Abwasserleitungen und -kanäle sowie Schächte und Inspek­ tionsöffnungen sind dicht herzustellen, damit Grundwasser und Boden nicht durch exfiltrierendes Abwasser verschmutzt wird. Undichte Abwasserleitungen und -kanäle führen bei Infiltration von Grundwasser zu einer erheblichen Belastung des Abwassernetzes und der Abwasserbehandlungsanlagen. Wenn zusätzlich Bodenmaterial aus der Leitungszone ausgewaschen wird, ist sogar die Standsicherheit gefährdet. Sobald ein Bauvertrag geschlossen wird, bei dem die VOB Teil B Vertragsgrundlage ist, gilt für die Entwässerungs­ kanalarbeiten DIN 18306 als Allgemeine Technische Vertragsbedingung. Danach sind Entwässerungskanäle und -leitungen sowie Schächte nach DIN EN 1610 herzustellen und zu prüfen. Wenn für die Prüfungen andere Regelungen festgelegt werden, wie z. B. die des Arbeitsblattes DWA-A 139, sind diese in der Leistungsbeschreibung eindeutig anzugeben.

Teil 1: Voraussetzungen der Prüfungen Prüfzeitpunkt Für die Abnahmeprüfung ist die Rohrleitung nach Verfüllen und Entfernen des Verbaus zu prüfen, damit nach der Prüfung keine Einflüsse auf Rohrleitung und Verbindungen mehr auftreten, die zu Undichtheiten führen können (z. B. Einflüsse aus Rohrgrabenverfüllung, Verdichtung und Entfernung Verbau sowie Befahren des ungesicherten, verfüllten Rohrgrabens mit Baufahrzeugen). Eine Vorprüfung unmittelbar nach Einbau der Rohrleitung kann aus Sicht des ausführenden Unternehmens sinnvoll sein, um etwaige Undichtheiten mit geringerem Aufwand beseitigen zu können. Diese Prüfung ersetzt jedoch nicht die Abnahmeprüfung nach Grabenverfüllung. Prüfverfahren Die Prüfung muss nach dem vom Eigentümer des Netzwerks (Auftraggeber) oder vom Planer festgelegten Verfahren durchgeführt werden. Die Prüfung auf Dichtheit von Rohrleitungen muss entweder mit Luft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Verfahren „W“) durchgeführt werden. Liegt der Grundwasserspiegel während der Prüfung oberhalb des Rohrscheitels, muss vom Planer eine spezielle Verfahrensweise vorgegeben werden (z. B. Infiltrationsprüfung oder Prüfung mit höherem Prüfdruck). Schächte und Inspektionsöffnungen sollten mit Wasser (Verfahren „W“) geprüft werden, da die Prüfung mit Luft (Verfahren „L“) erhebliche Gefahren für das Prüfpersonal birgt. Die getrennte Prüfung von Rohren und Formstücken, Schächten und Inspektionsöffnungen – z. B. Rohre mit Luft und Schächte mit Wasser – darf erfolgen. Die Anzahl der Korrekturmaßnahmen und Wiederholungsprüfungen bei Versagen ist unbegrenzt. Falls die Dichtheitsprüfung nach DWA-A 139 vertraglich vereinbart ist, gelten folgende weitergehende Regelungen:

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Bild 1.  Ist alles dicht? Undichte Kanäle belasten die Umwelt und können teure Folgeschäden nach sich ziehen

–– Die Dichtheitsprüfung sollte als Rohrleitungsprüfung erfolgen und kann entweder mit Wasser oder Luft durchgeführt werden. In begründeten Fällen (z. B. aus baulichen oder betrieblichen Gegebenheiten) kann diese auch in Form einer abschnittsweisen Prüfung durchgeführt werden (insbesondere einzelner Rohrverbindungen). –– Die Prüfung mit Wasser entspricht den Betriebsbedingungen in einem Kanal und ist in Zweifelsfällen maßgebend. Die Dichtheitsprüfung von Schächten sollte als Wasserfüllstandsprüfung durchgeführt werden. –– Zum Zeitpunkt der Dichtheitsprüfung muss die Grundwassersituation im Bereich des Prüfobjektes dokumentiert werden. In Abhängigkeit vom Grundwasserstand bezogen auf den äußeren Rohrscheitel oder die innere Rohrsohle ergeben sich die in der Tabelle (Bild 2) dargestellten Einsatzgrenzen der Verfahren. –– Die Messgenauigkeit einer automatisiert messenden Dichtheitsprüfanlage ist jährlich zu überprüfen und durch eine entsprechende Bescheinigung nachzuweisen. –– Protokollierung der Prüfung siehe DWA-A 139 Abschnitt 13.5. Prüfungsvorbereitung Dichtheitsprüfungen, insbesondere mit Luft, sind als gefährliche Arbeit einzustufen. Hierzu sind die Arbeitsschutzmaßnahmen gemäß DGUV Information 201-022 zu beachten. Das Prüfobjekt muss sauber sein, damit der sichere Sitz der Absperrelemente und eine störungsfreie Durchführung der Dichtheitsprüfung möglich sind. Die Abdichtfunktion in der Kontaktfläche zwischen Rohrwandung und Absperr­

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Inspektion und Messung

DWA Arbeitsblatt A 139, Januar 2010 Die Regelungen im Arbeitsblatt DWA-A 139 sind als na­ tionale Ergänzung zu DIN EN 1610 zu verstehen. Das Arbeitsblatt gilt für die Herstellung und Prüfung erdüberdeckter, in offener Baugrube und oberirdisch eingebauter Abwasserleitungen und -kanäle außerhalb von Gebäuden. Damit wird dem planenden Ingenieur eine Hilfe gegeben, die in der DIN EN 1610 vorhandenen Spielräume zu erkennen und zu nutzen. Die Ergänzungen und Hinweise beziehen sich auf den Einbau der Rohre, deren Prüfung, die zu verwendenden Baustoffe, die Abnahme des Bauwerks und die Qualifikation des ausführenden Unternehmens.

Teil 2:  Prüfungen

Bild 2.  Einsatzgrenzen der Dichtheitsprüfverfahren in Abhängigkeit vom Grund­ wasserstand gemäß DWA-A 139

elementen muss bei jedem Prüfdruck und bei jedem eingesetzten Prüfmedium sicher erhalten bleiben. Zu den vorbereitenden Arbeiten gehört: –– Überprüfen von Form, Größe/Durchmesser der abzusperrenden Leitung und Reinigen der Rohrinnenwand im Einsatzbereich des Rohrabsperrgerätes –– Untersuchen der Rohrleitung im Einsatzbereich des Rohrabsperrgerätes auf Stabilität und augenfällige Mängel (z. B. Risse, Grate, hervorstehende Bau- oder Montageteile) –– Ermitteln des möglichen und/oder zugelassenen Leitungsdruckes (z. B. Angaben des Rohrherstellers, Höhendifferenz zwischen Tief- und Hochschacht) –– nicht überdeckte Leitungen gegebenenfalls gegen unzulässig axiale Bewegung sichern –– Kontrolle des Rohrabsperrgerätes außerhalb der Rohrleitung auf Beschädigung und Dichtheit –– Rohrabsperrgeräte mit voller Länge und achsenparallel ins Rohr einsetzen und ausschließlich an den vom Hersteller vorgesehenen Anschlagpunkten anschlagen und ablassen –– Füllen des Dichtkörpers zunächst nur bis zum Anliegen an die Rohrwandung –– Einbau einer geeigneten formschlüssigen Sicherung gegen Ausschub und unkontrolliertes Verschieben infolge Leitungsdruck –– weiteres Befüllen des Dichtkörpers (von außerhalb des Gefahrbereiches) auf den festgelegten Geräteinnendruck

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Prüfung Verfahren „W“ Die Prüfung mit Wasser (Verfahren „W“) basiert darauf, dass über einen festgelegten Zeitraum (Prüfzeit) die Menge an Wasser gemessen wird, die während der Prüfung zugegeben werden muss, um den geforderten Prüfdruck aufrechtzuerhalten. Dafür wird die Rohrleitung und/oder der Schacht, nachdem Vorarbeiten abgeschlossen sind (s. Teil 1), mit Hilfe eines Freispiegelbehälters oder einer entsprechenden Ausrüstung drucklos befüllt. Bei Rohrleitungen erfolgt diese Befüllung vom Tiefpunkt aus bei gleichzeitiger Entlüftung am Hochpunkt. Ist die Füllung abgeschlossen und der erforderliche Prüfdruck erreicht, kann es vor Beginn der eigentlichen Prüfung notwendig sein, eine Zeit abzuwarten (Vorbereitungszeit). Diese Vorbereitungszeit dient zur Wassersättigung des Rohr-/Schachtmaterials. Üblicherweise ist eine Stunde hierfür ausreichend. Eine längere Vorbereitungszeit kann z. B. aufgrund trockener Klimabedingungen bei Betonrohren erforderlich werden. Die Prüfzeit beträgt unabhängig vom Prüfobjekt 30 min und ist mit einer Genauigkeit von ± 1 min zu messen. Der Prüfdruck ist abhängig von dem gewählten Prüfobjekt: Es wird unterschieden in eine Prüfung der Rohr­ leitung einschließlich Schächte, in eine Prüfung nur der Rohrleitung und in eine Prüfung nur von Schächten und Inspektionsöffnungen. Nach DIN EN 1610 muss der Prüfdruck für die Rohrleitung ohne Schächte und Inspektionsöffnungen, der sich aus der Füllung des Prüfabschnittes bis zum Gelände­ niveau des – je nach Vorgabe – stromaufwärts oder stromabwärts gelegenen Schachtes ergibt, höchstens 50 kPa und mindestens 10 kPa, gemessen am Rohrscheitel, betragen. Bei anstehendem Grundwasser ist der Prüfdruck pro 10 cm Grundwasserstand über Rohrsohle um 1 kPa zu erhöhen. Sofern vom Planer im Vorfeld nicht anders festgelegt, liegt das Bezugsniveau bei einer Prüfung von Schächten und Inspektionsöffnungen entweder an der Oberkante Konus oder Unterkante Abdeckplatte. Der Prüfdruck muss dabei einer Füllhöhe von etwa 10 cm unterhalb dieses Bezugsniveaus entsprechen. Nach DWA-A 139 entspricht der Prüfdruck für Leitungen und Kanäle i. d. R. einer Füllhöhe bis zur Gelände­ oberkante. Aus konstruktiven Gründen sollte der Prüfdruck für Schächte einer Füllhöhe bis zur Oberkante Schachthals bzw. Abdeckplatte entsprechen.

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Inspektion und Messung

Bild 3.  Die Eigenüberwachungsunterlagen werden im Rah­ men von unangekündigten Baustellenbesuchen vom Prüfinge­ nieur ebenso bewertet wie die Erfahrung des Unternehmens und des eingesetzten Personals sowie die Zuverlässigkeit und die gerätetechnische Ausstattung

Während der Prüfung muss der festgelegte Prüfdruck innerhalb 1 kPa durch die Zugabe von Wasser aufrechterhalten werden. Die Veränderung des Wasservolumens wird während der Prüfung mit einer Genauigkeit von 0,1 l gemessen und zusammen mit dem Verlauf des Prüfdruckes aufgezeichnet. Die Prüfung gilt als erfüllt, wenn die zulässige Veränderung des Wasservolumens die in DIN EN 1610 gelisteten Grenzwerten nicht übersteigt. Wenn die Prüfbedingungen gemäß DWA-A 139 vertraglich vereinbart sind, gelten für zementgebundene und -ausgekleidete Rohrleitungen und Schächte die Werte nach DIN EN 1610. Für alle anderen Werkstoffe gelten abweichende Grenzwerte. Ausnahme bilden hier Bauteile aus Mauerwerk für die einzelfallbezogene Kriterien vorzugeben sind. Prüfung, Verfahren „L“ Bei der Prüfung mit Luft (Verfahren „L“) wird über die Dauer der Prüfzeit der Druckabfall gemessen. Bei der Prüfung von Rohrleitungen wird diese nach Abschluss der Vorarbeiten über eine Befülleinrichtung gefüllt. Diese muss ein Sicherheitsventil als Druckbegrenzer, ein Manometer zur Kontrolle des Fülldruckes und ein Absperrventil enthalten. Während die Leitung unter Luftdruck steht, ist ein Aufenthalt von Personen im Gefährdungsbereich nicht zulässig. Der Anfangsdruck, der den erforderlichen Prüfdruck p0 um etwa 10 % überschreitet, muss zuerst für die Dauer von ca. 5 Minuten aufrechterhalten werden. Dieser Zeitraum wird als Beruhigungszeit bezeichnet und ist notwendig um einen Temperaturausgleich zwischen der Rohrwandung und der eingefüllten Luft zu erzeugen. Der Prüfdruck variiert nach DIN EN 1610 in Abhängigkeit vom gewählten Prüfverfahren (LA, LB, LC oder LD). Das gewählte Prüfverfahren gibt dann auch die Werte für den zulässigen Druckabfall und die Prüfzeit in Abhängigkeit der Rohrnennweite vor. Die zur Messung des Druckabfalls eingesetzten Geräte müssen die Messung mit einer Fehlergrenze von 10 % ∆p sicherstellen. Für die Messung der Prüfzeit beträgt die Fehlergrenze 5 Sekunden. Falls der nach der Prüfzeit gemessene Druckabfall

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∆p geringer ist als der in der DIN EN 1610 angegebene Wert, entspricht die Rohrleitung den Anforderungen. Die Prüfung von Schächten und Inspektionsöffnungen mit Luft kann für das Personal gefährlich sein. Falls nationale Vorschriften eine derartige Prüfung nicht untersagen, dürfen Schächte ≤ DN 1250 und Inspektionsöffnungen ausschließlich mit den Verfahren LA oder LB geprüft werden. Dabei sind die Prüfbedingungen entsprechend denen für Rohrleitungen anzupassen. Eine Prüfung mit Unterdruck (negativer Druck) darf verwendet werden, sofern entsprechende Kriterien in der Planung festgelegt wurden. Falls eine Dichtheitsprüfung nach DWA-A 139 vertraglich vereinbart ist, gelten die dort aufgeführten werkstoffunabhängigen Anforderungen für die Prüfverfahren LE und LF (Luftüberdruck) bzw. LEu und LFu (Unterdruck). Bei zementgebundenen Werkstoffen sollte jedoch eine weitestgehende Wassersättigung der Oberfläche vorhanden sein. Die Prüfzeiten sind wie in der DIN EN 1610 nennweitenabhängig. Prüfzeiten für nicht aufgeführte Nennweiten können über die folgenden Gleichungen berechnet werden, wobei die Prüfzeit auf die nähere halbe Minute zu runden ist: –– Verfahren LE und LEU: t = 0,015 × DN [min] –– Verfahren LF und LFU: t = 0,01 × DN [min] Für Prüfobjekte mit nichtkreisförmigen Querschnitten oder unterschiedlichen Querschnitten kann aus dem vorhandenen Prüfraumvolumen und der zugehörigen Rohrwandfläche des Prüfraumes eine Ersatznennweite berechnet werden, für die wiederum die Prüfzeit entweder der Tabelle in DWA-A 139 entnommen oder über die genannten Gleichungen berechnet werden. Wie auch bei der Prüfung mit Wasser ist anstehendes Grundwasser zu berücksichtigen. Dabei ist der Prüfdruck pro 10 cm Grundwasserstand über der Rohrsohle um 1 kPa zu erhöhen. Aus sicherheitstechnischen Gründen bleibt der Prüfdruck in jedem Fall auf 20 kPa beschränkt. 
 Maßgebende Funktionalprüfung Undichtheiten in Leitungen und Kanälen können – über die Verunreinigung von Boden und Grundwasser hinaus – auch deren Nutzungsdauer verkürzen bzw. Standsicherheit gefährden. Die Dichtheitsprüfung von Freispiegelleitungen und Schächten gehört nach DIN EN 752 zu den maßgebenden Funktionalprüfungen für die Bewertung des Werk­ erfolges vor Abnahme der Leistung. Beauftragt der Bauherr die Dichtheitsprüfung als Abschlussprüfung zur Abnahme, so haben Unternehmen mit Gütezeichen Kanalbau die Nachweise der Dichtheit als wesentlichen Bestandteil der Funktionalprüfung in die Eigenüberwachungsunterlagen aufzunehmen. Ausnahmen hiervon sind nur möglich, wenn der Bauherr auf die Prüfung der Dichtheit verzichtet hat. Der sogenannte Leitfaden gibt den Umfang der Eigenüberwachung vor. Er stellt ein Muster für die entsprechende Dokumentation dar. Andere, insbesondere innerbetrieblich erstellte Dokumente im Rahmen von Quali­ tätssicherungssystemen, können alternativ verwendet wer­den. 
Bei der Eigenüberwachung sind die maßgeblichen Parameter zu überprüfen und deren Einhaltung zu dokumentieren. Die Dokumentation beim Leitfaden für

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Inspektion und Messung

Bild 4.  Im Rahmen der Baustellen- und Firmenbesuche bewerten die Prüfingenieure der Gütegemeinschaft Kanalbau die unterschiedlichen Arbeits- und Verfahrensweisen der Gütezeicheninhaber bei der Dichtheitsprüfung von Einzelrohrverbindungen sowie deren Dokumentation (Fotos 1, 3 und 4: Güteschutz Kanalbau)

die Eigenüberwachung D umfasst je nach Baufortschritt mindestens folgende Unterlagen: –– Planunterlagen 
 –– Nachweis einer durchgeführten Kalibrierung der 
Messgeräte, nicht älter als 12 Monate –– Nachweis über die jährlich durch einen Sachkundigen 
nach DGUV Information 201-022, bisher BGI 802 durchzuführende Funktionsprüfung der Absperrelemente 
 –– Nachweis der Eignung (Qualifikation) des Aufsichtführenden, der die Durchführung der Dichtheitsprüfung leitet. Seine Qualifikation muss nachgewiesen sein (z. B. durch einen Sachkundenachweis nach DWA-Seminar „Sachkunde für die Dichtheitsprüfung Entwässerungsanlagen außerhalb von Gebäuden“ oder 
vergleichbar).
 Die erforderlichen Unterlagen werden im Rahmen von unangekündigten Baustellenbesuchen eines vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft beauftragten Prüfingenieurs ebenso bewertet wie die Erfahrung des Unternehmens und des eingesetzten Personals sowie die Zuverlässigkeit und die gerätetechnische Ausstattung. Mit der Gütesicherung RAL-GZ 961 steht ein wichtiges Instrument zur Verfügung, welches Aussagen über Qualifikation und Zuverlässigkeit eines Unternehmens ermöglicht.

Teil 3:  Dichtheitsprüfung einzelner Rohrverbindungen sowie deren Protokollierung Zum Nachweis der Dichtheit von Abwassersystemen werden unterschiedliche Verfahren mit den Prüfmedien Wasser (Verfahren „W“) und Luft (Verfahren „L“) angewendet. Geprüft werden können dabei entweder eine gesamte ­Haltung, ein einzelner Haltungsabschnitt oder auch eine einzelne Rohrverbindung. Bei allen Prüfungen wird zunächst ein zulässiger Prüfmedienverlust definiert und mit den Prüf­ergebnissen abgeglichen. Ist der gemessene Prüfmedienverlust geringer als der nach Regelwerk zulässige bzw. im Einzelfall zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vereinbarte Wert, gilt die Dichtheitsprüfung als bestanden.

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Allgemeine Bestimmungen Ist die haltungsweise oder abschnittsweise Prüfung aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen schwierig oder aufwendig, kann alternativ das Verfahren der Einzelverbindungsprüfungen, auch Muffenprüfung genannt, angewendet werden. In DIN EN 1610, Abschnitt 13.4 heißt es hierzu: „Falls nicht anders angegeben, kann die Prüfung einzelner Verbindungen anstatt der Prüfung der gesamten Rohrleitung, üblicherweise größer als DN 1000, anerkannt werden. Für die Prüfung von einzelnen Rohrverbindungen ist die Oberfläche für die Prüfung „W“ entsprechend der Oberfläche eines 1 m langen Rohrabschnitts zu wählen, falls nicht anders gefordert. Die Prüfungsanforderungen entsprechen denen nach 13.3.4 (Verfahren „W“) mit einem Prüfdruck von 50 kPa am Rohrscheitel. Die Bedingungen der Prüfung „L“ entsprechen den Grundsätzen in 13.2 (Verfahren „L“) und sind im Einzelfall festzulegen.“ Die hier geforderten, im Einzelfall festzulegenden Bedingungen für die Prüfungen mit dem Prüfmedium Luft werden in der Praxis leider zu selten vor der Prüfung getroffen. Dabei wäre dies nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, da die Prüfgeräte unterschiedliche Prüfvolumina aufweisen und das Prüfvolumen bei der Einzelverbindungsprüfung erheblichen Einfluss auf das Prüfergebnis hat. Eine Abstimmung der Kriterien vor der Prüfung vermeidet nachträgliche Diskussionen zum Thema. Da DIN EN 1610 keine weiteren Vorgaben und Anforderungen zur Prüfung einzelner Verbindungen enthält, ist es empfehlenswert, diesbezüglich ergänzend die Vorgaben des DWA-Arbeitsblattes 139 vertraglich zu vereinbaren. Einzelverbindungsprüfung nach DWA-A 139 DWA-A 139 gibt im Abschnitt 13 „Verfahren und Anforderungen für Dichtheitsprüfungen von Freispiegelleitungen“ wichtige allgemeine Hinweise für die Durchführung der Dichtheitsprüfungen. Dabei sind u. a. folgende Festlegungen hinsichtlich der einzusetzenden Geräte beschrieben, die auch für die Einzelverbindungsprüfung einzuhalten sind: –– –– –– –– ––

Mindestanforderungen an die Prüfausrüstung Kennzeichnung der Absperrelemente Nachweis einer durchgeführten Kalibrierung Nachweis der Dichtheit der Prüfeinrichtung Vorgaben zur Befülleinrichtung für Verfahren „L“

Darüber hinaus enthält Abschnitt 13.4.1 weitere Angaben, die im Falle einer Prüfung einzelner Rohrverbindungen einzuhalten sind. Dies betrifft u. a. die exakte Positionierung der Absperrelemente, die Einsehbarkeit des Prüfraumes sowie die Verwendung von Doppelpackersystemen. Die Prüfung einzelner Rohrverbindungen stellt höhere Anforderungen an die Dichtheit des Systems als die haltungsweise Dichtheitsprüfung. Um die Anforderungen exakter aufeinander abzustimmen, sollten die Ergebnisse der Einzelverbindungsprüfung im Rahmen einer sogenannten Abweichungsbetrachtung bezogen auf die Haltungslänge bewertet werden. Hierzu gibt das DWA Arbeitsblatt 139 im Anhang H entsprechende Hinweise. Eine Einzelverbindungsprüfung ist verglichen mit der haltungsweisen Prüfung fehleranfälliger; insbesondere dann, wenn bei der Prüfung mit Luftüberdruck das Prüf­

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Inspektion und Messung

A 139 für die haltungsweise Dichtheitsprüfung. Bei Rohren mit DN > 1000 kann die Prüfzeit in Abstimmung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer von 30 auf 10 Minuten verkürzt werden. Die Wasserzugabemenge beträgt bei Rohren (außer Beton) in diesem Fall dann 0,035 l/m2 und bei zementgebundenen oder zementausgekleideten Rohrleitungen 0,05 l/m2. Bei kleineren Durchmessern würde eine Verkürzung der Prüfzeiten schnell zu Prüfkriterien führen, die für die Baustellenpraxis ungeeignet sind.

Bild 5.  Prinzipskizze der Prüfgeräte zur Durchführung einer Dicht­ heitsprüfung einer Einzelrohrverbindung gemäß DWA-A 139 ­(Bilder 2 und 5: DWA-A 139)

volumen zugunsten einer kurzen Prüfzeit minimiert wird. Daher ist i. d. R. die haltungs- oder abschnittsweise Prüfung – wo technisch möglich – einer Einzelverbindungsprüfung vorzuziehen. Prüfung, Verfahren „L“ Die Prüfzeit bei der Prüfung mit Luft ist abhängig von der Art des eingesetzten Prüfgerätes. Bei Prüfgeräten, deren Prüfraum über den gesamten Rohrquerschnitt uneingeschränkt ist, können die Prüfzeiten der Tabelle für die haltungsweise Dichtheitsprüfung entnommen oder nach den zugehörigen Gleichungen berechnet werden. Bei Prüfgeräten mit ringförmigen Prüfraum berechnet sich die Prüfzeit in Abhängigkeit vom ringförmigen Prüfraumvolumens (V) und der Wandfläche des Prüfraumes (A). Während der Prüfung ist der Prüfraum wasserfrei zuhalten. Über eine Referenzmessung an einem „optisch dichten“ Rohrstück neben der zu prüfenden Rohrverbindung ist im Vorfeld sicherzustellen, dass die Prüfapparatur einerseits und die Kontaktfläche zwischen Absperrelement und Rohrwand andererseits dicht sind. Nach Aufbringen des Prüfdruckes ist eine Beruhigungszeit von mindestens 30 Sekunden abzuwarten, in der sich die Luft- der Rohrwandungstemperatur angleicht. Die Prüfung sollte folgendermaßen durchgeführt werden: –– Reinigung des Prüfabschnittes und ggf. Absperrungen möglicher Zuflüsse (Wasserfreiheit) –– Testen des Prüfgerätes auf Funktionsfähigkeit –– Durchführung der Referenzmessung –– Positionierung des Prüfgerätes –– Aufbringung des Prüfdruckes und Abwarten der Beruhigungszeit –– Messung des Druckverlustes –– ggf. bei nicht bestandener Prüfung: Abweichungsbetrachtung nach Anhang H Prüfung, Verfahren „W“ Für die Prüfung mit Wasser gelten für den Wasserzugabewert, den Prüfdruck und die Ersatzrohrlänge (1,0 m) die Vorgaben der DIN EN 1610 bzw. Abschnitt 13.3 des DWA-

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Protokollierung Nach Abschnitt 13.5 des DWA-A 139 ist für jede einzelne Prüfung einer Rohrverbindung unmittelbar nach Beendigung der Prüfung vom Aufsichtführenden ein Prüfprotokoll anzufertigen und dieses durch Unterschrift zu bestätigen. Dies gilt auch im Falle einer nichtbestanden Prüfung. Im Einzelnen muss das Protokoll Angaben zu den folgenden Punkten enthalten: –– objektbezogene Daten (u. a. Prüfort, Straßenname, Auftraggeber, Auftragnehmer etc.) –– bestandsdaten des zu prüfenden Objektes (u. a. Prüfabschnitt, Nennweite, Werkstoff, Kanalart etc.) –– prüfbezogene Daten (u. a. Angaben über die Prüfvorschrift, Prüfdruck, Datum, Uhrzeit, Prüfzeit etc.) –– Darstellung des Messergebnisses (u. a. grafische Darstellung des Druckverlaufes, Angaben über die gemessene Druckdifferenz bzw. zulässige Wasserzugabe etc.)

Zusammenfassung Undichtheiten in Leitungen und Kanälen können – über die Verunreinigung von Boden und Grundwasser hinaus – auch deren Nutzungsdauer verkürzen bzw. Standsicherheit gefährden. Daher ist deren Dichtheit über eine entsprechende Prüfung mit dem Medium Wasser oder Luft nachzuweisen. Die Dichtheitsprüfung einzelner Rohrverbindungen stellt im Vergleich zur haltungsweisen Prüfung andere und i. d. R. weitergehende Anforderungen an Qualifikation und Ausstattung eines Unternehmens. Im Rahmen der Baustellen- und Firmenbesuche bewerten die Prüfingenieure der Gütegemeinschaft Kanalbau die unterschiedlichen Arbeits- und Verfahrensweisen der Gütezeicheninhaber bei der Dichtheitsprüfung von Einzelrohrverbindungen sowie deren Dokumentation. Derzeit führen die beauftragten Prüfingenieure jährlich fast 4.000 unangekündigte Baustellenbesuche im Rahmen der Gütesicherung Kanalbau durch. Die Gütesicherung RAL-GZ 961 bietet dem Auftraggeber somit Orientierung bei der Bewertung der fachlichen Eignung von ausführenden Unternehmen, auch in Bezug auf die vergleichsweise komplexe Prüfung einzelner Rohrverbindungen.

Weitere Informationen: RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau PF 1369, 53583 Bad Honnef Tel. (02224) 93 84-0, Fax (02224) 93 84-84 info@kanalbau.com, www.kanalbau.com

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Digitalisierung und Software

Andreas Dieterle

Eine durchgängige Lieferkette für Projekte im Infrastrukturbau Industrie 4.0 für das Bauwesen? Mit den modernen IT-Lösungen für das modellorientierte Bauen, die der Softwaremarkt heute offeriert, ist die Bauindustrie zwischenzeitlich nicht mehr weit von den durchdachten Prozessen aus der Manufacturing-Welt entfernt. Würden diese um ein intelligentes Supply-Chain-Management ergänzt, könnte die Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirtschaftlicher arbeiten. Die Automotive-Industrie und der Maschinenbau sind geprägt durch zielgerichtete, exakt definierte Prozesse von der Vorplanung bis hin zur Fertigstellung und termingenauen Auslieferung. Die virtuelle Planung galt in diesen Branchen bereits als Standard, als der Begriff des Building Information Modelling (BIM) im Bauwesen noch eine große Unbekannte war. Darüber hinaus ist auch ein intelligentes Supply-Chain-Management-System in der ManufacturingWelt eine gesetzte Größe. Exakt definierte Prozesse steuern die zielgerichtete Fertigung eines PKW oder einer Maschine. Alle Werkstücke sind pünktlich an Ort an Stelle und werden step-by-step nach Vorgabe der virtuellen Planung verbaut. Denn nur wenn die Fertigung durchdacht und vollkommen durchgängig verläuft, ist das Produkt zum gewünschten Termin fertiggestellt und kann in der georderten Stückzahl ausgeliefert werden.

Baumaterialen punktgenau anliefern Das Fehlen eines solchen Supply-Chain-Management-Systems mag ein Grund sein, weshalb es im Bau trotz vieler computergestützter Hilfsmittel bis heute eine Herausforderung darstellt, einen vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen einzuhalten. Insbesondere im Infrastrukturbau sind die finanziellen Auswirkungen oft stark zu spüren, wenn etwa Fertigteile für Autobahn-Großprojekte mit mehreren Bauabschnitten über viele Kilometer nicht rechtzeitig oder zu spät angeliefert werden. Denn jede Maschine, die stillsteht, verursacht ungewollte Mehrkosten. Genauso sprengt jeder Tag, an dem Aufgaben nicht plangenau erfüllt wer-

Bild 2.  Idealfall beim Schachteinbau: Einbau eines Elements nach dem anderen. ­Einzelne Ringe sowie die dafür benötigten Maschinen sollten dabei in der richtigen Reihenfolge und pünktlich vor Ort sein

den können, den vorgegebenen Zeitrahmen. Etwa wenn das Baustellenteam Entwässerungsrohre von A nach B transportieren muss, da sie zu einem viel zu frühen Zeitpunkt und vielleicht sogar noch am falschen Bauabschnitt angeliefert und zwischengelagert wurden.

Einbau von Fertigteilen exakt nach Plan

Bild 1.  Insbesondere im Infrastrukturbau sind die finanziellen Auswirkungen oft stark zu spüren, wenn etwa Fertigteile für Autobahn-Großprojekte mit mehreren Bau­ abschnitten über viele Kilometer nicht rechtzeitig oder zu spät angeliefert werden

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Softwareprogramme für die digitale Planung von Infrastrukturprojekten offeriert der Markt bereits seit mehreren Jahren. Moderne Systeme integrieren eine dreidimensionale Planung am Modell mit Zeit- und Kosteninformationen. Eine mögliche Erweiterung für integriertes SupplyChain-Management am Bau wäre eine durchgängige Verzahnung dieser Informationen mit den zu verbauenden Materialien und deren Güte. Im Straßen-, Tief- und Infrastrukturbau betrifft dies in erster Linie Fertigteile, z. B. für den Rohrleitungsbau. Da grundsätzlich kein Hersteller vorgegeben wird bzw. werden darf, sind die relevanten Kriterien im Leistungsverzeichnis das Material, der Qualitätsanspruch sowie die Dimension. Die Materialbeschaffung kann zeitraubend werden. Denn bei der Auswahl von einzubauenden Fertigteilen ist das Auge stets auf den niedrigsten Preis fokussiert. Teile, beispielsweise Rohre und Schacht-

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Bild 3.  Würde die Bauindustrie die Ideen und Prozesse aus der Manufacturing-Welt anwenden, könnte das ­folgendermaßen aussehen: Das Bauunternehmen plant modellorientiert in fünf Dimensionen und übergibt die ­digitale Planung anschließend an eine dedizierte Be­ schaffungsinstanz. Diese koordiniert die just-in-time-­ Lieferung durch den ausgewählten Lieferanten

bauwerke, werden so des Öfteren von vielen unterschiedlichen Herstellern geordert. Mit jedem einzelnen Lieferanten wird ein Liefertermin und -ort vereinbart. Doch die Praxis zeigt, dass die Lieferung nicht immer so erfolgt, wie gewünscht. Bei einem Schacht wäre es ideal, wenn exakt ein Element nach dem anderen, Ring für Ring, eingebaut werden könnte. Die einzelnen Ringe und alle dafür benötigten Maschinen wären in der richtigen Reihenfolge und pünktlich zum Einbau vor Ort und dieser somit schnellstmöglich erfolgt. Die Realität auf den Baustellen zeigt außerdem, dass eine Planung selten als gesetzt gilt: Oft sind Materialien längst geordert und dennoch gibt es fortwährend nachträgliche Änderungen am Plan. Die Folge: Die bestellten Bauteile passen nicht mehr, und vor allem der Zeitplan für den Einbau hat sich komplett geändert. Wieder verliert das Bauunternehmen Zeit und am Ende muss mit zusätzlichen Kosten für die Baumaßnahme gerechnet werden.

Idee: eine übergeordnete Beschaffungsinstanz Würde die Bauindustrie die Ideen und Prozesse aus der Manufacturing-Welt anwenden, könnte das folgendermaßen aussehen: Das Bauunternehmen plant modellorientiert in fünf Dimensionen und übergibt die digitale Planung anschließend an eine dedizierte Beschaffungsinstanz. Diese kennt durch den Plan sämtliche Materialen inklusive deren

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geforderter Güte sowie Preise und Einbautermine. Anhand der kalkulierten Sollpreise, Materialgüte und der Termin­ information bietet der Beschaffer passende Lieferanten für alle auf einer oder mehreren Baustellen benötigten Fer­ tigteile an. Der Prozess läuft völlig autark über den Beschaffer. Dieser bestätigt dem Bauunternehmen die just-intime-Lieferung durch den ausgewählten Lieferanten. Das Bauunternehmen kann sich verstärkt um logistische Prozesse auf der Baustelle kümmern, sich auf eine exakt abgestimmte Lieferung der Werkstoffe verlassen und spart dadurch sogar Zeit. Selbstverständlich kann ein Bauunternehmen auch Informationen über etablierte Lieferanten an den Beschaffungsexperten weitergeben und dieser sie anschließend in seinen Lieferanten-Pool übertragen.

Erst virtuell planen, dann bauen Dieser Prozess ist dahingehend anders, dass Unternehmen Preise nicht mehr detailliert mit den Lieferanten verhandeln. Die Preise der Anbieter sind in diesem Szenario fix. Dennoch sind die Gesamtkosten am Ende nicht höher, sondern eher niedriger einzuschätzen. Da jedes Element entsprechend dem Plan tagesgenau und an der richtigen Stelle angeliefert wird, wird die gesamte Maßnahme immens beschleunigt. Das spart an vielen Stellen Kosten. Nachträgliche Umplanungen, die exzessive Kostensteige-

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Bild 4.  Voraussetzung für eine durchgängige Liefer­ kette: Neue Bauwerke entstehen zunächst immer virtuell am Computer. Es wird erst real gebaut, wenn die digitale Planung Erfolg versprechend war. Darauf wird die Supply-­ Chain angestoßen (Fotos/Grafiken: RIB Software SE)

rungen nach sich ziehen, gehören der Vergangenheit an. Denn neue Bauwerke entstehen im ersten Schritt immer virtuell am Computer. Es wird erst real gebaut, wenn die digitale Planung Erfolg versprechend war. Und darauf wird die Supply-Chain angestoßen. Diese Methode ist selbstverständlich nicht nur für Großprojekte vorstellbar. Auch bei innerstädtischen Erschließungen oder Sanierungen kann eine gezielte Anlieferung von Fertigteilen von unschätzbarem Vorteil sein. Denn hier ist oft nicht ausreichend Platz vorhanden, um große Rohre über einen längeren Zeitraum zu lagern. Und genauso wie bei Großbaustellen können auch im kommunalen Bereich Fertigteile bei umständlichen Umschichtungen beschädigt werden. Auch das ist ein Kostenfaktor, den Bauunternehmen auf der Rechnung haben sollten.

Dienen detaillierte, digitale Pläne in allen Phasen des Baus – von der ersten Idee bis zur Realisierung – als Basis für ein Bauvorhaben, können die in der Automatisierungstechnik etablierten Supply-Chain-Prozesse auch im Straßen- und Tiefbau zur Anwendung kommen. Voraussetzung ist ein 3DModell, das intelligent mit Zeit- und Kosteninformationen verknüpft ist und zudem Angaben zur Materialgüte enthält. Industrie 4.0 ist also auch im Infrastrukturbau möglich. Weitere Informationen: RIB Software SE Andreas Dieterle, Product Manager Civil Solutions Vaihinger Straße 151, 70567 Stuttgart Tel. (0711) 78 73-0, Fax (0711) 78 73-88204 info@rib-software.com, www.rib-software.com

Digitaler Transfer beim KS-ASS setzt Maßstäbe Jeder Auftraggeber verlangt für einen renovierten Kanalschacht ein Ablaufprotokoll der Reinigungs- und Beschichtungsarbeiten. Die DIBt-Zulassung schreibt es vor, und der Güteschutz Kanalbau fordert es ebenfalls. Der Mitarbeiter soll protokollieren, wann er mit der Reinigung anfing, wie lange dieser Arbeitsschritt dauerte, mit wieviel bar gereinigt wurde, Anfang und Ende des Beschichtungsvorgangs, wieviel ERGELIT für den Schacht benötigt wurde u. a. mehr – ein beträchtlicher Aufwand. SmartWire in Verbindung mit dem KS-ASS Touchscreen ist die Antwort der HERMES Technologie auf diese Herausforderung. Technik und Elektronik schreiten immer weiter voran. Die Computerprogramme im Büro decken immer besser die Bedürfnisse des Nutzers ab. Aber wie sieht es auf vielen Baustellen aus? Smartphone ja, aber vieles andere hinkt der Büro- oder Werkstatttechnik weit hinterher. Auf welcher Baustelle, auf der Beton oder Mörtel verarbeitet wird, geschieht das mit Maschinen auf CNC-Niveau? Im Jahre 1998 bedeutete die Einführung des KS-ASS Verfahrens zur Kanalschachtbeschichtung bereits eine Revolution. Heute sind die KS-ASS Anwender von den modernen Möglichkeiten ihrer Beschichtungsanlagen begeistert. Mit SmartWire in Verbindung mit dem KS-ASS Touchscreen von HERMES Technologie können alle Vorgänge auf der Baustelle automatisch mit Hilfe spezieller Programme erfasst und gesteuert werden.

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Die Weiterentwicklung mit Touchscreen-integriertem SmartWire ermöglicht das Antreiben, Bedienen, Beobachten, Aufzeichnen und Protokollieren. Die Daten werden auf einer SD-Karte gespeichert und können per USB-Stick ausgelesen werden. Die herkömmlichen Schalter sind ersetzt durch einen robusten TouchSreen, der mit einem Rechner, der auf Windows C läuft, alle Prozesse automatisch steuern kann. Das SmartWire in Verbindung mit „intelligenten“ Elektronikbauteilen und Schaltern erleichtert die ohnehin leichte Bedienung noch einmal um ein Vielfaches. Die Vorteile dieser Technik: –– –– –– –– ––

grafische Darstellung aller Komponenten intuitive Bedienung, hohe Zuverlässigkeit Manipulationssicherheit frühzeitige Erkennung der Wartungsintervalle Risikoreduzierung durch Einsatz von sicherheitsbezogenen Teilen in der Steuerung –– funktionale Sicherheit für Mensch, Maschine und Umwelt –– kompakte Steuerung und Übersicht –– Protokollierung. Mit zunehmender Globalisierung wird auch die Sprache auf Baustellen internationaler – für die neue digitale Tech-

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Bild 2.  Einfache, intuitive Bedienung und hohe Zuverlässigkeit (Fotos: HERMES Technologie)

Bild 1.  Mit SmartWire in Verbindung mit dem KSASS Touchscreen von HERMES Technologie kön­ nen Kanal­arbeiten automatisch mit Hilfe spezieller Programme ­erfasst und gesteuert werden

nik kein Problem. Die Sprache wird im Menü einfach umgestellt, und schon sind alle Beschriftungen z. B. in Englisch, Rumänisch oder anderen Sprachen. Es ist möglich, die Reinigungsdrücke oder die Reinigungszeit aufzuzeichnen, die Mörtelmenge pro Schacht, zugeordnet über die Schachtnummer, auszurechnen und abzuspeichern. Das ist Prozessoptimierung der Reinigung und ERGELIT-Beschichtung mit gleichzeitiger Überwachung aller elektrischen Komponenten. Die Beschichtung verläuft in Verbindung mit der neu entwickelten Schlauchwinde vollautomatisch ab. Es kommt im laufenden Baustellenbetrieb vor, dass ein elektrisches Gerät nicht funktioniert. Mit der umfangreichen Hinweis- und Fehlerdiagnostik in dieser digitalen KS-ASS Technik können Fehler über das Display abgelesen werden. Bei Wartungen werden die Fehler ausgewertet, weil die KS-ASS Technik nichts vergisst. Jeder Auftrag-

geber erhält ein genaues Protokoll über Reinigungszeiten, Beschichtungszeiten, Schachttiefe und Mörtelverbrauch für jeden Schacht. Die Entscheidung zur Anwendung dieser neuen Technik liegt jetzt in der Hand der Kanalsanierungsfirmen, deren Mitarbeiter die Prozesse der KS-ASS Anlage auch wahlweise mit Ihrem i-Phone steuern können. Das Einzige, was noch nicht automatisiert ist: Wie können die ERGELITSäcke ohne einen Mitarbeiter vom Begleitfahrzeug in den Mischer der KS-ASS Anlage gefördert werden? Diese Frage eines sachkundigen Messebesuchers hat das HERMESTeam in sein laufendes Entwicklungsprogramm aufgenommen. Denn auch als 1998 die ersten Schritte zur KS-ASS Entwicklung vollzogen waren, galt der heutige Automatisierungsstand als reine Utopie. Wenn künftig die Kanalschachtsanierung vom Bürosessel aus durchgeführt wird – HERMES Technologie wird dabei sein. Tim Hermes B.A., HERMES Technologie, Schwerte Weitere Informationen: HERMES Technologie GmbH & Co KG Bürenbrucher Weg 1a, 58239 Schwerte Tel. (02304) 971 23-0, Fax (02304) 74 68-0 office@hermes-technologie.de, www.hermes-technologie.com/de

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In Zukunft nur noch mobil – Digitalisierung macht Sanierungsdokumentation so effizient wie nie zuvor Erfassen, beschreiben und berichten – all das gehört zu einer erfolgreichen Sanierungsdokumentation. Mit der mobilen Sanierungsdokumentation des Infrastrukturmanagement-Systems ­BaSYS wird dies für Anwender so effizient wie nie zuvor. Die reibungslose Dokumentation aller Schritte der Auftragsabwicklung ist hierbei genauso Bestandteil wie die Übermittlung der Daten an das jeweilige mobile Endgerät. Vor Ort können für alle Objekte wie Schächte, Haltungen und Anschlussleitungen sämtliche Schritte der Sanierungsdurchführung aufgenommen und weiterverarbeitet werden. Der Fortschritt lässt sich somit vom Status der Baustelle über die komplette Dokumentation bis hin zu alternativ durchgeführten Maßnahmen registrieren. Als letzten Schritt komplettiert die reibungslose Synchronisierung mit dem Arbeitsplatz im Büro den lückenlosen Datenfluss. Dreh- und Angelpunkt der mobilen Sanierungsdokumentation ist die Applikation BaSYS MOBILE, mit deren Hilfe nicht nur die Sanierungsdokumentation, sondern auch die Betriebsführung und das Wartungsmanagement flexibel gemeistert werden können. Es dient Betreibern, Dienstleistern und Sanierungsfirmen zur Bestandsdatenerfassung sowie zur Dokumentation von durchgeführten Wartungs- und Sanierungsarbeiten und gesichteten Schäden. Der Anwender hat somit jederzeit den Überblick über den Fortschritt der Arbeiten und den Zustand der Infrastrukturobjekte.

Die einzelnen Arbeitsschritte der Sanierungsdokumentation beginnen mit der Auftragserstellung für die jeweilige Maßnahme, die unmittelbar an BaSYS MOBILE übergeben wird. Neben einer intuitiven Bedienung und der Optimierung für mobile Endgeräte bietet die Anwendung die Möglichkeit zur Objektortung und -kennung mit GPSund RFID-Technologie. Dank des digitalen Lageplans und der GPS-Anbindung können einfach und bequem die Position und Lage der relevanten Objekte selektiert und fokussiert werden. Durch den Start der Sanierungsdokumentation können die einzelnen Maßnahmen nun konkret bearbeitet werden. Details erfassen, verwerfen oder alternative Sanierungen ergänzen ist nun spielend leicht und von jedem Ort aus möglich. Der Anwender hat somit in jeder Phase der Sanierungsmaßnahme die Möglichkeit, sich einen detaillierten Überblick über den betreffenden Bearbeitungsstatus zu verschaffen. Der automatische Abgleich zwischen geplanten und bereits erledigten Arbeiten ist somit ständig abrufbar und unterstützt das Team auf der Baustelle. Die wesentlichen Informationen über tatsächlich durchgeführte Sanierungsmaßnahmen werden durch den digitalen Workflow direkt und unmittelbar in der BaSYSDatenbank gespeichert. Direkt vor Ort können zusätzlich zu jeder durchgeführten Arbeit auch Fotos und Videos eingespielt und verknüpft werden. Doch was passiert, wenn ein Schacht oder eine Haltung fehlt? Auch hier bietet Ba-

Pro Zeitschrift eine Box Ingenieurwissen aufbewahren in Zeitschriften-Archivboxen. geschlossen, staubgeschützt beschriftet mit Zeitschriftenname/Jahrgang farbliche Kennung ein Jahrgang an einem Ort

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Digitalisierung und Software

Sanierungsdokumentation mit dem Tool BaSYS MOBILE (Foto: BARTHAUER)

SYS MOBILE eine passgenaue Lösung. Ergänzend können auch Objekte mobil neu eingezeichnet werden, die dann später in die Datenbank einfließen. Mittels eines Assistenten hat der Anwender auch hier die Kontrolle darüber, was genau in die Datenbank übernommen werden soll. Die neu

eingezeichneten Objekte sind sofort im GIS- oder CADSystem sichtbar und können weiterbearbeitet oder an ein Vermessungsbüro übergeben werden. Die Vorteile der mobilen Erfassung und Steuerung von Sanierungsmaßnahmen liegen auf der Hand: Neben der unmittelbaren Zeitersparnis für alle Beteiligten bietet die mobile Sanierungsdokumentation auch eine erhöhte Informationstransparenz und die Möglichkeit der lückenlosen Abbildung der einzelnen Phasen einer Maßnahme. Die innovative Technologie führt zu einer verbesserten Datenqualität. Das Tool BaSYS für Planung, Verwaltung, Betrieb und Fortschreibung von Infrastrukturobjekten bietet allen Anwendern nicht nur ein System für die mobile Sanierungsdokumentation, sondern in erster Linie ein umfassendes Infrastrukturmanagement-System. Durch die offene Datenbankstruktur können auch weitere spezialisierte Fachanwendungen sowohl oberirdisch als auch unterirdisch ergänzt werden. Weitere Informationen: Barthauer Software GmbH Pillaustraße 1a, 38126 Braunschweig Tel. (0531) 235 33-0, Fax (0531) 23 533-99 info@barthauer.de, www.barthauer.de

Seminar „Praxisgerechte Planung, Ausschreibung und Vergabe von Kanalsanierungsmaßnahmen“ Zum Tagesgeschäft in der Kanalinstandhaltung gehört das Erstellen von Leistungsverzeichnissen. Die ausführenden Unternehmen stehen aus der Sicht von Kanalnetzbetreibern, planenden Ingenieurbüros und Mitarbeitern in Ämtern, Gemeinden und Verbänden vor der Herausforderung, VOB-konforme Leistungstexte zu formulieren. Die VOB Teil A, Nummer 1 fordert, „Leistungen eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass alle … (sie) im gleichen Sinne verstehen …“. Diese Aussage stellt alle vor extreme Herausforderungen. Ziel der Seminare ist es, anhand der Schlauchverfahren die gültigen Regelwerke aufzuzeigen und die in der Praxis der grabenlosen Kanalsanierung aufgeführten Leistungen in Leistungstexten VOB-konform darzustellen. Die Veranstaltung basiert auf dem Konzept „aus der Praxis für die Praxis“ und wendet sich an die Fachleute, die sich mit der Planung und Ausschreibung von Kanalsanierungsmaßnahmen in grabenloser Technik befassen müssen.

Software für das Infrastrukturmanagement und die Wasserwirtschaft Ressourcen bündeln, Effizienz steigern und damit Kosten minimieren? Mit BaSYS schaffen Sie die Grundlage, um Ihre Infrastrukturnetze und -objekte gemeinsam zu verwalten. Das Fundament bildet eine ganzheitliche Datenbankstruktur. Das System begleitet den gesamten Workflow der Netz- und Objektverwaltung. www.barthauer.de

Teilnahmegebühr: 170 € (VSB-Mitglieder: 130 €) Seminartermine: 23. Januar 2019 Hannover 08. Mai 2019 Münster 22. Mai 2019 Hamburg Weitere Informationen: Verband zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB) Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover Tel. (0511) 84 86 99 55, Fax (0511) 84 86 99 54 info@sanierungs-berater.de www.sanierungs-berater.de /vsb/kanalsanierungsmassnahmen.php

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14. – 15.02.2019

Oldenburg

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08. – 10.05.2019

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Messen und Veranstaltungen

33. Oldenburger Rohrleitungsforum: Rohrleitungen – Transportmedium für ­Trinkwasser und Abwasser „Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser“ lautet das Leitthema des 33. Oldenburger Rohrleitungs­ forums, das am 14. und 15. Februar 2019 an der Jade Hochschule an der Ofener Straße in Oldenburg stattfindet. Anpassungsstrategien für leitungsgebundene Infrastrukturen an einen globalen Klimawandel, demographische Veränderungen sowie zunehmende Digitalisierungstendenzen stehen genauso im Fokus der Veranstaltung wie etwa „Nord Stream 2“ die Vorstellung eines Super-Projektes, bei dem es um die Installation einer Offshore Pipeline in der Ostsee geht. Mit Blick auf die in den letzten Jahren immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse und den Bilderbuch-Sommer 2018, der sich unter anderem mit Engpässen in der Wasserversorgung bemerkbar machte, greift das Forum Fragestellungen vor dem Hintergrund der Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland auf. Versorgungssicherheit ist jedoch bekanntermaßen nicht nur rund um die aktuelle Diskussion um einen globalen Klimawandel ein Brennpunktthema bundesdeutscher Netzbetreiber. Der Ende März dieses Jahres für 2030 angekündigte Ausstieg der Niederlande aus der europäischen Gasförderung bringt viel Bewegung in die nationale und internationale Gaswirtschaft. Auch dies sorgt für viel Gesprächsstoff auf dem Oldenburger Branchentreff.

Leitthema ein Volltreffer Der Startschuss für das 33. Oldenburger Rohrleitungsforum fällt wie in den beiden Vorjahren im Sitzungssaal des ehemaligen Oldenburger Landtagsgebäudes. In der Auseinandersetzung mit Themen wie „+ 2°: dann leidet auch die Trinkwasserinfrastruktur!“, „Was wird mit dem Wasser? – GESTERN.HEUTE. MORGEN“ und „Was­ser­ver­sorgung in Zeiten extremer Wetterereignisse – Erkenntnisse aus dem Jahrhundertsommer 2018“ legen die Einführungsvorträge die Basis für die programmatische Vielfalt der beiden folgenden Veranstaltungstage, bei der ein Schwerpunkt diesmal auf dem Bereich Wasser liegen wird. „Damit haben wir mit Blick auf die aktuelle Entwicklung und die sich hieraus ergebenden Herausforderungen für die gesamte Branche einen inhaltlichen Volltreffer gelandet“, ist Prof. Dipl.Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, überzeugt. „Das Leitthema 2019 ‚Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser‘ ist durch die Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland im Jahr 2018 besonders aktuell geworden“, so Thomas Wegener weiter. „Der sehr lange und warme Sommer führte jedenfalls in einigen Gebieten zu erheblichen Ernteeinbußen in der Landwirtschaft, mancherorts gab es auch Beeinflussungen der Trinkwasserversorgung.“ Wegener verweist in diesem Zusammenhang auf Erfahrungen des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) und auf die Vorkommnisse in der mittelhessischen Region Vogels-

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Bild 1.  Zu einer nachhaltigen und sicheren Wasserversorgung gehören Trinkwasser­ speicher, die Verbrauchsspitzen abfedern und einen gleichbleibenden Druck im Netz sicherstellen (Foto: Frank GmbH)

berg und die Stadt Ulrichstein, in der aufgrund der Trockenheit die Trinkwasserversorgung der Kernstadt nicht mehr sichergestellt werden konnte. Kurzzeitig wurde das benötigte Wasser mit Tankwagen geliefert und die Bevölkerung um sparsamen Verbrauch gebeten.

Fünf Handlungsstränge Themen wie dieses stehen auf dem Forum an der Jade Hochschule in Oldenburg 2019 im Blickpunkt. Wie gewohnt werden die Tagungsteilnehmer in Form von fünf thematischen Strängen durch die beiden Veranstaltungstage begleitet. Die Vorträge in Vortragsstrang 1 werden sich u. a. mit Krisenmanagement, Planung, Bau und Betrieb von Netzen beschäftigen. Darüber hinaus geht es im Vortragsblock „Biologische Trinkwasserqualität“ um das neue Arbeitsblatt W 271 und revolutionäre Entwicklungen in der Rohrnetzpflege. Die zweite Vortragsreihe ist tradi­ tionell den Werkstoffen vorbehalten: Die verschiedenen Hersteller nutzen die Gelegenheit und stellen die neuen Entwicklungen aus ihren Unternehmen vor.

Bild 2.  Ein Wasserversorgungsnetz ist niemals fertig, Instandhaltungs- und Umbau­ maßnahmen gehören zum Betriebsalltag, neue Verfahren und Techniken helfen, ­Betriebs- oder Instandhaltungskosten zu reduzieren (Foto: Friatec AG)

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Messen und Veranstaltungen

Karten werden neu gemischt Beim dritten Vortragsstrang liegt ein Schwerpunkt auf dem Gas. Mit der Entscheidung der niederländischen Regierung, bis zum Jahr 2030 komplett aus der Gasförderung auszusteigen, werden die Karten auf dem europäischen Gasmarkt neu gemischt. Mit dieser richtungsweisenden Entscheidung reagiert man in den Niederlanden auf die Entwicklungen in der Provinz Groningen, direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Durch die exzessive Förderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dort der Boden abgesenkt. Ca. 3 km unter der Erdoberfläche wird der Druck in der vorhandenen Sandsteinschicht durch die Gasförderung stark abgesenkt. Dadurch werden die Gesteinsschichten zusammengedrückt und bauen entlang natürlicher Verwerfungslinien Spannungen auf, die sich in plötzlichen Verschiebungen entladen und die Erde beben lassen. Seit 1986 gab es in der Region Groningen mehr als 1.000 Erdbeben. In der Beendigung der Förderung sieht man in den Niederlanden den besten Weg, um die Sicherheit in Groningen sicherzustellen.

Umstellung von L-Gas auf H-Gas Der geplante Paradigmenwechsel in den Niederlanden hat auch weitreichende Folgen für Deutschland, denn das Nachbarland ist bisher eines der wichtigsten Gaslieferanten der Bundesrepublik. Fast fünf Millionen Haushalte in Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt nutzen niederländisches Erdgas – das entspricht immerhin 13 % aller Haushalte in Deutschland. Eine Umstellung auf andere Bezugsländer ist nicht ohne Weiteres zu realisieren, denn in den Niederlanden wird L-Gas gewonnen. L-Gas (low calorific gas) hat einen geringeren Methangehalt und damit einen geringeren Brennwert bzw. Energiegehalt als das z. B. in Russland geförderte H-Gas (high calorific gas). Wegen des unterschiedlichen Brennwerts müssen die beiden Gasarten in getrennten Gasnetzen transportiert werden.

Diskussion im Café

Bild 3.  Das lichthärtende Schlauchlining wird bereits seit einigen Jahren erfolgreich in der Kanalsanierung eingesetzt – seit vergangenem Jahr wird das Verfahren auch ver­ mehrt zur Instandsetzung von Schächten genutzt (Foto: Diringer&Scheidel Rohrsanierung)

gehend parallel zur bereits bestehenden Nord Stream Pipeline verlaufen. Die beiden neuen Stränge sollen 55 Milliarden m3 Gas pro Jahr zusätzlich in das Gebiet der Europäischen Union leiten. Baubeginn des nicht unumstrittenen Projektes war im Mai 2018, 2019 sollen die neuen Leitungen in Betrieb gehen. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) verwiesen, die ebenfalls die deutsche und europäische Erdgasversorgung stärken soll. Sie wird auf einer Länge von ca. 480 km von der Ostsee durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis in den Süden Sachsens und von dort über die Grenze in die Tschechische Republik verlaufen. Bereits Ende 2019 soll der erste Leitungsstrang der EUGAL fertiggestellt sein.

Zur besten Sendezeit „Mit Referaten aus dem Fachgebiet des kathodischen Korrosionsschutzes, dem neuen Bauvertragsrecht sowie über internationale und nationale Leitungssanierungsprojekte haben es weitere aktuelle Themen auf einen Platz zur besten Sendezeit geschafft“, merkt Prof. Thomas Wegener an. Grabenlose Verlegetechniken stehen ebenso im Fokus der

Genau diesem Thema widmet sich auch die diesjährige Diskussion im Café. Wie kann die deutsche Gaswirtschaft auf die aktuellen Entwicklungen in den Niederlanden reagieren? Welche Handlungsoptionen gibt es? Kann Deutschland die Niederlande aus den Lieferverträgen entlassen? Was kann H-Gas bei der Versorgung von L-Gas-Kunden beisteuern? Unter dem Arbeitstitel „Wenn das Erdgas aus NL zur Neige geht ...“ werden die Teilnehmer an der Diskussion im Café möglicherweise die richtigen Antworten finden. Die Diskussion erfährt einen interessanten Auftakt durch einen Impulsvortrag, der sich u. a. mit den potenziellen Handlungsoptionen der deutschen Gaswirtschaft bei der Verwendung von H-Gas und L-Gas befasst.

Pipelines im Fokus Mit „Nord Stream 2“ steht die Vorstellung eines Super-Projektes auf dem Programm, bei dem es um die Installation einer Offshore-Pipeline in der Ostsee geht. „Nord Stream 2“ soll nach Angaben des Nord-Stream-Konsortiums weit-

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Bild 4.  Die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) wird auf einer Länge von ca. 480 km von der Ostsee durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis in den Süden Sachsens und von dort über die Grenze in die Tschechische Republik ver­ laufen (Foto: Gascade)

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vierten Vortragsreihe wie Synergien bei Zertifikaten für den Leitungsbau. Der fünfte und letzte Vortragsstrang führt mit Beiträgen über Building Information Modeling (BIM), moderne Betriebsführung, Asset Management und Cybersicherheit den digitalen roten Faden der letzten Foren weiter fort. Langjährige Klassiker wie Fernwärme und Schweißtechnik bilden den thematischen Schlusspunkt des Forums am Freitagnachmittag.

Die komplette Welt des Rohrleitungsbaus Wie immer im Februar in Oldenburg finden neben den genannten Vorträgen auch eine Vielzahl anderer spannender und aktueller Themen aus der Rohrleitungswelt Eingang in die Programmvielfalt des Oldenburger Rohrleitungsforums – und das nicht nur im fachlichen Rahmen an der Fachhochschule, sondern auch beim „Ollnburger

Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle, der den ersten Veranstaltungstag traditionsgemäß beschließt. Die Veranstalter rechnen mit mehr als 3.000 Besuchern aus dem Inund Ausland, die gemeinsam mit ca. 350 Ausstellern und ca. 130 Referenten und Moderatoren die Jade Hochschule in Oldenburg für zwei Tage zum Mittelpunkt der Tiefbaubranche machen werden. Wie in jedem Jahr ist der forumsbegleitende Ausstellungsbereich zwar bereits komplett ausgebucht, jedoch sind Anmeldungen zur Teilnahme am Forum und am Grünkohlabend noch möglich. Weitere Informationen: Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro) Ina Kleist Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg Tel. (0441) 36 10 39-0, Fax (0441) 36 10 39-10 kleist@iro-online.de, www.iro-online.de

Prof. Lenz-Preis in Bratislava verliehen: hohe Auszeichnung für Prof. Dr. Georg Steinhauser und Dr. Sergiy Dubchak Seit 2003 fördert die Stiftung Prof. Joachim Lenz im Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V. bilaterale Projekt-/Ingenieurarbeiten. Der alle drei Jahre ausgeschriebenen Stiftungspreis in Höhe von 10.000 € ging in diesem Jahr an Prof. Dr. Georg Steinhauser, Leibniz Universität Hannover, und Dr. Sergiy Dubchak, State Ecological Academy of Postgraduate Education and Management, Ukraine. Auf der 5. Stiftungstagung in Bratislava wurden die beiden Preisträger für ihr Forschungsprojekt „Das Verlanden des Kühlwasserspeichers des Atomkraftwerks Tschernobyl und dessen Auswirkungen auf die aquatische Umwelt in der Region“ geehrt. Neben Grußworten von Prof. Dr.-Ing. Manfred Weisensee, Vorsitzender des Stiftungsausschusses der Stiftung Prof. Joachim Lenz, Oldenburg, Prof. Dipl.Ing. Joachim Lenz, Oldenburg, MUDr. Iveta Plšeková, Stadt Bratislava, und Prof. Dr.-Ing. Stefan Stanko, Prorektor der Slovak University of Technology, zählte ein Festvortrag über „Die deutsch-slowakischen Beziehungen“ von Joachim Bleicker, Deutscher Botschafter in der Slowakischen Republik, zu den Höhepunkten der Veranstaltung.

Prof. Dr. Georg Steinhauser, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, Leibniz ­Universität Hannover (Mitte) und Dr. Sergiy Dubchak, State Ecological Academy of Postgraduate Education and Management, Kyiv, Ukraine (rechts) nehmen den Stif­ tungspreis aus den Händen von Prof. Dr.-Ing. Manfred Weisensee, Vorsitzender des Stiftungsausschusses der Stiftung Prof. Joachim Lenz, Präsident der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, entgegen (Foto: Stiftung Prof. Lenz)

Brückenschlag zwischen Ost und West Für die Ausschreibung und Verleihung des Stiftungspreises gilt das besondere Interesse zukunftsorientierten Themen, Fragen und Lösungsansätzen sowie dem Wunsch, die Beziehungen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarländern zu vertiefen und zu festigen. In diesem Sinne hätten die Preisträger mit ihrem Forschungsprojekt eine Brücke von europäischem Format geschlagen – darauf wies Prof. Dr.-Ing. Manfred Weisensee in seiner Laudatio hin. Prof. Dr. Georg Steinhauser und Dr. Sergiy Dubchak beschäftigen sich in ihrem Forschungsvorhaben insbesondere mit Auswirkungen des Reaktor-Unfalls von Tschernobyl im Jahr 1986, bei dem große Flächen der Umgebung des AKW u. a. mit hochradioaktiven Brennstoffpartikeln – sogenannten „hot particles“ – kontaminiert wurden. Diese regneten nach dem Super-

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Gau auf die umliegenden Gewässer nieder und wurden im anoxischen Schlick am Grund der Gewässer konserviert. So auch im Kühlteich des AKW Tschernobyl, dessen Wasserspiegel nach Beendigung der Befüllung sinkt. Das führt dazu, dass die hot particles am freigelegten Ufer nun erstmals Luftsauerstoff ausgesetzt werden, wodurch sie korrodieren und ihre hoch radiotoxischen „Inhaltsstoffe“ freisetzen.

Einmaliges Phänomen Prof. Dr. Georg Steinhauser und Dr. Sergiy Dubchak wollen dieses einmalige Phänomen über längere Zeit hinweg beobachten und die Auswirkungen auf die aquatische Umwelt quantifizieren. Mit der Verleihung des Prof. LenzPreises fühlen sich die beiden Forscher in ihrem Engage-

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ment bestätigt: „Die Unterstützung der Prof. Joachim Lenz Stiftung ermöglicht uns die Realisierung des Projekts nicht nur aus finanzieller Sicht – die mit dem Stiftungspreis zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung bestärkt uns, an die Relevanz der Thematik zu glauben und das Projekt zum Erfolg zu führen“, so Prof. Dr. Georg Steinhauser bei der Preisverleihung.

Weitere Informationen: Stiftung Prof. Joachim Lenz zur Integration osteuropäischer Studenten in deutsche Hochschulen im Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V. Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg Tel. (0441) 36 10 39-0. Fax (0441) 36 10 39-10 info@stiftung-prof-lenz.de, www.stiftung-prof-lenz.de

RO-KA-TECH 2019 in Kassel: mehr Aussteller und größere Fläche

Es ist das Event für die Rohr- und Kanaltechnikbranche im kommenden Jahr: Die RO-KA-TECH in Kassel öffnet vom 8. bis 10. Mai 2019 ihre Tore für Besucher aus dem In- und Ausland. Produkte, Dienstleistungen und Innovationen werden an drei Tagen auf 26.000 m2 präsentiert – damit ist die Ausstellungsfläche größer denn je. „Wir haben von Seiten der Aussteller wieder sehr viel positive Resonanz auf die vergangene Veranstaltung erhalten und konnten schon bis Mitte dieses Jahres fast alle Plätze für 2019 vergeben“, freut sich Ralph Sluke, Geschäftsführer des Veranstalters VDRK Verband der Rohr- und Kanal-TechnikUnternehmen e. V. Die Zahl der Aussteller werde nach dem Rekordjahr 2017 noch einmal gesteigert – auf ca. 300 Unternehmen und Organisationen. Bereits bei der letzten Ausgabe war der Anteil der ausländischen Unternehmen deutlich gestiegen. „Wir merken, dass die RO-KA-TECH eine hohe internationale Beachtung findet“, so Ralph Sluke.

Wachsende Bedeutung der unterirdischen Infrastruktur Die Lage des Veranstaltungsortes mitten in Europa ist einer der großen Pluspunkte der RO-KA-TECH. Die Konzentration auf Technologien und Systeme rund um die Rohr- und Kanaltechnik hat außerdem zu einer Etablierung als Knowhow-Hotspot beigetragen. „Trotz – oder ge-

Bild 2.  Die Messe wird vor allem für persönliche Kontakte ­zwischen Kun­ den und Anbietern genutzt (Fotos: VDRK)

rade wegen – der zunehmenden Online-Kommunikation wird der persönliche Kontakt zwischen Kunden und Anbietern wertgeschätzt. Dies gilt gerade in unserem speziellen Bereich der unterirdischen Infrastruktur, der an Bedeutung für Entscheider in öffentlichen Organisationen und Kommunen gewinnt“, sagt Ralph Sluke. „Wachstumsraten in der Messelandschaft sind nicht unbedingt üblich – insofern sind wir stolz darauf, dass wir zuletzt eine Zunahme der Ausstellerzahlen und nahezu stabile Besucherzahlen registrieren konnten.“ Seit 2017 stellt der VDRK die Korrektheit der Daten über eine Zertifizierung durch die Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) sicher.

Hotelbuchung und Online-Ticket-Service Besucher sollten sich schon einmal den Termin vormerken und können sich auf der Website unter www.rokatech.de über die Messe informieren. Es wird empfohlen, bei Bedarf rechtzeitig für den Aufenthalt ein Hotelzimmer zu buchen. Einen Link zu Partnerhotels gibt es im Besucherbereich der Website. Eintrittskarten für die RO-KA-TECH werden von ausstellenden Unternehmen kostenfrei an Kunden und Interessenten herausgegeben. Besucher können alternativ Tickets zu einem Preis von 12,50 € online auf der Website buchen. Tagestickets stehen am Eingang zum Preis von 20 € zur Verfügung. Weitere Informationen:

Bild 1.  Andrang bei der RO-KA-TECH 2018 in Kassel

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VDRK Verband der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e. V. Ralph Sluke Wilhelmshöher Allee 253–255, 34131 Kassel Tel. (0561) 20 75 67-0, Fax (0561) 20 75 67-29 info@vdrk.de, www.vdrk.de

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17. Deutscher Schlauchlinertag und 8. Deutscher Reparaturtag in Troisdorf: Know-how und Networking kompakt Die Stadthalle in Troisdorf ist am 2. und 3. April 2019 Veranstaltungsort des 17. Deutschen Schlauchlinertages und des 8. Deutschen Reparaturtages. Wie in den Vorjahren haben sich die Veranstalter entschieden, die wichtigsten Treffen der deutschen Sanierungsbranche an zwei aufeinanderfolgenden Tagen aus­ zurichten. „Das Konzept des Doppelpacks ist voll aufgegangen – das belegen die Rückmeldungen der beteiligten Unternehmen und von vielen Teilnehmern“, stellt Dr.-Ing. Igor Borovsky, Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover e. V. (TAH), fest. „Neben einer Fülle von Spezialthemen in beiden Disziplinen gibt es auch eine große Schnittmenge, dementsprechend nutzen viele die Möglichkeit, sich zu beiden Veranstaltungen anzumelden“, so Igor Borovsky weiter. Die vielfältigen und breitgefächerten Programme werden traditionell von Fachausstellungen begleitet. Darüber hinaus können sich die Teilnehmer an beiden Tagen wieder auf die moderierten Außenvorführungen freuen.

Sanierungstechniken im Fokus Die Schlauchlining-Technologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zum wichtigsten Verfahren der grabenlosen Kanalsanierung entwickelt. Der Deutsche Schlauchlinertag trägt dieser Entwicklung als Veranstaltung sowohl in Bezug auf die technische Bedeutung als auch auf die überdurch-

schnittliche Marktstellung dieser Technologie Rechnung – ein Anspruch, dem auch der Deutsche Reparaturtag gerecht wird, indem er einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Kanalsanierung leistet. Was gibt es Neues in der Branche, wie ist der Stand der Techniken und von Normen und Regelwerken? Was müssen Auftraggeber und Planer wissen und was muss bei der Planung von Sanierungen mit Schlauch-Linern und Reparaturverfahren beachtet werden? Fachleute werden Antworten auf diese und andere Fragen liefern, Netzbetreiber von ihren Erfahrungen in der täglichen Praxis berichten. „Darüber hinaus haben wir viel Zeit für den Austausch untereinander vorgesehen“, nennt Igor Borovsky einen weiteren wichtigen Aspekt beider Veranstaltungen. Dabei würde gerade auch die kritische Auseinandersetzung mit den Verfahren zu vielen Impulsen führen, die zu Weiterentwicklungen von Verfahren und Technik beitragen würden – das hätten die letzten Jahre eindrücklich gezeigt. Detaillierte Informationen zum Tagungsprogramm sowie alles Wichtige rund um die Veranstaltung finden sich unter www.schlauchliner.de und www.reparaturtag.de. Weitere Informationen: Dr.-Ing. Dipl.-Math. Igor Borovsky Technische Akademie Hannover e. V. Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover Tel. (0511) 394 33-30, Fax (0511) 39433-40 borovsky@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de

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Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Simone von Schönfeldt, Berlin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1902 Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte

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